KW28/29 - Studentenwerk Frankfurt am Main
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„Einfach, Besser, Mehr“<br />
Achim Meyer auf der Heyde, Generalsekretär des Deutschen <strong>Studentenwerk</strong>s, stellt sich kritischen Fragen zum BAföG<br />
Oft wird darüber<br />
geklagt, dass die<br />
Bearbeitung der BAföG-Anträge<br />
zu lange<br />
dauert. Was kann ein<br />
Antragsteller tun, um<br />
dem vorzubeugen?<br />
R e g e l f ä l l e<br />
k ö n n e n<br />
schnell erledigt<br />
werden,<br />
aber Anträge mit<br />
Fachrichtungswechsel, Ausnahmen<br />
von der Altersgrenze usw. sind eben<br />
schwieriger zu bearbeiten. Ein vollständiger<br />
Antrag wird in der Regel<br />
in vier bis sechs Wochen bearbeitet.<br />
Am besten den Antrag noch mal vor<br />
Ort prüfen lassen, d<strong>am</strong>it alles richtig<br />
eingereicht wird!<br />
Die <strong>Studentenwerk</strong>e mussten in<br />
den letzten Jahren an vielen Stellen<br />
mit Kürzungen leben. Betraf das<br />
auch die personelle Ausstattung der<br />
BAföG-Ämter?<br />
Nach den BAföG-Verbesserungen<br />
im Jahr 2001 und der begleitenden<br />
BAföG-K<strong>am</strong>pagne stieg die Zahl der<br />
Studierwilligen, die BAföG beantragten,<br />
beträchtlich. Seitdem müssen<br />
die <strong>Studentenwerk</strong>e zum Teil erheblich<br />
mehr Anträge bei gleichem Personalstand<br />
erledigen.<br />
Wie viele Anträge bearbeitet eigentlich<br />
ein/e Sachbearbeiter/in im<br />
Jahr?<br />
Ab 550 Anträge pro Jahr aufwärts, wobei<br />
nicht jeder im Gesetz benannte Antrag mitzählt.<br />
Die Bearbeitungszahl hängt vom Bundesland<br />
ab.<br />
Gelegentlich hört man, dass das BAföG-Amt<br />
X „strenger“ sei als das Amt in Y. Das BAföG<br />
ist jedoch ein Bundesgesetz, also bundesweit<br />
einheitlich. Trotzdem gibt es sicherlich<br />
Details, zu denen es keine ganz konkrete<br />
Vorschrift gibt und die Interpretationsspielraum<br />
lassen, oder?<br />
Das BAföG ist ein Bundesgesetz, es wird<br />
aber von den Ländern vollzogen. Insofern<br />
gelten neben dem Bundesgesetz auch die<br />
von den jeweiligen Landeswissenschaftsministerien<br />
verabschiedeten Erlasse. Es ist<br />
also nicht ausgeschlossen, dass es dadurch<br />
zu unterschiedlichen Ausprägungen in den<br />
Ländern kommt. Letztlich können auch unterschiedliche<br />
Verwaltungsabläufe vor Ort in<br />
jedem <strong>Studentenwerk</strong> eine Rolle spielen.<br />
Informationen<br />
Mehr BAföG ab Herbst 2008<br />
Ab dem 1.10.2008 (für Neubewilligungen bereits ab dem<br />
1.8.2008) gelten höhere Bedarfssätze und Freibeträge<br />
vom Einkommen. Studierende, die nicht bei den Eltern<br />
wohnen, können künftig bis zu 643 € statt bisher<br />
585 € erhalten; Studierende, die bei den Eltern wohnen,<br />
erhalten bis zu 473 € statt bisher 432 €. Bis zu 400 €<br />
Hinzuverdienst aus Minijobs sind ohne Anrechnung auf<br />
das BAföG möglich (bisher 350 €).<br />
Bereits ab dem 1.1.2008 gelten<br />
folgende Änderungen des BAföG:<br />
• Studierende mit Kind können während des Studiums<br />
einen pauschalen Kinderbetreuungszuschlag als<br />
Zuschuss erhalten.<br />
• Studierende mit Migrationshintergrund erhalten als<br />
Beitrag zur Integration eine Förderungsberechtigung<br />
nach dem BAföG.<br />
• Studierende, die ihr Studium ganz oder teilweise im<br />
Ausland absolvieren, erhalten bessere Förderungsmöglichkeiten.<br />
Weitere Infos unter:<br />
www.das-neue-bafoeg.de<br />
Was können Studierende tun, die mit Entscheidungen<br />
des BAföG-Amtes nicht einverstanden<br />
sind?<br />
Zuerst kommunizieren: Miteinander reden,<br />
nachfragen, zuhören. Erst zuletzt die<br />
juristischen Mittel ergreifen: Widerspruch,<br />
dann Klage. Die <strong>Studentenwerk</strong>e nehmen<br />
diese nicht persönlich. Wo sie – nach der<br />
Überprüfung – können, helfen sie dem<br />
Widerspruch ab, das heißt die Studierenden<br />
erhalten Recht.<br />
Gelegentlich scheinen BAföG-Antragsteller/in<br />
und Bearbeiter/in im BAföG-Amt<br />
grundsätzlich nicht miteinander klar zu<br />
kommen. Kann man seine/n Bearbeiter/in<br />
„wechseln“?<br />
Zum Berufsbild unserer Bearbeiter/innen<br />
gehört, professionell zu handeln. Wie überall<br />
im Leben gilt aber auch hier: „Wie in den<br />
Wald hineingerufen wird, so schallt es heraus“.<br />
Bei uns kann sich jedoch jeder an die<br />
Gruppenleiter, dann an die Abteilungsleitung<br />
und schließlich an die Geschäftsführung<br />
des <strong>Studentenwerk</strong>s wenden.<br />
Ein anderer Grund für Frust besteht<br />
wohl darin, dass die Bedarfssätze<br />
des BAföGs seit Jahren nicht mehr<br />
angepasst wurden und so bei vielen<br />
enttäuschend wenig oder gar<br />
kein BAföG gewährt wird.<br />
Mit Beschluss des Bundestages<br />
vom November 2007 werden zum<br />
Wintersemester 2008/2009 die<br />
Bedarfssätze um 10 % und die Elternfreibeträge<br />
um 8 % erhöht.<br />
Diese Erhöhung war längst überfällig,<br />
und sie kommt spät. Aber nach<br />
Jahren der Stagnation muss man<br />
sagen: besser spät als nie.<br />
Zum Abschluss: Wie sieht das<br />
BAföG in 10 Jahren aus? Was wäre<br />
Ihr Wunsch und was sind Ihre<br />
Befürchtungen?<br />
„Einfach, Besser, Mehr“ - dieses<br />
Motto der BAföG-K<strong>am</strong>pagne 2001<br />
drückt auch unsere Erwartungen<br />
aus: Verwaltungsvereinfachung<br />
und Transparenz, ein stetig an Einkommen<br />
und Preise gekoppeltes<br />
BAföG, d<strong>am</strong>it mehr Studierende<br />
bis in die untere Mittelschicht hinein<br />
BAföG erhalten. Das ist nicht nur unser<br />
Wunsch, sondern unsere politische Forderung.<br />
Tobias Röben<br />
Zur Person<br />
Achim Meyer auf der Heyde (54) ist<br />
seit dem 01. Oktober 2003 Generalsekretär<br />
des Deutschen <strong>Studentenwerk</strong>s<br />
(DSW) mit Sitz in Berlin. Das DSW ist<br />
der freiwillige Zus<strong>am</strong>menschluss der<br />
58 <strong>Studentenwerk</strong>e in Deutschland.<br />
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