Qualitativer Vergleich zwischen Ein- und Zweischraubern ... - TUHH
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Kleine Studienarbeit<br />
<strong>Qualitativer</strong> <strong>Vergleich</strong> <strong>zwischen</strong><br />
<strong>Ein</strong>- <strong>und</strong> <strong>Zweischraubern</strong> am<br />
Beispiel von Gastankern<br />
Florian Kemper<br />
Matrikelnummer: 30427<br />
8. Juli 2008<br />
Betreuung: Prof.Dr.-Ing. S. Krüger<br />
In Zusammenarbeit mit Marine Service GmbH
Erklärung<br />
Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig verfasst<br />
habe.<br />
Hamburg, den 8. Juli 2008<br />
Florian Kemper<br />
orian.kemper@tuhh.de 1
TABELLENVERZEICHNIS<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1 <strong>Ein</strong>führung 2<br />
2 Vorstellen der <strong>Vergleich</strong>sdaten 3<br />
3 <strong>Vergleich</strong> der Antriebsleistungen 3<br />
3.1 Vorstellen der durchgerechneten Varianten . . . . . . . . . . . 3<br />
3.2 Erläuterung des Prognoseverfahrens . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
3.3 Widerstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
3.4 Propulsionsgütegrade . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
3.4.1 Schiseinussgrad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
3.4.2 Gütegrad der Anordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
3.4.3 Propulsorfreifahrtwirkungsgrad . . . . . . . . . . . . . 9<br />
3.5 Power delivered . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
4 <strong>Vergleich</strong> der Qualität des Nachstromfeldes 12<br />
4.1 Bedeutung des Nachstromfeldes . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
4.2 Funktionsweise des Propellers . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />
4.3 Bewertungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />
4.4 Qualitätswerte <strong>und</strong> <strong>Vergleich</strong> mit anderen Schien . . . . . . . 15<br />
5 Schub- <strong>und</strong> Drehmomentschwankungen 17<br />
5.1 Wirbel-Gitter-Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />
5.2 Nachstromfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />
5.3 Modellierung der Propeller . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />
5.4 Durchgeführte Kombinationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />
5.4.1 Zweischrauber mit 5-ügligem Propeller (twin5) . . . . 18<br />
5.4.2 Zweischrauber mit 4-ügligem Propeller (twin4) . . . . 21<br />
5.4.3 <strong>Ein</strong>schrauber mit 5-ügligem Propeller (single5) . . . . 24<br />
5.4.4 <strong>Ein</strong>schrauber mit 4-ügligem Propeller (single4) . . . . 25<br />
5.5 Übersicht über die Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />
6 Zusammenfassung der Ergebnisse 28<br />
Tabellenverzeichnis<br />
1 Hauptdaten der vorhandenen <strong>Vergleich</strong>sschie . . . . . . . . . 4<br />
2 Daten der Propeller der <strong>Vergleich</strong>sschie . . . . . . . . . . . . 4<br />
3 Hauptdaten der verschiedenen Varianten . . . . . . . . . . . . 5<br />
4 <strong>Vergleich</strong> der Schleppleistungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
orian.kemper@tuhh.de 2
ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />
5 <strong>Vergleich</strong> des Schiseinussgrades . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
6 <strong>Vergleich</strong> des Gütegrades der Anordnung . . . . . . . . . . . . 8<br />
7 <strong>Vergleich</strong> des Propulsorfreifahrtwirkungsgrades . . . . . . . . . 9<br />
8 Schubbelastungsgrad <strong>und</strong> Fortschrittsgrad . . . . . . . . . . . 9<br />
9 Gütegrade der Propulsion <strong>und</strong> Propellerdrehleistungen . . . . 11<br />
10 Bewertung der Güte der Nachstromfelder . . . . . . . . . . . . 16<br />
11 Übersicht über die Schwankungen des Schubes <strong>und</strong> des Drehmomentes<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
1 Propulsorfreifahrtwirkungsgrade von Zwei- <strong>und</strong> <strong>Ein</strong>schrauber<br />
mit den zugehörigen Fortschrittsgraden . . . . . . . . . . . . . 10<br />
2 <strong>Vergleich</strong> der Propellerdrehleistungen über dem Displacement 12<br />
3 Nachstromfeld des Zweischraubers (links) <strong>und</strong> des <strong>Ein</strong>schraubers<br />
(rechts); die Propellerdurchmesser sind schwarz eingezeichnet<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />
4 Anströmverhältnisse am Propellerügel . . . . . . . . . . . . . 14<br />
5 Berechnetes Freifahrtdiagramm des originalen 5-Flüglers . . . 19<br />
6 Gemessenes Freifahrtdiagramm des originalen 5-Flüglers . . . 20<br />
7 Schub des originalen 5-Flüglers des Zweischraubers (twin5) . . 20<br />
8 Moment des originalen 5-Flüglers des Zweischraubers (twin5) . 21<br />
9 Schub des 4-ügligen Propellers des Zweischraubers, mit bis<br />
auf die Flügelzahl unveränderter Geometrie . . . . . . . . . . . 22<br />
10 Schub des 4-ügligen Propellers des Zweischraubers mit vergröÿerter<br />
Steigung gegenüber twin5 (twin4) . . . . . . . . . . . 23<br />
11 Moment des 4-ügligen Propellers des Zweischraubers mit vergröÿerter<br />
Steigung (twin4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />
12 Schub des 5-ügligen Propellers des <strong>Ein</strong>schraubers (single5) . . 24<br />
13 Moment des 5-ügligen Propellers des <strong>Ein</strong>schraubers (single5) 25<br />
14 Schub des 4-ügligen Propellers des <strong>Ein</strong>schraubers mit unveränderter<br />
Flügelgeometrie gegenüber single5 . . . . . . . . . . . 26<br />
15 Schub des 4-ügligen Propellers des <strong>Ein</strong>schraubers mit vergröÿerter<br />
Steigung (single4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
16 Moment des 4-ügligen Propellers des <strong>Ein</strong>schraubers mit vergröÿerter<br />
Steigung (single4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />
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1 EINFÜHRUNG<br />
1 <strong>Ein</strong>führung<br />
Sowohl Containerschie als auch LNG-Tanker sind in den letzten Jahren in<br />
ihrer maximalen Gröÿe deutlich gestiegen. Die Emma Maersk", ein Containerschi<br />
der neuesten Generation, trägt beispielsweise 12.000 bis 13.000<br />
TEU. Sie hat eine Länge von 398m <strong>und</strong> eine Breite von 56m. Vor einigen<br />
Jahren waren die gröÿten Containerschie noch weit entfernt von diesen Dimensionen.<br />
Bei LNG-Tankern galt bis vor kurzem noch ein Laderaumvolumen von<br />
190.000m 3 <strong>und</strong> eine Länge von ca. 280m als obere Grenze. Derzeit benden<br />
sich auf koreanischen Werften jedoch Schie mit Laderaumvolumina von<br />
216.000m 3 <strong>und</strong> 266.000m 3 im Bau. Die gröÿeren Schie, die sogenannte "Q-<br />
Max Serie", haben eine Länge von 332m. Diese neuen Gröÿendimensionen<br />
erfordern z.T. neue Antriebskonzepte.<br />
LNG-Tanker haben als besondere Entwurfsrandbedingung einen maximalen<br />
Tiefgang von ca. 12m, der durch die weltweit angefahrenen LNG-Terminals<br />
gegeben ist. Durch den maximalen Tiefgang ist auch der maximale Propellerdurchmesser<br />
festgelegt. Bei gleichbleibendem Propellerdurchmesser wird<br />
es jedoch schwierig, steigende Leistung zu übertragen. Durch das extreme<br />
Breiten-/Tiefgangsverhältnis (im Fall der "Q-Max Serie"B/T = 4, 48) bietet<br />
sich daher eine Zweischrauben-Antriebsanlage an. Die im Bau bendlichen<br />
Schie besitzen eine solche Antriebsanlage in Form von sogenannten "Twin-<br />
Skeg Rumpormen". Im <strong>Vergleich</strong> zu <strong>Zweischraubern</strong> mit achem Hinterschi<br />
<strong>und</strong> Wellenböcken bieten diese etwas mehr Verdrängung. Zudem fällt<br />
dadurch der Centerskeg weg.<br />
<strong>Ein</strong>e wesentliche Rolle spielt hierbei auch die Red<strong>und</strong>anz. Gastanker, die mit<br />
Verbrennungsmotoren ausgerüstet sind, benötigen nach Vorschrift ohnehin<br />
eine doppelte Ausführung der Maschinenanlage, die unter Umständen auf<br />
zwei voneinander getrennte Maschinenräume verteilt sein muss. Daher hat<br />
die Zweischrauben-Konguration nur bedingt <strong>Ein</strong>uss auf die Auslegung der<br />
Motorenanlage.<br />
Im Fall der Containerschie ist es so, dass sämtliche Komponenten wie Propeller,<br />
Motor oder Welle an der Grenze der Verfügbarkeit liegen. Die Emma-<br />
Maersk"besitzt eine 14-Zylinder Maschine mit 980mm Kolbendurchmesser.<br />
Sie leistet 80.080kW <strong>und</strong> es ist der gröÿte Motor, den es derzeit auf dem<br />
Markt gibt.<br />
Auch die Red<strong>und</strong>anz sollte hier eine Rolle spielen, wenn man bedenkt was<br />
für ökologische <strong>und</strong> nanzielle Folgen ein Ausfall der einfach ausgeführten<br />
Antriebsanlagen haben könnte.<br />
Aus diesen Gründen lohnt es sich auch bei Containerschien, Zweischraubenkongurationen<br />
in Betracht zu ziehen.<br />
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3 VERGLEICH DER ANTRIEBSLEISTUNGEN<br />
Es hat sich schon angedeutet, dass Twin-Skeg Schie gute Eigenschaften bzgl.<br />
Widerstand <strong>und</strong> Propulsion besitzen. Hierzu soll im ersten Aufgabenteil ein<br />
<strong>Vergleich</strong> gezogen werden. Allerdings sind bei solchen Schien in der Vergangenheit<br />
vermehrt Schwingungsprobleme aufgetreten. Deshalb wird im zweiten<br />
Aufgabenteil die Qualität des Nachtromfeldes bewertet, <strong>und</strong> im dritten<br />
Aufgabenteil werden <strong>Ein</strong>- <strong>und</strong> Zweischraubenkonzepte hinsichtlich der propellererregten<br />
Schub- <strong>und</strong> Drehmomentschwankungen in der Wellenleitung<br />
untersucht. Zudem wird dies für unterschiedliche Flügelzahlen durchgeführt,<br />
da sich hier noch kein deutliches Optimum herrausgestellt hat.<br />
2 Vorstellen der <strong>Vergleich</strong>sdaten<br />
Für die Berechnungen standen Daten von zwei Schien zur Verfügung:<br />
1. Der Bericht einer Modellversuchsanstalt über einen Twin-Skeg LNG<br />
Tanker mit ca. 266.000m 3 Ladevolumen.<br />
Enthalten waren darin Ergebnisse aus Widerstandsversuch, Propulsionsversuch,<br />
Propellerfreifahrtversuch, die zugehörigen Groÿausführungsprognosen<br />
<strong>und</strong> eine Nachstrommessung. Auÿerdem waren Teile<br />
der verwendeten Propellergeometrie gegeben (siehe Kapitel 5).<br />
2. Teile des Berichtes derselben Versuchsanstalt wie in 1. über einen <strong>Ein</strong>schrauber<br />
mit ca. 155.000m 3 Laderaumvolumen. Enthalten waren darin<br />
Ergebnisse aus Widerstandsversuch, Propulsionsversuch, Propellerfreifahrtversuch<br />
sowie eine Nachstrommessung.<br />
Die Hauptdaten der beiden Schie sind in Tabelle 1 angegeben. Die Daten<br />
der zugehörigen Propeller sind in Tabelle 2 angegeben.<br />
Auällig bei diesen Abmessungen ist (wie schon in Kapitel 1 angedeutet),<br />
dass sich fast nur die Länge <strong>und</strong> Breite unterscheiden, während sich der<br />
Tiefgang nur unwesentlich ändert.<br />
3 <strong>Vergleich</strong> der Antriebsleistungen<br />
3.1 Vorstellen der durchgerechneten Varianten<br />
Basierend auf den vorhandenen Schien wurden einige Varianten durchgerechnet.<br />
Es wurde dabei geometrische Ähnlichkeit eingehalten. Die Varian-<br />
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3 VERGLEICH DER ANTRIEBSLEISTUNGEN<br />
Schi Twinskeg <strong>Ein</strong>schrauber<br />
Scale factor λ [-] 42,105 38,444<br />
Length L pp [m] 332,00 278,00<br />
Length L W L [m] 334,07 274,63<br />
Draft T [m] 12,00 11,60<br />
Beam B [m] 53,80 43,35<br />
Wetted surface S Hull [m 2 ] 22326 15279<br />
Proj. area above water line A T [m 2 ] 1689 1165<br />
Displacement ▽ [m 3 ] 170649 108938<br />
Cargo volume [m 3 ] 266000 155000<br />
Tabelle 1: Hauptdaten der vorhandenen <strong>Vergleich</strong>sschie<br />
Schi Twinskeg <strong>Ein</strong>schrauber<br />
Number of propellers 2 1<br />
Number of blades 5 5<br />
Rotation direction inwards right<br />
Diameter D [m] 7,700 8,650<br />
Pitch ratio (P/D) 0,75R [-] 0,947 0,817<br />
Chord length c 0,75R [m] 1,83 2,211<br />
Maximum thickness t 0,75R [m] 0,087 0,108<br />
Tabelle 2: Daten der Propeller der <strong>Vergleich</strong>sschie<br />
ten, mit den denierten Bezeichnungen in Klammern gesetzt, sind folgende:<br />
• Groÿausführungsprognose Twin-Skeg original (twin266)<br />
• Groÿausführungsprognose <strong>Ein</strong>schrauber, skaliert auf gleiche Verdrängung<br />
wie twin266 (single266)<br />
• Groÿausführungsprognose Twin-Skeg, skaliert auf gleiche Verdrängung<br />
wie der originale <strong>Ein</strong>schrauber single155 (twin155)<br />
• Groÿausführungsprognose <strong>Ein</strong>schrauber original (single155)<br />
Auf diese Weise hat man zwei Schisgröÿen (bzgl. Verdrängung), bei denen<br />
jeweils für einen Schistyp Versuchsdaten vorliegen. Dadurch erhält man ein<br />
etwas erweitertes Bild, als wenn man nur ein Schi auf die Gröÿe des anderen<br />
Schies skalieren würde.<br />
Auÿerdem wird später noch ein Zusammenhang <strong>zwischen</strong> Leistung <strong>und</strong> Displacement<br />
erstellt. Hierfür wurde noch jeweils eine Variante gerechnet, deren<br />
orian.kemper@tuhh.de 4
3 VERGLEICH DER ANTRIEBSLEISTUNGEN<br />
Verdrängung 216.000m 3 beträgt. Zu dieser Gröÿe gibt es noch weitere Daten,<br />
die zum <strong>Vergleich</strong> herangezogen werden können. Diese beiden Schie werden<br />
jedoch nicht in allen <strong>Ein</strong>zelheiten betrachtet, sondern nur im Gesamtzusammenhang<br />
bzgl. der Leistung:<br />
• Groÿausführungsprognose Twin-Skeg mit 216.000m 3 (twin216)<br />
• Groÿausführungsprognose <strong>Ein</strong>schrauber mit 216.000m 3 (single216)<br />
Die wichtigsten Hauptdaten der unterschiedlichen Varianten lassen sich<br />
Tabelle 3 entnehmen.<br />
Wie man leicht erkennt, haben die Schie noch unterschiedliche Abmes-<br />
Schi twin266 single266 twin155 single155<br />
Scale factor λ [-] 42,105 44,648 36,254 38,444<br />
Length L pp [m] 332,00 322,86 285,86 278,00<br />
Length L W L [m] 334,073 318,95 287,65 274,60<br />
Draft T [m] 12 13,47 10,33 11,60<br />
Beam B [m] 53,80 50,35 46,32 43,35<br />
Displacement ▽ [m 3 ] 170649 170649 108938 108938<br />
Tabelle 3: Hauptdaten der verschiedenen Varianten<br />
sungen. Insbesondere haben sie unterschiedliche Längen/Breitenverhältnisse<br />
<strong>und</strong> Breiten/Tiefgangsverhältnisse. Das lässt sich aufgr<strong>und</strong> der Verfügbarkeit<br />
der <strong>Vergleich</strong>sdaten nicht umgehen. In der Gröÿe des Twin-Skeg Schiffes<br />
(twin266) mit 266.000m 3 Laderaumvolumen gibt es keine vergleichbaren<br />
Schie mit einem <strong>Ein</strong>schraubenkonzept. Daher musste auf den deutlich kleineren<br />
<strong>Ein</strong>schrauber zurückgegrien werden.<br />
Es wird jedoch so vorgegangen, dass die Proportionen der Schie beibehalten<br />
werden. Würde man diese ändern, um bei beiden Konzepten die gleichen<br />
Hauptabmessungen zu erhalten, würde die geometrische Ähnlichkeit<br />
nicht eingehalten werden, <strong>und</strong> es wäre nicht mehr gewährleistet, dass die<br />
Versuchsdaten, insbesondere der Restwiderstandsbeiwert, übernommen werden<br />
könnten.<br />
Die im folgenden durchgeführten Berechnungen gelten für eine Geschwindigkeit<br />
von v = 19, 5kn, da dies bei beiden Schien der Designgeschwindigkeit<br />
entspricht. Auch der Ladefall mit den gegebenen Tiefgängen entspricht dem<br />
Design-Ladefall.<br />
orian.kemper@tuhh.de 5
3 VERGLEICH DER ANTRIEBSLEISTUNGEN<br />
3.2 Erläuterung des Prognoseverfahrens<br />
Um die benötigte Propellerdrehleistung vorherzusagen, benötigt man folgende<br />
Modellversuche [1]:<br />
• Widerstandsversuch, bei dem bei verschiedenen Geschwindigkeiten der<br />
Schleppwiderstand gemessen wird<br />
• Propulsionsversuch, bei dem das Schi durch den eigenen Propeller<br />
angetrieben wird, <strong>und</strong> Drehzahl, Drehmoment <strong>und</strong> Schub abhängig von<br />
der Geschwindigkeit gemessen wird<br />
• Propulsorfreifahrtversuch, bei dem der Propeller in homogener Zuströmung<br />
arbeitet, <strong>und</strong> bei dem abhängig von der Anströmgeschwindigkeit<br />
Schub <strong>und</strong> Drehmoment gemessen wird (bei konstanter Drehzahl)<br />
Die Geschwindigkeit wird über die Froudesche Ähnlichkeit berechnet. D.h.<br />
das Wellenbild des Modells bei der Geschwindigkeit v m ist in etwa gleich dem<br />
Wellenbild des Schis bei der Geschwindigkeit v s . Es gilt:<br />
v s = v m<br />
√<br />
λ (1)<br />
Der gemessene Widerstand wird durch benetzte Oberäche, Dichte <strong>und</strong> Geschwindigkeit<br />
dimensionslos gemacht. Man erhält den Widerstandsbeiwert<br />
des Modells. Er teilt sich auf in Reibungswiderstandsbeiwert <strong>und</strong> Restwiderstandsbeiwert.<br />
Es wird davon ausgegangen, dass der Restwiderstandsbeiwert<br />
übernommen werden kann (wegen der Froude Ähnlichkeit), <strong>und</strong> sich der Reibungswiderstandsbeiwert<br />
ändert. Der Reibungswiderstandsbeiwert errechnet<br />
sich nach der ITTC 1957 folgendermaÿen:<br />
c F 0 =<br />
0, 075<br />
(log Re − 2) 2 (2)<br />
Dabei ist Re die Reynoldszahl des Schies. Der Reibungswiderstandsbeiwert<br />
wird jeweils für Modell <strong>und</strong> Schi berechnet.<br />
Nun wird für die Groÿausführung noch ein Windwiderstandsbeiwert, hervorgerufen<br />
durch den Fahrtwind, berechnet, der beim Modellversuch wegen der<br />
geringen Windhauptspantäche <strong>und</strong> der geringen Geschwindigkeit vernachlässigt<br />
wird.<br />
Durch Addition der einzelnen Anteile erhält man den Widerstandsbeiwert<br />
für das Schi.<br />
Aus diesem lässt sich nun die Schleppleistung P e ermitteln.<br />
Die Propulsionsfaktoren lassen sich mit Hilfe aller drei Versuche folgendermaÿen<br />
ermitteln:<br />
orian.kemper@tuhh.de 6
3 VERGLEICH DER ANTRIEBSLEISTUNGEN<br />
Die Sogzier t wird über den <strong>Vergleich</strong> <strong>zwischen</strong> Widerstand aus dem Widerstandsversuch<br />
<strong>und</strong> dem Schub aus dem Propulsionsversuch ermittelt, wobei<br />
noch ein beim Propulsionsversuch aufgebrachter Reibungsabzug berücksichtigt<br />
werden muss. Die Sogzier des Modells wird ohne Korrekturen für die<br />
Groÿausführung übernommen, da der Sog hauptsächlich auf Potentialeekten<br />
beruht.<br />
Der im Propulsionsversuch gemessene Schub wird durch Dichte, Drehzahl<br />
<strong>und</strong> Propellerdurchmesser dimensionslos gemacht <strong>und</strong> es ergibt sich daraus<br />
der sogenannte Schubbeiwert des Propellers. Es wird nun davon ausgegangen,<br />
dass der Propeller hinter dem Schi genau dann denselben Schubbeiwert<br />
besitzt wie der Propeller im Propulsorfreifahrtversuch, wenn die Anströmgeschwindigkeit<br />
gleich ist. Man nennt dies Schubidentität. Durch dieses Vorgehen<br />
erhält man den Fortschrittsgrad J, in dem die Anströmgeschwindigkeit<br />
enthalten ist. Er ist folgendermaÿen deniert:<br />
J = v a<br />
nD<br />
Hierbei ist v a die Anströmgeschwindigkeit, n die Drehzahl <strong>und</strong> D der Propellerdurchmesser.<br />
Mit dem bekannten Fortschrittgrad lässt sich die Nachstromzier w sowie<br />
der Gütegrad der Anordnung bestimmen. Der Gütegrad der Anordnung des<br />
Modells wird ohne Korrekturen für die Groÿausführung übernommen. Die<br />
Nachstromzier wird noch korrigiert. Die Korrektur ist erforderlich, da der<br />
Nachstrom hauptsächlich durch Reibungseekte entsteht. Die Reibung ist<br />
beim Modell jedoch stark überzeichnet. Es wird daher für das Schi eine<br />
neue Nachstromzier aus der des Modells berechnet, die etwas kleiner als<br />
beim Modell ausfällt. Es gehen dabei die Gröÿen Sogzier, Rauhigkeit der<br />
Auÿenhaut, Formfaktor, der von der Versuchsanstalt angegeben wird, sowie<br />
die Reibungswiderstandsbeiwerte von Modell <strong>und</strong> Schi ein.<br />
Nun muss noch der Propulsionspunkt ermittelt werden. Dieser liegt dort, wo<br />
die Gleichgewichtsbedingung Schub = W iderstand + Sog erfüllt ist [1]. Dies<br />
ist der Fall, wenn die schiseitige Belastungskurve die Kurve des propellerseitigen<br />
Schubbeiwertes schneidet. Die schiseitige Belastungskurve lautet<br />
folgendermaÿen:<br />
k T = J 2 R T<br />
·<br />
(4)<br />
ρD 2 (1 − t)v m2 (1 − w) 2<br />
Mit dem gef<strong>und</strong>enen Fortschrittsgrad erhält man aus dem Diagramm des Propellerfreifahrtversuchs<br />
den Schubbeiwert, den Momentenbeiwert sowie den<br />
Propulsorfreifahrtwirkungsgrad.<br />
Über das Drehmoment <strong>und</strong> die Drehzahl lässt sich jetzt die Propellerdrehleistung<br />
P D errechnen.<br />
orian.kemper@tuhh.de 7<br />
(3)
3 VERGLEICH DER ANTRIEBSLEISTUNGEN<br />
3.3 Widerstand<br />
Die Widerstände können in Tabelle 4 betrachtet werden. Es ist zu erkennen,<br />
dass die Widerstände von <strong>Ein</strong>- <strong>und</strong> Zweischrauber noch sehr ähnlich sind.<br />
Schi twin266 single266 twin155 single155<br />
Widerstand R T s [kN] 2114,42 2126,65 1679,22 1689,86<br />
Leistung P e [MW] 21,21 21,33 16,84 16,95<br />
Tabelle 4: <strong>Vergleich</strong> der Schleppleistungen<br />
3.4 Propulsionsgütegrade<br />
3.4.1 Schiseinussgrad<br />
Schi twin266 single266 twin155 single155<br />
Sogzier t [-] 0,190 0,219 0,192 0,227<br />
Nachstromzier w [-] 0,272 0,318 0,273 0,325<br />
Schiseinussgrad η H [-] 1,112 1,144 1,111 1,145<br />
Tabelle 5: <strong>Vergleich</strong> des Schiseinussgrades<br />
Hier sieht man, dass sowohl Sogzier als auch Nachstromzier beim <strong>Ein</strong>schrauber<br />
deutlich gröÿer sind als beim Zweischrauber. Man erhält dadurch<br />
einen Unterschied im Schiseinussgrad von etwa 3% zu Gunsten des <strong>Ein</strong>schraubers.<br />
3.4.2 Gütegrad der Anordnung<br />
Tabelle 6 zeigt die Gütegrade der Anordnung. Diese Werte unterscheiden<br />
Schi twin266 single266 twin155 single155<br />
Gütegrad der Anordnung 0,995 1,003 0,994 1,006<br />
η R [-]<br />
Tabelle 6: <strong>Vergleich</strong> des Gütegrades der Anordnung<br />
sich nicht sehr stark. Es gibt einen Unterschied von ca. 0,7% zu Gunsten des<br />
<strong>Ein</strong>schraubers. Dies ist jedoch ein geringer <strong>Ein</strong>uss.<br />
orian.kemper@tuhh.de 8
3 VERGLEICH DER ANTRIEBSLEISTUNGEN<br />
3.4.3 Propulsorfreifahrtwirkungsgrad<br />
Beim Propulsorfreifahrtwirkungsgrad zeigen sich groÿe Unterschiede. Er ist<br />
in Tabelle 7 zu sehen. Der Unterschied im Propulsorfreifahrtwirkungsgrad<br />
beträgt ca. 8%. Dies ist eine erhebliche Dierenz.<br />
Schi twin266 single266 twin155 single155<br />
Propulsorfreifahrtwirkungsgrad<br />
0,694 0,610 0,685 0,600<br />
η O<br />
[-]<br />
Tabelle 7: <strong>Vergleich</strong> des Propulsorfreifahrtwirkungsgrades<br />
In diesem Wert zeigt sich der entscheidende Vorteil des Zweischraubers.<br />
Um dies zu verdeutlichen wird in Tabelle 8 (exemplarisch für twin266 <strong>und</strong><br />
single155, da dies die originalen Schie sind) noch der Fortschrittsgrad sowie<br />
der Schubbelastungsgrad angeführt. Letzterer ist folgendermaÿen deniert:<br />
c T H =<br />
T<br />
v 2 a · A 0 · ρ/2<br />
(5)<br />
Dabei ist T der Schub des Propellers, v a die Anströmgeschwindigkeit <strong>und</strong> A 0<br />
die Kreisäche, die durch den Propellerdurchmesser beschrieben wird.<br />
Schi twin266 single155<br />
Propellerdurchmesser D [m] 7,7 8,65<br />
Anzahl der Propeller [-] 2 1<br />
Propellerkreisäche A 0 [m 2 ] 93,13 58,77<br />
Anströmgeschwindigkeit v a [m/s] 7,305 6,774<br />
Schubbelastungsgrad c T H [−] 1,025 1,581<br />
Drehzahl n [1/s] 1,424 1,444<br />
Fortschrittsgrad [-] 0,666 0,542<br />
Tabelle 8: Schubbelastungsgrad <strong>und</strong> Fortschrittsgrad<br />
Man erkennt, dass der <strong>Ein</strong>schrauber einen deutlich höheren Schubbelastungsgrad<br />
aufweist. Da die Anströmgeschwindigkeit im <strong>Vergleich</strong> zu den anderen<br />
Gröÿen sehr ähnlich ist, bedeutet es, dass mehr Schub auf der vorhandenen<br />
Propellerkreisäche übertragen werden muss. Dies geschieht dadurch,<br />
dass der Propeller bei einem geringeren Fortschrittsgrad arbeitet. Dies erzeugt<br />
durch den vergröÿerten Anstellwinkel mehr Schub <strong>und</strong> benötigt mehr<br />
Drehmoment.<br />
orian.kemper@tuhh.de 9
3 VERGLEICH DER ANTRIEBSLEISTUNGEN<br />
Bei einem niedrigeren Fortschrittsgrad sinkt jedoch auch der Propulsorfreifahrtwirkungsgrad,<br />
der sein Maximum bei einem höheren Fortschrittsgrad<br />
hat. Diesen Zusammenhang zeigt Abbildung 1. Es sind die beiden Propulsorfreifahrtwirkungsgrade<br />
über dem Fortschrittsgrad aufgetragen. Auÿerdem<br />
sind die Fortschrittsgrade von twin266 (0,666) <strong>und</strong> single155 (0,542) markiert.<br />
In diesem Bereich ist der Propulsorfreifahrtwirkungsgrad monoton steigend.<br />
Daraus folgt, dass er bei geringerem Fortschrittsgrad ebenfalls geringer<br />
wird.<br />
Daraus resultiert letztendlich der oben genannte Unterschied von etwa 8%.<br />
0,8000<br />
0,7000<br />
0,6000<br />
0,5000<br />
0,4000<br />
0,3000<br />
0,2000<br />
0,1000<br />
0,0000<br />
0,0000 0,1000 0,2000 0,3000 0,4000 0,5000 0,6000 0,7000 0,8000 0,9000 1,0000<br />
Wirkungsgrad <strong>Ein</strong>schrauber<br />
Fortschrittsgrad <strong>Ein</strong>schrauber<br />
wirkungsgrad Zweischrauber<br />
Fortschrittsgrad Zweischrauber<br />
Abbildung 1: Propulsorfreifahrtwirkungsgrade von Zwei- <strong>und</strong> <strong>Ein</strong>schrauber<br />
mit den zugehörigen Fortschrittsgraden<br />
3.5 Power delivered<br />
Zusammenfassend werden in Tabelle 9 die Gütegrade der Propulsion <strong>und</strong> die<br />
resultierende Propellerdrehleistung gegeben. Diese werden auÿerdem in Abbildung<br />
2 graphisch über der Verdrängung aufgetragen. Es sind die anfangs<br />
vorgestellten Schie twin266, single266, twin155, single155, twin216 <strong>und</strong> single216<br />
gezeigt. Auÿerdem werden Werte aus einer Studie der "DEAWOO<br />
orian.kemper@tuhh.de 10
3 VERGLEICH DER ANTRIEBSLEISTUNGEN<br />
Shipbuilding and Marine Engineering Co., Ltd. eingefügt. Diese zeigen ebenfalls<br />
den <strong>Vergleich</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>Ein</strong>- <strong>und</strong> <strong>Zweischraubern</strong> unterschiedlicher Gröÿe.<br />
Die Studie von DAEWOO zeigt zwar etwas andere Zahlen, sie geben jedoch<br />
die selbe Tendenz an.<br />
Es zeigt sich sowohl aus den Groÿprognosen der Modellversuche, als auch aus<br />
den anderen o.g. Daten, dass Zweischrauber hinsichtlich der Propulsion den<br />
<strong>Ein</strong>schraubern überlegen sind. Die Dierenz beträgt dabei bis zu 3000kW.<br />
Wie schon vorher erwähnt, steckt der gröÿte Unterschied im Propulsorfreifahrtwirkungsgrad.<br />
Es ist sicher noch kritisch zu sehen, dass die miteinander verglichenen Schie<br />
unterschiedliche Hauptabmessungen haben. Jedoch ist der Unterschied in der<br />
Leistung recht deutlich. Auÿerdem ist man beispielsweise im Falle des vergröÿerten<br />
<strong>Ein</strong>schraubers (single266) auf der sicheren Seite, da der Propellerdurchmesser<br />
ebenfalls hochskaliert wurde, <strong>und</strong> daher etwas zu groÿ ausfällt.<br />
Durch diese Tatsache wird die Leistung eher etwas zu gering kalkuliert.<br />
Im Allgemeinen entsprechen die Ergebnisse aber den Erwartungen <strong>und</strong> decken<br />
sich mit der Theorie.<br />
Schi twin266 single266 twin155 single155<br />
Gütegrad der Propulsion η D 0,768 0,700 0,756 0,692<br />
Propellerdrehleistung P D 27,627 30,478 22,278 24,503<br />
[MW]<br />
Tabelle 9: Gütegrade der Propulsion <strong>und</strong> Propellerdrehleistungen<br />
orian.kemper@tuhh.de 11
4 VERGLEICH DER QUALITÄT DES NACHSTROMFELDES<br />
[MW]<br />
36<br />
34<br />
P_D über Displacement<br />
Daewoo twinskeg<br />
32<br />
30<br />
28<br />
26<br />
Daewoo singlescrew<br />
single155, single216 <strong>und</strong><br />
single266<br />
twin155, twin216 <strong>und</strong><br />
twin266<br />
24<br />
22<br />
20<br />
100.000 110.000 120.000 130.000 140.000 150.000 160.000 170.000 180.000<br />
[m³]<br />
twin155, twin216 <strong>und</strong> twin266 single155, single216 <strong>und</strong> single266 daewoo twinskeg daewoo singlescrew<br />
Abbildung 2: <strong>Vergleich</strong> der Propellerdrehleistungen über dem Displacement<br />
4 <strong>Vergleich</strong> der Qualität des Nachstromfeldes<br />
4.1 Bedeutung des Nachstromfeldes<br />
Beim Nachstrom wird generell unterschieden <strong>zwischen</strong> nominellem <strong>und</strong> eektivem<br />
Nachstrom [1]. Der eektive Nachstrom wird aus den Modellversuchen<br />
gewonnen. Er gibt den Unterschied <strong>zwischen</strong> dem Propellerverhalten hinter<br />
dem Schi <strong>und</strong> der Propellerfreifahrt an. Er wird ausgedrückt in der Nachstromzier<br />
w (siehe auch Kapitel 3).<br />
Der nominelle Nachstrom wird im Modellversuch bei fahrendem Schi ohne<br />
Propeller in der Propellerebene gemessen. Es wird die dreidimensionale<br />
Geschwindigkeit auf 24 oder 36 Winkeln <strong>und</strong> auf 4 bis 7 Radien (je nach<br />
Versuchsanstalt) erfasst. Im Folgenden ist der nominelle Nachstrom gemeint.<br />
Abbildung 3 zeigt die Nachstromfelder der vorhandenen <strong>Vergleich</strong>sschie.<br />
Die Graphik stellt die relative lokale Anströmgeschwindigkeit va<br />
v s<br />
in der Propellerebene<br />
relativ zur Schisgeschwindigkeit dar.<br />
Das Nachstromfeld bildet die Gr<strong>und</strong>lage für den gesamten Propellerentwurf.<br />
Die Qualität des Nachstromfeldes hat einen wesentlichen <strong>Ein</strong>uss auf<br />
die vom Propeller erregten Vibrationen. Sie entstehen sowohl durch Schwan-<br />
orian.kemper@tuhh.de 12
4 VERGLEICH DER QUALITÄT DES NACHSTROMFELDES<br />
Abbildung 3: Nachstromfeld des Zweischraubers (links) <strong>und</strong> des <strong>Ein</strong>schraubers<br />
(rechts); die Propellerdurchmesser sind schwarz eingezeichnet<br />
kungen des Schubes <strong>und</strong> des Drehmomentes, als auch durch Druckimpulse<br />
an der Auÿenhaut.<br />
4.2 Funktionsweise des Propellers<br />
Um zu verstehen, wie die Schwankungen zustande kommen, muss zunächst<br />
die Funktionsweise des Propellers betrachtet werden. Hierzu ist in Abbildung<br />
4 der Schnitt eines Flügels eines Propellers gezeigt.<br />
Hierbei ist β der hydrodynamische Steigungswinkel. Für ihn gilt:<br />
tan(β) =<br />
v A<br />
2 · π · r · n<br />
Der Anstellwinkel des Prols gegen die Fahrtrichtung wird durch den Winkel<br />
δ beschrieben. Für ihn gilt:<br />
tan(δ) =<br />
P<br />
2πr<br />
Die Dierenz dieser beiden Winkel ist der Winkel α, unter dem das Prol<br />
durch das umgebende Fluid angeströmt wird.<br />
Während der Winkel δ durch die Geometrie des Propellers vorgegeben wird,<br />
ist der Winkel β abhängig von der Anströmgeschwindigkeit v a , sowie vom<br />
Radius r <strong>und</strong> der Propellerkreisfrequenz ω.<br />
orian.kemper@tuhh.de 13<br />
(6)<br />
(7)
4 VERGLEICH DER QUALITÄT DES NACHSTROMFELDES<br />
α<br />
P<br />
v<br />
v a<br />
2 · π · r · n<br />
β<br />
δ<br />
2 · π · r<br />
Abbildung 4: Anströmverhältnisse am Propellerügel<br />
Es treten neben diesen Gröÿen auch noch tangentiale <strong>und</strong> propellerinduzierte<br />
Anteile auf. Diese werden in diesem Abschnitt zur Vereinfachung jedoch<br />
ausgelassen. In dem Verfahren, das in 4.3 erläutert wird, sind diese Anteile<br />
aber berücksichtigt.<br />
Der Auftrieb <strong>und</strong> der Widerstand des Flügels entsprechen beim gesamten<br />
Propeller dem Schub <strong>und</strong> dem Drehmoment. Dadurch wird deutlich, warum<br />
eine lokale Veränderung der Anströmgeschwindigkeit in der Propellerebene<br />
einen groÿen <strong>Ein</strong>uss auf das Vibrationsverhalten des Schies hat.<br />
4.3 Bewertungsverfahren<br />
Das verwendete Verfahren zur Bewertung der Qualität des Nachstroms [2] basiert<br />
auf den Veränderungen des hydrodynamischen Steigungswinkels. Hierbei<br />
werden sowohl Axial-, Radial als auch Tangentialkomponenten des Nachstroms<br />
berücksichtigt.<br />
Die Gesamtgüte des Nachstromfeldes<br />
1<br />
wird in einen Umfangsgütegrad <strong>und</strong><br />
einen radialen Gütegrad unterteilt. Er lautet:<br />
Die einzelnen Komponenten ergeben sich wie folgt:<br />
η N = η R · η U (8)<br />
orian.kemper@tuhh.de 14
4 VERGLEICH DER QUALITÄT DES NACHSTROMFELDES<br />
• Radialer Gütegrad:<br />
η R = 1 −<br />
√<br />
Dβ ′ m · dβ ′ m (9)<br />
Hierbei steht Dβ ′ m für die Dierenz aus dem gröÿten <strong>und</strong> dem kleinsten<br />
auftretenden Wert der mittleren radialen Anstellwinkel.<br />
Der Wert dβ ′ m steht für die mittlere Abweichung der radialen Anstellwinkel.<br />
Diese beide Werte müssen nun noch über alle Messradien integriert<br />
werden.<br />
• Umfangsgütegrad:<br />
η U = 1 −<br />
√ ∆β ′ · ( dβ<br />
dϕ ) max (10)<br />
Beim Umfangsgütegrad werden die verwendeten Anstellwinkelschwankungen<br />
<strong>und</strong> -gradienten zusätzlich noch durch den dimensionslosen<br />
Propellerradius r gewichtet.<br />
R<br />
Hier beschreibt der Wert ∆β ′ Das Integral der maximalen Anstellwinkelunterschiede<br />
über die Radien.<br />
Der Wert ( dβ ) dϕ max beschreibt das Integral der maximalen Anstellwinkelgradienten<br />
über die Radien.<br />
Die vollständige Herleitung des Verfahrens lässt sich in [2] nachlesen.<br />
4.4 Qualitätswerte <strong>und</strong> <strong>Vergleich</strong> mit anderen Schien<br />
Die in Kapitel 4.3 angegebenen dimensionslosen Gröÿen zur Bewertung der<br />
Qualität des Nachstromfeldes sind für die vorhandenen Nachstromfelder des<br />
Zweischraubers <strong>und</strong> des <strong>Ein</strong>schraubers in Tabelle 10 gegeben.<br />
Hier ist zu sehen, dass der <strong>Ein</strong>schrauber einen etwas besseren Wert hat<br />
als der Zweischrauber.<br />
In [2] sind einige Werte gegeben, mit denen man die beiden Werte absolut<br />
einordnen kann. Die untersuchten Zweischrauber sind jedoch bis auf zwei<br />
Ausnahmen nicht in Twin-Skeg-Ausführung, sondern besitzen Wellenböcke.<br />
Daher ist es zweckmäÿig, die Werte mit denen der <strong>Ein</strong>schrauber zu vergleichen,<br />
wie es in [2] ebenfalls getan wurde. Die Grenze für gute bzw. schlechte<br />
Gütegrade wurde basierend auf vorherigen Ergebnissen der SVA Potsdam<br />
zu 0,62 gesetzt. Entsprechend liegt der <strong>Ein</strong>schrauber knapp darüber, der<br />
Zweischrauber knapp darunter. Damit liegen sie jedoch in der vorhandenen<br />
Auswahl aus Container-Schien, Bulkern, Tankern <strong>und</strong> RoRo-Schien in der<br />
orian.kemper@tuhh.de 15
4 VERGLEICH DER QUALITÄT DES NACHSTROMFELDES<br />
Schi Zweischrauber <strong>Ein</strong>schrauber<br />
Dβ m ′ 0,231 0,208<br />
dβ m ′ 0,066 0,054<br />
η R 0,877 0,894<br />
∆β ′ 0,579 0,575<br />
( dβ ) dϕ max 0,189 0,138<br />
η U 0,669 0,718<br />
η N 0,587 0,642<br />
Tabelle 10: Bewertung der Güte der Nachstromfelder<br />
besseren Hälfte. Die beiden in [2] untersuchten Twin-Skeg-Varianten haben<br />
äuÿerst schlechte Werte von 0,205 <strong>und</strong> 0,375.<br />
Um aber eine qualiziertere Aussage über die absolute Güte des Nachstroms<br />
zu treen wäre es notwendig, weitere LNG-Tanker im <strong>Vergleich</strong> zu haben.<br />
Daher liegt hier der Hauptaugenmerk auf dem <strong>Vergleich</strong> der beiden Schie<br />
miteinander.<br />
Es wird in Kapitel 5 nocheinmal auf diese Ergebnisse eingegangen werden.<br />
orian.kemper@tuhh.de 16
5 SCHUB- UND DREHMOMENTSCHWANKUNGEN<br />
5 Schub- <strong>und</strong> Drehmomentschwankungen<br />
Wie in Kapitel 5 schon erwähnt, bekommt der Propeller ein ungleichförmiges<br />
Nachstromfeld, in dem er arbeiten muss. Die über den Umfang ungleichförmige<br />
Anströmgeschwindigkeit sowie die tangentiale Komponente im Zustrom<br />
bewirken ständige Schwankungen des Anstellwinkels. Auf den einzelnen Flügel<br />
bewirken diese eine Veränderung des Widerstands <strong>und</strong> des Auftriebs. Betrachtet<br />
man den ganzen Propeller entsprechen diese Veränderungen Schwankungen<br />
des Drehmoments <strong>und</strong> des Schubes.<br />
Um dies zu erfassen, wird eine Rechnung mit einem sog. Wirbel-Gitter-<br />
Verfahren (Vortex-Lattice Method) durchgeführt. Das Verfahren soll im Folgenden<br />
kurz erläutert werden.<br />
5.1 Wirbel-Gitter-Verfahren<br />
Das Wirbel-Gitter-Verfahren beruht auf der Potentialtheorie [4]. In der Potentialtheorie<br />
wird der Strömungsbereich als inkompressibles, reibungs- <strong>und</strong><br />
rotationsfreies Fluid angenommen.<br />
Zur Berechnung des Auftriebs eines Flügels werden Quellen, Senken sowie<br />
Wirbel auf dem Prol platziert. Hierbei simulieren die Quellen <strong>und</strong> Senken<br />
die Form des Prols, die Zirkulationen der Wirbel modellieren die auftriebserzeugenden<br />
Eekte. Für diese Singularitäten sind einfache analytische Lösungen<br />
bekannt, die anschlieÿend überlagert werden. Die Berechnung dieser<br />
Gröÿen erfolgt durch Aufstellen <strong>und</strong> <strong>Ein</strong>halten der Randbedingungen.<br />
Das Verfahren lässt sich hier anwenden, da der Auftrieb eines Flügelprols<br />
hauptsächlich durch Potentialeekte hervorgerufen wird. Da alle Geschwindigkeitskomponenten<br />
erfasst werden, lassen sich auch die instationären Berechnungen<br />
im Nachstromfeld durchführen.<br />
Das Verfahren ist implementiert in E4. Dies ist ein schibauliches Entwurfsprogramm,<br />
mit dem die Berechnungen durchgeführt werden. Genauere Beschreibungen<br />
des Verfahrens lassen sich in [4] oder [3] wiedernden.<br />
5.2 Nachstromfeld<br />
Um die instationäre Rechnung durchzuführen wird das Nachstromfeld des<br />
jeweiligen Schies benötigt. Die vorhandenen Nachstromfelder wurden in einem<br />
Modellversuch gemessen. Es gibt vier Messradien, auf denen die dreidimensionalen<br />
Geschwindigkeiten in 15 ◦ -Schritten gemessen wurden. Diese<br />
Geschwindigkeiten liegen mit ihren jeweiligen einzelnen Komponenten tabellarisch<br />
<strong>und</strong> graphisch vor (siehe Abbildung 3).<br />
orian.kemper@tuhh.de 17
5 SCHUB- UND DREHMOMENTSCHWANKUNGEN<br />
5.3 Modellierung der Propeller<br />
Um das Verfahren anzuwenden, benötigt man das Modell des Propellers. Der<br />
Propeller wird folgendermaÿen modelliert:<br />
Es gibt über den gesamten Propellerradius 12 Radien, zu denen jeweils ein<br />
Prolschnitt deniert wird. Der Prolschnitt wird deniert durch die Art des<br />
Prols (z.B. NACA), die maximale Dicke, die Wölbungstiefe <strong>und</strong> die Sehnenlänge.<br />
Anhand dieser Parameter werden die Dicken-Koordinaten des Prols<br />
über die relative Länge erstellt. Die einzelnen Prolschnitte liegen auf der<br />
Erzeugenden (Generator Linie). Durch diese ergibt sich auÿerdem die Rücklage<br />
(Skew). Hinzu kommt noch die Verdrehung des Flügels, die über die<br />
Steigung der einzelnen Schnitte beschrieben wird. Natürlich muss auch die<br />
Flügelanzahl bekannt sein.<br />
Die Gr<strong>und</strong>lage für den Propeller, der bei den Rechnungen verwendet wird,<br />
bilden die Daten desjenigen Propellers, der im Modellversuch des Zweischraubers<br />
verwendet wurde. Vorhanden waren hierbei die Gröÿen Propellerdurchmesser,<br />
Nabendurchmesser, Flächenverhältnis sowie Steigung, Sehnenlänge<br />
<strong>und</strong> maximale Dicke der einzelnen Schnitte. Die Art des Prols <strong>und</strong> die Wölbungstiefe<br />
sind nicht vorhanden.<br />
5.4 Durchgeführte Kombinationen<br />
Die Berechnung der Schwankungen sollen für folgende Kombinationen durchgeführt<br />
<strong>und</strong> verglichen werden:<br />
• Nachstromfeld des Zweischraubers mit 5-ügligem Propeller (twin5)<br />
• Nachstromfeld des Zweischraubers mit 4-ügligem Propeller (twin4)<br />
• Nachstromfeld des <strong>Ein</strong>schraubers mit 5-ügligem Propeller (single5)<br />
• Nachstromfeld des <strong>Ein</strong>schraubers mit 4-ügligem Propeller (single4)<br />
Es wurden 4- bzw. 5-üglige Propeller gewählt, da dies derzeit die gängigen<br />
Flügelzahlen sind. Diese werden jeweils am <strong>Ein</strong>- <strong>und</strong> Zweischrauber<br />
untersucht. Die Rechenfälle bzw. die Namensgebung ist nicht mit den Fällen<br />
aus Kapitel 3 zu verwechseln. Hier wurden nur die beiden originalen Schie<br />
verwendet, mit jeweils zwei verschiedenen Propellern.<br />
5.4.1 Zweischrauber mit 5-ügligem Propeller (twin5)<br />
Propellermodellierung Da kein Proltyp gegeben ist, wurde dieser zu einem<br />
NACA16a08 gewählt. Dieses Prol besteht aus einer NACA16-Tropfenform.<br />
orian.kemper@tuhh.de 18
5 SCHUB- UND DREHMOMENTSCHWANKUNGEN<br />
Zusätzlich fällt die Wölbung der Skelettlinie ab x/c = 0, 8 linear bis auf null<br />
ab. Es ist bei Propellern ein sehr häug verwendetes Prol.<br />
Um die Wölbungstiefe zu ermitteln, wird eine Zeichnung des Flügels vergröÿert,<br />
aus der die Wölbung nun ausgemessen wird. Der Verlauf der Wölbung<br />
über den Radius wird anschlieÿend noch gestraakt, um keine Sprünge zu bekommen.<br />
Nun verwendet man das Programm Xfoil. Mit diesem Programm lassen sich<br />
die Koordinaten der Proloberäche erzeugen, wenn man die o.g. Parameter<br />
eingibt. Nun hat man die Prolschnitte für 12 Radien. All diese Daten<br />
werden in eine sogenannte p-Datei eingegeben, die anschlieÿend in E4 eingelesen<br />
werden kann.<br />
Berechnung Für diesen Propeller wird nun das Freifahrtdiagramm berechnet.<br />
Aus dem Modellversuch liegt auÿerdem das gemessene Freifahrtdiagramm<br />
vor. Die Abbildungen 5 <strong>und</strong> 6 zeigen den <strong>Vergleich</strong> dieser beiden.<br />
0.8<br />
KT, 10KQ, Eta<br />
0.7<br />
0.6<br />
KT, 10KQ, Eta<br />
0.5<br />
0.4<br />
0.3<br />
0.2<br />
0.1<br />
0<br />
0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8<br />
Advance coefficient J[-]<br />
P043 : KT P043 : 10KQ P043 : eta<br />
Abbildung 5: Berechnetes Freifahrtdiagramm des originalen 5-Flüglers<br />
Betrachtet man die Abbildungen 5 <strong>und</strong> 6, so stellt man fest, dass sie gut<br />
übereinstimmen. Daher wird davon ausgegangen, dass das Rechenverfahren<br />
für die folgende Bewertung hinreichend genau ist.<br />
Nun lässt sich die instationäre Rechnung durchführen, bei der der Propeller<br />
im Nachstromfeld arbeitet. Die Abbildungen 7 <strong>und</strong> 8 zeigen den Verlauf des<br />
Schubes bzw. des Momentes über den Drehwinkel. Die rote Kurve gilt für<br />
orian.kemper@tuhh.de 19
5 SCHUB- UND DREHMOMENTSCHWANKUNGEN<br />
0,8000<br />
0,7000<br />
0,6000<br />
0,5000<br />
0,4000<br />
0,3000<br />
0,2000<br />
0,1000<br />
0,0000<br />
0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8<br />
K_Tm 10K_Qm eta_0<br />
Abbildung 6: Gemessenes Freifahrtdiagramm des originalen 5-Flüglers<br />
einen einzigen Flügel, die schwarze stellt die Überlagerung aller Flügel dar.<br />
1400<br />
Thrust vs. Angle<br />
1200<br />
1000<br />
Thrust [KN]<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
0 50 100 150 200 250 300 350 400<br />
Angle [Deg], 00=6o’clock, 90=9o’clock (view from aft)<br />
P036 : x-thrus P036 : x-thrus<br />
Abbildung 7: Schub des originalen 5-Flüglers des Zweischraubers (twin5)<br />
Auch hier lässt sich nochmal der <strong>Vergleich</strong> zu den vorhandenen Werten<br />
ziehen. Die Rechnung ergibt einen Schub von 1294kN <strong>und</strong> ein Moment von<br />
orian.kemper@tuhh.de 20
5 SCHUB- UND DREHMOMENTSCHWANKUNGEN<br />
-200<br />
Torque vs. Angle<br />
-400<br />
-600<br />
Torque [KNm]<br />
-800<br />
-1000<br />
-1200<br />
-1400<br />
-1600<br />
0 50 100 150 200 250 300 350 400<br />
Angle [Deg], 00=6o’clock, 90=9o’clock (view from aft)<br />
P036 : x-torqu P036 : x-torqu<br />
Abbildung 8: Moment des originalen 5-Flüglers des Zweischraubers (twin5)<br />
1438kNm. Aus der Groÿprognose des Modellversuchs liest man einen Schub<br />
von 1314kN <strong>und</strong> ein Moment von 1557kNm ab. Hier gilt es zu beachten, dass<br />
diese Werte nur für einen Propeller gelten. Bei den Berechnungen für den<br />
Zweischrauber müssen diese daher noch mit zwei multipliziert werden.<br />
Diese Werte zeigen auch wieder eine gute Übereinstimmung.<br />
Betrachtet man die Kurven genauer, erkennt man deutlich das Maximum im<br />
Verlauf des einzelnen Flügels bei 180 ◦ . Dies entspricht der 12-Uhr Positon im<br />
Nachstromfeld. Durch die hier verminderte Geschwindigkeit im Nachstrom<br />
(siehe Abbildung 3) ergibt sich ein vergröÿerter Anstellwinkel, aus dem ein<br />
gröÿerer Schub sowie ein ein gröÿeres Moment resultiert.<br />
Die Überlagerung der einzelnen Kräfte <strong>und</strong> Momente ergibt nun eine Schwingung,<br />
die eine Erregung für das gesamte Schi darstellt. Die Amplitude beträgt<br />
ca. 50kN bzw. 50kNm.<br />
5.4.2 Zweischrauber mit 4-ügligem Propeller (twin4)<br />
Propellermodellierung Die Basis für den 4-ügligen Propeller bietet<br />
twin5. Um einen sinnvollen <strong>Vergleich</strong> herstellen zu können, ist es notwendig,<br />
dass der Schub beider Propeller in etwa gleich ist. Hierzu könnte man<br />
beispielweise die Parameter Sehnenlänge, Steigung oder Wölbung verändern.<br />
Als erste Näherung wird hier die identische Flügelgeometrie verwendet, die<br />
Flügelzahl beträgt vier.<br />
orian.kemper@tuhh.de 21
5 SCHUB- UND DREHMOMENTSCHWANKUNGEN<br />
Berechnung<br />
Den Verlauf des Schubes zeigt Abbildung 9. Es ergibt sich<br />
1300<br />
Thrust vs. Angle<br />
1200<br />
1100<br />
1000<br />
900<br />
Thrust [KN]<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
0 50 100 150 200 250 300 350 400<br />
Angle [Deg], 00=6o’clock, 90=9o’clock (view from aft)<br />
P038 : x-thrus P038 : x-thrus<br />
Abbildung 9: Schub des 4-ügligen Propellers des Zweischraubers, mit bis<br />
auf die Flügelzahl unveränderter Geometrie<br />
ein Schub von 1193kN. Dies ist noch etwas weniger als der benötigte Schub<br />
von 1294kNm. Als erster Ansatz wird versucht, die Sehnenlänge der Prolschnitte<br />
zu verändern. Dies hat jedoch nur wenig <strong>Ein</strong>uss auf den Schub,<br />
<strong>und</strong> man erreicht nicht die notwendige Gröÿe. <strong>Ein</strong>e andere Möglichkeit ist es,<br />
die Wölbung der einzelnen Prolschnitte zu vergröÿern. Hierzu müsste man<br />
jedoch wieder mit dem Programm Xfoil alle Schnitte einzeln erzeugen, was<br />
insgesamt zu aufwändig ist, um es hier iterativ zu tun.<br />
Daher wird als nächstes versucht, die Steigung zu vergröÿern. Im nächsten<br />
Versuch wird die vorhandene Steigung von 7,29m auf 7,60m vergröÿert. Das<br />
Ergebnis zeigt Abbildung 10. Man erhält einen Schub von 1288kN <strong>und</strong> ein<br />
Moment von 1446kNm. Dies stellt eine hinreichende Übereinstimmung mit<br />
dem Schub des 5-Flüglers dar.<br />
Das entsprechende Moment zeigt Abbildung 11.<br />
Man erkennt hier eine Amplitude von etwa 56kN beim Schub <strong>und</strong> 53kNm<br />
beim Moment.<br />
Auällig ist hierbei die deutlich andere Form der Schwingung. Während bei<br />
dem 5-Flügler eine nahezu sinusförmige Schwingung vorliegt, erhält man<br />
orian.kemper@tuhh.de 22
5 SCHUB- UND DREHMOMENTSCHWANKUNGEN<br />
1400<br />
Thrust vs. Angle<br />
1200<br />
1000<br />
Thrust [KN]<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0 50 100 150 200 250 300 350 400<br />
Angle [Deg], 00=6o’clock, 90=9o’clock (view from aft)<br />
P040 : x-thrus P040 : x-thrus<br />
Abbildung 10: Schub des 4-ügligen Propellers des Zweischraubers mit vergröÿerter<br />
Steigung gegenüber twin5 (twin4)<br />
-200<br />
Torque vs. Angle<br />
-400<br />
-600<br />
Torque [KNm]<br />
-800<br />
-1000<br />
-1200<br />
-1400<br />
-1600<br />
0 50 100 150 200 250 300 350 400<br />
Angle [Deg], 00=6o’clock, 90=9o’clock (view from aft)<br />
P040 : x-torqu P040 : x-torqu<br />
Abbildung 11: Moment des 4-ügligen Propellers des Zweischraubers mit<br />
vergröÿerter Steigung (twin4)<br />
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5 SCHUB- UND DREHMOMENTSCHWANKUNGEN<br />
beim 4-Flügler noch eine Unterschwingung. Diese bildet eine zusätzliche Erregung<br />
mit der doppelten Blattfrequenz.<br />
5.4.3 <strong>Ein</strong>schrauber mit 5-ügligem Propeller (single5)<br />
Propellermodellierung Für den <strong>Ein</strong>schrauber sind als Daten für den Propeller<br />
nur die Gröÿen Propellerdurchmesser, Nabendurchmesser, Steigung auf<br />
dem Radius 0,75R, Sehnenlänge auf dem Radius 0,75R <strong>und</strong> maximale Dicke<br />
auf dem Radius 0,75R bekannt. Die Werte für die übrigen Radien sowie eine<br />
Skizze sind nicht vorhanden. Daher wird folgendermaÿen vorgegangen: Als<br />
Basis dient wieder twin5. Es werden die Prolschnitte mit den zugehörigen<br />
Koordinaten verwendet. Es werden die Gröÿen Durchmesser, Steigung <strong>und</strong><br />
Sehnenlänge von den Daten von twin5 auf die Daten von single5 skaliert.<br />
Siehe dazu auch Tabelle 2<br />
Berechnung Den Verlauf des Schubes zeigt Abbildung 12.<br />
2200<br />
Thrust vs. Angle<br />
2000<br />
1800<br />
1600<br />
Thrust [KN]<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0 50 100 150 200 250 300 350 400<br />
Angle [Deg], 00=6o’clock, 90=9o’clock (view from aft)<br />
P004 : x-thrus P004 : x-thrus<br />
Abbildung 12: Schub des 5-ügligen Propellers des <strong>Ein</strong>schraubers (single5)<br />
Der berechnete Schub beträgt 1967kN. Aus der Groÿausführungsprognose<br />
erhält man einen benötigten Schub von 2162 kN. Dies sind noch ca. 10%<br />
Abweichung. Dies liegt daran, dass nicht die vollständige Geometrie des Propellers<br />
vorliegt, <strong>und</strong> man daher viele der Gröÿen von dem anderen Propeller<br />
übernehmen muss. Dieser ist jedoch nicht optimiert für den vorliegenden<br />
orian.kemper@tuhh.de 24
5 SCHUB- UND DREHMOMENTSCHWANKUNGEN<br />
Fall. Allerdings ist es für diese Anwendung hinreichend genau, da hier nur<br />
der Verlauf des Schubes, bzw. des Momentes betrachtet werden soll.<br />
Das zugehörige Moment beträgt 2069kNm. Es ist in Abbildung 13 zu sehen.<br />
Die Amplitude des Schubes beträgt 140kN <strong>und</strong> die des Momentes 150kNm.<br />
-200<br />
Torque vs. Angle<br />
-400<br />
-600<br />
-800<br />
Torque [KNm]<br />
-1000<br />
-1200<br />
-1400<br />
-1600<br />
-1800<br />
-2000<br />
-2200<br />
0 50 100 150 200 250 300 350 400<br />
Angle [Deg], 00=6o’clock, 90=9o’clock (view from aft)<br />
P004 : x-torqu P004 : x-torqu<br />
Abbildung 13: Moment des 5-ügligen Propellers des <strong>Ein</strong>schraubers (single5)<br />
5.4.4 <strong>Ein</strong>schrauber mit 4-ügligem Propeller (single4)<br />
Propellermodellierung Das Modell des 4-ügligen Propellers des <strong>Ein</strong>schraubers<br />
ergibt sich aus single5. Es wird die Geometrie des Flügels übernommen.<br />
Es wird lediglich ein Flügel weggelassen.<br />
Berechnung Der Schub von single4 ist in Abbildung 14 zu sehen.<br />
Man erhält einen Schub von 1869kN. Um in etwa den gleichen Schub zu<br />
erhalten wie single5 wird nun wieder die Steigung verändert. Die Steigung<br />
betrug vorher 7,07m. Die Steigung wird nun auf 7,2m vergröÿert. Den Schub<br />
zeigt Abbildung 15.<br />
orian.kemper@tuhh.de 25
5 SCHUB- UND DREHMOMENTSCHWANKUNGEN<br />
2000<br />
Thrust vs. Angle<br />
1800<br />
1600<br />
1400<br />
Thrust [KN]<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
0 50 100 150 200 250 300 350 400<br />
Angle [Deg], 00=6o’clock, 90=9o’clock (view from aft)<br />
P005 : x-thrus P005 : x-thrus<br />
Abbildung 14: Schub des 4-ügligen Propellers des <strong>Ein</strong>schraubers mit unveränderter<br />
Flügelgeometrie gegenüber single5<br />
2000<br />
Thrust vs. Angle<br />
1800<br />
1600<br />
1400<br />
Thrust [KN]<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
0 50 100 150 200 250 300 350 400<br />
Angle [Deg], 00=6o’clock, 90=9o’clock (view from aft)<br />
P007 : x-thrus P007 : x-thrus<br />
Abbildung 15: Schub des 4-ügligen Propellers des <strong>Ein</strong>schraubers mit vergröÿerter<br />
Steigung (single4)<br />
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5 SCHUB- UND DREHMOMENTSCHWANKUNGEN<br />
Mit der veränderten Steigung beträgt der Schub nun 1952kN. Dies entspricht<br />
nahezu dem Schub von single5.<br />
Das Moment beträgt 2064kNm <strong>und</strong> die Amplitude 75kNm.<br />
Man erkennt in dem Verlauf des Schubes über dem Winkel, dass die Amplitude<br />
der Schwingung kleiner ist als beim 5-Flügler (single5). Sie beträgt ca<br />
70kN.<br />
-400<br />
Torque vs. Angle<br />
-600<br />
-800<br />
-1000<br />
Torque [KNm]<br />
-1200<br />
-1400<br />
-1600<br />
-1800<br />
-2000<br />
-2200<br />
0 50 100 150 200 250 300 350 400<br />
Angle [Deg], 00=6o’clock, 90=9o’clock (view from aft)<br />
P007 : x-torqu P007 : x-torqu<br />
Abbildung 16: Moment des 4-ügligen Propellers des <strong>Ein</strong>schraubers mit vergröÿerter<br />
Steigung (single4)<br />
5.5 Übersicht über die Ergebnisse<br />
Die Tabelle 11 gibt einen Überblick über die errechneten Werte. Die Werte<br />
beim Zweischrauber wurden jeweils mit zwei multipliziert, so dass sie für das<br />
gesamte Schi gelten. Die relative Amplitude gibt den Quotient aus Amplitude<br />
<strong>und</strong> Eektivwert in Prozent an.<br />
Betrachtet man die Kurven nur eines Flügels im Nachstrom so erkennt<br />
man, dass das Maximum beim Zweischrauber deutlich ausgeprägter ist. Beim<br />
<strong>Ein</strong>schrauber hingegen ist kein deutliches Maximum zu erkennen. Auf den<br />
ersten Blick verw<strong>und</strong>ert diese Tatsache ein wenig. Da in der 12-Uhr Position<br />
eine deutliche Nachstromdelle zu sehen ist, erwartet man auch ein Maximum<br />
im Schub- <strong>und</strong> Momentenverlauf des einzelnen Flügels. Betrachtet man jedoch<br />
den Propellerdurchmesser, der in Abbildung 3 schwarz eingezeichnet<br />
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6 ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE<br />
Schi Zweischrauber <strong>Ein</strong>schrauber<br />
Propeller twin5 twin4 single5 single4<br />
Flügelzahl [-] 5 4 5 4<br />
Schub [kN] 2590 2576 1967 1952<br />
Amplitude [kN] 100 112 140 70<br />
relative Amplitude [%] 3,9 4,3 7,1 3,6<br />
Moment [kNm] 2876 2892 2069 2064<br />
Amplitude [kNm] 100 106 150 75<br />
relative Amplitude [%] 3,5 3,7 7,2 3,6<br />
Tabelle 11: Übersicht über die Schwankungen des Schubes <strong>und</strong> des Drehmomentes<br />
ist, so sieht man, dass der Nachstrom innerhalb dieses Durchmessers sehr viel<br />
homogener ist. Die Nachstromdelle liegt dadurch nur teilweise innerhalb des<br />
Propellerdurchmessers, <strong>und</strong> zu groÿen Teilen auÿerhalb. Der Propellerdurchmesser<br />
wird auch bei der Nachstrombewertung in Kapitel 4 berücksichtigt,<br />
bei der der <strong>Ein</strong>schrauber auch den besseren Wert erzielt.<br />
In der Überlagerung ergibt sich allerdings ein etwas verändertes Bild. Bei drei<br />
der vier Kombinationen ergibt sich eine relative Amplitude im Schub von ca.<br />
3,5 bis 4%. <strong>Ein</strong>zig beim <strong>Ein</strong>schrauber mit 5-ügligem Propeller ergibt sich eine<br />
sehr ungünstige Überlagerung. Im Verlauf des Schubes <strong>und</strong> des Momentes<br />
des <strong>Ein</strong>zelügels sind drei leichte Maxima zu erkennen. Diese fallen ziemlich<br />
genau zusammen, so dass eine relative Amplitude von 7,1% entsteht.<br />
Zusätzlich ist zu beachten, dass bei der Kombination Zweischrauber mit 4-<br />
ügligem Propeller eine zusätzliche Unterschwingung auftritt. Diese zeigt sich<br />
in Form von zwei weiteren Wendestellen während eines Flügeldurchgangs.<br />
Diese Tatsache muss bei Schwingungsrechnungen beachtet werden, da eine<br />
zusätzliche höhere Erregerfrequenz entsteht.<br />
6 Zusammenfassung der Ergebnisse<br />
Nachdem die einzelnen Aspekte untersucht worden sind, zeigt sich insgesamt,<br />
dass der Zweischrauber in diesem Segment groÿe Vorteile bietet. Der wesentliche<br />
Punkt ist die Propulsion, bzw. die benötigte Antriebsleistung. Durch<br />
den höheren Propulsorfreifahrtwirkungsgrad bei einem niedrigeren Schubbelastungssgrad<br />
kann erheblich Leistung gespart werden.<br />
Wie auch schon in der <strong>Ein</strong>führung erwähnt, wird die Red<strong>und</strong>anz durch ein<br />
Zweischraubenkonzept verbessert. Auf diesen Punkt wurde in dieser Arbeit<br />
orian.kemper@tuhh.de 28
LITERATUR<br />
nicht näher eingegangen. Es ist jedoch eine Tatsache, dass das Schi selbst<br />
bei Ausfall einer Antriebsanlage selbständig weiterfahren kann. Das beinhaltet<br />
im Gegensatz zum <strong>Ein</strong>schrauber auch einen Ausfall der Wellenleitung.<br />
Diese Fahrzustände wurden von der Versuchsanstalt ebenfalls getestet.<br />
Die Probleme, die durch das Twin-Skeg-Konzept verursacht werden könnten,<br />
sind Schwingungen bzw. Vibrationen. Stärkere Schwankungen des Schubes<br />
<strong>und</strong> des Drehmomentes als beim <strong>Ein</strong>schrauber konnten hier jedoch nicht<br />
festgestellt werden. Auch die Flügelzahl des Propellers (in diesem Fall vier<br />
oder fünf) ist nicht kritisch. Sie lässt sogar noch Spielraum zur Optimierung<br />
der Antriebsleistung. Hierzu müsste man die unterschiedlichen Propellervarianten<br />
noch auf ihre Wirkungsgrade hin untersuchen. Dies wurde hier<br />
jedoch nicht betrachtet. Allerdings ist es bekannt, dass Propeller mit geringeren<br />
Flügelzahlen höhere Wirkungsgrade erzielen können, da die propellerinduzierten<br />
Geschwindigkeiten die auftriebserzeugenden Eekte weniger<br />
beeinussen. Durch den geringeren Schubbelastungsgrad des Zweischraubers<br />
ergibt sich die notwendige Freiheit im Propellerentwurf, um die Antriebsleitung<br />
weiter zu verringern.<br />
Auÿerdem treten bei geringerem Schubbelastungsgrad weniger Kavitationsprobleme<br />
auf. Diese erzeugen Druckimpulse an der Auÿenhaut <strong>und</strong> können<br />
sogar den Propeller beschädigen. Dieser Aspekt wurde jedoch nicht näher<br />
vertieft.<br />
Literatur<br />
[1] Stefan Krüger, Gr<strong>und</strong>lagen der Propulsion, Technische Universität Hamburg<br />
Harburg, 2004, Manuskript zur Vorlesung Widerstand <strong>und</strong> Propulsion<br />
[2] Marc Fahrbach, Bewertung der Güte von Nachstromfeldern, 2004 Diplomarbeit<br />
Technische Universität Hamburg Harburg<br />
[3] Dr. K. Y. Chao <strong>und</strong> Dr.-Ing. H. Streckwall, Berechnung der Propellerumströmung<br />
mit einer Vortex-Lattice Methode<br />
[4] Dipl.-Ing. Wilfried Abels, Zuverlässige Prognose propellererregter Druckschwankungen<br />
auf die Auÿenhaut mittels Korrelation direkter Berechnung,<br />
2006 Technische Universität Hamburg Harburg<br />
orian.kemper@tuhh.de 29