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PDF Teaser - Sonne Wind & Wärme

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09.01.2014 ISSN 1861-2741 H 2607 www.sonnewindwaerme.de<br />

8,80 € • Österreich: 9 €•Schweiz: 13 SFR<br />

Das Branchen-Magazin für alle erneuerbaren Energien<br />

Energieerzeugung &<br />

Netzintegration<br />

Betriebsführung<br />

Das Optimum<br />

im Blick<br />

Photovoltaik<br />

Flachdach-Montagesysteme<br />

SolarThermie<br />

Große Speicher<br />

4BTACQK*haifae+[A\L


Editorial<br />

Es geht doch ...<br />

Dr. Volker Buddensiek<br />

Chefredakteur<br />

Lesen Sie gern Erfolgsmeldungen?<br />

Berichte über neue Rekorde? Dann<br />

habe ich was für Sie: Zum ersten Mal<br />

seit 800.000 Jahren ist der CO 2 -Gehalt der<br />

Atmosphäre im Mai 2013 auf einen Wert über<br />

400 ppm gestiegen. Wie aus dem jährlichen<br />

Bericht des Global Carbon Project (GCP)<br />

hervorgeht, haben die CO 2 -Emissionen aus der<br />

Verbrennung fossiler Energieträger und der<br />

Zementproduktion einen neuen Rekordstand<br />

von 35 Mrd. t/a erreicht. Das entspricht einem<br />

Zuwachs von 58 % gegenüber dem Stand von<br />

1990. Basierend auf Schätzungen der globalen<br />

Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr wird ein<br />

Zuwachs von 2,1 % auf 36 Mrd. t CO 2 für 2013<br />

erwartet. Hinter diesen Zahlen steht eine steigende<br />

Abhängigkeit von Kohle für die Energieproduktion<br />

in etlichen Ländern. So sind 2012<br />

innerhalb der EU-28 zwar die CO 2 -Emissionen<br />

insgesamt um 1.3 % zurückgegangen, Emissionen<br />

aus der Kohleverbrennung haben allerdings<br />

um 3,0 % zugelegt. Der weltweite Ausbau<br />

der Erneuerbaren hat dagegen nicht einmal<br />

ausgereicht, den wachsenden Energiehunger<br />

zu stillen, ohne auf Kohle zurückzugreifen.<br />

Solche Zahlen müssen alarmieren. So hat<br />

denn auch die Regierung einen Gesetzentwurf<br />

zum Kohleausstieg vorgelegt, mit dessen<br />

Inkrafttreten die Kohleverstromung bis Ende<br />

2014 auslaufen soll. Der Gesetzesentwurf ist<br />

Teil einer Langzeitplanung für den Energiesektor.<br />

Darin sind fünf Grundsätze festgelegt,<br />

die als Richtschnur für künftige Entscheidungen<br />

dienen sollen: Kosteneffizienz, Zuverlässigkeit,<br />

saubere Energie, Bürgerbeteiligung sowie<br />

Fokus auf Energieeinsparung und Nachfragemanagement.<br />

Das Ziel des Plans ist saubere,<br />

verlässliche und preiswerte Energie für alle<br />

Bürger, wo und wann immer sie diese<br />

benötigen.<br />

Das glauben Sie nicht? Wo denken Sie denn<br />

hin? Ich spreche hier doch von der Regierung<br />

Ontarios! Deren „Long Term Energy Plan“ trägt<br />

den bezeichnenden Titel „Achieving Balance“.<br />

Sie können ihn sich unter www.energy.gov.on.<br />

ca/en/ltep herunterladen. Wie viel sich Ontario<br />

da vorgenommen hat, macht folgender Vergleich<br />

deutlich: Das CO 2 -Äquivalent für den<br />

Ausstieg aus der Kohleverstromung wäre eine<br />

Regelung, die 7 Mio. Fahrzeuge von den Straßen<br />

Ontarios nehmen würde – bis Ende 2014!<br />

Wer jetzt denkt „Ontario – das ist ja auch<br />

weit weg, mit den Hinterwäldlern dort kann<br />

man so ein Vorhaben vielleicht umsetzen“, der<br />

irrt schon wieder. Die Provinz Ontario ist der<br />

Wirtschaftsmotor Kanadas. Internationale<br />

Konzerne haben dort Milliarden Dollar investiert.<br />

Für diejenigen, die deutsche Diskussionsrunden<br />

verfolgen, mag sich das wie wirtschaftlicher<br />

Selbstmord anhören, doch das Gegenteil<br />

ist der Fall. Im Vergleich zur bisherigen Energieplanung<br />

aus dem Jahr 2010 sollen Verbraucher<br />

über die nächsten fünf Jahre 520 $ weniger für<br />

ihren Strom bezahlen, bis 2030 sogar 3.800 $.<br />

Industriekunden sparen über die kommenden<br />

fünf Jahre durchschnittlich 3 Mio. $, bis 2030<br />

sogar 11 Mio. $.<br />

Der Hauptunterschied zwischen der<br />

Provinzregierung Ontarios und unserer<br />

Bundesregierung scheint mir mit einem Wort<br />

beschreibbar zu sein: Mut! Vielleicht sprechen<br />

Sie ja mal mit Ihrem Bundestagsabgeordneten<br />

über „Achieving Balance“. Eine neue Balance<br />

in der Diskussion über Chancen und Risiken<br />

der Energiewende könnten wir hier auch<br />

gebrauchen.<br />

volker.buddensiek@sonnewindwaerme.de<br />

Editorial<br />

<strong>Sonne</strong> <strong>Wind</strong> & <strong>Wärme</strong> 01/2014<br />

3


Inhalt<br />

Inhalt<br />

Im Fokus<br />

Kontrolle ist besser<br />

Betriebsführung<br />

Der nachhaltige wirtschaftliche Erfolg von <strong>Wind</strong>- und<br />

Solarparks steht und fällt mit der Betriebsführung.<br />

Lesen Sie, warum es eine keineswegs triviale Aufgabe<br />

ist, die von der technischen Betriebsführung gesammelten<br />

Daten für die kaufmännische Betriebsführung<br />

nutzbar zu machen – und warum Wartung auch bei<br />

Solarparks ein wichtiges Thema ist.<br />

Seiten<br />

30 bis 39<br />

Foto: Bosch Rexroth<br />

I<br />

TE<br />

sy Protect<br />

odul<br />

bar!<br />

1/2014 • Energieerzeugung und netzintegration • Betriebsführung<br />

09.01.2014 ISSN 1861-2741 H 2607 www.sonnewindwaerme.de<br />

1/2014<br />

Das Branchen-Magazin für a le erneuerbaren Energien<br />

EnErgiEErzEugung &<br />

nEtzintEgration<br />

8,80 € • Österreich: 9 €•Schweiz: 13 SFR<br />

Das Optimum<br />

Betriebsführung<br />

Photovoltaik<br />

Flachdach-Montagesysteme<br />

SolarthErmiE<br />

Große Speicher<br />

im Blick<br />

Wartungsarbeiten und Kontrollen<br />

von <strong>Wind</strong>- und Solarparks sind<br />

feste Bestandteile der technischen<br />

Betriebsführung.<br />

<br />

Foto: Siemens Energy<br />

4BTACQK*haifae+[A\LPhotovoltaik<br />

Vom Renditeobjekt<br />

zum Betriebsmittel<br />

FLacHDachMontage Bei den ballastoptimierten<br />

Flachdach systemen berichten die Hersteller von einem<br />

hartem Preiskampf. Technik-Experten attestieren jedoch<br />

eine gestiegene Qualität. Innovationen sind vor allem an<br />

„Händen“ (Modulbefestigung) und „Füßen“ (Trennlage zur<br />

Dachbahn) zu beobachten.<br />

Seite<br />

46<br />

Foto: Aerocompact GmbH<br />

4<br />

<strong>Sonne</strong> <strong>Wind</strong> & <strong>Wärme</strong> 01/2014


Foto: Unitec<br />

Solarthermie<br />

Darf’s ein bisschen mehr sein?<br />

GroSSe Speicher Standardspeicher haben<br />

im Standardeinfamilienhaus ihren Platz. Wer<br />

ein <strong>Sonne</strong>nhaus haben will, braucht mehr Volumen.<br />

Auch in Industrie, Gewerbe und Nahwärmenetz<br />

kommen Großspeicher zum Einsatz..<br />

Seite<br />

84<br />

<strong>Wind</strong>energie<br />

Transparenz bis in die Spitze<br />

Condition Monitoring Schäden und<br />

Ausfälle von Komponenten vorhersagen, das<br />

war gestern. Die Protagonisten von Condition-<br />

Monitoring-Systemen arbeiten bereits am<br />

last- und leistungsoptimierten Betrieb von<br />

<strong>Wind</strong>mühlen. Die Gedanken kreisen auch schon<br />

um vollautomatische Betriebsmodi.<br />

Seite 70<br />

Foto: Siemens Energy<br />

Panorama<br />

Politik<br />

06 Nachrichten<br />

08 Koalitionsvertrag:<br />

Der RWE-Rettungsvertrag<br />

10 INTERVIEW Uwe Leprich:<br />

„Das EEG ist ein tolles Gesetz“<br />

Markt<br />

14 Nachrichten<br />

18 Börse: Durchschnittliche Turbulenzen<br />

20 Ökostrom: Ein Viertel Solar, bitte!<br />

23 Energieautarke Siedlung:<br />

Abhängig war gestern<br />

24 Versicherungen:<br />

Prämienschlacht um <strong>Wind</strong>mühlen<br />

Wissenschaft & Technik<br />

26 INTERVIEW Philipp Strauß:<br />

„Energieversorgung als ein<br />

Gesamtsystem begreifen“<br />

28 Nachrichten<br />

Im Fokus:<br />

Betriebsführung<br />

30 Kontrolle ist besser<br />

31 Technisch & kaufmännisch:<br />

Eine andere Welt<br />

36 Wartung Solarparks:<br />

Kein Park ohne Wartung<br />

Photovoltaik<br />

40 Monitoring: Allzeit betriebsbereit<br />

46 Flachdachmontage: Vom<br />

Renditeobjekt zum Betriebsmittel<br />

57 Dachflächenpacht:<br />

Der Trick mit der EEG-Umlage<br />

58 Modultechnik:<br />

Der lange Weg zum perfekten Modul<br />

62 Solarkataster:<br />

Potenziale on demand<br />

<strong>Wind</strong>energie<br />

66 Service & Wartung:<br />

Mit Haken und Ösen<br />

70 Condition Monitoring:<br />

Transparenz bis in die Spitze<br />

74 EWEA: Zurück in die Erfolgsspur<br />

76 Verbundwerkstoffe:<br />

Eine Herausforderung<br />

Bioenergie<br />

78 Biogas:<br />

Es ist noch Platz für neue Anlagen<br />

<strong>Wärme</strong>pumpe<br />

82 INTERVIEW Paul Waning:<br />

Power-to-heat im Koalitionsvertrag<br />

Solarthermie<br />

84 Große Speicher:<br />

Darf’s ein bisschen mehr sein?<br />

88 Absorber: Stahl trifft Bionik<br />

90 Dämmung:<br />

Verluste reduzieren lohnt<br />

Service<br />

93 Recht: BGH klärt Anlagenbegriff<br />

94 Marktdaten: MAP-Zahlen,<br />

Modul- und Pelletspreise<br />

95 Firmenverzeichnis<br />

110 Termine<br />

Rubriken<br />

113 Impressum<br />

113 Vorschau<br />

114 Hüters Finale<br />

<strong>Sonne</strong> <strong>Wind</strong> & <strong>Wärme</strong> 01/2014 5


Politik Nachrichten<br />

Panorama<br />

EU-Kommission bestätigt Einspeisetarife und greift EEG-Rabatte an<br />

■ Die EU-Kommision hat Ende<br />

Dezember erneut das Vergütungssystem<br />

des Erneuerbare-<br />

Energien-Gesetzes als grundsätzlich<br />

rechtskonform bestätigt.<br />

Allerdings konnte sich auch<br />

EU-Wettbewerbskommissar<br />

Almunia mit seiner Forderung<br />

durchgesetzen, ein Prüfverfahren<br />

gegen die besondere Ausgleichsregelung<br />

im EEG einzuleiten.<br />

Alumina betrachtet das<br />

EEG insgesamt als unzulässige<br />

Beihilfe und begründet dies mit<br />

„signifikanten Änderungen“ am<br />

Gesetz in den letzten Jahren.<br />

Gemeint ist hier insbesondere<br />

die starke Ausweitung der Regeln<br />

zur Befreiung von der EEG-<br />

Umlage, die ursprünglich nur<br />

besonders energieintensive<br />

Unternehmen vor Nachteilen<br />

im internationalen Wettbewerb<br />

schützen sollten.<br />

Der Europäische Gerichtshof<br />

(EuGH) hatte bereits 2001 das<br />

EEG als rechtskonforme Förderung<br />

eingestuft und vom Vorwurf<br />

der Beihilfe befreit. Dieses<br />

Urteil war bisher Grundlage<br />

der Positionierung der EU-<br />

Kommission. „Die neue Auffassung<br />

der Kommission, dass es<br />

seitdem signifikante Änderungen<br />

des EEG gegeben habe, die<br />

eine Einordnung als Beihilfe begründen<br />

könnten, ist rechtlich<br />

nicht stichhaltig“, sagte BEE-<br />

Geschäftsführer Hermann Falk.<br />

Gleichzeitig mit der Eröffnung<br />

des Prüfverfahrens hat<br />

der EU-Wettbewerbskommissar<br />

angekündigt, die Leitlinien für<br />

das Beihilferecht grundsätzlich<br />

zu überarbeiten. Sein bisheriger<br />

Entwurf einer Neufassung<br />

der Leitlinien kommt einem<br />

umfassenden Angriff auf das<br />

deutsche EEG gleich. Die darin<br />

vorgeschlagenen detaillierten<br />

Vorgaben für die Refinanzierung<br />

der erneuerbaren Energien<br />

werden vom BEE als mit<br />

der geltenden EU-Richtlinie für<br />

erneuerbare Energien nicht vereinbar<br />

heftig angegriffen: „Der<br />

Leitlinienentwurf von Almunia<br />

ist in keiner Weise akzeptabel.<br />

EU-Wettbewerbskommissar Almunia setzt seine Forderung durch,<br />

ein Prüfverfahren gegen die besondere Ausgleichsregelung im EEG<br />

einzuleiten.<br />

Foto: dpa<br />

Wir gehen vielmehr davon aus,<br />

dass die neuen Beihilfeleitlinien<br />

so ausgestaltet werden, dass<br />

die Mitgliedsstaaten weiterhin<br />

den notwendigen Spielraum<br />

beim Ausbau der erneuerbaren<br />

Energien und den dafür geeigneten<br />

Förderinstrumenten<br />

behalten“, erklärt Falk.<br />

Einen Ausweg könnte das<br />

Beispiel Österreich geben. Im<br />

Jahr 2009 hatte die EU-<br />

Kommission eine Nachbesserung<br />

der österreichischen Regeln<br />

für eine Entlastung von<br />

Ökostromzuschlägen für die<br />

dortige Industrie gefordert.<br />

Österreich hatte daraufhin den<br />

Kreis der begünstigten Unternehmen<br />

verkleinert und diese<br />

auf zusätzliche Effizienzmaßnahmen<br />

verpflichtet. (vb)<br />

Neue Fachagentur nimmt Arbeit auf<br />

Neues Schallschutzkonzept in Kraft<br />

■ Die Fachagentur <strong>Wind</strong>energie<br />

an Land hat im Dezember mit<br />

einer Eröffnungsveranstaltung<br />

offiziell die Arbeit aufgenommen.<br />

Sie war bereits im April<br />

von Bund, elf Ländern und sieben<br />

Verbänden aus Wirtschaft,<br />

Kommunen und Naturschutz<br />

gegründet worden.<br />

Der Vorstandsvorsitzende<br />

Thorsten Müller verdeutlichte<br />

in seiner Begrüßung, dass sich<br />

die Fachagentur in ihrer<br />

Satzung verpflichtet hat, den<br />

natur- und umweltverträglichen<br />

Ausbau der <strong>Wind</strong>energie an<br />

Land zu unterstützen. Grundlage<br />

für die Arbeit der Fachagentur<br />

sei die Einbeziehung<br />

aller Akteure, um übergreifend<br />

Lösungsansätze zu entwickeln.<br />

Ein besonderes Augenmerk<br />

komme der Einbindung von<br />

Kommunen zu. Dass über Beteiligung<br />

und Wertschöpfung in<br />

den Kommunen Akzeptanz<br />

geschaffen werden kann,<br />

darauf wies Helmut Wenzel im<br />

Namen des Deutschen Städteund<br />

Gemeindebundes hin.<br />

Gerade im Bereich des Interessenausgleichs<br />

zwischen den<br />

Akteuren liegt auch aus Sicht<br />

des Bundesumweltministeriums<br />

(BMU) eine wesentliche Aufgabe<br />

der Fachagentur <strong>Wind</strong>energie.<br />

Franzjosef Schafhausen,<br />

Leiter der Unterabteilung Energiewende<br />

des BMU, forderte in<br />

seinem Grußwort, divergierende<br />

Interessen miteinander in<br />

Einklang zu bringen. Den Mehrwert<br />

der Agentur sehen die<br />

Mitglieder in der Vielzahl der<br />

unterschiedlichen Akteure,<br />

welche die Ausrichtung bestimmen.<br />

Neben konkreten Themen<br />

wie Akzeptanz, Wertschöpfung<br />

oder Naturchutz wurde vor<br />

allem die Notwendigkeit festgestellt,<br />

<strong>Wind</strong>energieplanungen<br />

vor Ort zu begleiten. (kg)<br />

■ Für den Schallschutz beim<br />

Ausbau der Offshore-<strong>Wind</strong>energie<br />

gelten seit 1. Dezember 2013<br />

neue Leitlinien. Das Ziel des<br />

Schallschutzkonzepts ist es, die<br />

Nordsee-Schweinswale besonders<br />

in der Zeit der Aufzucht<br />

von Nachwuchs vor Lärm zu<br />

schützen, der beim Rammen<br />

der Fundamente für die <strong>Wind</strong>kraftanlagen<br />

entsteht.<br />

Schweinswale sind für<br />

Kommunikation, Orientierung<br />

und Nahrungssuche auf ihr<br />

Gehör angewiesen. Zu großer<br />

Lärm ist für sie eine existenzielle<br />

Bedrohung. Das Bundesumweltministerium<br />

hat darum ein<br />

Schallschutzkonzept entwickelt,<br />

das einen naturverträglichen<br />

Ausbau der Offshore-<strong>Wind</strong>kraft<br />

ermöglichen soll. Die Rammungen<br />

müssen zeitlich so organisiert<br />

werden, dass den Walen<br />

immer ein ausreichend großer<br />

Rückzugsraum bleibt.<br />

Mit einem verbesserten Schallschutzkonzept<br />

soll der Schweinswal<br />

geschützt werden. Foto: dpa<br />

Das Schallschutzkonzept gilt<br />

für den von Deutschland bewirtschafteten<br />

Bereich der Nordsee<br />

jenseits des Küstenmeeres.<br />

Besonderen Schutz genießt ein<br />

Gebiet vor Sylt. Von Mai bis<br />

August werden dort besonders<br />

viele Kälber geboren und aufgezogen.<br />

Außerdem legt das Konzept<br />

Grenzwerte für die Schallbelastung<br />

der Natura-2000-<br />

Schutzgebiete in der Nordsee<br />

fest. Das Konzept soll künftig in<br />

Genehmigungsverfahren<br />

einfließen.<br />

(kg)<br />

6<br />

<strong>Sonne</strong> <strong>Wind</strong> & <strong>Wärme</strong> 01/2014


Markt Nachrichten<br />

Panorama<br />

BSW-Solar: Großen Solarparks droht das Aus<br />

■ Am 1. Januar ist die Einspeisevergütung<br />

für große<br />

Photovoltaik-Anlagen mit<br />

9,47 Ct unter die 10-Ct­ Marke<br />

gerutscht. Nach dem Markteinbruch<br />

im vergangenen Jahr<br />

– 2013 wurde im Freiflächensegment<br />

64 % weniger Leistung<br />

installiert als im 2012 –<br />

drohe Deutschland 2014 bei<br />

der Errichtung großer Solarparks<br />

der Fadenriss, warnt<br />

der BSW-Solar. Die deutliche<br />

Kostensenkung der Anlagenpreise<br />

könne nicht mit den<br />

überzogenen Fördereinschnitten<br />

Schritt halten. Um 60 bis<br />

70 % habe die ehemalige<br />

Bunderegierung die Förderung<br />

von Photovoltaik-Freiflächenanlagen<br />

seit 2009 gekappt.<br />

Dazu kommen Fördereinschränkungen,<br />

denen<br />

Photovoltaik-Kraftwerke unterliegen.<br />

So sind diese nur auf bestimmten<br />

Flächen förderfähig<br />

und werden seit der Überarbeitung<br />

des EEG 2012 nur noch bis<br />

zu einer Leistung von 10 MW<br />

vergütet. „Solarparks sind<br />

Große Solarkraftwerke lohnen sich bei zunehmenden Fördereinschnitten<br />

immer weniger.<br />

Foto: dpa<br />

überreguliert“, kritisierte<br />

Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer<br />

des BSW-Solar,<br />

der sich für größeres Mitspracherecht<br />

der Kommunen zu<br />

dem Thema aussprach: „Flächen-<br />

und Größenbeschränkungen<br />

im EEG sollte die Bundesregierung<br />

ganz streichen und<br />

auf die Bürger und Entscheider<br />

vor Ort vertrauen.“<br />

„Ein Aus bei den Solarparks<br />

hätte weitreichende Folgen für<br />

die Energiewende in Deutschland,<br />

es würde diese teurer und<br />

ineffizienter machen und verlangsamen“,<br />

warnte Körnig.<br />

Deutschlands mühsam aufgebaute<br />

Expertise in dem weltweit<br />

gefragten Technologiefeld und<br />

damit eine wichtige Voraussetzung<br />

für weitere solare Exportund<br />

Entwicklungserfolge werde<br />

gefährdet, sagte er und forderte<br />

die Politik auf, dem entgegenzuwirken:<br />

„Die neue Bundesregierung<br />

muss schnell dafür sorgen,<br />

dass Investitionen in Solarkraftwerke<br />

wieder rentabel werden.“<br />

<br />

(jeg)<br />

Xaver sorgt für<br />

<strong>Wind</strong>strom-Rekord<br />

■ Das Sturmtief Xaver hat für<br />

einen Rekord bei der deutschen<br />

<strong>Wind</strong>strom-Erzeugung gesorgt:<br />

Am Abend des 5. Dezembers<br />

speisten <strong>Wind</strong>energieanlagen<br />

mit einer Leistung von mehr als<br />

26.000 MW Strom ins deutsche<br />

Netz. Das geht aus den Daten<br />

der Strombörse EEX in Leipzig<br />

hervor. Durch die Rekordproduktion<br />

drückte Xaver den<br />

Strompreis um ca. 40 %.<br />

Bereits am Tag zuvor hatte<br />

sich im Day-Ahead-Handel der<br />

Strombörse EPEX Spot für den<br />

deutschen Markt ein Preis von<br />

3,43 Ct/kWh gebildet. Der Preis<br />

in Frankreich dagegen war auf<br />

ca. 7,5 Ct/kWh gestiegen. Im<br />

Intraday-Handel am Donnerstag<br />

fiel der Preis in Deutschland<br />

gar auf Werte zwischen 2 und<br />

2,5 Ct/kWh. Von den niedrigen<br />

Preisen profitieren die an der<br />

Börse aktiven Stadtwerke und<br />

Energieversorger, die den günstigen<br />

<strong>Wind</strong>strom dort einkaufen<br />

und den Preisvorteil an ihre<br />

Kunden weitergeben. (kg/iwr)<br />

Toshiba steigt in die dezentrale<br />

Solarstromversorgung ein<br />

■ Der japanische Elektronikkonzern<br />

Toshiba Corporation<br />

will künftig Mieter in Mehrfamilienhäusern<br />

direkt mit<br />

preisgünstigem Solarstrom versorgen.<br />

Ein Pilotprojekt zu dem<br />

vom EEG unabhängigen Modell<br />

ist für März in den badenwürttembergischen<br />

Kommunen<br />

Villingen-Schwenningen und<br />

Ostfildern geplant. Toshiba arbeitet<br />

dabei mit der Wohnungsgesellschaft<br />

Gagfah zusammen.<br />

Auf Dächern von Gagfah­<br />

Gebäuden an diesen und später<br />

möglicherweise weiteren<br />

Standorten werden Solarstromanlagen<br />

installiert, die nicht<br />

mehr ins öffentliche Netz einspeisen<br />

sollen. Die Anlagenkonzepte<br />

sind auf einen direkten<br />

Verbrauch durch die Bewohner<br />

abgestimmt, die ihrerseits von<br />

den im Vergleich zum Netzstrom<br />

günstigen Preisen profitieren.<br />

In Zeiten ohne <strong>Sonne</strong>neinstrahlung<br />

bleibt die Versorgung<br />

über das Netz bestehen.<br />

Die Partnerunternehmen<br />

wollen so den Wechsel zu erneuerbaren<br />

Energien im Mietwohnungsbereich<br />

einläuten.<br />

Vor dem Start sollen die Bewohner<br />

ausführlich informiert<br />

werden. Der Chef der Gagfah<br />

Group, Stephen Charlton, geht<br />

von einer erfolgreichen Pilotphase<br />

aus und erwartet eine<br />

Erweiterung auf weitere Gebäude.<br />

Auch Takeshi Yokota,<br />

Vize­ Präsident der Toshiba<br />

Corporation ist optimistisch:<br />

„Wir werden den Einsatz von<br />

erneuerbaren Energien für<br />

Mehrfamilienhäuser vorantreiben<br />

und unsere gemeinsamen<br />

Aktivitäten auf weitere Smart­<br />

Energy-Felder ausdehnen.“ (ro)<br />

SMA nimmt PV-Diesel-Hybridsystem<br />

auf Vava‘u in Betrieb<br />

■ Die SMA Solar Technology<br />

AG hat auf der pazifischen Insel<br />

Vava’u ein Photovoltaik-Diesel-<br />

Hybridsystem in Betrieb genommen.<br />

Die 500-kW-Anlage<br />

kann bis zu 873 MWh/a erzeugen<br />

und ca. 225.000 L Diesel<br />

ersetzen.<br />

„Die SMA Fuel Save Solution<br />

ermöglicht eine hochmoderne<br />

Integration von Photovoltaik in<br />

Diesel-Generator-Systeme,<br />

ohne dass Abstriche bei der Betriebsfähigkeit,<br />

der technischen<br />

Zuverlässigkeit oder der Brennstoffeffizienz<br />

gemacht werden<br />

müssen“, erklärt Rodger Whitby,<br />

Geschäftsführer des australischen<br />

Solarunternehmens<br />

Ingenero, das die Installation des<br />

Solarparks durchgeführt hat.<br />

Das neue System soll die<br />

Energiekosten und die Abhängigkeit<br />

von fossilen Brennstof­<br />

fen auf Vava’u reduzieren, das<br />

seine Stromversorgung bisher<br />

über Dieselgeneratoren gesichert<br />

hat. Laut SMA soll es ca.<br />

13 %/a des Gesamtenergiebedarfs<br />

der Insel decken und<br />

durch seine Speichereinheit<br />

auch bei ungünstigen Wetterumständen<br />

betriebsfähig bleiben.<br />

„Das Projekt profitiert<br />

deutlich von der SMA Fuel Save<br />

Solution, die zur Stabilisierung<br />

des Netzes beiträgt und Systemausfälle<br />

verhindert“, sagt<br />

Mark Twidell, Geschäftsführer<br />

von SMA Australia.<br />

Vava’u ist eine Inselgruppe<br />

im südlichen Pazifik, die aus<br />

einer großen und 40 kleineren<br />

Inseln besteht. Die größte Insel<br />

der Inselgruppe hat eine Fläche<br />

von 90 Quadratkilometer und<br />

ist damit die zweitgrößte Insel<br />

des Königreichs Tonga. (jeg)<br />

14 <strong>Sonne</strong> <strong>Wind</strong> & <strong>Wärme</strong> 01/2014


<strong>Sonne</strong>nhäuser: Positive Aussichten<br />

■ Der Trend für <strong>Sonne</strong>nhäuser<br />

ist positiv, auch wenn der vergleichsweise<br />

verhaltene Zuwachs<br />

von 13,5 % die allgemein<br />

rückläufige Entwicklung des<br />

Solarthermie-Marktes auch in<br />

diesem Sektor erstmals spürbar<br />

macht. Das geht aus der<br />

Bilanz des <strong>Sonne</strong>nhaus-Instituts<br />

für das Jahr 2013 hervor.<br />

„In der gesamten Diskussion<br />

um die Energiewende, insbesondere<br />

die EEG-Umlage gab<br />

es keine deutliche Differenzierung<br />

zwischen Solarstrom einerseits<br />

und der solaren <strong>Wärme</strong><br />

andererseits. Solarenergie<br />

ist pauschal in der Diskussion<br />

negativ besetzt“, sagte Peter<br />

Rubeck, Geschäftsführer des<br />

<strong>Sonne</strong>nhaus-Instituts.<br />

Angesichts eines Anteils von<br />

ca. 87 % für Warmwasser und<br />

Heizung am Gesamtenergieverbrauch<br />

von Privathaushalten<br />

Ca. 1.500 <strong>Sonne</strong>nhäuser sind in ganz Deutschland verteilt.<br />

Besonders viele gibt es in Süddeutschland. Grafik: <strong>Sonne</strong>nhaus-Institut<br />

fordert das <strong>Sonne</strong>nhaus­<br />

Institut, <strong>Wärme</strong>konzepte in die<br />

Energiewende einzubeziehen.<br />

Dazu gehöre die Bündelung der<br />

Förderprogramme, die Verankerung<br />

einer Neubauförderung<br />

für solare Hocheffizienzgebäude<br />

im Marktanreizprogramm<br />

und die Beseitigung administrativer<br />

Hemmnisse.<br />

Trotz des gebremsten<br />

Wachstums ist die Stimmung<br />

gut: Mit ca. 300 geplanten<br />

<strong>Sonne</strong>nhäusern übersteigt das<br />

Jahr 2014 die vergangenen<br />

Jahre deutlich. Zudem setzt<br />

sich der Trend zu Mehrfamilien­<br />

<strong>Sonne</strong>nhäusern fort: Fast ein<br />

Drittel der 2013 gebauten hatten<br />

mehr als drei Wohneinheiten.<br />

In den vergangenen Jahren<br />

lag der Anteil bei etwa 13 %.<br />

Insgesamt gibt es in Deutschland<br />

aktuell ca. 1.500<br />

<strong>Sonne</strong>nhäuser.<br />

(jeg)<br />

Ecotherm startet Franchise in Saudi-Arabien<br />

■ Das auf gewerbliche<br />

Solarthermie-, Warmwasserund<br />

Dampfanlagen spezialisierte<br />

Unternehmen Ecotherm aus<br />

Österreich startet sein Franchisesystem<br />

nun auch in Saudi-<br />

Arabien. Das lokale Unternehmen<br />

Almaymanah for Trading<br />

hat einen Franchisevertrag<br />

unterschrieben und tritt nun<br />

als Ecotherm Saudi Arabia in<br />

Jeddah und Riyadh auf.<br />

Ecotherm hat das Franchisesystem<br />

erst vor Kurzem<br />

gestartet und sucht vor allem<br />

im Nahen Osten Partner. „Wir<br />

haben einige Tools entwickelt,<br />

um unsere Franchisenehmer<br />

optimal bei der Marktbearbeitung<br />

zu unterstützen. Die wichtigsten<br />

Werkzeuge sind unsere<br />

Design-Software Ecosize, ein<br />

CRM-Modul, das Franchise­<br />

Manual, unser Twinning­<br />

Partner-Programm, ein standardisiertes<br />

Seminarprogramm<br />

und ein umfassender Online-<br />

Member-Bereich mit zahlreichen<br />

digitalen Vorlagen“, so<br />

Christoph Stangl, Sales und<br />

Marketing Manager von<br />

Ecotherm Austria.<br />

(jg)<br />

<strong>Sonne</strong> <strong>Wind</strong> & <strong>Wärme</strong> 01/2014<br />

15


Betriebsführung<br />

Im Fokus<br />

Weitere Artikel zum Thema<br />

Seite 40 Photovoltaik: Monitoring<br />

Allzeit betriebsbereit<br />

Seite 66 <strong>Wind</strong>energie: Service und Wartung<br />

Mit Haken und Ösen<br />

Seite 66 <strong>Wind</strong>energie: Condition Monitoring<br />

Transparenz bis in die Spitze<br />

Der nachhaltige wirtschaftliche Erfolg von <strong>Wind</strong>- und<br />

Solarparks steht und fällt mit der Betriebsführung. Lesen<br />

Sie auf den Seiten 31 bis 34, warum es eine keineswegs<br />

triviale Aufgabe ist, die von der technischen Betriebsführung<br />

gesammelten Daten für die kaufmännische Betriebsführung<br />

nutzbar zu machen und warum Wartung auch bei<br />

Solarparks ein wichtiges Thema ist (Seite 36 bis 39).<br />

Kontrolle ist besser<br />

Foto: Bosch Rexroth<br />

30<br />

<strong>Sonne</strong> <strong>Wind</strong> & <strong>Wärme</strong> 01/2014


Betriebsführung Technisch & Kaufmännisch<br />

Im Fokus<br />

Eine andere Welt<br />

Lochen, heften, ablegen: Der klassische Dreikampf im<br />

Büro füllt meterweise Akten und kostet wertvolle Arbeitszeit.<br />

Die technische und wirtschaftliche Verwaltung von<br />

<strong>Wind</strong>- und Solarparks bildet da keine Ausnahme. Für den<br />

aufbruch ins digitale Zeitalter fehlen den Kaufleuten<br />

saubere Schnittstellen zur Technik und gute Software.<br />

Techniker und Kaufleute arbeiten in<br />

völlig unterschiedlichen Welten, die in<br />

Unternehmen auch sauber voneinander<br />

getrennt sind. Bei der Verwaltung von<br />

<strong>Wind</strong>- und Solarparks rücken die Kosmen<br />

der Abteilungen aber enger zusammen.<br />

Schließlich geht es in den Betriebsführungsoder<br />

Betreibergesellschaften am Ende immer<br />

darum, Investitionen technisch und wirtschaftlich<br />

so zu verwalten, dass für die Anleger<br />

am Ende möglichst die Kasse stimmt.<br />

Dazu gehören auf der technischen Seite die<br />

komplette Instandhaltung und der Betrieb<br />

von Solarkraftwerken oder <strong>Wind</strong>parks über<br />

eine geplante Laufzeit von 20 Jahren. Auf der<br />

wirtschaftlichen Seite müssen die Buchhaltungsabteilungen<br />

für Investoren jeden Monat<br />

plausible Ertragsabrechnungen anfertigen<br />

und diese mit den ursprünglich eingeplanten<br />

Erträgen abgleichen.<br />

Klärungsbedarf gibt es immer dann,<br />

wenn die Einnahmen unter den fest eingeplanten<br />

Erwartungen liegen. Das kann an<br />

schlechten <strong>Wind</strong>- und <strong>Sonne</strong>njahren liegen,<br />

aber auch an steigenden Lebenszykluskosten,<br />

überhöhten Rechnungen oder unvorhersehbaren<br />

Schäden. Daher wünschen<br />

sich Kaufleute mehr Einblicke in die technische<br />

Instandhaltung und ein digitales<br />

Management. Schließlich stehen hinter<br />

jeder <strong>Wind</strong>mühle oder jedem Modul Verträge<br />

mit Herstellern und Versicherungen,<br />

Garantieleistungen oder Protokolle für<br />

abgeschlossene Instandhaltungsarbeiten.<br />

So fremdartig wie der Mars – Techniker und<br />

Kaufleute leben in anderen Welten. Foto: dpa<br />

Weil die Betriebsführung bei einer steigenden<br />

Zahl von überwachten Anlagen immer<br />

unübersichtlicher wird, sollen sich die<br />

Aktenberge in Datenbanken und digitale<br />

Dokumente verwandeln.<br />

Dass Kaufleute dabei kaum eine Rolle<br />

spielen, lässt sich an der Softwareentwicklung<br />

ablesen. Während sich technische<br />

Betriebsführer über immer umfangreichere<br />

Datenbanklösungen freuen dürfen, regiert in<br />

den Buchhaltungen noch Excel. „Die technische<br />

Datenerfassung ist durch Software<br />

inzwischen ganz gut gelöst, aber kaufmännische<br />

Tools sind noch deutlich unterrepräsentiert.<br />

Daher setzten große Betriebsführungsgesellschaften<br />

oft auf eigene<br />

Lösungen“, sagt Thomas Pahlke von der<br />

Overspeed GmbH. Solche Datenbanken<br />

schaffen im Zusammenspiel mit unabhängigen<br />

Betriebsführern auch mehr Transparenz<br />

gegenüber Herstellern. Die verkaufen<br />

ihre <strong>Wind</strong>mühlen fast nur noch mit langjährigen<br />

Vollwartungsverträgen und übernehmen<br />

auch gerne die Betriebsführung.<br />

„Ein Trend ist, dass in der Datenerfassung<br />

<strong>Sonne</strong> <strong>Wind</strong> & <strong>Wärme</strong> 01/2014 31


Photovoltaik<br />

monitoring<br />

Allzeit betriebsbereit<br />

In einem Solarpark summieren sich kleine systematische Fehler zu gravierenden Ertragseinbußen.<br />

Foto: Gildemeister Energy Solutions<br />

Die Einspeisevergütungen nehmen ab – und bei der Direktvermarktung<br />

gilt erst recht: Jede von der <strong>Sonne</strong> ermöglichte Kilowattstunde<br />

sollte auch geerntet werden. Dafür müssen Fachleute die Anlage<br />

lückenlos überwachen.<br />

Es gibt wohl kaum jemanden, der mit seinem<br />

Auto im dritten Gang über die Autobahn<br />

schleicht, weil die anderen Gänge klemmen,<br />

und sich anschließend beschwert, dass er zu spät ans<br />

Ziel komme. Genau diese Haltung aber kennzeichnet<br />

einen Großteil der Betreiber von Photovoltaikanlagen.<br />

Anders ist es nicht zu erklären, dass nach den Angaben<br />

von Dienstleistungsexperten wie dem Leiter der<br />

technischen Betriebsführung bei der Actensys GmbH,<br />

Wolfgang Hofstetter, über 90 % der PV-Anlagen nicht<br />

fernüberwacht werden. Das zeigt durchaus Wirkung,<br />

wie Hofstetter weiß: „Wir begegnen auf der Intersolar<br />

jeder Menge potenzieller Kunden mit den verschiedensten<br />

Hard- und Softwareproblemen.“ Den Versicherungen<br />

ginge das inzwischen gegen den Strich:<br />

„Viele Versicherungen übernehmen inzwischen für<br />

Anlagen größer 100 kW ohne Fernüberwachung<br />

beziehungsweise technische Betriebsführung keinen<br />

Versicherungsschutz mehr.“<br />

Aber auch ohne Druck von Seiten der Banken und<br />

Versicherungen müsste jeder Betreiber selbst ein<br />

Interesse an einer stabilen Überwachung haben.<br />

Schließlich soll kein noch so kleiner Fehler den Ertrag<br />

und damit die Rendite schmälern. Eine Studie des<br />

Fraunhofer ISE zeigt, dass PV-Anlagen, die aktiv überwacht<br />

werden, eine Verbesserung der Ertragslage von<br />

ca. 4 bis 6 % erreichen. Hofstetter: „Wir überwachen<br />

jährliche Erträge in Höhe von ca. 28 Mio. ¤. Wenn wir<br />

nur eine Ertragsverbesserung von 4 % erreichen,<br />

bedeutet dies für unsere Kunden eine jährliche<br />

Ertragssteigerung von ca. 1,2 Mio. ¤.“<br />

Über die Visualisierung hinaus<br />

Letztlich verlangt auch die Energiewende, das technische<br />

Potenzial der erneuerbaren Energien so weit wie<br />

möglich auszuschöpfen. Das kann nur die immerwährende<br />

Überwachung der Anlage, die Analyse der<br />

Fehlermeldungen und die rasche Reaktion eines<br />

Interventionsteams sicherstellen. Über das Stadium<br />

der reinen Visualisierung der Anlagendaten sind fast<br />

alle der Dienstleister hinaus. Für das weitergehende<br />

Verständnis des Monitorings hat Skytron den Begriff<br />

„ integratives Monitoring“ ins Leben gerufen – das<br />

40<br />

<strong>Sonne</strong> <strong>Wind</strong> & <strong>Wärme</strong> 01/2014


entspricht dem gesamten System der Mess-, Regel- und<br />

Visualisierungsstechniken bis hin zur Fernüberwachung<br />

in der Leitwarte.<br />

Nirgendwo sonst wird so deutlich, wie fließend der<br />

Übergang vom Monitoring zur technischen Betriebsführung<br />

mittlerweile ist. Es sind insgesamt nur vier Stufen,<br />

auf denen Komponenten arbeiten: Die Sensorebene bildet<br />

die Basis für einen pyramidenförmigen Aufbau, bei<br />

dem die Zahl der Komponenten über die Stufen Datenerfassung,<br />

Regelung bis zur Betriebsführung ständig abnimmt.<br />

Bei Skytron gilt wie auch bei Konkurrenzgeräten<br />

der Überwachungskette, dass die einzusetzenden Geräte<br />

und Softwarelösungen mit möglichst vielen handelsüblichen<br />

Komponenten des PV-Kraftwerks kompatibel sind.<br />

Solar-Log 2000 von Solare Datensysteme etwa ist<br />

kompatibel mit allen gängigen Wechselrichtern. Der<br />

Solar-Log 2000 Standard und der PM+ verfügen über<br />

zwei RS485/RS422-Schnittstellen und eine RS485-<br />

Schnittstelle, der Solar-Log 2000 GPRS und der PM+/<br />

GPRS verfügen über eine RS485/RS422- und eine<br />

RS485- Schnittstelle. Allerdings sollte man auch bei weitgehender<br />

Kompatibilität Sorgfalt walten lassen, raten die<br />

Dienstleister. Nicht alles passt wirklich. So sind die Sensoren<br />

eines führenden Monitoring-Spezialisten nicht mit<br />

jedem Wechselrichter kombinierbar.<br />

Meteocontrol mit neuem Konzept<br />

Nadja Koch, Monitoringexpertin bei Meteocontrol, weist<br />

noch einmal auf die zentrale Rolle der Datenlogger im<br />

Monitoringsystem hin. Das Unternehmen bietet folgende<br />

Datenlogger zur zentralen Erfassung aller Daten Ihrer<br />

Photovoltaikanlage und zur Umsetzung der Anforderungen<br />

nach VDE-AR-N 4105, BDEW Mittelspannungsrichtlinie<br />

und EEG entsprechend der Anlagengröße an: WEB’log<br />

Light+ 20 (bis 20 kW), WEB’log Basic 100 (bis 100 kW)<br />

und WEB’log PRO unlimited. Alle WEB’logs verfügen über<br />

vier digitale Eingänge zum Anschluss von Rundsteuerempfängern<br />

zur Wirkleistungssteuerung. Zudem lassen<br />

sich der Leistungsfaktor und die Blindleistung einstellen.<br />

Am WEB’log PRO unlimited für die großen Parks ist<br />

zudem der Anschluss einer Power Control Unit (PCU) und<br />

eines Netzanalysegeräts möglich. Somit können neben<br />

diskreten auch dynamische Vorgaben zur Wirk- und Blindleistungsregelung<br />

verarbeitet werden.<br />

Bereits auf der Intersolar 2013 stellte Meteocontrol<br />

das Datenlogger-Basismodul vor und präsentierte mit<br />

den dazugehörigen Erweiterungsmodulen der X-Serie ein<br />

auf dem Markt neuartiges System. Durch den modularen<br />

Aufbau kann das System auf jede Anlagengröße und die<br />

spezifischen Anforderungen der Anlage angepasst werden.<br />

Ausgestattet mit einem internen Bussystem werden<br />

die Module mittels Klickhalterung aneinander gesteckt<br />

und sind kabellos verbunden. Entsprechend einfach und<br />

komfortabel soll die Inbetriebnahme und Bedienung sein.<br />

Das System erlaubt zudem den Mischbetrieb unterschiedlicher<br />

Wechselrichter. Neu und bisher einzigartig ist<br />

die starke Vernetzung von Hardware und Portal.<br />

Meteocontrol-Expertin Koch dazu: „Damit werden ganz<br />

neue Funktionen möglich, wie beispielsweise die Visualisierung<br />

von Live-Werten oder der sofortige Eingriff in die<br />

Anlage mit direkter Rückmeldung.“<br />

Mit Sicherheit<br />

zu Mehr ertrag<br />

Professionelle Monitoring-Lösungen<br />

für PV - Klein- und Großanlagen<br />

Die meteocontrol GmbH ist Marktführer im<br />

Bereich der professionellen Fernüberwachung<br />

und bietet ein umfangreiches, modular aufgebautes<br />

Überwachungssystem sowie eine<br />

Solarstromprognose zur Netzintegration von<br />

Photovoltaik-Anlagen weltweit.<br />

Virtueller Leitstand (VCOM)<br />

Monitoring, Alarmmanagement inkl.<br />

Fehleranalyse und umfangreiches<br />

Reporting.<br />

mehr als<br />

8 GWp<br />

überwachte<br />

Gesamtleistung<br />

Weitere Lösungen für alle Anlagengrößen:<br />

www.meteocontrol.de


<strong>Wind</strong>energie<br />

Wartungsverträge<br />

Mit Haken<br />

und Ösen<br />

Freie Serviceunternehmen<br />

kämpfen mit den Herstellern<br />

zunehmend um Marktanteile. Dadurch<br />

flexibilisieren sich die Angebote. Maßgeschneiderte<br />

Konzepte sind aber nicht<br />

jedermanns Sache.<br />

Es ist fast so wie bei der demografischen<br />

Entwicklung der deutschen Bevölkerung: Man<br />

wird älter und die Knochen knirschen vernehmlich.<br />

Das ähnelt der Zustandsbeschreibung eines Teils<br />

der <strong>Wind</strong>kraftinstallationen. „Der Anlagenbestand<br />

wächst und immer mehr <strong>Wind</strong>energieanlagen kommen<br />

ins wartungsintensive Alter“, heißt es in einer<br />

Service-Broschüre des Bundesverbandes <strong>Wind</strong>Energie<br />

(BWE). Seit etwa 20 Jahren sind <strong>Wind</strong>räder eine Massenerscheinung,<br />

demzufolge müsste das Geschäft<br />

mit der Wartung eine steil aufsteigende Kurve einnehmen.<br />

Und tatsächlich wandelt sich der Servicemarkt<br />

zu einem echten Umsatzrenner. Erstaunlich ist, dass<br />

sich in dieser Wachstumshektik noch individuelle<br />

Lösungen finden lassen. Modulare Angebote, die fast<br />

die gesamte Nachfrage abdecken, sind marktüblich.<br />

Der After-Sales-Experte Henning Thormählen,<br />

Associate Partner von der Strategieberatung Oliver<br />

Wyman, schätzt, dass die Umsätze aus Service und<br />

Wartung im Jahre 2010 ca. 5 Mrd. € betrugen. Das ist<br />

ein Sechstel des damaligen Weltmarktvolumens. In<br />

zehn Jahren wird dieser Anteil auf 40 % steigen. Etwas<br />

stürmischer noch ist die Prognose des Global <strong>Wind</strong><br />

Energy Council, das dem After-Sales-Markt bis 2020<br />

ein Jahresvolumen von 27 Mrd. € zutraut. Ein Unternehmen<br />

lebt jedoch nicht vom Umsatz, sondern vom<br />

Gewinn. Und der hat es in sich. Während die Margen<br />

im Neuanlagengeschäft letztlich bei 3 bis 5 % stehenblieben,<br />

könnten die Servicemargen von 7 auf bis zu 15<br />

oder gar 20 % klettern, kündigt Thormählen an.<br />

Bisher dominieren die Anlagenhersteller den<br />

Service-Markt. Und die räumen nicht kampflos das<br />

Feld. Der herrschende Preisdruck auf dem Weltmarkt<br />

spielt ihnen in die Karten, denn sie können das<br />

margenstarke Geschäft günstiger anbieten, um ihre<br />

personellen Kapazitäten auszulasten. So lässt der<br />

italienische Stromriese GDF Suez seine Vestas-<strong>Wind</strong>räder<br />

ausnahmslos vom Hersteller selbst warten und<br />

instandsetzen. Für rund 500 MW existieren entsprechende<br />

Verträge. Er kürzlich verlängerte GDF die<br />

Wartungsverträge für zehn Turbinen um weitere zehn<br />

Jahre .<br />

66<br />

<strong>Sonne</strong> <strong>Wind</strong> & <strong>Wärme</strong> 01/2014


Kommunen sind besondere Kunden<br />

MASCHINENHAUS<br />

Das Verhältnis Vestas/GDF ist allerdings nicht symptomatisch<br />

für das Verhältnis zwischen Herstellern<br />

und Betreibern. Hält der Trend der letzten Jahre an –<br />

und dafür spricht einiges –, wird der Servicemarkt zunehmend<br />

ein Markt für unabhängige Anbieter sein,<br />

die sich aus reinen Wartungsdienstleistern, großen<br />

Energieversorgern (EVU) und Großkomponenten-<br />

Herstellern zusammensetzen. Nach den Gründen für<br />

diese Entwicklung gefragt, antwortet Matthias Brandt,<br />

Vorstand des Dienstleisters Deutsche <strong>Wind</strong>technik,<br />

mit einem sehr selbstbewussten Versprechen: „Wir<br />

können das besser.“<br />

Das gilt nach seinen Angaben insbesondere für die<br />

älteren Anlagen unter 2 MW Nennleistung. Hier gerieten<br />

die Hersteller ins Hintertreffen. „Die haben die<br />

Leute nicht mehr, die das können. Wir hingegen konzentrieren<br />

uns auf die Instandhaltung“, sagt Brandt.<br />

Dementsprechende Erfahrungen verdichten die<br />

Kernkompetenzen des Dienstleisters, er kann sich somit<br />

voll mit seinem eigentlichen Geschäft befassen.<br />

Unternehmen wie die Deutsche <strong>Wind</strong>technik, und das<br />

gilt auch für andere Platzhirsche auf dem Dienstleistungsmarkt,<br />

haben mehrere hundert oder tausend<br />

<strong>Wind</strong>mühlen aller Fabrikate seit Jahren unter<br />

Vertrag.<br />

Das Verhältnis von Dienstleistern und Herstellern<br />

lässt sich als interessierte Distanz beschreiben. „Man<br />

unterstützt sich“, presst Brandt die Zusammenarbeit<br />

in eine Kurzformel. Die Kooperation stoße aber bald<br />

an ihre Grenzen. „Kernkompetenzen behalten wir für<br />

uns.“ Die Entwicklungs- und Konstruktionsabteilungen<br />

der Hersteller können also in den seltensten<br />

Fällen von den reichhaltigen Erfahrungen der Wartungsdienstleister<br />

profitieren. Ganz im Gegensatz zu<br />

den Kunden, die zunehmend auf diesen Erfahrungsschatz<br />

zurückgreifen können – wenn sie wollen.<br />

Zwar gibt es eine steigende Nachfrage nach<br />

Wartungsdienstleistungen, Brandt aber betont: „Kein<br />

Trend ohne Gegentrend.“ Demnach gehen Stadtwerke<br />

und Energieversorger zunehmend dazu über,<br />

sich eigene Wartungskapazitäten aufzubauen. Für die<br />

Hersteller sind die Kommunen ein besonderer Kunde,<br />

wie Nordex-Unternehmenssprecher Felix Losada<br />

weiß: „Kommunale Kunden von Nordex in Deutschland<br />

sind nun verstärkt Stadtwerke oder regionale<br />

Energieversorger. Diese bringen zum Teil ein höheres<br />

technisches Know-how im Bereich der Energieerzeugung<br />

mit als beispielsweise Privatkunden,<br />

müssen sich allerdings oftmals mit den Herausforderungen<br />

von nicht planbarer beziehungsweise dezentraler<br />

Stromerzeugung befassen. Nordex ist in der<br />

Lage, flexibel auf die Anforderungen dieser Kunden<br />

einzugehen, auch im Bereich der Wartung.“<br />

Fortschritt der Technik: Die<br />

Wartungsintervalle konnten<br />

von einem halben auf ein Jahr<br />

verlängert werden.<br />

<br />

Fotos: Deutsche <strong>Wind</strong>technik<br />

INSPEKTION WARTUNG INSTANDSETZUNG VERBESSERUNG<br />

STEUERUNG<br />

ÖLSERVICE<br />

ROTORBLATT<br />

TURM<br />

OFFSHORE SERVICES<br />

OFFSHORE CONSULTING<br />

SICHERHEIT<br />

REPOWERING<br />

ONSHORE CONSULTING<br />

UMSPANNWERKE<br />

FUNDAMENT<br />

Angebote schwer durchschaubar<br />

Kompletter Service aus einer Hand<br />

Bei den größeren <strong>Wind</strong>energieanlagen und bei den<br />

Offshore-Anlagen ist der Fall klar. Die Betreiber der<br />

www.deutsche-windtechnik.de


BioGasanlagen<br />

Bioenergie<br />

Es ist noch Platz<br />

für neue Anlagen<br />

Neue Biogasprojekte sind nach wie vor realistisch – mit ausgefeilten <strong>Wärme</strong>konzepten und einer gezielten Erschließung guter Standorte.<br />

<br />

Foto: Novatech GmbH<br />

Der Neubau von Biogasanlagen ist seit dem Inkrafttreten des EEG 2012 drastisch<br />

zurückgegangen, die Boomjahre sind vorbei. Dennoch ist das Thema Biogas nicht tot.<br />

einige anlagenhersteller berichten, dass zwar die Zahl der rentablen Standorte kleiner<br />

geworden ist, aber trotzdem noch Biogasanlagen gebaut werden können.<br />

Momentan läuft es wieder sehr gut, während<br />

im ersten Halbjahr 2013 aufgrund der<br />

Störfeuer von Umweltminister Altmaier<br />

und Wirtschaftsminister Rösler gegen die erneuerbaren<br />

Energien nichts mehr ging. Die politischen<br />

Querelen am Jahresanfang haben uns vier bis fünf<br />

Monate zurückgeworfen. Wir müssen daher Projekte<br />

auf das nächste Jahr verschieben“, berichtet Bernhard<br />

Wolf von der AgriKomp GmbH im mittelfränkischen<br />

Merkendorf (Bayern).<br />

Laut Wolf soll in diesem Jahr eine gute zweistellige<br />

Zahl Anlagen ans Netz gehen. Die gleiche Anzahl an<br />

Projekten hat das Unternehmen schon für 2014 im<br />

Auftragsbuch stehen. Die Anlagengrößen bewegen<br />

sich zwischen 75 und 700 kW. „80 % der Neubauten<br />

nutzen gleich die flexible Stromproduktion. Wer heute<br />

700 kW baut, der hat eigentlich eine 350- bis 400-<br />

kW-Anlage. Für die Flexibilisierung wird dann ein zusätzliches<br />

Blockheizkraftwerk aufgestellt“, erläutert<br />

Wolf.<br />

Statt der 75-kW-Anlagen mit 100 oder 80%iger<br />

Güllenutzung würden vor allem 175-kW-Anlagen errichtet.<br />

„In diesem Bereich können wir gleich leistungsfähigere<br />

Gasmotoren mit einem höheren elektrischen<br />

Wirkungsgrad einsetzen. Die Anlagen werden<br />

dann im 12-Stunden-Betrieb gefahren. Das heißt, sie<br />

produzieren beispielsweise von morgens 8 Uhr bis<br />

abends 20 Uhr Strom. In den übrigen zwölf Stunden<br />

wird das Gas gespeichert“, skizziert Wolf die Situation.<br />

Er ist überzeugt, dass dieses Konzept wirtschaftlicher<br />

ist als Anlagen mit 75 KW im Dauerbetrieb.<br />

Zu den Kunden von AgriKomp gehören vor allem<br />

Landwirtschaftsbetriebe. So zum Beispiel auch Agrargenossenschaften<br />

aus den neuen Bundesländern.<br />

Die würden überwiegend Wirtschaftsdünger wie Gülle<br />

und Mist vergären. Teilweise werde auch Grassilage<br />

eingesetzt. Dass die Anlagen laufen, zeigten jahrelange<br />

Erfahrungen auf Anlagen mit 100 % Mistvergärung<br />

in Frankreich. Gaseinspeiseprojekte spielen, wie Wolf<br />

ausführt, bei AgriKomp ebenso wenig eine Rolle wie<br />

78<br />

<strong>Sonne</strong> <strong>Wind</strong> & <strong>Wärme</strong> 01/2014


Maisanlagen. Immer bedeutender dagegen werde bei<br />

den AgriKomp-Kunden die <strong>Wärme</strong>nutzung, insbesondere<br />

im Bereich Nachverstromung, Gärresttrocknung<br />

und <strong>Wärme</strong>netze. Darum haben die Merkendorfer eine<br />

eigene <strong>Wärme</strong>sparte aufgebaut, um die Nachfrage<br />

professionell bedienen zu können.<br />

Finanzierungsprobleme mit Banken gebe es sehr<br />

selten. Das Unternehmen werde von Kreditinstituten<br />

sogar empfohlen. Interessant für Investoren dürfte<br />

das Betreibermodell sein. Dabei handelt es sich quasi<br />

um eine Leasinganlage mit Vollwartungsvertrag, die<br />

der Landwirt später käuflich erwerben kann. Fünf solcher<br />

Betreibermodellanlagen seien bereits gebaut<br />

worden, zwölf weitere seien in Planung. Wolf hält das<br />

aktuelle EEG für sehr gut, da es für landwirtschaftliche<br />

Betriebe passt, die viel Wirtschaftsdünger haben.<br />

Repowering wird nachgefragt<br />

Soweit würde Hendrik Becker, Geschäftsführer der<br />

PlanET Biogastechnik GmbH aus dem nordrheinwestfälischen<br />

Vreden, nicht gehen. Aber auch er sieht<br />

durchaus mehr Neubaupotenzial im aktuellen EEG als<br />

der Markt widerspiegelt. „Wir haben zurzeit vor allem<br />

in Ostdeutschland im Neubaugeschäft gut zu tun. Da<br />

werden 150-kW-Anlagen nachgefragt, die mit Gülle<br />

und Mist betrieben werden. Diese skalieren sich hoch<br />

bis zu 500 kW mit Direktvermarktung des Stroms“,<br />

verdeutlicht der Unternehmer.<br />

Bei den Gaseinspeiseanlagen finde vereinzelt<br />

Nachfrage statt. Einer der Hauptgründe für die Zurückhaltung<br />

in diesem Segment sei die fehlende<br />

bilanzielle Teilbarkeit der Gasmenge. Darüber hinaus<br />

würden vereinzelt spezielle Standorte mit großen<br />

<strong>Wärme</strong>senken realisiert. Sehr groß sei dagegen die<br />

Nachfrage nach Repowering der Anlagen. Dabei gehe<br />

es unter anderem um die nachträgliche Leistungserhöhung<br />

sowie um Erneuerung bestimmter Komponenten.<br />

„Weil wir uns auch um die Verwertung schwieriger<br />

Substrate wie Landschaftspflegematerial oder<br />

langfaserigen Mist kümmern, können wir weitere<br />

Projekte realisieren“, hebt Becker hervor.<br />

Noch Platz für neue Biogasanlagen in Deutschland<br />

sieht auch Tino Weber, Geschäftsführer der Schmack<br />

Biogas GmbH in Schwandorf in der Oberpfalz (Bayern).<br />

Biogas könne eine wichtige Rolle zum Beispiel<br />

bei der Umsetzung von Energiekonzepten mit <strong>Wärme</strong>nutzung<br />

– zum Beispiel bei Bioenergiedörfern – spielen.<br />

Aufbereitet und ins Erdgasnetz eingespeist, könne<br />

es für verschiedenste Anwendungen zum Einsatz<br />

kommen. Darum seien Biomethan­ Einspeiseanlagen<br />

eine zukunftssichere Investition.<br />

Nachgefragt würden Einspeiseanlagen vor allem<br />

von großen Landwirtschaftsbetrieben, Investoren aus<br />

der Energiewirtschaft, Stadtwerken oder großen<br />

Betreiberkonsortien. Die Anlagengrößen bewegen<br />

sich zwischen 350 und 700 Nm³ Biomethan pro Stunde<br />

Einspeiseleistung. „Bauwillige können heute technisch<br />

ausgereifte Anlagen errichten. Zudem bietet die<br />

Stromdirektvermarktung interessante Möglichkeiten.<br />

Vorteilhaft ist ein breiter Substratmix. Als Anlagenhersteller<br />

müssen wir deutlich individuellere Anlagen<br />

planen, um Standorte erschließen zu können. Ein gutes<br />

Konzept ist der beste Garant für einen dauerhaft<br />

wirtschaftlichen Betrieb“, macht Weber klar.<br />

Neben Biomethan ist auch bei Schmack zurzeit<br />

das Repowering ein wichtiges Betätigungsfeld. Es umfasst<br />

den Komponententausch, die Umrüstung von<br />

Bestandsanlagen auf Gaseinspeisung, die Abdeckung<br />

von Gärrestbehältern, die Erneuerung von Steuerungssystemen<br />

oder die Anpassung der Anlagen an<br />

die bedarfsgerechte Stromproduktion. Bei jeder Neuanlage<br />

schauten die Kunden, wie die Direktvermarktung<br />

genutzt werden kann.<br />

Wie bei einigen anderen Anlagenherstellern auch<br />

spielen kostengünstige Substrate wie Gülle und Mist<br />

auch bei den Projekten der Ökobit GmbH aus Föhren,<br />

Kreis Trier-Saarburg (Rheinland-Pfalz), eine große<br />

Rolle. Gebaut werden Anlagen zwischen 75 und<br />

250 kW. „In Summe sieht das Geschäft momentan<br />

ganz gut aus“, resümiert Geschäftsführer Christoph<br />

Spurk. Seinen Angaben zufolge werden die kleineren<br />

Anlagen zu 100 % mit Gülle und die größeren mit mindestens<br />

30 % Gülle plus nachwachsenden Rohstoffe<br />

betrieben.<br />

„Im Segment über 250 kW ist es sehr ruhig. Die<br />

klassische 500-kW-Anlage wird bei uns aktuell gar<br />

nicht nachgefragt. Scheinbar sind die nötigen Inputstoffe<br />

nicht verfügbar oder zu teuer“, erklärt Spurk.<br />

Die Gaseinspeiseprojekte liefen weiter, aber mit noch<br />

längeren Planungszeiträumen, die ohnehin schon eineinhalb<br />

bis zwei Jahre gedauert hätten. Generelle Probleme<br />

bereiteten die Genehmigungen und die Finanzierungen<br />

von Anlagen. „Die Genehmigungsverfahren<br />

dauern länger und die Finanzierer stellen hohe Forderungen<br />

an die Substratverfügbarkeit“, klagt Spurk.<br />

Wenn Anlagen keine <strong>Wärme</strong>nutzung realisieren<br />

können, dann streben sie die Direktvermarktung an<br />

oder sie investieren in ORC-Anlagen, die wärme geführt<br />

Strom produzieren. Bei den Bestandsanlagen sei die<br />

Direktvermarktung angekommen, sie seien jedoch bei<br />

der Nutzung der Flexibilitätsprämie zurückhaltend<br />

wegen des unklaren Anlagenbegriffs. Bei Neuanlagen<br />

werde die Flexprämie gleich mit berücksichtigt.<br />

Mit Wirtschaftsdünger betriebene Anlagen werden<br />

auch bei der Novatech GmbH in Wolpertshausen<br />

(Baden-Württemberg) nachgefragt. „Wir haben Mitte<br />

2011 ein Konzept aufgestellt für die 75-kW-Anlagen,<br />

die sowohl mit 100 % Gülle als auch mit 80 % Gülle<br />

und 20 % NawaRo betrieben werden können. Erfahrungen<br />

mit den kleineren Anlagen haben wir ja bereits<br />

seit 2004“, betont Vertriebsleiter Rolf Kaplan. Neben<br />

dem Kleinsegment wollen Kunden aber auch Anlagen<br />

bauen mit 60 % Gülleanteil. Die lägen dann im Bereich<br />

190 bis 250 kW elektrische Leistung. Vereinzelt<br />

werden laut Kaplan 360-kW-Anlagen realisiert. Zudem<br />

gibt es Anfragen zum Einstieg in die Direktvermarktung<br />

nach dem aktuellen EEG.<br />

Eine große Rolle spiele derzeit noch das Repowering.<br />

Das heißt, dass Fremdanlagen Service nachfragen,<br />

ältere Selbstbauanlagen auf den Stand der Technik<br />

gebracht werden, die Anlagenleistung in Verbindung<br />

mit Erweiterungen erhöht wird und Anpassungen<br />

an die flexible Fahrweise vorgenommen werden.<br />

<strong>Sonne</strong> <strong>Wind</strong> & <strong>Wärme</strong> 01/2014 79


Solarthermie<br />

groSSe Speicher<br />

Darf’s<br />

ein bisschen mehr sein?<br />

Der größte Speicher beim Projekt Hollerstauden fasst 143.000 L (hier im Bild). Er hat einen Durchmesser von 4 m und ist 11,5 m hoch. <br />

Foto: Unitec<br />

Standardspeicher haben im Standardeinfamilienhaus ihren Platz. Wer<br />

ein <strong>Sonne</strong>nhaus haben will, braucht mehr Volumen. Auch in Industrie,<br />

Gewerbe und Nahwärmenetz kommen Großspeicher zum Einsatz.<br />

Der prismatische Speicher von ThüSolar wird innen ordentlich verstärkt, um dem<br />

Druck standhalten zu können.<br />

Foto: ThüSolar<br />

Der Speichermarkt bietet weit mehr als die<br />

Standardmodelle von 300 L für Brauchwasser<br />

oder 800 L für Pufferwasser. In der<br />

<strong>Wärme</strong>speichermarktübersicht unter www.sonnewindwaerme.de/branchen/solarthermie<br />

sind einige<br />

Modelle zu finden, die in ganz andere Dimensionen<br />

vorstoßen. Im Einfamilienhaus sind solch große<br />

<strong>Wärme</strong>tanks gefragt, wenn man zu hohen solaren<br />

Deckungsgraden kommen will. Die klassischen <strong>Sonne</strong>nhausspeicher<br />

kommen von der Jenni Energietechnik<br />

AG, der Firma des <strong>Sonne</strong>nhaus-Erfinders Josef<br />

Jenni. Das Unternehmen fertigt bis zu 200.000 L<br />

fassende Speicher. Große Stahltanks für Einfamilienhäuser<br />

bieten mittlerweile auch andere Unternehmen<br />

an. CitrinSolar hat einen <strong>Sonne</strong>nhaustank mit 15.000 L<br />

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<strong>Sonne</strong> <strong>Wind</strong> & <strong>Wärme</strong> 01/2014


im Programm. Huch fertigt Sonderspeicher bis<br />

100.000 L, bei AltmeyerBTD und Unitec bekommt man<br />

Behälter bis zu einem Volumen von 200.000 L.<br />

Der VacuTherm-Speicher vom Speicherhersteller<br />

Sirch ist mit seinen 15.000 L einer der kleineren Großspeicher.<br />

Wie der Name schon sagt, ist das Besondere<br />

die <strong>Wärme</strong>dämmung, die wie bei einer Thermoskanne<br />

durch ein Vakuum erreicht wird. Damit erzielt<br />

man eine <strong>Wärme</strong>leitfähigkeit von nur 0,008 W/mK.<br />

Sirch gibt an, dass dadurch die Stillstandverluste für<br />

ein typisches Einfamilien-<strong>Sonne</strong>nhaus etwa<br />

700 kWh/a betragen. Das ist ca. ein Viertel dessen,<br />

was eine konventionelle 200 mm starke Dämmung<br />

durchlässt. Gerade im August, wenn der Speicher sein<br />

Temperaturmaximum erreicht<br />

hat, wird weniger <strong>Wärme</strong> in das<br />

Haus abgegeben. Hundstage sind<br />

dann leichter ohne Klimaanlage<br />

zu überstehen.<br />

Eine 200-mm-Dämmung gibt<br />

Jenni in seinem Buch „Das<br />

<strong>Sonne</strong>nhaus“ als Minimum an.<br />

Wählt man eine dickere konventionelle<br />

Dämmung, schrumpft der<br />

Vorteil des Vakuumspeichers. Das<br />

kostet aber Platz und umbauter<br />

Raum ist nicht umsonst zu haben.<br />

Zurzeit entsteht in Krumbach<br />

ein VacuTherm-<strong>Sonne</strong>nhaus. Der<br />

Speicher dort hat einen Durchmesser<br />

von 2 m und ist 9,5 m<br />

hoch. Er steht auf 75 cm hohen<br />

Stelzen, damit man zur Wartung<br />

durch den Flansch im Speicherboden<br />

in den Speicherinnenraum<br />

gelangen kann. Schließlich muss<br />

der Speicher über die gesamte<br />

Lebensdauer des Hauses funktionstüchtig<br />

bleiben. Sirch ist nicht<br />

der einzige Hersteller von Vakuumspeichern.<br />

Die Hummelsberger<br />

Schlosserei verfolgt ein ähnliches<br />

Konzept.<br />

fern. Anbieter wie ThüSolar schweißen die Speicher<br />

direkt im Keller zusammen. Besonders gut lässt sich<br />

der Platz nutzen, wenn man anstelle von zylindrischen<br />

Behältern eckige Formen wählt. ThüSolar fertigt eckige<br />

Speicher, die bis zu 40.000 L Wasser aufnehmen<br />

können. Dabei kann das Unternehmen rechteckige,<br />

aber auch dreieckige Grundflächen realisieren. Die<br />

Fsave Solartechnik fertigt kubische Stahlspeicher als<br />

Pfosten-Riegel-Konstruktionen, die im Keller zusammengesetzt<br />

werden. Beim Flexsave Vario besteht die<br />

abdichtende Innenschicht aus Polypropylen. Er bietet<br />

ein Volumen von bis zu 150.000 L.<br />

Eine Alternative sind Kunststoffbehälter. Kunststoff<br />

ist leicht, korrodiert nicht und leitet die <strong>Wärme</strong><br />

Viel <strong>Wärme</strong> auf engem<br />

Raum<br />

<strong>Sonne</strong>nhaus-Speicher sind so<br />

hoch und schlank wie der<br />

VacuTherm, damit sie eine gute<br />

<strong>Wärme</strong>schichtung erzielen können.<br />

Doch nur im Neubau kann<br />

man einen 9,5 m hohen Speicherkoloss<br />

einbauen. Bei der Sanierung<br />

ist es in der Regel nicht möglich<br />

alle Geschossdecken durchbrechen,<br />

um den Großspeicher<br />

durchs Dach zu hieven. Das heißt<br />

aber nicht, dass nicht auch Speicher<br />

zur Verfügung stehen, die<br />

mit wenig Aufwand ein großes<br />

Speichervolumen im Keller lie­<br />

LAN<br />

Quick access<br />

SLider<br />

Lightwheel ® MicroSD Mini-USB<br />

SLider

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