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V.2 Straßenkinder - Stadttheater Fürth

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Einige Unterschiede zwischen Theater und Film, die in einem angeleiteten Gespräch mit den<br />

Schülern herausgearbeitet werden können:<br />

Wie wird eine Geschichte erzählt?<br />

Viele Filme arbeiten mit einer opulenten Ausstattung und einer realistischen Darstellung des Geschehens.<br />

Ein Film wird aufwändig geschnitten, deshalb sind schnelle Ortswechsel von Szene zu<br />

Szene, die für den Zuschauer gut nachzuvollziehen sind (jeder der Spielorte sieht „echt“ aus), problemlos<br />

möglich.<br />

Oft werden Personen, ihre Kostüme, die Ausstattung und die bespielten Orte so wirklichkeitsnah<br />

wie möglich gezeigt, und es wird versucht, Geschichten möglichst realistisch zu erzählen.<br />

Wir vom Theater Mummpitz und auch viele andere Theater arbeiten dagegen oftmals mit Einheitsbühnenbildern:<br />

Verschiedene Handlungsorte werden angedeutet (über Licht, Ton, Kostüm oder Requisiten<br />

etc. und natürlich über die Art, wie gespielt wird).<br />

Häufig spielen die Schauspieler bei uns – im Gegensatz zum Film - mehrere Rollen in einem Stück<br />

- auch ohne, dass sie dafür das gesamte Kostüm wechseln: Sie unterscheiden die Rollen durch ihre<br />

Spielweise voneinander, durch ihre Erzählhaltung oder durch einfache Zeichen,<br />

z. B. ein einzelnes Kostümteil.<br />

Im Theater spricht man von Zeichen, die der Zuschauer deuten kann: Zeichen, die das „Signalkonstrukt“<br />

Theater bilden, sind Kostüme, Bühnenbild, Licht, Musik, Requisiten, aber auch das gesprochene<br />

Wort und die Geste. Ein meist größerer Teil der Geschichte als beim Film entsteht also im<br />

Kopf des Betrachters.<br />

Wenn zum Beispiel ein Schauspieler eine bestimmte Geste oder Bewegung zeigt, trägt diese Geste<br />

eine bestimmte Bedeutung, die es zu entschlüsseln gilt. Wenn eine bestimmte Lichtstimmung auf<br />

der Bühne vorherrscht, hat auch dies eine Bedeutung, die nicht zwangsläufig eng an den dargestellten<br />

Ort gekoppelt sein muss, sondern vielleicht eher einen bestimmten emotionalen Gehalt (Einsamkeit<br />

eines Menschen, Kälte einer Gesellschaft etc.) verdeutlichen will.<br />

Die Musik ist für „Der Chronist der Winde“ ein wichtiges Zeichen für die Charakterisierung der<br />

einzelnen Straßenkinder, aber auch für die Zeitebenen, die im Stück eine Rolle spielen (siehe hierzu<br />

auch oben im Kapitel „Die Musik als Ausdrucksmittel“).<br />

Technik<br />

Im Film nimmt die Kamera dem Auge des Zuschauers bestimmte Einstellungen vorweg: Fokussierung<br />

zum Beispiel auf Gesichter, Hände, andere Details der Figuren oder das Set.<br />

Im Theater ist die Entscheidung der Blickrichtung meist dem Zuschauer überlassen, nur der Einsatz<br />

von Licht oder Ton kann hier Akzente setzen. Der Zuschauer hat zum Beispiel die Möglichkeit im<br />

Theater, eine Nebenfigur durch eine ganze Szene zu beobachten, auch wenn sie keinen Text hat, nur<br />

eine Randgeschichte erzählt oder „nur“ zur Atmosphäre einer bestimmten Szene beiträgt.<br />

Es kann sehr aufregend sein, zu beobachten, wie ein guter Schauspieler im Theater eine sehr kleine<br />

Rolle ernsthaft gestaltet, sie zum Leben erweckt und er diese Rolle dann - auch wenn sie mit sehr<br />

wenig Text verbunden ist - zu einem spannenden und wichtigen Teil einer Inszenierung machen<br />

kann.<br />

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