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Untitled - SCHUHFRIED GmbH

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1 EINLEITUNG UND ORIENTIERUNGSHILFE ................................................ 3<br />

2 ANWENDUNG ..................................................................................... 4<br />

2.1 Dimensionsauswahl ................................................................................... 4<br />

2.2 Konstruktion des Test-Sets ........................................................................ 5<br />

2.3 Gütekriterien .............................................................................................. 8<br />

3 DIMENSIONEN .................................................................................. 11<br />

3.1 Kognitive Fähigkeiten ............................................................................... 12<br />

3.2 Belastbarkeit und Reaktionsfähigkeit ....................................................... 13<br />

3.3 Aufmerksamkeit und Konzentration ......................................................... 13<br />

3.4 Sensomotorik und Visuelle Wahrnehmung .............................................. 14<br />

3.5 Persönlichkeitsdeterminanten .................................................................. 14<br />

4 AUSWERTUNG UND INTERPRETATION ................................................. 17<br />

4.1 Ergebnisse je Dimension ......................................................................... 17<br />

4.2 Report ...................................................................................................... 17<br />

4.3 Fallbeispiele ............................................................................................. 17<br />

5 LITERATUR ...................................................................................... 20<br />

6 TABELLEN- UND ABBILDUNGSVERZEICHNIS .......................................... 22


Die Firma <strong>SCHUHFRIED</strong> <strong>GmbH</strong> bietet im Wiener Testsystem seit über 60 Jahren qualitativ<br />

hochwertige und wissenschaftlich fundierte Tests für den Einsatz im Bereich Human<br />

Resources an. Das Test-Set Safety Assessment Schiene (SARAIL) ist Teil des Wiener<br />

Testsystems Human Resources (Wiener Testsystem HR). Ein Test-Set ist eine Kombination<br />

von Testdimensionen, die eine bestimmte komplexe Fragestellung beantwortet. Mit einem<br />

Test-Set wird Ihnen somit die Testauswahl abgenommen und Sie haben die Sicherheit, die<br />

richtigen Dimensionen für eine bestimmte Fragestellung zu verwenden. Außerdem erleichtert<br />

Ihnen das Test-Set die testübergreifende Auswertung und Interpretation und somit die<br />

Beantwortung der Fragestellung.<br />

Das Test-Set SARAIL wurde im Rahmen des Wiener Testsystems HR entwickelt, um ein<br />

spezifisches Tool zur ökonomischen und qualitativ hochwertigen Auswahl und<br />

kontinuierlichen Überprüfung von Triebfahrzeugführern zur Verfügung zu stellen.<br />

Als erste Orientierungshilfe finden Sie hier einen kurzen Überblick welche Informationen Sie<br />

in diesem Manual bzw. in anderen Manualen finden:<br />

Abbildung 1: Übersicht Manuale


Das Test-Set SARAIL stellt ein psychologisch-diagnostisches Paket dar, das im Rahmen des<br />

Wiener Testsystems HR für die Diagnostik der Fahreignung von Triebfahrzeugführern<br />

entwickelt wurde. Psychologische Testverfahren werden bei der Auswahl und<br />

kontinuierlichen Überprüfung der psychologischen Eignung von Lokführern angewandt um<br />

sicher zu stellen, dass Bewerber und bereits bestehende Arbeitnehmer über die notwendige<br />

Eignung zum sicheren Führen von Zügen verfügen. Das Test-Set umfasst Verfahren zur<br />

Überprüfung von (1) kognitiven Fähigkeiten, (2) Belastbarkeit und Reaktionsfähigkeit, (3)<br />

Aufmerksamkeit und Konzentration, (4) Sensomotorik und Wahrnehmung und (5) relevanter<br />

Persönlichkeitsdeterminanten.<br />

Die EU-Direktive “Directive 2007/59/EC of the European parliament and of the council of 23<br />

October 2007 on the certification of train drivers operating locomotives and trains on the<br />

railway system in the Community” sieht vor, dass sowohl angehende Lokführer einer<br />

psychologisch-diagnostischen Untersuchung unterzogen werden, als auch eine periodische<br />

Testung von aktiven Lokführern durchgeführt wird. Neben der Überprüfung von Lokführern<br />

wird SARAIL auch für die Auswahl von Fahrern anderer Schienenfahrzeuge (z. B. S-Bahn,<br />

U-Bahn, Straßenbahn) und sicherheitsrelevanter Berufe im Schienenverkehr eingesetzt.<br />

Ziel des Test-Sets SARAIL ist es, die Auswahl und Überprüfung von Triebfahrzeugführern<br />

hinsichtlich der Ökonomie und Qualität zu optimieren und sich dabei gleichzeitig aktueller<br />

technischer Möglichkeiten zu bedienen. Das Test-Set SARAIL liefert auf ökonomische Weise<br />

wichtige Informationen über Anforderungen, die aus anderen eignungsdiagnostischen<br />

Instrumenten nicht zuverlässig abgeleitet werden können. Dadurch leistet es einen enormen<br />

Beitrag zur Absicherung der Entscheidungen.<br />

Die Dimensionsauswahl für das Test-Set SARAIL orientiert sich an der EU-Direktive<br />

2007/59/EC sowie dem Anforderungskatalog der CER (Community of European Railways)<br />

und der ETF (European Transport Workers‘ Federation) (siehe Kapitel 2.1).<br />

Die EU-Direktive 2007/59/EC sieht vor, dass sowohl angehende als auch bestehende<br />

Lokführer einer psychologisch-diagnostischen Untersuchung unterzogen werden. Als<br />

Mindestanforderungen für Lokführer werden folgende Dimensionen genannt:<br />

Logisch-schlussfolgerndes Denken<br />

Gedächtnis<br />

Reaktionsfähigkeit<br />

Aufmerksamkeit und Konzentration<br />

Wahrnehmung<br />

Auge-Hand-Koordination<br />

Relevante Persönlichkeitsdimensionen<br />

Im Zuge der Bemühungen um eine Vereinheitlichung der Qualitätsstandards haben die CER<br />

(Community of European Railways) und ETF (European Transport Workers‘ Federation)<br />

einen Anforderungskatalog erstellt, in dem die psychologischen Dimensionen, die im<br />

Rahmen einer Eignungsbeurteilung überprüft werden sollen, detaillierter und umfassender<br />

angeführt sind als in der EU-Direktive. Hierbei handelt es sich um folgende Leistungs- und<br />

Persönlichkeitsmerkmale:<br />

• Logisch-schlussfolgerndes Denken<br />

• Verbale Fähigkeiten (Kommunikation)


• Gedächtnis<br />

• Belastbarkeit des Reaktionsvermögens<br />

• Reaktionsfähigkeit<br />

• Aufmerksamkeit und Konzentration<br />

• Wahrnehmung<br />

• Auge-Hand-Koordination<br />

• Emotionale Selbstkontrolle und Belastbarkeit<br />

• Zuverlässigkeit<br />

• Gewissenhaftigkeit<br />

• Kommunikationsbereitschaft<br />

Die Dimensionsauswahl für das Test-Set SARAIL orientiert sich an diesen<br />

Anforderungskatalogen. Die dort als relevant ausgewiesenen Leistungs- und<br />

Persönlichkeitsdimensionen erwiesen sich auch in Metanalysen (Salgado, Anderson,<br />

Moscoso, Bertua, de Fruyt & Rolland, 2003) und zahlreichen bahnspezifischen Studien<br />

(zusammenfassend: Evans & Johnson, 2010; Johnson & Evans, 2011) als prognostisch<br />

valide.<br />

Zur Auswahl der Testverfahren, die diese Dimensionen erfassen, wurden Überlegungen aus<br />

aktuellen Ansätzen der Validitätstheorie mit einbezogen, um eine möglichst hohe<br />

psychometrische Qualität der angebotenen Testverfahren sicherstellen zu können. Das<br />

folgende Kapitel beschreibt die Testauswahl für das Test-Set SARAIL. Details zu den<br />

vorhandenen Validitätsnachweisen findet der interessierte Leser in den jeweiligen<br />

Testmanualen und den dort zitierten Veröffentlichungen.<br />

Das wichtigste Kriterium für die Auswahl der Testverfahren stellt die Validität dar. Aktuelle<br />

Ansätze zur Validitätstheorie unterscheiden verschiedene Facetten der Validität (vgl.<br />

Borsboom, Mellenbergh, & van Heerden, 2004; Embretson, 1983; Kane, 2001; Messick,<br />

1995). Hierbei ist zu beachten, dass die einzelnen Facetten der Validität nicht untereinander<br />

austauschbar sind. Vielmehr bilden sie zusammen ein Netzwerk an Evidenzen, mit dessen<br />

Hilfe die einzelfalldiagnostischen Entscheidungen abgesichert werden können. Abbildung 2<br />

veranschaulicht grafisch die notwendigen Validitätsnachweise.


Abbildung 2: Grafische Darstellung erforderlicher Validitätsnachweise<br />

Einen zentralen Aspekt bildet die Überprüfung der Dimensionalität der eingesetzten<br />

Testverfahren (vgl. Borsboom et al., 2004). Hier geht es um den Nachweis, dass<br />

beobachtbare Leistungsunterschiede zwischen verschiedenen Personen eindeutig durch<br />

Unterschiede in der gleichen Eigenschaft erklärbar sind. Dies bedeutet, dass beispielsweise<br />

nachgewiesen werden muss, dass ein schlechtes Ergebnis im schlussfolgernden Denken<br />

tatsächlich auf eine schlechte Fähigkeit in diesem Leistungsbereich zurückführbar ist und<br />

nicht durch andere Eigenschaften/Fähigkeiten bedingt wird.<br />

Weiters ist die Konstruktvalidität des Verfahrens zu überprüfen. Der Nachweis, dass hinter<br />

der Testleistung eine bestimmte latente Fähigkeit steckt, garantiert noch nicht, dass es sich<br />

hierbei um die tatsächlich interessierende Fähigkeitsdimension handelt. Konstruktvalidität<br />

liegt erst dann vor, wenn ein Test bestimmte theoriegeleitete Ansätze nachweislich umsetzt.<br />

Embretson (1983) unterscheidet hier zwischen Konstruktrepräsentation und nomothetischer<br />

Spanne. Die Konstruktrepräsentation bestimmt die inhaltliche Bedeutung des<br />

Testkennwerts und befasst sich mit den kognitiven Prozessen bei der Itembearbeitung und<br />

deren Abhängigkeit von Gestaltungsmerkmalen der einzelnen Aufgaben. Es muss daher<br />

nachgewiesen werden, dass bestimmte Aufgabenmerkmale die theoretisch postulierten<br />

kognitiven Prozesse tatsächlich ansprechen und daher auch Unterschiede in den<br />

Itemschwierigkeitsparametern erklären können. Der Einfluss der Aufgabenmerkmale und der<br />

mit ihnen assoziierten kognitiven Prozesse kann mit Hilfe erklärender IRT Modelle wie dem<br />

Linearen Logistischen Testmodell (LLTM, Fischer, 1974) empirisch überprüft werden.<br />

Um von einer angemessenen Konstruktvalidität ausgehen zu können, sollten sich zudem<br />

auch die theoretisch zu erwartenden Zusammenhänge mit anderen Testverfahren zeigen.<br />

Hinsichtlich des letztgenannten Aspekts sprechen Embretson (1983) und Messick (1995) von<br />

einem Nachweis der nomothetischen Spanne.<br />

Weiters muss die prognostische Kriteriumsvalidität der Testverfahren überprüft werden.<br />

Der Sinn psychologischer Diagnostik besteht häufig darin, relevantes menschliches<br />

Verhalten vorherzusagen. Hierbei kommt der Wahl des Kriteriums und dessen Erfassung<br />

eine zentrale Bedeutung zu. Im Bereich der Bahnpsychologie werden dabei häufig Maße des


Fahrverhaltens, das Vorkommen kritischer Verkehrssituationen, Vorgesetztenbeurteilungen<br />

sowie Trainings- und Ausbildungserfolgsindizes herangezogen um die praktische Relevanz<br />

der Testverfahren zu beurteilen (Evans & Johnson, 2010; Johnson & Evans, 2011).<br />

In einem ersten Schritt wurden relevante Prädiktoren anhand des Anforderungsprofils der<br />

EU-Direktive 2007/59/EC, der EU-CER (Community of European Railways) und der ETF<br />

(European Transport Workers‘ Federation) identifiziert (siehe Kapitel 2.1). Ausgehend von<br />

diesen Vorgaben wurden Testverfahren zur Messung von 14 berufsrelevanten Leistungsund<br />

Persönlichkeitsmerkmalen ausgewählt, die den Anforderungen an Validitätsnachweise<br />

zur Dimensionalität, Konstruktrepräsentation und nomothetischen Spanne möglichst optimal<br />

entsprechen.<br />

Bei den 14 Dimensionen handelt es sich um: Logisch-schlussfolgerndes Denken, Verbale<br />

Fähigkeiten, Gedächtnis, Belastbarkeit des Reaktionsvermögens, Reaktionsfähigkeit,<br />

Konzentration, Vigilanz, Visuelle Wahrnehmung, Auge-Hand-Koordination, Emotionale<br />

Stabilität, Extraversion, Gewissenhaftigkeit, Offenheit und Verträglichkeit. Diese lassen sich<br />

nach inhaltlichen Gesichtspunkten in fünf Kategorien unterteilen, die in Abbildung 3 grafisch<br />

veranschaulicht sind.<br />

Kognitive<br />

Fähigkeiten<br />

Belastbarkeit<br />

und Reaktionsfähigkeit<br />

Persönlichkeit<br />

Beruflicher<br />

Erfolg<br />

Lokführer<br />

Sensomotorik<br />

und<br />

Wahrnehmung<br />

Aufmerksamkeit<br />

und<br />

Konzentration<br />

Abbildung 3: Determinanten beruflichen Erfolgs von Lokführern


Als normierte Computertests erfüllen die Tests des Test-Sets SARAIL die Anforderungen an<br />

die Testleiterunabhängigkeit, Verrechnungssicherheit und Interpretationseindeutigkeit. Bei<br />

der Testleiterunabhängigkeit sind Computertests den Papier-Bleistift-Tests generell<br />

überlegen (Kubinger, 2006). Die Verrechnungssicherheit ist bei Computertests aufgrund der<br />

automatisierten Berechnung der Testvariablen logischerweise immer gegeben. Die<br />

Interpretationseindeutigkeit ist bei allen normierten Tests erfüllt. Ein bestimmter Prozentrang<br />

hat eine festgelegte Bedeutung.<br />

Unter Reliabilität wird die Präzision der Messung verstanden (Lienert & Raatz, 1998). Die<br />

Messgenauigkeit der einzelnen Testverfahren des Test-Sets kann aus Tabelle 1 entnommen<br />

werden.<br />

Tabelle 1: Reliabilität und Zeitbedarf der Testverfahren aus SARAIL<br />

Dimensionen Tests Reliabilität Zeit<br />

Kognitive Fähigkeiten<br />

Logisch-schlussfolgerndes Denken INSSV 0.74 15<br />

Verbale Fähigkeiten INSSV 0.74 7<br />

Gedächtnis VISGED 0.80 a 13<br />

Belastbarkeit und Reaktionsfähigkeit<br />

Belastbarkeit, reaktiv DT 0.99 6<br />

Reaktionsfähigkeit RT 0.94-0.98 6<br />

Aufmerksamkeit und Konzentration<br />

Konzentration COG 0.95 10<br />

Vigilanz WAFV 0.96 32<br />

Sensomotorik und Wahrnehmung<br />

Visuelle Wahrnehmung LVT 0.93 13<br />

Auge-Hand-Koordination 2HAND 0.96 4<br />

Persönlichkeitsdeterminanten<br />

Emotionale Stabilität BFSI 0.83 2<br />

Extraversion BFSI 0.83 2<br />

Gewissenhaftigkeit BFSI 0.93 2<br />

Offenheit BFSI 0.90 2<br />

Verträglichkeit BFSI 0.83 2<br />

Gesamtdauer 120<br />

a Zielreliabilität eines adaptiven Tests: Der Test endet, wenn für das Testergebnis einer Person diese Reliabilität sichergestellt<br />

wurde.


Wie aus Tabelle 1 hervorgeht, erfüllt die Messgenauigkeit der einzelnen Subtests die<br />

Anforderungen an psychometrische Testverfahren im Bereich der Eignungsdiagnostik<br />

(American Psychological Association, 1999; Häcker, Leutner & Amelang, 1998; Hornke &<br />

Winterfeld, 2004; International Test Commission, 2001; Kersting, 2008.<br />

Zu den Tests des Test-Sets SARAIL liegen zahlreiche Validitätsnachweise vor. Studien zur<br />

Dimensionalität, Konstruktrepräsentation und nomothetischen Spanne werden in den<br />

Manualen der entsprechenden Tests ausführlich referiert. Die Angaben werden auch durch<br />

Analysen zur Messinvarianz über relevante soziodemografische Gruppen hinweg ergänzt.<br />

Die dort angeführten Ergebnisse sprechen für die Dimensionalität und Konstruktvalidität der<br />

Testverfahren aus dem Test-Set SARAIL. Einige der Testmanuale beinhalten zudem auch<br />

Studien zur Kriteriumsvalidität der Testverfahren im Bereich der Verkehrssicherheit.<br />

Die Testverfahren des Test-Sets SARAIL sind in Bezug auf die Testleiterzeit ökonomisch, da<br />

Instruktions- und Auswertezeiten für den Testleiter entfallen und, bei mehreren vorhandenen<br />

Testplätzen, gestaffelte Testungen durchgeführt werden können.<br />

Ein Test ist dann nützlich, wenn er ein Merkmal misst, für dessen Untersuchung ein<br />

praktisches Bedürfnis besteht. Ein Test hat demgemäß eine hohe Nützlichkeit, wenn er in<br />

seiner Funktion durch keinen anderen vertreten werden kann. (Lienert & Raatz, 1998). Das<br />

praktische Bedürfnis für die vorliegenden Testverfahren entsteht durch die Notwendigkeit der<br />

Messung kognitiver Fähigkeiten, der Belastbarkeit und Reaktionsfähigkeit sowie der<br />

Messung von Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsfunktionen, Sensomotorik und<br />

berufsrelevanter Persönlichkeitsmerkmale bei der Auswahl geeigneter Lokführer.<br />

Im Verhältnis zum diagnostischen Informationsgewinn fällt die psychische und zeitliche<br />

Belastung der Bewerber mit circa 2 Stunden gering aus, sodass das Gütekriterium der<br />

Zumutbarkeit als erfüllt betrachtet werden kann (Kubinger, 2006). Oft wird als Nachteil von<br />

computergestützten Tests angeführt, dass der PC einen zusätzlichen Stressor in der<br />

Testsituation darstellt und dass Personen mit geringer Computererfahrung benachteiligt<br />

wären. Dies trifft auf das Test-Set SARAIL nicht zu, da die spezielle Hardware zur<br />

Antworteingabe für jeden Anwender, unabhängig von Alter, Bildung und seiner<br />

Computererfahrung einfach zu bedienen ist. Für die höhere Testfairness des Test-Sets<br />

SARAIL spricht die Art der Instruktionsdarbietung. Die Testinstruktionen und Übungsphasen<br />

der enthaltenen Tests wurden so gestaltet, dass der Test nur dann vorgegeben wird, wenn<br />

die Testaufgabe richtig verstanden wurde. Weitere Belege für die Fairness der Tests des<br />

Test-Sets SARAIL ergaben sich zudem auch aus Studien zur Messinvarianz der Verfahren<br />

für relevante sozio-demografische Personengruppen (für Details siehe Angaben zur Fairness<br />

in den Testmanualen). Zusammenfassend betrachtet sprechen die oben angeführten<br />

theoretischen Überlegungen und empirischen Befunde zu den einzelnen Testverfahren von<br />

SARAIL für die Zumutbarkeit und Fairness des Test-Sets.


Nach Lienert und Raatz (1998) erfüllt ein Test das Gütekriterium der Normierung, wenn<br />

folgende Bedingungen erfüllt sind: Die Normen sind nicht veraltet, die Populationen, für<br />

welche die Normen gelten, und die herangezogene Stichprobe sind definiert. Als<br />

Normstichprobe wird im Kontext des Test-Sets SARAIL eine, auf Ergebnissen von<br />

Volkszählungen in Deutschland und Österreich basierende, repräsentative Stichprobe der<br />

Normalbevölkerung bezeichnet. Die Stichprobengröße und das Normierungsjahr der<br />

einzelnen Testverfahren des Test-Sets können aus Tabelle 2 entnommen werden.<br />

Tabelle 2: Überblick über die Normen der Testverfahren des Test-Sets SARAIL<br />

Dimensionen Tests N (repräsentativ) Normierung<br />

Kognitive Fähigkeiten<br />

Logisch-schlussfolgerndes Denken INSSV 340 2012<br />

Verbale Fähigkeiten INSSV 340 2012<br />

Gedächtnis VISGED 481 2005<br />

Belastbarkeit und Reaktionsfähigkeit<br />

Belastbarkeit, reaktiv DT 1179 2001<br />

Reaktionsfähigkeit RT 855 2007<br />

Aufmerksamkeit und Konzentration<br />

Konzentration COG 1475 2007<br />

Vigilanz WAFV 295 2006<br />

Sensomotorik und Visuelle Wahrnehmung<br />

Visuelle Wahrnehmung LVT 700 2007<br />

Auge-Hand-Koordination 2HAND 297 2008<br />

Persönlichkeitsdetermi<br />

nanten<br />

Emotionale Stabilität BFSI 1314 2011<br />

Extraversion BFSI 1314 2011<br />

Gewissenhaftigkeit BFSI 1314 2011<br />

Offenheit BFSI 1314 2011<br />

Verträglichkeit BFSI 1314 2011


Tabelle 3 gibt einen Überblick über die im Test-Set enthaltenen Dimensionen und Tests.<br />

Eine genaue Beschreibung zu den Gütekriterien und zum theoretischen Hintergrund der<br />

Tests können Sie im jeweiligen Testmanual nachlesen. Kontaktieren Sie uns<br />

(info@schuhfried.at), wir schicken sie Ihnen gerne zu.<br />

Tabelle 3: Überblick Dimensionen des Test-Sets SARAIL<br />

Dimensionen Tests Testformen Subtests Zeit<br />

Kognitive Fähigkeiten<br />

Logisch-schlussfolgerndes Denken INSSV S2 Figural-induktives Denken 15<br />

Verbale Fähigkeiten INSSV S2 Wortbedeutung 7<br />

Gedächtnis VISGED S11 -- 13<br />

Belastbarkeit und Reaktionsfähigkeit<br />

Belastbarkeit, reaktiv DT S1 -- 6<br />

Reaktionsfähigkeit RT S3 -- 6<br />

Aufmerksamkeit und Konzentration<br />

Konzentration COG S11 -- 10<br />

Vigilanz WAFV S2 -- 32<br />

Sensomotorik und Visuelle Wahrnehmung<br />

Visuelle Wahrnehmung LVT S2 -- 13<br />

Auge-Hand-Koordination 2HAND S3 -- 4<br />

Persönlichkeitsdeterminanten<br />

Emotionale Stabilität BFSI S1<br />

Extraversion BFSI S1<br />

Gewissenhaftigkeit BFSI S1<br />

Offenheit BFSI S1<br />

Verträglichkeit BFSI S1<br />

Soziale Selbstsicherheit,<br />

Emotionale Robustheit<br />

Geselligkeit,<br />

Durchsetzungsvermögen<br />

Pflichtbewusstsein,<br />

Ehrgeiz<br />

Offenheit für Handlungen,<br />

Offenheit für Ideen<br />

Aufrichtigkeit,<br />

Hilfsbereitschaft<br />

Gesamtdauer 120<br />

2<br />

2<br />

2<br />

2<br />

2


Logisch-schlussfolgerndes Denken wird auch als fluide Intelligenz einer Person bezeichnet<br />

und beschreibt die Fähigkeit, allgemeine Gesetzmäßigkeiten zu erkennen, Implikationen von<br />

Aussagen zu verstehen und logische Schlussfolgerungen ziehen zu können (Arendasy &<br />

Sommer, 2012; Carroll, 1993; Horn & Noll, 1997). Die fluide Intelligenz ist vorwiegend<br />

angeboren bzw. vererbt und kann kaum durch die Umwelt beeinflusst werden. Deshalb wird<br />

sie auch als kognitives Potenzial bezeichnet und stellt einen sehr guten Prädiktor für<br />

langfristigen beruflichen Erfolg dar.<br />

Test:<br />

Das Logisch-schlussfolgernde Denken wird mit dem Subtest Figural-induktives Denken aus<br />

dem Verfahren INSSV (Intelligenz-Struktur-Batterie-Kurzform, S2) erfasst. In diesem Test<br />

wird den Testpersonen eine 3x3-Felder große Matrix vorgegeben, die in acht der neun<br />

Felder Figuren aufweist, welche nach verschiedenen Regeln geordnet sind. Die<br />

Testpersonen müssen die Regeln erkennen und anwenden, um das fehlende neunte Feld zu<br />

ergänzen. Die in diesem Test-Set verwendete Kurzform hat eine Zeitbegrenzung von 15<br />

Minuten.<br />

Verbale Fähigkeiten beschreiben einen Teil der kristallinen Intelligenz einer Person. Die<br />

kristalline Intelligenz umfasst alle Fähigkeiten, die im Laufe des Lebens erlernt bzw. durch<br />

die Umwelt bestimmt werden. Im Test-Set SARAIL wird unter verbalen Fähigkeiten der<br />

Umfang des Wortschatzes verstanden (Carroll, 1993; Horn & Noll, 1997). Diese Dimension<br />

erfasst nicht die Ausdrucksfähigkeit oder die grammatikalischen Kenntnisse. Personen mit<br />

hohen verbalen Fähigkeiten sind eher in der Lage, Kommunikation mit Gesprächspartnern<br />

aus unterschiedlichen Berufssparten zu betreiben und Fachwissen in konkreten beruflichen<br />

Situationen passend anzuwenden.<br />

Test:<br />

Die verbalen Fähigkeiten werden mit dem Subtest Wortbedeutung aus dem Verfahren<br />

INSSV (Intelligenz-Struktur-Batterie-Kurzform, S2) erfasst. Bei diesem Test werden den<br />

Testpersonen Begriffe vorgegeben und die Aufgabe besteht darin, aus vier<br />

Antwortalternativen jenen Begriff auszuwählen, der eine möglichst ähnliche Bedeutung wie<br />

der vorgegebene Anfangsbegriff hat. Die in diesem Test-Set verwendete Kurzform hat eine<br />

Zeitbegrenzung von 10 Minuten.<br />

Unter Gedächtnis versteht man die Fähigkeit, aufgenommene Informationen zu behalten, zu<br />

ordnen und wieder abzurufen. Man unterscheidet allgemein zwischen Kurzzeitgedächtnis<br />

und Langzeitgedächtnis (vgl. Carroll, 1993; Horn & Noll, 1997). In SARAIL wird<br />

ausschließlich das Kurzzeitgedächtnis überprüft, wobei hier visuelles Material zum Einsatz<br />

kommt. Präziser gefasst wird somit die Fähigkeit, visuelle Informationen kurzfristig zu<br />

behalten und korrekt wiederzugeben, überprüft.<br />

Test:<br />

Kurzzeitgedächtnis wird über das Verfahren VISGED (Visueller Gedächtnistest, S11) erfasst.<br />

Bei diesem Verfahren wird am Bildschirm für kurze Zeit ein Stadtplan mit unterschiedlichen<br />

Symbolen gezeigt (z.B. ein Kreuz für das Krankenhaus, ein Buch für die Bibliothek etc.),<br />

wobei die Art und Lage der Symbole eingeprägt und anschließend korrekt erinnert werden<br />

soll.


Reaktive Belastbarkeit bedeutet hier die Fähigkeit des Individuums, auch unter Belastung<br />

schnell und richtig zu reagieren. Um die Person auch tatsächlich in eine Belastungssituation<br />

zu bringen, wird die Reizvorgabe an das Leistungsniveau der Testperson angepasst.<br />

Test:<br />

Die reaktive Belastbarkeit wird mit dem Verfahren DT (Determinationstest, S1) erfasst.<br />

Hierbei werden fünf verschiedenfärbige optische Reize, zwei unterschiedliche akustische<br />

Reize und zwei Signale für die Fußtasten vorgegeben, auf die die Testperson so schnell wie<br />

möglich mit der korrespondierenden Taste auf der Probandentastatur bzw. der<br />

korrespondierenden Fußtaste zu reagieren hat. Das Programm passt sich hiermit über die<br />

Geschwindigkeit der Reizvorgabe an das Leistungsniveau der Testperson an.<br />

Unter Reaktionsfähigkeit versteht man die Fähigkeit, auf einen oder mehrere Reize möglichst<br />

schnell und zielgerichtet zu reagieren. Einfache Reaktionsfähigkeit bedeutet, dass die<br />

motorische Aktion durch ein einfaches Signal ausgelöst wird. Diesem Signal folgt dann ein<br />

vorher festgelegter Bewegungsablauf. Die Signalquelle kann akustisch, optisch oder<br />

kinästhetisch erfolgen. Beim Bedienen von Fahrzeugen ist eine ausreichende<br />

Reaktionsgeschwindigkeit essentiell, da bei einem plötzlich auftretenden Ereignis für den<br />

Reaktionsweg schon Millisekunden entscheidend sein können.<br />

Es wird zwischen Reaktionsgeschwindigkeit und motorischer Geschwindigkeit differenziert.<br />

Die Reaktionszeit gibt die Zeit an, die zwischen einem Reiz und dem Beginn der<br />

mechanischen Bewegungsantwort vergeht (also dem Verlassen der Ruhetaste). Bei der<br />

motorischen Zeit handelt es sich um die Zeitspanne zwischen dem Verlassen der Ruhetaste<br />

und dem Kontakt mit der Drucktaste. Dieser Wert gibt Auskunft über die<br />

Bewegungsgeschwindigkeit der Testperson.<br />

Test:<br />

Die einfache Reaktionsfähigkeit wird im Test-Set SARAIL mit dem Verfahren RT<br />

(Reaktionstest, S3) erfasst. Dabei muss die Testperson so schnell wie möglich eine<br />

bestimmte Taste drücken, sobald der geforderte Reiz präsentiert wird. Hierbei ist die<br />

Vorgabe mittels Probandentastatur notwendig. Es ist möglich, die sogenannte<br />

"Reaktionszeit" von der "motorischen Zeit" abzugrenzen.<br />

Unter Konzentration wird hier eine spezielle Aufmerksamkeitsfunktion verstanden, nämlich<br />

die selektive Aufmerksamkeit. Diese kommt während der Fahraufgabe immer dann zum<br />

Tragen, wenn ein Reiz gegenüber Störreizen abgeschirmt und die Konzentration von einem<br />

Reiz auf einen anderen Reiz verlagert werden muss.<br />

Test:<br />

Die Erfassung der Konzentrationsfähigkeit erfolgt im Test-Set SARAIL mit dem Verfahren<br />

COG (Cognitrone, S11). Im Gegensatz zu herkömmlichen Konzentrationstests beinhaltet der<br />

Cognitrone unterschiedlich komplexes Itemmaterial. Aufgabe der Testperson ist es, eine<br />

Figur mit vier anderen Figuren zu vergleichen und so schnell wie möglich zu beurteilen, ob<br />

eine der vier Figuren gleich der Vorlagenfigur ist.


Vigilanz beschreibt die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit über lange Zeiträume ununterbrochen<br />

einer oder mehreren Informationsquellen zuzuwenden, um kleine Veränderungen der<br />

dargebotenen Information zu entdecken und darauf zu reagieren (z.B. Zomeren & Brouwer,<br />

1994). Die relevanten Reize kommen hierbei typischerweise nur in sehr unregelmäßigen<br />

Intervallen und mit sehr geringer Häufigkeit zwischen einer großen Menge irrelevanter Reize<br />

vor. Die Vigilanz kann sowohl visuell als auch auditiv erfasst werden.<br />

Test:<br />

Im Test-Set SARAIL wird Vigilanz durch das Verfahren WAFV (Wahrnehmungs- und<br />

Aufmerksamkeitsfunktionen: Vigilanz, S2) erfasst. Bei diesem Verfahren werden visuelle<br />

Reize vorgegeben, die in seltenen Fällen etwas an Intensität verlieren. Auf diese seltenen<br />

Fälle, die etwa 5 % der Reize ausmachen, soll reagiert werden.<br />

Die Auge-Hand-Koordination überprüft, wie gut eine Person visuelle Informationen in<br />

Handbewegungen umsetzen kann, wie gut sie somit Augen und Hände bei feinen,<br />

kleinräumigen Bewegungen koordinieren kann.<br />

Test:<br />

Die Auge-Hand-Koordination wird im Test-Set SARAIL durch den Test 2HAND (Zweihand<br />

Koordination, S2) erfasst. Bei diesem Verfahren werden sowohl die sensomotorische<br />

Koordination zwischen Auge und Hand als auch die Koordination zwischen linker und rechter<br />

Hand berücksichtigt. Die Testperson soll anhand von zwei Drehreglern einen roten Punkt<br />

möglichst schnell durch eine vorgegebene Bahn bewegen. Diese Bahn besteht aus drei<br />

Abschnitten, die unterschiedliche Anforderungen an die Koordination von Auge mit linker und<br />

rechter Hand stellen.<br />

Visuelle Wahrnehmung bezeichnet die Aufnahme und Verarbeitung von visuellen Reizen.<br />

Bereits seit Anfang der 60er Jahre verwendet man Linienlabyrinthtests zur Überprüfung der<br />

optischen Orientierung bei Kraftfahrtauglichkeitsuntersuchungen sowie bei Untersuchungen<br />

über die Wahrnehmung im Straßenverkehr.<br />

Test:<br />

Die visuelle Wahrnehmungsleistung wird im Test-Set SARAIL mit dem Verfahren LVT<br />

(Linienverfolgungstests, S2) erfasst. Aufgabe der Testperson ist es, aus einem<br />

Durcheinander von Linien das Ende einer vorgegebenen Linie so schnell wie möglich zu<br />

ermitteln. Dabei dürfen die Finger nicht zum Nachzeichnen der Linien verwendet werden.<br />

Das Bearbeitungstempo kann von der Testperson frei gewählt werden.<br />

Emotionale Stabilität beschreibt persönliche Tendenzen im Umgang mit den eigenen<br />

Emotionen und potenziellen Belastungen. Personen mit einer hohen Ausprägung sehen sich<br />

als emotional stabil, ruhig, ausgeglichen, besonnen, optimistisch und geraten auch in<br />

Stresssituationen nicht leicht aus dem Gleichgewicht. Personen mit einer geringen<br />

Ausprägung sehen sich hingegen als ängstlich, berichten häufiger über negative Gefühle,<br />

sehen sich selbst als leicht reizbar und unbeherrscht und fühlen sich unsicher im sozialen<br />

Umgang mit anderen.


Test:<br />

Emotionale Stabilität wird durch das Verfahren BFSI (Big Five Struktur Inventar, S1) erfasst.<br />

Das Verfahren BFSI ist ein „State-of-the-Art“-Verfahren zur umfangreichen Erfassung der<br />

Persönlichkeitsstruktur, das auf dem Big Five Modell basiert. Im Test-Set SARAIL wird<br />

Emotionale Stabilität mit Hilfe der zwei Facetten Soziale Selbstsicherheit und Emotionale<br />

Robustheit erfasst. Die Testpersonen schätzen auf einer vierstufigen Antwortskala ein, wie<br />

typisch verschiedene vorgegebene Adjektive bzw. Kurzaussagen für sie sind. Bei der<br />

Interpretation der Ergebnisse ist zu bedenken, dass es sich um Selbsteinschätzungen<br />

handelt. Die Testkennwerte reflektieren daher das Selbstbild, das die betreffende Person von<br />

sich hat bzw. von sich zeichnen möchte.<br />

Extraversion beschreibt persönliche Tendenzen im zwischenmenschlichen Verhalten von<br />

Personen. Personen mit einer starken Ausprägung beschreiben sich als herzlich,<br />

umgänglich, kontaktfreudig, gut gelaunt, durchsetzungsstark, selbstsicher, energiegeladen<br />

und abenteuerlustig. Personen mit einer schwachen Ausprägung sehen sich hingegen als<br />

eher zurückhaltend, sicherheitsbewusst und wenig darauf bedacht, sich durchzusetzen. Sie<br />

sind lieber alleine und unabhängig oder bevorzugen den Umgang mit kleineren Gruppen.<br />

Test:<br />

Im Test-Set SARAIL wird Extraversion mit den Facetten Geselligkeit und<br />

Durchsetzungsfähigkeit des Verfahrens BFSI (Big Five Struktur Inventar, S1) erfasst. Die<br />

Testpersonen schätzen auf einer vierstufigen Antwortskala ein, wie typisch verschiedene<br />

vorgegebene Adjektive bzw. Kurzaussagen für sie sind. Bei der Interpretation der Ergebnisse<br />

ist zu bedenken, dass es sich um Selbsteinschätzungen handelt. Die Testkennwerte<br />

reflektieren daher das Selbstbild, das die betreffende Person von sich hat bzw. von sich<br />

zeichnen möchte.<br />

Gewissenhaftigkeit beschreibt persönliche Tendenzen im Arbeits- und Leistungsverhalten<br />

von Personen. Personen mit einer starken Ausprägung beschreiben sich als kompetent,<br />

organisiert, ordnungsliebend, pflichtbewusst, zielstrebig, diszipliniert und ehrgeizig. Personen<br />

mit einer schwachen Ausprägung sehen sich hingegen als wenig zielstrebig, ungenauer und<br />

wenig diszipliniert beim Arbeiten sowie als nicht sehr ehrgeizig.<br />

Test:<br />

Gewissenhaftigkeit wird im Test-Set SARAIL durch die Facetten Pflichtbewusstsein und<br />

Ehrgeiz des Verfahrens BFSI (Big Five Struktur Inventar, S1) gemessen. Die Testpersonen<br />

schätzen auf einer vierstufigen Antwortskala ein, wie typisch verschiedene vorgegebene<br />

Adjektive bzw. Kurzaussagen für sie sind. Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zu<br />

bedenken, dass es sich um Selbsteinschätzungen handelt. Die Testkennwerte reflektieren<br />

daher das Selbstbild, das die betreffende Person von sich hat bzw. von sich zeichnen<br />

möchte.<br />

Offenheit beschreibt persönliche Tendenzen im Umgang mit neuen Erlebnissen, Eindrücken,<br />

Ideen und Werthaltungen. Personen mit einer starken Ausprägung geben häufig an, ein<br />

reges Phantasieleben zu haben, sich für unterschiedliche Dinge zu interessieren und<br />

besonders wissbegierig zu sein. Sie beschreiben sich zudem auch als tolerant und offen<br />

gegenüber anderen Meinungen und Werthaltungen. Personen mit einer schwachen<br />

Ausprägung neigen demgegenüber zu eher konventionellen Einstellungen und Aktivitäten.<br />

Sie ziehen das Altbekannte dem Neuen vor und beschreiben sich als wenig allgemein<br />

interessiert und wissbegierig.


Test:<br />

Offenheit wird durch das Verfahren BFSI (Big Five Struktur Inventar, S1) erfasst. Hierbei<br />

werden im Test-Set SARAIL die beiden Facetten Offenheit für Handlungen und Offenheit für<br />

Ideen herangezogen. Die Testpersonen schätzen auf einer vierstufigen Antwortskala ein, wie<br />

typisch verschiedene vorgegebene Adjektive bzw. Kurzaussagen für sie sind. Bei der<br />

Interpretation der Ergebnisse ist zu bedenken, dass es sich um Selbsteinschätzungen<br />

handelt. Die Testkennwerte reflektieren daher das Selbstbild, das die betreffende Person von<br />

sich hat bzw. von sich zeichnen möchte.<br />

Verträglichkeit beschreibt persönliche Tendenzen in der Art des zwischenmenschlichen<br />

Umgangs. Personen mit einer starken Ausprägung sehen sich selbst als entgegenkommend,<br />

verständnisvoll, fürsorglich und hilfsbereit. Sie sind eher bescheiden, bringen anderen<br />

Personen Vertrauen entgegen und verhalten sich oft kooperativ. Personen mit einer<br />

schwachen Ausprägung beschreiben sich als eher selbstbezogen und wenig<br />

entgegenkommend. Sie geben zudem an, weniger hilfsbereit und kooperativ zu sein und<br />

sind anderen gegenüber oft misstrauisch.<br />

Test:<br />

Im Test-Set SARAIL erfolgt die Messung der Verträglichkeit über die beiden Facetten<br />

Aufrichtigkeit und Hilfsbereitschaft des Verfahrens BFSI (Big Five Struktur Inventar, S1). Die<br />

Testpersonen schätzen auf einer vierstufigen Antwortskala ein, wie typisch verschiedene<br />

vorgegebene Adjektive bzw. Kurzaussagen für sie sind. Bei der Interpretation der Ergebnisse<br />

ist zu bedenken, dass es sich um Selbsteinschätzungen handelt. Die Testkennwerte<br />

reflektieren daher das Selbstbild, das die betreffende Person von sich hat bzw. von sich<br />

zeichnen möchte.


Informationen zur allgemeinen Bedienung der Auswertungsoptionen finden Sie im Wiener<br />

Testsystem Helpfile. Untenstehend finden Sie Auswertungs- und Interpretationshilfen<br />

spezifisch für das Test-Set SARAIL.<br />

Um ein möglichst valides Urteil über die Eignung eines Kandidaten bilden zu können, sollten<br />

stets alle verfügbaren Informationen über eine Person zur Urteilsbildung herangezogen<br />

werden. Primär umfasst dies die normierten Testwerte der einzelnen Tests. Für die<br />

Beurteilung der Eignung sollten die testdiagnostischen Ergebnisse jedoch stets vor dem<br />

Hintergrund des spezifischen Anforderungsprofils interpretiert werden. Beachten Sie hierbei<br />

bitte auch regionale und unternehmensspezifische Verordnungen.<br />

Die Einzeltestergebnisse werden im Test-Set SARAIL in Form von Rohwerten bzw.<br />

Personenparametern und Prozenträngen ausgegeben. Der Prozentrang gibt an, wie viel<br />

Prozent einer bestimmten Vergleichsgruppe eine geringere bzw. gleich hohe Ausprägung in<br />

diesem Leistungs- oder Persönlichkeitsmerkmal aufweisen. Als Vergleichsgruppe wird eine<br />

repräsentative Stichprobe aus der Gesamtbevölkerung herangezogen. Ein Prozentrang von<br />

PR=76 bedeutet beispielsweise, dass 76% der Testpersonen aus der repräsentativen<br />

Normstichprobe eine geringere bzw. gleich hohe und 24% eine höhere Ausprägung in<br />

diesem Leistungsmerkmal aufweisen.<br />

<br />

<br />

Ein Prozentrang bis 24 weist auf eine unterdurchschnittliche Ausprägung des<br />

betreffenden Leistungs- oder Persönlichkeitsmerkmals im Vergleich zur<br />

repräsentativen Normstichprobe hin.<br />

Bei einem Prozentrang von 25 bis 75 kann davon ausgegangen werden, dass das<br />

betreffende Leistungs- oder Persönlichkeitsmerkmal im Vergleich zur repräsentativen<br />

Normstichprobe durchschnittlich ausgeprägt ist.<br />

Ein Prozentrang ab 76 weist auf eine überdurchschnittliche Ausprägung des<br />

betreffenden Leistungs- oder Persönlichkeitsmerkmals im Vergleich zur<br />

repräsentativen Normstichprobe hin.<br />

Es kann für jede Testperson ein individueller schriftlicher Report erstellt werden. Der Report<br />

beinhaltet eine Profildarstellung der Testergebnisse. Der Report kann beispielsweise als<br />

Basis für die Ergebnisrückmeldung an die Bewerber verwendet werden.<br />

Herr Mustermann bewirbt sich bei einer regionalen Bahngesellschaft als Lokführer. Im Zuge<br />

des Bewerbungsprozesses unterzieht sich Herr Mustermann einer zweistündigen Testung<br />

mit dem Test-Set SARAIL.<br />

In Tabelle 4 werden die Prozentränge der einzelnen Dimensionen dargestellt.<br />

Überdurchschnittliche Testwerte sind grün, durchschnittliche Testwerte sind schwarz und<br />

unterdurchschnittliche Testwerte sind rot markiert.


Tabelle 4: Ergebnisse des Test-Sets SARAIL<br />

Dimensionen<br />

Kognitive Fähigkeiten<br />

Logisch-schlussfolgerndes Denken (INSSV) 77<br />

Verbale Fähigkeiten (INSSV) 65<br />

Gedächtnis (VISGED) 72<br />

Belastbarkeit und Reaktionsfähigkeit<br />

Reaktionsfähigkeit (RT) 87<br />

Belastbarkeit, reaktiv (DT) 73<br />

Aufmerksamkeit und Konzentration<br />

Konzentration (COG) 75<br />

Vigilanz (WAFV) 82<br />

Sensomotorik und Visuelle Wahrnehmung<br />

Auge-Hand-Koordination (2HAND) 92<br />

Visuelle Wahrnehmungsleistung (LVT) 95<br />

Persönlichkeitsdeterminanten<br />

Emotionale Stabilität (BFSI) 74<br />

Extraversion (BFSI) 45<br />

Gewissenhaftigkeit (BFSI) 72<br />

Offenheit (BFSI) 65<br />

Verträglichkeit (BFSI) 74<br />

Herr Mustermann weist im Vergleich zur Normstichprobe überdurchschnittliche Werte in den<br />

Dimensionen logisch-schlussfolgerndes Denken (INSSV), Reaktionsfähigkeit (RT), Vigilanz,<br />

(VIGIL), Auge-Hand-Koordination (2HAND) und visuelle Wahrnehmungsleistung (LVT) auf.<br />

Die restlichen Werte sind sowohl im Leistungs- als auch im Persönlichkeitsbereich<br />

ausnahmslos durchschnittlich ausgewiesen. Herr Mustermann weist somit hinreichende<br />

Werte in der gesamten Testung auf, sodass eine Aufnahme in den weiteren<br />

Bewerberprozess empfohlen werden kann.<br />

PR<br />

Herr Testmann bewirbt sich im Rahmen eines Umschulungsprozesses bei den öffentlichen<br />

Verkehrsbetrieben als U-Bahnfahrer. Im Zuge des internen Bewerbungsprozesses unterzieht<br />

sich Herr Testmann einer zweistündigen Testung mit dem Test-Set SARAIL.<br />

Tabelle 5 zeigt die Prozentränge der einzelnen Dimensionen. Überdurchschnittliche<br />

Testwerte sind grün, durchschnittliche Testwerte sind schwarz und unterdurchschnittliche<br />

Testwerte sind rot markiert.


Tabelle 5: Ergebnisse des Test-Sets SARAIL<br />

Dimensionen<br />

Kognitive Fähigkeiten<br />

Logisch-schlussfolgerndes Denken (INSSV) 35<br />

Verbale Fähigkeiten (INSSV) 45<br />

Gedächtnis (VISGED) 75<br />

Belastbarkeit und Reaktionsfähigkeit<br />

Reaktionsfähigkeit (RT) 12<br />

Belastbarkeit, reaktiv (DT) 4<br />

Aufmerksamkeit und Konzentration<br />

Konzentration (COG) 22<br />

Vigilanz (WAFV) 20<br />

Sensomotorik und Visuelle Wahrnehmung<br />

Auge-Hand-Koordination (2HAND) 84<br />

Visuelle Wahrnehmungsleistung (LVT) 27<br />

Persönlichkeitsdeterminanten<br />

Emotionale Stabilität (BFSI) 31<br />

Extraversion (BFSI) 70<br />

Gewissenhaftigkeit (BFSI) 84<br />

Offenheit (BFSI) 74<br />

Verträglichkeit (BFSI) 64<br />

Herr Testmann zeigt im Bereich der Auge-Hand-Koordination (2HAND) ein<br />

überdurchschnittliches Ergebnis. Im Vergleich zur Normstichprobe ist er somit sehr gut in der<br />

Lage, Augen und Hände bei feinen, kleinräumigen Bewegungen zu koordinieren. Im<br />

Persönlichkeitsbereich beschreibt er sich als besonders kompetent, organisiert,<br />

ordnungsliebend, pflichtbewusst, zielstrebig, diszipliniert und ehrgeizig (BFSI<br />

Gewissenhaftigkeit). Er zeigt jedoch eine verminderte Reaktionsfähigkeit (RT) sowie eine<br />

eingeschränkte reaktive Belastbarkeit (DT). Herr Testmann ist somit nicht ausreichend in der<br />

Lage, auch unter Belastung schnell und sicher zu reagieren. Des Weiteren zeigt er<br />

Einschränkungen in der Konzentration (COG) und der Vigilanz (VIGIL). Es muss somit<br />

insgesamt von einer unzureichenden Reaktions- und Aufmerksamkeitsleistung ausgegangen<br />

werden. Herr Testmann wird aufgrund der verminderten Reaktions- und<br />

Aufmerksamkeitsleistung nicht in den weiteren Bewerbungsprozess aufgenommen.<br />

PR


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Tabelle 1: Reliabilität und Zeitbedarf der Testverfahren aus SARAIL ............................................... 8<br />

Tabelle 2: Überblick über die Normen der Testverfahren des Test-Sets SARAIL ..............................10<br />

Tabelle 3: Überblick Dimensionen des Test-Sets SARAIL .............................................................11<br />

Tabelle 4: Ergebnisse des Test-Sets SARAIL ..............................................................................18<br />

Tabelle 5: Ergebnisse des Test-Sets SARAIL ..............................................................................19<br />

Abbildung 1: Übersicht Manuale ................................................................................................. 3<br />

Abbildung 2: Grafische Darstellung erforderlicher Validitätsnachweise ............................................. 6<br />

Abbildung 3: Determinanten beruflichen Erfolgs von Lokführern ..................................................... 7

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