Naturschutzgebiet "Heideflächen bei Kellinghusen" - Kreis Steinburg
Naturschutzgebiet "Heideflächen bei Kellinghusen" - Kreis Steinburg
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Pressedienst<br />
Der<br />
<strong>Kreis</strong> <strong>Steinburg</strong><br />
informiert ...<br />
<strong>Kreis</strong><br />
<strong>Steinburg</strong><br />
Kleinod im <strong>Kreis</strong> <strong>Steinburg</strong><br />
<strong>Naturschutzgebiet</strong> „Heidefläche <strong>bei</strong> Kellinghusen“<br />
Itzehoe, den<br />
09.09.2005<br />
„Wussten Sie, dass es in unserem <strong>Kreis</strong> ein Kleinod gibt, dass schon<br />
Dichter inspiriert hat?“ fragt Landrat Dr. Rocke. Gemeint ist der<br />
Schriftsteller Detlef von Liliencron und das Kleinod ist das <strong>Naturschutzgebiet</strong><br />
„Heidefläche <strong>bei</strong> Kellinghusen“ auch „Störkathener<br />
Heide“ genannt, ganz am nordöstlichen Stadtrand von Kellinghusen<br />
gelegen. „“Einen Sommer lang“ heiß das Gedicht, das Liliencron<br />
beeindruckt von diesem schönen Fleckchen Erde geschrieben haben<br />
soll,“ erzählt der Landrat und zitiert:<br />
Einen Sommer lang<br />
Zwischen Roggenfeld und Hecken<br />
Führt ein schmaler Gang;<br />
Süßes, seliges Verstecken<br />
Einen Sommer lang.<br />
<br />
Viktoriastraße 16-18<br />
25524 Itzehoe<br />
<br />
04821 / 69-487<br />
<br />
04821 / 69-231<br />
@<br />
b.glatki@steinburg.de<br />
<br />
www.steinburg.de<br />
Wenn wir uns von ferne sehen,<br />
Zögert sie den Schritt,<br />
Rupft ein Hälmchen sich im Gehen,<br />
Nimmt ein Blättchen mit.<br />
Hat mir Ähren sich das Mieder<br />
Unschuldig geschmückt,<br />
Sich den Hut verlegen nieder<br />
In die Stirn gerückt.<br />
Finster kommt sie langsam näher,<br />
Färbt sich rot wie Mohn;<br />
Doch ich bin ein feiner Späher,<br />
Kenn die Schelmin schon.<br />
Noch ein Bild in Weg und Weite,<br />
Ruhig liegt die Welt,<br />
Und es hat an ihre Seite<br />
Mich der Sturm gestellt.
- 2 -<br />
Zwischen Roggenfeld und Hecken<br />
Führt ein schmaler Gang;<br />
Süßes, Seliges Verstecken<br />
Einen Sommer lang.<br />
Bei dem <strong>Naturschutzgebiet</strong> Kellinghusen handelt es handelt sich um<br />
den Rest eines Binnendünengebietes, das in der Späteiszeit entstanden<br />
ist und sich von Kellinghusen bis nach Brokstedt erstreckt. Solche<br />
Dünenbereiche am Rande von Flusstälern (wie auch Sanderflächen<br />
der Geest) sind die eigentlichen Standorte der Heiden. Die<br />
leichten Sandböden sind nährstoffarm und weisen deshalb als natürliche<br />
Vegetation einen lichten Eichen-Birkenwald auf. Diese lichten<br />
Wälder wurden schon frühzeitig durch den Menschen genutzt, teilweise<br />
gerodet oder zur Holzgewinnung in regelmäßigen Abständen<br />
abgeschlagen und danach beweidet. Lichtungen wurden zur Viehfuttergewinnung<br />
gemäht oder geplaggt, d. h. es wurden Grassoden flach<br />
ausgestochen und getrocknet als Brennmaterial oder als Einstreu in<br />
den Ställen verwendet.<br />
„Im Bereich Kellinghusen haben sich so ausgedehnte <strong>Heideflächen</strong><br />
entwickelt,“ schildert der Landrat. „Heide benötigt vegetationsfreie,<br />
nährstoffarme Sandböden, um sich aussäen und keimen zu können.<br />
Sofern keine Beweidung oder Mahd stattfindet, vergreisen die Heidepflanzen<br />
und sterben ab.“<br />
Mit Technisierung und Intensivierung in der Landwirtschaft sowie<br />
dem gezielten Einsatz von Düngemitteln änderte sich die Bewirtschaftungsform<br />
dieser mageren Sandflächen: Immer mehr Flächen<br />
wurden umgebrochen und als Acker genutzt oder aufgeforstet, die<br />
Heiden verschwanden. Sie zählen deshalb zu den gefährdeten Pflanzengesellschaften<br />
in Schleswig-Holstein und werden nach § 15a<br />
LNatSchG als gesetzlich geschützte Biotope eingestuft.
- 3 -<br />
Um dem weiteren Verlust charakteristischer <strong>Heideflächen</strong> entgegenzuwirken<br />
schenkte der Lederfabrikant C. Westphal 1913 der Stadt<br />
Kellinghusen den Kaufpreis in Höhe von 6000 DM, um damit die<br />
letzten verbliebenen Heideparzellen (ca. 15 ha) ankaufen zu können -<br />
unter der Bedingung, dass die Heide „in ihrer heutigen Gestalt“ erhalten<br />
bliebe. 1938 wurden rund 17 ha <strong>Heideflächen</strong> als <strong>Naturschutzgebiet</strong><br />
ausgewiesen.<br />
Auf Grund des lebhaften Reliefs kommen im Schutzgebiet auf relativ<br />
kleiner Fläche sowohl trockene als auch feuchte Heiden bis hin zu<br />
wasserhaltigen Senken mit hochmoorbildenden Torfmoosen vor.<br />
Die trockene Sandheide ist überwiegend mit Besenheide und Geschlängelter<br />
Schmiele bewachsen. In älteren Besenheidebeständen<br />
sowie im Übergangsbereich zu den feuchten Senken tritt vermehrt<br />
Pfeifengras auf. Mächtige, alte Kiefern geben dem Gebiet ein parkartiges<br />
Aussehen. In den nasseren Bereichen tritt die Glockenheide auf.<br />
Auch Rosmarinheide und je nach Feuchtigkeit Wollgras, Torfmoose,<br />
Rundblättriger Sonnentau und Weißes Schnabelried sind vorzufinden.<br />
Umgeben ist das NSG durch einen relativ dichten Gehölzgürtel<br />
von Eichen, Birken und Faulbaum.<br />
Bis zum 2. Weltkrieg wurde die Heide jährlich gemäht und blieb<br />
somit nahezu unverändert. In den 60er Jahren jedoch wurde die<br />
Heide zunehmend nicht mehr genutzt, so dass die Besenheidebestände<br />
verschwanden und sich stattdessen Birken, Eichen, Drahtschmiele<br />
und Pfeifengras ausbreiteten. Erste Versuche, Ende der 60er Jahre<br />
durch Gehölzentnahme (Entkusselung), die <strong>Heideflächen</strong> wiederherzustellen,<br />
hatten nur geringen Erfolg. Erst als in den 70er Jahren –<br />
aufgrund einer Privatinitiative – eine verstärkte Birkenentnahme in<br />
Verbindung mit einer Beweidung durch Heidschnucken einsetzte,<br />
konnten die Gehölze und Gräser zugunsten der Besenheide zurückgedrängt<br />
werden. Parallel dazu wird immer wieder unerwünschter<br />
Gehölzaufwuchs beseitigt.
- 4 -<br />
Seit 1985 werden auch regelmäßig Teilflächen geplaggt. Auf den<br />
offenen Flächen, die dann auch einige Jahre nicht beweidet werden<br />
dürfen, kann sich die Besenheide aussäen und ausbreiten. „Noch in<br />
diesem September sollen etwa 0,8 ha vergraster Heide geplaggt werden,“<br />
beschreibt Dr. Rocke.<br />
„Die ausführlichste Beschreibung kann natürlich den persönlichen<br />
Eindruck nicht ersetzen,“ weiß der Landrat. „Sehen Sie sich das <strong>Naturschutzgebiet</strong><br />
doch einfach selbst einmal an! Einen guten Blick<br />
haben Sie vom Liliencron-Gedenkstein auf dem Heidehügel.<br />
Von hier aus können Sie die Heidefläche auch auf einem schmalen<br />
Naturpfad und einer Spurbahn um- bzw. durchwandern. Bitte bleiben<br />
Sie unbedingt auf den markierten Wegen und pflücken Sie keine<br />
Pflanzen!“<br />
Übrigens: Im Jahre 2006 werden im Rahmen des Besucherinformationssystems<br />
der <strong>Naturschutzgebiet</strong>e in Schleswig-Holstein zwei große<br />
Informationstafeln aufgestellt, die nicht nur Tipps zur Orientierung<br />
geben, sondern auch Ziele und Regelungen anschaulich darstellen<br />
sollen.
- 5 -<br />
NSG <strong>Heideflächen</strong> Kellinghusen<br />
Besenheide
- 6 -<br />
Glockenheide<br />
Torfmoos<br />
Fotos: Britta Glatki