Update 2009 - Internetsite zur Stiftung Leben und Arbeit
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Das Zusammenleben auf dem Rittergut<br />
war 2008 vom Kommen<br />
<strong>und</strong> Gehen einiger Jugendlicher geprägt.<br />
Nach 3 Jahren hat Christoph<br />
seinen Schritt in die Selbständigkeit<br />
gewagt <strong>und</strong> einen eigenen<br />
Wohnraum in der <strong>Stiftung</strong> in<br />
Wilsdruff angemietet. Er kommt<br />
immer mal bei uns im Büro oder<br />
im Rittergut vorbeigeschaut <strong>und</strong><br />
möchte die Zeit des gemeinsamen<br />
<strong>Leben</strong>s im Rittergut nicht missen.<br />
3 Jugendliche haben wir schweren<br />
Herzens ziehen lassen. Das Miteinander<br />
<strong>und</strong> die Bereitschaft zu<br />
Veränderungen in ihrem <strong>Leben</strong> waren<br />
aufgr<strong>und</strong> der dahinter liegenden<br />
Suchtabhängigkeiten an Grenzen<br />
gestoßen. Das diese Wegstrecke<br />
bei ihnen Spuren hinterlassen<br />
hat, zeigt, dass sie sporadisch<br />
Kontakt zu uns aufnehmen<br />
oder im Rittergut vorbei schauen.<br />
Seit Sommer 2008 wohnt jetzt eine<br />
neue Gruppe Jugendlicher im<br />
Rittergut. So dürfen wir weiterhin<br />
Wegbegleiter für die Jugendlichen<br />
im Zusammenleben, aber auch im<br />
<strong>Arbeit</strong>salltag, sein. Für den einen<br />
heißt es Einüben von Regeln <strong>und</strong><br />
Tagesstruktur, für den anderen<br />
heißt es Selbstvertrauen gewinnen.<br />
Im Miteinander dürfen sie<br />
täglich neu erfahren, was es<br />
heißt, aufeinander zu achten, miteinander<br />
umzugehen <strong>und</strong> füreinander<br />
da zu sein.<br />
Ich möchte Ihnen an dieser Stelle<br />
Markus S. vorstellen, der auf eigenen<br />
Wunsch in die <strong>Stiftung</strong> gekommen<br />
ist. Da stand kein Amt, kein-<br />
Betreuer dahinter, der diese Empfehlung<br />
gegeben hat. Hören wir ihn<br />
selbst:<br />
Interview mit einem Mitlebenden<br />
Markus, was war Dein Anreiz,<br />
hierher nach Limbach ins Rittergut<br />
<strong>und</strong> in die <strong>Stiftung</strong> zu kommen?<br />
Dresden ist ein zu heißes Pflaster<br />
für mich gewesen. Nach der Therapie<br />
kam ich wieder nach Dresden<br />
<strong>und</strong> war da ca. 3 Wochen <strong>und</strong> hab<br />
halt gemerkt, dass es da schlecht<br />
läuft. Ich kiffe ab <strong>und</strong> zu <strong>und</strong> komme<br />
auch mit dem Kumpel nicht so<br />
klar. Ich musste irgendwie weg aus<br />
Dresden. Durch meinen Pastor in<br />
der OASE Dresden habe ich gehört,<br />
dass es eine Möglichkeit gäbe, in<br />
der <strong>Stiftung</strong> zu arbeiten.<br />
Ich habe mich dann dort gemeldet<br />
<strong>und</strong> dann kam es zum Vorstellungsgespräch.<br />
In den 10 Wochen, die Du jetzt<br />
hier bist, was gab es da für<br />
Höhepunkte für Dich, wo Du<br />
sagst, es ist einfach gut gelaufen,<br />
so habe ich mir das vorgestellt?<br />
Das <strong>Arbeit</strong>en auf dem Bau, das<br />
hat mir Spaß gemacht <strong>und</strong> liegt<br />
mir auch. Ich habe gemerkt, dass<br />
ich nicht so blöd bin <strong>und</strong> dass es<br />
läuft. Die Küche ist jedoch wirklich<br />
mein Ding. Das habe ich neu herausgef<strong>und</strong>en.<br />
Für mich ist das ein<br />
Höhepunkt, dass ich jetzt weiß,<br />
dass es nicht an den Umständen,<br />
an den Menschen oder an den Betrieben<br />
lag. Der Einfluss von den<br />
Drogen <strong>und</strong> den ganzen Suchtmitteln<br />
haben dazu geführt, dass ich<br />
die Ausbildungen bisher nicht geschafft<br />
habe. Und jetzt kann ich<br />
mir halt sagen, wenn ich so stabil<br />
bin <strong>und</strong> keine Drogen nehme, bekomme<br />
ich es mit dem Kochen<br />
auch hin. Ich war ja eine Woche in<br />
Triefenstein, dort habe ich gemerkt,<br />
dass ich in der Küche Verantwortung<br />
übernehmen kann <strong>und</strong><br />
den Überblick hatte. Und hier in<br />
der Küche, dass ich da was drauf<br />
habe, dass es den Leuten<br />
schmeckt <strong>und</strong> das ich das ausbauen<br />
muss.<br />
Was ist für Dich im Zusammenleben<br />
<strong>und</strong> im miteinander <strong>Arbeit</strong>en<br />
die größte Herausforderung?<br />
Durchhalten <strong>und</strong> dran bleiben ist<br />
für mich ein Schwerpunkt, das<br />
heißt für mich von früh bis abends<br />
oder bis <strong>Arbeit</strong>sende Durchziehen<br />
<strong>und</strong> mich nicht auf die faule Haut<br />
legen, sondern mich beschäftigen.<br />
Na ja, <strong>und</strong> große Herausforderungen?<br />
Mit einem der anderen Mitlebenden<br />
zum Beispiel, da menschlich<br />
zu bleiben <strong>und</strong> zu sehen, was<br />
er für Gründe hat <strong>und</strong> ihn so anzunehmen,<br />
wie er ist. Und auch die<br />
anderen.<br />
Was schätzt Du am meisten am<br />
miteinander Wohnen im Rittergut?<br />
Ja so die gute Gesellschaft. Mit<br />
Robert verstehe ich mich sehr gut,<br />
mit ihm habe ich sehr viel geredet<br />
<strong>und</strong> er weiß viele Dinge über mich<br />
<strong>und</strong> da fange ich jetzt an, mich zu<br />
öffnen <strong>und</strong> ehrlich zu sein, nichts<br />
mehr in mich hineinzufressen. Das<br />
tut ganz gut. Mit den anderen Jugendlichen<br />
halt, dass man mal jemanden<br />
zum Spaß machen hat,<br />
bisschen quatschen kann, bisschen<br />
kochen kann, gemeinsam<br />
essen kann <strong>und</strong> nicht alleine ist.<br />
Was würdest Du Dir noch wünschen<br />
im Rittergut, was Dir<br />
vielleicht auch fehlt, oder was<br />
für Dich gut wäre?<br />
Ein bisschen mehr Struktur, mehr<br />
vom Glauben vielleicht, dass der<br />
Glaube mehr hervorgebracht wird.<br />
Ja, gemeinsame Mahlzeiten.<br />
So was in der Art <strong>und</strong> was ich mir<br />
noch wünschen würde, wäre ein<br />
Boxsack. Irgendwie eine Sportmöglichkeit,<br />
vielleicht einen kleinen<br />
Fitnessraum. Das wäre ganz<br />
gut <strong>und</strong> würde auch den anderen<br />
gut tun.<br />
Was ist Dir wertvoll geworden in<br />
dieser Zeit, in der Du jetzt hier<br />
bist?<br />
Der Kontakt mit dem Robert, die<br />
Musik, ich habe wieder anfangen<br />
Klavier zu spielen, dass es immer<br />
besser wird, dass ich da eigentlich<br />
voll was drauf hab. Und ja, dass<br />
ich halt Anerkennung bekomme für<br />
das, was ich mache. Für mein Kochen<br />
habe ich gutes Feedback bekommen<br />
<strong>und</strong> die Leute sind wirklich<br />
dankbar <strong>und</strong> freuen sich.<br />
Wenn wir jetzt mal 2 Jahre nach<br />
vorn blicken, was möchtest Du<br />
in 2 Jahren erreicht haben?<br />
Da möchte ich länger clean sein,<br />
also mindestens 2 Jahre. Eine<br />
Ausbildung absolviert haben, eine<br />
dritte Chance als Koch <strong>und</strong> in den<br />
Beruf gehen. Ich habe nicht wieder<br />
so viele Pläne, ich schaue erst<br />
mal, dass ich so über den Tag<br />
komme <strong>und</strong> den nächsten schaffe<br />
<strong>und</strong> dass ich kleine Schritte gehe.<br />
Die Pläne, die ich mir bisher gemacht<br />
habe, waren immer zu groß,<br />
zu hoch gegriffen, zu hohe Ziele,<br />
<strong>und</strong> das habe ich halt nie erreicht.<br />
Erst mal clean bleiben, in eine<br />
Ausbildung rein kommen, ein bisschen<br />
Geld sparen, eventuell<br />
irgendwann den Führerschein beginnen.<br />
Das wäre so das. Das ich<br />
über meine Ex-Fre<strong>und</strong>in hinweg<br />
komme, mein Ding machen kann,<br />
aber trotzdem für meine Tochter<br />
da sein kann, das wäre noch so<br />
mein Ziel. Wie ich das genau anstellen<br />
soll, weiß ich heute nicht.<br />
Weil, wenn meine Ex-Fre<strong>und</strong>in <strong>und</strong><br />
ich aufeinander treffen, eskaliert<br />
es <strong>und</strong> die Kleine ist mitten drin<br />
<strong>und</strong> das ist nicht gut.<br />
Du bist ja einer der wenigen, der<br />
aus eigenem Antrieb ins Rittergut<br />
gekommen ist. Hast Du<br />
schon eine Idee, wie lange Du<br />
bleiben willst?<br />
Ich sag mal, so lange wie möglich<br />
<strong>und</strong> so lange, wie nötig. Vielen<br />
Dank Markus für Deine Offenheit.<br />
(Dieses Gespräch hat Beate Sommer,<br />
dipl. Sozialpädagogin in der <strong>Stiftung</strong><br />
im Nov 2008 geführt. Seit Januar<br />
ist Markus im Kloster Triefenstein<br />
<strong>und</strong> wird im Sommer diesen Jahres<br />
in einem befre<strong>und</strong>eten Restaurantbetrieb<br />
bei Dresden eine Ausbildung<br />
zum Koch beginnen.)<br />
Matthias Klemm<br />
Ich werde oft gefragt wie ich <strong>zur</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
<strong>Leben</strong> <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong> komme, wo<br />
her ich bin, was für einen Beruf ich<br />
gelernt habe <strong>und</strong> warum ich meine<br />
alte Heimat aufgegeben habe?<br />
Nun es ist so, dass ich nach meiner<br />
Schulzeit den Beruf des Kfz-<br />
Mechanikers erlernt habe. Nach<br />
meiner Ausbildung leistete ich das<br />
freiwillige Soziale Jahr auf einem<br />
landwirtschaftlichen Unternehmen.<br />
Dort betreute ich Jugendliche<br />
Schulverweigerer.<br />
Ich merkte in dieser Zeit das ich<br />
ein großes Herz für schwierige Jugendliche<br />
habe, egal wie sehr sie<br />
mich auch immer wieder <strong>zur</strong> Weißglut<br />
brachten. Ich begeistere mich<br />
immer wieder an ihren tollen <strong>und</strong><br />
einzigartigen Eigenschaften.<br />
Es ist immer wieder spannend<br />
wenn ich neue »harte Jungs« kennen<br />
lerne. Das erste Bild vielleicht<br />
verschoben, keine Manieren,<br />
schlechte Körperhygiene, geringer<br />
Wortschatz (ne mach ich nicht, will<br />
ich nicht, kann ich nicht, keine<br />
Lust, ich möchte schlafen), <strong>und</strong><br />
zum Teil großes mangelndes Sozialverhalten.<br />
Es ist wohl das Verständnis was<br />
ich mitbringe um mit solchen »harten<br />
Jungs« zu <strong>Leben</strong> <strong>und</strong> zu <strong>Arbeit</strong>en.<br />
Ich entdeckte nach <strong>und</strong> nach<br />
die wirklich tollen Seiten dieser<br />
Menschen.<br />
So begann ich mich neu zu orientieren<br />
<strong>und</strong> beschloss eine Ausbildung<br />
zum <strong>Arbeit</strong>serzieher zu machen.<br />
Während dieser Ausbildungszeit<br />
lernte ich erstmals die<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>und</strong> zog drei Monate für<br />
ein Praktikum vor knapp eineinhalb<br />
Jahren erstmals ins Rittergut<br />
mit ein. In diesen drei Monaten<br />
lernte ich die <strong>Stiftung</strong> <strong>und</strong> ihre Mitarbeiter<br />
kennen <strong>und</strong> fühlte mich<br />
auf Anhieb wohl. Ich merkte das<br />
es als erstes um den Menschen<br />
geht, der in der <strong>Stiftung</strong> eine neue<br />
Chance oder auch eine neue Perspektive<br />
für sein <strong>Leben</strong> bekommen<br />
kann, sofern er sich selbst<br />
auf das einlässt was ihm angeboten<br />
wird. Das gefiel mir nach meiner<br />
Ausbildung nahm ich Ende<br />
letzten Jahres den Weg von Lörrach<br />
(nahe der Grenze <strong>zur</strong> Schweiz<br />
<strong>und</strong> Frankreich) auf mich, um in<br />
das Rittergut zu ziehen, mein Anerkennungsjahr<br />
zu machen <strong>und</strong> mich<br />
dort um die Jugendlichen zu kümmern.<br />
Ich freue mich jetzt in Limbach <strong>und</strong><br />
in der <strong>Stiftung</strong> angekommen zu<br />
sein <strong>und</strong> meinen Beruf nicht nur<br />
auszuüben sondern auch zu leben.<br />
Mit herzlichen Grüßen<br />
Matthias Klemm<br />
… neuer Mitarbeiter im Rittergut<br />
Im Blickpunkt …<br />
ads-tec Dresden GmbH<br />
Spatenstich …<br />
Am 20. Oktober 2008 war der<br />
feierliche Spatenstich der Firma<br />
ads-tec Dresden GmbH im Industriegebiet<br />
Wilsdruff. Nachdem 4<br />
Jahre zuvor mit 10 Mitarbeitern<br />
der Versuch einen Montagebetrieb<br />
für Industrie-PCs aufzubauen gestartet<br />
wurde, kann man heute mit<br />
über 40 Mitarbeitern, die zu gut<br />
2/3 aus der Langzeitarbeitslosigkeit<br />
kommen, von einem Erfolg<br />
der dankbar macht, sprechen. Es<br />
war das Ziel der beiden Geschäftsführer,<br />
in Verbindung mit dem Engagement<br />
bei der <strong>Stiftung</strong>, Menschen<br />
auf dem ersten <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />
eine Chance zu geben. So<br />
reifte die Entscheidung zum Bau<br />
einer neuen Produktions-, Service<strong>und</strong><br />
Lagerhalle.<br />
Bei der Feier waren Vertreter der<br />
Behörden, der am Bau beteiligten<br />
Unternehmer, der Kommune Wilsdruff<br />
<strong>und</strong> Mitarbeiter der ads-tec<br />
GmbH dabei. Sie setzten damit ein<br />
Zeichen. Gerade in Zeiten der Unsicherheit<br />
findet die Entschlossenheit<br />
<strong>und</strong> das Vertrauen in die Menschen<br />
hohe Anerkennung. Aber<br />
auch hier gilt, wie im Einzelnen bei<br />
der Begleitung von Menschen, die<br />
Verantwortung vor Gott <strong>und</strong> den<br />
Mit-Menschen ernst zu nehmen<br />
<strong>und</strong> dementsprechend klug zu<br />
handeln. So wie im Kleinen <strong>und</strong><br />
Persönlichen Krisen immer auch<br />
Chancen in sich bergen, hoffen wir<br />
gestärkt <strong>und</strong> ermutigt in die Zukunft<br />
zu gehen.<br />
Oberstes Ziel ist, den Mitarbeitern<br />
in Wilsdruff <strong>und</strong> Stuttgart die <strong>Arbeit</strong>splätze<br />
zu erhalten <strong>und</strong> für die<br />
Zukunft zu sichern. Dabei bitten<br />
wir bewusst um den Schutz <strong>und</strong><br />
Segen unseres Gottes.<br />
Denn wie eingangs beschrieben,<br />
das eigene Tun ist wichtig aber<br />
nicht die Garantie für ein Gelingen.<br />
Der Umzug in die neuen Räume ist<br />
auf Juni geplant, im Herbst soll es<br />
eine offizielle Einweihung geben.<br />
… ads-tec<br />
Dresden GmbH<br />
April | Mai<br />
<strong>2009</strong><br />
<strong>2009</strong><br />
update<br />
Werte erhalten • <strong>Leben</strong> gestalten
Liebe Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong><br />
Interessierte,<br />
Herzlich willkommen!<br />
In was für einer Zeit befinden wir<br />
uns? Wie in einem Wechselbad<br />
der Gefühle konnten wir in den<br />
letzten acht Monaten tolles <strong>und</strong><br />
besorgniserregendes erleben. Immer<br />
wieder kam in mir der Satz<br />
zum Vorschein: »Träume werden<br />
wahr!« Geht das nur mir so? Die<br />
Inbetriebnahme <strong>und</strong> Einweihung<br />
des 2. Bauabschnitts im Rittergut<br />
Limbach September 2008 war so<br />
ein Moment der großen Dankbarkeit<br />
<strong>und</strong> des Staunens. Der Spatenstich<br />
<strong>und</strong> Baubeginn Oktober<br />
2008 einer Produktionshalle im Industriegebiet<br />
Wilsdruff, der jungen<br />
Gründung ads-tec Dresden GmbH,<br />
gleichfalls. Wieder ein Moment<br />
des Staunens <strong>und</strong> der Dankbarkeit.<br />
»Träume werden wahr!«<br />
Und begonnen hat es damit, dass<br />
sich vor knapp 8 Jahren »Einige«<br />
gef<strong>und</strong>en haben, die den Mut zum<br />
Träumen hatten. Natürlich nicht<br />
nur. Sie haben angepackt <strong>und</strong> begonnen<br />
den Traum zu leben.<br />
Das Geheimnis dabei ist <strong>und</strong><br />
bleibt, dass jeder das ihm Mögliche<br />
einbringt <strong>und</strong> tut. Nicht mehr<br />
<strong>und</strong> nicht weniger. Fleiß, Entschlossenheit<br />
<strong>und</strong> die Bereitschaft<br />
zu kämpfen ist wichtig. Je<br />
länger je mehr wird aber auch<br />
deutlich, dass das allein nicht ausreicht.<br />
Die Motivation <strong>und</strong> Inspiration<br />
ist nicht der schnelle Erfolg.<br />
Die Verantwortung vor Gott <strong>und</strong><br />
den Mit-Menschen begeistert <strong>und</strong><br />
schenkt Kreativität. Wir würden es<br />
wieder tun.<br />
Die unentwegt zitierte »Krise«, die<br />
Viele <strong>zur</strong> Besorgnis erregt, ist vielleicht<br />
eine anschauliche Gegenüberstellung.<br />
Der schnelle <strong>und</strong> persönliche Erfolg<br />
Einzelner ist die dahinter liegende<br />
Motivation. Auf Kosten Anderer<br />
gründet sich oft Erfolg <strong>und</strong><br />
scheinbares Wachstum. Mein<br />
Glück, meine Sicherheit, mein<br />
Wohlstand <strong>und</strong> meine Ges<strong>und</strong>heit<br />
stehen immerzu im Vordergr<strong>und</strong>.<br />
Nicht nur bei den Reichen ist das<br />
so. In unserer täglichen <strong>Arbeit</strong> erfahren<br />
wir, dass es sich durch alle<br />
Gesellschaftsebenen gleichermaßen<br />
zieht. Es ist eher eine Frage<br />
an unseren Zeit-Geist. An das Thema<br />
Verantwortung, die allein<br />
Gr<strong>und</strong>lage einer lebbaren Freiheit<br />
sein kann.<br />
Der Optimist wird mir nachgesagt.<br />
Dazu bekenne ich mich auch. Dabei<br />
möchte ich aber nicht die Augen<br />
vor der Wirklichkeit verschließen.<br />
Bei allem Äußeren <strong>und</strong> Sichtbaren,<br />
Entstehen <strong>und</strong> Werden, es<br />
sind die Menschen denen unser<br />
erstes Augenmerk gilt. Da gibt es<br />
nicht nur Erfolgsgeschichten,<br />
wenn man überhaupt klar definieren<br />
kann was Erfolg ist. Das jeweils<br />
Mögliche zu tun <strong>und</strong> zu lassen<br />
führt zum jeweils größt möglichem<br />
»Erfolg«. Auf diesem Weg begleiten<br />
wir Menschen <strong>und</strong> wollen<br />
dazu helfen, dass es wieder einen<br />
Schritt weiter geht. Wir hören noch<br />
Da war ganz zu Beginn die Zusammenarbeit<br />
mit einem jungen<br />
Mann, der mir durch sein äußeres<br />
Auftreten eher Anlass gegeben<br />
hätte die Straßenseite zu wechseln.<br />
In jedem Fall hätten wir uns<br />
im »normalen« <strong>Leben</strong> nichts zu sagen<br />
gehabt, geschweige denn den<br />
Kontakt zu einander gesucht. Nun<br />
mussten wir miteinander klar kommen.<br />
Und siehe da, es hat funktioniert!<br />
Der erste Eindruck, den er<br />
bei mir hinterlassen hatte, hat<br />
glücklicherweise nicht seinen<br />
Charakter wiedergespiegelt. Unser<br />
Miteinander war nicht reibungslos,<br />
aber ich habe ihn als fleißigen,<br />
ehrgeizigen <strong>und</strong> auffallend ehrlichen<br />
Kollegen schätzen gelernt.<br />
Ein feiner Kerl! Leider steht er mit<br />
sich ziemlich auf Kriegsfuß <strong>und</strong> leidet<br />
eher unter seinem Dasein als<br />
das er Freude darüber empfindet.<br />
Er war es auch, der mir – ohne<br />
dass wir bis dahin über Gott gesprochen<br />
haben – die Frage gestellt<br />
hat, was mich an Gott binden<br />
würde.<br />
Während des gemeinsamen <strong>Leben</strong>s<br />
unter einem Dach hatten wir<br />
immer wieder auch recht turbulente<br />
Zeiten.<br />
Ein Jahr lang hatten wir einen sehr<br />
nachtaktiven Mitbewohner: Keinen<br />
Schulabschluss, keine Berufsausbildung,<br />
Stress mit den Adoptiveltern,<br />
Alkohol <strong>und</strong> Drogen. Das<br />
Kreuz, welches von seinem Vorgänger<br />
noch in dem Zimmer hing,<br />
das er bei uns bezogen hatte, wurde<br />
erst einmal umgedreht. Seine<br />
Lieblingsfarbe war schwarz.<br />
Nachts hat er sich, nicht selten<br />
bei reichlichem Alkoholkonsum,<br />
Gedanken über den Sinn des <strong>Leben</strong>s<br />
gemacht <strong>und</strong> mir diese Eindrücke<br />
entweder in schriftlicher<br />
Form vor meine Zimmertür gelegt<br />
oder mich aus dem Bett geholt um<br />
das persönliche Gespräch zu suchen.<br />
Der Versuch seinen Schulabmehr<br />
davon. Von Besuchern des<br />
Ritterguts werden wir immer wieder<br />
gefragt was wir tun. Hat das<br />
reiche Deutschland es denn nötig,<br />
dass Anliegen <strong>und</strong> Engagements<br />
unserer Art mit hohem Einsatz privater<br />
<strong>und</strong> staatlicher Mittel, unterstützt<br />
werden? Armut in Deutschland?<br />
Ein Begriff der immer wieder<br />
in den Medien zu hören ist. Angesichts<br />
meines Besuchs in Afrika<br />
vor etlichen Jahren fast wie ein<br />
Hohn. Der Begriff <strong>und</strong> das Verständnis<br />
von Armut sind auf alle<br />
Fälle nur relativ, in Bezug <strong>zur</strong> jeweiligen<br />
Umgebung <strong>und</strong> Situation, zu<br />
begreifen.<br />
Durch die Verbindung <strong>zur</strong> Firma<br />
ads-tec Dresden GmbH kommen<br />
immer wieder Besucher, Ingenieure<br />
<strong>und</strong> verantwortliche Mitarbeiter<br />
der Firmen Daimler, IBM, Phönix<br />
<strong>und</strong> anderen aufs Rittergut. Einer<br />
sprach mich einmal direkt an <strong>und</strong><br />
meinte, das was sie uns hier erzählen<br />
<strong>und</strong> zeigen kommt in unserem<br />
<strong>Leben</strong>sumfeld nicht vor, das<br />
erleben wir schlichtweg nicht. Vielleicht<br />
werden die Grenzen unserer<br />
<strong>Leben</strong>swelten innerhalb der Gesellschaft<br />
immer schärfer. Armut<br />
in Deutschland ist für mich in erster<br />
Linie die Vernachlässigung<br />
von Kindern, Heranwachsenden<br />
<strong>und</strong> Menschen die, warum auch<br />
immer, am »Rand« der Gesellschaft<br />
angekommen sind <strong>und</strong> leben.<br />
Nicht ernst genommen <strong>und</strong><br />
anerkannt sein. Tragisch für den<br />
der das kennt? Nicht selten wird<br />
unbewusst alles in Bewegung gesetzt<br />
um diesem Manko, in unterschiedlichster<br />
Form, Abhilfe zu<br />
schaffen. So ist es für mich immer<br />
wieder ein Wunsch, hinter der Verzerrung<br />
eines Bildes (von einem<br />
Menschen), das Original zu entdecken.<br />
Ich sag es gern sehr persönlich.<br />
Das Erleben von Gott angenommen<br />
<strong>und</strong> geliebt zu sein, wie es<br />
mir im Evangelium »zugemutet«<br />
wird, wurde <strong>zur</strong> Gr<strong>und</strong>lage meines<br />
Werdens. Ist auch die Basis einer<br />
für mich umfassenden Verantwortung<br />
<strong>und</strong> Freiheit, die das <strong>Leben</strong><br />
<strong>zur</strong> Entfaltung bringt.<br />
Mit diesem Verständnis <strong>und</strong> den<br />
gewonnenen Erfahrungen der letzten<br />
Jahre, dass der Bedarf an Begleitung<br />
<strong>und</strong> Unterstützung für so<br />
Viele notwendig ist, wiederhole ich<br />
mich, »wir würden es wieder tun«.<br />
Danke für Ihre <strong>und</strong> Eure Begleitung<br />
<strong>und</strong> Unterstützung. Tatkräftig,<br />
finanziell <strong>und</strong> im Gebet.<br />
Mit herzlichen Grüßen <strong>und</strong> einer<br />
dringenden Einladung zum Tag der<br />
offenen Tür mit der Eröffnung einer<br />
interessanten Ausstellung am<br />
1. Mai ab 10.00 Uhr<br />
Ihr Werner Reinhuber/<br />
Br. Martin CT<br />
Kommen auch Sie<br />
zu unserem Tag der offenen Tür … 1. Mai <strong>2009</strong><br />
April | Mai<br />
<strong>2009</strong><br />
Es waren viereinhalb Jahre, die ich<br />
im Rittergut Limbach gelebt habe.<br />
In all den Jahren habe ich mich mit<br />
den vielfältigen Aufgaben <strong>und</strong> Herausforderungen<br />
genau am richtigen<br />
Platz gefühlt. Dennoch hat<br />
mich immer wieder die Frage beschäftigt,<br />
ob der Weg in die Christusträgerbruderschaft<br />
(die Bruderschaft<br />
gehört zu den <strong>Stiftung</strong>sgründern)<br />
nicht auch mein Weg<br />
sein könnte. Mitte vergangenen<br />
Jahres habe ich mich dann entschlossen<br />
diesen Weg einzuschlagen.<br />
Dies hat <strong>zur</strong> Konsequenz, dass ich<br />
ab Januar <strong>2009</strong> für ein Jahr im<br />
Kloster Triefenstein, dem Stammhaus<br />
der Christusträger, sein werde.<br />
Nach dem diese Entscheidung<br />
klar war, wurde es mir dann doch<br />
etwas schwer ums Herz, da ich<br />
mein <strong>Leben</strong> <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>en in der<br />
<strong>Stiftung</strong> sehr lieb gewonnen hatte.<br />
Zeit eine Zwischenbilanz zu ziehen:<br />
Als ich meinen Dienst im Rittergut<br />
angetreten habe war ich<br />
zwar Feuer <strong>und</strong> Flamme, aber eigentlich<br />
hatte ich überhaupt keine<br />
Ahnung was mich erwarten würde.<br />
Ich erinnere mich noch an meinen<br />
ersten Tag als Rittergutbewohner:<br />
Mein Bruder, der mir beim Umzug<br />
von Hamburg nach Limbach geholfen<br />
hatte, war mittelschwer entsetzt,<br />
dass ich auf so einer Baustelle<br />
wohnen wolle. Zugegeben<br />
war der Sprung von einer Millionenstadt<br />
ins beschauliche Limbach<br />
eine deutliche Veränderung.<br />
Aber der Reiz gemeinsam mit anderen<br />
etwas Neues aufzubauen<br />
<strong>und</strong> mitzugestalten hat mich begeistert.<br />
Neben der Zusammenarbeit mit<br />
Menschen die über Jahre hinweg<br />
arbeitslos sind, gehörte das gemeinsame<br />
<strong>Leben</strong>, mit zum Teil<br />
recht unkonventionellen jungen<br />
Leuten, sicher zu meinen intensivsten<br />
Erfahrungen.<br />
Robert Göttsch<br />
schluss nachzuholen scheiterte<br />
genauso wie das weitere Mitleben<br />
im Rittergut an seiner Alkoholabhängigkeit.<br />
Mittlerweile hat er sich<br />
Rat bei einer Suchtberatung geholt<br />
<strong>und</strong> strebt eine Therapie an. Hoffentlich<br />
packt er’s!<br />
Interessant war es auch mit - ich<br />
nenne ihn mal Stefan. Er ist über<br />
das Jugendamt zu uns gekommen<br />
<strong>und</strong> anfangs habe ich gar nicht<br />
verstanden warum jemand wie er<br />
Betreuung braucht.<br />
Gut, die zwei abgebrochenen Ausbildungen<br />
waren sicher kein Zufall…<br />
Nach kurzer Zeit zeigte sich,<br />
dass er die Gabe der »Schlechte-<br />
Stimmung-Verbreitung« hat, an deren<br />
Weiterentwicklung er sehr aktiv<br />
war. Es fiel ihm ausgesprochen<br />
schwer, wenn es nicht nach seiner<br />
Nase ging. Da dies häufiger der<br />
Fall war, nahmen die Konflikte zwischen<br />
uns deutlich zu. Mir hat er<br />
das Gefühl gegeben, dass ich sowieso<br />
von nichts eine Ahnung hätte.<br />
Letztendlich trug dies alles dazu<br />
bei, dass sein Aufenthalt bei<br />
uns abrupt endete. Ein halbes<br />
Jahr später kam er eines sonntags<br />
überraschend auf den Hof (er<br />
wohnt immerhin 40 km entfernt)<br />
<strong>und</strong> wollte uns mal besuchen <strong>und</strong><br />
fragen wie es so geht. Mittlerweile<br />
hat er seinen Führerschein gemacht<br />
<strong>und</strong> eine Ausbildung begonnen.<br />
Dort hatte er sich während<br />
der Zeit bei uns, unter großen Anstrengungen,<br />
beworben. Mein Eindruck<br />
war, dass er begonnen hat<br />
zu verstehen, dass Kritik nichts<br />
Schädliches ist oder gleich zusetzen<br />
ist mit der Ablehnung seiner<br />
Person, sondern notwendig ist um<br />
sich weiter zu entwickeln.<br />
Bilanz der letzten Jahre im Rittergut<br />
Dann war da noch der junge Mann,<br />
der nach seiner Haftstrafe innerhalb<br />
von vier Wochen einen 4stelligen<br />
Euro-Betrag bei Nacht <strong>und</strong> Nebel<br />
vertelefoniert hat <strong>und</strong> uns <strong>und</strong><br />
unsere Möglichkeiten <strong>zur</strong> Hilfe eindeutig<br />
überforderte.<br />
Oder die ersten Wochen gemeinsamen<br />
<strong>Leben</strong>s mit dem »Hyperaktiven«.<br />
Besonders am Essentisch<br />
eine große Herausforderung. Dann<br />
aber mitzuerleben, wie Ruhe in<br />
sein <strong>Leben</strong> eingekehrt ist…<br />
So gab es viele spannende Erlebnisse,<br />
die auch bei mir ihre Wirkung<br />
hinterlassen haben. Ich gehe<br />
nach dieser Zeit weder auf dem<br />
Zahnfleisch noch habe ich den Eindruck,<br />
dass mich das Ganze mehr<br />
Kraft gekostet hat als dass es<br />
mich bereichert hat.<br />
Ganz im Gegenteil, ich fühle mich<br />
durch die Jahre hier sehr beschenkt.<br />
Es ist ein Privileg, einer-<br />
<strong>Arbeit</strong> nachgehen zu dürfen, bei<br />
der es darum geht Menschen zu<br />
fördern <strong>und</strong> einen Teil ihres <strong>Leben</strong>sweges<br />
sehr dicht begleiten zu<br />
dürfen. Besonders beschenkt fühle<br />
ich mich durch die Tatsache miterlebt<br />
haben zu dürfen, wie sich<br />
scheinbar »hoffnungslose Fälle«<br />
verändert haben.<br />
Nicht zuletzt durch die Reibungsverluste<br />
habe ich selbst viel (über<br />
mich) gelernt. Ebenfalls dankbar<br />
bin ich, für das große Vertrauen,<br />
welches mir von Seiten des <strong>Stiftung</strong>srats<br />
<strong>und</strong> Vorstandes entgegen<br />
gebracht, wurde.<br />
Es bleibt mein Wunsch, dass das<br />
Rittergut immer mehr ein Ort der<br />
Hoffnung wird, wo Menschen neuen<br />
Mut für ihr <strong>Leben</strong> fassen <strong>und</strong><br />
durch Jesus Christus den Reichtum<br />
Gottes in ihrem <strong>Leben</strong> erfahren.<br />
Hoffentlich auf Wiedersehen im<br />
Rittergut der Hoffnung. Mit herzlichen<br />
Grüßen Ihr Robert Göttsch<br />
Termine<br />
01.05.09<br />
Tag der offenen Tür<br />
01.–15.05.09<br />
Ausstellung mit Sara Atzmon<br />
16.05.09<br />
Oasentag<br />
20.05.09<br />
Miniparalympics<br />
29.-30.06.09<br />
Betzavta-Training<br />
18.09.09<br />
Seminartag »<strong>Leben</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Arbeit</strong>«<br />
26.09.09<br />
Oasentag<br />
Anschrift Büro:<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Leben</strong> <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong><br />
Nossener Straße 4<br />
01723 Wilsdruff<br />
Tel: 03 52 04 / 3 99 09 - 0<br />
Fax: 03 52 04 / 3 99 09 - 80<br />
Mobil: 0173 / 5 78 47 84<br />
post@leben-<strong>und</strong>-arbeit.net<br />
www.leben-<strong>und</strong>-arbeit.net<br />
Termine<br />
<strong>2009</strong><br />
mögliche Engagements<br />
Ehrenamtliche Mitarbeit in<br />
den unterschiedlichen <strong>Arbeit</strong>sbereichen.<br />
Vor allem fachliche Anleitung<br />
<strong>und</strong> Unterstützung in den<br />
Werkstätten <strong>und</strong> Bautätigkeiten.<br />
Weitere aktuelle Informationen<br />
über unsere <strong>Arbeit</strong> finden<br />
Sie unter:<br />
www.leben-<strong>und</strong>-arbeit.net<br />
Anschrift Rittergut:<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Leben</strong> <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong><br />
Am Rittergut 7<br />
01723 Wilsdruff/ Limbach<br />
Tel: 03 52 04 / 39 98 08<br />
Fax: 03 52 04 / 39 98 09<br />
Mobil: 0174 / 2 47 91 55<br />
rittergut@leben-<strong>und</strong>-arbeit.net<br />
Bankverbindung:<br />
Ostsächsische Sparkasse<br />
Dresden<br />
BLZ 850 503 00<br />
KTO 3 080 004 301