GEMEINDEBRIEF - Evang.-Luth. Kirchengemeinde Feucht
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Gedanken zum Monatsspruch August<br />
Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt, hast mir das Trauergewand ausgezogen und mich<br />
mit Freude umgürtet.<br />
Psalm 30,12<br />
Dieser Vers aus dem 30. Psalm ist ein fast euphorisch<br />
klingender Jubel. Er ist Ausdruck eines<br />
unendlichen Glücksgefühls ... Es tanzt und<br />
singt ein Mensch, dessen Vergangenheit ganz<br />
anders ausgesehen haben muss.<br />
Ich schließe aus dem Zusammenhang, dass<br />
eine schwere Krankheit ihn heimgesucht hatte,<br />
in der er sich dem Tode näher fühlte als dem<br />
Leben. Die liegt nun hinter ihm.<br />
Was war passiert? War er Opfer einer Krankheitsepidemie<br />
gewesen (V. 4 „Du hast mich lebend<br />
erhalten, da etliche in die Grube fuhren“)?<br />
Oder hatte ihn eine unheilbare Krankheit ereilt,<br />
wie zum Beispiel Krebs? Höllenqualen lagen<br />
hinter ihm und er war ganz unten: „Am Abend<br />
kamen die Tränen, schlaflos waren die Nächte.“<br />
Es kamen „die Feinde“, innere Feinde: das Gefühl<br />
des Verlassenseins, Depressionen, Wahnvorstellungen,<br />
Schmerzen, der Zweifel an Gottes<br />
Existenz, die Angst vor dem Sterben.<br />
In dieser Lage konnte der vom Schicksal gebeutelte<br />
Mensch nur schreien, klagen, anklagen<br />
und um Rettung flehen ... Was nützt mein<br />
Tod? Diesen Hilfeschrei richtete er an Gott,<br />
immer wieder, im Wechselbad der Gefühle, in<br />
Verzweiflung und Hoffnung: „Herr, sei mein<br />
Helfer – hör mir zu!“<br />
Und dann kommt der Vers 12 des Liedes: „Du<br />
hast mein Klagen in Tanzen verwandelt, hast<br />
mir das Trauergewand ausgezogen und mich<br />
mit Freude umgürtet.“<br />
Was war geschehen? War er nach seiner aussichtslosen<br />
Krankheit wieder gesund geworden?<br />
Hatte die Medizin Möglichkeiten geschaffen,<br />
wertvolle Lebenszeit neu zu gewinnen?<br />
Durfte er noch einmal durchstarten? Oder hat<br />
in seiner Situation die Seele einfach nur Ruhe<br />
gefunden und ein Ja zu seinem Weg? Hat er<br />
erfahren dürfen, dass Gott sein Gebet hört?<br />
Hat er Gewissheit finden können, dass Gott bei<br />
ihm ist im Leben und im Sterben, und dass der<br />
Tod ihn nicht von Gott trennen kann?<br />
Ich weiß es nicht, aber eines wird klar: Der Beter<br />
jubelt! Gott hat geholfen, er hat mich heil<br />
gemacht! Wie auch immer! Seine Verzweiflung<br />
schlägt um in Gelassenheit, in grenzenlosen<br />
Dank und in Freudengesänge, Leben kommt<br />
zurück in Hoffnung und Vertrauen auf Gott.<br />
Mich rührt dieser Psalm an.<br />
An manchem Krankenbett stand ich, wo einfach<br />
nur die Verzweiflung wohnte. Dort sind<br />
menschliche Worte, wenn auch gut gemeint,<br />
so wertlos, hilflos, trostlos. Da helfen nur noch<br />
Stoßgebete zu Gott. Dieser Psalm macht Mut<br />
dazu. Werft eure Fragen und Klagen ihm zu<br />
Füßen, traut ihm zu, dass er euch aus dem<br />
Loch zieht! Er ist es, der in aussichtslosen Lagen<br />
Ruhe geben kann, ja Heilung. Einst kranke<br />
Seelen können jubeln und tanzen in heiterer<br />
(Aus-) Gelassenheit. Vertrauten wir doch mehr<br />
auf Gottes Möglichkeiten und Wunder!<br />
Irene Klößinger<br />
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