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Diese Zeichnung von 1864 zeigt die Sylter Austernfischer bei der Arbeit<br />
Im März eines jeden Jahres<br />
kommen die Austern aus ihrem<br />
Winterquartier. Zur Ebbezeit<br />
werden die Schalentiere dann<br />
palettenweise auf einem Anhänger<br />
mit dem Traktor hinaus<br />
ins Watt gefahren. Jeweils 200<br />
von ihnen sind in Kunststoffsäcken<br />
verpackt, die im Watt an Eisengestängen festgezurrt<br />
werden. Die Austern ernähren sich dort von winzigen<br />
Schwebeteilchen, filtern dafür stündlich bis zu 20 Liter<br />
Wasser durch ihre Schalen.<br />
Wenn die Austern nach drei Jahren dann ein Gewicht<br />
zwischen 70 und 90 Gramm erreicht haben, ist Erntezeit.<br />
Nach einer gründlichen Wäsche werden die Delikatessen<br />
zu zwölf, 25 oder 50 Stück in Körben verpackt<br />
und versendet – Abnehmer sind vorrangig der<br />
Fachhandel und die bundesweite Top-Gastronomie,<br />
doch bisweilen geht die Reise sogar noch ein gutes<br />
Stück weiter: „Wir haben auch schon mal Austern in<br />
die Karibik geflogen oder nach Hongkong“, berichtet<br />
Bine Pöhner. Den „zart-nussigen Geschmack“ der<br />
Austern können Sylt-Urlauber indes auch direkt vor<br />
Die Wintermonate verbringen die<br />
Schalentiere an Land<br />
Ort verkosten: Neben der Betriebshalle in der Lister<br />
Hafenstraße offeriert das Bistro „Austernmeyer“ vielfältige<br />
delikate Kreationen.<br />
Austern gelten auf Sylt schon lange als begehrte<br />
Delikatesse. Nachdem die Meerestiere durch König<br />
Knut den Großen vor Nordfriesland angesiedelt wurden,<br />
kreuzten die Sylter mit kleinen Booten durch das<br />
Wattenmeer und sammelten die Austern mit sogenannten<br />
Streicheisen vom Meeresboden auf. Diese<br />
Fangmethode war so einfach wie effektiv und blieb<br />
über die folgenden Jahrhunderte hinweg nahezu unverändert:<br />
Ein schweres Eisengeflecht schleifte über<br />
den Grund und brach die Austern los. Diese fielen<br />
dann in ein Netz, das hinter dem Streicheisen befestigt<br />
war. Hamburger und Bremer Kaufleute, Adel und<br />
Königshäuser ließen sich frische Meerestiere schicken,<br />
die in mit Seewasser gefüllten Holzfässchen<br />
auf die Reise gingen. Und auch heute noch ist sie in<br />
aller Munde: Die Sylter Auster. (fd)<br />
Fotos: Dittmeyer's / Archiv Deppe<br />
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