Interview - Emilio Stecher AG
Interview - Emilio Stecher AG
Interview - Emilio Stecher AG
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Spätestens seit dem Bau der<br />
Therme Vals durch Architekt Peter<br />
Zumthor gehört Valser Quarzit zu<br />
den auch international bekanntesten<br />
Schweizer Natursteinen.<br />
Früher wurden im Bad fast<br />
ausschliesslich Kalksteine<br />
und Marmore eingesetzt.<br />
Heute werden zunehmend<br />
auch Hart gesteine nachgefragt.<br />
Oberflächen-Kontraste: Bodenbelag in<br />
Rootenberger Sandstein, geschliffen;<br />
Korpus-Schichtmauerwerk aus Valser<br />
Quarzit mit bruchrohen Sichtflächen.<br />
«Unsere Firma hat jetzt sogar<br />
ein Onyxbett entwickelt!<br />
Dessen ange nehme Licht atmosphäre<br />
lässt die menschliche Haut<br />
sehr erotisch erscheinen.»<br />
<strong>Emilio</strong> <strong>Stecher</strong><br />
Beleuchtungswände<br />
in Onyx weiss, zwei<br />
Zentimeter stark, mit<br />
polierter und hinterleuchteter<br />
Oberfläche.<br />
Wenn Sie jemanden treffen, der wenig<br />
bis gar nichts über Naturstein weiss –<br />
wie erklären Sie ihm das Material?<br />
<strong>Emilio</strong> <strong>Stecher</strong>: Ich vergleiche Stein gerne mit Holz:<br />
Auch Stein ist natürlich gewachsen, nur viel langsamer,<br />
nämlich während Millionen und Abermillionen<br />
von Jahren. Naturstein ist für mich etwas Lebendiges,<br />
Einzigartiges, so wie jeder von uns Menschen auch. Ein<br />
besonderer Einschluss im Gestein, der vielleicht aussieht<br />
wie ein Tiefdruckgebiet auf der Wetterkarte oder<br />
wie der weltberühmte Leberfleck im Gesicht von Cindy<br />
Crawford – das macht den einmaligen Charakter jedes<br />
Natursteines aus. Kein Stein ist wie der andere.<br />
Und jeder hat seine besonderen Eigenschaften …<br />
Genau. Auch das versuche ich den Kunden zu vermitteln.<br />
Die Unterschiede sind enorm, etwa zwischen den<br />
magmatisch im Erd innern entstandenen Ergussgesteinen<br />
wie Granit, den Ablagerungsgesteinen wie etwa<br />
Sandstein und Kalkstein und schliesslich den Umwandlungsgesteinen<br />
wie Marmor, die zunächst ja auch Ablagerungsgesteine<br />
waren, dann aber erneut ins Erdinnere<br />
abtauchten und dort komprimiert und schliesslich<br />
wieder zu neuem Naturstein «gebacken» wurden.<br />
Die Kunden sind meist sofort fasziniert, und wenn ich<br />
ihnen dann noch erzähle, dass die jüngsten Gesteine<br />
nur gerade zwischen 10 000 und 60 000 Jahre alt sind,<br />
die ältesten aber schon rund 1,3 Milliarden Jahre –<br />
dann sind sie es erst recht. Die Zeitdimensionen für die<br />
Entstehung von Natursteinen sind für uns Menschen ja<br />
kaum fassbar.<br />
Welche Steine sind zurzeit<br />
besonders beliebt?<br />
Von den einheimischen Materialien beispielsweise Tessiner<br />
und Bündner Gneise wie Onsernone, Cresciano,<br />
Iragna, Calanca, Andeer und vor allem Valser. Auch<br />
der Tessiner Cristallina-Marmor aus Peccia und unsere<br />
einheimischen, grauen Sandsteine erfreuen sich zunehmender<br />
Wertschätzung. Nebst grauen und grünlichen<br />
Farbtönen wie bei den genannten Steinen ist aber<br />
auch Beige stark gefragt. Travertin, ob geschliffen oder<br />
poliert und neu meist offenporig statt gespachtelt, hat<br />
viele Freunde. Wir selbst bieten mit dem beigen Visso<br />
Montenegro ein sehr attraktives Material an, das<br />
sowohl im Innen- wie im Aussenbereich in allen Bearbeitungen<br />
eingesetzt werden kann. Bei den Oberflächenbearbeitungen<br />
ist neben poliert und geschliffen<br />
vermehrt auch sandgestrahlt und gebürstet gefragt,<br />
aber auch antike Bearbeitungen wie getrommelt und<br />
geledert sind heute «in».<br />
Dominierten früher bei Fassaden grosse quadratische<br />
Steinplatten, so sieht man heute<br />
vermehrt ausgesprochen kleinteilige Natursteinverkleidungen.<br />
Ist das ein nachhaltiger Trend?<br />
Tatsache ist, dass Wandverkleidungen aus spaltrauen<br />
Naturstein-Riemchen sowohl im Innen- wie im Aussenbereich<br />
gegenwärtig äusserst populär sind. Begründet<br />
hat diese Entwicklung der Schweizer Architekt Peter<br />
Zumthor mit seiner inzwischen weltberühmten<br />
Therme in Vals. Allerdings sind Zumthors Fassaden<br />
massiv und nicht einfach aufgeklebt.<br />
Relativ neu sind auch hinterleuchtete Naturstein-<br />
Anwendungen. Was war hier der Auslöser?<br />
Transparente Natursteine wie Onyx sind inzwischen<br />
sehr beliebt, vor allem in Bars und Restaurants, aber<br />
auch in Empfangsräumen von Banken, Hotels und sogar<br />
Museen sowie im gehobenen Wohnungsbau. Diese<br />
Entwicklung ist durch neue Verarbeitungsmethoden<br />
mittels Verstärkung und Resinatur ermöglicht worden.<br />
Unsere Firma hat jetzt sogar ein Onyxbett entwickelt!<br />
Dessen angenehme Lichtatmosphäre lässt die menschliche<br />
Haut sehr erotisch erscheinen. – Sie sehen: Neue<br />
und attraktive Entwicklungen sind jederzeit auch mit<br />
einem uralten Material möglich.<br />
Was gibt es Neues bei Naturstein für den Garten<br />
und den übrigen Aussenbereich?<br />
Ob Schwimmteich oder Swimmingpool, Pergola, Sitzplatz,<br />
Grillstelle oder Wintergarten: Naturstein ist immer<br />
der richtige Baustein im Garten, ob nun in bruchroher,<br />
geflammter oder gestockter Bearbeitung. Relativ neu<br />
sind Oberflächen wie sandgestrahlt oder gebürstet.<br />
In farblicher Hinsicht sind nebst den klassischen<br />
grauen Steinsorten vermehrt mediterrane Farben gefragt.<br />
Beige oder rötliche Farbtöne vermögen Farbtupfer<br />
in den häuslichen Garten zu zaubern und lassen<br />
uns permanent in den Ferien fühlen.<br />
Naturstein passt<br />
sowohl zu Alt- als<br />
auch zu Neubauten<br />
mit moderner Architektur.<br />
Die Pflege von Natursteinböden ist nicht ganz<br />
einfach. Welchen Tipp geben Sie, damit ein<br />
Steinboden möglichst lange schön bleibt?<br />
Polierte Marmor- und Kalksteinböden sind zu Beginn<br />
etwas heikel in Bezug auf Kratzer oder Flecken.<br />
Nach etwa zwei Jahren Gebrauch nehmen sie aber<br />
eine schöne Patina an. Diese entsteht durch richtige<br />
und zweckmässige Reinigung mit modernen<br />
Pflegeprodukten. Dabei wird dem Boden Nährstoff<br />
zugeführt wie anno dazumal die berühmte<br />
Schmierseife «Mamma Steinfels». Man sehe sich<br />
nur alte Baudenkmäler, beispielsweise im südlichen<br />
Europa, an: Deren Bodenbeläge sind seit Jahrhunderten<br />
schön. Bei sachgemässer Pflege bleiben<br />
auch Marmor- oder Kalksteinböden zeitlos attraktiv.<br />
Erst recht unverwüstlich sind alle Bodenbeläge aus<br />
Hartgesteinen.<br />
Zum Schluss: Welche Zukunft sehen Sie für<br />
Naturstein als Baumaterial?<br />
Naturprodukte wie Holz und Naturstein haben immer<br />
eine Zukunft. Das war schon in grauer Vorzeit so, als<br />
diese die beiden ersten Baumaterialien überhaupt waren;<br />
und das wird auch so bleiben. Ich denke, dass<br />
Naturstein gerade unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit<br />
in den nächsten Jahren an Bedeutung noch<br />
stark zulegen kann. Und denken Sie an Stone Henge,<br />
an die ägyptische Pyramiden, an die chinesische Mauer,<br />
an die Akropolis in Athen oder an das Kolosseum<br />
in Rom: Nur Naturstein überdauert Jahrtausende und<br />
überlebt jede Kultur!
Edle und zugleich<br />
schlichte Raumgestaltung<br />
mit Naturstein.<br />
Broschüre «Schweizer Natursteine»<br />
Mit zwei neuen Broschüren «Schweizer Natursteine»<br />
möchte die <strong>Emilio</strong> <strong>Stecher</strong> <strong>AG</strong> auf die Schönheit der Natursteine<br />
im eigenen Land hinweisen. Mit dabei ist eine<br />
kartografische Übersicht über alle zurzeit in der Schweiz<br />
aktiven Steinbrüche in den drei Landesteilen Jura, Mittelland<br />
und Alpen. In der einen Broschüren (Innenbereich)<br />
werden die wichtigsten dieser Steine attraktiv und detailliert<br />
in Form von Oberflächen- und Anwendungsbildern,<br />
technischen Werten und Angaben zu den lieferbaren<br />
Dimensionen vorgestellt. Die zweite, inhaltlich teilweise<br />
identische Broschüre widmet sich dem Thema Aussenbereich<br />
und präsentiert Produkte für Gärten, Pärke und<br />
andere Anwendungen im Freien, so Bodenplatten, Blockstufen,<br />
Stell riemen, Tritt- und Abdeckplatten, Mauersteine,<br />
Mosaikplatten, Verblender, Stelen, Pergolapfos ten,<br />
Lärmschutzwände, Tische, Brunnen, Quader-, Verbauungs-,<br />
Gestaltungs- und Pflastersteine, Findlinge bis zu Splitt und<br />
Rundkies.<br />
«Naturstein ist für mich etwas<br />
Lebendiges, Einzigartiges, so wie<br />
jeder von uns Menschen auch. »<br />
Die Broschüren (40 bzw. 32 Seiten) sind kostenlos erhältlich bei:<br />
Nach wie vor hat Naturstein das Image<br />
eines teuren Materials.<br />
Völlig zu Unrecht! Ich kann das anhand unserer Unternehmensstatistik<br />
klar belegen. Seit 1984 sind unsere<br />
Natursteinpreise um durchschnittlich 20 Prozent gesunken,<br />
dies obwohl sich die Löhne in dieser Zeit verdoppelt<br />
haben. Günstige Importe aus der Dritten Welt<br />
haben zur Folge, dass Naturstein im Aussenbereich<br />
teilweise sogar Betonverbundsteine verdrängt haben.<br />
Auch im Innenbereich sind fertig verlegte Natursteinböden<br />
heute bereits ab 100 Franken je Quadratmeter<br />
zu haben. Damit konkurriert Naturstein problemlos mit<br />
anderen Materialien wie Parkett, Keramik, Feinsteinzeug<br />
oder textilen Bodenbelägen. Wobei Stein bezüglich<br />
Werthaltigkeit, Individualität, Langlebigkeit und<br />
Pflegeleichtigkeit erst noch besonders gut abschneidet.<br />
Auch bei Küchenabdeckungen sind die günstigsten<br />
Granite sehr konkurrenzfähig. Aber Sie haben recht:<br />
Leider spukt das Wort «teuer» für Naturstein noch in<br />
manchen Köpfen herum. Der Grund dafür ist wohl,<br />
dass Marmor früher als besonders exklusiv, als ein Produkt<br />
für die «oberen Zehntausend», galt.<br />
Welche Trends stellen Sie bei Natursteinanwendungen<br />
fest, etwa bei Bodenb elägen,<br />
Küchenabdeckungen oder Badezimmerverkleidungen?<br />
Der Siegeszug der nur ein Zentimeter dünnen Naturstein-Bodenplatten<br />
hält unvermindert an. Auch<br />
bei Umbauten kann somit problemlos Naturstein<br />
eingesetzt werden und zwar in jeder beliebigen Bearbeitung.<br />
Bei Küchenabdeckungen geht der Trend<br />
ebenfalls zu dünneren, das heisst, zu nur noch zwei<br />
statt bisher meist drei Zentimeter dicken Platten.<br />
Farblich dominieren hier weiterhin Schwarz und<br />
Grau – ein Ende ist nicht abzusehen. Inzwischen ist<br />
auch das Badezimmer ein wichtiges Anwendungsgebiet,<br />
vor allem bei Lavabo- Abdeckungen und Duschtassen<br />
– dies selbst bei Otto Normalverbraucher. Einteilige<br />
Duschtassen in Naturstein sind praktisch, gleit sicher und<br />
ästhetisch, und dies bei moderaten Preisen. In Bädern<br />
wurden früher nur Kalksteine und Marmore eingesetzt,<br />
heute findet hier eine gewisse Verlagerung zu Hartgesteinen<br />
statt. Viele kennen deren Vorzüge aus der<br />
Küche und setzen nun auch im Bad vermehrt auf Hartgesteine.<br />
Natursteine in stimmigem<br />
Kontrast zu anderen<br />
Materialien, Farben und<br />
Oberflächen.<br />
Einheitliche Materialgebung<br />
in einem Einfamilienhaus mit<br />
Valser Quarzit, einem attraktiven<br />
grünlich-grauen Glimmergneis<br />
aus Graubünden.<br />
Öffnungszeiten:<br />
Montag bis Freitag 7.30 bis 12.00 Uhr, 13.00 bis 17.00 Uhr<br />
Samstag 8.00 bis 12.00 Uhr nur gegen Voranmeldung<br />
<strong>Emilio</strong> <strong>Stecher</strong> <strong>AG</strong><br />
Werkstrasse 15<br />
CH-6037 Root Luzern, Switzerland<br />
Tel. +41 41 450 00 50<br />
Fax +41 41 450 00 51<br />
natursteine@stecher.ch<br />
www.stecher.ch<br />
EMILIO STECHER<br />
INTERVIEW