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michael stapel jun osano – kenner und lehrer der alten tradition des bugei<br />
Bugei<br />
<strong>Jun</strong><br />
<strong>Osano</strong><br />
Kenner und Lehrer der<br />
alten Tradition des Bugei<br />
<strong>Jun</strong> <strong>Osano</strong>, 8. Dan Jujutsu und Träger einiger Menky-<br />
Kaiden, hat etwas zu erzählen. Der Lehrer für Geographie<br />
und Politologie ist Adept der Kampfkünste seit Kindesbeinen<br />
an, u.a. studierte er neben den japanischen Kampfkünsten<br />
auch den raren „goldenen Falke-Stil“ auf Taiwan und<br />
ist Kenner der traditionellen Ryhas und Stile Japans. Sein<br />
Credo als Praktiker: Ständiges Wiederholen der Grundlagen,<br />
bis sie auf den Zentimeter genau funktionieren. Wenn man<br />
sie im Schlaf kann, kommt die nächste Technik.<br />
Das Interview wurde geführt von Michael Stapel<br />
Fotos: © Privatarchive <strong>Jun</strong> <strong>Osano</strong> und Michael Stapel<br />
10 | cultura martialis Kampf. Kunst. Kultur. | 11
michael stapel jun osano – kenner und lehrer der alten tradition des bugei<br />
cultura martialis: Herr <strong>Osano</strong>, wie lange praktizieren Sie<br />
schon die Kampfkünste?<br />
<strong>Jun</strong> <strong>Osano</strong>: Das sind (zählt an den Fingern ab) jetzt schon<br />
fast 40 Jahre.<br />
cultura martialis: Wie alt waren Sie, als Sie mit dem<br />
Üben der Kampfkünste begonnen haben?<br />
<strong>Jun</strong> <strong>Osano</strong>: Das war gleich beim Schulanfang, also ...ah ja,<br />
1963 – da war ich gerade 7 Jahre alt (lacht herzlich).<br />
cultura martialis: Geboren wurden Sie in Fujiyoshida<br />
[1] .<br />
<strong>Jun</strong> <strong>Osano</strong>: Ja, 1958. Und nach meiner Schulausbildung<br />
machte ich dann mein Examen an der Tokai Universität<br />
für Wirtschaftspolitik. Heute bin ich Lehrer<br />
an der Fujikawaguchiko Senior High<br />
School mit dem Spezialfach Geographie.<br />
Thema! Denn auch bei uns taucht langsam das Phänomen<br />
der Bewegungsarmut unter Jugendlichen auf; wenn vielleicht<br />
auch noch nicht so extrem, wie es im Westen der Fall<br />
ist. Und wenn ich über diesen Weg gegen das Phänomen<br />
Bewegungsarmut ankämpfen kann, dann tue ich es mit<br />
meiner Kampfkunst. Für mich sind die traditionellen<br />
Kampfkünste aus meinem tiefsten Inneren heraus, ein fester<br />
Lebensbestandteil und meine Lebensphilosophie.<br />
Und auf diesem Weg spüre ich, wie viel ich den<br />
Jugendlichen geben kann. Ich kann sie neugierig machen,<br />
ich vermittle Ihnen Spaß und ganz automatisch komme<br />
ich Ihnen als Lehrperson auch innerhalb der Schule näher<br />
und das Lernen fällt ihnen leichter. Dennoch bin ich<br />
immer noch Ihre Respektsperson. Daran wird sich auch<br />
nichts ändern. Das ist sehr, sehr wichtig. Sie müssen Ihre<br />
Grenzen kennen und ich meine. Hier und überall auf der<br />
Welt Shigatanai, desu ne .<br />
cultura martialis: Respekt ist eine wichtige Sache, die<br />
cultura martialis: Wie war das früher an der Schule?<br />
Mussten Sie Kampfkünste als Pflichtfach ausüben oder war<br />
das freiwillig?<br />
<strong>Jun</strong> <strong>Osano</strong>: Sport als Pflicht...ja schon, aber je nach<br />
Interessenlage der Schule, nach den Vorlieben der Lehrer<br />
oder des Direktorats gab es mehr traditionelle Kampkünste<br />
oder allgemeinen Breitensport. Bei uns war glücklicherweise<br />
Kendo und Judo an der Schule ein fester Bestandteil.<br />
Das war noch in Fujiyoshida.<br />
cultura martialis: Ist das heute auch noch so?<br />
<strong>Jun</strong> <strong>Osano</strong>: Nun, ich bin selbst Lehrer, kann hier aber<br />
keinen Überblick über alle japanischen Schulen anbieten.<br />
Grundlegend aber hat sich dort nichts geändert. In der<br />
Schule, an der ich Geographie und Politologie unterrichte,<br />
ist es natürlich Kampfkunst (lacht). Ich mache keine Hehl<br />
daraus, dass ich bewusst Einfluss diesbezüglich auf meine<br />
Schule ausgeübt habe! Bewegung durch Kampfkunst ist<br />
für mich ein sehr wichtiges Thema. Ein lebenswichtiges<br />
Abb. Seite10/11: Ausschnitt eines Makimono aus der Privatsammlung<br />
von <strong>Jun</strong> <strong>Osano</strong>. Zu sehen ist eine Technik des Yoshi – oder Yoshin-Ryū.<br />
Abb. links: <strong>Jun</strong> <strong>Osano</strong> übt mit Schülern das Kin-Taka-Kung Fu ,<br />
den goldenen Falke-Stil, auf Taiwan. Unten eine Waffenkammer mit traditionellen<br />
chinesischen Waffen.<br />
Abb. rechts: Demonstration von Waffentechniken des Kin-Taka-Kung<br />
Fu auf Taiwan.<br />
nicht vergessen werden sollte. Hat Ihnen als junger Schüler<br />
Sport an Ihrer Schule Spaß gemacht? Oder war es nur eine<br />
lästige Pflicht?<br />
<strong>Jun</strong> <strong>Osano</strong>: Hai, hai. Omishiron .<br />
Ja, natürlich hat es Spaß gemacht! Wie ich schon eingangs<br />
erläutert hatte, hat mir Bewegung immer Spaß gemacht.<br />
Nun, wie viele <strong>Jun</strong>gen in diesem Alter wollte ich groß und<br />
stark werden. Mein Vater hatte damals noch Kyokushinkai-<br />
Karate [2] im alten Stil ausgeübt. Und<br />
das Boxen hatte es ihm angetan. Ich hatte ein sehr gutes<br />
Verhältnis zu ihm und da war es ganz natürlich, dass ich<br />
mich auch in Richtung Kampfkunst orientierte.<br />
cultura martialis: Hatte Ihr Vater Kampfkunst beruflich<br />
ausgeübt?<br />
<strong>Jun</strong> <strong>Osano</strong>: Oh nein. Da hätte meine Mutter was dagegen<br />
gehabt. Zu unregelmäßiges Gehalt, ständig unterwegs...<br />
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michael stapel jun osano – kenner und lehrer der alten tradition des bugei<br />
Mein Vater war Grundstücksmakler und sein Hobby war es,<br />
nebenbei Filmplakate für Kinos zu malen. Ich hatte Ihnen<br />
ja schon mal welche gezeigt. Kirei , desu ne ?<br />
Also mein Vater hatte nur so zum Spaß Kampfkunst bzw.<br />
Kampfsport betrieben. Na ja, und manchmal flogen halt<br />
schon mal die Fäuste. Insbesondere, wenn einige Herren<br />
einer bekannten „unehrenwerten Gesellschaft“, die sich<br />
hier leider damals sehr etabliert hatten, glaubten, dass sie<br />
etwas bei meinem Vater holen könnten.<br />
cultura martialis: Erinnern Sie sich eigentlich noch an<br />
alle Ihre Lehrer in der Kampfkunst?<br />
<strong>Jun</strong> <strong>Osano</strong>: Aus der Zeit der Grundschule nur noch<br />
vage. Aber aus meiner Uni-Zeit schon. Da begann ich<br />
mit Kung-Fu [3] und Bu-Jutsu [4] . Dies<br />
waren auch die berühmten Zeiten von Bruce Lee [5].<br />
Er hat eine ganze Generation angesteckt mit der asiatischen<br />
Kampfkunst. Auch mich! Funny, desu ne?<br />
Stil zu erfahren, es niederzuschreiben und zu sichern,<br />
damit es nicht verloren geht. Der Begründer des Kin-<br />
Taka-Kung Fu war Liu Mingshan (1792-1867).<br />
Er selbst erhielt Unterricht im südlichen Shaolin Kloster.<br />
1828 wanderte er nach Taiwan aus und prägte dort seinen<br />
Stil. Als die Zeiten in Taiwan unruhiger wurden, wurde<br />
dieser Stil nur in einzelnen Städten geübt, wobei er in<br />
Zhanghua am meisten verbreitet war. Als die Japaner das<br />
Land besetzten wurde das Ausüben des Stils verboten.<br />
Und erst spät nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu einer<br />
leichten Wiederbelebung des Stils und ich bin sehr stolz<br />
darauf, hieran beteiligt zu sein. Denn somit bin ich in<br />
der 5. Generation der Nachfolge und zur Zeit der einzige<br />
Vertreter dieses Stils außerhalb Taiwans.<br />
Zur Zeit bin ich dabei, ein Buch über Kin-Taka-Kung<br />
Fu zu schreiben, das 2007 herauskommen soll. Dieses<br />
Unterfangen ist natürlich nicht so einfach. Ich werde dieses<br />
Buch zwar in japanischer Sprache verfassen. Aber ich merke<br />
jetzt bei diesem Interview, dass es schon sehr problematisch<br />
ist , Wörter aus dem Chinesischen ins Japanische zu übersetzen,<br />
dann ins Englische und dann noch ins Deutsche.<br />
Wie Bruce Lee damals so viele Menschen mit seiner<br />
Kunst begeistern konnte. Nun ja, mein damaliger<br />
Kung-Fu Lehrer war Nishigori Takio Sensei <br />
<br />
cultura martialis: Was war das für ein Stil?<br />
<strong>Jun</strong> <strong>Osano</strong>: Kin-Taka-Kung Fu [6] . Der „goldene<br />
Falke-Stil“. Ein Stil, der heute eigentlich kaum noch<br />
bekannt ist. Leider gibt es so gut wie gar keine schriftlichen<br />
Überlieferungen mehr dazu. Er stammt aus Taiwan<br />
und heißt dort „Kin-ei-ken“ (Jinyingquan).<br />
Ich konnte bei meinen eigenen Nachforschungen diesen<br />
Stil in Taiwan auf ca. 200 Jahre zurückverfolgen. Danach<br />
verloren sich die Spuren auf dem chinesischem Festland<br />
[7].Insbesondere in Zhanghua [8] hatte es sich<br />
sehr etabliert. Der noch amtierende Vertreter ist Chen<br />
Yanshun [9] . Er ist jetzt 94 Jahre alt und leider<br />
sehr krank (Chen Yanshun starb 2005, An.d.R.). Ich hatte<br />
ihn kürzlich wieder besucht um noch mehr über diesen<br />
cultura martialis: Hatten Sie noch Unterricht bei Meister<br />
Chen Yanshun?<br />
<strong>Jun</strong> <strong>Osano</strong>: Sehr viel, sehr oft. Wann immer meine Zeit es<br />
erlaubte. Im Alter von 18-24 Jahren hatte ich überwiegend<br />
bei Nishigori-Sensei trainiert. Nishigori-<br />
Sensei war wiederum Schüler von Sato Kinbei <br />
. Und Sato Kinbei war direkter Schüler von Chen<br />
Yanshun. Nishigori-Sensei konnte allerdings den Stil<br />
nicht so vermitteln wie ich es mir wünschte. So kam es,<br />
dass ich mehr und mehr bei Chen Yanshun trainierte und<br />
damit heute einer der wenigen übriggebliebenen Vertreter<br />
dieses Stils bin.<br />
cultura martialis: Wie sieht es mit der Methodik und<br />
Technik des Kin-Taka-Kung Fu aus?<br />
<strong>Jun</strong> <strong>Osano</strong>: Da gibt es zuerst mal einige Unterschiede zu<br />
vielen anderen Kampfkünsten. So gehört zum Beispiel zur<br />
Ausbildung das Arbeiten mit der Trommel, wie in Japan<br />
die Taiko und sogar das Nutzen der Schlaghölzer als<br />
Waffe. Dann gehört noch das Zelebrieren des Löwentanzes<br />
dazu, ein eindeutiges Überbleibsel vom chinesischen<br />
Festland. Ferner existieren noch reine Formen für die<br />
Anwendung beim Militär.<br />
Abb. links: Tanita Asao lehrte <strong>Jun</strong> <strong>Osano</strong> Shibukawaichi-ryū<br />
jujtusu <br />
Abb. rechts: <strong>Jun</strong> <strong>Osano</strong>s Tento-ryū Lehrerin Abe Toyoko .<br />
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michael stapel jun osano – kenner und lehrer der alten tradition des bugei<br />
Aber vielleicht gebe ich Ihnen einfach mal einen kleinen<br />
Überblick über das Ausbildungskurrikulum.<br />
Es gehört unter anderem dazu:<br />
• Sanchin, eine Form in der die Grundlagen<br />
trainiert werden,<br />
• Abfolgen von Techniken ohne Partner:<br />
- Zheng quan mu , Vorwärtsbewegungen<br />
- dao tui quan mu , Rückwärtsbewegungen<br />
- si men quan mu , Bewegungen in alle<br />
Richtungen<br />
- san jiao quan mu , Diagonale Bewegungen<br />
• Viele Hammerfausttechniken in Kreisform geschlagen<br />
wie z.B.:<br />
- yi da tou , 1 Technik zum Kopf<br />
- yi da wie , 1 Technik zur Taille<br />
- qi da tou , 7 Techniken zum Kopf<br />
- qi da wie , 7 Techniken zur Taille<br />
• Sogenannte Da nei, Hauptformen<br />
- da wai, Form für die Fortgeschrittenen<br />
- bingxie, Waffenformen<br />
- duilian, Vorgegebene Techniken mit dem Partner.<br />
Es gibt sehr viele Kombinationen, z.B. unbewaffnet gegen<br />
unbewaffnet, unbewaffnet gegen Kurzwaffen, unbewaffnet<br />
gegen Langwaffen, Kurzwaffen gegen Langwaffen<br />
und Langwaffen gegen Langwaffen. Wie gesagt stellt das<br />
Erwähnte nur einen groben Überblick dar.<br />
nicht verloren geht. Auch macht mir der Umgang mit dem<br />
geschriebenen Wort großen Spaß. Sie wissen, dass ich zu<br />
Hause eine große Sammlung alter Schriften aus Japan habe.<br />
Ich liebe es, durch alte Buchläden und über Flohmärkte<br />
zu laufen (lacht so laut , dass ihm die Tränen kommen!).<br />
Da haben wir ja bei unseren vielen gegenseitigen Besuchen<br />
so einiges aufgestöbert.<br />
cultura martialis: Können Sie uns bitte ihre<br />
Veröffentlichungen aufzählen?<br />
<strong>Jun</strong> <strong>Osano</strong>: Gern.<br />
1. Yagyushingan-ry-heijutsu .<br />
(Die Techniken der Yagyushingan Schule. Anmerkung:<br />
Sehr alter Ju-Jutsu Stil, der außerhalb Japans nur noch<br />
wenig praktiziert wird.)<br />
2. Kinsei yawara tatsujinden .<br />
(Die Techniken des alten Yawara Jutsu)<br />
3. Zusetsu nihon bugei bunka gairon <br />
cultura martialis: Wie verhält es sich mit dem<br />
Graduierungssystem in diesem Stil?<br />
<strong>Jun</strong> <strong>Osano</strong>: Eigentlich ist es ähnlich dem japanischen, die<br />
Besetzung Taiwans durch die Japaner nahm auch hier trotz<br />
Verbot ihren Einfluss. Es geht nach der Generationenfolge,<br />
also: der Begründer – sein Nachfolger – der Assistent des<br />
Nachfolgers – die dem Assistenten unterstellten Meister<br />
– die Schüler.<br />
cultura martialis: Es ist uns bekannt, dass Sie wirklich<br />
umfangreich publizistisch tätig waren und noch immer<br />
sind. Können sie uns einen Überblick ihrer Publikationen<br />
geben? Was ist Ihre Motivation diesbezüglich?<br />
<strong>Jun</strong> <strong>Osano</strong>: Meine Motivation? Das ist ganz einfach.<br />
Wissen mit anderen zu teilen! Wissen zu teilen ist wichtig.<br />
Es lässt Dinge weiterleben. Wissen ist nicht einfach klischeehaft<br />
„Macht“…. Wissen „macht“ nur, dass Wichtiges<br />
Abb. links: Alte Meister des Rikishin-ryū. In der Mitte Daicho Kuro.<br />
Abb. rechts: Ausschnitt eines Makimono aus der Privatsammlung von<br />
<strong>Jun</strong> <strong>Osano</strong>.<br />
. (Lexikon der japanischen Kampfkünste)<br />
4. Kokyu bugei cho .<br />
5. Koryu bujutsu gairon .<br />
(Kampfkunstführer)<br />
6. Atemijutsu (Titel der Erstauflage = Nihon-jujutsu atemi<br />
kenp) .<br />
(Vitalpunkttechniken des Ju-Jutsu)<br />
7. Shibukawa-Ry Ju-Jutsu <br />
(Anmerkung: Alte japanische Ju-Jutsu Schule mit verschiedenen<br />
Zweigschulen, Herkunft aus dem 17. Jhd. von<br />
Hiroshima)<br />
8. Bujutsu Asayama-ichiden-Ry <br />
(Anmerkung: Alte Schule des Ju-Jutsu in der Sichel,<br />
Schwert, Langstock und waffenlose Techniken unterrichtet<br />
werden)<br />
9. Bujutsu jiten <br />
(Enzyklopädie der Kampfkünste)<br />
10. Zusetsu jujutsu .<br />
(Neuauflage von Yawara –Jutsu).<br />
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michael stapel jun osano – kenner und lehrer der alten tradition des bugei<br />
cultura martialis: Herr <strong>Osano</strong>, bekannt sind Sie vor<br />
allem als Lehrer der japanischen Kampfkünste. Langjährig<br />
erfahrene Meister sind dann später im Besitz eines Menky-<br />
Kaiden [10] . Wie lässt sich Menky-Kaiden<br />
am besten übersetzen?<br />
<strong>Jun</strong> <strong>Osano</strong>: Menky ist eine Lizenz, eine Urkunde, also die<br />
offizielle Bestätigung eines Altmeisters für den Nachfolger,<br />
dass dieser den betreffenden Stil in Theorie und Praxis<br />
beherrscht.<br />
cultura martialis: In welchen Kampfkünsten sind Sie mit<br />
einem Menky-Kaiden ausgezeichnet?<br />
<strong>Jun</strong> <strong>Osano</strong>: Das sind mit den Jahren schon einige geworden:<br />
1.Yagyushingan ry heijutsu . Menky<br />
Kaiden im April 1980 von Shihan Nishigori Takio <br />
und im Oktober 1995 von Shihan Toyama<br />
von der Tatsache, dass dieser Stil überwiegend von Frauen<br />
ausgeübt wurde und diese in ihren Kimonos keine großen<br />
Schritte machen konnten.<br />
4. Asayama-ichi-ry bujutsu . Menky<br />
Kaiden im August 1986 von Shihan Tanita Asao <br />
Ein sehr alter Stil des Bu-Jutsu, in dem die<br />
Schulen des Ju-Jutsu, Kenjutsu, Iai-Jutsu und Bo-Jutsu<br />
integriert sind. Im Asayama Ichiden sind sehr eigenwillige<br />
Ju-Jutsu Techniken mit teilweise akrobatischen Elementen<br />
verknüpft. Eine der Grundlagen ist die Inokamae, eine<br />
Position, die man frei übersetzt als „Die Lage des<br />
Bewusstseins“ bezeichnen könnte.<br />
5. Shibukawa-ichi-ry jujitsu . Menky<br />
Kaiden im August 1986 von Shihan Tanita Asao <br />
Shibukawa-Ichi Ryu ist eine der letzten traditionellen<br />
Koryu Ju-Jutsu Stile. Unterteilt in festgelegte<br />
Angriffsformen und vielen Verteidigungstechniken in orthodoxer<br />
Form. Bo, Hanbo, Tanbo, Jitte und Kusarigame<br />
finden in diesem Stil Verwendung.<br />
6. Nihon-Ju-Jutsu . Kyoshi Menky<br />
Kaiden im Oktober 1991 von der I.M.A.F. Das Nihon Ju-<br />
Jutsu versucht die Techniken des Ju-Jutsu in sehr schematisierter<br />
Form abzubilden und ist sehr an Judo orientiert.<br />
Ein typischer Vertreter des modernen Budo.<br />
Kunio Yagyu Shingan Ry erinnert<br />
in seinen Bewegungsformen an Kung-Fu Stile. In diesem<br />
Stil wird ein großer Augenmerk auf die schlagende Hand<br />
gelegt. Geschlagen wird mit den Mittelknöcheln von Zeigeund<br />
Mittelfinger. Im japanischen entspricht dies dem<br />
„Igaguri no hitotsuki“ (Kastanienhautschlag). Unterteilt<br />
wird es in 28 Schattenbox-Katas und weiteren 49 Katas mit<br />
Weiterführungs- und Gegentechniken. Sehr schematischer<br />
Stil, aber dynamisch und elegant. Ein ständiger Wechsel<br />
zwischen Entspannung und Anspannung.<br />
2. Rikishin-Ry Bujutusu . Menky Kaiden<br />
im April 1985 von Shihan Miwa Yasujuki <br />
. Techniken mit Bo, Hanbo und Ken.<br />
3. Anazawa Ryu Naginata . Menky Kaiden<br />
im April 1986 von Shihan Igarashi Kinu <br />
Eine der populärsten Ryhas der Edo-Periode. In<br />
diesem Stil sind Über-Kreuz-Schnitte bevorzugt, keine<br />
Diagonalschnitte. Eigenwillige, kurze Schritte (herrührend<br />
7. Shinmen-nito-ry Kenjutsu .<br />
Menky Kaiden im August 1993 von Shihan Arazeki<br />
Tomisaburo In dieser Ryha werden<br />
das kurze und lange Schwert benutzt. Im Niten Ry<br />
ausgeübt in langsamen Katas. Mit dem Hintergedanken,<br />
dass der Sieg aus „körperlicher und geistiger Energie“<br />
erreicht wird. Im Shinmen Ry werden die Katas mit hoher<br />
Geschwindigkeit ausgeführt, um mit überraschenden<br />
Techniken den Sieg zu erringen.<br />
8. Shinto-mu-nen-ry-tachiiai .<br />
Menky Kaiden im Dezember 1996 von Shihan Kosegawa<br />
Mituru <br />
Diese Schwertschule hat alle ihre Katas in stehender<br />
Position. Diagonalschnitte werden bevorzugt; Keine Über-<br />
Kreuz-Schritte.<br />
9. Tento-ry-bujutsu . Menky Kaiden im<br />
März 1998 von Shihan Abe Toyoko <br />
Abb. links: Ausschnitt eines Makimono aus der Privatsammlung von<br />
<strong>Jun</strong> <strong>Osano</strong>.<br />
Abb. rechts: Tum ip ex eu feu faciduisim quis non velenit vel utpat,<br />
quipit nonsed et, quis num ilisit loreet iure magna faci eu feugue consent.<br />
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michael stapel jun osano – kenner und lehrer der alten tradition des bugei<br />
Hauptwaffe im Tentory ist die Naginata. Charakteristisch<br />
sind die Techniken im gehenden Stil, Über-Kreuz-<br />
Schritte, sanfte und schnelle Schritte.<br />
10. Kin-Taka-Kung Fu Menky Kaiden im<br />
November 1986 von Soke Chin Enjun. Kung Fu Stil aus<br />
Taiwan. Wenige Tritt-Techniken, viele Hammerfaust-<br />
Techniken. Zahlreiche traditionelle, chinesische Waffen.<br />
Innerhalb dieser vielen Stile sind natürlich noch viele traditionsreiche<br />
Waffen in Verwendung wie:<br />
- Katana , das Schwert<br />
- Bo , der Langstock (auf dem Festland Japans 183 cm<br />
lang , 2,5 cm Durchmesser)<br />
- Hanbo , der Mittelstab (90 cm lang, 2,5 cm<br />
Durchmesser)<br />
- Bokken das Holzschwert<br />
- Te-no-uchi das Handholz (Holzstab , etwas<br />
breiter als der Handrücken, zum stechen und schlagen)<br />
- Tessen , der Schlagfächer<br />
- Manrikigusari , die Kette (Diese Bezeichnung<br />
wird im Allgemeinen nur im Masaki-Ry benutzt. Die<br />
Kette der 10.000 Möglichkeiten. Ca. 90cm lang und<br />
am Ende mit 2 kleinen Gewichten versehen. Der normale<br />
Sprachmodus ist Tetsu-Gusari ). Auf dem<br />
japanischen Festland wurde die Kette als Waffe zur<br />
Strangulation, zur Fesselung, zur Beeinflussung vitaler<br />
Punkte als Defensiv-Waffe benutzt. Auf Okinawa waren<br />
die Ketten bis zu 50 cm länger und wurden eher mehr<br />
als Schlagdistanzwaffe angewandt.<br />
- Tanbo Viertelstab (24- 39 cm lang, 2,5 cm<br />
Durchmesser – hatte teilweise auch das Format eines<br />
Schwertgriffes bis hin zu einem Modell, das etwa die<br />
Form eines Essstäbchens hatte, nur härter)<br />
- Naginata Hellebarde (2-3 m langer Stab mit<br />
einer ca. 60 cm langen gekrümmten Klinge am Ende,<br />
wurde häufig von Frauen als Waffe benutzt).<br />
cultura martialis: Wie sehen Sie den Unterschied zwischen<br />
Bugei und Bud ?<br />
<strong>Jun</strong> <strong>Osano</strong>: Bugei und Bud müssen klar definiert werden.<br />
Zu viele Menschen nennen sich Kenner alter japanischer<br />
Kampfkünste, doch nur wenige können präzise und<br />
historisch zu belegende Informationen anbieten. Das ist<br />
auch einer der Gründe, warum ich vor Jahren die I.S.B.A,<br />
International Sui-Getsu-Juku Bujutsu Association <br />
, gegründet habe. Das alte System<br />
Abb. links: ???.<br />
Abb. rechts: <strong>Jun</strong> <strong>Osano</strong>s Waffensammlung.<br />
des Bugei entwickelte sich in Hunderten von Kriegen als<br />
Erfahrung von einzelnen Kämpfern, die ihre persönlichen<br />
Erfahrungen weiter vermittelten. Das Training bestand<br />
aus vielen Abfolgen ein und derselben Bewegung. Der<br />
Bewegung, die als die erfolgreichste im Krieg angesehen<br />
wurde, um z.B. einen Gegner zu töten.<br />
So verhielt es sich auch in der Edo- Periode<br />
(1603-1867). Alte Stile aus dieser Zeit waren und sind z.B.<br />
das Iai-D , Naginata-D, Jo-D und auch die<br />
alte Form der Koshiki no kata , des heutigen<br />
Judo.<br />
Traditionelle Schulen (koryu - ) waren z.B. <br />
– Ju-Jutsu , – Ken-Jutsu, – Bo-Jutsu, <br />
- Sojutsu (Techniken mit dem Speer), <br />
- Jojutsu, – Iai-Jutsu, – Naginata-Jutsu, <br />
– Ho-Jutsu und viele andere.<br />
Das heutige, moderne Bud — also das Gendai Bud <br />
— ist ein System aus Stilen, das sich seit der Meiji-<br />
Periode (1867-1912) entwickelt hat. Es fand<br />
ein Wechsel in der Rolle, im Verständnis der Kampfkünste<br />
in Bezug auf die moderne Zeit und ihrer Gesellschaft statt.<br />
So entwickelten sich viele Regeln, Wettkampf-Formen<br />
und auch der modernen Zeit angepasste Lehrformen.<br />
Das Karate, das seinen Weg von Okinawa nach Japan<br />
fand (insbesondere während der Taisho-Periode <br />
1912-1926) ist neben dem Judo einer der berühmtesten<br />
Vertreter des modernen Budo mit traditionellen<br />
Hintergründen.<br />
Die alten Künste orientierten sich prinzipiell an der<br />
direkten Linie ihrer historisch beispiellosen, begründeten<br />
Entwicklung. Die Begründer der modernen Budo-Stile<br />
eliminierten alte Ideale – Ideale des Kriegszweckes– um<br />
sie eine allgemein verständliche und angepasste Form zu<br />
überführen.<br />
Judo ist immer noch eine der besten Beispiele aus<br />
jener Zeit der Umstellung. Zur Praktizierung eines<br />
„nicht kriegerischen“ Zweckes – zur Bereicherung einer<br />
Bewegungskultur mit weltweit festgelegten Regeln, um sich<br />
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michael stapel jun osano – kenner und lehrer der alten tradition des bugei<br />
im sportlichen Wettstreit zu messen. Daraus entwickelte<br />
sich ein „Trend“ zur vermeintlichen „Neuerschaffung“ von<br />
Stilen unter Verwendung traditioneller Bezeichnungen.<br />
Das letztgenannte geschah einzig aus dem Zweck, sich allgemeine<br />
Glaubwürdigkeit zu verschaffen.<br />
Aus der ganz modernen Zeit kann man hier das Gracie-<br />
Ju-Jutsu nennen. Ich bitte Sie mich nicht misszuverstehen.<br />
Ich schätze diese Sportler sehr – wegen ihrer körperlichen<br />
Leistungsfähigkeit. Aber es muss jedem klar sein, dass dieser<br />
Sport definitiv nichts mit der Bezeichnung Ju-Jutsu<br />
zu tun hat, sondern eine sehr populäre und wirkungsvolle<br />
Form des modernen Ringens darstellt. Weltweit und auch<br />
in Japan herrscht eine Tendenz, Sport mit Bud zu verwechseln.<br />
In Japan ist Bud ein Teil einer allgemeinen, nationalen<br />
Entwicklung seit Beginn des 20. Jahrhunderts, aber auch<br />
hier fehlt es manchmal an korrekter technisch und historisch<br />
fundierter Ausbildung zu dieser Thematik.<br />
Und dies gilt selbst für das Bud in Japan. Judo-Schüler,<br />
die es nicht gelernt haben eine gute Fallschule zu absolvieren,<br />
haben keine Chance im Wettkampf. Schüler des<br />
Kendo, die nicht wissen, wie man mit einem Schwert<br />
schneiden kann, werden in jedem Wettkampf versagen.<br />
Und ganz besonders fehlt vielen aufgrund ihres<br />
„Nichtwissens“ der historischen Entwicklung der<br />
Kampfkünste und ihrer mangelhaften Ausbildung ganz<br />
einfach das Herz, die Seele und das Verständnis für das, was<br />
sie tun oder auch nicht tun. Leider sind solche Fälle auch<br />
bei uns keine Einzelfälle mehr.<br />
cultura martialis: Wann begann die Trennung zwischen<br />
Bugei und Bud?<br />
<strong>Jun</strong> <strong>Osano</strong>: Eine exakte zeitliche Bestimmung über die<br />
Trennung von Bugei in Budo gibt es eigentlich nicht. Doch<br />
mit Beginn der Meji-Periode [11] und insbesondere den<br />
Bestrebungen von Jigoro Kano , aus dem<br />
Judo eine Volksbewegung zur körperlichen und geistigen<br />
Ertüchtigung zu machen, war diese Trennung definitiv.<br />
Kano-San wurde am 20.10.1860 in der Nähe von<br />
Kobe geboren. Er wuchs wohlbehütet auf und genoss eine<br />
hervorragende Ausbildung. Er kannte sich aus mit der<br />
Philosophie, war mehrsprachig und stets interessiert auch<br />
an westlichem Gedankengut. Dies entsprach auch der Zeit,<br />
in der er aufwuchs, die Meji-Zeit.<br />
Aufgrund seiner eher schmächtigen körperlichen Statur<br />
war er häufig dem Spott seiner Kommilitonen ausgesetzt.<br />
Daher kam sein Interesse an den Kampfkünsten. Er hatte<br />
große Probleme damals einen Meister zu finden. Denn<br />
zu den Zeiten der Meji-Reform wollte man ja auch viele<br />
„alte Zöpfe“ (im wahrsten Sinne des Wortes – denn den<br />
Samurai wurden durch die Ordnungsorgane ihrer stolzen<br />
Haarpracht beraubt) abschneiden und dadurch kam es,<br />
dass viele alte Meister ihre Kunst nicht mehr vermitteln<br />
wollten oder auch nicht mehr vermitteln durften. Die<br />
Meji-Reform war eine Zeit mit größter Tragweite für Japan<br />
— wirtschaftlich, politisch und kulturell. Einerseits wollte<br />
man die alten Künste im Keim ersticken, da sich damals<br />
in diesen Kreisen zu viele reformunwillige Menschen aufhielten,<br />
die die Entwicklung aus Sicht der Politiker stören<br />
konnten, andererseits wollte man sich ihrer für den rein<br />
kriegerischen Zweck bedienen.<br />
Ein großer Widerspruch: Traditionen aufrechterhalten<br />
und gleichzeitig zerstören. Das konnte niemals gelingen.<br />
Und in eben dieser schwierigen Zeit wuchs Kano-Sensei<br />
auf. Um 1877 nahm Kano-San den Unterricht bei Meister<br />
Fukuda und später bei anderen Meistern<br />
auf. Fukuda-San war ein übrig gebliebene Vertreter des<br />
alten Tenshin-Shinyo-Ry , einem alten<br />
Ju-Jutsu Zweig des Yoshin-Ry . Techniken wie<br />
Hebel, Festleger, Schläge und Tritte waren noch mit dem<br />
Grundgedanken der Kriegsführung verknüpft. Also ein<br />
echter Vertreter des alten Bugei. Nachdem Kanos Meister<br />
starben, entwickelte er seine eigenen Gedanken, die in<br />
Verbindung zur Meji-Reform standen. Neues zu entwickeln,<br />
mit traditionellem Hintergrundwissen, aber angepasst<br />
an die neue Zeit. Budo nahm seinen Lauf.<br />
cultura martialis: Und Ihre persönlichen Stilrichtungen?<br />
Mehr Budoder Bugei?<br />
<strong>Jun</strong> <strong>Osano</strong>: Selbstverständlich orientiere ich mich an der<br />
alten Tradition des Bugei. Ständiges Wiederholen der<br />
Grundlagen, bis sie auf den Zentimeter genau funktionieren.<br />
Wenn man sie im Schlaf kann, kommt die nächste<br />
Technik. Damit haben viele Schüler ihr Problem. „Ach,<br />
ist das langweilig ...“, sagen sie. Viele wollen hoch hinaus,<br />
aber nichts dafür tun. Das ist ein weltweites Problem. Und<br />
so kommt es, dass viele ihre Kampkunst nur oberflächlich<br />
ausüben oder einfach nur zum „Schlagabtausch“ nutzen<br />
(schmunzelt). Ich erinnere mich noch gut an das Training<br />
von Shihan Tanita Asao , der mir das<br />
Shibukawa-ichi-ryu beigebracht hat.<br />
365 Techniken, jeden Tag eine andere Technik. Pro Tag<br />
immer nur eine Technik, aber diese Hunderte Male ausgeführt.<br />
So etwas prägt!<br />
cultura martialis: Wie viele alte Stile gibt es noch in<br />
Japan?<br />
<strong>Jun</strong> <strong>Osano</strong>: Das ist sehr schwer zu sagen. Ich erforsche<br />
diese Sache schon sehr lange und werde wohl bis ans Ende<br />
meines Lebens nicht damit fertig werden. Sie wissen, dass<br />
es bis Ende 1700 in Japan aufgrund der unterschiedlichen<br />
Baronien und ihrer Vielzahl (fast 300 Hans [12]) zwischen<br />
180 und 300 Ju-Jutsu-Ryhas [13] gab. Aber das<br />
sind Schätzungen. Belegen kann man es nicht mehr. Aber<br />
die Unterlagen lassen diese seriöse Einschätzung zu.<br />
Was sich noch aus den alten Stilen aus der Edo-Periode<br />
(1603-1867) in die Showa-Zeit <br />
(1926-1988) gerettet hat, wurde kaum aufgezeichnet.<br />
Problematisch war auch, dass erst nach der Azuchi-<br />
Momoyama Periode [14] (1574-1602)<br />
langsam damit begonnen wurde, Aufzeichnungen über die<br />
vielen Techniken einer Ryuha zu fertigen. Denn überwiegend<br />
geschah die Weitergabe nur von Mund zu Mund.<br />
Und mit dem Beginn der Edo-Periode ging man auch erst<br />
dazu über, Menky-Kaiden zu vergeben. Nach meinen<br />
bisherigen Nachforschungen komme ich zu dem Schluss,<br />
dass noch folgende Stile existieren:<br />
- ca. 20 Ju-Jutsu Stile (z.B. Asayama ichiden <br />
, Würfe, Hebel, Schläge, Tritte<br />
- ca. 20 Kenjutsu Stile (Rikishin <br />
Schwert<br />
- ca. 10 Naginata Stile (Anazawa-ryu <br />
Hellebarden<br />
- ca. 5 Yari Stile (z.B. Saburi-ryu) ,<br />
Speer <br />
- ca. 5 Jitte und Hojo Stile (z.B. Ikkakuryu<br />
), Eisengabel, Fesselungstechniken<br />
- ca. 20 Bojutsu Stile (Rikishin-ryu <br />
Langstock<br />
- ca. 10 Jo-Jutsu Stile (Shinto Muso Ryu <br />
), Mittellanger Stock<br />
- ca. 3 Ho-Jutsu Stile (Morishige-Ryu ),<br />
Feuerwaffen<br />
- ca. 2 Ba-Jutsu Stile (Ogasawara-Ryu <br />
Reitertechniken<br />
- ca. 5 Shuriken-Jutsu Stile (Negishi-Ryu <br />
Wurfgeschosse<br />
- ca. 20 Iai-jutsu Stile (Shinto-mu-nen <br />
Schwertziehen<br />
- ca. 3 Kyu-Jutsu , (Heki-Ryu Bogen<br />
cultura martialis: Wie sieht ein traditionelles Training<br />
aus?<br />
<strong>Jun</strong> <strong>Osano</strong>: Die Verhaltensregeln?<br />
cultura martialis: Lassen sie uns hiermit beginnen.<br />
<strong>Jun</strong> <strong>Osano</strong>: Da könnte man sicher ein Buch darüber<br />
schreiben. Aber fassen wir es kurz zusammen.<br />
Gehen wir nach heutigen Gesichtspunkten vor. Im<br />
Vergleich zu früher, haben wir jetzt keinen Kriegszweck<br />
zum Training.<br />
Allerdings gehört es trotzdem dazu, dass ich weiß, was<br />
ich zum Beispiel mit einem scharfen Schwert verheerendes<br />
Ausführen kann. Ich muss wissen, dass diese Waffe zum<br />
Töten von Menschen gebraucht wurde. Also steckt mein<br />
gesamter Respekt in diesem Gedanken, auch heute noch.<br />
Im feudalen Japan gab es für das Schwerttraining nur<br />
diesen einzigen Gedanken: Ich übe, um dich zu töten.<br />
Der Krieg vereinfachte die Dinge, reduzierte sie auf ein<br />
Minimum. Zu diesem Thema habe ich mich ja schon<br />
ausgelassen. Herr Stapel, Sie sagten mir einmal, dass Sie<br />
heute ihr Schwert-Training als Form der dynamischen<br />
Meditation ansehen. Genau das trifft es heute auf den<br />
Punkt. Und genauso gehe ich mit den anderen zahlreichen<br />
Kampfkünsten um. Und das ist der große Unterschied<br />
zum Bugei von früher zu heute. Ich muss mein Training<br />
im Sinne des Bugei ohne Wenn und Aber an den Vorgaben<br />
der Tradition orientieren. Sonst verliert es seinen Sinn,<br />
seinen Bestand. Und dazu gehört, dass ich mich auch mit<br />
den theoretischen Hintergründen beschäftigen muss. Im<br />
frühen Bugei gab es so gut wie keine Theorie. Dazu blieb<br />
keine Zeit. Erst später, als die Kriege weniger wurden,<br />
kamen philosophische und theoretische Grundlagen als<br />
fester Bestandteil in das Training mit hinein. Früher bedeutete<br />
Training nur eines: Überleben.<br />
Zunächst einmal betrachten wir die örtliche Lage eines<br />
Dojos:<br />
Aus der Tradition des Shintoismus befindet sich<br />
wie in vielen Räumen in Japan ein Kamidana =<br />
Götterschrein Kamisama Meist befindet es sich<br />
in der Mitte an der Nordseite eines Raumes, damit die<br />
darin befindlichen Götter so lange wie möglich die Sonne<br />
im Süden sehen können. In einem Dojo-Kamidana wären<br />
z.B: Tenshokodaijin , Hachiman-Gu <br />
und Meji-gu [15]. Manchmal kann<br />
auch noch ein Makimono [16] mit einem Haiku <br />
[17] eines Altmeisters darunter hängen.<br />
Der Shihan oder der älteste Trainer (Sempai) stehen vor<br />
dem Kamidana mit Blick in Richtung Süden. Die Schüler<br />
stehen Ihnen gegenüber. Meistergrade vorne, Schülergrade<br />
dahinter.<br />
Wenn alle im Seiza sind, ruft der erste Meister „Mokuso“<br />
[18], was soviel bedeutet wie Kontemplation. Die<br />
Augen schließen und den Alltag vor dem Dojo lassen.<br />
Dann ruft der älteste Schüler: „yame“ [19] Shihan<br />
dreht sich um zum Kamidana und verneigt sich. Der erste<br />
Meister ruft „Shomen ni rei“ [20] Alle verneigen<br />
sich vor dem Kamidana. Zuerst die linke Hand an<br />
den Boden , dann die rechte. Und umgekehrt zurück.<br />
Shihan dreht sich wieder zu den Schülern. Der Meister<br />
ruft: „Shihan ni rei“. Shihan steht zuerst auf, dann alle<br />
anderen der Reihe nach. Alle begrüßen sich noch einmal<br />
mit einem „Yoroshi-Ku onegai shimasu“ <br />
<br />
Am Ende des Trainings:„Domo arigato gozaimashita“.<br />
[21]. Die<br />
Schülern verneigen sich alle noch einmal voreinander<br />
nach dem Zuruf „Otaka ni rei“ [22].<br />
Es gibt natürlich innerhalb Japans kleinere Unterschiede<br />
in dieser Zeremonie. Aber wenn es eine große Sache ist,<br />
dann sieht es immer gleich aus. Sie erinnern sich an unsere<br />
Vorführung im Sengejinja <br />
in Yamanashi [23]<br />
22 | cultura martialis Kampf. Kunst. Kultur. | 23
michael stapel jun osano – kenner und lehrer der alten tradition des bugei<br />
Das grundlegende Shinto Ritual:<br />
- Klatschen der Hände und Glocken läuten vor dem<br />
Schrein<br />
- Münzen werfen<br />
- Den Schrein betreten<br />
- Das rituelle Reinigen durch den Shinto Priester<br />
- Die Gebete für ein gutes Gelingen.<br />
Hier könnte man natürlich noch lange weiter aufzählen.<br />
Ja, und über Allem steht der gesunde Respekt zwischen<br />
Schülern und Lehrern, der insbesondere in Japan aufgrund<br />
ihrer typischen sozio-historischen Hintergründe<br />
die Verhaltensstrukturen bei uns geprägt hat. Manchmal<br />
wird so etwas von Nichtjapanern belächelt, bestaunt, missverstanden<br />
oder einfach überinterpretiert. Dabei ist es<br />
völlig natürlich. Der gegenseitige Respekt ist wichtig. Auch<br />
in einem reellen Kampf. Wenn ich den Respekt einem<br />
Gegenüber verliere, mache ich Fehler im Kampf.<br />
In der Kampfkunst wurde und wird es durch ein festes<br />
Reglement kanalisiert. Und ohne dass ich übereifriger<br />
Traditionalist bin, denke ich, es würde vielen, sehr vielen<br />
gut zu Gesicht stehen wenn sie natürlichen Respekt wieder<br />
in ihr Leben einbauen würden.<br />
Der Trainingsablauf ist im traditionellen Training vielleicht<br />
etwas anders als außerhalb Japans. Oft wird es noch<br />
so gehandhabt, dass Sensei die Techniken wortlos einige<br />
Male zeigt und der Schüler sie solange weiterführt bis er<br />
sie verstanden hat. Der Sensei sagt entweder gar nichts oder<br />
greift nur gelegentlich korrigierend ein.<br />
Wenn ich Schüler aus Europa zu Gast habe, mache ich<br />
diesbezüglich kleine Zugeständnisse. Europäer würden solche<br />
Verhaltensweisen von Lehrern vielleicht als Arroganz<br />
missverstehen und der Trainingseffekt wäre dahin.<br />
Ich gebe im Training immer wieder Hinweise, korrigiere<br />
immer wieder und gebe meinen Schülern ständig theoretische<br />
Hintergrundinformationen dazu.<br />
cultura martialis: Wie sehen Sie die Überlebenschance<br />
der vielen alten Kampfstile in Japan?<br />
<strong>Jun</strong> <strong>Osano</strong>: Oh, je, das ist nicht einfach zu sagen. Die<br />
weltweiten Einflüsse haben natürlich auch in Japan ihre<br />
Spuren hinterlassen. Das Anspruchsdenken hat sich auch<br />
bei unseren Jugendlichen stark verändert. Natürlich, machen<br />
wir uns nichts vor. Die Kinder sind der Spiegel der<br />
Eltern. Und wenn die es nicht vorleben, warum sollen es<br />
die Kinder übernehmen?<br />
Es werden vielleicht bei uns weniger Menschen<br />
Kampfkünste trainieren und bei Euch im Westen wieder<br />
mehr.<br />
Abb. links: <strong>Jun</strong> <strong>Osano</strong> in Aktion bei einem Seminar in Basel.<br />
Abb. rechts: <strong>Jun</strong> <strong>Osano</strong>s Heimatstadt Fujiyoshida .<br />
Es ist traurig und trotzdem gut so. Denn so bleibt es erhalten.<br />
Und ich sehe, dass eine meiner Ideen Früchte trägt:<br />
Viele gleichgesinnte Menschen unter ein Dach zu bekommen<br />
und mit Spaß, Wissen, Enthusiasmus unsere Kunst<br />
gemeinsam zu trainieren.<br />
Ohne Pathos kann ich sagen: Der Kampf hat viele Menschen<br />
entzweit. Die Kampfkunst bringt sie wieder zusammen.<br />
Sugoi, desu ne?<br />
cultura martialis: Herr <strong>Osano</strong>, vielen Dank für das<br />
Gespräch.<br />
Endoten<br />
[1] Fujiyoshida: Stadt in der Prefektur Yamanashi <br />
im Fuji Hakone Nationalpark in der Nähe<br />
des Kawaguchiko Sees und mit Blick auf den<br />
Fuji-San , ca. 60 000 Einwohner, bekannt für<br />
die Produktion von Seidenstoffen. Alljährlich am 26.<br />
August feiert man dort Hi-Matsuri (ein Fest mit Fackeln<br />
und Leuchtfeuer).<br />
[2] Kyokushinkai: Karate Stil, begründet 1955 von<br />
Meister Oyama Masutatsu , Kombination<br />
aus Shotokan Ryu und Goju Ryu .<br />
Oyama war Koreaner, nannte anfänglich seinen Stil noch<br />
Oyama Ryu. Kyoku (höchstmöglich), Shin (Geist), Kai<br />
(Vereinigung). Heute: Wettkampfstil im Vollkontakt.<br />
[3] Kung- Fu: aus dem Chinesischen, auch Quanfa<br />
genannt. In Japan: Kempo — Weg der Faust — hatte<br />
von Okinawa aus Einfluss auf andere Stile in Japan und<br />
vermischte sich teilweise damit.<br />
[4] Bu-Jutsu lässt sich mit „Die Lanze brechen!“<br />
übersetzen. Die Schriftzeichen im Japanischen sind<br />
identisch mit dem chinesischen Wu-Shu .<br />
[5] Kampfkunstgröße der 70er Jahre (1940 – 1973)<br />
24 | cultura martialis Kampf. Kunst. Kultur. | 25
michael stapel jun osano – kenner und lehrer der alten tradition des bugei<br />
aus Hongkong. Praktizierte zunächst das Wing-Chung<br />
von Yip Man und entwickelte später seinen eigenen<br />
Stil, das Jeet Kune Do. Bruce Lee war definitiv ein<br />
Ausnahmeathlet unter den Kampfkünstlern.<br />
[6] Kung-Fu-Stil — der goldene Falke — nur in Taiwan<br />
beheimatet.<br />
[7] Gespaltene Verhältnisse: China/Taiwan/Japan. Vor ca.<br />
10 000 Jahren erste Besiedlung australo- polynesischer<br />
Volksstämme. Während der Besetzung Chinas durch<br />
die Mongolen (1280-1368) flohen viele Chinesen<br />
aus der Provinz Fukien nach Taiwan. Nach Ende der<br />
Mongolenherrschaft über China (1644) blieb Taiwan<br />
zunächst eigenständig.<br />
1517: Entdeckung Taiwans durch die Portugiesen. Sie gaben<br />
der Insel den Namen Ilha Formosa („Schöne Insel“).<br />
1624 und 1626: Spanier und Holländer auf Taiwan.<br />
Ab 1682 die ersten Mandschu aus China — 1684-1885<br />
gehörte Taiwan zur Provinz Fukien.<br />
Um 1871 havarierte ein japanisches Fischerboot vor<br />
Taiwans Küste. 54 der Überlebenden des Bootes wurden<br />
durch Taiwanesen ermordet. Dadurch kam es 1872 zu<br />
einer japanischen Strafexpedition nach Taiwan und nur<br />
durch Entschädigungszahlungen aus China wurde ein<br />
Krieg mit Japan verhindert.<br />
1875 wurde Taiwan zu einer selbstständigen Provinz<br />
Chinas.<br />
Durch die Niederlage Chinas im Chinesisch-japanischen<br />
Krieg wurde von 1895–1945 Taiwan durch Japan<br />
annektiert und als Kolonie ausgebeutet.<br />
Neben dieser Ausbeutung brachten die Japaner jedoch<br />
große soziale, kulturelle, organisatorische und technische<br />
Neuerungen ins Land. (Trotz ihrer Besatzungspolitik<br />
respektierten die Japaner örtliche Sitten und Gebräuche,<br />
stellten auch Taiwaner in ihren lokalen Behörden ein,<br />
wenn auch mit dem Hintergedanken, Taiwan zu einer<br />
japanischen Provinz zu entwickeln. Nach japanischem<br />
Muster wurden Schulpflicht, Gesetze, Sprache, Kleidung,<br />
Lebensgewohnheiten übertragen. Trotz aller Vorbehalte<br />
führte dies Taiwan zu wirtschaftlicher Größe.<br />
Auch die vielgerühmte japanische Pünktlichkeit wurde<br />
nach Taiwan importiert. Und viele Taiwaner danken es<br />
ihren früheren Besatzern immer noch. Ein Taiwaner<br />
berechnet Verspätung in Minuten, ein Chinese in<br />
Stunden!<br />
Dass während des Zweiten Weltkrieges über 200 000<br />
Taiwaner ihren Dienst in der japanischen Armee leisten,<br />
mussten und taiwanesische Frauen als sogenannte<br />
Trostfrauen vom Militär gehalten wurden — dies ist noch<br />
heute eine der zu schließenden Wunden zwischen Japan<br />
und Taiwan.<br />
1945 zwang Chiang Kai-Shek mit den<br />
Alliierten die Japaner zur Kapitulation. Damit endete<br />
die japanische Besatzung.<br />
1947: blutige Niederschlagung des Volksaufstandes<br />
gegen China. Eine der noch heute wichtigsten Gründe<br />
taiwanesischen Misstrauens gegenüber China. Seit dieser<br />
Zeit versucht China „seine“ abtrünnige Provinz zur<br />
Re-Sinisierung zu zwingen. Alleine die wirtschaftliche<br />
Kraft Taiwans und die Tatsache, dass Taiwan 2005<br />
in das Verteidigungsbündnis USA/Japan einbezogen<br />
wurde , hat bisher verhindert, dass China ein politisches<br />
Pulverfass geöffnet hat.<br />
Japan hat heute ein gutes Verhältnis zu Taiwan, auch<br />
ohne offizielle diplomatische Beziehungen – eine<br />
offizielle Anerkennung Japans würde die zur Zeit äußerst<br />
sensiblen chinesisch-japanischen Beziehungen stören.<br />
Der Philosophieprofessor Wang Hsiao-po von der<br />
National Taiwan University hat die Beziehungen<br />
Taiwan/China/Japan in zwei Sätzen trefflich formuliert:<br />
„Der Zweck der kolonialen Erziehung bestand<br />
darin, die Taiwaner ihrem eigenen Kulturerbe zu<br />
entfremden und sie zu Japanern zu machen. Die 50<br />
Jahre Kolonialherrschaft konnten die Taiwaner nicht<br />
zu Japanern machen, doch sie reichten aus, um viele<br />
Taiwaner zu Nicht-Chinesen zu machen!“<br />
Es bleibt für Taiwaner noch viel Raum und Zeit zur<br />
Erforschung ihrer eigenen Identität. Aufgrund der<br />
Tatsache, dass die Japaner während ihrer Besatzerzeit<br />
akribisch Buch führten, dies jedoch in einem heute<br />
nicht mehr gängigen Sprach- und Schriftzeichen-<br />
Modus vollzogen, werden nur wenige Geschichtswissen<br />
schaftler in Taiwan die Möglichkeit besitzen, diese alten<br />
Dokumente wieder aufzuarbeiten.<br />
[8] Zhanghua, auch Changhua — Großstadt im südöstlich<br />
Taiwan in der gleichnamigen Provinz; Heimatstadt von<br />
Chen Yanshun.<br />
[9] Chen Yanshun war der letzte große Vertreter des<br />
Kin-Taka-Kung Fu in Taiwan, starb 2005 mit 94<br />
Jahren.<br />
[10] Menkyo Kaiden — Lizenz über die gesamte Fertigkeit<br />
in einer Kampfkunstrichtung.<br />
[11] Ab 1868 unter Meji-Tenno — Umfangreicher<br />
Umbau Japans nach westlichen Kriterien in Wirtschaft,<br />
Politik, Wissenschaft, sozialem Leben.<br />
[12] Han, lässt sich am besten mit „Lehen“ beschreiben.<br />
Teilweise geführt von Samurai unter der Aufsicht eines<br />
Daimyo (= Baron).<br />
[13] Ryuhas = Mehrzahl von Schulen, in diesem Fall<br />
Kampfkunstschulen.<br />
[14] Die Zeiten berechnen sich durch die jeweils neuen<br />
Regenten. In diesem Fall Ableben von Kaiser Taisho<br />
1925, Thronübernahme durch Hirohito 1926. Als<br />
Hirohito 1988 starb, übernahm Akihito den Thron,<br />
Beginn der noch heutigen Zeitrechnung Heisei.<br />
Azuchi-Momoyama Zeit — ca. 1571–1600, die Zeiten<br />
von Hideyoshi, der das 4.Klassen System einführte:<br />
Samurai, Bauern, Handwerker, Kaufleute — neben der<br />
Edo-Zeit eine der Hochzeiten der Samuraiklasse.<br />
[15] Kamisama = Bezeichnung für den Gott im Schrein —<br />
Kamidana = wörtlich, das Götterregal — im Allgemeinen<br />
ein kleiner Hausaltar, der in Büros, Privatwohnungen,<br />
öffentlichen Einrichtung oder auch in Dojos seinen<br />
festen Platz hat: An der Nordseite, damit die Götter<br />
solange wie möglich die Sonne betrachten können.<br />
Herrührend aus der nationalen Religion Japans, dem<br />
Schintoismus. In einem Kamidana haben mehrere<br />
Götter ihren Platz. Zunächst Tenshokodaijin <br />
als Nr. 1, andere Nebengötter werden immer<br />
akzeptiert. Oft sind es z.B.: Hachiman , der Gott<br />
der Kämpfer und Meji (der Tenno, der die Mejizeit<br />
begründet hat und als Gott verehrt wird).<br />
[16] Makimono = aus Maki, das Rollen, in diesem Fall<br />
ein Rollbild.<br />
Sui-Getsu-Dojo ®<br />
Das Dojo für<br />
• Modernes und traditionelles<br />
Ju-Jutsu<br />
• Selbstverteidigung<br />
• Ju-Jutsu Sparring<br />
[17] Haiku — nur ungefähr als „Kurzgedicht“ übersetzbar<br />
– typische japanische Lyrik in 3 Zeilen und maximal 17<br />
Silben – die Dauer eines Atemzuges. Lässt sich nur sehr<br />
schwer in ihrer Ursprünglichkeit in andere Sprachen<br />
übertragen.<br />
[18] Mokuso, Mukzu , im allgemeinen die Bedeutung:<br />
Sich nach Innen wenden, Kontemplation<br />
[19] Yame = Ende, Stopp, Schluss.<br />
[20] Shomen: frei übersetzt = die Front, in diesem Fall<br />
die Front des Dojos. Damit ist prinzipiell die Nordseite<br />
gemeint, die Seite an der sich der Götterschrein<br />
befindet.<br />
[21] Höfliche Dankesformel vor dem Training, frei<br />
übersetzt: Wir bedanken uns im Vorhinein für das<br />
gemeinsame Tun. Arigato gozaimashita: Vielen Dank.<br />
[22] Otaka ni rei = Begrüßung der Gemeinschaft<br />
untereinander, in diesem Fall der Schüler im Dojo.<br />
[23] Präfekturbezirk Yamanashi — ca. 150 km westlich<br />
von Tokyo, der heilige Fuji, Obstanbau (Yama = Berg,<br />
Nashi = Birne!), Industrie.<br />
© 2006, Michael Stapel und Dietmar Stubenbaum für<br />
cultura martialis<br />
Kurse für Kinder | Erwachsene | Spezialkurse für Frauen<br />
Individuelle Kurse für Firmen und Schulen | Privattraining<br />
www.jujutsusgd.de | Shihan Michael Stapel | 6. Dan Ju-Jutsu<br />
Müllheim | Eisenbahnstraße1 | Sportstudio „FIT-IN“<br />
26 | cultura martialis Kampf. Kunst. Kultur. | 27