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Ausgabe 03 - CUBE - Das Kölner Magazin für Architektur

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Dora Maar, Porträt von Picasso, Atelierin der Rue d’Astorg 29, Paris, Winter<br />

1935/36, Neuer Abzug 11 x 8,5 cm,Centre national d’art et deculture Georges<br />

Pompidou, Paris,© VG Bild-Kunst, Bonn 2011<br />

Pablo Picasso war nicht nur ein großer Künstler, sondern auch ein Meister<br />

der Selbstinszenierung. Sein Antlitz ist mindestens ebenso bekannt<br />

wie sein herausragendes Oeuvre. Alle bedeutenden Porträtisten des 20.<br />

Jahrhunderts haben Picasso fotografiert – einige dieser Porträts besitzen<br />

inzwischen geradezu ikonischen Charakter.<br />

<strong>Das</strong> Museum Ludwig präsentiert mit der Ausstellung „Ichundichundich.<br />

Picasso im Fotoporträt“ rund 250 Aufnahmen von Künstlern wie Richard<br />

Avedon, Cecil Beaton, henri Cartier-Bresson, Lee Miller oder Man Ray.<br />

Erstmals stellt damit eine Ausstellung die Frage nach dem Spannungsverhältnis<br />

zwischen Picassos Wunsch nach kontrollierter Selbstdarstellung<br />

und den gestalterischen Ansprüchen seiner Fotografen. Internationale<br />

Leihgaben und rund 40 zentrale Werke aus der Sammlung des Museum<br />

Ludwig erlauben dazu einen umfassenden Überblick.<br />

Vom Beginn des 20. Jahrhunderts, als Pablo Picasso das Leben eines<br />

Bohemiens in Montparnasse führte, bis hin zu seinen späten Jahren in<br />

Südfrankreich reicht die zeitliche Spannbreite dieser groß angelegten<br />

Überblicksausstellung. Klassische Porträts und komponierte Atelierszenen<br />

stehen dabei neben Schnappschüssen und zum teil sehr privaten Aufnahmen.<br />

Früh erkannte Picasso die Möglichkeiten des Mediums Fotografie,<br />

arbeitete selbst mit ihm, verstand es aber vor allem wirksam zum Aufbau<br />

seines Personenkults zu nutzen. Wohl kalkuliert – so scheint es – transportieren<br />

die fotografischen Bildnisse das Image des leidenschaftlichen,<br />

willensstarken und virilen Künstlers. Doch nicht immer dominiert die<br />

46<br />

KUnSt UnD KULtUR<br />

ICHUNDICHUNDICH - PICASSO IM FOTOPORTRÄT<br />

museum ludwig<br />

Cecil Beaton, Pablo Picasso, 1933, Silbergelatine, 24 x 22,7 cm<br />

Museum Ludwig, Köln/Sammlung Gruber,<br />

© Cecil Beaton Studio Archive at Sothehy‘s, London<br />

strategische Inszenierung Picassos die Werke. Auf kluge Weise versteht<br />

es die Ausstellung, die sehr individuellen handschriften der Fotokünstler<br />

zu präsentieren und gleichzeitig das spannungsreiche Verhältnis zwischen<br />

Picasso als Auftraggeber und dem jeweiligen künstlerischen Streben nach<br />

Autonomie und Originalität offenzulegen. Auffallend häufig pflegte Picasso<br />

intensive Beziehungen mit seinen Fotografen und ließ eine gewisse Intimität<br />

und nähe zu. Auf diese Weise entstanden Bilder, die den Künstler immer<br />

wieder auch in ungewohnten und berührenden Momenten einfangen.<br />

Und so ist die Liebe Picassos zur Fotografie nicht nur reine Außenschau,<br />

sondern schafft ihm auch eine besondere Möglichkeit der Innensicht, des<br />

Blicks auf die eigene Person. <strong>Das</strong> Gedächtnis- und Erinnerungsmedium<br />

Fotografie war dem Künstler zum Zwecke des Selbststudiums stets näher<br />

als der Blick in den Spiegel.<br />

Die sieben Fotografinnen der Ausstellung provozieren außerdem die Frage<br />

nach dem weiblichen Blick auf Picasso: Was geschieht, wenn eine Frau<br />

das Bild Picassos schafft? Gibt es eine Differenz zwischen weiblichem<br />

und männlichem fotografischen Blick? Die Porträts der Künstlerinnen<br />

bezeugen sehr eindrücklich ihre ganz unterschiedlichen Beziehungen<br />

zum Porträtierten. Lee Miller etwa fotografierte den Künstler über einen<br />

Zeitraum von 36 Jahren, erstmals im Sommer 1937, in dem die beiden<br />

sich kennenlernten. Der mit Picasso beinahe gleichaltrigen Mme d’Ora<br />

gelingt eine ungewöhnlich gelöste Aufnahme des Künstlers; Dora Maar<br />

dagegen – langjährige Geliebte Picassos – zerkratzt das negativ einer<br />

frühen Aufnahme und schafft ihm so eine Art düsteren heiligenschein.

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