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2013
Das Bauhaus Luftfahrt beschreitet<br />
„neue Wege“ in der Luftfahrt. Durch<br />
die ganzheitliche Betrachtung der<br />
Zukunftstreiber des Luftverkehrs<br />
und neuartige Herangehensweisen<br />
gelangt das interdisziplinäre Team<br />
zu innovativen Lösungen von morgen<br />
und übermorgen.<br />
Neue Wege durch die Treiber der Luftfahrt<br />
New ways through the drivers of aviation<br />
Neue Wege für innovative Lösungsansätze<br />
New ways for innovative solutions<br />
Neue Wege in Methoden und Prozessen<br />
New ways in methods and processes<br />
Bauhaus Luftfahrt is going new<br />
ways in aviation. Through the holistic<br />
approach in the analysis of future<br />
drivers of air travel as well as novel<br />
methods and processes, the interdisciplinary<br />
team develops innovative<br />
solutions for tomorrow and beyond.
Inhalt<br />
Contents<br />
Die drei Säulen des Bauhaus Luftfahrt<br />
The three focus areas of Bauhaus Luftfahrt<br />
1 Neue Wege durch die Treiber der Luftfahrt<br />
1 New ways through the drivers of aviation ....................... 16<br />
2 Neue Wege für innovative Lösungsansätze<br />
2 New ways for innovative solutions ..................38<br />
3 Neue Wege in Methoden und Prozessen<br />
3 New ways in methods and processes . ... 82<br />
2<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
Willkommen im Bauhaus Luftfahrt<br />
Welcome to Bauhaus Luftfahrt<br />
7 Vorwort des Beiratsvorsitzenden<br />
Foreword of the Chairman of the Board<br />
8 Über das Bauhaus Luftfahrt<br />
About Bauhaus Luftfahrt<br />
11 Vorwort der Vorstände<br />
Foreword of the Directors<br />
14 Neue Wege in der Luftfahrt – drei Forschungsschwerpunkte<br />
New ways in aviation – Three focus areas<br />
19 Impuls: Ökonomie und Verkehr – Mit intelligenter Vernetzung<br />
den Engpässen zukünftiger Mobilität vorbeugen<br />
Impulse: Economics and Transportation – Mitigating future<br />
mobility bottlenecks through intelligent networking<br />
41 Impuls: Visionäre Flugzeugkonzepte – Der ingenieurwissenschaftliche<br />
Entwicklungspfad zu ultra-emissionsarmen und<br />
emissionsfreien Flugzeugen<br />
Impulse: Visionary Aircraft Concepts – The engineering<br />
pathway to ultra-low and zero-emission aircraft<br />
85 Impuls: Innovationspotenziale erkennen – Eine wesentliche<br />
Orientierungskompetenz für die Zukunft<br />
Impulse: Identifying innovation potentials – An essential skill<br />
for navigating the future<br />
94 Munich Aerospace<br />
96 aireg<br />
Zahlen und Fakten<br />
Facts and figures<br />
102 Finanzen<br />
Financial figures<br />
103 Personal<br />
Personnel<br />
104 Wissenschaftliche Veröffentlichungen / Patente<br />
Scientific publications / Patents<br />
109 Medien / Vorträge<br />
Media / Lectures<br />
111 Impressum<br />
Imprint<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 3
Inhalt<br />
Contents<br />
1 Neue Wege durch die Treiber der Luftfahrt<br />
1 New ways through the drivers of aviation<br />
20 Herausforderungen und Entwicklungsperspektiven für<br />
Drehkreuzflughäfen in Europa<br />
Challenges and development perspectives for<br />
European hub airports<br />
22 Anforderungen an Konzepte für personalisierte Mobilität im<br />
Luftverkehr des Jahres 2050<br />
Requirements for concepts of personalised mobility in<br />
air transport of the year 2050<br />
24 Das Luftverkehrssystem in Jahr 2050: Ein reibungsloses<br />
Passagiererlebnis<br />
The air transport system in 2050: Towards a seamless<br />
passenger experience<br />
26 Strahlungsabschirmung im Luftverkehr: Nanomaterialien und<br />
Synergieeffekte für Wasserstoff-Flugzeuge<br />
Radiation shielding in air traffic: Nanomaterials and synergy<br />
effects from cryoplane technology<br />
28 Nachhaltige Leichtbau mate rialien für die Luftfahrt:<br />
Erneuerbare Faserverbund werkstoffe<br />
Sustainable lightweight materials for aviation:<br />
Renewable fibre composites<br />
30 Untersuchung einer Strukturüberwachung für<br />
formadaptive Systeme<br />
Exploration of structural health monitoring for<br />
active compliant systems<br />
32 Quantifizierung des globalen Bioenergiepotenzials:<br />
Jatropha curcas und Plantagenholz<br />
Quantification of the global bioenergy potential:<br />
Jatropha curcas and short-rotation coppices<br />
34 Kerosin aus Algen: Lebens zyklusanalyse und<br />
wirtschaft liche Machbarkeit<br />
Jet fuel from algae: Life cycle analysis and<br />
eco nomic feasibility<br />
36 Perspektiven für eine umfangreiche Versorgung mit<br />
„solaren“ Kraftstoffen<br />
Perspectives for a large-scale supply with “solar” fuels<br />
4<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
2 Neue Wege für innovative Lösungsansätze<br />
2 New ways for innovative solutions<br />
42 Untersuchung von Batterien als Schlüsseltechnologien<br />
des elektrischen Fliegens<br />
Assessment of batteries as key technologies for<br />
electric flight<br />
46 Charakterisierung hybrider Systemarchitekturen für<br />
elektrische Flugzeuge<br />
Characterisation of hybrid systems architectures for<br />
electric aircraft<br />
50 Vorkonzeptionelle Leistungsbetrachtungen elektrisch<br />
versorgter Flugantriebe<br />
Pre-concept performance investigation of electrically<br />
powered aero propulsion<br />
54 Abschätzung der Betriebskosten von elektrisch<br />
angetriebenen Verkehrsflugzeugen<br />
Operating cost estimation for electrically powered<br />
transport aircraft<br />
58 Einfluss von elektrisch an getriebenen Flugzeugen auf den<br />
Batterie- und Energie bedarf für Deutschland<br />
Impact of electrically powered transport aircraft on energy<br />
and battery demand for Germany<br />
62 Flightpath 2050: Beiträge von Technologien für die<br />
Flugzeugkabine und den Betrieb am Boden<br />
Flightpath 2050: Contributions of cabin-related and ground<br />
operation technologies<br />
66 Parametrische Entwurfsstudien für Flugzeugkonzepte mit<br />
„Propulsive Fuselage“<br />
Parametric design studies for ”propulsive fuselage“<br />
aircraft concepts<br />
70 Langfristige Perspektiven jenseits von Biokraftstoffen<br />
erster und zweiter Generation<br />
Long-term perspectives beyond first- and second-generation<br />
biofuels<br />
74 QuaNaBioL: Untersuchung der Nach haltig keit entlang der<br />
Lieferkette von Biokerosin<br />
QuaNaBioL: Assessment of sustainability along the aviation<br />
biofuel supply chain<br />
78 Fliegende Kommunikationsnetzwerke: Analyse der<br />
Netzabdeckung und zukünftiger Kapazitätsanforderungen<br />
Airborne communication networks: Analysis of network<br />
coverage and future capacity demands<br />
3 Neue Wege in Methoden und Prozessen<br />
3 New ways in methods and processes<br />
86 Szenario-basierte Bewertung der Lebenszykluskosten<br />
zukünftiger Flugzeugkonzepte<br />
Scenario-based life-cycle cost assessment of future<br />
air transport concepts<br />
88 Kombination verschiedener Szenariostudien zu<br />
Meta- Szenarien<br />
Aggregation of numerous scenario studies to form<br />
meta-scenarios<br />
90 Einsatz von semantischen Technologien im Flugzeugentwurf<br />
Application of semantic technologies in aircraft design<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 5
6<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
Vorwort des Beiratsvorsitzenden<br />
Foreword by the Chairman of the Board<br />
Dr. Detlef Müller-Wiesner<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
was führt eine Chemikerin aus Arizona, einen Luftfahrtingenieur<br />
aus China und eine Wirtschaftspolitikerin aus Bayern an einem<br />
einzigen Tag gemeinsam nach München? Die Antwort: Das Bauhaus<br />
Luftfahrt. Alle drei interessierten sich nämlich brennend für<br />
die „Zukunft der Luftfahrt – Perspektiven für 2050“. So lautete Anfang<br />
Juni der offizielle Titel des ersten internationalen Bauhaus<br />
Luftfahrt-Symposiums, zu dem fast 200 Gäste begrüßt werden<br />
konnten.<br />
Die zahlreichen Teilnehmer und ihr überaus positives Echo<br />
verdeutlichen zum einen die Anerkennung, die dem Bauhaus Luftfahrt<br />
mittlerweile auch international zuteil wird. Zum anderen wird<br />
aber auch deutlich, wie gut es seiner Rolle als Brückenbauer und<br />
Moderator zwischen den einzelnen Interessengruppen der Luftfahrt<br />
gerecht wird. Die wissenschaftliche Vernetzung stellt ein wesentliches<br />
Element der Arbeiten des Bauhaus Luftfahrt dar. Nur so<br />
ist es möglich, wesentliche aktuelle Entwicklungen in der Gesellschaft<br />
und der Forschung zu identifizieren und in die Betrachtung<br />
des Luftverkehrs der Zukunft einzubeziehen.<br />
Die große thematische Breite der Forschungsarbeiten überzeugte<br />
nicht nur die Förderer des Bauhaus Luftfahrt, sondern auch<br />
die Teilnehmer des Symposiums. Viele der der dort vom Bauhaus<br />
Luftfahrt präsentierten Themen finden sich natürlich auch in diesem<br />
Jahrbuch wieder, bei dessen Lektüre ich Ihnen viel Freude<br />
wünsche.<br />
Im Namen des Beirats danke ich nicht nur dem gesamten<br />
Team des Bauhaus Luftfahrt und dem bisherigen Vorstand für die<br />
erneut großartigen Leistungen im Jahr 2013. Nochmals begrüße<br />
ich auch ganz herzlich Insa Ottensmann, die als neuer Vorstand<br />
Finanzen und Organisation weitere positive Impulse für die zukünftige<br />
Entwicklung des Bauhaus Luftfahrt geben wird.<br />
Dear Sir or Madam,<br />
What does it take to bring a chemist from Arizona, an aerospace<br />
engineer from China and an economics politician from Bavaria together<br />
on the same day in Munich? The answer is simple: Bauhaus<br />
Luftfahrt. These three exemplary people all were highly interested<br />
in the “Future of Aviation” and its “Perspectives for 2050”. Hence,<br />
these two titles were officially chosen for the first international<br />
symposium hosted by Bauhaus Luftfahrt, which in early June attracted<br />
around 200 guests.<br />
On the one hand, the high number of participants and their<br />
overwhelmingly positive feedback once more highlight the good<br />
reputation that Bauhaus Luftfahrt nowadays enjoys even on an<br />
international level. On the other hand, it becomes apparent to<br />
what extent the organization takes on its role as a “bridge builder”<br />
and mediator between all different stakeholders of aviation. Establishing<br />
and continuously extending a comprehensive scientific network<br />
resembles one of the key elements of work at Bauhaus Luftfahrt.<br />
Only in doing so, it becomes possible to identify fundamental<br />
developments in science and society and include these in considerations<br />
for future air travel.<br />
The broad spectrum of research work convinced not only the<br />
members and supporters of Bauhaus Luftfahrt, but also the participants<br />
of the symposium. A good number of topics presented<br />
therein can also be found in this yearbook from which I wish you<br />
an interesting read.<br />
On behalf of the Advisory Board, I not only would like to<br />
thank the entire team of Bauhaus Luftfahrt for its outstanding<br />
achievements in 2013. I moreover would like to again welcome<br />
Mrs. Insa Ottensmann, who in her new position as Executive Director<br />
Finance and Organisation will provide further positive impulses<br />
for the future development of Bauhaus Luftfahrt.<br />
Ihr / Your<br />
Dr. Detlef Müller-Wiesner<br />
Beiratsvorsitzender / Chairman of the Board<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 7
Über das Bauhaus Luftfahrt<br />
About Bauhaus Luftfahrt<br />
Das Bauhaus Luftfahrt ist eine interdisziplinäre Forschungseinrichtung,<br />
getragen von den vier Luft- und Raumfahrtunternehmen Airbus<br />
Group, Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft (IABG), Liebherr-<br />
Aerospace und MTU Aero Engines sowie einer Förderung durch<br />
das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft und Medien,<br />
Energie und Technologie. Der gemeinnützige Verein ist eine international<br />
ausgerichtete Ideenschmiede, die sich mit ihrem Team aus<br />
rund 50 Mitarbeitern mit der Zukunft der Mobilität im Allgemeinen<br />
und mit der Zukunft des Luftverkehrs im Besonderen befasst. Ziel<br />
der Forschungsarbeit ist es, das komplexe System der Luftfahrt aus<br />
vielerlei Blickwinkeln zu betrachten: Bei allen Projekten werden<br />
technische, wirtschaftliche, gesellschaftliche und ökologische Aspekte<br />
ganzheitlich berücksichtigt.<br />
In Anlehnung an die Tradition des „Bauhaus“, Deutschlands<br />
historischer Hochschule für Gestaltung, versteht sich auch das<br />
Bauhaus Luftfahrt als fachübergreifender „Think Tank“. Im Dessau<br />
der 1920er-Jahre wirkten unter der Leitung von Walter Gropius Architekten,<br />
Maler und Bildhauer eng zusammen. Auf diese Weise<br />
ent stand ein breit gefächertes Kompetenzspektrum. Genau das<br />
realisiert das Bauhaus Luftfahrt für die europäische Luftfahrtbranche,<br />
und zwar nicht nur im interdisziplinären Dialog von Ingenieuren,<br />
Ökonomen, Informatikern, Physikern, Chemikern, Geographen,<br />
Kultur- und Sozialwissenschaftlern, sondern auch in enger Kooperation<br />
mit Industrie, Wissenschaft und Politik.<br />
Das Bauhaus Luftfahrt arbeitet unabhängig und im öffentlichen<br />
Interesse. Innovative Ideen müssen dort nicht per se marktorientiert<br />
reifen. Vielmehr gibt das Bauhaus Luftfahrt Antworten<br />
auf die Frage, welche Alternativen für die Anforderungen der Zukunft<br />
denkbar sind. Dabei bestehen für die Wissenschaftler des<br />
Kre ativzentrums kaum gedankliche Tabus. Allerdings wird streng<br />
darauf ge achtet, dass visionäre Konzepte und Strategien stets<br />
auch anwendungsorientiert und technisch machbar sind. Grundlage<br />
zur Entwicklung tragfähiger Lösungen bilden somit immer die<br />
klassischen Disziplinen der Physik und der Ingenieurwissenschaft.<br />
Bauhaus Luftfahrt is an interdisciplinary research institution funded<br />
by the four aerospace companies Airbus Group, Industrieanlagen-<br />
Betriebsgesellschaft (IABG), Liebherr-Aerospace and MTU Aero<br />
Engines as well as through grants from the Bavarian Ministry for<br />
Economic Affairs, Media, Energy and Technology. The non-profit<br />
association is an internationally oriented think tank. Its team of<br />
around 50 employees deals with the future of mobility in general<br />
and with the future of air travel in particular. The goal of the research<br />
work is to consider the complex system of aviation from<br />
different points of view. In every project, the technical, economic,<br />
social and ecological aspects are considered holistically.<br />
In keeping with the “Bauhaus” tradition, Germany’s once renowned<br />
School of Design, Bauhaus Luftfahrt has set out to be a<br />
multi disciplinary think tank. In Dessau in the 1920s, architects,<br />
painters and sculptors worked closely together under the direction<br />
of Walter Gropius, leading to the emergence of a widely diversified<br />
spectrum of expertise. This is exactly what Bauhaus Luftfahrt is<br />
achieving within the European aviation industry – not only in the<br />
interdiscip linary dialogue between engineers, economists, computer<br />
scientists, physicists, chemists, geographers, cultural experts<br />
and social scientists, but also in close cooperation with industry,<br />
science and politics.<br />
The registered association works independently and in the<br />
interest of the public. Here, innovative ideas do not need to be<br />
developed to commercial maturity. Rather, Bauhaus Luftfahrt provides<br />
answers to the question of which alternatives could conceivably<br />
meet tomorrow’s requirements. Scientists at the creative centre<br />
are virtually unconstrained by notional taboos. However, strict<br />
attention is paid to the fact that visionary concepts and strategies<br />
are also always application-oriented and technically feasible. Thus,<br />
the traditional disciplines of physics and engineering science inevitably<br />
create the foundation for the development of sustainable<br />
solutions.<br />
8<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 9
10<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
Vorwort des Vorstands<br />
Foreword by the Directors<br />
Prof. Dr. Mirko Hornung<br />
Insa Ottensmann<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
starke Netzwerke sind ein wesentliches Element erfolgreicher Wissenschaft.<br />
Im wissenschaftlichen Austausch in akademischen<br />
Netzwerken werden grundlegende Erkenntnisse geteilt, diskutiert<br />
und weiterentwickelt. Im Austausch mit der Industrie können daraus<br />
neue Produktideen und damit Innovationen entstehen. Forschungsnetzwerke<br />
sind daher unerlässliche Elemente in der Weiterentwicklung<br />
der Luftfahrt. Die Vernetzung von Wissenschaftlern<br />
und Vertretern der Luftverkehrsindustrie war somit auch ein Schwerpunkt<br />
des ersten internationalen Symposiums des Bauhaus Luftfahrt.<br />
Mit 200 Vertretern aus acht Nationen wurden Themen von<br />
der Batterietechnik über persönliche Mobilität bis hin zu fliegenden<br />
Netzwerken diskutiert. Einen Teil der vorgestellten Ergebnisse<br />
finden Sie auch in unserem Jahrbuch wieder, mit dem wir Ihnen<br />
viel Freu de beim Durchstöbern und viele spannende Anreg ungen<br />
wünsche.<br />
Auch regional konnten die Kooperationen innerhalb der bayerischen<br />
Luftfahrtlandschaft weiter ausgebaut werden, unter anderem<br />
in Forschungsprojekten innerhalb von Munich Aerospace<br />
und am Ludwig Bölkow Campus in Ottobrunn.<br />
Am Bauhaus Luftfahrt konnten wir zum 1. August Herrn Dr.<br />
Thomas Röhm begrüßen, der neben der Leitung des Fachbereichs<br />
„Ökonomie und Verkehr“ auch die Position eines wissenschaftlichen<br />
Koordinators übernahm. Mit dem Jahreswechsel 2013 / 14<br />
wird das Bauhaus Luftfahrt auch wieder durch die gewohnte Doppelspitze<br />
geführt. Als somit wieder „vollzähliger“ Vorstand freuen<br />
wir uns gemeinsam mit dem gesamten Team des Bauhaus Luftfahrt<br />
auf viele weitere „neue Wege“ in der Luftfahrt.<br />
Dear Sir or Madam,<br />
Strong networks are a key element of successful research. Within<br />
the scientific community, basic findings are shared, discussed and<br />
further developed in academic networks from which, in cooperation<br />
with the industry, new product ideas and therefore innovations<br />
may develop. Research networks are therefore indispensable<br />
elements for the future development of aviation. Thus, the networking<br />
of researchers and representatives from the aviation industry<br />
has also been a focus of the first international symposium of<br />
Bauhaus Luftfahrt. Together with 200 representatives from eight<br />
nations, numerous topics from battery technology and personal<br />
mobility up to flying communication networks have been actively<br />
discussed. A selection of the presented results can also be found<br />
in our yearbook, which we hope will once more provide for an interesting<br />
read and fascinating inspirations.<br />
On the regional level, the cooperation in the Bavarian aviation<br />
network could be further extended, among others within research<br />
projects of Munich Aerospace and on the Ludwig Bölkow<br />
Campus in Ottobrunn.<br />
On 1 August 2013 we welcomed Dr Thomas Röhm, who has<br />
not only taken over the lead of our “Economics and Transportation”<br />
team but will also act as general research coordinator within Bauhaus<br />
Luftfahrt. With the turn of the year 2013 / 14 our organisation<br />
successfully reconstituted its former leadership structure with two<br />
executive directors. Together with our team we are looking forward<br />
to many more “new ways” for aviation.<br />
Ihr / Your<br />
Prof. Dr. Mirko Hornung<br />
Vorstand Wissenschaft und Technik /<br />
Executive Director Research and Technology<br />
Ihre / Your<br />
Insa Ottensmann<br />
Vorstand Finanzen und Organisation /<br />
Executive Director Finance and Organisation<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 11
12<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 13
Neue Wege in der<br />
Luftfahrt – drei<br />
Forschungsschwerpunkte<br />
New ways in aviation –<br />
Three focus areas<br />
1 Treiber der Luftfahrt<br />
1 Drivers of aviation<br />
Die Arbeiten am Bauhaus Luftfahrt<br />
orientieren sich an den drei<br />
wesentlichen Forschungsschwerpunkten:<br />
Treiber der Luftfahrt,<br />
innovative Lösungsansätze sowie<br />
neue Methoden und Prozesse.<br />
The research at Bauhaus Luftfahrt<br />
is oriented along three main focus<br />
areas: drivers of aviation, innovative<br />
solutions, and new methods and<br />
processes.<br />
Unter den Treibern der Luftfahrt werden äußere Einflüsse wie die<br />
sozialen und ökonomischen Randbedingungen des Luftverkehrs<br />
verstanden, aber auch singuläre Technologien, die das Potenzial<br />
eines radikalen Entwicklungsschritts in der Luftfahrt versprechen.<br />
Dies sind zum Beispiel alternative Kraftstoffe, aber auch technologische<br />
Fortschritte bei elektrischen Speichern.<br />
Drivers of aviation represent movements in the external influences,<br />
such as the social and economic developments affecting air transport,<br />
as well as singular technologies indicating the potential for<br />
radical development steps in aviation. For the latter, alternative<br />
fuel solutions as well as technological developments in electrical<br />
storage are only two examples.<br />
14<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
1<br />
Treiber der Luftfahrt<br />
Drivers of aviation<br />
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
3<br />
Methoden und Prozesse<br />
Methods and processes<br />
2 Innovative Lösungsansätze<br />
2 Innovative solutions<br />
3 Methoden und Prozesse<br />
3 Methods and processes<br />
Die konzeptionelle Umsetzung und die Bewertung solch potenzialträchtiger<br />
Technologien und Ansätze werden vom Bauhaus Luftfahrt<br />
in integrierten Referenzkonzepten, zum Beispiel auf Flugzeugebene<br />
oder in gesamten Lufttransportsystemen, durchgeführt. Ein<br />
Beispiel für diese innovativen Lösungsansätze ist die integrierte<br />
Bewertung neuer Antriebstechnologien in neuen Luftfahrzeugkonfigurationen.<br />
Die Erkenntnisse in diesem Bereich bilden die Basis<br />
für entsprechende Systembewertungen und Handlungsempfehlungen.<br />
The transfer to system concepts and the evaluation of technologies<br />
indicating such potential are carried out by Bauhaus Luftfahrt<br />
through integrated reference concepts, for instance on the aircraft<br />
or air transport system level. One example of such innovative solutions<br />
is the integrated evaluation of novel propulsion concepts in<br />
new aircraft designs. These innovative solutions provide the basis<br />
for system performance evaluations and recommendations for<br />
further actions.<br />
Alternative Herangehensweisen an Fragestellungen der zukünftigen<br />
Luftfahrt stehen im Fokus des Schwerpunktes „Neue Methoden<br />
und Prozesse“. Neben neuartigen Ansätzen im Bereich des<br />
Wissensmanagements stehen hier auch alternative Softwarekonzepte,<br />
beispielsweise die Erstellung von Entwicklungswerkzeugen<br />
auf Open-Source-Plattformen, im Mittelpunkt. Da neue technische<br />
Konzepte neben fortschrittlichen Technologien zum Teil auch andere<br />
Vorgehens- und Denkweisen in der Umsetzung erfordern, erprobt<br />
das Bauhaus Luftfahrt zudem alternative Aufstellungen<br />
seiner Teams, beispielsweise im Bereich der visionären Flugzeugkonzepte.<br />
Novel approaches to the questions of future aviation are assessed<br />
in the focus area “methods and processes”. Alongside new developments<br />
in knowledge management, alternative software concepts<br />
such as the implementation of new development tools<br />
through the application of an open-source platform are also investigated.<br />
As new technical concepts often also require, besides new<br />
technologies, different methods of implementation, Bauhaus Luftfahrt<br />
further develops novel team setups, for example in the visionary<br />
aircraft concepts division.<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 15
1<br />
Treiber der Luftfahrt<br />
Drivers of aviation<br />
Neue Wege durch die Treiber der Luftfahrt<br />
New ways through the drivers of aviation<br />
16<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
1<br />
Treiber der Luftfahrt<br />
Drivers of aviation<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 17
1<br />
Treiber der Luftfahrt<br />
Drivers of aviation<br />
18<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
Ökonomie und Verkehr: Mit intelligenter Vernetzung<br />
den Engpässen zukünftiger Mobilität vorbeugen<br />
Economics and Transportation: Mitigating future<br />
mobility bottlenecks through intelligent networking<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
Mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum zwischen<br />
vier und fünf Prozent bis 2032 wird der globale Luftverkehr<br />
aktuellen Prognosen zufolge auch in Zukunft schneller als<br />
das weltweite Bruttoinlandsprodukt wachsen. Asien spielt<br />
dabei zwar eine immer größere Rolle, jedoch wird auch für<br />
Europa mit einer weiteren Zunahme gerechnet (zwischen drei<br />
und vier Prozent jährlich). Dies stellt vor allem die Infrastruktur<br />
vor größere Herausforderungen. So sind in Europa bereits<br />
heute viele Drehkreuzflughäfen chronisch überlastet, was zu<br />
erheblichen Verzögerungen führt.<br />
Ein wichtiger Schlüssel liegt in der besseren Nutzung der<br />
vorhandenen Infrastruktur, zum Beispiel durch die Verkürzung<br />
der Standzeiten durch bessere Abstimmung von luft- und landseitigen<br />
Abfertigungsprozessen. Passagierströme könnten mit<br />
Hilfe mobiler Kommunikationstechnik und direktem Datenaustausch<br />
zwischen Flughafen und Fluglinie wesentlich zuverlässiger<br />
als bisher geleitet werden. Allerdings stehen solche neuen<br />
Konzepte oft im Konflikt zu bestehenden Geschäftsmodellen<br />
und Interessen. Es ist deshalb erforderlich, die bisherige strategische<br />
Positionierung zu überdenken und zum Beispiel durch<br />
eine verstärkte Kooperation zwischen Flughafen und Fluglinie<br />
weiterzuentwickeln.<br />
Die stärkere Integration in das Verkehrssystem birgt ebenfalls<br />
großes Potenzial. Durch die gezielte Verlagerung auf Schiene<br />
und Bus können Kapazitätsengpässe gemildert werden. Um<br />
konkrete Ansatzpunkte identifizieren zu können, ist es erforderlich,<br />
verschiedene Szenarien durchzuspielen.<br />
Ich lade Sie herzlich dazu ein, mit uns gemeinsam an konkreten<br />
Lösungen für zukünftige Mobilitätsanforderungen zu<br />
arbeiten.<br />
Dear Sir or Madam,<br />
Global air travel is expected to grow at between four and five<br />
percent annually until 2032 according to current forecasts<br />
and hence faster than worldwide gross domestic product.<br />
Asia will have growing importance, however European air<br />
travel is expected to grow further as well (at between three<br />
and four percent every year). This will put further pressure<br />
especially on the infrastructure, as already today many European<br />
hub airports are chronically overloaded, leading to considerable<br />
delays.<br />
A key factor is to make better use of the existing infrastructure,<br />
for example by reducing ground handling time<br />
through a better coordination of airside and landside processes.<br />
Also, passenger flows could be managed more efficiently<br />
using mobile communication technology and direct data exchange<br />
between airports and airlines. Often such new concepts<br />
are in conflict with existing business models and interests.<br />
It is hence necessary to rethink the current strategic<br />
positioning and develop new strategies to enhance the cooperation<br />
between airport and airline.<br />
Deeper integration into the traffic system also has great<br />
potential. Capacity constraints can be relaxed by selectively<br />
shifting air traffic to the rail and /or bus system. Testing different<br />
scenarios is an established method to identify concrete<br />
levers.<br />
It is my pleasure to invite you to work together with us<br />
on concrete solutions for future mobility needs.<br />
Ihr / Your<br />
Dr. Thomas Röhm<br />
Leiter Ökonomie und Verkehr /<br />
Head of Economics and Transportation<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 19
1<br />
Treiber der Luftfahrt<br />
Drivers of aviation<br />
Herausforderungen und<br />
Entwicklungsperspektiven für<br />
Drehkreuzflughäfen in Europa<br />
Challenges and development<br />
perspectives for European hub<br />
airports<br />
Europäische Drehkreuzflughäfen sehen sich einem zunehmenden<br />
globalen Verkehrsvolumen und somit einer erhöhten Nachfrage bei<br />
gleichzeitigen Kapazitätsengpässen gegenübergestellt. Dies führt<br />
immer häufiger zu Flugverspätungen und langen Wartezeiten bei<br />
der Abfertigung. Zugleich stehen Flughäfen stärker im Wettbewerb<br />
zueinander, da Passagiere eine größere Auswahl an Airlines und<br />
Flugverbindungen haben. Letzteres ist unter anderem auf schnell<br />
wachsende Flughäfen im Nahen Osten zurückzuführen sowie auf<br />
die Strategie der Fluggesellschaften, mehrere Knotenpunkte zu etablieren.<br />
Analysen am Bauhaus Luftfahrt identifizierten mögliche Strategien<br />
zur Begegnung dieser Herausforderungen durch eine stärkere<br />
Zusammenarbeit von Flughäfen und NetzwerkAirlines. Erste<br />
Ergebnisse zeigen, dass eine engere Kooperation durchaus zur<br />
Optimierung der luft und landseitigen Prozesse von Airlines führen<br />
kann. Da Zeitersparnis ein wichtiges Entscheidungskriterium für<br />
Passagiere ist, könnten zum Beispiel kürzere Umsteigezeiten die Wettbewerbsposition<br />
beider Partner stärken und die Nachfrage erhöhen.<br />
Flughäfen könnten zudem Synergieeffekte durch die Bildung<br />
von Allianzen kreieren: Amsterdam Schiphol und Paris Charles de<br />
Gaulle zum Beispiel sind bereits eine Kooperation eingegangen, um<br />
zusätzliche Einnahmen und Kosteneinsparungen zu generieren. Zusätzlich<br />
soll diese Zusammenarbeit das Netzwerk der SkyteamAllianz<br />
um Air FranceKLM stärken. Weitere Forschung am Bauhaus<br />
Luftfahrt wird sich mit den Auswirkungen des Wettbewerbs auf<br />
die Preissetzung am Flughafen oder die zukünftige Netzwerkkonfiguration<br />
von Airlines befassen.<br />
European hub airports face continuously growing global traffic volumes<br />
and at the same time capacity shortages, congestion and<br />
delays. Competition for these airports has also become stronger as<br />
passengers can choose from an increasing number of airlines, connections<br />
and frequencies. Major airlines have adopted multihub<br />
strategies to become less dependent on a single hub. New hubs<br />
have been growing over the last years, especially in the Middle<br />
East, taking an increasing share of global traffic flows.<br />
Research at Bauhaus Luftfahrt identified possible strategies<br />
to meet these challenges taking into account the strong linkage<br />
between hub airports and network carriers. First results show that<br />
more intensive cooperation can help them to make airline hub processes<br />
such as the minimum connecting time faster and more efficient.<br />
As passengers are eager to save time, shorter connecting<br />
times can be a real competitive advantage and create additional<br />
demand for the services of both the airport and the airline. Hub<br />
airports can also strengthen their competitive position by cooperating<br />
directly with each other: for example, Amsterdam Schiphol<br />
and Paris Charles de Gaulle have recently formed an alliance to ge n<br />
erate cost and revenue synergies as well as to better support the<br />
Skyteam airline alliance network of Air FranceKLM. Further research<br />
at Bauhaus Luftfahrt will evaluate the effects of increasing<br />
airport competition on airport pricing strategies or airline network<br />
configurations.<br />
20<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
1<br />
Treiber der Luftfahrt<br />
Drivers of aviation<br />
Passengers<br />
2012<br />
(millions)<br />
Airport<br />
Growth (2012–2020)<br />
Hub Carrier<br />
(Alliance)<br />
81<br />
LHR<br />
16%<br />
British Airways<br />
(oneworld)<br />
45<br />
70<br />
70<br />
80<br />
61<br />
MAD<br />
56%<br />
Iberia<br />
(oneworld)<br />
67<br />
CDG<br />
31%<br />
Air France<br />
(SkyTeam)<br />
AMS<br />
31%<br />
KLM<br />
(SkyTeam)<br />
51 57<br />
22<br />
38<br />
30<br />
FRA<br />
58 %<br />
Lufthansa<br />
(Star Alliance)<br />
MUC<br />
47 %<br />
Lufthansa<br />
(Star Alliance)<br />
ZRH<br />
36%<br />
Swiss<br />
(Star Alliance)<br />
37<br />
90<br />
56<br />
56<br />
FCO<br />
56%<br />
Alitalia<br />
(SkyTeam)<br />
150<br />
35<br />
New Istanbul Airport<br />
projected 2020–2025<br />
Turkish Airlines<br />
(Star Alliance)<br />
48<br />
Estimated passengers<br />
for future airport<br />
projects in millions<br />
IST<br />
37%<br />
Turkish Airlines<br />
(Star Alliance)<br />
Expected<br />
passengers 2020<br />
in millions<br />
Dubai Al Maktoum<br />
International Airport<br />
projected 2020<br />
Emirates<br />
160<br />
90<br />
DXB<br />
58 %<br />
Emirates<br />
50<br />
DOH<br />
138 %<br />
Qatar Airways<br />
(oneworld)<br />
21<br />
32<br />
14<br />
57<br />
AUH<br />
129 %<br />
Etihad Airways<br />
Vergleich der Passagierzahlen und Wachstumsraten<br />
großer Verkehrsflughäfen in Europa und<br />
im Nahen Osten einschließlich ausgewählter<br />
Projekte für zukünftige Airports: Das Bauhaus<br />
Luftfahrt untersuchte das Ausmaß des Wettbewerbs<br />
zwischen Drehkreuzflughäfen und konnte potenzielle<br />
Strategien aufzeigen, mit denen möglichen Herausforderungen<br />
begegnet werden kann. Dazu zählt beispielsweise<br />
eine stärkere Zusammenarbeit zwischen<br />
Flughäfen und den an ihnen beheimateten Netzwerk<br />
Airlines oder Allianzen.<br />
Comparison of passenger volumes and growth<br />
rates at major European and Middle Eastern hub<br />
airports including selected future airport projects:<br />
Research at Bauhaus Luftfahrt evaluated the extent<br />
of competition between hub airports and outlined<br />
possible strategies to meet arising challenges, such<br />
as a stronger cooperation between airports and their<br />
resident network carriers or airline alliances.<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 21
1<br />
Treiber der Luftfahrt<br />
Drivers of aviation<br />
Anforderungen an Konzepte<br />
für personalisierte Mobilität im<br />
Luftverkehr des Jahres 2050<br />
Requirements for concepts<br />
of personalised mobility in air<br />
transport of the year 2050<br />
Gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Luftfahrtsysteme der Technischen<br />
Universität München und Airbus hat das Bauhaus Luftfahrt<br />
im Jahr 2013 eine Szenariostudie zum Thema „Personalisierter<br />
Luftverkehr“ durchgeführt. Unter Anleitung erfahrener Experten<br />
bün delten die teilnehmenden Studenten verschiedene Ausprägungen<br />
politischer, technologischer, gesellschaftlicher und ökologischer<br />
Faktoren in drei unterschiedlichen Szenarien. Daraus entwickelten<br />
sie Anforderungen an zukünftige Mobilitätskonzepte für<br />
einen komfortableren Transport.<br />
In einem der Szenarien wird der Verkehr stärker durch den<br />
Staat reguliert. Die öffentliche Infrastruktur entwickelt sich über<br />
Stadtgrenzen hinaus zu einem eng verknüpften, standardisierten<br />
Verkehrsnetz. Die Bevölkerung akzeptiert dies, da neue automatisierte<br />
technische Systeme effiziente Verkehrsflüsse ermöglichen.<br />
Ausgehend von diesen Rahmenbedingungen entwickelten die Studenten<br />
ein neues Mobilitätskonzept auf Basis eines neuartigen<br />
Kabinenmodules. Dies könnte über standardisierte Schnittstellen<br />
in sämtliche Verkehrsmittel implementiert werden. Die Passagiere<br />
sparen sich das Umsteigen, kommen schneller am Reiseziel an und<br />
können die Reisezeit freier nutzen. Durch eine arbeitsplatz ähnliche<br />
und besonders komfortable Ausstattung der Kabine kann das Angebot<br />
an die persönlichen Bedürfnisse verschiedener Zielgruppen<br />
angepasst werden. Auf dieser Grundlage sollen zukünf tige Mo bi <br />
li tätslösungen weiter konkretisiert und detailliert ausgearbeitet<br />
werden.<br />
Together with the Institute of Aircraft Design at Technische Universität<br />
München and Airbus, Bauhaus Luftfahrt carried out a<br />
scenario study on the topic “personalised mobility” in 2013. Under<br />
guidance from experts, participating students bundled different<br />
characteristics of political, technological, social and environmen tal<br />
factors into three different scenarios. This allowed them to derive<br />
important requirements for future mobility concepts and develop<br />
solutions for comfortable transportation.<br />
One of the scenarios is characterised by increasing polit i cal<br />
regulation. The public infrastructure extends well beyond existing<br />
city boundaries and emerges to a closely connected, standardised<br />
transport network. The new system is accepted by the public as<br />
automated, technical systems enable efficient traffic flows. Based<br />
on this framework the students developed a new mobility concept<br />
envisioning innovative cabin modules. Through standardised interfaces,<br />
this could be implemented into various means of transport.<br />
Passengers economise transfer processes, reach their destination<br />
in a shorter period of time and are able to utilise the entire travel<br />
time more freely. A particularly convenient cabin configuration that<br />
resembles a work place enables a transport service supply according<br />
to the personal needs of diverse target groups. On this basis,<br />
new solutions for mobility shall be substantiated and further developed.<br />
Mögliche Mobilitätskonzepte, die von den Studenten aus den verschiedenen<br />
Anforderungen der drei Szenarien zu personalisierter Mobilität entwickelt<br />
wurden: Mit solchen Konzepten könnte der Transport für die gesamte Bevölkerung<br />
effizienter abgewickelt werden. Außerdem würden die individuellen Bedürfnisse<br />
der Passagiere stärker berücksichtigt.<br />
Possible mobility concepts that have been developed of the students in regard<br />
to the different requirements of the three scenarios to personalised<br />
mobility: Using such concepts, transportation could increase its efficiency for the<br />
entire population. Moreover, individual needs of the passengers could be incorporated<br />
and better fulfilled.<br />
22<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
1<br />
Treiber der Luftfahrt<br />
Drivers of aviation<br />
Ground vehicle<br />
Ground vehicle<br />
Coupled ground vehicles<br />
Ground vehicle<br />
Large cabin (public terminals)<br />
Small cabin (public terminals)<br />
Mid-sized cabin (public terminals)<br />
Wealthy individuals<br />
with their own cabin<br />
Category “Fly now or fly always” “The moving seat” “Individual travel cabin”<br />
Device<br />
Operation<br />
Customer<br />
group<br />
> Small autonomous vertical take-off aircraft<br />
> Capacity of three passengers<br />
> Flight as well as in-flight docking procedures<br />
between vehicle and carrier fully automated<br />
> Long-haul journeys performed by almost<br />
endless flying carrier vehicles<br />
> Premium customers: vehicle is own property,<br />
additional features<br />
> Low-budget customers: standardised vehicle<br />
rented at short notice<br />
> Customisable, individual moving seat<br />
> Capacity of one passenger<br />
> Worldwide standardised magnetic levitation<br />
rail system ensuring automated seat shifting<br />
within and between transport modes<br />
> Automated, nearly endlessly flying long-haul<br />
air vehicles, optimised for long distances<br />
> High degree of customisation flexibility for<br />
fulfilment of diverse customer groups’ needs<br />
> Flight check-in performable on seat, additional<br />
flight requests bookable (such as<br />
inflight entertainment or meals)<br />
> Standardised travel cabin with customisable<br />
interior<br />
> Capacity of one up to 60 passengers<br />
> Frame system supersedes former transfer<br />
processes between modes and passenger<br />
spends entire journey in cabin<br />
> Modularity of cabin enables interconnection<br />
of all transport modes into one global<br />
network<br />
> Age-appropriate manageability of transportation<br />
solution<br />
> Travel distance and preferred travel time<br />
dictate choice of transportation mode<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 23
1<br />
Treiber der Luftfahrt<br />
Drivers of aviation<br />
Das Luftverkehrssystem im<br />
Jahr 2050: Ein reibungsloses<br />
Passagiererlebnis<br />
The air transport system<br />
in 2050: Towards a seamless<br />
passenger experience<br />
Die steigende Passagiernachfrage, eine zunehmende Urbanisierung<br />
und breit gefächerte Passagierbedürfnisse erhöhen bereits<br />
heute den Druck auf die Transportsysteme. Da deren Kapazität und<br />
Infrastruktur jedoch nicht einfach erweitert werden können, analysierte<br />
das Bauhaus Luftfahrt im Jahr 2013, wie bestehende Strukturen<br />
effizienter genutzt werden können, um eine problemlose und<br />
komfortable Reise für die Passagiere zu ermöglichen.<br />
Diese sehen sich Unterbrechungen und Verspätungen besonders<br />
häufig ausgesetzt, wenn sie zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln<br />
wechseln müssen. Um Passagieren stattdessen ein durchgängig<br />
angenehmes Reiseerlebnis zu bieten, untersuchte das Bauhaus<br />
Luftfahrt gezielt Schnittstellen und mögliche Kooperationen<br />
zwischen verschiedenen Verkehrsträgern und analysierte die Auswirkungen<br />
auf heutige Geschäftsmodelle. Erste Erkenntnisse deuten<br />
bereits an, dass sich Effizienzgewinne für Reisende und andere<br />
Interessengruppen im Transportsystem durchaus realisieren ließen,<br />
indem modulare Transportprozesse angepasst und relevante Daten,<br />
beispielsweise zu Passagierströmen und präferenzen, über die gesamte<br />
Transportkette hinweg verfügbar gemacht werden. Die involvierten<br />
Parteien würden sich somit die Verantwortung für den<br />
Transportprozess teilen und Passagiere hätten einen einzigen Bezugspunkt<br />
über die ganze Reise hinweg. Da dieser Ansatz aber auch<br />
bestehende Geschäftsmodelle der verschiedenen Anbieter obsolet<br />
machen kann, will das Bauhaus Luftfahrt zukünftig weitere Studien<br />
durchführen, um Anreize für eine proaktive Beteiligung der Verkehrsdienstleister<br />
zu identifizieren und somit zu einem nahtlosen<br />
zukünftigen Transportsystem beizutragen.<br />
Growing demand, continued urbanisation and diversified personal<br />
needs already put additional strain on existing transportation systems.<br />
As capacity and infrastructure cannot easily be expanded,<br />
Bauhaus Luftfahrt in 2013 investigated possibilities for efficiency<br />
improvements in existing systems in order to enable a hasslefree<br />
and comfortable journey for travellers.<br />
Such travellers often face disruptions and delays particularly<br />
when changing between different modes of transport. In order to<br />
provide passengers with a seamless and enjoyable travel experience<br />
instead, Bauhaus Luftfahrt analysed areas for possible cooperation<br />
between different modes and identified the effects on today’s<br />
business models. First results indicated that efficiency gains<br />
could be achieved not only for the passenger but also for stakeholders<br />
across the transport system if the modular transport process<br />
was aligned and relevant data, for example on passenger<br />
flows and preferences, shared across stakeholders. The latter<br />
there fore would have to share responsibilities to a larger degree in<br />
order to provide a single point of contact for passengers throughout<br />
their entire journey. As such changes would also have the potential<br />
to undermine current business models, Bauhaus Luftfahrt<br />
plans to conduct additional studies in order to identify incentives<br />
for the proactive engagement of stakeholders to create a truly interconnected<br />
future transport system.<br />
24<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
1<br />
Treiber der Luftfahrt<br />
Drivers of aviation<br />
–<br />
Uncoordinated responsibilities<br />
Possible connection problems<br />
Stressed passenger<br />
Ground transportation<br />
Stay at airport<br />
Flight<br />
Stay at<br />
airport<br />
Ground transportation<br />
+<br />
Responsibility of a single entity<br />
Guarantee to reach the destination<br />
Relaxed passenger<br />
Beispielhafte Darstellungen eines Reisevorgangs mit mehreren Verkehrsträgern:<br />
Die obere Grafik stellt den heutigen Status quo dar, bei dem der Passagier<br />
sämtliche von ihm genutzten Reisemittel unabhängig voneinander bucht, was ihn<br />
unkoordinierten Verantwortlichkeiten und möglichen Anschlussproblemen aussetzt.<br />
Die untere Grafik zeigt eine stärkere Vernetzung der Verkehrsträger, wie sie vom Bauhaus<br />
Luftfahrt untersucht wurde. Hier liegt die Verantwortung des gesamten Reiseverlaufs<br />
bei einer einzelnen übergeordneten Instanz, die den Reisenden auch im<br />
Falle von verpassten Anschlüssen an sein Ziel befördern muss.<br />
Exemplary depiction of a onestop journey with several different modes of<br />
transport: The image on top depicts today’s status quo in which all means of transportation<br />
have to be booked separately, leaving the passenger with uncoordinated<br />
responsibilities and possible connection problems. The image at the bottom sketches<br />
a stronger cooperation between different transport modes as analysed by Bauhaus<br />
Luftfahrt. Therein, a single entity bears all responsibility for the entire jour ney<br />
and hence has to guarantee that the passenger reaches his destination even when<br />
a connection is missed.<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 25
1<br />
Treiber der Luftfahrt<br />
Drivers of aviation<br />
Strahlungsabschirmung im<br />
Luftverkehr: Nanomaterialien<br />
und Synergieeffekte für<br />
Wasserstoff-Flugzeuge<br />
Radiation shielding in<br />
air traffic: Nanomaterials<br />
and synergy effects from<br />
cryoplane technology<br />
Seit 2011 stellt das Bauhaus Luftfahrt gegenwärtige Trends im<br />
Flugverkehr, wie die zunehmende Nutzung von Polarrouten und<br />
größere Flughöhen, der damit einhergehenden kosmischen Strahlenbelastung<br />
gegenüber und forscht an Möglichkeiten zur Abschirmung<br />
von Flugpersonal, Passagieren und Bordelektronik. Im Jahr<br />
2013 befassten sich die Wissenschaftler speziell mit der Entwicklung<br />
von Strahlenschutzkonzepten gegen kosmische Neutronen,<br />
von denen die größte Gesundheitsbedrohung und Anfälligkeit für<br />
Avionikausfälle ausgeht.<br />
Zur Abschirmung gegen Neutronen kommen leichte Verbundwerkstoffe<br />
auf Polymer-Basis in Frage, die Teilcheneinschlüsse mit<br />
absorbierenden Eigenschaften aufweisen, üblicherweise mit Größen<br />
im Mikrometer-Bereich. Das Bauhaus Luftfahrt hat jedoch gezeigt,<br />
dass, in Relation zur Materialdichte, eine optimale Abschirmung<br />
erst dann auftritt, sobald die Größe dieser Einschlüsse in den<br />
Nanometerbereich fällt. Solche Nanoverbundwerkstoffe könnten<br />
zum Beispiel als millimeterdicke Schichten oder Schäume auf die<br />
Kabinendecke aufgetragen werden.<br />
Darüber hinaus konnte das Bauhaus Luftfahrt zeigen, dass<br />
flüs siger Wasserstoff als alternativer Langzeitkraftstoff den weiteren<br />
Vorteil aufweist, durch seine Tieftemperaturtanks hindurchtretende<br />
hochenergetische Neutronen stark abzubremsen, bevor sie ins Kabineninnere<br />
gelangen. Die daraus resultierende Reduktion ihrer gesundheitsschädlichen<br />
Wirkung, optimierbar durch den zusätzlichen<br />
Einsatz von Nanomaterialien, ergäbe ein signifikantes Potenzial für<br />
gleichzeitig strahlungsarmes und nachhaltiges Fliegen.<br />
Since 2011, Bauhaus Luftfahrt confronts ongoing trends in air traffic,<br />
such as growing polar route frequencies and flight altitudes<br />
with risks arising from cosmic radiation, and searches for radiation<br />
shielding solutions for air crew, passengers and avionics. In 2013,<br />
the focus was placed on the development of radiation protection<br />
concepts against cosmic neutrons, from which the dominant hazard<br />
to humans and risk of avionic failures arises.<br />
Candidate materials for lightweight neutron protection include<br />
composite materials with a polymeric phase featuring neutron-absorbing<br />
particle inclusions, traditionally of micrometre size.<br />
Bauhaus Luftfahrt has, however, shown that optimised shielding at<br />
minimal weight penalty emerges as soon as the size of the inclusions<br />
reduces to the nanometre range. Such nanocomposites could<br />
be applied as millimetre-thin films, foams or pastes to the ceiling of<br />
an aircraft’s cabin interior.<br />
Moreover, Bauhaus Luftfahrt could demonstrate that liquid<br />
hydrogen as a long-term fuel alternative exhibits the co-benefit of<br />
effectively slowing down highly energetic neutrons when they pass<br />
through the cryogenic fuel tanks before entering the cabin interior.<br />
The associated reduction of their harmful effect, optimised by the<br />
combined use of nanomaterials, would result in a significant potential<br />
for sustainable air traffic growth at low radiation levels.<br />
26<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
1<br />
Treiber der Luftfahrt<br />
Drivers of aviation<br />
X cm2<br />
g<br />
Mass attenuation coefficient<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
Der Massenabschwächungskoeffizient X eines<br />
Materials als Metrik für das Abschirmvermögen<br />
in Relation zum Gewicht: Anhand von<br />
drei Polymerverbundwerkstoffen wird dargestellt,<br />
dass ihre Fähigkeit, Neutronen abzuschwächen,<br />
auf ein konstantes Maximum hinausläuft, sobald<br />
die Größe ihrer absorbierenden Teilcheneinschlüsse<br />
in den Nanometer-Bereich (nm) fällt<br />
(Einschlussradius R < 10 3 nm). Außerdem steigt<br />
die Abschwächungsfähigkeit mit der Konzentration<br />
der Einschlüsse, in diesem Fall aus Bornitrid-<br />
Teilchen (BN). Die rote Linie entspricht einer<br />
dreiprozentigen und die orangefarbene Linie einer<br />
fünfprozentigen BN-Konzentration. Die blaue<br />
Linie zeigt eine fünfprozentige BN-Konzentration,<br />
in der die Einschlüsse mit einem bestimmten<br />
Bor-Isotop angereichert wurden.<br />
10 0<br />
10 1 10 2 10 3 10 4 10 5 10 6<br />
Radius of absorbing particle inclusions R [nm]<br />
The mass attenuation coefficient X of a material<br />
as metric for the shielding efficiency in<br />
relation to weight: For three polymer composites<br />
the mass attenuation coefficient reaches a<br />
constant maximum as soon as the radius of the<br />
neutron-absorbing particle inclusions enters the<br />
nanometre (nm) range (radius R
1<br />
Treiber der Luftfahrt<br />
Drivers of aviation<br />
Nachhaltige Leichtbaumate<br />
rialien für die Luftfahrt:<br />
Erneuerbare Faserverbundwerkstoffe<br />
Sustainable lightweight<br />
materials for aviation:<br />
Renewable fibre composites<br />
Leichtbau ist eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg eines<br />
Flugzeugkonzeptes, da ein geringes Gewicht den Kraftstoffverbrauch<br />
reduziert und sich somit positiv auf die Betriebskosten<br />
auswirkt. Um den steigenden Bedarf an Leichtbaumaterialien aus<br />
Faserverbundwerkstoffen zu decken, werden große Mengen von<br />
Aus gangschemikalien wie Acrylnitril und EpoxidHarzen benötigt,<br />
die derzeit noch überwiegend aus fossilen Rohstoffen gewonnen<br />
werden.<br />
Auf der Suche nach einer nachhaltigen Alternative hat das<br />
Bauhaus Luftfahrt im Jahr 2013 unter anderem Naturfasern sowie<br />
Lignin und Zellulosebasierte Karbonfasern untersucht, wie sie im<br />
Automobilbau diskutiert werden. Die Bewertung dieser Werkstoffe<br />
hat jedoch gezeigt, dass ihre Anwendung in lasttragenden Strukturkomponenten<br />
aufgrund mangelnder Zuverlässigkeit und geringer<br />
mechanischer Belastbarkeit kaum in Frage kommt.<br />
Um erneuerbare Faserverbundwerkstoffe mit uneingeschränkter<br />
Tauglichkeit für die Luftfahrt identifizieren zu können,<br />
hat das Bauhaus Luftfahrt die sogenannte „loomin“Fähigkeit als<br />
neues Kriterium erkannt und definiert. Analog zu „dropin“ fähigen<br />
Kraftstoffen haben „loomin“fähige Fasern die gleichen Ei genschaften<br />
wie ihre konventionell hergestellten Alternativen und<br />
könnten somit identisch eingesetzt oder weiterverarbeitet werden.<br />
Als ein erstes Beispiel dafür hat das Bauhaus Luftfahrt bereits Karbonfasern<br />
aus nachhaltig hergestelltem Acrylnitril identifizieren<br />
können. Weitere neuartige Produktionspfade sollen folgen, um<br />
auch ihre Produkte hinsichtlich der Eignung für die Luftfahrt zu<br />
bewerten.<br />
Lightweight design is an essential requirement for the success of<br />
an aircraft concept, as a lower weight reduces fuel burn and leads<br />
to an improved operating cost base. To cope with the increasing<br />
demand for lightweight fibre composite materials, large amounts<br />
of required precursor chemicals like acrylonitrile and epoxyresin<br />
are required. Today, these are predominantly extracted from fossil<br />
feedstock.<br />
Looking for a renewable solution, Bauhaus Luftfahrt in 2013<br />
conducted research on natural fibres as well as lignin and cellulosebased<br />
carbon fibres, which are already discussed for automotive<br />
applications. However, an assessment of these materials<br />
showed that an application in loadbearing components barely<br />
comes into consideration due to their lack of reliability and their<br />
low mechanical resilience.<br />
To identify renewable fibre composites with uncompromised<br />
suitability for aeronautic applications, Bauhaus Luftfahrt has identified<br />
and defined the socalled “loomin”capability as a new attribute.<br />
In analogy to the “dropin” capability of alternative fuels,<br />
“loomin”capable fibres have similar properties as their fossil predecessors<br />
and could therefore be used or processed in an identical<br />
way. As a first example of such a “loomin” solution, the researchers<br />
have identified a carbon fibre produced from sustainable acrylonitrile.<br />
In order to assess even more alternative fibre composites in<br />
regard to their suitability for aviation, Bauhaus Luftfahrt will conduct<br />
analyses on further renewable production pathways in the<br />
future.<br />
28<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
1<br />
Treiber der Luftfahrt<br />
Drivers of aviation<br />
Biomass<br />
CO 2<br />
H 2<br />
O<br />
Biomass<br />
Glycerine<br />
Photosynthesis<br />
Biomass Syngas Propene Acrylonitrile Polyacrylonitrile Carbon fibres<br />
CO 2<br />
H 2<br />
O<br />
Syngas Propene Acrylonitrile Polyacrylonitrile Carbon fibres<br />
Thermochemistry<br />
Mögliche Pfade zur Herstellung sogenannter „loomin“fähiger Karbonfasern<br />
aus erneuerbaren Ressourcen: Im oberen Beispiel wird Biomasse über verschiedene<br />
Pfade zu Ausgangschemikalien für erneuerbare Karbonfasern umgewandelt.<br />
Im unteren Pfad wird die Möglichkeit dargestellt, Kohlendioxid (CO 2<br />
) und Wasser<br />
(H 2<br />
O) in einem solarthermochemischen Prozess zur Herstellung der Ausgangschemikalien<br />
für Karbonfasern zu nutzen.<br />
Possible pathways towards the production of socalled “loomin”capable<br />
carbon fibres from renewable resources: In the example at the top, biomass is<br />
processed via different pathways into precursor chemicals for renewable carbon<br />
fibres. The second example depicts the possibility of directly using carbon dioxide<br />
(CO 2<br />
) and water (H 2<br />
O) as resources in a solar thermochemical process for the production<br />
of precursor chemicals.<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 29
1<br />
Treiber der Luftfahrt<br />
Drivers of aviation<br />
Untersuchung einer<br />
Strukturüberwachung für<br />
formadaptive Systeme<br />
Exploration of structural<br />
health monitoring for active<br />
compliant systems<br />
Mit seiner Konzeptstudie CeLiner aus dem Jahr 2012 hat das Bauhaus<br />
Luftfahrt gezeigt, dass ein vollelektrischer Antrieb auch drastische<br />
Änderungen in der Flugzeugstrukturauslegung nach sich<br />
zieht. Teile des CFlügels der Studie beinhalten zum Beispiel Ideen<br />
zur Nutzung stärker ausgeprägter Formadaptivität (Englisch: active<br />
compliant systems, kurz: ACS), dem sogenannten „Morphing“. Im<br />
Jahr 2013 hat das Bauhaus Luftfahrt in weiterführenden Forschungsarbeiten<br />
erstmals mögliche Synergien zwischen dem formadaptiven<br />
oberen Flügel des CeLiners und sogenannten Strukturüberwachungssystemen<br />
(Englisch: structural health monitoring,<br />
kurz: SHM) untersucht.<br />
Die große Materialvielfalt eines „morphenden“ Flügelsystems<br />
machte die Auswahl geeigneter Sensorik zur Überwachung<br />
des Flügels nicht einfach. Die Flügelholme bestehen beispielsweise<br />
aus Karbonfaserverstärktem Kunststoff, die Rippen aus Alu minium<br />
und die Flügelhaut aus verstärktem Elastomermaterial. Aus einem<br />
umfangreichen Katalog an Kandidatentechnologien wählten die<br />
Wissenschaftler deshalb für jede Komponente des ACS den aussichtsreichsten<br />
Sensortyp aus, indem Auflösungsvermögen und<br />
Ma terialeigenschaften miteinander abgeglichen wurden. Mit der<br />
so erhaltenen Kombination moderner photonik und elektronikba <br />
sier ter Sensoren soll nicht nur das korrekte MorphingVerhalten sichergestellt<br />
werden, sondern es sollen auch mögliche Beschädigungen<br />
und Materialermüdung zuverlässig überwacht werden. Neben<br />
einer be darfsgerechten Planung von Wartungsarbeiten kön <br />
nen dank SHM bereits in der Entwurfsphase Verbesserungen der<br />
Struktureffi zienz implementiert werden.<br />
Bauhaus Luftfahrt’s 2012 preconcept study CeLiner highlighted<br />
that a fully electric propulsion system could incur dramatic changes<br />
in aircraft structural design. Parts of the study’s characteristic Cwing<br />
for example envisaged the application of active compliant systems<br />
(ACS), often referred to as “morphing” devices. In a followup study<br />
conducted in 2013, Bauhaus Luftfahrt for the first time explored the<br />
potential for synergy between such “morphing” capabilities, installed<br />
in the top part of the CeLiner’s wing, and socalled Structural Health<br />
Monitoring (SHM).<br />
The diversity of materials employed in the “morphing” system<br />
posed challenges for the identification of suitable sensor technologies<br />
to monitor the wing structure. The wing’s spars, for example,<br />
are made of carbonfibrereinforced plastics, while trusses are made<br />
of aluminium and the flexible skin consists of reinforced elastomeric<br />
materials. From an extensive pool of candidate technologies, the<br />
researchers then selected the most promising sensor type for each<br />
component of the ACS by matching sensitivity ranges with material<br />
properties. The resulting astute combination of modern photonic<br />
and electronic sensor technologies is expected to not only ensure<br />
the correct movement of the “morphing” system, but should also<br />
reliably monitor structural integrity and possible material degradation.<br />
Apart from a tailored maintenance planning during operation,<br />
such a system could enable aircraft designers to implement further<br />
improvements in structural efficiency already at the design stage.<br />
30<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
1<br />
Treiber der Luftfahrt<br />
Drivers of aviation<br />
Carbon-fibre-reinforced plastic (CFRP) leading edge and spars<br />
Optical fibre<br />
“Smart skin”<br />
Sensorsysteme für den „morphenden“ oberen Flügel des CeLinerKonzeptes:<br />
Optische Fasern (dunkelblau) messen Belastungen entlang der Holme des oberen<br />
Flügels durch Veränderung ihrer lichtleitenden Eigenschaften. Die „Smart Skin“<br />
(orange), eine flexible Haut mit verstärkenden, elektrisch leitfähigen KarbonNanoröhrchen,<br />
kann Spannung und Druck an der Flügeloberfläche über Veränderungen<br />
im elektrischen Widerstand feststellen.<br />
Sensing systems for the CeLiner’s “morphing” top wing: Optical fibres (dark<br />
blue) measure strain incurred in the top wing’s spars through changes in their refractive<br />
properties. The elastomeric “smart skin” (orange) with embedded carbon<br />
nanotubes can detect strain and pressure via the formation of parallel conductive<br />
channels with variations in electrical resistance.<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 31
1<br />
Treiber der Luftfahrt<br />
Drivers of aviation<br />
Quantifizierung des<br />
globalen Bioenergiepotenzials:<br />
Jatropha curcas und<br />
Plantagenholz<br />
Quantification of the<br />
global bioenergy potential:<br />
Jatropha curcas and<br />
short-rotation coppices<br />
Das Bauhaus Luftfahrt erforscht das weltweite Potenzial biogener<br />
Kraftstoffe, unter anderem für den Luftverkehr. Dafür werden die<br />
physikalischen Grenzen der Biomasseproduktivität auf Basis georeferenzierter,<br />
also auf der Erdoberfläche eindeutig lokalisierter Informationen<br />
in der höchsten Detailgenauigkeit und unter Berücksichtigung<br />
strenger Nachhaltigkeitskriterien analysiert. Bereits im<br />
Jahr 2012 wurde berechnet, dass weltweit 1,36 Milliarden Hektar<br />
zur Kultivierung von Biomasse für die Kraftstoffproduktion verwendet<br />
werden könnten.<br />
Im Jahr 2013 wurde dieser einmalige Ansatz erstmals vollständig<br />
zur Anwendung gebracht, und zwar für die strauchartige<br />
Öl pflanze Jatropha curcas und für Plantagenholz. Dazu mussten<br />
die Standortbedingungen der potenziell verfügbaren Oberflächen<br />
mit den Anforderungen der ausgewählten Energiepflanzen abgeglichen<br />
werden. Mit Hilfe einer Ertragsmodellierung ist es dem<br />
Bauhaus Luftfahrt anschließend gelungen, hochaufgelöste Produktivitätskartierungen<br />
zu erstellen und daraus das globale Biomasseund<br />
Biokraftstoffpotenzial zu bestimmen.<br />
Demnach könnten weltweit jährlich 295 Millionen Tonnen<br />
(Mt) synthetischen Kerosins aus Jatrophaöl und 3.730 Mt aus Plantagenholz<br />
generiert werden. Diese hohen theoretischen Potenziale<br />
bilden jedoch keineswegs die reale Verfügbarkeit von Biokerosin<br />
ab. Für deren Quantifizierung müssen auch realökonomische Aspekte,<br />
wie Produktionsverluste, Konkurrenznutzung von Rohstoffen<br />
oder schwankende Preise, berücksichtigt werden. Entsprechende<br />
Arbeiten werden im Fokus weiterer Forschungsaktivitäten am Bauhaus<br />
Luftfahrt stehen.<br />
Bauhaus Luftfahrt is investigating the global potential of biogenic<br />
fuels with special focus on air transport. Therefore, the physical<br />
limits of biomass productivity are analysed on the basis of spatially<br />
explicit data with the highest level of detail and under considera<br />
tion of strict sustainability criteria. It was calculated in 2012 already<br />
that globally 1.36 billion hectares could be used to culti vate<br />
biomass for fuel production.<br />
As of 2013, this unique approach was fully implemented for<br />
the first time, namely for the perennial shrubby oil-bearing plant<br />
Jatropha curcas and for short-rotation coppice (SRC). In order to<br />
do that, the habitat conditions of the potentially available surfaces<br />
had to be matched with the requirements of the selected energy<br />
crops. Subsequently, Bauhaus Luftfahrt was able to compile<br />
high-resolution productivity maps by means of crop-productivity<br />
modeling and, on this basis, to quantify the global biomass and<br />
biofuel potential.<br />
Accordingly, 295 million tonnes (Mt) of synthetic jet fuel could<br />
be produced globally and annually from Jatropha curcas and 3,730<br />
Mt from SRC. However, these high theoretical potentials do not<br />
reflect the real availability of aviation biofuel. For quantifying the<br />
latter, additional real-economy aspects need to be taken into account,<br />
such as production losses, competition for feedstock or impact<br />
on price development. Corresponding efforts represent an<br />
important part of ongoing and future research activities at Bauhaus<br />
Luftfahrt.<br />
32<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
1<br />
Treiber der Luftfahrt<br />
Drivers of aviation<br />
Globale Anbaugebiete der Ölpflanze Jatropha curcas (Ausschnitt): Das Bauhaus Luftfahrt hat ein wissenschaftliches<br />
Energiepflanzen-Kompendium zusammengestellt, aus dem für insgesamt 25 global relevante Pflanzen<br />
hochaufgelöste Ertragskartierungen (obere Grafik) erstellt werden können. Diese werden digital mit den in<br />
den vergangenen Jahren am Bauhaus Luftfahrt ermittelten verfügbaren landwirtschaftlichen Flächen auf der<br />
Erde abgeglichen. Das Resultat stellt eine Aussage darüber dar, welcher Pflanzenertrag auf einer bestimmten<br />
potenziell verfügbaren Oberfläche erzielt werden könnte (untere Grafik).<br />
Global production areas of the oil-bearing plant Jatropha curcas (map extract): Bauhaus Luftfahrt has<br />
compiled a scientific compendium of energy plants from which high-resolution productivity maps (top image)<br />
can be derived for 25 globally relevant energy crops. The productivity maps are digitally matched with the available<br />
agricultural land on Earth, which Bauhaus Luftfahrt has already identified in recent years. The outcome<br />
represents detailed information regarding the crop productivity that could be yielded on a certain potentially<br />
available surface (bottom image).<br />
Jatropha productivity in kilograms of seeds per hectare<br />
and year (Source: Trabucco et al., 2010, ArcGIS 9,<br />
GCS WGS 1984)<br />
0<br />
500<br />
1,000<br />
1,500<br />
2,000<br />
2,500<br />
3,000<br />
3,500<br />
4,000<br />
4,500<br />
5,000<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 33
1<br />
Treiber der Luftfahrt<br />
Drivers of aviation<br />
Kerosin aus Algen:<br />
Lebenszyklusanalyse und<br />
wirtschaftliche Machbarkeit<br />
Jet fuel from algae:<br />
Life cycle analysis and<br />
economic feasibility<br />
Algen gehören zu den faszinierendsten Rohstoffen für alternative<br />
Kraftstoffe, da sie im Vergleich zu Landpflanzen große Mengen Biomasse<br />
in sehr kurzer Zeit produzieren können. In der Natur tritt<br />
diese Eigenschaft bei Algenblüten eindrucksvoll zu Tage. Der hohen<br />
Biomasseproduktivität steht jedoch ein hoher technischer Aufwand<br />
bei der Kultivierung und Verarbeitung der Algen gegenüber.<br />
In Analysen muss daher sowohl die ökologische als auch die ökonomische<br />
Tragfähigkeit einer algenbasierten Kraftstoffproduktion<br />
kritisch betrachtet werden.<br />
Das Bauhaus Luftfahrt bestimmt die Nachhaltigkeit der Produktion<br />
von Kraftstoff aus Algen mit Hilfe der Methode der Ökobilanzierung.<br />
Ein Ergebnis dieser Methode ist der sogenannte<br />
C O 2<br />
Fußabdruck. Dieser gibt Auskunft darüber, welche Menge<br />
klima schädlicher Treibhausgase im Zuge von Kraftstoffproduktion<br />
und verbrennung freigesetzt wird. Die Wirtschaftlichkeit des Kraftstoffs<br />
wird von den Wissenschaftlern durch die Abschätzung der<br />
Herstellungskosten ermittelt, zum Beispiel mit Hilfe statistischer<br />
Kostenmodelle von Produktionsanlagen.<br />
Durch den kombinierten Einsatz der ökologischen und ökonomischen<br />
Bilanzierungsmethoden konnte das Bauhaus Luftfahrt<br />
kritische Aspekte entlang der gesamten Prozesskette identifizieren.<br />
Einen solchen Aspekt stellen die großen Wassermengen dar,<br />
die während der Kultivierung und Verarbeitung der Algen bewegt<br />
werden müssen. Ein intelligentes Wassermanagement ist daher<br />
Voraussetzung, um die benötigte Pumpenergie zu minimieren und<br />
die Kraftstoffproduktion aus Algen nachhaltig zu gestalten.<br />
Algae belong to the most fascinating feedstock for alternative<br />
fuels. One major advantage in comparison to landbased crops is<br />
their ability to produce large amounts of biomass within a short<br />
time frame, as naturally occurring algae blooms have impressively<br />
demonstrated. However, besides the fact that algae show high biomass<br />
productivity, their cultivation and processing is highly complex.<br />
Therefore, both the economic and ecological viability of algaebased<br />
fuel production requires critical analysis.<br />
Bauhaus Luftfahrt evaluates the sustainability of algae fuel<br />
production using the Life Cycle Assessment method. One important<br />
result of this method is the socalled carbon footprint. This footprint<br />
is an indicator for the amount of harmful greenhouse gases that are<br />
released into the atmosphere during the production and subsequent<br />
usage of the fuel. The economic viability of the fuel is determined<br />
by its production costs. In order to quantify these costs along<br />
the entire production chain, Bauhaus Luftfahrt applies for instance<br />
statistic cost models of production facilities.<br />
By combining both ecological and economic analyses Bauhaus<br />
Luftfahrt identifies the critical aspects in the production chain.<br />
One such aspect is related to the large quantities of water that have<br />
to be moved through the cultivation system. Intelligent water management<br />
is therefore a fundamental requirement in order to minimise<br />
the energy input and to develop sustainable fuel production<br />
from algae.<br />
34<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
1<br />
Treiber der Luftfahrt<br />
Drivers of aviation<br />
Conventional energy<br />
Carbon dioxide<br />
Water<br />
Nutrients<br />
Algae cultivation Harvesting Conversion Jet fuel<br />
Carbon dioxide<br />
Water<br />
By-products<br />
Well-to-tank<br />
Tank-to-wake<br />
Well-to-wake<br />
Vereinfachte Darstellung des Herstellungsprozesses und der Nutzung von<br />
algenbasiertem Biokerosin unter Berücksichtigung der wesentlichen Stoffund<br />
Energieströme: In seinen Analysen muss das Bauhaus Luftfahrt sowohl die<br />
ökologische als auch die ökonomische Tragfähigkeit einer algenbasierten Kraftstoffproduktion<br />
detailliert und kritisch betrachten. Im Hintergrund ist ein Satellitenbild<br />
des Atlantiks zwischen Großbritannien und Frankreich zu sehen, auf dem die türkisfarbenen<br />
Schlieren großflächige Algenteppiche darstellen. Aufgrund ihrer Eigenschaft,<br />
sich unter bestimmten Bedingungen in kurzer Zeit rapide zu vermehren, sind<br />
Algen auch für die Produktion von Biomasse zur Kraftstoffgewinnung interessant.<br />
Illustration of the production process as well as the usage of algaebased<br />
biokerosene under consideration of the most important mass and energy<br />
flows: Within this complex system, Bauhaus Luftfahrt has to conduct critical analyses<br />
of both the economic and ecological viability of algaebased fuel. In the background:<br />
A satellite image showing the Atlantic Ocean between the United Kingdom<br />
and France, in which the turquoise striations display an extremely large algae<br />
bloom. Due to their ability to produce large amounts of biomass in a very short time<br />
frame, algae have more and more come into the focus of fuel production.<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 35
1<br />
Treiber der Luftfahrt<br />
Drivers of aviation<br />
Perspektiven für eine<br />
umfangreiche Versorgung<br />
mit „solaren“ Kraftstoffen<br />
Perspectives for a<br />
largescale supply with<br />
“solar” fuels<br />
Solare Kraftstoffe versprechen durch effiziente Umwandlung von<br />
Sonnenenergie eine beinahe unbegrenzte Kraftstoffversorgung.<br />
Das Bauhaus Luftfahrt untersucht daher verschiedene solare<br />
Kraftstoffpfade mit besonderem Schwerpunkt auf solarthermochemischem<br />
Kerosin.<br />
Das Hauptargument für solare Kraftstoffe ist ihr enormes Ressourcenpotenzial.<br />
Die Analyse des Bauhaus Luftfahrt bestätigte,<br />
dass ein kleiner Anteil der weltweiten Wüstenfläche für die Versorgung<br />
der Luftfahrt ausreichen würde. Für den solarthermochemischen<br />
Pfad ergibt sich ein moderater Wasserbedarf für Kraftstoffsynthese<br />
und Reinigung des Spiegelfelds. Selbst wenn entsalztes<br />
Meerwasser per Pipeline bezogen wird, bleibt der Einfluss auf das<br />
Energie und Kostenbudget geringfügig. Deutlich aufwändiger ist<br />
die Versorgung mit Kohlendioxid (CO 2<br />
) zur Erzeugung „dropin“fähiger<br />
Kohlenwasserstoffe. In den benötigten Mengen steht CO 2<br />
nicht als Abfallprodukt zur Verfügung. Pilotanlagen zur CO 2<br />
Extraktion<br />
aus der Luft deuten auf einen signifikanten Energie und Kostenaufwand<br />
hin, der aber kein Ausschlusskriterium darstellt.<br />
Eine Wirtschaftlichkeitsanalyse identifizierte den solaren<br />
Um wandlungswirkungsgrad sowie die Kosten einer nachhaltigen<br />
CO 2<br />
Versorgung als Schlüsselfaktoren im Wettbewerb mit fossilen<br />
und Biomassebasierten Kraftstoffen. Um die erwarteten Investitionskosten<br />
für das Spiegelfeld zu amortisieren, leitet das Bauhaus<br />
Luftfahrt für den Umwandlungswirkungsgrad einen Zielwert von<br />
etwas mehr als zehn Prozent ab, der aus thermodynamischer Sicht<br />
mit solarthermochemischen Prozessen erreichbar erscheint.<br />
Solar fuels promise a virtually unlimited fuel supply enabled by efficient<br />
conversion of sunlight. Bauhaus Luftfahrt investigates several<br />
solar fuel options with a research focus on solarthermochemical<br />
kerosene.<br />
The principal argument for solar fuels is the abundance of<br />
the solar resource. Bauhaus Luftfahrt’s assessment confirmed that<br />
a small fraction of the world’s desert area would be sufficient to<br />
satisfy any reasonable aviation fuel demand. An analysis specific<br />
to the solarthermochemical fuel path reveals a manageable water<br />
demand for fuel synthesis and cleaning of the mirror field; the<br />
contribution to the energy and cost budget is insignificant even in<br />
case of seawater desalination and subsequent pipeline transport.<br />
More challenging is the supply with volume quantities of carbon<br />
dioxide (CO 2<br />
), which is required if sunlight is to be converted into<br />
dropincapable hydrocarbon fuel. At large scale it seems implausible<br />
to utilise waste CO 2<br />
. Early demonstrations of carbon capture<br />
from air indicate that future energy and cost penalties will be significant,<br />
but not prohibitively large.<br />
An economic analysis showed that high sunlighttofuel conversion<br />
efficiency and the availability of sustainable CO 2<br />
at mo d<br />
erate cost are key requirements to achieve competitive pricing in<br />
comparison to fossil or biomassbased fuels. From its current cost<br />
model Bauhaus Luftfahrt derives that conversion efficiencies<br />
slight ly beyond ten per cent will be required to amortise the expect<br />
ed cost of the mirror field, which is well within thermodynamic<br />
limits for solarthermochemical cycles.<br />
36<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
1<br />
Treiber der Luftfahrt<br />
Drivers of aviation<br />
1<br />
EIA (2008), International energy annual 2006<br />
2<br />
FAO (2010), ResourceSTAT-Land 2005<br />
3<br />
BHL (2010), The Bauhaus Luftfahrt inventory of energy crops<br />
Mha: Million hectares<br />
DNI: Direct normal irradiation<br />
20 Mha required area for 100 per cent jet fuel<br />
substitution 1 BTL (woody biomass) 3<br />
1.7 Mha required area for 100 per cent jet<br />
fuel substitution 1 STL (DNI 2000 kWh/m 2 )<br />
8 %<br />
0.7 %<br />
European agricultural area (2005) 2 : 250 Mha<br />
Maßstabsgetreue Darstellung der benötigten Landfläche für eine vollständige<br />
Deckung des europäischen Kerosinbedarfs über den BiomasstoLiquidPfad<br />
(BTL) beziehungsweise den Sunlight-to-Liquid-Pfad (STL): Mit dem vom Bauhaus<br />
Luftfahrt abgeschätzten Wirkungsgrad ermöglicht der STLProzess eine effizientere<br />
Umwandlung von Sonnenenergie in Kraftstoff und würde daher eine Fläche<br />
benötigen, die nur 0,7 Prozent der europäischen Agrarfläche entspricht. Zudem ist<br />
er für Standorte mit höchster Sonneneinstrahlung ausgelegt, an denen Landwirtschaft<br />
kaum möglich ist. Der BTLProzess dagegen würde etwa acht Prozent der<br />
Agrarflächen benötigen, um den europäischen Bedarf an Kerosin zu decken.<br />
Depiction of area requirements for a 100 per cent substitution of the European<br />
jet fuel demand via biomass-to-liquid (BTL) and sunlight-to-liquid (STL) processes<br />
(drawn to scale): With the path efficiency assumed by Bauhaus Luftfahrt,<br />
the STL process profits from a higher conversion efficiency of solar radiation into<br />
fuel and would hence only require an area equivalent to 0.7 per cent of the European<br />
agricultural area. Moreover, it is suitable for nonarable land areas with intense<br />
solar irradiation. The BTL process would require up to eight per cent of Europe’s<br />
agricultural area to cope with the demand for jet fuel.<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 37
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
Neue Wege für innovative Lösungsansätze<br />
New ways for innovative solutions<br />
38<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 39
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
40<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
Visionäre Flugzeugkonzepte: Der ingenieurwissenschaftliche<br />
Entwicklungspfad zu<br />
ultra-emissionsarmen und emissionsfreien Flugzeugen<br />
Visionary Aircraft Concepts: The engineering<br />
pathway to ultra-low and zero-emission aircraft<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
das Jahr 2013 stand für die Luftfahrt-Community und die Regierungsorganisationen<br />
ganz im Zeichen des Starts der europäischen<br />
Folgeinitiative Clean Sky 2 und des neuen Arbeitsprogramms<br />
mit dem Namen Horizon 2020. Mit dem Ziel,<br />
einen klaren Entwicklungspfad für das Erreichen der „Flightpath<br />
2050“-Ziele abzustecken, werden diese Vorhaben erhebliche<br />
Ressourcen und Fördermittel erfordern. Ich freue mich<br />
daher, sagen zu können, dass sich das Bauhaus Luftfahrt auf<br />
inge nieurwissenschaftlicher Ebene maßgeblich in die Vorbereitungen<br />
einbringen konnte.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeiten wurde erneut<br />
auf die Detaillierung der Idee eines sogenannten Propulsive Fuselage<br />
gelegt. Dieser neuartige Ansatz zur Antriebsintegration<br />
beschäftigt sich mit der Zusammenführung eines Vortriebserzeugers<br />
mit dem hinteren Teil des Flugzeugrumpfes. Vereinfacht<br />
gesagt handelt es sich dabei um eine Überführung des in den<br />
1970er-Jahren bekannten Ansatzes am Heck angebrachter oder<br />
in das Leitwerk integrierter Triebwerke mit geradem oder S-förmigem<br />
Lufteinlauf ins 21. Jahrhundert.<br />
Die Untersuchung der Vorteile ummantelter und einzeln<br />
rotierender Fans sowie gegenläufig rotierender Open-Rotor-Architekturen<br />
unter der Verwendung elektrischer Antriebe wurden<br />
ebenfalls fortgeführt. Durch den Einsatz universell anwendbarer<br />
Metriken für die Effizienz sowohl auf Antriebs- als auch<br />
auf Flugzeugebene konnten weitere Möglichkeiten zur Optimierung<br />
der Leistungsfähigkeit erschlossen werden.<br />
Ich hoffe, dass Ihnen diese und zahlreiche weitere technische<br />
Forschungsarbeiten, unter anderem mit Einblicken in Kabinendesign,<br />
Bodenabfertigung oder Lebenszykluskosten-Analyse,<br />
eine interessante Lektüre der folgenden Seiten bieten.<br />
Dear Sir or Madam,<br />
In 2013 the aeronautical community and governmental organisations<br />
found themselves gearing up for the launch of<br />
the follow-on European Commission Clean Sky 2 Programme<br />
and the next work programme entitled Horizon 2020. This effort<br />
will require investing a significant amount of resources<br />
and funding with the aim of crystallising a clear engineering<br />
pathway in realising Flightpath 2050 goals. I am pleased to<br />
report that Bauhaus Luftfahrt has been a noticeable participant<br />
in such engineering-related preparations as well.<br />
Continued focus has been placed upon detailing further<br />
the so-called Propulsive Fuselage concept. The novel aspect of<br />
this propulsion integration approach is to mount the propulsive<br />
device directly onto the aft fuselage – in a simple sense<br />
one could think of it as a 21st-century twist to the traditional<br />
aft-fuselage pylon-mounted podded engines, or the S-duct<br />
and straight-duct-on-empennage installations of the 1970s.<br />
Another continuation study involved examining the relative<br />
merits of a ducted single rotating fan and contra-rotating<br />
open-rotor architectures when it concerns propulsion in the<br />
context of electrically driven motors. By utilising special universally<br />
applicable efficiency metrics for both the propulsion<br />
system and at vehicle level, opportunities to optimise the performance<br />
outcome were facilitated.<br />
Together with investigations that provide insights into<br />
future cabin design, ground handling and life-cycle cost assessment,<br />
it is hoped you will find the engineering research<br />
activities worthwhile reading.<br />
Ihr / Your<br />
Dr. Askin T. Isikveren<br />
Leiter Visionäre Flugzeugkonzepte /<br />
Head of Visionary Aircraft Concepts<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 41
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
Untersuchung von Batterien<br />
als Schlüsseltechnologien<br />
des elektrischen Fliegens<br />
Assessment of batteries<br />
as key technologies for<br />
electric flight<br />
For quite some time, Bauhaus Luftfahrt has analysed the future<br />
potential of electrically powered commercial air transport vehicles.<br />
Their payload, range and flight time predominantly depend on batteries<br />
as the most important key technology for electric flight. In<br />
recent years, more than 35 fixed-wing or rotary-wing aircraft with<br />
battery or hybrid-electric propulsion were developed in the ge neral<br />
aviation sector. This increase has been fostered by impressive advancements<br />
in lithium-ion battery technology, which hence form<br />
an important field of future technology analysis at Bauhaus Luftfahrt.<br />
The fast development of electric flight is furthermore well do c-<br />
umented by the current speed record of 326 kilometres per hour,<br />
an energy consumption per person equivalent to 0.7 litres per 100<br />
kilometres, and flight times of up to three hours.<br />
To a much greater extent than in automotive applications, an<br />
aircraft must focus on the weight of its components, since the takeoff<br />
weight directly impacts the required takeoff power and overall<br />
energy demand during flight. This is an additional, aviation-specific<br />
requirement for electric power trains and batteries that hence<br />
dif fers from the energy storage capability, which is equally crucial<br />
for a vehicle’s range in both ground and airborne applications. The<br />
twofold challenge of high specific power and simultaneously high<br />
specific energy is met by several developments in battery research,<br />
of which Bauhaus Luftfahrt in 2013 analysed in detail the potential<br />
for specific energy increase.<br />
The maximum amount of stored energy is determined by the<br />
choice of positive and negative electrode materials. Information on<br />
chemical composition, equilibrium potential, reversible lithium-ion<br />
insertion, material density and electric conductivity as documented<br />
in the literature is used to calculate feasible specific energy<br />
values for future lithium-ion batteries. Currently, around 30 electrode<br />
materials are inventoried in Bauhaus Luftfahrt’s database,<br />
hinting at possible specific energies in the range of 400 to 1000<br />
watt-hours per kilogramme (Wh / kg) for a state-of-the-art battery<br />
cell design. In comparison to commercially available batteries today,<br />
this would represent a two- to five-fold increase in specific energies.<br />
However, it should be noted that even by using batteries in<br />
Das Bauhaus Luftfahrt untersucht bereits seit längerem die Zukunftsperspektive<br />
für vollelektrisch betriebene Verkehrsflugzeuge<br />
im kommerziellen Einsatz. Deren Nutzlast, Reichweite und Flugdauer<br />
werden vor allem durch Batterien als die wichtigste Schlüsseltechnologie<br />
des Elektrofluges bestimmt. So entstanden in den<br />
letzten Jahren in der allgemeinen Luftfahrt mehr als 35 batterieoder<br />
hybridelektrisch angetriebene Flugzeuge oder Helikopter. Dieser<br />
Zuwachs ist vor allem der rasanten Technologieentwicklung<br />
bei Lithium-Ionen-Batterien zu verdanken, die dementsprechend<br />
auch im Fokus der Zukunftstechnologie-Analyse im Bauhaus Luftfahrt<br />
steht. Deutliche Anzeichen für die schnelle Entwicklung des<br />
Elektroflugs sind unter anderem der aktuelle Geschwindigkeitsrekord<br />
von 326 Stundenkilometern, ein Verbrauch pro Passagier, der<br />
0,7 Litern auf 100 Kilometern entspricht, und Flugzeiten von bis zu<br />
drei Stunden.<br />
Weit mehr als zum Beispiel im Automobilbereich steht beim<br />
Flugzeug aber das Gewicht einzelner Komponenten im Mittelpunkt,<br />
da das Abfluggewicht die benötigte Startleistung und den Gesamtenergieverbrauch<br />
stark beeinflusst. Dies ist eine luftfahrtspezifische<br />
Anforderung an elektrische Antriebssysteme, während sich<br />
die Reich weite, wie auch im Straßenverkehr, aus der gespeicherten<br />
Energiemenge ergibt. Für diese zweifache Herausforderung,<br />
ein hohes Leistungs-Gewichts-Verhältnis bei möglichst großer spezifischer<br />
Energie zur Verfügung zu stellen, bieten sich in der Batterieentwicklung<br />
mehrere Ansatzpunkte, von denen das Bauhaus<br />
Luftfahrt im Jahr 2013 die spezifische Energie im Rahmen einer<br />
Potenzialanalyse detailliert aufgearbeitet hat.<br />
Die maximale Menge an gespeicherter Energie wird durch die<br />
in der Batterie verwendeten positiven und negativen Elektrodenmaterialien<br />
bestimmt. Aus der Fachliteratur entnommene Informationen<br />
wie chemische Zusammensetzung, Gleichgewichtsspannung,<br />
re versible Lithium-Ionen-Einlagerung, Dichte des Materials und<br />
elek trische Leitfähigkeit dienen als Berechnungsgrundlage für zukünftig<br />
plausible spezifische Energien von Lithium-Ionen-Batterien.<br />
Derzeit enthält die Datenbank des Bauhaus Luftfahrt insgesamt circa<br />
30 Elektrodenmaterialien. Unter Beibehaltung des heutigen Designs<br />
der Batteriezelle lassen einige dieser Kombinationen eine > the 1000 Wh / kg range, a medium-sized commercial aircraft ><br />
42<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
6<br />
5<br />
Relative specific energy<br />
4<br />
3<br />
2<br />
Commercial highperformance<br />
battery = 1<br />
0<br />
Li/Ni 0.4<br />
Mn 0.4<br />
Co 0.2<br />
O 2<br />
Li 2<br />
/MnSiO 4<br />
Li 21.25<br />
/Cu 6<br />
S<br />
Li/MnPO 4<br />
Li 0.6<br />
WS 2<br />
(macro)<br />
Li 8.6<br />
/WS 2<br />
(nano)<br />
Li/LiFeSiO 4<br />
Li/TiO 2<br />
Li/NiO 2<br />
Li/MnO 2<br />
Li/MoS 2<br />
Li/NiVO 4<br />
Li 3<br />
/NbSe 3<br />
Li/TiS 2<br />
Li 2<br />
/S<br />
Li 2<br />
/FePO 4<br />
F<br />
Li/FePO 4<br />
Li/Mn 2<br />
O 4<br />
Li/CoO 2<br />
Li/C 6<br />
Li 3<br />
/Li 4<br />
Ti 5<br />
O 12<br />
Li metal<br />
Li 4.4<br />
/Si<br />
Li 4.4<br />
/Ge<br />
Li 4.4<br />
/Si-TiSi 2<br />
Li 4.4<br />
/Fe 3<br />
O 4<br />
-Fe-O<br />
Li 4.4<br />
/Sn<br />
Energiedichte-Potenziale einer bestimmten Batteriebauform, der sogenannten<br />
„Pouch-Zelle“, in Abhängigkeit von verschiedenen Kombinationen aus<br />
Elektrodenmaterialien: Wissenschaftler des Bauhaus Luftfahrt konnten bereits<br />
Materialkombinationen identifizieren, die Energiedichten von mehr als dem Fünffachen<br />
heutiger kommerzieller Hoch-Energie-Batterien (transparente Ebene, Faktor<br />
1) versprechen.<br />
Potential storage capacity in specific energy for various combinations of electrode<br />
materials in a so-called pouch-cell design: Researchers at Bauhaus Luftfahrt<br />
have already identified material combinations that promise specific energy<br />
densities up to five times higher than in commercially available high-performance<br />
batteries (transparent surface, factor 1).<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 43
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
spezifische Energie zwischen 400 und 1000 Wattstunden pro Kilogramm<br />
(Wh / kg) realistisch erscheinen. Dies käme einer Steigerung<br />
um einen Faktor zwei bis fünf gegenüber den spezifischen Energien<br />
in heute kommerziell erhältlichen Batterien gleich. Doch selbst unter<br />
Verwendung von Batterien mit 1000 Wh / kg besäße ein mittelgroßes<br />
Verkehrsflugzeug wie der Ce-Liner aus dem Bauhaus Luftfahrt<br />
nur eine wenig konkurrenzfähige Reichweite von wenigen<br />
Hundert Kilometern.<br />
In ihrer Rolle als kombinierte Energiespeicher und -wandler,<br />
die nicht wie in herkömmlichen Antrieben den Kraftstoffspeicher<br />
und die Verbrennungsmaschine als völlig unabhängig skalierbare<br />
Freiheitsgrade zulassen, ist für Batterien neben der Art der Materialien<br />
auch ihre Struktur entscheidend. Darin sind vor allem die<br />
Grenzflächen zwischen Elektroden und Elektrolyt entscheidend,<br />
denn sie bestimmen die Diffusionswege und elektrochemischen<br />
Reaktions- und Austauschraten, die in direktem Bezug zur erreichbaren<br />
Leistungsdichte der Batterie stehen. So erschließt sich das<br />
enorme Potenzial mancher Elektrodenmaterialien auch in Bezug<br />
auf ihre Zyklenfestigkeit und Stabilität erst durch eine Nanobeschichtung<br />
und -strukturierung. Forschung und Entwicklung im<br />
Be reich der Nano strukturierung von Materialien sind daher ein<br />
Schlüssel zur Realisierung der zukünftigen Perspektive elektrischer<br />
Verkehrsflugzeuge und werden daher auch ein weiteres Schwerpunktthema<br />
der Technologieanalyse am Bauhaus Luftfahrt sein.<br />
such as Bauhaus Luftfahrt’s Ce-Liner would only have a non-competitive<br />
range of no more than a few hundred kilometres.<br />
The combined role of batteries as energy carriers and conversion<br />
devices is very different from conventional propulsion systems,<br />
where fuel tank and combustion engine are available as independently<br />
scalable degrees of freedom. In contrast, the performance of<br />
batteries is simultaneously influenced by the choice of electrode<br />
materials and by their structure. In the latter, the surface properties<br />
between electrodes and electrolyte determine ion diffusion paths<br />
and electrochemical reaction rates, which are directly related to<br />
the achievable level of battery-specific power. Nanocoat ings and<br />
nano-structuring of electrode materials are seen as be neficial means<br />
to successfully exploit the performance potentials as well as low<br />
degradation and structural stability. Scientific prog ress with respect<br />
to material nano-structuring will therefore be a key to the development<br />
of electric transport aircraft. Hence, this research field<br />
will provide a future focus area for technology analysis at Bauhaus<br />
Luftfahrt.<br />
44<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
Relative specific power<br />
100<br />
10 C<br />
5 C<br />
2 C<br />
10<br />
1 C<br />
Structure<br />
0.5 C<br />
1<br />
0.2 C<br />
Materials<br />
0.1 C<br />
0.1<br />
0.7 0.8<br />
0.9 1 1.1 1.2<br />
Relative specific exergy<br />
Laboratory results<br />
Commercial high-performance battery<br />
Einfluss der Materialwahl und -strukturierung auf die Leistungsfähigkeit<br />
zukünftiger Batterien: Die jeweilige Lade- und Entladegeschwindigkeit einer<br />
voll geladenen Batterie wird vom Bauhaus Luftfahrt durch die etablierte „C-Rate“<br />
bestimmt, deren Kehrwert die Anzahl der für eine volle Ladung oder Entladung<br />
benötigten Stunden angibt. Verglichen mit einer heute üblichen Ladezeit von fünf<br />
Stunden (0,2 C, grünes Quadrat), könnten neue Elektrodenmaterialien und Strukturierungen<br />
(blaue Kurve) die Lade- und Entladegeschwindigkeit auf wenige Minuten<br />
verkürzen. Ziel solcher Analysen ist nicht nur eine Verringerung der Aufladezeit,<br />
sondern vor allem die Fähigkeit, die für den Start eines vollelektrischen Flugzeugs<br />
notwendige Energie ausreichend schnell bereitstellen zu können.<br />
Impact of material selection and electrode structure on the performance<br />
of future batteries: In the description of a battery’s charge and discharge rate,<br />
Bauhaus Luftfahrt uses the well-established “C-rate”. The latter’s reciprocal value<br />
specifies the hours needed for a complete charge or discharge according to the overall<br />
capacity of the battery. Compared to state-of-the-art charging and discharg ing<br />
times of an average five hours (0.2C, green square), novel electrode materials and<br />
structures (blue curve) could shorten the required times to a few minutes. The idea<br />
behind such analyses is not solely the reduction of charging times, but also an adequately<br />
fast allocation of the energy required for a fully electric aircraft’s take-off.<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 45
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
Charakterisierung<br />
hybrider Systemarchitekturen<br />
für elektrische Flugzeuge<br />
Characterisation of<br />
hybrid system architectures<br />
for electric aircraft<br />
Studies at Bauhaus Luftfahrt have already shown that highly optimised<br />
conventional gas turbines only offer limited remaining potential<br />
for further improvement. Moreover, universally electric, battery-powered<br />
aircraft for commercial aviation will remain restricted<br />
to low-power segments, at least for the foreseeable future,<br />
because they require too many compromises in range and payload<br />
(see page 42). In this context, researchers at Bauhaus Luftfahrt<br />
were able to show that hybrid propulsion concepts with two or<br />
more energy storage and/or power conversion devices, of which at<br />
least one is different from the conventional system of kerosene<br />
and turbo-engine, may act as a technological stepping stone in the<br />
electrification of commercial aviation.<br />
Bauhaus Luftfahrt’s approach to studying hybrid systems is<br />
twofold. On the one hand, relevant component technologies, their<br />
sca ling properties and future development potentials have been<br />
compiled into an extensive catalogue over several years, which<br />
could again be significantly enlarged and updated in 2013. This<br />
cata logue includes simple physics-based scaling models, among<br />
others for high temperature superconducting as well as normal<br />
conducting electric machines, power converters and cables. Using<br />
these models, suitable power systems for selected mission segments<br />
and their optimal combination for specific transport applications<br />
can be identified. Moreover, Bauhaus Luftfahrt researchers<br />
scrutinise hybrid concepts and development efforts from other industries<br />
such as in the automotive sector with respect to a possible<br />
transfer of knowledge and technology into the aviation context.<br />
The analyses already document to what extent future electric components<br />
such as fuel cells, batteries, electric motors and generators<br />
will be smaller, lighter and better performing due to new materials<br />
and developments. Based on these results, the researchers<br />
were moreover able to start identifying hybrid concepts which, if<br />
carefully designed, can achieve significant emission savings while<br />
minimising reductions in performance.<br />
On the other hand, Bauhaus Luftfahrt is seeking to establish<br />
a transparent and comprehensive set of parameters to charac<br />
Studien des Bauhaus Luftfahrt haben bereits gezeigt, dass konventionelle<br />
Gasturbinen bereits hochoptimiert sind und Verbesserungen<br />
nur noch limitiert möglich sind. Zudem werden universellelektrische,<br />
batteriebetriebene Luftfahrzeuge zumindest für die ab sehbare<br />
Zukunft auf niedrige Leistungsklassen beschränkt bleiben,<br />
weil sie für die kommerzielle Luftfahrt zu große Kompromisse bei<br />
Reichweite und Nutzlast erfordern (siehe Seite 42). In diesem Zusammenhang<br />
konnten Forscher des Bauhaus Luftfahrt zeigen,<br />
dass hybride Antriebskonzepte mit zwei oder mehr Energiespeichern<br />
und/oder -wandlern, von denen mindestens einer sich vom<br />
konventionellen System aus Kerosin und Turbine unterscheidet,<br />
die Rolle einer Brückentechnologie einnehmen können.<br />
Bei der Analyse hybrider Systeme verfolgt das Bauhaus Luftfahrt<br />
eine Doppelstrategie: Zum einen haben die Wissenschaftler<br />
in den vergangenen Jahren einen ausführlichen Katalog relevanter<br />
Komponententechnologien, ihres Skalierungsverhaltens sowie<br />
ihres zukünftigen Entwicklungspotenzials erstellt, der auch 2013<br />
wieder deutlich erweitert und aktualisiert wurde. Dieser beinhaltet<br />
einfache physikalische Skalierungsmodelle, unter anderem für normal-<br />
und supraleitende elektrische Maschinen, Leistungselektronik<br />
und Kabel. Diese ermöglichen es, geeignete Antriebssysteme<br />
für einzelne Missionsabschnitte sowie deren beste Kombination<br />
für ganze Transportanwendungen zu finden. Weiterhin beobachten<br />
die Wissenschaftler auch hybride Konzepte und Entwicklungsbemühungen<br />
in anderen Sektoren, zum Beispiel in der Automobilbranche,<br />
und untersuchen sie in Bezug auf einen möglichen Wissens-<br />
und Technologietransfer in die Luftfahrt. In den Analysen<br />
des Bauhaus Luftfahrt deutete sich bereits an, dass zukünftige<br />
elektrische Komponenten wie beispielsweise Brennstoffzellen, Batterien,<br />
elektrische Motoren und Generatoren dank neuer Materialien<br />
und Entwicklungen noch leichter, kleiner und leistungsfähiger<br />
werden. Auf Basis dieser Erkenntnisse konnten die Wissenschaftler<br />
auch bereits erste hybride Konzepte identifizieren, mit denen<br />
bei sorgfältiger Auslegung deutliche Emissionsersparnisse bei minimierten<br />
Leistungsnachteilen erzielt werden könnten. > ><br />
46<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
1,000<br />
Total installed traction or propulsion power P tot<br />
[kW]<br />
100<br />
10<br />
0 0.2 0.4 0.6 0.8<br />
1<br />
Degree of hybridisation H P<br />
= P em<br />
/P tot<br />
Hybrid cars (Status: 2006 and earlier)<br />
Hybrid cars (Status: 2013)<br />
Plug-in hybrid cars (Status: 2013)<br />
Electric cars (Status: 2013)<br />
Hybrid-electric busses (Status: 2013, serial configuration)<br />
Hybrid busses/Utility vehicles (Status: 2006 and earlier)<br />
(Hybrid-) Electric utility vehicles (Status: 2013 and earlier)<br />
(Hybrid-) Electric busses (Status: 2013 and earlier)<br />
(Hybrid-) Electric aircraft (Status: 2013 and earlier)<br />
Hybrid-electric aircraft (Status: 2013 and earlier,<br />
serial configuration)<br />
Der vom Bauhaus Luftfahrt erstellte Katalog umfasst zahlreiche bereits realisierte<br />
hybride und elektrische Fahr- und Flugzeuge: Verschiedene Konzepte<br />
werden dargestellt entsprechend ihrer insgesamt installierten Antriebsleistung<br />
(P tot<br />
) und ihrem Leistungshybridisierungsgrad (H P<br />
), mit dem das Verhältnis installierter<br />
elektrischer Motorleistung zur gesamten Antriebsleistung beschrieben wird: Bei<br />
den Hybridkonzepten im Automobilbereich ist beispielsweise in den letzten Jahren<br />
eine Konzentration hin zu einem Hybridisierungsgrad zwischen 15 und 25 Prozent<br />
zu beobachten. Umgesetzte Hybridkonzepte für Luftfahrzeuge sind bisher selten,<br />
es existieren jedoch circa 30 Leichtflugzeuge mit vollelektrischem Antrieb (H P<br />
=1).<br />
Deren Leistungsbereich liegt aber meist mehr als zwei Größenordnungen unter<br />
demjenigen eines vollelektrischen Passagierflugzeuges wie dem Ce-Liner.<br />
The catalogue compiled by Bauhaus Luftfahrt provides an overview of hybrid<br />
and electric ground and air vehicle concepts realised to date: Different concepts<br />
are distinguished using their total installed traction or propulsion power (P tot<br />
)<br />
and their power-specific degree of hybridisation (H P<br />
), which represents the ratio of<br />
installed electric motor power to the total power. With respect to hybrid concepts<br />
for automotive applications, a clustering towards degrees of hybridisation between<br />
0.15 and 0.25 can be observed in recent years. Realised hybrid concepts for aerial<br />
vehicles are rare, but for H P<br />
=1 (fully electric propulsion) around 30 ultralight aircraft<br />
exist, although their power range is mostly more than two orders of magnitude<br />
below the level required for fully electric passenger aircraft like the Ce-Liner.<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 47
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
Das zweite Augenmerk des Bauhaus Luftfahrt liegt auf dem Bestreben,<br />
ein transparentes und umfassendes Parametersystem zur<br />
Charakterisierung hybrider Antriebskonzepte zu erstellen. Damit<br />
ließen sich deren missionsspezifische Vorteile in universell vergleichbarer<br />
Weise bestimmen. Insbesondere erlauben es bestimmte<br />
Parameter, spezifische Optimierungsprobleme zu lösen, zum<br />
Beispiel hinsichtlich minimaler Kohlendioxid-Emissionen für eine<br />
feste Transportaufgabe. Verschiedene Umsetzungen einer hybridelektrischen<br />
Antriebskombination können beispielsweise erst dann<br />
vollständig charakterisiert werden, wenn neben einer Angabe zur<br />
Leistungsverteilung auf elektrische und konventionelle Leistungserzeuger<br />
auch eine Festlegung zur Energiespeicherung, entweder<br />
in Treibstoff oder in Batterien an Bord des Flugzeugs, existiert. Solche<br />
„Hybridisierungsgrade“ können anschließend in Betrachtungen<br />
auf der operationellen Ebene einfließen. Diese besitzen wiederum<br />
eigene Parameter und unterscheiden sich beispielsweise durch<br />
das Verhältnis von benötigter Dauer- zu Spitzenleistung während<br />
einer Flugmission oder entsprechender zeitlicher Verläufe. Durch<br />
die Einbeziehung von sowohl System- als auch Missionsparametern<br />
kann das Bauhaus Luftfahrt missionsabhängige Vorteile hybrider<br />
Systeme umfassend analysieren und Ergebnisse leichter verallgemeinern.<br />
In Zukunft könnte der Hybridisierungsgrad des Systems<br />
so direkt als Entwurfsparameter im Auslegungsprozess neuartiger<br />
Luftfahrzeugkonzepte verwendet werden.<br />
terise hybrid power systems. This may serve to quantify mis sionspecific<br />
benefits in a universally comparable way. In particular,<br />
these parameters are useful in solving specific optimisation<br />
problems, such as minimal carbon-dioxide emissions for a given<br />
transport task. Different realisations of a hybrid-electric power<br />
train can only be characterised uniquely if the analysis is not<br />
limited to the power split between electric and conventional<br />
power conversion devices, but also considers the distribution of<br />
the energy stored on-board in fuel or in batteries. Such a “degree<br />
of hybridisation” may then be used in studies on the operational<br />
level. They moreover rely on their own set of parameters,<br />
such as the ratio of required cruise to take-off power for a given<br />
mission, or the respective mission duration. Making use of both<br />
system- and mission-dependent parameters, Bauhaus Luftfahrt<br />
is able to identify mission-specific advantages of hybrid systems<br />
and to generalise results in a straightforward way. In the future,<br />
the “degree of hybridisation” could be used as an additional parameter<br />
to open up new degrees-of-freedom in the sizing process<br />
of novel aircraft concepts.<br />
48<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
Pure serial hybrid:<br />
» Only electric power<br />
at drive shaft<br />
» Only conventional<br />
energy refilled<br />
1<br />
Pure "plug-in" electric power<br />
» Universally-electric propulsion<br />
» Only battery energy storage<br />
Power hybridisation, H P<br />
= P em<br />
/P tot<br />
Electric motor power at drive shaft increases<br />
(Unfeasible region)<br />
Today‘s power trains:<br />
» Purely conventional<br />
power conversion<br />
» Only fuel tank energy<br />
storage<br />
0<br />
Carried amount of „plug-in“<br />
electrical energy increases<br />
0 1<br />
Energy hybridisation, H E<br />
= E el<br />
/E tot<br />
Der Parameterraum, der vom Bauhaus Luftfahrt zur Klassifizierung hybridelektrischer<br />
Antriebssysteme vorgeschlagen wird: H P<br />
bezeichnet das Verhältnis<br />
installierter elektrischer Motorleistung zur gesamten Antriebsleistung, während<br />
H E<br />
die im Fahrzeug als Batterien mitgeführte elektrische Energie ins Verhältnis zur<br />
insgesamt gespeicherten Energiemenge setzt. Folglich enthält der blaue Bereich<br />
im Diagramm keine sinnvollen Hybridsysteme, da dort mehr Energie in elektrischer<br />
Form mitgeführt wird, als entsprechend im Elektromotor umgewandelt werden<br />
kann. Ein vollelektrisches, batteriebetriebenes Antriebskonzept, wie es in der Ce-<br />
Liner Studie des Bauhaus Luftfahrt entwickelt wurde, entspräche dem maximalen<br />
Hybridisierungsgrad (H E<br />
=1,H P<br />
=1).<br />
The parameter space suggested by Bauhaus Luftfahrt for classifying hybridelectric<br />
power trains: H P<br />
denotes the ratio of installed electric motor power to the<br />
total propulsive power, while H E<br />
corresponds to the ratio between the amount of<br />
externally rechargeable electrical energy stored in batteries and the total energy<br />
storage aboard the vehicle. As a consequence, the blue region in the diagram does<br />
not contain feasible hybrid systems because they would carry more energy in electrical<br />
form than could be usefully exploited by the installed electric motor. On the<br />
other hand, a fully electric, battery-powered propulsion concept, such as the one<br />
developed for Bauhaus Luftfahrt’s Ce-Liner concept study, defines the maximum<br />
degree of hybridisation (H E<br />
=1,H P<br />
=1).<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 49
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
Vorkonzeptionelle Leistungsbetrachtungen<br />
elektrisch<br />
versorgter Flugantriebe<br />
Pre-concept performance<br />
investigation of electrically<br />
powered aero propulsion<br />
Übertrüge man die selbstgesteckten Emissionsreduktionsziele der<br />
Luftfahrtbranche für das Jahr 2050 auf den Wirkungsgrad des Antriebssystems,<br />
so müsste dieser gegenüber heutigen Flugtriebwerken<br />
um bis zu 80 Prozent verbessert werden. Bislang konnten nur<br />
elek trische Energie- und Antriebssysteme (Energy and Propulsion<br />
Systems, EPS) als mögliche Lösung für derartig hohe Anforderungen<br />
identifiziert werden. Die Suche nach technologischen Konzepten<br />
für solche vollständig elektrischen Antriebe hat das Bauhaus<br />
Luftfahrt daher auch im Jahr 2013 weiter vorangetrieben.<br />
Im Hinblick auf das zuvor identifizierte Ziel, die installierte<br />
Vortriebsleistung an Bord vollelektrischer Flugzeuge zu reduzieren,<br />
wurden zwei verschiedene Antriebsarchitekturen mit alternativen<br />
Vortriebserzeugern untersucht: ein ummantelter Getriebefan mit<br />
ein fachem Rotor (Electric Fan, EF) und eine offene Bauweise mit<br />
zwei gegenläufig rotierenden Propellern (Electric Open Rotor,<br />
EOR). In multidisziplinären Auslegungs- und Leistungsbetrachtungen,<br />
sowohl auf Antriebs- als auch auf der integrierten Flugzeugsystemebene,<br />
wurden die optimalen Konstellationen für beide<br />
Triebwerkstypen ermittelt. Dabei wurde auch das Einsparpotenzial<br />
von EF und EOR untersucht und mit fortschrittlicher Turbofan-Technologie<br />
verglichen. Als einheitliche Basis für Vergleichsstudien verschiedener<br />
EPS wurde auf der Antriebssystemebene der sogenannte<br />
„schubspezifische Energieverbrauch“ (TSPC) eingesetzt. Für Effizienzbetrachtungen<br />
auf der Flugzeugsystemebene verwendet das<br />
Bauhaus Luftfahrt die sogenannte „energiespezifische Flugreichweite“<br />
(ESAR). Beide Metriken wurden bereits in den vorangegangenen<br />
Jahrbüchern vorgestellt.<br />
Bei typischen Strömungs-Auslegungsbedingungen zeigte das<br />
EF-Konzept eine Verringerung des TSPC von bis zu 43 Prozent gegenüber<br />
fortschrittlichen Turbofans. Vergleicht man diesen Wert<br />
mit Referenztriebwerken aus dem Jahr 2000, so würde sich der<br />
Ge samtwirkungsgrad des Antriebssystems mehr als verdoppeln.<br />
Für das EOR-Konzept wurde eine weitere Verringerung des TSPC<br />
ermittelt, die gegenüber dem EF-Konzept nochmals bis zu 16 Prozent<br />
beträgt. In der Analyse auf Flugzeuggesamtebene zeichnete<br />
sich ein ähnliches Bild ab: Die ESAR-Werte des EOR-Konzepts fielen<br />
Translating the aviation environmental targets for the year 2050 to<br />
propulsion system efficiency requirements, power plant overall efficiency<br />
would need to be improved by up to 80 per cent relative to<br />
today’s propulsion systems. Yet only electrically powered Energy<br />
and Propulsion System (EPS) options have been identified as potential<br />
solutions for such a scenario. In 2013, research at Bauhaus<br />
Luftfahrt has continued to explore technological concepts for such<br />
universally electric propulsion systems.<br />
Motivated by the previously identified target of reducing the<br />
installed propulsive power on board of a fully electric aircraft, the<br />
performance potentials of two power plant architectures featuring<br />
alternative propulsive devices was explored: a ducted geared single-rotating<br />
fan, referred to as Electric Fan (EF), and an unducted<br />
counter-rotating propeller arrangement, referred to as Electric<br />
Open Rotor (EOR). In multidisciplinary sizing and performance studies<br />
at the isolated propulsion system level and at the integrated<br />
vehicular level, optimum power plant design constellations were<br />
studied for both power plant types. Thereby, the efficiency potentials<br />
of the EF and EOR power plant architectures were assessed<br />
and compared to advanced turbofan technology. As a unified basis<br />
for the comparative evaluation of the electrically powered EPS, the<br />
Thrust Specific Power Consumption (TSPC) metric was employed at<br />
the propulsion system level. The Energy Specific Air Range (ESAR),<br />
formed the basis for efficiency evaluation at a vehicular level. Both<br />
metrics were introduced in Bauhaus Luftfahrt’s previous yearbook.<br />
At typical flow path sizing conditions, the EF concept showed<br />
a TSPC improvement of up to 43 per cent over advanced turbofan<br />
engines. Compared to year 2000 reference engines, the propulsion<br />
system’s overall efficiency more than doubled. The EOR concept<br />
was found to even further reduce TSPC by up to 16 per cent relative<br />
to the EF concept. During the aircraft-integrated assessment, the<br />
ESAR values obtained for the domain of EOR-powered aircraft exceeded<br />
the maximum ESAR of the EF domain between eight and<br />
15 per cent. Different from the integration of open rotor engines on<br />
transport aircraft using conventional fuel, the application of the<br />
EOR on the investigated universally electric aircraft design was<br />
gegenüber dem EF-Konzept zwischen acht und 15 Prozent > almost neutral in terms of aircraft Maximum Take-Off Weight<br />
><br />
50<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
+40%<br />
+80%<br />
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
0.95<br />
0.9<br />
0.85<br />
Advanced open rotor<br />
50% hybrid-electric<br />
turbofan study<br />
(Schmitz & Hornung, 2013)<br />
Fully electric fan study<br />
(Seitz et. al., 2012)<br />
Fully electric open rotor<br />
(Seitz et. al., 2013)<br />
0.8<br />
0.75<br />
State-of-the-art<br />
technology<br />
Intercooled<br />
recuperated<br />
turbofan<br />
EU Flightpath 2050***<br />
0.7<br />
Reference<br />
technology<br />
+100%<br />
ACARE SRIA** 2035<br />
ACARE SRIA* 2020<br />
0.65<br />
+60%<br />
–30%<br />
–20%<br />
–10%<br />
Reference<br />
+10%<br />
+20%<br />
0.4 0.5 0.6 0.7 0.8<br />
* 20% less energy need by propulsion and power in the year 2020<br />
** 30% less energy need by propulsion and power in the year 2035<br />
*** based on propulsion system contribution to the year 2050<br />
CO 2<br />
goals proposed by Isikveren et al. (2012)<br />
Konturlinien des konstanten Antriebswirkungsgrades n ov<br />
bei Reiseflug bedingun<br />
gen im Vergleich zum Jahr 2000: Die Ergebnisse mehrerer vom Bauhaus<br />
Luftfahrt durchgeführter Effizienzbetrachtungen an hybriden und vollelektrischen<br />
Antriebssystemen (blau, dunkelblau) verdeutlichen, dass bereits eine 50-prozentige<br />
Elektrifizierung eines Turbofan-Antriebssystems das Potenzial hat, die n ov<br />
Ziele für<br />
2035 zu erreichen. Betrachtet man die n ov<br />
Ziele für den IndienststellungsZeitraum<br />
nach 2050, so versprechen vollelektrische Antriebsoptionen ein großes Potenzial für<br />
emissionsarme oder sogar emissionsfreie Verkehrsflugzeuge.<br />
Contours of constant propulsion system overall efficiency n ov<br />
, at cruise conditions<br />
and relative to a year 2000 reference: The results of several effi ciency<br />
studies conducted by Bauhaus Luftfahrt on hybrid- and fully electrically powered<br />
propulsion systems (blue, darkblue) show that a 50 per cent electrification of<br />
turbofan propulsion systems clearly has the potential to deliver on the defined n ov<br />
targets for 2035. In view of the n ov<br />
goals derived for Entry-into-Service (EIS) years<br />
beyond 2050, and as a possible means of ultra-low or zero in-flight emissions,<br />
fully electric propulsion options may have great potential for transport aircraft.<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 51
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
besser aus. Anders als bei der Integration von konventionellen,<br />
kraftstoffbetriebenen Open-Rotor-Konzepten brachte die Integration<br />
des EOR in ein universellelektrisches Flugzeugkonzept gegenüber<br />
der ummantelten Bauweise zudem keine nennenswerten<br />
Nachteile in Bezug auf das maximale Startgewicht (MTOW) mit<br />
sich. Es zeigte sich, dass die bei der Installation großer Propeller zu<br />
Tage tretenden Strukturgewichtsnachteile sowie die Kaskadeneffekte<br />
bei der Auslegung eines Flugzeugs von den geringeren Massen<br />
der elektrischen Systeme, beispielsweise des kryogenisch gekühlten<br />
Motors und der Leistungselektronik, effektiv aufgewogen<br />
wurden. Dies war eine Folge der gemäßigten Leistungsanforderung<br />
im Startfall.<br />
Für die gleiche Kurzstrecken-Transportaufgabe zeigten sich<br />
bei EOR-Konzepten auch deutlich geringere Anforderungen an das<br />
Batteriesystem als bei EF-angetriebenen Flugzeugen. Bezöge man<br />
sinnvolle Lärmobergrenzen für offene Propeller mit ein, so ließe<br />
sich die erforderliche Energiedichte der benötigten Batterien um<br />
bis zu elf Prozent verringern, bei gleichzeitiger Verringerung der<br />
Leistungsdichte um vier Prozent gegenüber einer ausgewogenen<br />
EF-basierten Konstruktionslösung.<br />
Aufgrund der vielversprechenden Ergebnisse und Erkenntnisse<br />
seiner ersten Studien wird das Bauhaus Luftfahrt seine Arbeiten<br />
an vollelektrischen Luftfahrtantrieben als mögliche Wegbereiter<br />
für emissionsfreies Fliegen zukünftig auf weitere Detailbereiche<br />
ausdehnen.<br />
(MTOW) compared to the ducted propulsion system option. It was<br />
found that the structural mass penalties caused by the installation<br />
of large propeller-based power plants and cascade effects during<br />
aircraft sizing were effectively counteracted by the reduced electrical<br />
system masses, including the controlled, cryo-cooled motors as<br />
well as the Power Management And Distribution (PMAD) system.<br />
This was a result of the mitigated power requirements at take-off.<br />
Relative to EF-powered aircraft, EOR-powered vehicles revealed<br />
substantially relaxed battery system requirements for the<br />
same short-range transport application. Under consideration of propeller<br />
noise constraints, a potential reduction of up to eleven per<br />
cent in required battery energy density at simultaneously reduced<br />
power density requirements of four per cent were found relative to<br />
a best and balanced EF-based design solution.<br />
The promising results and findings obtained from the presented<br />
studies will further encourage researchers at Bauhaus Luftfahrt<br />
to expand their work on fully electric aero-propulsion systems<br />
as a po tential enabler of zero in-flight emissions to higher levels of<br />
detail.<br />
52<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
Turbo open rotor<br />
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
Gas turbine<br />
Propeller<br />
and drive system<br />
Electric motor<br />
Electric open rotor<br />
Control volumes:<br />
Power supply system<br />
Power transmission system<br />
Jet/propeller flow field<br />
Vereinheitlichte Definition der Kontrollvolumina für konventionell und elektrisch<br />
betriebene Open-Rotor-Antriebe: Das vom Bauhaus Luftfahrt genutzte<br />
Schema sichert die Vergleichbarkeit mit früheren Studien an ummantelten Antriebsarchitekturen<br />
auf konventioneller oder elektrischer Basis.<br />
Unified control volume definition standard applied to conventional and<br />
electrically powered open rotor propulsion: The scheme used by Bauhaus<br />
Luftfahrt ensures consistency with previous studies on ducted conventional and<br />
electric fan concepts.<br />
Required battery power density<br />
(PD Batt, req<br />
) [W/kg]<br />
2,600<br />
2,500<br />
2,400<br />
2,300<br />
2,200<br />
2,100<br />
Study settings<br />
Transport task: 189 Pax, 900 nm<br />
Technology Status: EIS 2035<br />
Cruise Conditions: ISA, FL330, MO.75<br />
T/O Conditions: ISA, SL, M0.2<br />
Max. Wing Loading 634 kg/m 2<br />
Aircraft Thrust/Weight at T/O: 0.233 (AEO), 0.178 (OEI)<br />
D prop<br />
at Optimum for max. ESAR at TOC<br />
V tip, des, Fan<br />
at Optimum for max. ESAR at TOC<br />
Max. Nozzle Area Extension for EF at T/O: 15%<br />
Electric fan (EF)<br />
powered aircraft<br />
303 @ 2.50<br />
290 @ 2.60<br />
319 @ 2.40<br />
337 @ 2.30<br />
360 @ 2.20<br />
Optimum V tip, des, Fan<br />
[m/s]<br />
@<br />
D Fan<br />
[m]<br />
2,000<br />
1,900<br />
1,800<br />
– 3.9%<br />
4.66 @ 180<br />
4.48 @ 200<br />
Electric open rotor (EOR)<br />
4.37 @ 220<br />
powered aircraft<br />
4.30 @ 240<br />
Optimum D Prop<br />
[m] @ V tip, Prop<br />
[m/s]<br />
278 @ 2.70<br />
268 @ 2.80<br />
259 @ 2.90<br />
243 @ 3.10<br />
250 @ 3.00<br />
1,700<br />
– 10.8%<br />
1,750 1,800 1,850 1,900 1,950 2,000 2,050 2,100 2,150 2,200<br />
Required battery energy density<br />
(ED Batt, req<br />
) [Wh/kg]<br />
Anforderungen an die Batteriesysteme eines Elektrofans (EF) mit Getriebe und<br />
eines elektrischen Open-Rotor-Antriebs (EOR): Untersuchungen des Bauhaus<br />
Luftfahrt haben gezeigt, dass die benötigte Leistungsdichte der Batterien eines<br />
EOR-Konzepts um etwa vier Prozent niedriger ausfallen würde als jene einer EF-<br />
Architektur. Die benötigte Energiedichte der Batterien eines EOR-Konzepts würde<br />
sogar um bis zu elf Prozent niedriger ausfallen als für die ummantelte Konstruktion.<br />
Battery system requirements for a geared electric fan (EF) as well as a geared<br />
electric open rotor (EOR): Studies conducted by Bauhaus Luftfahrt showed that<br />
the required battery power density of an EOR architecture would be approximately<br />
four per cent lower in comparison to the EF concept. The required energy density<br />
of the batteries for an EOR application would even be roughly eleven per cent<br />
lower than for the ducted architecture.<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 53
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
Abschätzung der Betriebskosten<br />
von elektrisch angetriebenen<br />
Verkehrsflugzeugen<br />
Operating cost estimation<br />
for electrically powered<br />
transport aircraft<br />
Im Rahmen der Forschung an vollelektrisch-angetriebenen Verkehrsflugzeugen<br />
stellt sich den Wissenschaftlern auch die Frage<br />
nach dem Einfluss der Elektrifizierung auf die Betriebskosten solcher<br />
Flugzeuge. Speziell im Vergleich zu Weiterentwicklungen konventionell<br />
angetriebener Luftfahrzeuge ist dies von besonderem<br />
Interesse. Aus diesem Grund hat das Bauhaus Luftfahrt eine detaillierte<br />
Projektion des zu erwartenden Kostenniveaus durchgeführt.<br />
Ein erster Fokus der Untersuchung lag auf den Batterien, die<br />
das heute verwendete Kerosin als Energiequelle ersetzen sollen.<br />
Somit entstehen neue Kosten mit einer Einführung von Energiespeichern,<br />
da diese sowohl beschafft und nach jedem Flug wieder<br />
aufgeladen werden müssen. Somit fallen schon einmal Investitions-<br />
und Energiekosten an. Aufgrund einer limitierten Lebensdauer<br />
der Batterie während des Flugbetriebs entstehen weitere Abschreibungskosten,<br />
die wiederum vom Anschaffungspreis und dem zu<br />
erwartenden Restwert abhängig sein werden.<br />
Die Anschaffungskosten der benötigten Batterien wurden auf<br />
Basis verschiedener bereits veröffentlichter Studien bestimmt. Die<br />
Abschreibungsdauer entspricht der Lebensdauer der Batterie, deren<br />
Kapazität mit einer zunehmenden Anzahl von Ladezyklen immer<br />
geringer wird, bis sie schließlich nicht mehr verwendet werden<br />
kann. Was dann mit den Batterien geschehen kann, wurde vom<br />
Bauhaus Luftfahrt ebenfalls untersucht und es stellte sich heraus,<br />
dass ein Recycling zukünftiger Lithium-Ionen-Batterien keinen Kostenvorteil<br />
bringen würde. Ihre Weiterverwendung in anderen Branchen<br />
mit geringeren Anforderungen an die Kapazität erscheint daher<br />
In line with analyses on fully electric aircraft, researchers often<br />
face questions regarding a possible impact of electric flying on an<br />
air craft’s operating costs, especially in comparison to conventionally<br />
powered aircraft with the same technology standard. To address<br />
these questions, Bauhaus Luftfahrt has conducted a detailed<br />
projection of the expected cost levels.<br />
An initial analysis focused on batteries, which will replace<br />
to day’s jet fuel as energy source. With a replacement of fuel by<br />
bat te ries, new costs will arise. First of all, batteries have to be purchased<br />
and recharged, therefore E-Aviation will face battery investment<br />
costs and cost for electric energy. Due to wear or expected<br />
performance shortfalls of the batteries during operation,<br />
usage of these will lead to additional depreciation costs, depending<br />
on the acquisition cost and expected residual value at the end<br />
of aeronautical usage.<br />
The acquisition cost of the batteries was determined on the<br />
basis of various already published studies. The depreciation period<br />
equates to the lifetime of a battery and is limited due to a decrease<br />
of capacity with an increasing number of recharging cycles. After<br />
the initial aeronautical use of batteries, initial studies identified<br />
that recycling of future lithiumion batteries used for electrically<br />
powered aircraft will not offer any cost benefit, so a second life in<br />
other industries was proposed.<br />
Regarding the impact on maintenance costs of an electrically<br />
powered aircraft, Bauhaus Luftfahrt first had to develop initial cost<br />
estimation methods for high-temperature superconducting (HTS)<br />
motors and associated systems. Therein, the fuel system, hy draulic<br />
empfehlenswert.<br />
> power, pneumatics and auxiliary power unit no longer had to<br />
><br />
54<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
Equal cost of ownership, including depreciation, interest and insurance cost<br />
Apart from the batteries, the Ce-Liner‘s cost of ownership roughly equals<br />
that of a conventionally powered aircraft at a comparable technology level.<br />
Additional cost of ownership (Batteries)<br />
Acquisition, depreciation, insurance, interest<br />
and maintenance of batteries cause significant<br />
costs for Ce-Liner operators.<br />
Additional environmental charges<br />
The conventionally powered reference<br />
aircraft is subject to environmental fees<br />
that the Ce-Liner is expected to avoid due<br />
to its locally emission-free operation.<br />
Two per cent lower energy cost (500 nautical mile mission)<br />
Projections of future electricity and kerosene prices hint at slightly<br />
lower energy costs for Ce-Liner operations, but price volatility for<br />
both energy carriers remains a critical factor.<br />
Aircraft cost per block hour<br />
Ce-Liner<br />
Reference aircraft<br />
Ce-Liner<br />
(percentages of<br />
cost categories)<br />
19%<br />
10%<br />
2%<br />
38%<br />
Energy cost<br />
US$ 2,561 US$ 2,613 (+2%)<br />
Airport and navigation charges<br />
US$ 1,783 (+21%) US$ 1,478<br />
Direct maintenance cost<br />
US$ 366 US$ 380 (+4%)<br />
Crew cost<br />
US$ 1,259 (+4%) US$ 1,205<br />
38%<br />
6%<br />
10%<br />
18%<br />
Reference aircraft<br />
(percentages of<br />
cost categories)<br />
5%<br />
26%<br />
Cost of ownership (excl. batteries)<br />
US$ 694 US$ 694<br />
Batteries Environm. charges<br />
US$ 160<br />
US$ 400<br />
22%<br />
6%<br />
Summary<br />
US$ 6,821 (+0.8%) US$ 6,770<br />
Nearly equal DOC for the Ce-Liner<br />
Higher airport and navigation charges (150 passengers, 75 per cent load factor)<br />
Applying today‘s airport charges to electrically powered aircraft, their significantly higher<br />
take-off and maximum landing weights would result in higher landing and navigation charges.<br />
Lower direct maintenance cost (Engine and airframe)<br />
On the one hand, superconducting motors require significantly less scheduled and unscheduled maintenance than conventional<br />
turbofan engines. On the other hand, the Ce-Liner‘s airframe requires more maintenance due to the higher aircraft weight.<br />
Higher crew cost (Short-haul, full-service carrier payment level)<br />
As crews receive payments in regard to weight of operated aircraft (larger/heavier aircraft = more responsibility = higher wages),<br />
the comparably heavy Ce-Liner would have disadvantages in terms of crew cost.<br />
Direkter Kostenvergleich (Tabelle) und Anteile einzelner Kategorien an den<br />
gesamten Betriebskosten des vollelektrischen Ce-Liner-Konzeptes aus dem<br />
Bauhaus Luftfahrt (linkes Diagramm) und eines Referenzflugzeuges mit<br />
weiterentwickeltem Turbofan-Antrieb (rechtes Diagramm): Aus den nur um<br />
0,8 Prozent höheren Betriebskosten des Ce-Liners lässt sich erahnen, dass elektrisch<br />
angetriebene Verkehrsflugzeuge auf einem vergleichbaren Kostenniveau betrieben<br />
werden könnten wie ihre konventionell angetriebenen Gegenstücke.<br />
Direct cost comparison (table) as well as specific cost breakdowns for the<br />
fully electric Ce-Liner concept envisioned by Bauhaus Luftfahrt (left chart)<br />
and a reference aircraft powered by advanced turbofan engines (right chart):<br />
With its overall Direct Operating Cost (DOC) only 0.8 per cent higher than for a<br />
conventionally powered reference aircraft, it becomes apparent that an electrically<br />
powered transport aircraft could be operated at a neutral cost level.<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 55
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
Reference calculation case<br />
0.8%<br />
Direct maintenance cost of HTS motor 20% higher than expected from literature<br />
1.1%<br />
A price escalation of 1% per year stops after 2035<br />
1.0 %<br />
Threshold for battery removal from 80% to 70% maximum capacity<br />
1.7%<br />
1<br />
/3 fewer flight cycles before battery removal<br />
1.9%<br />
10% higher battery price<br />
1.1%<br />
50% lower cost for CO 2<br />
emission allowances<br />
3.6%<br />
Fuel cost 10% higher than in reference case<br />
–2.9%<br />
Electricity cost 10% lower compared to reference case<br />
–3.0%<br />
–4%<br />
–2%<br />
0%<br />
2%<br />
4%<br />
Delta DOC to reference [%]<br />
Sensitivitätsstudie: Die hier aufgelisteten Faktoren sind Beispiele für unterschiedlich<br />
große Einflüsse auf die direkten Betriebskosten (DOC) des elektrisch betriebenen<br />
Ce-Liner-Konzepts, die im vorhergehenden Vergleich mit dem konventionell<br />
angetriebenen Referenzflugzeug nur um etwa 0,8 Prozent höher berechnet wurden.<br />
Sinkt aber beispielsweise der Strompreis um zehn Prozent, so würde das elektrische<br />
Flugzeug im Betriebskostenvergleich sogar um bis zu drei Prozent günstiger als die<br />
Referenz. Würden sich auf der anderen Seite aber die hochtemperatursupraleitenden<br />
Motoren (HTS) um 20 Prozent wartungsintensiver präsentieren, als in der<br />
Literatur angegeben, so würde dies den Betriebskostennachteil des Ce-Liners auf<br />
1,1 Prozent erhöhen.<br />
Sensitivity study: The exemplary factors listed here highlight different influences<br />
on the Ce-Liner’s Direct Operating Costs (DOC), which in Bauhaus Luftfahrt’s first<br />
analysis have been calculated to be only 0.8 per cent higher than those of the<br />
conventionally powered reference aircraft. On the one hand, a decrease of just ten<br />
per cent in electric energy prices would alter the slight DOC disadvantage of the<br />
Ce-Liner into a three per cent advantage. If the real maintenance cost for the Ce-<br />
Liner’s high-temperature superconducting (HTS) motors, on the other hand, would<br />
turn out to be 20 per cent higher than specified in literature, the DOC disadvantage<br />
of the electric aircraft would further increase to 1.1 per cent.<br />
56<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
Bei der Abschätzung der Wartungskosten von Hochtemperatur-<br />
Supraleitungs-Motoren (HTS) und den damit verbundenen Flugzeugsystemen<br />
kamen erste vom Bauhaus Luftfahrt entwickelte<br />
Methoden zum Einsatz, die den Wegfall von Kraftstoff- und Hy draulik<br />
systemen oder die fehlende Hilfsgasturbine genauso berücksich<br />
tigten wie die erforderliche Anpassung der elektrischen Bordsysteme.<br />
Aufgrund des geringen Technologiereifegrades stellt sich<br />
die Abschätzung der HTS-Wartungskosten allgemein als schwieriger<br />
heraus als bei kerosinbasierten Antrieben. In der gängigen<br />
Fachliteratur wird darauf verwiesen, dass HTS-Motoren zuverlässiger<br />
als Gasturbinen arbeiten und weniger Wartung benötigen. Da<br />
sich HTS-Motoren für Luftfahrtanwendungen aber derzeit noch im<br />
Forschungsstadium befinden und ihre Wartungskosten daher unbekannt<br />
sind, wurden jene von Onshore-Windkraftanlagen einer<br />
ver gleichbaren Leistungsklasse herangezogen.<br />
Wendete man zudem die Entgeltmodelle heutiger Flughäfen<br />
an, verursachten elektrisch angetriebene Flugzeuge durch ihr größeres<br />
Gewicht nicht nur signifikant höhere Lande- und Navigationsgebühren<br />
sowie höhere Personalkosten für die Besatzung. Auch<br />
die direkten Wartungskosten der Flugzeugzelle würden durch das<br />
Mehrgewicht erhöht.<br />
Die Analyse des Bauhaus Luftfahrt ergab, dass die laufenden<br />
Batterieaufwendungen die Flugzeugfixkosten um bis zu 23 Prozent<br />
erhöhen. Potenziell könnten die Wartungskosten der HTS-Motoren<br />
zwar deutlich geringer ausfallen als die von konventionellen Turbofan-Triebwerken,<br />
jedoch reduzierten die gewichtsbedingt hohen<br />
In standhaltungsaufwendungen für die Flugzeugzelle den gesamten<br />
Wartungskostenvorteil auf nur noch vier Prozent. Nach heu tigen<br />
Durchschnittspreisen ergeben sich weitere zwei Prozent Ersparnis<br />
bei den Energiekosten. Rechnet man auch die Kosten für<br />
Besatzung, Umweltabgaben sowie Flughafen- und Navigationsgebühren<br />
hinzu, zeichnet sich am Ende ab, dass im Vergleich zu weiterentwickelten<br />
konventionellen Antrieben ein kostenneutraler Betrieb<br />
vollelektrischer Flugzeuge möglich sein könnte. Unterschiedliche<br />
Entwicklungen der volatilen Elektrizitäts- und Kerosinpreise<br />
können dieses Ergebnis aber stark beeinflussen.<br />
be considered. Instead, a further adjustment had to be effected for<br />
the onboard electric power system. Developing an approach to determine<br />
the engine maintenance costs for universally electric aircraft<br />
proved to be more difficult compared to new kerosene-based<br />
propulsion technology at given technology readiness levels. Especially<br />
for the HTS motors, it is only stated in literature that superconducting<br />
electric motors require less maintenance while having a<br />
higher reliability than gas turbines. As HTS motors for aeronautical<br />
use are still undergoing research, their maintenance costs are unknown<br />
as of today. Therefore, Bauhaus Luftfahrt used average operation<br />
and maintenance costs for on-shore wind turbines that<br />
maintenance costs for motors and generators are similar for this<br />
Megawatt power output class.<br />
Applying today’s airport charges to electrically powered aircraft,<br />
their significantly higher take-off and maximum landing<br />
weights result in higher landing and navigation charges, flight crew<br />
costs and airframe direct maintenance costs.<br />
Bauhaus Luftfahrt’s assessment highlighted that the batteries<br />
of an electric aircraft would raise the overall cost of ownership<br />
by 23 per cent. Engine direct maintenance costs of HTS motors<br />
show potential to be significantly lower in comparison to conventional<br />
turbofan architectures, but higher airframe maintenance expenditures<br />
due to the weight penalty of electric aircraft would<br />
reduce the overall maintenance cost advantage to a mere four per<br />
cent. A further two per cent reduction in required energy costs was<br />
calculated based on current average fuel and electricity prices. As<br />
soon as crew costs as well as environmental, airport and navigation<br />
charges were also taken into account, it became apparent that<br />
a cost-neutral operation of electrically-powered aircraft in comparison<br />
to advanced combustion technologies could be pos sible.<br />
However, it should be noted that opposing trends for electricity<br />
and fuel costs would always be highly influential to the final cost<br />
comparison.<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 57
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
Einfluss von elektrisch<br />
an getriebenen Flugzeugen<br />
auf den Batterie- und<br />
Energie bedarf für Deutschland<br />
Impact of electrically powered<br />
transport aircraft on energy<br />
and battery demand for<br />
Germany<br />
Mit einem Einzug der Elektromobilität in die kommerzielle Luftfahrt<br />
würde zweifelsohne auch ein höherer Bedarf an elektrischer Energie<br />
einhergehen. Setzte man zudem austauschbare Batteriecontainer<br />
ein, würde zudem zusätzlicher Raum für deren Lagerung und<br />
Aufladung an Flughäfen erforderlich. Um besser zu verstehen, welche<br />
Auswirkungen der flächendeckende Einsatz von elektrischen<br />
Luftfahrzeugen für die Flughäfen haben würde, hat das Bauhaus<br />
Luft fahrt eine detaillierte Projektion des zukünftigen Strom- und<br />
Bat teriebedarfs durchgeführt.<br />
Mit dem Ce-Liner-Konzept als möglichem Ersatz der heutigen<br />
Standardrumpfflugzeuge könnten 54 Prozent aller Flüge von und<br />
nach Deutschland im Jahr 2012 ersetzt werden. Würden auch zukünftige<br />
Regionalflugzeuge elektrifiziert, würde sich dieser Anteil<br />
auf 81 Prozent erhöhen.<br />
Im Jahr 2011 wurden in Deutschland 541.000 Gigawattstunden<br />
(GWh) an elektrischer Energie verbraucht. Der Güter- und Personentransport<br />
hatte daran nur einen Anteil von drei Prozent. Mit<br />
Luftverkehrsdaten von 2012 hat das Bauhaus Luftfahrt die Auswirkungen<br />
von elektrischer Luftfahrt auf den täglichen Energiebedarf<br />
und die Anzahl der für den Betrieb benötigten Batterien an deutschen<br />
Flughäfen abgeschätzt. Ersetzte man nur alle heutigen Flüge<br />
mit Flugzeugen der Airbus A 320- und Boeing 737-Familien von und<br />
nach Deutschland durch den Ce-Liner, würde die Luftfahrt deutschlandweit<br />
einen jährlichen Bedarf von 9.750 GWh an elektrischer<br />
Energie haben, gerade einmal zwei Prozent des jährlichen Gesamtbedarfs.<br />
Wie viele einzelne Batterien für die Bereitstellung dieser En ergie<br />
erforderlich würden, hängt stark von ihrer Aufladezeit ab. Für<br />
seine Analyse hat das Bauhaus Luftfahrt Ladezeiten zwischen einer<br />
und zwölf Stunden untersucht. An einem üblicherweise sehr<br />
betrieb samen Freitag am Flughafen München müssten bei einer<br />
mittleren Ladezeit von sechs Stunden ungefähr 1.230 Batteriecontainer<br />
vorgehalten werden, um eine ausreichende Versorgung<br />
sicherzu stellen.<br />
><br />
The envisioned advent of electro mobility in commercial aviation<br />
will undoubtedly result in a higher demand for electrical energy.<br />
Pro viding this in interchangeable battery containers will more over<br />
result in additional space requirements for container storage and<br />
re charging at airports. To better understand the implications a<br />
widespread implementation of electric aircraft would have for airports,<br />
Bauhaus Luftfahrt has carried out a detailed projection of the<br />
future electrical energy and battery demand.<br />
Using the Ce-Liner as a possible replacement of today’s single<br />
- aisle aircraft, a replacement potential of 54 per cent for all flights<br />
to and from Germany was determined using scheduled air traffic<br />
data from 2012. Assuming that future regional aircraft would also<br />
use electric propulsion, the replacement potential of today’s fleet<br />
increases to 81 per cent.<br />
In Germany, 541,000 gigawatt-hours (GWh) of electric energy<br />
were consumed in 2011. Transportation only has a share of three<br />
per cent. Scheduled air traffic data from 2012 lead Bauhaus Luftfahrt<br />
to a first estimation of how far E-Aviation would impact electric<br />
energy demand and how many batteries would be required<br />
during operational hours. Replacing all flights operated by Airbus<br />
A320 and Boeing 737 family aircraft in 2012 to and from Germany<br />
would lead to an annual electric energy demand of 9,750 GWh, a<br />
mere two per cent of the overall electric energy consumed in Germany<br />
every year.<br />
A breakdown of the number of battery containers needed for<br />
these flights strongly depends on the required recharging time. For<br />
its analysis, Bauhaus Luftfahrt investigated recharging times between<br />
one and twelve hours. Assuming a typically busy Friday of<br />
operations at Munich Airport and a recharging time of six hours for<br />
each battery container, roughly 1,230 batteries would be needed<br />
on stock to avoid a shortfall in battery supply.<br />
><br />
58<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
NRN<br />
BRE<br />
HAM<br />
BER (TXL/SXF)<br />
38%<br />
25%<br />
11%<br />
88%<br />
45%<br />
64%<br />
81%<br />
DUS<br />
HAJ<br />
31%<br />
39%<br />
51%<br />
50%<br />
CGN<br />
13%<br />
NUE<br />
73%<br />
40%<br />
51%<br />
HHN<br />
FRA<br />
STR<br />
MUC<br />
18%<br />
51 %<br />
41%<br />
76%<br />
52%<br />
40%<br />
47%<br />
100<br />
Germany<br />
Percentage of annual operations [%]<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Regional aircraft<br />
27%<br />
Single-aisle aircraft<br />
61%<br />
Long-haul aircraft<br />
12%<br />
Regional aircraft<br />
(Range ≤1078 nm)<br />
27%<br />
Single-aisle aircraft<br />
(Range ≤1078 nm)<br />
53%<br />
Long-haul aircraft<br />
12%<br />
Single-aisle aircraft<br />
(Range ≥ 1078 nm)<br />
8%<br />
27%<br />
53%<br />
Regional aircraft (Range ≤ 1078 nm)<br />
Single-aisle aircraft (Range ≤1078 nm)<br />
Operational range ≥1078 nm and long-haul aircraft<br />
Flottenmix in Deutschland und an wichtigen deutschen Flughäfen: Die dunkelund<br />
hellblauen Segmente verdeutlichen die Anteile von Standardrumpf- und Regionalflugzeugen.<br />
Diese beiden Kategorien könnten in der Zukunft möglicherweise<br />
durch elektrisch angetriebenes Fluggerät wie den Ce-Liner ersetzt werden. (Quelle:<br />
OAG 2012)<br />
Fleet mix in Germany and at major German airports: The dark and light blue<br />
sections highlight the percentage of narrow-body and regional aircraft operated,<br />
therein representing the percentage of aircraft that could be replaced by electric<br />
airliners such as the Ce-Liner. (Source: OAG 2012)<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 59
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
Mit der besagten Sechs-Stunden-Ladestrategie hätte der Flughafen<br />
München allein für den morgendlichen Hochbetrieb zwi schen<br />
neun und zehn Uhr einen Leistungsbedarf von fast 400 Megawatt<br />
sowie einen täglichen elektrischen Energiebedarf von 5,8 GWh.<br />
Die Studie des Bauhaus Luftfahrt konnte die Erwartung bestätigen,<br />
dass längere Ladezeiten die Anzahl der am Flughafen benötigten<br />
Batterien deutlich erhöhen würden, jedoch auch zei gen, dass sich<br />
die maximale elektrische Leistung zugleich erheblich verringern<br />
würde, was zu einem ausgeglichenen elektrischen Energiebedarf<br />
mit niedrigeren Spitzenlasten führen würde.<br />
Eine einstündige Ladestrategie würde die Spitzenlasten während<br />
des Tages um bis zu sechs Prozent des heutigen Energieverbrauchs<br />
erhöhen. Mit einer Zwölf-Stunden-Ladezeit würde sich der<br />
Applying the aforementioned six-hour recharging strategy, Munich<br />
Airport would need a maximum of nearly 400 megawatts of<br />
electric energy for peak hours between 9am and 10am. The daily<br />
electric energy demand would sum up to 5.8 GWh. Bauhaus Luftfahrt’s<br />
study showed that, as expected, longer charging times<br />
would significantly increase the number of required batteries at<br />
the airport. However, the maximum electric capacity could be decreased<br />
significantly by longer charging times, thus leading to a<br />
more balanced electric energy demand with lower peak loads.<br />
For the one-hour recharging strategy, E-Aviation would signi f-<br />
icantly increase the peak loads during the day by up to six per cent<br />
of actual energy consumption. With a recharging time of twelve<br />
hours, overall electric demand would be increased by up to four<br />
elektrische Gesamtbedarf um bis zu vier Prozent erhöhen. Eine > per cent. Another possibility is the recharging of batteries only ><br />
60<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
Case A<br />
Case B<br />
ONC<br />
ONC<br />
12h<br />
12h<br />
6h<br />
6h<br />
1h<br />
1h<br />
Maßstabsgetreue Darstellung der am Münchener Flughafen zur Lagerung<br />
und zum Aufladen der Batterien benötigten Fläche in Abhängigkeit vom Lagerungstyp<br />
(Fall A: ebenerdig, Fall B: Lagerung auf drei Ebenen) sowie für<br />
eine Ladedauer von einer, sechs oder zwölf Stunden und für das Laden über<br />
Nacht (Overnight Charging, kurz: ONC): Die Wissenschaftler sind zuversichtlich,<br />
dass der zusätzliche Platzbedarf der Batterien keinen limitierenden Faktor<br />
für die Einführung einer elektrisch betriebenen kommerziellen Luftfahrt darstellt.<br />
Required base area for battery housing and storage in dependency on recharging<br />
times of one, six or twelve hours or overnight charging (ONC) as<br />
well as stacking type (Case A: One level, Case B: Three levels) for Munich<br />
Airport in right scale to existing infrastructure: Researchers at Bauhaus Luft -<br />
f ahrt are confident that the additional space required for battery containers<br />
would not represent a show-stopper for the introduction of E-Aviation.<br />
wei tere mögliche Lösung ist das Aufladen über Nacht, etwa zwischen<br />
22 und sechs Uhr, wenn der allgemeine Energiebedarf niedrig<br />
ist. Für den Flughafen München würde diese Praxis aber den<br />
Bedarf auf bis zu 3.000 Batterien erhöhen, verglichen mit lediglich<br />
290 Bat terien bei der einstündigen Ladestrategie.<br />
Auch wenn größere Flughäfen schon heute kaum noch Flächen<br />
zur Erweiterung haben, kann man davon ausgehen, dass der<br />
zusätzliche Platzbedarf der Batterien keinen limitierenden Faktor<br />
für die Einführung einer elektrischen Luftfahrt darstellt. Gemeinsam<br />
mit der Energieindustrie und verschiedenen Energieforschungsinstituten<br />
wird sich das Bauhaus Luftfahrt daher zukünftig noch detaillierter<br />
mit optimalen Ladestrategien für eine synergetische Einführung<br />
elektrischer Flugzeuge an zukünftigen Flughäfen auseinandersetzen.<br />
at night, when the electrical energy load is low. For Munich Airport,<br />
such an overnight charging option from 10pm to 6am would<br />
increase the demand to nearly 3,000 batteries compared to a demand<br />
of 290 batteries using the one-hour recharging strategy.<br />
Although already today most major airports are constrained<br />
in their operational area, it can be assumed that even the additional<br />
space required for such higher numbers of battery containers<br />
would not represent a show-stopper for the introduction of<br />
E-Aviation. Supported by discussions with the energy industry and<br />
various energy research institutes, further work at Bauhaus Luftfahrt<br />
aims to determine the optimal recharging strategy for a synergetic<br />
implementation of electric airliners at future airports.<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 61
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
Flightpath 2050:<br />
Beiträge von Technologien<br />
für die Flugzeugkabine<br />
und den Betrieb am Boden<br />
Flightpath 2050:<br />
Contributions of cabin-related<br />
and ground operation<br />
technologies<br />
Im Angesicht der ambitionierten „Flightpath 2050“-Ziele der Europäischen<br />
Kommission rücken neben alternativen Antrieben oder einer<br />
effizienteren Aerodynamik auch Verbesserungen der Flugzeugstruktur<br />
und -kabine sowie Einsparungen durch verbesserte Bodenabfertigung<br />
immer stärker in den Fokus der Wissenschaftler.<br />
Um zu bewerten, welchen Einfluss verschiedene Verbesserungen in<br />
den beiden letztgenannten Bereichen auf die Emission von Kohlendioxid<br />
(CO 2<br />
) haben können, hat das Bauhaus Luftfahrt mehrere<br />
Sensitivitätsstudien mit einem Kurz- bis Mittelstreckenflugzeug<br />
durchgeführt.<br />
Die Passagiersitze machen mehr als 50 Prozent des Gesamtgewichts<br />
einer Flugzeugkabine aus. Selbst durch die Umrüstung<br />
auf moderne Leichtbausitze lassen sich lediglich CO 2<br />
-Einsparungen<br />
von etwa einem Prozent realisieren. Langfristig gesehen werden<br />
solche marginalen Einsparungen aber von den stetig steigenden<br />
Körpermaßen und -gewichten der Passagiere wieder mehr als<br />
aufgezehrt. Im Jahr 2010 waren amerikanische Männer und Frauen<br />
im Durchschnitt 18 beziehungsweise 19 Prozent schwerer als<br />
im Jahr 1960. Diese Veränderung des menschlichen Körpers führt<br />
demnach zu einem erhöhten Bedürfnis nach Freiraum, der von den<br />
Fluggesellschaften mit breiteren Sitzen und mehr Beinfreiheit beantwortet<br />
werden kann. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, würde<br />
dies zu einer um 2,8 Prozent höheren CO 2<br />
-Emission im Jahr 2050<br />
führen.<br />
Um mit dieser Entwicklung Schritt zu halten, geht der Trend<br />
schon heute in Richtung größerer Rumpfquerschnitte, um Platz für<br />
geräumigere Kabinen zu schaffen. Deren zusätzliches Volumen<br />
kann nicht nur der Bein- und Ellbogenfreiheit der Passagiere zu<br />
Gute kommen, sondern durch neuartige Kabinenkonzepte im Einklang<br />
mit reduzierten Küchen- und Toilettenflächen auch dazu genutzt<br />
werden, eine höhere Anzahl an Sitzplätzen einzubauen. Nur<br />
so lässt sich der aerodynamisch und strukturell bedingte Nach- ><br />
In view of the European Commission’s ambitious “Flightpath 2050”<br />
emissions reduction targets, airframe-related contributions, such<br />
as structural changes of the cabin and fuselage design, as well as<br />
saving potentials in line with improved ground operation processes<br />
are constantly gaining importance in research at Bauhaus Luftfahrt.<br />
In order to estimate the impact improvements may have on<br />
overall carbon dioxide (CO 2<br />
) emissions, the researchers have carried<br />
out several separate sensitivity studies for a short- to mediumhaul<br />
aircraft.<br />
Passenger seats account for over 50 per cent of the total cab<br />
in outfitting weight. Even the installation of modern lightweight<br />
seats provides CO 2<br />
savings of just one per cent, a small advantage<br />
that in the longer term could easily be outweighed by the constant<br />
growth of the passengers’ average body height and weight. In<br />
2010, an average American man was 18 per cent heavier and a<br />
woman 19 per cent heavier compared to 1960. These changes in the<br />
human body result in an increased demand for individual space,<br />
which can be answered by airlines with wider seats and increased<br />
legroom. If these trends continue, this would lead to 2.8 per cent<br />
higher CO 2<br />
emissions by the year 2050.<br />
To keep up with this development, recent trends show increasing<br />
cross-section sizes that allow more spacious cabins. The<br />
additional volume however is rarely used to increase seat width or<br />
legroom for passengers. Instead, new seating concepts aim at the<br />
installation of additional seats, often in line with a reduced number<br />
of lavatories and galleys or a reduced seat pitch. In this way, the<br />
structural and aerodynamic penalties of larger fuselage diameters<br />
of around 1.8 per cent can hence be turned into an advantage in<br />
the CO 2<br />
emission per passenger. In the analysis of Bauhaus Luftfahrt,<br />
such a passenger packing density enhancement represents<br />
the potential to reduce CO 2<br />
emissions per passenger by up to six<br />
per<br />
><br />
cent.<br />
62<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
CO 2<br />
emissions reduction per passenger kilometre<br />
on mission level, 500 nm off-design [%]<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
10 15 20 25 30<br />
Dispatch towing<br />
Electric taxiing<br />
Taxi-out time<br />
[minutes]<br />
Zwei Alternativen für einen emissionsärmeren Rollvorgang von und zur Startbeziehungsweise<br />
Landebahn: Das Bauhaus Luftfahrt untersuchte die CO 2<br />
-Einsparpotenziale<br />
bei der Zuhilfenahme von Hochgeschwindigkeits-Flugzeugschleppern<br />
und beim elektrischen Rollen mittels ins Fahrwerk integrierter Elektromotoren.<br />
Abhängig von der Dauer des Rollvorgangs ließen sich mit beiden Strategien spürbare<br />
CO 2<br />
-Einsparungen realisieren.<br />
Two alternatives for lower-emission aircraft taxiing to and from the runway:<br />
Bauhaus Luftfahrt compared the CO 2<br />
reduction potentials of procedures like dispatch<br />
towing with high-speed tow trucks or electric taxiing using electric motors<br />
integrated into the landing gear. Depending on the taxi time, both strategies could<br />
lead to significant CO 2<br />
reductions.<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 63
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
Cabin interior weight reduction<br />
Future passenger weight<br />
Fuselage diameter enlargement<br />
Cabin concepts for higher density<br />
Fuselage built of carbon-fibre<br />
reinforced plastics<br />
Cabin energy demand reduction<br />
Total cabin and fuselage<br />
On-block Auxiliary<br />
Power Unit substitution<br />
Turnaround time reduction<br />
Electric taxi or dispatch towing<br />
Air traffic management<br />
efficiency improvements<br />
CO 2<br />
emissions reduction<br />
per passenger kilometre [%]<br />
Total operations<br />
4<br />
2<br />
0<br />
–2<br />
–4<br />
–6<br />
–8<br />
–0.96<br />
2.80 1.80<br />
–6.00 –4.00 –0.16 –6.52 –0.60 –0.001 –3.00 –2.60 –6.20<br />
Airframe (cabin and fuselage)<br />
Operations<br />
Breites Spektrum an Verbesserungsmöglichkeiten: Die Analyse des Bauhaus<br />
Luftfahrt konnte in und an der Flugzeugzelle (orange) und im operationellen Bereich<br />
(blau) zahlreiche ungenutzte Potenziale zur Verringerung des CO 2<br />
-Ausstoßes<br />
aufzeigen.<br />
Broad spectrum of possible improvements: The analysis carried out by Bauhaus<br />
Luftfahrt highlighted numerous unutilised CO 2<br />
reduction potentials in the range of<br />
airframe (orange) and operations (blue).<br />
64<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
teil der um bis zu 1,8 Prozent höheren CO 2<br />
-Emissionen eines größeren<br />
Rumpfes in der CO 2<br />
-Bilanz pro Passagier in einen Vorteil umkehren.<br />
Für eine solche Erhöhung der Passagierdichte ergab die<br />
Analyse des Bauhaus Luftfahrt ein Potenzial zur Verringerung der<br />
CO 2<br />
-Emissionen um bis zu sechs Prozent.<br />
Durch operationelle Verbesserungen ließen sich ebenfalls<br />
Einsparungen erzielen. Schon auf dem Weg zwischen Start- oder<br />
Landebahn und dem Gate können Verbesserungen realisiert werden,<br />
wie die Wissenschaftler anhand eines Vergleichs von zwei unterschiedlichen<br />
Ansätzen zeigen konnten: den Ein satz von schnellen<br />
Schleppfahrzeugen, die das Flugzeug bis zum Erreichen der<br />
Startbahn schleppen, und elektrisches Rollen mit im Fahrwerk installierten<br />
Elektromotoren, die ein autarkes Vor- und Rückwärtsmanövrieren<br />
des Flugzeugs ermöglichen. Damit könnten bei einer<br />
Rollzeit von 15 Minuten, in die aber auch das Auf wärmen der Triebwerke<br />
vor dem Start und der Abkühlprozess nach der Landung eingerechnet<br />
werden, bis zu drei Prozent CO 2<br />
eingespart werden.<br />
Mit der Identifikation wichtiger Treiber und CO 2<br />
-Einsparungspotenziale<br />
stellt die Analyse des Bauhaus Luftfahrt eine wertvolle<br />
Hilfe für die Entwicklung zukünftiger Technologie-Roadmaps zur<br />
Erfüllung der „Flightpath 2050“-Ziele dar. Zudem konnte die Studie<br />
aufzeigen, dass sich allein durch Verbesserungen in Flugzeugzelle<br />
und -kabine sowie in der Bodenabfertigung insgesamt mehr als<br />
zwölf Prozent der CO 2<br />
-Emissionen einsparen ließen. Zur Erreichung<br />
der ambitionierten Ziele sind jedoch noch weitaus größere Einsparungen<br />
von Nöten.<br />
In the analysis, operational aspects also yielded room for potential<br />
improvements. Significant savings could even be achieved during<br />
taxiing between runway and terminal, as the analysis on the basis<br />
of two different approaches has proven: dispatch towing with a<br />
high-speed tug until the aircraft reaches the runway and taxiing<br />
with electric motors installed in the landing gear allowing the<br />
aircraft an autarkic forward and backward manoeuvring on the<br />
airfield. Both strategies highlighted a potential to reduce CO 2<br />
emissions<br />
by around three per cent assuming a 15-minute taxi time,<br />
since the engines must be warmed up prior to departure and have<br />
to cool down after landing.<br />
With the identification of significant drivers and CO 2<br />
reduction<br />
potentials, Bauhaus Luftfahrt’s analysis aims to provide a valuable<br />
aid for the development of technology roadmaps leading towards<br />
the fulfilment of the “Flightpath 2050” requirements. Moreover,<br />
the study highlighted that improvements to airframe and<br />
operations could add up to CO 2<br />
reductions of more than twelve per<br />
cent. A fulfilment of the ambitious industry targets would however<br />
require a much greater effort in CO 2<br />
reduction.<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 65
66<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.<br />
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
Parametrische Entwurfsstudien<br />
für Flugzeugkonzepte mit<br />
„Propulsive Fuselage“<br />
Parametric design studies for<br />
“propulsive fuselage” aircraft<br />
concepts<br />
Das Auflösen der klassischen funktionalen Trennung zwischen<br />
Flug zeugstruktur und -antrieb, beispielsweise durch die verteilte<br />
Erzeugung von Schub entlang wichtiger Komponenten der Flugzeugzelle,<br />
stellt einen Schwerpunkt der Forschung am Bauhaus<br />
Luftfahrt dar. Als eines der vielversprechendsten Konzepte hierfür<br />
wird die Installation eines umlaufenden Schuberzeugers am hinteren<br />
Ende des Flugzeugrumpfes gesehen, wie er erstmals im Jahrbuch<br />
2011 skizziert wurde. Ein solcher „Propulsive Fuselage“, der<br />
die rumpfnahe Grenzschicht einsaugt und beschleunigt, könnte<br />
den Widerstand des Flugzeugrumpfes signifikant senken. Im Jahr<br />
2013 hat das Bauhaus Luftfahrt erstmals konkrete Entwurfsstudien<br />
für diese neue Antriebskonfiguration durchgeführt.<br />
Jeder umströmte Flugzeugkörper verursacht, bedingt durch<br />
Reibungs- und Formeffekte, einen Impulsverlust im Strömungsnachlauf.<br />
Dieser muss, ähnlich wie der restliche Schubbedarf eines<br />
Flugzeuges, durch eine Übergeschwindigkeit im Antriebsstrahl<br />
kompensiert werden. Je geringer diese von den Triebwerken erzeugte<br />
Übergeschwindigkeit ist, desto besser gestaltet sich die<br />
Energieeffizienz des Flugzeugs. Die konkreten Analysen des Bauhaus<br />
Luftfahrt haben nun bestätigt, dass der Propulsive Fuselage<br />
durch die Auffüllung der rumpfnahen Grenzschicht sehr effizient<br />
dazu beitragen kann, diese Übergeschwindigkeit zu reduzieren.<br />
Die technische Umsetzung dieser Idee unterliegt jedoch geometrischen<br />
Einschränkungen, etwa durch die notwendige Bodenfreiheit<br />
beim Abheben. Um diese zu umgehen und gleichzeitig die notwendige<br />
Antriebsredundanz sicherzustellen, schlagen die Wissenschaftler<br />
vor, den Propulsive Fuselage zunächst ausschließlich ><br />
Breaking with the classical separation of airframe and power plant<br />
system is one of the key research areas at Bauhaus Luftfahrt. Synergies<br />
could, for example, be expected from the distribution of<br />
thrust production along the main components of the airframe. One<br />
of the most promising concepts is seen in the concept of a shrouded<br />
propulsor encircling the aft fuselage that was first described in<br />
the 2011 yearbook. A so-called “propulsive fuselage” is aimed at<br />
significantly reducing fuselage drag by ingesting and accelerating<br />
the fuselage boundary layer. In 2013, Bauhaus Luftfahrt conducted<br />
first concrete parametric design studies of this novel propulsion<br />
configuration.<br />
Every aircraft body immersed in a flow field develops a momentum<br />
deficit in the wake flow, mainly emanating from skin friction<br />
and form effects. This deficit needs to be compensated by an<br />
equivalent excess momentum generated by the propulsion system<br />
via an excess velocity. Reducing this velocity would significantly<br />
increase the energetic efficiency of the aircraft. Analyses by Bauhaus<br />
Luftfahrt have confirmed that the principles of boundary layer<br />
ingestion and wake filling could effectively contribute to such a<br />
reduction of excess velocity. In practice, the said reduction is subject<br />
to geometric limitations of the propulsive device such as<br />
ground clearance during take-off rotation. To avoid such limitations<br />
and moreover to ensure propulsion system redundancy, researchers<br />
at Bauhaus Luftfahrt suggested using a fuselage fan<br />
primarily designed to recover the occurring wake momentum deficit,<br />
while all residual thrust required is delivered by conventional<br />
podded power plants.<br />
><br />
Schematische Darstellung des Prinzips der Grenzschichtauffüllung für ausgewählte<br />
„Propulsive Fuselage“-Konfigurationen im Kontrast zur konventionellen<br />
Triebwerksanordnung: Der Impulsverlust im Strömungsnachlauf des Rumpfes<br />
muss wie auch der restliche Schubbedarf des Flugzeugs durch einen äquivalenten<br />
Impulsüberschuss in Form einer Übergeschwindigkeit ΔV P<br />
aus dem Antriebssystem<br />
aufgewogen werden. Die Nutzung der Grenzschichtauffüllung stellt eine wirksame<br />
Möglichkeit zur Reduktion von ΔV P<br />
und somit zur Verbesserung der Energieeffizienz<br />
des Flugzeugs dar („Propulsive Fuselage“-Fälle B bis D).<br />
Schematic visualisation of the wake-filling principle in selected propulsive<br />
fuselage configurations in contrast to conventional propulsion integration:<br />
The momentum deficit in the wake flow of the fuselage as well as the residual aircraft<br />
thrust requirement needs to be balanced by an equivalent excess momentum<br />
generated by the propulsion system via an excess velocity ΔV p<br />
. The utilisation of<br />
wake filling is an effective means of reducing ΔV P<br />
and thus to improving the overall<br />
energetic efficiency of the aircraft (propulsive fuselage cases B through D).
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 67<br />
V ∞<br />
V w<br />
(X, Z)<br />
V ∞<br />
+ ΔV p<br />
Z<br />
X<br />
Classic podded power plant arrangement without fuselage wake filling<br />
Geometrically unconstrained propulsive fuselage device applied to overall<br />
aircraft thrust requirements including ideal fuselage wake filling<br />
Propulsive fuselage device applied to overall aircraft thrust requirements<br />
including ideal fuselage wake filling under geometric constraints<br />
Propulsive fuselage device applied to ideal fuselage wake filling only,<br />
required residual aircraft thrust provided by podded power plants<br />
Fuselage boundary layer<br />
Propulsion system jet flow field<br />
Jet momentum equivalent for ideal fuselage wake compensation<br />
Jet momentum equivalent for aircraft residual thrust requirement
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
Power saving coefficient (PSC) [%]<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
–10<br />
–20<br />
–30<br />
–40<br />
0 10 20 30 40 50<br />
Ingested drag ratio (ß = D ing<br />
/F N<br />
) [%]<br />
Schaubild des Leistungseinsparpotenzials (PSC) in Abhängigkeit vom Anteil<br />
des relativen eingesaugten Flugzeugwiderstands (ß) und von der relativen<br />
Ver änderung des Antriebswirkungsgrades (Δη rel<br />
): Für die untersuchte „Propulsive<br />
Fuselage“-Ausführung hat das Bauhaus Luftfahrt identifiziert, dass durch die<br />
Grenzschichteinsaugung der Gesamtwiderstand des Flugzeugs um 20 bis 25 Prozent<br />
abnimmt. Damit verbunden wurde abgeschätzt, dass die einhergehenden Verluste<br />
im Antriebssystem eine etwa 15-prozentige Verringerung des Wirkungsgrads<br />
verursachen würden. Beide Effekte zusammengenommen ergeben in der Analyse<br />
für den Propulsive Fuselage ein Leistungseinsparpotenzial von bis zu zehn Prozent<br />
gegenüber dem konventionellen Referenzflugzeug.<br />
Chart of power-saving potentials (PSC) as function of ingested drag ratio (ß)<br />
and relative change in propulsion system efficiency (Δη rel<br />
): For the investigated<br />
propulsive fuselage design, Bauhaus Luftfahrt identified a reduction of overall<br />
aircraft drag between 20 and 25 per cent due to boundary layer ingestion. The corresponding<br />
losses in the propulsion system were estimated to be of the order of 15<br />
per cent efficiency reduction. Taking both effects into account, the analysis yielded<br />
power-saving potentials (PSC) of up to ten per cent for the propulsive fuselage compared<br />
to a conventional reference aircraft.<br />
68 Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
zum Zweck der Grenzschichtauffüllung zu nutzen. Der restliche<br />
Schubbedarf würde dann durch konventionell installierte Triebwerke<br />
bedient.<br />
Um bei dieser und anderen Auslegungen des Propulsive Fuselage<br />
zu analysieren, welche Effizienzverbesserungen die Grenzschichtauffüllung<br />
mit sich bringt, nutzt das Bauhaus Luftfahrt<br />
den sogenannten „Leistungseinsparkoeffizienten“ (englisch: Power<br />
Saving Coefficient, kurz: PSC), der vom Triebwerkshersteller General<br />
Electric entwickelt wurde. Damit lässt sich die Verringerung der<br />
erforderlichen Antriebsleistung direkt mit einer konventionellen<br />
Antriebsanordnung vergleichen. Erste Untersuchungen mit dieser<br />
Metrik haben den Forschern verdeutlicht, dass mit einem steigenden<br />
Anteil des eingesaugten Rumpfwiderstands auch das Einsparpotenzial<br />
größer wird. Zudem ermöglicht diese Metrik, die durch<br />
die Einsaugung der Rumpfgrenzschicht zusätzlich im Antriebssystem<br />
auftretenden Verluste mit zu berücksichtigen.<br />
Trotz dieser Verluste konnte das Bauhaus Luftfahrt für das<br />
„Propulsive Fuselage“-Konzept ein Leistungseinsparpotential von<br />
bis zu zehn Prozent gegenüber einer konventionellen Triebwerkinstallation<br />
identifizieren. Unter Berücksichtigung flugzeugseitiger<br />
Kaskadeneffekte konnte dieses Potenzial in Form einer 11,7-prozentigen<br />
Verbesserung der energiespezifischen Reichweite (ESAR)<br />
bestätigt werden. Als Referenz hierfür diente ein technologisch<br />
vergleichbares Referenzflugzeug mit konventionell installierten<br />
Getriebefans und einem Nebenstromverhältnis von 18.<br />
Zukünftige Arbeiten des Bauhaus Luftfahrt werden sich auf<br />
eine präzisere Bestimmung der zuvor identifizierten aerodynamischen<br />
Verluste innerhalb der Antriebssystemgrenze konzentrieren.<br />
Ferner werden die Wissenschaftler geeignete Lösungen für die<br />
Integration des „Propulsive Fuselage“-Antriebsstrangs untersuchen,<br />
beispielsweise auf Basis neuartiger, hybridelektrischer Optionen<br />
der Energieübertragung.<br />
To conveniently measure the efficiency improvement due to wake<br />
filling for any propulsive fuselage design, Bauhaus Luftfahrt uses<br />
the so-called “Power-saving coefficient” (PSC) proposed by General<br />
Electric Aircraft Engines. With this metric, the reduction of<br />
the instantaneous power required to operate the aircraft can be<br />
directly compared to conventional propulsion architectures. First<br />
analyses have highlighted that by increasing the relative share of<br />
ingested aircraft drag, the saving potentials improve accordingly.<br />
Moreover, this metric allows researchers to also account for additional<br />
losses in the propulsion stream tube and the associated<br />
reduction of propulsion system efficiency.<br />
Despite the internally incurring losses, Bauhaus Luftfahrt’s<br />
first parametric sizing studies of the propulsive fuselage power<br />
plant system highlighted up to ten per cent power-saving potential<br />
in comparison to conventional podded power plants. The powersaving<br />
and efficiency potentials were found echoed in terms of<br />
vehicular efficiency. Capturing the aircraft-level cascade effects of<br />
reduced propulsive power demand, the aircraft’s Energy Specific<br />
Air Range (ESAR) improved by 11.7 per cent relative to a technologically<br />
similar reference aircraft equipped with under-wing podded<br />
geared turbofans featuring a bypass ratio of 18.<br />
Future work at Bauhaus Luftfahrt will focus on the improved<br />
prediction of aerodynamic losses in the propulsion system stream<br />
tube control volume. Also, suitable solutions for the design integration<br />
of the propulsive fuselage power supply will be explored.<br />
This includes novel ways of power transmission to the large fuselage<br />
propulsor such as hybrid-electric power train options.<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 69
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
Langfristige Perspektiven<br />
jenseits von Biokraftstoffen<br />
erster und zweiter Generation<br />
Long-term perspectives<br />
beyond first- and secondgeneration<br />
biofuels<br />
Die Verwendung „klassischer“ Energiepflanzen wie Raps oder Mais<br />
zur Kraftstoffproduktion birgt das Risiko einer Konkurrenz zwischen<br />
der energetischen Nutzung und der Produktion von Nahrungs- und<br />
Futtermitteln. Ein weiteres Problem von Biokraftstoffen besteht in<br />
der geringen Effizienz entlang ihrer Produktionsketten. Hierfür ist<br />
zum einen die photosynthetische Umwandlung von Sonnenenergie<br />
in Biomasse mit einer Effizienz von höchstens zwei Prozent und<br />
zum anderen die aufwändige und verlustreiche Konversion der Biomasse<br />
in flüssige Kraftstoffe verantwortlich. Aufgrund dieser Limitierungen<br />
sind Kraftstoffe auf Basis klassischer Biomasseformen<br />
vermutlich nicht geeignet, um die ökologischen Herausforderungen<br />
und Versorgungsprobleme der Luftfahrt langfristig und nachhaltig<br />
zu lösen.<br />
Eine mögliche Lösung besteht daher in der Entwicklung von<br />
Pro duktionswegen, die über die Nutzung herkömmlicher Biomassetypen<br />
hinausgehen oder gänzlich unabhängig von biogenen Rohstoffen<br />
sind. Daher hat das Bauhaus Luftfahrt Optionen wie Mikroalgen<br />
als unkonventionelle Biomassequelle (Seite 34) oder die solarthermisch<br />
getriebene Kraftstoffproduktion (Seite 36) betrachtet.<br />
Weitere interessante Ansätze basieren auf der Nutzung elektrischer<br />
Energie. Hierbei werden, analog zum natürlichen Prozess der Photosynthese,<br />
die anorganischen Verbrennungsprodukte Kohlendioxid<br />
(CO 2<br />
) und Wasser (H 2<br />
O) unter Bildung reduzierter Kohlenstoffverbindungen<br />
„energetisiert“, allerdings durch Zufuhr elektrischer Energie<br />
und ohne Bildung von Biomasse als Energiezwischenspeicher.<br />
Die elektrisch getriebene Reduktion von CO 2<br />
kann auf verschiedene<br />
Arten erfolgen: Auf technischem Wege wird die Elektrizität<br />
direkt zur Elektrolyse von Wasser genutzt. Der gebildete Wasserstoff<br />
(H 2<br />
) wird anschließend mit CO 2<br />
in einer sogenannten „inversen<br />
Wassergas-Shift-Reaktion“ unter Bildung von Kohlenmonoxid (CO)<br />
umgesetzt. Das resultierende Synthesegas, ein Gemisch aus H 2<br />
und<br />
CO, kann in einem Fischer-Tropsch-Prozess zu Kohlenwasserstoffverbindungen<br />
reagieren, die mit etablierten Verfahren auch zu Kerosin<br />
weiterverarbeitet werden können. Obwohl diese Prozesskette noch<br />
nicht kommerziell eingesetzt wird, sind alle Teilschritte für eine mittelfristige<br />
industrielle Implementierung bereits ausreichend entwickelt.<br />
><br />
Utilisation of “classic” energy plants like rapeseed or maize for fuel<br />
production involves the risk of negative competition between the<br />
energetic use on the one hand and the production of food and fodder<br />
on the other. Another problem associated with biofuels lies in<br />
the low overall efficiency of their production chains. This problem<br />
is primarily caused by the photosynthetic conversion of solar energy<br />
to biomass with its generally low efficiency of two per cent at<br />
most and secondarily by the subsequent complex and loss-making<br />
procedure of converting the biomass into fuels. Due to these limitations,<br />
fuels based on “conventional” biomass are probably not<br />
suit ed for sustainably meeting the longterm challenges of commercial<br />
aviation, namely securing fuel supply and reducing the<br />
ecological footprint.<br />
The development of production pathways that go beyond utilising<br />
conventional biomass or are even independent of biogenic<br />
feedstock represents a conceivable solution. Therefore, Bauhaus<br />
Luft fahrt analyses options like microalgae as an unconventional<br />
bio mass source (page 34) or solar-thermally driven fuel production<br />
(page 36). Other interesting approaches make use of electric energy<br />
to energise the inorganic combustion products carbon dioxide (CO 2<br />
)<br />
and water (H 2<br />
O), converting them, analogous to the natural process<br />
of photosynthesis, into reduced carbon compounds. In contrast to<br />
photosynthesis, electricity is used instead of solar energy and the<br />
formation of biomass as temporary storage is avoided.<br />
There are different ways for the electricity-driven reduc tion of<br />
CO 2<br />
. In a technical approach electricity is used to electrolyse water.<br />
A part of the formed hydrogen (H 2<br />
) is subsequently reacted with CO 2<br />
in a so-called water-gas shift reaction, yielding reactive car bon monoxide<br />
(CO). The resulting mixture of H 2<br />
and CO, often re ferred to as<br />
synthesis gas, is then converted into a complex blend of hydrocarbon<br />
compounds in a Fischer-Tropsch process. These hydrocarbon<br />
compounds can be processed into kerosene and other fuels through<br />
conventional refining techniques. Despite the fact that this process<br />
chain has not been realised at commercial scale yet, the technical<br />
maturity of all individual process steps is suf ficiently far advanced<br />
for a mid-term industrial implementation.<br />
><br />
70<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
Renewable electricity<br />
(electrons)<br />
Electrolysis of water H 2<br />
O + Energy<br />
H 2<br />
+<br />
Reverse water-gas shift<br />
CO 2<br />
+<br />
H 2<br />
CO<br />
+<br />
H 2<br />
O<br />
Fischer-Tropsch synthesis<br />
CO<br />
+<br />
2H 2<br />
„CH 2<br />
“<br />
+<br />
H 2<br />
O<br />
Renewable jet fuel<br />
Die vom Bauhaus Luftfahrt betrachtete technische Nutzung von Elektrizität<br />
zur Kraftstoffproduktion sieht drei verschiedene Reaktionsschritte vor:<br />
Zuerst wird Wasserstoff (H 2<br />
) durch die Elektrolyse von Wasser (H 2<br />
O) gewonnen.<br />
Dieser wird anschließend in einer sogenannten „inversen Wassergas-Shift-Reaktion“<br />
genutzt, in der Kohlenmonoxid (CO) entsteht. Ein Gemisch aus H 2<br />
und CO,<br />
auch Synthesegas genannt, lässt sich anschließend in einem Fischer-Tropsch-<br />
Prozess zu Kohlenwasserstoffverbindungen umsetzen, die hier allgemein als<br />
„CH 2<br />
“ ausgedrückt werden. Daraus kann durch konventionelle Raffination auch<br />
Kerosin gewonnen werden.<br />
Bauhaus Luftfahrt considered a technical utilisation of electricity for fuel production<br />
which would consist of three reaction steps: Electrolysis of water (H 2<br />
O)<br />
represents the first step. The formed hydrogen (H 2<br />
) is then reacted with carbon<br />
dioxide (CO 2<br />
) in a so-called water-gas shift reaction, resulting in carbon monoxide<br />
(CO). A mixture of H 2<br />
and CO, often referred to as synthesis gas, is subsequently<br />
converted to a blend of hydrocarbon compounds, generally expressed as “CH 2<br />
”<br />
here, in a Fischer-Tropsch process. The yielded hydrocarbon compounds can be<br />
processed into jet fuel and other fuels through conventional refining techniques.<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 71
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
Technologisch weit weniger entwickelt ist ein neuartiger Ansatz<br />
zur mikrobiellen Produktion sogenannter „Electrofuels“. Dabei wird<br />
die Fähigkeit bestimmter Mikroorganismen ausgenutzt, mit Hil fe<br />
elektrischer Energie aus CO 2<br />
reduzierte Kohlenstoffverbindun gen<br />
aufzubauen und abzugeben. Die Reaktion kann auf direktem oder<br />
indirektem Wege ablaufen. Auf letzterem erfolgt die Elektronenaufnahme<br />
nicht durch die Mikroorganismen, sondern indirekt über<br />
eine elektrolytische Reduktion anorganischer Verbindungen an<br />
der Elektrode, hier unter Bildung von H 2<br />
. Bestimmte Mikroben können<br />
diese Reduktionsprodukte metabolisieren und mit Hilfe der so<br />
ge wonnenen Energie aus CO 2<br />
und H 2<br />
O Kohlenwasserstoffverbindungen<br />
synthetisieren. Diese Verbindungen sind nach dem derzeitigen<br />
Stand der Forschung noch nicht unmittelbar als Kraftstoff einsetzbar,<br />
zukünftige Entwicklungen könnten jedoch eine elektrisch<br />
getriebene, direkte mikrobielle Kerosinproduktion ermöglichen.<br />
Mit seiner Methodenkompetenz in der Ökobilanzierung und<br />
Zukunftstechnologieanalyse wird das Bauhaus Luftfahrt die Po tenziale<br />
und Risiken dieser und anderer Konzepte zukünftig de taillierter<br />
untersuchen. Die Prozesse werden dabei auf Basis der ihnen zugrundeliegenden<br />
Technologien und physikalisch-chemischen Prinzipien<br />
analysiert und in einem Multi-Kriterien-Ansatz bewertet.<br />
Far less technologically mature is a novel approach for microbial<br />
production of so-called “electrofuels”. This approach takes ad vantage<br />
of the capability of certain microbes to utilise electric energy<br />
for the formation of reduced carbon compounds from CO 2<br />
. The reduced<br />
molecules are subsequently excreted into the surrounding<br />
medium. The reaction can proceed via a direct and an indir ect pathway.<br />
In case of the latter, the electron uptake occurs not through<br />
the microbes, but via electrolytic reduction of inorganic compounds<br />
at the electrode, forming hydrogen in the illustrated example. Certain<br />
microorganisms are capable of metabolising such reduction<br />
products and channel the thus gained energy into the synthesis of<br />
hydrocarbon compounds from CO 2<br />
and H 2<br />
O. Even though, at the<br />
current stage of research, these reduced compounds are not yet<br />
suitable as blendstock for fuels, future devel opments might enable<br />
an electrically driven direct microbial jet fuel production.<br />
At Bauhaus Luftfahrt, the potential of these and other technologies<br />
is evaluated in detail with a special focus on life-cycle and<br />
future technology analysis. The latter is based on the underlying<br />
technologies, physical and chemical principles as well as a comprehensive<br />
set of criteria.<br />
72<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
Direct pathway<br />
Indirect pathway<br />
Renewable electricity<br />
(electrons)<br />
CO 2<br />
H 2<br />
O<br />
H 2<br />
H +<br />
H 2<br />
O<br />
Renewable electricity<br />
(electrons)<br />
CO 2<br />
Renewable jet fuel<br />
Renewable jet fuel<br />
Der mikrobielle Ansatz zur elektrisch getriebenen Kraftstoffproduktion, der<br />
vom Bauhaus Luftfahrt ebenfalls betrachtet wird, eröffnet zwei mögliche<br />
Verfahrenswege: Die elektrische Energie kann zum einen direkt durch die Mikroorganismen<br />
zur Kraftstoffsynthese mittels Reduktion von CO 2<br />
genutzt werden.<br />
Alternativ kann die Elektrizität den Prozess auch indirekt durch eine vorgelagerte<br />
elektrolytische Reduktion antreiben. Die Mikroorganismen metabolisieren dann<br />
die so gebildeten reduzierten Verbindungen, hier: Wasserstoff. Die so gewonnene<br />
Energie wird dann zur Kraftstoffsynthese genutzt.<br />
The electricity-driven microbial fuel production also considered by Bauhaus<br />
Luftfahrt offers two different pathways: In the first pathway, the electric<br />
energy can be utilised directly by the microbes for fuel production via reduction<br />
of CO 2<br />
. Alternatively, the process can be driven indirectly by electricity via an<br />
upstream electrolytic reaction. The microorganisms metabolise the thus formed<br />
reduced species, here hydrogen. The resulting energy is used for fuel synthesis.<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 73
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
QuaNaBioL: Untersuchung der<br />
Nach haltig keit entlang der<br />
Lieferkette von Biokerosin<br />
QuaNaBioL: Assessment of<br />
sustainability along the<br />
aviation biofuel supply chain<br />
Eine der größten Herausforderungen bei der Suche nach zukünfti<br />
gen Alternativen zu fossilen Luftfahrtkraftstoffen liegt in der<br />
Si cher stellung einer ökologisch, ökonomisch sowie sozial nachhaltigen<br />
Produktion. Das Bauhaus Luftfahrt hat sich dieser Herausforderung<br />
im Rahmen eines breiten Engagements in diversen<br />
Gremien sowie anhand des vom Bund geförderten Forschungsprojektes<br />
„Qualität und Nachhaltigkeit bei der Bereitstellung von Biokraftstoff<br />
für die Luftfahrt“ (QuaNaBioL) angenommen.<br />
Im Gegensatz zum Biokraftstoff für den Straßenverkehr wird<br />
Biokerosin bisher nur in kleinen Mengen produziert. Dabei hätten<br />
vor allem die Fluglinien durchaus Interesse daran, es einzusetzen.<br />
Zum einen, um Ihren Beitrag zur Senkung der Kohlendioxid-Emissionen<br />
zu leisten, zum anderen, um ihr Image zu verbessern und um<br />
sich außerdem im Wettbewerb durch ein entsprechendes Angebot<br />
zu differenzieren. Das Bauhaus Luftfahrt hat im Jahr 2013 untersucht,<br />
wo Hindernisse für die Produktion und Nutzung von Biokerosin<br />
liegen und wie diese beseitigt werden könnten. Im Fokus steht<br />
dabei die Nachhaltigkeit der Produktionsweise. Sie muss wirtschaftlich<br />
sein und darf keine negativen ökologischen und sozialen<br />
Auswirkungen mit sich bringen. Im Gegensatz zu chemisch nachweisbaren<br />
qualitativen Eigenschaften lässt sich die Einhaltung der<br />
Nachhaltigkeitskriterien im Endprodukt jedoch nicht prüfen. Da es<br />
noch keine etablierten Marktstrukturen oder -mechanismen gibt,<br />
wird derzeit ein Zertifizierungssystem herangezogen, das die Einhaltung<br />
der Nachhaltigkeitskriterien über eine mehrstufige globale<br />
Lieferkette hinweg überwacht. Den derzeit vorhandenen Zertifizierern<br />
gelingt dies bisher allerdings nur unzureichend, da sie die<br />
Vielzahl der beteiligten Erzeuger und Verarbeiter von Biomasse nicht<br />
direkt kontrollieren können und meist auf deren Selbstauskünfte<br />
an gewiesen sind.<br />
><br />
Safeguarding ecologically, economically and socially sustainable<br />
production is a major challenge in the search for sustainable future<br />
alternatives to fossil jet fuel. Bauhaus Luftfahrt is actively tackling<br />
this challenge in numerous notable advisory boards as well as the<br />
research project ”Securing Quality and Sustainability of Aviation<br />
Biofuels” (QuaNaBioL), which is funded by the German federal government.<br />
In contrast to the road sector, biofuels for aviation have so far<br />
been produced only in small quantities. Nonetheless, many airlines<br />
actively seek to use biofuels in order to reduce their carbon emissions,<br />
to enhance their public image and to differentiate themselves<br />
from their competitors in the highly competitive aviation<br />
market. Bauhaus Luftfahrt has examined the barriers for the production<br />
and use of aviation biofuels as well as possible solutions,<br />
with special emphasis on sustainable production. The key challenge<br />
is seen in the enhancement of biofuel production which is<br />
economically feasible without creating negative ecological and social<br />
impacts. However, the compliance with sustainability criteria<br />
is physically not observable as it is the case with fuel quality issues<br />
which are based on chemically verifiable contents. As there are<br />
neither market structures nor established market mechanisms, certification<br />
schemes are the only measures to audit adherence to<br />
sustainability criteria along the global and multitiered biofuel supply<br />
chain. The current system of certification schemes is considered<br />
in sufficient as there are many processes in the feedstock production<br />
or conversion which are not directly observable or in which the<br />
auditors are mostly dependent on a disclosure of corporate information<br />
of the respective supply chain actor.<br />
><br />
74<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
(1) Supply chain management for risk avoidance<br />
» Supplier evaluation<br />
» Environmental and social standards as minimum requirements<br />
Suppliers<br />
(multi-tier)<br />
Focal companies<br />
(such as airlines)<br />
» Supplier development and support<br />
» Increased communication and proactive engagement<br />
(2) Supply chain management for sustainable products<br />
Zwei Teilbereiche für ein nachhaltiges Lieferkettenmanagement, die vom<br />
Bauhaus Luftfahrt untersucht wurden: Die Vermeidung von Risiken ist eine<br />
bereits etablierte Managementmethode in umweltschutzrelevanten Bereichen<br />
(orangefarbene Pfeile). Hier gibt ein Unternehmen Mindestkriterien zur Einhaltung<br />
gewisser Nachhaltigkeitsstandards an seine Lieferanten weiter, um sich<br />
gegen das Risiko der Nichteinhaltung dieser Kriterien vertraglich und juristisch<br />
abzusichern. Ein proaktives Management (blaue Pfeile) geht dagegen einen<br />
Schritt weiter, indem es mit seinen Lieferanten in noch engerem Kontakt steht<br />
und bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsstandards mit ihnen kooperiert. In der<br />
Analyse des Bauhaus Luftfahrt gestaltete sich die proaktive Form des Lieferkettenmanagements<br />
besonders effektiv und sinnvoll, wenn tragfähige Strukturen<br />
und Verfahrensabläufe noch nicht etabliert sind.<br />
Two subdomains for sustainable supply chain management analysed at Bauhaus<br />
Luftfahrt: Risk avoidance (orange arrows) is a well-established method in<br />
the management of environmental concerns. A company passes though minimum<br />
requirements for environmental and social standards to its suppliers in order to<br />
avoid risks of non-compliance and to protect itself against legal action. In contrast,<br />
a proactive supply chain management (blue arrows) takes risk avoidance one step<br />
further by getting in close contact with suppliers to support them in implementing<br />
sustainability standards. In the analyses of Bauhaus Luftfahrt, the proactive form of<br />
sustainable supply chain management proved especially effective and valuable if<br />
viable structures and procedures have not yet been established.<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 75
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
Price negotiation Price negotiation Price negotiation<br />
Conventional<br />
Market-based<br />
Feedstock<br />
production<br />
Processing<br />
and logistics<br />
Biofuel<br />
production<br />
End user<br />
Initial phase<br />
Patriarchal<br />
cooperation<br />
(mid-term)<br />
Feedstock<br />
production<br />
Negotiation + Command and control<br />
End user Processing<br />
Biofuel<br />
and logistics<br />
End user production<br />
End user<br />
Price negotiation, Command and control<br />
Command and control<br />
Price negotiation<br />
Global coordination:<br />
Determination of supply<br />
chain structure<br />
Bilateral coordination:<br />
Directives / instructions<br />
for supply chain actors<br />
Co-ordination<br />
Advanced phase<br />
Cooperative<br />
market<br />
(long-term)<br />
Feedstock<br />
production<br />
Processing<br />
and logistics<br />
Biofuel<br />
production<br />
End user<br />
Price negotiation<br />
Vom Bauhaus Luftfahrt untersuchte Möglichkeiten zur Einflussnahme eines<br />
Endnutzers (beispielsweise einer Fluggesellschaft) auf die Sicherstellung<br />
von Nachhaltigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette alternativer<br />
Kraftstoffe: Konventionell entscheidet der Marktpreis über Menge und Qualität<br />
des Zwischen- oder Endproduktes entlang von Lieferketten. Zur Etablierung tragfähiger<br />
Strukturen und Verfahrensabläufe in einer Anfangsphase kann der Endnutzer<br />
mit allen Lieferanten in engen Kontakt treten und sie bei der Umsetzung von<br />
Nachhaltigkeitsstandards unterstützen und kontrollieren. In einer fortgeschrittenen<br />
Phase kann sich der Endnutzer aus dieser sehr aktiven Rolle wieder zurückziehen,<br />
sollte jedoch weiterhin über Verhandlungen mit allen Lieferanten entlang der<br />
Wertschöpfungskette in engem Kontakt bleiben und so einen kooperativen Markt<br />
aufrechterhalten.<br />
Bauhaus Luftfahrt analysed to what extent end users (such as airlines) can<br />
influence sustainability performance along the entire supply chain of alternative<br />
fuels: In a conventional approach, market prices and price negotiations are<br />
used to define quantity and quality of intermediate and final products. In order to<br />
establish reliable structures and procedures in an initial phase, end users can get in<br />
close contact with all suppliers of the supply chain to support and supervise them<br />
in the implementation of sustainability standards. In an advanced phase, end users<br />
can withdraw gradually from these intense support and control activities and confine<br />
themselves to a coordinating role of the upstream process steps for the purpose<br />
of maintaining a cooperative biofuel market.<br />
76<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
Da die Fluglinien sich somit nicht darauf verlassen können, dass die<br />
derzeit verfügbaren Biokraftstoffe tatsächlich nachhaltig pro duziert<br />
wurden, bleiben sie im Zweifel bei konventionellen Kraft stoffen zumal<br />
eine falsche Deklarierung die Gefahr eines erheblichen Imageschadens<br />
für sie birgt. Das Bauhaus Luftfahrt untersuchte daher<br />
Möglichkeiten, wie die Airlines selbst Verantwortung für die Lieferkette<br />
übernehmen können. Zum einen könnten sie die bestehenden<br />
Zertifizierungssysteme weiterentwickeln, bei spielsweise durch die<br />
Schaffung einheitlicher Standards und Auswahlverfahren. Pa r allel<br />
dazu müssten die Zwischenlieferanten durch Schulungsmaßnahmen,<br />
Best Practices und Pilot-Projekte in ih rer Entwicklung unterstützt<br />
werden. Sobald tragfähige Strukturen und Verfahrens abläufe<br />
entstanden sind, könnten die Fluglinien sich dann wieder schrittweise<br />
zurückziehen und sich auf eine koordinie rende Rolle beschränken.<br />
Auch der Einfluss der Politik wurde vom Bauhaus Luftfahrt untersucht.<br />
Sie könnte die Verbesserung der Prozesse unterstützen,<br />
indem sie einheitliche Anreiz- und Kontrollmechanismen für die<br />
nachhaltige Produktion definiert und in bi- beziehungsweise multilaterale<br />
Handelsabkommen integriert. Eine Stabilisierung der Rahmenbedingungen<br />
für den Import von Biomasse würde zur Ausweitung<br />
der Produktion beitragen. Somit könnte eine privatwirtschaftliche<br />
Initiative mit staatlicher Flankierung die Entwicklung eines<br />
ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltigen Biokerosinmarktes<br />
effektiv vorantreiben. In einem nächsten Schritt soll dieses Konzept<br />
am Beispiel weniger Länder detailliert untersucht werden.<br />
Hence, airlines eager to make use of biofuels currently cannot rely<br />
on the fact that available biofuels have been produced in a sustainable<br />
way. As a consequence, they might continue using conventional<br />
fuels in order to avoid incorrect certification, which could<br />
cause severe damage to an airline’s public image. Thus, Bauhaus<br />
Luftfahrt has analysed different approaches in which airlines could<br />
take responsibility for the entire supply chain. On the one hand,<br />
they could contribute to further developing certification schemes ,<br />
especially by implementing common standards and selection criteria.<br />
On the other hand, they could assist supply chain actors by<br />
offering support and training measures, establishing best prac tices<br />
and conducting pilot projects. As soon as stable structu res and<br />
procedures are established and working well, airlines could withdraw<br />
gradually from these upstream process steps and confine<br />
themselves to a coordinating role.<br />
Influences by government policy have also been part of Bauhaus<br />
Luftfahrt’s analysis. Policy-makers could support the process<br />
by defining common incentive and control mechanisms for sustainable<br />
production and by ensuring that these are aligned with bilateral<br />
or multilateral trade agreements. A stable environment for the<br />
import of biofuels would play an important role for the expansion<br />
of production. In sum, a private initiative supported by appropriate<br />
government policy can effectively spur the development of an economically,<br />
ecologically and socially sustainable biofuel market. As<br />
a next step, Bauhaus Luftfahrt aims to focus analyses of such concepts<br />
on a small sample of countries.<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 77
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
Fliegende Kommunikationsnetzwerke:<br />
Analyse der Netzabdeckung<br />
und zukünftiger<br />
Kapazitätsanforderungen<br />
Airborne communication<br />
networks: Analysis of<br />
network coverage and<br />
future capacity demands<br />
Der wachsende Luftverkehr und neuartige Datendienste ziehen einen<br />
stetig steigenden Bedarf an aeronautischer Telekommunikationsbandbreite<br />
nach sich. Bereits in seinem Jahrbuch 2012 hat das<br />
Bauhaus Luftfahrt diese wesentlichen Treiber identifiziert, evaluiert<br />
und in diesem Zusammenhang ein neuartiges Netzwerkkonzept vorgestellt.<br />
Darin bauen Flugzeuge ein lasergestütztes Basisnetz hoher<br />
Bandbreite nach einem Ad -hoc-Prinzip auf, um Flugpassagieren<br />
den Zugang zum Breitband-Internet bereitzustellen. Um die<br />
Ausfallsicherheit aufgrund von atmosphärischen Einflüssen wie<br />
Wol ken und starken Turbulenzen zu verbessern und die Dienstzugänglichkeit<br />
zu maximieren, würde das Basisnetz lokal durch komple<br />
mentäre Funksysteme erweitert.<br />
Im Jahr 2013 hat das Bauhaus Luftfahrt in Zusammenarbeit<br />
mit dem Lehrstuhl für Luftfahrtsysteme an der Technischen Universität<br />
München erstmals ein solches Kommunikationsnetzwerk von<br />
Linienmaschinen am Computer simulieren können, um die Machbarkeit<br />
zu verifizieren und zukünftige Potenziale abzuleiten. Die<br />
Si mu lation bildete den Nordatlantischen Flugkorridor ab, wobei<br />
reale Flug routen und Flugleistungsdaten berücksichtigt worden<br />
sind. Die maximale Übertragungsreichweite der in den Flugzeugen<br />
verbauten Telekommunikationssysteme wurde anhand verschiedener<br />
Betrachtungen fest gelegt, wobei sowohl geometrische Begrenzungen<br />
durch die Erdkrümmung und Bewölkung als auch fundamentale<br />
Abschätzungen zum Potenzial der Daten-Übertragung mit<br />
Laserlicht berücksichtigt wurden.<br />
Die Simulation zeigte, dass sich über dem Nordatlantik schon<br />
heute eine ausreichende Anzahl an Flugzeugen in der Luft befindet,<br />
um mit den angenommenen Übertragungsreichweiten eine kontinuierlich<br />
hohe Netzabdeckung von über 97 Prozent zu gewährleisten.<br />
Darüber hinaus konnte das Bauhaus Luftfahrt aus der Simulation<br />
Sta tistiken generieren, die zeigen, dass der durchschnittliche<br />
Abstand zwischen den Flugzeugen die verfügbare Laser-Reichweite<br />
deut lich unterschreitet.<br />
Um zu ermitteln, welche Bandbreiten mit dieser Technik im<br />
Jahr 2035 nötig wären, haben die Wissenschaftler kontinuierlich<br />
stei gende Passagiervolumina in ihre Simulation einbezogen. Damit<br />
gehen ein Anstieg der Flugzeugdichte und eine wachsende<br />
The demand for aeronautical telecommunication capacity is rising<br />
due to increasing air traffic and novel data services. In its 2012<br />
yearbook Bauhaus Luftfahrt reported about the identification and<br />
evaluation of these main drivers and presented a novel network<br />
concept. In this concept aircraft are connected in an ad hoc fashion<br />
via a highcapacity photonic backbone link in order to pro vide<br />
broadband Internet access to passengers. Furthermore, a hy brid<br />
concept is pursued in which complementary radio-frequency technology<br />
is utilised in order to achieve robustness under atmospheric<br />
influences such as clouds and turbulences, and to maximise accessibility.<br />
In 2013, Bauhaus Luftfahrt in cooperation with the Institute<br />
of Aircraft Design at Technische Universität München for the first<br />
time simulated such a communication network of commercial aircraft<br />
for feasibility testing of the concept and to quantify future<br />
bandwidth potentials. The simulation was confined to the North<br />
Atlantic corridor, based on a routing scheme along North Atlantic<br />
Tracks and using real flight schedule databases and aircraft performance<br />
data. The maximum communication distance of the simula t-<br />
ed telecommunication systems considered limitations originating<br />
from line-of-sight transmission, including the geometric range<br />
limit due to earth curvature and cloud density, and by fundamental<br />
assessments of laserbased freespace transmission system performance.<br />
It was found that already the present number of aircraft in<br />
the North Atlantic Corridor has reached a level that enables network<br />
coverage of over 97 per cent. Furthermore, Bauhaus Luftfahrt<br />
obtained simulation results that show that the average aircraft-toaircraft<br />
distance in the communication network clearly lies within<br />
the available range of laser-based communication.<br />
The evaluation of bandwidth demand of such a network in a<br />
2035 scenario included growing passenger numbers, increasing<br />
aircraft densities and expanding use of in-flight Internet services.<br />
In addition, bandwidth demand per user is expected to rise due to<br />
services and content that require larger data volumes, such as<br />
high-resolution video streaming. Based on these assumptions, Bauhaus<br />
Luftfahrt derived individual transmission capacities on > ><br />
78<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
Access point to<br />
terrestrial Internet<br />
Aircraft density<br />
Communication<br />
connection<br />
Data traffic<br />
Aircraft density<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
To watch the simulation as<br />
an animated sequence on<br />
your smartphone, please<br />
scan the QR code below.<br />
5<br />
Simulation eines fliegenden Datennetzwerks über dem nordatlantischen<br />
Korridor: Die Flugzeugdichte ist in der unteren Grafik dargestellt. Die obere Grafik<br />
verdeutlicht das voraussichtlich im Jahr 2035 entstehende Datenaufkommen durch<br />
die Leuchtintensität der einzelnen Kommunikationsverbindungen, während Zugangspunkte<br />
zum terrestrischen Internet entlang der Küsten und Inseln als rote<br />
Punkte dargestellt werden.<br />
Simulation of an airborne data-transport network over the North Atlantic Corridor:<br />
Aircraft density is represented in the bottom image. In the top image, the<br />
generated traffic loads for the year 2035 are indicated by the illumination intensity<br />
of individual communication links. The red dots represent access points to ground<br />
Internet along continental coasts and islands.<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 79
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
Nutzung des Internets an Bord einher. Zudem steigt der Kapazitätsbedarf<br />
pro Nutzer durch eine stärkere Verbreitung datenintensiver<br />
Dienste wie beispielsweise hochauflösendes Video-Streaming. Aus<br />
diesen Rahmenbedingungen konnte das Bauhaus Luftfahrt eine<br />
zukünftige Anforderung an die Datenübertragungskapazitäten im<br />
Basisnetz von Hunderten von Gigabits pro Sekunde (Gbits / s) ableiten.<br />
Theoretische Betrachtungen unter realistischen Annahmen<br />
legen nahe, dass die Entfernungen, wie sie im simulierten fliegenden<br />
Netzwerk auftreten, diesen Anforderungen nicht im Wege<br />
stehen würden. Über kürzere Entfernungen werden entsprechende<br />
Bitraten bereits heute mit Laserkommunikationssystemen übertroffen.<br />
Die zukünftige Forschung am Bauhaus Luftfahrt wird unter<br />
anderem die Übertragbarkeit dieser Ergebnisse auf das beschriebene<br />
Ad-hoc-Netzwerk stärker untersuchen. Zudem müssen Faktoren<br />
wie das Wetter kritisch betrachtet werden, um Einflüsse auf<br />
die technologische Umsetzung und auf die Notwendigkeit von<br />
Redundanzen im Konzept zu berücksichtigen. Zu diesem Zweck<br />
und zur Auslastungsoptimierung werden die Wissenschaftler auch<br />
das Daten-Routing im fliegenden Netzwerk detaillierter betrachten,<br />
um ein besseres Verständnis für das realistische Potenzial dieses<br />
Ansatzes zu erhalten.<br />
the order of hundreds of Gigabits per second (Gbits / s) for such a<br />
network in the photonic backbone. Fundamental analysis shows<br />
that the observed aircrafttoaircraft spacings do not inhibit achieving<br />
such capacities using laser-based data transmission.<br />
Future research at Bauhaus Luftfahrt will evaluate the transferability<br />
of these results to the dynamic, ad hoc networking environment.<br />
The impact of weather must be critically assessed in order<br />
to derive special technology requirements for implementation and<br />
to develop suitable mitigation strategies, such as built-in redundancies<br />
and safety margins. To this end, and in order to improve network<br />
load distribution, the ad hoc routing algorithm can be optimised<br />
in order to generate a profound understanding of the technological<br />
potential of the concept.<br />
80<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
2<br />
Innovative Lösungsansätze<br />
Innovative solutions<br />
Bitrate [Gbps]<br />
250<br />
Observed occurrence<br />
(Communication demand)<br />
1,001 – 10,000<br />
200<br />
101 – 1,000<br />
11 – 100<br />
150<br />
1 – 10<br />
100<br />
50<br />
Laser link, wavelength 1.67<br />
Radio frequency, 30 GHz<br />
Radio frequency, 5 GHz<br />
m<br />
0<br />
0 200<br />
400 600<br />
Distance [km]<br />
Verbindungsstatistik, die aus der vom Bauhaus<br />
Luftfahrt durchgeführten Simulation berechnet<br />
wurde: Die farblich abgestuften Kästen verdeutlichen<br />
die Häufigkeit, mit der bestimmte Übertragungsanforderungen<br />
über bestimmte Entfernungen<br />
auftreten. Die Kurven zeigen die mit drei verschiedenen<br />
Technologien erreichbare Datenübertragungska<br />
pazität in Abhängigkeit von der Entfernung. Die<br />
Über lagerung beider Darstellungen zeigt, dass die<br />
zukünftige Anforderung für 2035 mit den Möglichkeiten<br />
einer Infrarot-Laserverbindung erfüllt werden<br />
kann. Durch Verfahren zur Signalbündelung könnte<br />
die Kapazität der Laserverbindung sogar noch weiter<br />
gesteigert werden.<br />
Communication-link statistics from the simulation<br />
conducted by Bauhaus Luftfahrt: The coloured<br />
boxes represent the frequency of different communication<br />
demands over certain distances. The graphs<br />
depict the available bitrates of three different communication<br />
technologies in regard to distance. The<br />
combined plot shows that the future demand of 2035<br />
is well within the bitrate-distance capability of an<br />
infrared laser link. Its capacity could even be further<br />
increased by using multiplexing techniques.<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 81
3<br />
Methoden und Prozesse<br />
Methods and processes<br />
Neue Wege in Methoden und Prozessen<br />
New ways in methods and processes<br />
Ecological awareness<br />
Currency exchange rates<br />
Ways of living and orientation<br />
towards leisure time<br />
Population development<br />
and structures<br />
Population growth<br />
Ageing society<br />
Urbanisation<br />
Emerging megacities<br />
82<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
Air travel<br />
Resources<br />
3<br />
Methoden und Prozesse<br />
Methods and processes<br />
Climate change<br />
Technology<br />
Supply<br />
Economic developments<br />
GDP growth<br />
Available income<br />
Global middle class<br />
Costs<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 83
3<br />
Methoden und Prozesse<br />
Methods and processes<br />
84<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
Innovationspotenziale erkennen: Eine wesentliche<br />
Orientierungskompetenz für die Zukunft<br />
Identifying innovation potentials: An essential skill<br />
for navigating the future<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
„Technologische Innovation ist bekanntermaßen ein riskantes<br />
und hart umkämpftes Geschäft”, schreibt F. P. Boer, Autor<br />
von „Technology Valuation Solutions”, und ergänzt, dass die<br />
Schaffung von Wohlstand durch technologische Innovation eines<br />
der wichtigsten wirtschaftlichen Phänomene der modernen<br />
Welt ist. Offensichtlich haben führende Innovatoren einzigartige<br />
Navigationsfähigkeiten für dieses riskante Umfeld.<br />
Die Aufgabe des Teams „Zukunftstechnologien, Ökologie<br />
der Luftfahrt und Wissensmanagement” ist es, ergänzende Orientierungshilfen<br />
für die ferne Zukunft der Luftfahrt und Mobilität<br />
insgesamt zu liefern, indem zukünftige Innovationspotenziale,<br />
Zukunftstechnologien, nachhaltige Lösungen und wissensba<br />
sierte Prozesse identifiziert werden.<br />
Unser einzigartiger Ansatz ist, neben der nötigen Kompetenzvielfalt,<br />
der vorrangige Nachweis jener Potenziale, die eine<br />
vielversprechende Richtung vorgeben – damit anschließend die<br />
beste Vorgehensweise für die Erschließung dieses Potenzials<br />
verfolgt werden kann. Zum Beispiel sind wir in der Forschung an<br />
solaren Flugkraftstoffen mit wissenschaftlicher Gründlichkeit<br />
und außerhalb der traditionellen Luftfahrtforschung unterwegs<br />
und haben dabei ein akademisch-industrielles Netzwerk von<br />
Weltrang gewonnen.<br />
In diesem Jahrbuch finden Sie Fortschritte in Energie-,<br />
Material- und Informationstechnologien wie die Analyse von<br />
Innovationspotenzialen von Kommunikationstechnologien. Als<br />
etablierte Forschungseinrichtung arbeiten wir weiterhin an der<br />
Entwicklung unserer speziellen Fähigkeiten zur Navigation mit<br />
Weitsicht in diesem riskanten und umkämpften Terrain der<br />
technologischen Innovation.<br />
Dear Sir or Madam,<br />
“Technological innovation is a notoriously risky and competitive<br />
business”, writes F. P. Boer, author of “Technology Valuation<br />
Solutions”, and adds that creation of wealth through technological<br />
innovation is one of the most important economic<br />
phenomena of the modern world. Obviously, innovation leaders<br />
have unique skills in navigating this risky territory.<br />
The task of the team “Future Technologies, Ecology of<br />
Aviation and Knowledge Management” is to provide complementary<br />
navigation skills on a long-term scale by identifying<br />
future innovation potentials, future technologies, sustainability<br />
solutions and knowledge-based processes for aviation and<br />
mobility as a whole.<br />
The uniqueness of our approach, besides the combination<br />
of diverse competences, is that we establish those potentials<br />
that show a promising direction – for later resource allocation<br />
to find promising ways how to exploit this potential. For<br />
example, in solar aviation fuels research we identified those<br />
innovation potentials with scientific scrutiny and capabilities<br />
from outside the field of aviation, and attracted a world-class<br />
academic and industrial network in the process.<br />
As you browse this yearbook for recent advances you will<br />
also find new insights in the future of energy, materials and<br />
information technologies, such as the analysis of innovation<br />
potentials for communication technologies. As a well-established<br />
research entity we further develop our unique strengths<br />
in our special role as navigators with a far-sighted vision in the<br />
risky and competitive terrain of technological innovation.<br />
Ihr / Your<br />
Dr. Andreas Sizmann<br />
Leiter Zukunftstechnologien und Ökologie der Luftfahrt /<br />
Head of Future Technologies and Ecology of Aviation<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 85
3<br />
Methoden und Prozesse<br />
Methods and processes<br />
Szenario-basierte Bewertung<br />
der Lebenszykluskosten<br />
zukünftiger Flugzeugkonzepte<br />
Scenario-based life-cycle<br />
cost assessment of future air<br />
transport concepts<br />
Die Luftfahrtbranche stellt ein volatiles Marktumfeld dar. Aufgrund<br />
der langen Lebenszyklen von Flugzeugen ist eine frühzeitige Analyse<br />
ihrer Lebenszykluskosten (LCC) entscheidend für ihre Bewertung.<br />
Bei aktuellen LCC-Modellen variiert eine Vielzahl von Annahmen<br />
über die zukünftige Entwicklung die Ergebnisse. Um den da mit<br />
verbundenen Unsicherheiten methodisch entgegenzuwirken, verbindet<br />
das Bauhaus Luftfahrt die LCC-Analyse mit der Szenariomethodik,<br />
die ein etabliertes Werkzeug für die Beschreibung möglicher<br />
zukünftiger Entwicklungen darstellt.<br />
Um diese Verbindung herzustellen, wurden Beziehungen zwischen<br />
den Schlüsselfaktoren mehrerer Szenarien und ergänzenden<br />
LCC-Parametern im Rahmen eines Experten-Workshops identifiziert.<br />
Jede Beziehung innerhalb des so entstandenen Netzwerks<br />
aus Faktoren und Parametern wurde individuell untersucht, wobei<br />
Regressionsgleichungen auf Basis historischer Werte die Abhängigkeiten<br />
quantifizierten. Das daraus resultierende Modell erlaubt<br />
die Bewertung von Flugzeugkonzepten für zukünftige Szenarien.<br />
Die Methode wurde vom Bauhaus Luftfahrt zunächst für ein<br />
Kurzstreckenflugzeug angewendet, um seine Wirtschaftlichkeit mit<br />
neuen Antriebsvarianten in drei Zukunftsszenarien zu beurteilen.<br />
Letztere umfassten Einflüsse wie Wachstum, Klimawandel oder<br />
Re ssourcenmangel und offenbarten signifikante Auswirkungen auf<br />
die direkten Betriebskosten. Mit der Identifizierung von Kos ten treibern<br />
ist es möglich, alternative und quantitative Ergebnisse über<br />
die LCC zu erhalten, die einen frühzeitigen Ausblick auf die spätere<br />
Wirtschaftlichkeit eines zukünftigen Flugzeugs schon während der<br />
Konzeptphase ermöglicht.<br />
Aviation industry stakeholders operate in a volatile environment.<br />
Because of long life cycles, consideration of future developments<br />
is vital for the life-cycle cost (LCC) assessment of aircraft concepts.<br />
Using current LCC models, a multiplicity of assumptions about the<br />
future development manipulates the results to a varying degree. In<br />
order to methodically address the current uncertainties, Bauhaus<br />
Luftfahrt has linked LCC models to the well-established scenario<br />
method for describing possible future developments.<br />
In order to establish this link, the relations between key scenario<br />
factors and scenario-driven LCC input were mapped out during<br />
an expert workshop. Each relation of the resulting network was<br />
investigated individually and regression equations based on historical<br />
values described the dependencies. The resulting model allows<br />
the evaluation of aircraft concepts for a variety of future scenarios.<br />
Bauhaus Luftfahrt first applied this method to a short-haul<br />
aircraft to assess the economic efficiency and new engine options<br />
in three future scenarios. Focusing on the influences of steady<br />
growth, climate change and lack of resources, significant differences<br />
in direct operating costs could be revealed. By identifying cost<br />
drivers for future environments, it is possible to provide more alternative<br />
and quantitative results about future costs of operations.<br />
The established linkage is therefore a major step in determining<br />
future net present values of new aircraft concepts already during<br />
the conceptual design phase.<br />
86<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
3<br />
Methoden und Prozesse<br />
Methods and processes<br />
++<br />
Navigation charges<br />
+<br />
Stage length<br />
Air traffic development<br />
+<br />
Fuel price<br />
+<br />
+<br />
– –<br />
Aircraft technology<br />
development<br />
–<br />
++<br />
Globalisation<br />
++<br />
Depreciation<br />
++<br />
Gross domestic product<br />
emerging markets<br />
–<br />
Credit availability<br />
++<br />
Political instability<br />
Scenario factor<br />
Life-cycle cost parameter<br />
New factor<br />
Beispielhaftes Netzwerk von verbundenen Szenario-Faktoren und Parametern<br />
für Lebenszykluskosten (LCC): In der Untersuchung der LCC zukünftiger Flugzeugkonzepte<br />
verbindet das Bauhaus Luftfahrt die Standardparameter mit ergänzenden<br />
Faktoren aus der bewährten Szenariomethodik. Deren Einfluss variiert von<br />
stark (++) und moderat (+) positiv bis hin zu moderat (–) und stark (– –) negativ.<br />
Gemeinsam mit neu identifizierten Faktoren aus einem Experten-Workshop hilft die<br />
Verknüpfung verschiedenster Faktoren den Wissenschaftlern, die zu erwartenden<br />
Lebenszykluskosten zuverlässiger zu bestimmen.<br />
Exemplary network of connected scenario factors and life-cycle cost (LCC)<br />
parameters: In its analyses on the LCC of future aircraft concepts, Bauhaus Luftfahrt<br />
linked standard LCC parameters to factors based on well-established scenario<br />
methods. Their influence varies from strongly (++) and moderately (+) positive to<br />
moderately (–) and strongly (– –) negative. Together with newly identified factors<br />
derived from an expert workshop, this linkage of different influence factors helps<br />
researchers in the achievement of higher reliability in their analyses of future LCCs.<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 87
3<br />
Methoden und Prozesse<br />
Methods and processes<br />
Kombination verschiedener<br />
Szenariostudien zu<br />
Meta-Szenarien<br />
Aggregation of numerous<br />
scenario studies to<br />
form meta-scenarios<br />
Die Luftfahrtindustrie sieht sich in Zukunft vielen Unsicherheiten<br />
ausgesetzt, beispielsweise der Entwicklung des Treibstoffpreises<br />
und des Luftverkehrsvolumens. Es ist deshalb wichtig, Geschäftsmodelle<br />
oder technische Konzepte frühzeitig im Hinblick auf diese<br />
Entwicklungen bewerten zu können. Heutige Ansätze konzentrieren<br />
sich häufig auf die Analyse einzelner Szenariostudien, um Auswirkungen<br />
für verschiedene Interessengruppen abzuleiten. Die Ar -<br />
beiten am Bauhaus Luftfahrt gehen darüber hinaus, indem sie meh -<br />
rere Szenariostudien kombinieren, um damit einen fundierten Ausblick<br />
auf mögliche Ausprägungen zukünftiger Entwicklungen zu<br />
gewinnen.<br />
Als Erstes wählen die Wissenschaftler aus bekannten, qualitativ<br />
hochwertigen Studien nur diejenigen aus, die einen identischen<br />
Zeithorizont haben. Zudem müssen alle Einzelszenarien ein<br />
breites Spektrum an möglichen zukünftigen Entwicklungen abbilden<br />
und einen speziellen Mobilitätsfokus aufweisen. Um die Studien<br />
vergleichen zu können, zerlegt das Bauhaus Luftfahrt ihre Inhalte<br />
zunächst in Einzelbestandteile und überführt sie anschließend<br />
in eine gemeinsame Struktur. Darin werden die Informationen nach<br />
sozialen, technologischen, ökonomischen, ökologischen, politischen<br />
und Mobilitäts-Faktoren (STEEP-M-Schema) unterteilt. In Be zug auf<br />
zukünftige Investitionen in Forschung und Entwicklung zeigt diese<br />
Agglomeration beispielsweise in mehr als 25 Szenarien einen Anstieg,<br />
während nur fünf eine Reduzierung oder Stag nation erwarten.<br />
Auf dieser Grundlage entstehen sogenannte Meta-Szenarien,<br />
welche für die Analyse der Auswirkungen zukünftiger Entwicklungen<br />
auf technische Konzepte oder Geschäftsmodelle herangezogen<br />
werden.<br />
Stakeholders in the aviation industry face a high level of future uncertainty<br />
regarding for example fuel price development, or the direction<br />
and volume of global traffic flows. It is hence important to<br />
evaluate future technical concepts and business opportunities in<br />
light of these changing conditions. Current approaches often only<br />
focus on a specific development, or consult a single scenario study,<br />
to assess the effects for various stakeholders. To attain a more comprehensive<br />
and thorough picture of possible future environments,<br />
Bauhaus Luftfahrt developed a methodology that aggregates a variety<br />
of scenario studies.<br />
First, researchers select high-quality studies with the same<br />
time horizon, a wide range of possible future paths and a specific<br />
mobility focus. To be able to compare the different studies Bauhaus<br />
Luftfahrt first disaggregates them into single pieces and then<br />
re-aggregates them in a uniform structure. A well-known scheme<br />
representing Social, Technological, Economic, Environmental and<br />
Political factors complemented by Mobility aspects (STEEP-M) was<br />
identified to effectively cluster the gathered information. In regard<br />
to future investment in research and development, for example, the<br />
aggregation shows that more than 25 scenarios expect this as pect<br />
to grow compared to less than five scenarios considering decreasing<br />
or stagnating future investments. Drawing on this data base,<br />
researchers derived a number of possible future environments –<br />
the so-called meta-scenarios. These serve as a robust basis for the<br />
evaluation of effects on possible future operational parameters,<br />
technical concepts and business environments.<br />
Übersicht beispielhafter Faktoren, die vom Bauhaus Luftfahrt in einem sogenannten<br />
Meta-Szenario genutzt werden: Die Länge des Balkens repräsentiert<br />
die Anzahl der Studien, die von einer Zunahme, Abnahme oder Konstanz des<br />
jeweiligen Faktors ausgehen. Sind die Balken für Zu- und Abnahme etwa gleich<br />
groß, spricht dies für eine hohe Unsicherheit. Dagegen herrscht ein relativ starker<br />
Konsens, dass die Investitionen in Forschung und Entwicklung weiter zunehmen<br />
werden. Die Kombination vieler Einzelszenarien hilft dem Bauhaus Luftfahrt daher,<br />
die Untersuchung zukunftsweisender Konzepte oder Geschäftsmodelle zuverlässiger<br />
zu gestalten.<br />
Overview of key factors used by Bauhaus Luftfahrt in a meta-scenario: The size<br />
of the bars indicates the number of studies in which factors have been estimated as<br />
increasing, decreasing or stable. If a given factor is seen as increasing or decreasing<br />
by a similar number of studies, the future seems to be uncertain. On the other hand<br />
there is a lot of consensus that research and development investments are likely<br />
to increase in the future. Hence, the aggregation of multiple scenario studies helps<br />
Bauhaus Luftfahrt to further improve the evaluation of future technical concepts<br />
and business opportunities.<br />
88<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
3<br />
Methoden und Prozesse<br />
Methods and processes<br />
Number of scenario studies<br />
0<br />
5 10 15 20 25<br />
30<br />
Environmental awareness<br />
Population<br />
Aging population<br />
Individualisation and lifestyle<br />
Investment in technology (R&D)<br />
New innovations<br />
Green technology<br />
Global interest / collaboration<br />
Gross domestic product (GDP)<br />
Demand<br />
Productivity<br />
Strong competition<br />
Emissions<br />
Energy demand<br />
Climate change<br />
Changing values<br />
Green policies<br />
International cooperations<br />
Safety and security problems<br />
Global conflicts<br />
Infrastructural quality<br />
Infrastructural quantity<br />
Transport demand<br />
Global urbanisation<br />
Increasing factor<br />
Decreasing factor<br />
Status quo<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 89
3<br />
Methoden und Prozesse<br />
Methods and processes<br />
Einsatz von<br />
semantischen Technologien<br />
im Flugzeugentwurf<br />
Application of<br />
semantic technologies<br />
in aircraft design<br />
Der integrierte Flugzeugentwurf erfordert die Zusammenarbeit von<br />
Experten aus unterschiedlichen Fachbereichen. Dabei werden Entwurfsmodelle<br />
aus unterschiedlichen Disziplinen integriert, ausgetauscht<br />
und konsolidiert. Dieser Vorgang ist heute bestenfalls teilweise<br />
automatisiert und somit aufwändig und fehleranfällig. Eine<br />
verbesserte Automatisierung erfordert, dass die Bedeutung und<br />
der Kontext der zu integrierenden Modelldaten formal und maschinenlesbar<br />
repräsentiert sind. In der Informatik werden daher<br />
„Ontologie“ genannte Datenstrukturen genutzt, um Wissen über<br />
verschiedenste Konzepte durch logische Verknüpfungen zwischen<br />
diesen formal zu erfassen und auszuwerten.<br />
Das Bauhaus Luftfahrt nutzt diesen Ansatz für den Flugzeugentwurf<br />
und entwickelte im Jahr 2013 eine entsprechende Ontologie,<br />
die für Modelldaten in unterschiedlichen Formaten eine semantische<br />
Referenz zur Verfügung stellt. Die Wissenschaftler konnten<br />
dazu bereits ein entsprechendes Vorgehensmodell evalu ieren<br />
und Erfahrung mit Entwurfsprinzipien und -werkzeugen sammeln,<br />
die speziell für Ontologien entwickelt wurden. Die enge Zusammenarbeit<br />
von Experten aus Flugzeugentwurf und Informatik, wie<br />
sie am Bauhaus Luftfahrt möglich ist, hat sich dabei als vorteilhaft<br />
erwiesen.<br />
Mit den bisherigen Arbeiten hat das Bauhaus Luftfahrt eine<br />
solide Basis für die Anwendung von semantischen Technologien<br />
im Flugzeugentwurf gelegt. Zukünftig werden die Wissenschaftler<br />
weiter daran arbeiten, diese direkt in vorhandene Software-Werkzeuge<br />
zu integrieren, um die Effizienz im Flugzeugentwurf durch<br />
wissensbasierte Verfahren zu verbessern.<br />
An integrated aircraft design process requires the collaboration of<br />
experts from numerous different disciplines in which data models<br />
need to be integrated, consolidated and exchanged frequently.<br />
This process is, however, currently at best only partly automated,<br />
resulting in a time-consuming and error-prone process. To further<br />
improve the automation of model integration, a formal and machine-readable<br />
representation of model data is required. In computer<br />
science, ontologies are used to formally capture knowledge<br />
about concepts by logical links between them, enabling automated<br />
evaluation.<br />
Bauhaus Luftfahrt has adopted this approach for aircraft design<br />
and in 2013 developed an ontology in order to provide a semantic<br />
reference for existing aircraft models in different data formats.<br />
The researchers evaluated a process model as well as design<br />
principles and tools specifically developed for ontologies. The close<br />
collaboration between aircraft designers and computer scientists<br />
at Bauhaus Luftfahrt turned out to be beneficial for the success of<br />
the ontology development project.<br />
With these efforts Bauhaus Luftfahrt laid a solid basis for the<br />
application of semantic technologies in aircraft design. In the future,<br />
researchers will continue to integrate them into existing software<br />
tools in order to improve the practice of aircraft design towards<br />
efficient, truly knowledge-based techniques.<br />
90<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
3<br />
Methoden und Prozesse<br />
Methods and processes<br />
Aircraft<br />
Aircraft<br />
has fuselage<br />
has fuselage<br />
has wing<br />
has wing<br />
has engine<br />
has engine<br />
is connected to<br />
is connected to<br />
Engine<br />
Engine<br />
is connected to<br />
is connected to<br />
Fuselage<br />
Fuselage<br />
Wing<br />
Wing<br />
is an<br />
is an<br />
is an<br />
is an<br />
is an<br />
is an<br />
Aircraft<br />
Aircraft<br />
subcomponent<br />
subcomponent<br />
Vereinfachter Auszug aus der Flugzeug-Ontologie:<br />
Verschiedene Konzepte, wie sie im Flugzeugentwurf<br />
am Bauhaus Luftfahrt verwendet werden, sind<br />
hier durch logisch-semantisch definierte Eigenschaften<br />
miteinander verknüpft. Die vollständige am Bauhaus<br />
Luftfahrt entwickelte Ontologie wurde unter<br />
https://github.com/astbhltum/Aircraft-Ontology<br />
veröffentlicht und steht somit anderen Entwicklern<br />
unter einer Open-Source-Lizenz zur Verfügung.<br />
Simplified excerpt of the aircraft ontology: Various<br />
concepts used by aircraft designers at Bauhaus<br />
Luftfahrt are linked by semantically-defined properties.<br />
Bauhaus Luftfahrt released the entire ontology<br />
at https://github.com/astbhltum/Aircraft-Ontology.<br />
Thus, other developers can re-use it under an Open-<br />
Source license.<br />
Model owner Model owner B<br />
Knowledge matching<br />
Knowledge matching<br />
Reference<br />
Reference<br />
ontology<br />
ontology<br />
Model owner Model owner A<br />
Knowledge matching<br />
Knowledge matching<br />
Ontology<br />
Ontology A<br />
Knowledge<br />
Knowledge<br />
extraction<br />
extraction<br />
Model<br />
Model A<br />
Model transformation<br />
Model transformation<br />
Ontology-based<br />
Ontology-based<br />
model<br />
model<br />
integration<br />
integration<br />
Model transformation<br />
Model transformation<br />
Ontology<br />
Ontology B<br />
Knowledge<br />
Knowledge<br />
extraction<br />
extraction<br />
Model<br />
Model<br />
B<br />
Anwendung der Referenzontologie bei der wissensbasierten<br />
Modellintegration: Aus zwei unterschiedlichen<br />
Modellen wird das darin enthaltene<br />
Wissen automatisch extrahiert und durch die je weiligen<br />
Modellautoren mit Konzepten der Referenz ontologie<br />
verknüpft. Ausgehend von diesen Ver knüpfungen<br />
können die Inhalte der Modelle getreu ihrer<br />
Bedeutung konsolidiert und ausgetauscht werden.<br />
Application of a reference ontology in knowledgebased<br />
model integration: The knowledge of two<br />
models is automatically extracted and matched with<br />
the reference ontology by the respective model<br />
owner. By exploiting these matchings, contents of<br />
the models can be con solidated and ex changed true<br />
to their meanings.<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 91
3<br />
Methoden und Prozesse<br />
Methods and processes<br />
92<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
3<br />
Methoden und Prozesse<br />
Methods and processes<br />
Podiumsdiskussion anlässlich des 1. Bauhaus Luftfahrt Symposiums im Juni<br />
2013: Vor etwa 200 internationalen Gästen diskutierte Professor Mirko Hornung (1.<br />
von rechts) gemeinsam mit Vertretern aller Mitglieder des Bauhaus Luftfahrt über<br />
wichtige Weichenstellungen für die kommenden Herausforderungen der Luftfahrtindustrie.<br />
Panel discussion during the first Bauhaus Luftfahrt Symposium in June 2013:<br />
In front of around 200 international guests, Professor Mirko Hornung (right) together<br />
with representatives of Bauhaus Luftfahrt’s partners actively discussed important<br />
strategic decisions for future challenges of the aviation industry.<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 93
Munich Aerospace: Bauhaus Luftfahrt wieder<br />
aktiv an Meilensteinen der Entwicklung beteiligt<br />
Munich Aerospace: Bauhaus Luftfahrt again<br />
actively engaged in recent development milestones<br />
Im Jahr 2013 konnte Munich Aerospace seine Position in der bayerischen<br />
Luftfahrtlandschaft weiter stärken. Am 22. Juli fand die<br />
Un terzeichnung einer Absichtserklärung statt, welche die Kooperation<br />
zwischen Munich Aerospace e.V. und der neu gegründeten<br />
Ludwig Bölkow Campus GmbH regelt. Die beiden Partner bilden<br />
damit die Säulen des neuen Ludwig Bölkow Campus in Ottobrunn,<br />
der bisher als Bavarian International Campus Aerospace and Security<br />
(BICAS) firmierte.<br />
Im Rahmen der 4. Mitgliederversammlung wurde am 15. November<br />
ein neuer Vorstand berufen. Als Nachfolger für Dr. Anita<br />
Linseisen vertritt nun Dr. Thomas Röhm, Leiter Ökonomie und Verkehr,<br />
das Bauhaus Luftfahrt in diesem Gremium.<br />
Auch in der wissenschaftlichen Arbeit konnten wichtige Fortschritte<br />
erzielt werden. Bereits im Januar trafen sich Stipendiaten,<br />
Forschergruppenmitglieder und -leiter im Universitätszentrum Obergurgl<br />
in Österreich zur ersten „Munich Aerospace Winter School“.<br />
Hier stellten die Teilnehmer ihre Forschungsgebiete vor und diskutierten<br />
angewendete Methoden und erzielte Ergebnisse.<br />
Die Forschergruppe „Operationelle Modellierung, Simulation<br />
und Optimierung intermodaler Knoten im Luftverkehr“ hat im Juni<br />
an der „17. Air Transport Research Society World Conference“ im<br />
italienischen Bergamo teilgenommen. An der Forschergruppe beteiligte<br />
Wissenschaftler des Bauhaus Luftfahrt präsentierten aktuelle<br />
Forschungsergebnisse in Fachvorträgen und diskutierten ihre<br />
Ergebnisse mit internationalen Luftfahrtexperten.<br />
In 2013 Munich Aerospace further strengthened its position in the<br />
aerospace community in Bavaria. On July 22 a Memorandum of<br />
Understanding outlining the co operation between Munich Aerospace<br />
e.V. and the newly founded Ludwig Bölkow Campus GmbH<br />
was signed. Based on this document, these two partners will form<br />
the pillars of the new Ludwig Bölkow Campus in Ottobrunn, formerly<br />
known as Bavarian Internati onal Campus Aerospace and<br />
Security (BICAS).<br />
During the organisation’s fourth general meeting on November<br />
15 a new Executive Board was elected: Dr Thomas Röhm, Head<br />
of Economics and Transportation, now acts as representative of<br />
Bau haus Luftfahrt, succeeding Dr Anita Linseisen.<br />
Great progress was also made in terms of research activities.<br />
In January the first Munich Aerospace Winter School took place at<br />
the University Center in Obergurgl, Austria. Scholarship holders,<br />
re search group fellows and leaders took part in the event, presenting<br />
their areas of research to one another and discussing applied<br />
meth ods as well as achieved results.<br />
In June, members of the research group “Modeling, simulation<br />
and optimization of the operational aspects of intermodal<br />
nodes in air transportation” successfully participated in the 17th Air<br />
Trans port Research Society World Conference in Bergamo, Italy.<br />
Re searchers of Bauhaus Luftfahrt presented recent findings at this<br />
conference and actively engaged in discussion with international<br />
aviation experts.<br />
94<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
Alte und neue Vorstände von Munich Aerospace:<br />
Bei der Vorstandswahl am 15. November<br />
übernahm Dr. Thomas Röhm (3. v. l.) die Vertretung<br />
des Bauhaus Luftfahrt im obersten Gremium<br />
der „Fakultät für Luft- und Raumfahrt“. Er trat damit<br />
die Nachfolge von Dr. Anita Linseisen (4. v. l.)<br />
an, die nach zwei Amtszeiten aus dem Vorstand<br />
ausgeschieden ist.<br />
Former and current members of Munich Aerospace’s<br />
Executive Board: As a result of the<br />
elections on November 15, Dr Thomas Röhm<br />
(third from the left) took over as representative<br />
of Bauhaus Luftfahrt in the supreme committee<br />
of the “Faculty for Aerospace”. In this position<br />
he succeeds Dr Anita Linseisen (fourth from the<br />
left), who withdrew from her position as Executive<br />
Board Member after two terms in office.<br />
Übergabe der Förderbescheide als Startschuss<br />
für die ersten drei Verbundforschungsvorhaben<br />
am Ludwig Bölkow Campus in Ottobrunn:<br />
An zwei dieser Projekte ist auch das Bauhaus<br />
Luftfahrt aktiv beteiligt. Zum einen ist dies das<br />
Projekt „AlgenFlugKraft“, das die Gewinnung von<br />
Flugkraftstoffen aus Mikroalgen erforscht, zum<br />
anderen das Projekt „PowerLab“, das sich mit hybriden<br />
und vollelektrischen Antrieben für zukünftige<br />
Luftfahrzeuge befasst.<br />
Handover of the grant notification documents<br />
for the first three research projects to be conducted<br />
at the Ludwig Bölkow Campus in Ottobrunn:<br />
Bauhaus Luftfahrt actively engages in<br />
two of these projects, namely “AlgenFlugKraft”,<br />
which looks for a sustainable production of jet<br />
fuel from micro-algae, and “PowerLab”, which<br />
deals with hybrid and fully electric propulsion<br />
archi tectures for future aircraft.<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 95
Bauhaus Luftfahrt treibt Nachhaltigkeitsthemen<br />
bei aireg und ihren Partnern voran<br />
Bauhaus Luftfahrt spurs sustainability issues<br />
at aireg and its partner initiatives<br />
Als Mitgründer der „Aviation Initiative for Renewable Energy in Germany<br />
e.V.“ (aireg), als Mitglied in sämtlichen Arbeitskreisen sowie<br />
in der Rolle als Vorsitzender des Arbeitskreises „Nachhaltigkeit“<br />
hat sich das Bauhaus Luftfahrt auch im Jahr 2013 wieder aktiv in<br />
die Entwicklung von aireg eingebracht.<br />
Die Experten im Arbeitskreis „Nachhaltigkeit“ untersuchen<br />
schwerpunktmäßig die Wertschöpfungskette für alternative Flugkraftstoffe<br />
und erarbeiten Vorschläge zur Förderung der Produkti -<br />
on und Verbreitung von Biokraftstoffen. Im abgelaufenen Jahr hat<br />
aireg erfolgreich eine fundierte Stellungnahme zur kontroversen<br />
Frage indirekter Landnutzungsrechte in die öffentliche Diskussion<br />
eingebracht. Außerdem unterstützt das Bauhaus Luftfahrt aireg in<br />
einem Forschungsprojekt, in dem der Einsatz von Biokraftstoffen<br />
untersucht und ihr Beitrag zur Senkung der Kohlendioxid-Emissionen<br />
im Luftverkehr abgeschätzt wird. Dieses Forschungsprojekt<br />
wird seit Ende 2012 durch das Bundesministerium für Verkehr und<br />
digitale Infrastruktur (BMVI) gefördert.<br />
Mehrfach vertrat das Bauhaus Luftfahrt im Jahr 2013 die Interessen<br />
von aireg auch bei der US-amerikanischen Schwesterinitiative<br />
Commercial Aviation Alternative Fuels Initiative (CAAFI),<br />
mit dem Ziel, den transatlantischen Wissenstransfer zu alternativen<br />
Flugkraftstoffen weiter voranzutreiben und gemeinsam nach<br />
globalen Lösungen zu suchen. In den nächsten Jahren sollen Forschungseinrichtungen<br />
und Partner aus weiteren wichtigen Ländern<br />
in den Dialog miteinbezogen werden.<br />
As a founding member represented in all five working groups and<br />
as leader of the “Sustainability” group, Bauhaus Luftfahrt again<br />
played an active part in the development of the “Aviation Initiative<br />
for Renewable Energy in Germany e.V.” (aireg) in 2013.<br />
Experts in the working group “Sustainability” focus their analyses<br />
on the value creation chain for alternative aviation fuels and<br />
develop proposals for the advancement of production and dissemination<br />
of biofuels. In the past year, aireg successfully contributed<br />
to the controversial discussion of indirect land use change (iLUC)<br />
with a substantiated statement.<br />
Additionally, Bauhaus Luftfahrt is supporting aireg in a research<br />
project aiming to estimate the impact of biofuels to carbon<br />
emissions reductions in aviation. This project is funded by the Federal<br />
Ministry of Transport and Digital Infrastructure (BMVI) since<br />
the end of 2012.<br />
On several occasions, Bauhaus Luftfahrt represented aireg’s<br />
views towards its US counterpart “Commercial Aviation Alternative<br />
Fuels Initiative” (CAAFI), aiming to spur a transatlantic transfer of<br />
knowledge in the field of alternative aviation fuels and to collaboratively<br />
search for global solutions to a global market. The aim is to<br />
extend this dialogue to additional research institutions and partners<br />
from certain focus countries in the coming years.<br />
96<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
Food production<br />
Food production<br />
Food production<br />
Biofuel production<br />
Biofuel production<br />
Food production<br />
No bioenergy<br />
dLUC<br />
(direct land use change)<br />
iLUC<br />
(indirect land use change)<br />
Schematische Darstellung der Umwandlung von Waldfläche für den Anbau<br />
von Biomasse zur Kraftstoffherstellung: Im Fall einer direkten Landnutzungsänderung<br />
(dLUC) wird die für den Biokraftstoffanbau benötigte zusätzliche Ackerfläche<br />
aus der verfügbaren Waldfläche direkt umgewandelt. Bei einer indirekten<br />
Land nutzungsänderung (iLUC) wird Anbaufläche von Nahrungsmitteln für den Biokraftstoffanbau<br />
umgewandelt. Um den Flächenverlust für den Nahrungsmittelanbau<br />
zu kompensieren, weicht dieser auf verfügbare Waldfläche aus. Deren Umwandlung<br />
ist demnach nicht direkt auf den Anbau von Biomasse für Kraftstoffe zu rückzuführen,<br />
jedoch indirekt dafür verantwortlich. Inwieweit iLUC die Lebenszyklusanalyse<br />
eines Kraftstoffes beeinflusst, ist derzeit Gegenstand der Forschung, unter<br />
anderem am Bauhaus Luftfahrt.<br />
Schematic illustration of land use change from forest area to arable land<br />
in order to grow biomass for fuel production: In the case of direct land use<br />
change (dLUC) available forests are directly converted into arable land. In contrast,<br />
indirect land use change (iLUC) means that biomass for biofuels is cultivated<br />
on arable land which had been used to grow foods. To compensate the loss of<br />
ar able land for food production, the latter will fall back on available forest area.<br />
Thus, this land use change cannot be directly credited to biomass production<br />
even though it is indirectly liable. The impact of iLUC on the life-cycle analysis of<br />
certain fuel production pathways is subject to current research activities, including<br />
at Bauhaus Luftfahrt.<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 97
98<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 99
Zahlen und Fakten<br />
Facts and figures<br />
100<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 101
Finanzen<br />
Financial figures<br />
Das Bauhaus Luftfahrt konnte im Geschäftsjahr 2013 seine Umsatzerlöse<br />
um 777.000 Euro steigern, ein Plus von 19,4 Prozent.<br />
Dabei sind die Erträge aus Aufträgen und Kooperationen mit den<br />
Industriepartnern um 287.000 auf 1,77 Mio. Euro angestiegen.<br />
Vor allem bei Drittmittelförderprojekten konnten die Erträge von<br />
149.000 auf 639.000 Euro entscheidend gesteigert werden. Dieser<br />
Anstieg ist besonders auf neue Projekte innerhalb des 7. EU-Forschungsrahmenprogramms<br />
und zwei neue Forschungsvorhaben<br />
zurückzuführen, die aus der Zusammenarbeit der Ludwig Bölkow<br />
Campus GmbH und Munich Aerospace e.V. entstanden sind.<br />
Für das Jahr 2014 plant das Bauhaus Luftfahrt mit einer weiteren<br />
Zunahme bei den Drittmitteleinnahmen aus Förderprojekten<br />
auf rund 861.000 sowie mit konstanten Industrie-, Kooperationsund<br />
Verbundforschungsprojekten von rund 1,75 Mio. Euro.<br />
In its fiscal year 2013, Bauhaus Luftfahrt could raise its revenue by<br />
777,000 euros, or 19.4 per cent. Earnings from research cooperations<br />
with industry partners rose to 1.77 million euros, an in crease<br />
of 287,000 euros. Moreover, funding from third-party projects<br />
climbed significantly from 149,000 to 639,000 euros. This gain is<br />
mainly linked to new projects within the European Union’s seventh<br />
research framework programme as well as two research undertakings<br />
from the cooperation with Ludwig-Bölkow-Campus GmbH and<br />
Munich Aerospace e.V.<br />
For the year 2014, Bauhaus Luftfahrt plans another increase<br />
in third-party funds to around 861,000 euros. Funding from industry<br />
and integrated research projects is expected to remain constant<br />
at around 1.75 million euros.<br />
Finanzmittel / Funds<br />
5.000.000<br />
4.500.000<br />
4.000.000<br />
3.500.000<br />
3.000.000<br />
2011<br />
2012<br />
2013<br />
2.500.000<br />
2.000.000<br />
1.500.000<br />
1.000.000<br />
Forschungsaufträge<br />
Research contracts (€)<br />
Bund/EU<br />
Federal/European funds (€)<br />
Mitgliedsbeiträge<br />
Membership fees (€)<br />
1.436.420<br />
338.202<br />
750.600<br />
1.480.204<br />
148.956<br />
875.600<br />
1.767.070<br />
638.987<br />
875.600<br />
500.000<br />
0<br />
2011<br />
2012<br />
2013<br />
Zuschüsse Freistaat Bayern<br />
Grants from the<br />
Free State of Bavaria (€)<br />
1.500.000<br />
1.500.000<br />
1.500.000<br />
102<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
Personal<br />
Personnel<br />
Die stabile finanzielle Entwicklung ermöglichte es dem Bauhaus<br />
Luftfahrt, die Zahl der beschäftigten Wissenschaftler im Jahr 2013<br />
erneut leicht zu erhöhen. Durch diesen personellen Aufwuchs waren<br />
im Jahresdurchschnitt 45 Mitarbeiter bei der Institution beschäftigt.<br />
Der Anteil der Wissenschaftlerinnen stieg dabei auf rund<br />
23 Prozent. Hinzu kamen insgesamt 26 Studenten, die als wissenschaftliche<br />
Hilfskräfte beschäftigt waren oder ihre Semester-, Bachelor-,<br />
Master- oder Diplomarbeit in Zusammenarbeit mit dem<br />
Bauhaus Luftfahrt verfassten. Erstmals verstärkte zudem ein Doktorand<br />
aus dem Promo tionsstipendien-Programm von Munich Aerospace<br />
das interdiszipli näre Team, dessen Kompetenzspektrum<br />
damit abermals erweitert wurde. In Abhängigkeit von der finanziellen<br />
Entwicklung des Bauhaus Luftfahrt soll auch im Jahr 2014 ein<br />
moderater Personalaufbau vorangetrieben, sprich es sollen selektiv<br />
wissenschaftliche Nachwuchskräfte und weitere Stipendiaten<br />
gewonnen werden.<br />
The solid financial development allowed Bauhaus Luftfahrt to moderately<br />
increase the number of researchers in 2013. Taking this recent<br />
growth into account, a total of 45 staff members were employed<br />
by the institution on average over the year. The percentage<br />
of female scientists saw a slight increase to around 23 per cent.<br />
Moreover, a total of 26 students worked as student assistants or<br />
completed their term papers or bachelor, master or diploma theses<br />
in cooperation with Bauhaus Luftfahrt. In addition, the first doctoral<br />
student from Munich Aerospace’s PhD scholarship programme<br />
reinforced the interdisciplinary team, helping to further expand its<br />
spectrum of competences. De pending on the funding situation,<br />
Bauhaus Luftfahrt is planning another moderate growth in personnel<br />
fig ures due to a selective acquisition of junior researchers and<br />
scholars in 2014.<br />
Mitarbeiter (Jahresdurchschnitt) / Employees (annual average)<br />
2011 2012<br />
Vorstand<br />
Executives 2 2<br />
Verwaltung<br />
Administration 6 9<br />
Wissenschaftler<br />
Scientists 21 29<br />
2013<br />
2<br />
11<br />
31<br />
Munich Aerospace Stipendiaten<br />
Munich Aerospace scholarship-holders<br />
Studenten (Kopfzahl)<br />
Students (head count)<br />
0 0<br />
29 25<br />
1<br />
26<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 103
Wissenschaftliche Veröffentlichungen / Patente 2013<br />
Scientific publications / Patents 2013<br />
Zeitschriftenaufsätze / Journal articles<br />
03.2013 International Journal of Aviation Management | Vol. 2, No. 1/2<br />
Identification of Key Aircraft and Operational Parameters Affecting Airport Charges<br />
K. O. Plötner, P. Wesseler, P. Phleps<br />
04.2013 Zeitschrift für Verkehrswissenschaft | 84. Jahrgang, 2013, Heft 1, S. 78–80<br />
Buchrezension: R. Conrady, F. Fichert und R. Sterzenbach (2013), Luftverkehr – Betriebswirtschaftliches<br />
Lehr- und Handbuch, 5., vollständig überarbeitete Auflage 2013<br />
A. Paul<br />
07.2013 Journal of Intelligent Material Systems and Structures | DOI: 10.1177/1045389X13502869<br />
An Integrated Conceptual Design Study Using Span Morphing Technology<br />
R. M. Ajaj, M. I. Friswell, A. T. Isikveren, W. G. Dettmer, G. Allegri<br />
08.2013 International Journal of Nanoscience | Vol. 12, No. 3, 1350015-22<br />
Size Effects on the Efficiency of Neutron Shielding in Nanocomposites – a Full Range Analysis<br />
L. Koops (L.Schrempp)<br />
09.2013 Journal of Engineering for Gas Turbines and Power | DOI: 10.1115/1.4025066<br />
Unified Applicable Propulsion System Performance Metrics<br />
O. Schmitz, M. Hornung<br />
Konferenzbeiträge / Conference contributions<br />
04.2013 AIAA Structures, Structural Dynamics, and Materials and Co-located Conferences | Boston<br />
Variable Wing Span Using the Compliant Spar Concept<br />
R. Ajaj, M. Friswell, E. I. Saavedra Flores, A. T. Isikveren, H. Chaouk<br />
06.2013 ASME Turbo Expo | San Antonio<br />
Unified Applicable Propulsion System Performance Metrics<br />
O. Schmitz, M. Hornung<br />
06.2013 First Bauhaus Luftfahrt Symposium “Future of Aviation – Perspectives for 2050” | Munich<br />
Global Bioenergy Potential – A Geographical Assessment<br />
F. Riegel<br />
New Pathways for the Production of Renewable Jet Fuel<br />
A. Roth<br />
Ce-Liner: From Market to the Concept<br />
M. Hornung, A. Sizmann, A. T. Isikveren<br />
eAviation Energy and Power Systems<br />
H. Kuhn<br />
Relative Merits of Advanced Gas-Turbine and Hybrid-Cycle Propulsion<br />
A. Seitz<br />
104<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
Collaborative Design Process<br />
D. Seider, S. Ziemer<br />
The Passenger’s View – The Air Transport System in 2050<br />
A. Paul<br />
Setting the Scene: Future Transport Processes<br />
M. Cole<br />
06.2013 SAE 2013 Aerospace Alternative Fuels and Associated Impacts Symposium | Brussels<br />
Solar Thermochemical Fuels – Economic Impact and Perspectives<br />
V. Batteiger, C. Falter, C. Jeßberger, A. Sizmann<br />
06.2013 17th Air Transport Research Society World Conference | Bergamo<br />
Scenario-Based Life-Cycle Cost Assessment of Future Air Transport Concepts<br />
M. Schmidt, K. O. Plötner, G. Öttl, A. T. Isikveren, M. Hornung<br />
Air Traffic Growth, Energy and the Environment 2040: Drivers, Challenges and Opportunities for Aviation<br />
N. Randt, C. Jeßberger, K. O. Plötner, A. Becker<br />
Tackling the Future – Opportunities and Challenges in the Air Cargo System<br />
A. Paul, M. Cole<br />
European Hub Airport Development in the Face of Increasing Competition<br />
A. Paul<br />
07.2013 49th AIAA/ASME/SAE/ASEE Joint Propulsion Conference | San Jose<br />
Pre-Concept Performance Investigation of Electrically Powered Aero-Propulsion Systems<br />
A. Seitz, A. T. Isikveren, M. Hornung<br />
08.2013 2013 Aviation Technology, Integration, and Operations Conference | Los Angeles<br />
Operating Cost Estimation for Electric-Powered Transport Aircraft<br />
K. O. Plötner, M. Schmidt, D. Baranowski, A. T. Isikveren, M. Hornung<br />
Methodology for Sizing and Performance of Hybrid Energy Aircraft<br />
C. Pornet, C. Gologan, P. Vratny, A. Seitz, O. Schmitz, A. T. Isikveren, M. Hornung<br />
Ce-Liner – Case Study for eMobility in Air Transportation<br />
M. Hornung, A. T. Isikveren, M. Cole, A. Sizmann<br />
09.2013 9th International Workshop on Structural Health Monitoring | Stanford<br />
Structural Health Monitoring and an Enabling Technology for Active Compliant Systems<br />
L. Lorenz, K.-D. Büchter, O. Boegler, U. Kling, A. T. Isikveren<br />
09.2013 62. Deutscher Luft- und Raumfahrtkongress | Stuttgart<br />
Impact of Electrically Powered Transport Aircraft on Energy and Battery Demand for Germany<br />
K. O. Plötner, P. C. Vratny, M. Schmidt, A. T. Isikveren, M. Hornung<br />
Aeroelastic Investigations of a Self-Trimming Non-Planar Wing<br />
U. Kling, C. Gologan, A. T. Isikveren, M. Hornung<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 105
Wissenschaftliche Veröffentlichungen / Patente 2013<br />
Scientific publications / Patents 2013<br />
Contributions of Cabin-Related and Ground Operation Technologies Towards Flightpath 2050<br />
M. Schmidt, K. O. Plötner, C. Pornet, A. T. Isikveren, M. Hornung<br />
Methods for Simulation and Analysis of Hybrid Energy Propulsion Systems<br />
O. Schmitz, M. Hornung<br />
Comparative Assessment of Transient Characteristics of Conventional and Hybrid Gas Turbine Engines<br />
G. Wortmann, O. Schmitz, M. Hornung<br />
Biofuels for Aviation: Incentives for a Sustainable Supply Chain<br />
C. Jeßberger, S. Wolf<br />
Assessment Framework for Sustainable Lightweight Materials in Aviation<br />
O. Boegler, A. Roth, L. Lorenz, A. Sizmann<br />
Capacity Scaling in Airborne Communication Networks Based on Air Traffic Scenario Modeling<br />
K.-D. Büchter, N. Randt, A. Sizmann<br />
Hybrid Power Systems for Radical Emission Reduction in Aviation<br />
H. Kuhn, A. Sizmann<br />
Hybrid Power Trains for Future Mobility<br />
L. Lorenz, A. Seitz, H. Kuhn, A. Sizmann<br />
Creating an Ontology for Aircraft Design<br />
M. Ast, M. Glas, T. Röhm<br />
Facilitating Knowledge Sharing in an Aircraft Design Project<br />
S. Ziemer, M. Glas, P. Schurk<br />
09.2013 4th CEAS Air & Space Conference | Linköping<br />
Battery Pack Modeling Methods for Universally Electric Aircraft<br />
P. C. Vratny, C. Gologan, C. Pornet, A. T. Isikveren, M. Hornung<br />
Parametric Design Studies for Propulsive Fuselage Aircraft Concepts<br />
A. Seitz, C. Gologan<br />
Sustainable Alternative Fuels for Aviation: International Emission Targets vs.<br />
Corporate Sustainability Aspirations<br />
C. Jeßberger, S. Wolf<br />
10.2013 Avionics, Fiber-Optics and Photonics (AVFOP) Conference | San Diego<br />
Feasibility of High-Speed Transparent Photonic Links in Airborne Free-Space Optical Communication<br />
K.-D. Büchter, A. Sizmann<br />
11.2013 Workshop on Human Computation and Machine Learning in Games at HComp 2013 | Palm Springs<br />
Gameful Markets for Collaboration and Learning<br />
S. Leutenmayr, F. Kneissl, S. Ziemer, F. Bry<br />
11.2013 3rd International Conference on Social Eco-Informatics SOTICS | Lisbon<br />
Decision Markets for Continuously Reflected Collective Decisions<br />
S. Leutenmayr, S. Ziemer, F. Bry<br />
106<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
Studienarbeiten / Diploma or bachelor theses and term papers<br />
Dissertationen / Dissertations<br />
> Bachelorarbeit / Bachelor thesis (Hochschule Pforzheim)<br />
Airport Service Vehicles for 2035<br />
J. Wolko / 2.2013<br />
> Diplomarbeit / Diploma thesis (Technische Universität München)<br />
Development of an Operating Cost Model for Electric-Powered Transport Aircraft<br />
D. Baranowski / 2.2013<br />
> Masterarbeit / Master thesis (Technische Universität München)<br />
Development of a Tool for Landing Gear Kinematics and Actuation Power Estimation<br />
U. Kling / 3.2013<br />
> Bachelorarbeit / Bachelor thesis (Technische Universität München)<br />
Elastic Instability Analysis and Integration for a Non-Linear Structural Design Tool<br />
D. Eisenbarth / 5.2013<br />
> Semesterarbeit / Term paper (Technische Universität München)<br />
Development of a method to cover several aircraft layouts through the same fuselage to cabin interfaces<br />
P. Bosch / 07.2013<br />
> Bachelorarbeit / Bachelor thesis (Technische Universität München)<br />
Advanced Engine Direct Maintenance Cost Models for Future Aircraft Concepts<br />
P. Osterrieder / 8.2013<br />
> Semesterarbeit / Term paper (Technische Universität München)<br />
Development of a Finite Element Tool Box in MATLAB for Landing Gear Structural Analysis<br />
M. Götz / 9.2013<br />
> Diplomarbeit / Diploma thesis (Technische Universität München)<br />
Flight Technique Optimization for Conventional and Hybrid-Energy Aircraft<br />
C. Hargitai / 9.2013<br />
> Semesterarbeit / Term paper (Technische Universität München)<br />
Case Study at Munich Airport: Impact of electrical powered transport aircraft on airport infrastructure and<br />
ground operations<br />
P. Zimmerhakl / 10.2013<br />
> Bachelorarbeit / Bachelor thesis (Technische Universität München)<br />
Development of Object-Oriented Methods for Visualization of Aero Engines<br />
A. Heilmann / 12.2013<br />
Technische Universität München<br />
Ontology-based Model Integration for the Conceptual Design of Aircraft<br />
M. Glas / 5.2013<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 107
Wissenschaftliche Veröffentlichungen / Patente 2013<br />
Scientific publications / Patents 2013<br />
Patente / Patents<br />
EP 1964774 A2<br />
> Europäisches Patentamt, München<br />
> „Fluggerät mit rotierenden Zylindern zur Erzeugung von Auftrieb und / oder Vortrieb“<br />
> Erfinder / Inventor: J. Seifert<br />
DE 102007009951 B3 > Deutsches Patent- und Markenamt, München<br />
> „Fluggerät mit rotierenden Zylindern zur Erzeugung von Auftrieb und / oder Vortrieb“<br />
> Erfinder / Inventor: J. Seifert<br />
DE 102008022452 A1 > Deutsches Patent- und Markenamt, München<br />
> „Flugzeug mit aktiv steuerbaren Hilfsflügeln“<br />
> Erfinder / Inventor: J. Wittmann<br />
DE 102008024463 B4<br />
DE 102012015104.7<br />
> Deutsches Patent- und Markenamt, München<br />
> „Flugzeugantriebssystem“<br />
> Erfinder / Inventor: A. Seitz<br />
> Deutsches Patent- und Markenamt, München<br />
> „Fahrzeugtriebwerk, Fahrzeug mit diesem Fahrzeugtriebwerk und Verfahren zum Betrieb dieses<br />
Fahrzeugtriebwerkes“<br />
> Erfinder / Inventor: O. Schmitz<br />
108<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
Medien / Vorträge<br />
Media / Lectures<br />
Medienberichterstattung / Media coverage<br />
Pressemitteilungen des Bauhaus Luftfahrt<br />
Press releases issued by Bauhaus Luftfahrt<br />
Medienberichte über das Bauhaus Luftfahrt<br />
Media reports on Bauhaus Luftfahrt<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />
2011<br />
2012<br />
2013<br />
Printmedien<br />
Print media<br />
Online-Medien<br />
Online media<br />
Audiovisuelle Medien<br />
Audiovisual media<br />
0 10 20 30 40 50 60<br />
2011<br />
2012<br />
2013<br />
Expertenvorträge (exkl. Konferenzen) / Expert lectures (excl. conferences)<br />
National<br />
International<br />
0 2 4 6 8 10 12<br />
2011<br />
2012<br />
2013<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 109
110<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
Impressum<br />
Imprint<br />
Bauhaus Luftfahrt<br />
Jahrbuch 2013<br />
Herausgeber / Publisher<br />
Bauhaus Luftfahrt e.V.<br />
Lyonel-Feininger-Straße 28<br />
80807 München<br />
www.bauhaus-luftfahrt.net<br />
Redaktion / Editor<br />
Michael Lagemann<br />
Autoren / Authors<br />
Dr. Valentin Batteiger<br />
Oliver Boegler<br />
Dr. Kai-Daniel Büchter<br />
Mara Cole<br />
Christian Endres<br />
Christoph Falter<br />
Dr. Martin Glas<br />
Dr. Askin T. Isikveren<br />
Dr. Christoph Jeßberger<br />
Dr. Lily Koops<br />
Dr. Holger Kuhn<br />
Dr. Larissa Lorenz<br />
Annika Paul<br />
Dr. Kay Plötner<br />
Florian Riegel<br />
Dr. Thomas Röhm<br />
Dr. Arne Roth<br />
Michael Schmidt<br />
Dr. Arne Seitz<br />
Dr. Andreas Sizmann<br />
Marcia Urban<br />
Dr. Sven Ziemer<br />
Bildnachweise / Picture Credits<br />
Seiten 6, 9, 12 / 13, 41, 98 / 99, 110: Romy Bonitz, München<br />
Seite 10: Andreas Heddergott, München<br />
Seite 19, 92 / 93: Petra Rödl, Ingolstadt<br />
Seite 35 (Hintergrund): Jacques Descloitres / MODIS Rapid<br />
Response Team, NASA, GSFC<br />
Seite 63 (oben): Eric Drouin / SAFRAN<br />
Seite 63 (unten): Gregor Schläger / Lufthansa Technik AG<br />
Seite 85: Kubinska & Hofmann, München<br />
Seite 95 (oben): Petra Rödl / Munich Aerospace<br />
Seite 95 (unten): Jürgen Dannenberg / Bilfinger HSG FM AS GmbH<br />
Gestaltung / Layout / Grafiken<br />
ediundsepp Gestaltungsgesellschaft mbh, München<br />
Lektorat / Lectorate<br />
Deutsches Lektorat / Korrektorat: Textpur<br />
Englisches Lektorat / Korrektorat: Verbalis<br />
Druck / Print<br />
Druckerei Joh. Walch GmbH & Co., Augsburg<br />
Auflage / Circulation<br />
500 Exemplare / 500 copies<br />
Wir bitten um Verständnis, dass wir aus Gründen der Lesefreundlichkeit<br />
in diesem Jahrbuch auf die explizite Nennung der weiblichen<br />
Form verzichtet haben. Wenn zum Beispiel von Mitarbeitern<br />
die Rede ist, sind selbstverständlich auch die Mitarbeiterinnen<br />
gemeint.<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 111
112<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.
112<br />
Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.