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14. Emotionen: Entstehung und Funktion

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<strong>14.</strong> <strong>Emotionen</strong>: <strong>Entstehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Funktion</strong><br />

1. Emotionaler Stimulus <strong>und</strong> Bewertung<br />

1.1 Stimulus-Bewertung-Emotions-Abfolge<br />

Zusammenfassung von Roseman & Smith (2001):<br />

- unterschiedliche Bewertungen derselben Situation führen zu unterschiedlichen <strong>Emotionen</strong><br />

o Trennung vom Partner: Trauer vs. Erleichterung<br />

- gleiche Bewertung verschiedener Situationen führen zu gleichen <strong>Emotionen</strong><br />

o Abschlussnote sehr gut/befriedigend (wenn proportional zu voriger Leistung): Freude<br />

- also: das Resultat der Bewertung bestimmt die Emotion<br />

- Bewertung ist nicht notwendigerweise ein bewusster Prozess<br />

Stimulus Bewertung Emotion<br />

Bewertung anhand von:<br />

Einstellung, Persönlichkeit,<br />

Bedürfnissen, Zielen<br />

1.2 Merkmale emotionaler Situationen<br />

- die <strong>Entstehung</strong> einer Emotion setzt aber dennoch einen Stimulus voraus<br />

- daher können <strong>Emotionen</strong> auch situativ definiert bzw. spezifiziert werden<br />

- z.B. Mowrer 1960:<br />

Stimulus sagt positiver Anreiz Stimulus sagt negativer Anreiz<br />

positiven Anreiz tritt nicht ein negativen Anreiz tritt nicht ein<br />

voraus<br />

voraus<br />

Hoffnung Enttäuschung Furcht Erleichterung<br />

- relevante Situationen beim Menschen (auf Basis von Befragung durch Shaver et al. 1987):<br />

o Freude: Erfahrung eines positiven Stimulus (eine Aufgabe meistern, Akzeptanz<br />

erleben..)<br />

o Trauer: Verlust eines positiven Stimulus, Erfahrung eines negativen Stimulus<br />

(Ablehnung erleben, Partnerverlust, negative Überraschungen)<br />

o Angst: Bedrohung der Person (v.a. wenn unerwartet)<br />

o Ärger: Behinderung von Zielen, Verluste, Ungerechtigkeit<br />

o viele relevante Stimuli sind sozialer Natur (Partner, Gruppe..)


1.3 Verarbeitung emotionaler Stimuli<br />

- die Rolle vorbewusster Verarbeitung:<br />

o einige emotionale Reaktionen treten sehr schnell <strong>und</strong> vor einer bewussten<br />

Verarbeitung auf<br />

z.B. Lachen, Erschrecken<br />

o derartige Reaktionen sind sehr universell (Tier, Mensch)<br />

o sie können unabhängig von Bewertungsprozessen auftreten (oder sogar im<br />

Widerspruch dazu – jemand verletzt sich <strong>und</strong> man muss lachen)<br />

o sind schwer zu kontrollieren bzw. zu ändern<br />

Einstellungen (wie Mögen)<br />

o sind schwer zu begründen bzw. zu verbalisieren (deshalb Mitteilung über Ausdruck)<br />

Bewertung ohne Bewusstheit:<br />

- <strong>Emotionen</strong> können ohne kognitive bzw. bewusste Verarbeitung entstehen<br />

o Liebe auf den 1. Blick<br />

o Abneigung auf den 1. Blick<br />

- z.B. Bornstein et al. 1987<br />

o Darbietung von Abbildungen mit Personen<br />

Darbietungszeit: 4 ms (unter Wahrnehmungsgrenze) oder 48 bzw. 200 ms<br />

(über Wahrnehmungsgrenze)<br />

o Test: Darbietung von Bildpaaren (neu vs. bekannt)<br />

Frage nach Wiedererkennung vs. Präferenz<br />

o Ergebnis:<br />

4 ms Bilder werden nicht überzufällig wiedererkannt (Erkennen ist zufällig –<br />

48%)<br />

4 ms Bilder werden überzufällig präferiert (58%)<br />

o Fazit:<br />

Menschen können eine Präferenz/Ablehnung für einen Stimulus entwickeln<br />

ohne sich darüber bewusst zu sein, dass sie ihm ausgesetzt sind<br />

- Monahan et al. 2000:<br />

o subliminale Darbietung von Bildern<br />

(werden so schnell präsentiert, dass<br />

man sich ihrer nicht bewusst wird)<br />

25 Bilder je einmal<br />

dargeboten (single exposure)<br />

5 Bilder, je 5x dargeboten<br />

(repeated exposure)<br />

keine Bilder<br />

o Test: Darbietung von 5 bekannten<br />

Bildern, 5 ähnlichen neuen <strong>und</strong> 5<br />

andersartigen Bildern<br />

Bewertung des Mögens (1-5)<br />

o Ergebnis:<br />

Präferenz für die 5 wiederholt dargebotenen Bilder gegenüber den einmalig<br />

dargebotenen Bildern<br />

Bilder, die den Originalen ähnlich waren, wurden höher bewertet, obwohl sie<br />

noch nie gezeigt wurden<br />

Wiederholte Darbietungen steigerte auch die Präfernz für total neue Bilder,<br />

obwohl diese noch nie gezeigt wurden<br />

- Erklärung von Zajonc (2001):<br />

o Rolle primärer Bewertungsprozesse (Valenz)<br />

o die subliminale Darbietung von Bildern ist mit der Abwesenheit aversiver Stimuli<br />

assoziiert (quasi Sicherheit)<br />

wiederholte Darbietung ist effektiver<br />

o Resultat: Vermeidungstendenzen verringern sich, Annäherungstendenzen bleiben<br />

bestehen <strong>und</strong> werden mit den Stimuli unbewusst assoziiert<br />

o Konsequenz: positivere Emotion gegenüber den tatsächlichen Stimuli, ähnlichen<br />

Stimuli (aber auch der Situation; siehe Gruppe „novel different“)


Priorität negativer Bewertungsmechanismen:<br />

- Annahme: die Verarbeitung von negativen Valenzen erfolgt schnell <strong>und</strong> vor der von positiven<br />

- Dijksterhus & Aarts 2003:<br />

o subliminale (unterschwellig, unterbewusst) Darbietung von Wörtern (13.3 ms) –zu<br />

schnelle Darbietung, als das die Vp die Wörter lesen könnten<br />

15 positive (baby, friend, happiness)<br />

15 negative (cancer, fear, war)<br />

o Test: Bewertung der Valenz (positiv oder negativ)<br />

Wenn negative Stimuli zuerst bewertet werden, dann sollten mehr negative<br />

als positive Wörter richtig kategorisiert werden<br />

o<br />

Ergebnis:<br />

<br />

negative, aber nicht positive Wörter werden überzufällig in die richtige Valenz<br />

eingeordnet<br />

- Interpretation:<br />

o frühe Bewertungsmechanismen arbeiten automatisch (ohne Bewusstheit) <strong>und</strong><br />

beeinflussen Handlungstendenzen<br />

Annäherung, Vermeidung<br />

o Duckworth et al. (2002):<br />

Testung von Annäherungs- vs. Vermeidungsverhalten auf positive bzw.<br />

negative Stimuli<br />

• Negativ bewertete Stimuli werden mit Vermeidung assoziiert<br />

• Positiv bewertete Stimuli werden mit Annäherung assoziiert<br />

• Was passiert, wenn Vermeidungsreaktionen positive Stimuli erfordern<br />

<strong>und</strong> Annäherungsreaktionen negative Stimuli erfordern?<br />

o<br />

Vermeidungsreaktionen treten schneller nach negativen als<br />

nach positiven Bildern auf<br />

o Annäherung schneller auf positive als auf negative Bilder<br />

Handlungsbereitschaft ist mit der Stimulusvalenz verb<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> tritt sehr früh auf<br />

spätere Bewertungsmechanismen (secondary appraisal):<br />

- Beschreibung von Bewertungsdimensionen (Scherer 1997) auf Basis von Befragungen in 37<br />

Ländern<br />

o hohe Übereinstimmung darüber, welche Bewertungsdimensionen verantwortlich für<br />

die jeweiligen <strong>Emotionen</strong> sind<br />

o Beispiele:<br />

Freude: zielkompatible Ereignisse, die leicht zu bewältigen sind (coping)<br />

Angst: Aversivität, externe Verursachung, schwer zu bewältigen<br />

- Bewertungsdimensionen für emotioneninduzierende Situationen<br />

o Neuheit (novelty) <strong>und</strong> ihr Grad<br />

o Vorhersagbarkeit<br />

o Verantwortlichkeit<br />

1.4 Emotion <strong>und</strong> Gehirn


- vorbewusste <strong>und</strong> bewusste Verarbeitung:<br />

o Rolle des limbischen Systems<br />

Das „verantwortlichste“ System für <strong>Emotionen</strong> im Gehirn<br />

Flucht, Kampf, Nahrungsaufnahme, Sexualverhalten<br />

o Rolle der Amygdala (Komponente des limbischen Systems) bei frühen<br />

Bewertungsmechanismen (LeDoux 1993)<br />

v.a. bei Bewertung von Angstrelevanten Stimuli<br />

Diese Struktur erhält visuelle, auditorische, Geschmacks-, <strong>und</strong><br />

Geruchsinformationen – benutzt diese um eine schnelle <strong>und</strong> grobe<br />

Einschätzung über potentielles Leid oder Nutzen eines Stimulus zu treffen<br />

„quick and dirty“<br />

evolutionär bedingte (da adaptive) Überschätzung potentiell negativer<br />

Ereignisse<br />

o Rolle anderer Strukturen insbesondere Cortex<br />

Langsamere <strong>und</strong> detailliertere Bewertungen<br />

Gehirn <strong>und</strong> Gefühle:<br />

- Analyse von Patienten<br />

o z.B. Epilepsie, Tumore, Hirnverletzungen<br />

<br />

epileptische Aura: psychologische Veränderungen, die sich vor dem Auftreten<br />

eines tatsächlichen Anfalls zeigen<br />

• die Anfälle, die im limbischen System lokalisiert sind, treten nach<br />

Auras auf, die Gefühle von Trauer, Freude, Angst, Aggression, Ekel,<br />

Depression einschließen <strong>und</strong> häufig von Gesichtsausdrücken<br />

begleitet sind<br />

neuronale Kreise für subjektive emotionale Erfahrungen liegen im limbischen<br />

System<br />

- Bildgebungsstudien (fMRI, PET)<br />

o Messung veränderter Hirnaktivität bei Induktion verschiedener emotionaler Zustände<br />

(konkrete Stimuli, Imagination)<br />

o diverse Veränderungen in corticalen <strong>und</strong> subcorticalen Strukturen (v.a. limbisch)<br />

o Frage der „Lokalisierbarkeit“ von Gefühlen (ähnlich James Lange: gibt es für jede<br />

Prototyp-Emotion ein spezifisches Gehirnaktivitätsmuster?)<br />

2. Emotion <strong>und</strong> Gesicht<br />

2.1 Gesichtsmuskeln, Ausdruck <strong>und</strong> Gehirn<br />

- Können sich die Emotionskomponenten beeinflussen?<br />

o Lächle, dann fühlst Du Dich besser!<br />

o Rufen Tränen Traurigkeit hervor?<br />

spontaner vs. willentlicher Ausdruck<br />

- spontan:<br />

o extern generiert<br />

o unvermittelt induziert<br />

o tritt direkt nach dem Auftreten des hervorrufenden Stimulus auf<br />

o Intensität des Ausdrucks ist abhängig von der Intensität des Stimulus<br />

- willentlich:<br />

o wird ausgesendet, benötigt keinen Stimulus<br />

o unabhängig von der Intensität des Stimulus<br />

Gesichtsmuskeln:<br />

- z.B. Lächeln<br />

o M. zygomaticus (M<strong>und</strong>)<br />

o M. orbicularis oculi (Augenhöhle)<br />

o Aktivierung bei offensichtlicher Mimik<br />

o Aktivierung bei emotionalen Stimuli schon vor Mimik messbar


Mimik <strong>und</strong> Gehirn:<br />

- Vermittlung durch Hirnnerven (N. facialis)<br />

- Rolle corticaler <strong>und</strong> subcorticaler Strukturen<br />

o Spontaner Ausdruck: subkortikal<br />

o Willentlicher Ausdruck: cortikal (motorischer Cortex)<br />

- Patienten mit Mimikdefiziten<br />

o Verlust willentlicher Mimik: Schädigung des motorischen Cortex<br />

o Verlust spontaner Mimik: Schädigung der Basalganglien<br />

o übersteigerte Mimik (Zwangslachen): Schädigung der Basalganglien<br />

2.2 Beziehung zwischen Ausdruck <strong>und</strong> Gefühl<br />

- Izard (1994): expression-feeling link<br />

o ein bestimmter Ausdruck ist mit einem bestimmten Gefühl assoziiert (qualitativ,<br />

quantitativ)<br />

- Erklärungen:<br />

o sie sind miteinander korreliert, aber nicht ursächlich verknüpft (nicht das eine<br />

bestimmt das andere); Ursache ist der Stimulus, der beide bestimmt (qualitativ,<br />

quantitativ)<br />

o wird der Stimulus intensiver – die emotionale Erfahrung <strong>und</strong> der Ausdruck werden<br />

auch intensiver<br />

o das Gefühl bestimmt den Ausdruck<br />

Efferenzhypothese: das für ein Gefühl zuständige Hirngebiet sendet<br />

Information an relevante Gesichtsmuskeln<br />

Sich glücklich fühlen resultiert in einem Lächeln<br />

Sich traurig fühlen resultiert in Tränen<br />

o der Ausdruck bestimmt das Gefühl?<br />

Können Tränen Traurigkeit verursachen?<br />

2.3 facial-feedback Hypothese:<br />

- die Aktivität der Gesichtsmuskeln wird an das Gehirn zurückgemeldet <strong>und</strong> liefert dadurch<br />

Information über die Emotion (Adelmann & Zajonc 1989)<br />

- Darwin 1873, James 1955: der Ausdruck einer Emotion verstärkt das Gefühl, seine<br />

Unterdrückung verringert es<br />

- Strack et al. (1988):<br />

o UV: Vpn nehmen Stift in den M<strong>und</strong>, <strong>und</strong> zwar so, dass ihr Ausdruck<br />

Eher negativ: sollte die Aktivität des für Lachen zuständigen Muskels<br />

verhindern<br />

Eher positiv: sollte Lachen verstärken<br />

o<br />

o<br />

o<br />

AV: Bewertung von Cartoons<br />

In beiden Fällen wird Information über die Position der Gesichtsmuskeln<br />

zurückgemeldet <strong>und</strong> hilft die subjektive Belustigung als Reaktion auf den Cartoon zu<br />

bestimmen<br />

Ergebnis:<br />

Vpn, bei denen der Lachmuskel blockiert war, beurteilten Cartoons signifikant<br />

weniger belustigend als KG<br />

Vpn, bei denen der Lachmuskel aktiviert war, beurteilten Cartoons signifikant<br />

belustigender als KG<br />

- Kritik des Ansatzes:<br />

o Effekte relativ moderat<br />

o Patienten ohne Mimik können emotionale Gefühle erleben<br />

2.4 Ist Mimik angeboren?<br />

- stimulus-abhängige Mimik schon sehr früh zu beobachten (z.B. Izard et al. 1995; 2.5 Monate<br />

alte Babys)<br />

o<br />

Neugier, Freude, Traurigkeit, Ärger<br />

schon früh ist Mimik allerdings abhängig von Bezugsperson


z.B. Lächeln als Reaktion auf mütterliches Lächeln<br />

o Annahme: Mimik reflektiert den tatsächlichen emotionalen Zustand des Babys (auf<br />

Gr<strong>und</strong> der Stimulusabhängigkeit)<br />

Ausdruck ist bedeutsam, da er das Verhalten der Bezugsperson beeinflusst<br />

(Fürsorge; Bindung, Pflege, Ernährung)<br />

• Lächeln Förderung der Bindung<br />

• Ekel Zeichen dafür, dass Essen nicht schmeckt<br />

- Analyse von blind bzw. taubblind geborenen Kindern (z.B. Thompson 1941)<br />

- Ekman et al. (1980), Fulcher 1942: Analyse von willentlichem Ausdruck bei Kindern<br />

o Sehende: Ausdrucksfähigkeit verbessert sich mit dem Alter<br />

o Blinde: Fähigkeit verschlechtert sich eher<br />

Ursache: mangelnde Übung bzw. fehlendes Feedback<br />

- Fazit: Emotionsausdruck muss nicht erlernt werden, wird aber durch Lernen modifiziert<br />

- Identifikation von Ausdrücken, die von erwachsenen Blinden oder Sehenden produziert<br />

wurden (Galati et al. 1997)<br />

o Freude in beiden Gruppen am leichtesten erkennbar<br />

o Bei allen anderen emotionalen Geischtsausdrücken (neutral, Überraschung, Wut,<br />

Ekel, Trauer) werden die <strong>Emotionen</strong> von Blinden weniger häufig identifiziert<br />

Universalität des Ausdrucks:<br />

- emotionale Mimik als Resultat der jeweiligen Kultur oder als universeller Mechanismus?<br />

- Annahme (Izard): es gibt diskrete f<strong>und</strong>amentale <strong>Emotionen</strong>, die bei allen Menschen gleich<br />

sind <strong>und</strong> jede dieser <strong>Emotionen</strong> hat einen charakteristischen Ausdruck/Muster<br />

- Analyse: Ausdrucksstudien in diversen Kulturen (z.B. Izard 1971, Ekman & Friesen 1971)<br />

o häufige Methode: Identifikation einer Emotion auf einem Photo<br />

o z.B. Argentinien, Brasilien, Chile, Japan, USA<br />

o Analyse von „isolierten“ Kulturen (Fore auf Neu Guinea)<br />

Um auszuschließen, dass Gesichtsausdrücke durch Beobachtung anderer<br />

Kulturen (Reisen, Medien) gelernt werden<br />

- Fazit:<br />

o<br />

o<br />

<br />

Assoziation einer Kurzgeschichte mit einem Bild<br />

gute Übereinstimmung zwischen den Kulturen (besser: Freude, schlechter: Ärger,<br />

Angst)<br />

bessere Übereinstimmung innerhalb einer Kultur (Rolle des Lernens): wenn Beurteiler<br />

<strong>und</strong> zu beurteilende Person derselben Kultur angehören<br />

Rolle nonverbaler Akzentsetzung innerhlab einer Gruppe<br />

Marsh et al. 2003: Vergleich neutraler oder emotionaler Gesichter von<br />

Japanern <strong>und</strong> US-Japanern<br />

• bessere Identifikation der Nationalität bei emotionalen Gesichtern als<br />

bei neutralem Gesicht<br />

3. <strong>Funktion</strong> von <strong>Emotionen</strong><br />

3.1 <strong>Emotionen</strong> als Signale für das Individuum<br />

Gefühl<br />

Modulation kognitiver <strong>Funktion</strong>en<br />

Handlungsbereitschaft<br />

soziales Signal (Mimik)<br />

<strong>Emotionen</strong> als kognitives Signal<br />

- Clore 1994, Frijda 1994<br />

o Gefühl signalisiert, wie eine Situation bewertet wird (Furcht – Gefahr)<br />

o Gefühl beeinflusst, wie eine Situation zukünftig bewertet wird<br />

o Halberstadt et al. 1995<br />

Situation: Musik mit traurigem oder fröhlichem Charakter


gepaart mit homophonen (gleich gesprochen aber unterschiedlich<br />

geschrieben) Wörtern (bridal/bridle, banned/band)<br />

Vp, die traurige Musik hörten, hörten signifikant mehr traurige Wörter als die<br />

Vps, die fröhlicher Musik lauschten<br />

der emotionale Zustand einer Person verändert die Art wie Stimuli bewertet<br />

werden<br />

- Lerner & Keltner 2001: Hypothese der Bewertungstendenz<br />

o jede Emotion hat einen bestimmten Einfluss auf kognitive Prozesse<br />

o Selbstinduktion von Ärger oder Angst (also zwei negative Zustände) (dadurch, dass<br />

Vp ein Ereignis beschreibt, das sie ängstlich oder ärgerlich gemacht hat)<br />

o Bewertung von Situationen bzgl. Kontrollüberzeugung <strong>und</strong> Vorhersagbarkeit<br />

Obwohl Ärger <strong>und</strong> Angst beides negative <strong>Emotionen</strong> sind beeinflussen sie die<br />

Ratings unterschiedlich<br />

Ärgerliche Vp schätzten sich selbst mit mehr persönlicher Kontrolle ein <strong>und</strong><br />

beurteilten die Situation als vorhersagbarer als ängstliche Vps<br />

- Feldstudie von Lerner et al 2003:<br />

o Emails zur Induktion von Angst oder Ärger<br />

o Bewertung des Risikos eines terroristischen Anschlags<br />

verärgerte Personen schätzen das Risiko geringer ein<br />

o Angabe der Unterstützung zweier politischer Maßnahmen<br />

Ausweisung von Ausländern ohne gültiges Visum<br />

Stärkung der Beziehung zu muslimischen Ländern<br />

o Ergebnis:<br />

verärgerte Vpn votierten stärker für den Abtransport von „illegalen“<br />

Ausländern<br />

verängstigte Vpn waren eher dafür die Beziehung zu muslimischen Ländern<br />

zu stärken<br />

- weitere Möglichkeiten:<br />

o emotionale Zustände beeinflussen weniger die Valenz der Kognition, sondern die Art<br />

der Kognition (Fredrickson 1998)<br />

o z.B.: bei positiven <strong>Emotionen</strong> ist die Variabilität von kognitiven Prozessen größer<br />

(Kreativität)<br />

z.B. mehr freie Assoziationen (Isen et al. 1985)<br />

besseres Problemlösen (Isen et al. 1987)<br />

- Probleme derartiger Untersuchungen:<br />

o wurde die gewünschte Emotion tatsächlich induziert?<br />

o wenn ja, in welchem Ausmaß?<br />

o<br />

o<br />

<strong>Emotionen</strong> <strong>und</strong> Verhalten:<br />

sind solche Ausmaße überhaupt zwischen <strong>Emotionen</strong> vergleichbar?<br />

ist ein differentieller Effekt in einer gegebenen AV vielleicht eher der Ausdruck eines<br />

quantitativen Unterschiedes zwischen den <strong>Emotionen</strong> (<strong>und</strong> nicht eines qualitativen)?<br />

- <strong>Emotionen</strong> beeinflussen unsere Handlungsbereitschaft (Frijda 1994)<br />

o d.h. sie erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass man sich in einer bestimmten Weise<br />

verhält; sie dienen also einem bestimmten Handlungsziel<br />

angeboren bzw. gelernt<br />

z.B.:<br />

• Freude – soziale Interaktion (Ziel) – instrumentelles Verhalten dafür<br />

(Handlungsbereitschaft)<br />

• Angst – Flucht vor Gefahr (Ziel) – Vermeidung<br />

(Handlungsbereitschaft)<br />

Ziel jeder Emotion dient als Motivation für eine Handlung.<br />

o Interaktionen zwischen positiven <strong>und</strong> negativen <strong>Emotionen</strong><br />

evaluative space model Caccioppo et al. (1999)<br />

• Ereignisse werden nach der Valenz(en) bewertet (aufgr<strong>und</strong> der<br />

positiven <strong>und</strong> negativen Eigenschaften)<br />

o Möglichkeit bei einem Date eine Zusage/Absage zu<br />

bekommen


• Bewertung der Bedeutsamkeitsintensität<br />

o Welche Intensität werden die positiven Gefühle einer Person<br />

bei einer Zusage haben, <strong>und</strong> welche die negativen Gefühle<br />

bei einer Absage<br />

• Handlung als Resultat dieser Bewertungen<br />

o Gleich starke positive wie negative Gefühle werden einer<br />

Person die Entscheidung ihren Datepartner anzurufen sehr<br />

schwer machen (je größer die Differenz zwischen positiven<br />

<strong>und</strong> negativen Gefühlen, desto stärker wird Verhalten in die<br />

eine/andere Richtung motiviert)<br />

3.2 <strong>Funktion</strong> der Mimik<br />

- readout Hypothese (Buck 1984, Ekman 1984)<br />

o die Mimik vermittelt anderen den eigenen emotionalen Zustand (quasi ein Abbild)<br />

- Hypothese der Verhaltensökologie (Fridl<strong>und</strong> 1991)<br />

o Mimik dient sozialen Motiven <strong>und</strong> muss daher nicht an bestimmte Gefühle gekoppelt<br />

sein<br />

o Beispiele:<br />

Mimik readout-Hypothese Hypothese der Verhaltensökologie<br />

Lächeln Freude Fre<strong>und</strong>schaft, keine Gefahr<br />

Ärger Ärger Angriff<br />

Weinen Trauer Bedürfnis nach Hilfe<br />

- Implikationen der Hypothesen:<br />

o Bedeutung des sozialen Kontextes:<br />

readout-Hypothese: die An- oder Abwesenheit von anderen sollte die Mimik<br />

nicht beeinflussen<br />

Hypothese der Verhaltensökologie: die Anwesenheit anderer ist entscheidend<br />

(da das andere Individuum dasjenige ist, dass am wahrscheinlichsten unsere<br />

sozialen Motive befriedigen kann)<br />

- experimentelles Beispiel (Fridl<strong>und</strong> 1991):<br />

o UV: Betrachten von amüsanten Videos<br />

1) Allein<br />

2) zusammen mit Fre<strong>und</strong><br />

3) Fre<strong>und</strong> in anderem Raum – gleiche Aufgabe<br />

4) Fre<strong>und</strong> in anderem Raum – andere Aufgabe<br />

o AV: Messung der Mimik <strong>und</strong> des erlebten Gefühls<br />

o Prognose:<br />

Readout-Hypothese: Gesichtsmuskelaktivität sollte mit erlebtem Gefühl<br />

korrespondieren (je größer die Lachmuskelaktivität, desto höhere Ratings von<br />

freude)<br />

Verhaltensökologie: Gesichtsmuskelaktivität sollte abhängig vom Grad der<br />

Sozialität der 4 Bedingungen variieren <strong>und</strong> nicht unbedingt mit den Ratings<br />

von Freude<br />

o Resultat: die Mimik variierte in Abhängigkeit von der sozialen Situation, das Gefühl<br />

aber kaum (Unterstützung der Verhaltensökologie-Hypothese)<br />

auch in Bedingung 3 kam es zu stärkerer Mimik<br />

Erklärung: die Person stellt sich den Partner in derselben Situation vor,<br />

insofern ist auch diese Situation sozial<br />

Fridlung: Gesichtsausdrücke also auch allein möglich, wenn eine Person auf<br />

das mentale Bild einer anderen Person reagiert; diese Ausdrücke sind keine<br />

Reaktionen auf Gefühle von Freude, da sich diese Ratings über die 4<br />

Bedingungen hinweg nicht unterschieden<br />

- display rules („Darstellungsregeln“)<br />

o neben der unwillentlichen, d.h. spontanen Mimik, die eng mit der tatsächlichen<br />

Emotion assoziiert ist, wird Mimik auch willentlich gesteuert


o<br />

Mimik ohne Gefühl bzw. Stimulus<br />

Mimik, die dem Gefühl widerspricht<br />

keine Mimik trotz Gefühl<br />

display rules bestimmen, welche Mimik in einer gegebenen Situation adäquat ist<br />

(unabhängig vom Gefühl)<br />

strahlen über ein Geschenk<br />

nicht Lächeln, wenn man bestraft wird<br />

ernst oder ärgerlich schauen, wenn man Strafe erteilt<br />

- Integration: (Buck 1994)<br />

o der Ausdruck hängt ab von<br />

Absicht des Individuums<br />

sozialem Kontext <strong>und</strong><br />

tatsächlichem Gefühl<br />

• in einer emotionalen Situation ist die Intensität des Ausdrucks von der<br />

Intensität der erlebten Emotion abhängig<br />

• der Ausdruck hängt von der Beziehung zwischen Sender <strong>und</strong><br />

Empfänger ab (wie fremd, befre<strong>und</strong>et)<br />

• der Ausdruck ist in einer sozialen Situation intensiver

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