MatcHpoint - Sparkassen Open

IntervIeW mIt tUrnIerDIreKtor mICHael StICH
„SeHR anS HeRZ
GewacHSen“
Michael Stich engagiert sich
im vierten Jahr in Folge als
turnierdirektor des atp-tennisturniers
Sparkassen open in
Braunschweig. Der 44-jährige
Hamburger gewann in seiner
aktiven tenniskarriere 18 titel,
darunter wimbledon 1991
und die atp tour world championships
1993. Stich gewann
auch als letzter deutscher
tennisprofi die German open
am Hamburger Rothenbaum
(1993), wo er heutzutage ebenfalls
als turnierdirektor agiert.
Herr Stich, im Laufe der Jahre
haben Sie das Turnier wie Ihre
Westentasche kennen gelernt.
Was bedeuten Ihnen die Sparkassen
Open persönlich?
Stich: „Das Braunschweiger atptennisturnier
ist mir sehr ans Herz
gewachsen. genauso wie das team, das sich mit großer leidenschaft
für den erfolg des events engagiert. In der addition der atp-
Bewertungsberichte, der Spielermeinungen und der Besucherzahlen
zählen die Sparkassen open zu den top 3 der atp-Challengerturniere
weltweit, zudem ist es das größte turnier der HeaD german
masters Series und auch das größte event in niedersachsen.“
Was hat sich in den letzten Jahren verändert?
„Die Sparkassen open bewegen sich seit jeher auf einem hohen
n iveau. gemeinsam mit Harald tenzer und dem team der Brunswiek
marketing gmbH haben wir weiter an den Qualitätsstandards gearbeitet,
wollen uns Jahr für Jahr ein wenig verbessern. persönlich
stehe ich als repräsentant für das turnier, unterstütze die arbeit
mit den Sponsoren und bringe meine erfahrungen aus Hamburg
mit ein. außerdem versuche ich alles, um ein qualitativ hochwertiges
Hauptfeld zu realisieren, bei dem viele deutsche Spieler und
viele profis aus den top 100 der Welt am Start sind.“
Ist es denkbar, dass das Turnier
in Braunschweig irgendwann
einmal den nächst höheren
Status eines ATP-World-Tour-
250-Turniers erhält?
„Der aufstieg zum nächst
höheren Status wäre nur unter
zwei Bedingungen denkbar:
einer deutlichen aufstockung
des gesamtbudgets
und der tatsache eines freien
termins sowie des Zuschlags
seitens der association of
tennis professionals (atp).
Spieler, offizielle und internationale
gäste sind sich
bereits jetzt einig, dass wir
mit den Sparkassen open
das niveau eines World-tourevents
anbieten.“
Wie wird das Turnier Ihrer
Meinung nach von den Braunschweigern
wahrgenommen?
„Das atp-tennisturnier gehört zu den sportlich-gesellschaftlichen
Highlights der Stadt und region Braunschweig – ein „must go“. Ich
habe sogar gehört, dass einige leute ihre Urlaubsplanungen so legen,
dass sie bei den Sparkassen open dabei sein können.“
Und wie groß ist die Gefahr, dass bei zu viel „Tennistainment“ drum
herum der Sport zu sehr in den Hintergrund gerät?
„Die Sparkassen open sind und bleiben ein internationales profitennisturnier.
Das Konzept aus Spitzentennis, musik, Unterhaltung und
vielen aktionen für Kinder wird allseits gelobt, als vorbild angesehen
und daher teils auch kopiert. Ich sehe keine gefahr, sondern
vielmehr einen anderen aspekt: Durch das ergänzende rahmenprogramm
kommen menschen mit dem tennissport in Kontakt, die
vielleicht sonst mit tennis nicht so viel am Hut hatten und dann
begeistert sind. Wir bringen menschen zum tennis, das gilt insbesondere
für den nachwuchs.“
Carlos Moya, Ihr Gegner bei den Volkswagen Senior Classics, gehört
zu den Tennisspielern, die in Braunschweig bereits als Youngster für
Furore gesorgt haben. Inwiefern können Sie mit Moya mithalten, der
ja schließlich noch bis 2010 als Profi aktiv war?
„gegen einen acht Jahre jüngeren Sandplatzspezialisten anzutreten,
der auch noch die French open gewonnen hat, ist sicher eine
große Herausforderung. Zum glück geht es aber nicht mehr um
Weltranglistenpunkte und preisgeld, sondern um gutes tennis, gepaart
mit unterhaltenden elementen. Ich freue mich sehr auf das
Show-match, denn in der aktiven laufbahn haben wir nie gegeneinander
gespielt.“
Was glauben Sie generell, wie es um den Tennisnachwuchs in
Deutschland bestellt ist?
„Zur Zeit stehen sechs profis aus Deutschland unter den top 100 der
atp-Weltrangliste, weitere zwölf zwischen 100 und 200. Ich denke,
dass wir in der Breite sehr gut aufgestellt sind. Was uns natürlich
fehlt, ist die absolute Weltspitze mit einem top-5-Spieler. aber
Braunschweig kann dafür ein Sprungbrett sein, das hat das turnier
schon mehrfach bewiesen. In den vergangenen Jahren war bei den
Sparkassen open immer eine starke deutsche phalanx am Start,
2011 sogar die rekordteilnehmerzahl von zehn deutschen Spielern,
2012 waren es sechs.“
Wie kann man denn Tennis in Deutschland wieder zum Boomen bringen,
wieder zu einem Phänomen machen?
„Der DtB ist der drittgrößte Sportverband in Deutschland und absoluter
Breitensport. Ich denke, dass es in jedem Sport ein auf und ab
gibt und wir sehen in den vereinen, dass wieder sehr viele Jugendliche
in die vereine kommen und tennis spielen wollen. geholfen
haben sicherlich auch die erfolge der Damen in den letzten Jahren.“
Fehlt vielleicht auch ein deutscher Weltstar, ein neuer Stich, der die
Massen mitreißen kann?
„In jedem Sport brauchen wir Idole, denen die Jugendlichen nacheifern
können und mit dem das gesamte land mitfiebern kann. aber
es ist vermessen zu erwarten, dass wir eine Zeit wie graf, Becker
und Stich in naher Zukunft wieder haben werden.“
Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen.
Das Interview finden Sie auch bei den Kollegen von inSport unter
http://insport38.de/pages/insport
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