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FOTO: privaT<br />
das <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Kind</strong>: Wellcome feiert in diesen<br />
Tagen seinen zehnten geburtstag. Hätten sie damals<br />
gedacht, dass das Projekt so ein erfolg wür<strong>de</strong>?<br />
RosE VoLz-schmidT: Nein, das ist auch für mich eine Überraschung.<br />
Ich hatte damals selbst gera<strong>de</strong> meine erste Tochter bekommen<br />
und hatte die üblichen Probleme als junge Mutter, war<br />
mü<strong>de</strong>, erschöpft und kaputt. Mein Mann war beruflich viel unterwegs,<br />
und auch sonst hatte ich nicht viel Hilfe. Als ich die anstrengendste<br />
Zeit hinter mir hatte, dachte ich: So geht es doch vielen<br />
jungen <strong>Eltern</strong>! Und so baute ich zunächst in Hamburg und Nor<strong>de</strong>rstedt<br />
zwei kleine Teams zur Wochenbetthilfe auf.<br />
Heute hat wellcome über 200 Teams in ganz <strong>de</strong>utschland.<br />
Was macht ihre Organisation so erfolgreich?<br />
Wellcome trifft <strong>de</strong>n Nerv unserer Zeit. Junge <strong>Eltern</strong> stehen heute<br />
sehr unter Druck, sie wissen wahnsinnig viel und wollen alles richtig<br />
machen. Wenn das Baby dann da ist, fühlen sich viele überfor<strong>de</strong>rt.<br />
Darüber hinaus fehlt es ihnen am Einfachsten: einer Oma o<strong>de</strong>r<br />
Nachbarin, die einfach mal vorbeikommt, wenn es brennt. Dieses<br />
Glück hat heute nicht mehr je<strong>de</strong>r. Unsere ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen<br />
nehmen <strong>de</strong>n Müttern die Babys für ein bis zwei Stun<strong>de</strong>n<br />
ab, vielleicht zweimal in <strong>de</strong>r Woche. Sie begleiten Mutter und Baby<br />
zum <strong>Kind</strong>erarzt o<strong>de</strong>r gehen mit <strong>de</strong>m Baby spazieren. <strong>Das</strong> ist eine<br />
enorme Entlastung in <strong>de</strong>r ersten harten Zeit als Familie.<br />
Reichen zwei kurze Besuche in <strong>de</strong>r Woche wirklich,<br />
um einer überlasteten Mutter zu helfen?<br />
Man wun<strong>de</strong>rt sich manchmal, mit wie wenig Einsatz man sehr viel<br />
erreichen kann! Es geht vor allem um das Gefühl: Da gibt es jeman<strong>de</strong>n,<br />
<strong>de</strong>r kommt vorbei, <strong>de</strong>r interessiert sich für mich.<br />
Oft ist zum Beispiel die Phase kritisch, in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Partner wie<strong>de</strong>r zur<br />
Arbeit geht. Kurz nach <strong>de</strong>r Geburt war alles organisiert, <strong>de</strong>r Partner<br />
hatte Urlaub, vielleicht war auch noch die Oma angereist. Und dann<br />
ist man plötzlich allein mit <strong>de</strong>m <strong>Kind</strong>, von morgens bis abends. <strong>Das</strong><br />
ist eine erschöpfend lange Zeit, in <strong>de</strong>r je<strong>de</strong> kleine Hilfe willkommen<br />
ist. Manchmal genügen schon ein paar Wochen, in <strong>de</strong>nen man <strong>de</strong>r<br />
Familie unter die Arme greift. Wir bleiben so lange, bis <strong>de</strong>r Übergang<br />
ins Familienleben gemeistert ist. Damit beugen wir größeren Problemen<br />
vor und ermutigen Mütter, sich rechtzeitig Hilfe zu organisieren.<br />
Es ist völlig normal, wenn man in einer neuen, ungewohnten<br />
Lebenssituation Unterstützung braucht.<br />
Wer genau bekommt Hilfe von wellcome?<br />
Je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r das Gefühl hat, im Babychaos zu versinken, im Familienalltag<br />
Unterstützung zu brauchen. Wir sind nicht in erster Linie<br />
ein Angebot für <strong>de</strong>n sozialen Rand, wie viele <strong>de</strong>nken. Wir wollen<br />
ganz bewusst auch <strong>de</strong>n Müttern helfen, die es beson<strong>de</strong>rs gut machen<br />
wollen – und an ihren Ansprüchen scheitern. <strong>Das</strong> sind durchaus<br />
auch Aka<strong>de</strong>miker<strong>Eltern</strong>.<br />
Was unterschei<strong>de</strong>t die wellcome-ehrenamtlichen<br />
von einem ganz normalen Babysitter?<br />
Vielen <strong>Eltern</strong> fehlt es an einem Netzwerk: Wo fin<strong>de</strong>t ein guter Babykurs<br />
statt? Welches Stillcafé ist in meiner Nähe? Solche Kontakte<br />
kann ein Babysitter, <strong>de</strong>r ja in <strong>de</strong>r Regel selbst noch Teenager<br />
ist, nicht vermitteln. Die wellcomeMitarbeiterin ist erfahren, hat<br />
meist selbst schon <strong>Kind</strong>er großgezogen, kennt sich im Ort o<strong>de</strong>r<br />
im Stadtviertel gut aus und hilft, Anschluss zu fin<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m<br />
erkennt sie, wenn die Überfor<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>r Familie zu groß ist, die<br />
Mutter beispielsweise an einer postpartalen Depression lei<strong>de</strong>t<br />
o<strong>de</strong>r ein Schreibaby hat.<br />
aber damit ist die ehrenamtliche Helferin doch<br />
ihrerseits überfor<strong>de</strong>rt ...<br />
<strong>Das</strong> stimmt. In so einem Fall hält sie Rücksprache mit <strong>de</strong>r hauptberuflichen<br />
wellcomeKoordinatorin, Wellcome ist immer an eine große<br />
Familieneinrichtung angeschlossen, etwa eine Familienbildungseinrichtung.<br />
Dort kümmert sich eine Fachfrau um die Organisation <strong>de</strong>s<br />
Angebots. Wenn sie einen Hinweis bekommt, geht sie <strong>de</strong>r Sache<br />
nach und vermittelt <strong>de</strong>r Familie weiterführen<strong>de</strong> Hilfe. <strong>Das</strong> ist wie<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>r NetzwerkGedanke: Ohne Netzwerk sind Familien heute verloren.<br />
Wir von wellcome bauen es gemeinsam mit <strong>de</strong>n <strong>Eltern</strong> auf.<br />
WellcOMe fin<strong>de</strong>n<br />
Wellcome ist ein angebot mo<strong>de</strong>rner nachbarschaftshilfe.<br />
inzwischen gibt es in fast allen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn<br />
wellcome-Teams – und das netzwerk<br />
wird kontinuierlich ausgebaut. Wer Hilfe sucht,<br />
fin<strong>de</strong>t eine anlaufstelle in seiner nähe unter<br />
www.wellcome-online.<strong>de</strong>. dort wird auch beschrieben,<br />
wie man ein neues Team grün<strong>de</strong>n kann.<br />
das <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Kind</strong> ELTERN // 19