Jubiläumschronik als PDF - Sparkasse Hanau
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Zur Geschichte der <strong>Sparkasse</strong>n in Deutschland<br />
Zur Geschichte der <strong>Sparkasse</strong>n in Deutschland<br />
dort den Auszahlungswünschen der Kunden nur sehr begrenzt<br />
gerecht zu werden. Die Reichsregierung verkündete daraufhin<br />
den 14. und 15. Juli 1931 zu Bankfeiertagen, weshalb<br />
die Schalter aller öffentlich-rechtlichen, genossenschaftlichen<br />
und privaten Kreditinstitute an diesen Tagen geschlossen blieben.<br />
Erst nachdem die Reichsbank den Kapitalbedarf der<br />
<strong>Sparkasse</strong>n durch Kredite kurzfristig decken konnte, tätigte<br />
man wieder begrenzte Auszahlungen.<br />
Die Bankenkrise hatte für die deutsche <strong>Sparkasse</strong>norganisation<br />
weit reichende Folgen. So griff jetzt das Reich mit<br />
Notverordnungen direkt in die <strong>Sparkasse</strong>norganisation ein<br />
(z. B. Verbot der Vergabe von Anleihen, Darlehen oder Kassenkredite<br />
an Gemeinden, Gemeindeverbände oder öffentlich-rechtliche<br />
Körperschaften). Außerdem erhielten die <strong>Sparkasse</strong>n<br />
nun den Status von rechtlich selbstständigen Anstalten<br />
des öffentlichen Rechts unter Beibehaltung der unbeschränkten<br />
Gewährträgerhaftung. Mit dieser Verordnung waren die<br />
<strong>Sparkasse</strong>n zu rechtlich selbstständigen Wirtschaftssubjekten<br />
mit eigenem Vermögen geworden und unabhängig von dem<br />
möglichen Zugriff der Gewährträger. Weiterhin verpflichtete<br />
die dritte Verordnung vom 6. Oktober 1931 die Kassen zu höheren<br />
Liquiditätsreserven, sie öffnete die <strong>Sparkasse</strong>nvorstände<br />
für Personen, die keine Kommunalbeamte waren, und schützte<br />
den Begriff „<strong>Sparkasse</strong>“. 46<br />
Die Bankenkrise von 1931 mit der restriktiven Vergabe neuer<br />
Kredite traf Handwerker und Gewerbetreibende besonders<br />
hart. Zusammen mit der zeitweiligen Begrenzung der Auszahlung<br />
von Spareinlagen führte dies zu steigendem Misstrauen<br />
gegenüber dem wirtschaftlichen und politischen System<br />
der Weimarer Republik. Dies hatte zur Folge, dass sich viele<br />
Handwerker, kleine Händler und Lieferanten anfällig für die<br />
Parolen der radikalen politischen Rechten zeigten. Dieser Zukunftspessimismus<br />
machte sich bei der <strong>Sparkasse</strong>norganisation<br />
mit ihren 18 Millionen Spar- und 2,5 Millionen Girokontokunden<br />
besonders deutlich in einen spürbaren Rückgang<br />
der Einlagen bemerkbar. 47<br />
Sparen <strong>als</strong> „geräuschlose Kriegsfinanzierung“<br />
Mit der neu gewonnenen organisatorischen Selbstständigkeit<br />
der <strong>Sparkasse</strong>n war es nach der Machtergreifung durch<br />
die Nation<strong>als</strong>ozialisten im Januar 1933 aber bald wieder vorbei.<br />
Nun erfolgte rasch die hierarchische Gliederung der <strong>Sparkasse</strong>norganisation<br />
nach dem Führerprinzip von oben nach<br />
unten und die Besetzung wichtiger Positionen mit Nation<strong>als</strong>ozialisten<br />
oder willfährigen Personen. Da die NSDAP bald<br />
nach der Machtergreifung viele Bürgermeister und Landräte<br />
durch ihre Gefolgsleute ersetzt hatte, erhielten auch die <strong>Sparkasse</strong>n<br />
neues Personal für ihre Direktorien. Überdies stellte<br />
man den Deutschen <strong>Sparkasse</strong>n- und Giroverband bald unter<br />
Reichsaufsicht.<br />
Das neue Regime propagierte das Sparen <strong>als</strong> nationale Aufgabe<br />
und sah darin eine Voraussetzung für die Belebung der<br />
deutschen Wirtschaft. Besonders bildete es eine Grundlage<br />
für die bald einsetzende Aufrüstung. „Das Sparen wurde damit<br />
zu einer wichtigen Form der geräuschlosen Kriegsfinanzierung“<br />
48 (Günter Ashauer). Zu diesem Zweck initiierten die<br />
Kassen verschiedenste Sondersparformen: das Reisesparen,<br />
den Arbeitsdank-Sparverkehr (Markensparsystem für den Arbeitsdienst),<br />
das Deutsche Bauernsparbuch, das Olympiasparen,<br />
das HJ-Sparen, das Gefolgschaftssparen usw. Bis 1939<br />
erreichten die <strong>Sparkasse</strong>n einen Marktanteil von 50 Prozent<br />
aller Bankengruppen.<br />
Die deutschen <strong>Sparkasse</strong>n degenerierten nun wieder zu Instituten,<br />
die vorrangig dem Staat die benötigten Finanzmittel<br />
bereitzustellen hatten. Anderes musste dahinter zurückste-<br />
„Sparsamkeit und Fleiss bauen Euch Häuser!“, Werbepostkarte von Paul Wilke, 1927. DSGV-Archiv<br />
hen. Hypotheken- und Kommunaldarlehen sowie kurzfristige<br />
Privatkredite gingen von 63 Prozent der Bilanzsumme im Jahr<br />
1934 auf zehn Prozent bis 1944 zurück. Weitere Mittel beschaffte<br />
sich der NS-Staat durch Reichsanleihen, die die Kreditinstitute<br />
zwangsweise zu zeichnen hatten. Vornehmlich die<br />
Finanzierung der Kriegskosten erfolgte über die Geldinstitute,<br />
die ihre Einlagen überwiegend in Reichstiteln anlegen mussten.<br />
In den Jahren seit 1932 weitete sich das <strong>Sparkasse</strong>nnetz weiter<br />
aus, obwohl die Anzahl der <strong>Sparkasse</strong>n zurückging. Bestanden<br />
zu Beginn der NS-Herrschaft noch 3110 <strong>Sparkasse</strong>n<br />
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