Infografik des Monats: "Sondersituation der Krankenkassen verdeckt ...
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Entwicklung von BIP, GKV-Ausgaben und beitragspflichtigem Einkommen 1995 - 2012<br />
je Mitglied, Index: 1995 = 100<br />
145<br />
140<br />
144,1<br />
143,0<br />
GKV-Leistungsausgaben<br />
je Mitglied<br />
Bruttoinlandsprodukt<br />
135<br />
130<br />
125<br />
120<br />
123,3<br />
GKV-beitragspflichtiges<br />
Einkommenj e Mitglied<br />
115<br />
110<br />
105<br />
100<br />
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />
Quelle: Eigene Berechnungen nach Bun<strong>des</strong>ministerium für Gesundheit (2013), Daten <strong>des</strong> Gesundheitswesens.-<br />
Gesetzliche Krankenversicherung - Kennzahlen und Faustformeln<br />
abbVI52 Kommentierung und methodische Hinweise > Seiten 2 - 4
Entwicklung <strong>des</strong> BIP sowie von Ausgaben und beitragspflichtigen Einkommen je Mitglied <strong>der</strong> GKV 1995 - 2012<br />
Die Ausgaben <strong>der</strong> gesetzlichen Krankenversicherung sind von rund 139 Mrd. Euro im Jahr 2001 auf über 185 Mrd. Euro im Jahr 2012 angestiegen<br />
(vgl. Tabelle VI.20). Zugleich haben sich die Beitragssätze von 13,2 % im Jahr 1995 auf 15,5 % im Jahr 2012 erhöht. Betrachtet man<br />
allerdings die Ausgabenentwicklung <strong>der</strong> GKV im Verhältnis zur Entwicklung <strong>des</strong> Bruttoinlandsproduktes (BIP), so wird sichtbar, dass <strong>der</strong> Anteil<br />
<strong>der</strong> GKV-Ausgaben am BIP im Zeitverlauf weitgehend konstant geblieben ist (vgl. Abbildung VI.23). Zwischen 1995 und 2012 haben die Leistungsausgaben<br />
je Mitglied um 44 % und das BIP um 43 % zugenommen. Eine über das Wachstum <strong>der</strong> Volkswirtschaft hinaus reichende „Ausgabenexplosion“<br />
lässt sich danach nicht erkennen.<br />
Diese Diskrepanz zwischen <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Ausgaben und <strong>der</strong> Beitragssätze weist darauf hin, dass die in den zurückliegenden Jahren<br />
immer wie<strong>der</strong> auftretenden Finanzierungsprobleme in <strong>der</strong> Gesetzlichen Krankenversicherung eher eine Folge einer hinter dem Anstieg <strong>des</strong> Sozialprodukts<br />
zurück bleibenden Entwicklung <strong>der</strong> Finanzierungsbasis <strong>der</strong> GKV sind. Als Finanzierungsbasis dienen im Wesentlichen die versicherungspflichtigen<br />
Entgelte <strong>der</strong> Arbeitnehmer sowie die Renten - Einkommensbestandteile oberhalb <strong>der</strong> Beitragsbemessungsgrenze werden<br />
jedoch nicht belastet.<br />
Die Abbildung bestätigt die Annahme einer strukturellen Einnahmeschwäche <strong>der</strong> GKV. Die Indexdarstellung zeigt, dass die beitragspflichtigen<br />
Einkommen je Mitglied sich seit 1995 nur um 23,3 % erhöht haben, also weit hinter <strong>der</strong> Zuwachsrate <strong>der</strong> Leistungsausgaben und <strong>des</strong> Sozialprodukts<br />
zurück geblieben sind. Ursächlich dafür sind das Absinken <strong>der</strong> Lohnquote (Anteil <strong>der</strong> Löhne und Gehälter am Volkseinkommen (vgl.<br />
Tabelle II.2 und Abbildung III.1) sowie die Zunahme von Beschäftigungsverhältnissen, die nicht <strong>der</strong> Versicherungs- und Beitragspflicht unterliegen.<br />
Auch <strong>der</strong> Entzug von Beitragseinnahmen einkommensstarker Mitglie<strong>der</strong> durch <strong>der</strong>en Wechsel in die private Krankenversicherung (vgl.<br />
Abbildung VI.27) wirkt sich finanziell negativ aus. Schließlich ist zu berücksichtigen, dass durch die steuer- und beitragsfreie Entgeltumwandlung,<br />
die für die betriebliche Altersversorgung genutzt wird, das sozialversicherungspflichtige Einkommen <strong>der</strong> Arbeitnehmer sinkt. Und bei den<br />
Rentnern führt das absinkende Rentenniveau nur noch zu geringen Rentenanpassungen.<br />
Da die Finanzierungsbasis <strong>der</strong> GKV maßgeblich über Beiträge auf Arbeitnehmereinkommen und Renten sichergestellt wird, ist die mittelfristig<br />
notwendige Finanzausstattung <strong>der</strong> <strong>Krankenkassen</strong> bzw. <strong>des</strong> Gesundheitsfonds – aufgrund unterschiedlicher Annahmen über die zukünftige<br />
konjunkturelle Entwicklung – nur schwer prognostizierbar. In den letzten drei Jahren ist es aufgrund vor allem <strong>der</strong> Beitragssatzanhebungen und<br />
<strong>der</strong> wachsenden Beschäftigtenzahlen Leistungsausgaben zu Überschüssen bei einzelnen <strong>Krankenkassen</strong> wie auch beim Gesundheitsfonds<br />
selbst gekommen. Es ist allerdings fraglich, ob dieser Trend anhalten wird. Denn infolge <strong>der</strong> Kürzung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>zuschusses an den Gesundheitsfonds<br />
(vgl. Abbildung VI.51)., <strong>der</strong> Zahlung von Prämien an die Mitglie<strong>der</strong> einzelner <strong>Krankenkassen</strong> und <strong>der</strong> Abschaffung <strong>der</strong> 2005 eingeführte<br />
Praxisgebühr auf <strong>der</strong> einen Seite und <strong>der</strong> deutlichen Ausgabenzuwächse auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite (vgl. Abbildung IV.24) kann sich die<br />
Überschuss- schnell in eine Defizitsituation verwandeln.<br />
www.sozialpolitik-aktuell.de Institut Arbeit und Qualifikation <strong>der</strong> Universität Duisburg-Essen abbVI52
Hintergrund<br />
Ein grundlegen<strong>des</strong> Konstruktionsproblem <strong>der</strong> GKV stellt ihre primäre Finanzierung über Arbeitseinkommen und Renten im Rahmen <strong>der</strong> Beitragsbemessungs-<br />
und Versicherungspflichtgrenze dar: Damit entfallen Einkommensbestandteile oberhalb <strong>der</strong> Beitragsbemessungsgrenze, die<br />
Einkommen aus Gewinn und Vermögen sowie die Einkommen <strong>der</strong>er, die wegen <strong>des</strong> Überschreitens <strong>der</strong> Versicherungspflichtgrenze in die private<br />
Krankenversicherung gewechselt sind, als Finanzierungsquellen. Der Solidarausgleich (zwischen Kranken und Gesunden, ungleichen Einkommen,<br />
Ledigen/Kin<strong>der</strong>losen und Verheirateten/Familien mit Kin<strong>der</strong>n, jung und alt) vollzieht sich im Wesentlichen innerhalb <strong>des</strong> Kreises <strong>der</strong><br />
vergleichsweise einkommensschwächeren Personengruppen.<br />
Versuche <strong>der</strong> Politik die Einnahmeschwäche <strong>der</strong> GKV auszugleichen bestanden lange Zeit - neben Versuchen <strong>der</strong> Ausgabendämpfung - in <strong>der</strong><br />
Anhebung <strong>der</strong> Krankversicherungsbeiträge (vgl. Abbildung VI.23). Mit <strong>der</strong> Erhebung eines nur von den Versicherten zu zahlenden Son<strong>der</strong>beitrags<br />
in Höhe von 0,9 % im Jahr 2005 wurde vom Prinzip <strong>der</strong> paritätischen Finanzierung durch Arbeitnehmer und Arbeitgeber abgewichen (vgl.<br />
Neuregelungen Krankenversicherung 2003). Und mit dem GKV-Mo<strong>der</strong>nisierungsgesetz (vgl. Neuregelungen Krankenversicherung 2003) wurde<br />
2004 erstmals ein Bun<strong>des</strong>zuschuss gezahlt (vgl. Abbildung VI.51).<br />
Die Einrichtung <strong>des</strong> Gesundheitsfonds im Jahr 2009 (vgl. Neuregelungen Krankenversicherung 2007) hat schließlich zur Festlegung eines einheitlichen<br />
Beitragssatzes für alle <strong>Krankenkassen</strong> geführt. Der Fonds verteilt die Beitragseinnahmen und den Bun<strong>des</strong>zuschuss an die einzelnen<br />
Krankenlassen (in Form von einheitlichen Pauschalen für jeden Versicherten unter Berücksichtigung alters- und risiko-/morbiditätsbezogener<br />
Zu- und Abschläge). Reichen die zugewiesenen Mittel nicht aus, müssen die einzelnen <strong>Krankenkassen</strong> Zusatzbeiträge (Kopfpauschalen) von<br />
ihren Mitglie<strong>der</strong>n erheben (vgl. Abbildung VI.58).<br />
Methodische Hinweise<br />
Die eigenen Berechnungen basieren auf <strong>der</strong> GKV-Statistik <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>gesundheitsministeriums und <strong>der</strong> Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung<br />
<strong>des</strong> Statistischen Bun<strong>des</strong>amtes. Die Daten <strong>der</strong> GKV-Statistik fassen die Meldungen <strong>der</strong> gesetzlichen <strong>Krankenkassen</strong> zusammen und entsprechen<br />
damit einer Vollerhebung.<br />
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