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Wo stehen wir in der Grammatiktheorie? - Seminar für ...

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Ad (b):<br />

Ob man e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches Format <strong>für</strong> Wörter und Phrasen überhaupt <strong>für</strong> wünschenswert halten<br />

soll, kann hier nicht diskutiert werden; was aus e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>heitlichen Format grundsätzlich<br />

zu schließen ist, etwa <strong>für</strong> die psychologische Realität <strong>der</strong> Unterscheidung zwischen Syntax<br />

und Morphologie (und ggf. <strong>der</strong> Semantik), und welche Realität e<strong>in</strong> solches Format überhaupt<br />

abbilden soll, ist u.E. völlig offen. Grundsätzlich ermöglicht e<strong>in</strong> solches Format zwar<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher Weise das Schreiben von Grammatikpr<strong>in</strong>zipien, welche „an <strong>der</strong> Schnittstelle”<br />

dieser drei Grammatikkomponenten operieren, 14 im vorliegenden Buch aber ist es Müller<br />

nicht gelungen, die E<strong>in</strong>heitlichkeit des Formats als solche und den daraus resultierenden<br />

Vorteil konkret zu benennen. Denn die Beispiele, die den Punkt erläutern sollen, s<strong>in</strong>d dem<br />

Verständnis <strong>der</strong> Sache nicht dienlich (S. 426):<br />

Durch die Verwendung e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>heitlichen Inventars ist es möglich, Generalisierungen<br />

über entsprechende Objekte h<strong>in</strong>weg zu formulieren. Man kann also erfassen, was bestimmte<br />

Wörter mit bestimmten Lexikonregeln o<strong>der</strong> auch mit Phrasen geme<strong>in</strong> haben.<br />

So entspricht zum Beispiel die -bar-Derivation <strong>in</strong> (254a) e<strong>in</strong>er komplexen Passivkonstruktion<br />

mit Modalverb.<br />

(254) a. Das Rätsel ist lösbar<br />

b. Das Rätsel kann gelöst werden<br />

Aber welche Folgerung ist aus dieser Synonymie zu ziehen? Ist das Beispiel lediglich als<br />

Analogie geme<strong>in</strong>t? O<strong>der</strong> soll die Lexikalistische Hypothese wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Distributed Morphology<br />

gänzlich aufgegeben werden? Auch das Beispiel des folgenden Zitats kann die Situation<br />

nicht klären:<br />

E<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er Vorteil <strong>der</strong> e<strong>in</strong>heitlichen Beschreibung ist, dass man Geme<strong>in</strong>samkeiten zwischen<br />

Wörtern und Lexikonregeln und auch zwischen Wörtern und Phrasen erfassen<br />

kann. So teilt z.B. e<strong>in</strong> Komplementierer wie dass viele Eigenschaften mit e<strong>in</strong>fachen<br />

bzw. koord<strong>in</strong>ierten Verben <strong>in</strong> Erststellung.<br />

(255) a. [dass] Maria die Platte kennt und liebt<br />

b. [Kennt und liebt] Maria die Platte?” (S. 427)<br />

Auch das ist zunächst mal völlig unklar. Was sollen diese „vielen Eigenschaften” im vorliegenden<br />

Fall denn se<strong>in</strong>? Wahrsche<strong>in</strong>lich geht es um die <strong>in</strong>nere Struktur <strong>der</strong> Zeichen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

HPSG e<strong>in</strong>ige Parallelen aufweisen; hier <strong>wir</strong>d dann oft auch von Eigenschaften gesprochen,<br />

14 Richter & Sailer (2008) verwenden dies etwa dazu, Pr<strong>in</strong>zipien zu schreiben, die aufgrund syntaktischer<br />

Strukturen Komponenten <strong>der</strong> Bedeutung e<strong>in</strong>es Ausdrucks restr<strong>in</strong>gieren, aber auch das Umgekehrte kann formuliert<br />

werden. Müller verwendet diese Möglichkeiten im Rahmen <strong>der</strong> Anb<strong>in</strong>dung lexikalischer E<strong>in</strong>heiten an<br />

die Syntax. E<strong>in</strong> une<strong>in</strong>heitliches Repräsentationsformat macht die Formulierung solcher Theorien grundsätzlich<br />

komplizierter, auch wenn es sie natürlich nicht ausschließt.<br />

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