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Leseprobe Kapitel 5 (PDF)

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Bemessung – Grenzzustände der Tragfähigkeit 5.71<br />

4.1.2 Querkraft<br />

4.1.2.1 Nachweisform<br />

Es ist nachzuweisen, dass der Bemessungswert der einwirkenden Querkraft V Ed den Bemessungswert des<br />

Widerstandes V Rd nicht überschreitet.<br />

V Ed ≤ V Rd (71.1)<br />

Die Tragfähigkeit für Querkraft wird durch verschiedene Versagensmechanismen begrenzt; es gelten folgende<br />

Bemessungswerte der aufnehmbaren Querkraft:<br />

– V Rd,c aufnehmbare Bemessungsquerkraft eines Bauteils<br />

ohne Schubbewehrung (Abschn. 4.1.2.2)<br />

– V Rd,max Bemessungswert der Querkraft, die ohne Versagen<br />

des Balkenstegs („Betondruckstrebe“)<br />

aufnehmbar ist (Abschn. 4.1.2.3)<br />

θ<br />

– V Rd,s Bemessungswert der aufnehmbaren Querkraft<br />

eines Bauteils mit Schubbewehrung (ohne Versagen<br />

der „Zugstrebe“ aufnehmbare Querkraft;<br />

Abschn. 4.1.2.3)<br />

Das dargestellte, stark vereinfachte Fachwerkmodell erläutert das Tragverhalten eines Stahlbetonträgers.<br />

Druck- und Zuggurt sind durch Fachwerkstäbe verbunden, wobei die Druckstrebenkraft V Rd,max durch<br />

die Betontragfähigkeit und die Zugstrebentragfähigkeit V Rd,s durch die Schubbewehrung begrenzt ist.<br />

Bei V Ed ≤ V Rd,c ist rechnerisch keine Querkraftbewehrung erforderlich (Balken und Platten mit b / h < 5<br />

sind jedoch stets mit einer Mindestquerkaftbewehrung zu versehen; s. Abschn. 5.4). In Querschnitten mit<br />

V Ed > V Rd,c ist die Querkraftbewehrung zu bemessen, sodass V Ed ≤ V Rd,s ist (die erforderliche<br />

Mindestquerkraftbewehrung ist zusätzlich zu beachten).<br />

Der Bemessungswert der einwirkenden Querkraft V Ed darf in keinem Querschnitt des Bauteils den Wert<br />

V Rd,max überschreiten.<br />

Bemessungswert V Ed der einwirkenden Querkraft<br />

Maßgebende Querkraft im Auflagerbereich (bei Balken und Platten mit gleichmäßig verteilter Belastung)<br />

– unmittelbare (direkte) Stützung ⇒ V Ed im Abstand 1,0 · d vom Auflagerrand<br />

– mittelbare (indirekte) Stützung ⇒ V Ed in der Auflagerachse<br />

Bauteile mit veränderlicher Höhe:<br />

1)<br />

Berücksichtigung der Querkraftkomponente der geneigten<br />

Gurtkräfte F cd und F sd (nachfolgend ist der Fall<br />

der Querkraftverminderung bei positiven Schnittgrößen<br />

dargestellt):<br />

V Ed = V Ed,0 − V ccd − V td<br />

(71.2a)<br />

V Ed,0 Grundwert der Bemessungsquerkraft<br />

V ccd Querkraftkomponente der Betondruckkraft F 1) cd<br />

parallel zu V Ed,0<br />

V ccd = (M Eds / z) · tan ϕ o ≈ (M Eds / d) · tan ψ o<br />

M Eds = M Ed − N Ed · z s<br />

V td Querkraftkomponente von F sd parallel zu V Ed,0<br />

V td = (M Eds / z + N Ed ) · tan ϕ u ≈ (M Eds / d + N Ed ) · tan ϕ u<br />

(M Eds wie vorher)<br />

1) Erläuterung und Darstellung ohne<br />

Anordnung von Druckbewehrung.<br />

V ccd und V td sind positiv, wenn sie – bezogen auf dasselbe Schnittufer – in Richtung von V Ed,0 weisen.<br />

Bauteile mit geneigten Spanngliedern:<br />

Die Bemessungsquerkraft ergibt sich aus (s. oben)<br />

V Ed = V Ed,0 − V pd<br />

(71.2b)<br />

V pd Querkraftkomponente parallel zu V Ed,0 infolge Spanngliedneigung im Grenzzustand der Tragfähigkeit;<br />

V pd ist positiv, wenn es – bezogen auf dasselbe Schnittufer – in Richtung von V Ed,0 weist. Die mittlere<br />

Vorspannkraft muss dabei die Bedingung P mt ≤ A p · f p0,1k / γ S erfüllen.<br />

BTI_2012_05.indb 71 16.01.2012 17:32:40


5.72 Stahlbeton- und Spannbetonbau<br />

@<br />

4.1.2.2 Bauteile ohne Querkraftbewehrung (EC2-1-1, 6.2.2)<br />

Auf Schubbewehrung darf i. Allg. nur bei Platten verzichtet werden. Dabei darf die Querkraft V Ed die Tragfähigkeit<br />

V Rd,c nicht überschreiten. Außerdem muss an jeder Stelle V Rd,max (s. Abschn. 4.1.2.3) eingehalten<br />

werden (der Nachweis von V Rd,max erübrigt sich bei Platten ohne nennenswerte Längskräfte i. d. R.).<br />

Bemessungswiderstand V Rd,c<br />

Der Bemessungswert der Querkrafttragfähigkeit V Rd,c ergibt sich aus:<br />

V Rd,c = [C Rdc · k · (100 · ρ l · f ck ) 1/3 + 0,12 · σ cp ] · b w · d ≥ (v min + 0,12 · σ cp ) · b w · d (72.1)<br />

v min = (κ 1 /γ C ) · (k 3 · f ck ) 0,5<br />

mit κ 1 = 0,0525 für d ≤ 60 cm und κ 1 = 0,0375 für d ≥ 80 cm (Zwischenwerte interpolieren)<br />

C Rdc = 0,15/γ C (i. Allg. γ C = 1,5)<br />

k = 1 + (200/ d) 0,5 ≤ 2, Beiwert für den Einfluss der Nutzhöhe d (mit d in mm)<br />

b w kleinste Querschnittsbreite innerhalb der Zugzone in mm (s. a. Abschn. 4.1.2.3)<br />

σ cp = N Ed /A c < 0,2 f cd (in N/mm 2 ) mit N Ed als Längskraft inf. Last oder Vorspannung (Druck positiv!)<br />

f ck charakteristische Betondruckspannung (in N/mm 2 )<br />

= A sl / (b w · d) ≤ 0,02; Längsbewehrungsgrad<br />

ρ l<br />

A sl ist die Fläche der Längsbewehrung, die mindestens mit d über den betrachteten Querschnitt hinausgeführt und verankert<br />

wird (s. Skizze); Spannstahl im sofortigem Verbund darf angerechnet werden.<br />

bd<br />

direkte<br />

Lagerung<br />

bd<br />

bd<br />

Falls bei einfeldrigen, statisch bestimmten Bauteilen die Betonzugspannung kleiner als f ctk;0,05 / γ C ist, darf<br />

die Querkrafttragfähigkeit in auflagernahen Bereichen bei vorwiegend ruhender Belastung bestimmt werden:<br />

I⋅bw 2<br />

VRd,c = ⋅ fctd + αl ⋅σcp ⋅ fctd<br />

S<br />

(72.2)<br />

I Flächenmoment 2. Grades des Querschnitts (Trägheitsmoment)<br />

S Flächenmoment 1. Grades des Querschnitts (Statisches Moment)<br />

f ctd = α ct · f ctk;0,05 / γ C (α ct = 0,85, γ C = 1,5; Betonzugfestigkeit f ctk;0,05 s. Tafel 5.32)<br />

α 1 = l x / l pt2 ≤ 1 bei Vorspannung mit sofortigem Verbund und α 1 = 1 in den übrigen Fällen<br />

l x Abstand des betrachteten Querschnitts vom Beginn der Übertragungslänge (s. 5.3.2.1)<br />

l pt2 oberer Bemessungswert der Übertragungslänge (s. Abschn. 5.3.2.1)<br />

Unbewehrte Bauteile<br />

V Rd ist im ungerissenen (Rest-)Querschnitt nachzuweisen; ungerissen heißt, dass der Querschnitt im Grenzzustand<br />

der Tragfähigkeit vollständig überdrückt ist oder die Hauptzugspannung ≤ f ctd,pl ist; weitere Hinweise<br />

zur Berechnung s. EC2-1-1, 12.6.3.<br />

Beispiel (wird unter Abschn. 4.2.3 „Begrenzung der Verformungen“ fortgesetzt)<br />

Platte wie dargestellt bewehrt (s. Abschn. 4.1.1.3); gesucht ist der Tragfähigkeitsnachweis für Querkraft.<br />

Bemessungsquerkraft:<br />

V d,li = (1,35 · 6,5 + 1,5 · 5,0) · 4,5 / 2 = 36,6 kN/m<br />

V Ed = 36,6 − (0,08 + 0,18) · 16,3 = 32,4 kN/m<br />

↑ Bemessungslast<br />

Bemessung:<br />

V Rd,c = (0,15/1,5) · k · (100 · ρ l · f ck ) 1/3 · b w · d<br />

16 16<br />

k = 2; ρ l = 2,85 / (100 · 18) = 0,0016<br />

Baustoffe: C20/25; B500 V Rd,c = 0,10 · 2 · (0,16· 20) 1/3 · 1,0 · 0,18<br />

= 0,0531 MN/m = 53,1 kN/m > V Ed (s.o.)<br />

Mindestwert (hier günstiger):<br />

V Rd,c,min = (κ 1 /γ C )· (k 3 · f ck ) 0,5 · b w · d<br />

= (0,0525/1,5) · (2,0 3 · 20) 0,5 · 0,18<br />

= 0,0797 MN/m = 79,7 kN/m > V Ed<br />

BTI_2012_05.indb 72 16.01.2012 17:32:41


Bemessung – Grenzzustände der Tragfähigkeit 5.73<br />

4.1.2.3 Bauteile mit Querkraftbewehrung<br />

In Balken, Plattenbalken sowie bei Platten mit b / h < 5 ist stets eine Querkraftbewehrung anzuordnen, auch<br />

wenn rechnerisch keine Schubbewehrung erforderlich ist (Mindestquerkraftbewehrung). Bei V Ed > V Rd,c ist<br />

die Tragfägigkeit der Druckstrebe V Rd,max und der Querkraftbewehrung V Rd,s nachzuweisen.<br />

Bemessungswiderstand V Rd,max .<br />

(cot θ + cot α)<br />

V Rd,max = α cw · ν 1 · f cd · b w · z · —————— (73.1)<br />

(1 + cot 2 θ)<br />

mit α cw = 1,0 (EC2-1-1/NA, 6.2.3)<br />

ν 1 = 0,75 · (1,1 – f ck /500) ≤ 0,75<br />

b w kleinste Stegbreite innerhalb der Zugzonenhöhe (für Kreisquerschnitte s. [5.26], [5.33])<br />

Bei verpressten Spanngliedern mit einer Durchmessersumme Σ∅ h > b w / 8 im Steg ist b w zu ersetzen durch<br />

b w,nom = b w – 0,5 Σ∅ h (Beton ≤ C50/60) bzw. b w,nom = b w – 1,0 Σ∅ h (Beton ≥ C55/67)<br />

Bei nicht verpressten Spanngliedern oder Spanngliedern ohne Verbund gilt:<br />

b w,nom = b w – 1,2 Σ∅ h (∅ h äußerer Hüllrohrdurchmesser)<br />

z Hebelarm der inneren Kräfte, i. Allg. z ≈ 0,9 · d, ein ggf. ungünstigerer Wert ist zu berücksichtigen;<br />

zudem gilt z ≤ d – 2 · c v,l bzw. z ≤ d – c v,l – 3,0 cm (größerer Wert maßgebend) mit c v,l als Verlegemaß<br />

der Längsbewehrung in der Druckzone.<br />

Bei vollständig unter Zug stehenden Querschnitten wird für z der Abstand der Zugbewehrung<br />

angesetzt, wenn Bügel diese umfasst. Bei geneigten Spanngliedern muss in der vorgedrückten<br />

Zugzone Betonstahl zur Aufnahme der Längszugkräfte infolge Querkraft vorhanden sein.<br />

θ Neigungswinkel der Druckstrebe (s. u.)<br />

α Winkel zwischen Schubbewehrung und Bauteilachse<br />

Bemessungswiderstand V Rd,s<br />

V Rd,s = a sw · f ywd · z · (cot θ + cot α) · sin α (73.2)<br />

mit a sw = A sw /s w (Querschnitt der Querkraftbewehrung je Längeneinheit)<br />

θ Neigungswinkel der Druckstrebe; hierfür gilt<br />

(1,2 + 1,4 · σ cd / f cd )<br />

1,00 ≤ cot θ ≤ ––––––––––––––––≤ 3,0<br />

(1 − V Rd,cc / V Ed )<br />

mit σ cd = N Ed /A c σ cd als Druck positiv<br />

V Rd,cc = [c · 0,48 · f 1/3 ck · (1 – 1,2 · (σ cd / f cd ))] · b w · z mit c = 0,5<br />

Näherungsweise gilt: cot θ = 1,2 bei „reiner“ Biegung sowie Biegung und Längsdruck<br />

cot θ = 1,0 bei Biegung und Längszug<br />

Bauteile aus Normalbeton mit lotrechter Schubbewehrung (α = 90°) und ohne Längskraft (σ cd = 0)<br />

Bemessungswiderstand V Rd,max .<br />

V Rd,max = ν 1 · f cd · b w · z / (tan θ + cot θ) (73.3)<br />

Querkraftbewehrung a sw<br />

a sw = V Ed / ( f ywd · z · cot θ) (73.4)<br />

Neigungswinkel θ 1,00 ≤ cot θ ≤ 1,2 / (1 – 0,24 · f ck<br />

1/3 · b w · z / V Ed ) ≤ 3,0 (Normalbeton, σ cd = 0)<br />

Werte ν 1 · f cd und 0,24 · f ck<br />

1/3 für Normalbeton bis C50/60<br />

Bei geneigter Querkraftbewehrung<br />

ist 0,58 ≤ cot θ ≤ 3 zulässig.<br />

Betonfestigkeitsklasse C 12/15 16/20 20/25 25/30 30/37 35/45 40/50 45/55 50/60<br />

ν 1 · f cd in MN/m 2 5,10 6,80 8,50 10,6 12,8 14,9 17,0 19,1 21,2<br />

0,24 · f 1/3 ck in MN/m 2 0,55 0,60 0,65 0,70 0,75 0,79 0,82 0,85 0,88<br />

4.1.2.4 Auflagernahe Einzellasten<br />

Bei Einzellasten im Abstand 0,5d ≤ a v ≤ 2,0d vom Auflagerrand darf bei direkter Lagerung für die Ermittlung<br />

der Querkraftbewehrung und der Querkrafttragfähigkeit von Bauteilen ohne Querkraftbewehrung<br />

der Querkraftanteil aus der auflagernahen Einzellast mit dem Beiwert β abgemindert werden:<br />

β = a v /(2,0 · d )<br />

Die Druckstrebe ist jedoch mit der vollen Querkaft V Ed (ohne Abminderung) nachzuweisen; es gilt:<br />

– Bauteile ohne Querkraftbewehrung: V Ed ≤ 0,5 b w · d · ν · f cd mit ν = 0,675 · (1,1 – f ck /500) ≤ 0,675<br />

– Bauteile mit Querkraftbewehrung: V Ed ≤ V Rd,max mit V Rd,max nach Abschn. 4.1.2.3<br />

Die Querkraftbewehrung muss bei Bauteilen mit Querkraftbewehrung mindestens<br />

av<br />

A sw ≥ V Ed /(f ywd · sin α)<br />

betragen; sie ist auf einen mittleren Bereich von 0,75a v anzuordnen (s. Skizze).<br />

Die Längsbewehrung ist vollständig am Auflager zu verankern.<br />

Eine Bemessung kann auch mit Stabwerkmodellen erfolgen; siehe z. B. [5.85].<br />

av<br />

@<br />

BTI_2012_05.indb 73 16.01.2012 17:32:41


5.74 Stahlbeton- und Spannbetonbau<br />

@<br />

F d<br />

F d<br />

4.1.2.5 Anschluss von Druck- und Zuggurten<br />

Die Schubkraft V Ed darf die Tragfähigkeiten V Rd,max und V Rd,s nicht überschreiten.<br />

V Ed ≤ V Rd,max und V Ed ≤ V Rd,s (74.1)<br />

Einwirkende Schubkraft V Ed<br />

V Ed = ΔF d (74.2)<br />

ΔF d Längskraftdifferenz in einem einseitigen Gurtabschnitt<br />

auf der Länge Δx<br />

Δx betrachtete Länge (höchstens der halbe Abstand zwischen<br />

Momentennullpunkt und -höchstwert, bei Einzellasten<br />

h f<br />

nicht über die Querkraftsprünge hinausreichend).<br />

F d + ΔFd<br />

Tragfähigkeit V Rd,max und V Rd,s<br />

F d + ΔFd<br />

Nachweis nach Abschn. 4.1.2.3 mit b w = h f und z = Δx . Für eine lotrecht zur Fuge angeordnete Anschlussbewehrung<br />

und mit – näherungsweise – cot θ = 1 (Zuggurt) bzw. cot θ = 1,2 (Druckgurt) ergibt sich<br />

– Druckgurt V Rd,max = 0,492 ν 1 · f cd · h f · Δx; (74.3a)<br />

a sf = V Ed / ( f yd · 1,2)<br />

(74.3b)<br />

– Zuggurt V Rd,max = 0,500 ν 1 · f cd · h f · Δx; (74.4a)<br />

a sf = V Ed / ( f yd · 1,0)<br />

(74.4b)<br />

Kombinierte Beanspruchungen<br />

Bei „Längs“schub und Querbiegung ist der größere erforderliche Stahlquerschnitt anzuordnen, der sich entweder<br />

aus der Schubbewehrung nach Gl. (74.3b) bzw. (74.4b) oder aus der Biegebewehrung für Querbiegung<br />

und der Hälfte der Schubbewehrung nach Gl. (74.3b) bzw. (74.4b) ergibt (EC2-1-1, 6.2.4).<br />

Wenn Querkraftbewehrung in der Gurtplatte erforderlich wird, sollte der Druckstrebennachweis für beide<br />

Beanspruchungsrichtungen in einer linearen Interaktion geführt werden:<br />

(V Ed /V Rd,max ) Platte + (V Ed /V Rd,max ) Scheibe ≤ 1,0 (74.5)<br />

(über Höhe h )<br />

Beispiel zu Abschn. 4.1.2.3 und 4.1.2.5 (Fortsetzung von S. 5.68)<br />

Nachweis der Querkrafttragfähigkeit für lotrechte Querkraftbewehrung und des Druckgurtanschlusses<br />

A sf<br />

f<br />

s f<br />

Δx<br />

20 20<br />

Baustoffe: C30/37; B500<br />

Bemessungsquerkraft:<br />

V Ed,A = (1,35 · 50 + 1,50 · 30) · 7,50/2 = 422 kN<br />

V Ed = 422 − (0,10 + 0,53) · 112,5 = 351 kN<br />

↑ Bemessungslast<br />

Querkraftbewehrung a sw<br />

a sw = V Ed / (f yd · z · cot θ)<br />

z ≈ 0,9 · d = 0,9 · 0,53 = 0,48 m (< d – 2c v,l ; Annahme)<br />

cot θ ≤ 1,2 / (1 – 0,24 · f 1/3 ck · b w · z / V Ed ) = 1,2 / (1 – 0,75 · 0,30 · 0,48 / 0,351) = 1,733<br />

a sw = 0,351 /(435 · 0,48 · 1,733) = 9,70 · 10 –4 m 2 /m = 9,70 cm 2 /m<br />

Bemessungswiderstand V Rd,max<br />

V Rd,max = ν 1 · f cd · b w · z / (tan θ + cot θ)<br />

ν 1 · f cd = 12,8 MN/m 2 ; cot θ = 1,733 (Winkel θ aus der Bemessung der Querkaftbewehrung [5.26])<br />

V Rd,max = 12,8 · 0,30 · 0,48 / (0,577 + 1,733) = 0,798 MN > V Ed = 0,422 MN<br />

Nachweis für den Anschluss des Druckgurts<br />

V Ed = ΔF d ΔF d ≈ F cd · A ca / A cc ≈ F cd · b a / b f = 1,235 · 1,15 / 2,60 = 0,546 MN<br />

F cd = M Ed / z = 0,593/ 0,48 = 1,235 MN (M Ed bei x = 1,88 m)<br />

b a = (2,60 − 0,30) / 2 = 1,15 m<br />

Δx = 1,88 m halber Abstand zwischen M = 0 und M = M max<br />

V Rd,max = 0,492 · ν 1 · f cd · h f · Δx = 0,492 · 12,8 · 0,15 · 1,88 = 1,778 MN > ΔF d<br />

a sw = V Ed / ( f yd · Δx · 1,2) = 0,546 / (435 · 1,88 · 1,2) = 5,56 · 10–4 m 2 /m = 5,56 cm 2 /m<br />

Die Bewehrung ist je zur Hälfte auf der Plattenober- und -unterseite anzuordnen; eine Mindestschubbewehrung<br />

ist zu beachten. (Bei gleichzeitiger Querbiegung s. o.)<br />

BTI_2012_05.indb 74 16.01.2012 17:32:42


Bemessung – Grenzzustände der Tragfähigkeit 5.75<br />

4.1.2.6 Schubfugen<br />

Schubfugen übertragen Schubkräfte zwischen nebeneinander liegenden Fertigteilen oder zwischen Ortbeton<br />

und einem vorgefertigten Bauteil. Bezüglich der Rauigkeit der Fuge wird unterschieden:<br />

– sehr glatte Fuge: Oberfläche gegen Stahl-, Kunststoff- oder glatte Holzschalungen betoniert;<br />

unbehandelte Fugenoberflächen, die mit fließfähigem bzw. sehr fließfähigem Beton<br />

(≥ F5) hergestellt wurden.<br />

– glatte Fuge: Eine Fuge gilt als glatt, wenn sie abgezogen oder im Extruderverfahren hergestellt ist<br />

oder die Betonoberfläche nach dem Verdichten ohne weitere Behandlung bleibt.<br />

– raue Fuge: Oberfläche mit mind. 3 mm durch Rechen erzeugte Rauigkeit mit 40 mm Abstand<br />

oder mind. 3 mm Freilegen des Korngerüst oder definierte Rauigkeit (mittlere Rautiefe<br />

R t ≥ 1,5 mm oder maximale Profilkuppenhöhe R p ≥ 1,1 mm; s. DAfStb-H. 525).<br />

– verzahnte Fuge: Bei einer verzahnten Fuge sollte die Verzahnung wie nebenstehend ausgeführt (mit<br />

0,8 ≤ h 1 /h 2 ≤ 1,25) sein oder bei Verwendung von Gesteinskörnung d g ≥ 16 mm das<br />

Korngerüst mind. 6 mm freigelegt<br />

werden oder eine definierte Rauigkeit<br />

vorliegen (mittlere Rautiefe<br />

R t ≥ 3,0 mm oder maximale<br />

Profilkuppenhöhe R p ≥ 2,2 mm).<br />

Nachweis<br />

Die aufzunehmende Schubkraft je Längeneinheit v Edi darf die aufnehmbare v Rdi nicht überschreiten:<br />

v Edi ≤ v Rdi (75.1)<br />

Bemessungswert der aufzunehmenden Schubkraft (von nachträglich ergänzten Querschnitten)<br />

Fcdi<br />

VEd<br />

vEdi<br />

<br />

Fcd<br />

zb i<br />

(75.2)<br />

mit F cd = M Ed / z (Gurtlängskraft aus Biegung), F cdi als Längskraftanteil, der über die Fuge übertragen<br />

wird, V Ed als Bemessungsquerkraft, z als Hebelarm der inneren Kräfte und b i als Breite der Fuge (s.u.).<br />

Bemessungwert der aufnehmbaren Bemessungsschubkraft<br />

v Rdi = v Rdi,c + v Rdi,s ≤ v Rdi,max (75.3)<br />

Traglastanteil der unbewehrten Fuge v Rdi,c = c · f ctd + μ · σ n (75.3a)<br />

Traglastanteil der Fugenbewehrung v Rdi,s = (A s /A i ) · f yd · (1,2μ · sin α + cos α) (75.3b)<br />

Maximale Tragfähigkeit v Rdi,max = 0,5 · ν · f cd (75.3c)<br />

c Beiwert nach nebenstehender Tafel; bei dynamischer oder Er-<br />

Oberfläche c μ ν<br />

müdungsbeanspruchung gilt c = 0<br />

Beiwert der Schubreibung nach nebenstehender Tafel<br />

Spannungen infolge der äußeren Längskraft senkr. zur Fugenfläche<br />

(Druck positiv) mit σ n = n Ed / b < 0,6 · f cd (in N/mm 2 );<br />

n Ed unterer Bemessungswert der Normalkraft senkrecht zur Fuge<br />

μ<br />

σ n<br />

f ctd<br />

Bemessungswert der Betonzugfestigkeit des 1. oder 2. Betonierabschnitts<br />

(kleinerer Wert maßg.) mit f ctd = α ct · f ctk;0,05 / γ C in<br />

N/mm 2 (α ct = 0,85)<br />

ν Faktor nach nebenstehender Tafel; bei ≥ C55/67 ist zusätzlich<br />

mit dem Faktor ν 2 = (1,1–f ck /500) abzumindern<br />

α Winkel zw. Fuge und kreuzender Bewehrung mit 45° ≤ α ≤ 90°<br />

A s<br />

A i<br />

Querschnitt der die Fuge kreuzenden Bewehrung je Längeneinheit<br />

i<br />

Verbundfläche<br />

i<br />

Ortbeton<br />

Fertigteil<br />

30°<br />

h 2 10 d<br />

d 10 mm<br />

verzahnt 0,50 0,9 0,70<br />

rau 0,40 1) 0,7 0,50<br />

glatt 0,20 1) 0,6 0,20<br />

sehr glatt 0 0,5 0 2)<br />

1) Bei Zug senkr. zur Fuge gilt c = 0* ) ,<br />

ebenso bei Fugen von nebeneinander<br />

liegenden Fertigteilen ohne Verbindung<br />

duch Mörtel oder Kunstharz.<br />

2) μ · σ n in Gl. (75.3a) darf ausgenutzt<br />

werden, jedoch nur bis ≤ 0,1f cd (entspricht<br />

v Rdi, max der glatten Fuge).<br />

i<br />

h 1 10 d<br />

Die notwendige Bewehrung darf abgestuft verteilt werden (vgl.<br />

Skizze), bei Scheibenbeanspruchung kann sie auch konzentriert<br />

ausgeführt werden. Die Schubbewehrung muss auf beiden Seiten<br />

der Kontaktfläche verankert sein.<br />

Für die Scheibenwirkung zwischen vorgefertigten Plattenelementen<br />

mit ausbetonierten oder vergossenen Fugen ist die mittlere<br />

Scheibenkraft v Rdi auf 0,15 N/mm 2 für raue und glatte Fugen und<br />

_________ auf 0,10 N/mm 2 für sehr glatte Fugen zu begrenzen.<br />

* ) Bzgl. der Besonderheit bei Überzügen wird auf [5.73] verwiesen.<br />

v Ed,i<br />

vRdi,s<br />

vRdi,c<br />

BTI_2012_05.indb 75 16.01.2012 17:32:43


@<br />

5.76 Stahlbeton- und Spannbetonbau<br />

Beispiele<br />

Für den dargestellten Plattenbalken soll die Querkraft an der maßgebenden Stelle am Auflagerrand nachgewiesen<br />

werden. Der Nachweis wird im Rahmen des Beispiels nur für den Endzustand geführt.<br />

Baustoffe:<br />

Beton:<br />

C20/25 (Ortbeton)<br />

C30/37 (Fertigteile)<br />

Betonstahl: B500<br />

Querkraft V Ed<br />

V Ed,0 172 kN (Auflagerlinie)<br />

V Ed 150 kN (Abstand d j vom Rand)<br />

Die Schubbemessung bzw. der Nachweis der Verbundfuge soll für folgende Fälle durchgeführt werden:<br />

a) für den monolithisch b) für ein -Fertigteil mit c) für eine Fertigteillösung<br />

hergestellten Träger einer Ortbetonergänzung mit schmaler Verbundfuge<br />

Fall a) Die Bemessung erfolgt wie im Abschn. 4.1.2.3 dargestellt.<br />

Zugstrebe V Rd,s bzw. Querkraftbewehrung a sw<br />

a sw = V Ed / ( f yd · z · cot )<br />

z = 0,9 · 0,40 = 0,36 m > 0,40 – 2 · 0,03 = 0,34 m (für c v,l = 3,0 cm)<br />

cot 1,2 /(1– 0,24 · f 1/3 ck · b w · z / V Ed ) = 1,2 /(1 – 0,65 · 0,38 · 0,34 / 0,150) = 2,73 (< 3)<br />

a sw 0,150 (435 · 0,34 · 2,73) = 3,72 · 10 –4 m 2 /m = 3,72 cm 2 /m<br />

Druckstrebe V Rd,max<br />

V Rd,max = 1 · f cd · b w · z / (tan + cot ) = 8,50 · 0,38 · 0,34 /(2,73 + 0,37) = 0,354 MN V Ed,0<br />

Fall b) Abmessungen der Platte und Breite der beiden Stege entsprechen in etwa dem Fall a). Es ist zusätzlich<br />

die Verbundfuge nachzuweisen, wobei unterstellt wird, dass sie rau ausgeführt wird.<br />

v Edi = V Ed (z · b i ) (wegen F cdi = F cd , da die Gesamtlängskraft aus Biegung im Aufbeton ist)<br />

b j = 2,20 m (Ohne Nachweis wird unterstellt, dass die ganze Breite mitträgt.)<br />

v Edi = 0,150 (0,34 · 2,20) = 0,200 MN/m 2<br />

Aufnehmbare Schubkraft bei Verzicht auf Verbundbewehrung<br />

v Rdi = v Rdi,c = c · f ctd + · n<br />

c = 0,40; f ctd = ct · f ctk;0,05 / C = 0,85 · 1,5 / 1,5 = 0,85 MN/m 2 n 0<br />

v Rdi,c = 0,40 · 0,85 = 0,340 MN/m 2 > 0,200 MN/m 2<br />

Ausführung rechnerisch ohne zusätzliche Verbundbewehrung zulässig (s. jedoch [5.69]), es<br />

genügt die unter a) ermittelte Querkraftbewehrung.<br />

Druckstrebentragfähigkeit: hier ohne Nachweis; s. Fall c)<br />

Fall c) Die Platte ist über eine „schmale” Fuge mit dem Fertigbalken verbunden. Die Abmessungen entsprechen<br />

Fall a), es wird die Verbundfuge nachgewiesen, die rau ausgeführt wird.<br />

v Edi = 0,150 (0,34 · 0,38) = 1,161 MN/m 2<br />

Aufnehmbare Schubkraft bei Anordnung von Verbundbewehrung<br />

v Rdi = v Rdi,c + v Rdi,s v Ed<br />

v Rdi,c = 0,40 · 0,85 = 0,340 MN/m 2<br />

v Rdi,s = (a s /b i ) · f yd · (1,2 · sin + cos )<br />

a s (v Edi – v Rdi,c ) · b i / (f yd · (1,2 · sin + cos )) = (1,161 – 0,340) · 0,38 / (435 · 1,2 · 0,7 · 1,0)<br />

= 8,54 · 10 4 m 2 /m = 8,54 cm 2 /m<br />

Maximale Tragfähigkeit<br />

v Rdi,max = 0,5 · · f cd = 0,5 · 0,50 · 11,33 = 2,83 MN/m 2 > v Ed,0 = 0,172/(0,34 · 0,38) = 1,33 MN/m 2<br />

Fugen senkrecht zur Systemachse (EC2-1-1/NA, 6.2.5)<br />

Bei überwiegender Biegebeanspruchung wirkt die Fuge wie ein Biegeriss. Die Fugen sind rau oder verzahnt<br />

auszuführen, Nachweis nach Abschn. 4.1.2.2 und 4.1.2.3. Es ist jedoch V Rd,c nach Gl. (72.1), V Rd,cc in Gl.<br />

(73.2) und V Rd,max nach Gl. (73.1) bzw. Gl. (73.3) im Verhältnis c /0,50 abzumindern (s. [5.60], [5.73], vgl.<br />

auch [5.85]). Die Abminderung gilt mindestens auf l e = (0,5 · cot · d) beiderseits der Fuge.<br />

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