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Berichterstattung in der Presse - Stiftung Denkmal für die ...

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Zentrum · Betroffene <strong>der</strong> NS-Militärjustiz<br />

Aktuelles - Artikel vom 12.02.2008<br />

Ausstellung »Was damals Recht war…« im Justizpalast<br />

Zentrum · Die Wan<strong>der</strong>ausstellung »Was damals Recht war…«<br />

macht Station <strong>in</strong> München. Seit 11. Februar ist sie im Justizpa-<br />

last, Prielmayerstraße 7, zu sehen. München ist <strong>die</strong> vierte Sta-<br />

tion <strong>die</strong>ser bundesweiten Wan<strong>der</strong>ausstellung. Die Ausstellung<br />

wird für zwölf Wochen bis e<strong>in</strong>schließlich 30. April im Lichthof<br />

des Münchner Justizpalastes zu sehen se<strong>in</strong>: Montag bis Don-<br />

nerstag, 10 bis 18 Uhr, Freitag, 10 bis 14 Uhr. Bewegende Schicksale im<br />

Lichthof des Justizpalastes. Foto: VA<br />

Der E<strong>in</strong>tritt ist frei. Buchung von Führungen unter Telefonnummer 21 86 21 72. München stellt<br />

e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Etappe dar, da <strong>die</strong> Ausstellung e<strong>in</strong>e Vielzahl an Bezügen zur Landeshauptstadt,<br />

ihren E<strong>in</strong>wohnern und e<strong>in</strong>zelnen Orten <strong>der</strong> Stadt aufweist: »(…) Me<strong>in</strong>e Lieben, es ist hart für<br />

euch. Hier <strong>die</strong>se letzte Nacht bleibe ich auf. Habe noch e<strong>in</strong>ige Briefe geschrieben und jetzt will<br />

ich noch e<strong>in</strong> wenig lesen, damit ich mich e<strong>in</strong> wenig zerstreue. Es ist jetzt ungefähr 19 Uhr, also<br />

noch acht Stunden, dass ich me<strong>in</strong>e S<strong>in</strong>ne noch beisammen habe, seht ihr. Von Angst ke<strong>in</strong>e<br />

Spur. Nun grüße ich euch noch e<strong>in</strong> letztes Mal, macht euch ke<strong>in</strong>en Kummer es ist ja jetzt vorbei<br />

(…)«<br />

Mit <strong>die</strong>sen Worten wandte sich <strong>der</strong> junge Münchner Franz Fellner, <strong>der</strong> 1941 als Deserteur erschossen<br />

wurde, an se<strong>in</strong>e Familie. Fellner ist e<strong>in</strong>er von den mehr als 20.000 Soldaten und Zivilisten<br />

aus nahezu ganz Europa, <strong>die</strong> durch Unrechtsurteile umkamen. Auch <strong>der</strong> 1944 <strong>in</strong> Griechenland<br />

h<strong>in</strong>gerichtete Münchner Kommunist Franz Schei<strong>der</strong> wurde Opfer <strong>der</strong> NS-Militärjustiz. Se<strong>in</strong>e Zusammenarbeit<br />

mit den Partisanen, <strong>die</strong> auch das Leben vieler deutscher Soldaten rettete, trug ihm<br />

e<strong>in</strong> Todesurteil wegen Kriegsverrat e<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> Delikt, das bei <strong>der</strong> Aufhebung <strong>der</strong> Urteile <strong>der</strong> Wehrmachtjustiz<br />

des Bundestags 2002 von <strong>der</strong> Rehabilitierung ausgenommen wurde.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite stehen Täter wie <strong>der</strong> <strong>in</strong> München geborene General Ferd<strong>in</strong>and Schörner.<br />

Ungezählte deutsche Soldaten verloren <strong>in</strong> den letzten Kriegswochen ihr Leben, weil Schörner<br />

jede Form <strong>der</strong> Entfernung von <strong>der</strong> Truppe mit dem Tode bestrafen ließ – als Gerichtsherr <strong>der</strong><br />

Wehrmachtjustiz hatte er schon 1944 <strong>die</strong> Kriegsrichter beschuldigt, zu milde Urteile zu fällen.<br />

»Nie wie<strong>der</strong> Schörners <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er deutschen Armee!« Dieser Ausspruch von Franz-Josef Strauß<br />

aus dem Jahr 1955 zeigt, welche Aufmerksamkeit dem ehemaligen General nach se<strong>in</strong>er Rückkehr<br />

aus sowjetischer Gefangenschaft <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik zuteil wurde. 1956 erhielt Schörner<br />

im Rahmen e<strong>in</strong>es im Münchner Justizpalast durchgeführten Verfahrens e<strong>in</strong>e vierjährige<br />

Gefängnisstrafe aufgrund se<strong>in</strong>er Anordnungen als vormaliger Gerichtsherr.<br />

Die Wan<strong>der</strong>ausstellung »Was damals Recht war…« wurde Anfang 2006 von <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong><br />

für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas konzipiert und er<strong>in</strong>nert an <strong>die</strong> etwa 20.000 Soldaten und<br />

Zivilisten unterschiedlicher Nationen, <strong>die</strong> durch Unrechtsurteile <strong>der</strong> deutschen Wehrmachtgerichte<br />

ihr Leben verloren.<br />

__________________________________________________________________<br />

Station München, WOCHENANZEIGER ONLINE, 12. Februar 2008<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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