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Berichterstattung in der Presse - Stiftung Denkmal für die ...

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„Was damals Recht war r ...“<br />

04.02.2011 - OSTHOFEN<br />

Von Ulrike Schäfer<br />

AUSSTELLUNG KZ-Gedenkstätte Osthofen skizziert <strong>die</strong> Verbrechen <strong>der</strong> Wehrmachtsjustiz<br />

In <strong>der</strong> NS-Zeit wurden rund 15 000 Menschen wegen Fahnenflucht durch <strong>die</strong> Wehrmachtsjustiz<br />

zum Tod, zu Lagerhaft o<strong>der</strong> „Bewährungse<strong>in</strong>sätzen“ mit tödlichen Folgen verurteilt. Es dauerte<br />

Jahrzehnte, bis sie rehabilitiert und <strong>die</strong> Unrechtsurteile gegen sie aufgehoben wurden.<br />

Mit den Opfern, aber auch den Richtern sowie den H<strong>in</strong>tergründen <strong>der</strong> Militärjustiz beschäftigt<br />

sich <strong>die</strong> Ausstellung „Was damals Recht war…“, <strong>die</strong> <strong>die</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten<br />

Juden Europas 2007 im Auftrag <strong>der</strong> Bundesregierung konzipiert hat - zum Gedenken, aber<br />

auch, um zu <strong>in</strong>formieren. Sie wurde bereits <strong>in</strong> vielen Städten gezeigt und nun auch im Beise<strong>in</strong><br />

von M<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Doris Ahnen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gedenkstätte KZ Osthofen eröffnet.<br />

Kernstücke s<strong>in</strong>d mannshohe Stelen, <strong>die</strong> das Schicksal Verurteilter beispielhaft dokumentieren.<br />

Sie rufen Mitgefühl hervor, aber auch Empörung über den blanken Zynismus, <strong>der</strong> bisweilen <strong>in</strong><br />

den Urteilen zum Ausdruck kommt. Wenn auch viele <strong>der</strong> Verurteilten nachweislich Gegner des<br />

Regimes gewesen seien, so lägen nicht bei allen Opfern <strong>die</strong> Motive für <strong>die</strong> Verweigerung klar<br />

auf <strong>der</strong> Hand, erläuterte Dr. Ulrich Bauer, Kurator <strong>der</strong> Ausstellung.<br />

Die Angst vor „Wehrkraftzersetzung“ und „Schwächung des Volkskörpers“ waren auf militärischer<br />

Seite <strong>die</strong> Begründungen für <strong>die</strong> harten Urteile. Aber es spielte <strong>in</strong> <strong>die</strong> Rechtsprechung<br />

<strong>der</strong> Wehrmacht auch <strong>der</strong> preußische Männlichkeits- und Ehrbegriff h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> ganzen<br />

Bevölkerung verbreitet war und auch nach Kriegsende noch fortlebte. An<strong>der</strong>s ist nicht zu erklären,<br />

dass <strong>die</strong> Richter auch nach Kriegsende wie<strong>der</strong> nahtlos <strong>in</strong> Amt und Würden kommen<br />

konnten. Dass es durchaus auch Handlungsspielräume gab, zeigt das Beispiel He<strong>in</strong>rich Hehnens,<br />

<strong>der</strong> sich auf <strong>die</strong> Selbstständigkeit des Gewissens und <strong>die</strong> Unabhängigkeit se<strong>in</strong>es Standes<br />

berief, ohne dafür <strong>in</strong>terniert zu werden.<br />

Dr. Dieter Schiffmann, Direktor <strong>der</strong> Landeszentrale für politische Bildung, er<strong>in</strong>nerte wie Ahnen<br />

an <strong>die</strong> jahrelange Tabuisierung des Themas. Die M<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> betonte <strong>die</strong> „unermessliche Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Gedenkarbeit für Deutschland“, nicht zuletzt auch <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick darauf, dass heute<br />

wie<strong>der</strong> verstärkt - und nicht nur von Neonazis - kriegsverherrlichende Literatur und Filmmaterial<br />

angeboten würden. Dr. Ulrich Bauer führte <strong>die</strong> zahlreichen Besucher <strong>in</strong> <strong>die</strong> Problematik<br />

e<strong>in</strong> und zeigte auch <strong>in</strong>teressante Ansätze für Diskussionen mit Schulklassen und Jugendgruppen<br />

auf.<br />

___________________________________________________________________<br />

Station<br />

Osthofen, WORMSER ZEITUNG ONLINE, 4. Februar 2011<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Denkmal</strong> für <strong>die</strong> ermordeten Juden Europas – <strong>Presse</strong>dokumentation<br />

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