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Berichterstattung in der Presse - Stiftung Denkmal für die ...

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<strong>Presse</strong>spiegel<br />

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<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – Wan<strong>der</strong>ausstellung<br />

»›Was damals Recht war …‹ – Soldaten und Zivilisten vor Gerichten <strong>der</strong> Wehrmacht«<br />

21. März 2006 – 14. März 2012<br />

(Auswahl)


STATIONEN ÜBERSICHT<br />

BERLIN<br />

KÖLN<br />

WILHELMSHAVEN<br />

MÜNCHEN<br />

HALLE<br />

PEENEMÜNDE<br />

FREIBURG<br />

KIEL<br />

BIELEFELD<br />

DORTMUND<br />

BREMEN<br />

HAMBURG<br />

WIEN<br />

MARBURG<br />

HANNOVER<br />

POTSDAM<br />

ERFURT<br />

PRORA<br />

KLAGENFURT<br />

OSTHOFEN<br />

FRANKFURT<br />

INGOLSTADT<br />

21. Juni bis 1. August 2007 <strong>in</strong> <strong>der</strong> St. Johannes-Evangelist-Kirche<br />

10. August bis 21. Oktober 2007 im NS-Dokumentationszentrum EL-DE Haus<br />

5. November 2007 bis 23. Januar 2008 im Deutschen Mar<strong>in</strong>emuseum<br />

11. Februar bis 30. April 2008 im Justizpalast<br />

15. Mai bis 26. Juni 2008 im Stadtmuseum Halle<br />

10. Juli bis 30. Oktober 2008 im Historisch-Technischen-Informationszentrum<br />

6. November bis 18. Dezember 2008 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Albert-Ludwigs-Universität<br />

9. Januar bis 6. Februar 2009 im Schleswig-Holste<strong>in</strong>ischen Landtag<br />

15. Februar bis 29. März 2009 im Historischen Museum<br />

4. April bis 24. Mai 2009 im Museum für Kunst und Kulturgeschichte<br />

29. Mai bis 28. Juni 2009 im Rathaus Bremen<br />

7. Juli bis 8. August 2009 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Universität Hamburg<br />

1. September bis 13. Oktober 2009 im Theater im Nestroyhof<br />

25. Oktober bis 22. November 2009 im Rathaus Marburg<br />

8. Dezember 2009 bis 28. Februar 2010 im Historischen Museum<br />

3. März bis 7. April 2010 <strong>in</strong> den Bahnhofspassagen Potsdam<br />

11. April bis 5. Juni 2010 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Peterskirche auf dem Petersberg<br />

1. Juli bis 31. August 2010 im Dokumentationszentrum Prora<br />

7. September bis 10. Oktober 2010 im Künstlerhaus Klagenfurt<br />

2. Februar bis 3. April 2011 Gedenkstätte KZ Osthofen<br />

2. Mai bis 14. Juni 2011 Karmeliterkloster Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

1. Juli bis 21. August 2011 Armeemuseum Ingolstadt<br />

2


DORNBIRN<br />

GIEßEN<br />

FLENSBURG<br />

AACHEN<br />

LEIPZIG<br />

DRESDEN<br />

29. September bis 31. Oktober 2011 Stadtmuseum Dornbirn<br />

5. November 2011 bis 4. Januar 2012 Oberhessisches Museum Gießen<br />

10. Januar 2012 bis 23. Februar 2012 Rathaus Flensburg<br />

6. März bis 30. März 2012 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nadelfabrik Aachen<br />

12. April bis 25. Mai 2012 im Neuen Rathaus zu Leipzig<br />

21. Juni bis 21. August im Militärhistorischen Museum <strong>der</strong> Bundeswehr<br />

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Station Berl<strong>in</strong>, TELEGRAPH , 28. Juni 2007<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Station Berl<strong>in</strong>, FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG, 05. Juli 2007<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Station Köln, RHEINISCHE POST, 14. August 2007<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Station Wilhelmshaven, WILHELMSHAVENER ZEITUNG, 7. November 2007<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Zentrum · Betroffene <strong>der</strong> NS-Militärjustiz<br />

Aktuelles - Artikel vom 12.02.2008<br />

Ausstellung »Was damals Recht war…« im Justizpalast<br />

Zentrum · Die Wan<strong>der</strong>ausstellung »Was damals Recht war…«<br />

macht Station <strong>in</strong> München. Seit 11. Februar ist sie im Justizpa-<br />

last, Prielmayerstraße 7, zu sehen. München ist <strong>die</strong> vierte Sta-<br />

tion <strong>die</strong>ser bundesweiten Wan<strong>der</strong>ausstellung. Die Ausstellung<br />

wird für zwölf Wochen bis e<strong>in</strong>schließlich 30. April im Lichthof<br />

des Münchner Justizpalastes zu sehen se<strong>in</strong>: Montag bis Don-<br />

nerstag, 10 bis 18 Uhr, Freitag, 10 bis 14 Uhr. Bewegende Schicksale im<br />

Lichthof des Justizpalastes. Foto: VA<br />

Der E<strong>in</strong>tritt ist frei. Buchung von Führungen unter Telefonnummer 21 86 21 72. München stellt<br />

e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Etappe dar, da <strong>die</strong> Ausstellung e<strong>in</strong>e Vielzahl an Bezügen zur Landeshauptstadt,<br />

ihren E<strong>in</strong>wohnern und e<strong>in</strong>zelnen Orten <strong>der</strong> Stadt aufweist: »(…) Me<strong>in</strong>e Lieben, es ist hart für<br />

euch. Hier <strong>die</strong>se letzte Nacht bleibe ich auf. Habe noch e<strong>in</strong>ige Briefe geschrieben und jetzt will<br />

ich noch e<strong>in</strong> wenig lesen, damit ich mich e<strong>in</strong> wenig zerstreue. Es ist jetzt ungefähr 19 Uhr, also<br />

noch acht Stunden, dass ich me<strong>in</strong>e S<strong>in</strong>ne noch beisammen habe, seht ihr. Von Angst ke<strong>in</strong>e<br />

Spur. Nun grüße ich euch noch e<strong>in</strong> letztes Mal, macht euch ke<strong>in</strong>en Kummer es ist ja jetzt vorbei<br />

(…)«<br />

Mit <strong>die</strong>sen Worten wandte sich <strong>der</strong> junge Münchner Franz Fellner, <strong>der</strong> 1941 als Deserteur erschossen<br />

wurde, an se<strong>in</strong>e Familie. Fellner ist e<strong>in</strong>er von den mehr als 20.000 Soldaten und Zivilisten<br />

aus nahezu ganz Europa, <strong>die</strong> durch Unrechtsurteile umkamen. Auch <strong>der</strong> 1944 <strong>in</strong> Griechenland<br />

h<strong>in</strong>gerichtete Münchner Kommunist Franz Schei<strong>der</strong> wurde Opfer <strong>der</strong> NS-Militärjustiz. Se<strong>in</strong>e Zusammenarbeit<br />

mit den Partisanen, <strong>die</strong> auch das Leben vieler deutscher Soldaten rettete, trug ihm<br />

e<strong>in</strong> Todesurteil wegen Kriegsverrat e<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> Delikt, das bei <strong>der</strong> Aufhebung <strong>der</strong> Urteile <strong>der</strong> Wehrmachtjustiz<br />

des Bundestags 2002 von <strong>der</strong> Rehabilitierung ausgenommen wurde.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite stehen Täter wie <strong>der</strong> <strong>in</strong> München geborene General Ferd<strong>in</strong>and Schörner.<br />

Ungezählte deutsche Soldaten verloren <strong>in</strong> den letzten Kriegswochen ihr Leben, weil Schörner<br />

jede Form <strong>der</strong> Entfernung von <strong>der</strong> Truppe mit dem Tode bestrafen ließ – als Gerichtsherr <strong>der</strong><br />

Wehrmachtjustiz hatte er schon 1944 <strong>die</strong> Kriegsrichter beschuldigt, zu milde Urteile zu fällen.<br />

»Nie wie<strong>der</strong> Schörners <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er deutschen Armee!« Dieser Ausspruch von Franz-Josef Strauß<br />

aus dem Jahr 1955 zeigt, welche Aufmerksamkeit dem ehemaligen General nach se<strong>in</strong>er Rückkehr<br />

aus sowjetischer Gefangenschaft <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik zuteil wurde. 1956 erhielt Schörner<br />

im Rahmen e<strong>in</strong>es im Münchner Justizpalast durchgeführten Verfahrens e<strong>in</strong>e vierjährige<br />

Gefängnisstrafe aufgrund se<strong>in</strong>er Anordnungen als vormaliger Gerichtsherr.<br />

Die Wan<strong>der</strong>ausstellung »Was damals Recht war…« wurde Anfang 2006 von <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong><br />

für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas konzipiert und er<strong>in</strong>nert an <strong>die</strong> etwa 20.000 Soldaten und<br />

Zivilisten unterschiedlicher Nationen, <strong>die</strong> durch Unrechtsurteile <strong>der</strong> deutschen Wehrmachtgerichte<br />

ihr Leben verloren.<br />

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Station München, WOCHENANZEIGER ONLINE, 12. Februar 2008<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Für Gerechtigkeit darf es nicht zu spät se<strong>in</strong> ...<br />

Stichworte: Stadtmuseum Roter Ochse Geschichte Nationalsozialismus<br />

"Was damals Recht war ... - Soldaten und Zivilisten vor Gerichten <strong>der</strong> Wehrmacht" ist ab sofort<br />

im Stadtmuseum Halle zu sehen<br />

(ens) Kulturdezernent Hans-Jochen Marquardt brachte es am Donnerstagnachmittag auf den<br />

Punkt: “es ist e<strong>in</strong> ungeheuerlicher Satz.” Geme<strong>in</strong>t hat er damit e<strong>in</strong> Zitat des damaligen badenwürttembergischen<br />

M<strong>in</strong>isterpräsidenten Hans Filb<strong>in</strong>ger. “Was damals rechtens war, kann<br />

heute nicht unrecht se<strong>in</strong>.” Damit wollte Filb<strong>in</strong>ger 1978 se<strong>in</strong> Handeln als Mar<strong>in</strong>erichter im Dritten<br />

Reich rechtfertigen.<br />

“Was damals Recht war” … das ist auch <strong>der</strong> Titel e<strong>in</strong>er neuen Ausstellung im Stadtmuseum<br />

Halle (Saale), <strong>die</strong> am Donnerstag offiziell eröffnet wurde. “Die Schau konfrontiert uns mit e<strong>in</strong>em<br />

lange tabuisierten Thema”, sagte Hans-Jochen Marquardt zur Eröffnung. Gerade <strong>die</strong><br />

Konfrontation mit den Opfern sei erschütternd. Denn auch <strong>die</strong> Saalestadt war Schauplatz viele<br />

Exekutionen. 549 Todesurteile gegen Menschen aus 15 Län<strong>der</strong>n wurden hier während <strong>der</strong> Nazizeit<br />

gefällt. “Das ist e<strong>in</strong> wichtiges Stück Stadtgeschichte, dass wie e<strong>in</strong> Stachel <strong>in</strong> <strong>die</strong> Gegenwart<br />

ragt”, so Marquardt.<br />

Sachsen-Anhalts Justizm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Angela Kolb sagte, <strong>die</strong> Justiz <strong>der</strong> NS-Zeit dürfe man nicht ad<br />

acta legen, “denn es darf nicht zu spät se<strong>in</strong>, für Gerechtigkeit zu sorgen.“ Seit <strong>die</strong>sem Jahr<br />

arbeite deshalb auch <strong>die</strong> Justiz <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt <strong>die</strong>se Zeit auf. Im Januar nächsten Jahres<br />

sollen dann <strong>die</strong> lokalen Ergebnisse erstmals <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ausstellung <strong>in</strong> Halle <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

präsentiert werden. Anhand <strong>der</strong> Ausstellung werde deutlich was passiert, wenn <strong>der</strong> Rechtsstaat<br />

nicht funktioniert, so <strong>die</strong> M<strong>in</strong>ister<strong>in</strong>. “Die Ausstellung berührt und mahnt vor e<strong>in</strong>em Wie<strong>der</strong>erstarken<br />

des Rechtsextremismus.”<br />

“Die Ausstellung zeigt e<strong>in</strong> umfassendes Bild <strong>der</strong> Unrechtsurteile und verdeutlicht <strong>die</strong> Willkür<br />

<strong>der</strong> Urteilssprechung”, erklärte Innenstaatssekretär Rüdiger Erben. Mit <strong>der</strong> Schau könne man<br />

Jugendlichen <strong>die</strong> Gelegenheit geben, sich mit <strong>der</strong> Geschichte Deutschlands ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zusetzen.<br />

Beson<strong>der</strong>s erfreut zeigte sich Erben, dass auch <strong>die</strong> Gedenkstätte “Roter Ochse” <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />

Ausstellung <strong>in</strong>volviert ist. So wies <strong>der</strong> Staatssekretär darauf h<strong>in</strong>, dass es vor <strong>der</strong> Wende ke<strong>in</strong><br />

Gedenken im Roten Ochsen gab. Erst nach 1989 fand e<strong>in</strong>e Aufarbeitung statt.<br />

Mahnende Worte richtete Ludwig Baumann an <strong>die</strong> Anwesenden. Baumann wurde <strong>in</strong> Bordeaux<br />

von <strong>der</strong> Wehrmacht zum Tode verurteilt, verbrachte 10 Monate <strong>in</strong> <strong>der</strong> Todeszelle und<br />

berichtete von Folterungen. “Das war e<strong>in</strong> Grauen, dass mich noch heute verfolgt.” Erst 1990<br />

konnte Baumann <strong>die</strong> Bundesvere<strong>in</strong>igung Opfer <strong>der</strong> NS-Militärjustiz gründen. E<strong>in</strong>ige Ziele konnte<br />

er über <strong>die</strong> Jahre h<strong>in</strong>weg erreichen. Viele damals verurteilte wurden rehabilitiert. Doch <strong>die</strong><br />

Urteile wegen Kriegsverrats gelten weiter. “E<strong>in</strong> Skandal”, so Baumann. Denn was könne es<br />

besseres geben, als e<strong>in</strong>en Krieg zu verraten.<br />

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Station Halle, HALLE FORUM ONLINE / Teil 1 / 2, 15. Mai 2008<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Halle ist <strong>die</strong> fünfte Station <strong>der</strong> Ausstellung “Was damals Recht war…– Soldaten und Zivilisten<br />

vor Gerichten <strong>der</strong> Wehrmacht” <strong>in</strong> Deutschland und <strong>die</strong> erste Station <strong>in</strong> Ostdeutschland. Gezeigt<br />

wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schau wie Unrecht und Willkür den NS-Militärjustiz-Alltag kennzeichneten.<br />

Tausende Männer und Frauen, nicht nur Soldaten, son<strong>der</strong>n auch Zivilisten, fielen <strong>der</strong> Unrechtsjustiz<br />

zum Opfer ebenso wie Wi<strong>der</strong>standskämpfer aus nahezu ganz Europa. Als Deserteure,<br />

Wehrkraftzersetzer o<strong>der</strong> Volksschädl<strong>in</strong>ge wurden sie nicht selten zum Tode verurteilt.<br />

Alle<strong>in</strong> 30.000 Menschen wurden durch <strong>die</strong> Gerichte <strong>der</strong> Wehrmacht zum Tode verurteilt, über<br />

20.000 von ihnen verloren ihr Leben.<br />

Auch Portraits und Lebensläufe von „Deserteuren <strong>der</strong> Wehrmacht“ des Kölner Fotografen<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schau zu sehen. Funck reiste drei Jahre durch Deutschland, um <strong>die</strong> Bil<strong>der</strong> und<br />

Schicksale <strong>die</strong>ser Menschen e<strong>in</strong>zufangen, <strong>die</strong> sich gegen den Krieg aufgelehnt hatten und<br />

dafür teils schwere Strafen h<strong>in</strong>nehmen mussten, am Ende aber überlebten. Tausende an<strong>der</strong>er<br />

Deserteure waren wegen ihrer Fahnenflucht h<strong>in</strong>gerichtet worden. Die <strong>in</strong>sgesamt zwölf Porträts<br />

zeigen Persönlichkeiten aus ganz Deutschland, darunter <strong>der</strong> Schriftsteller Gerhard Zwerenz,<br />

selbst Deserteur und ehemaliges Mitglied im Deutschen Bundestag. Er setzte sich für <strong>die</strong><br />

Rehabilitierung von Wehrmachtdeserteuren e<strong>in</strong>, <strong>die</strong> auch Jahrzehnte nach dem Krieg noch als<br />

vorbestraft galten. Erst 1997, 52 Jahre nach Kriegsende, erhielten sie e<strong>in</strong>e – symbolische –<br />

Entschädigung.<br />

Konzipiert wurde <strong>die</strong> Ausstellung von <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, unterstützt von <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> Sächsische Gedenkstätten, <strong>der</strong> Gedenkstätte Deutscher<br />

Wi<strong>der</strong>stand, <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> Gedenkstätten Sachsen-Anhalt – Gedenkstätte ROTER OCHSE Halle<br />

(Saale), <strong>der</strong> Bundeszentrale für politische Bildung und <strong>der</strong> Bundesvere<strong>in</strong>igung Opfer <strong>der</strong> NS-<br />

Militärjustiz e.V.<br />

Die Ausstellung ist bis Sonntag, den 29. Juni 2008, <strong>die</strong>nstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr zu<br />

sehen. Der E<strong>in</strong>tritt kostet 2,10 Euro, ermäßigt 1,30 Euro. Schulklassen haben freien E<strong>in</strong>tritt.<br />

Donnerstags ist <strong>der</strong> E<strong>in</strong>tritt für alle Museumsbesucher frei.<br />

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Station Halle, HALLE FORUM ONLINE / Teil 2 / 2, 15. Mai 2008<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Station Peenemünde, OSTSEE ZEITUNG (Wochendausgabe) / Teil 1 / 2, 9-10. August 2008<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Station Peenemünde, OSTSEE ZEITUNG (Wochendausgabe) / Teil 2 / 2, 9-10. August 2008<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Station Freiburg, STUTTGARTER ZEITUNG, 08. November 2008<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Station Kiel, SCHLESWIG-HOLSTEINISCHE LANDESZEITUNG, 9. Januar 2009<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Station Bielefeld, WESTFALEN BLATT, 14-15 Februar 2009<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Station Dortmund, DER WESTEN, 2. April 2009<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Station Bremen, BREMER NACHRICHTEN, 29. Mai 2009<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Station Hamburg, HAMBURGER MORGENPOST, 12. Juli 2009<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Station Wien, TIROLER TAGESZEITUNG, 31. August 2009<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Station Wien, WIENER ZEITUNG, 21. Oktober 2009<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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»Was damals Recht war. . .« zeigt Nazi-Willkür und -Unrecht<br />

Marburg (pm). Am Sonntag, 25. Oktober, wird im Marburger Rathaus <strong>die</strong> Wan<strong>der</strong>ausstellung<br />

»›Was damals Recht war. . .‹ - Soldaten und Zivilisten vor Gerichten <strong>der</strong> Wehrmacht« eröffnet.<br />

E<strong>in</strong> Blick auf <strong>die</strong> Wan<strong>der</strong>ausstellung »Was damals Recht war. . .« am Ausstellungsort Berl<strong>in</strong> -<br />

ab dem 25. Oktober ist sie <strong>in</strong> Marburg zu sehen. (Foto: pm)<br />

Ansprachen halten <strong>der</strong> frühere Bundesjustizm<strong>in</strong>ister Dr. Hans-Jochen Vogel, <strong>der</strong> Schirmherr<br />

und Marburger Oberbürgermeister Egon Vaupel, <strong>der</strong> ehemalige Deserteur und Vorsitzende <strong>der</strong><br />

Bundesvere<strong>in</strong>igung Opfer <strong>der</strong> NS-Militärjustiz, Ludwig Baumann, und Dr. Ulrich Baumann<br />

(stellvertreten<strong>der</strong> Direktor <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas und Kurator<br />

<strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>ausstellung). »Die Ausstellung zeigt, wie Unrecht und Willkür den Militärjustiz-<br />

Alltag kennzeichneten und tausende Männer und Frauen, nicht nur Soldaten, son<strong>der</strong>n auch<br />

Zivilisten, <strong>der</strong> Unrechtsjustiz zum Opfer fielen«, heißt es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Presse</strong>mitteilung <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong>.<br />

Marburg ist nach 14 Städten wie Berl<strong>in</strong>, München, Hamburg und Wien <strong>die</strong> erste Station <strong>in</strong><br />

Hessen. Bis zum 22. November können Interessierte <strong>die</strong> Ausstellung im Saal 1 und <strong>der</strong> Schirn<br />

des Marburger Rathauses kostenlos besuchen und Führungen buchen.<br />

Die Ausstellung, zu <strong>der</strong> e<strong>in</strong> Begleitprogramm angeboten wird, bietet e<strong>in</strong>en Überblick über <strong>die</strong><br />

Geschichte <strong>der</strong> Wehrmachtjustiz - von <strong>der</strong> Vorgeschichte über <strong>die</strong> Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>richtung 1933/34<br />

zum organisatorischen Aufbau bis h<strong>in</strong> zur politischen E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> das NS-Regime. Verdeutlicht<br />

wird auch <strong>der</strong> Handlungsspielraum, <strong>der</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Richtern trotz <strong>der</strong> E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong><br />

das NS-Regime blieb. Zu sehen se<strong>in</strong> wird <strong>die</strong>ser Ausstellungsteil im Saal 1 des Rathauses.<br />

Von zentraler Bedeutung s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schirn präsentierten Fallgeschichten von Opfern <strong>der</strong><br />

NS-Militärjustiz. Sie verdeutlichen <strong>die</strong> Vielfalt unterschiedlicher Lebensläufe und Handlungen<br />

<strong>der</strong> Opfer, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se <strong>in</strong> <strong>die</strong> Mühlen <strong>der</strong> Militärgerichtsbarkeit brachten. Schließlich nimmt <strong>die</strong><br />

Ausstellung <strong>die</strong> Ausgrenzung überleben<strong>der</strong> Justizopfer und <strong>die</strong> Karrieren <strong>der</strong> Richter <strong>in</strong> den<br />

Blick. Unter ihnen ist nach Angaben <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>der</strong> Marburger Professor und Rechtswissenschaftler<br />

Erich Schw<strong>in</strong>ge, <strong>der</strong> auch nach dem Krieg se<strong>in</strong>e Tätigkeit unter an<strong>der</strong>em als Universitätsrektor<br />

fortsetzen konnte.<br />

In Marburg wird es zusätzlich e<strong>in</strong>e lokalhistorische Ergänzung geben. Dabei ist das Rathaus<br />

e<strong>in</strong> historischer Ort. Anhand e<strong>in</strong>er sachlichen und geographischen Verortung wird deutlich,<br />

dass das Marburger Feldkriegsgericht <strong>in</strong> das System <strong>der</strong> Wehrmachtsjustiz e<strong>in</strong>gebunden war.<br />

E<strong>in</strong>ige Fälle, <strong>die</strong> <strong>in</strong> den Zellen neben <strong>der</strong> Schirn vorgestellt werden, verdeutlichen <strong>die</strong>s. Diese<br />

Zellen wurden während des Zweiten Weltkrieges von <strong>der</strong> Gestapo zur Inhaftierung von Menschen,<br />

<strong>die</strong> später an <strong>die</strong> Militärjustiz überstellt wurden, genutzt.<br />

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Station Marburg, GIESSENER ALLGEMEINE / Teil 1 /2, 20. Oktober 2009<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

21


Am Standort Marburg wird <strong>die</strong> Ausstellung unter an<strong>der</strong>em von <strong>der</strong> Geschichtswerkstatt Marburg,<br />

dem Hessischen Staatsarchiv Marburg, dem Magistrat <strong>der</strong> Stadt Marburg Fach<strong>die</strong>nst<br />

Kultur, dem Institut für Krim<strong>in</strong>alwissenschaft, dem Sem<strong>in</strong>ar für Neueste Geschichte, dem Institut<br />

für Politikwissenschaft sowie dem Zentrum für Konfliktforschung vorbereitet. Konzipiert<br />

wurde <strong>die</strong> Ausstellung von <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>,<br />

unterstützt von <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> Sächsische Gedenkstätten, <strong>der</strong> Gedenkstätte Deutscher Wi<strong>der</strong>stand,<br />

<strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> Gedenkstätten Sachsen-Anhalt - Gedenkstätte Roter Ochse Halle (Saale),<br />

<strong>der</strong> Bundesvere<strong>in</strong>igung Opfer <strong>der</strong> NS-Militärjustiz und <strong>der</strong> Bundeszentrale für politische Bildung.<br />

Der Beauftragte <strong>der</strong> Bundesregierung für Kultur und Me<strong>die</strong>n hat das Projekt f<strong>in</strong>anziert.<br />

Mehr Informationen zur Ausstellung und zum Begleitprogramm gibt es im Internet unter<br />

www.stiftung-denkmal.de/projekte/ausstellungen/wasdamalsrechtwar. Die Ausstellung ist<br />

<strong>die</strong>nstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der E<strong>in</strong>tritt ist frei.<br />

Besucherservice und Buchung von Führungen auf Anfrage unter <strong>der</strong> Telefonnummer 064 21/2<br />

01-4 00 (geschaltet während <strong>der</strong> Laufzeit <strong>der</strong> Ausstellung) o<strong>der</strong> per E-Mail an <strong>die</strong> Adresse<br />

wasdamals.marburg@yahoo.de<br />

© Gießener Allgeme<strong>in</strong>e Zeitung 2009 - www.giessener-allgeme<strong>in</strong>e.de<br />

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Station Marburg, GIESSENER ALLGEMEINE / Teil 2 /2, 20. Oktober 2009<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Historisches Museum<br />

Ausstellung <strong>in</strong> Hannover zur Geschichte <strong>der</strong> NS-Militärjustiz<br />

E<strong>in</strong>e Ausstellung im Historischen Museum <strong>in</strong> Hannover zeichnet <strong>die</strong> Geschichte <strong>der</strong> NS-<br />

Militärjustiz nach.<br />

Geschichte auf <strong>der</strong> Spur: Sophienschüler haben Deserteursschicksale erforscht.<br />

© Frank Wilde<br />

Se<strong>in</strong>e letzten Lebenswochen glichen e<strong>in</strong>er Odyssee: Antonius Biesterfeld wurde von e<strong>in</strong>em<br />

Wehrmachtsgefängnis <strong>in</strong>s nächste verlegt, von Bruchsal nach Glatz, und schließlich kam er<br />

nach Hannover. In <strong>der</strong> heutigen Emmich-Cambrai-Kaserne wurde er am 4. November 1944 auf<br />

den Masch<strong>in</strong>engewehr-Schießstand 8 geführt, vor e<strong>in</strong>e Ziegelmauer. Davor standen zehn Soldaten<br />

des Grena<strong>die</strong>rersatzbataillons 211 mit ihren Gewehren. Um 7.35 Uhr erschossen sie den<br />

jungen Deserteur. Antonius Biesterfeld wurde nur 24 Jahre alt.<br />

Jetzt wird se<strong>in</strong> Schicksal <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausstellung „Was damals Recht war – Soldaten und Zivilisten<br />

vor Gerichten <strong>der</strong> Wehrmacht“ im Historischen Museum nachgezeichnet. Die Wan<strong>der</strong>ausstellung,<br />

konzipiert vor zwei Jahren von <strong>der</strong> „<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas“,<br />

war bereits <strong>in</strong> 14 Städten zu sehen. Auf Tafeln mit Fotos und Texten skizziert sie <strong>die</strong> Geschichte<br />

<strong>der</strong> NS-Militärjustiz.<br />

Mehr als 20.000 Todesurteile deutscher Militärgerichte wurden im Zweiten Weltkrieg vollstreckt,<br />

davon etwa 15 000 an Deserteuren. Im gesamten Ersten Weltkrieg h<strong>in</strong>gegen wurden<br />

nur 18 Fahnenflüchtige exekutiert, <strong>in</strong> <strong>der</strong> US-Armee im Zweiten Weltkrieg nur e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger.<br />

Auch <strong>die</strong>se Zahlen belegen, wie willfährig <strong>die</strong> Militärjustiz sich <strong>in</strong> den Dienst des totalen Krieges<br />

stellte. Je länger <strong>die</strong>ser andauerte, umso härter wurden <strong>die</strong> Urteile. Viele l<strong>in</strong>ientreue<br />

Wehrmachtsgerichte wollten ihren Teil zur „Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Manneszucht“ leisten;<br />

außerdem sah mancher Richter <strong>in</strong> <strong>der</strong> angeblich milden Haltung <strong>der</strong> Gerichte von 1914–1918<br />

e<strong>in</strong>e Ursache damaliger „Auflösungsersche<strong>in</strong>ungen“.<br />

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Station Hannover, HANNOVERSCHE ALLGEMEINE / Teil 1 /2, 7. Dezember 2009<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Dabei hatten <strong>die</strong> Richter durchaus gewisse Handlungsspielräume: Der Divisionsrichter He<strong>in</strong>rich<br />

Hehnen aus Köln etwa erwirkte als Gutachter häufig milde Strafen, ehe er zwangsversetzt<br />

wurde. Nach dem Krieg arbeitete er als Anwalt, Karriere <strong>in</strong> <strong>der</strong> Justiz machte er nicht. An<strong>der</strong>s<br />

als Erich Schw<strong>in</strong>ge, <strong>der</strong> seit 1936 Kommentare zum Militärstrafgesetzbuch verfasste und etliche<br />

Todessurteile fällte. Er wurde später Rektor <strong>der</strong> Uni Marburg und stritt bis zu se<strong>in</strong>em Tode<br />

1994 für <strong>die</strong> Ehre <strong>der</strong> Wehrmachtsjustiz.<br />

Auf ziemlich unübersichtlich angeordneten Stelen und Tafeln dokumentiert <strong>die</strong> Ausstellung<br />

auch, dass Deserteure nach 1945 lange als „Drückeberger und Verräter“ geächtet blieben.<br />

Ihre Angehörigen wurden oft nicht entschädigt. Spät wurde ihnen e<strong>in</strong>en gewisse Anerkennung<br />

zuteil: Erst im vergangenen September hob <strong>der</strong> Bundestag alle Urteile <strong>der</strong> NS-<br />

Militärjustiz gegen sogenannte Kriegsverräter auf. Für <strong>die</strong> hannoversche Version <strong>der</strong> Ausstellung<br />

haben Schüler <strong>der</strong> Sophienschule, unterstützt vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge<br />

und vom Kultusm<strong>in</strong>isterium, <strong>in</strong> aufwendiger Projektarbeit selbst Archive durchforstet.<br />

Dabei haben sie unter an<strong>der</strong>em <strong>die</strong> Biografie des <strong>in</strong> Hannover h<strong>in</strong>gerichteten Antonius Biesterfeld<br />

rekonstruiert – e<strong>in</strong> erschütterndes Beispiel für <strong>die</strong> Willkür, mit <strong>der</strong> <strong>die</strong> NS-Militärjustiz<br />

Urteile fällte.<br />

Biesterfeld stammte aus dem nie<strong>der</strong>ländischen Breda. Da se<strong>in</strong> Vater Deutscher war, wurde er<br />

1942 zur Mar<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>berufen, obwohl er kaum Deutsch sprach. Wohl auch deshalb schikanierten<br />

ihn se<strong>in</strong>e „Kameraden“ <strong>in</strong> Frankreich, wo er Dienst tat. Mal wurde er – offensichtlich zu<br />

Unrecht – beschuldigt, Zigaretten gestohlen zu haben, mal behandelten ihn Vorgesetzte<br />

schlecht. „So wurde mir das Mar<strong>in</strong>elazarett Nantes gewissermaßen zur Hölle“, gab er später<br />

an. Er bat sogar darum, an <strong>die</strong> Front versetzt zu werden – vergeblich.<br />

Im Sommer 1944 zog er dann Zivilkleidung an, warf se<strong>in</strong>e Uniform <strong>in</strong>s Wasser und versuchte,<br />

sich nach Spanien abzusetzen. E<strong>in</strong>e Streife nahm ihn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zug fest, e<strong>in</strong> Gericht <strong>in</strong> Bordeaux<br />

verurteilte ihn zum Tode. Als das Erschießungskommando <strong>in</strong> Hannover auf ihn anlegte,<br />

rief er noch zweimal: „Es lebe Holland!“<br />

Begraben wurde er auf dem Friedhof Fössefeld <strong>in</strong> L<strong>in</strong>den, wo m<strong>in</strong>destens 21 <strong>in</strong> <strong>der</strong> NS-Zeit<br />

h<strong>in</strong>gerichtete Soldaten ruhen, meist Fahnenflüchtige, erschossen auf dem Kasernengelände <strong>in</strong><br />

Vahrenheide. Nach dem Krieg er<strong>in</strong>nerte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Heeresoffiziersschule <strong>der</strong> Bundeswehr lange<br />

Zeit e<strong>in</strong> Ehrenha<strong>in</strong> an gefallene Soldaten. E<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis auf <strong>die</strong> Deserteure, <strong>die</strong> auf dem Gelände<br />

h<strong>in</strong>gerichtet wurden, fehlt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Emmich-Cambrai-Kaserne bis heute.<br />

[Simon Benne]<br />

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Station Hannover, HANNOVERSCHE ALLGEMEINE / Teil 2 /2, 7. Dezember 2009<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Station Potsdam, MÄRKISCHE ALLGEMEINE, 4. März 2010<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Ressort Thür<strong>in</strong>gen<br />

Erschienen am 11.04.2010 10:37<br />

Schau zeigt Unrecht <strong>der</strong> Wehrmachtjustiz<br />

Unrecht und Willkür <strong>der</strong> Wehrmachtjustiz zeigt e<strong>in</strong>e Ausstellung, <strong>die</strong> heute (11.00) <strong>in</strong> Erfurt<br />

eröffnet wird. Nach Angaben n <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas fielen<br />

<strong>der</strong> NS-Militärjustiz<br />

Erfurt (dpa/th)<br />

Tausende Männer und Frauen zum Opfer, <strong>die</strong> als Deserteure zum Tode verurteilt wurden. Die<br />

Wan<strong>der</strong>schau macht bis zum 5. Juni <strong>in</strong> <strong>der</strong> Peterskirche Station. Die Kirche liegt auf dem Petersberg,<br />

wo 1945 noch bis kurz vor dem E<strong>in</strong>zug <strong>der</strong> US-Truppen «fahnenflüchtige» Soldaten<br />

h<strong>in</strong>gerichtet worden seien. Im Zweiten Weltkrieg befand sich im dortigen Kommandantenhaus<br />

e<strong>in</strong> Kriegsgericht.<br />

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Station Erfurt, SÜDTHÜRINGER ZEITUNG, 11. April 2010<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Station Prora, RÜGEN AKTUELL, Juli 2010<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Ausstellung: "Was damals Recht war..."<br />

Wehrmachtsdeserteure wurden jahrzehntelang als "Vaterlandsverräter" angesehen. Die Ausstellung<br />

"Was damals Recht war..." im Klagenfurter Künstlerhaus widmet sich ab 9. September<br />

ihrer leidvollen Geschichte<br />

Karl Lauterbach. Deserteure - als "Verräter" geächtet<br />

Die Weigerung, <strong>in</strong> Hitlers Vernichtungsfeldzug<br />

mitzumarschieren, blieb <strong>in</strong> <strong>der</strong> österreichischen<br />

Nachkriegsgesellschaft lange Zeit unbedankt o<strong>der</strong><br />

stand außerhalb <strong>der</strong> er<strong>in</strong>nerungspolitischen Wahrnehmung<br />

Deserteure wurden geächtet und nach dem Krieg mit<br />

dem Vorwurf konfrontiert, sie hätten Kameraden und<br />

"Vaterland" verraten - <strong>die</strong> dom<strong>in</strong>ante Geschichtserzählung, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>erseits Österreich als das<br />

"erste Opfer <strong>der</strong> Hitlerschen Aggression" darstellte, an<strong>der</strong>erseits jene Soldaten als Helden<br />

feierte, <strong>die</strong> das "Dritte Reich" bis zur Kapitulation verteidigt hatten, ließ für an<strong>der</strong>s lautende<br />

Interpretationen <strong>der</strong> Vergangenheit ke<strong>in</strong>en Platz.<br />

Alois Holzer. Nationalrat beschloss "Anerkennungsgesetz"<br />

Erst gegen Ende <strong>der</strong> 1990er Jahre begann man <strong>in</strong> Österreich<br />

damit, sich auf politischer und wissenschaftlicher<br />

Ebene mit den Opfern <strong>der</strong> NS-Militärjustiz zu<br />

beschäftigen. Im Juli 2005 beschloss <strong>der</strong> Nationalrat<br />

das "Anerkennungsgesetz 2005". Dieses brachte<br />

zwar ke<strong>in</strong>e abschließende gesellschaftliche und juristische<br />

Rehabilitierung <strong>der</strong> Deserteure, beseitigte aber<br />

immerh<strong>in</strong> <strong>der</strong>en sozialrechtliche Schlechterstellung.<br />

Desertion - e<strong>in</strong> Akt des Wi<strong>der</strong>standes. Urteile <strong>der</strong> NS-Justiz erst 2009 aufgehoben<br />

Im Herbst 2009 lieferte schließlich <strong>die</strong> Ausstellung "Was damals Recht war" den entscheidenden<br />

Impuls zur vollständigen Rehabilitierung. Mit dem "Anerkennungs- und Rehabilitationsgesetz",<br />

das am 1. Dezember 2009 <strong>in</strong> Kraft trat, hob <strong>die</strong> Republik Österreich <strong>die</strong> Urteile <strong>der</strong> NS-<br />

Militärjustiz pauschal auf und erkannte Desertion ausdrücklich als Akt des Wi<strong>der</strong>standes an.<br />

Das "Recht" im Unrechtsstaat<br />

Die Justiz im NS-Regime: E<strong>in</strong> Instrument<br />

<strong>der</strong> Vernichtung.<br />

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Station Klagenfurt<br />

enfurt, KÄRNTEN ORF MAGAZIN ONLINE / Teil 1 /2, 31. August 2010<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Franz Jägerstätter. 15.000 Todesurteile durch Wehrmachtsjustiz<br />

Durch <strong>die</strong> Verdrängung <strong>der</strong> Opfer geriet <strong>der</strong> Unrechtscharakter<br />

<strong>der</strong> NS-Militärjustiz erst spät <strong>in</strong>s Blickfeld e<strong>in</strong>er<br />

historisch <strong>in</strong>teressierten Öffentlichkeit. Über Jahrzehnte<br />

h<strong>in</strong>weg galten <strong>die</strong> Wehrmachtgerichte als "Nische<br />

<strong>der</strong> Rechtsstaatlichkeit". Dabei wurde übersehen,<br />

dass <strong>die</strong> Wehrmachtsjustiz e<strong>in</strong> willfähriges Instrument<br />

im Vernichtungskrieg war,<br />

durch <strong>der</strong>en Urteile zehntausende Menschen – Soldaten und Zivilisten aus ganz Europa ihr<br />

Leben verloren.<br />

Die Militärrichter vollstreckten über 15.000 Todesurteile alle<strong>in</strong> an Deserteuren, darunter 1.200<br />

bis 1.400 gegen Österreicher.<br />

Film- und Buchpräsentationen, Vorträge<br />

Die Ausstellung im Künstlerhaus wird vom Vere<strong>in</strong> "Industriekultur und Alltagsgeschichte" präsentiert.<br />

Neben Führungen durch <strong>die</strong> Ausstellung gibt es e<strong>in</strong>e Reihe von begleitenden Veranstaltungen<br />

wie Buch- und Filmpräsentationen sowie e<strong>in</strong>en Vortrag vom Klagenfurter Universitätsprofessor<br />

Klaus Aman.<br />

Rahmenprogramm - Details<br />

• Filmvorführung: "Wilde M<strong>in</strong>ze". 15. September 2010, 19.30 Uhr, Künstlerhaus. E<strong>in</strong> Dokumentarfilm<br />

mit Helga Emperger. A 2009, Regie: Jenny Gand, Produktion: Lisa Rettl, 85 M<strong>in</strong>.<br />

• Buchpräsentation: "Gegen das Dritte Reich. Transnationaler Wi<strong>der</strong>stand <strong>in</strong> Slowenien und<br />

Österreich 1938–1940". 22. September 2010, 19.30 Uhr, Küsntlerhaus. Präsentation von Dr. Peter<br />

Pirker geme<strong>in</strong>sam mit Dr. Gorazd Bajc (Universität Koper)<br />

• Filmvorführung: "Vrnitev/Die Rückkehr". 29. September 2010, 19.30 Uhr, Künstlerhaus<br />

SLO 1976, Regie: Anton Tomasic, Buch: Janko Messner, 59 M<strong>in</strong>.<br />

• Vortrag: "Flucht vor den Fahnen. Krieg und Desertion <strong>in</strong> <strong>der</strong> österreichischen Literatur". 6.<br />

Oktober 2010, 19.30 Uhr, Künstlerhaus. Vortragen<strong>der</strong>: Universitätsprofessor Klaus Amann.<br />

Information zur Ausstellung<br />

Die Ausstelung wird vom 9. September bis 9. Oktober 2010 im Klagefnurter Künstlerhaus.<br />

Giethepark 1, 9020 Klagenfurt, zu sehen se<strong>in</strong>.<br />

Der E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> <strong>die</strong> Ausstellung ist frei, Führungen kosten für Schulklassen, Wehr<strong>die</strong>nstleistenden<br />

und Zivil<strong>die</strong>ner zehn Euro, für private Gruppen ab fünf Personen 20 Euro.<br />

Anmeldung unter: 0650 - 24 24 555 o<strong>der</strong> via Email: hragusch@edu.uni-klu.ac.at<br />

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Station Klagenfurt<br />

enfurt, KÄRNTEN ORF MAGAZIN ONLINE / Teil 1 /2, 31. August 2010<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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„Was damals Recht war r ...“<br />

04.02.2011 - OSTHOFEN<br />

Von Ulrike Schäfer<br />

AUSSTELLUNG KZ-Gedenkstätte Osthofen skizziert <strong>die</strong> Verbrechen <strong>der</strong> Wehrmachtsjustiz<br />

In <strong>der</strong> NS-Zeit wurden rund 15 000 Menschen wegen Fahnenflucht durch <strong>die</strong> Wehrmachtsjustiz<br />

zum Tod, zu Lagerhaft o<strong>der</strong> „Bewährungse<strong>in</strong>sätzen“ mit tödlichen Folgen verurteilt. Es dauerte<br />

Jahrzehnte, bis sie rehabilitiert und <strong>die</strong> Unrechtsurteile gegen sie aufgehoben wurden.<br />

Mit den Opfern, aber auch den Richtern sowie den H<strong>in</strong>tergründen <strong>der</strong> Militärjustiz beschäftigt<br />

sich <strong>die</strong> Ausstellung „Was damals Recht war…“, <strong>die</strong> <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten<br />

Juden Europas 2007 im Auftrag <strong>der</strong> Bundesregierung konzipiert hat - zum Gedenken, aber<br />

auch, um zu <strong>in</strong>formieren. Sie wurde bereits <strong>in</strong> vielen Städten gezeigt und nun auch im Beise<strong>in</strong><br />

von M<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Doris Ahnen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gedenkstätte KZ Osthofen eröffnet.<br />

Kernstücke s<strong>in</strong>d mannshohe Stelen, <strong>die</strong> das Schicksal Verurteilter beispielhaft dokumentieren.<br />

Sie rufen Mitgefühl hervor, aber auch Empörung über den blanken Zynismus, <strong>der</strong> bisweilen <strong>in</strong><br />

den Urteilen zum Ausdruck kommt. Wenn auch viele <strong>der</strong> Verurteilten nachweislich Gegner des<br />

Regimes gewesen seien, so lägen nicht bei allen Opfern <strong>die</strong> Motive für <strong>die</strong> Verweigerung klar<br />

auf <strong>der</strong> Hand, erläuterte Dr. Ulrich Bauer, Kurator <strong>der</strong> Ausstellung.<br />

Die Angst vor „Wehrkraftzersetzung“ und „Schwächung des Volkskörpers“ waren auf militärischer<br />

Seite <strong>die</strong> Begründungen für <strong>die</strong> harten Urteile. Aber es spielte <strong>in</strong> <strong>die</strong> Rechtsprechung<br />

<strong>der</strong> Wehrmacht auch <strong>der</strong> preußische Männlichkeits- und Ehrbegriff h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> ganzen<br />

Bevölkerung verbreitet war und auch nach Kriegsende noch fortlebte. An<strong>der</strong>s ist nicht zu erklären,<br />

dass <strong>die</strong> Richter auch nach Kriegsende wie<strong>der</strong> nahtlos <strong>in</strong> Amt und Würden kommen<br />

konnten. Dass es durchaus auch Handlungsspielräume gab, zeigt das Beispiel He<strong>in</strong>rich Hehnens,<br />

<strong>der</strong> sich auf <strong>die</strong> Selbstständigkeit des Gewissens und <strong>die</strong> Unabhängigkeit se<strong>in</strong>es Standes<br />

berief, ohne dafür <strong>in</strong>terniert zu werden.<br />

Dr. Dieter Schiffmann, Direktor <strong>der</strong> Landeszentrale für politische Bildung, er<strong>in</strong>nerte wie Ahnen<br />

an <strong>die</strong> jahrelange Tabuisierung des Themas. Die M<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> betonte <strong>die</strong> „unermessliche Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Gedenkarbeit für Deutschland“, nicht zuletzt auch <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick darauf, dass heute<br />

wie<strong>der</strong> verstärkt - und nicht nur von Neonazis - kriegsverherrlichende Literatur und Filmmaterial<br />

angeboten würden. Dr. Ulrich Bauer führte <strong>die</strong> zahlreichen Besucher <strong>in</strong> <strong>die</strong> Problematik<br />

e<strong>in</strong> und zeigte auch <strong>in</strong>teressante Ansätze für Diskussionen mit Schulklassen und Jugendgruppen<br />

auf.<br />

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Station<br />

Osthofen, WORMSER ZEITUNG ONLINE, 4. Februar 2011<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Vergangenheitsbewältigung<br />

Mutige Deserteure<br />

E<strong>in</strong>e Ausstellung, <strong>die</strong> im nächsten Frühjahr nach Frankfurt kommt, würdigt <strong>die</strong> Opfer <strong>der</strong> natio-<br />

nalsozialistischen Militärjustiz. Jene Männer, <strong>die</strong> nicht länger mit <strong>der</strong> Waffe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hand für<br />

e<strong>in</strong>e verlorene, verbrecherische Sache kämpfen wollten.<br />

Wehrmachtssoldaten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sowjetunion.<br />

Foto: FR-Archiv<br />

In Er<strong>in</strong>nerung an <strong>die</strong> Opfer <strong>der</strong> Militärjustiz ist im Frühjahr <strong>die</strong> Wan<strong>der</strong>ausstellung „Was damals<br />

Recht war...“ auch <strong>in</strong> Frankfurt zu sehen. Vom 2. Mai bis zum 11. Juni macht <strong>die</strong> Dokumentation<br />

im Karmeliterkloster Station. Die Vorbereitungen mit dem Kulturamt, dem Institut für<br />

Stadtgeschichte und <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europa laufen, <strong>in</strong>formiert<br />

Kulturdezernent Felix Semmelroth.<br />

Sozialdemokraten und Grüne hatten sich im Stadtparlament dafür e<strong>in</strong>gesetzt, <strong>die</strong> Wan<strong>der</strong>ausstellung,<br />

<strong>die</strong> gegenwärtig <strong>in</strong> Klagenfurt zu sehen ist, an den Ma<strong>in</strong> zu holen. Ihnen schwebt dafür<br />

„e<strong>in</strong> herausragen<strong>der</strong> Ort“ vor – etwa <strong>die</strong> Paulskirche. Dieser Vorschlag ergab sich im Zusammenhang<br />

mit dem Gedenken an den 20. Juli 1944: In <strong>der</strong> Wandelhalle <strong>der</strong> Paulskirche er<strong>in</strong>nert<br />

<strong>die</strong> Stadtregierung Jahr für Jahr an <strong>die</strong>sen Tag desWi<strong>der</strong>stands gegen <strong>die</strong> nationalsozialistische<br />

Diktatur.<br />

Die Ausstellung „Was damals Recht war...“ rückt weniger bekannte Männer <strong>in</strong> den Mittelpunkt<br />

des Interesses, Männer wie Franz Schnei<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Kurt Hoppe, Oskar Kutsch und Hugo<br />

Ruf. Alle s<strong>in</strong>d während des Zweiten Weltkriegs Opfer <strong>der</strong> nationalsozialistischen Militärjustiz<br />

geworden; etwa als Deserteure.<br />

Diese Opfer gehörten über lange Jahrzehnte <strong>der</strong> Nachkriegszeit h<strong>in</strong>weg, nicht an<strong>der</strong>s als <strong>die</strong><br />

früheren NS-Zwangsarbeiter, zu den Vergessenen – also nicht zu den Opfern, an <strong>die</strong> man sich<br />

zu Jahrestagen im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Tyrannei er<strong>in</strong>nerte. Die Ausstellung nimmt <strong>die</strong>sen<br />

Teil <strong>der</strong> Geschichte auf und spannt e<strong>in</strong>en Bogen vom Kaiserreich und <strong>der</strong> Weimarer Republik<br />

über den Zweiten Weltkrieg bis zu dem lange währenden „Kampf um Rehabilitierung“.<br />

Zusammengestellt wurde <strong>die</strong> bereits <strong>in</strong> vielen Städten gezeigte Ausstellung von Opferverbänden<br />

und <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas, <strong>die</strong> sich <strong>in</strong> den 90er Jahren<br />

dafür e<strong>in</strong>gesetzt hatte, an e<strong>in</strong>em zentralen Ort <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> e<strong>in</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> Opfer des Holocaust<br />

zu schaffen (Matthias Arn<strong>in</strong>g)<br />

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Station Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, FRANKFURTER RUNDSCHAU ONLINE, 13. September 2010<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Station<br />

Ingolstadt, DONAUKURIER, 1. Juli 2011<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Station Ingolstadt, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, 6. September 2011<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Station Ingolstadt, DONAUKURIER, 17./18. September 2011<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Station Ingolstadt, DONAUKURIER, 17./18. September 2011<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Station Ingolstadt, DONAUKURIER, 17./18. September 2011<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Station Dornbirn, WIENER ZEITUNG ONLINE, 25. Oktober 2011<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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KULTUR<br />

„Blutrichter“ machten trotz „Terrorjustiz“ Karriere<br />

15.12.2011<br />

Von Heidrun Helwig<br />

Bee<strong>in</strong>druckende Ausstellung „Was damals Recht war...“ im Alten Schloss befasst sich mit<br />

NS-Militärjusti<br />

Militärjustiz Aufsatzsammlung zieht „Zwischenbilanz“<br />

E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glich: Die Biographien von Opfern und Tätern s<strong>in</strong>d farblich unterschiedlich gestaltet.<br />

GIESSEN. E<strong>in</strong>e Krankenschwester brachte <strong>die</strong> Ermittlungen <strong>in</strong>s Rollen. Denn Alfred Oertel hatte<br />

bereits mehr als e<strong>in</strong> Jahr <strong>in</strong> Militärkrankenhäusern verbracht. Wegen anhalten<strong>der</strong> Verdauungsprobleme.<br />

Die hatten nach <strong>der</strong> E<strong>in</strong>berufung des Musikerziehers zur Wehrmacht begonnen.<br />

Und seitdem waren alle Therapieversuche gescheitert. Das wie<strong>der</strong>um machte <strong>die</strong> Ärzte<br />

stutzig. E<strong>in</strong>e Mitarbeiter<strong>in</strong> des Reservelazaretts <strong>in</strong> Gießen schließlich meldete den Verdacht.<br />

Es folgte <strong>die</strong> Festnahme des 41-Jährigen wegen „Zersetzung <strong>der</strong> Wehrkraft“. Dem Grena<strong>die</strong>r<br />

wurde nämlich vorgeworfen, Abführmittel e<strong>in</strong>genommen zu haben, um sich dem Fronte<strong>in</strong>satz<br />

zu entziehen. Das Marburger Feldkriegsgericht verurteilte ihn im August 1944 deshalb auch zu<br />

sechs Jahren Gefängnis. Die „zu milde“ Entscheidung aber hatte ke<strong>in</strong>en Bestand und wurde<br />

aufgehoben. Nur e<strong>in</strong>en Monat später verhängte dann e<strong>in</strong> Wehrmachtsgericht <strong>die</strong> Todesstrafe<br />

gegen das NSDAP-Mitglied. Damit verkündeten <strong>die</strong> Richter e<strong>in</strong>es von rund 30 000 Todesurteilen<br />

<strong>der</strong> NS-Militärjustiz, mit <strong>der</strong> sich <strong>die</strong> bee<strong>in</strong>druckende Ausstellung „,Was damals Recht<br />

war…‘ - Soldaten und Zivilisten vor Gerichten <strong>der</strong> Wehrmacht“ im Alten Schloss und auch <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>formative Sammelband „Deserteure, Wehrkraftzersetzer und ihre Richter. Marburger Zwischenbilanz<br />

zur NS-Militärjustiz vor und nach 1945“ beschäftigen.<br />

Alfred Oertel hatte Glück. Der Gerichtsherr - <strong>der</strong> alles beherrschende Führer des militärischen<br />

Strafverfahrens – hob auch <strong>die</strong>ses Urteil auf. Und wandelte <strong>die</strong> Todesstrafe wegen „Selbstverstümmelung“<br />

<strong>in</strong> 15 Jahre Zuchthaus um. Zudem ordnete er <strong>die</strong> E<strong>in</strong>weisung des 41-Jährigen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Konzentrationslager an. Dort überlebte <strong>der</strong> Musikerzieher <strong>die</strong> Verfolgung durch das NS-<br />

Regime. Zwei Drittel <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Militärjustiz verhängten Todesurteile aber wurden vollstreckt.<br />

Etwa 15 000 gegen Deserteure und etliche auch gegen Wehrmachtssoldaten, <strong>die</strong> sich selbst<br />

Verletzungen zufügten, um dem Tod auf dem Schlachtfeld zu entkommen.<br />

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Station Gießen, GIEßENER ANZEIGER, 15. Dezember 2011<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Flut an Todesurteilen<br />

Während des Zweiten Weltkrieges <strong>die</strong>nte <strong>die</strong> Kriegsgerichtsbarkeit als Terror<strong>in</strong>strument <strong>der</strong><br />

militärischen und politischen Führung. Denn nach Hitlers Machtübernahme erhielten <strong>die</strong> Militärjuristen<br />

praktisch unbegrenzte Möglichkeiten, gegen „<strong>in</strong>nere und äußere Fe<strong>in</strong>de“ vorzugehen.<br />

Und mit zunehmen<strong>der</strong> Kriegsdauer wurden denn auch „immer härtere Strafen, sowohl<br />

gegen Soldaten, als auch gegen Zivilisten aus den von <strong>der</strong> Wehrmacht besetzten Län<strong>der</strong>n verhängt“,<br />

erläutert <strong>der</strong> Kurator Dr. Ulrich Baumann beim Rundgang durch <strong>die</strong> Ausstellung. Geradezu<br />

e<strong>in</strong>e Flut von Todesurteilen wurde noch <strong>in</strong> den letzten Kriegswochen ausgesprochen.<br />

Darunter zahllose willkürliche Entscheidungen <strong>der</strong> Wehrmachtsgerichte, mit Begründungen<br />

wie „biologisch m<strong>in</strong><strong>der</strong>wertig“, „Typ des Volksschädl<strong>in</strong>gs“ o<strong>der</strong> „um <strong>die</strong> Manneszucht aufrecht<br />

zu erhalten“. Mundraub galt ebenso als todeswürdiges Verbrechen wie „Fahnenflucht“<br />

o<strong>der</strong> das diffuse Delikt des „Kriegsverrats“. Dazu zählte das Hören ausländischer Radiosen<strong>der</strong>,<br />

geäußerte Skepsis gegenüber dem „Endsieg“ o<strong>der</strong> <strong>der</strong> „unerlaubte Umgang mit Kriegsgefangenen“.<br />

Mör<strong>der</strong>ische Übergriffe deutscher Soldaten gegen Zivilisten und Militärangehörige<br />

<strong>in</strong> Polen, Russland o<strong>der</strong> Serbien h<strong>in</strong>gegen wurden von <strong>der</strong> Wehrmachtsjustiz - wenn überhaupt<br />

- nur im Ansatz geahndet.<br />

Die von <strong>der</strong> „<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas“ konzipierte Wan<strong>der</strong>ausstellung<br />

gibt zunächst e<strong>in</strong>en profunden Überblick über <strong>die</strong> Geschichte <strong>der</strong> Militärjustiz - von <strong>der</strong><br />

Vorgeschichte über den organisatorischen Aufbau bis h<strong>in</strong> zur E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> das nationalsozialistische<br />

Regime. Zudem wird ausführlich <strong>die</strong> Wehrmachtsgerichtsbarkeit von 1939 bis 1945<br />

beleuchtet. Im Zentrum aber stehen - farblich rot abgesetzt – <strong>die</strong> Lebenswege von Opfern <strong>der</strong><br />

Unrechtsjustiz. Ihre häufig nur bruchstückhaft überlieferten Biographien werden nachgezeichnet,<br />

ihr Handeln veranschaulicht und ganz verschiedene Formen von Unangepasstheit,<br />

Abweichung und Wi<strong>der</strong>stand vorgestellt. Etwa <strong>die</strong> - bislang unbekannte - Geschichte von<br />

Erich Batschauer, <strong>der</strong> aus Angst vor Diszipl<strong>in</strong>arstrafen <strong>in</strong> Brest heimlich se<strong>in</strong>e Truppe verließ.<br />

Ohneh<strong>in</strong> verdeutlicht <strong>die</strong> Ausstellung, dass nicht jede „Fahnenflucht“ e<strong>in</strong>e Wi<strong>der</strong>standshaltung<br />

war, dass ganz unterschiedliche Motive - etwa Sorge um <strong>die</strong> Familie – und spontane Entschlüsse<br />

zum Untertauchen führten. Beson<strong>der</strong>s perfide ist dabei <strong>die</strong> Begründung für das Todesurteil<br />

gegen Erich Batschauer. Weitaus bedeuten<strong>der</strong> als das unerlaubte Verlassen des<br />

Standorts waren für <strong>die</strong> Militärrichter nämlich se<strong>in</strong>e Herkunft, <strong>die</strong> schwachen Leistungen <strong>in</strong><br />

Schule und Beruf, Vorstrafen und se<strong>in</strong> Privatleben. Denn mit <strong>der</strong> zynischen Argumentation,<br />

„se<strong>in</strong> Leben, das bisher ke<strong>in</strong>en Wert hatte, wird dann vielleicht nicht nutzlos gewesen se<strong>in</strong>,<br />

wenn er jetzt durch se<strong>in</strong>en Tod an<strong>der</strong>en Kameraden e<strong>in</strong> abschreckendes Beispiel gibt“, wird<br />

se<strong>in</strong> Gesuch um Begnadigung Ende 1941 zurückgewiesen.<br />

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Station Gießen, GIEßENER ANZEIGER, 15. Dezember 2011<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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„Gesetzlicher Auftrag unserer <strong>Stiftung</strong> ist, aller Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken“,<br />

sagt Ulrich Baumann. Dabei habe sich gezeigt, dass gerade <strong>die</strong> Verurteilten deutscher Kriegsgerichte<br />

„als Opfergruppe im öffentlichen Bewusstse<strong>in</strong> am wenigsten präsent waren“. Vielmehr<br />

begegnete <strong>die</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> Deutschen den Verurteilten nach 1945 mit Ablehnung und<br />

Fe<strong>in</strong>dschaft. „Wir wurden weiterh<strong>in</strong> als Feigl<strong>in</strong>ge, Dreckschwe<strong>in</strong>e und Vaterlandsverräter beschimpft<br />

und bedroht“, hatte Ludwig Baumann, <strong>der</strong> Vorsitzende <strong>der</strong> „Bundesvere<strong>in</strong>igung Opfer<br />

<strong>der</strong> NS-Militärjustiz“ bei <strong>der</strong> Ausstellungseröffnung geschil<strong>der</strong>t. Und <strong>der</strong> 90-Jährige, <strong>der</strong> nur<br />

zufällig den Namen mit dem Kurator teilt, hat mit „Desertion unterm Hakenkreuz“ auch e<strong>in</strong>en<br />

Beitrag zu <strong>der</strong> Aufsatzsammlung beigesteuert, <strong>die</strong> <strong>der</strong> Historiker Dr. Albrecht Kirschner im<br />

Auftrag <strong>der</strong> Geschichtswerkstatt Marburg herausgegeben hat. Se<strong>in</strong> „Bericht e<strong>in</strong>es Wehrmachtsdeserteurs<br />

über se<strong>in</strong>e Verfolgung, se<strong>in</strong>en Kampf um Rehabilitierung und <strong>die</strong> Aktualität<br />

des Themas heute“ beschreibt <strong>die</strong> Diffamierungen und Anfe<strong>in</strong>dungen, <strong>die</strong> <strong>der</strong> Kampf für <strong>die</strong><br />

Aufhebung <strong>der</strong> NS-Urteile und „für unsere späte Würde“ nach sich gezogen hat.<br />

Bereits im Herbst 2009 war <strong>die</strong> Ausstellung im Marburger Rathaus gezeigt und von e<strong>in</strong>em ambitionierten<br />

Begleitprogramm flankiert worden. Von e<strong>in</strong>em zweitägigen Symposium im Staatsarchiv<br />

über verschiedene Vorträge bis h<strong>in</strong> zur Präsentation von K<strong>in</strong>ofilmen, <strong>die</strong> <strong>in</strong> den 1950er<br />

Jahren <strong>die</strong> NS-Militärjustiz, „Fahnenflucht“ und „Strafbataillone <strong>der</strong> Wehrmacht“ thematisiert<br />

haben. Die vielfältigen Ergebnisse <strong>der</strong> Veranstaltungen s<strong>in</strong>d nun <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Band versammelt.<br />

Dabei konnte <strong>die</strong> Marburger Geschichtswerkstatt, <strong>die</strong> an <strong>der</strong> Erarbeitung von „Was damals<br />

Recht war…“ mitgewirkt hat, <strong>die</strong> Ausstellung vor allem um lokale Aspekte ergänzen. Denn<br />

zwischen 1939 und 1945 tagte dort e<strong>in</strong> Feldkriegsgericht, dessen Zuständigkeit sich von Frankenberg<br />

bis Friedberg, von Lauterbach bis Dillenburg - und damit auch auf Gießen - erstreckte.<br />

Mehr als 6300 Strafverfahren wurden von den Militärrichtern abgearbeitet. Nicht nur gegen<br />

Wehrmachtsangehörige, son<strong>der</strong>n auch gegen Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. „Häufig<br />

alltägliche Krim<strong>in</strong>alität vom kle<strong>in</strong>en Diebstahl über Verkehrsunfälle mit Verletzten bis h<strong>in</strong> zur<br />

fahrlässigen Tötung“, schreibt Albrecht Kirschner. Doch abgeurteilt wurde eben auch Desertion,<br />

„Wehrkraftzersetzung“ und <strong>der</strong> unerlaubte Kontakt von Kriegsgefangenen zu deutschen<br />

Frauen. Verhängt wurde dabei <strong>in</strong> be<strong>in</strong>ahe 100 Fällen <strong>die</strong> Todesstrafe.<br />

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Leichen für <strong>die</strong> Anatomie<br />

Auch gegen Anton Brand, <strong>der</strong> bis zuletzt verzweifelt auf Gnade gehofft hatte. „Ich weiß, dass<br />

ich e<strong>in</strong>en großen Fehltritt begangen habe“, schreibt er zwei Tage nach dem Todesurteil. „Und<br />

bereue es auch schwer.“ Deshalb wollte er „<strong>die</strong>sen me<strong>in</strong>er größten Fehler durch E<strong>in</strong>satz me<strong>in</strong>es<br />

Lebens“ wie<strong>der</strong> gutmachen. Durch Frontbewährung. Schließlich gehe es auch „um <strong>die</strong><br />

Ehre me<strong>in</strong>er Eltern und me<strong>in</strong>es Vaterlandes“. Doch das Gesuch wurde abgelehnt, Anton Brand<br />

am 30. Januar 1945 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kiesgrube „Drei L<strong>in</strong>den“ <strong>in</strong> Ockershausen h<strong>in</strong>gerichtet. Der Anatomie<br />

<strong>der</strong> Philipps-Universität übergeben, <strong>die</strong>nte se<strong>in</strong> Leichnam anschließend zu Lehr- und Forschungszwecken.<br />

Die Eltern <strong>in</strong>des erfuhren nichts vom Schicksal ihres Sohnes. Erst im Februar<br />

1952 wurde <strong>der</strong> Mutter - auf Nachfragen - mitgeteilt, dass Anton Brand wegen Fahnenflucht<br />

zum Tode verurteilt worden war. Der junge Soldat, <strong>der</strong> zuvor schon häufiger durch unerlaubtes<br />

Entfernen und Diszipl<strong>in</strong>ierungen aufgefallen war, hatte nach e<strong>in</strong>em Fronturlaub im Oktober<br />

1944 nochmals se<strong>in</strong>e Mutter besucht, <strong>die</strong> Marschkompanie verpasst und war nach <strong>der</strong> Festnahme<br />

gleich zweimal geflüchtet.<br />

Die Geschichte von Anton Brand f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Aufsatzsammlung neben weiteren Fallbeispielen<br />

aus Mittelhessen, und natürlich wird auch <strong>die</strong> historische Aufarbeitung <strong>der</strong> NS-<br />

Militärjustiz und <strong>der</strong> Kampf <strong>der</strong> Opfer um Rehabilitierung dargestellt. Zum<strong>in</strong>dest symbolisch<br />

erfolgte <strong>die</strong>se für Wehrmachtsdeserteure, Kriegs<strong>die</strong>nstverweigerer und „Wehrkraftzersetzer“<br />

erst am 15. Juli 1997. E<strong>in</strong><br />

Bundestagsbeschluss nämlich stellte unmissverständlich klar, dass <strong>der</strong> Zweite Weltkrieg e<strong>in</strong><br />

„Angriffs- und Vernichtungskrieg“ war, „e<strong>in</strong> vom nationalsozialistischen Deutschland verschuldetes<br />

Verbrechen“. Zuvor hatte bereits 1995 <strong>der</strong> Bundesgerichtshof (BGH) entschieden,<br />

dass es sich bei den <strong>in</strong> <strong>der</strong> NS-Zeit gefällten Todesurteilen <strong>der</strong> Kriegsrichter um Rechtsbeugung<br />

gehandelt habe, um e<strong>in</strong>e „Terrorjustiz“, ausgeübt von „Blutrichtern“, heißt es <strong>in</strong> dem<br />

Ausstellungskatalog. Wie<strong>der</strong>um erst im Mai 2002 - <strong>in</strong>zwischen waren zahlreiche Opfer <strong>der</strong><br />

Wehrmachtsjustiz längst verstorben - hob <strong>der</strong> Bundestag Urteile <strong>der</strong> NS-Militärgerichte pauschal<br />

auf. Bis auf <strong>die</strong> wegen „Kriegsverrats“. Diese konnten nur durch E<strong>in</strong>zelfallprüfungen<br />

getilgt werden. Wegen <strong>der</strong> „nicht ausschließbaren Lebensgefährdung“ von deutschen Soldaten.<br />

Dabei ist Ludwig Baumann überzeugt, dass „Millionen Zivilisten und KZ-Insassen nicht<br />

mehr hätten sterben brauchen, wenn es mehr Kriegsverrat gegeben hätte.“ Am 8. September<br />

2009 aber beschloss <strong>der</strong> Bundestag, dass auch <strong>die</strong> Urteile gegen verme<strong>in</strong>tliche Kriegsverräter<br />

pauschal aufgehoben werden. Denn <strong>in</strong>zwischen haben renommierte Historiker erforscht, dass<br />

bei den - noch überprüfbaren - Todesurteilen Handlungen „zum Nachteil<br />

Dritter“ nicht nachgewiesen werden können.<br />

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Die „Blutrichter“ und Wehrmachtsjuristen h<strong>in</strong>gegen mussten nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

kaum um ihre Positionen kämpfen. Nahtlos konnten sie - zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> Westdeutschland - oft<br />

ihre Karrieren fortsetzen. Und <strong>die</strong> Legende <strong>der</strong> „sauberen“ und „unabhängigen“ Wehrmachtsjustiz<br />

aufrechterhalten. Deshalb vermag es auch nicht zu überraschen, dass <strong>die</strong> späte<br />

Grundsatzentscheidung des BGH vom November 1995 nur von e<strong>in</strong>er jungen unbelasteten Generation<br />

von Richtern gefällt werden konnte, <strong>die</strong> damit <strong>der</strong> früheren Rechtsprechung des<br />

Karlsruher Gerichts wi<strong>der</strong>sprachen.<br />

Reue und Unrechtsbewusstse<strong>in</strong> war vielen NS-Juristen völlig fremd. Auch Hans Filb<strong>in</strong>ger, <strong>der</strong><br />

1978 als M<strong>in</strong>isterpräsident von Baden-Württemberg zurücktrat. Im Zweiten Weltkrieg hatte er<br />

als Mar<strong>in</strong>erichter an Todesurteilen gegen Wehrmachtssoldaten mitgewirkt. Doch mit den<br />

Worten „Was damals rechtens war, kann heute nicht Unrecht se<strong>in</strong>“ verteidigte er weiterh<strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>e Position. Und auf <strong>die</strong>ses Zitat geht <strong>der</strong> Titel <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>ausstellung zurück. Zur Universitätsstadt<br />

Marburg gibt es unterdessen weitere bemerkenswerte Bezüge: Zum e<strong>in</strong>en haben<br />

sich <strong>die</strong> früheren NS-Kriegsrichter dort mehrfach <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Verb<strong>in</strong>dungshaus dem „frohen Erlebnis<br />

des Wie<strong>der</strong>sehens gewidmet“. Zum an<strong>der</strong>en hat mit dem Rechtswissenschaftler Erich<br />

Schw<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong> Experte für Militärstrafrecht im Nationalsozialismus und gnadenloser Wehrmachtsrichter<br />

nach dem Krieg an <strong>der</strong> Philipps-Universität gelehrt, war als Dekan sowie 1954<br />

gar als Rektor <strong>der</strong> Hochschule aktiv. Zunächst hatte sich Schw<strong>in</strong>ge im „Dritten Reich“ als<br />

Kommentator des Militärstrafgesetzbuches e<strong>in</strong>en Namen gemacht und war vehement für e<strong>in</strong>e<br />

Verschärfung <strong>der</strong> Rechtsprechung e<strong>in</strong>getreten. Jede Abweichung sei auf das Härteste zu bestrafen,<br />

<strong>die</strong> Aufrechterhaltung <strong>der</strong> „Manneszucht“ das oberste Pr<strong>in</strong>zip. Ab 1941 dann war<br />

Schw<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> Wien selbst als Militärrichter und Ankläger tätig. Dort setzte er <strong>in</strong> mehreren Fällen<br />

<strong>die</strong> H<strong>in</strong>richtung von Wehrmachtssoldaten durch. Auch <strong>der</strong> 17-jährige Anton Reschny wurde<br />

dabei zum Tode verurteilt. Wegen des Diebstahls e<strong>in</strong>er leeren Geldbörse und zweier Uhren.<br />

Aber <strong>die</strong>se Strafe<br />

schien selbst SS-Führer He<strong>in</strong>rich Himmler, <strong>der</strong> ab 1944 Befehlshaber des Ersatzheeres war, zu<br />

hart. Als Gerichtsherr - <strong>die</strong>sem oblag <strong>die</strong> Bestätigung <strong>der</strong> Urteile - wandelte er das<br />

Todesurteil <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Zuchthausstrafe um.<br />

Denunziation <strong>in</strong> Gießen<br />

Bereits 1946 setzte Schw<strong>in</strong>ge se<strong>in</strong>e Laufbahn an <strong>der</strong> Uni Marburg fort. Dort unterrichtete er<br />

jahrelang Jurastudenten und verteidigte Wehrmachtsgeneräle, <strong>die</strong> im Ausland wegen Verbrechen<br />

gegen <strong>die</strong> Menschlichkeit angeklagt waren. Erst <strong>in</strong> den 1960er Jahren kam es schließlich<br />

zu Protesten und kritischen Berichten über se<strong>in</strong>e NS-Vergangenheit. E<strong>in</strong>e Zeitschrift, <strong>die</strong> im<br />

April 1964 <strong>die</strong> Amtsenthebung Schw<strong>in</strong>ges for<strong>der</strong>te, verklagte <strong>der</strong> Juraprofessor wegen Ehrverletzung.<br />

Tatsächlich erhielt er e<strong>in</strong>e Entschädigung von 30 000 Mark - <strong>die</strong> höchste Summe, <strong>die</strong><br />

bis dah<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em presserechtlichen Verfahren e<strong>in</strong>em Kläger zugesprochen worden war.<br />

Schw<strong>in</strong>ge blieb im Hochschul<strong>die</strong>nst und verfasste gar e<strong>in</strong> Gutachten gegen <strong>die</strong> Rehabilitierung<br />

von verurteilten Kriegs<strong>die</strong>nstverweigerern, Deserteuren und „Wehrkraftzersetzern“.<br />

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Station Gießen, GIEßENER ANZEIGER, 15. Dezember 2011<br />

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Neben Schw<strong>in</strong>ge stellt <strong>die</strong> Ausstellung <strong>in</strong> biographischen Porträts weitere Richter und Gerichtsherren<br />

vor und beleuchtet <strong>der</strong>en Karrieren vor und nach 1945. Dabei werden auch <strong>die</strong><br />

Handlungsspielräume deutlich, welche <strong>die</strong> Militärjuristen durchaus hatten, ohne ihr eigenes<br />

Leben <strong>in</strong> Gefahr zu br<strong>in</strong>gen. Verurteilt wurde vom Marburger Kriegsgericht auch <strong>der</strong> französische<br />

Kriegsgefangene Adrian Soutan. Zu drei Jahren Zuchthaus wegen „geschlechtlicher<br />

Beziehungen zu e<strong>in</strong>er deutschen Frau“. E<strong>in</strong> Denunziant hatte bei <strong>der</strong> Gestapo- Außenstelle <strong>in</strong><br />

Gießen im März 1944 „vertraulich“ angezeigt, dass se<strong>in</strong>e Hausnachbar<strong>in</strong> Margarethe H. Kontakt<br />

zu e<strong>in</strong>em Franzosen habe, <strong>der</strong> bei ihr regelmäßig übernachte. Die Frau gab den Kontakt zu<br />

und nannte den Namen Soutans, <strong>der</strong> allerd<strong>in</strong>gs vehement bestritt, dass es zu Geschlechtsverkehr<br />

gekommen war. Vergeblich. Obwohl <strong>die</strong><br />

Gießener<strong>in</strong> nicht zum Prozess gegen den Franzosen erschien, wurde er verurteilt und noch im<br />

März 1945 <strong>in</strong> das Zuchthaus Brandenburg-Görden überstellt.<br />

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Station Gießen, GIEßENER ANZEIGER, 15. Dezember 2011<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Station Flensburg, FLENSBURGER TAGEBLATT, 12. Januar 2012<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Station Leipzig, LVZ-ONLINE, 12. April 2012<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Station Dresden, SZ-ONLINE, 18. Juni 2012<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Station Dresden, FREIE PRESSE, 20. Juni 2012<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Station Dresden, DNN-ONLINE, 20. Juni 2012<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Station Dresden, FREIE PRESSE, 21. Juni 2012<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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Station Dresden, DRESDNER NEUESTE NACHRICHTEN, 21. Juni 2012<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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