PASEWALKER NACHRICHTEN - 14 - Nr. 12/<strong>2013</strong>
Nr. 12/<strong>2013</strong> - 15 - PASEWALKER NACHRICHTEN Rainer Dambach – Ein Nachruf (PN/PM). Im Juli 2002 wählten die Pasewalker Bürgerinnen und Bürger den Quereinsteiger Rainer Dambach zum Bürgermeister ihrer Stadt. Vom ersten Tag seines Amtsantritts, den 01.08.2002, bis zu seinem Todestag, am 22.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong>, war sein wichtigstes Anliegen, direkter Ansprechpartner für die Einwohner von Pasewalk zu sein und die Geschicke der Stadt so zu lenken, dass sie sich zum Wohl aller Bürgerinnen und Bürger entwickeln. Sein Motto während seiner gesamten Amtszeit war, ein „Bürgermeister zum Anfassen“ zu sein. Dass er es damit ernst meinte, hat er – bei Wind und Wetter – <strong>11</strong> Jahre mit seinem regelmäßig statt findenden „Rathaus auf dem Markt“ gezeigt. Hier konnte jeder kommen und ihm seine kleinen und großen Nöte vortragen und er sorgte dafür, dass sie so schnell wie möglich von der Verwaltung bearbeitet wurden. Einmal im Jahr lud er alle Senioren der Stadt zu einer Stadtrundfahrt ein, um sie über die neuesten Entwicklungen zu informieren. Unbürokratisches und zügiges Handeln standen für ihn immer im Vordergrund. Ganz wichtig war ihm daher auch, die Verwaltung zu einem modernen Dienstleistungsunternehmen zu entwickeln. Das war nicht leicht, denn um eingefahrene Strukturen zu verändern, bedarf es eines langen Atems. Vor allem in vernünftiger Teamarbeit sah er die große Chance für die Weiterentwicklung der Stadt. Seine nicht leichte <strong>11</strong>-jährige Amtszeit war aber auch geprägt von vielen Anfeindungen und Anschuldigungen. So wurde er im September 2008 auf Antrag der Mehrheit der Stadtvertretung für 3 Monate vom Amt suspendiert. Das OVG hob jedoch den Beschluss wieder auf und RD wurde im April 2010 zum 2. Mal in das Amt des Bürgermeisters der Stadt Pasewalk gewählt. Rainer Dambach hat in seiner Amtszeit Pasewalk zu einer Stadt gemacht, die bürgerfreundlich, seniorenfreundlich, kinderfreundlich und offen für neue Ideen und Gestaltung ist. Mit großem Engagement, seiner ganzen Schaffenskraft und Kompetenz wurden wichtige Weichenstellungen für Pasewalk vorgenommen. Beispielhaft seien hier die Sanierung und der Ausbau der GS-Mitte genannt, der Oststadtpark, Straßensanierungen in der Oststadt und der Innenstadt, Sanierung der Marktstraße, Stettiner Straße etc., neue Spielplätze für Kinder, die Ansiedlung von Kaufland, der Abriss maroder Plattenbauten in der Oststadt und der Bauruinen in der Stadt (alte Molkerei, Gropa, ehem. Fleischkombinat, Hotel an der Uecker, Schützenpark, ehem. Geflügelschlachthof etc.). Insgesamt hat er mehr als 10 Millionen Euro an Fördermitteln für Pasewalk eingeworben! Auf seiner Agenda stand auch, das Rathaus wieder in der Mitte der Stadt anzusiedeln, den Anfang sollte das Haus Am Markt 12 machen. Dort sollten zuerst das Standesamt und die Stadtinformation einziehen, um den Bürgerinnen und Bürgern ein direkter Ansprechpartner zu sein. Als studierter Landschaftsplaner lag ihm der Naturschutz ebenso am Herzen. Kein Baum durfte ohne seine Zustimmung gefällt werden. Auch hier hat er beispielhaftes für Pasewalk geleistet: über 700 Bäume wurden in und um Pasewalk gepflanzt! Er holte die Uecker wieder in das Bewusstsein der Pasewalker und der Stadtvertreter zurück, richtete an der Uecker einen Wasserwanderrastplatz ein und ließ somit den Berlin–Usedom-Radweg durch Pasewalk führen. Viele Straßen in Pasewalk wurden saniert und von Landschaftsplanern zeitgemäß begrünt. Für die meisten Pasewalker fast das ganze Jahr ein erfreulich blühender Anblick! Im kulturellen Bereich setzte er sich besonders ein für die Unterstützung der ortsansässigen Vereine, Schloss Bröllin, den KunstgARTen, die „Trümmerkugel“ oder die „goldene Linie“. Jede Ausstellung im Historischen U versuchte er selbst zu eröffnen. Der direkte Kontakt zu den ausstellenden Künstlern war ihm wichtig und er war über die Region hinaus als Freund der klassischen sowie der avantgardistischen Kunst bekannt. Er ließ das Kürassierdenkmal sanieren, nahm teil an den Festen in der Innenstadt, immer wollte er Pasewalk wirtschaftlich, touristisch und kulturell überregional aufwerten. Mit Rainer Dambach verliert Pasewalk nicht nur seinen Bürgermeister, sondern auch einen Mann, der Pasewalk über die Region hinaus durch sein demokratisches Engagement bekannt gemacht hat. Er war Mitbegründer des Aktionsbündnis Vorpommern: weltoffen-demokratisch-bunt! und konnte mit seinem unerschrockenem Engagement viele Bürgermeister in MV überzeugen, sich ebenfalls offensiv gegen undemokratische und menschenverachtende Ideologien öffentlich zu stellen. 2012 empfing er in Berlin den Demokratie-Fuchs und <strong>2013</strong> nahm er gemeinsam mit dem Aktionsbündnis den Johannes-Stelling-Preis entgegen. Im letzten Jahr waren ihm die gesundheitlichen Strapazen anzusehen und sie waren ihm wohl auch bewusst. Vielleicht zeigte er sich deshalb in persönlichen Gesprächen kämpferisch und positiv gestimmt. Rainer Dambach hatte noch viele Pläne und Ideen. Sein Kampf um die Grundwerte der Menschenrechte und der Demokratie haben ihn mit Pasewalk deutschlandweit bekannt gemacht. Das bleibt! Nachruf Schon 1998 reifte im Kriegsmuseum von Halen die Idee zu einer Städtepartnerschaft zwischen Halen und einer ehemaligen Garnisonsstadt von deutschen Cavaleriesoldaten, die sich am 12. August 1914 einen Kampf in unserer Stadt lieferten. Nach gegenseitigen Kontakten und Besuchen, wurde am 20. Oktober 2001 in den Räumen der ehemaligen Kürassierkaserne der Partnerschaftsvertrag durch den Bürgermeister von Pasewalk und Halen unterzeichnet. Das Motto lautete: Damals Krieg, jetzt Freundschaft. Auf Pasewalker Seite brachten besonders die Bürgerväter Sieber und Dambach lebendige Begeisterung entgegen. Der Freundeskreis Partnerstadt aus Halen ist jetzt ungemein betroffen, dass Bürgermeister Rainer Dambach, nach <strong>11</strong> Jahren, so unerwartet aus unserer Mitte gerissen wurde. Wir trauern mit der Pasewalker Bevölkerung, denen wir unser Mitgefühl ausdrücken. Zu gleicher Zeit wünschen wir allen ein gesegnetes Weihnachtsfest und viel Glück zum Neuen Jahr 2014! Für den Vorsitzenden des Freundeskreises Partnerstadt aus Halen, Julien Stroobants und die Mitglieder Urbain Clemens, Jean Vanonckelen, François Peetermans en Carol Persoons Marcel Corthouts