G e m e in d e S t. K a m illu s - Propsteipfarrei St. Ludgerus
G e m e in d e S t. K a m illu s - Propsteipfarrei St. Ludgerus
G e m e in d e S t. K a m illu s - Propsteipfarrei St. Ludgerus
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Geme<strong>in</strong>de <strong>St</strong>. Kam<strong>illu</strong>s<br />
Kunsthonie und Kommunionschuhe<br />
G 4<br />
Kunsthonig und Kommunionschuhe<br />
Kunsthonig und Kommunionschuhe<br />
Gegen Ende des zweiten Weltkrieges, das wir<br />
alle herbeisehnen, müssen die deutschen Soldaten<br />
fluchtartig unser Dorf verlassen. Sie haben<br />
noch nicht e<strong>in</strong>mal Zeit, ihr Depot<br />
mitzunehmen, <strong>in</strong> dem sich lang entbehrte<br />
Kostbarkeiten bef<strong>in</strong>den, wie die Dorfbewohner<br />
glauben. Die Alliierten stehen schon vor der<br />
Tür. Das Depot bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em großen<br />
Bauwagen, den die Leute zu plündern beg<strong>in</strong>nen.<br />
Bald aber sorgt der Ortsvorsteher dafür,<br />
dass die Sachen gerecht verteilt werden. Jeder<br />
soll etwas Brauchbares mitbekommen. Tante<br />
Johanna, e<strong>in</strong>e Freund<strong>in</strong> unserer Mutter, die<br />
auf ihrem Hof gerade nicht abkömmlich ist,<br />
schickt ihren neunjährigen Sohn Hermann <strong>in</strong>s<br />
Dorf. Er soll sehen, ob er etwas Gescheites ergattern<br />
kann. Nach gründlicher Sichtung der<br />
D<strong>in</strong>ge macht er sich mit e<strong>in</strong>em schweren Pappkarton,<br />
den er kaum tragen kann, auf den<br />
Heimweg. Die Beute ersche<strong>in</strong>t ihm sehr begehrenswert.<br />
Wie erstaunt und enttäuscht aber ist<br />
se<strong>in</strong>e Mutter, als sie die Kiste öffnet. Sie enthält<br />
viele Kunsthonigtöpfchen. Sicher ist<br />
Kunsthonig für damalige Verhältnisse e<strong>in</strong> toller<br />
Brotaufstrich, der schon lange nicht mehr<br />
zu haben ist. Aber so viel von dem süßen<br />
Zeug!! Socken oder Unterwäsche für ihre große<br />
Familie wären ihr lieber gewesen. Hermanns<br />
Vater beweist mehr S<strong>in</strong>n für das, was man<br />
wirklich gebrauchen kann. Er ersteht e<strong>in</strong>e ganze<br />
R<strong>in</strong>dslederhaut.<br />
Inzwischen ist der Krieg zuende gegangen.<br />
Die kirchlichen Feste können wieder gefeiert<br />
werden, wie sie fallen. Vorbereitungen für die erste<br />
Nachkriegskommunion am Himmelfahrtstage<br />
werden getroffen. Der Jahrgang me<strong>in</strong>es Bruders<br />
ist an der Reihe. Unsere Mutter überlegt, ob sie<br />
ihn mitgehen lassen soll, oder ob sie warten soll,<br />
bis der Vater dabei se<strong>in</strong> kann. Nun haben wir aber<br />
von unserem Vater lange Monate nichts gehört.<br />
Ja, wir wissen nicht e<strong>in</strong>mal, ob er noch am Leben<br />
ist. Nachdem sie sich mit ihrer Freund<strong>in</strong> beraten<br />
hat, kommt sie zu dem Entschluss, ihn mit se<strong>in</strong>en<br />
Klassenkameraden aus der Dorfschule zur Erstkommunion<br />
gehen zu lassen.<br />
Nun stellt sich die Frage: Was zieht der Junge<br />
an? Wir waren ja <strong>in</strong>zwischen aus allem herausgewachsen.<br />
Vorsorglich hatte sie aber e<strong>in</strong>en Matrosenanzug<br />
von e<strong>in</strong>em ihrer Brüder <strong>in</strong> die Eifel<br />
mitgenommen. Der kann passend gemacht werden.<br />
Das größte Problem jedoch ist das Schuhwerk.<br />
Selbst die guten Sonntagsschuhe s<strong>in</strong>d längst<br />
zu kle<strong>in</strong> geworden. Holzkläpperchen könnten evtl.<br />
noch besorgt werden. Aber Kläpperchen zur ersten<br />
heiligen Kommunion!! Das geht gar nicht. Was ist<br />
zu tun? Da kommt Hermanns Vater auf die Idee,<br />
unserer Mutter von se<strong>in</strong>er Lederbeute die entsprechende<br />
Menge für e<strong>in</strong> Paar Schuhe abzutreten. Der<br />
Dorfschuster soll sie anfertigen. Der gute Willem<br />
kann aber nur über e<strong>in</strong>en Leisten arbeiten. Das<br />
heißt: Es gibt ke<strong>in</strong>en Unterschied zwischen dem<br />
l<strong>in</strong>ken und dem rechten Schuh. Sie sehen beide<br />
gleich aus. Für die Arbeitsschuhe der Dorfbewohner<br />
ist das nicht so von Wichtigkeit. Durch das<br />
Tragen formt sich das Leder und es ergibt sich irgendwann,<br />
welcher Schuh l<strong>in</strong>ks oder rechts angezogen<br />
werden muss. Nachdem der Fuß<br />
ausgemessen ist, macht sich der Schuster an die