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pdf-Datei - Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas

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PRESSEInformation<br />

STIFTUNG<br />

<strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong><br />

<strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong><br />

1. Die <strong>Stiftung</strong> / Chronologie.................................................................................................. 2<br />

2. Arbeit der <strong>Stiftung</strong>............................................................................................................. 12<br />

2.1. <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>............................................................... 12<br />

2.2. <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen ..................... 28<br />

2.3. <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> im Nationalsozialismus <strong>ermordeten</strong> Sinti und Roma <strong>Europas</strong> ..... 30<br />

2.4. Gedenk- und Informationsort <strong>für</strong> <strong>die</strong> Opfer der nationalsozialistischen<br />

»Euthanasie«-Morde ..................................................................................................... 33<br />

2.5. Besucherservice und pädagogische Angebote........................................................... 35<br />

2.6. Ausstellungen................................................................................................................. 40<br />

2.7. Publikationen / Literaturauswahl................................................................................. 42<br />

3. Förderkreis ........................................................................................................................ 51<br />

4. Häufig gestellte Fragen ................................................................................................... 52<br />

5. Kontakt .............................................................................................................................. 54<br />

Stand Juli 2013


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

2<br />

1. Die <strong>Stiftung</strong> / Chronologie<br />

Am 25. Juni 1999 fasste der Deutsche Bundestag nach langjähriger<br />

Debatte mehrheitlich und parteiübergreifend den Beschluss,<br />

das <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> zu errichten. Für<br />

<strong>die</strong> Umsetzung des Beschlusses, <strong>die</strong> Planung und Verwirklichung<br />

von Stelenfeld und Ort der Information wurde mit Wirkung vom<br />

6. April 2000 <strong>die</strong> bundesunmittelbare <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong><br />

<strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>, eine <strong>Stiftung</strong> des öffentlichen Rechts,<br />

gegründet.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> hatte zwischen April 2003 und Mai 2005 <strong>die</strong> Bauherrenfunktion<br />

<strong>für</strong> das <strong>Denkmal</strong> inne und ist nunmehr <strong>für</strong> den Betrieb<br />

des <strong>Denkmal</strong>s als Ort des Gedenkens, der Aufklärung und<br />

Begegnung zuständig. Nach der Gesetzesänderung vom 3. Juli<br />

2009 ist <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Betreuung der Denkmäler <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen sowie <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

<strong>ermordeten</strong> Sinti und Roma <strong>Europas</strong> verantwortlich. Die <strong>Stiftung</strong><br />

hat zudem den Auftrag, dazu beizutragen, »<strong>die</strong> Erinnerung an alle<br />

Opfer des Nationalsozialismus und ihre Würdigung in geeigneter<br />

Weise sicherzustellen«.<br />

Die Organe der <strong>Stiftung</strong> setzen sich zusammen aus: dem Kuratorium<br />

mit Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert als<br />

Vorsitzendem, dem wissenschaftlichen Beirat, dem 15 Vertreter<br />

verschiedener Einrichtungen, darunter Überlebendenverbände,<br />

historische Forschungseinrichtungen, Museen, Gedenkstätten<br />

und Jugendinitiativen, angehören, und dem Direktor der <strong>Stiftung</strong>,<br />

Uwe Neumärker.<br />

Kuratorium<br />

Das Kuratorium der <strong>Stiftung</strong> besteht aus 22 Mitgliedern. Es beschließt<br />

über alle grundsätzlichen Fragen, <strong>die</strong> zum Aufgabenbereich<br />

der <strong>Stiftung</strong> gehören. Ihm obliegt <strong>die</strong> gesetzliche und<br />

gerichtliche Vertretung der <strong>Stiftung</strong>. Es bestellt den Direktor<br />

und den Beirat. Alle Fraktionen des Deutschen Bundestages, <strong>die</strong><br />

Bundesregierung, das Land Berlin, der Förderkreis <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> e. V., der Zentralrat der <strong>Juden</strong> in<br />

Deutschland, <strong>die</strong> Jüdische Gemeinde zu Berlin, das Jüdische Museum<br />

Berlin, <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> Topographie des Terrors und <strong>die</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />

der KZ-Gedenkstätten in Deutschland entsenden<br />

ihre Vertreterinnen und Vertreter.<br />

Beirat<br />

Im Beirat der <strong>Stiftung</strong> arbeiten Vertreterinnen und Vertreter von 15<br />

verschiedenen Einrichtungen, darunter Überlebendenverbände,<br />

historische Forschungseinrichtungen, Museen, Gedenkstätten<br />

und Jugendinitiativen. Zum Sprecher wurde Prof. Dr. Wolfgang<br />

Benz, ehemaliger Direktor des Zentrums <strong>für</strong> Antisemitismusforschung<br />

an der TU Berlin, gewählt. Der Schwerpunkt der Beiratsarbeit<br />

liegt vor allem darin, alle Opfer nationalsozialistischer Verfolgung<br />

in <strong>die</strong> Arbeit der <strong>Stiftung</strong> einzubeziehen und <strong>die</strong> Erinnerung<br />

an <strong>die</strong> Diskriminierung, Verfolgung, Vertreibung und Vernichtung<br />

von Menschen im öffentlichen Gedächtnis wachzuhalten.


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

3<br />

Chronologie<br />

25. Juni 1999<br />

Nach mehreren Anhörungen und Ausstellungen beschließt der<br />

Deutsche Bundestag, ein <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> nach<br />

dem Entwurf eines Stelenfelds von Peter Eisenman (»Eisenman II«)<br />

auf dem vorgesehenen Standort zu errichten. Es soll um einen »Ort<br />

der Information« über <strong>die</strong> zu ehrenden Opfer und <strong>die</strong> authentischen<br />

Stätten des Gedenkens ergänzt werden. Für <strong>die</strong> Umsetzung des Bundestagsbeschlusses<br />

wird eine <strong>Stiftung</strong> eingesetzt.<br />

27. Januar 2000<br />

Auf dem <strong>Denkmal</strong>gelände wird der symbolische Baubeginn gefeiert.<br />

März 2000<br />

Das Kuratorium der neu gegründeten »<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong><br />

<strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>« wählt unter Vorsitz von Bundestagspräsident<br />

Wolfgang Thierse <strong>die</strong> Politologin Prof. Dr. Sibylle Quack zur<br />

Geschäftsführerin. Gleichzeitig wird eine Arbeitsgruppe aus den<br />

Reihen des Kuratoriums eingerichtet, <strong>die</strong> eine Grundkonzeption<br />

<strong>für</strong> den Ort der Information erarbeitet (zu ihren Mitgliedern zählen<br />

Prof. Dr. Eberhard Jäckel, Dr. Andreas Nachama, Prof. Dr. Reinhard<br />

Rürup und <strong>die</strong> Geschäftsführerin, Prof. Dr. Sibylle Quack).<br />

Mai 2000<br />

Das Kuratorium beauftragt den Architekten Peter Eisenman mit<br />

einer Machbarkeitsstu<strong>die</strong> <strong>für</strong> einen unterirdischen Ort der Information.<br />

November 2000<br />

Der Deutsche Bundestag bewilligt auf Grundlage der von Architekt<br />

und <strong>Stiftung</strong> vorgelegten Kostenschätzung <strong>die</strong> Summe von 25,3<br />

Millionen Euro <strong>für</strong> den Bau des <strong>Denkmal</strong>s (Stelenfeld und Ort der<br />

Information) sowie von 2,3 Millionen Euro <strong>für</strong> den Ausstellungsbau<br />

und <strong>die</strong> Erstausstattung des Orts der Information.<br />

Januar 2001<br />

Als Ergebnis eines engeren Auswahlverfahrens beauftragt <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

<strong>die</strong> Berliner Ausstellungsgestalterin Dagmar von Wilcken mit<br />

einem Gestaltungskonzept <strong>für</strong> den Ort der Information.<br />

Mai 2001<br />

Auf dem Baugelände werden <strong>die</strong> ersten Probestelen aufgestellt.<br />

November 2001<br />

Die <strong>Stiftung</strong> veranstaltet ein internationales Symposium zu <strong>Denkmal</strong><br />

und Ort der Information mit Historikern, Museumspädagogen,<br />

Kunsthistorikern und Architekturtheoretikern.<br />

März 2003<br />

Nach Abschluss aller wesentlichen Ausschreibungen und nach Auswertung<br />

der Angebote werden <strong>die</strong> Aufträge <strong>für</strong> den größten Teil<br />

des Bauvolumens erteilt, darunter <strong>die</strong> Stelen, der Rohbau des Orts<br />

der Information und <strong>die</strong> Pflasterarbeiten.


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

4<br />

April 2003<br />

Im Frühjahr 2003 beginnt der Bau des <strong>Denkmal</strong>s. Gleichzeitig wird<br />

am Bauzaun des Baugeländes ein Informationspodest aufgestellt.<br />

September 2003<br />

Abschluss der Betonagearbeiten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bodenplatte des Orts der<br />

Information.<br />

Oktober/November 2003<br />

Nach Montage der ersten Stelen führt <strong>die</strong> öffentliche Diskussion<br />

über <strong>die</strong> Verwendung von Produkten der Firma Degussa bei der<br />

Herstellung der Stelen zu einem Beschluss des Kuratoriums, den<br />

Einsatz <strong>die</strong>ser Produkte sowie mögliche Alternativen zu überprüfen.<br />

Nach Vorlage eines detaillierten Prüfberichts entscheidet das<br />

Kuratorium im November, dass der Bau des <strong>Denkmal</strong>s mit den Produkten<br />

der Firma Degussa fortgeführt wird.<br />

November 2003<br />

Die Jugendwebseite der <strong>Stiftung</strong> »Kinder und Jugendliche als Opfer<br />

der NS-Verfolgung« geht online.<br />

März 2004<br />

Nach dem Ausscheiden von Prof. Dr. Sibylle Quack übernimmt<br />

Dr. Hans-Erhard Haverkampf das Amt des Geschäftsführers.<br />

12. Juli 2004<br />

Anlässlich der Fertigstellung der Kassettendecke des unterirdischen<br />

Orts der Information wird in Anwesenheit des Architekten<br />

das Richtfest gefeiert.<br />

August 2004<br />

Beginn der Montage der Betonfertigteile <strong>für</strong> den Ort der Information.<br />

ab Oktober 2004<br />

Hochphase des Innenausbaus und Beginn der Ausstellungseinbauten<br />

im Ort der Information.<br />

3. Dezember 2004<br />

Die im Sommer des Jahres umgestaltete Webseite der <strong>Stiftung</strong><br />

wird mit dem silbernen »Biene-Award« der Aktion Mensch <strong>für</strong> barrierefreies<br />

Internet in der Kategorie »Kultur und Gesellschaft« ausgezeichnet.<br />

15. Dezember 2004<br />

Öffentlicher Akt zur Montage der letzten von 2.711 Stelen.<br />

10. Mai 2005<br />

Feierliche Eröffnung des <strong>Denkmal</strong>s mit 1.200 Gästen aus dem Inund<br />

Ausland; das Ereignis wird live auf ARD, ZDF und Phoenix übertragen.<br />

12. Mai 2005<br />

Übergabe des <strong>Denkmal</strong>s an <strong>die</strong> Öffentlichkeit; bis Ende 2005 besuchen<br />

etwa 350.000 Gäste den Ort der Information.<br />

Juli 2005<br />

Nachdem Dr. Hans-Erhard Haverkampf in den Ruhestand geht, bestellt<br />

das Kuratorium Uwe Neumärker zum Geschäftsführer.


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

5<br />

September 2005<br />

Dank der finanziellen Unterstützung des Förderkreises um Lea Rosh<br />

kann <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> mit weiteren Recherchen von Opferbiografien<br />

<strong>für</strong> den Raum der Namen beginnen.<br />

3. November 2005<br />

Die <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> erhält den Me<strong>die</strong>npreis des Vereins der Ausländischen<br />

Presse e. V. »als Anerkennung <strong>für</strong> <strong>die</strong> gute Zusammenarbeit«,<br />

vor allem im Vorfeld und während der Eröffnungsfeier <strong>für</strong> das<br />

<strong>Denkmal</strong> am 10. Mai.<br />

19. November 2005<br />

Der Staatspräsident Kroatiens, Stjepan Mesić, besucht das <strong>Denkmal</strong>.<br />

15. Februar 2006<br />

Peter Eisenmans <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> erhält<br />

in New York <strong>die</strong> renommierte Auszeichnung der US-Zeitschrift<br />

»Travel and Leisure« im Bereich »Kulturbauten/Kulturelle Räume«.<br />

September 2006<br />

Das <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> zählt zu den fünf<br />

Nominierten des »Urban Landscape Award« der EuroHypo Frankfurt/Main.<br />

3. November 2006<br />

Das Eisenmansche Stelenfeld erhält eine der sieben Auszeichnungen<br />

des »Architekturpreises Berlin«. Die internationale Jury aus<br />

Architekten und Architekturkritikern ehrt damit »vorbildliche und<br />

richtungsweisende Beispiele in Architektur und Städtebau«.<br />

5. November 2006<br />

Das <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> erringt den zweiten<br />

Platz beim »Globe Award for Best Worldwide Tourism Project« der<br />

»British Guild of Travel Writers« während ihres jährlichen »World<br />

Travel Market« in London.<br />

27. März 2007<br />

Kulturstaatsminister Bernd Neumann wird neuer Vorstandsvorsitzender<br />

der <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>.<br />

3. Mai 2007<br />

Das Holocaust-<strong>Denkmal</strong> erhält den renommierten »Honor Award for<br />

Architecture« des American Institute of Architects (AIA). Dieser Preis<br />

gilt als höchste Anerkennung <strong>für</strong> Architektur in den USA und zählt<br />

weltweit zu den bedeutendsten Auszeichnungen.<br />

9. Mai 2007<br />

Der Ort der Information des <strong>Denkmal</strong>s <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong><br />

<strong>Europas</strong> wird mit dem »Excellence Award« der International Association<br />

of Lighting Designers (IALD) ausgezeichnet.


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

6<br />

12. Juni 2007<br />

Kulturstaatsminister Bernd Neumann begrüßt den millionsten Besucher<br />

im Ort der Information des <strong>Denkmal</strong>s <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong><br />

<strong>Europas</strong>. Knapp sieben Millionen Menschen haben bisher das<br />

Stelenfeld durchwandert.<br />

23. Januar 2008<br />

Die Besucher des <strong>Denkmal</strong>s erhalten über einen Computerplatz direkten<br />

Zugang zu dem vom Bundesarchiv veröffentlichten »Gedenkbuch<br />

– Opfer der Verfolgung der <strong>Juden</strong> unter der nationalsozialisstischen<br />

Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945«.<br />

9. Mai 2008<br />

Annähernd 2.000 Besucher erleben am 9. Mai 2008 im Stelenfeld<br />

des <strong>Denkmal</strong>s <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> ein bewegendes<br />

Konzert. 23 Mitglieder der Kammersymphonie Berlin sind zwischen<br />

den Stelen verteilt, um gemeinsam mit dem Dirigenten Lothar Zagrosek<br />

ein Stück von Peter Weiss zu spielen. Weiss hatte das 15-<br />

minütige Stück mit dem Titel »Vor dem Verstummen« zum dritten<br />

Jahrestag der Eröffnung des <strong>Denkmal</strong>s komponiert. Zu der Welturaufführung<br />

im Stelenfeld eingeladen hatte der Förderkreis <strong>Denkmal</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>.<br />

27. Mai 2008<br />

Einweihung und Übergabe des <strong>Denkmal</strong>s <strong>für</strong> <strong>die</strong> im Nationalsozialismus<br />

verfolgten Homosexuellen im Tiergarten (gegenüber dem Holocaust-<strong>Denkmal</strong>).<br />

Die Übergabe erfolgt durch Kulturstaatsminister<br />

Bernd Neumann, Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit<br />

spricht ein Grußwort. Anwesend sind über 800 Gäste.<br />

8. und 9. September 2008<br />

Am 8. und 9. September 2008 eröffnet <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> gemeinsam<br />

mit ihren Partnern, darunter u. a. das Fortunoff Video Archive<br />

for Holocaust Testimonies der Universität Yale, <strong>die</strong> Kulturstiftung<br />

des Bundes und <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> »Erinnerung, Verantwortung und<br />

Zukunft«, das Videoarchiv »Leben mit der Erinnerung. Überlebende<br />

des Holocaust erzählen«. Ein besonderer Gast ist <strong>die</strong> nach Australien<br />

emigrierte Holocaust-Überlebende Sabina van der Linden.<br />

18. November 2008<br />

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und sein israelischer<br />

Amtskollege Avi Dichter besuchen am 18. November 2008 gemeinsam<br />

das <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>. Beide Minister<br />

werden von Uwe Neumärker, Geschäftsführer der <strong>Stiftung</strong>, durch<br />

<strong>die</strong> unterirdische Ausstellung im Ort der Information geführt.<br />

19. Dezember 2008<br />

Offizieller Baustart des <strong>Denkmal</strong>s <strong>für</strong> <strong>die</strong> im Nationalsozialismus <strong>ermordeten</strong><br />

Sinti und Roma <strong>Europas</strong> auf einem Grundstück im Tiergarten<br />

unmittelbar gegenüber dem Gebäude des Reichstages.


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

7<br />

26. Januar 2009<br />

Am 26. Januar 2009 im Vorfeld des nationalen Gedenkens an <strong>die</strong><br />

Opfer des Nationalsozialismus besucht Angela Merkel zusammen<br />

mit Lea Rosh, Initiatorin des <strong>Denkmal</strong>s, <strong>die</strong> Ausstellung im Ort der<br />

Information. Begleitet werden sie durch den Regierungssprecher<br />

Ulrich Wilhelm. Beide schauen sich in etwas mehr als einer Stunde<br />

<strong>die</strong> unterirdischen Räume intensiv an. Geführt werden sie von Uwe<br />

Neumärker und Dr. Ulrich Baumann.<br />

7. Mai 2009<br />

Der israelische Außenminister Avigdor Lieberman besucht den Ort<br />

der Information.<br />

3. Juli 2009<br />

Durch eine vom Bundestag beschlossene Gesetzesänderung erhält<br />

<strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> zusätzliche Aufgaben. Die Denkmäler <strong>für</strong> <strong>die</strong> im Nationalsozialismus<br />

verfolgten Homosexuellen sowie Sinti und Roma<br />

fallen jetzt ebenfalls in ihren Zuständigkeitsbereich. Die Geschäftsstelle<br />

erhält einen Direktor. An der Spitze steht weiterhin Uwe Neumärker.<br />

Sein Stellvertreter bleibt Dr. Ulrich Baumann.<br />

26. August 2009<br />

Im Ort der Information wird der zweimillionste Besucher begrüßt.<br />

7. September 2009<br />

Der australische Premierminister Kevin Rudd besucht das <strong>Denkmal</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>. Uwe Neumärker, Direktor der<br />

<strong>Stiftung</strong>, überreicht dem Gast eine Biographie der Holocaust-Überlebenden<br />

Sabina Wolanski, <strong>die</strong> nach Kriegsende nach Australien<br />

auswanderte.<br />

18. Januar 2010<br />

Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu besucht das<br />

<strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>. Er wird begleitet von<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel.<br />

5. Mai 2010<br />

Das <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> besteht 5 Jahre. Zur<br />

Feier nach Berlin kommt der amerikanische Architekt Peter Eisenman,<br />

der das Stelenfeld mit seinem unterirdischen Ort der Information entworfen<br />

hat.<br />

13. Juli 2010<br />

Die Geschäftsstelle der <strong>Stiftung</strong> zieht vom Deutschlandhaus in der<br />

Stresemannstraße (künftig Sitz des Vertriebenenzentrums) in neue<br />

Geschäftsräume, <strong>die</strong> sich in der Georgenstraße 23 befinden.<br />

5. April 2011<br />

Eröffnung der Sonderausstellung »Der Prozess – Adolf Eichmann vor<br />

Gericht« in der Topographie des Terrors. Gemeinsam konzipiert von<br />

der <strong>Stiftung</strong> Topographie des Terrors, der Gedenk- und Bildungsstätte<br />

Haus Wannseekonferenz und der <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong><br />

<strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>.


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

8<br />

26. Mai 2011<br />

Victoria von Schweden und ihr Ehemann Prinz Daniel besuchen das<br />

<strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>.<br />

24. Juni 2011<br />

In Königsberg (heute Kaliningrad) wird eine Gedenktafel zur Erinnerung<br />

an <strong>die</strong> Deportation und Ermordung von 465 jüdischen<br />

Kindern, Frauen und Männern im Jahre 1942 am früheren Nordbahnhof<br />

enthüllt. Die Gedenktafel ist ein gemeinsames Projekt der Kaliningrader<br />

Jüdischen Gemeinde, der <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> und der Stadtgemeinschaft<br />

Königsberg e. V., unterstützt durch das Europainstitut<br />

Klaus Mehnert der Kaliningrader Staatlichen Technischen Universität,<br />

das Deutsche Generalkonsulat und <strong>die</strong> Russischen Eisenbahnen.<br />

17. Oktober 2011<br />

Die in Berlin erfolgreich präsentierte Ausstellung »Der Prozess –<br />

Adolf Eichmann vor Gericht« wechselt <strong>für</strong> acht Wochen in <strong>die</strong> österreichische<br />

Hauptstadt Wien. Dort ist sie bis zum 15. Dezember 2011<br />

in der Aula des Justizpalastes zu sehen.<br />

18. Oktober 2011<br />

Gedenkstunde am »Gleis 17« des Bahnhofs Grunewald anlässlich<br />

des 70. Jahrestages des ersten von insgesamt 60 »Osttransporten«.<br />

Die Gedenkstunde wird organisiert von der Senatskanzlei und der<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn AG,<br />

der Jüdischen Gemeinde, dem Haus der Wannseekonferenz und der<br />

Gedenkstätte Deutscher Widerstand.<br />

2. und 3. November 2011<br />

Unter dem Titel »Das war mal unsere Heimat« veranstaltet <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

Flucht, Vertreibung, Versöhnung gemeinsam mit der <strong>Stiftung</strong><br />

<strong>Denkmal</strong> und weiteren Partnern eine internationale Konferenz, <strong>die</strong><br />

sich mit der lange Zeit wenig beachteten Geschichte jüdischen Lebens<br />

in den früheren preußischen Ostgebieten beschäftigt.<br />

10. November 2011<br />

Der Deutsche Bundestag fasst den Beschluss, einen »Gedenkort<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Opfer der NS-›Euthanasie‹-Morde« zu errichten. Daraufhin<br />

schreibt das Land Berlin, gemeinsam mit der Fachkommission<br />

»Kunst im Stadtraum«, der Senatsverwaltung <strong>für</strong> Stadtentwicklung<br />

und Umwelt sowie dem Beauftragten der Bundesregierung <strong>für</strong> Kultur<br />

und Me<strong>die</strong>n, einen Gestaltungswettbewerb »Gedenk- und Informationsort<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Opfer der nationalsozialistischen ›Euthanasie‹-<br />

Morde am Ort der Planungszentrale, Tiergartenstraße 4 in Berlin«<br />

aus. Die Aufgabe des Gestaltungswettbewerbs besteht darin, am<br />

historischen Ort der Planungszentrale über <strong>die</strong> nationalsozialistischen<br />

Krankenmorde, Zwangssterilisationen und andere damit<br />

zusammenhängende Verbrechen zu informieren. Der zukünftige<br />

Gedenkort soll von der <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> zusammen mit der<br />

<strong>Stiftung</strong> Topographie des Terrors betreut werden.


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

9<br />

17. November 2011<br />

Knapp 1.800 Gedenkblätter <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gedenkstätte Yad Vashem können<br />

<strong>die</strong> Vorsitzende des Förderkreises, Lea Rosh, und der Direktor<br />

der <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong>, Uwe Neumärker, dem Gesandten der Israelischen<br />

Botschaft überreichen.<br />

17. November 2011<br />

Jean-Claude Juncker, Vorsitzender der Euro-Gruppe und Premierminister<br />

von Luxemburg, wird von Uwe Neumärker, Direktor der<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong>, durch <strong>die</strong> unterirdisch gelegenen Ausstellungsräume<br />

des Holocaust-<strong>Denkmal</strong>s geführt.<br />

25. November 2011<br />

70 Jahre nach der Erschießung von mehr als 1.000 Berliner <strong>Juden</strong> im<br />

litauischen Kaunas wird im IX. Fort ein Gedenkstein zur Erinnerung<br />

an <strong>die</strong> Opfer eingeweiht. Er wird vom deutschen Botschafter in Litauen,<br />

der Direktorin der Gedenkstätte IX. Fort, der Vorsitzenden<br />

der jüdischen Gemeinde zu Kaunas, Dr. Hermann Simon als Vertreter<br />

des Landes Berlin und Uwe Neumärker, Direktor der <strong>Stiftung</strong><br />

<strong>Denkmal</strong>, enthüllt.<br />

7. Dezember 2011<br />

Die Ausstellung »Das unbekannte Vernichtungslager Kulmhof am<br />

Ner – Geschichte und Erinnerung« wird in der Rotunde des Centrum<br />

Judaicum eröffnet. Sie wurde gemeinsam von der Association T4<br />

Research Team, dem Deutsch-Russischen Museum Berlin-Karlshorst,<br />

der <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong>, der <strong>Stiftung</strong> Neue Synagoge Berlin – Centrum<br />

Judaicum und dem Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin konzipiert.<br />

26. Januar 2012<br />

Im <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen<br />

wird ein neuer Film präsentiert. Dr. Klaus Müller, Jurymitglied<br />

und Europarepräsentant des USHMM (United States Holocaust Memorial),<br />

gibt eine Einführung zum Film. Nach den Dankworten der<br />

Künstler Gerald Backhaus, Bernd Fischer und Ibrahim Gülnar findet<br />

eine Kranzniederlegung am <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> im Nationalsozialismus<br />

verfolgten Homosexuellen statt.<br />

29. März 2012<br />

Unter dem Titel »Jugend im Schatten des Holocaust. Von Kowno<br />

nach Palästina« findet ein Zeitzeugengespräch mit Solly Ganor und<br />

Zwi Katz im Ort der Information statt. Die Veranstaltung ist in Kooperation<br />

mit dem Nordost-Institut (IKGN e.V.) entstanden.<br />

19. April 2012<br />

Die <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> stellte in<br />

der britischen Botschaft Jack Kagans Buch »Freiheit, Krieg und Rache.<br />

Überleben bei den jüdischen Partisanen« der Öffentlichkeit vor.<br />

Der Schauspieler Franz Dinda liest bewegende Passagen aus dem<br />

Buch vor. Der Britische Botschafter, S.E. Simon McDonald, und Uwe<br />

Neumärker, Direktor der <strong>Stiftung</strong>, richten Grußworte an <strong>die</strong> Gäste.


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

10<br />

21. Juni 2012<br />

Im neu eingeweihten Militärhistorischen Museum der Bundeswehr<br />

findet <strong>die</strong> feierliche Eröffnung der Wanderausstellung »Was damals<br />

Recht war… « statt. Erstmals in der fünfjährigen Geschichte der<br />

Wanderausstellung wird sie von einer Dienststelle der Bundeswehr<br />

präsentiert. Am Ort eines früheren Kriegsgerichtes bekommt sie in<br />

Dresden damit eine ganz besondere Bedeutung.<br />

23. Juni 2012<br />

Anlässlich des Christopher-Street-Days wird der <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> vom CSD-Verein Berlin der Preis<br />

<strong>für</strong> Zivilcourage verliehen. Der Direktor der <strong>Stiftung</strong>, Uwe Neumärker,<br />

nimmt <strong>die</strong> Auszeichnung während der CSD-Abschlusskundgebung<br />

persönlich entgegen. Für <strong>die</strong> homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus<br />

fand im Rahmen des CSD eine Gedenkstunde am <strong>Denkmal</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen statt.<br />

18. September 2012<br />

Die Jugendwebseite »Du bist anders?« der <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> wird mit einer Pressekonferenz und<br />

zwei Workshops <strong>für</strong> Multiplikatoren offiziell der Öffentlichkeit vorgestellt.<br />

Die Internetseite ist eine Online-Ausstellung über Jugendliche<br />

aus ganz Europa, <strong>die</strong> in der Zeit des Nationalsozialismus als<br />

»anders« ausgegrenzt und verfolgt wurden.<br />

24. Oktober 2012<br />

Das <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> im Nationalsozialismus <strong>ermordeten</strong> Sinti und<br />

Roma <strong>Europas</strong> wird feierlich eingeweiht. An der Zeremonie am<br />

Rande des Tiergartens gegenüber dem Reichstag nahmen neben<br />

zahlreichen Überlebenden auch Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel,<br />

Bundespräsident Joachim Gauck und Bundestagspräsident Prof. Dr.<br />

Norbert Lammert teil.<br />

25. Januar 2013<br />

Anlässlich des Gedenktages an <strong>die</strong> Opfer des Nationalsozialismus<br />

besucht Bundespräsident Joachim Gauck das <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong><br />

<strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>. Zusammen mit dem Holocaust-Überlebenden<br />

Naftali Fürst und dessen Familie wird Gauck von Lea Rosh<br />

sowie dem Direktor der <strong>Stiftung</strong>, Uwe Neumärker, durch <strong>die</strong> unterirdisch<br />

gelegene Ausstellung im Ort der Information geführt. Anschließend<br />

spricht Naftali Fürst mit Joachim Gauck und Schülern<br />

der 10. Klasse der 2. Gemeinschaftsschule Marzahn-Hellersdorf über<br />

sein Leben und seine Verfolgungsgeschichte.<br />

27. Januar 2013<br />

Die Wanderausstellung »›Was damals Recht war…‹ – Soldaten und<br />

Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht« wird in der Gedenkstätte<br />

Buchenwald, im Rahmen der Gedenkveranstaltung anlässlich des<br />

Internationalen Holocaust-Gedenktages, eröffnet.


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

11<br />

9. April 2013<br />

Im Rahmen des Themenjahres 2013 »Zerstörte Vielfalt« singt der<br />

Film- und Bühnenstar Dagmar Manzel in Erinnerung an <strong>die</strong> Vertreibung<br />

des Komponisten Werner R. Heymann in der Komischen<br />

Oper Berlin Heymann-Chansons. Das Gedenkkonzert des Landes<br />

Berlin in Zusammenarbeit mit der <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong><br />

<strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> und der Komischen Oper Berlin feierte das<br />

Wirken Heymanns, der auf den Tag genau vor 80 Jahren Deutschland<br />

aufgrund seiner jüdischen Herkunft verlassen musste.<br />

2. Mai 2013<br />

Die Schauspielerin Claudia Michelsen liest in der amerikanischen<br />

Botschaft aus dem Buch »Ich sang um mein Leben. Erinnerungen<br />

an Rachov, Auschwitz und den Neubeginn in Amerika«, das von<br />

der <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> herausgegeben<br />

wurde und dem Lebensweg der Holocaust-Überlebenden<br />

Judith Schneiderman gewidmet ist.<br />

7. Mai 2013<br />

Die Wanderausstellung »›Was damals Recht war…‹ – Soldaten<br />

und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht« wird im Staatsarchiv<br />

Ludwigsburg durch den Leiter Dr. Peter Müller eröffnet. Ludwigsburg<br />

ist bisher <strong>die</strong> 31. Station der Wanderausstellung.<br />

19. Juni 2013<br />

Michelle Obama besucht in Begleitung ihrer beiden Töchter Malia<br />

und Sasha sowie Auma Obama das Stelenfeld des <strong>Denkmal</strong>s <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

<strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>. Uwe Neumärker, Direktor der <strong>Stiftung</strong>,<br />

führte <strong>die</strong> Gattin des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika<br />

und ihre Kinder durch das von dem amerikanischen Architekten<br />

Peter Eisenman entworfene <strong>Denkmal</strong>.<br />

21. Juni 2013<br />

Die Ausstellung »Der Prozess – Adolf Eichmann vor Gericht« wird<br />

im Kölner NS-Dokumentationszentrum eröffnet. Dort ist sie bis zum<br />

13. Oktober zu sehen.<br />

8. Juli 2013<br />

Kulturstaatsminister Bernd Neumann vollzieht symbolisch den<br />

Baustart des Gedenk- und Informationsortes <strong>für</strong> <strong>die</strong> Opfer der nationalsozialistischen<br />

»Euthanasie«-Morde am Ort der Planungszentrale,<br />

Tiergartenstraße 4 in Berlin. Bei der Veranstaltung am zukünftigen<br />

Standort des Erinnerungszeichens sprachen neben Staatsminister<br />

Bernd Neumann auch <strong>die</strong> Berliner Senatorin <strong>für</strong> Arbeit, Integration<br />

und Frauen, Dilek Kolat, und Sigrid Falkenstein, Initiatorin<br />

des Runden Tisches »Überlegungen zum Umgestaltung des ›T4‹-<br />

Gedenkortes«. Die Eröffnung des Gedenk- und Informationsortes ist<br />

<strong>für</strong> Herbst 2014 geplant.


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

12<br />

2. Arbeit der <strong>Stiftung</strong><br />

Nach der Fertigstellung der Dauerausstellung im Ort der Information<br />

und der Eröffnung des <strong>Denkmal</strong>s <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong><br />

im Mai 2005 haben sich <strong>die</strong> täglichen Aufgaben der <strong>Stiftung</strong><br />

verändert. Neben einer Vielzahl von Anfragen seitens der Besucher<br />

werden einerseits Teile der Dauerausstellung – wie der Raum der<br />

Namen, der Raum der Orte und das Gedenkstättenportal – erweitert,<br />

andererseits widmen sich <strong>die</strong> Mitarbeiter Projekten, <strong>die</strong> dem<br />

<strong>Stiftung</strong>sauftrag – Beitrag zur Würdigung aller Opfer des Nationalsozialismus<br />

– entsprechen. Sie führt Sonderausstellungen, Vortragsund<br />

Seminarveranstaltungen durch und erstellt begleitende Publikationen.<br />

2.1. <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong><br />

Das <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> im Zentrum Berlins<br />

ist <strong>die</strong> zentrale Holocaustgedenkstätte Deutschlands, ein Ort<br />

der Erinnerung und des Gedenkens an <strong>die</strong> bis zu sechs Millionen<br />

jüdischen Opfer des Holocaust. Das zwischen Brandenburger Tor<br />

und Potsdamer Platz gelegene <strong>Denkmal</strong> besteht aus dem von Peter<br />

Eisenman entworfenen Stelenfeld und dem unterirdisch gelegenen<br />

Ort der Information. Der Eintritt ist frei.<br />

Die Ausstellung im Ort der Information dokumentiert <strong>die</strong> Verfolgung<br />

und Vernichtung der <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> und <strong>die</strong> historischen Stätten<br />

der Verbrechen. Sie wird jährlich von fast einer halben Million<br />

Gäste besucht.<br />

Öffnungszeiten: Das Stelenfeld ist Tag und Nacht frei zugänglich. Die<br />

Ausstellung im Ort der Information ist von April bis September von<br />

10.00 bis 20.00 Uhr geöffnet (letzter Einlass 19.15 Uhr). Von Oktober<br />

bis März kann sie von 10.00 bis 19.00 Uhr besichtigt werden (letzter<br />

Einlass 18.15 Uhr). Montags ist der Ort der Information geschlossen.<br />

Weitere Schließtage sind der 1. Januar und der 24. bis 26. Dezember.<br />

Am 31. Dezember ist <strong>die</strong> Ausstellung ab 16 Uhr geschlossen.<br />

Lage: Cora-Berliner-Straße 1, 10117 Berlin<br />

Geschichte des Geländes des Holocaust-<strong>Denkmal</strong>s<br />

Das Gelände des <strong>Denkmal</strong>s befindet sich am Rande des Großen<br />

Tiergartens, zwischen Ebert- und Wilhelmstraße. Die planmäßige<br />

Anlegung und Parzellierung <strong>die</strong>ses Teils Berlins geht auf <strong>die</strong> erste<br />

Hälfte des 18. Jahrhunderts zurück: Damals entstanden in <strong>die</strong>sem<br />

Abschnitt der Wilhelmstraße sieben Palais bzw. palaisartige Wohngebäude,<br />

zu denen jeweils ein streifenförmiger Garten gehörte. Im<br />

Laufe des 19. Jahrhunderts siedelten sich dort staatliche Instanzen<br />

und Ministerien Preußens, später des Deutschen Reiches an: Die<br />

Wilhelmstraße avancierte zur preußisch-deutschen Machtzentrale,<br />

und <strong>die</strong> hinter den Gebäuden gelegenen Grundstücke wurden zu<br />

Ministergärten.<br />

Im nördlichen Teil <strong>die</strong>ses Bereiches, zwischen der Behrenstraße und<br />

der Hannah-Arendt-Straße, liegt das Gelände des <strong>Denkmal</strong>s. Bis<br />

1945 befanden sich dort <strong>die</strong> Gärten der Anwesen Wilhelmstraße 72<br />

und 73.


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

13<br />

Das Gebäude und das Grundstück Wilhelmstraße 72 gehörten zunächst<br />

Gerichtspräsident Hans Christoph von Görne und kamen Anfang<br />

des 19. Jahrhunderts in den Besitz des Preußischen Königs, bis<br />

das Reich sie 1919 aus dem Besitz der Hohenzollern erwarb. Im Jahr<br />

darauf zog hier das neugegründete Reichsernährungsministerium<br />

ein, das dort seinen Sitz bis zur Zerstörung im Februar 1945 behielt.<br />

1937 ließ sich Reichspropagandaminister Joseph Goebbels auf dem<br />

Grundstück eine Dienstvilla errichten; drei Jahre später folgte ein<br />

Bunker. Die Trümmer des Gebäudes wurden nach 1945 beseitigt;<br />

der Bunker blieb allerdings erhalten.<br />

Die Wilhelmstraße 73 war durch den Bau des Gräflich Sackenschen<br />

Palais geprägt. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde <strong>die</strong>ser Bau samt<br />

Garten von König Friedrich Wilhelm IV. gekauft und <strong>die</strong>nte bis zum<br />

Ende der Monarchie als Ministerium des Königlichen Hauses. Nachdem<br />

das Reich 1919 auch <strong>die</strong>se Immobilie erworben hatte, richtete<br />

es hier den Dienstsitz mit Wohnung <strong>für</strong> das neugeschaffene Amt des<br />

Reichspräsidenten ein. Ab 1938 noch durch Reichsaußenminister<br />

Joachim von Ribbentrop genutzt, brannte das Palais in Folge von<br />

Bombenangriffen im Frühjahr 1945 aus.<br />

Die Ruinen der Gebäude der Wilhelmstraße 71 und 72 wurden zu<br />

Beginn der 1960er Jahre abgetragen. Die Gärten verschwanden<br />

mit dem Bau der Berliner Mauer durch <strong>die</strong> DDR im Jahre 1961 und<br />

wurden Teil des späteren »Todesstreifens«. Von 1987 bis 1990 entstand<br />

an der Wilhelmstraße (damals Otto-Grotewohl-Straße) eine<br />

»Wohnanlage in Sonderplatte«. Nach Abbau der Grenzanlagen der<br />

DDR 1989/90 lag das Gelände der früheren Ministergärten brach,<br />

bis es zum Standort <strong>für</strong> das zentrale Holocaust-<strong>Denkmal</strong> ausgewählt<br />

wurde.<br />

Der Architekt Peter Eisenman<br />

Peter Eisenman wurde 1932 in Newark, New Jersey, geboren. Er<br />

stu<strong>die</strong>rte von 1951 bis 1955 Architektur an der Cornell University,<br />

Ithaca, anschließend an der Columbia University, New York, und<br />

schloss seine akademische Ausbildung 1963 mit einer Doktorarbeit<br />

über Entwurfstheorie ab.<br />

Ab 1957/58 arbeitete er in verschiedenen Architekturbüros unter<br />

anderem in Walter Gropius’ Büro »The Architects Cooperative«. Seit<br />

1960 lehrte Peter Eisenman Architektur, beispielsweise an der Princeton<br />

University, New Jersey, an der Cambridge University, Massachusetts,<br />

und an der New Yorker Cooper Union School, wo er zusammen<br />

mit John Hejduk unterrichtete. Von 1967 bis 1982 leitete<br />

er das »Institute for Architecture and Urban Stu<strong>die</strong>s«. Er war Professor<br />

<strong>für</strong> Architektur an der University of Maryland (1978), an der<br />

Harvard University (1982–1985), an der Cooper Union School, New<br />

York City, und an der Ohio State University. In seiner ersten beruflichen<br />

Phase arbeitete er zusammen mit Charles Gwathmay, John<br />

Hejduk, Michael Graves und Richard Meier in der Architekturgruppe<br />

»The New York Five«. An den Arbeiten, <strong>die</strong> zu <strong>die</strong>ser Zeit entstanden<br />

und in gesonderten Publikationen veröffentlicht sind, hat Eisenman<br />

seine entwurfstheoretischen Grundsätze entwickelt. Anfang


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

14<br />

der 1980er Jahre gründete Eisenman ein eigenes Architekturbüro<br />

in New York und hat seitdem eine Anzahl bedeutender und breit<br />

gefächerter Entwürfe realisiert. In <strong>die</strong>se Phase fällt auch sein vielbeachteter<br />

Entwurf <strong>für</strong> das Wohn- und Geschäftshaus an der Koch-/<br />

Ecke Friedrichstraße in Berlin-Kreuzberg (heute: Berliner Mauer-Museum)<br />

im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Berlin 1987<br />

(IBA). Besonders bemerkenswert ist <strong>die</strong> Sequenz von Kulturbauten<br />

in den USA (Wexner Center for the Visual Arts and Fine Arts Library<br />

und Greater Columbus Convention Center in Columbus/Ohio, sowie<br />

Aronoff Center for Design and Art, Cincinnati/Ohio), <strong>die</strong> in den achtziger<br />

und neunziger Jahren entstanden. Ein weiteres, 1990 realisiertes<br />

Projekt, ist das Hauptquartier der Koizumi Sangyo Corporation<br />

in Tokio.<br />

Seit 1999 hat Eisenman einige international stark beachtete Wettbewerbserfolge<br />

verzeichnen können. Im Juni 1999 erhielt sein Projekt<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> städtebauliche Neuordnung des Hafengeländes in West-<br />

Manhattan einen angesehenen Architekturpreis in den USA. Im<br />

Dezember 1999 gewann er in einem internationalen Wettbewerb<br />

den 1. Preis <strong>für</strong> seinen Entwurf einer unter anderem aus Museum,<br />

Bibliothek und Opernhaus bestehenden Kulturstadt in Santiago de<br />

Compostela (Spanien), der seit 2002 realisiert wird. Ein weiteres Projekt<br />

war ein Footballstadion <strong>für</strong> 68.000 Zuschauer in Phoenix, Arizona,<br />

das 2006 eröffnet wurde.<br />

Seit seinen ersten publizistischen Erfahrungen als Mitherausgeber<br />

der architektur-theoretischen Zeitschrift »Oppositions« hat sich Peter<br />

Eisenman kontinuierlich als Publizist, aber auch als akademischer<br />

Lehrer mit grundsätzlichen Fragen der Architektur und der Gestaltung<br />

befasst. Er ist Inhaber der Louis-Kahn-Professur <strong>für</strong> Architektur<br />

an der Yale University und Gastprofessor an der Princeton University.<br />

Für sein Lebenswerk erhielt er 2004 den Goldenen Löwen der<br />

Architektur-Biennale in Venedig.<br />

Die beeindruckende Reihe der von ihm vorgelegten Publikationen,<br />

ebenso wie seine zahlreichen internationalen akademischen Aktivitäten,<br />

Vorträge und Ehrungen, machen ihn zu einer der interessantesten<br />

Architektenpersönlichkeiten der Gegenwart. In seinen<br />

Schriften setzt sich Eisenman immer wieder mit dem geschichtlichen<br />

Gehalt des Projekts der Moderne auseinander. Innerhalb <strong>die</strong>ser Beschäftigung<br />

mit philosophischen Fragen und Grundhaltungen ragt<br />

vor allem Eisenmans Auseinandersetzung mit dem französischen<br />

Philosophen Jacques Derrida hervor. Ein kontinuierliches Thema der<br />

reflexiven Tätigkeit Eisenmans ist seine These einer Architektur der<br />

Erinnerung, aus der er das Postulat einer ortsbezogenen oder textuellen<br />

Architektur ableitet, <strong>die</strong> dem Nutzer eine einzigartige, medial<br />

nicht vermittelbare Erfahrung von Raum und Zeit ermöglicht. Angesichts<br />

der heute immer deutlicher werdenden Dichotomie zwischen<br />

Modernität und Fundamentalismus und der Dichotomie zwischen<br />

Bild und Realität muss auch <strong>die</strong> Rolle der Architektur nach Auffassung<br />

von Eisenman neu gedacht werden, wenn sie im Kampf der<br />

Symbole und Inszenierungen bestehen und eine kritische Funktion<br />

behalten soll.


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

15<br />

Zahlen zum Holocaust-<strong>Denkmal</strong><br />

Stelenfeld<br />

Größe des Stelenfelds<br />

19.073 m² (entspricht knapp zwei Fußballfeldern nach Bundesligastandard)<br />

Abmessungen der Stelen<br />

0,95 m Breite, 2,38 m Länge,<br />

Höhen von 0 bis 4,7 m<br />

Neigungen von 0,5° bis 2°<br />

Zahl der montierten Stelen<br />

2.711 Stelen aus hochwertigem Beton<br />

(selbstverdichtender Beton SVB)<br />

davon<br />

83 Stelen mit Höhen über 4,5 m<br />

220 Stelen mit Höhen von 4 bis 4,5 m<br />

249 Stelen mit Höhen von 3,5 bis 4 m<br />

320 Stelen mit Höhen von 3 bis 3,5 m<br />

232 Stelen mit Höhen von 2,5 bis 3 m<br />

259 Stelen mit Höhen von 2 bis 2,5 m<br />

400 Stelen mit Höhen von 1,5 bis 2 m<br />

469 Stelen mit Höhen von 1 bis 1,5 m<br />

334 Stelen mit Höhen von 0,5 bis 1 m<br />

33 Stelen mit Höhen bis 0,5 m<br />

sowie<br />

112 ebenerdige Stelenplatten<br />

(meist im Straßenland verlegt)<br />

Aufstellung der Stelen<br />

in 54 Nord-Süd-Achsen und in 87 Ost- West-Achsen<br />

Gewicht der größten, 4,7 m hohen Stele<br />

ca. 16 t<br />

Durchschnittliches Gewicht einer Stele<br />

ca. 8 t<br />

Größe der gepflasterten Fläche<br />

ca. 13.100 m²<br />

Pflastermaterial<br />

Betonwerkstein in Sonderanfertigung (Größe 10 x 10 cm)


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

16<br />

Beleuchtung des Stelenfelds<br />

180 ebenerdig im Pflaster verlegte Beleuchtungskörper<br />

(2,38 m lang, 0,10 m breit)<br />

Zugang <strong>für</strong> Behinderte, v. a. Rollstuhlfahrer<br />

13 Wegeachsen mit einem Gefälle von max. 8 %, markiert mit<br />

rillierten Pflastersteinen und mit gußeisernen Bodenpiktogrammen<br />

(Rollstuhlsymbol) an der Grenze zum öffentlichen Gehweg<br />

Baumpflanzungen im Stelenfeld<br />

41 Bäume an der Westseite zur Ebertstraße<br />

davon<br />

11 Geweihbäume (Gymnocladus dioica)<br />

8 Aralien (Aralia spinosa)<br />

7 Schwarzkiefern (Pinus nigra)<br />

7 Linden (Tilia vulgaris)<br />

5 Maiglöckchenbäume (Halesia carolina)<br />

3 Felsenbirnen (Amelanchier laevis)<br />

Ort der Information<br />

Bruttogrundfläche<br />

2.116 m² mit Innen- und Außenwänden,<br />

Treppen und Technikräumen<br />

davon<br />

778 m² Ausstellungsräume<br />

106 m² Vortragsräume<br />

46 m² Buchladen<br />

166 m² Büroräume, Rezeption und Garderobe<br />

Finanzen<br />

Bausumme<br />

27,6 Mio. Euro aus Mitteln des Bundeshaushalts<br />

davon<br />

13,9 Mio. Euro <strong>für</strong> den Bau des Stelenfelds<br />

10,3 Mio. Euro <strong>für</strong> den Bau des Orts der Information<br />

1,1 Mio. Euro allgemeine Baukosten<br />

sowie<br />

2,3 Mio. Euro <strong>für</strong> den Ausstellungsbau und <strong>die</strong><br />

Erstausstattung des Orts der Information


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

17<br />

Die Ausstellung im Ort der Information<br />

Der unter dem Stelenfeld gelegene Ort der Information dokumentiert<br />

<strong>die</strong> Verfolgung und Vernichtung der <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> und <strong>die</strong><br />

historischen Stätten der Verbrechen. Im Zentrum der Ausstellung<br />

stehen <strong>die</strong> Personalisierung der Opfer und <strong>die</strong> geographische Dimension<br />

des Holocaust.<br />

Das gestalterische Konzept <strong>für</strong> den Ort der Information<br />

Kurzbiographie Dagmar von Wilcken<br />

Dagmar von Wilcken, geboren 1958, Studium des<br />

Objektdesigns und der Visuellen Kommunikation, 1987<br />

Diplom an der Hochschule der Künste in Berlin, freiberuflich<br />

tätig als Ausstellungsgestalterin, 1995 bis 2004 Gestaltung<br />

der Dauerausstellung »Spuren des Unrechts« <strong>für</strong> das<br />

Dokumentations- und Informationszentrum DIZ Torgau,<br />

zahlreiche Aufträge durch <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> »Neue Synagoge<br />

– Centrum Judaicum Berlin«, darunter <strong>die</strong> Ausstellung<br />

»<strong>Juden</strong> in Berlin – 1938 bis 1945«, 2001 bis 2005 gestalterisches<br />

Gesamtkonzept <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ausstellung im Ort der<br />

Information und 2006/07 <strong>die</strong> Wanderausstellung »›Was<br />

damals Recht war ...‹ – Soldaten und Zivilisten vor Gerichten<br />

der Wehrmacht«.<br />

Bei der Gestaltung der Ausstellungsräume beabsichtigte Dagmar<br />

von Wilcken, das inhaltliche Konzept in architektonische Vorgaben<br />

einzubinden, um so eine ästhetische Einheit beider Elemente zu erreichen.<br />

Im Ort der Information finden <strong>die</strong> Stelen des <strong>Denkmal</strong>s eine formale<br />

Fortsetzung, verlassen hier jedoch ihre abstrakte Ebene und <strong>die</strong>nen<br />

als Informationsträger. Das Raster und <strong>die</strong> Formensprache des<br />

Stelenfeldes werden zitiert, indem ihre ursprüngliche Erscheinung<br />

in abgewandelter Form aufgegriffen und variiert wird. In jedem der<br />

vier Ausstellungsräume sieht <strong>die</strong>se Metamorphose anders aus. So<br />

wird verdeutlicht, dass sich <strong>die</strong> Besucher an einem unverwechselbaren<br />

Ort befinden, nämlich unterhalb des <strong>Denkmal</strong>s <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong><br />

<strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>. Durch <strong>die</strong> Funktionswandlung der Stele zum<br />

Informationsträger entsteht ein formales Bindeglied zwischen dem<br />

Stelenfeld und dem Ort der Information, eine Überleitung von der<br />

abstrakten Ebene zur Ebene der konkreten Inhalte.<br />

Im ersten Ausstellungsraum werden Zitate aus Selbstzeugnissen<br />

der Opfer und <strong>die</strong> Darstellung der europäischen Dimension des Holocaust<br />

gezeigt. Die Zitate sind auf Glasplatten lesbar, <strong>die</strong> im Boden<br />

eingelassen sind und von unten beleuchtet werden. Jede <strong>die</strong>ser<br />

Glasplatten »spiegelt« in Größe und Platzierung eine oberirdische<br />

Stele im Boden wider – als virtuelle Fortsetzung des oberirdischen<br />

Stelenfeldes.<br />

Im zweiten Raum »durchdringen« <strong>die</strong> Stelen des Feldes den Ort der<br />

Information von oben. Auf ihnen werden 15 Lebensgeschichten –<br />

stellvertretend <strong>für</strong> das Schicksal vieler jüdisch-europäischer Familien<br />

– gezeigt. Die Stelen, <strong>die</strong> scheinbar durch <strong>die</strong> Decke in den Ort<br />

der Information bis auf eine Höhe von 0,70 m hineinragen, werden<br />

ihrerseits wieder von <strong>die</strong>sen individuellen Lebensgeschichten<br />

durchdrungen. Die Hinterleuchtung der Exponate erhellt den Raum.<br />

Zusätzlich wirft jede hängende Stele Licht in ihrer Grundrissform<br />

auf den Boden und reflektiert es indirekt in den Raum.<br />

Der dritte Raum, der Raum der Namen, ist bis auf drei Sitzbänke leer.<br />

Hier wird im Gegensatz zu den anderen drei Themenräumen das Raster<br />

des Stelenfeldes nur durch das Format und <strong>die</strong> Platzierung von<br />

Sitzbänken zitiert.


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

18<br />

Im letzten der vier Themenräume, im Raum der Orte, dringen <strong>die</strong><br />

Stelen aus den Wänden heraus auf den Ausstellungsbesucher zu.<br />

Im Zentrum steht <strong>die</strong> geographische Dimension des Holocaust. Die<br />

Breitseiten der Kuben <strong>die</strong>nen als Projektionsflächen <strong>für</strong> historisches<br />

Film- und Fotomaterial.<br />

Der Auftakt<br />

Der Weg zum ersten Ausstellungsraum führt durch <strong>die</strong> Foyers 1 und<br />

2. Hier erhalten <strong>die</strong> Besucher Grundinformationen zum historischen<br />

Kontext (1933 bis 1945), um <strong>die</strong> Inhalte der vier Themenräume einordnen<br />

zu können. Die wichtigsten Ereignisse <strong>die</strong>ser Jahre werden<br />

in Form eines horizontal angelegten Text-Bild-Streifens entlang der<br />

westlichen Wand veranschaulicht.<br />

Von der Stirnwand des Foyers blicken den Ausstellungsbesuchern<br />

sechs großformatige Gesichter entgegen. Diese Porträts repräsentieren<br />

<strong>die</strong> sechs Millionen jüdischen Opfer – als Resultat der vorab<br />

geschilderten politischen Ereignisse. Jedes Bild vertritt eine spezifische<br />

Geschlechts- und Altersgruppe: Männer und Frauen, Kinder,<br />

Erwachsene und Alte.<br />

Die Inhalte der vier Themenräume<br />

Raum der Dimensionen (Raum 1)<br />

Im ersten Ausstellungsraum wird <strong>die</strong> europäische Dimension des<br />

Holocaust durch ein umlaufendes Band der jüdischen Opferzahlen<br />

aller Länder unter nationalsozialistischer Herrschaft (nach den<br />

Grenzen von 1937) und exemplarische Zitate aus Selbstzeugnissen<br />

Verfolgter verdeutlicht.<br />

Von den meisten der in <strong>die</strong> Vernichtung deportierten Menschen<br />

sind keine Spuren geblieben. Zwischen 5,4 und knapp 6 Millionen<br />

<strong>Juden</strong> sind im nationalsozialistisch beherrschten Europa ermordet<br />

worden. Die Zahlenspanne beruht auf Dokumenten der Täter und<br />

statistischen Erhebungen der damals 20, heute 28 europäischen<br />

Staaten, aus denen <strong>die</strong> Ermordeten stammten. Auch <strong>die</strong>se Überlieferung<br />

ist lückenhaft. Mit Absicht haben <strong>die</strong> Täter Hinweise auf<br />

<strong>die</strong> Ermordeten und ihre Lebenszusammenhänge beseitigt; Dokumente<br />

sind zerstört worden oder im Krieg verloren gegangen.<br />

Nur wenige der <strong>ermordeten</strong> jüdischen Kinder, Frauen und Männer<br />

haben Zeugnisse ihres persönlichen Leidens hinterlassen können:<br />

entstanden in großer Not und teilweise in den letzten Augenblicken<br />

vor dem Tod geschrieben. Die Angehörigen und <strong>die</strong> Welt sollten<br />

erfahren, was mit ihnen geschah. Die oft nur in Bruchstücken erhaltenen<br />

Tagebücher, Abschiedsbriefe oder Notizen werfen heute<br />

Schlaglichter auf ihre Erfahrungen, Gefühle und ihr Handeln angesichts<br />

von Gewalt und tödlicher Bedrohung.<br />

So schreibt zum Beispiel eine Frau mit Vornamen Fela am 27. Januar<br />

1942 aus dem Ghetto Kutno im besetzten Polen eine Postkarte an<br />

ihre Familie im Warschauer Ghetto:


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

19<br />

»Meine Lieben! Ich habe schon eine Karte an euch geschrieben über<br />

das Schicksal, das uns getroffen hat. Sie bringen uns nach Chelmno<br />

und vergasen uns. Dort liegen schon 25.000 <strong>Juden</strong>. Das Gemetzel<br />

geht weiter. ›Habt ihr denn kein Erbarmen mit uns?‹ Natan, das<br />

Kind, Mutter und ich haben uns gerettet, sonst niemand. Ich weiß<br />

nicht, was mit uns weiter sein wird, ich habe keine Lebenskraft mehr.<br />

Wenn Tante Bronia schreibt, dann schreibt ihr über alles. Ich grüße<br />

euch herzlich, Fela«<br />

Quelle: Żydowski Instytut Historyczny – Instytut Naukowo-Badawczy, Warschau<br />

Die kommunistische Untergrundzeitung »Morgnfrajhajt« veröffentlichte<br />

den Wortlaut von Felas Nachricht am 9. Februar 1942. Es war<br />

eine der ersten Nachrichten über <strong>die</strong> Massenmorde durch Giftgas.<br />

Das weitere Schicksal Felas ist nicht bekannt.<br />

Eine weitere Notiz, <strong>die</strong> von einem sowjetischen Soldaten in Byten<br />

nahe Baranowicze in Ostpolen (heute Weißrussland) gefunden<br />

wurde, berichtet von der Todesangst der zwölfjährigen Judith<br />

Wischnjatskaja.<br />

»31. Juli 1942 – Lieber Vater! Vor dem Tod nehme ich Abschied von<br />

dir. Wir möchten so gerne leben, doch man lässt uns nicht, wir werden<br />

umkommen. Ich habe solche Angst vor <strong>die</strong>sem Tod, denn <strong>die</strong><br />

kleinen Kinder werden lebend in <strong>die</strong> Grube geworfen. Auf Wiedersehen<br />

<strong>für</strong> immer. Ich küsse dich inniglich. Deine J.«<br />

Quelle: Yad Vashem, Jerusalem<br />

In den nur teilweise erhaltenen Aufzeichnungen von Lejb Langfus<br />

(um 1910 bis 1944) sind <strong>die</strong> Zustände in den Deportationszügen beschrieben<br />

worden.<br />

»Die zusammengepresste Menschenmasse (...) konnte wegen des<br />

großen Gedränges <strong>die</strong> Menschen in der (...) Luft hängend halten;<br />

dreißig Stunden lang ermöglichte das ihnen, auf den [Beinen] zu<br />

stehen. Keine Unterhaltungen, keine Diskussionen wurden unterwegs<br />

(...) geführt. Alle waren nur halb bei Sinnen vor Müdigkeit und<br />

Erschöpfung. Diese Enge drückte den [Stempel] der Ermüdung und<br />

Entkräftung allen auf [und] trug [im entscheidenden] Augenblick<br />

den Sieg über den Geist davon. Ein einziges Mal wurde <strong>die</strong> Tür des<br />

Waggons geöffnet; es kamen zwei Gendarmen herein, <strong>die</strong> auf dem<br />

Tauschwege <strong>für</strong> Eheringe, <strong>die</strong> ihnen von den Frauen gegeben wurden,<br />

<strong>die</strong>sen erlaubten, etwas zu trinken.«<br />

Quelle: Państwowe Muzeum Auschwitz-Birkenau, Oświęcim<br />

Der Rabbiner Lejb Langfus wurde aus dem Ghetto Maków Mazowiecki<br />

(Polen) Ende 1942 nach Auschwitz-Birkenau verschleppt und zur<br />

Arbeit im Krematorium gezwungen. Am 26. November 1944 wurde er<br />

mit hundert weiteren Häftlingen aus <strong>die</strong>sem Kommando ermordet.


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

20<br />

Raum der Familien (Raum 2)<br />

Anhand von 15 jüdischen Familienschicksalen werden in <strong>die</strong>sem<br />

Raum unterschiedliche soziale, nationale, kulturelle und religiöse<br />

Lebenswelten dargestellt. Dadurch wird der Kontrast zwischen dem<br />

Leben vor, während und nach der Verfolgung, <strong>die</strong> Zerstörung <strong>die</strong>ser<br />

Kultur sowie der damit verbundene Verlust veranschaulicht. Fotos<br />

und persönliche Dokumente berichten von Auflösung, Vertreibung<br />

und Vernichtung <strong>die</strong>ser Familien und ihrer Mitglieder.<br />

Die Geschichten jüdischer Familien spiegeln <strong>die</strong> Vielfalt der Lebenswelten<br />

der europäischen <strong>Juden</strong> vor dem Holocaust. In der Familie<br />

wurden religiöse Traditionen gepflegt und weitergegeben. Die hier<br />

gezeigten Geschichten machen aber auch den Wandel deutlich, den<br />

<strong>die</strong> europäischen <strong>Juden</strong> seit dem Erstarken religiöser und politischer<br />

Reformbewegungen im 19. Jahrhundert durchliefen. Die Veränderungen<br />

zwischen den Generationen sind in den ausgestellten Porträts<br />

deutlich erkennbar. Angesichts des zunehmenden Antisemitismus<br />

in den 1930er Jahren bot <strong>die</strong> Familie – neben der jüdischen<br />

Gemeinde – einen wichtigen Rückhalt <strong>für</strong> <strong>die</strong> Verfolgten. Die deutsche<br />

Besatzungsherrschaft in großen Teilen <strong>Europas</strong> riss nahezu alle<br />

familiären Verbindungen auseinander. Die wenigen Überlebenden<br />

haben häufig ihre gesamte Verwandtschaft verloren. Ihre Lebenswelt<br />

und ihr kulturelles Umfeld waren ausgelöscht. Im Gegensatz<br />

zu den hier ausgestellten Familiengeschichten blieben häufig nicht<br />

einmal einzelne Photographien erhalten.<br />

Familie Haberman<br />

So steht zum Beispiel <strong>die</strong> Familiengeschichte der Habermans <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

jüdische Geschichte in Galizien, einst ärmste Provinz Österreich-<br />

Ungarns, ab 1918 wieder Teil Polens. Die Familie lebte in Boryslaw,<br />

einem Zentrum der Erdölförderung. Die Habermans betrieben dort<br />

ein Getreidegeschäft. Der Sohn Joseph gehörte der zionistischen<br />

Jugendgruppe Hashomer Hatzair an.<br />

Im Sommer 1941 geriet <strong>die</strong> Stadt unter deutsche Besatzung. Wie in<br />

ganz Galizien errichtete <strong>die</strong> SS auch in Boryslaw ein Terrorsystem.<br />

Im August 1942 wurden <strong>die</strong> Habermans auseinander gerissen. Die<br />

Mutter starb mit zehntausenden anderen <strong>Juden</strong> aus der Region im<br />

Vernichtungslager Belzec. Der Vater Fischel und <strong>die</strong> Kinder wurden<br />

in einem Zwangsarbeiterlager der kriegswichtigen Erdölindustrie<br />

interniert. Immer wieder führte <strong>die</strong> SS Massenerschießungen, sogenannte<br />

Aktionen, durch. Den Familienmitgliedern gelang es, sich<br />

zum Bau von Verstecken zeitweise aus dem Lager zu entfernen. Kurz<br />

vor der Befreiung der Stadt ließ der SS-Lagerkommandant Fischel<br />

Haberman und seinen Sohn erschießen.<br />

Familie Demajo<br />

Die Geschichte der Familie Demajo aus Belgrad, Jugoslawien (heute<br />

Serbien), steht hingegen <strong>für</strong> Lebenswelten der sephardischen <strong>Juden</strong><br />

auf dem Balkan. Die Vorfahren der Demajos waren um 1500 als<br />

Flüchtlinge aus Spanien nach Belgrad gekommen. In der Familie<br />

wurde, neben Serbokroatisch, auch noch Ladino gesprochen, <strong>die</strong>


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

21<br />

Sprache der sephardischen <strong>Juden</strong>, <strong>die</strong> dem Spanischen ähnlich ist.<br />

Schmajahu Demajo war Malermeister. Seine Frau Sara arbeitete Zeit<br />

ihres Lebens als Hausangestellte.<br />

Nach dem deutschen Einmarsch in Belgrad im Frühjahr 1941 begann<br />

<strong>die</strong> Militärverwaltung mit der Politik willkürlicher Geiselnahmen. Als<br />

Vergeltung <strong>für</strong> Anschläge des serbischen Widerstandes wurde eine<br />

immer größere Zahl Unbeteiligter erschossen, meist gezielt <strong>Juden</strong>.<br />

Im Herbst steigerte <strong>die</strong> Wehrmacht <strong>die</strong>se Erschießungen bis zur nahezu<br />

vollständigen Ermordung aller serbischen <strong>Juden</strong>, unter ihnen<br />

fast alle Angehörige der Familie Demajo. Die Frauen wurden auf<br />

dem Belgrader Messegelände festgehalten. Im März 1942 schickte<br />

das Berliner Reichssicherheitshauptamt einen Gaswagen nach Belgrad.<br />

In wenigen Wochen wurden etwa 8.000 jüdische Frauen und<br />

Kinder während der Fahrt im Gaswagen durch <strong>die</strong> Stadt ermordet.<br />

Im abgedichteten Laderaum zusammengepfercht, erstickten auch<br />

fast alle noch lebenden Familienmitglieder der Demajos an den eingeleiteten<br />

Motorabgasen.<br />

Im Jahr 2003 schaltete <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong><br />

auf der Suche nach jüdischen Familien, <strong>die</strong> Opfer des Holocaust<br />

wurden, eine Anzeige im Belgrader Jüdischen Gemeindeblatt. Daraufhin<br />

meldete sich der nach Israel ausgewanderte Enkel der Familie<br />

Demajo, Rafael Pijade, und stellte seine Familienbilder <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Ausstellung im Ort der Information zur Verfügung.<br />

Raum der Namen (Raum 3)<br />

In <strong>die</strong>sem Raum befindet sich durch das Verlesen von Kurzbiografien<br />

ermordeter bzw. verschollener <strong>Juden</strong> der dramaturgische Höhepunkt<br />

der Ausstellung. Hier wird versucht, <strong>die</strong> unfassbare Zahl<br />

von sechs Millionen getöteter <strong>Juden</strong> in ihrer Abstraktion aufzulösen<br />

und <strong>die</strong> Opfer aus ihrer Anonymität zu befreien. Zu jedem Menschen<br />

wird dessen Name, Geburts- und Sterbejahr jeweils zeitgleich auf<br />

<strong>die</strong> vier Wände projiziert.<br />

Die Nationalsozialisten und ihre Helfer entrissen Millionen <strong>Juden</strong> ihrer<br />

Heimat, Kultur und Lebenswelt. Ihre sterblichen Überreste fanden<br />

meist keine Begräbnisstätte, sondern wurden verscharrt oder<br />

verbrannt. Nur wenig zeugt heute noch von der Existenz der Ermordeten.<br />

In vielen Fällen sind nicht einmal mehr ihre Namen bekannt.<br />

Aussagen von Zeugen und <strong>die</strong> Ergebnisse der historischen<br />

Forschung ermöglichen es, der Toten individuell zu gedenken. Die<br />

Biografien zu rekonstruieren ist ein schwieriger und langwieriger<br />

Prozess. Die in <strong>die</strong>sem Raum präsentierten Informationen entsprechen<br />

dem derzeitigen Wissensstand. Die Suche geht aber weiter. Die<br />

Verlesung der Namen und Lebensgeschichten aller Opfer in der hier<br />

präsentierten Form würde circa sechs Jahre, sieben Monate und 27<br />

Tage dauern.<br />

Derzeit befinden sich in der Präsentation 7.300 Kurzbiografien von<br />

Holocaustopfern aus ganz Europa. Bis zur Eröffnung hat <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

etwa 700 Einzelschicksale recherchiert und in den Studios des ZDF<br />

aufgenommen. Dank der großzügigen finanziellen Unterstützung<br />

des Förderkreises konnten <strong>die</strong> Recherchen seit September 2005


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

22<br />

fortgesetzt werden. Das derzeit vierköpfige Rechercheteam hat bereits<br />

mehr als 9.500 Biografien recherchiert und Hörtexte <strong>für</strong> <strong>die</strong> Präsentation<br />

verfasst.<br />

Die Texte werden mit professionellen Sprecherinnen und Sprechern<br />

in Deutsch und Englisch im Studio aufgenommen. RBB, ARD und<br />

ZDF stellen hier<strong>für</strong> Studios kostenlos zur Verfügung. Ebenso einen<br />

Tonmeister, der <strong>die</strong> Aufnahmen durchführt und anschließend<br />

schneidet. Ohne <strong>die</strong>se großzügige Unterstützung wäre <strong>die</strong> Arbeit in<br />

einem solchen Umfang nicht möglich. Die Erweiterung der Präsentation<br />

im Raum der Namen erfolgt schrittweise.<br />

Seit Mai 2007 ist ein Teil der von der <strong>Stiftung</strong> recherchierten Hörbiografien<br />

auch im Internet verfügbar. Unter der Adresse http://<br />

www.raum-der-namen.de/ hat der Förderkreis um Lea Rosh einen<br />

virtuellen Raum der Namen eingerichtet, in dem man sich einzelne<br />

Biografien anhören und nachlesen kann. Auch <strong>die</strong>ser virtuelle Raum<br />

der Namen wird nach und nach erweitert.<br />

Die Recherche und Aufnahme einer Biografie kostet durchschnittlich<br />

60 Euro. Damit <strong>die</strong> Arbeit am Raum der Namen weiter gehen<br />

kann, sammeln <strong>Stiftung</strong> und Förderkreis Spenden. Nähere Hinweise<br />

unter http://www.stiftung-denkmal.de/spenden.<br />

Hier einige Beispiele <strong>für</strong> im Raum der Namen verlesene Lebensgeschichten:<br />

»Vladimir Fishlin wurde 1930 in der ukrainischen Hafenstadt Odessa<br />

geboren. Von seiner Familie wurde er Vadik genannt. Vadik war elf<br />

Jahre alt, als <strong>die</strong> deutsche Wehrmacht <strong>die</strong> Sowjetunion angriff. Auch<br />

seine Heimatstadt Odessa wurde bombar<strong>die</strong>rt. In der Hoffnung,<br />

dort dem Krieg zu entgehen, fuhren <strong>die</strong> Fishlins zu Verwandten<br />

nach Kalinindorf. Ende August nahmen deutsche Truppen den Ort<br />

ein. Zusammen mit anderen jüdischen Einwohnern des Dorfes wurden<br />

<strong>die</strong> Fishlins im September 1941 erschossen.«<br />

»Fajga Muglanicki stammte aus Biała Rawska, einem kleinen polnischen<br />

Ort mit jüdischer Bevölkerungsmehrheit in der Nähe von<br />

Lodz. Vermutlich musste sie im Oktober 1941 in das von den deutschen<br />

Besatzern eingerichtete Ghetto ziehen. Ein Jahr später wurden<br />

alle Bewohner des Ghettos in das Vernichtungslager Treblinka<br />

deportiert und dort mit Kohlenmonoxid vergiftet. Fajga Muglanicki<br />

kehrte nie zurück. Wahrscheinlich war auch sie unter den Ermordeten.«<br />

»Heinrich Wetzlar wurde am 30. Mai 1868 als Sohn eines Lederhändlers<br />

in Mannheim geboren. Er stu<strong>die</strong>rte Jura. Mit seiner Frau Therese<br />

hatte er zwei Söhne. 1929 wurde Wetzlar Landgerichtspräsident in<br />

Mannheim. 1933 erhielt er Berufsverbot. Nach dem Novemberpogrom<br />

1938 emigrierten Heinrich und Therese Wetzlar in <strong>die</strong> Niederlande<br />

und ließen sich in der Stadt Naarden nieder. Fünf Jahre später<br />

wurden sie verhaftet und in das Konzentrationslager Theresienstadt<br />

deportiert. Am 6. August 1943 kam Heinrich Wetzlar dort unter ungeklärten<br />

Umständen ums Leben. Er wurde 75 Jahre alt.«


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

23<br />

Raum der Orte (Raum 4)<br />

Ein weiteres Anliegen des Orts der Information ist es, <strong>die</strong> Verfolgung<br />

und Vernichtung an den <strong>Juden</strong> unter der Herrschaft der Nationalsozialisten<br />

in der Ausdehnung auf ganz Europa darzustellen.<br />

Im Raum der Orte wird historisches Film- und Fotomaterial zu 220 Orten<br />

der Verfolgung und Vernichtung der <strong>Juden</strong> und anderer Opfergruppen<br />

gezeigt. Diese umfassen Massenerschießungen, Vernichtungs- und<br />

Konzentrationslager, Ghettos und Euthanasiestätten, aber auch Deportationswege<br />

und Todesmärsche. Den sieben größten Vernichtungslagern<br />

und Babij Jar wird besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Über<br />

Audiostationen kommen Zeitzeugen zu Wort. Man hört Berichte und<br />

Erinnerungen, <strong>die</strong> sich auf <strong>die</strong>se acht Orte beziehen. Die Besucher können<br />

in eine Art ungestörten Dialog mit Zeitzeugen treten und gewinnen<br />

so einen Eindruck von den individuellen Erfahrungen der Opfer mit<br />

Gewalt und Tod.<br />

Der nationalsozialistische Völkermord fand an Tausenden von Orten<br />

in ganz Europa statt. <strong>Juden</strong> wurden mit dem Ziel ihrer vollständigen<br />

Auslöschung deportiert, erschossen oder durch Giftgas ermordet. Die<br />

Verfolgungs- und Vernichtungspolitik traf aber auch <strong>die</strong> als Zigeuner<br />

bezeichneten Sinti und Roma, sowjetische Kriegsgefangene, Zivilisten<br />

aus fast allen europäischen Ländern, besonders Polen, Russen und Serben,<br />

weltanschauliche und politische Gegner und Widerstandskämpfer.<br />

In den besetzten Gebieten Osteuropas ließ <strong>die</strong> deutsche Führung Millionen<br />

Menschen bewusst verhungern. Auch Gruppen, <strong>die</strong> dem Menschenbild<br />

der nationalsozialistischen Machthaber nicht entsprachen,<br />

wie Behinderte und Homosexuelle, wurden Opfer des Terrors.<br />

Orte des Mordens waren <strong>die</strong> Gaskammern in den Todeslagern, unzählige<br />

Erschießungsgruben in polnischen, litauischen und lettischen,<br />

rumänischen, weißrussischen und ukrainischen Wäldern sowie hunderte<br />

von abgesperrten Ghettobezirken. In Deportationszügen und<br />

mobilen Gaswagen, bei Pogromen und »Vergeltungsaktionen«, in<br />

Konzentrations- und Zwangsarbeitslagern kamen Millionen Menschen<br />

gewaltsam zu Tode.<br />

Gedenkstättenportal (Foyer 5)<br />

Im Bundestagsbeschluss vom 25. Juni 1999 heißt es, der Ort der Information<br />

soll über <strong>die</strong> zu ehrenden Opfer informieren und auf <strong>die</strong><br />

authentischen Stätten des Gedenkens verweisen. Das interaktive<br />

Gedenkstättenportal und <strong>die</strong> Fotocollagen auf einer Glaswand sowie<br />

am Ausgang geben den Besuchern einen Einblick in <strong>die</strong> Vielfalt der<br />

europäischen Gedenk- und Erinnerungskultur. Das Informationsangebot<br />

nimmt Bezug auf alle Opfer nationalsozialistischer Verfolgung.<br />

Mit Hilfe der Datenbank können Besucher selbständig nach Gedenkstätten,<br />

Denkmälern, Forschungseinrichtungen und Museen in ganz<br />

Europa recherchieren. Als Navigationselemente stehen ihnen eine<br />

interaktive Europakarte, eine Diashow und ein Ortsindex zur Verfügung.<br />

Neben Informationen zur Geschichte des historischen Orts<br />

und der späteren Gedenkstätte erhalten sie vielfältige Hinweise, <strong>die</strong><br />

ihnen <strong>für</strong> einen zukünftigen Besuch der verschiedenen Einrichtungen<br />

hilfreich sein können.


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

24<br />

Die Gedenkblätter aus Yad Vashem (6)<br />

Für eine vertiefende und individuelle Nachforschung stellt <strong>die</strong> Gedenkstätte<br />

Yad Vashem in Israel ihre Namenssammlung von während<br />

des Holocaust <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> zur Verfügung. Diese wird<br />

den Ausstellungsbesuchern im Foyerbereich 3 als Datenbank zugänglich<br />

gemacht.<br />

In den letzten 50 Jahren hat Yad Vashem etwa drei Millionen Namen<br />

gesammelt. Auf einzelnen Seiten, den »Pages of Testimony«, haben<br />

Überlebende Zeugnis von Verschwundenen und Ermordeten abgelegt.<br />

Diese Dokumente, manche mit Fotos versehen, halten <strong>die</strong> Erinnerung<br />

an <strong>die</strong> Opfer wach und werden in der Halle der Namen, der<br />

»Hall of Names«, aufbewahrt. In einer »gänzlich unselbstverständlichen<br />

Geste« (Wolfgang Thierse) hat Yad Vashem zugesagt, <strong>die</strong>se<br />

Datenbank der <strong>Stiftung</strong> <strong>für</strong> den Raum der Namen im Ort der Information<br />

zur Verfügung zu stellen.<br />

Die Terminals in <strong>die</strong>sem Ausstellungsbereich ermöglichen den Besuchern,<br />

in der Datenbank der Namen von Yad Vashem zu recherchieren.<br />

Eine Guided Tour gibt Auskunft über <strong>die</strong> Funktionsweisen<br />

der Datenbank. Wenn man auf den Menüpunkt »Namen Suchen«<br />

klickt, kann man direkt einen Namen oder nur einen Ort des eigenen<br />

Interesses eingeben. Gleichzeitig können Besucher des Orts der<br />

Information einige Lebensläufe in der Datenbank unter dem Menüpunkt<br />

»Die Geschichte hinter den Namen« abrufen.<br />

Videoarchiv »Sprechen trotz allem« (7)<br />

Das Archiv im Ort der Information ermöglicht, mehr als 70 Jahre<br />

nach den nationalsozialistischen Massenmorden an den europäischen<br />

<strong>Juden</strong>, den Erfahrungen der Überlebenden zu begegnen und<br />

ihren Erinnerungen zuzuhören. In der ergänzenden Präsentation<br />

zur unterirdischen Ausstellung des <strong>Denkmal</strong>s <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong><br />

<strong>Europas</strong> sind aktuell über 150 Interviews in zehn verschiedenen<br />

Sprachen zugänglich. Das Archiv wird fortlaufend um weitere Zeugnisse<br />

ergänzt.<br />

Entstanden sind <strong>die</strong> Interviews seit den 1970er Jahren <strong>für</strong> das<br />

»Fortunoff Video Archive for Holocaust Testimonies« der Yale University.<br />

Im Rahmen eines von der Bundeskulturstiftung geförderten<br />

Kooperationsprojektes werden <strong>die</strong> aufgezeichneten Interviews digitalisiert,<br />

<strong>für</strong> den Ort der Information nutzbar gemacht und gleichzeitig<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Zukunft archivarisch gesichert.<br />

Die Interviews sind über kurze biografische und thematische Zusammenstellungen<br />

zugänglich. Jede Videoaufnahme ist zudem über<br />

Abschriften in der Originalsprache und auf Deutsch sowie über ein<br />

Schlagwortverzeichnis erschließbar.


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

25<br />

Gedenkbuch des Bundesarchivs (6)<br />

Seit Januar 2008 steht im hinteren Bereich des Yad Vashem-Foyers <strong>die</strong><br />

Onlineversion des »Gedenkbuch(es) – Opfer der Verfolgung der <strong>Juden</strong><br />

unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland<br />

1933 – 1945« mit über 159.000 Einträgen <strong>für</strong> eine individuelle<br />

Rechereche zur Verfügung. Die Datenbank des Bundesarchivs ermöglicht<br />

den Besuchern, gezielt nach Namen, Wohnorten, Geburts-,<br />

Deportations- und Sterbedaten jüdischer Opfer zu suchen.<br />

Das <strong>Denkmal</strong> in der Diskussion (Eingangsbereich)<br />

Im zentralen Empfangsraum des Orts der Information ist eine Datenbank<br />

eingerichtet, an der sich <strong>die</strong> Besucher über <strong>die</strong> lange Vorgeschichte<br />

des <strong>Denkmal</strong>projekts und <strong>die</strong> Debatten während der Planungs-<br />

und Bauzeit informieren können. Diese Datenbank enthält<br />

u. a. eine Auswahl von über 500 Presseartikeln zu allen wichtigen<br />

Etappen des Projekts und weitere wichtige Dokumente wie den ersten<br />

Aufruf der Initiative um <strong>die</strong> Publizistin Lea Rosh, auf <strong>die</strong> das<br />

<strong>Denkmal</strong> zurückzuführen ist, sowie eine Chronik der Jahre 1988 bis<br />

2005. Die Datenbank informiert aber auch über weitere Entwürfe<br />

aus den zwei Ideenwettbewerben, <strong>die</strong> ebenfalls zur Diskussion standen,<br />

sowie über <strong>die</strong> Bundestagsdebatte von 1999, <strong>die</strong> mit einem<br />

klaren Votum zum Bau des <strong>Denkmal</strong>s endete. Mit <strong>die</strong>ser Datenbank,<br />

<strong>die</strong> aufgrund eines Beschlusses des Kuratoriums der <strong>Stiftung</strong> eingerichtet<br />

wurde, erhält der Besucher auch einen Eindruck von der<br />

Ernsthaftigkeit und Vielfalt der Problemstellungen, <strong>die</strong> bei der Realisierung<br />

<strong>die</strong>ses Projektes zu klären waren.


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

26<br />

Lageplan Ort der Information<br />

0 Auftakt<br />

1 Raum der Dimensionen<br />

2 Raum der Familien<br />

3 Raum der Namen<br />

4 Raum der Orte<br />

5 Gedenkstättenportal<br />

6 Yad-Vashem-Portal<br />

6 Onlineportal des Bundesarchivs<br />

7 Videoarchiv<br />

8 Information / Garderobe / Audioführung<br />

9 Buchladen<br />

10 Aufzug<br />

11 Toiletten


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

27<br />

Impressum der Ausstellung<br />

Geschäftsführung der <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

<strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> (www.stiftung-denkmal.de)<br />

und V. i. S. d. P.: Uwe Neumärker<br />

1. Mitarbeiter der <strong>Stiftung</strong><br />

Dr. Hans-Erhard Haverkampf: Geschäftsführung (April 2004 - August 2005)<br />

Prof. Dr. Sibylle Quack: Geschäftsführung (bis März 2004)<br />

Dr. Günter Schlusche: Koordination Bau (bis November 2005)<br />

Dr. Ulrich Baumann: Raum der Familien, Überblickstexte Foyers 1 und 2<br />

Eva Brücker: Raum der Dimensionen, Bildfolge Foyers 1 und 2, Gedenkstättenportal<br />

Stefanie Fischer: Museumspäd. Konzept, Rechteeinholung (bis Juni 2005)<br />

Dr. Barbara Köster: Leiterin des Besucherservice und der Museumspädagogik (seit<br />

Januar 2006)<br />

Dr. Jürgen Lillteicher: Raum der Namen, Gedenkstättenportal (bis Mai 2006)<br />

Uta Fröhlich: Raum der Namen (seit Juli 2006)<br />

Uwe Neumärker: Geschäftsführung (seit September 2005), Raum der Orte, Presseund<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Uwe Seemann: IT-Manager<br />

2. Beratende Gremien (2000 - 2005)<br />

Expertenkommission, AG »Ort der Information« und AG »Gestaltung«:<br />

Prof. Dr. Aleida Assmann, Prof. Dr. Wolfgang Benz, Prof. Dr. Ulrich Herbert, Prof. Dr.<br />

Eberhard Jäckel, Dr. Salomon Korn, Dr. Andreas Nachama, Prof. Dr. Sibylle Quack,<br />

Prof. Dr. Monika Richarz, Richard Rosson, Prof. Dr. Reinhard Rürup, Dr. Günter<br />

Schlusche, Prof. Dr. Peter Steinbach, Prof. Dr. Christoph Stölzl, Dagmar von Wilcken<br />

Beirat: Prof. Max Bächer, Prof. Dr. Wolfgang Benz, Prof. Dr. Wacław Długoborski,<br />

Günter Dworek, Prof. Dr. Bernd Faulenbach, Dr. Detlef Garbe, Dr. Norbert Kampe,<br />

Dr. Adam König, Sonja Lahnstein-Kandel, Margret Hamm, Prof. Dr. Manfred<br />

Messerschmidt, Prof. Dr. Horst Möller, Jörg Skriebeleit, Dr. Hans-Jochen Vogel<br />

3. Externe Mitarbeiter und beauftragte Firmen<br />

Ausstellungsgestaltung: F217, Dagmar von Wilcken mit Claudia Franke<br />

Multimedia-Hardware: luxoom, PIK<br />

Multimedia-Produktion: MMCD<br />

Lichtplanung: Kardorff Ingenieure, Lichtvision<br />

Akustik: ADA<br />

Ausstellungsbauten: museumstechnik<br />

Vitrinenbau: Ausstellungsmanufaktur Hertzer<br />

Fotodruck (Ausstellung): PPS Farbfotocenter<br />

Bildbearbeitung, Satz (Ausstellung): Darius Samek<br />

Siebdruck (Ausstellung): Heerlein<br />

Buch-, Broschüren- und Werbemittelgestaltung: buschfeld.com<br />

Veranstaltungsmanagement und Öffentlichkeitsarbeit: Dr. Hiltgund Jehle<br />

Bildmanagement: Dr. Yara-Colette Lemke Muniz de Faria<br />

Korrektorat: Claudia Allen, Dr. Bettina Hüllen, Almut Otto, Susanne Wind<br />

Übersetzungen: Toby Axelrod, James Taylor, Bill Templer<br />

Englische Redaktion: Prof. Richard Bessel<br />

4. Studentische Hilfskräfte und Praktikanten (2000 - 2005)<br />

Axel Bangert, Ulrike Bär, Henry Becker, Anne Bobzin, Martin Both, Adamo Cicchi,<br />

Katharina Christoffers, Rebecca Denz, Markus Falk, Diana Fisch, Katharina Friedla,<br />

Lukas Imhof, Florian Kemmelmeier, Anna Kleynman, Viktor Kucharski, Jana Mechelhoff-<br />

Herezi, Ulrike Möller, Joanna Nalewajka, Doron Oberhand, Marino Otté, Katarzyna<br />

Pawlak, Daniel Ratner, Grzegorz Rossolinski, Anke Schmidt-Peter, Alexander Sewohl,<br />

Kim Wünschmann


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

28<br />

2.2. <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> im Nationalsozialismus<br />

verfolgten Homosexuellen<br />

Das <strong>Denkmal</strong> wurde von Michael Elmgreen und Ingar Dragset entworfen.<br />

Die Künstler haben dabei <strong>die</strong> Formensprache des Holocaust-<strong>Denkmal</strong>s<br />

aufgegriffen und durch ein zusätzliches Element<br />

ergänzt: In einer Fensteröffnung ist ein Film mit einer Kuss-Szene zu<br />

betrachten. Das <strong>Denkmal</strong> soll <strong>die</strong> homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus<br />

ehren und zugleich »ein beständiges Zeichen gegen<br />

Intoleranz, Feindseligkeit und Ausgrenzung gegenüber Schwulen<br />

und Lesben setzen«.<br />

Das <strong>Denkmal</strong> wurde auf Beschluss des Deutschen Bundestages gebaut<br />

und am 27. Mai 2008 der Öffentlichkeit übergeben. Initiatoren<br />

waren <strong>die</strong> Initiative »Der homosexuellen NS-Opfer gedenken« sowie<br />

der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD).<br />

Öffnungszeiten: Das <strong>Denkmal</strong> ist Tag und Nacht frei zugänglich.<br />

Lage: Tiergarten, gegenüber dem Holocaustdenkmal/Ebertstraße,<br />

10117 Berlin<br />

Unterdrückung, Verfolgung, Ermordung<br />

Im nationalsozialistischen Deutschland fand eine Homosexuellen-<br />

Verfolgung ohnegleichen in der Geschichte statt. 1935 ordneten <strong>die</strong><br />

Nationalsozialisten <strong>die</strong> umfassende Kriminalisierung männlicher Homosexualität<br />

an. Dazu wurden <strong>die</strong> im § 175 des Strafgesetzbuches<br />

vorgesehenen Bestimmungen gegen homosexuelles Verhalten erheblich<br />

verschärft und ausgeweitet. Bereits ein Kuss unter Männern<br />

konnte nun zu Verfolgung führen. § 175 bedeutete Gefängnis oder<br />

Zuchthaus. Es gab über 50.000 Verurteilungen. Teilweise konnten<br />

<strong>die</strong> NS-Behörden <strong>die</strong> Kastration Verurteilter erzwingen. Mehrere<br />

tausend Schwule wurden wegen ihrer Homosexualität in Konzentrationslager<br />

verschleppt. Ein großer Teil von ihnen überlebte <strong>die</strong><br />

Lager nicht. Sie starben aufgrund von Hunger, Krankheiten und<br />

Misshandlungen oder wurden Opfer gezielter Mordaktionen.<br />

Die Nationalsozialisten haben <strong>die</strong> Lebenswelten von Schwulen<br />

und Lesben zerschlagen. Weibliche Homosexualität wurde – außer<br />

im annektierten Österreich – nicht strafrechtlich verfolgt. Sie galt<br />

den Nationalsozialisten als weniger bedrohlich. Gerieten lesbische<br />

Frauen dennoch in Konflikt mit dem Regime, waren auch sie Repressionen<br />

ausgesetzt. Schwule und Lesben lebten in der NS-Zeit eingeschüchtert<br />

und unter stetem Zwang zur Tarnung. Lange Zeit blieben<br />

<strong>die</strong> homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus aus der Gedenkkultur<br />

ausgeschlossen – in der Bundesrepublik wie in der DDR. Hier<br />

wie dort wurden Schwule lange Zeit weiter strafrechtlich verfolgt.<br />

In der Bundesrepublik Deutschland galt der § 175 unverändert bis<br />

1969 fort.<br />

Aus seiner Geschichte heraus hat Deutschland eine besondere Verantwortung,<br />

Menschenrechtsverletzungen gegenüber Schwulen<br />

und Lesben entschieden entgegenzutreten. In vielen Teilen <strong>die</strong>ser<br />

Welt werden Menschen wegen ihrer sexuellen Identität heute noch<br />

verfolgt, ist homosexuelle Liebe strafbar und kann ein Kuss Gefahr<br />

bedeuten.


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

29<br />

Geschichte des <strong>Denkmal</strong>s<br />

1992/1993<br />

Im Zusammenhang mit der Diskussion um das <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong><br />

<strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> gibt es erste Forderungen und Aktionen<br />

zugunsten eines nationalen Gedenkorts <strong>für</strong> <strong>die</strong> im Nationalsozialismus<br />

verfolgten Homosexuellen.<br />

1995<br />

Veröffentlichung der Denkschrift »Der homosexuellen NS-Opfer gedenken«.<br />

25. Juni 1999<br />

Beschluss des Bundestags zur Errichtung des <strong>Denkmal</strong>s <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong><br />

<strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> – verbunden mit der Verpflichtung, »der<br />

anderen Opfer des Nationalsozialismus würdig zu gedenken«.<br />

3. Mai 2001<br />

Gemeinsamer Aufruf der Initiative »Der homosexuellen NS-Opfer<br />

gedenken« sowie des Lesben- und Schwulenverbandes in Deutschland<br />

(LSVD) <strong>für</strong> »ein <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> im Nationalsozialismus verfolgten<br />

Homosexuellen«, der u. a. <strong>die</strong> Unterstützung von Paul Spiegel,<br />

Romani Rose, Günter Grass, Christa Wolf und Lea Rosh gewinnt.<br />

17. Mai 2002<br />

Der Bundestag beschließt <strong>die</strong> gesetzliche Rehabilitierung der Opfer<br />

des § 175 im Nationalsozialismus.<br />

12. Dezember 2003<br />

Beschluss des Deutschen Bundestags <strong>für</strong> den Bau des <strong>Denkmal</strong>s.<br />

2005/2006<br />

Durchführung des künstlerischen Wettbewerbs zur Gestaltung des<br />

Gedenkorts.<br />

4. Juni 2007<br />

Einigung zwischen der Bundesregierung, den Initiatoren und den<br />

Künstlern Elmgreen & Dragset auf Weiterentwicklung ihres prämierten<br />

Entwurfs.<br />

27. Mai 2008<br />

Übergabe an <strong>die</strong> Öffentlichkeit.<br />

26. Januar 2012<br />

Neuer Film im <strong>Denkmal</strong> (Künstler: Gerald Backhaus, Bernd Fischer<br />

und Ibrahim Gülnar).


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

30<br />

2.3. <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> im Nationalsozialismus <strong>ermordeten</strong><br />

Sinti und Roma<br />

Unter der Herrschaft des Nationalsozialismus wurden von 1933 bis<br />

1945 Hunderttausende Menschen in Deutschland und anderen europäischen<br />

Ländern als »Zigeuner« verfolgt. Die meisten von ihnen<br />

bezeichneten sich selbst nach ihrer jeweiligen Zugehörigkeit zu<br />

verschiedenen Gruppen beispielsweise als Sinti, Roma, Lalleri, Lowara<br />

oder Manusch. Die größten Gruppen in Europa waren <strong>die</strong> Sinti<br />

und Roma. Ziel des nationalsozialistischen Staates und seiner Rassenideologie<br />

war <strong>die</strong> Vernichtung <strong>die</strong>ser Minderheit: Kinder, Frauen<br />

und Männer wurden verschleppt und an ihren Heimatorten oder in<br />

Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslagern ermordet. Von<br />

Verfolgungsmaßnahmen betroffen waren auch Angehörige der eigenständigen<br />

Opfergruppe der Jenischen und andere Fahrende.<br />

1992 beschloss <strong>die</strong> Bundesregierung <strong>die</strong> Errichtung eines nationalen<br />

<strong>Denkmal</strong>s in Erinnerung an <strong>die</strong> Ermordung der als »Zigeuner«<br />

verfolgten europäischen Sinti und Roma.<br />

Das <strong>Denkmal</strong> des Künstlers Dani Karavan besteht aus einem Brunnen<br />

mit einer versenkbaren Stele, auf der täglich eine frische Blume<br />

liegt. Darüber hinaus informieren Tafeln über Ausgrenzung und<br />

Massenmord an <strong>die</strong>ser Minderheit während der nationalsozialistischen<br />

Terrorherrschaft.<br />

Das <strong>Denkmal</strong> wurde am 24. Oktober 2012 feierlich eröffnet.<br />

Öffnungszeiten: Das <strong>Denkmal</strong> ist Tag und Nacht frei zugänglich<br />

Lage: Simsonweg/Scheidemannstraße – zwischen Brandenburger<br />

Tor und Reichstagsgebäude, 10117 Berlin<br />

Chronologie des Völkermords an den Sinti und Roma<br />

1933<br />

Sinti und Roma werden verschärft diskriminiert, zunehmend entrechtet<br />

und aus dem gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen. Es<br />

erfolgen erste Einweisungen in Konzentrationslager und ab 1934<br />

Zwangssterilisationen. 1935 In vielen Städten des Deutschen Reiches<br />

werden Zwangslager eingerichtet. In Berlin werden Hunderte<br />

Menschen zwei Wochen vor der Eröffnung der Olympischen Spiele<br />

1936 in ein solches Lager im Stadtteil Marzahn eingewiesen. Die Lager<br />

<strong>die</strong>nen der Konzentration, Festsetzung und Erfassung, der Isolierung<br />

sowie der Rekrutierung zur Zwangsarbeit.<br />

1936<br />

Nach den »Nürnberger Rassengesetzen« (1935) verfügt Reichsinnenminister<br />

Wilhelm Frick im Januar 1936: »Zu den artfremden<br />

Rassen gehören alle anderen Rassen, das sind in Europa außer den<br />

<strong>Juden</strong> regelmäßig nur <strong>die</strong> Zigeuner.« Auf <strong>die</strong>ser Basis wird ein rassistisches<br />

Sonderrecht etabliert, das <strong>für</strong> <strong>die</strong> Betroffenen unter anderem<br />

Eheverbote sowie Ausschluss aus Berufen oder der Wehrmacht<br />

bedeutete.


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

31<br />

1938<br />

Über 2.000 Sinti und Roma aus Deutschland und Österreich, darunter<br />

Kinder ab zwölf Jahren, werden bis 1939 nach Dachau, Buchenwald,<br />

Sachsenhausen, Ravensbrück, Mauthausen und in andere Konzentrationslager<br />

verschleppt. Auf Weisung des »Reichsführers SS und<br />

Chefs der deutschen Polizei«, Heinrich Himmler, wird in Berlin beim<br />

Reichskriminalpolizeiamt eine zentrale Stelle eingerichtet, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

Erfassung und Verfolgung der Sinti und Roma steuert und koordiniert.<br />

Im Dezember ergeht ein grundlegender Erlass Himmlers, »<strong>die</strong><br />

Regelung der Zigeunerfrage aus dem Wesen <strong>die</strong>ser Rasse heraus<br />

in Angriff zu nehmen«, mit dem Ziel der »endgültigen Lösung der<br />

Zigeunerfrage«. Die mit der Erfassung beauftragte »Rassenhygienische<br />

Forschungsstelle« fertigt bis Kriegsende nahezu 24.000 »rassenkundliche<br />

Gutachten« an, <strong>die</strong> eine wesentliche Grundlage <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Deportationen in Vernichtungslager bilden.<br />

1939<br />

Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges plant das <strong>für</strong> <strong>die</strong> Organisation<br />

des Völkermordes federführende »Reichssicherheitshauptamt»,<br />

alle als »Zigeuner« erfassten Menschen zu deportieren. Zur Vorbereitung<br />

von Deportationen verfügt es, allen Betroffenen »<strong>die</strong> Auflage<br />

zu erteilen, ihren Wohnsitz oder ihren jetzigen Aufenthalt bis auf<br />

weiteres nicht zu verlassen«.<br />

1939<br />

Auf Befehl Himmlers beginnen <strong>die</strong> Deportationen ganzer Familien<br />

aus Deutschland in das besetzte Polen: »Der erste Transport von Zigeunern<br />

nach dem Generalgouvernement wird Mitte Mai in Stärke<br />

von 2.500 Personen […] in Marsch gesetzt werden.« In Lagern,<br />

später auch in Ghettos, müssen sie unter grausamen Bedingungen<br />

Zwangsarbeit leisten.Vielerorts unterliegen Sinti und Roma einer<br />

Kennzeichnung durch Sonderausweise oder Armbinden mit der<br />

Aufschrift »Z«.<br />

1941<br />

In der besetzten Sowjetunion und in den anderen besetzten Gebieten<br />

Ost- und Südosteuropas beginnen systematische Massenerschießungen<br />

von Roma. So meldet eine »Einsatzgruppe der Sicherheitspolizei<br />

und des Sicherheits<strong>die</strong>nstes der SS« von der Krim:<br />

»Zigeunerfrage bereinigt.« Aus dem österreichischen Burgenland<br />

werden etwa 5.000 Roma und Sinti in das Getto Litzmannstadt<br />

(Łódź) im besetzten Polen deportiert – über 600 von ihnen sterben<br />

dort. Die Überlebenden werden im Januar 1942 im Vernichtungslager<br />

Kulmhof (Chełmno) in Vergasungswagen ermordet.<br />

1942<br />

Nach einer Besprechung mit Reichspropagandaminister Joseph<br />

Goebbels über <strong>die</strong> Auslieferung von Justizgefangenen an <strong>die</strong> SS<br />

protokolliert Reichsjustizminister Otto Georg Thierack, dass »<strong>Juden</strong><br />

und Zigeuner schlechthin […] vernichtet werden sollen. Der Gedanke<br />

der Vernichtung durch Arbeit sei der beste«.


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

32<br />

1943<br />

Auf der Grundlage eines Erlasses von Heinrich Himmler vom<br />

16. Dezember 1942 beginnen ab Februar <strong>die</strong> Deportationen von<br />

rund 23.000 Sinti und Roma aus fast ganz Europa. Ziel der Transporte<br />

ist ein von der SS als »Zigeunerlager« bezeichneter Abschnitt<br />

von Auschwitz-Birkenau. Innerhalb weniger Monate sterben <strong>die</strong><br />

meisten von ihnen an Hunger, Seuchen oder durch Gewalttaten der<br />

SS. Den Experimenten des dortigen SS-Lagerarztes Josef Mengele<br />

fallen zahlreiche Kinder zum Opfer.<br />

1944<br />

Am 16. Mai leisten viele der im »Zigeunerlager« in Auschwitz noch<br />

lebenden 6.000 Gefangenen Widerstand gegen ihre drohende Ermordung.<br />

Etwa <strong>die</strong> Hälfte von ihnen wird zur Zwangsarbeit in andere<br />

Konzentrationslager deportiert. Die letzten 2.897 Überlebenden<br />

– meist Kinder, Frauen und Alte – werden in der Nacht vom 2. auf<br />

den 3. August in den Gaskammern ermordet.<br />

1945<br />

Die Anzahl der als »Zigeuner« verfolgten Menschen, <strong>die</strong> im nationalsozialistischen<br />

Herrschaftsbereich dem Völkermord zum Opfer<br />

fielen, wird sich wohl nie genau bestimmen lassen. Schätzungen<br />

reichen bis zu 500.000 <strong>ermordeten</strong> Männern, Frauen und Kindern.


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

33<br />

2.4. Gedenk- und Informationsort <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Opfer der nationalsozialistischen »Euthanasie«-<br />

Morde<br />

In der Berliner Tiergartenstraße 4 befand sich ab April 1940 <strong>die</strong> Zentrale<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Organisation, <strong>die</strong> unter dem Decknamen »T 4« – oder<br />

schlicht »Aktion« – den Massenmord an Patienten aus Heil- und<br />

Pflegeanstalten im Deutschen Reich initiierte, koordinierte und<br />

durchführte. Über 70.000 Menschen fielen ihm zum Opfer, bis <strong>die</strong><br />

Aktion am 24. August 1941 aufgrund öffentlicher Unruhe unterbrochen<br />

wurde. Das Morden begann bereits mit Kriegsbeginn im September<br />

1939 und wurde sowohl nach dem »Euthanasiestopp« im<br />

August 1941 als auch mit dem Angriff auf <strong>die</strong> Sowjetunion im Juni<br />

1941 im gesamten Deutschen Reich und in vielen besetzten Gebieten,<br />

insbesondere im Osten, fortgesetzt. Die Erfassung, »Selektion«<br />

und Tötung der Anstaltspatienten war <strong>die</strong> erste zentral organisierte<br />

und systematische Massenvernichtung von Menschen durch <strong>die</strong><br />

Nationalsozialisten. Dabei stellt »T 4« nur einen Teilkomplex des Gesamtverbrechens<br />

gegen Anstaltsbewohner dar. Die Forschung geht<br />

derzeit von insgesamt 300.000 Opfern des sogenannten Euthanasie-Programms<br />

in Europa aus. Allerdings liegen verlässliche Zahlen<br />

insbesondere <strong>für</strong> Osteuropa noch nicht vor.<br />

10. November 2011<br />

Der Deutsche Bundestag fasst den Beschluss, einen »Gedenkort <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Opfer der NS-›Euthanasie‹-Morde« zu errichten. Daraufhin hatte<br />

das Land Berlin, gemeinsam mit der Fachkommission »Kunst im<br />

Stadtraum«, der Senatsverwaltung <strong>für</strong> Stadtentwicklung und Umwelt<br />

sowie dem Beauftragten der Bundesregierung <strong>für</strong> Kultur und<br />

Me<strong>die</strong>n, einen Gestaltungswettbewerb »Gedenk- und Informationsort<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Opfer der nationalsozialistischen ›Euthanasie‹-Morde am<br />

Ort der Planungszentrale, Tiergartenstraße 4 in Berlin« ausgeschrieben.<br />

Die Aufgabe des Gestaltungswettbewerbs bestand darin, am historischen<br />

Ort der Planungszentrale über <strong>die</strong> nationalsozialistischen<br />

Krankenmorde, Zwangssterilisationen und andere damit zusammenhängende<br />

Verbrechen zu informieren. Es soll ein Gedenkort<br />

in künstlerisch zeitgenössischer Form entstehen. Am Wettbewerb<br />

beteiligten sich 28 Arbeitsgemeinschaften aus Künstlern und Landschaftsarchitekten.<br />

23. November 2012<br />

Das Preisgericht unter Vorsitz von Prof. Donata Valentien hat den<br />

Entwurf der Architektin Ursula Wilms sowie der Landschaftsgestalter<br />

Nikolaus Koliusis und Heinz W. Hallmann zur Realisierung empfohlen.<br />

Das Konzept der Berliner Arbeitsgemeinschaft sieht vor,<br />

auf einer zur Mitte leicht geneigten dunklen Fläche aus anthrazitgefärbtem<br />

Betonbelag eine transparente hellblaue 30 Meter lange<br />

Glaswand zu setzen.<br />

8. Juli 2013<br />

Kulturstaatsminister Bernd Neumann vollzieht symbolisch den


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

34<br />

Baustart des Gedenk- und Informationsortes <strong>für</strong> <strong>die</strong> Opfer der nationalsozialistischen<br />

»Euthanasie«-Morde am Ort der Planungszentrale,<br />

Tiergartenstraße 4 in Berlin. Bei der Veranstaltung am<br />

zukünftigen Standort des Erinnerungszeichens sprachen neben<br />

Staatsminister Bernd Neumann auch <strong>die</strong> Berliner Senatorin <strong>für</strong> Arbeit,<br />

Integration und Frauen, Dilek Kolat, und Sigrid Falkenstein, Initiatorin<br />

des Runden Tisches Ȇberlegungen zum Umgestaltung des<br />

›T4‹-Gedenkortes«. Die Eröffnung des Gedenk- und Informationsortes<br />

ist <strong>für</strong> Herbst 2014 geplant.<br />

Für <strong>die</strong> Umsetzung des Vorhabens stehen der unbebaute Teil des<br />

Grundstücks »Tiergartenstraße 4«, nördlich der Philharmonie, sowie<br />

finanzielle Mittel des Beauftragten der Bundesregierung <strong>für</strong> Kultur<br />

und Me<strong>die</strong>n von insgesamt 500.000 Euro zur Verfügung. An der Planung<br />

und Umsetzung ist <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong><br />

<strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> unter Einbeziehung der <strong>Stiftung</strong> Topographie des<br />

Terrors beteiligt.<br />

Lage: Tiergartenstraße 4, 10785 Berlin


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

35<br />

2.5. Besucherservice und pädagogische Angebote<br />

Die <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> bietet ein<br />

umfangreiches Programm an. Einzelbesucher können an einer öffentlichen<br />

Führung teilnehmen oder sich den Ort der Information<br />

durch eine Audioführung erschließen.<br />

Besuchergruppen haben <strong>die</strong> Möglichkeit, eine Führung oder einen<br />

Workshop zu buchen.<br />

Lehrerinnen und Lehrern bieten wir pädagogische Materialien zur<br />

Vor- und Nachbereitung an, <strong>die</strong> unter<br />

http://www.stiftung-denkmal.de kostenlos heruntergeladen werden<br />

können.<br />

Informationen und Gruppenanmeldungen<br />

Tel.: 030 – 26 39 43 36 (Mo–Do von 10–16 Uhr, Fr von 10–13 Uhr)<br />

Fax: 030 – 26 39 43 21<br />

E-Mail: besucherservice@stiftung-denkmal.de<br />

ANGEBOTE FÜR BESUCHER<br />

Kostenlose öffentliche Führungen<br />

Dauer: 1,5 Stunden<br />

Samstag: 15 Uhr (Englisch); Sonntag: 15 Uhr (Deutsch)<br />

Preis: kostenlos<br />

Treffpunkt: Fahrstuhl Cora-Berliner-/Ecke Hannah-Arendt-Straße<br />

Teilnehmerzahl: max. 25 Personen<br />

Ohne Anmeldung!<br />

Kostenlose Führungen <strong>für</strong> gehörlose und sehbehinderte Besucher<br />

Dauer: 2 Stunden<br />

Sprache: Deutsch<br />

Preis pro Person: kostenlos<br />

Erhältlich: an der Rezeption im Ort der Information<br />

Hörführung durch <strong>die</strong> Ausstellung<br />

Dauer: ca. 75 Minuten<br />

Sprachen: Deutsch, Englisch, Niederländisch<br />

Preis pro Person: 4 Euro (ermäßigt 2 Euro)<br />

Erhältlich: an der Rezeption im Ort der Information<br />

Audioübersetzung<br />

Dauer: 1,5 Stunden<br />

Sprachen: Französisch, Hebräisch, Italienisch,<br />

Polnisch, Russisch, Spanisch<br />

Preis pro Person: 4 Euro (ermäßigt 2 Euro)<br />

Erhältlich: an der Rezeption im Ort der Information


36<br />

Informationen <strong>für</strong> Besuchergruppen<br />

Gruppenführung<br />

Dauer: 1,5 Stunden; mit Nachgespräch max. 2,5 Stunden<br />

Preis pro Gruppe: 50 Euro (ermäßigt 40 Euro); mit<br />

Nachgespräch 60 Euro (ermäßigt 50 Euro)<br />

Teilnehmer: 25 Personen<br />

Buchung: über den Besucherservice<br />

Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Hebräisch,<br />

Italienisch, Niederländisch, Polnisch, Russisch,<br />

Spanisch und weitere Sprachen auf Anfrage<br />

Stadtspaziergang »Berlin als Erinnerungslandschaft«<br />

Dauer: 3 Stunden<br />

Sprache: Deutsch, Englisch<br />

Preis pro Gruppe: 120 Euro (ermäßigt 85 Euro)<br />

Teilnehmer: max. 25 Personen<br />

Buchung: über den Besucherservice<br />

Einführung ins Videoarchiv<br />

Dauer: 1,5 Stunden<br />

Sprachen: Deutsch, Englisch<br />

Preis pro Gruppe: 55 Euro (ermäßigt 45 Euro)<br />

Teilnehmer: max. 20 Personen<br />

Buchung: über den Besucherservice<br />

ZUSÄTZLICHE ANGEBOTE FÜR SCHULEN<br />

Projekttag Videoarchiv<br />

Gedächtnis in Bewegung: Überlebende des Holocaust<br />

erzählen (Sek. I und II)<br />

Jeweils montags<br />

Dauer: 4,5 Stunden<br />

Preis pro Gruppe: 100 Euro; <strong>für</strong> Berliner Schulen kostenfrei<br />

Teilnehmer: max. 25 Schüler<br />

Buchung: über den Besucherservice<br />

Workshops<br />

Dauer: je 2,5 Stunden<br />

Preis pro Gruppe: 85 Euro<br />

Teilnehmer: max. 25 Schüler<br />

Buchung: über den Besucherservice<br />

Themen:<br />

• Welten entdecken: Fünf Familien und ihre Schicksale (Sek. I)<br />

• Spuren suchen: Tagebücher, Briefe und andere Aufzeichnungen<br />

(Sek. I)<br />

• Warum geschieht <strong>die</strong>s? Ausgrenzung, Entrechtung<br />

und Ermordung (Sek. I)<br />

• Mit Worten, Bildern und Papier: Selbst<br />

ein <strong>Denkmal</strong> gestalten (Sek. I)<br />

• Verbotene Liebe – Homosexuellenverfolgung<br />

im Nationalsozialismus (Sek. I und II)


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

37<br />

• Die Verfolgung der Sinti und Roma – ein Workshop<br />

mit Zeitzeugen-Interviews (Sek. I und II)<br />

• Treblinka, Babij Jar und Auschwitz: Wege in den Tod (Sek. II)<br />

• Mendel Grossmann fotografiert: (Familien-)Leben<br />

im Ghetto Lodz (Sek. II)<br />

• »<strong>Denkmal</strong> und Gedächtnis« (Sek. II)<br />

MSA und Abitur<br />

Berliner Schüler können mit unserer Unterstützung ihre Präsentationsprüfungen<br />

im Rahmen des Mittleren Schulabschlusses und des<br />

Abiturs vorbereiten.<br />

Am Angebot interessierte Schulen können über den Besucherservice<br />

kostenlose Einführungsveranstaltungen buchen.<br />

WICHTIGE HINWEISE<br />

Treffpunkt <strong>für</strong> Gruppenführungen<br />

Treffpunkt <strong>für</strong> Gruppenführungen ist der Fahrstuhl Cora-Berliner-/<br />

Ecke Hannah-Arendt-Straße. Aus Sicherheitsgründen können wir den<br />

Einlass in den Ort der Information nur nach einer Sicherheitskontrolle<br />

gewähren. Die Garderobe befindet sich im Ort der Information.<br />

Ermäßigungen<br />

Den ermäßigten Tarif erhalten unter Vorlage des entsprechenden<br />

Nachweises Schüler, Auszubildende, Studenten, BFDler, FSJler,<br />

FÖJler, Schwerbehinderte, Arbeitslose, Empfänger von ALG II und<br />

Sozialhilfeempfänger und Ruheständler.<br />

Familien und Kinder<br />

Für Familien mit Kleinkindern steht in der Behindertentoilette ein<br />

Wickeltisch zur Verfügung. An der Rezeption können <strong>für</strong> <strong>die</strong> Dauer<br />

des Besuchs Kinderwagen entliehen werden. Grundsätzlich empfiehlt<br />

<strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> den<br />

Besuch des Orts der Information erst ab dem 14. Lebensjahr.<br />

Internationale Gäste<br />

Führungen werden von unserem qualifizierten Führungspersonal in<br />

zahlreichen Sprachen durchgeführt: Bosnisch, Bulgarisch, Dänisch,<br />

Deutsch, Englisch, Französisch, Hebräisch, Italienisch, Kroatisch,<br />

Mazedonisch, Niederländisch, Norwegisch, Polnisch, Portugiesisch,<br />

Russisch, Serbokroatisch, Spanisch, Tschechisch und Ungarisch.


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

38<br />

GÄSTE MIT BESONDEREN BEDÜRFNISSEN<br />

Behindertenparkplätze<br />

Schwerbehinderten Besuchern stehen vier gekennzeichnete Behindertenparkplätze<br />

in der Cora-Berliner-Straße zur Verfügung.<br />

Fahrstuhl<br />

Der Ort der Information ist über einen Fahrstuhl in der Cora-Berliner-<br />

Straße erreichbar.<br />

Gehbehinderte Besucher und Rollstuhlfahrer<br />

Der Ort der Information ist <strong>für</strong> Rollstuhlfahrer barrierefrei zugänglich.<br />

An der Rezeption im Ort der Information können Rollstühle<br />

<strong>für</strong> ältere und gehbehinderte Besucher <strong>für</strong> <strong>die</strong> Dauer des Besuchs<br />

ausgeliehen werden.<br />

Sehbehinderte und gehörlose Besucher<br />

Für sehbehinderte und gehörlose Besucher steht eine spezielle<br />

Hör- bzw. Videoführung in Gebärdensprache zur Verfügung. An der<br />

Rezeption sind ein taktiler Übersichtsplan des Orts der Information<br />

sowie ein Faltblatt mit Informationen zum <strong>Denkmal</strong> in Brailleschrift<br />

erhältlich. Blindenhunde und Behindertenbegleithunde sind im Ort<br />

der Information erlaubt.<br />

Behindertengerechtes WC<br />

Im Ort der Information befindet sich ein behindertengerechtes WC.<br />

REISEGRUPPEN<br />

Reisebusse<br />

Reisebusse können zum Ein- und Aussteigen der Besucher auf den<br />

markierten Stellflächen in der Hannah-Arendt-Straße halten. Zum<br />

Parken der Reisebusse nutzen Sie bitte <strong>die</strong> vorgesehenen Parkplätze<br />

in der Straße des 17. Juni (beide Straßenseiten zwischen Brandenburger<br />

Tor und Sowjetischem Ehrenmal).<br />

Externe Reiseführer / Stadtführer und Lehrer<br />

Führungen durch den Ort der Information von externen Reise- bzw.<br />

Stadtführern und Lehrern sind in der Ausstellung nicht erwünscht.<br />

Wir bitten um Ihr Verständnis. Zur Beantwortung von Fragen stehen<br />

Ihnen während des individuellen Rundgangs Besucherbetreuer zur<br />

Verfügung.


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

39<br />

ANFAHRTSWEGE<br />

Vom Brandenburger Tor<br />

Vom Brandenburger Tor aus erreicht man das <strong>Denkmal</strong>gelände über<br />

<strong>die</strong> Ebertstraße. Sie führt westlich vom Platz des 18. März, in südlicher<br />

Richtung zum Potsdamer Platz. Direkt an der Ebertstraße liegt<br />

das <strong>Denkmal</strong>gelände.<br />

Vom Potsdamer Platz<br />

Vom Potsdamer Platz kommend, folgt man der Ebertstraße in Richtung<br />

Brandenburger Tor und Reichstagsgebäude. Vor dem Stelenfeld<br />

folgt man rechts der Hannah-Arendt-Straße bis zur Cora-Berliner-Straße,<br />

wo sich der unterirdische Ort der Information befindet.<br />

ÖFFENTLICHER NAHVERKEHR<br />

Bus<br />

100, S+U Brandenburger Tor<br />

200, Behrenstraße / Wilhelmstraße oder Potsdamer Platz<br />

347, Potsdamer Platz<br />

TXL, S+U Brandenburger Tor<br />

M 48, Potsdamer Platz<br />

M 85, Eberstraße<br />

S-Bahn<br />

S1, S2, S25, Brandenburger Tor oder Potsdamer Platz<br />

U-Bahn<br />

U2, Potsdamer Platz oder Mohrenstraße


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

40<br />

2.6. Ausstellungen<br />

Wanderausstellung<br />

»›Was damals Recht war ...‹ – Soldaten und Zivilisten vor Gerichten<br />

der Wehrmacht«<br />

In Kooperation mit der <strong>Stiftung</strong> Sächsische Gedenkstätten, der Gedenkstätte<br />

Deutscher Widerstand und der Bundesvereinigung Opfer<br />

der NS-Militärjustiz e. V. hat <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> eine Wanderausstellung zur<br />

NS-Militärjustiz erarbeitet. Die Ausstellung informiert über Unrecht<br />

und Willkür der NS-Militärjustiz und <strong>die</strong>nt der gesellschaftlichen<br />

Verankerung der erst im Jahr 2002 erfolgten rechtlichen Rehabilitierung<br />

ihrer Opfer. Sie wird vom Bundesbeauftragten <strong>für</strong> Kultur und<br />

Me<strong>die</strong>n finanziert.<br />

Im Zentrum der Präsentation stehen Fallgeschichten, bei denen es<br />

nicht nur um Personen geht, <strong>die</strong> als Deserteure abgeurteilt wurden,<br />

sondern auch um so genannte Wehrkraftzersetzer und Volksschädlinge.<br />

Darüber hinaus werden Biografien von Angehörigen des Widerstandes<br />

in besetzten europäischen Ländern dargestellt. Insgesamt<br />

wurden mindestens 22.000 Menschen hingerichtet, unzählige<br />

andere starben in Lagern oder in Strafeinheiten. Die Fallgeschichten<br />

sind in Überblicksdarstellungen zur Geschichte der deutschen Militärjustiz<br />

bis 1933 eingebettet. Der Schluss der Ausstellung fokussiert<br />

<strong>die</strong> Ausgrenzung und Nichtachtung überlebender Justizopfer<br />

in den beiden deutschen Nachkriegsstaaten.<br />

Nach der Auftaktpräsentation in der Berliner St. Johannes-Evangelist-Kirche<br />

war <strong>die</strong> Ausstellung in bisher 31 Städten in Deutschland<br />

und Österreich zu sehen. Der Begleitband zur Ausstellung ist seit<br />

April 2008 im Buchhandel erhältlich.<br />

Sonderausstellung<br />

»›Es brennt!‹ Antijüdischer Terror im November 1938«<br />

2008 jährte sich zum 70. Mal der antijüdische Terror der Nationalsozialisten<br />

von November 1938. Ab dem 7. November 2008 zeigte <strong>die</strong><br />

Ausstellung »›Es brennt!‹ Antijüdischer Terror im November 1938« in<br />

der <strong>Stiftung</strong> Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum bisher wenig<br />

bekannte Fotografien aus den Jahren 1938 und 1939. Darunter<br />

befanden sich Aufnahmen, <strong>die</strong> als Beweismittel in Justizverfahren<br />

der Nachkriegszeit <strong>die</strong>nten. Sie verdeutlichen das Ausmaß der Gewalt<br />

und öffentlichen Demütigung der <strong>Juden</strong> im Deutschen Reich.<br />

Die Ausstellung nahm auch Bezug auf den Raum, in dem sie gezeigt<br />

wurde. Die Vorhalle der Neuen Synagoge war der Ort der Begegnung<br />

und des Austausches der Gläubigen vor und nach den Gottes<strong>die</strong>nsten.<br />

Die Ausstellung hat hier – im übertragenen Sinn – ihre<br />

Stimmen erneut zu Gehör gebracht: Audiostationen präsentierten<br />

frühe biographischen Zeugnisse der Erfahrungen deutscher <strong>Juden</strong><br />

im November 1938.<br />

Die Initiatoren der Ausstellung waren <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> Neue Synagoge<br />

Berlin – Centrum Judaicum, <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> Topographie des Terrors<br />

und <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>. Die<br />

Ausstellung wurde durch den Hauptstadtkulturfonds finanziert.


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

41<br />

Gemeinsam mit ihren Partnern plant <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> eine Erweiterung<br />

der Ausstellung. Die erweiterte Präsentation wird voraussichtlich<br />

vom 7. November 2013 bis Ende März 2014 im Dokumentationszentrum<br />

Topographie des Terrors zu sehen sein.<br />

Sonderausstellung<br />

»Der Prozess – Adolf Eichmann vor Gericht«<br />

Anlässlich des 50. Jahrestages der Eröffnung des Verfahrens gegen<br />

Adolf Eichmann wurde am 6. April 2011 im Dokumentationszentrum<br />

Topographie des Terrors <strong>die</strong> Ausstellung »Der Prozess – Adolf Eichmann<br />

vor Gericht« eröffnet.<br />

Im Mittelpunkt der Präsentation stehen <strong>die</strong> Originalfilmaufnahmen<br />

des Prozesses. Die Ausstellung konzentriert sich hierbei nicht nur<br />

auf Eichmanns Aussagen, sondern sie lebt vor allem von der Spannung<br />

zwischen dem Bezeugen der Überlebenden und der Verteidigung<br />

des Täters. Mehr als 100 Zeugen treten Eichmann im Prozess<br />

gegenüber, einige ausgewählte Ausschnitte der Zeugenaussagen<br />

können an den Me<strong>die</strong>nstationen der Ausstellung angehört und angesehen<br />

werden. Die weltweite mediale Aufmerksamkeit, <strong>die</strong> der<br />

Prozess hervorrief, wird u. a. anhand der Berichterstattungen in beiden<br />

deutschen Nachkriegsstaaten, Israel, Polen, Ungarn und den<br />

USA vorgestellt.<br />

Die von den <strong>Stiftung</strong>en <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong><br />

und Topographie des Terrors in Kooperation mit der Gedenk- und<br />

Bildungsstelle Haus der Wannsee-Konferenz konzipierte Ausstellung<br />

war vom 6. April bis zum 8. September 2011 im Dokumentationszentrum<br />

der Topographie des Terrors zu sehen. Ein umfangreiches<br />

Programm mit Zeitzeugengesprächen, Vorträgen und Filmen begleitete<br />

<strong>die</strong> Ausstellung. Nach der Auftaktveranstaltung in Berlin<br />

wanderte sie nach Wien, Florenz und Linz.<br />

Sonderausstellung<br />

Kulmhof – Das unbekannte Vernichtungslager am Ner. Geschichte<br />

und Erinnerung<br />

Ab dem 8. Dezember 1941 – vor 70 Jahren – ermordete <strong>die</strong> SS in<br />

Kulmhof am Ner (Chełmno nad Nerem) Menschen durch Motorabgase.<br />

Dieser Tag markiert den Beginn der nationalsozialistischen<br />

Massentötung an den europäischen <strong>Juden</strong> durch Giftgas. Die Ausstellung<br />

widmet sich <strong>die</strong>ser unbekannten Vernichtungsstätte und<br />

dem Gedenken an <strong>die</strong> mehr als 150.000 Opfer, darunter über 2.600<br />

<strong>Juden</strong> aus Berlin. Sie zeigt auch, welche Spuren noch heute zu entdecken<br />

sind.<br />

Die Ausstellung war vom 7. Dezember 2011 bis 29. Februar 2012<br />

in der <strong>Stiftung</strong> Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum zu sehen.<br />

Veranstalter waren: <strong>Stiftung</strong> Neue Synagoge Berlin – Centrum<br />

Judaicum, ASSOCIATION T4 RESEARCHTEAM, Der Paritätische Berlin,<br />

Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst, <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>.


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

42<br />

2.7 Publikationen / Literaturauswahl<br />

Ausstellungsbegleitend erscheinen folgende Publikationen, <strong>die</strong> Sie<br />

im Ort der Information oder im Buchhandel erwerben können:<br />

Materialien zum <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong><br />

Broschierte Ausgabe (nur im Ort der Information erhältlich):<br />

9,90 Euro, 184 Seiten, erscheint auf Deutsch und auf Englisch.<br />

Buchhandelsausgabe: 24,90 Euro, 184 Seiten, erscheint auf Deutsch<br />

(ISBN: 3-89479-221-3) und Englisch (ISBN: 3-89479-223-X).<br />

DENKMAL FÜR DIE ERMORDETEN JUDEN EUROPAS. ORT DER INFORMATION<br />

Ein wesentlicher Bestandteil des <strong>Denkmal</strong>s <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong><br />

<strong>Europas</strong> ist der unter dem Stelenfeld gelegene Ort der Information.<br />

Dieses Buch gewährt Einblicke in <strong>die</strong> Entstehung und <strong>die</strong> Inhalte der<br />

Ausstellung, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Dimensionen der Verfolgung und Ermordung<br />

der europäischen <strong>Juden</strong> dokumentiert.<br />

Buchhandelsausgabe: 4,90 Euro, 96 Seiten, ISBN: 978-3422022355.<br />

<strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>. Fotografien von<br />

Klaus Frahm<br />

Broschierte Ausgabe (nur im Ort der Information erhältlich):<br />

14,90 Euro, 128 Seiten, dt.-engl. Ausgabe.<br />

Buchhandelsausgabe: 29,90 Euro, 128 Seiten, dt.-engl. Ausgabe,<br />

ISBN: 3-89479-225-6.<br />

»DER PROZESS – ADOLF EICHMANN VOR GERICHT«<br />

Vor 50 Jahren, im April 1961, eröffnete das Jerusalemer Bezirksgericht<br />

das Verfahren gegen den ehemaligen SS-Obersturmbannführer<br />

und Leiter des ›<strong>Juden</strong>referats IV B 4‹ im Reichssicherheitshauptamt<br />

Adolf Eichmann. Die Verhandlung wurde zu einem großen Me<strong>die</strong>nereignis.<br />

Im Licht der Öffentlichkeit stand dabei nicht nur ein Täter<br />

des Holocaust. Erstmals erhielten auch <strong>die</strong> Schilderungen der<br />

Opfer weltweite Aufmerksamkeit: In Jerusalem begann <strong>die</strong> Ära der<br />

Zeitzeugen. Das Auftreten Eichmanns vor Gericht wiederum löste<br />

Diskussionen um Schuld und Verantwortung Einzelner im nationalsozialistischen<br />

System aus. Die Ausstellung widmet sich beiden<br />

Aspekten des Verfahrens, dem Bezeugen der Überlebenden und der<br />

Strategie des Täters; in ihrem Zentrum steht das Originalfilmmaterial<br />

aus dem Gerichtssaal.<br />

Ein deutsch-englischer Katalog zur Ausstellung ist am Informationstresen<br />

des Dokumentationszentrums erhältlich: 15 Euro, 251<br />

Seiten, ISBN: 978-3941772090.


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

43<br />

»›ES BRENNT!‹ ANTIJÜDISCHER TERROR IM NOVEMBER 1938«<br />

Die Ausstellung »›Es brennt!‹ Antijüdischer Terror im November<br />

1938« und <strong>die</strong>ser Begleitband dokumentieren wenig bekannte Aufnahmen<br />

von Berufs- und Amateurfotografen aus den Jahren 1938/39.<br />

Die Abbildungen und Aufsätze veranschaulichen das Vorgehen der<br />

Täter und das Verhalten der Bevölkerung. Dabei wird deutlich, dass<br />

<strong>die</strong> Grenzen zwischen Zuschauen und Beteiligung fließend waren.<br />

Auch <strong>die</strong> Reaktionen der Betroffenen und des Auslands sind Gegenstand<br />

der Darstellung.<br />

Die deutsche Ausgabe ist über <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong><br />

<strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> erhältlich.<br />

»›WAS DAMALS RECHT WAR ...‹ – SOLDATEN UND ZIVILISTEN VOR GERICHTEN<br />

DER WEHRMACHT«<br />

Der Begleitband zur Wanderausstellung dokumentiert mit zahlreichen<br />

Fotos, Tagebuchaufzeichnungen, Briefen und Aktenstücken das<br />

Schicksal von Soldaten und Zivilisten, <strong>die</strong> zwischen 1939 und 1945<br />

zu Opfern der deutschen Wehrmachtjustiz wurden.<br />

Zugleich wirft er einen entlarvenden Blick auf <strong>die</strong> Biografien der Täter<br />

und <strong>die</strong> Strukturen eines Systems, das den bekannten Satz Lügen<br />

straft: »Was damals Recht war, kann heute nicht Unrecht sein.«. Das<br />

Buch ist im Handel erhältlich: 19,90 Euro, 264 Seiten, ISBN: 978-3-<br />

89809-079-7.<br />

Zeitzeugenreihe<br />

»ENDZEIT IN OSTPREUSSEN. EIN BESCHWIEGENES KAPITEL DES HOLO-<br />

CAUST«<br />

Januar 1945. In Ostpreußen sind Hunderttausende auf der Flucht<br />

vor der Roten Armee. Gleichzeitig treibt <strong>die</strong> SS mindestens 5.000<br />

jüdische Häftlinge von Königsberg an <strong>die</strong> Ostseeküste bei Palmnicken.<br />

Den Todesmarsch und das anschließende Massaker überleben<br />

nur 15 Personen – eine von ihnen ist Maria Blitz aus Krakau. 55 Jahre<br />

später schreibt sie ihre Erinnerungen über Verfolgung und Gefangenschaft<br />

zwischen 1939 und 1945 sowie ihr Leben nach dem Krieg<br />

unter dem Titel »My Holocaust« in ihrer neuen Heimat USA nieder.<br />

Dieser bislang unveröffentlichte Text wurde <strong>für</strong> <strong>die</strong> deutschsprachige<br />

Ausgabe um historische Erläuterungen und weitere Zeitzeugenberichte<br />

von Einheimischen ergänzt.<br />

Erhältlich im Buchladen des Orts der Information: Schutzgebühr 5<br />

Euro, 99 Seiten, ISBN: 978-3944240017.<br />

»DRANG NACH LEBEN. ERINNERUNGEN«<br />

Sabina van der Linden-Wolanski (1927 – 2011) überlebte als einzige<br />

ihrer Familie den Holocaust in Ostpolen. Als sie – über das nun<br />

polnische Schlesien und Paris – 1950 nach Australien auswanderte,<br />

besaß sie nur noch ein Tagebuch und einige Fotografien als Zeugnisse<br />

ihrer Jugend. Jahrzehnte später wurden <strong>die</strong>se einmaligen Dokumente<br />

Teil der Ausstellung im Ort der Information. Am 10. Mai<br />

2005 sprach Sabina als Ehrengast bei der Eröffnung des <strong>Denkmal</strong>s<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>. Ihre Autobiografie zeugt von der<br />

Selbstbehauptung und von den Zweifeln einer Jugendlichen ange-


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

44<br />

sichts von Gewalt und Mord, aber auch von der Kraft zum Neuanfang<br />

als Ehefrau, Mutter und Unternehmerin am anderen Ende der<br />

Welt.<br />

Erhältlich im Buchladen des Orts der Information: Schutzgebühr 5<br />

Euro, 286 Seiten, ISBN: 978-3942240024.<br />

»JENSEITS DES ÜBERLEBENS. VON BRESLAU NACH AUSTRALIEN«<br />

Kenneth James Arkwright (*1929) wurde als Klaus Aufrichtig in Breslau<br />

geboren. Ein Teil seiner jüdischen Familie ist seit dem 16. Jahrhundert<br />

in Schlesien nachweisbar. Ab 1943 musste Klaus Zwangsarbeit<br />

leisten, wurde 1944 in ein Arbeitslager verschleppt, floh und<br />

tauchte unter. 1945 kehrte er in seine Heimatstadt zurück, war jedoch<br />

wenige Wochen später gezwungen, sich nach Erfurt abzusetzen.<br />

Bald darauf begann er ein Studium in Ostberlin und emigrierte<br />

1949 über Paris nach Perth in Australien, wo er ein erfolgreicher Geschäftsmann<br />

wurde.<br />

Erhältlich im Buchladen des Orts der Information: Schutzgebühr 5<br />

Euro, 184 Seiten, ISBN: 978-3-942240-03-1.<br />

»BIRKENLAND. GESPRÄCHE MIT MEINEM VATER MOSHE«<br />

Ausführlich erzählte Moshe Brezniak (1917 – 2003) seinem Sohn<br />

Naphtali von seinen Erlebnissen während des Zweiten Weltkrieges<br />

und den Ereignissen in seiner polnischen Heimatstadt Międzyrzec<br />

Podlaski. Ab August 1942, als das Hamburger Reservepolizeibattaillon<br />

101 dort das größte Durchgangsghetto im damaligen Distrikt<br />

Lublin einrichtete, entkam er immer wieder Erschießungen und Deportationen.<br />

Im Mai 1943 wurde Brezniak in das Konzentrationslager<br />

Majdanek verschleppt, musste später Zwangsarbeit in Auschwitz<br />

leisten und auf einen Todesmarsch. Nach der Befreiung 1945<br />

wanderte er nach Palästina aus. Birkenland ist das erste deutschsprachige<br />

Zeugnis eines Verfolgten aus dem ehemals jüdisch geprägten<br />

Międzyrzec, einem zentralen Ort des Holocaust.<br />

Erhältlich im Buchladen des Orts der Information: Schutzgebühr 5<br />

Euro, 248 Seiten, ISBN: 978-3942240048.<br />

»FREIHEIT, KRIEG UND RACHE: ÜBERLEBEN BEI DEN JÜDISCHEN PARTI-<br />

SANEN«<br />

Jack (Idel) Kagan (*1929) wuchs im ostpolnischen Nowogródek auf.<br />

Seine Kindheit endete schlagartig mit dem Ausbruch des Krieges<br />

im Herbst 1939: Auf zwei Jahre Sowjetherrschaft folgten 1941 <strong>die</strong><br />

deutsche Besatzung und der Massenmord an <strong>Juden</strong>. Idel war einer<br />

von etwa 120 Häftlingen im Ghetto, <strong>die</strong> durch einen selbstgebauten<br />

Tunnel fliehen konnten und sich den jüdischen Bielski-Partisanen<br />

anschlossen. Diese Einheit rettete über 1.200 <strong>Juden</strong> das Leben – einmalig<br />

in der Geschichte des Holocaust. Jack Kagan wanderte nach<br />

dem Krieg nach London aus und stiftete seit 1991 mehrere Erinnerungszeichen<br />

in seiner nun weißrussischen Heimatstadt.<br />

Erhältlich unter: info@stiftung-denkmal.de, Schutzgebühr 5 Euro,<br />

120 Seiten, ISBN: 978-3-942240-05-5


45<br />

«ICH HEISSE JETZT NECHAMA. MEIN LEBEN ZWISCHEN KÖNIGSBER UND<br />

ISRAEL»<br />

Nechama Drober (*1927) wurde als Hella Markowsky in der ostpreußischen<br />

Hauptstadt Königsberg in eine jüdische Familie geboren.<br />

Sie war Augenzeugin der beiden großen Deportationen im Sommer<br />

1942, bei denen sie engste Freunde, Verwandte und Schulkameraden<br />

verlor. Sie erlebte <strong>die</strong> Eroberung Ostpreußens durch <strong>die</strong><br />

Rote Armee Anfang 1945. Anschließend wurde ihr Vater Paul nach<br />

Sibirien verschleppt, ihre Mutter Martha und ihr fünfjähriger Bruder<br />

Denny verhungerten. Hella Markowsky floh mit ihrer Schwester Rita<br />

über Litauen nach Kischinew, wo sie bis zu ihrer Ausreise nach Israel<br />

1990 wohnten.<br />

Erhältlich unter: info@stiftung-denkmal.de, Schutzgebühr: 5 Euro,<br />

219 Seiten, ISBN: 978-3-942240-06-2<br />

«ICH WOLLTE NACH HAUSE, NACH OSTPREUSSEN! DAS ÜBERLEBEN EINES<br />

DEUTSCHEN SINTO»<br />

Als ›Zigeuner‹ erfährt Reinhard Florian (* 1923 bei Insterburg) bereits<br />

als Kind Ausgrenzung und nach 1933 auch Gewalt. 1941 verhaftet,<br />

überlebt er Deportation und mehrere nationalsozialistische Lager,<br />

schwerste Zwangsarbeit, Hunger und einen »Todesmarsch«. Der<br />

Neuanfang in der Bundesrepublik gestaltet sich schwierig. Krankheit<br />

und Trauma machen es ihm jahrelang unmöglich, einer regelmäßigen<br />

Arbeit nachzugehen. Erst Ende der 1990er Jahre erhält<br />

Florian eine Entschädigungszahlung. Seine Erinnerungen bieten<br />

Einblick in <strong>die</strong> bislang unbekannte Verfolgung der ostpreußischen<br />

Sinti. Sie erschienen anlässlich der Einweihung des <strong>Denkmal</strong>s <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

im Nationalsozialismus <strong>ermordeten</strong> Sinti und Roma <strong>Europas</strong> in Berlin<br />

am 24. Oktober 2012<br />

Erhältlich unter: info@stiftung-denkmal.de, Schutzgebühr: 5 Euro,<br />

151 Seiten, ISBN: 978-3-942240-07-9<br />

»ICH SANG UM MEIN LEBEN. ERINNERUNGEN AN RACHOV, AUSCHWITZ UND<br />

DEN NEUBEGINN IN AMERIKA«<br />

Judith Schneiderman wurde 1928 im heutigen Rachiw in der Karpatoukraine<br />

in eine jiddischsprachige Familie hineingeboren. Das<br />

ursprünglich österreich-ungarische Rahó gehörte nach dem Ersten<br />

Weltkrieg zur Tschechoslowakei und kam 1939 an Ungarn zurück.<br />

1944, nach der Besetzung des Landes durch <strong>die</strong> deutsche Wehrmacht,<br />

wurden <strong>die</strong> <strong>Juden</strong> der Region nach Auschwitz verschleppt.<br />

Judith überlebte mehrere nationalsozialistische Lager. Die Kraft, so<br />

sagt sie, fand sie vor allem im Gesang. Nach Kriegsende wanderte<br />

sie in <strong>die</strong> USA aus, wo 2009 ihre Erinnerungen erschienen.<br />

Erhältlich unter: info@stiftung-denkmal.de, Schutzgebühr: 5 Euro,<br />

223 Seiten, ISBN: 978-3-942240-08-6


46<br />

Weitere Bücher, DVDs, CDs<br />

»PROFITEURE DES NS-SYSTEMS? DEUTSCHE UNTERNEHMEN UND DAS<br />

DRITTTE REICH«<br />

Dieses Buch präsentiert neueste Forschungsergebnisse zur Geschichte<br />

von deutschen Unternehmen im Nationalsozialismus<br />

und beleuchtet <strong>die</strong> Auseinandersetzungen um <strong>die</strong>sen Teil der NS-<br />

Vergangenheit bis hin zur Einigung über <strong>die</strong> Entschädigung der<br />

Zwangsarbeiter im Jahre 1999. Die Veröffentlichung wurde vom<br />

Fonds »Erinnerung und Zukunft« sowie von der Deutschen Bahn AG<br />

unterstützt.<br />

Buchhandelsausgabe: 19,90 Euro, ca. 156 Seiten, ISBN: 10:3-89479-<br />

354-6, ISBN: 13:978-3-89479-354-8.<br />

BROSCHÜRE – »AUS DEM SCHATTEN DER ERINNERUNG. VERGESSENE OP-<br />

FER DES VERNICHTUNGSKRIEGES GEGEN DIE SOWJETUNION«<br />

Am 22. Juni 1941 – vor nunmehr 70 Jahren – begann der deutsche<br />

Angriff auf <strong>die</strong> Sowjetunion. Es war der Beginn eines rücksichtlosen<br />

Vernichtungskrieges. Massenmorde an der Zivilbevölkerung, wirtschaftliche<br />

Ausbeutung und Zerstörung des Staatswesens waren<br />

das Ziel. 27 Millionen Menschen kamen zwischen 1941 bis 1945 in<br />

der Sowjetunion gewaltsam zu Tode.<br />

Mit einem Gedenkkonzert in der Berliner Philharmonie wurde am<br />

21. Juni 2011 an <strong>die</strong>ses historische Datum erinnert. Diese Broschüre<br />

mit dem Titel »Aus dem Schatten der Erinnerung« informiert anhand<br />

exemplarischer Biographien über <strong>die</strong> vergessenen Opfer des<br />

Vernichtungskrieges und bringt deren Schicksal in <strong>die</strong> öffentliche<br />

Wahrnehmung.<br />

Die Broschüre ist kostenfrei im Ort der Information des <strong>Denkmal</strong>s<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> erhältlich.<br />

»DIMENSIONEN DER VERFOLGUNG. OPFER UND OPFERGRUPPEN IM NATIO-<br />

NALSOZIALISMUS«<br />

Unter dem Titel »Dimensionen der Verfolgung« veranstaltete <strong>die</strong><br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> in Kooperation mit der Vertretung des Saarlandes<br />

beim Bund sowie den <strong>Stiftung</strong>en Topographie des Terrors, Neue Synagoge<br />

– Centrum Judaicum und Brandenburgische Gedenkstätten,<br />

eine Vortragsreihe, <strong>die</strong> sich mit der Situation anderer Opfergruppen<br />

wie den Homosexuellen, den sowjetischen Kriegsgefangenen, den<br />

Sinti und Roma oder den »Euthanasie«-Opfern in der Zeit des Natioalsozialismus<br />

auseinandersetzte.<br />

Der im Anschluss erschienene Sammelband »Dimensionen der Verfolgung«<br />

beleuchtet ein breites Spektrum von Verfolgungsmaßnahmen<br />

und Opfererfahrungen im Dritten Reich. Im Blickpunkt stehen<br />

Menschen, <strong>die</strong> aus unterschiedlichen Gründen in <strong>die</strong> Fänge des<br />

NS-Terrors gerieten, deren Schicksal aber im öffentlichen Gedächtnis<br />

bislang wenig verankert ist.<br />

Buchhandelsausgabe: 19,90 Euro, 324 Seiten, ISBN: 978-3421057570.


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

47<br />

»Auf dem Weg zur Realisierung. Das <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong><br />

<strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>. Architektur und historisches Konzept«<br />

Kein <strong>Denkmal</strong> hat in der Öffentlichkeit <strong>für</strong> so viel Diskussionsstoff<br />

gesorgt wie das <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>. Nach<br />

dem Beschluss des Deutschen Bundestages von 1999, den Entwurf<br />

des Architekten Peter Eisenman an zentraler Stelle in Berlin zu verwirklichen,<br />

begann <strong>die</strong> zuständige Bundesstiftung mit dessen Umsetzung.<br />

Im November 2001 diskutierten internationale Experten<br />

<strong>die</strong> verschiedenen Intentionen und Erfordernisse des <strong>Denkmal</strong>projektes<br />

sowie das wissenschaftliche und gestalterische Konzept des<br />

angegliederten »Orts der Information«. Dieser Band dokumentiert<br />

<strong>die</strong> Vorträge und <strong>die</strong> Weiterführung der weltweit beachteten Debatte.<br />

»ARCHITEKTUR DER ERINNERUNG. NS-VERBRECHEN IN DER EUROPÄISCHEN<br />

GEDENKKULTUR«<br />

Im ersten Teil <strong>die</strong>ses Buchs stellen international renommierte Künstler,<br />

Schriftsteller und Architekten bedeutsame Denkmäler und Gedenkstätten<br />

aus ganz Europa vor, <strong>die</strong> an <strong>die</strong> Verbrechen des Nationalsozialismus<br />

erinnern. Der zweite Teil bietet einen Überblick und<br />

praktische Hinweise zu den 50 bedeutendsten Erinnerungsstätten<br />

in Europa. Die Veröffentlichung ist ein gemeinsames Projekt mit der<br />

Akademie der Künste Berlin.<br />

Buchhandelsausgabe: 19,90 Euro, 156 Seiten, ISBN: 10:3-89479-<br />

352-x, ISBN: 13:978-3-89479-352-4.<br />

<strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> – ein virtueller Rundgang<br />

durch den Ort der Information<br />

Die DVD ermöglicht einen virtuellen Rundgang durch <strong>die</strong> unterirdische<br />

Ausstellung. Auf <strong>die</strong>sem Weg können vertiefende Informationen<br />

zu den Inhalten der einzelnen Themenräume auf Deutsch und<br />

Englisch aufgerufen werden. Zusätzlich bietet <strong>die</strong> DVD interaktive<br />

Panoramen des Stelenfeldes und des Orts der Information sowie<br />

Fotos und Filmsequenzen zu Geschichte und Gegenwart des <strong>Denkmal</strong>s.<br />

Die DVD ist im Buchladen des Orts der Information und über den<br />

Onlineversand <strong>für</strong> 14,95 Euro erhältlich.<br />

»ICH BIN DIE STIMME DER SECHS MILLIONEN. DAS VIDEOARCHIV IM ORT<br />

DER INFORMATION«<br />

»Ich bin <strong>die</strong> Stimme der sechs Millionen misshandelten und <strong>ermordeten</strong><br />

<strong>Juden</strong>, und ich bin auch <strong>die</strong> Stimme der wenigen, <strong>die</strong> davongekommen<br />

sind«, sagte Sabina van der Linden-Wolanski bei der Eröffnung<br />

des <strong>Denkmal</strong>s <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> am 10. Mai<br />

2005. Einerseits <strong>die</strong> Stimme der Ermordeten zu sein und andererseits<br />

als Ich zu sprechen – <strong>die</strong>s bezeichnen viele Überlebende als ihre Aufgabe<br />

und Verantwortung. In <strong>die</strong>sem Band werden Aspekte zur Geschichte,<br />

Bedeutung und Analyse von Videozeugnissen beleuchtet,<br />

Chancen und Probleme der Präsentation sowie <strong>die</strong> Auswertungen der<br />

Lebensgeschichten <strong>für</strong> das Videoarchiv unter dem Stelenfeld aus unterschiedlichen<br />

Perspektiven vorgestellt.<br />

Erhältlich im Buchladen des Orts der Information: 246 Seiten, ISBN:<br />

978-3942240000.


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

48<br />

»GELIEBT, VERJAGT, ERMORDET« – CD MIT POPULÄREN HITS JÜDISCHER<br />

KÜNSTLER<br />

Zu hören sind bekannte Interpreten aus den 20er und 30er Jahren,<br />

darunter Friedrich Hollaender mit »Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe<br />

eingestellt« und Richard Tauber mit »Dein ist mein ganzes Herz«, <strong>die</strong><br />

nach der nationalsozialistischen Machtergreifung ermordet oder ins<br />

Ausland vertrieben wurden.<br />

Die CD ist eine Gemeinschaftsproduktion der <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> und Erich Schoepe (www.dashoerwerk.de).<br />

Sie ist im Buchladen des <strong>Denkmal</strong>s <strong>für</strong> 5,95 Euro erhältlich<br />

(ISBN 3-937815-89-9). Die Hälfte des Erlöses unterstützt <strong>die</strong> Arbeit<br />

der <strong>Stiftung</strong> im Ort der Information.<br />

»Psychiatrie im Nationalsozialismus«<br />

Am 26. November 2010 gedachte <strong>die</strong> Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Psychiatrie,<br />

Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) in einer Gedenkveranstaltung<br />

zur Psychiatrie im Nationalsozialismus der Opfer<br />

nicht zu rechtfertigender Forschung, Zwangssterilisierung und Ermordung<br />

psychisch kranker Menschen sowie erzwungener Emigration<br />

von Psychiatern in der Zeit des Nationalsozialismus.<br />

Die wissenschaftliche Fachgesellschaft bat in der Veranstaltung<br />

alle Opfer und Angehörige um Entschuldigung <strong>für</strong> das Unrecht und<br />

Leid, das ihnen von deutschen Verbänden und ihren Psychiatern zugefügt<br />

wurde.<br />

Beigefügt als DVD ist der Mitschnitt der Gedenkveranstaltung in<br />

deutscher und synchronisierter englischer Fassung. Das Buch kann<br />

über <strong>die</strong> Webseite der DGPPN bestellt werden: Schneider, Frank<br />

(Hrsg.), Springer Verlag, Heidelberg, 2011, 9,95 Euro, 70 Seiten, ISBN:<br />

978-3-642-20468-5.<br />

Faltblätter<br />

Die folgenden Faltblätter können auf der Webseite der <strong>Stiftung</strong><br />

<strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> heruntergeladen werden.<br />

Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

Das Faltblatt fasst <strong>die</strong> wichtigsten Informationen zum <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> zusammen. Es liegt im Ort der Information<br />

in den Sprachen Arabisch, Chinesisch, Dänisch, Deutsch,<br />

Englisch, Französisch, Griechisch, Hebräisch, Italienisch, Niederländisch,<br />

Japanisch, Polnisch, Portugiesisch, Rumänisch, Russisch,<br />

Schwedisch, Spanisch, Tschechisch, Türkisch und Ungarisch aus.<br />

Informationen <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> im Nationalsozialismus verfolgten<br />

Homosexuellen<br />

Das Faltblatt fasst <strong>die</strong> wichtigsten Informationen zum <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen zusammen.


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

49<br />

Informationen <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> im Nationalsozialismus <strong>ermordeten</strong><br />

Sinti und Roma <strong>Europas</strong><br />

Das Faltblatt fasst <strong>die</strong> wichtigsten Informationen zum <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> im Nationalsozialismus <strong>ermordeten</strong> Sinti und Roma <strong>Europas</strong><br />

zusammen.<br />

Angebote <strong>für</strong> Besucher<br />

Dieses Faltblatt bietet einen Überblick zu allen wichtigen Angeboten<br />

in und um das <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>. Es liegt<br />

am Ort der Information in den Sprachen Deutsch und Englisch aus.<br />

Angebote <strong>für</strong> Schulen<br />

Das Faltblatt enthält Bildungsangebote der <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

<strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>, <strong>die</strong> speziell <strong>für</strong> Schulklassen entwickelt<br />

wurden. Es liegt am Ort der Information aus.<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong><br />

Das Faltblatt bietet neben allgemeinen Informationen zu <strong>Denkmal</strong><br />

und Bildungsangeboten einen Überblick über <strong>die</strong> Arbeit der <strong>Stiftung</strong><br />

<strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>. Es liegt im Ort der<br />

Information in den Sprachen Deutsch und Englisch aus.


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

50<br />

Literaturauswahl zum Holocaust-<strong>Denkmal</strong><br />

Ute Heimrod, Günter Schlusche, Horst Seferens (Hrsg.): Der <strong>Denkmal</strong>streit –<br />

das <strong>Denkmal</strong>? Die Debatte um das »<strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>«.<br />

Eine Dokumentation. Philo Verlag, Berlin 1999.<br />

Hans-Georg Stavginski: Das Holocaust-<strong>Denkmal</strong>. Der Streit um das »<strong>Denkmal</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong>« in Berlin (1988–1999). Ferdinand Schöningh<br />

Verlag, Paderborn u. a. 2002.<br />

Sibylle Quack (Hrsg.): Auf dem Weg zur Realisierung. Das <strong>Denkmal</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> und der Ort der Information.<br />

Architektur und historisches Konzept. DVA, München 2002.<br />

Jan-Holger Kirsch: Nationaler Mythos oder historische Trauer? Der Streit um<br />

ein zentrales »Holocaust-Mahnmal« <strong>für</strong> <strong>die</strong> Berliner Republik. Böhlau Verlag,<br />

Köln u. a. 2003.<br />

Claus Leggewie, Erik Meyer: »Ein Ort, an den man gerne geht«. Das Holocaust-<br />

Mahnmal und <strong>die</strong> deutsche Geschichtspolitik nach 1989. Carl Hanser Verlag,<br />

München/Wien 2005.<br />

Holger Thünemann: Holocaust-Rezeption und Geschichtskultur.<br />

Zentrale Holocaust-Denkmäler in der Kontroverse. Ein deutschösterreichischer<br />

Vergleich. Schulz-Kirchner-Verlag, Idstein 2005.<br />

Sibylle Quack: Cora Berliner, Gertrud Kolmar, Hannah Arendt – Straßen am<br />

<strong>Denkmal</strong> ehren ihr Andenken. Verlag Hentrich & Hentrich, Teetz 2005.<br />

zur Geschichte des Standorts:<br />

Laurenz Demps: Berlin-Wilhelmstraße. Eine Topographie preußisch-deutscher<br />

Macht. Ch. Links Verlag, Berlin 2000.<br />

Dietmar Arnold: Neue Reichskanzlei und »Führerbunker«. Legenden und<br />

Wirklichkeit. Ch. Links Verlag, Berlin 2005.<br />

<strong>Stiftung</strong> Topographie des Terrors: Die Wilhelmstraße - Regierungsviertel im<br />

Wandel. Berlin 2007.


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

51<br />

3. Förderkreis <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong><br />

<strong>Europas</strong> e. V.<br />

Der Verein Förderkreis <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong><br />

hat sich seit seiner Gründung im Jahr 1989 <strong>für</strong> <strong>die</strong> Errichtung eines<br />

<strong>Denkmal</strong>s <strong>für</strong> <strong>die</strong> Opfer des Holocaust im Zentrum Berlins eingesetzt.<br />

Mit der Eröffnung des <strong>Denkmal</strong>s im Mai 2005 war <strong>die</strong> Arbeit<br />

des Förderkreises aber nicht beendet. Seine Aufgaben sind <strong>die</strong> Erhöhung<br />

der Akzeptanz des <strong>Denkmal</strong>s in der deutschen Bevölkerung<br />

und <strong>die</strong> Sammlung von Finanzmitteln <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ausstattung des Raums<br />

der Namen im Ort der Information. Hier<strong>für</strong> organisiert der Förderkreis<br />

Lesungen, Vorträge, Diskussionen, Konzerte und regelmäßige<br />

Führungen durch den Ort der Information. Durch Spendenkampagnen<br />

und Benefiz-Veranstaltungen werden finanzielle Mittel eingeworben.<br />

Über 100 Mitglieder tragen <strong>die</strong> Ziele des Förderkreises mit.<br />

Den Vorstand bekleiden Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und<br />

Kultur. Vorsitzende des Vorstands ist <strong>die</strong> Publizistin Prof. Lea Rosh.


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

52<br />

4. Häufig gestellte Fragen<br />

1. Warum ist das <strong>Denkmal</strong> nur den <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> gewidmet?<br />

Die Entscheidung, das <strong>Denkmal</strong> den <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> zu<br />

widmen, wurde 1999 vom Deutschen Bundestag nach langer Debatte<br />

getroffen. Mit ihr wird deutlich, dass das Bekenntnis zur Einzigartigkeit<br />

<strong>die</strong>ses Verbrechens und zur historischen Verantwortung<br />

zum Kern des staatlichen Selbstverständnisses Deutschlands gehört.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> hat jedoch auch den Auftrag, <strong>die</strong> Erinnerung an<br />

alle Opfer des Nationalsozialismus und ihre Würdigung sicherzustellen.<br />

Dazu gehören auch das <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> im Nationalsozialismus<br />

verfolgten Homosexuellen (Übergabe an <strong>die</strong> Öffentlichkeit am 27.<br />

Mai 2008), das <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> im Nationalsozialismus <strong>ermordeten</strong><br />

Sinti und Roma <strong>Europas</strong> (Übergabe an <strong>die</strong> Öffentlichkeit am 24. Oktober<br />

2012) sowie der zukünftige Gedenk- und Informationsort <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Opfer der nationalsozialistischen »Euthanasie«-Morde (Fertigstellung<br />

Herbst 2014).<br />

2. Warum wurde das <strong>Denkmal</strong> an <strong>die</strong>sem Standort gebaut?<br />

Der Standort in unmittelbarer Nähe des Brandenburger Tores und<br />

in Nachbarschaft zu Botschaften, wichtigen Kulturinstitutionen, Geschäfts-<br />

und Wohnbauten sowie zum Tiergarten unterstreicht <strong>die</strong><br />

zentrale Bedeutung des <strong>Denkmal</strong>s und seinen öffentlichen Charakter.<br />

Seine intensive Einbindung in den historischen Stadtraum und<br />

in das Netzwerk der Parlaments- und Regierungsstandorte macht<br />

deutlich, dass sich das <strong>Denkmal</strong> an Staat und Zivilgesellschaft richtet.<br />

3. Warum sind es 2.711 Stelen und aus welchem Material sind sie?<br />

Die Zahl von insgesamt 2.711 Stelen ergibt sich aus den vom Architekten<br />

<strong>für</strong> den Standort gewählten Maßen und hat keinerlei symbolische<br />

Bedeutung oder Beziehung zur Zahl der Opfer. Die Stelen<br />

wurden aus sehr festem, grau eingefärbtem Beton (selbstverdichtender<br />

Beton) in einem Fertigteilwerk in der Nähe von Berlin hergestellt.<br />

Um ein vorschnelles Altern der Stelen zu verhindern und um<br />

<strong>die</strong> hohe Qualität der Stelenoberfläche möglichst lange zu gewährleisten,<br />

wurden <strong>die</strong> Stelen mit einem mehrstufigen Schutzverfahren<br />

behandelt, das auch <strong>die</strong> einfache Entfernung von Graffiti erlaubt.<br />

4. Liegen Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg unter dem <strong>Denkmal</strong>?<br />

Da in der Umgebung des <strong>Denkmal</strong>geländes zahlreiche Regierungsbauten<br />

standen, gab es dort viele Bunker. Der »Führerbunker« lag<br />

aber nicht auf dem Gelände des heutigen <strong>Denkmal</strong>s, sondern befand<br />

sich etwa 300 m südlich. In der Nordostecke des <strong>Denkmal</strong>geländes<br />

existiert allerdings noch ein Bunker, der früher zur Dienstvilla<br />

von Reichspropagandaminister Dr. Joseph Goebbels gehörte und<br />

durch den Bau des <strong>Denkmal</strong>s nicht verändert wurde.


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

53<br />

5. Wie viel hat das <strong>Denkmal</strong> gekostet?<br />

Für den Bau des <strong>Denkmal</strong>s wurden 27,6 Mio. Euro aus Mitteln des<br />

Bundeshaushalts ausgegeben (14,8 Mio. Euro <strong>für</strong> Stelenfeld und<br />

12,8 Mio. Euro <strong>für</strong> den Ort der Information), das entspricht 0,35 Euro<br />

pro Bundesbürger.<br />

6. Welche Rolle spielen Lea Rosh und der Förderkreis?<br />

Die Publizistin Lea Rosh und der von ihr und dem Historiker Eberhard<br />

Jäckel gegründete Förderkreis <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong><br />

<strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong> e.V. haben 1988/89 den Anstoß zur Errichtung des<br />

<strong>Denkmal</strong>s gegeben und seitdem Spenden gesammelt. Diese Bürgerinitiative<br />

hat große Ver<strong>die</strong>nste um das Projekt erworben und ist<br />

im Kuratorium der <strong>Stiftung</strong>, das von Bundestagspräsident Lammert<br />

geleitet wird, mehrfach vertreten. Mit Hilfe der vom Förderkreis gesammelten<br />

Spendengelder wird seit September 2005 <strong>die</strong> Namenssammlung<br />

im Ort der Information sukzessive erweitert (www.raumdernamen.com).<br />

7. Kostet der Ort der Information Eintritt?<br />

Der Eintritt ist frei, doch <strong>für</strong> Spenden sind wir dankbar. Am Ausgang<br />

des Orts der Information befindet sich eine Spendenbox. Ihr Inhalt<br />

fließt in <strong>die</strong> Finanzierung des laufenden Betriebs. Sie können Ihre<br />

Spende auch gern überweisen.<br />

Geldinstitut: Berliner Sparkasse; Bankleitzahl: 100 500 00; Kontonummer:<br />

66 00 00 76 62; BIC: BELADEBEXXX; DE24 1005 0000 6600<br />

0076 62<br />

8. Wie lautet das Zitat in der Lobby des Orts der Information<br />

»Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen: darin<br />

liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben.« – aus Primo Levi:<br />

Die Untergegangenen und <strong>die</strong> Geretteten. (I sommersi e i salvati.<br />

Turin 1986), Carl Hanser Verlag, München.<br />

Primo Levi, geboren 1919 in Turin, war Chemiker. Als Mitglied des<br />

italienischen Widerstands wurde er 1944 verhaftet und nach Auschwitz<br />

deportiert. Er überlebte und begann bereits 1945, unmittelbar<br />

nach seiner Rückkehr, zu schreiben. 1987 beging Primo Levi Selbstmord.<br />

Seine Erzählungen und Gedichte über den Holocaust gehören<br />

heute zur Weltliteratur.<br />

9. Wie viele Biografien werden im Raum der Namen präsentiert?<br />

Bis zur Eröffnung des <strong>Denkmal</strong>s im Mai 2005 hat <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> rund<br />

700 Kurzbiografien von <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> aus ganz Europa recherchiert<br />

und mit professionellen Sprechern im Hauptstadtstudio des<br />

ZDF aufgenommen. Diese Biografien sind seither im Raum der Namen<br />

zu hören. Dank der finanziellen Unterstützung des Förderkreises<br />

konnten bis Ende April 2008 bereits 8.000 weitere Biografien<br />

recherchiert werden. Etwa 5.000 Biografien wurden bereits im<br />

Studio aufgenommen. Etwa alle drei Monate macht <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> ein<br />

Update der Präsentation. Derzeit umfasst <strong>die</strong>se 4.500 Schicksale mit<br />

einer Gesamtlänge von etwa 100 Stunden.


Informationen zum <strong>Denkmal</strong><br />

54<br />

5. Kontakt<br />

Kontakt <strong>für</strong> Besucher<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong><br />

Besucherservice und pädagogische Angebote<br />

Georgenstraße 23<br />

10117 Berlin<br />

Deutschland<br />

Tel. +49 (0)30 – 26 39 43 36<br />

Fax +49 (0)30 – 26 39 43 21<br />

E-Mail: besucherservice@stiftung-denkmal.de<br />

Mon. – Do. 10 – 16 Uhr, Fr. 10 – 13 Uhr<br />

Kontakt <strong>für</strong> Journalisten<br />

Jenifer Stolz<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong><br />

Georgenstraße 23<br />

10117 Berlin<br />

Deutschland<br />

Tel. +49 (0)30 – 26 39 43 26<br />

Fax +49 (0)30 – 26 39 43 20<br />

E-Mail: jenifer.stolz@stiftung-denkmal.de<br />

Kontakt <strong>für</strong> Fotoanfragen<br />

Jenifer Stolz<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong><br />

Georgenstraße 23<br />

10117 Berlin<br />

Deutschland<br />

Tel. +49 (0)30 – 26 39 43 26<br />

Fax +49 (0)30 – 26 39 43 20<br />

E-Mail: jenifer.stolz@stiftung-denkmal.de<br />

Kontakt <strong>für</strong> SPENDENFragen<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>ermordeten</strong> <strong>Juden</strong> <strong>Europas</strong><br />

Georgenstraße 23<br />

10117 Berlin<br />

Deutschland<br />

Tel. +49 (0)30 – 26 39 43 11<br />

Fax +49 (0)30 – 26 39 43 20<br />

E-Mail: info@stiftung-denkmal.de

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