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Seeheim-Chronik - Seeheimer Kreis

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UNGEWOHNTES BILD<br />

Hans-Jochen Vogel erinnert sich in seinem Buch „Nachsichten“ an die Begebenheiten<br />

und zieht eine kurze Parteitagsbilanz für die <strong>Seeheim</strong>er:<br />

„Noch in einem zweiten Punkt behielt Helmut Schmidt auf diesem<br />

Parteitag die Oberhand, und das war die Kernkraftfrage. Hier beschloß<br />

eine Mehrheit, die etwa sechzig Prozent der Delegierten umfaßte, an<br />

der vom Hamburger Parteitag getroffenen Entscheidung festzuhalten.<br />

Dieser wollte die Option für die Kernenergie offenhalten und die<br />

Option, künftig auf Kernenergie verzichten zu können, öffnen.<br />

[…] Während der Debatte entzündeten die Delegierten, die seiner<br />

Meinung waren, und viele Zuhörer Kerzen, um so ihrer Ablehnung<br />

der Kernenergie Ausdruck zu geben. Das ergab in dem raumschiffähnlichen<br />

Sitzungssaal des ICC ein ganz ungewohntes Bild, das<br />

in seiner Widersprüchlichkeit einiges von der Spannung des Themas<br />

widerspiegelte. […] Der Berliner Parteitag brachte den <strong>Seeheim</strong>ern,<br />

die sich diesmal gut vorbereitet hatten, bei den Wahlen eine leichte<br />

Stärkung. Ich selber erreichte bei den Vorstandswahlen erstmals ein<br />

Ergebnis, aus dem zu entnehmen war, daß mir die Delegierten quer zu<br />

den diversen Richtungen Vertrauen entgegenbrachten.“<br />

Die Positionen zur Industrie- und Ökologiepolitik der Gewerkschaften<br />

und des <strong>Seeheim</strong>er <strong>Kreis</strong>es deckten sich in der zweiten Hälfte der 70er<br />

Jahre weitgehend. Das Einhergehen von Wirtschaftswachstum und friedlicher<br />

Nutzung von Kernenergie stand für die <strong>Seeheim</strong>er immer im Mittelpunkt ihres<br />

Handelns. Dieser Standpunkt wurde allerdings nicht in der ganzen<br />

Partei vertreten, innerparteilich verliefen die Konfliktlinien quer durch die<br />

Mitgliedschaft. Diskussionen über alte und potentielle neue Wählerschaften<br />

entbrannten.<br />

Willy Brandt bekannte sich anlässlich einer Gedenkfeier zu Ehren von<br />

Willi Eichler am 21. Oktober 1981 zu einer „neuen“ SPD, die breite gesellschaftliche<br />

Strömungen, insbesondere die Jugend, repräsentiere. Die<br />

„angegrünten Schichten“ würden nichts anstreben, „was dem demokratischen<br />

Sozialismus fremd sein müßte“. Eine Gruppe um Annemarie Renger, damals<br />

Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, und Richard Löwenthal, damals<br />

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