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Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett... - Reformierte Kirche ...

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4 Thema: «Unerlöste Fälle und Verbrechen»<br />

«Der Name der Rose»<br />

Es ist schon viele Jahre her, dass ich den<br />

Roman von Umberto Eco – fast ohne Unterbruch<br />

– gelesen habe. «Der Name der<br />

Rose» erschien 1980 im italienischen Original,<br />

1982 erstmals in deutscher Übersetzung,<br />

und 1986 wurde das Buch verfilmt,<br />

mit Sean Connery in der Hauptrolle – ein<br />

Welterfolg ersten Ranges. Geschrieben von<br />

einem Mann, der in erster Li<strong>nie</strong> als Wissenschaftler<br />

in Erscheinung getreten ist – als<br />

Philosoph. Seine hauptsächlichen Arbeitsgebiete<br />

waren bis zu seiner Pensio<strong>nie</strong>rung<br />

als Universitätsprofessor in Bologna im<br />

Jahre 2007 <strong>die</strong> Ästhetik, Kultur, Me<strong>die</strong>n und<br />

<strong>die</strong> Semiotik (allgemeine Theorie vom Wesen,<br />

der Entstehung und dem Gebrauch von<br />

Zeichen).<br />

Im November 1327 reist der englische Franziskaner<br />

William von Baskerville mit dem<br />

ihm anvertrauten Novizen Adson von Melk<br />

zu einer Benediktinerabtei im nördlichen<br />

Apennin («etwa zwischen Pomposa und<br />

Conques»), wo er ein Kolloquium von Vertretern<br />

der Kurie und des Franziskanerordens<br />

vorbereiten soll. Es <strong>geht</strong> um <strong>die</strong> Frage,<br />

ob <strong>die</strong> <strong>Kirche</strong> besser arm wäre – wie es <strong>die</strong><br />

Spiritualen verlangen – oder ob sie mit<br />

Macht und Reichtum prunken soll, wie es<br />

der in Avignon resi<strong>die</strong>rende Papst tut. Ludwig<br />

der Bayer stellt sich auf <strong>die</strong> Seite des<br />

Ordensgenerals Michael von Cesena, der<br />

<strong>die</strong> Position der Spiritualen vertritt und<br />

sich deshalb vor dem Papst verantworten<br />

soll. Damit unterstützt der 1324 vom Papst<br />

gebannte Wittelsbacher – der sich Anfang<br />

1328 in Rom von «Volkskapitän» Sciarra<br />

Colonna zum Kaiser krönen lassen wird –<br />

nicht nur Gegner des Papstes, sondern auch<br />

Kritiker einer <strong>Kirche</strong>, <strong>die</strong> mit dem Kaiser um<br />

<strong>die</strong> weltliche Macht konkurriert.<br />

In dem Kloster sterben innerhalb weniger<br />

Tage der Buchillustrator Adelmus von<br />

Otranto, der Übersetzer Venantius von Salvemec,<br />

der Bibliotheksgehilfe Berengar von<br />

Arundel, der Apotheker Severin von St. Emmeram<br />

und der Bibliothekar Malachias von<br />

Hildesheim. Abbo von Fossanova bittet den<br />

für seinen Scharfsinn bekannten Besucher,<br />

<strong>die</strong> Todesfälle aufzuklären. Assistiert von<br />

Adson sammelt William von Baskerville Indizien.<br />

Obwohl oder gerade weil ihnen der<br />

Zugang zur Klosterbibliothek verwehrt ist,<br />

vermuten sie dort schon bald den Schlüssel<br />

für <strong>die</strong> Lösung des Rätsels.<br />

Inzwischen treffen <strong>die</strong> Disputanten ein, darunter<br />

der eitle, machtbesessene Inquisitor<br />

Bernard Gui, der gleich nach seiner Ankunft<br />

zwei Häretiker und ein von ihm als Hexe<br />

verdächtigtes Bauernmädchen aus dem nahen<br />

Dorf e<strong>ins</strong>perren lässt.<br />

Durch einen geheimen Zugang dringen William<br />

von Baskerville und Adson von Melk in<br />

das Labyrinth der geheimnisvollen Bibliothek<br />

vor, wo sie vom blinden Greis Jorge<br />

von Burgos erwartet werden. Vor sich hat<br />

er einen Folianten liegen, eine Schrift Aristoteles’<br />

über das Lachen, von der es keine<br />

Abschrift gibt. Jorge hält den Inhalt des Buches<br />

für gefährlich, weil das Lachen <strong>die</strong><br />

Furcht tötet und <strong>die</strong> Stellung der <strong>Kirche</strong> gefährdet.<br />

Um zu verhindern, dass jemand <strong>die</strong><br />

Lektüre überlebt, hat er <strong>die</strong> unteren Ecken<br />

der Buchseiten mit einem starken Gift getränkt,<br />

dem <strong>die</strong> Mönche zum Opfer gefallen<br />

sind. William ahnt bereits <strong>die</strong> Zusammenhänge<br />

und trägt Handschuhe, damit er sich<br />

beim Umblättern nicht vergiftet. Als Jorge<br />

das merkt, reisst er das Buch an sich,<br />

löscht das Licht, stürzt davon, setzt <strong>die</strong><br />

wertvolle Bibliothek in Brand und stirbt mit<br />

dem Folianten in den Armen, während William<br />

und Adson dem Feuer mit Mühe entkommen.<br />

«Der Name der Rose» trägt zweierlei Züge:<br />

Diejenigen des klassischen <strong>Krimi</strong>nalromans<br />

und jene des historischen Romans. Dazu<br />

sind, gemäss Eco selber, auch zeitgenössische<br />

Bezüge verarbeitet (Aldo-Moro-Affäre<br />

in Italien, Rote Brigaden).<br />

Ist aber mit <strong>die</strong>ser Inhaltsangabe und der<br />

kurzen literarischen Einordnung schon alles<br />

über <strong>die</strong> Faszination <strong>die</strong>ses Buches gesagt?<br />

Nein! Denn mit <strong>die</strong>sem Roman ist es wie<br />

mit einem Menschen: Wenn man ihn liebt,<br />

wird man <strong>nie</strong> fertig mit ihm (nach Max<br />

Frisch). Und das hat Umberto Eco auch so<br />

gewollt. Als Wissenschaftler sagt er nämlich:<br />

Ein Roman ist «eine Maschine zur Erzeugung<br />

von Interpretationen.»<br />

Helge Schalk schreibt zu <strong>die</strong>sem Buch: Fragen<br />

wir also nicht, was <strong>die</strong>ser oder jener<br />

Begriff, <strong>die</strong>se oder jene Gestalt im Roman<br />

bedeutet, was also genau bezeichnet wird,<br />

indem wir versuchen, das Geschriebene<br />

zu vereindeutigen, es gewissermassen zu<br />

übersetzen, sondern fragen wir: Worauf<br />

weist es uns hin? Was entdecken wir darin?<br />

Sicherlich mehr als ein spätmittelalterliches<br />

Szenario. Vielmehr eine Geschichte des Erzählens<br />

– im doppelten Sinn des Worts «Geschichte».<br />

Der faszi<strong>nie</strong>rende historische <strong>Krimi</strong>nalroman<br />

eines philosophischen Erkenntnistheoretikers<br />

führt uns in <strong>die</strong> Welt der Verknüpfungen,<br />

des Chaos, zu den Fragen nach<br />

Erkenntnis und Wahrheit – zum Leben mit<br />

all seinen Möglichkeiten und Unmöglichkeiten.<br />

(wiwi)<br />

Meine zwei liebsten <strong>Krimi</strong>reihen<br />

Håkan Nesser, «Mensch ohne Hund»<br />

Der erste Fall für Inspektor Gunnar Barbarotti.<br />

Familie Hermansson hat sich versammelt,<br />

um zwei Geburtstage zu feiern: Den<br />

65. des gerade pensio<strong>nie</strong>rten Vaters Karl-<br />

Erik und den 40. der ältesten Tochter Ebba.<br />

Doch plötzlich verschwinden zwei Familienmitglieder<br />

spurlos, Sohn Walter und Enkel<br />

Henrik. Wurden Sie Opfer eines Verbrechens?<br />

Die scheinbar heile Familienwelt beginnt zu<br />

bröckeln. Inspektor Barbarotti ermittelt und<br />

stellt sich gleichzeitig <strong>die</strong> Frage nach der<br />

Existenz Gottes. Dieser lässt sich freundlicherweise<br />

auf einen Deal mit Barbarotti ein:<br />

Gemessen an der Gebetserhörung und mit<br />

Hilfe eines ausgeklügelten Punktesystems<br />

soll Gott seine Existenz selbst beweisen.<br />

Fred Vargas, «Es <strong>geht</strong> noch ein Zug von<br />

der Gare du Nord»<br />

Auf Pariser Bürgersteigen erscheinen über<br />

Nacht mysteriöse blaue Kreidekreise und<br />

darin stets ein verlorener oder weggeworfener<br />

Gegenstand: Ein Ohrring, eine Bierdose,<br />

ein Brillenglas, ein Joghurtbecher… Keiner<br />

hat den Zeichner je gesehen, <strong>die</strong> Presse<br />

amüsiert sich, <strong>nie</strong>mand nimmt <strong>die</strong> Sache<br />

ernst. Niemand, ausser dem neuen Kommissar<br />

im 5. Arrondissement, Jean-Baptiste<br />

Adamsberg. Und eines Nachts geschieht,<br />

was er befürchtet hat: Es liegt ein<br />

toter Mensch im Kreidekreis.<br />

Von der französischen <strong>Krimi</strong>autorin Fred<br />

Vargas sind alle <strong>Krimi</strong>s restlos zu empfehlen.<br />

Mit einem starken Hang zum Skurrilen<br />

entwickelt sie liebevoll ihre Protagonisten:<br />

Da ist Kommissar Jean-Baptiste Adamsberg,<br />

vor kurzem aus einem Pyrenäendorf<br />

nach Paris gekommen und entsprechend<br />

langsam, löst er seine Fälle beim Spazieren.<br />

Sein Mitarbeiter Danglard, alleinerziehender<br />

Vater von fünf Kindern, ist nachmittags<br />

nicht mehr für diffizile Aufgaben zu gebrauchen,<br />

denn ab zwei Uhr spricht er vermehrt<br />

dem Wein zu. Pfrn. Sabine Müller Jahn<br />

Jean-Louis Anglade alias<br />

Jean-Baptiste Adamsberg

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