Südwest presse tour - DAV Ulm
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Boots<strong>tour</strong> im<br />
Donaudelta<br />
Dennoch ist dies ein Grund für uns, vorläufig auf<br />
die andere Seite des Donauufers nach Bulgarien<br />
zu wechseln. Wie vermutet gibt es dort<br />
deutlich weniger streunende Hunde, welche bis<br />
auf wenige Ausnahmen alle markiert sind.<br />
Berge und Schlaglöcher, das ist der typische<br />
Donauradwegverlauf in Bulgarien. Anfangs freuen<br />
wir uns noch, dass wir in Bulgarien wieder<br />
auf Teerwegen fahren können, während es in<br />
Serbien oftmals Sand- und Kieswege waren.<br />
Doch die Ernüchterung kommt bald. Man könnte<br />
meinen, dass die Landschaft entlang der Donau<br />
gegen deren Ende immer flacher wird, aber<br />
von wegen. Die unzähligen Steigungen zehren<br />
mächtig an unseren Kräften, zumal wir bereits<br />
knapp drei Wochen unterwegs sind, dabei keinen<br />
Ruhetag eingelegt haben und im Schnitt ca.<br />
120 km täglich gefahren sind. Hinzu kommen<br />
noch die unzähligen Schlaglöcher, die zum Teil<br />
beträchtliche Ausmaße erreichen. Selbst der<br />
Versuch diesen auszuweichen scheitert kläglich,<br />
sodass unsere Fahrräder trotz Federung enorm<br />
beansprucht werden. Nach einiger Zeit kapituliert<br />
ein Gepäckträger, den wir jedoch notdürftig<br />
reparieren können.<br />
Von unserer Route in Bulgarien können wir<br />
öfters auf das andere Donauufer in Rumänien<br />
hinüberblicken. Kein Berg ist dort weit und breit<br />
zu sehen. Allerdings sieht die Landschaft dort<br />
recht eintönig und trostlos aus. Von den Bergen<br />
in Bulgarien hat man hingegen oft eine grandiose<br />
Aussicht über die Donau und weite Teile<br />
der Umgebung. Mehrmals entsteht durch die<br />
Wälder entlang der Donau und deren Flussarme<br />
der Eindruck, dass man sich nicht gerade in<br />
Bulgarien, sondern in Brasilien am Amazonas<br />
befindet. Diese Augenblicke lassen alle Anstrengungen<br />
der Tour vergessen.<br />
Auch nicht zu vernachlässigen sind in Bulgarien<br />
die kyrillischen Schriftzeichen, was uns anfangs<br />
einige Probleme bei der Orientierung bereitet.<br />
Radwegschilder sucht man hier vergeblich.<br />
Das Einzige, was wir haben, sind Radkarten<br />
von bikeline. Doch auch diese weisen kleine<br />
Fehler auf und die Orte sind alle mit „normalen“<br />
Schriftzeichen vermerkt, sodass uns nichts<br />
anderes übrig bleibt als das kyrillische Alphabet<br />
auswendig zu lernen.<br />
Kurz nach der bulgarischen Grenze treffen wir<br />
auf einen Radfahrer aus England, der von London<br />
aus gefahren ist und bis nach Istanbul will.<br />
Mit ihm zusammen fahren wir bis Ion Corvin,<br />
wo sich der Radweg teilt. Der Engländer fährt<br />
weiter direkt nach Konstanza am Schwarzen<br />
Meer, während wir zunächst Richtung Delta<br />
fahren.<br />
nach 27 tagen erreichten wir schließlich das<br />
Donau-Delta. Die Gegend um das Delta ist<br />
deutlich reicher und <strong>tour</strong>istischer als das Inland<br />
von Rumänien. Pferdekutschen werden von<br />
Autos abgelöst und man begegnet wieder deutlich<br />
mehr Tourenfahrern, so auch drei Berliner<br />
Studenten die uns bis zum Hafen von Tulcea<br />
begleiten.<br />
In Tulcea bietet ein Mann an uns am nächsten<br />
Tag mit seinem Motorboot kostenlos ins Delta<br />
hinaus zu fahren, was wir dankend annehmen.<br />
Zuvor wollten wir eigentlich gar nicht ins Delta<br />
hinein fahren, da die gewöhnlichen Schiffe<br />
relativ teuer sind und recht viel Zeit in Anspruch<br />
genommen hätten. Ebenso hatten wir keine<br />
Lust auf die sehr stark <strong>tour</strong>istisch ausgelegten<br />
Boots<strong>tour</strong>en. Somit war der Zufall wieder mit<br />
Abstand das Beste, was uns passieren konnte.<br />
Noch am Rande dazu: Eine Tour durch das<br />
Delta auf eigene Faust mit dem Kanu oder<br />
Motorboot sollte man lieber bleiben lassen,<br />
da man sich wegen den vielen Flussarme und<br />
Inseln recht schnell verirren kann. Stattdessen<br />
sollte man sich lieber eine Karte über das<br />
Delta besorgen oder eben jemand fragen der<br />
sich auskennt. Das Delta anzuschauen lohnt<br />
sich aufgrund der atemberaubenden Flora und<br />
Fauna allemal.<br />
Aufgrund dieses Deltaausfluges kommen wir am<br />
nächsten Tag erst relativ spät los, weshalb wir<br />
einen weiteren Tag zu unserem endgültigen Ziel<br />
Konstanza benötigen.<br />
Leider ist diese Stadt inzwischen mit Hotels und<br />
Bars zugepflastert, weshalb unser Traum, im<br />
Schwarzen Meer schwimmen zu gehen, baden<br />
geht und wir noch am selben Tag die rund<br />
40-stündige Heimreise per Zug antreten.<br />
Bis auf zwei Platten und einen gebrochenen Gepäckträger<br />
blieben wir die gesamten 3.400 km<br />
glücklicherweise vom Unglück verschont und so<br />
können wir stolz auf einen sehr erlebnisreichen<br />
Urlaub mit einigen Abenteuern zurückblicken,<br />
der uns in 31 Tagen die verschiedensten Kulturen<br />
und Menschen näher brachte.<br />
Doch nicht nur uns bereitete die Tour Freude.<br />
Die Gerstetter Firmen „Schuh und Sport<br />
Rau“, „Fitness-Point“, und die Schreinerei<br />
„Ketterle“, sowie Privatpersonen halfen uns,<br />
eine Spendenaktion auf die Beine zu stellen,<br />
sodass wir infolgedessen dem Förderkreis<br />
für leukämiekranke Kinder in <strong>Ulm</strong> 541 Euro<br />
überreichen konnten.<br />
Besonders danken möchten wir auch noch den<br />
sehr freundlichen und motivierten Mitarbeitern<br />
von dem Fahrradfachgeschäft „Bikeline-<strong>Ulm</strong>“,<br />
die uns mit Reparaturwerkzeugen und dem nötigen<br />
Fachwissen zur „Ersten Hilfe für Fahrräder<br />
unterwegs“ versorgten.<br />
Da es jeden Rahmen sprengen würde in diesem<br />
Sektionsheft alles Erlebte zu veröffentlichen,<br />
haben wir auf www.bin-weg123.jimdo.de<br />
noch einen ausführlicheren Bericht über die<br />
Rad<strong>tour</strong> online gestellt, wie auch eine Kurzcharakteristik<br />
über die einzelnen Streckenabschnitte<br />
und noch viele weitere Bilder.<br />
Bericht & Fotos:<br />
Katja Ketterle & Jan Rauschenberger<br />
Sonnenuntergang<br />
in Rumänien<br />
Unterwegs<br />
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