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Mundpflege – Untersuchung eines pflegerischen Handlungsfeldes

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Thomas Gottschalck: <strong>Mundpflege</strong> – <strong>Untersuchung</strong> <strong>eines</strong> <strong>pflegerischen</strong> <strong>Handlungsfeldes</strong><br />

Weiterhin führt ein ansonsten symptomfreier, jedoch unsauberer Mund zu einem<br />

niedrigen Gesamtscore, obwohl dringender Pflegebedarf besteht. Daher sollte<br />

bei einem Instrument nicht nur der Gesamtscore, sondern auch ein hoher Score<br />

<strong>eines</strong> einzelnen Items Beachtung finden, wie beispielsweise bei Kayser-Jones et<br />

al, 1995.<br />

Bemerkenswert ist weiterhin, dass in nahezu allen Interventionsstudien verschiedene<br />

Instrumente verwendet wurden und somit die Aussagen über die Wirkung<br />

von Interventionen nicht direkt vergleichbar sind. Es wäre daher von höherem<br />

Nutzen, vorhandene Skalen zu überprüfen und zu verbessern als immer wieder<br />

neue Skalen zu entwickeln.<br />

In nicht wenigen Interventionsstudien wurden Instrumente ohne Validitätsprüfung<br />

verwendet, was die innere Validität dieser Studien beeinträchtigt.<br />

Neben dem Nachweis der Validität sollte die Wahl der Skala von der Fragestellung,<br />

das heißt den benötigten Informationen abhängen. Jede Skala sollte präzise<br />

Ergebnisse unter einer präzisen Fragestellung liefern. Dazu muss das zu bewertende<br />

Konstrukt genau definiert werden. Die hier bereits auftretenden<br />

Abweichungen können sowohl bei der Diagnose als auch bei der Beurteilung des<br />

Schweregrades und der Behandlung zu unterschiedlichen Auffassungen und damit<br />

unter Umständen zu Nachteilen für den Patienten führen. Während der Literaturstudie<br />

ist aufgefallen, dass für die beschriebenen Nebenwirkungen nicht<br />

nur die Termini Stomatitis und Mukositis synonym verwendet wurden, sondern<br />

dass beide Begriffe auch verschieden definiert wurden.<br />

Empfehlungen für die Praxis<br />

Zur Beurteilung der Ausdehnung und des Schweregrades einer therapieinduzierten<br />

Mukositis bei Patienten mit Chemo- oder Radiotherapie bzw. deren Kombination<br />

sind mehrere Assessment-Instrumente validiert, darunter jenes von Eilers et.<br />

al. 1988. Es wurde in einigen Studien verwendet, liegt auch in deutscher Übersetzung<br />

vor (Hehemann, 1997) und kann daher empfohlen werden.<br />

Zur Beurteilung des Mundzustandes von Intensiv-Therapie-Patienten werden mittels<br />

der validierten Methode von Fitch et al. (1999) die Kategorien Dental-Plaque,<br />

Entzündung, Speichelfluss, Blutung, Candidiasis, purulentes Material, Zahnstein,<br />

Färbungen und Karies auf einer Visuellen Analog Skala eingeschätzt. Jedoch lässt<br />

sich kein Gesamtscore errechnen.<br />

In der geriatrischen Pflege kann das Instrument von Kayser-Jones et al. aufgrund<br />

der Validitätsangaben der Autoren zunächst empfohlen werden. In der deutschsprachigen<br />

Übersetzung (Gottschalck et al., 2003) bedarf es jedoch vor der routinemäßigen<br />

Anwendung einer weiteren Überprüfung.<br />

Zur allgemeinen Beurteilung des Status der Mundhöhle (für keine spezifische<br />

Risikogruppe) ist keine Assessment-Methode ausreichend validiert.<br />

Empirischer Teil<br />

Zur Stichprobengewinnung wurden die Pflegedienstleitungen von 44 Krankenhäusern<br />

angeschrieben. Die Zustimmung zur Teilnahme an der <strong>Untersuchung</strong><br />

gaben 21 Häuser aus zehn Bundesländern. Insgesamt konnten 521 Fragebögen<br />

in die vorgesehenen Fachbereiche verschickt werden, die in 75 Fachabteilungen<br />

(Kliniken) ausgegeben wurden. Der Rücklauf war mit 303 Fragebögen (58%) zufriedenstellend.<br />

Häufigkeit<br />

Die Unterstützung von Patienten bei der täglichen Mundhygiene sowie der speziellen<br />

<strong>Mundpflege</strong> werden von nahezu allen Pflegenden mehrmals täglich<br />

durchgeführt und können demzufolge als alltägliche Pflegehandlungen bezeichnet<br />

werden. In allen Fachdisziplinen wird die spezielle <strong>Mundpflege</strong> häufiger als<br />

die allgemeine <strong>Mundpflege</strong> durchgeführt, von 53% der Pflegenden mindestens<br />

fünf mal während <strong>eines</strong> Dienstes.<br />

Entscheidungsbefugnisse<br />

Pflegende entscheiden zu ca. 90% weitgehend selbständig über die Notwendigkeit<br />

einer speziellen <strong>Mundpflege</strong>, treffen meistens die Wahl des Pflegemittels<br />

und überprüfen den Erfolg der Maßnahmen. Diese Aufgaben werden nur in<br />

geringem Umfang von den Ärzten übernommen. In der Onkologie und der Palliativpflege<br />

werden zu ca. 30% häufiger als in den anderen untersuchten Fach-<br />

angewandte<br />

PFLEGEFORSCHUNG 67 PR-INTERNET 3/03

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