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2013


Das Bauhaus Luftfahrt beschreitet<br />

„neue Wege“ in der Luftfahrt. Durch<br />

die ganzheitliche Betrachtung der<br />

Zukunftstreiber des Luftverkehrs<br />

und neuartige Herangehensweisen<br />

gelangt das interdisziplinäre Team<br />

zu innovativen Lösungen von morgen<br />

und übermorgen.<br />

Neue Wege durch die Treiber der Luftfahrt<br />

New ways through the drivers of aviation<br />

Neue Wege für innovative Lösungsansätze<br />

New ways for innovative solutions<br />

Neue Wege in Methoden und Prozessen<br />

New ways in methods and processes<br />

Bauhaus Luftfahrt is going new<br />

ways in aviation. Through the holistic<br />

approach in the analysis of future<br />

drivers of air travel as well as novel<br />

methods and processes, the interdisciplinary<br />

team develops innovative<br />

solutions for tomorrow and beyond.


Inhalt<br />

Contents<br />

Die drei Säulen des Bauhaus Luftfahrt<br />

The three focus areas of Bauhaus Luftfahrt<br />

1 Neue Wege durch die Treiber der Luftfahrt<br />

1 New ways through the drivers of aviation ....................... 16<br />

2 Neue Wege für innovative Lösungsansätze<br />

2 New ways for innovative solutions ..................38<br />

3 Neue Wege in Methoden und Prozessen<br />

3 New ways in methods and processes . ... 82<br />

2<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


Willkommen im Bauhaus Luftfahrt<br />

Welcome to Bauhaus Luftfahrt<br />

7 Vorwort des Beiratsvorsitzenden<br />

Foreword of the Chairman of the Board<br />

8 Über das Bauhaus Luftfahrt<br />

About Bauhaus Luftfahrt<br />

11 Vorwort der Vorstände<br />

Foreword of the Directors<br />

14 Neue Wege in der Luftfahrt – drei Forschungsschwerpunkte<br />

New ways in aviation – Three focus areas<br />

19 Impuls: Ökonomie und Verkehr – Mit intelligenter Vernetzung<br />

den Engpässen zukünftiger Mobilität vorbeugen<br />

Impulse: Economics and Transportation – Mitigating future<br />

mobility bottlenecks through intelligent networking<br />

41 Impuls: Visionäre Flugzeugkonzepte – Der ingenieurwissenschaftliche<br />

Entwicklungspfad zu ultra-emissionsarmen und<br />

emissionsfreien Flugzeugen<br />

Impulse: Visionary Aircraft Concepts – The engineering<br />

pathway to ultra-low and zero-emission aircraft<br />

85 Impuls: Innovationspotenziale erkennen – Eine wesentliche<br />

Orientierungskompetenz für die Zukunft<br />

Impulse: Identifying innovation potentials – An essential skill<br />

for navigating the future<br />

94 Munich Aerospace<br />

96 aireg<br />

Zahlen und Fakten<br />

Facts and figures<br />

102 Finanzen<br />

Financial figures<br />

103 Personal<br />

Personnel<br />

104 Wissenschaftliche Veröffentlichungen / Patente<br />

Scientific publications / Patents<br />

109 Medien / Vorträge<br />

Media / Lectures<br />

111 Impressum<br />

Imprint<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 3


Inhalt<br />

Contents<br />

1 Neue Wege durch die Treiber der Luftfahrt<br />

1 New ways through the drivers of aviation<br />

20 Herausforderungen und Entwicklungsperspektiven für<br />

Drehkreuzflughäfen in Europa<br />

Challenges and development perspectives for<br />

European hub airports<br />

22 Anforderungen an Konzepte für personalisierte Mobilität im<br />

Luftverkehr des Jahres 2050<br />

Requirements for concepts of personalised mobility in<br />

air transport of the year 2050<br />

24 Das Luftverkehrssystem in Jahr 2050: Ein reibungsloses<br />

Passagiererlebnis<br />

The air transport system in 2050: Towards a seamless<br />

passenger experience<br />

26 Strahlungsabschirmung im Luftverkehr: Nanomaterialien und<br />

Synergieeffekte für Wasserstoff-Flugzeuge<br />

Radiation shielding in air traffic: Nanomaterials and synergy<br />

effects from cryoplane technology<br />

28 Nachhaltige Leichtbau mate rialien für die Luftfahrt:<br />

Erneuerbare Faserverbund werkstoffe<br />

Sustainable lightweight materials for aviation:<br />

Renewable fibre composites<br />

30 Untersuchung einer Strukturüberwachung für<br />

formadaptive Systeme<br />

Exploration of structural health monitoring for<br />

active compliant systems<br />

32 Quantifizierung des globalen Bioenergiepotenzials:<br />

Jatropha curcas und Plantagenholz<br />

Quantification of the global bioenergy potential:<br />

Jatropha curcas and short-rotation coppices<br />

34 Kerosin aus Algen: Lebens zyklusanalyse und<br />

wirtschaft liche Machbarkeit<br />

Jet fuel from algae: Life cycle analysis and<br />

eco nomic feasibility<br />

36 Perspektiven für eine umfangreiche Versorgung mit<br />

„solaren“ Kraftstoffen<br />

Perspectives for a large-scale supply with “solar” fuels<br />

4<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


2 Neue Wege für innovative Lösungsansätze<br />

2 New ways for innovative solutions<br />

42 Untersuchung von Batterien als Schlüsseltechnologien<br />

des elektrischen Fliegens<br />

Assessment of batteries as key technologies for<br />

electric flight<br />

46 Charakterisierung hybrider Systemarchitekturen für<br />

elektrische Flugzeuge<br />

Characterisation of hybrid systems architectures for<br />

electric aircraft<br />

50 Vorkonzeptionelle Leistungsbetrachtungen elektrisch<br />

versorgter Flugantriebe<br />

Pre-concept performance investigation of electrically<br />

powered aero propulsion<br />

54 Abschätzung der Betriebskosten von elektrisch<br />

angetriebenen Verkehrsflugzeugen<br />

Operating cost estimation for electrically powered<br />

transport aircraft<br />

58 Einfluss von elektrisch an getriebenen Flugzeugen auf den<br />

Batterie- und Energie bedarf für Deutschland<br />

Impact of electrically powered transport aircraft on energy<br />

and battery demand for Germany<br />

62 Flightpath 2050: Beiträge von Technologien für die<br />

Flugzeugkabine und den Betrieb am Boden<br />

Flightpath 2050: Contributions of cabin-related and ground<br />

operation technologies<br />

66 Parametrische Entwurfsstudien für Flugzeugkonzepte mit<br />

„Propulsive Fuselage“<br />

Parametric design studies for ”propulsive fuselage“<br />

aircraft concepts<br />

70 Langfristige Perspektiven jenseits von Biokraftstoffen<br />

erster und zweiter Generation<br />

Long-term perspectives beyond first- and second-generation<br />

biofuels<br />

74 QuaNaBioL: Untersuchung der Nach haltig keit entlang der<br />

Lieferkette von Biokerosin<br />

QuaNaBioL: Assessment of sustainability along the aviation<br />

biofuel supply chain<br />

78 Fliegende Kommunikationsnetzwerke: Analyse der<br />

Netzabdeckung und zukünftiger Kapazitätsanforderungen<br />

Airborne communication networks: Analysis of network<br />

coverage and future capacity demands<br />

3 Neue Wege in Methoden und Prozessen<br />

3 New ways in methods and processes<br />

86 Szenario-basierte Bewertung der Lebenszykluskosten<br />

zukünftiger Flugzeugkonzepte<br />

Scenario-based life-cycle cost assessment of future<br />

air transport concepts<br />

88 Kombination verschiedener Szenariostudien zu<br />

Meta- Szenarien<br />

Aggregation of numerous scenario studies to form<br />

meta-scenarios<br />

90 Einsatz von semantischen Technologien im Flugzeugentwurf<br />

Application of semantic technologies in aircraft design<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 5


6<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


Vorwort des Beiratsvorsitzenden<br />

Foreword by the Chairman of the Board<br />

Dr. Detlef Müller-Wiesner<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

was führt eine Chemikerin aus Arizona, einen Luftfahrtingenieur<br />

aus China und eine Wirtschaftspolitikerin aus Bayern an einem<br />

einzigen Tag gemeinsam nach München? Die Antwort: Das Bauhaus<br />

Luftfahrt. Alle drei interessierten sich nämlich brennend für<br />

die „Zukunft der Luftfahrt – Perspektiven für 2050“. So lautete Anfang<br />

Juni der offizielle Titel des ersten internationalen Bauhaus<br />

Luftfahrt-Symposiums, zu dem fast 200 Gäste begrüßt werden<br />

konnten.<br />

Die zahlreichen Teilnehmer und ihr überaus positives Echo<br />

verdeutlichen zum einen die Anerkennung, die dem Bauhaus Luftfahrt<br />

mittlerweile auch international zuteil wird. Zum anderen wird<br />

aber auch deutlich, wie gut es seiner Rolle als Brückenbauer und<br />

Moderator zwischen den einzelnen Interessengruppen der Luftfahrt<br />

gerecht wird. Die wissenschaftliche Vernetzung stellt ein wesentliches<br />

Element der Arbeiten des Bauhaus Luftfahrt dar. Nur so<br />

ist es möglich, wesentliche aktuelle Entwicklungen in der Gesellschaft<br />

und der Forschung zu identifizieren und in die Betrachtung<br />

des Luftverkehrs der Zukunft einzubeziehen.<br />

Die große thematische Breite der Forschungsarbeiten überzeugte<br />

nicht nur die Förderer des Bauhaus Luftfahrt, sondern auch<br />

die Teilnehmer des Symposiums. Viele der der dort vom Bauhaus<br />

Luftfahrt präsentierten Themen finden sich natürlich auch in diesem<br />

Jahrbuch wieder, bei dessen Lektüre ich Ihnen viel Freude<br />

wünsche.<br />

Im Namen des Beirats danke ich nicht nur dem gesamten<br />

Team des Bauhaus Luftfahrt und dem bisherigen Vorstand für die<br />

erneut großartigen Leistungen im Jahr 2013. Nochmals begrüße<br />

ich auch ganz herzlich Insa Ottensmann, die als neuer Vorstand<br />

Finanzen und Organisation weitere positive Impulse für die zukünftige<br />

Entwicklung des Bauhaus Luftfahrt geben wird.<br />

Dear Sir or Madam,<br />

What does it take to bring a chemist from Arizona, an aerospace<br />

engineer from China and an economics politician from Bavaria together<br />

on the same day in Munich? The answer is simple: Bauhaus<br />

Luftfahrt. These three exemplary people all were highly interested<br />

in the “Future of Aviation” and its “Perspectives for 2050”. Hence,<br />

these two titles were officially chosen for the first international<br />

symposium hosted by Bauhaus Luftfahrt, which in early June attracted<br />

around 200 guests.<br />

On the one hand, the high number of participants and their<br />

overwhelmingly positive feedback once more highlight the good<br />

reputation that Bauhaus Luftfahrt nowadays enjoys even on an<br />

international level. On the other hand, it becomes apparent to<br />

what extent the organization takes on its role as a “bridge builder”<br />

and mediator between all different stakeholders of aviation. Establishing<br />

and continuously extending a comprehensive scientific network<br />

resembles one of the key elements of work at Bauhaus Luftfahrt.<br />

Only in doing so, it becomes possible to identify fundamental<br />

developments in science and society and include these in considerations<br />

for future air travel.<br />

The broad spectrum of research work convinced not only the<br />

members and supporters of Bauhaus Luftfahrt, but also the participants<br />

of the symposium. A good number of topics presented<br />

therein can also be found in this yearbook from which I wish you<br />

an interesting read.<br />

On behalf of the Advisory Board, I not only would like to<br />

thank the entire team of Bauhaus Luftfahrt for its outstanding<br />

achievements in 2013. I moreover would like to again welcome<br />

Mrs. Insa Ottensmann, who in her new position as Executive Director<br />

Finance and Organisation will provide further positive impulses<br />

for the future development of Bauhaus Luftfahrt.<br />

Ihr / Your<br />

Dr. Detlef Müller-Wiesner<br />

Beiratsvorsitzender / Chairman of the Board<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 7


Über das Bauhaus Luftfahrt<br />

About Bauhaus Luftfahrt<br />

Das Bauhaus Luftfahrt ist eine interdisziplinäre Forschungseinrichtung,<br />

getragen von den vier Luft- und Raumfahrtunternehmen Airbus<br />

Group, Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft (IABG), Liebherr-<br />

Aerospace und MTU Aero Engines sowie einer Förderung durch<br />

das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft und Medien,<br />

Energie und Technologie. Der gemeinnützige Verein ist eine international<br />

ausgerichtete Ideenschmiede, die sich mit ihrem Team aus<br />

rund 50 Mitarbeitern mit der Zukunft der Mobilität im Allgemeinen<br />

und mit der Zukunft des Luftverkehrs im Besonderen befasst. Ziel<br />

der Forschungsarbeit ist es, das komplexe System der Luftfahrt aus<br />

vielerlei Blickwinkeln zu betrachten: Bei allen Projekten werden<br />

technische, wirtschaftliche, gesellschaftliche und ökologische Aspekte<br />

ganzheitlich berücksichtigt.<br />

In Anlehnung an die Tradition des „Bauhaus“, Deutschlands<br />

historischer Hochschule für Gestaltung, versteht sich auch das<br />

Bauhaus Luftfahrt als fachübergreifender „Think Tank“. Im Dessau<br />

der 1920er-Jahre wirkten unter der Leitung von Walter Gropius Architekten,<br />

Maler und Bildhauer eng zusammen. Auf diese Weise<br />

ent stand ein breit gefächertes Kompetenzspektrum. Genau das<br />

realisiert das Bauhaus Luftfahrt für die europäische Luftfahrtbranche,<br />

und zwar nicht nur im interdisziplinären Dialog von Ingenieuren,<br />

Ökonomen, Informatikern, Physikern, Chemikern, Geographen,<br />

Kultur- und Sozialwissenschaftlern, sondern auch in enger Kooperation<br />

mit Industrie, Wissenschaft und Politik.<br />

Das Bauhaus Luftfahrt arbeitet unabhängig und im öffentlichen<br />

Interesse. Innovative Ideen müssen dort nicht per se marktorientiert<br />

reifen. Vielmehr gibt das Bauhaus Luftfahrt Antworten<br />

auf die Frage, welche Alternativen für die Anforderungen der Zukunft<br />

denkbar sind. Dabei bestehen für die Wissenschaftler des<br />

Kre ativzentrums kaum gedankliche Tabus. Allerdings wird streng<br />

darauf ge achtet, dass visionäre Konzepte und Strategien stets<br />

auch anwendungsorientiert und technisch machbar sind. Grundlage<br />

zur Entwicklung tragfähiger Lösungen bilden somit immer die<br />

klassischen Disziplinen der Physik und der Ingenieurwissenschaft.<br />

Bauhaus Luftfahrt is an interdisciplinary research institution funded<br />

by the four aerospace companies Airbus Group, Industrieanlagen-<br />

Betriebsgesellschaft (IABG), Liebherr-Aerospace and MTU Aero<br />

Engines as well as through grants from the Bavarian Ministry for<br />

Economic Affairs, Media, Energy and Technology. The non-profit<br />

association is an internationally oriented think tank. Its team of<br />

around 50 employees deals with the future of mobility in general<br />

and with the future of air travel in particular. The goal of the research<br />

work is to consider the complex system of aviation from<br />

different points of view. In every project, the technical, economic,<br />

social and ecological aspects are considered holistically.<br />

In keeping with the “Bauhaus” tradition, Germany’s once renowned<br />

School of Design, Bauhaus Luftfahrt has set out to be a<br />

multi disciplinary think tank. In Dessau in the 1920s, architects,<br />

painters and sculptors worked closely together under the direction<br />

of Walter Gropius, leading to the emergence of a widely diversified<br />

spectrum of expertise. This is exactly what Bauhaus Luftfahrt is<br />

achieving within the European aviation industry – not only in the<br />

interdiscip linary dialogue between engineers, economists, computer<br />

scientists, physicists, chemists, geographers, cultural experts<br />

and social scientists, but also in close cooperation with industry,<br />

science and politics.<br />

The registered association works independently and in the<br />

interest of the public. Here, innovative ideas do not need to be<br />

developed to commercial maturity. Rather, Bauhaus Luftfahrt provides<br />

answers to the question of which alternatives could conceivably<br />

meet tomorrow’s requirements. Scientists at the creative centre<br />

are virtually unconstrained by notional taboos. However, strict<br />

attention is paid to the fact that visionary concepts and strategies<br />

are also always application-oriented and technically feasible. Thus,<br />

the traditional disciplines of physics and engineering science inevitably<br />

create the foundation for the development of sustainable<br />

solutions.<br />

8<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 9


10<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


Vorwort des Vorstands<br />

Foreword by the Directors<br />

Prof. Dr. Mirko Hornung<br />

Insa Ottensmann<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

starke Netzwerke sind ein wesentliches Element erfolgreicher Wissenschaft.<br />

Im wissenschaftlichen Austausch in akademischen<br />

Netzwerken werden grundlegende Erkenntnisse geteilt, diskutiert<br />

und weiterentwickelt. Im Austausch mit der Industrie können daraus<br />

neue Produktideen und damit Innovationen entstehen. Forschungsnetzwerke<br />

sind daher unerlässliche Elemente in der Weiterentwicklung<br />

der Luftfahrt. Die Vernetzung von Wissenschaftlern<br />

und Vertretern der Luftverkehrsindustrie war somit auch ein Schwerpunkt<br />

des ersten internationalen Symposiums des Bauhaus Luftfahrt.<br />

Mit 200 Vertretern aus acht Nationen wurden Themen von<br />

der Batterietechnik über persönliche Mobilität bis hin zu fliegenden<br />

Netzwerken diskutiert. Einen Teil der vorgestellten Ergebnisse<br />

finden Sie auch in unserem Jahrbuch wieder, mit dem wir Ihnen<br />

viel Freu de beim Durchstöbern und viele spannende Anreg ungen<br />

wünsche.<br />

Auch regional konnten die Kooperationen innerhalb der bayerischen<br />

Luftfahrtlandschaft weiter ausgebaut werden, unter anderem<br />

in Forschungsprojekten innerhalb von Munich Aerospace<br />

und am Ludwig Bölkow Campus in Ottobrunn.<br />

Am Bauhaus Luftfahrt konnten wir zum 1. August Herrn Dr.<br />

Thomas Röhm begrüßen, der neben der Leitung des Fachbereichs<br />

„Ökonomie und Verkehr“ auch die Position eines wissenschaftlichen<br />

Koordinators übernahm. Mit dem Jahreswechsel 2013 / 14<br />

wird das Bauhaus Luftfahrt auch wieder durch die gewohnte Doppelspitze<br />

geführt. Als somit wieder „vollzähliger“ Vorstand freuen<br />

wir uns gemeinsam mit dem gesamten Team des Bauhaus Luftfahrt<br />

auf viele weitere „neue Wege“ in der Luftfahrt.<br />

Dear Sir or Madam,<br />

Strong networks are a key element of successful research. Within<br />

the scientific community, basic findings are shared, discussed and<br />

further developed in academic networks from which, in cooperation<br />

with the industry, new product ideas and therefore innovations<br />

may develop. Research networks are therefore indispensable<br />

elements for the future development of aviation. Thus, the networking<br />

of researchers and representatives from the aviation industry<br />

has also been a focus of the first international symposium of<br />

Bauhaus Luftfahrt. Together with 200 representatives from eight<br />

nations, numerous topics from battery technology and personal<br />

mobility up to flying communication networks have been actively<br />

discussed. A selection of the presented results can also be found<br />

in our yearbook, which we hope will once more provide for an interesting<br />

read and fascinating inspirations.<br />

On the regional level, the cooperation in the Bavarian aviation<br />

network could be further extended, among others within research<br />

projects of Munich Aerospace and on the Ludwig Bölkow<br />

Campus in Ottobrunn.<br />

On 1 August 2013 we welcomed Dr Thomas Röhm, who has<br />

not only taken over the lead of our “Economics and Transportation”<br />

team but will also act as general research coordinator within Bauhaus<br />

Luftfahrt. With the turn of the year 2013 / 14 our organisation<br />

successfully reconstituted its former leadership structure with two<br />

executive directors. Together with our team we are looking forward<br />

to many more “new ways” for aviation.<br />

Ihr / Your<br />

Prof. Dr. Mirko Hornung<br />

Vorstand Wissenschaft und Technik /<br />

Executive Director Research and Technology<br />

Ihre / Your<br />

Insa Ottensmann<br />

Vorstand Finanzen und Organisation /<br />

Executive Director Finance and Organisation<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 11


12<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 13


Neue Wege in der<br />

Luftfahrt – drei<br />

Forschungsschwerpunkte<br />

New ways in aviation –<br />

Three focus areas<br />

1 Treiber der Luftfahrt<br />

1 Drivers of aviation<br />

Die Arbeiten am Bauhaus Luftfahrt<br />

orientieren sich an den drei<br />

wesentlichen Forschungsschwerpunkten:<br />

Treiber der Luftfahrt,<br />

innovative Lösungsansätze sowie<br />

neue Methoden und Prozesse.<br />

The research at Bauhaus Luftfahrt<br />

is oriented along three main focus<br />

areas: drivers of aviation, innovative<br />

solutions, and new methods and<br />

processes.<br />

Unter den Treibern der Luftfahrt werden äußere Einflüsse wie die<br />

sozialen und ökonomischen Randbedingungen des Luftverkehrs<br />

verstanden, aber auch singuläre Technologien, die das Potenzial<br />

eines radikalen Entwicklungsschritts in der Luftfahrt versprechen.<br />

Dies sind zum Beispiel alternative Kraftstoffe, aber auch technologische<br />

Fortschritte bei elektrischen Speichern.<br />

Drivers of aviation represent movements in the external influences,<br />

such as the social and economic developments affecting air transport,<br />

as well as singular technologies indicating the potential for<br />

radical development steps in aviation. For the latter, alternative<br />

fuel solutions as well as technological developments in electrical<br />

storage are only two examples.<br />

14<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


1<br />

Treiber der Luftfahrt<br />

Drivers of aviation<br />

2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

3<br />

Methoden und Prozesse<br />

Methods and processes<br />

2 Innovative Lösungsansätze<br />

2 Innovative solutions<br />

3 Methoden und Prozesse<br />

3 Methods and processes<br />

Die konzeptionelle Umsetzung und die Bewertung solch potenzialträchtiger<br />

Technologien und Ansätze werden vom Bauhaus Luftfahrt<br />

in integrierten Referenzkonzepten, zum Beispiel auf Flugzeugebene<br />

oder in gesamten Lufttransportsystemen, durchgeführt. Ein<br />

Beispiel für diese innovativen Lösungsansätze ist die integrierte<br />

Bewertung neuer Antriebstechnologien in neuen Luftfahrzeugkonfigurationen.<br />

Die Erkenntnisse in diesem Bereich bilden die Basis<br />

für entsprechende Systembewertungen und Handlungsempfehlungen.<br />

The transfer to system concepts and the evaluation of technologies<br />

indicating such potential are carried out by Bauhaus Luftfahrt<br />

through integrated reference concepts, for instance on the aircraft<br />

or air transport system level. One example of such innovative solutions<br />

is the integrated evaluation of novel propulsion concepts in<br />

new aircraft designs. These innovative solutions provide the basis<br />

for system performance evaluations and recommendations for<br />

further actions.<br />

Alternative Herangehensweisen an Fragestellungen der zukünftigen<br />

Luftfahrt stehen im Fokus des Schwerpunktes „Neue Methoden<br />

und Prozesse“. Neben neuartigen Ansätzen im Bereich des<br />

Wissensmanagements stehen hier auch alternative Softwarekonzepte,<br />

beispielsweise die Erstellung von Entwicklungswerkzeugen<br />

auf Open-Source-Plattformen, im Mittelpunkt. Da neue technische<br />

Konzepte neben fortschrittlichen Technologien zum Teil auch andere<br />

Vorgehens- und Denkweisen in der Umsetzung erfordern, erprobt<br />

das Bauhaus Luftfahrt zudem alternative Aufstellungen<br />

seiner Teams, beispielsweise im Bereich der visionären Flugzeugkonzepte.<br />

Novel approaches to the questions of future aviation are assessed<br />

in the focus area “methods and processes”. Alongside new developments<br />

in knowledge management, alternative software concepts<br />

such as the implementation of new development tools<br />

through the application of an open-source platform are also investigated.<br />

As new technical concepts often also require, besides new<br />

technologies, different methods of implementation, Bauhaus Luftfahrt<br />

further develops novel team setups, for example in the visionary<br />

aircraft concepts division.<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 15


1<br />

Treiber der Luftfahrt<br />

Drivers of aviation<br />

Neue Wege durch die Treiber der Luftfahrt<br />

New ways through the drivers of aviation<br />

16<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


1<br />

Treiber der Luftfahrt<br />

Drivers of aviation<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 17


1<br />

Treiber der Luftfahrt<br />

Drivers of aviation<br />

18<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


Ökonomie und Verkehr: Mit intelligenter Vernetzung<br />

den Engpässen zukünftiger Mobilität vorbeugen<br />

Economics and Transportation: Mitigating future<br />

mobility bottlenecks through intelligent networking<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

Mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum zwischen<br />

vier und fünf Prozent bis 2032 wird der globale Luftverkehr<br />

aktuellen Prognosen zufolge auch in Zukunft schneller als<br />

das weltweite Bruttoinlandsprodukt wachsen. Asien spielt<br />

dabei zwar eine immer größere Rolle, jedoch wird auch für<br />

Europa mit einer weiteren Zunahme gerechnet (zwischen drei<br />

und vier Prozent jährlich). Dies stellt vor allem die Infrastruktur<br />

vor größere Herausforderungen. So sind in Europa bereits<br />

heute viele Drehkreuzflughäfen chronisch überlastet, was zu<br />

erheblichen Verzögerungen führt.<br />

Ein wichtiger Schlüssel liegt in der besseren Nutzung der<br />

vorhandenen Infrastruktur, zum Beispiel durch die Verkürzung<br />

der Standzeiten durch bessere Abstimmung von luft- und landseitigen<br />

Abfertigungsprozessen. Passagierströme könnten mit<br />

Hilfe mobiler Kommunikationstechnik und direktem Datenaustausch<br />

zwischen Flughafen und Fluglinie wesentlich zuverlässiger<br />

als bisher geleitet werden. Allerdings stehen solche neuen<br />

Konzepte oft im Konflikt zu bestehenden Geschäftsmodellen<br />

und Interessen. Es ist deshalb erforderlich, die bisherige strategische<br />

Positionierung zu überdenken und zum Beispiel durch<br />

eine verstärkte Kooperation zwischen Flughafen und Fluglinie<br />

weiterzuentwickeln.<br />

Die stärkere Integration in das Verkehrssystem birgt ebenfalls<br />

großes Potenzial. Durch die gezielte Verlagerung auf Schiene<br />

und Bus können Kapazitätsengpässe gemildert werden. Um<br />

konkrete Ansatzpunkte identifizieren zu können, ist es erforderlich,<br />

verschiedene Szenarien durchzuspielen.<br />

Ich lade Sie herzlich dazu ein, mit uns gemeinsam an konkreten<br />

Lösungen für zukünftige Mobilitätsanforderungen zu<br />

arbeiten.<br />

Dear Sir or Madam,<br />

Global air travel is expected to grow at between four and five<br />

percent annually until 2032 according to current forecasts<br />

and hence faster than worldwide gross domestic product.<br />

Asia will have growing importance, however European air<br />

travel is expected to grow further as well (at between three<br />

and four percent every year). This will put further pressure<br />

especially on the infrastructure, as already today many European<br />

hub airports are chronically overloaded, leading to considerable<br />

delays.<br />

A key factor is to make better use of the existing infrastructure,<br />

for example by reducing ground handling time<br />

through a better coordination of airside and landside processes.<br />

Also, passenger flows could be managed more efficiently<br />

using mobile communication technology and direct data exchange<br />

between airports and airlines. Often such new concepts<br />

are in conflict with existing business models and interests.<br />

It is hence necessary to rethink the current strategic<br />

positioning and develop new strategies to enhance the cooperation<br />

between airport and airline.<br />

Deeper integration into the traffic system also has great<br />

potential. Capacity constraints can be relaxed by selectively<br />

shifting air traffic to the rail and /or bus system. Testing different<br />

scenarios is an established method to identify concrete<br />

levers.<br />

It is my pleasure to invite you to work together with us<br />

on concrete solutions for future mobility needs.<br />

Ihr / Your<br />

Dr. Thomas Röhm<br />

Leiter Ökonomie und Verkehr /<br />

Head of Economics and Transportation<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 19


1<br />

Treiber der Luftfahrt<br />

Drivers of aviation<br />

Herausforderungen und<br />

Entwicklungsperspektiven für<br />

Drehkreuzflughäfen in Europa<br />

Challenges and development<br />

perspectives for European hub<br />

airports<br />

Europäische Drehkreuzflughäfen sehen sich einem zunehmenden<br />

globalen Verkehrsvolumen und somit einer erhöhten Nachfrage bei<br />

gleichzeitigen Kapazitätsengpässen gegenübergestellt. Dies führt<br />

immer häufiger zu Flugverspätungen und langen Wartezeiten bei<br />

der Abfertigung. Zugleich stehen Flughäfen stärker im Wettbewerb<br />

zueinander, da Passagiere eine größere Auswahl an Airlines und<br />

Flugverbindungen haben. Letzteres ist unter anderem auf schnell<br />

wachsende Flughäfen im Nahen Osten zurückzuführen sowie auf<br />

die Strategie der Fluggesellschaften, mehrere Knotenpunkte zu etablieren.<br />

Analysen am Bauhaus Luftfahrt identifizierten mögliche Strategien<br />

zur Begegnung dieser Herausforderungen durch eine stärkere<br />

Zusammenarbeit von Flughäfen und Netzwerk­Airlines. Erste<br />

Ergebnisse zeigen, dass eine engere Kooperation durchaus zur<br />

Optimierung der luft­ und landseitigen Prozesse von Airlines führen<br />

kann. Da Zeitersparnis ein wichtiges Entscheidungskriterium für<br />

Passagiere ist, könnten zum Beispiel kürzere Umsteigezeiten die Wettbewerbsposition<br />

beider Partner stärken und die Nachfrage erhöhen.<br />

Flughäfen könnten zudem Synergieeffekte durch die Bildung<br />

von Allianzen kreieren: Amsterdam Schiphol und Paris Charles de<br />

Gaulle zum Beispiel sind bereits eine Kooperation eingegangen, um<br />

zusätzliche Einnahmen und Kosteneinsparungen zu generieren. Zusätzlich<br />

soll diese Zusammenarbeit das Netzwerk der Skyteam­Allianz<br />

um Air France­KLM stärken. Weitere Forschung am Bauhaus<br />

Luftfahrt wird sich mit den Auswirkungen des Wettbewerbs auf<br />

die Preissetzung am Flughafen oder die zukünftige Netzwerkkonfiguration<br />

von Airlines befassen.<br />

European hub airports face continuously growing global traffic volumes<br />

and at the same time capacity shortages, congestion and<br />

delays. Competition for these airports has also become stronger as<br />

passengers can choose from an increasing number of airlines, connections<br />

and frequencies. Major airlines have adopted multi­hub<br />

strategies to become less dependent on a single hub. New hubs<br />

have been growing over the last years, especially in the Middle<br />

East, taking an increasing share of global traffic flows.<br />

Research at Bauhaus Luftfahrt identified possible strategies<br />

to meet these challenges taking into account the strong linkage<br />

between hub airports and network carriers. First results show that<br />

more intensive cooperation can help them to make airline hub processes<br />

such as the minimum connecting time faster and more efficient.<br />

As passengers are eager to save time, shorter connecting<br />

times can be a real competitive advantage and create additional<br />

demand for the services of both the airport and the airline. Hub<br />

airports can also strengthen their competitive position by cooperating<br />

directly with each other: for example, Amsterdam Schiphol<br />

and Paris Charles de Gaulle have recently formed an alliance to ge n­<br />

erate cost and revenue synergies as well as to better support the<br />

Skyteam airline alliance network of Air France­KLM. Further research<br />

at Bauhaus Luftfahrt will evaluate the effects of increasing<br />

airport competition on airport pricing strategies or airline network<br />

configurations.<br />

20<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


1<br />

Treiber der Luftfahrt<br />

Drivers of aviation<br />

Passengers<br />

2012<br />

(millions)<br />

Airport<br />

Growth (2012–2020)<br />

Hub Carrier<br />

(Alliance)<br />

81<br />

LHR<br />

16%<br />

British Airways<br />

(oneworld)<br />

45<br />

70<br />

70<br />

80<br />

61<br />

MAD<br />

56%<br />

Iberia<br />

(oneworld)<br />

67<br />

CDG<br />

31%<br />

Air France<br />

(SkyTeam)<br />

AMS<br />

31%<br />

KLM<br />

(SkyTeam)<br />

51 57<br />

22<br />

38<br />

30<br />

FRA<br />

58 %<br />

Lufthansa<br />

(Star Alliance)<br />

MUC<br />

47 %<br />

Lufthansa<br />

(Star Alliance)<br />

ZRH<br />

36%<br />

Swiss<br />

(Star Alliance)<br />

37<br />

90<br />

56<br />

56<br />

FCO<br />

56%<br />

Alitalia<br />

(SkyTeam)<br />

150<br />

35<br />

New Istanbul Airport<br />

projected 2020–2025<br />

Turkish Airlines<br />

(Star Alliance)<br />

48<br />

Estimated passengers<br />

for future airport<br />

projects in millions<br />

IST<br />

37%<br />

Turkish Airlines<br />

(Star Alliance)<br />

Expected<br />

passengers 2020<br />

in millions<br />

Dubai Al Maktoum<br />

International Airport<br />

projected 2020<br />

Emirates<br />

160<br />

90<br />

DXB<br />

58 %<br />

Emirates<br />

50<br />

DOH<br />

138 %<br />

Qatar Airways<br />

(oneworld)<br />

21<br />

32<br />

14<br />

57<br />

AUH<br />

129 %<br />

Etihad Airways<br />

Vergleich der Passagierzahlen und Wachstumsraten<br />

großer Verkehrsflughäfen in Europa und<br />

im Nahen Osten einschließlich ausgewählter<br />

Projekte für zukünftige Airports: Das Bauhaus<br />

Luftfahrt untersuchte das Ausmaß des Wettbewerbs<br />

zwischen Drehkreuzflughäfen und konnte potenzielle<br />

Strategien aufzeigen, mit denen möglichen Herausforderungen<br />

begegnet werden kann. Dazu zählt beispielsweise<br />

eine stärkere Zusammenarbeit zwischen<br />

Flughäfen und den an ihnen beheimateten Netzwerk­<br />

Airlines oder Allianzen.<br />

Comparison of passenger volumes and growth<br />

rates at major European and Middle Eastern hub<br />

airports including selected future airport projects:<br />

Research at Bauhaus Luftfahrt evaluated the extent<br />

of competition between hub airports and outlined<br />

possible strategies to meet arising challenges, such<br />

as a stronger cooperation between airports and their<br />

resident network carriers or airline alliances.<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 21


1<br />

Treiber der Luftfahrt<br />

Drivers of aviation<br />

Anforderungen an Konzepte<br />

für personalisierte Mobilität im<br />

Luftverkehr des Jahres 2050<br />

Requirements for concepts<br />

of personalised mobility in air<br />

transport of the year 2050<br />

Gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Luftfahrtsysteme der Technischen<br />

Universität München und Airbus hat das Bauhaus Luftfahrt<br />

im Jahr 2013 eine Szenariostudie zum Thema „Personalisierter<br />

Luftverkehr“ durchgeführt. Unter Anleitung erfahrener Experten<br />

bün delten die teilnehmenden Studenten verschiedene Ausprägungen<br />

politischer, technologischer, gesellschaftlicher und ökologischer<br />

Faktoren in drei unterschiedlichen Szenarien. Daraus entwickelten<br />

sie Anforderungen an zukünftige Mobilitätskonzepte für<br />

einen komfortableren Transport.<br />

In einem der Szenarien wird der Verkehr stärker durch den<br />

Staat reguliert. Die öffentliche Infrastruktur entwickelt sich über<br />

Stadtgrenzen hinaus zu einem eng verknüpften, standardisierten<br />

Verkehrsnetz. Die Bevölkerung akzeptiert dies, da neue automatisierte<br />

technische Systeme effiziente Verkehrsflüsse ermöglichen.<br />

Ausgehend von diesen Rahmenbedingungen entwickelten die Studenten<br />

ein neues Mobilitätskonzept auf Basis eines neuartigen<br />

Kabinenmodules. Dies könnte über standardisierte Schnittstellen<br />

in sämtliche Verkehrsmittel implementiert werden. Die Passagiere<br />

sparen sich das Umsteigen, kommen schneller am Reiseziel an und<br />

können die Reisezeit freier nutzen. Durch eine arbeitsplatz ähnliche<br />

und besonders komfortable Ausstattung der Kabine kann das Angebot<br />

an die persönlichen Bedürfnisse verschiedener Zielgruppen<br />

angepasst werden. Auf dieser Grundlage sollen zukünf tige Mo bi ­<br />

li tätslösungen weiter konkretisiert und detailliert ausgearbeitet<br />

werden.<br />

Together with the Institute of Aircraft Design at Technische Universität<br />

München and Airbus, Bauhaus Luftfahrt carried out a<br />

scenario study on the topic “personalised mobility” in 2013. Under<br />

guidance from experts, participating students bundled different<br />

characteristics of political, technological, social and environmen tal<br />

factors into three different scenarios. This allowed them to derive<br />

important requirements for future mobility concepts and develop<br />

solutions for comfortable transportation.<br />

One of the scenarios is characterised by increasing polit i cal<br />

regulation. The public infrastructure extends well beyond existing<br />

city boundaries and emerges to a closely connected, standardised<br />

transport network. The new system is accepted by the public as<br />

automated, technical systems enable efficient traffic flows. Based<br />

on this framework the students developed a new mobility concept<br />

envisioning innovative cabin modules. Through standardised interfaces,<br />

this could be implemented into various means of transport.<br />

Passengers economise transfer processes, reach their destination<br />

in a shorter period of time and are able to utilise the entire travel<br />

time more freely. A particularly convenient cabin configuration that<br />

resembles a work place enables a transport service supply according<br />

to the personal needs of diverse target groups. On this basis,<br />

new solutions for mobility shall be substantiated and further developed.<br />

Mögliche Mobilitätskonzepte, die von den Studenten aus den verschiedenen<br />

Anforderungen der drei Szenarien zu personalisierter Mobilität entwickelt<br />

wurden: Mit solchen Konzepten könnte der Transport für die gesamte Bevölkerung<br />

effizienter abgewickelt werden. Außerdem würden die individuellen Bedürfnisse<br />

der Passagiere stärker berücksichtigt.<br />

Possible mobility concepts that have been developed of the students in regard<br />

to the different requirements of the three scenarios to personalised<br />

mobility: Using such concepts, transportation could increase its efficiency for the<br />

entire population. Moreover, individual needs of the passengers could be incorporated<br />

and better fulfilled.<br />

22<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


1<br />

Treiber der Luftfahrt<br />

Drivers of aviation<br />

Ground vehicle<br />

Ground vehicle<br />

Coupled ground vehicles<br />

Ground vehicle<br />

Large cabin (public terminals)<br />

Small cabin (public terminals)<br />

Mid-sized cabin (public terminals)<br />

Wealthy individuals<br />

with their own cabin<br />

Category “Fly now or fly always” “The moving seat” “Individual travel cabin”<br />

Device<br />

Operation<br />

Customer<br />

group<br />

> Small autonomous vertical take-off aircraft<br />

> Capacity of three passengers<br />

> Flight as well as in-flight docking procedures<br />

between vehicle and carrier fully automated<br />

> Long-haul journeys performed by almost<br />

endless flying carrier vehicles<br />

> Premium customers: vehicle is own property,<br />

additional features<br />

> Low-budget customers: standardised vehicle<br />

rented at short notice<br />

> Customisable, individual moving seat<br />

> Capacity of one passenger<br />

> Worldwide standardised magnetic levitation<br />

rail system ensuring automated seat shifting<br />

within and between transport modes<br />

> Automated, nearly endlessly flying long-haul<br />

air vehicles, optimised for long distances<br />

> High degree of customisation flexibility for<br />

fulfilment of diverse customer groups’ needs<br />

> Flight check-in performable on seat, additional<br />

flight requests bookable (such as<br />

inflight entertainment or meals)<br />

> Standardised travel cabin with customisable<br />

interior<br />

> Capacity of one up to 60 passengers<br />

> Frame system supersedes former transfer<br />

processes between modes and passenger<br />

spends entire journey in cabin<br />

> Modularity of cabin enables interconnection<br />

of all transport modes into one global<br />

network<br />

> Age-appropriate manageability of transportation<br />

solution<br />

> Travel distance and preferred travel time<br />

dictate choice of transportation mode<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 23


1<br />

Treiber der Luftfahrt<br />

Drivers of aviation<br />

Das Luftverkehrssystem im<br />

Jahr 2050: Ein reibungsloses<br />

Passagiererlebnis<br />

The air transport system<br />

in 2050: Towards a seamless<br />

passenger experience<br />

Die steigende Passagiernachfrage, eine zunehmende Urbanisierung<br />

und breit gefächerte Passagierbedürfnisse erhöhen bereits<br />

heute den Druck auf die Transportsysteme. Da deren Kapazität und<br />

Infrastruktur jedoch nicht einfach erweitert werden können, analysierte<br />

das Bauhaus Luftfahrt im Jahr 2013, wie bestehende Strukturen<br />

effizienter genutzt werden können, um eine problemlose und<br />

komfortable Reise für die Passagiere zu ermöglichen.<br />

Diese sehen sich Unterbrechungen und Verspätungen besonders<br />

häufig ausgesetzt, wenn sie zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln<br />

wechseln müssen. Um Passagieren stattdessen ein durchgängig<br />

angenehmes Reiseerlebnis zu bieten, untersuchte das Bauhaus<br />

Luftfahrt gezielt Schnittstellen und mögliche Kooperationen<br />

zwischen verschiedenen Verkehrsträgern und analysierte die Auswirkungen<br />

auf heutige Geschäftsmodelle. Erste Erkenntnisse deuten<br />

bereits an, dass sich Effizienzgewinne für Reisende und andere<br />

Interessengruppen im Transportsystem durchaus realisieren ließen,<br />

indem modulare Transportprozesse angepasst und relevante Daten,<br />

beispielsweise zu Passagierströmen und ­ präferenzen, über die gesamte<br />

Transportkette hinweg verfügbar gemacht werden. Die involvierten<br />

Parteien würden sich somit die Verantwortung für den<br />

Transportprozess teilen und Passagiere hätten einen einzigen Bezugspunkt<br />

über die ganze Reise hinweg. Da dieser Ansatz aber auch<br />

bestehende Geschäftsmodelle der verschiedenen Anbieter obsolet<br />

machen kann, will das Bauhaus Luftfahrt zukünftig weitere Studien<br />

durchführen, um Anreize für eine proaktive Beteiligung der Verkehrsdienstleister<br />

zu identifizieren und somit zu einem nahtlosen<br />

zukünftigen Transportsystem beizutragen.<br />

Growing demand, continued urbanisation and diversified personal<br />

needs already put additional strain on existing transportation systems.<br />

As capacity and infrastructure cannot easily be expanded,<br />

Bauhaus Luftfahrt in 2013 investigated possibilities for efficiency<br />

improvements in existing systems in order to enable a hassle­free<br />

and comfortable journey for travellers.<br />

Such travellers often face disruptions and delays particularly<br />

when changing between different modes of transport. In order to<br />

provide passengers with a seamless and enjoyable travel experience<br />

instead, Bauhaus Luftfahrt analysed areas for possible cooperation<br />

between different modes and identified the effects on today’s<br />

business models. First results indicated that efficiency gains<br />

could be achieved not only for the passenger but also for stakeholders<br />

across the transport system if the modular transport process<br />

was aligned and relevant data, for example on passenger<br />

flows and preferences, shared across stakeholders. The latter<br />

there fore would have to share responsibilities to a larger degree in<br />

order to provide a single point of contact for passengers throughout<br />

their entire journey. As such changes would also have the potential<br />

to undermine current business models, Bauhaus Luftfahrt<br />

plans to conduct additional studies in order to identify incentives<br />

for the proactive engagement of stakeholders to create a truly interconnected<br />

future transport system.<br />

24<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


1<br />

Treiber der Luftfahrt<br />

Drivers of aviation<br />

–<br />

Uncoordinated responsibilities<br />

Possible connection problems<br />

Stressed passenger<br />

Ground transportation<br />

Stay at airport<br />

Flight<br />

Stay at<br />

airport<br />

Ground transportation<br />

+<br />

Responsibility of a single entity<br />

Guarantee to reach the destination<br />

Relaxed passenger<br />

Beispielhafte Darstellungen eines Reisevorgangs mit mehreren Verkehrsträgern:<br />

Die obere Grafik stellt den heutigen Status quo dar, bei dem der Passagier<br />

sämtliche von ihm genutzten Reisemittel unabhängig voneinander bucht, was ihn<br />

unkoordinierten Verantwortlichkeiten und möglichen Anschlussproblemen aussetzt.<br />

Die untere Grafik zeigt eine stärkere Vernetzung der Verkehrsträger, wie sie vom Bauhaus<br />

Luftfahrt untersucht wurde. Hier liegt die Verantwortung des gesamten Reiseverlaufs<br />

bei einer einzelnen übergeordneten Instanz, die den Reisenden auch im<br />

Falle von verpassten Anschlüssen an sein Ziel befördern muss.<br />

Exemplary depiction of a one­stop journey with several different modes of<br />

transport: The image on top depicts today’s status quo in which all means of transportation<br />

have to be booked separately, leaving the passenger with uncoordinated<br />

responsibilities and possible connection problems. The image at the bottom sketches<br />

a stronger cooperation between different transport modes as analysed by Bauhaus<br />

Luftfahrt. Therein, a single entity bears all responsibility for the entire jour ney<br />

and hence has to guarantee that the passenger reaches his destination even when<br />

a connection is missed.<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 25


1<br />

Treiber der Luftfahrt<br />

Drivers of aviation<br />

Strahlungsabschirmung im<br />

Luftverkehr: Nanomaterialien<br />

und Synergieeffekte für<br />

Wasserstoff-Flugzeuge<br />

Radiation shielding in<br />

air traffic: Nanomaterials<br />

and synergy effects from<br />

cryoplane technology<br />

Seit 2011 stellt das Bauhaus Luftfahrt gegenwärtige Trends im<br />

Flugverkehr, wie die zunehmende Nutzung von Polarrouten und<br />

größere Flughöhen, der damit einhergehenden kosmischen Strahlenbelastung<br />

gegenüber und forscht an Möglichkeiten zur Abschirmung<br />

von Flugpersonal, Passagieren und Bordelektronik. Im Jahr<br />

2013 befassten sich die Wissenschaftler speziell mit der Entwicklung<br />

von Strahlenschutzkonzepten gegen kosmische Neutronen,<br />

von denen die größte Gesundheitsbedrohung und Anfälligkeit für<br />

Avionikausfälle ausgeht.<br />

Zur Abschirmung gegen Neutronen kommen leichte Verbundwerkstoffe<br />

auf Polymer-Basis in Frage, die Teilcheneinschlüsse mit<br />

absorbierenden Eigenschaften aufweisen, üblicherweise mit Größen<br />

im Mikrometer-Bereich. Das Bauhaus Luftfahrt hat jedoch gezeigt,<br />

dass, in Relation zur Materialdichte, eine optimale Abschirmung<br />

erst dann auftritt, sobald die Größe dieser Einschlüsse in den<br />

Nanometerbereich fällt. Solche Nanoverbundwerkstoffe könnten<br />

zum Beispiel als millimeterdicke Schichten oder Schäume auf die<br />

Kabinendecke aufgetragen werden.<br />

Darüber hinaus konnte das Bauhaus Luftfahrt zeigen, dass<br />

flüs siger Wasserstoff als alternativer Langzeitkraftstoff den weiteren<br />

Vorteil aufweist, durch seine Tieftemperaturtanks hindurchtretende<br />

hochenergetische Neutronen stark abzubremsen, bevor sie ins Kabineninnere<br />

gelangen. Die daraus resultierende Reduktion ihrer gesundheitsschädlichen<br />

Wirkung, optimierbar durch den zusätzlichen<br />

Einsatz von Nanomaterialien, ergäbe ein signifikantes Potenzial für<br />

gleichzeitig strahlungsarmes und nachhaltiges Fliegen.<br />

Since 2011, Bauhaus Luftfahrt confronts ongoing trends in air traffic,<br />

such as growing polar route frequencies and flight altitudes<br />

with risks arising from cosmic radiation, and searches for radiation<br />

shielding solutions for air crew, passengers and avionics. In 2013,<br />

the focus was placed on the development of radiation protection<br />

concepts against cosmic neutrons, from which the dominant hazard<br />

to humans and risk of avionic failures arises.<br />

Candidate materials for lightweight neutron protection include<br />

composite materials with a polymeric phase featuring neutron-absorbing<br />

particle inclusions, traditionally of micrometre size.<br />

Bauhaus Luftfahrt has, however, shown that optimised shielding at<br />

minimal weight penalty emerges as soon as the size of the inclusions<br />

reduces to the nanometre range. Such nanocomposites could<br />

be applied as millimetre-thin films, foams or pastes to the ceiling of<br />

an aircraft’s cabin interior.<br />

Moreover, Bauhaus Luftfahrt could demonstrate that liquid<br />

hydrogen as a long-term fuel alternative exhibits the co-benefit of<br />

effectively slowing down highly energetic neutrons when they pass<br />

through the cryogenic fuel tanks before entering the cabin interior.<br />

The associated reduction of their harmful effect, optimised by the<br />

combined use of nanomaterials, would result in a significant potential<br />

for sustainable air traffic growth at low radiation levels.<br />

26<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


1<br />

Treiber der Luftfahrt<br />

Drivers of aviation<br />

X cm2<br />

g<br />

Mass attenuation coefficient<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Der Massenabschwächungskoeffizient X eines<br />

Materials als Metrik für das Abschirmvermögen<br />

in Relation zum Gewicht: Anhand von<br />

drei Polymerverbundwerkstoffen wird dargestellt,<br />

dass ihre Fähigkeit, Neutronen abzuschwächen,<br />

auf ein konstantes Maximum hinausläuft, sobald<br />

die Größe ihrer absorbierenden Teilcheneinschlüsse<br />

in den Nanometer-Bereich (nm) fällt<br />

(Einschlussradius R < 10 3 nm). Außerdem steigt<br />

die Abschwächungsfähigkeit mit der Konzentration<br />

der Einschlüsse, in diesem Fall aus Bornitrid-<br />

Teilchen (BN). Die rote Linie entspricht einer<br />

dreiprozentigen und die orangefarbene Linie einer<br />

fünfprozentigen BN-Konzentration. Die blaue<br />

Linie zeigt eine fünfprozentige BN-Konzentration,<br />

in der die Einschlüsse mit einem bestimmten<br />

Bor-Isotop angereichert wurden.<br />

10 0<br />

10 1 10 2 10 3 10 4 10 5 10 6<br />

Radius of absorbing particle inclusions R [nm]<br />

The mass attenuation coefficient X of a material<br />

as metric for the shielding efficiency in<br />

relation to weight: For three polymer composites<br />

the mass attenuation coefficient reaches a<br />

constant maximum as soon as the radius of the<br />

neutron-absorbing particle inclusions enters the<br />

nanometre (nm) range (radius R


1<br />

Treiber der Luftfahrt<br />

Drivers of aviation<br />

Nachhaltige Leichtbaumate<br />

rialien für die Luftfahrt:<br />

Erneuerbare Faserverbundwerkstoffe<br />

Sustainable lightweight<br />

materials for aviation:<br />

Renewable fibre composites<br />

Leichtbau ist eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg eines<br />

Flugzeugkonzeptes, da ein geringes Gewicht den Kraftstoffverbrauch<br />

reduziert und sich somit positiv auf die Betriebskosten<br />

auswirkt. Um den steigenden Bedarf an Leichtbaumaterialien aus<br />

Faserverbundwerkstoffen zu decken, werden große Mengen von<br />

Aus gangschemikalien wie Acrylnitril und Epoxid­Harzen benötigt,<br />

die derzeit noch überwiegend aus fossilen Rohstoffen gewonnen<br />

werden.<br />

Auf der Suche nach einer nachhaltigen Alternative hat das<br />

Bauhaus Luftfahrt im Jahr 2013 unter anderem Naturfasern sowie<br />

Lignin­ und Zellulose­basierte Karbonfasern untersucht, wie sie im<br />

Automobilbau diskutiert werden. Die Bewertung dieser Werkstoffe<br />

hat jedoch gezeigt, dass ihre Anwendung in lasttragenden Strukturkomponenten<br />

aufgrund mangelnder Zuverlässigkeit und geringer<br />

mechanischer Belastbarkeit kaum in Frage kommt.<br />

Um erneuerbare Faserverbundwerkstoffe mit uneingeschränkter<br />

Tauglichkeit für die Luftfahrt identifizieren zu können,<br />

hat das Bauhaus Luftfahrt die sogenannte „loom­in“­Fähigkeit als<br />

neues Kriterium erkannt und definiert. Analog zu „drop­in“ ­fähigen<br />

Kraftstoffen haben „loom­in“­fähige Fasern die gleichen Ei genschaften<br />

wie ihre konventionell hergestellten Alternativen und<br />

könnten somit identisch eingesetzt oder weiterverarbeitet werden.<br />

Als ein erstes Beispiel dafür hat das Bauhaus Luftfahrt bereits Karbonfasern<br />

aus nachhaltig hergestelltem Acrylnitril identifizieren<br />

können. Weitere neuartige Produktionspfade sollen folgen, um<br />

auch ihre Produkte hinsichtlich der Eignung für die Luftfahrt zu<br />

bewerten.<br />

Lightweight design is an essential requirement for the success of<br />

an aircraft concept, as a lower weight reduces fuel burn and leads<br />

to an improved operating cost base. To cope with the increasing<br />

demand for lightweight fibre composite materials, large amounts<br />

of required precursor chemicals like acrylonitrile and epoxy­resin<br />

are required. Today, these are predominantly extracted from fossil<br />

feedstock.<br />

Looking for a renewable solution, Bauhaus Luftfahrt in 2013<br />

conducted research on natural fibres as well as lignin­ and cellulose­based<br />

carbon fibres, which are already discussed for automotive<br />

applications. However, an assessment of these materials<br />

showed that an application in load­bearing components barely<br />

comes into consideration due to their lack of reliability and their<br />

low mechanical resilience.<br />

To identify renewable fibre composites with uncompromised<br />

suitability for aeronautic applications, Bauhaus Luftfahrt has identified<br />

and defined the so­called “loom­in”capability as a new attribute.<br />

In analogy to the “drop­in” capability of alternative fuels,<br />

“loom­in”­capable fibres have similar properties as their fossil predecessors<br />

and could therefore be used or processed in an identical<br />

way. As a first example of such a “loom­in” solution, the researchers<br />

have identified a carbon fibre produced from sustainable acrylonitrile.<br />

In order to assess even more alternative fibre composites in<br />

regard to their suitability for aviation, Bauhaus Luftfahrt will conduct<br />

analyses on further renewable production pathways in the<br />

future.<br />

28<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


1<br />

Treiber der Luftfahrt<br />

Drivers of aviation<br />

Biomass<br />

CO 2<br />

H 2<br />

O<br />

Biomass<br />

Glycerine<br />

Photosynthesis<br />

Biomass Syngas Propene Acrylonitrile Polyacrylonitrile Carbon fibres<br />

CO 2<br />

H 2<br />

O<br />

Syngas Propene Acrylonitrile Polyacrylonitrile Carbon fibres<br />

Thermochemistry<br />

Mögliche Pfade zur Herstellung sogenannter „loom­in“­fähiger Karbonfasern<br />

aus erneuerbaren Ressourcen: Im oberen Beispiel wird Biomasse über verschiedene<br />

Pfade zu Ausgangschemikalien für erneuerbare Karbonfasern umgewandelt.<br />

Im unteren Pfad wird die Möglichkeit dargestellt, Kohlendioxid (CO 2<br />

) und Wasser<br />

(H 2<br />

O) in einem solar­thermochemischen Prozess zur Herstellung der Ausgangschemikalien<br />

für Karbonfasern zu nutzen.<br />

Possible pathways towards the production of so­called “loom­in”­capable<br />

carbon fibres from renewable resources: In the example at the top, biomass is<br />

processed via different pathways into precursor chemicals for renewable carbon<br />

fibres. The second example depicts the possibility of directly using carbon dioxide<br />

(CO 2<br />

) and water (H 2<br />

O) as resources in a solar thermochemical process for the production<br />

of precursor chemicals.<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 29


1<br />

Treiber der Luftfahrt<br />

Drivers of aviation<br />

Untersuchung einer<br />

Strukturüberwachung für<br />

formadaptive Systeme<br />

Exploration of structural<br />

health monitoring for active<br />

compliant systems<br />

Mit seiner Konzeptstudie Ce­Liner aus dem Jahr 2012 hat das Bauhaus<br />

Luftfahrt gezeigt, dass ein vollelektrischer Antrieb auch drastische<br />

Änderungen in der Flugzeugstrukturauslegung nach sich<br />

zieht. Teile des C­Flügels der Studie beinhalten zum Beispiel Ideen<br />

zur Nutzung stärker ausgeprägter Formadaptivität (Englisch: active<br />

compliant systems, kurz: ACS), dem sogenannten „Morphing“. Im<br />

Jahr 2013 hat das Bauhaus Luftfahrt in weiterführenden Forschungsarbeiten<br />

erstmals mögliche Synergien zwischen dem formadaptiven<br />

oberen Flügel des Ce­Liners und sogenannten Strukturüberwachungssystemen<br />

(Englisch: structural health monitoring,<br />

kurz: SHM) untersucht.<br />

Die große Materialvielfalt eines „morphenden“ Flügelsystems<br />

machte die Auswahl geeigneter Sensorik zur Überwachung<br />

des Flügels nicht einfach. Die Flügelholme bestehen beispielsweise<br />

aus Karbonfaser­verstärktem Kunststoff, die Rippen aus Alu minium<br />

und die Flügelhaut aus verstärktem Elastomermaterial. Aus einem<br />

umfangreichen Katalog an Kandidatentechnologien wählten die<br />

Wissenschaftler deshalb für jede Komponente des ACS den aussichtsreichsten<br />

Sensortyp aus, indem Auflösungsvermögen und<br />

Ma terialeigenschaften miteinander abgeglichen wurden. Mit der<br />

so erhaltenen Kombination moderner photonik­ und elektronikba ­<br />

sier ter Sensoren soll nicht nur das korrekte Morphing­Verhalten sichergestellt<br />

werden, sondern es sollen auch mögliche Beschädigungen<br />

und Materialermüdung zuverlässig überwacht werden. Neben<br />

einer be darfsgerechten Planung von Wartungsarbeiten kön ­<br />

nen dank SHM bereits in der Entwurfsphase Verbesserungen der<br />

Struktureffi zienz implementiert werden.<br />

Bauhaus Luftfahrt’s 2012 pre­concept study Ce­Liner highlighted<br />

that a fully electric propulsion system could incur dramatic changes<br />

in aircraft structural design. Parts of the study’s characteristic C­wing<br />

for example envisaged the application of active compliant systems<br />

(ACS), often referred to as “morphing” devices. In a follow­up study<br />

conducted in 2013, Bauhaus Luftfahrt for the first time explored the<br />

potential for synergy between such “morphing” capabilities, installed<br />

in the top part of the Ce­Liner’s wing, and so­called Structural Health<br />

Monitoring (SHM).<br />

The diversity of materials employed in the “morphing” system<br />

posed challenges for the identification of suitable sensor technologies<br />

to monitor the wing structure. The wing’s spars, for example,<br />

are made of carbon­fibre­reinforced plastics, while trusses are made<br />

of aluminium and the flexible skin consists of reinforced elastomeric<br />

materials. From an extensive pool of candidate technologies, the<br />

researchers then selected the most promising sensor type for each<br />

component of the ACS by matching sensitivity ranges with material<br />

properties. The resulting astute combination of modern photonic<br />

and electronic sensor technologies is expected to not only ensure<br />

the correct movement of the “morphing” system, but should also<br />

reliably monitor structural integrity and possible material degradation.<br />

Apart from a tailored maintenance planning during operation,<br />

such a system could enable aircraft designers to implement further<br />

improvements in structural efficiency already at the design stage.<br />

30<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


1<br />

Treiber der Luftfahrt<br />

Drivers of aviation<br />

Carbon-fibre-reinforced plastic (CFRP) leading edge and spars<br />

Optical fibre<br />

“Smart skin”<br />

Sensorsysteme für den „morphenden“ oberen Flügel des Ce­Liner­Konzeptes:<br />

Optische Fasern (dunkelblau) messen Belastungen entlang der Holme des oberen<br />

Flügels durch Veränderung ihrer lichtleitenden Eigenschaften. Die „Smart Skin“<br />

(orange), eine flexible Haut mit verstärkenden, elektrisch leitfähigen Karbon­Nanoröhrchen,<br />

kann Spannung und Druck an der Flügeloberfläche über Veränderungen<br />

im elektrischen Widerstand feststellen.<br />

Sensing systems for the Ce­Liner’s “morphing” top wing: Optical fibres (dark<br />

blue) measure strain incurred in the top wing’s spars through changes in their refractive<br />

properties. The elastomeric “smart skin” (orange) with embedded carbon<br />

nanotubes can detect strain and pressure via the formation of parallel conductive<br />

channels with variations in electrical resistance.<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 31


1<br />

Treiber der Luftfahrt<br />

Drivers of aviation<br />

Quantifizierung des<br />

globalen Bioenergiepotenzials:<br />

Jatropha curcas und<br />

Plantagenholz<br />

Quantification of the<br />

global bioenergy potential:<br />

Jatropha curcas and<br />

short-rotation coppices<br />

Das Bauhaus Luftfahrt erforscht das weltweite Potenzial biogener<br />

Kraftstoffe, unter anderem für den Luftverkehr. Dafür werden die<br />

physikalischen Grenzen der Biomasseproduktivität auf Basis georeferenzierter,<br />

also auf der Erdoberfläche eindeutig lokalisierter Informationen<br />

in der höchsten Detailgenauigkeit und unter Berücksichtigung<br />

strenger Nachhaltigkeitskriterien analysiert. Bereits im<br />

Jahr 2012 wurde berechnet, dass weltweit 1,36 Milliarden Hektar<br />

zur Kultivierung von Biomasse für die Kraftstoffproduktion verwendet<br />

werden könnten.<br />

Im Jahr 2013 wurde dieser einmalige Ansatz erstmals vollständig<br />

zur Anwendung gebracht, und zwar für die strauchartige<br />

Öl pflanze Jatropha curcas und für Plantagenholz. Dazu mussten<br />

die Standortbedingungen der potenziell verfügbaren Oberflächen<br />

mit den Anforderungen der ausgewählten Energiepflanzen abgeglichen<br />

werden. Mit Hilfe einer Ertragsmodellierung ist es dem<br />

Bauhaus Luftfahrt anschließend gelungen, hochaufgelöste Produktivitätskartierungen<br />

zu erstellen und daraus das globale Biomasseund<br />

Biokraftstoffpotenzial zu bestimmen.<br />

Demnach könnten weltweit jährlich 295 Millionen Tonnen<br />

(Mt) synthetischen Kerosins aus Jatrophaöl und 3.730 Mt aus Plantagenholz<br />

generiert werden. Diese hohen theoretischen Potenziale<br />

bilden jedoch keineswegs die reale Verfügbarkeit von Biokerosin<br />

ab. Für deren Quantifizierung müssen auch realökonomische Aspekte,<br />

wie Produktionsverluste, Konkurrenznutzung von Rohstoffen<br />

oder schwankende Preise, berücksichtigt werden. Entsprechende<br />

Arbeiten werden im Fokus weiterer Forschungsaktivitäten am Bauhaus<br />

Luftfahrt stehen.<br />

Bauhaus Luftfahrt is investigating the global potential of biogenic<br />

fuels with special focus on air transport. Therefore, the physical<br />

limits of biomass productivity are analysed on the basis of spatially<br />

explicit data with the highest level of detail and under considera<br />

tion of strict sustainability criteria. It was calculated in 2012 already<br />

that globally 1.36 billion hectares could be used to culti vate<br />

biomass for fuel production.<br />

As of 2013, this unique approach was fully implemented for<br />

the first time, namely for the perennial shrubby oil-bearing plant<br />

Jatropha curcas and for short-rotation coppice (SRC). In order to<br />

do that, the habitat conditions of the potentially available surfaces<br />

had to be matched with the requirements of the selected energy<br />

crops. Subsequently, Bauhaus Luftfahrt was able to compile<br />

high-resolution productivity maps by means of crop-productivity<br />

modeling and, on this basis, to quantify the global biomass and<br />

biofuel potential.<br />

Accordingly, 295 million tonnes (Mt) of synthetic jet fuel could<br />

be produced globally and annually from Jatropha curcas and 3,730<br />

Mt from SRC. However, these high theoretical potentials do not<br />

reflect the real availability of aviation biofuel. For quantifying the<br />

latter, additional real-economy aspects need to be taken into account,<br />

such as production losses, competition for feedstock or impact<br />

on price development. Corresponding efforts represent an<br />

important part of ongoing and future research activities at Bauhaus<br />

Luftfahrt.<br />

32<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


1<br />

Treiber der Luftfahrt<br />

Drivers of aviation<br />

Globale Anbaugebiete der Ölpflanze Jatropha curcas (Ausschnitt): Das Bauhaus Luftfahrt hat ein wissenschaftliches<br />

Energiepflanzen-Kompendium zusammengestellt, aus dem für insgesamt 25 global relevante Pflanzen<br />

hochaufgelöste Ertragskartierungen (obere Grafik) erstellt werden können. Diese werden digital mit den in<br />

den vergangenen Jahren am Bauhaus Luftfahrt ermittelten verfügbaren landwirtschaftlichen Flächen auf der<br />

Erde abgeglichen. Das Resultat stellt eine Aussage darüber dar, welcher Pflanzenertrag auf einer bestimmten<br />

potenziell verfügbaren Oberfläche erzielt werden könnte (untere Grafik).<br />

Global production areas of the oil-bearing plant Jatropha curcas (map extract): Bauhaus Luftfahrt has<br />

compiled a scientific compendium of energy plants from which high-resolution productivity maps (top image)<br />

can be derived for 25 globally relevant energy crops. The productivity maps are digitally matched with the available<br />

agricultural land on Earth, which Bauhaus Luftfahrt has already identified in recent years. The outcome<br />

represents detailed information regarding the crop productivity that could be yielded on a certain potentially<br />

available surface (bottom image).<br />

Jatropha productivity in kilograms of seeds per hectare<br />

and year (Source: Trabucco et al., 2010, ArcGIS 9,<br />

GCS WGS 1984)<br />

0<br />

500<br />

1,000<br />

1,500<br />

2,000<br />

2,500<br />

3,000<br />

3,500<br />

4,000<br />

4,500<br />

5,000<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 33


1<br />

Treiber der Luftfahrt<br />

Drivers of aviation<br />

Kerosin aus Algen:<br />

Lebenszyklusanalyse und<br />

wirtschaftliche Machbarkeit<br />

Jet fuel from algae:<br />

Life cycle analysis and<br />

economic feasibility<br />

Algen gehören zu den faszinierendsten Rohstoffen für alternative<br />

Kraftstoffe, da sie im Vergleich zu Landpflanzen große Mengen Biomasse<br />

in sehr kurzer Zeit produzieren können. In der Natur tritt<br />

diese Eigenschaft bei Algenblüten eindrucksvoll zu Tage. Der hohen<br />

Biomasseproduktivität steht jedoch ein hoher technischer Aufwand<br />

bei der Kultivierung und Verarbeitung der Algen gegenüber.<br />

In Analysen muss daher sowohl die ökologische als auch die ökonomische<br />

Tragfähigkeit einer algenbasierten Kraftstoffproduktion<br />

kritisch betrachtet werden.<br />

Das Bauhaus Luftfahrt bestimmt die Nachhaltigkeit der Produktion<br />

von Kraftstoff aus Algen mit Hilfe der Methode der Ökobilanzierung.<br />

Ein Ergebnis dieser Methode ist der sogenannte<br />

C O 2<br />

­Fußabdruck. Dieser gibt Auskunft darüber, welche Menge<br />

klima schädlicher Treibhausgase im Zuge von Kraftstoffproduktion<br />

und ­verbrennung freigesetzt wird. Die Wirtschaftlichkeit des Kraftstoffs<br />

wird von den Wissenschaftlern durch die Abschätzung der<br />

Herstellungskosten ermittelt, zum Beispiel mit Hilfe statistischer<br />

Kostenmodelle von Produktionsanlagen.<br />

Durch den kombinierten Einsatz der ökologischen und ökonomischen<br />

Bilanzierungsmethoden konnte das Bauhaus Luftfahrt<br />

kritische Aspekte entlang der gesamten Prozesskette identifizieren.<br />

Einen solchen Aspekt stellen die großen Wassermengen dar,<br />

die während der Kultivierung und Verarbeitung der Algen bewegt<br />

werden müssen. Ein intelligentes Wassermanagement ist daher<br />

Voraussetzung, um die benötigte Pumpenergie zu minimieren und<br />

die Kraftstoffproduktion aus Algen nachhaltig zu gestalten.<br />

Algae belong to the most fascinating feedstock for alternative<br />

fuels. One major advantage in comparison to land­based crops is<br />

their ability to produce large amounts of biomass within a short<br />

time frame, as naturally occurring algae blooms have impressively<br />

demonstrated. However, besides the fact that algae show high biomass<br />

productivity, their cultivation and processing is highly complex.<br />

Therefore, both the economic and ecological viability of algaebased<br />

fuel production requires critical analysis.<br />

Bauhaus Luftfahrt evaluates the sustainability of algae fuel<br />

production using the Life Cycle Assessment method. One important<br />

result of this method is the so­called carbon footprint. This footprint<br />

is an indicator for the amount of harmful greenhouse gases that are<br />

released into the atmosphere during the production and subsequent<br />

usage of the fuel. The economic viability of the fuel is determined<br />

by its production costs. In order to quantify these costs along<br />

the entire production chain, Bauhaus Luftfahrt applies for instance<br />

statistic cost models of production facilities.<br />

By combining both ecological and economic analyses Bauhaus<br />

Luftfahrt identifies the critical aspects in the production chain.<br />

One such aspect is related to the large quantities of water that have<br />

to be moved through the cultivation system. Intelligent water management<br />

is therefore a fundamental requirement in order to minimise<br />

the energy input and to develop sustainable fuel production<br />

from algae.<br />

34<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


1<br />

Treiber der Luftfahrt<br />

Drivers of aviation<br />

Conventional energy<br />

Carbon dioxide<br />

Water<br />

Nutrients<br />

Algae cultivation Harvesting Conversion Jet fuel<br />

Carbon dioxide<br />

Water<br />

By-products<br />

Well-to-tank<br />

Tank-to-wake<br />

Well-to-wake<br />

Vereinfachte Darstellung des Herstellungsprozesses und der Nutzung von<br />

algenbasiertem Biokerosin unter Berücksichtigung der wesentlichen Stoffund<br />

Energieströme: In seinen Analysen muss das Bauhaus Luftfahrt sowohl die<br />

ökologische als auch die ökonomische Tragfähigkeit einer algenbasierten Kraftstoffproduktion<br />

detailliert und kritisch betrachten. Im Hintergrund ist ein Satellitenbild<br />

des Atlantiks zwischen Großbritannien und Frankreich zu sehen, auf dem die türkisfarbenen<br />

Schlieren großflächige Algenteppiche darstellen. Aufgrund ihrer Eigenschaft,<br />

sich unter bestimmten Bedingungen in kurzer Zeit rapide zu vermehren, sind<br />

Algen auch für die Produktion von Biomasse zur Kraftstoffgewinnung interessant.<br />

Illustration of the production process as well as the usage of algae­based<br />

bio­kerosene under consideration of the most important mass and energy<br />

flows: Within this complex system, Bauhaus Luftfahrt has to conduct critical analyses<br />

of both the economic and ecological viability of algae­based fuel. In the background:<br />

A satellite image showing the Atlantic Ocean between the United Kingdom<br />

and France, in which the turquoise striations display an extremely large algae<br />

bloom. Due to their ability to produce large amounts of biomass in a very short time<br />

frame, algae have more and more come into the focus of fuel production.<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 35


1<br />

Treiber der Luftfahrt<br />

Drivers of aviation<br />

Perspektiven für eine<br />

umfangreiche Versorgung<br />

mit „solaren“ Kraftstoffen<br />

Perspectives for a<br />

large­scale supply with<br />

“solar” fuels<br />

Solare Kraftstoffe versprechen durch effiziente Umwandlung von<br />

Sonnenenergie eine beinahe unbegrenzte Kraftstoffversorgung.<br />

Das Bauhaus Luftfahrt untersucht daher verschiedene solare<br />

Kraftstoffpfade mit besonderem Schwerpunkt auf solar­thermochemischem<br />

Kerosin.<br />

Das Hauptargument für solare Kraftstoffe ist ihr enormes Ressourcenpotenzial.<br />

Die Analyse des Bauhaus Luftfahrt bestätigte,<br />

dass ein kleiner Anteil der weltweiten Wüstenfläche für die Versorgung<br />

der Luftfahrt ausreichen würde. Für den solar­thermochemischen<br />

Pfad ergibt sich ein moderater Wasserbedarf für Kraftstoffsynthese<br />

und Reinigung des Spiegelfelds. Selbst wenn entsalztes<br />

Meerwasser per Pipeline bezogen wird, bleibt der Einfluss auf das<br />

Energie­ und Kostenbudget geringfügig. Deutlich aufwändiger ist<br />

die Versorgung mit Kohlendioxid (CO 2<br />

) zur Erzeugung „drop­in“­fähiger<br />

Kohlenwasserstoffe. In den benötigten Mengen steht CO 2<br />

nicht als Abfallprodukt zur Verfügung. Pilotanlagen zur CO 2<br />

­Extraktion<br />

aus der Luft deuten auf einen signifikanten Energie­ und Kostenaufwand<br />

hin, der aber kein Ausschlusskriterium darstellt.<br />

Eine Wirtschaftlichkeitsanalyse identifizierte den solaren<br />

Um wandlungswirkungsgrad sowie die Kosten einer nachhaltigen<br />

CO 2<br />

­Versorgung als Schlüsselfaktoren im Wettbewerb mit fossilen<br />

und Biomasse­basierten Kraftstoffen. Um die erwarteten Investitionskosten<br />

für das Spiegelfeld zu amortisieren, leitet das Bauhaus<br />

Luftfahrt für den Umwandlungswirkungsgrad einen Zielwert von<br />

etwas mehr als zehn Prozent ab, der aus thermodynamischer Sicht<br />

mit solar­thermochemischen Prozessen erreichbar erscheint.<br />

Solar fuels promise a virtually unlimited fuel supply enabled by efficient<br />

conversion of sunlight. Bauhaus Luftfahrt investigates several<br />

solar fuel options with a research focus on solar­thermochemical<br />

kerosene.<br />

The principal argument for solar fuels is the abundance of<br />

the solar resource. Bauhaus Luftfahrt’s assessment confirmed that<br />

a small fraction of the world’s desert area would be sufficient to<br />

satisfy any reasonable aviation fuel demand. An analysis specific<br />

to the solar­thermochemical fuel path reveals a manageable water<br />

demand for fuel synthesis and cleaning of the mirror field; the<br />

contribution to the energy and cost budget is insignificant even in<br />

case of seawater desalination and subsequent pipeline transport.<br />

More challenging is the supply with volume quantities of carbon<br />

dioxide (CO 2<br />

), which is required if sunlight is to be converted into<br />

drop­in­capable hydrocarbon fuel. At large scale it seems implausible<br />

to utilise waste CO 2<br />

. Early demonstrations of carbon capture<br />

from air indicate that future energy and cost penalties will be significant,<br />

but not prohibitively large.<br />

An economic analysis showed that high sunlight­to­fuel conversion<br />

efficiency and the availability of sustainable CO 2<br />

at mo d­<br />

erate cost are key requirements to achieve competitive pricing in<br />

comparison to fossil or biomass­based fuels. From its current cost<br />

model Bauhaus Luftfahrt derives that conversion efficiencies<br />

slight ly beyond ten per cent will be required to amortise the expect<br />

ed cost of the mirror field, which is well within thermodynamic<br />

limits for solar­thermochemical cycles.<br />

36<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


1<br />

Treiber der Luftfahrt<br />

Drivers of aviation<br />

1<br />

EIA (2008), International energy annual 2006<br />

2<br />

FAO (2010), ResourceSTAT-Land 2005<br />

3<br />

BHL (2010), The Bauhaus Luftfahrt inventory of energy crops<br />

Mha: Million hectares<br />

DNI: Direct normal irradiation<br />

20 Mha required area for 100 per cent jet fuel<br />

substitution 1 BTL (woody biomass) 3<br />

1.7 Mha required area for 100 per cent jet<br />

fuel substitution 1 STL (DNI 2000 kWh/m 2 )<br />

8 %<br />

0.7 %<br />

European agricultural area (2005) 2 : 250 Mha<br />

Maßstabsgetreue Darstellung der benötigten Landfläche für eine vollständige<br />

Deckung des europäischen Kerosinbedarfs über den Biomass­to­Liquid­Pfad<br />

(BTL) beziehungsweise den Sunlight-to-Liquid-Pfad (STL): Mit dem vom Bauhaus<br />

Luftfahrt abgeschätzten Wirkungsgrad ermöglicht der STL­Prozess eine effizientere<br />

Umwandlung von Sonnenenergie in Kraftstoff und würde daher eine Fläche<br />

benötigen, die nur 0,7 Prozent der europäischen Agrarfläche entspricht. Zudem ist<br />

er für Standorte mit höchster Sonneneinstrahlung ausgelegt, an denen Landwirtschaft<br />

kaum möglich ist. Der BTL­Prozess dagegen würde etwa acht Prozent der<br />

Agrarflächen benötigen, um den europäischen Bedarf an Kerosin zu decken.<br />

Depiction of area requirements for a 100 per cent substitution of the European<br />

jet fuel demand via biomass-to-liquid (BTL) and sunlight-to-liquid (STL) processes<br />

(drawn to scale): With the path efficiency assumed by Bauhaus Luftfahrt,<br />

the STL process profits from a higher conversion efficiency of solar radiation into<br />

fuel and would hence only require an area equivalent to 0.7 per cent of the European<br />

agricultural area. Moreover, it is suitable for non­arable land areas with intense<br />

solar irradiation. The BTL process would require up to eight per cent of Europe’s<br />

agricultural area to cope with the demand for jet fuel.<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 37


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

Neue Wege für innovative Lösungsansätze<br />

New ways for innovative solutions<br />

38<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 39


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

40<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


Visionäre Flugzeugkonzepte: Der ingenieurwissenschaftliche<br />

Entwicklungspfad zu<br />

ultra-emissionsarmen und emissionsfreien Flugzeugen<br />

Visionary Aircraft Concepts: The engineering<br />

pathway to ultra-low and zero-emission aircraft<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

das Jahr 2013 stand für die Luftfahrt-Community und die Regierungsorganisationen<br />

ganz im Zeichen des Starts der europäischen<br />

Folgeinitiative Clean Sky 2 und des neuen Arbeitsprogramms<br />

mit dem Namen Horizon 2020. Mit dem Ziel,<br />

einen klaren Entwicklungspfad für das Erreichen der „Flightpath<br />

2050“-Ziele abzustecken, werden diese Vorhaben erhebliche<br />

Ressourcen und Fördermittel erfordern. Ich freue mich<br />

daher, sagen zu können, dass sich das Bauhaus Luftfahrt auf<br />

inge nieurwissenschaftlicher Ebene maßgeblich in die Vorbereitungen<br />

einbringen konnte.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeiten wurde erneut<br />

auf die Detaillierung der Idee eines sogenannten Propulsive Fuselage<br />

gelegt. Dieser neuartige Ansatz zur Antriebsintegration<br />

beschäftigt sich mit der Zusammenführung eines Vortriebserzeugers<br />

mit dem hinteren Teil des Flugzeugrumpfes. Vereinfacht<br />

gesagt handelt es sich dabei um eine Überführung des in den<br />

1970er-Jahren bekannten Ansatzes am Heck angebrachter oder<br />

in das Leitwerk integrierter Triebwerke mit geradem oder S-förmigem<br />

Lufteinlauf ins 21. Jahrhundert.<br />

Die Untersuchung der Vorteile ummantelter und einzeln<br />

rotierender Fans sowie gegenläufig rotierender Open-Rotor-Architekturen<br />

unter der Verwendung elektrischer Antriebe wurden<br />

ebenfalls fortgeführt. Durch den Einsatz universell anwendbarer<br />

Metriken für die Effizienz sowohl auf Antriebs- als auch<br />

auf Flugzeugebene konnten weitere Möglichkeiten zur Optimierung<br />

der Leistungsfähigkeit erschlossen werden.<br />

Ich hoffe, dass Ihnen diese und zahlreiche weitere technische<br />

Forschungsarbeiten, unter anderem mit Einblicken in Kabinendesign,<br />

Bodenabfertigung oder Lebenszykluskosten-Analyse,<br />

eine interessante Lektüre der folgenden Seiten bieten.<br />

Dear Sir or Madam,<br />

In 2013 the aeronautical community and governmental organisations<br />

found themselves gearing up for the launch of<br />

the follow-on European Commission Clean Sky 2 Programme<br />

and the next work programme entitled Horizon 2020. This effort<br />

will require investing a significant amount of resources<br />

and funding with the aim of crystallising a clear engineering<br />

pathway in realising Flightpath 2050 goals. I am pleased to<br />

report that Bauhaus Luftfahrt has been a noticeable participant<br />

in such engineering-related preparations as well.<br />

Continued focus has been placed upon detailing further<br />

the so-called Propulsive Fuselage concept. The novel aspect of<br />

this propulsion integration approach is to mount the propulsive<br />

device directly onto the aft fuselage – in a simple sense<br />

one could think of it as a 21st-century twist to the traditional<br />

aft-fuselage pylon-mounted podded engines, or the S-duct<br />

and straight-duct-on-empennage installations of the 1970s.<br />

Another continuation study involved examining the relative<br />

merits of a ducted single rotating fan and contra-rotating<br />

open-rotor architectures when it concerns propulsion in the<br />

context of electrically driven motors. By utilising special universally<br />

applicable efficiency metrics for both the propulsion<br />

system and at vehicle level, opportunities to optimise the performance<br />

outcome were facilitated.<br />

Together with investigations that provide insights into<br />

future cabin design, ground handling and life-cycle cost assessment,<br />

it is hoped you will find the engineering research<br />

activities worthwhile reading.<br />

Ihr / Your<br />

Dr. Askin T. Isikveren<br />

Leiter Visionäre Flugzeugkonzepte /<br />

Head of Visionary Aircraft Concepts<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 41


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

Untersuchung von Batterien<br />

als Schlüsseltechnologien<br />

des elektrischen Fliegens<br />

Assessment of batteries<br />

as key technologies for<br />

electric flight<br />

For quite some time, Bauhaus Luftfahrt has analysed the future<br />

potential of electrically powered commercial air transport vehicles.<br />

Their payload, range and flight time predominantly depend on batteries<br />

as the most important key technology for electric flight. In<br />

recent years, more than 35 fixed-wing or rotary-wing aircraft with<br />

battery or hybrid-electric propulsion were developed in the ge neral<br />

aviation sector. This increase has been fostered by impressive advancements<br />

in lithium-ion battery technology, which hence form<br />

an important field of future technology analysis at Bauhaus Luftfahrt.<br />

The fast development of electric flight is furthermore well do c-<br />

umented by the current speed record of 326 kilometres per hour,<br />

an energy consumption per person equivalent to 0.7 litres per 100<br />

kilometres, and flight times of up to three hours.<br />

To a much greater extent than in automotive applications, an<br />

aircraft must focus on the weight of its components, since the takeoff<br />

weight directly impacts the required takeoff power and overall<br />

energy demand during flight. This is an additional, aviation-specific<br />

requirement for electric power trains and batteries that hence<br />

dif fers from the energy storage capability, which is equally crucial<br />

for a vehicle’s range in both ground and airborne applications. The<br />

twofold challenge of high specific power and simultaneously high<br />

specific energy is met by several developments in battery research,<br />

of which Bauhaus Luftfahrt in 2013 analysed in detail the potential<br />

for specific energy increase.<br />

The maximum amount of stored energy is determined by the<br />

choice of positive and negative electrode materials. Information on<br />

chemical composition, equilibrium potential, reversible lithium-ion<br />

insertion, material density and electric conductivity as documented<br />

in the literature is used to calculate feasible specific energy<br />

values for future lithium-ion batteries. Currently, around 30 electrode<br />

materials are inventoried in Bauhaus Luftfahrt’s database,<br />

hinting at possible specific energies in the range of 400 to 1000<br />

watt-hours per kilogramme (Wh / kg) for a state-of-the-art battery<br />

cell design. In comparison to commercially available batteries today,<br />

this would represent a two- to five-fold increase in specific energies.<br />

However, it should be noted that even by using batteries in<br />

Das Bauhaus Luftfahrt untersucht bereits seit längerem die Zukunftsperspektive<br />

für vollelektrisch betriebene Verkehrsflugzeuge<br />

im kommerziellen Einsatz. Deren Nutzlast, Reichweite und Flugdauer<br />

werden vor allem durch Batterien als die wichtigste Schlüsseltechnologie<br />

des Elektrofluges bestimmt. So entstanden in den<br />

letzten Jahren in der allgemeinen Luftfahrt mehr als 35 batterieoder<br />

hybridelektrisch angetriebene Flugzeuge oder Helikopter. Dieser<br />

Zuwachs ist vor allem der rasanten Technologieentwicklung<br />

bei Lithium-Ionen-Batterien zu verdanken, die dementsprechend<br />

auch im Fokus der Zukunftstechnologie-Analyse im Bauhaus Luftfahrt<br />

steht. Deutliche Anzeichen für die schnelle Entwicklung des<br />

Elektroflugs sind unter anderem der aktuelle Geschwindigkeitsrekord<br />

von 326 Stundenkilometern, ein Verbrauch pro Passagier, der<br />

0,7 Litern auf 100 Kilometern entspricht, und Flugzeiten von bis zu<br />

drei Stunden.<br />

Weit mehr als zum Beispiel im Automobilbereich steht beim<br />

Flugzeug aber das Gewicht einzelner Komponenten im Mittelpunkt,<br />

da das Abfluggewicht die benötigte Startleistung und den Gesamtenergieverbrauch<br />

stark beeinflusst. Dies ist eine luftfahrtspezifische<br />

Anforderung an elektrische Antriebssysteme, während sich<br />

die Reich weite, wie auch im Straßenverkehr, aus der gespeicherten<br />

Energiemenge ergibt. Für diese zweifache Herausforderung,<br />

ein hohes Leistungs-Gewichts-Verhältnis bei möglichst großer spezifischer<br />

Energie zur Verfügung zu stellen, bieten sich in der Batterieentwicklung<br />

mehrere Ansatzpunkte, von denen das Bauhaus<br />

Luftfahrt im Jahr 2013 die spezifische Energie im Rahmen einer<br />

Potenzialanalyse detailliert aufgearbeitet hat.<br />

Die maximale Menge an gespeicherter Energie wird durch die<br />

in der Batterie verwendeten positiven und negativen Elektrodenmaterialien<br />

bestimmt. Aus der Fachliteratur entnommene Informationen<br />

wie chemische Zusammensetzung, Gleichgewichtsspannung,<br />

re versible Lithium-Ionen-Einlagerung, Dichte des Materials und<br />

elek trische Leitfähigkeit dienen als Berechnungsgrundlage für zukünftig<br />

plausible spezifische Energien von Lithium-Ionen-Batterien.<br />

Derzeit enthält die Datenbank des Bauhaus Luftfahrt insgesamt circa<br />

30 Elektrodenmaterialien. Unter Beibehaltung des heutigen Designs<br />

der Batteriezelle lassen einige dieser Kombinationen eine > the 1000 Wh / kg range, a medium-sized commercial aircraft ><br />

42<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

6<br />

5<br />

Relative specific energy<br />

4<br />

3<br />

2<br />

Commercial highperformance<br />

battery = 1<br />

0<br />

Li/Ni 0.4<br />

Mn 0.4<br />

Co 0.2<br />

O 2<br />

Li 2<br />

/MnSiO 4<br />

Li 21.25<br />

/Cu 6<br />

S<br />

Li/MnPO 4<br />

Li 0.6<br />

WS 2<br />

(macro)<br />

Li 8.6<br />

/WS 2<br />

(nano)<br />

Li/LiFeSiO 4<br />

Li/TiO 2<br />

Li/NiO 2<br />

Li/MnO 2<br />

Li/MoS 2<br />

Li/NiVO 4<br />

Li 3<br />

/NbSe 3<br />

Li/TiS 2<br />

Li 2<br />

/S<br />

Li 2<br />

/FePO 4<br />

F<br />

Li/FePO 4<br />

Li/Mn 2<br />

O 4<br />

Li/CoO 2<br />

Li/C 6<br />

Li 3<br />

/Li 4<br />

Ti 5<br />

O 12<br />

Li metal<br />

Li 4.4<br />

/Si<br />

Li 4.4<br />

/Ge<br />

Li 4.4<br />

/Si-TiSi 2<br />

Li 4.4<br />

/Fe 3<br />

O 4<br />

-Fe-O<br />

Li 4.4<br />

/Sn<br />

Energiedichte-Potenziale einer bestimmten Batteriebauform, der sogenannten<br />

„Pouch-Zelle“, in Abhängigkeit von verschiedenen Kombinationen aus<br />

Elektrodenmaterialien: Wissenschaftler des Bauhaus Luftfahrt konnten bereits<br />

Materialkombinationen identifizieren, die Energiedichten von mehr als dem Fünffachen<br />

heutiger kommerzieller Hoch-Energie-Batterien (transparente Ebene, Faktor<br />

1) versprechen.<br />

Potential storage capacity in specific energy for various combinations of electrode<br />

materials in a so-called pouch-cell design: Researchers at Bauhaus Luftfahrt<br />

have already identified material combinations that promise specific energy<br />

densities up to five times higher than in commercially available high-performance<br />

batteries (transparent surface, factor 1).<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 43


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

spezifische Energie zwischen 400 und 1000 Wattstunden pro Kilogramm<br />

(Wh / kg) realistisch erscheinen. Dies käme einer Steigerung<br />

um einen Faktor zwei bis fünf gegenüber den spezifischen Energien<br />

in heute kommerziell erhältlichen Batterien gleich. Doch selbst unter<br />

Verwendung von Batterien mit 1000 Wh / kg besäße ein mittelgroßes<br />

Verkehrsflugzeug wie der Ce-Liner aus dem Bauhaus Luftfahrt<br />

nur eine wenig konkurrenzfähige Reichweite von wenigen<br />

Hundert Kilometern.<br />

In ihrer Rolle als kombinierte Energiespeicher und -wandler,<br />

die nicht wie in herkömmlichen Antrieben den Kraftstoffspeicher<br />

und die Verbrennungsmaschine als völlig unabhängig skalierbare<br />

Freiheitsgrade zulassen, ist für Batterien neben der Art der Materialien<br />

auch ihre Struktur entscheidend. Darin sind vor allem die<br />

Grenzflächen zwischen Elektroden und Elektrolyt entscheidend,<br />

denn sie bestimmen die Diffusionswege und elektrochemischen<br />

Reaktions- und Austauschraten, die in direktem Bezug zur erreichbaren<br />

Leistungsdichte der Batterie stehen. So erschließt sich das<br />

enorme Potenzial mancher Elektrodenmaterialien auch in Bezug<br />

auf ihre Zyklenfestigkeit und Stabilität erst durch eine Nanobeschichtung<br />

und -strukturierung. Forschung und Entwicklung im<br />

Be reich der Nano strukturierung von Materialien sind daher ein<br />

Schlüssel zur Realisierung der zukünftigen Perspektive elektrischer<br />

Verkehrsflugzeuge und werden daher auch ein weiteres Schwerpunktthema<br />

der Technologieanalyse am Bauhaus Luftfahrt sein.<br />

such as Bauhaus Luftfahrt’s Ce-Liner would only have a non-competitive<br />

range of no more than a few hundred kilometres.<br />

The combined role of batteries as energy carriers and conversion<br />

devices is very different from conventional propulsion systems,<br />

where fuel tank and combustion engine are available as independently<br />

scalable degrees of freedom. In contrast, the performance of<br />

batteries is simultaneously influenced by the choice of electrode<br />

materials and by their structure. In the latter, the surface properties<br />

between electrodes and electrolyte determine ion diffusion paths<br />

and electrochemical reaction rates, which are directly related to<br />

the achievable level of battery-specific power. Nanocoat ings and<br />

nano-structuring of electrode materials are seen as be neficial means<br />

to successfully exploit the performance potentials as well as low<br />

degradation and structural stability. Scientific prog ress with respect<br />

to material nano-structuring will therefore be a key to the development<br />

of electric transport aircraft. Hence, this research field<br />

will provide a future focus area for technology analysis at Bauhaus<br />

Luftfahrt.<br />

44<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

Relative specific power<br />

100<br />

10 C<br />

5 C<br />

2 C<br />

10<br />

1 C<br />

Structure<br />

0.5 C<br />

1<br />

0.2 C<br />

Materials<br />

0.1 C<br />

0.1<br />

0.7 0.8<br />

0.9 1 1.1 1.2<br />

Relative specific exergy<br />

Laboratory results<br />

Commercial high-performance battery<br />

Einfluss der Materialwahl und -strukturierung auf die Leistungsfähigkeit<br />

zukünftiger Batterien: Die jeweilige Lade- und Entladegeschwindigkeit einer<br />

voll geladenen Batterie wird vom Bauhaus Luftfahrt durch die etablierte „C-Rate“<br />

bestimmt, deren Kehrwert die Anzahl der für eine volle Ladung oder Entladung<br />

benötigten Stunden angibt. Verglichen mit einer heute üblichen Ladezeit von fünf<br />

Stunden (0,2 C, grünes Quadrat), könnten neue Elektrodenmaterialien und Strukturierungen<br />

(blaue Kurve) die Lade- und Entladegeschwindigkeit auf wenige Minuten<br />

verkürzen. Ziel solcher Analysen ist nicht nur eine Verringerung der Aufladezeit,<br />

sondern vor allem die Fähigkeit, die für den Start eines vollelektrischen Flugzeugs<br />

notwendige Energie ausreichend schnell bereitstellen zu können.<br />

Impact of material selection and electrode structure on the performance<br />

of future batteries: In the description of a battery’s charge and discharge rate,<br />

Bauhaus Luftfahrt uses the well-established “C-rate”. The latter’s reciprocal value<br />

specifies the hours needed for a complete charge or discharge according to the overall<br />

capacity of the battery. Compared to state-of-the-art charging and discharg ing<br />

times of an average five hours (0.2C, green square), novel electrode materials and<br />

structures (blue curve) could shorten the required times to a few minutes. The idea<br />

behind such analyses is not solely the reduction of charging times, but also an adequately<br />

fast allocation of the energy required for a fully electric aircraft’s take-off.<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 45


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

Charakterisierung<br />

hybrider Systemarchitekturen<br />

für elektrische Flugzeuge<br />

Characterisation of<br />

hybrid system architectures<br />

for electric aircraft<br />

Studies at Bauhaus Luftfahrt have already shown that highly optimised<br />

conventional gas turbines only offer limited remaining potential<br />

for further improvement. Moreover, universally electric, battery-powered<br />

aircraft for commercial aviation will remain restricted<br />

to low-power segments, at least for the foreseeable future,<br />

because they require too many compromises in range and payload<br />

(see page 42). In this context, researchers at Bauhaus Luftfahrt<br />

were able to show that hybrid propulsion concepts with two or<br />

more energy storage and/or power conversion devices, of which at<br />

least one is different from the conventional system of kerosene<br />

and turbo-engine, may act as a technological stepping stone in the<br />

electrification of commercial aviation.<br />

Bauhaus Luftfahrt’s approach to studying hybrid systems is<br />

twofold. On the one hand, relevant component technologies, their<br />

sca ling properties and future development potentials have been<br />

compiled into an extensive catalogue over several years, which<br />

could again be significantly enlarged and updated in 2013. This<br />

cata logue includes simple physics-based scaling models, among<br />

others for high temperature superconducting as well as normal<br />

conducting electric machines, power converters and cables. Using<br />

these models, suitable power systems for selected mission segments<br />

and their optimal combination for specific transport applications<br />

can be identified. Moreover, Bauhaus Luftfahrt researchers<br />

scrutinise hybrid concepts and development efforts from other industries<br />

such as in the automotive sector with respect to a possible<br />

transfer of knowledge and technology into the aviation context.<br />

The analyses already document to what extent future electric components<br />

such as fuel cells, batteries, electric motors and generators<br />

will be smaller, lighter and better performing due to new materials<br />

and developments. Based on these results, the researchers<br />

were moreover able to start identifying hybrid concepts which, if<br />

carefully designed, can achieve significant emission savings while<br />

minimising reductions in performance.<br />

On the other hand, Bauhaus Luftfahrt is seeking to establish<br />

a transparent and comprehensive set of parameters to charac­<br />

Studien des Bauhaus Luftfahrt haben bereits gezeigt, dass konventionelle<br />

Gasturbinen bereits hochoptimiert sind und Verbesserungen<br />

nur noch limitiert möglich sind. Zudem werden universellelektrische,<br />

batteriebetriebene Luftfahrzeuge zumindest für die ab sehbare<br />

Zukunft auf niedrige Leistungsklassen beschränkt bleiben,<br />

weil sie für die kommerzielle Luftfahrt zu große Kompromisse bei<br />

Reichweite und Nutzlast erfordern (siehe Seite 42). In diesem Zusammenhang<br />

konnten Forscher des Bauhaus Luftfahrt zeigen,<br />

dass hybride Antriebskonzepte mit zwei oder mehr Energiespeichern<br />

und/oder -wandlern, von denen mindestens einer sich vom<br />

konventionellen System aus Kerosin und Turbine unterscheidet,<br />

die Rolle einer Brückentechnologie einnehmen können.<br />

Bei der Analyse hybrider Systeme verfolgt das Bauhaus Luftfahrt<br />

eine Doppelstrategie: Zum einen haben die Wissenschaftler<br />

in den vergangenen Jahren einen ausführlichen Katalog relevanter<br />

Komponententechnologien, ihres Skalierungsverhaltens sowie<br />

ihres zukünftigen Entwicklungspotenzials erstellt, der auch 2013<br />

wieder deutlich erweitert und aktualisiert wurde. Dieser beinhaltet<br />

einfache physikalische Skalierungsmodelle, unter anderem für normal-<br />

und supraleitende elektrische Maschinen, Leistungselektronik<br />

und Kabel. Diese ermöglichen es, geeignete Antriebssysteme<br />

für einzelne Missionsabschnitte sowie deren beste Kombination<br />

für ganze Transportanwendungen zu finden. Weiterhin beobachten<br />

die Wissenschaftler auch hybride Konzepte und Entwicklungsbemühungen<br />

in anderen Sektoren, zum Beispiel in der Automobilbranche,<br />

und untersuchen sie in Bezug auf einen möglichen Wissens-<br />

und Technologietransfer in die Luftfahrt. In den Analysen<br />

des Bauhaus Luftfahrt deutete sich bereits an, dass zukünftige<br />

elektrische Komponenten wie beispielsweise Brennstoffzellen, Batterien,<br />

elektrische Motoren und Generatoren dank neuer Materialien<br />

und Entwicklungen noch leichter, kleiner und leistungsfähiger<br />

werden. Auf Basis dieser Erkenntnisse konnten die Wissenschaftler<br />

auch bereits erste hybride Konzepte identifizieren, mit denen<br />

bei sorgfältiger Auslegung deutliche Emissionsersparnisse bei minimierten<br />

Leistungsnachteilen erzielt werden könnten. > ><br />

46<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

1,000<br />

Total installed traction or propulsion power P tot<br />

[kW]<br />

100<br />

10<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8<br />

1<br />

Degree of hybridisation H P<br />

= P em<br />

/P tot<br />

Hybrid cars (Status: 2006 and earlier)<br />

Hybrid cars (Status: 2013)<br />

Plug-in hybrid cars (Status: 2013)<br />

Electric cars (Status: 2013)<br />

Hybrid-electric busses (Status: 2013, serial configuration)<br />

Hybrid busses/Utility vehicles (Status: 2006 and earlier)<br />

(Hybrid-) Electric utility vehicles (Status: 2013 and earlier)<br />

(Hybrid-) Electric busses (Status: 2013 and earlier)<br />

(Hybrid-) Electric aircraft (Status: 2013 and earlier)<br />

Hybrid-electric aircraft (Status: 2013 and earlier,<br />

serial configuration)<br />

Der vom Bauhaus Luftfahrt erstellte Katalog umfasst zahlreiche bereits realisierte<br />

hybride und elektrische Fahr- und Flugzeuge: Verschiedene Konzepte<br />

werden dargestellt entsprechend ihrer insgesamt installierten Antriebsleistung<br />

(P tot<br />

) und ihrem Leistungshybridisierungsgrad (H P<br />

), mit dem das Verhältnis installierter<br />

elektrischer Motorleistung zur gesamten Antriebsleistung beschrieben wird: Bei<br />

den Hybridkonzepten im Automobilbereich ist beispielsweise in den letzten Jahren<br />

eine Konzentration hin zu einem Hybridisierungsgrad zwischen 15 und 25 Prozent<br />

zu beobachten. Umgesetzte Hybridkonzepte für Luftfahrzeuge sind bisher selten,<br />

es existieren jedoch circa 30 Leichtflugzeuge mit vollelektrischem Antrieb (H P<br />

=1).<br />

Deren Leistungsbereich liegt aber meist mehr als zwei Größenordnungen unter<br />

demjenigen eines vollelektrischen Passagierflugzeuges wie dem Ce-Liner.<br />

The catalogue compiled by Bauhaus Luftfahrt provides an overview of hybrid<br />

and electric ground and air vehicle concepts realised to date: Different concepts<br />

are distinguished using their total installed traction or propulsion power (P tot<br />

)<br />

and their power-specific degree of hybridisation (H P<br />

), which represents the ratio of<br />

installed electric motor power to the total power. With respect to hybrid concepts<br />

for automotive applications, a clustering towards degrees of hybridisation between<br />

0.15 and 0.25 can be observed in recent years. Realised hybrid concepts for aerial<br />

vehicles are rare, but for H P<br />

=1 (fully electric propulsion) around 30 ultralight aircraft<br />

exist, although their power range is mostly more than two orders of magnitude<br />

below the level required for fully electric passenger aircraft like the Ce-Liner.<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 47


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

Das zweite Augenmerk des Bauhaus Luftfahrt liegt auf dem Bestreben,<br />

ein transparentes und umfassendes Parametersystem zur<br />

Charakterisierung hybrider Antriebskonzepte zu erstellen. Damit<br />

ließen sich deren missionsspezifische Vorteile in universell vergleichbarer<br />

Weise bestimmen. Insbesondere erlauben es bestimmte<br />

Parameter, spezifische Optimierungsprobleme zu lösen, zum<br />

Beispiel hinsichtlich minimaler Kohlendioxid-Emissionen für eine<br />

feste Transportaufgabe. Verschiedene Umsetzungen einer hybridelektrischen<br />

Antriebskombination können beispielsweise erst dann<br />

vollständig charakterisiert werden, wenn neben einer Angabe zur<br />

Leistungsverteilung auf elektrische und konventionelle Leistungserzeuger<br />

auch eine Festlegung zur Energiespeicherung, entweder<br />

in Treibstoff oder in Batterien an Bord des Flugzeugs, existiert. Solche<br />

„Hybridisierungsgrade“ können anschließend in Betrachtungen<br />

auf der operationellen Ebene einfließen. Diese besitzen wiederum<br />

eigene Parameter und unterscheiden sich beispielsweise durch<br />

das Verhältnis von benötigter Dauer- zu Spitzenleistung während<br />

einer Flugmission oder entsprechender zeitlicher Verläufe. Durch<br />

die Einbeziehung von sowohl System- als auch Missionsparametern<br />

kann das Bauhaus Luftfahrt missionsabhängige Vorteile hybrider<br />

Systeme umfassend analysieren und Ergebnisse leichter verallgemeinern.<br />

In Zukunft könnte der Hybridisierungsgrad des Systems<br />

so direkt als Entwurfsparameter im Auslegungsprozess neuartiger<br />

Luftfahrzeugkonzepte verwendet werden.<br />

terise hybrid power systems. This may serve to quantify mis sionspecific<br />

benefits in a universally comparable way. In particular,<br />

these parameters are useful in solving specific optimisation<br />

problems, such as minimal carbon-dioxide emissions for a given<br />

transport task. Different realisations of a hybrid-electric power<br />

train can only be characterised uniquely if the analysis is not<br />

limited to the power split between electric and conventional<br />

power conversion devices, but also considers the distribution of<br />

the energy stored on-board in fuel or in batteries. Such a “degree<br />

of hybridisation” may then be used in studies on the operational<br />

level. They moreover rely on their own set of parameters,<br />

such as the ratio of required cruise to take-off power for a given<br />

mission, or the respective mission duration. Making use of both<br />

system- and mission-dependent parameters, Bauhaus Luftfahrt<br />

is able to identify mission-specific advantages of hybrid systems<br />

and to generalise results in a straightforward way. In the future,<br />

the “degree of hybridisation” could be used as an additional parameter<br />

to open up new degrees-of-freedom in the sizing process<br />

of novel aircraft concepts.<br />

48<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

Pure serial hybrid:<br />

» Only electric power<br />

at drive shaft<br />

» Only conventional<br />

energy refilled<br />

1<br />

Pure "plug-in" electric power<br />

» Universally-electric propulsion<br />

» Only battery energy storage<br />

Power hybridisation, H P<br />

= P em<br />

/P tot<br />

Electric motor power at drive shaft increases<br />

(Unfeasible region)<br />

Today‘s power trains:<br />

» Purely conventional<br />

power conversion<br />

» Only fuel tank energy<br />

storage<br />

0<br />

Carried amount of „plug-in“<br />

electrical energy increases<br />

0 1<br />

Energy hybridisation, H E<br />

= E el<br />

/E tot<br />

Der Parameterraum, der vom Bauhaus Luftfahrt zur Klassifizierung hybridelektrischer<br />

Antriebssysteme vorgeschlagen wird: H P<br />

bezeichnet das Verhältnis<br />

installierter elektrischer Motorleistung zur gesamten Antriebsleistung, während<br />

H E<br />

die im Fahrzeug als Batterien mitgeführte elektrische Energie ins Verhältnis zur<br />

insgesamt gespeicherten Energiemenge setzt. Folglich enthält der blaue Bereich<br />

im Diagramm keine sinnvollen Hybridsysteme, da dort mehr Energie in elektrischer<br />

Form mitgeführt wird, als entsprechend im Elektromotor umgewandelt werden<br />

kann. Ein vollelektrisches, batteriebetriebenes Antriebskonzept, wie es in der Ce-<br />

Liner Studie des Bauhaus Luftfahrt entwickelt wurde, entspräche dem maximalen<br />

Hybridisierungsgrad (H E<br />

=1,H P<br />

=1).<br />

The parameter space suggested by Bauhaus Luftfahrt for classifying hybridelectric<br />

power trains: H P<br />

denotes the ratio of installed electric motor power to the<br />

total propulsive power, while H E<br />

corresponds to the ratio between the amount of<br />

externally rechargeable electrical energy stored in batteries and the total energy<br />

storage aboard the vehicle. As a consequence, the blue region in the diagram does<br />

not contain feasible hybrid systems because they would carry more energy in electrical<br />

form than could be usefully exploited by the installed electric motor. On the<br />

other hand, a fully electric, battery-powered propulsion concept, such as the one<br />

developed for Bauhaus Luftfahrt’s Ce-Liner concept study, defines the maximum<br />

degree of hybridisation (H E<br />

=1,H P<br />

=1).<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 49


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

Vorkonzeptionelle Leistungsbetrachtungen<br />

elektrisch<br />

versorgter Flugantriebe<br />

Pre-concept performance<br />

investigation of electrically<br />

powered aero propulsion<br />

Übertrüge man die selbstgesteckten Emissionsreduktionsziele der<br />

Luftfahrtbranche für das Jahr 2050 auf den Wirkungsgrad des Antriebssystems,<br />

so müsste dieser gegenüber heutigen Flugtriebwerken<br />

um bis zu 80 Prozent verbessert werden. Bislang konnten nur<br />

elek trische Energie- und Antriebssysteme (Energy and Propulsion<br />

Systems, EPS) als mögliche Lösung für derartig hohe Anforderungen<br />

identifiziert werden. Die Suche nach technologischen Konzepten<br />

für solche vollständig elektrischen Antriebe hat das Bauhaus<br />

Luftfahrt daher auch im Jahr 2013 weiter vorangetrieben.<br />

Im Hinblick auf das zuvor identifizierte Ziel, die installierte<br />

Vortriebsleistung an Bord vollelektrischer Flugzeuge zu reduzieren,<br />

wurden zwei verschiedene Antriebsarchitekturen mit alternativen<br />

Vortriebserzeugern untersucht: ein ummantelter Getriebefan mit<br />

ein fachem Rotor (Electric Fan, EF) und eine offene Bauweise mit<br />

zwei gegenläufig rotierenden Propellern (Electric Open Rotor,<br />

EOR). In multidisziplinären Auslegungs- und Leistungsbetrachtungen,<br />

sowohl auf Antriebs- als auch auf der integrierten Flugzeugsystemebene,<br />

wurden die optimalen Konstellationen für beide<br />

Triebwerkstypen ermittelt. Dabei wurde auch das Einsparpotenzial<br />

von EF und EOR untersucht und mit fortschrittlicher Turbofan-Technologie<br />

verglichen. Als einheitliche Basis für Vergleichsstudien verschiedener<br />

EPS wurde auf der Antriebssystemebene der sogenannte<br />

„schubspezifische Energieverbrauch“ (TSPC) eingesetzt. Für Effizienzbetrachtungen<br />

auf der Flugzeugsystemebene verwendet das<br />

Bauhaus Luftfahrt die sogenannte „energiespezifische Flugreichweite“<br />

(ESAR). Beide Metriken wurden bereits in den vorangegangenen<br />

Jahrbüchern vorgestellt.<br />

Bei typischen Strömungs-Auslegungsbedingungen zeigte das<br />

EF-Konzept eine Verringerung des TSPC von bis zu 43 Prozent gegenüber<br />

fortschrittlichen Turbofans. Vergleicht man diesen Wert<br />

mit Referenztriebwerken aus dem Jahr 2000, so würde sich der<br />

Ge samtwirkungsgrad des Antriebssystems mehr als verdoppeln.<br />

Für das EOR-Konzept wurde eine weitere Verringerung des TSPC<br />

ermittelt, die gegenüber dem EF-Konzept nochmals bis zu 16 Prozent<br />

beträgt. In der Analyse auf Flugzeuggesamtebene zeichnete<br />

sich ein ähnliches Bild ab: Die ESAR-Werte des EOR-Konzepts fielen<br />

Translating the aviation environmental targets for the year 2050 to<br />

propulsion system efficiency requirements, power plant overall efficiency<br />

would need to be improved by up to 80 per cent relative to<br />

today’s propulsion systems. Yet only electrically powered Energy<br />

and Propulsion System (EPS) options have been identified as potential<br />

solutions for such a scenario. In 2013, research at Bauhaus<br />

Luftfahrt has continued to explore technological concepts for such<br />

universally electric propulsion systems.<br />

Motivated by the previously identified target of reducing the<br />

installed propulsive power on board of a fully electric aircraft, the<br />

performance potentials of two power plant architectures featuring<br />

alternative propulsive devices was explored: a ducted geared single-rotating<br />

fan, referred to as Electric Fan (EF), and an unducted<br />

counter-rotating propeller arrangement, referred to as Electric<br />

Open Rotor (EOR). In multidisciplinary sizing and performance studies<br />

at the isolated propulsion system level and at the integrated<br />

vehicular level, optimum power plant design constellations were<br />

studied for both power plant types. Thereby, the efficiency potentials<br />

of the EF and EOR power plant architectures were assessed<br />

and compared to advanced turbofan technology. As a unified basis<br />

for the comparative evaluation of the electrically powered EPS, the<br />

Thrust Specific Power Consumption (TSPC) metric was employed at<br />

the propulsion system level. The Energy Specific Air Range (ESAR),<br />

formed the basis for efficiency evaluation at a vehicular level. Both<br />

metrics were introduced in Bauhaus Luftfahrt’s previous yearbook.<br />

At typical flow path sizing conditions, the EF concept showed<br />

a TSPC improvement of up to 43 per cent over advanced turbofan<br />

engines. Compared to year 2000 reference engines, the propulsion<br />

system’s overall efficiency more than doubled. The EOR concept<br />

was found to even further reduce TSPC by up to 16 per cent relative<br />

to the EF concept. During the aircraft-integrated assessment, the<br />

ESAR values obtained for the domain of EOR-powered aircraft exceeded<br />

the maximum ESAR of the EF domain between eight and<br />

15 per cent. Different from the integration of open rotor engines on<br />

transport aircraft using conventional fuel, the application of the<br />

EOR on the investigated universally electric aircraft design was<br />

gegenüber dem EF-Konzept zwischen acht und 15 Prozent > almost neutral in terms of aircraft Maximum Take-Off Weight<br />

><br />

50<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


+40%<br />

+80%<br />

2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

0.95<br />

0.9<br />

0.85<br />

Advanced open rotor<br />

50% hybrid-electric<br />

turbofan study<br />

(Schmitz & Hornung, 2013)<br />

Fully electric fan study<br />

(Seitz et. al., 2012)<br />

Fully electric open rotor<br />

(Seitz et. al., 2013)<br />

0.8<br />

0.75<br />

State-of-the-art<br />

technology<br />

Intercooled<br />

recuperated<br />

turbofan<br />

EU Flightpath 2050***<br />

0.7<br />

Reference<br />

technology<br />

+100%<br />

ACARE SRIA** 2035<br />

ACARE SRIA* 2020<br />

0.65<br />

+60%<br />

–30%<br />

–20%<br />

–10%<br />

Reference<br />

+10%<br />

+20%<br />

0.4 0.5 0.6 0.7 0.8<br />

* 20% less energy need by propulsion and power in the year 2020<br />

** 30% less energy need by propulsion and power in the year 2035<br />

*** based on propulsion system contribution to the year 2050<br />

CO 2<br />

goals proposed by Isikveren et al. (2012)<br />

Konturlinien des konstanten Antriebswirkungsgrades n ov<br />

bei Reiseflug bedingun<br />

gen im Vergleich zum Jahr 2000: Die Ergebnisse mehrerer vom Bauhaus<br />

Luftfahrt durchgeführter Effizienzbetrachtungen an hybriden und vollelektrischen<br />

Antriebssystemen (blau, dunkelblau) verdeutlichen, dass bereits eine 50-prozentige<br />

Elektrifizierung eines Turbofan-Antriebssystems das Potenzial hat, die n ov<br />

­Ziele für<br />

2035 zu erreichen. Betrachtet man die n ov<br />

­Ziele für den Indienststellungs­Zeitraum<br />

nach 2050, so versprechen vollelektrische Antriebsoptionen ein großes Potenzial für<br />

emissionsarme oder sogar emissionsfreie Verkehrsflugzeuge.<br />

Contours of constant propulsion system overall efficiency n ov<br />

, at cruise conditions<br />

and relative to a year 2000 reference: The results of several effi ciency<br />

studies conducted by Bauhaus Luftfahrt on hybrid- and fully electrically powered<br />

propulsion systems (blue, darkblue) show that a 50 per cent electrification of<br />

turbofan propulsion systems clearly has the potential to deliver on the defined n ov<br />

targets for 2035. In view of the n ov<br />

goals derived for Entry-into-Service (EIS) years<br />

beyond 2050, and as a possible means of ultra-low or zero in-flight emissions,<br />

fully electric propulsion options may have great potential for transport aircraft.<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 51


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

besser aus. Anders als bei der Integration von konventionellen,<br />

kraftstoffbetriebenen Open-Rotor-Konzepten brachte die Integration<br />

des EOR in ein universellelektrisches Flugzeugkonzept gegenüber<br />

der ummantelten Bauweise zudem keine nennenswerten<br />

Nachteile in Bezug auf das maximale Startgewicht (MTOW) mit<br />

sich. Es zeigte sich, dass die bei der Installation großer Propeller zu<br />

Tage tretenden Strukturgewichtsnachteile sowie die Kaskadeneffekte<br />

bei der Auslegung eines Flugzeugs von den geringeren Massen<br />

der elektrischen Systeme, beispielsweise des kryogenisch gekühlten<br />

Motors und der Leistungselektronik, effektiv aufgewogen<br />

wurden. Dies war eine Folge der gemäßigten Leistungsanforderung<br />

im Startfall.<br />

Für die gleiche Kurzstrecken-Transportaufgabe zeigten sich<br />

bei EOR-Konzepten auch deutlich geringere Anforderungen an das<br />

Batteriesystem als bei EF-angetriebenen Flugzeugen. Bezöge man<br />

sinnvolle Lärmobergrenzen für offene Propeller mit ein, so ließe<br />

sich die erforderliche Energiedichte der benötigten Batterien um<br />

bis zu elf Prozent verringern, bei gleichzeitiger Verringerung der<br />

Leistungsdichte um vier Prozent gegenüber einer ausgewogenen<br />

EF-basierten Konstruktionslösung.<br />

Aufgrund der vielversprechenden Ergebnisse und Erkenntnisse<br />

seiner ersten Studien wird das Bauhaus Luftfahrt seine Arbeiten<br />

an vollelektrischen Luftfahrtantrieben als mögliche Wegbereiter<br />

für emissionsfreies Fliegen zukünftig auf weitere Detailbereiche<br />

ausdehnen.<br />

(MTOW) compared to the ducted propulsion system option. It was<br />

found that the structural mass penalties caused by the installation<br />

of large propeller-based power plants and cascade effects during<br />

aircraft sizing were effectively counteracted by the reduced electrical<br />

system masses, including the controlled, cryo-cooled motors as<br />

well as the Power Management And Distribution (PMAD) system.<br />

This was a result of the mitigated power requirements at take-off.<br />

Relative to EF-powered aircraft, EOR-powered vehicles revealed<br />

substantially relaxed battery system requirements for the<br />

same short-range transport application. Under consideration of propeller<br />

noise constraints, a potential reduction of up to eleven per<br />

cent in required battery energy density at simultaneously reduced<br />

power density requirements of four per cent were found relative to<br />

a best and balanced EF-based design solution.<br />

The promising results and findings obtained from the presented<br />

studies will further encourage researchers at Bauhaus Luftfahrt<br />

to expand their work on fully electric aero-propulsion systems<br />

as a po tential enabler of zero in-flight emissions to higher levels of<br />

detail.<br />

52<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


Turbo open rotor<br />

2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

Gas turbine<br />

Propeller<br />

and drive system<br />

Electric motor<br />

Electric open rotor<br />

Control volumes:<br />

Power supply system<br />

Power transmission system<br />

Jet/propeller flow field<br />

Vereinheitlichte Definition der Kontrollvolumina für konventionell und elektrisch<br />

betriebene Open-Rotor-Antriebe: Das vom Bauhaus Luftfahrt genutzte<br />

Schema sichert die Vergleichbarkeit mit früheren Studien an ummantelten Antriebsarchitekturen<br />

auf konventioneller oder elektrischer Basis.<br />

Unified control volume definition standard applied to conventional and<br />

electrically powered open rotor propulsion: The scheme used by Bauhaus<br />

Luftfahrt ensures consistency with previous studies on ducted conventional and<br />

electric fan concepts.<br />

Required battery power density<br />

(PD Batt, req<br />

) [W/kg]<br />

2,600<br />

2,500<br />

2,400<br />

2,300<br />

2,200<br />

2,100<br />

Study settings<br />

Transport task: 189 Pax, 900 nm<br />

Technology Status: EIS 2035<br />

Cruise Conditions: ISA, FL330, MO.75<br />

T/O Conditions: ISA, SL, M0.2<br />

Max. Wing Loading 634 kg/m 2<br />

Aircraft Thrust/Weight at T/O: 0.233 (AEO), 0.178 (OEI)<br />

D prop<br />

at Optimum for max. ESAR at TOC<br />

V tip, des, Fan<br />

at Optimum for max. ESAR at TOC<br />

Max. Nozzle Area Extension for EF at T/O: 15%<br />

Electric fan (EF)<br />

powered aircraft<br />

303 @ 2.50<br />

290 @ 2.60<br />

319 @ 2.40<br />

337 @ 2.30<br />

360 @ 2.20<br />

Optimum V tip, des, Fan<br />

[m/s]<br />

@<br />

D Fan<br />

[m]<br />

2,000<br />

1,900<br />

1,800<br />

– 3.9%<br />

4.66 @ 180<br />

4.48 @ 200<br />

Electric open rotor (EOR)<br />

4.37 @ 220<br />

powered aircraft<br />

4.30 @ 240<br />

Optimum D Prop<br />

[m] @ V tip, Prop<br />

[m/s]<br />

278 @ 2.70<br />

268 @ 2.80<br />

259 @ 2.90<br />

243 @ 3.10<br />

250 @ 3.00<br />

1,700<br />

– 10.8%<br />

1,750 1,800 1,850 1,900 1,950 2,000 2,050 2,100 2,150 2,200<br />

Required battery energy density<br />

(ED Batt, req<br />

) [Wh/kg]<br />

Anforderungen an die Batteriesysteme eines Elektrofans (EF) mit Getriebe und<br />

eines elektrischen Open-Rotor-Antriebs (EOR): Untersuchungen des Bauhaus<br />

Luftfahrt haben gezeigt, dass die benötigte Leistungsdichte der Batterien eines<br />

EOR-Konzepts um etwa vier Prozent niedriger ausfallen würde als jene einer EF-<br />

Architektur. Die benötigte Energiedichte der Batterien eines EOR-Konzepts würde<br />

sogar um bis zu elf Prozent niedriger ausfallen als für die ummantelte Konstruktion.<br />

Battery system requirements for a geared electric fan (EF) as well as a geared<br />

electric open rotor (EOR): Studies conducted by Bauhaus Luftfahrt showed that<br />

the required battery power density of an EOR architecture would be approximately<br />

four per cent lower in comparison to the EF concept. The required energy density<br />

of the batteries for an EOR application would even be roughly eleven per cent<br />

lower than for the ducted architecture.<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 53


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

Abschätzung der Betriebskosten<br />

von elektrisch angetriebenen<br />

Verkehrsflugzeugen<br />

Operating cost estimation<br />

for electrically powered<br />

transport aircraft<br />

Im Rahmen der Forschung an vollelektrisch-angetriebenen Verkehrsflugzeugen<br />

stellt sich den Wissenschaftlern auch die Frage<br />

nach dem Einfluss der Elektrifizierung auf die Betriebskosten solcher<br />

Flugzeuge. Speziell im Vergleich zu Weiterentwicklungen konventionell<br />

angetriebener Luftfahrzeuge ist dies von besonderem<br />

Interesse. Aus diesem Grund hat das Bauhaus Luftfahrt eine detaillierte<br />

Projektion des zu erwartenden Kostenniveaus durchgeführt.<br />

Ein erster Fokus der Untersuchung lag auf den Batterien, die<br />

das heute verwendete Kerosin als Energiequelle ersetzen sollen.<br />

Somit entstehen neue Kosten mit einer Einführung von Energiespeichern,<br />

da diese sowohl beschafft und nach jedem Flug wieder<br />

aufgeladen werden müssen. Somit fallen schon einmal Investitions-<br />

und Energiekosten an. Aufgrund einer limitierten Lebensdauer<br />

der Batterie während des Flugbetriebs entstehen weitere Abschreibungskosten,<br />

die wiederum vom Anschaffungspreis und dem zu<br />

erwartenden Restwert abhängig sein werden.<br />

Die Anschaffungskosten der benötigten Batterien wurden auf<br />

Basis verschiedener bereits veröffentlichter Studien bestimmt. Die<br />

Abschreibungsdauer entspricht der Lebensdauer der Batterie, deren<br />

Kapazität mit einer zunehmenden Anzahl von Ladezyklen immer<br />

geringer wird, bis sie schließlich nicht mehr verwendet werden<br />

kann. Was dann mit den Batterien geschehen kann, wurde vom<br />

Bauhaus Luftfahrt ebenfalls untersucht und es stellte sich heraus,<br />

dass ein Recycling zukünftiger Lithium-Ionen-Batterien keinen Kostenvorteil<br />

bringen würde. Ihre Weiterverwendung in anderen Branchen<br />

mit geringeren Anforderungen an die Kapazität erscheint daher<br />

In line with analyses on fully electric aircraft, researchers often<br />

face questions regarding a possible impact of electric flying on an<br />

air craft’s operating costs, especially in comparison to conventionally<br />

powered aircraft with the same technology standard. To address<br />

these questions, Bauhaus Luftfahrt has conducted a detailed<br />

projection of the expected cost levels.<br />

An initial analysis focused on batteries, which will replace<br />

to day’s jet fuel as energy source. With a replacement of fuel by<br />

bat te ries, new costs will arise. First of all, batteries have to be purchased<br />

and recharged, therefore E-Aviation will face battery investment<br />

costs and cost for electric energy. Due to wear or expected<br />

performance shortfalls of the batteries during operation,<br />

usage of these will lead to additional depreciation costs, depending<br />

on the acquisition cost and expected residual value at the end<br />

of aeronautical usage.<br />

The acquisition cost of the batteries was determined on the<br />

basis of various already published studies. The depreciation period<br />

equates to the lifetime of a battery and is limited due to a decrease<br />

of capacity with an increasing number of recharging cycles. After<br />

the initial aeronautical use of batteries, initial studies identified<br />

that recycling of future lithium­ion batteries used for electrically<br />

powered aircraft will not offer any cost benefit, so a second life in<br />

other industries was proposed.<br />

Regarding the impact on maintenance costs of an electrically<br />

powered aircraft, Bauhaus Luftfahrt first had to develop initial cost<br />

estimation methods for high-temperature superconducting (HTS)<br />

motors and associated systems. Therein, the fuel system, hy draulic<br />

empfehlenswert.<br />

> power, pneumatics and auxiliary power unit no longer had to<br />

><br />

54<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

Equal cost of ownership, including depreciation, interest and insurance cost<br />

Apart from the batteries, the Ce-Liner‘s cost of ownership roughly equals<br />

that of a conventionally powered aircraft at a comparable technology level.<br />

Additional cost of ownership (Batteries)<br />

Acquisition, depreciation, insurance, interest<br />

and maintenance of batteries cause significant<br />

costs for Ce-Liner operators.<br />

Additional environmental charges<br />

The conventionally powered reference<br />

aircraft is subject to environmental fees<br />

that the Ce-Liner is expected to avoid due<br />

to its locally emission-free operation.<br />

Two per cent lower energy cost (500 nautical mile mission)<br />

Projections of future electricity and kerosene prices hint at slightly<br />

lower energy costs for Ce-Liner operations, but price volatility for<br />

both energy carriers remains a critical factor.<br />

Aircraft cost per block hour<br />

Ce-Liner<br />

Reference aircraft<br />

Ce-Liner<br />

(percentages of<br />

cost categories)<br />

19%<br />

10%<br />

2%<br />

38%<br />

Energy cost<br />

US$ 2,561 US$ 2,613 (+2%)<br />

Airport and navigation charges<br />

US$ 1,783 (+21%) US$ 1,478<br />

Direct maintenance cost<br />

US$ 366 US$ 380 (+4%)<br />

Crew cost<br />

US$ 1,259 (+4%) US$ 1,205<br />

38%<br />

6%<br />

10%<br />

18%<br />

Reference aircraft<br />

(percentages of<br />

cost categories)<br />

5%<br />

26%<br />

Cost of ownership (excl. batteries)<br />

US$ 694 US$ 694<br />

Batteries Environm. charges<br />

US$ 160<br />

US$ 400<br />

22%<br />

6%<br />

Summary<br />

US$ 6,821 (+0.8%) US$ 6,770<br />

Nearly equal DOC for the Ce-Liner<br />

Higher airport and navigation charges (150 passengers, 75 per cent load factor)<br />

Applying today‘s airport charges to electrically powered aircraft, their significantly higher<br />

take-off and maximum landing weights would result in higher landing and navigation charges.<br />

Lower direct maintenance cost (Engine and airframe)<br />

On the one hand, superconducting motors require significantly less scheduled and unscheduled maintenance than conventional<br />

turbofan engines. On the other hand, the Ce-Liner‘s airframe requires more maintenance due to the higher aircraft weight.<br />

Higher crew cost (Short-haul, full-service carrier payment level)<br />

As crews receive payments in regard to weight of operated aircraft (larger/heavier aircraft = more responsibility = higher wages),<br />

the comparably heavy Ce-Liner would have disadvantages in terms of crew cost.<br />

Direkter Kostenvergleich (Tabelle) und Anteile einzelner Kategorien an den<br />

gesamten Betriebskosten des vollelektrischen Ce-Liner-Konzeptes aus dem<br />

Bauhaus Luftfahrt (linkes Diagramm) und eines Referenzflugzeuges mit<br />

weiterentwickeltem Turbofan-Antrieb (rechtes Diagramm): Aus den nur um<br />

0,8 Prozent höheren Betriebskosten des Ce-Liners lässt sich erahnen, dass elektrisch<br />

angetriebene Verkehrsflugzeuge auf einem vergleichbaren Kostenniveau betrieben<br />

werden könnten wie ihre konventionell angetriebenen Gegenstücke.<br />

Direct cost comparison (table) as well as specific cost breakdowns for the<br />

fully electric Ce-Liner concept envisioned by Bauhaus Luftfahrt (left chart)<br />

and a reference aircraft powered by advanced turbofan engines (right chart):<br />

With its overall Direct Operating Cost (DOC) only 0.8 per cent higher than for a<br />

conventionally powered reference aircraft, it becomes apparent that an electrically<br />

powered transport aircraft could be operated at a neutral cost level.<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 55


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

Reference calculation case<br />

0.8%<br />

Direct maintenance cost of HTS motor 20% higher than expected from literature<br />

1.1%<br />

A price escalation of 1% per year stops after 2035<br />

1.0 %<br />

Threshold for battery removal from 80% to 70% maximum capacity<br />

1.7%<br />

1<br />

/3 fewer flight cycles before battery removal<br />

1.9%<br />

10% higher battery price<br />

1.1%<br />

50% lower cost for CO 2<br />

emission allowances<br />

3.6%<br />

Fuel cost 10% higher than in reference case<br />

–2.9%<br />

Electricity cost 10% lower compared to reference case<br />

–3.0%<br />

–4%<br />

–2%<br />

0%<br />

2%<br />

4%<br />

Delta DOC to reference [%]<br />

Sensitivitätsstudie: Die hier aufgelisteten Faktoren sind Beispiele für unterschiedlich<br />

große Einflüsse auf die direkten Betriebskosten (DOC) des elektrisch betriebenen<br />

Ce-Liner-Konzepts, die im vorhergehenden Vergleich mit dem konventionell<br />

angetriebenen Referenzflugzeug nur um etwa 0,8 Prozent höher berechnet wurden.<br />

Sinkt aber beispielsweise der Strompreis um zehn Prozent, so würde das elektrische<br />

Flugzeug im Betriebskostenvergleich sogar um bis zu drei Prozent günstiger als die<br />

Referenz. Würden sich auf der anderen Seite aber die hochtemperatursupraleitenden<br />

Motoren (HTS) um 20 Prozent wartungsintensiver präsentieren, als in der<br />

Literatur angegeben, so würde dies den Betriebskostennachteil des Ce-Liners auf<br />

1,1 Prozent erhöhen.<br />

Sensitivity study: The exemplary factors listed here highlight different influences<br />

on the Ce-Liner’s Direct Operating Costs (DOC), which in Bauhaus Luftfahrt’s first<br />

analysis have been calculated to be only 0.8 per cent higher than those of the<br />

conventionally powered reference aircraft. On the one hand, a decrease of just ten<br />

per cent in electric energy prices would alter the slight DOC disadvantage of the<br />

Ce-Liner into a three per cent advantage. If the real maintenance cost for the Ce-<br />

Liner’s high-temperature superconducting (HTS) motors, on the other hand, would<br />

turn out to be 20 per cent higher than specified in literature, the DOC disadvantage<br />

of the electric aircraft would further increase to 1.1 per cent.<br />

56<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

Bei der Abschätzung der Wartungskosten von Hochtemperatur-<br />

Supraleitungs-Motoren (HTS) und den damit verbundenen Flugzeugsystemen<br />

kamen erste vom Bauhaus Luftfahrt entwickelte<br />

Methoden zum Einsatz, die den Wegfall von Kraftstoff- und Hy draulik<br />

systemen oder die fehlende Hilfsgasturbine genauso berücksich<br />

tigten wie die erforderliche Anpassung der elektrischen Bordsysteme.<br />

Aufgrund des geringen Technologiereifegrades stellt sich<br />

die Abschätzung der HTS-Wartungskosten allgemein als schwieriger<br />

heraus als bei kerosinbasierten Antrieben. In der gängigen<br />

Fachliteratur wird darauf verwiesen, dass HTS-Motoren zuverlässiger<br />

als Gasturbinen arbeiten und weniger Wartung benötigen. Da<br />

sich HTS-Motoren für Luftfahrtanwendungen aber derzeit noch im<br />

Forschungsstadium befinden und ihre Wartungskosten daher unbekannt<br />

sind, wurden jene von Onshore-Windkraftanlagen einer<br />

ver gleichbaren Leistungsklasse herangezogen.<br />

Wendete man zudem die Entgeltmodelle heutiger Flughäfen<br />

an, verursachten elektrisch angetriebene Flugzeuge durch ihr größeres<br />

Gewicht nicht nur signifikant höhere Lande- und Navigationsgebühren<br />

sowie höhere Personalkosten für die Besatzung. Auch<br />

die direkten Wartungskosten der Flugzeugzelle würden durch das<br />

Mehrgewicht erhöht.<br />

Die Analyse des Bauhaus Luftfahrt ergab, dass die laufenden<br />

Batterieaufwendungen die Flugzeugfixkosten um bis zu 23 Prozent<br />

erhöhen. Potenziell könnten die Wartungskosten der HTS-Motoren<br />

zwar deutlich geringer ausfallen als die von konventionellen Turbofan-Triebwerken,<br />

jedoch reduzierten die gewichtsbedingt hohen<br />

In standhaltungsaufwendungen für die Flugzeugzelle den gesamten<br />

Wartungskostenvorteil auf nur noch vier Prozent. Nach heu tigen<br />

Durchschnittspreisen ergeben sich weitere zwei Prozent Ersparnis<br />

bei den Energiekosten. Rechnet man auch die Kosten für<br />

Besatzung, Umweltabgaben sowie Flughafen- und Navigationsgebühren<br />

hinzu, zeichnet sich am Ende ab, dass im Vergleich zu weiterentwickelten<br />

konventionellen Antrieben ein kostenneutraler Betrieb<br />

vollelektrischer Flugzeuge möglich sein könnte. Unterschiedliche<br />

Entwicklungen der volatilen Elektrizitäts- und Kerosinpreise<br />

können dieses Ergebnis aber stark beeinflussen.<br />

be considered. Instead, a further adjustment had to be effected for<br />

the onboard electric power system. Developing an approach to determine<br />

the engine maintenance costs for universally electric aircraft<br />

proved to be more difficult compared to new kerosene-based<br />

propulsion technology at given technology readiness levels. Especially<br />

for the HTS motors, it is only stated in literature that superconducting<br />

electric motors require less maintenance while having a<br />

higher reliability than gas turbines. As HTS motors for aeronautical<br />

use are still undergoing research, their maintenance costs are unknown<br />

as of today. Therefore, Bauhaus Luftfahrt used average operation<br />

and maintenance costs for on-shore wind turbines that<br />

maintenance costs for motors and generators are similar for this<br />

Megawatt power output class.<br />

Applying today’s airport charges to electrically powered aircraft,<br />

their significantly higher take-off and maximum landing<br />

weights result in higher landing and navigation charges, flight crew<br />

costs and airframe direct maintenance costs.<br />

Bauhaus Luftfahrt’s assessment highlighted that the batteries<br />

of an electric aircraft would raise the overall cost of ownership<br />

by 23 per cent. Engine direct maintenance costs of HTS motors<br />

show potential to be significantly lower in comparison to conventional<br />

turbofan architectures, but higher airframe maintenance expenditures<br />

due to the weight penalty of electric aircraft would<br />

reduce the overall maintenance cost advantage to a mere four per<br />

cent. A further two per cent reduction in required energy costs was<br />

calculated based on current average fuel and electricity prices. As<br />

soon as crew costs as well as environmental, airport and navigation<br />

charges were also taken into account, it became apparent that<br />

a cost-neutral operation of electrically-powered aircraft in comparison<br />

to advanced combustion technologies could be pos sible.<br />

However, it should be noted that opposing trends for electricity<br />

and fuel costs would always be highly influential to the final cost<br />

comparison.<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 57


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

Einfluss von elektrisch<br />

an getriebenen Flugzeugen<br />

auf den Batterie- und<br />

Energie bedarf für Deutschland<br />

Impact of electrically powered<br />

transport aircraft on energy<br />

and battery demand for<br />

Germany<br />

Mit einem Einzug der Elektromobilität in die kommerzielle Luftfahrt<br />

würde zweifelsohne auch ein höherer Bedarf an elektrischer Energie<br />

einhergehen. Setzte man zudem austauschbare Batteriecontainer<br />

ein, würde zudem zusätzlicher Raum für deren Lagerung und<br />

Aufladung an Flughäfen erforderlich. Um besser zu verstehen, welche<br />

Auswirkungen der flächendeckende Einsatz von elektrischen<br />

Luftfahrzeugen für die Flughäfen haben würde, hat das Bauhaus<br />

Luft fahrt eine detaillierte Projektion des zukünftigen Strom- und<br />

Bat teriebedarfs durchgeführt.<br />

Mit dem Ce-Liner-Konzept als möglichem Ersatz der heutigen<br />

Standardrumpfflugzeuge könnten 54 Prozent aller Flüge von und<br />

nach Deutschland im Jahr 2012 ersetzt werden. Würden auch zukünftige<br />

Regionalflugzeuge elektrifiziert, würde sich dieser Anteil<br />

auf 81 Prozent erhöhen.<br />

Im Jahr 2011 wurden in Deutschland 541.000 Gigawattstunden<br />

(GWh) an elektrischer Energie verbraucht. Der Güter- und Personentransport<br />

hatte daran nur einen Anteil von drei Prozent. Mit<br />

Luftverkehrsdaten von 2012 hat das Bauhaus Luftfahrt die Auswirkungen<br />

von elektrischer Luftfahrt auf den täglichen Energiebedarf<br />

und die Anzahl der für den Betrieb benötigten Batterien an deutschen<br />

Flughäfen abgeschätzt. Ersetzte man nur alle heutigen Flüge<br />

mit Flugzeugen der Airbus A 320- und Boeing 737-Familien von und<br />

nach Deutschland durch den Ce-Liner, würde die Luftfahrt deutschlandweit<br />

einen jährlichen Bedarf von 9.750 GWh an elektrischer<br />

Energie haben, gerade einmal zwei Prozent des jährlichen Gesamtbedarfs.<br />

Wie viele einzelne Batterien für die Bereitstellung dieser En ergie<br />

erforderlich würden, hängt stark von ihrer Aufladezeit ab. Für<br />

seine Analyse hat das Bauhaus Luftfahrt Ladezeiten zwischen einer<br />

und zwölf Stunden untersucht. An einem üblicherweise sehr<br />

betrieb samen Freitag am Flughafen München müssten bei einer<br />

mittleren Ladezeit von sechs Stunden ungefähr 1.230 Batteriecontainer<br />

vorgehalten werden, um eine ausreichende Versorgung<br />

sicherzu stellen.<br />

><br />

The envisioned advent of electro mobility in commercial aviation<br />

will undoubtedly result in a higher demand for electrical energy.<br />

Pro viding this in interchangeable battery containers will more over<br />

result in additional space requirements for container storage and<br />

re charging at airports. To better understand the implications a<br />

widespread implementation of electric aircraft would have for airports,<br />

Bauhaus Luftfahrt has carried out a detailed projection of the<br />

future electrical energy and battery demand.<br />

Using the Ce-Liner as a possible replacement of today’s single<br />

- aisle aircraft, a replacement potential of 54 per cent for all flights<br />

to and from Germany was determined using scheduled air traffic<br />

data from 2012. Assuming that future regional aircraft would also<br />

use electric propulsion, the replacement potential of today’s fleet<br />

increases to 81 per cent.<br />

In Germany, 541,000 gigawatt-hours (GWh) of electric energy<br />

were consumed in 2011. Transportation only has a share of three<br />

per cent. Scheduled air traffic data from 2012 lead Bauhaus Luftfahrt<br />

to a first estimation of how far E-Aviation would impact electric<br />

energy demand and how many batteries would be required<br />

during operational hours. Replacing all flights operated by Airbus<br />

A320 and Boeing 737 family aircraft in 2012 to and from Germany<br />

would lead to an annual electric energy demand of 9,750 GWh, a<br />

mere two per cent of the overall electric energy consumed in Germany<br />

every year.<br />

A breakdown of the number of battery containers needed for<br />

these flights strongly depends on the required recharging time. For<br />

its analysis, Bauhaus Luftfahrt investigated recharging times between<br />

one and twelve hours. Assuming a typically busy Friday of<br />

operations at Munich Airport and a recharging time of six hours for<br />

each battery container, roughly 1,230 batteries would be needed<br />

on stock to avoid a shortfall in battery supply.<br />

><br />

58<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

NRN<br />

BRE<br />

HAM<br />

BER (TXL/SXF)<br />

38%<br />

25%<br />

11%<br />

88%<br />

45%<br />

64%<br />

81%<br />

DUS<br />

HAJ<br />

31%<br />

39%<br />

51%<br />

50%<br />

CGN<br />

13%<br />

NUE<br />

73%<br />

40%<br />

51%<br />

HHN<br />

FRA<br />

STR<br />

MUC<br />

18%<br />

51 %<br />

41%<br />

76%<br />

52%<br />

40%<br />

47%<br />

100<br />

Germany<br />

Percentage of annual operations [%]<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Regional aircraft<br />

27%<br />

Single-aisle aircraft<br />

61%<br />

Long-haul aircraft<br />

12%<br />

Regional aircraft<br />

(Range ≤1078 nm)<br />

27%<br />

Single-aisle aircraft<br />

(Range ≤1078 nm)<br />

53%<br />

Long-haul aircraft<br />

12%<br />

Single-aisle aircraft<br />

(Range ≥ 1078 nm)<br />

8%<br />

27%<br />

53%<br />

Regional aircraft (Range ≤ 1078 nm)<br />

Single-aisle aircraft (Range ≤1078 nm)<br />

Operational range ≥1078 nm and long-haul aircraft<br />

Flottenmix in Deutschland und an wichtigen deutschen Flughäfen: Die dunkelund<br />

hellblauen Segmente verdeutlichen die Anteile von Standardrumpf- und Regionalflugzeugen.<br />

Diese beiden Kategorien könnten in der Zukunft möglicherweise<br />

durch elektrisch angetriebenes Fluggerät wie den Ce-Liner ersetzt werden. (Quelle:<br />

OAG 2012)<br />

Fleet mix in Germany and at major German airports: The dark and light blue<br />

sections highlight the percentage of narrow-body and regional aircraft operated,<br />

therein representing the percentage of aircraft that could be replaced by electric<br />

airliners such as the Ce-Liner. (Source: OAG 2012)<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 59


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

Mit der besagten Sechs-Stunden-Ladestrategie hätte der Flughafen<br />

München allein für den morgendlichen Hochbetrieb zwi schen<br />

neun und zehn Uhr einen Leistungsbedarf von fast 400 Megawatt<br />

sowie einen täglichen elektrischen Energiebedarf von 5,8 GWh.<br />

Die Studie des Bauhaus Luftfahrt konnte die Erwartung bestätigen,<br />

dass längere Ladezeiten die Anzahl der am Flughafen benötigten<br />

Batterien deutlich erhöhen würden, jedoch auch zei gen, dass sich<br />

die maximale elektrische Leistung zugleich erheblich verringern<br />

würde, was zu einem ausgeglichenen elektrischen Energiebedarf<br />

mit niedrigeren Spitzenlasten führen würde.<br />

Eine einstündige Ladestrategie würde die Spitzenlasten während<br />

des Tages um bis zu sechs Prozent des heutigen Energieverbrauchs<br />

erhöhen. Mit einer Zwölf-Stunden-Ladezeit würde sich der<br />

Applying the aforementioned six-hour recharging strategy, Munich<br />

Airport would need a maximum of nearly 400 megawatts of<br />

electric energy for peak hours between 9am and 10am. The daily<br />

electric energy demand would sum up to 5.8 GWh. Bauhaus Luftfahrt’s<br />

study showed that, as expected, longer charging times<br />

would significantly increase the number of required batteries at<br />

the airport. However, the maximum electric capacity could be decreased<br />

significantly by longer charging times, thus leading to a<br />

more balanced electric energy demand with lower peak loads.<br />

For the one-hour recharging strategy, E-Aviation would signi f-<br />

icantly increase the peak loads during the day by up to six per cent<br />

of actual energy consumption. With a recharging time of twelve<br />

hours, overall electric demand would be increased by up to four<br />

elektrische Gesamtbedarf um bis zu vier Prozent erhöhen. Eine > per cent. Another possibility is the recharging of batteries only ><br />

60<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

Case A<br />

Case B<br />

ONC<br />

ONC<br />

12h<br />

12h<br />

6h<br />

6h<br />

1h<br />

1h<br />

Maßstabsgetreue Darstellung der am Münchener Flughafen zur Lagerung<br />

und zum Aufladen der Batterien benötigten Fläche in Abhängigkeit vom Lagerungstyp<br />

(Fall A: ebenerdig, Fall B: Lagerung auf drei Ebenen) sowie für<br />

eine Ladedauer von einer, sechs oder zwölf Stunden und für das Laden über<br />

Nacht (Overnight Charging, kurz: ONC): Die Wissenschaftler sind zuversichtlich,<br />

dass der zusätzliche Platzbedarf der Batterien keinen limitierenden Faktor<br />

für die Einführung einer elektrisch betriebenen kommerziellen Luftfahrt darstellt.<br />

Required base area for battery housing and storage in dependency on recharging<br />

times of one, six or twelve hours or overnight charging (ONC) as<br />

well as stacking type (Case A: One level, Case B: Three levels) for Munich<br />

Airport in right scale to existing infrastructure: Researchers at Bauhaus Luft -<br />

f ahrt are confident that the additional space required for battery containers<br />

would not represent a show-stopper for the introduction of E-Aviation.<br />

wei tere mögliche Lösung ist das Aufladen über Nacht, etwa zwischen<br />

22 und sechs Uhr, wenn der allgemeine Energiebedarf niedrig<br />

ist. Für den Flughafen München würde diese Praxis aber den<br />

Bedarf auf bis zu 3.000 Batterien erhöhen, verglichen mit lediglich<br />

290 Bat terien bei der einstündigen Ladestrategie.<br />

Auch wenn größere Flughäfen schon heute kaum noch Flächen<br />

zur Erweiterung haben, kann man davon ausgehen, dass der<br />

zusätzliche Platzbedarf der Batterien keinen limitierenden Faktor<br />

für die Einführung einer elektrischen Luftfahrt darstellt. Gemeinsam<br />

mit der Energieindustrie und verschiedenen Energieforschungsinstituten<br />

wird sich das Bauhaus Luftfahrt daher zukünftig noch detaillierter<br />

mit optimalen Ladestrategien für eine synergetische Einführung<br />

elektrischer Flugzeuge an zukünftigen Flughäfen auseinandersetzen.<br />

at night, when the electrical energy load is low. For Munich Airport,<br />

such an overnight charging option from 10pm to 6am would<br />

increase the demand to nearly 3,000 batteries compared to a demand<br />

of 290 batteries using the one-hour recharging strategy.<br />

Although already today most major airports are constrained<br />

in their operational area, it can be assumed that even the additional<br />

space required for such higher numbers of battery containers<br />

would not represent a show-stopper for the introduction of<br />

E-Aviation. Supported by discussions with the energy industry and<br />

various energy research institutes, further work at Bauhaus Luftfahrt<br />

aims to determine the optimal recharging strategy for a synergetic<br />

implementation of electric airliners at future airports.<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 61


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

Flightpath 2050:<br />

Beiträge von Technologien<br />

für die Flugzeugkabine<br />

und den Betrieb am Boden<br />

Flightpath 2050:<br />

Contributions of cabin-related<br />

and ground operation<br />

technologies<br />

Im Angesicht der ambitionierten „Flightpath 2050“-Ziele der Europäischen<br />

Kommission rücken neben alternativen Antrieben oder einer<br />

effizienteren Aerodynamik auch Verbesserungen der Flugzeugstruktur<br />

und -kabine sowie Einsparungen durch verbesserte Bodenabfertigung<br />

immer stärker in den Fokus der Wissenschaftler.<br />

Um zu bewerten, welchen Einfluss verschiedene Verbesserungen in<br />

den beiden letztgenannten Bereichen auf die Emission von Kohlendioxid<br />

(CO 2<br />

) haben können, hat das Bauhaus Luftfahrt mehrere<br />

Sensitivitätsstudien mit einem Kurz- bis Mittelstreckenflugzeug<br />

durchgeführt.<br />

Die Passagiersitze machen mehr als 50 Prozent des Gesamtgewichts<br />

einer Flugzeugkabine aus. Selbst durch die Umrüstung<br />

auf moderne Leichtbausitze lassen sich lediglich CO 2<br />

-Einsparungen<br />

von etwa einem Prozent realisieren. Langfristig gesehen werden<br />

solche marginalen Einsparungen aber von den stetig steigenden<br />

Körpermaßen und -gewichten der Passagiere wieder mehr als<br />

aufgezehrt. Im Jahr 2010 waren amerikanische Männer und Frauen<br />

im Durchschnitt 18 beziehungsweise 19 Prozent schwerer als<br />

im Jahr 1960. Diese Veränderung des menschlichen Körpers führt<br />

demnach zu einem erhöhten Bedürfnis nach Freiraum, der von den<br />

Fluggesellschaften mit breiteren Sitzen und mehr Beinfreiheit beantwortet<br />

werden kann. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, würde<br />

dies zu einer um 2,8 Prozent höheren CO 2<br />

-Emission im Jahr 2050<br />

führen.<br />

Um mit dieser Entwicklung Schritt zu halten, geht der Trend<br />

schon heute in Richtung größerer Rumpfquerschnitte, um Platz für<br />

geräumigere Kabinen zu schaffen. Deren zusätzliches Volumen<br />

kann nicht nur der Bein- und Ellbogenfreiheit der Passagiere zu<br />

Gute kommen, sondern durch neuartige Kabinenkonzepte im Einklang<br />

mit reduzierten Küchen- und Toilettenflächen auch dazu genutzt<br />

werden, eine höhere Anzahl an Sitzplätzen einzubauen. Nur<br />

so lässt sich der aerodynamisch und strukturell bedingte Nach- ><br />

In view of the European Commission’s ambitious “Flightpath 2050”<br />

emissions reduction targets, airframe-related contributions, such<br />

as structural changes of the cabin and fuselage design, as well as<br />

saving potentials in line with improved ground operation processes<br />

are constantly gaining importance in research at Bauhaus Luftfahrt.<br />

In order to estimate the impact improvements may have on<br />

overall carbon dioxide (CO 2<br />

) emissions, the researchers have carried<br />

out several separate sensitivity studies for a short- to mediumhaul<br />

aircraft.<br />

Passenger seats account for over 50 per cent of the total cab<br />

in outfitting weight. Even the installation of modern lightweight<br />

seats provides CO 2<br />

savings of just one per cent, a small advantage<br />

that in the longer term could easily be outweighed by the constant<br />

growth of the passengers’ average body height and weight. In<br />

2010, an average American man was 18 per cent heavier and a<br />

woman 19 per cent heavier compared to 1960. These changes in the<br />

human body result in an increased demand for individual space,<br />

which can be answered by airlines with wider seats and increased<br />

legroom. If these trends continue, this would lead to 2.8 per cent<br />

higher CO 2<br />

emissions by the year 2050.<br />

To keep up with this development, recent trends show increasing<br />

cross-section sizes that allow more spacious cabins. The<br />

additional volume however is rarely used to increase seat width or<br />

legroom for passengers. Instead, new seating concepts aim at the<br />

installation of additional seats, often in line with a reduced number<br />

of lavatories and galleys or a reduced seat pitch. In this way, the<br />

structural and aerodynamic penalties of larger fuselage diameters<br />

of around 1.8 per cent can hence be turned into an advantage in<br />

the CO 2<br />

emission per passenger. In the analysis of Bauhaus Luftfahrt,<br />

such a passenger packing density enhancement represents<br />

the potential to reduce CO 2<br />

emissions per passenger by up to six<br />

per<br />

><br />

cent.<br />

62<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

CO 2<br />

emissions reduction per passenger kilometre<br />

on mission level, 500 nm off-design [%]<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

10 15 20 25 30<br />

Dispatch towing<br />

Electric taxiing<br />

Taxi-out time<br />

[minutes]<br />

Zwei Alternativen für einen emissionsärmeren Rollvorgang von und zur Startbeziehungsweise<br />

Landebahn: Das Bauhaus Luftfahrt untersuchte die CO 2<br />

-Einsparpotenziale<br />

bei der Zuhilfenahme von Hochgeschwindigkeits-Flugzeugschleppern<br />

und beim elektrischen Rollen mittels ins Fahrwerk integrierter Elektromotoren.<br />

Abhängig von der Dauer des Rollvorgangs ließen sich mit beiden Strategien spürbare<br />

CO 2<br />

-Einsparungen realisieren.<br />

Two alternatives for lower-emission aircraft taxiing to and from the runway:<br />

Bauhaus Luftfahrt compared the CO 2<br />

reduction potentials of procedures like dispatch<br />

towing with high-speed tow trucks or electric taxiing using electric motors<br />

integrated into the landing gear. Depending on the taxi time, both strategies could<br />

lead to significant CO 2<br />

reductions.<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 63


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

Cabin interior weight reduction<br />

Future passenger weight<br />

Fuselage diameter enlargement<br />

Cabin concepts for higher density<br />

Fuselage built of carbon-fibre<br />

reinforced plastics<br />

Cabin energy demand reduction<br />

Total cabin and fuselage<br />

On-block Auxiliary<br />

Power Unit substitution<br />

Turnaround time reduction<br />

Electric taxi or dispatch towing<br />

Air traffic management<br />

efficiency improvements<br />

CO 2<br />

emissions reduction<br />

per passenger kilometre [%]<br />

Total operations<br />

4<br />

2<br />

0<br />

–2<br />

–4<br />

–6<br />

–8<br />

–0.96<br />

2.80 1.80<br />

–6.00 –4.00 –0.16 –6.52 –0.60 –0.001 –3.00 –2.60 –6.20<br />

Airframe (cabin and fuselage)<br />

Operations<br />

Breites Spektrum an Verbesserungsmöglichkeiten: Die Analyse des Bauhaus<br />

Luftfahrt konnte in und an der Flugzeugzelle (orange) und im operationellen Bereich<br />

(blau) zahlreiche ungenutzte Potenziale zur Verringerung des CO 2<br />

-Ausstoßes<br />

aufzeigen.<br />

Broad spectrum of possible improvements: The analysis carried out by Bauhaus<br />

Luftfahrt highlighted numerous unutilised CO 2<br />

reduction potentials in the range of<br />

airframe (orange) and operations (blue).<br />

64<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

teil der um bis zu 1,8 Prozent höheren CO 2<br />

-Emissionen eines größeren<br />

Rumpfes in der CO 2<br />

-Bilanz pro Passagier in einen Vorteil umkehren.<br />

Für eine solche Erhöhung der Passagierdichte ergab die<br />

Analyse des Bauhaus Luftfahrt ein Potenzial zur Verringerung der<br />

CO 2<br />

-Emissionen um bis zu sechs Prozent.<br />

Durch operationelle Verbesserungen ließen sich ebenfalls<br />

Einsparungen erzielen. Schon auf dem Weg zwischen Start- oder<br />

Landebahn und dem Gate können Verbesserungen realisiert werden,<br />

wie die Wissenschaftler anhand eines Vergleichs von zwei unterschiedlichen<br />

Ansätzen zeigen konnten: den Ein satz von schnellen<br />

Schleppfahrzeugen, die das Flugzeug bis zum Erreichen der<br />

Startbahn schleppen, und elektrisches Rollen mit im Fahrwerk installierten<br />

Elektromotoren, die ein autarkes Vor- und Rückwärtsmanövrieren<br />

des Flugzeugs ermöglichen. Damit könnten bei einer<br />

Rollzeit von 15 Minuten, in die aber auch das Auf wärmen der Triebwerke<br />

vor dem Start und der Abkühlprozess nach der Landung eingerechnet<br />

werden, bis zu drei Prozent CO 2<br />

eingespart werden.<br />

Mit der Identifikation wichtiger Treiber und CO 2<br />

-Einsparungspotenziale<br />

stellt die Analyse des Bauhaus Luftfahrt eine wertvolle<br />

Hilfe für die Entwicklung zukünftiger Technologie-Roadmaps zur<br />

Erfüllung der „Flightpath 2050“-Ziele dar. Zudem konnte die Studie<br />

aufzeigen, dass sich allein durch Verbesserungen in Flugzeugzelle<br />

und -kabine sowie in der Bodenabfertigung insgesamt mehr als<br />

zwölf Prozent der CO 2<br />

-Emissionen einsparen ließen. Zur Erreichung<br />

der ambitionierten Ziele sind jedoch noch weitaus größere Einsparungen<br />

von Nöten.<br />

In the analysis, operational aspects also yielded room for potential<br />

improvements. Significant savings could even be achieved during<br />

taxiing between runway and terminal, as the analysis on the basis<br />

of two different approaches has proven: dispatch towing with a<br />

high-speed tug until the aircraft reaches the runway and taxiing<br />

with electric motors installed in the landing gear allowing the<br />

aircraft an autarkic forward and backward manoeuvring on the<br />

airfield. Both strategies highlighted a potential to reduce CO 2<br />

emissions<br />

by around three per cent assuming a 15-minute taxi time,<br />

since the engines must be warmed up prior to departure and have<br />

to cool down after landing.<br />

With the identification of significant drivers and CO 2<br />

reduction<br />

potentials, Bauhaus Luftfahrt’s analysis aims to provide a valuable<br />

aid for the development of technology roadmaps leading towards<br />

the fulfilment of the “Flightpath 2050” requirements. Moreover,<br />

the study highlighted that improvements to airframe and<br />

operations could add up to CO 2<br />

reductions of more than twelve per<br />

cent. A fulfilment of the ambitious industry targets would however<br />

require a much greater effort in CO 2<br />

reduction.<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 65


66<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.<br />

2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

Parametrische Entwurfsstudien<br />

für Flugzeugkonzepte mit<br />

„Propulsive Fuselage“<br />

Parametric design studies for<br />

“propulsive fuselage” aircraft<br />

concepts<br />

Das Auflösen der klassischen funktionalen Trennung zwischen<br />

Flug zeugstruktur und -antrieb, beispielsweise durch die verteilte<br />

Erzeugung von Schub entlang wichtiger Komponenten der Flugzeugzelle,<br />

stellt einen Schwerpunkt der Forschung am Bauhaus<br />

Luftfahrt dar. Als eines der vielversprechendsten Konzepte hierfür<br />

wird die Installation eines umlaufenden Schuberzeugers am hinteren<br />

Ende des Flugzeugrumpfes gesehen, wie er erstmals im Jahrbuch<br />

2011 skizziert wurde. Ein solcher „Propulsive Fuselage“, der<br />

die rumpfnahe Grenzschicht einsaugt und beschleunigt, könnte<br />

den Widerstand des Flugzeugrumpfes signifikant senken. Im Jahr<br />

2013 hat das Bauhaus Luftfahrt erstmals konkrete Entwurfsstudien<br />

für diese neue Antriebskonfiguration durchgeführt.<br />

Jeder umströmte Flugzeugkörper verursacht, bedingt durch<br />

Reibungs- und Formeffekte, einen Impulsverlust im Strömungsnachlauf.<br />

Dieser muss, ähnlich wie der restliche Schubbedarf eines<br />

Flugzeuges, durch eine Übergeschwindigkeit im Antriebsstrahl<br />

kompensiert werden. Je geringer diese von den Triebwerken erzeugte<br />

Übergeschwindigkeit ist, desto besser gestaltet sich die<br />

Energieeffizienz des Flugzeugs. Die konkreten Analysen des Bauhaus<br />

Luftfahrt haben nun bestätigt, dass der Propulsive Fuselage<br />

durch die Auffüllung der rumpfnahen Grenzschicht sehr effizient<br />

dazu beitragen kann, diese Übergeschwindigkeit zu reduzieren.<br />

Die technische Umsetzung dieser Idee unterliegt jedoch geometrischen<br />

Einschränkungen, etwa durch die notwendige Bodenfreiheit<br />

beim Abheben. Um diese zu umgehen und gleichzeitig die notwendige<br />

Antriebsredundanz sicherzustellen, schlagen die Wissenschaftler<br />

vor, den Propulsive Fuselage zunächst ausschließlich ><br />

Breaking with the classical separation of airframe and power plant<br />

system is one of the key research areas at Bauhaus Luftfahrt. Synergies<br />

could, for example, be expected from the distribution of<br />

thrust production along the main components of the airframe. One<br />

of the most promising concepts is seen in the concept of a shrouded<br />

propulsor encircling the aft fuselage that was first described in<br />

the 2011 yearbook. A so-called “propulsive fuselage” is aimed at<br />

significantly reducing fuselage drag by ingesting and accelerating<br />

the fuselage boundary layer. In 2013, Bauhaus Luftfahrt conducted<br />

first concrete parametric design studies of this novel propulsion<br />

configuration.<br />

Every aircraft body immersed in a flow field develops a momentum<br />

deficit in the wake flow, mainly emanating from skin friction<br />

and form effects. This deficit needs to be compensated by an<br />

equivalent excess momentum generated by the propulsion system<br />

via an excess velocity. Reducing this velocity would significantly<br />

increase the energetic efficiency of the aircraft. Analyses by Bauhaus<br />

Luftfahrt have confirmed that the principles of boundary layer<br />

ingestion and wake filling could effectively contribute to such a<br />

reduction of excess velocity. In practice, the said reduction is subject<br />

to geometric limitations of the propulsive device such as<br />

ground clearance during take-off rotation. To avoid such limitations<br />

and moreover to ensure propulsion system redundancy, researchers<br />

at Bauhaus Luftfahrt suggested using a fuselage fan<br />

primarily designed to recover the occurring wake momentum deficit,<br />

while all residual thrust required is delivered by conventional<br />

podded power plants.<br />

><br />

Schematische Darstellung des Prinzips der Grenzschichtauffüllung für ausgewählte<br />

„Propulsive Fuselage“-Konfigurationen im Kontrast zur konventionellen<br />

Triebwerksanordnung: Der Impulsverlust im Strömungsnachlauf des Rumpfes<br />

muss wie auch der restliche Schubbedarf des Flugzeugs durch einen äquivalenten<br />

Impulsüberschuss in Form einer Übergeschwindigkeit ΔV P<br />

aus dem Antriebssystem<br />

aufgewogen werden. Die Nutzung der Grenzschichtauffüllung stellt eine wirksame<br />

Möglichkeit zur Reduktion von ΔV P<br />

und somit zur Verbesserung der Energieeffizienz<br />

des Flugzeugs dar („Propulsive Fuselage“-Fälle B bis D).<br />

Schematic visualisation of the wake-filling principle in selected propulsive<br />

fuselage configurations in contrast to conventional propulsion integration:<br />

The momentum deficit in the wake flow of the fuselage as well as the residual aircraft<br />

thrust requirement needs to be balanced by an equivalent excess momentum<br />

generated by the propulsion system via an excess velocity ΔV p<br />

. The utilisation of<br />

wake filling is an effective means of reducing ΔV P<br />

and thus to improving the overall<br />

energetic efficiency of the aircraft (propulsive fuselage cases B through D).


Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 67<br />

V ∞<br />

V w<br />

(X, Z)<br />

V ∞<br />

+ ΔV p<br />

Z<br />

X<br />

Classic podded power plant arrangement without fuselage wake filling<br />

Geometrically unconstrained propulsive fuselage device applied to overall<br />

aircraft thrust requirements including ideal fuselage wake filling<br />

Propulsive fuselage device applied to overall aircraft thrust requirements<br />

including ideal fuselage wake filling under geometric constraints<br />

Propulsive fuselage device applied to ideal fuselage wake filling only,<br />

required residual aircraft thrust provided by podded power plants<br />

Fuselage boundary layer<br />

Propulsion system jet flow field<br />

Jet momentum equivalent for ideal fuselage wake compensation<br />

Jet momentum equivalent for aircraft residual thrust requirement


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

Power saving coefficient (PSC) [%]<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

–10<br />

–20<br />

–30<br />

–40<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Ingested drag ratio (ß = D ing<br />

/F N<br />

) [%]<br />

Schaubild des Leistungseinsparpotenzials (PSC) in Abhängigkeit vom Anteil<br />

des relativen eingesaugten Flugzeugwiderstands (ß) und von der relativen<br />

Ver änderung des Antriebswirkungsgrades (Δη rel<br />

): Für die untersuchte „Propulsive<br />

Fuselage“-Ausführung hat das Bauhaus Luftfahrt identifiziert, dass durch die<br />

Grenzschichteinsaugung der Gesamtwiderstand des Flugzeugs um 20 bis 25 Prozent<br />

abnimmt. Damit verbunden wurde abgeschätzt, dass die einhergehenden Verluste<br />

im Antriebssystem eine etwa 15-prozentige Verringerung des Wirkungsgrads<br />

verursachen würden. Beide Effekte zusammengenommen ergeben in der Analyse<br />

für den Propulsive Fuselage ein Leistungseinsparpotenzial von bis zu zehn Prozent<br />

gegenüber dem konventionellen Referenzflugzeug.<br />

Chart of power-saving potentials (PSC) as function of ingested drag ratio (ß)<br />

and relative change in propulsion system efficiency (Δη rel<br />

): For the investigated<br />

propulsive fuselage design, Bauhaus Luftfahrt identified a reduction of overall<br />

aircraft drag between 20 and 25 per cent due to boundary layer ingestion. The corresponding<br />

losses in the propulsion system were estimated to be of the order of 15<br />

per cent efficiency reduction. Taking both effects into account, the analysis yielded<br />

power-saving potentials (PSC) of up to ten per cent for the propulsive fuselage compared<br />

to a conventional reference aircraft.<br />

68 Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

zum Zweck der Grenzschichtauffüllung zu nutzen. Der restliche<br />

Schubbedarf würde dann durch konventionell installierte Triebwerke<br />

bedient.<br />

Um bei dieser und anderen Auslegungen des Propulsive Fuselage<br />

zu analysieren, welche Effizienzverbesserungen die Grenzschichtauffüllung<br />

mit sich bringt, nutzt das Bauhaus Luftfahrt<br />

den sogenannten „Leistungseinsparkoeffizienten“ (englisch: Power<br />

Saving Coefficient, kurz: PSC), der vom Triebwerkshersteller General<br />

Electric entwickelt wurde. Damit lässt sich die Verringerung der<br />

erforderlichen Antriebsleistung direkt mit einer konventionellen<br />

Antriebsanordnung vergleichen. Erste Untersuchungen mit dieser<br />

Metrik haben den Forschern verdeutlicht, dass mit einem steigenden<br />

Anteil des eingesaugten Rumpfwiderstands auch das Einsparpotenzial<br />

größer wird. Zudem ermöglicht diese Metrik, die durch<br />

die Einsaugung der Rumpfgrenzschicht zusätzlich im Antriebssystem<br />

auftretenden Verluste mit zu berücksichtigen.<br />

Trotz dieser Verluste konnte das Bauhaus Luftfahrt für das<br />

„Propulsive Fuselage“-Konzept ein Leistungseinsparpotential von<br />

bis zu zehn Prozent gegenüber einer konventionellen Triebwerkinstallation<br />

identifizieren. Unter Berücksichtigung flugzeugseitiger<br />

Kaskadeneffekte konnte dieses Potenzial in Form einer 11,7-prozentigen<br />

Verbesserung der energiespezifischen Reichweite (ESAR)<br />

bestätigt werden. Als Referenz hierfür diente ein technologisch<br />

vergleichbares Referenzflugzeug mit konventionell installierten<br />

Getriebefans und einem Nebenstromverhältnis von 18.<br />

Zukünftige Arbeiten des Bauhaus Luftfahrt werden sich auf<br />

eine präzisere Bestimmung der zuvor identifizierten aerodynamischen<br />

Verluste innerhalb der Antriebssystemgrenze konzentrieren.<br />

Ferner werden die Wissenschaftler geeignete Lösungen für die<br />

Integration des „Propulsive Fuselage“-Antriebsstrangs untersuchen,<br />

beispielsweise auf Basis neuartiger, hybridelektrischer Optionen<br />

der Energieübertragung.<br />

To conveniently measure the efficiency improvement due to wake<br />

filling for any propulsive fuselage design, Bauhaus Luftfahrt uses<br />

the so-called “Power-saving coefficient” (PSC) proposed by General<br />

Electric Aircraft Engines. With this metric, the reduction of<br />

the instantaneous power required to operate the aircraft can be<br />

directly compared to conventional propulsion architectures. First<br />

analyses have highlighted that by increasing the relative share of<br />

ingested aircraft drag, the saving potentials improve accordingly.<br />

Moreover, this metric allows researchers to also account for additional<br />

losses in the propulsion stream tube and the associated<br />

reduction of propulsion system efficiency.<br />

Despite the internally incurring losses, Bauhaus Luftfahrt’s<br />

first parametric sizing studies of the propulsive fuselage power<br />

plant system highlighted up to ten per cent power-saving potential<br />

in comparison to conventional podded power plants. The powersaving<br />

and efficiency potentials were found echoed in terms of<br />

vehicular efficiency. Capturing the aircraft-level cascade effects of<br />

reduced propulsive power demand, the aircraft’s Energy Specific<br />

Air Range (ESAR) improved by 11.7 per cent relative to a technologically<br />

similar reference aircraft equipped with under-wing podded<br />

geared turbofans featuring a bypass ratio of 18.<br />

Future work at Bauhaus Luftfahrt will focus on the improved<br />

prediction of aerodynamic losses in the propulsion system stream<br />

tube control volume. Also, suitable solutions for the design integration<br />

of the propulsive fuselage power supply will be explored.<br />

This includes novel ways of power transmission to the large fuselage<br />

propulsor such as hybrid-electric power train options.<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 69


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

Langfristige Perspektiven<br />

jenseits von Biokraftstoffen<br />

erster und zweiter Generation<br />

Long-term perspectives<br />

beyond first- and secondgeneration<br />

biofuels<br />

Die Verwendung „klassischer“ Energiepflanzen wie Raps oder Mais<br />

zur Kraftstoffproduktion birgt das Risiko einer Konkurrenz zwischen<br />

der energetischen Nutzung und der Produktion von Nahrungs- und<br />

Futtermitteln. Ein weiteres Problem von Biokraftstoffen besteht in<br />

der geringen Effizienz entlang ihrer Produktionsketten. Hierfür ist<br />

zum einen die photosynthetische Umwandlung von Sonnenenergie<br />

in Biomasse mit einer Effizienz von höchstens zwei Prozent und<br />

zum anderen die aufwändige und verlustreiche Konversion der Biomasse<br />

in flüssige Kraftstoffe verantwortlich. Aufgrund dieser Limitierungen<br />

sind Kraftstoffe auf Basis klassischer Biomasseformen<br />

vermutlich nicht geeignet, um die ökologischen Herausforderungen<br />

und Versorgungsprobleme der Luftfahrt langfristig und nachhaltig<br />

zu lösen.<br />

Eine mögliche Lösung besteht daher in der Entwicklung von<br />

Pro duktionswegen, die über die Nutzung herkömmlicher Biomassetypen<br />

hinausgehen oder gänzlich unabhängig von biogenen Rohstoffen<br />

sind. Daher hat das Bauhaus Luftfahrt Optionen wie Mikroalgen<br />

als unkonventionelle Biomassequelle (Seite 34) oder die solarthermisch<br />

getriebene Kraftstoffproduktion (Seite 36) betrachtet.<br />

Weitere interessante Ansätze basieren auf der Nutzung elektrischer<br />

Energie. Hierbei werden, analog zum natürlichen Prozess der Photosynthese,<br />

die anorganischen Verbrennungsprodukte Kohlendioxid<br />

(CO 2<br />

) und Wasser (H 2<br />

O) unter Bildung reduzierter Kohlenstoffverbindungen<br />

„energetisiert“, allerdings durch Zufuhr elektrischer Energie<br />

und ohne Bildung von Biomasse als Energiezwischenspeicher.<br />

Die elektrisch getriebene Reduktion von CO 2<br />

kann auf verschiedene<br />

Arten erfolgen: Auf technischem Wege wird die Elektrizität<br />

direkt zur Elektrolyse von Wasser genutzt. Der gebildete Wasserstoff<br />

(H 2<br />

) wird anschließend mit CO 2<br />

in einer sogenannten „inversen<br />

Wassergas-Shift-Reaktion“ unter Bildung von Kohlenmonoxid (CO)<br />

umgesetzt. Das resultierende Synthesegas, ein Gemisch aus H 2<br />

und<br />

CO, kann in einem Fischer-Tropsch-Prozess zu Kohlenwasserstoffverbindungen<br />

reagieren, die mit etablierten Verfahren auch zu Kerosin<br />

weiterverarbeitet werden können. Obwohl diese Prozesskette noch<br />

nicht kommerziell eingesetzt wird, sind alle Teilschritte für eine mittelfristige<br />

industrielle Implementierung bereits ausreichend entwickelt.<br />

><br />

Utilisation of “classic” energy plants like rapeseed or maize for fuel<br />

production involves the risk of negative competition between the<br />

energetic use on the one hand and the production of food and fodder<br />

on the other. Another problem associated with biofuels lies in<br />

the low overall efficiency of their production chains. This problem<br />

is primarily caused by the photosynthetic conversion of solar energy<br />

to biomass with its generally low efficiency of two per cent at<br />

most and secondarily by the subsequent complex and loss-making<br />

procedure of converting the biomass into fuels. Due to these limitations,<br />

fuels based on “conventional” biomass are probably not<br />

suit ed for sustainably meeting the long­term challenges of commercial<br />

aviation, namely securing fuel supply and reducing the<br />

ecological footprint.<br />

The development of production pathways that go beyond utilising<br />

conventional biomass or are even independent of biogenic<br />

feedstock represents a conceivable solution. Therefore, Bauhaus<br />

Luft fahrt analyses options like microalgae as an unconventional<br />

bio mass source (page 34) or solar-thermally driven fuel production<br />

(page 36). Other interesting approaches make use of electric energy<br />

to energise the inorganic combustion products carbon dioxide (CO 2<br />

)<br />

and water (H 2<br />

O), converting them, analogous to the natural process<br />

of photosynthesis, into reduced carbon compounds. In contrast to<br />

photosynthesis, electricity is used instead of solar energy and the<br />

formation of biomass as temporary storage is avoided.<br />

There are different ways for the electricity-driven reduc tion of<br />

CO 2<br />

. In a technical approach electricity is used to electrolyse water.<br />

A part of the formed hydrogen (H 2<br />

) is subsequently reacted with CO 2<br />

in a so-called water-gas shift reaction, yielding reactive car bon monoxide<br />

(CO). The resulting mixture of H 2<br />

and CO, often re ferred to as<br />

synthesis gas, is then converted into a complex blend of hydrocarbon<br />

compounds in a Fischer-Tropsch process. These hydrocarbon<br />

compounds can be processed into kerosene and other fuels through<br />

conventional refining techniques. Despite the fact that this process<br />

chain has not been realised at commercial scale yet, the technical<br />

maturity of all individual process steps is suf ficiently far advanced<br />

for a mid-term industrial implementation.<br />

><br />

70<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

Renewable electricity<br />

(electrons)<br />

Electrolysis of water H 2<br />

O + Energy<br />

H 2<br />

+<br />

Reverse water-gas shift<br />

CO 2<br />

+<br />

H 2<br />

CO<br />

+<br />

H 2<br />

O<br />

Fischer-Tropsch synthesis<br />

CO<br />

+<br />

2H 2<br />

„CH 2<br />

“<br />

+<br />

H 2<br />

O<br />

Renewable jet fuel<br />

Die vom Bauhaus Luftfahrt betrachtete technische Nutzung von Elektrizität<br />

zur Kraftstoffproduktion sieht drei verschiedene Reaktionsschritte vor:<br />

Zuerst wird Wasserstoff (H 2<br />

) durch die Elektrolyse von Wasser (H 2<br />

O) gewonnen.<br />

Dieser wird anschließend in einer sogenannten „inversen Wassergas-Shift-Reaktion“<br />

genutzt, in der Kohlenmonoxid (CO) entsteht. Ein Gemisch aus H 2<br />

und CO,<br />

auch Synthesegas genannt, lässt sich anschließend in einem Fischer-Tropsch-<br />

Prozess zu Kohlenwasserstoffverbindungen umsetzen, die hier allgemein als<br />

„CH 2<br />

“ ausgedrückt werden. Daraus kann durch konventionelle Raffination auch<br />

Kerosin gewonnen werden.<br />

Bauhaus Luftfahrt considered a technical utilisation of electricity for fuel production<br />

which would consist of three reaction steps: Electrolysis of water (H 2<br />

O)<br />

represents the first step. The formed hydrogen (H 2<br />

) is then reacted with carbon<br />

dioxide (CO 2<br />

) in a so-called water-gas shift reaction, resulting in carbon monoxide<br />

(CO). A mixture of H 2<br />

and CO, often referred to as synthesis gas, is subsequently<br />

converted to a blend of hydrocarbon compounds, generally expressed as “CH 2<br />

”<br />

here, in a Fischer-Tropsch process. The yielded hydrocarbon compounds can be<br />

processed into jet fuel and other fuels through conventional refining techniques.<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 71


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

Technologisch weit weniger entwickelt ist ein neuartiger Ansatz<br />

zur mikrobiellen Produktion sogenannter „Electrofuels“. Dabei wird<br />

die Fähigkeit bestimmter Mikroorganismen ausgenutzt, mit Hil fe<br />

elektrischer Energie aus CO 2<br />

reduzierte Kohlenstoffverbindun gen<br />

aufzubauen und abzugeben. Die Reaktion kann auf direktem oder<br />

indirektem Wege ablaufen. Auf letzterem erfolgt die Elektronenaufnahme<br />

nicht durch die Mikroorganismen, sondern indirekt über<br />

eine elektrolytische Reduktion anorganischer Verbindungen an<br />

der Elektrode, hier unter Bildung von H 2<br />

. Bestimmte Mikroben können<br />

diese Reduktionsprodukte metabolisieren und mit Hilfe der so<br />

ge wonnenen Energie aus CO 2<br />

und H 2<br />

O Kohlenwasserstoffverbindungen<br />

synthetisieren. Diese Verbindungen sind nach dem derzeitigen<br />

Stand der Forschung noch nicht unmittelbar als Kraftstoff einsetzbar,<br />

zukünftige Entwicklungen könnten jedoch eine elektrisch<br />

getriebene, direkte mikrobielle Kerosinproduktion ermöglichen.<br />

Mit seiner Methodenkompetenz in der Ökobilanzierung und<br />

Zukunftstechnologieanalyse wird das Bauhaus Luftfahrt die Po tenziale<br />

und Risiken dieser und anderer Konzepte zukünftig de taillierter<br />

untersuchen. Die Prozesse werden dabei auf Basis der ihnen zugrundeliegenden<br />

Technologien und physikalisch-chemischen Prinzipien<br />

analysiert und in einem Multi-Kriterien-Ansatz bewertet.<br />

Far less technologically mature is a novel approach for microbial<br />

production of so-called “electrofuels”. This approach takes ad vantage<br />

of the capability of certain microbes to utilise electric energy<br />

for the formation of reduced carbon compounds from CO 2<br />

. The reduced<br />

molecules are subsequently excreted into the surrounding<br />

medium. The reaction can proceed via a direct and an indir ect pathway.<br />

In case of the latter, the electron uptake occurs not through<br />

the microbes, but via electrolytic reduction of inorganic compounds<br />

at the electrode, forming hydrogen in the illustrated example. Certain<br />

microorganisms are capable of metabolising such reduction<br />

products and channel the thus gained energy into the synthesis of<br />

hydrocarbon compounds from CO 2<br />

and H 2<br />

O. Even though, at the<br />

current stage of research, these reduced compounds are not yet<br />

suitable as blendstock for fuels, future devel opments might enable<br />

an electrically driven direct microbial jet fuel production.<br />

At Bauhaus Luftfahrt, the potential of these and other technologies<br />

is evaluated in detail with a special focus on life-cycle and<br />

future technology analysis. The latter is based on the underlying<br />

technologies, physical and chemical principles as well as a comprehensive<br />

set of criteria.<br />

72<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

Direct pathway<br />

Indirect pathway<br />

Renewable electricity<br />

(electrons)<br />

CO 2<br />

H 2<br />

O<br />

H 2<br />

H +<br />

H 2<br />

O<br />

Renewable electricity<br />

(electrons)<br />

CO 2<br />

Renewable jet fuel<br />

Renewable jet fuel<br />

Der mikrobielle Ansatz zur elektrisch getriebenen Kraftstoffproduktion, der<br />

vom Bauhaus Luftfahrt ebenfalls betrachtet wird, eröffnet zwei mögliche<br />

Verfahrenswege: Die elektrische Energie kann zum einen direkt durch die Mikroorganismen<br />

zur Kraftstoffsynthese mittels Reduktion von CO 2<br />

genutzt werden.<br />

Alternativ kann die Elektrizität den Prozess auch indirekt durch eine vorgelagerte<br />

elektrolytische Reduktion antreiben. Die Mikroorganismen metabolisieren dann<br />

die so gebildeten reduzierten Verbindungen, hier: Wasserstoff. Die so gewonnene<br />

Energie wird dann zur Kraftstoffsynthese genutzt.<br />

The electricity-driven microbial fuel production also considered by Bauhaus<br />

Luftfahrt offers two different pathways: In the first pathway, the electric<br />

energy can be utilised directly by the microbes for fuel production via reduction<br />

of CO 2<br />

. Alternatively, the process can be driven indirectly by electricity via an<br />

upstream electrolytic reaction. The microorganisms metabolise the thus formed<br />

reduced species, here hydrogen. The resulting energy is used for fuel synthesis.<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 73


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

QuaNaBioL: Untersuchung der<br />

Nach haltig keit entlang der<br />

Lieferkette von Biokerosin<br />

QuaNaBioL: Assessment of<br />

sustainability along the<br />

aviation biofuel supply chain<br />

Eine der größten Herausforderungen bei der Suche nach zukünfti<br />

gen Alternativen zu fossilen Luftfahrtkraftstoffen liegt in der<br />

Si cher stellung einer ökologisch, ökonomisch sowie sozial nachhaltigen<br />

Produktion. Das Bauhaus Luftfahrt hat sich dieser Herausforderung<br />

im Rahmen eines breiten Engagements in diversen<br />

Gremien sowie anhand des vom Bund geförderten Forschungsprojektes<br />

„Qualität und Nachhaltigkeit bei der Bereitstellung von Biokraftstoff<br />

für die Luftfahrt“ (QuaNaBioL) angenommen.<br />

Im Gegensatz zum Biokraftstoff für den Straßenverkehr wird<br />

Biokerosin bisher nur in kleinen Mengen produziert. Dabei hätten<br />

vor allem die Fluglinien durchaus Interesse daran, es einzusetzen.<br />

Zum einen, um Ihren Beitrag zur Senkung der Kohlendioxid-Emissionen<br />

zu leisten, zum anderen, um ihr Image zu verbessern und um<br />

sich außerdem im Wettbewerb durch ein entsprechendes Angebot<br />

zu differenzieren. Das Bauhaus Luftfahrt hat im Jahr 2013 untersucht,<br />

wo Hindernisse für die Produktion und Nutzung von Biokerosin<br />

liegen und wie diese beseitigt werden könnten. Im Fokus steht<br />

dabei die Nachhaltigkeit der Produktionsweise. Sie muss wirtschaftlich<br />

sein und darf keine negativen ökologischen und sozialen<br />

Auswirkungen mit sich bringen. Im Gegensatz zu chemisch nachweisbaren<br />

qualitativen Eigenschaften lässt sich die Einhaltung der<br />

Nachhaltigkeitskriterien im Endprodukt jedoch nicht prüfen. Da es<br />

noch keine etablierten Marktstrukturen oder -mechanismen gibt,<br />

wird derzeit ein Zertifizierungssystem herangezogen, das die Einhaltung<br />

der Nachhaltigkeitskriterien über eine mehrstufige globale<br />

Lieferkette hinweg überwacht. Den derzeit vorhandenen Zertifizierern<br />

gelingt dies bisher allerdings nur unzureichend, da sie die<br />

Vielzahl der beteiligten Erzeuger und Verarbeiter von Biomasse nicht<br />

direkt kontrollieren können und meist auf deren Selbstauskünfte<br />

an gewiesen sind.<br />

><br />

Safeguarding ecologically, economically and socially sustainable<br />

production is a major challenge in the search for sustainable future<br />

alternatives to fossil jet fuel. Bauhaus Luftfahrt is actively tackling<br />

this challenge in numerous notable advisory boards as well as the<br />

research project ”Securing Quality and Sustainability of Aviation<br />

Biofuels” (QuaNaBioL), which is funded by the German federal government.<br />

In contrast to the road sector, biofuels for aviation have so far<br />

been produced only in small quantities. Nonetheless, many airlines<br />

actively seek to use biofuels in order to reduce their carbon emissions,<br />

to enhance their public image and to differentiate themselves<br />

from their competitors in the highly competitive aviation<br />

market. Bauhaus Luftfahrt has examined the barriers for the production<br />

and use of aviation biofuels as well as possible solutions,<br />

with special emphasis on sustainable production. The key challenge<br />

is seen in the enhancement of biofuel production which is<br />

economically feasible without creating negative ecological and social<br />

impacts. However, the compliance with sustainability criteria<br />

is physically not observable as it is the case with fuel quality issues<br />

which are based on chemically verifiable contents. As there are<br />

neither market structures nor established market mechanisms, certification<br />

schemes are the only measures to audit adherence to<br />

sustainability criteria along the global and multi­tiered biofuel supply<br />

chain. The current system of certification schemes is considered<br />

in sufficient as there are many processes in the feedstock production<br />

or conversion which are not directly observable or in which the<br />

auditors are mostly dependent on a disclosure of corporate information<br />

of the respective supply chain actor.<br />

><br />

74<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

(1) Supply chain management for risk avoidance<br />

» Supplier evaluation<br />

» Environmental and social standards as minimum requirements<br />

Suppliers<br />

(multi-tier)<br />

Focal companies<br />

(such as airlines)<br />

» Supplier development and support<br />

» Increased communication and proactive engagement<br />

(2) Supply chain management for sustainable products<br />

Zwei Teilbereiche für ein nachhaltiges Lieferkettenmanagement, die vom<br />

Bauhaus Luftfahrt untersucht wurden: Die Vermeidung von Risiken ist eine<br />

bereits etablierte Managementmethode in umweltschutzrelevanten Bereichen<br />

(orangefarbene Pfeile). Hier gibt ein Unternehmen Mindestkriterien zur Einhaltung<br />

gewisser Nachhaltigkeitsstandards an seine Lieferanten weiter, um sich<br />

gegen das Risiko der Nichteinhaltung dieser Kriterien vertraglich und juristisch<br />

abzusichern. Ein proaktives Management (blaue Pfeile) geht dagegen einen<br />

Schritt weiter, indem es mit seinen Lieferanten in noch engerem Kontakt steht<br />

und bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsstandards mit ihnen kooperiert. In der<br />

Analyse des Bauhaus Luftfahrt gestaltete sich die proaktive Form des Lieferkettenmanagements<br />

besonders effektiv und sinnvoll, wenn tragfähige Strukturen<br />

und Verfahrensabläufe noch nicht etabliert sind.<br />

Two subdomains for sustainable supply chain management analysed at Bauhaus<br />

Luftfahrt: Risk avoidance (orange arrows) is a well-established method in<br />

the management of environmental concerns. A company passes though minimum<br />

requirements for environmental and social standards to its suppliers in order to<br />

avoid risks of non-compliance and to protect itself against legal action. In contrast,<br />

a proactive supply chain management (blue arrows) takes risk avoidance one step<br />

further by getting in close contact with suppliers to support them in implementing<br />

sustainability standards. In the analyses of Bauhaus Luftfahrt, the proactive form of<br />

sustainable supply chain management proved especially effective and valuable if<br />

viable structures and procedures have not yet been established.<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 75


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

Price negotiation Price negotiation Price negotiation<br />

Conventional<br />

Market-based<br />

Feedstock<br />

production<br />

Processing<br />

and logistics<br />

Biofuel<br />

production<br />

End user<br />

Initial phase<br />

Patriarchal<br />

cooperation<br />

(mid-term)<br />

Feedstock<br />

production<br />

Negotiation + Command and control<br />

End user Processing<br />

Biofuel<br />

and logistics<br />

End user production<br />

End user<br />

Price negotiation, Command and control<br />

Command and control<br />

Price negotiation<br />

Global coordination:<br />

Determination of supply<br />

chain structure<br />

Bilateral coordination:<br />

Directives / instructions<br />

for supply chain actors<br />

Co-ordination<br />

Advanced phase<br />

Cooperative<br />

market<br />

(long-term)<br />

Feedstock<br />

production<br />

Processing<br />

and logistics<br />

Biofuel<br />

production<br />

End user<br />

Price negotiation<br />

Vom Bauhaus Luftfahrt untersuchte Möglichkeiten zur Einflussnahme eines<br />

Endnutzers (beispielsweise einer Fluggesellschaft) auf die Sicherstellung<br />

von Nachhaltigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette alternativer<br />

Kraftstoffe: Konventionell entscheidet der Marktpreis über Menge und Qualität<br />

des Zwischen- oder Endproduktes entlang von Lieferketten. Zur Etablierung tragfähiger<br />

Strukturen und Verfahrensabläufe in einer Anfangsphase kann der Endnutzer<br />

mit allen Lieferanten in engen Kontakt treten und sie bei der Umsetzung von<br />

Nachhaltigkeitsstandards unterstützen und kontrollieren. In einer fortgeschrittenen<br />

Phase kann sich der Endnutzer aus dieser sehr aktiven Rolle wieder zurückziehen,<br />

sollte jedoch weiterhin über Verhandlungen mit allen Lieferanten entlang der<br />

Wertschöpfungskette in engem Kontakt bleiben und so einen kooperativen Markt<br />

aufrechterhalten.<br />

Bauhaus Luftfahrt analysed to what extent end users (such as airlines) can<br />

influence sustainability performance along the entire supply chain of alternative<br />

fuels: In a conventional approach, market prices and price negotiations are<br />

used to define quantity and quality of intermediate and final products. In order to<br />

establish reliable structures and procedures in an initial phase, end users can get in<br />

close contact with all suppliers of the supply chain to support and supervise them<br />

in the implementation of sustainability standards. In an advanced phase, end users<br />

can withdraw gradually from these intense support and control activities and confine<br />

themselves to a coordinating role of the upstream process steps for the purpose<br />

of maintaining a cooperative biofuel market.<br />

76<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

Da die Fluglinien sich somit nicht darauf verlassen können, dass die<br />

derzeit verfügbaren Biokraftstoffe tatsächlich nachhaltig pro duziert<br />

wurden, bleiben sie im Zweifel bei konventionellen Kraft stoffen zumal<br />

eine falsche Deklarierung die Gefahr eines erheblichen Imageschadens<br />

für sie birgt. Das Bauhaus Luftfahrt untersuchte daher<br />

Möglichkeiten, wie die Airlines selbst Verantwortung für die Lieferkette<br />

übernehmen können. Zum einen könnten sie die bestehenden<br />

Zertifizierungssysteme weiterentwickeln, bei spielsweise durch die<br />

Schaffung einheitlicher Standards und Auswahlverfahren. Pa r allel<br />

dazu müssten die Zwischenlieferanten durch Schulungsmaßnahmen,<br />

Best Practices und Pilot-Projekte in ih rer Entwicklung unterstützt<br />

werden. Sobald tragfähige Strukturen und Verfahrens abläufe<br />

entstanden sind, könnten die Fluglinien sich dann wieder schrittweise<br />

zurückziehen und sich auf eine koordinie rende Rolle beschränken.<br />

Auch der Einfluss der Politik wurde vom Bauhaus Luftfahrt untersucht.<br />

Sie könnte die Verbesserung der Prozesse unterstützen,<br />

indem sie einheitliche Anreiz- und Kontrollmechanismen für die<br />

nachhaltige Produktion definiert und in bi- beziehungsweise multilaterale<br />

Handelsabkommen integriert. Eine Stabilisierung der Rahmenbedingungen<br />

für den Import von Biomasse würde zur Ausweitung<br />

der Produktion beitragen. Somit könnte eine privatwirtschaftliche<br />

Initiative mit staatlicher Flankierung die Entwicklung eines<br />

ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltigen Biokerosinmarktes<br />

effektiv vorantreiben. In einem nächsten Schritt soll dieses Konzept<br />

am Beispiel weniger Länder detailliert untersucht werden.<br />

Hence, airlines eager to make use of biofuels currently cannot rely<br />

on the fact that available biofuels have been produced in a sustainable<br />

way. As a consequence, they might continue using conventional<br />

fuels in order to avoid incorrect certification, which could<br />

cause severe damage to an airline’s public image. Thus, Bauhaus<br />

Luftfahrt has analysed different approaches in which airlines could<br />

take responsibility for the entire supply chain. On the one hand,<br />

they could contribute to further developing certification schemes ,<br />

especially by implementing common standards and selection criteria.<br />

On the other hand, they could assist supply chain actors by<br />

offering support and training measures, establishing best prac tices<br />

and conducting pilot projects. As soon as stable structu res and<br />

procedures are established and working well, airlines could withdraw<br />

gradually from these upstream process steps and confine<br />

themselves to a coordinating role.<br />

Influences by government policy have also been part of Bauhaus<br />

Luftfahrt’s analysis. Policy-makers could support the process<br />

by defining common incentive and control mechanisms for sustainable<br />

production and by ensuring that these are aligned with bilateral<br />

or multilateral trade agreements. A stable environment for the<br />

import of biofuels would play an important role for the expansion<br />

of production. In sum, a private initiative supported by appropriate<br />

government policy can effectively spur the development of an economically,<br />

ecologically and socially sustainable biofuel market. As<br />

a next step, Bauhaus Luftfahrt aims to focus analyses of such concepts<br />

on a small sample of countries.<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 77


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

Fliegende Kommunikationsnetzwerke:<br />

Analyse der Netzabdeckung<br />

und zukünftiger<br />

Kapazitätsanforderungen<br />

Airborne communication<br />

networks: Analysis of<br />

network coverage and<br />

future capacity demands<br />

Der wachsende Luftverkehr und neuartige Datendienste ziehen einen<br />

stetig steigenden Bedarf an aeronautischer Telekommunikationsbandbreite<br />

nach sich. Bereits in seinem Jahrbuch 2012 hat das<br />

Bauhaus Luftfahrt diese wesentlichen Treiber identifiziert, evaluiert<br />

und in diesem Zusammenhang ein neuartiges Netzwerkkonzept vorgestellt.<br />

Darin bauen Flugzeuge ein lasergestütztes Basisnetz hoher<br />

Bandbreite nach einem Ad -hoc-Prinzip auf, um Flugpassagieren<br />

den Zugang zum Breitband-Internet bereitzustellen. Um die<br />

Ausfallsicherheit aufgrund von atmosphärischen Einflüssen wie<br />

Wol ken und starken Turbulenzen zu verbessern und die Dienstzugänglichkeit<br />

zu maximieren, würde das Basisnetz lokal durch komple<br />

mentäre Funksysteme erweitert.<br />

Im Jahr 2013 hat das Bauhaus Luftfahrt in Zusammenarbeit<br />

mit dem Lehrstuhl für Luftfahrtsysteme an der Technischen Universität<br />

München erstmals ein solches Kommunikationsnetzwerk von<br />

Linienmaschinen am Computer simulieren können, um die Machbarkeit<br />

zu verifizieren und zukünftige Potenziale abzuleiten. Die<br />

Si mu lation bildete den Nordatlantischen Flugkorridor ab, wobei<br />

reale Flug routen und Flugleistungsdaten berücksichtigt worden<br />

sind. Die maximale Übertragungsreichweite der in den Flugzeugen<br />

verbauten Telekommunikationssysteme wurde anhand verschiedener<br />

Betrachtungen fest gelegt, wobei sowohl geometrische Begrenzungen<br />

durch die Erdkrümmung und Bewölkung als auch fundamentale<br />

Abschätzungen zum Potenzial der Daten-Übertragung mit<br />

Laserlicht berücksichtigt wurden.<br />

Die Simulation zeigte, dass sich über dem Nordatlantik schon<br />

heute eine ausreichende Anzahl an Flugzeugen in der Luft befindet,<br />

um mit den angenommenen Übertragungsreichweiten eine kontinuierlich<br />

hohe Netzabdeckung von über 97 Prozent zu gewährleisten.<br />

Darüber hinaus konnte das Bauhaus Luftfahrt aus der Simulation<br />

Sta tistiken generieren, die zeigen, dass der durchschnittliche<br />

Abstand zwischen den Flugzeugen die verfügbare Laser-Reichweite<br />

deut lich unterschreitet.<br />

Um zu ermitteln, welche Bandbreiten mit dieser Technik im<br />

Jahr 2035 nötig wären, haben die Wissenschaftler kontinuierlich<br />

stei gende Passagiervolumina in ihre Simulation einbezogen. Damit<br />

gehen ein Anstieg der Flugzeugdichte und eine wachsende<br />

The demand for aeronautical telecommunication capacity is rising<br />

due to increasing air traffic and novel data services. In its 2012<br />

yearbook Bauhaus Luftfahrt reported about the identification and<br />

evaluation of these main drivers and presented a novel network<br />

concept. In this concept aircraft are connected in an ad hoc fashion<br />

via a high­capacity photonic backbone link in order to pro vide<br />

broadband Internet access to passengers. Furthermore, a hy brid<br />

concept is pursued in which complementary radio-frequency technology<br />

is utilised in order to achieve robustness under atmospheric<br />

influences such as clouds and turbulences, and to maximise accessibility.<br />

In 2013, Bauhaus Luftfahrt in cooperation with the Institute<br />

of Aircraft Design at Technische Universität München for the first<br />

time simulated such a communication network of commercial aircraft<br />

for feasibility testing of the concept and to quantify future<br />

bandwidth potentials. The simulation was confined to the North<br />

Atlantic corridor, based on a routing scheme along North Atlantic<br />

Tracks and using real flight schedule databases and aircraft performance<br />

data. The maximum communication distance of the simula t-<br />

ed telecommunication systems considered limitations originating<br />

from line-of-sight transmission, including the geometric range<br />

limit due to earth curvature and cloud density, and by fundamental<br />

assessments of laser­based free­space transmission system performance.<br />

It was found that already the present number of aircraft in<br />

the North Atlantic Corridor has reached a level that enables network<br />

coverage of over 97 per cent. Furthermore, Bauhaus Luftfahrt<br />

obtained simulation results that show that the average aircraft-toaircraft<br />

distance in the communication network clearly lies within<br />

the available range of laser-based communication.<br />

The evaluation of bandwidth demand of such a network in a<br />

2035 scenario included growing passenger numbers, increasing<br />

aircraft densities and expanding use of in-flight Internet services.<br />

In addition, bandwidth demand per user is expected to rise due to<br />

services and content that require larger data volumes, such as<br />

high-resolution video streaming. Based on these assumptions, Bauhaus<br />

Luftfahrt derived individual transmission capacities on > ><br />

78<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

Access point to<br />

terrestrial Internet<br />

Aircraft density<br />

Communication<br />

connection<br />

Data traffic<br />

Aircraft density<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

To watch the simulation as<br />

an animated sequence on<br />

your smartphone, please<br />

scan the QR code below.<br />

5<br />

Simulation eines fliegenden Datennetzwerks über dem nordatlantischen<br />

Korridor: Die Flugzeugdichte ist in der unteren Grafik dargestellt. Die obere Grafik<br />

verdeutlicht das voraussichtlich im Jahr 2035 entstehende Datenaufkommen durch<br />

die Leuchtintensität der einzelnen Kommunikationsverbindungen, während Zugangspunkte<br />

zum terrestrischen Internet entlang der Küsten und Inseln als rote<br />

Punkte dargestellt werden.<br />

Simulation of an airborne data-transport network over the North Atlantic Corridor:<br />

Aircraft density is represented in the bottom image. In the top image, the<br />

generated traffic loads for the year 2035 are indicated by the illumination intensity<br />

of individual communication links. The red dots represent access points to ground<br />

Internet along continental coasts and islands.<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 79


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

Nutzung des Internets an Bord einher. Zudem steigt der Kapazitätsbedarf<br />

pro Nutzer durch eine stärkere Verbreitung datenintensiver<br />

Dienste wie beispielsweise hochauflösendes Video-Streaming. Aus<br />

diesen Rahmenbedingungen konnte das Bauhaus Luftfahrt eine<br />

zukünftige Anforderung an die Datenübertragungskapazitäten im<br />

Basisnetz von Hunderten von Gigabits pro Sekunde (Gbits / s) ableiten.<br />

Theoretische Betrachtungen unter realistischen Annahmen<br />

legen nahe, dass die Entfernungen, wie sie im simulierten fliegenden<br />

Netzwerk auftreten, diesen Anforderungen nicht im Wege<br />

stehen würden. Über kürzere Entfernungen werden entsprechende<br />

Bitraten bereits heute mit Laserkommunikationssystemen übertroffen.<br />

Die zukünftige Forschung am Bauhaus Luftfahrt wird unter<br />

anderem die Übertragbarkeit dieser Ergebnisse auf das beschriebene<br />

Ad-hoc-Netzwerk stärker untersuchen. Zudem müssen Faktoren<br />

wie das Wetter kritisch betrachtet werden, um Einflüsse auf<br />

die technologische Umsetzung und auf die Notwendigkeit von<br />

Redundanzen im Konzept zu berücksichtigen. Zu diesem Zweck<br />

und zur Auslastungsoptimierung werden die Wissenschaftler auch<br />

das Daten-Routing im fliegenden Netzwerk detaillierter betrachten,<br />

um ein besseres Verständnis für das realistische Potenzial dieses<br />

Ansatzes zu erhalten.<br />

the order of hundreds of Gigabits per second (Gbits / s) for such a<br />

network in the photonic backbone. Fundamental analysis shows<br />

that the observed aircraft­to­aircraft spacings do not inhibit achieving<br />

such capacities using laser-based data transmission.<br />

Future research at Bauhaus Luftfahrt will evaluate the transferability<br />

of these results to the dynamic, ad hoc networking environment.<br />

The impact of weather must be critically assessed in order<br />

to derive special technology requirements for implementation and<br />

to develop suitable mitigation strategies, such as built-in redundancies<br />

and safety margins. To this end, and in order to improve network<br />

load distribution, the ad hoc routing algorithm can be optimised<br />

in order to generate a profound understanding of the technological<br />

potential of the concept.<br />

80<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


2<br />

Innovative Lösungsansätze<br />

Innovative solutions<br />

Bitrate [Gbps]<br />

250<br />

Observed occurrence<br />

(Communication demand)<br />

1,001 – 10,000<br />

200<br />

101 – 1,000<br />

11 – 100<br />

150<br />

1 – 10<br />

100<br />

50<br />

Laser link, wavelength 1.67<br />

Radio frequency, 30 GHz<br />

Radio frequency, 5 GHz<br />

m<br />

0<br />

0 200<br />

400 600<br />

Distance [km]<br />

Verbindungsstatistik, die aus der vom Bauhaus<br />

Luftfahrt durchgeführten Simulation berechnet<br />

wurde: Die farblich abgestuften Kästen verdeutlichen<br />

die Häufigkeit, mit der bestimmte Übertragungsanforderungen<br />

über bestimmte Entfernungen<br />

auftreten. Die Kurven zeigen die mit drei verschiedenen<br />

Technologien erreichbare Datenübertragungska<br />

pazität in Abhängigkeit von der Entfernung. Die<br />

Über lagerung beider Darstellungen zeigt, dass die<br />

zukünftige Anforderung für 2035 mit den Möglichkeiten<br />

einer Infrarot-Laserverbindung erfüllt werden<br />

kann. Durch Verfahren zur Signalbündelung könnte<br />

die Kapazität der Laserverbindung sogar noch weiter<br />

gesteigert werden.<br />

Communication-link statistics from the simulation<br />

conducted by Bauhaus Luftfahrt: The coloured<br />

boxes represent the frequency of different communication<br />

demands over certain distances. The graphs<br />

depict the available bitrates of three different communication<br />

technologies in regard to distance. The<br />

combined plot shows that the future demand of 2035<br />

is well within the bitrate-distance capability of an<br />

infrared laser link. Its capacity could even be further<br />

increased by using multiplexing techniques.<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 81


3<br />

Methoden und Prozesse<br />

Methods and processes<br />

Neue Wege in Methoden und Prozessen<br />

New ways in methods and processes<br />

Ecological awareness<br />

Currency exchange rates<br />

Ways of living and orientation<br />

towards leisure time<br />

Population development<br />

and structures<br />

Population growth<br />

Ageing society<br />

Urbanisation<br />

Emerging megacities<br />

82<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


Air travel<br />

Resources<br />

3<br />

Methoden und Prozesse<br />

Methods and processes<br />

Climate change<br />

Technology<br />

Supply<br />

Economic developments<br />

GDP growth<br />

Available income<br />

Global middle class<br />

Costs<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 83


3<br />

Methoden und Prozesse<br />

Methods and processes<br />

84<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


Innovationspotenziale erkennen: Eine wesentliche<br />

Orientierungskompetenz für die Zukunft<br />

Identifying innovation potentials: An essential skill<br />

for navigating the future<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

„Technologische Innovation ist bekanntermaßen ein riskantes<br />

und hart umkämpftes Geschäft”, schreibt F. P. Boer, Autor<br />

von „Technology Valuation Solutions”, und ergänzt, dass die<br />

Schaffung von Wohlstand durch technologische Innovation eines<br />

der wichtigsten wirtschaftlichen Phänomene der modernen<br />

Welt ist. Offensichtlich haben führende Innovatoren einzigartige<br />

Navigationsfähigkeiten für dieses riskante Umfeld.<br />

Die Aufgabe des Teams „Zukunftstechnologien, Ökologie<br />

der Luftfahrt und Wissensmanagement” ist es, ergänzende Orientierungshilfen<br />

für die ferne Zukunft der Luftfahrt und Mobilität<br />

insgesamt zu liefern, indem zukünftige Innovationspotenziale,<br />

Zukunftstechnologien, nachhaltige Lösungen und wissensba<br />

sierte Prozesse identifiziert werden.<br />

Unser einzigartiger Ansatz ist, neben der nötigen Kompetenzvielfalt,<br />

der vorrangige Nachweis jener Potenziale, die eine<br />

vielversprechende Richtung vorgeben – damit anschließend die<br />

beste Vorgehensweise für die Erschließung dieses Potenzials<br />

verfolgt werden kann. Zum Beispiel sind wir in der Forschung an<br />

solaren Flugkraftstoffen mit wissenschaftlicher Gründlichkeit<br />

und außerhalb der traditionellen Luftfahrtforschung unterwegs<br />

und haben dabei ein akademisch-industrielles Netzwerk von<br />

Weltrang gewonnen.<br />

In diesem Jahrbuch finden Sie Fortschritte in Energie-,<br />

Material- und Informationstechnologien wie die Analyse von<br />

Innovationspotenzialen von Kommunikationstechnologien. Als<br />

etablierte Forschungseinrichtung arbeiten wir weiterhin an der<br />

Entwicklung unserer speziellen Fähigkeiten zur Navigation mit<br />

Weitsicht in diesem riskanten und umkämpften Terrain der<br />

technologischen Innovation.<br />

Dear Sir or Madam,<br />

“Technological innovation is a notoriously risky and competitive<br />

business”, writes F. P. Boer, author of “Technology Valuation<br />

Solutions”, and adds that creation of wealth through technological<br />

innovation is one of the most important economic<br />

phenomena of the modern world. Obviously, innovation leaders<br />

have unique skills in navigating this risky territory.<br />

The task of the team “Future Technologies, Ecology of<br />

Aviation and Knowledge Management” is to provide complementary<br />

navigation skills on a long-term scale by identifying<br />

future innovation potentials, future technologies, sustainability<br />

solutions and knowledge-based processes for aviation and<br />

mobility as a whole.<br />

The uniqueness of our approach, besides the combination<br />

of diverse competences, is that we establish those potentials<br />

that show a promising direction – for later resource allocation<br />

to find promising ways how to exploit this potential. For<br />

example, in solar aviation fuels research we identified those<br />

innovation potentials with scientific scrutiny and capabilities<br />

from outside the field of aviation, and attracted a world-class<br />

academic and industrial network in the process.<br />

As you browse this yearbook for recent advances you will<br />

also find new insights in the future of energy, materials and<br />

information technologies, such as the analysis of innovation<br />

potentials for communication technologies. As a well-established<br />

research entity we further develop our unique strengths<br />

in our special role as navigators with a far-sighted vision in the<br />

risky and competitive terrain of technological innovation.<br />

Ihr / Your<br />

Dr. Andreas Sizmann<br />

Leiter Zukunftstechnologien und Ökologie der Luftfahrt /<br />

Head of Future Technologies and Ecology of Aviation<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 85


3<br />

Methoden und Prozesse<br />

Methods and processes<br />

Szenario-basierte Bewertung<br />

der Lebenszykluskosten<br />

zukünftiger Flugzeugkonzepte<br />

Scenario-based life-cycle<br />

cost assessment of future air<br />

transport concepts<br />

Die Luftfahrtbranche stellt ein volatiles Marktumfeld dar. Aufgrund<br />

der langen Lebenszyklen von Flugzeugen ist eine frühzeitige Analyse<br />

ihrer Lebenszykluskosten (LCC) entscheidend für ihre Bewertung.<br />

Bei aktuellen LCC-Modellen variiert eine Vielzahl von Annahmen<br />

über die zukünftige Entwicklung die Ergebnisse. Um den da mit<br />

verbundenen Unsicherheiten methodisch entgegenzuwirken, verbindet<br />

das Bauhaus Luftfahrt die LCC-Analyse mit der Szenariomethodik,<br />

die ein etabliertes Werkzeug für die Beschreibung möglicher<br />

zukünftiger Entwicklungen darstellt.<br />

Um diese Verbindung herzustellen, wurden Beziehungen zwischen<br />

den Schlüsselfaktoren mehrerer Szenarien und ergänzenden<br />

LCC-Parametern im Rahmen eines Experten-Workshops identifiziert.<br />

Jede Beziehung innerhalb des so entstandenen Netzwerks<br />

aus Faktoren und Parametern wurde individuell untersucht, wobei<br />

Regressionsgleichungen auf Basis historischer Werte die Abhängigkeiten<br />

quantifizierten. Das daraus resultierende Modell erlaubt<br />

die Bewertung von Flugzeugkonzepten für zukünftige Szenarien.<br />

Die Methode wurde vom Bauhaus Luftfahrt zunächst für ein<br />

Kurzstreckenflugzeug angewendet, um seine Wirtschaftlichkeit mit<br />

neuen Antriebsvarianten in drei Zukunftsszenarien zu beurteilen.<br />

Letztere umfassten Einflüsse wie Wachstum, Klimawandel oder<br />

Re ssourcenmangel und offenbarten signifikante Auswirkungen auf<br />

die direkten Betriebskosten. Mit der Identifizierung von Kos ten treibern<br />

ist es möglich, alternative und quantitative Ergebnisse über<br />

die LCC zu erhalten, die einen frühzeitigen Ausblick auf die spätere<br />

Wirtschaftlichkeit eines zukünftigen Flugzeugs schon während der<br />

Konzeptphase ermöglicht.<br />

Aviation industry stakeholders operate in a volatile environment.<br />

Because of long life cycles, consideration of future developments<br />

is vital for the life-cycle cost (LCC) assessment of aircraft concepts.<br />

Using current LCC models, a multiplicity of assumptions about the<br />

future development manipulates the results to a varying degree. In<br />

order to methodically address the current uncertainties, Bauhaus<br />

Luftfahrt has linked LCC models to the well-established scenario<br />

method for describing possible future developments.<br />

In order to establish this link, the relations between key scenario<br />

factors and scenario-driven LCC input were mapped out during<br />

an expert workshop. Each relation of the resulting network was<br />

investigated individually and regression equations based on historical<br />

values described the dependencies. The resulting model allows<br />

the evaluation of aircraft concepts for a variety of future scenarios.<br />

Bauhaus Luftfahrt first applied this method to a short-haul<br />

aircraft to assess the economic efficiency and new engine options<br />

in three future scenarios. Focusing on the influences of steady<br />

growth, climate change and lack of resources, significant differences<br />

in direct operating costs could be revealed. By identifying cost<br />

drivers for future environments, it is possible to provide more alternative<br />

and quantitative results about future costs of operations.<br />

The established linkage is therefore a major step in determining<br />

future net present values of new aircraft concepts already during<br />

the conceptual design phase.<br />

86<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


3<br />

Methoden und Prozesse<br />

Methods and processes<br />

++<br />

Navigation charges<br />

+<br />

Stage length<br />

Air traffic development<br />

+<br />

Fuel price<br />

+<br />

+<br />

– –<br />

Aircraft technology<br />

development<br />

–<br />

++<br />

Globalisation<br />

++<br />

Depreciation<br />

++<br />

Gross domestic product<br />

emerging markets<br />

–<br />

Credit availability<br />

++<br />

Political instability<br />

Scenario factor<br />

Life-cycle cost parameter<br />

New factor<br />

Beispielhaftes Netzwerk von verbundenen Szenario-Faktoren und Parametern<br />

für Lebenszykluskosten (LCC): In der Untersuchung der LCC zukünftiger Flugzeugkonzepte<br />

verbindet das Bauhaus Luftfahrt die Standardparameter mit ergänzenden<br />

Faktoren aus der bewährten Szenariomethodik. Deren Einfluss variiert von<br />

stark (++) und moderat (+) positiv bis hin zu moderat (–) und stark (– –) negativ.<br />

Gemeinsam mit neu identifizierten Faktoren aus einem Experten-Workshop hilft die<br />

Verknüpfung verschiedenster Faktoren den Wissenschaftlern, die zu erwartenden<br />

Lebenszykluskosten zuverlässiger zu bestimmen.<br />

Exemplary network of connected scenario factors and life-cycle cost (LCC)<br />

parameters: In its analyses on the LCC of future aircraft concepts, Bauhaus Luftfahrt<br />

linked standard LCC parameters to factors based on well-established scenario<br />

methods. Their influence varies from strongly (++) and moderately (+) positive to<br />

moderately (–) and strongly (– –) negative. Together with newly identified factors<br />

derived from an expert workshop, this linkage of different influence factors helps<br />

researchers in the achievement of higher reliability in their analyses of future LCCs.<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 87


3<br />

Methoden und Prozesse<br />

Methods and processes<br />

Kombination verschiedener<br />

Szenariostudien zu<br />

Meta-Szenarien<br />

Aggregation of numerous<br />

scenario studies to<br />

form meta-scenarios<br />

Die Luftfahrtindustrie sieht sich in Zukunft vielen Unsicherheiten<br />

ausgesetzt, beispielsweise der Entwicklung des Treibstoffpreises<br />

und des Luftverkehrsvolumens. Es ist deshalb wichtig, Geschäftsmodelle<br />

oder technische Konzepte frühzeitig im Hinblick auf diese<br />

Entwicklungen bewerten zu können. Heutige Ansätze konzentrieren<br />

sich häufig auf die Analyse einzelner Szenariostudien, um Auswirkungen<br />

für verschiedene Interessengruppen abzuleiten. Die Ar -<br />

beiten am Bauhaus Luftfahrt gehen darüber hinaus, indem sie meh -<br />

rere Szenariostudien kombinieren, um damit einen fundierten Ausblick<br />

auf mögliche Ausprägungen zukünftiger Entwicklungen zu<br />

gewinnen.<br />

Als Erstes wählen die Wissenschaftler aus bekannten, qualitativ<br />

hochwertigen Studien nur diejenigen aus, die einen identischen<br />

Zeithorizont haben. Zudem müssen alle Einzelszenarien ein<br />

breites Spektrum an möglichen zukünftigen Entwicklungen abbilden<br />

und einen speziellen Mobilitätsfokus aufweisen. Um die Studien<br />

vergleichen zu können, zerlegt das Bauhaus Luftfahrt ihre Inhalte<br />

zunächst in Einzelbestandteile und überführt sie anschließend<br />

in eine gemeinsame Struktur. Darin werden die Informationen nach<br />

sozialen, technologischen, ökonomischen, ökologischen, politischen<br />

und Mobilitäts-Faktoren (STEEP-M-Schema) unterteilt. In Be zug auf<br />

zukünftige Investitionen in Forschung und Entwicklung zeigt diese<br />

Agglomeration beispielsweise in mehr als 25 Szenarien einen Anstieg,<br />

während nur fünf eine Reduzierung oder Stag nation erwarten.<br />

Auf dieser Grundlage entstehen sogenannte Meta-Szenarien,<br />

welche für die Analyse der Auswirkungen zukünftiger Entwicklungen<br />

auf technische Konzepte oder Geschäftsmodelle herangezogen<br />

werden.<br />

Stakeholders in the aviation industry face a high level of future uncertainty<br />

regarding for example fuel price development, or the direction<br />

and volume of global traffic flows. It is hence important to<br />

evaluate future technical concepts and business opportunities in<br />

light of these changing conditions. Current approaches often only<br />

focus on a specific development, or consult a single scenario study,<br />

to assess the effects for various stakeholders. To attain a more comprehensive<br />

and thorough picture of possible future environments,<br />

Bauhaus Luftfahrt developed a methodology that aggregates a variety<br />

of scenario studies.<br />

First, researchers select high-quality studies with the same<br />

time horizon, a wide range of possible future paths and a specific<br />

mobility focus. To be able to compare the different studies Bauhaus<br />

Luftfahrt first disaggregates them into single pieces and then<br />

re-aggregates them in a uniform structure. A well-known scheme<br />

representing Social, Technological, Economic, Environmental and<br />

Political factors complemented by Mobility aspects (STEEP-M) was<br />

identified to effectively cluster the gathered information. In regard<br />

to future investment in research and development, for example, the<br />

aggregation shows that more than 25 scenarios expect this as pect<br />

to grow compared to less than five scenarios considering decreasing<br />

or stagnating future investments. Drawing on this data base,<br />

researchers derived a number of possible future environments –<br />

the so-called meta-scenarios. These serve as a robust basis for the<br />

evaluation of effects on possible future operational parameters,<br />

technical concepts and business environments.<br />

Übersicht beispielhafter Faktoren, die vom Bauhaus Luftfahrt in einem sogenannten<br />

Meta-Szenario genutzt werden: Die Länge des Balkens repräsentiert<br />

die Anzahl der Studien, die von einer Zunahme, Abnahme oder Konstanz des<br />

jeweiligen Faktors ausgehen. Sind die Balken für Zu- und Abnahme etwa gleich<br />

groß, spricht dies für eine hohe Unsicherheit. Dagegen herrscht ein relativ starker<br />

Konsens, dass die Investitionen in Forschung und Entwicklung weiter zunehmen<br />

werden. Die Kombination vieler Einzelszenarien hilft dem Bauhaus Luftfahrt daher,<br />

die Untersuchung zukunftsweisender Konzepte oder Geschäftsmodelle zuverlässiger<br />

zu gestalten.<br />

Overview of key factors used by Bauhaus Luftfahrt in a meta-scenario: The size<br />

of the bars indicates the number of studies in which factors have been estimated as<br />

increasing, decreasing or stable. If a given factor is seen as increasing or decreasing<br />

by a similar number of studies, the future seems to be uncertain. On the other hand<br />

there is a lot of consensus that research and development investments are likely<br />

to increase in the future. Hence, the aggregation of multiple scenario studies helps<br />

Bauhaus Luftfahrt to further improve the evaluation of future technical concepts<br />

and business opportunities.<br />

88<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


3<br />

Methoden und Prozesse<br />

Methods and processes<br />

Number of scenario studies<br />

0<br />

5 10 15 20 25<br />

30<br />

Environmental awareness<br />

Population<br />

Aging population<br />

Individualisation and lifestyle<br />

Investment in technology (R&D)<br />

New innovations<br />

Green technology<br />

Global interest / collaboration<br />

Gross domestic product (GDP)<br />

Demand<br />

Productivity<br />

Strong competition<br />

Emissions<br />

Energy demand<br />

Climate change<br />

Changing values<br />

Green policies<br />

International cooperations<br />

Safety and security problems<br />

Global conflicts<br />

Infrastructural quality<br />

Infrastructural quantity<br />

Transport demand<br />

Global urbanisation<br />

Increasing factor<br />

Decreasing factor<br />

Status quo<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 89


3<br />

Methoden und Prozesse<br />

Methods and processes<br />

Einsatz von<br />

semantischen Technologien<br />

im Flugzeugentwurf<br />

Application of<br />

semantic technologies<br />

in aircraft design<br />

Der integrierte Flugzeugentwurf erfordert die Zusammenarbeit von<br />

Experten aus unterschiedlichen Fachbereichen. Dabei werden Entwurfsmodelle<br />

aus unterschiedlichen Disziplinen integriert, ausgetauscht<br />

und konsolidiert. Dieser Vorgang ist heute bestenfalls teilweise<br />

automatisiert und somit aufwändig und fehleranfällig. Eine<br />

verbesserte Automatisierung erfordert, dass die Bedeutung und<br />

der Kontext der zu integrierenden Modelldaten formal und maschinenlesbar<br />

repräsentiert sind. In der Informatik werden daher<br />

„Ontologie“ genannte Datenstrukturen genutzt, um Wissen über<br />

verschiedenste Konzepte durch logische Verknüpfungen zwischen<br />

diesen formal zu erfassen und auszuwerten.<br />

Das Bauhaus Luftfahrt nutzt diesen Ansatz für den Flugzeugentwurf<br />

und entwickelte im Jahr 2013 eine entsprechende Ontologie,<br />

die für Modelldaten in unterschiedlichen Formaten eine semantische<br />

Referenz zur Verfügung stellt. Die Wissenschaftler konnten<br />

dazu bereits ein entsprechendes Vorgehensmodell evalu ieren<br />

und Erfahrung mit Entwurfsprinzipien und -werkzeugen sammeln,<br />

die speziell für Ontologien entwickelt wurden. Die enge Zusammenarbeit<br />

von Experten aus Flugzeugentwurf und Informatik, wie<br />

sie am Bauhaus Luftfahrt möglich ist, hat sich dabei als vorteilhaft<br />

erwiesen.<br />

Mit den bisherigen Arbeiten hat das Bauhaus Luftfahrt eine<br />

solide Basis für die Anwendung von semantischen Technologien<br />

im Flugzeugentwurf gelegt. Zukünftig werden die Wissenschaftler<br />

weiter daran arbeiten, diese direkt in vorhandene Software-Werkzeuge<br />

zu integrieren, um die Effizienz im Flugzeugentwurf durch<br />

wissensbasierte Verfahren zu verbessern.<br />

An integrated aircraft design process requires the collaboration of<br />

experts from numerous different disciplines in which data models<br />

need to be integrated, consolidated and exchanged frequently.<br />

This process is, however, currently at best only partly automated,<br />

resulting in a time-consuming and error-prone process. To further<br />

improve the automation of model integration, a formal and machine-readable<br />

representation of model data is required. In computer<br />

science, ontologies are used to formally capture knowledge<br />

about concepts by logical links between them, enabling automated<br />

evaluation.<br />

Bauhaus Luftfahrt has adopted this approach for aircraft design<br />

and in 2013 developed an ontology in order to provide a semantic<br />

reference for existing aircraft models in different data formats.<br />

The researchers evaluated a process model as well as design<br />

principles and tools specifically developed for ontologies. The close<br />

collaboration between aircraft designers and computer scientists<br />

at Bauhaus Luftfahrt turned out to be beneficial for the success of<br />

the ontology development project.<br />

With these efforts Bauhaus Luftfahrt laid a solid basis for the<br />

application of semantic technologies in aircraft design. In the future,<br />

researchers will continue to integrate them into existing software<br />

tools in order to improve the practice of aircraft design towards<br />

efficient, truly knowledge-based techniques.<br />

90<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


3<br />

Methoden und Prozesse<br />

Methods and processes<br />

Aircraft<br />

Aircraft<br />

has fuselage<br />

has fuselage<br />

has wing<br />

has wing<br />

has engine<br />

has engine<br />

is connected to<br />

is connected to<br />

Engine<br />

Engine<br />

is connected to<br />

is connected to<br />

Fuselage<br />

Fuselage<br />

Wing<br />

Wing<br />

is an<br />

is an<br />

is an<br />

is an<br />

is an<br />

is an<br />

Aircraft<br />

Aircraft<br />

subcomponent<br />

subcomponent<br />

Vereinfachter Auszug aus der Flugzeug-Ontologie:<br />

Verschiedene Konzepte, wie sie im Flugzeugentwurf<br />

am Bauhaus Luftfahrt verwendet werden, sind<br />

hier durch logisch-semantisch definierte Eigenschaften<br />

miteinander verknüpft. Die vollständige am Bauhaus<br />

Luftfahrt entwickelte Ontologie wurde unter<br />

https://github.com/astbhltum/Aircraft-Ontology<br />

veröffentlicht und steht somit anderen Entwicklern<br />

unter einer Open-Source-Lizenz zur Verfügung.<br />

Simplified excerpt of the aircraft ontology: Various<br />

concepts used by aircraft designers at Bauhaus<br />

Luftfahrt are linked by semantically-defined properties.<br />

Bauhaus Luftfahrt released the entire ontology<br />

at https://github.com/astbhltum/Aircraft-Ontology.<br />

Thus, other developers can re-use it under an Open-<br />

Source license.<br />

Model owner Model owner B<br />

Knowledge matching<br />

Knowledge matching<br />

Reference<br />

Reference<br />

ontology<br />

ontology<br />

Model owner Model owner A<br />

Knowledge matching<br />

Knowledge matching<br />

Ontology<br />

Ontology A<br />

Knowledge<br />

Knowledge<br />

extraction<br />

extraction<br />

Model<br />

Model A<br />

Model transformation<br />

Model transformation<br />

Ontology-based<br />

Ontology-based<br />

model<br />

model<br />

integration<br />

integration<br />

Model transformation<br />

Model transformation<br />

Ontology<br />

Ontology B<br />

Knowledge<br />

Knowledge<br />

extraction<br />

extraction<br />

Model<br />

Model<br />

B<br />

Anwendung der Referenzontologie bei der wissensbasierten<br />

Modellintegration: Aus zwei unterschiedlichen<br />

Modellen wird das darin enthaltene<br />

Wissen automatisch extrahiert und durch die je weiligen<br />

Modellautoren mit Konzepten der Referenz ontologie<br />

verknüpft. Ausgehend von diesen Ver knüpfungen<br />

können die Inhalte der Modelle getreu ihrer<br />

Bedeutung konsolidiert und ausgetauscht werden.<br />

Application of a reference ontology in knowledgebased<br />

model integration: The knowledge of two<br />

models is automatically extracted and matched with<br />

the reference ontology by the respective model<br />

owner. By exploiting these matchings, contents of<br />

the models can be con solidated and ex changed true<br />

to their meanings.<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 91


3<br />

Methoden und Prozesse<br />

Methods and processes<br />

92<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


3<br />

Methoden und Prozesse<br />

Methods and processes<br />

Podiumsdiskussion anlässlich des 1. Bauhaus Luftfahrt Symposiums im Juni<br />

2013: Vor etwa 200 internationalen Gästen diskutierte Professor Mirko Hornung (1.<br />

von rechts) gemeinsam mit Vertretern aller Mitglieder des Bauhaus Luftfahrt über<br />

wichtige Weichenstellungen für die kommenden Herausforderungen der Luftfahrtindustrie.<br />

Panel discussion during the first Bauhaus Luftfahrt Symposium in June 2013:<br />

In front of around 200 international guests, Professor Mirko Hornung (right) together<br />

with representatives of Bauhaus Luftfahrt’s partners actively discussed important<br />

strategic decisions for future challenges of the aviation industry.<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 93


Munich Aerospace: Bauhaus Luftfahrt wieder<br />

aktiv an Meilensteinen der Entwicklung beteiligt<br />

Munich Aerospace: Bauhaus Luftfahrt again<br />

actively engaged in recent development milestones<br />

Im Jahr 2013 konnte Munich Aerospace seine Position in der bayerischen<br />

Luftfahrtlandschaft weiter stärken. Am 22. Juli fand die<br />

Un terzeichnung einer Absichtserklärung statt, welche die Kooperation<br />

zwischen Munich Aerospace e.V. und der neu gegründeten<br />

Ludwig Bölkow Campus GmbH regelt. Die beiden Partner bilden<br />

damit die Säulen des neuen Ludwig Bölkow Campus in Ottobrunn,<br />

der bisher als Bavarian International Campus Aerospace and Security<br />

(BICAS) firmierte.<br />

Im Rahmen der 4. Mitgliederversammlung wurde am 15. November<br />

ein neuer Vorstand berufen. Als Nachfolger für Dr. Anita<br />

Linseisen vertritt nun Dr. Thomas Röhm, Leiter Ökonomie und Verkehr,<br />

das Bauhaus Luftfahrt in diesem Gremium.<br />

Auch in der wissenschaftlichen Arbeit konnten wichtige Fortschritte<br />

erzielt werden. Bereits im Januar trafen sich Stipendiaten,<br />

Forschergruppenmitglieder und -leiter im Universitätszentrum Obergurgl<br />

in Österreich zur ersten „Munich Aerospace Winter School“.<br />

Hier stellten die Teilnehmer ihre Forschungsgebiete vor und diskutierten<br />

angewendete Methoden und erzielte Ergebnisse.<br />

Die Forschergruppe „Operationelle Modellierung, Simulation<br />

und Optimierung intermodaler Knoten im Luftverkehr“ hat im Juni<br />

an der „17. Air Transport Research Society World Conference“ im<br />

italienischen Bergamo teilgenommen. An der Forschergruppe beteiligte<br />

Wissenschaftler des Bauhaus Luftfahrt präsentierten aktuelle<br />

Forschungsergebnisse in Fachvorträgen und diskutierten ihre<br />

Ergebnisse mit internationalen Luftfahrtexperten.<br />

In 2013 Munich Aerospace further strengthened its position in the<br />

aerospace community in Bavaria. On July 22 a Memorandum of<br />

Understanding outlining the co operation between Munich Aerospace<br />

e.V. and the newly founded Ludwig Bölkow Campus GmbH<br />

was signed. Based on this document, these two partners will form<br />

the pillars of the new Ludwig Bölkow Campus in Ottobrunn, formerly<br />

known as Bavarian Internati onal Campus Aerospace and<br />

Security (BICAS).<br />

During the organisation’s fourth general meeting on November<br />

15 a new Executive Board was elected: Dr Thomas Röhm, Head<br />

of Economics and Transportation, now acts as representative of<br />

Bau haus Luftfahrt, succeeding Dr Anita Linseisen.<br />

Great progress was also made in terms of research activities.<br />

In January the first Munich Aerospace Winter School took place at<br />

the University Center in Obergurgl, Austria. Scholarship holders,<br />

re search group fellows and leaders took part in the event, presenting<br />

their areas of research to one another and discussing applied<br />

meth ods as well as achieved results.<br />

In June, members of the research group “Modeling, simulation<br />

and optimization of the operational aspects of intermodal<br />

nodes in air transportation” successfully participated in the 17th Air<br />

Trans port Research Society World Conference in Bergamo, Italy.<br />

Re searchers of Bauhaus Luftfahrt presented recent findings at this<br />

conference and actively engaged in discussion with international<br />

aviation experts.<br />

94<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


Alte und neue Vorstände von Munich Aerospace:<br />

Bei der Vorstandswahl am 15. November<br />

übernahm Dr. Thomas Röhm (3. v. l.) die Vertretung<br />

des Bauhaus Luftfahrt im obersten Gremium<br />

der „Fakultät für Luft- und Raumfahrt“. Er trat damit<br />

die Nachfolge von Dr. Anita Linseisen (4. v. l.)<br />

an, die nach zwei Amtszeiten aus dem Vorstand<br />

ausgeschieden ist.<br />

Former and current members of Munich Aerospace’s<br />

Executive Board: As a result of the<br />

elections on November 15, Dr Thomas Röhm<br />

(third from the left) took over as representative<br />

of Bauhaus Luftfahrt in the supreme committee<br />

of the “Faculty for Aerospace”. In this position<br />

he succeeds Dr Anita Linseisen (fourth from the<br />

left), who withdrew from her position as Executive<br />

Board Member after two terms in office.<br />

Übergabe der Förderbescheide als Startschuss<br />

für die ersten drei Verbundforschungsvorhaben<br />

am Ludwig Bölkow Campus in Ottobrunn:<br />

An zwei dieser Projekte ist auch das Bauhaus<br />

Luftfahrt aktiv beteiligt. Zum einen ist dies das<br />

Projekt „AlgenFlugKraft“, das die Gewinnung von<br />

Flugkraftstoffen aus Mikroalgen erforscht, zum<br />

anderen das Projekt „PowerLab“, das sich mit hybriden<br />

und vollelektrischen Antrieben für zukünftige<br />

Luftfahrzeuge befasst.<br />

Handover of the grant notification documents<br />

for the first three research projects to be conducted<br />

at the Ludwig Bölkow Campus in Ottobrunn:<br />

Bauhaus Luftfahrt actively engages in<br />

two of these projects, namely “AlgenFlugKraft”,<br />

which looks for a sustainable production of jet<br />

fuel from micro-algae, and “PowerLab”, which<br />

deals with hybrid and fully electric propulsion<br />

archi tectures for future aircraft.<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 95


Bauhaus Luftfahrt treibt Nachhaltigkeitsthemen<br />

bei aireg und ihren Partnern voran<br />

Bauhaus Luftfahrt spurs sustainability issues<br />

at aireg and its partner initiatives<br />

Als Mitgründer der „Aviation Initiative for Renewable Energy in Germany<br />

e.V.“ (aireg), als Mitglied in sämtlichen Arbeitskreisen sowie<br />

in der Rolle als Vorsitzender des Arbeitskreises „Nachhaltigkeit“<br />

hat sich das Bauhaus Luftfahrt auch im Jahr 2013 wieder aktiv in<br />

die Entwicklung von aireg eingebracht.<br />

Die Experten im Arbeitskreis „Nachhaltigkeit“ untersuchen<br />

schwerpunktmäßig die Wertschöpfungskette für alternative Flugkraftstoffe<br />

und erarbeiten Vorschläge zur Förderung der Produkti -<br />

on und Verbreitung von Biokraftstoffen. Im abgelaufenen Jahr hat<br />

aireg erfolgreich eine fundierte Stellungnahme zur kontroversen<br />

Frage indirekter Landnutzungsrechte in die öffentliche Diskussion<br />

eingebracht. Außerdem unterstützt das Bauhaus Luftfahrt aireg in<br />

einem Forschungsprojekt, in dem der Einsatz von Biokraftstoffen<br />

untersucht und ihr Beitrag zur Senkung der Kohlendioxid-Emissionen<br />

im Luftverkehr abgeschätzt wird. Dieses Forschungsprojekt<br />

wird seit Ende 2012 durch das Bundesministerium für Verkehr und<br />

digitale Infrastruktur (BMVI) gefördert.<br />

Mehrfach vertrat das Bauhaus Luftfahrt im Jahr 2013 die Interessen<br />

von aireg auch bei der US-amerikanischen Schwesterinitiative<br />

Commercial Aviation Alternative Fuels Initiative (CAAFI),<br />

mit dem Ziel, den transatlantischen Wissenstransfer zu alternativen<br />

Flugkraftstoffen weiter voranzutreiben und gemeinsam nach<br />

globalen Lösungen zu suchen. In den nächsten Jahren sollen Forschungseinrichtungen<br />

und Partner aus weiteren wichtigen Ländern<br />

in den Dialog miteinbezogen werden.<br />

As a founding member represented in all five working groups and<br />

as leader of the “Sustainability” group, Bauhaus Luftfahrt again<br />

played an active part in the development of the “Aviation Initiative<br />

for Renewable Energy in Germany e.V.” (aireg) in 2013.<br />

Experts in the working group “Sustainability” focus their analyses<br />

on the value creation chain for alternative aviation fuels and<br />

develop proposals for the advancement of production and dissemination<br />

of biofuels. In the past year, aireg successfully contributed<br />

to the controversial discussion of indirect land use change (iLUC)<br />

with a substantiated statement.<br />

Additionally, Bauhaus Luftfahrt is supporting aireg in a research<br />

project aiming to estimate the impact of biofuels to carbon<br />

emissions reductions in aviation. This project is funded by the Federal<br />

Ministry of Transport and Digital Infrastructure (BMVI) since<br />

the end of 2012.<br />

On several occasions, Bauhaus Luftfahrt represented aireg’s<br />

views towards its US counterpart “Commercial Aviation Alternative<br />

Fuels Initiative” (CAAFI), aiming to spur a transatlantic transfer of<br />

knowledge in the field of alternative aviation fuels and to collaboratively<br />

search for global solutions to a global market. The aim is to<br />

extend this dialogue to additional research institutions and partners<br />

from certain focus countries in the coming years.<br />

96<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


Food production<br />

Food production<br />

Food production<br />

Biofuel production<br />

Biofuel production<br />

Food production<br />

No bioenergy<br />

dLUC<br />

(direct land use change)<br />

iLUC<br />

(indirect land use change)<br />

Schematische Darstellung der Umwandlung von Waldfläche für den Anbau<br />

von Biomasse zur Kraftstoffherstellung: Im Fall einer direkten Landnutzungsänderung<br />

(dLUC) wird die für den Biokraftstoffanbau benötigte zusätzliche Ackerfläche<br />

aus der verfügbaren Waldfläche direkt umgewandelt. Bei einer indirekten<br />

Land nutzungsänderung (iLUC) wird Anbaufläche von Nahrungsmitteln für den Biokraftstoffanbau<br />

umgewandelt. Um den Flächenverlust für den Nahrungsmittelanbau<br />

zu kompensieren, weicht dieser auf verfügbare Waldfläche aus. Deren Umwandlung<br />

ist demnach nicht direkt auf den Anbau von Biomasse für Kraftstoffe zu rückzuführen,<br />

jedoch indirekt dafür verantwortlich. Inwieweit iLUC die Lebenszyklusanalyse<br />

eines Kraftstoffes beeinflusst, ist derzeit Gegenstand der Forschung, unter<br />

anderem am Bauhaus Luftfahrt.<br />

Schematic illustration of land use change from forest area to arable land<br />

in order to grow biomass for fuel production: In the case of direct land use<br />

change (dLUC) available forests are directly converted into arable land. In contrast,<br />

indirect land use change (iLUC) means that biomass for biofuels is cultivated<br />

on arable land which had been used to grow foods. To compensate the loss of<br />

ar able land for food production, the latter will fall back on available forest area.<br />

Thus, this land use change cannot be directly credited to biomass production<br />

even though it is indirectly liable. The impact of iLUC on the life-cycle analysis of<br />

certain fuel production pathways is subject to current research activities, including<br />

at Bauhaus Luftfahrt.<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 97


98<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 99


Zahlen und Fakten<br />

Facts and figures<br />

100<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 101


Finanzen<br />

Financial figures<br />

Das Bauhaus Luftfahrt konnte im Geschäftsjahr 2013 seine Umsatzerlöse<br />

um 777.000 Euro steigern, ein Plus von 19,4 Prozent.<br />

Dabei sind die Erträge aus Aufträgen und Kooperationen mit den<br />

Industriepartnern um 287.000 auf 1,77 Mio. Euro angestiegen.<br />

Vor allem bei Drittmittelförderprojekten konnten die Erträge von<br />

149.000 auf 639.000 Euro entscheidend gesteigert werden. Dieser<br />

Anstieg ist besonders auf neue Projekte innerhalb des 7. EU-Forschungsrahmenprogramms<br />

und zwei neue Forschungsvorhaben<br />

zurückzuführen, die aus der Zusammenarbeit der Ludwig Bölkow<br />

Campus GmbH und Munich Aerospace e.V. entstanden sind.<br />

Für das Jahr 2014 plant das Bauhaus Luftfahrt mit einer weiteren<br />

Zunahme bei den Drittmitteleinnahmen aus Förderprojekten<br />

auf rund 861.000 sowie mit konstanten Industrie-, Kooperationsund<br />

Verbundforschungsprojekten von rund 1,75 Mio. Euro.<br />

In its fiscal year 2013, Bauhaus Luftfahrt could raise its revenue by<br />

777,000 euros, or 19.4 per cent. Earnings from research cooperations<br />

with industry partners rose to 1.77 million euros, an in crease<br />

of 287,000 euros. Moreover, funding from third-party projects<br />

climbed significantly from 149,000 to 639,000 euros. This gain is<br />

mainly linked to new projects within the European Union’s seventh<br />

research framework programme as well as two research undertakings<br />

from the cooperation with Ludwig-Bölkow-Campus GmbH and<br />

Munich Aerospace e.V.<br />

For the year 2014, Bauhaus Luftfahrt plans another increase<br />

in third-party funds to around 861,000 euros. Funding from industry<br />

and integrated research projects is expected to remain constant<br />

at around 1.75 million euros.<br />

Finanzmittel / Funds<br />

5.000.000<br />

4.500.000<br />

4.000.000<br />

3.500.000<br />

3.000.000<br />

2011<br />

2012<br />

2013<br />

2.500.000<br />

2.000.000<br />

1.500.000<br />

1.000.000<br />

Forschungsaufträge<br />

Research contracts (€)<br />

Bund/EU<br />

Federal/European funds (€)<br />

Mitgliedsbeiträge<br />

Membership fees (€)<br />

1.436.420<br />

338.202<br />

750.600<br />

1.480.204<br />

148.956<br />

875.600<br />

1.767.070<br />

638.987<br />

875.600<br />

500.000<br />

0<br />

2011<br />

2012<br />

2013<br />

Zuschüsse Freistaat Bayern<br />

Grants from the<br />

Free State of Bavaria (€)<br />

1.500.000<br />

1.500.000<br />

1.500.000<br />

102<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


Personal<br />

Personnel<br />

Die stabile finanzielle Entwicklung ermöglichte es dem Bauhaus<br />

Luftfahrt, die Zahl der beschäftigten Wissenschaftler im Jahr 2013<br />

erneut leicht zu erhöhen. Durch diesen personellen Aufwuchs waren<br />

im Jahresdurchschnitt 45 Mitarbeiter bei der Institution beschäftigt.<br />

Der Anteil der Wissenschaftlerinnen stieg dabei auf rund<br />

23 Prozent. Hinzu kamen insgesamt 26 Studenten, die als wissenschaftliche<br />

Hilfskräfte beschäftigt waren oder ihre Semester-, Bachelor-,<br />

Master- oder Diplomarbeit in Zusammenarbeit mit dem<br />

Bauhaus Luftfahrt verfassten. Erstmals verstärkte zudem ein Doktorand<br />

aus dem Promo tionsstipendien-Programm von Munich Aerospace<br />

das interdiszipli näre Team, dessen Kompetenzspektrum<br />

damit abermals erweitert wurde. In Abhängigkeit von der finanziellen<br />

Entwicklung des Bauhaus Luftfahrt soll auch im Jahr 2014 ein<br />

moderater Personalaufbau vorangetrieben, sprich es sollen selektiv<br />

wissenschaftliche Nachwuchskräfte und weitere Stipendiaten<br />

gewonnen werden.<br />

The solid financial development allowed Bauhaus Luftfahrt to moderately<br />

increase the number of researchers in 2013. Taking this recent<br />

growth into account, a total of 45 staff members were employed<br />

by the institution on average over the year. The percentage<br />

of female scientists saw a slight increase to around 23 per cent.<br />

Moreover, a total of 26 students worked as student assistants or<br />

completed their term papers or bachelor, master or diploma theses<br />

in cooperation with Bauhaus Luftfahrt. In addition, the first doctoral<br />

student from Munich Aerospace’s PhD scholarship programme<br />

reinforced the interdisciplinary team, helping to further expand its<br />

spectrum of competences. De pending on the funding situation,<br />

Bauhaus Luftfahrt is planning another moderate growth in personnel<br />

fig ures due to a selective acquisition of junior researchers and<br />

scholars in 2014.<br />

Mitarbeiter (Jahresdurchschnitt) / Employees (annual average)<br />

2011 2012<br />

Vorstand<br />

Executives 2 2<br />

Verwaltung<br />

Administration 6 9<br />

Wissenschaftler<br />

Scientists 21 29<br />

2013<br />

2<br />

11<br />

31<br />

Munich Aerospace Stipendiaten<br />

Munich Aerospace scholarship-holders<br />

Studenten (Kopfzahl)<br />

Students (head count)<br />

0 0<br />

29 25<br />

1<br />

26<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 103


Wissenschaftliche Veröffentlichungen / Patente 2013<br />

Scientific publications / Patents 2013<br />

Zeitschriftenaufsätze / Journal articles<br />

03.2013 International Journal of Aviation Management | Vol. 2, No. 1/2<br />

Identification of Key Aircraft and Operational Parameters Affecting Airport Charges<br />

K. O. Plötner, P. Wesseler, P. Phleps<br />

04.2013 Zeitschrift für Verkehrswissenschaft | 84. Jahrgang, 2013, Heft 1, S. 78–80<br />

Buchrezension: R. Conrady, F. Fichert und R. Sterzenbach (2013), Luftverkehr – Betriebswirtschaftliches<br />

Lehr- und Handbuch, 5., vollständig überarbeitete Auflage 2013<br />

A. Paul<br />

07.2013 Journal of Intelligent Material Systems and Structures | DOI: 10.1177/1045389X13502869<br />

An Integrated Conceptual Design Study Using Span Morphing Technology<br />

R. M. Ajaj, M. I. Friswell, A. T. Isikveren, W. G. Dettmer, G. Allegri<br />

08.2013 International Journal of Nanoscience | Vol. 12, No. 3, 1350015-22<br />

Size Effects on the Efficiency of Neutron Shielding in Nanocomposites – a Full Range Analysis<br />

L. Koops (L.Schrempp)<br />

09.2013 Journal of Engineering for Gas Turbines and Power | DOI: 10.1115/1.4025066<br />

Unified Applicable Propulsion System Performance Metrics<br />

O. Schmitz, M. Hornung<br />

Konferenzbeiträge / Conference contributions<br />

04.2013 AIAA Structures, Structural Dynamics, and Materials and Co-located Conferences | Boston<br />

Variable Wing Span Using the Compliant Spar Concept<br />

R. Ajaj, M. Friswell, E. I. Saavedra Flores, A. T. Isikveren, H. Chaouk<br />

06.2013 ASME Turbo Expo | San Antonio<br />

Unified Applicable Propulsion System Performance Metrics<br />

O. Schmitz, M. Hornung<br />

06.2013 First Bauhaus Luftfahrt Symposium “Future of Aviation – Perspectives for 2050” | Munich<br />

Global Bioenergy Potential – A Geographical Assessment<br />

F. Riegel<br />

New Pathways for the Production of Renewable Jet Fuel<br />

A. Roth<br />

Ce-Liner: From Market to the Concept<br />

M. Hornung, A. Sizmann, A. T. Isikveren<br />

eAviation Energy and Power Systems<br />

H. Kuhn<br />

Relative Merits of Advanced Gas-Turbine and Hybrid-Cycle Propulsion<br />

A. Seitz<br />

104<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


Collaborative Design Process<br />

D. Seider, S. Ziemer<br />

The Passenger’s View – The Air Transport System in 2050<br />

A. Paul<br />

Setting the Scene: Future Transport Processes<br />

M. Cole<br />

06.2013 SAE 2013 Aerospace Alternative Fuels and Associated Impacts Symposium | Brussels<br />

Solar Thermochemical Fuels – Economic Impact and Perspectives<br />

V. Batteiger, C. Falter, C. Jeßberger, A. Sizmann<br />

06.2013 17th Air Transport Research Society World Conference | Bergamo<br />

Scenario-Based Life-Cycle Cost Assessment of Future Air Transport Concepts<br />

M. Schmidt, K. O. Plötner, G. Öttl, A. T. Isikveren, M. Hornung<br />

Air Traffic Growth, Energy and the Environment 2040: Drivers, Challenges and Opportunities for Aviation<br />

N. Randt, C. Jeßberger, K. O. Plötner, A. Becker<br />

Tackling the Future – Opportunities and Challenges in the Air Cargo System<br />

A. Paul, M. Cole<br />

European Hub Airport Development in the Face of Increasing Competition<br />

A. Paul<br />

07.2013 49th AIAA/ASME/SAE/ASEE Joint Propulsion Conference | San Jose<br />

Pre-Concept Performance Investigation of Electrically Powered Aero-Propulsion Systems<br />

A. Seitz, A. T. Isikveren, M. Hornung<br />

08.2013 2013 Aviation Technology, Integration, and Operations Conference | Los Angeles<br />

Operating Cost Estimation for Electric-Powered Transport Aircraft<br />

K. O. Plötner, M. Schmidt, D. Baranowski, A. T. Isikveren, M. Hornung<br />

Methodology for Sizing and Performance of Hybrid Energy Aircraft<br />

C. Pornet, C. Gologan, P. Vratny, A. Seitz, O. Schmitz, A. T. Isikveren, M. Hornung<br />

Ce-Liner – Case Study for eMobility in Air Transportation<br />

M. Hornung, A. T. Isikveren, M. Cole, A. Sizmann<br />

09.2013 9th International Workshop on Structural Health Monitoring | Stanford<br />

Structural Health Monitoring and an Enabling Technology for Active Compliant Systems<br />

L. Lorenz, K.-D. Büchter, O. Boegler, U. Kling, A. T. Isikveren<br />

09.2013 62. Deutscher Luft- und Raumfahrtkongress | Stuttgart<br />

Impact of Electrically Powered Transport Aircraft on Energy and Battery Demand for Germany<br />

K. O. Plötner, P. C. Vratny, M. Schmidt, A. T. Isikveren, M. Hornung<br />

Aeroelastic Investigations of a Self-Trimming Non-Planar Wing<br />

U. Kling, C. Gologan, A. T. Isikveren, M. Hornung<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 105


Wissenschaftliche Veröffentlichungen / Patente 2013<br />

Scientific publications / Patents 2013<br />

Contributions of Cabin-Related and Ground Operation Technologies Towards Flightpath 2050<br />

M. Schmidt, K. O. Plötner, C. Pornet, A. T. Isikveren, M. Hornung<br />

Methods for Simulation and Analysis of Hybrid Energy Propulsion Systems<br />

O. Schmitz, M. Hornung<br />

Comparative Assessment of Transient Characteristics of Conventional and Hybrid Gas Turbine Engines<br />

G. Wortmann, O. Schmitz, M. Hornung<br />

Biofuels for Aviation: Incentives for a Sustainable Supply Chain<br />

C. Jeßberger, S. Wolf<br />

Assessment Framework for Sustainable Lightweight Materials in Aviation<br />

O. Boegler, A. Roth, L. Lorenz, A. Sizmann<br />

Capacity Scaling in Airborne Communication Networks Based on Air Traffic Scenario Modeling<br />

K.-D. Büchter, N. Randt, A. Sizmann<br />

Hybrid Power Systems for Radical Emission Reduction in Aviation<br />

H. Kuhn, A. Sizmann<br />

Hybrid Power Trains for Future Mobility<br />

L. Lorenz, A. Seitz, H. Kuhn, A. Sizmann<br />

Creating an Ontology for Aircraft Design<br />

M. Ast, M. Glas, T. Röhm<br />

Facilitating Knowledge Sharing in an Aircraft Design Project<br />

S. Ziemer, M. Glas, P. Schurk<br />

09.2013 4th CEAS Air & Space Conference | Linköping<br />

Battery Pack Modeling Methods for Universally Electric Aircraft<br />

P. C. Vratny, C. Gologan, C. Pornet, A. T. Isikveren, M. Hornung<br />

Parametric Design Studies for Propulsive Fuselage Aircraft Concepts<br />

A. Seitz, C. Gologan<br />

Sustainable Alternative Fuels for Aviation: International Emission Targets vs.<br />

Corporate Sustainability Aspirations<br />

C. Jeßberger, S. Wolf<br />

10.2013 Avionics, Fiber-Optics and Photonics (AVFOP) Conference | San Diego<br />

Feasibility of High-Speed Transparent Photonic Links in Airborne Free-Space Optical Communication<br />

K.-D. Büchter, A. Sizmann<br />

11.2013 Workshop on Human Computation and Machine Learning in Games at HComp 2013 | Palm Springs<br />

Gameful Markets for Collaboration and Learning<br />

S. Leutenmayr, F. Kneissl, S. Ziemer, F. Bry<br />

11.2013 3rd International Conference on Social Eco-Informatics SOTICS | Lisbon<br />

Decision Markets for Continuously Reflected Collective Decisions<br />

S. Leutenmayr, S. Ziemer, F. Bry<br />

106<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


Studienarbeiten / Diploma or bachelor theses and term papers<br />

Dissertationen / Dissertations<br />

> Bachelorarbeit / Bachelor thesis (Hochschule Pforzheim)<br />

Airport Service Vehicles for 2035<br />

J. Wolko / 2.2013<br />

> Diplomarbeit / Diploma thesis (Technische Universität München)<br />

Development of an Operating Cost Model for Electric-Powered Transport Aircraft<br />

D. Baranowski / 2.2013<br />

> Masterarbeit / Master thesis (Technische Universität München)<br />

Development of a Tool for Landing Gear Kinematics and Actuation Power Estimation<br />

U. Kling / 3.2013<br />

> Bachelorarbeit / Bachelor thesis (Technische Universität München)<br />

Elastic Instability Analysis and Integration for a Non-Linear Structural Design Tool<br />

D. Eisenbarth / 5.2013<br />

> Semesterarbeit / Term paper (Technische Universität München)<br />

Development of a method to cover several aircraft layouts through the same fuselage to cabin interfaces<br />

P. Bosch / 07.2013<br />

> Bachelorarbeit / Bachelor thesis (Technische Universität München)<br />

Advanced Engine Direct Maintenance Cost Models for Future Aircraft Concepts<br />

P. Osterrieder / 8.2013<br />

> Semesterarbeit / Term paper (Technische Universität München)<br />

Development of a Finite Element Tool Box in MATLAB for Landing Gear Structural Analysis<br />

M. Götz / 9.2013<br />

> Diplomarbeit / Diploma thesis (Technische Universität München)<br />

Flight Technique Optimization for Conventional and Hybrid-Energy Aircraft<br />

C. Hargitai / 9.2013<br />

> Semesterarbeit / Term paper (Technische Universität München)<br />

Case Study at Munich Airport: Impact of electrical powered transport aircraft on airport infrastructure and<br />

ground operations<br />

P. Zimmerhakl / 10.2013<br />

> Bachelorarbeit / Bachelor thesis (Technische Universität München)<br />

Development of Object-Oriented Methods for Visualization of Aero Engines<br />

A. Heilmann / 12.2013<br />

Technische Universität München<br />

Ontology-based Model Integration for the Conceptual Design of Aircraft<br />

M. Glas / 5.2013<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 107


Wissenschaftliche Veröffentlichungen / Patente 2013<br />

Scientific publications / Patents 2013<br />

Patente / Patents<br />

EP 1964774 A2<br />

> Europäisches Patentamt, München<br />

> „Fluggerät mit rotierenden Zylindern zur Erzeugung von Auftrieb und / oder Vortrieb“<br />

> Erfinder / Inventor: J. Seifert<br />

DE 102007009951 B3 > Deutsches Patent- und Markenamt, München<br />

> „Fluggerät mit rotierenden Zylindern zur Erzeugung von Auftrieb und / oder Vortrieb“<br />

> Erfinder / Inventor: J. Seifert<br />

DE 102008022452 A1 > Deutsches Patent- und Markenamt, München<br />

> „Flugzeug mit aktiv steuerbaren Hilfsflügeln“<br />

> Erfinder / Inventor: J. Wittmann<br />

DE 102008024463 B4<br />

DE 102012015104.7<br />

> Deutsches Patent- und Markenamt, München<br />

> „Flugzeugantriebssystem“<br />

> Erfinder / Inventor: A. Seitz<br />

> Deutsches Patent- und Markenamt, München<br />

> „Fahrzeugtriebwerk, Fahrzeug mit diesem Fahrzeugtriebwerk und Verfahren zum Betrieb dieses<br />

Fahrzeugtriebwerkes“<br />

> Erfinder / Inventor: O. Schmitz<br />

108<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


Medien / Vorträge<br />

Media / Lectures<br />

Medienberichterstattung / Media coverage<br />

Pressemitteilungen des Bauhaus Luftfahrt<br />

Press releases issued by Bauhaus Luftfahrt<br />

Medienberichte über das Bauhaus Luftfahrt<br />

Media reports on Bauhaus Luftfahrt<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />

2011<br />

2012<br />

2013<br />

Printmedien<br />

Print media<br />

Online-Medien<br />

Online media<br />

Audiovisuelle Medien<br />

Audiovisual media<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

2011<br />

2012<br />

2013<br />

Expertenvorträge (exkl. Konferenzen) / Expert lectures (excl. conferences)<br />

National<br />

International<br />

0 2 4 6 8 10 12<br />

2011<br />

2012<br />

2013<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 109


110<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


Impressum<br />

Imprint<br />

Bauhaus Luftfahrt<br />

Jahrbuch 2013<br />

Herausgeber / Publisher<br />

Bauhaus Luftfahrt e.V.<br />

Lyonel-Feininger-Straße 28<br />

80807 München<br />

www.bauhaus-luftfahrt.net<br />

Redaktion / Editor<br />

Michael Lagemann<br />

Autoren / Authors<br />

Dr. Valentin Batteiger<br />

Oliver Boegler<br />

Dr. Kai-Daniel Büchter<br />

Mara Cole<br />

Christian Endres<br />

Christoph Falter<br />

Dr. Martin Glas<br />

Dr. Askin T. Isikveren<br />

Dr. Christoph Jeßberger<br />

Dr. Lily Koops<br />

Dr. Holger Kuhn<br />

Dr. Larissa Lorenz<br />

Annika Paul<br />

Dr. Kay Plötner<br />

Florian Riegel<br />

Dr. Thomas Röhm<br />

Dr. Arne Roth<br />

Michael Schmidt<br />

Dr. Arne Seitz<br />

Dr. Andreas Sizmann<br />

Marcia Urban<br />

Dr. Sven Ziemer<br />

Bildnachweise / Picture Credits<br />

Seiten 6, 9, 12 / 13, 41, 98 / 99, 110: Romy Bonitz, München<br />

Seite 10: Andreas Heddergott, München<br />

Seite 19, 92 / 93: Petra Rödl, Ingolstadt<br />

Seite 35 (Hintergrund): Jacques Descloitres / MODIS Rapid<br />

Response Team, NASA, GSFC<br />

Seite 63 (oben): Eric Drouin / SAFRAN<br />

Seite 63 (unten): Gregor Schläger / Lufthansa Technik AG<br />

Seite 85: Kubinska & Hofmann, München<br />

Seite 95 (oben): Petra Rödl / Munich Aerospace<br />

Seite 95 (unten): Jürgen Dannenberg / Bilfinger HSG FM AS GmbH<br />

Gestaltung / Layout / Grafiken<br />

ediundsepp Gestaltungsgesellschaft mbh, München<br />

Lektorat / Lectorate<br />

Deutsches Lektorat / Korrektorat: Textpur<br />

Englisches Lektorat / Korrektorat: Verbalis<br />

Druck / Print<br />

Druckerei Joh. Walch GmbH & Co., Augsburg<br />

Auflage / Circulation<br />

500 Exemplare / 500 copies<br />

Wir bitten um Verständnis, dass wir aus Gründen der Lesefreundlichkeit<br />

in diesem Jahrbuch auf die explizite Nennung der weiblichen<br />

Form verzichtet haben. Wenn zum Beispiel von Mitarbeitern<br />

die Rede ist, sind selbstverständlich auch die Mitarbeiterinnen<br />

gemeint.<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege. 111


112<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.


112<br />

Bauhaus Luftfahrt Neue Wege.

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