Erlebnis - Naturfreunde Internationale
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Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region<br />
Ein Leitfaden zur<br />
Etablierung von nachhaltigen<br />
Natur erlebnisangeboten<br />
für Gemeinden und Regionen
Inhalt<br />
1<br />
2<br />
1 Natura Trail Hochwienerwald<br />
2 rund um´s moor<br />
3 Kelten.Baum.Weg<br />
4 Alchemilla–Kräuterprojekt<br />
N<br />
3 4
Inhalt<br />
VORWORT 5<br />
NATURFREUNDE –<br />
Aktiv für Mensch und Natur 6<br />
NATUR | ERLEBNIS | REGION –<br />
Ein Leitfaden zur Etablierung von<br />
nachhaltigen Natur erlebnisangeboten<br />
für Gemeinden und Regionen 7<br />
Naturerlebnisangebote<br />
Was bringt’s – Was steckt dahinter? 8<br />
Naturerlebnisangebote boomen! 8<br />
Was verstehen wir unter einem<br />
Naturerlebnisangebot? 8<br />
Brauchen wir Naturerlebnisangebote? 9<br />
Was bringt es den Gemeinden / Regionen? 10<br />
Naturerlebnis – was steckt dahinter? 12<br />
Kelten.Baum.Weg<br />
Themen- und Naturerlebnisweg 18<br />
Darum geht´s 18<br />
Von der Idee zum Kelten.Baum.Weg 19<br />
Deshalb funktioniert´s 21<br />
Das bringt´s der Region 22<br />
Das ist das Besondere 22<br />
rund um´s moor<br />
<strong>Erlebnis</strong>weg – Garten der Sinne –<br />
Beweidungsprojekt mit Moorochsen 23<br />
Darum geht‘s: 23<br />
Von der Idee zu „rund um´s moor“ 25<br />
Deshalb funktioniert‘s 27<br />
Das bringt´s der Region 28<br />
Das ist das Besondere 28<br />
Alchemilla–Kräuterprojekt im Biosphärenpark<br />
Großes Walsertal – Kräuterwanderungen<br />
und Führungen durch Kräutergärten,<br />
Kräuterkurse, Kräuterprodukte 29<br />
Darum geht‘s 29<br />
Von der Idee zum Alchemilla-Kräuterprojekt 30<br />
Deshalb funktioniert´s 33<br />
Das bringt´s der Region 34<br />
Das ist das Besondere 34<br />
Natura Trail Hochwienerwald<br />
Wander- und Naturerlebnisweg 35<br />
Darum geht‘s 35<br />
Von der Idee zum Natura Trail<br />
Hochwienerwald 36<br />
Deshalb funktioniert´s 39<br />
Das bringt´s der Region 40<br />
Das ist das Besondere 40<br />
So wird‘s gemacht<br />
Wie Natur zum <strong>Erlebnis</strong> wird 41<br />
Was soll mit dem Naturerlebnisangebot<br />
erreicht werden? 41<br />
Welche Besonderheiten hat die Gemeinde? 42<br />
Wen soll das Naturerlebnisangebot<br />
ansprechen? 43<br />
Wer soll eingebunden werden? 44<br />
Wie kann das Naturerlebnisangebot<br />
finanziert werden? 44<br />
Wie kann das Thema umgesetzt werden? 49<br />
Was macht gute Texte aus? 53<br />
Wie wird das Naturerlebnisangebot bekannt? 54<br />
Was sagen die BesucherInnen? 55<br />
Schritt für Schritt zum erfolgreichen<br />
Naturerlebnisangebot 56<br />
Literaturverzeichnis 57<br />
Impressum 58
4 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region<br />
„Dieser Leitfaden zeigt, welche<br />
Bedeutung Naturerlebnisangebote<br />
für Gemeinden und Regionen haben<br />
und ist mit praktischen Beispielen<br />
eine wichtige Umsetzungshilfe für<br />
lokale und regionale AkteurInnen.“
VORWORT<br />
Im Rahmen der Strategie „Bildung für nachhaltige<br />
Entwicklung“ verankern wir in Österreich in<br />
den unterschiedlichsten Lebensbereichen umweltund<br />
ressourcenschonende Konzepte. Ein wichtiger<br />
Schwerpunkt dabei ist der Tourismus- und Freizeitsektor.<br />
Gerade hier kann nachhaltiges Wirtschaften<br />
viel bewirken, weil es einen umfassenden Lösungsansatz<br />
für die Herausforderungen des Klimawandels,<br />
der steigenden Nachfrage nach Energie, der<br />
Stärkung regionaler Wertschöpfung, der Sicherung<br />
gesunder Lebensmittel und des Erhalts der biologischen<br />
Vielfalt bedeutet.<br />
Ideen wie innovative Naturerlebnisangebote haben<br />
dabei einen großen Stellenwert: Sie motivieren<br />
dazu, Ausflugsziele vor der eigenen Haustüre<br />
für die Freizeitgestaltung zu nutzen – das bringt<br />
mehr Lebensqualität, reduziert den Freizeitverkehr<br />
und entlastet das Klima. Zusätzlich wird damit das<br />
Bewusstsein für das heimische Naturerbe sowie<br />
für die Attraktivität der Regionen geweckt und<br />
gestärkt. Darüber hinaus ergänzen Naturerlebnisangebote<br />
das bestehende touristische Angebot,<br />
fördern den sanften Tourismus und unterstützen<br />
damit das Regionalmarketing und die regionale<br />
Gästebindung. Davon profitieren sowohl Tourismus-<br />
und Gastronomiebetriebe als auch Anbieter<br />
regionaler Produkte.<br />
Das Lebensministerium forciert die nachhaltige<br />
Regio nalentwicklung auch mit der Vergabe des<br />
Österreichischen Umweltzeichens für Tourismusbetriebe<br />
sowie mit der Initiative „GENUSS REGION<br />
ÖSTERREICH“, die darauf abzielt, regionale Spezialitäten<br />
und Erzeugnisse zu stärken und – auch international<br />
– bekannter und damit wettbewerbsfähiger<br />
zu machen. Zusätzlich haben wir die Kampagne<br />
„vielfaltleben“ gestartet, die mit unterschiedlichsten<br />
Projekten zum Schutz und Erhalt der biologischen<br />
Vielfalt beiträgt und arbeiten eng mit den<br />
Österreichischen Nationalparks zusammen, die<br />
unverfälschtes Naturerlebnis in Kombination mit<br />
Umweltbildung anbieten.<br />
Der Leitfaden „Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region“ zeigt,<br />
welche Bedeutung Naturerlebnisangebote für Gemeinden<br />
und Regionen haben und ist mit praktischen<br />
Beispielen eine wichtige Umsetzungshilfe<br />
für lokale und regionale AkteurInnen. Ihnen allen<br />
wünsche ich bei Ihren Aktivitäten zu einer nachhaltigen<br />
Entwicklung gutes Gelingen! D<br />
Niki Berlakovich<br />
Landwirtschafts- und Umweltminister<br />
Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 5
Vorwort<br />
NATURFREUNDE<br />
Aktiv für Mensch und Natur<br />
Seit über 110 Jahren engagieren sich die <strong>Naturfreunde</strong> in Belangen des Natur- und<br />
Umweltschutzes und für eine Nachhaltige Entwicklung. Von der Forderung nach dem<br />
freien Zugang zur Natur in den Anfängen der Bewegung über die Schaffung einer<br />
preiswerten touristischen Infrastruktur in Form des Hüttenwesens zu Beginn des 20.<br />
Jahrhunderts bis hin zur Etablierung von organisiertem Umweltschutz in den 70er und<br />
80er Jahren waren die <strong>Naturfreunde</strong> immer maßgebliche Impulsgeber an den Schnittstellen<br />
von Tourismus, Umwelt- und Naturschutz und nachhaltiger Entwicklung.<br />
In den letzten Jahren bilden Projekte, die das Naturerleben fördern und durch die Vermittlung<br />
der Schutzwürdigkeit der Natur zu einem natur- und umweltverträglichen<br />
Freizeitverhalten motivieren, einen wichtigen Schwerpunkt unserer Aktivitäten. Gerade<br />
auch im Rahmen unseres Natura Trail Projekts (www.naturatrails.net) konnten<br />
wir wertvolle Erfahrungen sammeln, wie sich Anliegen des Naturschutzes sinnvoll mit<br />
einer sanften Freizeitnutzung in der Natur verbinden lassen und so gemeinsam zu<br />
einer nachhaltigen Regionalentwicklung beitragen.<br />
Wir freuen uns, mit diesem Leitfaden den Erfahrungsschatz der <strong>Naturfreunde</strong> nun<br />
einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen zu können, und hoffen dadurch einen<br />
weiteren Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung zu leisten.<br />
D<br />
Manfred Pils<br />
Präsident<br />
<strong>Naturfreunde</strong> <strong>Internationale</strong><br />
Christian Baumgartner<br />
Generalsekretär<br />
<strong>Naturfreunde</strong> <strong>Internationale</strong><br />
6 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region
Vorwort<br />
NATUR | ERLEBNIS | REGION<br />
Ein Leitfaden zur Etablierung von nachhaltigen<br />
Natur erlebnisangeboten für Gemeinden und Regionen<br />
Sich bewegen, Spaß haben und die Natur mit<br />
allen Sinnen erfahren – dazu laden erfolgreiche Naturerlebnisangebote<br />
ein. Dabei sprechen sie sowohl<br />
die örtliche Bevölkerung, für die sie ein attraktives<br />
Freizeitangebot „vor der Haustüre“ darstellen, als<br />
auch Tagesausflugsgäste und UrlauberInnen an<br />
und leisten so einen wertvollen Beitrag zu einer<br />
nachhaltigen Regionalentwicklung.<br />
Doch was macht ein Naturerlebnisangebot eigentlich<br />
aus? Was sind die Faktoren für erfolgreiche<br />
Angebote? Und worin liegt der Unterschied zu<br />
den zahlreichen Wander- und Freizeitangeboten,<br />
die wie Pilze aus dem Boden schießen?<br />
Diese und zahlreiche andere Fragen stehen im Mittelpunkt<br />
dieses Leitfadens, der VertreterInnen von<br />
Gemeinden und Regionen zur Etablierung von Naturerlebnisangeboten<br />
motivieren und zugleich auch<br />
bei der Umsetzung unterstützen und vor etwaigen<br />
Fehlern warnen soll.<br />
Drei Module setzen sich auf informative und verständliche<br />
Art und Weise mit den relevanten Themenkomplexen<br />
auseinander:<br />
Modul 1 bietet eine Einführung zu Naturerlebnisangeboten,<br />
wobei zum einen der Begriff „Naturerlebnisangebot“<br />
definiert wird, zum anderen die<br />
Vorteile erfolgreicher Naturerlebnisangebote für<br />
die Regionen aufgezeigt werden.<br />
Modul 3 bietet schließlich mit „Schritt für Schritt<br />
zum Naturerlebnisangebot“ eine konkrete Anleitung<br />
und nützliche Informationen für die Umsetzung.<br />
Angesprochen werden u. a. die Zielformulierung<br />
und die Frage der Zielgruppen, die<br />
Berücksichtigung der regionalen Besonderheiten<br />
und bereits vorhandener Infrastruktur, die für das<br />
Projekt genutzt werden kann (z. B. Wanderwege),<br />
naturschutzfachliche Überlegungen, die Beteiligung<br />
der Bevölkerung, die Finanzierungsmöglichkeiten,<br />
die mediale Umsetzung (z. B. <strong>Erlebnis</strong>stationen,<br />
Infotafeln, Folder) und die Bedeutung der<br />
Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Der vorliegende Leitfaden basiert auf jahrelanger<br />
eigener Erfahrung im Naturerlebnisbereich und<br />
auf Erfahrungsberichten von BetreiberInnen von<br />
Naturerlebnisangeboten sowie von regionalen AkteurInnen.<br />
Unser besonderer Dank gilt daher all<br />
jenen, die mit ihrem Beitrag den Leitfaden unterstützt<br />
haben.<br />
Wir hoffen, dass der Leitfaden mit seinen praktischen<br />
Beispielen und mit den anschaulichen Erklärungen<br />
und Umsetzungsanleitungen zur Entwicklung<br />
neuer, kreativer Ideen und zur erfolgreichen<br />
Etablierung von authentischen und innovativen<br />
Naturerlebnisangeboten beiträgt und wünschen<br />
dabei viel Erfolg!<br />
D<br />
Andrea Lichtenecker<br />
Renate Eder<br />
Modul 2 enthält vier Beispiele für unterschiedliche<br />
Naturerlebnisangebote – beschrieben werden jeweils<br />
Idee und Finanzierungskonzept, die Einbindung<br />
verschiedener AkteurInnen, Öffentlichkeitsarbeit<br />
und Marketing, der Erhaltungsaufwand und<br />
die Erfolgsfaktoren. Persönliche Erkenntnisse und<br />
Tipps der BetreiberInnen sowie Kommentare aus<br />
der Bevölkerung runden die Beschreibungen ab.<br />
Andrea Lichtenecker<br />
Naturschutz &<br />
Umweltbildung,<br />
<strong>Naturfreunde</strong><br />
<strong>Internationale</strong><br />
Renate Eder<br />
Institut für Landschaftsentwicklung,<br />
Erholungs- und<br />
Naturschutzplanung,<br />
BOKU Wien<br />
Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 7
Einführung<br />
Naturerlebnisangebote<br />
Was bringt’s – Was steckt dahinter?<br />
Naturerlebnisangebote boomen!<br />
Naturerlebnisse anzubieten ist in – diesen Eindruck vermittelt zumindest die lange Ergebnisliste<br />
die erscheint, gibt man den Begriff Naturerlebnis oder Naturerlebnis angebot<br />
in Internetsuchmaschinen ein. Die Bandbreite der aufgelisteten Angebote ist groß:<br />
Abenteuerrundreisen, die Naturerlebnisse in Süd- oder Mittelamerika versprechen,<br />
finden sich ebenso darunter wie Umweltbildungs- und Exkursionsprogramme von<br />
National- und Naturparks oder Themen- und <strong>Erlebnis</strong>wege von einzelnen Gemeinden.<br />
Doch auch viele Sportangebote wie Langlaufen, Klettern, Bergsteigen, Schneeschuhwandern,<br />
Canyoning oder Mountainbiking werben mit dem Begriff Natur erlebnis.<br />
Das Verständnis, das die einzelnen Anbieter vom Begriff Naturerlebnis angebot haben,<br />
scheint demnach recht unterschiedlich zu sein.<br />
Was verstehen wir unter einem Naturerlebnisangebot?<br />
Im vorliegenden Leitfaden werden Naturerlebnisangebote als Outdoor-Angebote verstanden,<br />
deren vordergründiges Ziel es ist, die Menschen für Natur und Landschaft<br />
zu sensibilisieren und die Wertschätzung dafür zu fördern. Die BesucherInnen bekommen<br />
die Möglichkeit die Natur- bzw. Kulturlandschaft aktiv und mit allen Sinnen<br />
zu erleben.<br />
Charakteristisch für Naturerlebnisangebote ist …<br />
R<br />
■ dass sie die naturräumlichen, landschaftlichen und kulturellen Besonderheiten eines / einer<br />
Ortes / Region thematisieren und für die BesucherInnen wahrnehmbar und erlebbar<br />
machen,<br />
■ dass sie authentisch und somit in das lokale / regionale Umfeld integriert sind (sowohl die<br />
c Was ist ein<br />
<strong>Erlebnis</strong>, S. 12<br />
Inhalte, als auch deren Vermittlung),<br />
■ dass sie eine aktive Auseinandersetzung mit der Natur und Landschaft beinhalten. Die eigene<br />
Aktivität ist für ein ganzheitliches Naturerlebnis notwendig (Wanderungen, Radtouren<br />
etc.),<br />
■ dass sie ein ganzheitliches Erleben möglich machen („Erleben mit allen Sinnen“,<br />
Ansprechen der unterschiedlichen <strong>Erlebnis</strong>dimensionen)<br />
■ dass sie zu einem bewussten und respektvollen Aufenthalt in der Natur<br />
anregen.<br />
8 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region
Einführung<br />
Brauchen wir Naturerlebnisangebote?<br />
Unsere Gesellschaft ist von einem hohen Bedürfnis nach Bildungs- und Informationsangeboten<br />
in der Freizeit geprägt. Informelles Lernen, das im Gegensatz zum formalen<br />
Lernen in der Freizeit stattfindet, und Umweltbildungsangebote in der Natur werden<br />
immer beliebter. Gut konzipierte Naturerlebnisangebote tragen sowohl der Natursehnsucht<br />
als auch dem Informationsbedürfnis des Menschen Rechnung. Gefragt<br />
sind Angebote mit einer ausgewogenen Kombination aus Information, <strong>Erlebnis</strong> und<br />
Konsum. Ganzheitliches Erfahren und das Wecken von Emotionen sind dabei Kernelemente,<br />
ebenso wie der Aufenthalt in attraktiven Landschaften und die Möglichkeit<br />
zum zwanglosen, eigenständigen und aktiven Lernen ohne Belehrung.<br />
Ganzheitliches<br />
Erleben<br />
I Wohlers (2003)<br />
I Eder & Arnberger (2007)<br />
Wanderungen in intakter Natur und attraktiven Kulturlandschaften liegen nach wie<br />
vor im Trend. Naturerlebnisangebote abseits der Hauptbesucherströme, die zu einer<br />
schönen Wanderung einladen und ihre BesucherInnen zu mentalen wie körperlichen<br />
Übungen animieren, sind Orte der Ruhe, Erholung und Entschleunigung. Sie können<br />
ihre BesucherInnen in andere, oft längst vergangene Zeiten oder andere (Natur)Welten<br />
versetzen und schaffen so Abstand vom hektischen Alltagsleben.<br />
Ausgleich zum Alltag<br />
I Opaschowski (2002)<br />
Charakteristisch für unsere heutige Zeit ist eine immer stärker werdende Globalisierung.<br />
Als Gegenpol dazu zählt auch die Rückbesinnung auf das Lokale und Regionale, auf<br />
das Ursprüngliche und Unverfälschte. Angebote, die regionale oder lokale Themen<br />
aufgreifen, lokale Besonderheiten wie gastronomische Spezialitäten, Handwerksprodukte,<br />
landschaftliche Ressourcen und kulturelle Angebote authentisch miteinbeziehen,<br />
werden immer stärker nachgefragt.<br />
Gegenpol zur<br />
Globalisierung<br />
I Schröder (2006)<br />
Naturerlebnisangebote finden sich besonders häufig in intakten, abwechslungsreichen<br />
Landschaften. Diese wiederum sind häufig nicht nur für menschliche BesucherInnen,<br />
sondern auch für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten attraktiv. Bei entsprechender Planung<br />
unter Berücksichtung ökologischer Kriterien können durch die Etablierung von<br />
Naturerlebnisangeboten die BesucherInnen in weniger empfindliche Zonen gelenkt<br />
werden, um besonders sensible Zonen zu schonen.<br />
Besucherlenkung<br />
I Pröbstl & al. (2009)<br />
Zugleich bieten Naturerlebnisangebote die Chance, die Akzeptanz<br />
der Bevölkerung für Schutzgebiete zu heben und zu einem<br />
naturverträglichen Freizeitverhalten zu motivieren, indem die<br />
Besonderheiten und der Wert der Gebiete vermittelt werden.<br />
Diesem Punkt kommt aktuell angesichts der Einrichtung des europäischen<br />
Natura 2000-Schutzgebietsnetzwerks eine besondere<br />
Bedeutung zu.<br />
Verständnis<br />
für Naturschutz<br />
Ein immer wieder diskutiertes Problem unserer Gesellschaft ist<br />
die zunehmende Naturentfremdung. Viele Kinder kennen Natur<br />
fast nur noch aus zweiter Hand, sei es über den Fernseher oder<br />
das Internet. Im Rahmen einer Studie zur Waldschulpädagogik<br />
in Wien gab gut ein Fünftel der befragten SchülerInnen im Alter<br />
zwischen 8 und 12 Jahren an, noch nie mit den Eltern einen Wald<br />
besucht zu haben. Zugleich belegen jedoch empirische Studien,<br />
dass die Begegnung mit der Natur und möglichst vielfältige Naturerfahrungen<br />
für Kinder sehr wichtig sind. Die Natur bietet den<br />
Bewusstseinsbildung<br />
I Eder (2008)<br />
I Bögeholz (1999), Lude (2001), Gebhard (2001)<br />
Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 9
Einführung<br />
Kindern die Möglichkeit, sowohl Veränderung als auch Kontinuität zu erleben und ihre<br />
Bedürfnisse nach Abenteuer und Wildnis ausleben zu können. Darüber hinaus bilden<br />
positive Naturerfahrungen die Grundlage für das Entstehen einer umweltbewussten<br />
Einstellung, die wiederum die Basis für ein natur- und umweltverträgliches Verhalten<br />
darstellt. Der häufig zitierte Satz „Nur was ich kenne, schütze ich“ wird durch diese<br />
Ergebnisse untermauert.<br />
Was bringt es den Gemeinden / Regionen?<br />
Es gibt zahlreiche Motive die zur Errichtung eines Naturerlebnisangebotes animieren<br />
können. Grob vereinfacht lassen sich diese Motive auf ökonomisch, gesellschaftlich<br />
oder didaktisch orientierte Absichten zurückführen.<br />
I Eder & Arnberger<br />
(2007, verändert)<br />
Motive zur Errichtung von Naturerlebnisangeboten<br />
R<br />
Motive<br />
Gesellschaftlich<br />
orientierte Motive<br />
Ökonomisch<br />
orientierte Motive<br />
Didaktische Motive<br />
Besucherlenkung<br />
Beispiele<br />
■ Steigerung der regionalen Identität der Bevölkerung<br />
■ Erhöhung der Lebensqualität der lokalen Bevölkerung<br />
■ Nachhaltige Entwicklung der Region<br />
■ Umweltbildung, Wertewandel und Änderungen von Umwelteinstellungen<br />
und -verhalten<br />
■ Erhaltung der Natur- und Kulturlandschaft<br />
■ Beitrag zur Gesundheit<br />
■ Reduzierung des Freizeitverkehrs<br />
■ Beitrag zur regionalen Wertschöpfung durch Stärkung des<br />
Nächtigungs- und Tagestourismus<br />
■ Stärkung des Innovationspotenzials und der Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Region<br />
■ Förderung des sanften Tourismus<br />
■ Verkaufsförderung lokaler Produkte<br />
■ Verstärkte Gästebindung<br />
■ Einkünfte für BetreiberInnen<br />
■ Schaffung von Arbeitsplätzen<br />
■ Lernort für Schulen, Kindergärten etc.<br />
■ Besucherlenkung in Naturschutzgebieten<br />
■ Lenkung zu weiteren touristischen Angeboten in der Region /<br />
vor Ort<br />
Identifikation durch<br />
Partizipation<br />
Ein wichtiges Motiv kann die Steigerung der Identität der Bevölkerung mit der Region<br />
sein. Dies funktioniert vor allem dann, wenn das Angebot direkt von einer Gruppe<br />
aus der Region / dem Ort entwickelt und getragen wird. Bereits in der Konzeption und<br />
auch später bei der Umsetzung gilt es, möglichst viele AkteurInnen und Stakeholder<br />
wie z. B. Vereine, Schulen und Betriebe zu beteiligen – Partizipation ist mehr als reine<br />
Information! Nur so lässt sich sicherstellen, dass sich die Bevölkerung mit dem Angebot<br />
identifiziert, es mitträgt, akzeptiert und auch stolz darauf ist.<br />
10 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region
Einführung<br />
Naturerlebnisangebote können helfen, das Bewusstsein der Bevölkerung für das regionale<br />
Naturerbe zu wecken bzw. zu erhöhen. Vielen Menschen ist die Attraktivität<br />
ihrer Heimat oft nicht bewusst, was sie dazu veranlasst, an den Wochenenden häufig<br />
weite Strecken – meist per PKW – zurückzulegen, um entfernte Ausflugsziele zu<br />
erreichen, statt Wanderwege und Ausflugsziele vor der eigenen Haustüre zu nutzen.<br />
Naturerlebnisangebote in der Gemeinde erhöhen die Lebensqualität, vergrößern das<br />
Freizeitangebot für die lokale Bevölkerung und tragen so auch zur Reduzierung des<br />
Freizeitverkehrs und zum Klimaschutz bei. Andererseits machen spannend konzipierte,<br />
authentische Naturerlebnisangebote den Ort auch für Tagesausflugsgäste aus Nachbarregionen<br />
und Touristen attraktiv. Gastronomiebetriebe können davon ebenso profitieren<br />
wie AnbieterInnen von regionalen Produkten. Wird bereits in der Planungsphase des<br />
Projekts die Möglichkeit einer umweltverträglichen Anreise mitgedacht (z. B. öffentliche<br />
Verkehrsmittel, Fahrrad), vermeidet man ein zusätzliches Verkehrsaufkommen.<br />
Naturerlebnisangebote erweitern, ergänzen oder vertiefen das bestehende touristische<br />
Angebot und fördern den sanften Tourismus. Als zusätzliche Angebote unterstützen<br />
sie das Regionsmarketing und die regionale Gästebindung. Je nach Art und Größe<br />
des Angebotes können damit auch (Teil)Arbeitsplätze geschaffen werden.<br />
Hebung der<br />
Lebensqualität<br />
Beitrag zum<br />
Klimaschutz<br />
c Welche Besonderheiten<br />
hat die Gemeinde, S. 42<br />
Regionale<br />
Wertschöpfung<br />
Das Erleben von Natur steht heute bei vielen Touristen hoch im Kurs. Angebote im<br />
Sinne eines sanften, naturnahen Tourismus sollen es den Gästen ermöglichen, die<br />
natürlichen und kulturellen Attraktionen aktiv und mit allen Sinnen zu erleben.<br />
Förderung eines<br />
Sanften Tourismus<br />
I nach Siegrist (2008)<br />
Eine Studie aus Deutschland schreibt den an Naturerlebnissen interessierten Gästen<br />
u. a. folgende Eigenschaften zu:<br />
■ Vor allem Familien und ältere Paare<br />
■ Sind neben der Natur auch an Kultur und Bildung interessiert<br />
■ Wollen etwas für die Gesundheit tun<br />
■ Wandern und radeln gerne<br />
■ Unternehmen gerne Ausflüge<br />
I Deutscher Tourismusverband (2005)<br />
<strong>Erlebnis</strong>angebote die einen engen Bezug zu den natürlichen, landschaftlichen und<br />
kulturellen Charakteristika eines Ortes oder einer Region aufweisen – also authentisch<br />
sind – haben das Potenzial diese Besuchergruppen anzusprechen. Darüber hinaus lassen<br />
sich mittels neuer Medien (Internet, GPS / Geocoaching etc.) diese traditionellen<br />
Besuchergruppen erweitern.<br />
Bildungsangebot<br />
I Lichtenecker (2008)<br />
Didaktisch gut aufbereitete Angebote eignen sich sehr gut als außerschulische Lernorte<br />
für Kindergärten oder Schulen aus der Region.<br />
Authentische Naturerlebnisangebote sind ein wichtiger<br />
Schritt zur nachhaltigen Regionalentwicklung und können<br />
einen bedeutenden Beitrag zur Erhaltung von Natur- und<br />
Kulturlandschaften und zur Umweltbildung leisten.<br />
Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 11
Einführung<br />
Naturerlebnis – was steckt dahinter?<br />
<strong>Erlebnis</strong>begriff<br />
Was ist ein <strong>Erlebnis</strong>?<br />
Der Begriff „<strong>Erlebnis</strong>“ wird heute fast inflationär verwendet: Wir besuchen <strong>Erlebnis</strong>pfade,<br />
vergnügen uns in <strong>Erlebnis</strong>welten, gehen ins Einkaufszentrum zum <strong>Erlebnis</strong>shopping,<br />
gönnen uns ein Wochenende in der <strong>Erlebnis</strong>therme mit abschließendem<br />
<strong>Erlebnis</strong>dinner. Auch im Urlaub möchten wir so viel wie nur möglich erleben. Doch<br />
was sind eigentlich <strong>Erlebnis</strong>se?<br />
I Bertelsmann (1995, S. 91)<br />
I Pine & Gilmore (1999)<br />
I Scheurer (2003, S. 14)<br />
Im Lexikon der Psychologie wird <strong>Erlebnis</strong> als ein „stark gefühlsbetontes und unmittelbares<br />
Ergriffenwerden anlässlich eines Ereignisses oder einer Begegnung“ erklärt.<br />
„Ein <strong>Erlebnis</strong> ist ein Ereignis im individuellen Leben eines Menschen, das sich vom<br />
Alltag des Erlebenden so unterscheidet, dass es ihm lange im Gedächtnis bleibt“<br />
oder anders gesagt: „<strong>Erlebnis</strong>se sind bewusst oder unbewusst wahrgenommene,<br />
subjektbestimmte, unwillkürliche innere Gefühle, welche erst durch Reflexion und<br />
Verarbeitung zu Erfahrungen werden“.<br />
Aus diesen Definitionen lassen sich folgende Merkmale für <strong>Erlebnis</strong>se formulieren:<br />
<strong>Erlebnis</strong>se …<br />
R<br />
■ unterscheiden sich vom Normalen und Gewohnten<br />
■ sind beeindruckende, „merk-würdige“ Ereignisse<br />
■ sind sehr emotional<br />
■ passieren und lassen sich nicht erzwingen<br />
■ sind subjektiv und daher abhängig von der Lebensgeschichte<br />
jedes Einzelnen<br />
■ werden erst durch Reflexion zu Erfahrungen.<br />
I Scheurer (2003)<br />
<strong>Erlebnis</strong>se können einerseits vom Menschen selbst bspw. durch Sport herbeigeführt<br />
werden. Andererseits können sie auch durch eine Veränderung der äußeren Umwelt,<br />
sei es durch Sinnesanreize wie Farben oder Gerüche oder durch die Interaktion mit<br />
anderen Menschen, ausgelöst werden. <strong>Erlebnis</strong>se sind vielfältig. Sie können positiv<br />
oder negativ sein, sowohl Freude, Ergriffenheit, Staunen, Überraschung als auch Trauer<br />
oder Angst verursachen.<br />
I Vester (2004, S.11)<br />
Fachleute unterscheiden drei Dimensionen des Erlebens, die aufeinander aufbauen<br />
und einander ergänzen:<br />
<strong>Erlebnis</strong>dimensionen<br />
■<br />
Kognitive <strong>Erlebnis</strong>dimension<br />
Kognitiv kommt vom lat. cognoscere und bedeutet wahrnehmen. Erleben bedeutet<br />
daher Wahrnehmung und Wahrnehmung beruht auf Unterscheidungen. Je kontrastreicher<br />
und differenzierter die Wahrnehmungswelt ist, je weniger Eintönigkeit,<br />
Gleichförmigkeit und Erwartbarkeit vorherrschen, desto lebendiger und aufregender<br />
wird das <strong>Erlebnis</strong>.<br />
12 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region
Einführung<br />
■<br />
Affektive <strong>Erlebnis</strong>dimension<br />
Das <strong>Erlebnis</strong> wird intensiver, wenn die Wahrnehmung des Unterschiedes auch die<br />
Gefühlsebene anspricht. Um <strong>Erlebnis</strong>se zu ermöglichen, sollten daher immer auch<br />
Emotionen angesprochen, produziert und transportiert werden. Ereignisse, die<br />
Emotionen hervorrufen, haben einen größeren <strong>Erlebnis</strong>wert.<br />
Vollkommenes <strong>Erlebnis</strong><br />
■<br />
Lokomotorische (Bewegungsimpuls) und<br />
behaviorale (Verhaltensimpuls) <strong>Erlebnis</strong>dimension<br />
Das <strong>Erlebnis</strong> wird komplett, wenn nicht nur Unterschiede wahrgenommen und<br />
Emotionen gefühlt werden, sondern es auch zu einem Bewegungsimpuls (lokomotorisch)<br />
und einem Verhaltensimpuls (behavioral) kommt. Eine innere Bewegtheit<br />
macht sich bemerkbar, die sich auch körperlich zeigt.<br />
Ein <strong>Erlebnis</strong> wird dann vollkommen, wenn alle <strong>Erlebnis</strong>dimensionen angesprochen<br />
werden. Allerdings müssen nicht immer alle drei Dimensionen gleich stark an einem<br />
<strong>Erlebnis</strong> beteiligt sein. Durch die unterschiedliche Gewichtung ergeben sich Unterschiede<br />
in der <strong>Erlebnis</strong>intensität: Eine Wanderung auf einen Berggipfel hat meist eine<br />
höhere <strong>Erlebnis</strong>intensität als eine Autofahrt durch die Bergwelt.<br />
E i n t r a g in d a s Gi p f e l b u c h d e s Ko s i a k (Ka r a w a n k e n ):<br />
„Nur wo du zu Fuß warst,<br />
warst du wirklich.“<br />
Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 13
Einführung<br />
Lassen sich <strong>Erlebnis</strong>se planen?<br />
Die Antwort ist nein! <strong>Erlebnis</strong>se lassen sich nicht herstellen, sie sind immer von der<br />
jeweiligen Person abhängig – also subjektspezifisch. Es besteht jedoch die Möglichkeit<br />
mit vielfältigen Inszenierungsinstrumenten und Vermittlungsmedien günstige Rahmenbedingungen<br />
zu schaffen, die das Entstehen eines <strong>Erlebnis</strong>ses fördern.<br />
Optimale<br />
Angebotsgestaltung<br />
I Pine & Gilmore (1999)<br />
In der Tourismusforschung steht der Begriff <strong>Erlebnis</strong> seit rund 20 Jahren im Zentrum der<br />
Diskussion über eine optimale Angebotsgestaltung. Hier spielen die vier Dimensionen<br />
Unterhaltung, Bildung, Ästhetik und Flucht aus dem Alltag eine Schlüsselrolle in der<br />
Entwicklung eines attraktiven Angebotes. Die vier Dimensionen des <strong>Erlebnis</strong>raumes<br />
lassen sich zwischen der kognitiven bzw. emotionalen Orientierung des Angebotes<br />
und der Art der Beteiligung der BesucherInnen aufspannen.<br />
I nach Pine & Gilmore (1999)<br />
vgl. auch Freericks & Brinkmann (2006)<br />
Dimensionen der <strong>Erlebnis</strong>gestaltung<br />
Aufnahme neuer Information (kognitiv)<br />
Unterhaltung<br />
Bildung<br />
Passive Beteiligung<br />
Zuschauer, Zuhörer, Betrachter, Publikum<br />
Aktive Beteiligung<br />
spielen, testen, probieren, wandern<br />
Ästhetik<br />
Flucht & Flow<br />
Eintauchen (emotional)<br />
I Freericks & Brinkmann (2006)<br />
Flucht & Flow<br />
I Pine & Gilmore(1999)<br />
I Csikszentmihalyi (2008)<br />
I Hartmann (2006)<br />
I Weichbold & Gutternig (2004)<br />
Kognitive Angebote zielen auf das Aufnehmen von Information, während emotionale<br />
Angebote die BesucherInnen in andere Welten eintauchen lassen. Bei den Dimensionen<br />
Unterhaltung und Ästhetik nehmen die BesucherInnen eine passive Rolle ein. Sie<br />
sind hier BetrachterInnen, ZuschauerInnen, Publikum, KonsumentInnen. Hingegen<br />
sind sie bei den Dimensionen Bildung und Flucht aus dem Alltag („Flucht & Flow“)<br />
aktiv in das Geschehen eingebunden.<br />
Der Dimension Flucht aus dem Alltag wird aus verkaufsökonomischer Sicht der höchste<br />
<strong>Erlebnis</strong>wert zugeschrieben. Dabei werden die BesucherInnen so intensiv angesprochen,<br />
dass sie ganz in ihrer Aktivität aufgehen und die Außenwelt ausblenden. Ist dies der<br />
Fall, dann spricht man von einem Flow-<strong>Erlebnis</strong>, das zugleich auch den Wunsch nach<br />
Wiederholung in sich trägt: Die BesucherInnen wollen den Ort der Stimulierung erneut<br />
aufsuchen. Mit dem Meistern von Herausforderungen, körperlicher wie geistiger Art,<br />
dem Erweitern der eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen finden die BesucherInnen<br />
Selbstbestätigung und (Erfolgs)<strong>Erlebnis</strong>se.<br />
Angemerkt sei hier, dass der Aufenthalt in der Natur eigentlich immer ein <strong>Erlebnis</strong> ist<br />
und dass stiller Naturgenuss an sich bereits Flucht aus dem Alltag darstellt. Allerdings<br />
14 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region
Einführung<br />
sind die Schätze in unserer Natur- und Kulturlandschaft oft verborgen und unscheinbar<br />
und müssen für die BesucherInnen erst wirkungsvoll in Szene gesetzt werden, damit<br />
sie ihren besonderen Charakter offenbaren.<br />
I Lehnes (2006)<br />
Ein erfolgreiches <strong>Erlebnis</strong>angebot greift auf alle<br />
vier <strong>Erlebnis</strong> dimensionen zurück, betont aber die aktive<br />
Einbindung der BesucherInnen und lässt sie über<br />
die emotionale Komponente in das <strong>Erlebnis</strong> eintauchen.<br />
Naturerleben in der Umweltbildung – Naturpädagogik<br />
In der Umweltbildung versteht man unter Naturerleben ein didaktisches Prinzip, das<br />
die Sensibilisierung der Menschen für die Natur anstrebt. Naturerlebnisse sollen Prozesse<br />
der Näherung, der Wertschätzung und des einfühlsamen Verstehens zwischen<br />
Mensch und Natur fördern.<br />
I Maaßen (1994)<br />
Naturbegegnen, Naturerfahren bzw. Naturerleben sind Begriffe, die in der Umweltbildung<br />
eine lange Geschichte haben. Als Gegenbewegung zur „klassischen Umwelterziehung“,<br />
wo die reine Wissensvermittlung (kognitive Komponente) stark betont wurde,<br />
entwickelten sich im Laufe der Zeit unterschiedliche Konzepte der Naturpädagogik.<br />
Hintergrund war die Annahme, dass der moderne Mensch den Bezug zur Natur verloren<br />
hätte und daher ein neues Mensch-Natur-Verhältnis zu gründen sei. Einen zentralen<br />
Schwerpunkt in der Naturpädagogik nimmt dabei das Erleben, das Wecken von Gefühlen<br />
und Freude an der Natur, das intensive Erfahren bzw. Wahrnehmen der Natur<br />
mit allen Sinnen, ein. Durch die Naturerfahrung soll der verloren gegangene Bezug zur<br />
Natur wieder hergestellt werden. Natur soll als etwas Lebendiges mit eigenem Sein<br />
verstanden werden. Die einzelnen Konzepte der Naturpädagogik zielen also weitaus<br />
stärker auf die emotionale Ebene als auf die kognitive Wissensvermittlung ab.<br />
I Lude (2001), Kalff (1994),<br />
Killermann (2000)<br />
Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 15
Einführung<br />
Flow Learning nach<br />
Joseph Cornell<br />
I Cornell (1991)<br />
Naturerlebnismodell<br />
von Janssen und<br />
Trommers Rucksackschule<br />
I Ebers & al. (1998), Trommer & Prasse (1991)<br />
<strong>Erlebnis</strong>pädagogik<br />
I Muff (2001)<br />
Das Klischee<br />
der heilen Welt<br />
I Lude (2001)<br />
Das bekannteste und von vielen in der Umweltbildung Tätigen auch heute noch angewendete<br />
Konzept ist das Flow Learning (Fließendes Lernen). Es wurde in den 1970er<br />
Jahren vom amerikanischen Naturpädagogen Joseph Cornell entwickelt. In seinem<br />
Buch „Mit Freude die Natur erleben“ beschreibt er wie Naturerfahrung inszeniert<br />
werden kann. Am Beginn steht das Wecken der Begeisterung, dann wird die Aufmerksamkeit<br />
auf die Phänomene in der Natur gelenkt. In der nächsten Stufe geht es<br />
darum Situationen zu schaffen, in denen Natur direkt erlebt werden kann. Besondere<br />
Bedeutung misst Cornell der letzten Stufe zu, der Reflexion und dem Teilhabenlassen<br />
der anderen an den eigenen <strong>Erlebnis</strong>sen und Erfahrungen.<br />
Auch im Naturerlebnismodell von Janssen und in Trommers Rucksackschule liegt der<br />
Schwerpunkt auf der Ansprache der emotionalen Ebene. Aufbauend auf positivem<br />
Naturerleben und durch individuelle Naturerfahrungen soll Wissen über ökologische<br />
Zusammenhänge gewonnen werden. Die Symbiose von Naturerfahrung und Kenntnissen<br />
über die Natur soll zu ökologisch motiviertem Handeln führen.<br />
Immer mehr Naturerlebnisse wie bspw. Segeltouren, Bergwanderungen, Klettertouren<br />
oder Outdoorkurse werden in den letzten Jahren im Rahmen der <strong>Erlebnis</strong>pädagogik<br />
angeboten. Ziel ist es, durch Gemeinschafts- und Naturerlebnisse die Persönlichkeitsentwicklung<br />
und soziale Kompetenzen zu fördern. So soll auch der Entfremdungsprozess<br />
des Menschen von der Natur gestoppt und vor allem bei jungen Menschen ein<br />
Bewusstsein für die komplexe Vernetzung von natürlichen Lebensvorgängen geschaffen<br />
werden. Durch direkte Naturerfahrung soll ökologisches Bewusstsein entstehen.<br />
Den Konzepten der Naturpädagogik wird oft eine Flucht in die Idylle der Natur und<br />
eine Verklärung der Natur vorgeworfen. Wenn Umweltbildung nur auf einer positiven<br />
Naturbegegnung beruht, wird verhindert, dass die TeilnehmerInnen mit Konflikten<br />
konfrontiert werden. Studien aus Deutschland zeigen zudem eine deutliche<br />
Naturentfremdung unter Jugendlichen, deren Ursachen unter anderem auch auf die<br />
Verklärung der Natur zurückgeführt werden, die in der Umweltbildung immer wie-<br />
16 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region
Einführung<br />
der passiert. Die Nutzung der Natur wird häufig gänzlich ausgeblendet – so halten<br />
laut einer Studie drei Viertel der befragten Jugendlichen das Fällen von Bäumen für<br />
waldschädlich. Auf diese Weise kann natürlich auch kein Verständnis für den Begriff<br />
der Nachhaltigkeit entstehen.<br />
I Brämer (2006)<br />
Seit der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro wird eine<br />
Neuorientierung der Umweltbildung nach der Leitidee einer nachhaltigen Entwicklung<br />
gefordert, welche „die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt ohne zu riskieren, dass<br />
künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können“. D<br />
Bildung für nach -<br />
haltige Entwicklung<br />
I Brundtland-Bericht der Weltkommission<br />
für Umwelt und Entwicklung (1987)<br />
I Gärtner & Hellberg-Rode (2001)<br />
Grundvoraussetzung im Rahmen der „Bildung für nachhaltige<br />
Entwicklung“ (BINE) ist die Fähigkeit zum vernetzten Denken.<br />
Wichtig ist daher eine „mehrperspektivische Erschließung<br />
von Umweltproblemen und -situationen aus unterschiedlichen<br />
Wissens feldern und lebensweltlichen Erfahrungsbereichen<br />
heraus“. Natur erleben und Naturerfahrung sind dabei<br />
unbestritten wichtige Komponenten.<br />
Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 17
Von Beispielen lernen<br />
Kelten.Baum.Weg<br />
Themen- und Naturerlebnisweg<br />
Darum geht´s<br />
R Lage<br />
4880 St. Georgen im Attergau<br />
(Oberösterreich)<br />
Ausgangspunkt:<br />
1000-jährige Linde im Ort oder Kreisverkehr<br />
westlich von St. Georgen<br />
Erreichbarkeit mit<br />
öffentlichen Verkehrsmitteln:<br />
vom Bahnhof Vöcklamarkt mit der<br />
Lokalbahn<br />
<br />
Projektträger / Information<br />
Tourismusverband Attergau,<br />
4880 St. Georgen im Attergau<br />
www.keltenbaumweg.at<br />
Entlang eines alten, landschaftlich sehr reizvollen Wanderweges über den Kogelberg<br />
mit beeindruckenden alten Alleen und weiten Ausblicken in die Landschaft entführt<br />
seit 2006 der Kelten.Baum.Weg auf eine Zeitreise in die geheimnisvolle Welt der<br />
Kelten, die einst rund um den kleinen Berg im Westen von St. Georgen lebten. Die<br />
weithin sichtbaren und unverwechselbaren Zeichen der Stationen des Weges sind die<br />
mit den Wurzeln in den Himmel ragenden Bäume – die Idee dahinter: „Wir zeigen<br />
unsere Wurzeln“. Die BesucherInnen erfahren, dass die Kelten an die „Anderswelt“<br />
glaubten, dass ihre Götter in Bäumen, Steinen, Flüssen und Quellen wohnten und ihr<br />
gesamtes Leben eng mit der Natur verknüpft war. Aber auch was der modebewusste<br />
Kelte von damals trug, und dass seine Lieblingsbeschäftigung das Feiern war, bleibt<br />
kein Geheimnis.<br />
Interaktive und sensorische Stationen regen immer wieder zum aktiven Mitmachen und<br />
selber entdecken an. Informationstafeln erläutern die große Bedeutung der Bäume für<br />
18 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region
Von Beispielen lernen<br />
die Menschen von früher: Wer weiß heute noch, dass man süßen Sirup aus Ahornbäumen<br />
holte, aus Birkenrinde eine Art Superkleber herstellte und Buchenasche zur<br />
Glaserzeugung brauchte? Beim Baumquiz können die BesucherInnen ihr Wissen rund<br />
um heimische Bäume unter Beweis stellen. Ein von Archäologen original nachgebautes<br />
Keltenwohnhaus lädt an den Sommerwochenenden zu einer Besichtigung ein und<br />
manchmal kann dabei Brot aus dem Lehmbackofen verkostet werden. Neben den<br />
vielen interessanten Informationen über die Keltenzeit werden die BesucherInnen auf<br />
den zwei „Inseln der Natur“ auch für die bewusste Wahrnehmung der Umgebung<br />
sensibilisiert – Natur kann hier mit allen Sinnen erfahren und entdeckt werden. Für<br />
besonders Wissbegierige werden Exkursionen mit speziell ausgebildeten KeltenführerInnen<br />
angeboten. Ein „Keltenkorb“, der viele Materialien und Arbeitsblätter zum<br />
Thema enthält und beim Tourismusverein ausgeborgt werden kann sowie ein Buch<br />
über den Kelten.Baum.Weg ergänzen das Angebot.<br />
Facts<br />
X<br />
Weglänge:<br />
5 km langer Rundweg; kürzere Wegvarianten<br />
möglich (ca. 2,5 km)<br />
Medien zur Vermittlung:<br />
Informationstafeln, interaktive und<br />
sensorische Stationen, Führungen,<br />
„Keltenkörbe“ mit diversen Anschauungsmaterialien<br />
und Arbeitsblättern<br />
zum Ausborgen, Buch über die Inhalte<br />
des Weges, periodische Veranstaltungen<br />
Zielgruppe:<br />
keine spezielle; durch seine abwechslungsreiche<br />
Aufbereitung eignet sich<br />
der Pfad besonders für Familien<br />
Von der Idee zum Kelten.Baum.Weg<br />
Am Anfang war die Idee …<br />
Begonnen hat alles 2003 mit der Idee des Gruppenleiters der Österreichischen Naturschutzjugend<br />
(önj) in St. Georgen, einen bestehenden Wanderweg in das Blickfeld der<br />
Öffentlichkeit zu rücken. Die beeindruckenden alten Alleen entlang des landschaftlich<br />
reizvollen Weges waren bis dahin selbst den Einheimischen kaum bekannt. Ziel war<br />
es daher, der Bevölkerung die landschaftlichen Schönheiten vor der eigenen Haustür<br />
wieder näher zu bringen. Eine engagierte Ferialarbeiterin der Naturschutzjugend,<br />
zugleich Studentin der Kunstgeschichte, bekam den Auftrag, den Weg „in Szene“<br />
zu setzen. Zeitgleich wurden in der Region keltische Hügelgräber entdeckt – die Idee<br />
des Kelten.Baum.Weges war geboren. Ein erstes Konzept für einen <strong>Erlebnis</strong>weg,<br />
der die Epoche der Kelten in der Region mit dem Erleben von Natur und Landschaft<br />
verbinden sollte, wurde entwickelt.<br />
PROJEKTIDEE<br />
… Klärung der Finanzierung<br />
Dieses Konzept wurde bei einem Ideenwettbewerb des Regionalentwicklungsvereins<br />
eingereicht und mit dem Preis für Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit ausgezeichnet.<br />
Nach Vorlage eines genauen Finanzierungsplanes gelang es, den Kelten.Baum.<br />
Weg im Rahmen des EU-Förderprogramms LEADER zu 79 % aus EU-Fördermittel zu<br />
finanzieren. Für die erforderlichen Eigenmittel kamen der Tourismusverband Attergau,<br />
der auch die Projektträgerschaft übernahm, und die Gemeinden St. Georgen, Berg<br />
und Strass auf.<br />
Nach einjähriger Bauzeit wurde der Kelten.Baum.Weg am 24. Juni 2006 mit einem<br />
großen Keltenfest eröffnet. Die Gesamtkosten für Planung, Bau, Marketing und<br />
Eröffnungsfest lagen bei ca. 200.000 Euro und zahlreichen unentgeltlich geleisteten<br />
Arbeitsstunden.<br />
FINANZIERUNG<br />
c LEADER, S. 47<br />
KOSTEN<br />
Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 19
Von Beispielen lernen<br />
UMSETZUNG<br />
… das Projekt startet durch<br />
Für das Konzept und die Bauleitung ist Familie Hubelnig aus St. Georgen verantwortlich:<br />
das dreiköpfige Familienteam (Eltern sind Lehrer, Tochter ist Studentin der<br />
Kunstgeschichte) hat durch großes Engagement und viele Arbeitstunden die Basis für<br />
das Gelingen und den Erfolg des Kelten.Baum.Weges gelegt. Als Projektträger konnte<br />
der Tourismusverband Attergau gewonnen werden. Mitgearbeitet an der Realisierung<br />
haben zahlreiche Vereine, KünstlerInnen, PädagogInnen, eine Behindertenwerkstätte,<br />
Schulen und Gemeinden aus der Region. Zum Bau des Weges wurden fast ausschließlich<br />
regionale Betriebe herangezogen. Archäologen wurden als wissenschaftliche Begleiter<br />
in die Konzeption miteingebunden.<br />
„Aus vielen großen und kleinen Beiträgen ist ein <strong>Erlebnis</strong>weg<br />
entstanden, der touristische und wirtschaftliche Impulse setzt<br />
und über die Grenzen unserer Region Beachtung findet.“<br />
F amilie Hu b e l n i g<br />
MARKETING<br />
INSTANDHALTUNG<br />
LAUFENDE KOSTEN<br />
BESUCHERAUSLASTUNG<br />
… lebendig bleiben<br />
Den Initiatoren war bewusst, dass es nicht ausreicht den Weg nur zu errichten. Um<br />
positive Impulse für die Region zu bringen, muss er erhalten, vermarktet und weiterentwickelt<br />
werden. Die Entwicklung von Werbefoldern, einer Website, Führungen für<br />
Erwachsene und Kinder, verschiedenen touristischen Veranstaltungen, Merchandising-<br />
Artikeln, kulinarischen Angeboten in Gasthäusern (Keltenwirte) usw. war deshalb<br />
von Anfang an im Konzept enthalten. In den zweieinhalb Jahren seit der Eröffnung<br />
wurden bereits viele dieser Ideen umgesetzt und der Weg dadurch ständig mit „neuem<br />
Leben“ erfüllt.<br />
Die Instandhaltung wurde von der Gemeinde übernommen. Probleme hat es bisher vor<br />
allem durch Sturm- oder Hagelschäden gegeben. Die Kosten für die Instandhaltung und<br />
für die laufende Ergänzung des Angebots beliefen sich in den letzten beiden Jahren<br />
auf durchschnittlich 2.000 bis 2.500 Euro / Jahr für Sachkosten, ca. 4.000 Euro / Jahr<br />
für Personalkosten. Ein kleiner Teil der Kosten konnte aus den Einnahmen durch eine<br />
am Weg angebrachte Spendenbox beglichen werden, der Großteil wurde vom Tourismusverband<br />
finanziert. Zukünftig sollen alternative Einnahmequellen forciert werden<br />
(z. B. Keltenfeste, Picknickkörbe).<br />
Es gibt keine Besucherzählungen, aber laut Beobachtungen der Betreiber ist der Weg<br />
gut besucht, vor allem an den Wochenenden tut sich immer sehr viel. Zwischen Mai<br />
und September 2008 gab es 48 Führungen.<br />
20 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region
Von Beispielen lernen<br />
„Am schönsten sind für uns aber die Berichte von den Ein heimischen.<br />
Sie erzählen uns, dass sie bisher gar nicht gewusst hätten, wie schön<br />
es auf dem Koglberg ist, dass sie nun mit Besuchern voller Stolz auf<br />
‚ihrem‘ <strong>Erlebnis</strong>weg spazieren gehen würden und dass sie früher zum<br />
Sonntagsspaziergang oft weit weg gefahren sind.“<br />
F amilie Hu b e l n i g<br />
Deshalb funktioniert´s<br />
u<br />
Die Kombination von spannenden Informationstafeln, interaktiven und sensorischen<br />
Stationen, die gelungene Verknüpfung der Themen Kelten und Natur, der landschaftlich<br />
ansprechende Wegverlauf über den Kogelberg, der Besuch des keltischen Wohnhauses<br />
und die in manchen Gasthäusern servierte Keltenjause machen den Besuch des Kelten.<br />
Baum.Weges zu einem eindrucksvollen, authentischen <strong>Erlebnis</strong>.<br />
ERLEBNISWERT<br />
Authentische <strong>Erlebnis</strong>se zu ermöglichen ist das Um und Auf jedes erfolgreichen Naturerlebnisangebotes<br />
– beim Kelten.Baum.Weg wurde das vor Ort vorhandene Potenzial<br />
sowohl themen- als auch ressourcenmäßig bestmöglich genützt.<br />
AUTHENTIZITÄT<br />
Vorbildhaft ist die Einbindung von zahlreichen lokalen AkteurInnen (Vereine, Schulen,<br />
Gemeinden, Privatpersonen …), die alle bei der Realisierung des Projektes mitgeholfen<br />
haben und sich daher mit dem Weg identifizieren. Viele betrachten ihn als Bereicherung<br />
der Lebensqualität: der Weg hat ihnen wieder die Augen für die landschaftliche<br />
Schönheit vor der eigenen Haustür geöffnet. Stolz wird der Kelten.Baum.Weg auch<br />
den Gästen präsentiert.<br />
BETEILIGUNG /<br />
IDENTIFIKATION<br />
Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 21
Von Beispielen lernen<br />
u<br />
E in Sc h ü l e r s c h r i e b in e i n e m Au f s at z:<br />
„Ich lebe in St. Georgen, wo es den berühmten Keltenbaumweg gibt.“<br />
AKTIVITÄTEN<br />
TEAM<br />
Dass der Kelten.Baum.Weg ein lebendiger Weg ist, zeigen die vielen Aktivitäten die in<br />
den ersten drei Jahren seit seiner Errichtung bereits gesetzt wurden. Durch regelmäßig<br />
stattfindende Schwerpunktveranstaltungen wird das Projekt immer wieder aufs Neue<br />
ins Bewusstsein der regionalen Bevölkerung und der TouristInnen gerückt.<br />
Hinter dem Kelten.Baum.Weg steht ein sehr engagiertes Team, das erkannt hat,<br />
dass zu einem erfolgreichen Naturerlebnisweg mehr gehört, als nur die Errichtung<br />
einzelner Stationen.<br />
Das bringt´s der Region<br />
REGIONALE<br />
WERTSCHÖPFUNG<br />
KLIMASCHUTZ<br />
Zum Bau des Weges wurden fast ausschließlich regionale Betriebe herangezogen.<br />
Durch das laufende Angebot der Keltenführungen können sich mittlerweile vier<br />
Personen aus der Region ein kleines „Zubrot“ verdienen. Die laut Betreiber zufrieden<br />
stellenden Besucherzahlen geben dem Konzept des Kelten.Baum.Weges Recht: er hat<br />
sich zu einem attraktiven touristischen Zusatzangebot in der Region entwickelt, von<br />
dem auch die regionale Gastronomie profitiert.<br />
Durch seine hohe Attraktivität für die regionale Bevölkerung motiviert der Kelten.Baum.<br />
Weg zu einer umwelt- und naturverträglichen Freizeitgestaltung „vor der Haustüre“<br />
und kommt so durch die Verringerung des motorisierten Freizeitverkehrs auch dem<br />
Klimaschutz zu Gute. <br />
D<br />
u<br />
Das ist das Besondere<br />
■ Lokales sehr engagiertes „Kernteam“ bei Konzeption, Umsetzung und Bauleitung<br />
■ Aufbereitung eines authentischen Themas (Keltenbesiedelung)<br />
■ Nutzung lokaler Ressourcen (Landschaft, bestehender Wanderweg, Planungsteam, Vereine,<br />
Firmen …)<br />
■ Integration von kompetenten AnsprechpartnerInnen und ExpertInnen<br />
■ Tourismusverband und Gemeinden als wichtige Partner in der Region<br />
■ Gute Finanzierungsgrundlage für den Bau des Weges (LEADER)<br />
■ Rechtzeitige Kommunikation mit den betroffenen AnrainerInnen und GrundbesitzerInnen<br />
(Grund wurde kostenlos zur Verfügung gestellt)<br />
■ Beauftragung regionaler Betriebe für die Ausführung und den Bau<br />
■ Einbindung vieler AkteurInnen aus der Region beim Bau und beim laufenden Betrieb<br />
■ Identifikation der lokalen Bevölkerung mit dem Weg – hohe Wertschätzung, Stolz<br />
■ Gutes Marketing (großes Eröffnungsfest mit ORF, Website, Folder, Buch, Werbeschaltungen in<br />
Printmedien)<br />
■ Regelmäßige Veranstaltungen und ständige Erweiterung des Angebotes<br />
■ Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
R<br />
22 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region
Von Beispielen lernen<br />
rund um´s moor<br />
<strong>Erlebnis</strong>weg – Garten der Sinne –<br />
Beweidungsprojekt mit Moorochsen<br />
N<br />
N<br />
Darum geht‘s<br />
In unmittelbarer Nähe der Ortschaft Rohr befindet sich das Naturschutzgebiet „Auwiesen<br />
Zickenbachtal“ mit einem der wertvollsten Feuchtgebiete des Südburgenlandes.<br />
Doch die intensive ackerbauliche Nutzung der umgebenden Flächen, die zu massiven<br />
Nährstoffeinträgen in das Moor führte, wurde immer mehr zu einer Bedrohung für<br />
den sensiblen Lebensraum. Um die langfristige Erhaltung des Feuchtgebiets mit seiner<br />
charakteristischen Tier- und Pflanzenwelt zu sichern, wurden innerhalb der letzten Jahre<br />
100 ha an landwirtschaftlichen Flächen aus der ackerbaulichen Nutzung genommen.<br />
Hier weiden nun die „Zickentaler Moorochsen“, Ochsen der Rassen „Galloway“ und<br />
„Aberdeen Angus“, die das ganze Jahr im Freien verbringen und sich ausschließlich<br />
von den Gräsern und Kräutern der Weiden ernähren.<br />
Lage<br />
7551 Rohr im Burgenland<br />
Ausgangspunkt:<br />
bei der Kirche in Rohr<br />
Erreichbarkeit mit<br />
öffentlichen Verkehrsmitteln:<br />
Busverbindung<br />
Projektträger / Information<br />
Verein „rund um’s moor“<br />
www.moorochse.at<br />
R<br />
<br />
Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 23
N<br />
Von Beispielen lernen<br />
N<br />
N<br />
X Facts<br />
<strong>Erlebnis</strong>weg:<br />
Weglänge: je nach Variante zwischen<br />
1,5 und 5 km<br />
Garten der Sinne:<br />
Freiland-Gartenzimmer für alle Sinne<br />
ganzjährig frei zugängig<br />
Medien zur Vermittlung:<br />
Führungen, diverse Folder und Broschüren,<br />
Kinder-Quizblatt, Wasserlupen,<br />
Kescher, Moorbohrer, Schautafeln,<br />
CD für Schulen, Kurzfilm, Internet<br />
Zielgruppe:<br />
Familien, Schulklassen<br />
N<br />
Von der Beweidung profitieren zahlreiche Tierarten: Wiesenbrütende Vögel wie das<br />
Braunkehlchen haben in den Weiden ihre Brutflächen, andere Arten wie der Weißstorch<br />
finden hier Nahrung.<br />
Das Fleisch der Moorochsen wird in regionalen Betrieben verarbeitet. Für die kulinarische<br />
Verbreitung sorgen einige angrenzende Gastronomiebetriebe – der „Zickentaler<br />
Moorochse“ ist mittlerweile fester Bestandteil auf ihrer Speisekarte. Aber auch auf<br />
nachhaltige Produktion bedachte Gasthäuser außerhalb der Region sind zu Abnehmern<br />
des Moorochsenfleisches geworden.<br />
Ergänzend zu der Beweidung durch die Moorochsen wurde ein vielfältiges Naturerlebnisangebot<br />
rund um das Zickentaler Moor geschaffen. Mit ausgebildeten MoorbegleiterInnen<br />
kann von Frühjahr bis Herbst entlang eines <strong>Erlebnis</strong>weges das Moor<br />
erkundet werden. Verschiedene interaktive und sensorische Stationen helfen dabei,<br />
die Entstehung des Moores nach zu vollziehen und die besonderen Pflanzen und<br />
Tiere des Moores kennen zu lernen. Eine Moorbohrung ermöglicht sogar einen Blick<br />
in die Vergangenheit. Wer das Moor lieber alleine entdecken will, kann sich mit dem<br />
Folder „Natura Trail Zickental“, der auch eine Wanderkarte enthält, über das Moor<br />
und seine Bewohner informieren. Ergänzend bietet der „Garten der Sinne“, ein kleiner<br />
botanischer Garten, der sich zu Beginn des Moorweges befindet, die Möglichkeit,<br />
rund 800 verschiedene Pflanzen mit allen Sinnen zu erleben.<br />
„Die ganze Welt werden wir nicht verändern,<br />
aber dieses Stückchen hier wollen wir erhalten,<br />
um es weiterhin genießen zu können.“<br />
P e t e r Kü h n e , Mo o r b e g l e i t e r<br />
24 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region
N<br />
Von Beispielen lernen<br />
Von der Idee zu „rund um´s moor“<br />
Am Anfang war die Idee…<br />
Der Bürgermeister der Gemeinde Rohr, Herr Ofner, hatte vor einigen Jahren den<br />
Wunsch, das Naturschutzgebiet zu einer Bildungsstätte für Schulen zu machen und<br />
zusätzliche Angebote zu schaffen, um die Region und ihre Besonderheiten erleben zu<br />
können. Die Idee fand bei den relevanten EntscheidungsträgerInnen und Privatpersonen<br />
schnell Anklang. So wurde im Jahr 2003 der Verein „rund um’s moor“ gegründet,<br />
zu dem die Gemeinden Rohr, Kukmirn und Heugraben gehören.<br />
Im selben Jahr wurde das LEADER-Projekt „rund um’s moor“ initiiert, welches zum Erhalt<br />
des Moores und zugleich auch zur regionalen Wertschöpfung beitragen sollte.<br />
Den Schwerpunkt des Projekts bildet der Schutz des außergewöhnlichen Feuchtgebietes,<br />
der nicht zu Nachteilen für die GrundeigentümerInnen führen, sondern vielmehr auf<br />
einer schonenden Nutzung basieren sollte, von der Mensch und Natur profitieren. So<br />
entstand die Idee der Umwandlung von 100 ha Ackerflächen in Weideland, auf dem<br />
nun die Zickentaler Moorochsen gehalten werden. Das langsame Wachstum der Tiere,<br />
die zwei Jahre auf den Weiden verbringen, und die Gräser und Kräuter der Weiden<br />
bedingen ein zartes, feinfasriges Fleisch mit einem besonderen Geschmack.<br />
Durch die Vernetzung des Beweidungsprojekts mit einem sanften, touristischen Angebot<br />
sollten zusätzliche BesucherInnen in die Region gelockt werden.<br />
…Klärung der Finanzierung<br />
Für die Konzeption und Planung des <strong>Erlebnis</strong>weges und des „Gartens der Sinne“ wurden<br />
Fördermittel aus dem LEADER-Programm bewilligt. Die Kosten für die Materialien<br />
(z. B. der Druck von Foldern und Broschüren) wurden und werden von der Gemeinde<br />
getragen.<br />
Für die Planung des Naturerlebnisangebotes wurden rund 3.000 Euro zur Verfügung<br />
gestellt. Die Errichtungskosten selbst beliefen sich auf rund 2.000 Euro für Personal<br />
und rund 5.000 Euro für Sachmittel.<br />
Projektidee<br />
c LEADER, S. 47<br />
Finanzierung<br />
Errichtungskosten<br />
Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 25
N<br />
Von Beispielen lernen<br />
N<br />
Laufende Kosten<br />
Der laufende Betrieb schlägt im Jahr mit etwa 3.500 Euro zu Buche. Die Kosten für<br />
die Führungen inklusive der Entlohnung der MoorbegleiterInnen werden durch die<br />
Einnahmen aus den Führungen gedeckt. Die Sachkosten für die Instandhaltung belaufen<br />
sich auf rund 2.500 Euro pro Jahr. Ebenfalls 2.500 Euro werden noch einmal<br />
für die laufende Erweiterung benötigt.<br />
Die benötigten Geldmittel für den laufenden Betrieb, wie etwa die Bewerbung der<br />
Naturerlebnisangebote, die Konzeption neuer <strong>Erlebnis</strong>angebote und Instandhaltungsarbeiten<br />
werden von der Gemeinde Rohr getragen.<br />
… das Projekt startet durch<br />
Bei der Konzeption und Anlage des <strong>Erlebnis</strong>weges haben Fachleute und LehrerInnen<br />
aus der Region zusammen gearbeitet, um die einzelnen Stationen erlebnisorientiert<br />
zu planen.<br />
Die meisten Objekte, wie zum Beispiel der Weidentunnel oder die Bildtafeln zur Wissensvermittlung,<br />
wurden und werden von den Vereinsmitgliedern selbst gebaut.<br />
Eine Gruppe von ausgebildeten MoorbegleiterInnen aus der Region bedient das touristische<br />
Angebot. Sie haben sich in Eigenausbildung und durch Kurse ein pädagogisches<br />
und ökologisches Basiswissen angeeignet, das sie laufend erweitern. Seit 2003 wird<br />
das Naturerlebnisangebot vom Verein „rund um’s moor“ betreut.<br />
… lebendig bleiben<br />
Nicht am Anfang stehen bleiben ist die Devise des Vereins „rund ums moor“. Die<br />
Konzeption und vor allem die laufende Weiterentwicklung erfolgen gemeinsam im<br />
Team. Bereits in der Startphase war der Gedanke verankert, dass alle Ideen so entwickelt<br />
werden, dass nicht nur die Errichtung gut gelingt, sondern auch der fortlaufende<br />
Erhalt gewährleistet werden kann.<br />
Entwicklung neuer Ideen<br />
Marketing<br />
Instandhaltung<br />
Für die Entwicklung neuer Ideen ist der Projektleiter zuständig. Ein Koordinator aus<br />
dem Kreis der MoorbegleiterInnen übernimmt die gesamte organisatorische Arbeit,<br />
wie zum Beispiel die Buchung der Führungen oder die Bereitstellung der Verpflegung<br />
für die BesucherInnen. Folder und Broschüren ermöglichen den BesucherInnen des<br />
Moores auch ein eigenständiges Erkunden des Moorweges.<br />
Der „Garten der Sinne“ wurde von einer ebenfalls aus der Region stammenden<br />
Gartenarchitektin konzipiert, die mit viel Engagement und Herz, gemeinsam mit den<br />
MoorbegleiterInnen und anderen HelferInnen, auch für dessen Pflege sorgt. Ein Begleitblatt<br />
für den Garten der Sinne ergänzt das Erleben vor Ort.<br />
Beworben wird das Naturerlebnisangebot durch Plakate und Folder, die von einer in<br />
der Region ansässigen Agentur gestaltet werden. Die Verteilung der Folder erfolgt<br />
auf Messen, über Tourismusverbände und durch die direkte Ansprache von Schulen.<br />
Die Website www.moorochse.at beschreibt das Projekt und informiert über das laufende<br />
Angebot. Eine kontinuierliche Pressearbeit führt zur Präsenz des Projekts in den<br />
Medien.<br />
Für die laufende Instandhaltung und die Betreuung der Wege und Einrichtungen, die<br />
Betreuung und die Pflege des „Gartens der Sinne“ sind lokale Arbeitskräfte zuständig.<br />
26 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region
Von Beispielen lernen<br />
Zwischen März und Oktober 2008 nahmen rund 2.000 BesucherInnen an insgesamt<br />
58 Führungen teil, davon entfiel rund die Hälfte auf Schulklassen. Die BetreiberInnen<br />
sind mit der Auslastung sehr zufrieden, verfügen aber über ausreichend Ressourcen,<br />
um einer noch größeren Anzahl an BesucherInnen die Besonderheiten des Moores<br />
näher zu bringen.<br />
Besucherauslastung<br />
Deshalb funktioniert‘s:<br />
Das Projekt „rund um’s moor“ hat ideenreich und sehr flexibel auf wirtschaftliche und<br />
landschaftliche Veränderungen in der Region reagiert. Die Umstellung von intensiv bewirtschafteten<br />
Äckern auf extensiv beweidetes Grünland und die Unterschutzstellung<br />
des Moores wurden als Antrieb für neue Entwicklungen genutzt. Die AkteurInnen<br />
des Vereins „rund um’s moor“ haben es geschafft, ihre eigene Erkenntnis, dass sich<br />
ein wertvoller Lebensraum direkt vor ihrer Haustüre befindet, weiterzugeben und das<br />
Zickentaler Moor für Einheimische wie auch Gäste erlebbar zu machen.<br />
Authentizität, Beteiligung<br />
& Identifikation<br />
Die sehr gelungene Vermarktung des Fleisches der Moorochsen, der in Gemeinschaft<br />
mit der lokalen Bevölkerung entstandene <strong>Erlebnis</strong>weg, der „Garten der Sinne“ und die<br />
vielen anderen kleinen <strong>Erlebnis</strong>orte sind attraktive Angebote für Einheimische und BesucherInnen.<br />
So trägt das Projekt auch zur touristischen Belebung der Kleinregion bei.<br />
Touristisches Angebot<br />
Der „Zickentaler Moorochse“ hat mittlerweile einen sehr hohen Bekanntheitsgrad erreicht.<br />
Das Projekt ist seit 2005 auch in die „Genuss Region Österreich“ aufgenommen.<br />
Marketing<br />
Der Verein arbeitet kontinuierlich an einer Erweiterung des Angebots. Die Erhaltung<br />
und Neuanlage wird in Eigenarbeit geleistet und ist ein wichtiger Faktor für den Zusammenhalt<br />
der Beteiligten. Auch hier besteht kein starres Gebilde, sondern Lebendigkeit<br />
mit Raum für Ideen engagierter Menschen, die diese auch umsetzen wollen.<br />
Lebendigkeit<br />
Durch die Verbindung von Naturschutzanliegen mit einem touristischen Angebot<br />
liefert das Projekt ein wertvolles Beispiel für die Kooperation von Landwirtschaft und<br />
Naturschutz im Rahmen einer nachhaltigen Regionalentwicklung.<br />
„Das Projekt vereint in einmaliger Weise Naturschutz,<br />
ökologisch wertvolle Landwirtschaft, Gewerbebetriebe,<br />
Tourismus, öffentliche Hand und Gemeinden sowie private<br />
Naturliebhaber und Vereine. Wir bewahren die wertvolle<br />
Natur und wir nutzen ihre wunderbaren Schätze.“<br />
D r. Jü r g e n Fr a n k , Pr o j e k t l e i t e r<br />
Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 27
Von Beispielen lernen<br />
Regionale Wertschöpfung<br />
Bildungsstätte<br />
Identifikation<br />
N<br />
N<br />
Das bringt´s der Region:<br />
Die Landwirte erzielen über die Naturschutzförderungen und die Vermarktung der<br />
Moorochsen ein nachhaltig gesichertes Einkommen und zumindest die gleichen Erträge<br />
wie in der konventionellen Landwirtschaft.<br />
Auch die Gastwirte, die das Zickentaler Moorochsenfleisch auf ihrer Speisekarte stehen<br />
haben, erkennen eine Belebung des Geschäfts.<br />
Einige Personen erzielen durch Führungen, andere Personen durch geleistete Instandhaltungsarbeiten<br />
ein kleines Taschengeld zur Verbesserung ihres Einkommens.<br />
Das Moor hat einen hohen pädagogischen Wert für die Schulen in der Region, die<br />
eifrig am Führungsangebot teilnehmen.<br />
Der <strong>Erlebnis</strong>weg wird auch von Einheimischen genutzt, die sich dank der frühen Einbindung<br />
in das Projekt damit identifizieren und stolz auf „ihr“ Moor sind.<br />
Die Besonderheiten der Region wurden erkannt, das Potenzial, diese in die regionale<br />
Wertschöpfung einfließen zu lassen, gemeinsam mit allen Beteiligten genutzt. D<br />
N<br />
„Qualität ist die Summe aller Bemühungen. Rindfleisch kann man überall<br />
kaufen. Der Zickentaler Moorochse kommt aber aus der unmittelbaren<br />
Nachbarschaft. Das Projekt sorgt nachhaltig für die Erhaltung<br />
der Lebensqualität in der Region und das Fleisch ist einzigartig.“<br />
M a r k u s Le i t g e b, Ha u b e n w i r t „Zu m a lt e n We i n s t o c k “ in Ru d e r s d o r f<br />
N<br />
Das ist das Besondere<br />
R<br />
■ Vereinigung von Naturschutz, ökologisch orientierter Landwirtschaft, Gastronomie und Tourismus<br />
■ Nachhaltigkeit als Grundgedanke in allen Projektbereichen<br />
■ Regionale Wertschöpfung (Landwirtschaft, Gastronomie)<br />
■ Zusammenschluss lokaler AkteurInnen<br />
■ Intensive Einbindung der Bevölkerung, daher hohe Identifikation mit dem Projekt<br />
■ Engagiertes, lokales Projektteam<br />
■ Gute Finanzierungsgrundlage (LEADER)<br />
■ Eine Konzeption, die Erhalt und Erweiterung des Angebots von Anfang an berücksichtigt<br />
■ Ermöglichung von Veränderungen durch eine lebendige Struktur<br />
■ Zielgruppengerechtes Angebot (Schulen, Familien, …)<br />
■ Professionelles Marketing – Zickentaler Moorochsen als eigene Marke etabliert<br />
28 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region
Von Beispielen lernen<br />
Alchemilla–Kräuterprojekt<br />
im Biosphärenpark Großes Walsertal<br />
Kräuterwanderungen und Führungen durch Kräutergärten, Kräuterkurse, Kräuterprodukte<br />
Darum geht‘s<br />
Im Biosphärenpark Großes Walsertal wird seit 2006 altes Kräuterwissen wieder lebendig<br />
gemacht und mit neuen Ideen kombiniert. 13 Frauen aus unterschiedlichen<br />
Gemeinden des Biosphärenparks haben das „Alchemilla-Kräuterprojekt“ ins Leben<br />
gerufen: Man soll sie wieder sehen, wahrnehmen, riechen und schmecken können –<br />
die Kultur- und Wildkräuter der Region.<br />
Im Vordergrund steht die Gemeinschaft der am Projekt mitwirkenden Frauen. Ihr<br />
häufig verborgenes Wirken, ihre Intuition und ihr behutsamer Umgang mit der Natur<br />
werden durch gemeinsame Aktivitäten sichtbar gemacht. Dabei wird großer Wert<br />
auf das Miteinander und den Erfahrungsaustausch gelegt. Die Einmaligkeit jeder<br />
einzelnen Frau ist das Wesentliche. Eine jede von ihnen hat sich eine Medizinpflanze<br />
gewählt, mit der sie sich verbunden fühlt. Da gibt es den Efeu, das Gänseblümchen,<br />
Holunder, Kapuzinerkresse, Ringelblume, Lavendel, Rosen, Johanniskraut, Latsche,<br />
Walderdbeere, Quendel, Königskerze oder Thymian. Durch die Vermarktung von<br />
selbst hergestellten Produkten, die meist auf der ausgewählten Pflanze basieren, zum<br />
Lage<br />
R<br />
6 Gemeinden im Großen Walsertal<br />
(Vorarlberg): 6721 Thüringerberg,<br />
6722 St. Gerold, 6723 Blons, 6731<br />
Sonntag-Buchboden, 6733 Fontanella-<br />
Faschina, 6741 Raggal-Marul<br />
Ausgangspunkt:<br />
individuell<br />
Erreichbarkeit mit<br />
öffentlichen Verkehrsmitteln:<br />
• für die Wanderungen:<br />
Wanderbusse (Linienbusse), die zu<br />
den Hochalpen führen (können auch<br />
individuell bestellt werden)<br />
• für Gartenbesichtigungen:<br />
Die einzelnen Gemeinden sind mit<br />
Bussen erreichbar, die im Stundentakt<br />
fahren (Fahrplan auf www.vmobil.at)<br />
Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 29
Von Beispielen lernen<br />
<br />
Projektträger / Information<br />
Projektträger des Dynalp-Projekts:<br />
Biosphärenpark Management der<br />
REGIO Großes Walsertal<br />
Projektleiterin Netzwerk Alchemilla:<br />
Susanne Türtscher,<br />
E-Mail: susanne.tuertscher@gmx.at<br />
Organisatorisches:<br />
Ruth Moser (Biosphärenparkmanagerin)<br />
E-Mail: moser@grosseswalsertal.at<br />
X<br />
Facts<br />
Angebote:<br />
• Gartentage<br />
(Fixtermine und auf Anfrage)<br />
• Verschiedene Kräuterwanderungen<br />
(Fixtermine und auf Anfrage)<br />
• Kräutermenüs (Fixtermine)<br />
• Kräuterkochkurse, Kurse zur<br />
Seifen- und Salbenherstellung<br />
• Einmal jährlich Kräutertage<br />
(dreitägiges Fest)<br />
• Jahreskreisgruppe (geschlossenes<br />
Angebot; mehrere Treffen übers Jahr,<br />
Dauer 2 Jahre)<br />
• Kräuterprodukte<br />
Medien zur Vermittlung:<br />
Führungen, Broschüre, Website,<br />
Erzeugnisse aus eigener Produktion<br />
mit Alchemilla-Logo<br />
Zielgruppen:<br />
• Frauen aus der Region, um in dem<br />
Projekt mitzuwirken<br />
• alle Menschen, die ihre Mensch-<br />
Natur-Beziehung vertiefen wollen<br />
• UrlauberInnen<br />
Beispiel Johanniskrautöl, Heublumenbad, Lavendelbalsam oder diversen Kräutertees,<br />
haben die Frauen selbst bestimmte Erwerbsmöglichkeiten, die sich mit Familie und<br />
Landwirtschaft gut vereinbaren lassen.<br />
Das Wissen und die Wertschätzung für die Kräuter wollen die Frauen natürlich auch<br />
weitergeben: Sie öffnen, nach Absprache, ihre privaten Gärten, die alle einem bestimmten<br />
Thema gewidmet sind, zum Beispiel den Bergbauerngarten, den Garten<br />
der Vielfalt oder den Garten der Mystik. Es sind keine Schaugärten, sondern private<br />
Hausgärten, welche die Persönlichkeit und Interessen der einzelnen Frauen widerspiegeln.<br />
Wer mehr wissen möchte als nur die Namen der Kräuter, erfährt beispielsweise<br />
Näheres über die Wirkung verschiedener Kräuter in Tees oder bekommt Anregungen<br />
zur Herstellung von Salben, Ölen oder Seifen aus Kräuterextrakten. So lernen die<br />
BesucherInnen, dass Johanniskraut gut gegen leichte Depressionen oder Verstimmungen<br />
hilft oder bestimmte Thymiansorten ein gutes pflanzliches Heilmittel bei<br />
Hustenbeschwerden sind.<br />
Einige der Frauen führen die BesucherInnen auch auf Wanderungen durch unterschiedliche<br />
Orte des Großen Walsertals. Sie vermitteln dabei die örtlichen Besonderheiten,<br />
sammeln gemeinsam mit den TeilnehmerInnen Kräuter und erzählen die eine oder<br />
andere der zahlreichen Geschichten, die es über Kräuter gibt. Dabei steht ein bewusster<br />
Umgang mit der Natur, vor allem aber die sinnliche Naturerfahrung im Vordergrund.<br />
Im Anschluss wird aus den frisch gepflückten Kräutern ein Tee oder eine Mahlzeit<br />
bereitet. Eigene Kochseminare und Kräutertage ergänzen das Angebot. Für Personen,<br />
die tiefer in das Thema Kräuter eintauchen möchten, gibt es eine Jahreskreisgruppe,<br />
die gemeinsam über einen Zeitraum von zwei Jahren die Welt der Kräuter erkundet.<br />
Das Programm beinhaltet das Kennenlernen der Pflanzen im Verlauf der Jahreszeiten,<br />
wann sie ihre größte Wirkkraft entfalten, Kochen mit Kräutern, Veredeln und<br />
Haltbarmachen und auch Kräuterwanderungen, Räuchern, Medizinwanderungen,<br />
Rituale und christliche Mystik.<br />
Einmal im Jahr wird in Buchboden, einem der Orte des Großen Walsertals, ein großes<br />
Kräuterfest veranstaltet, in dem das vielfältige Wirken der Frauen aus der Region<br />
und für die Region in seiner Gesamtheit sichtbar wird. Die offenen Gärten einzelner<br />
Kräuterfrauen, die im Rahmen der Veranstaltung besucht werden können, sind über<br />
die unterschiedlichen Orte im Tal verteilt.<br />
Von der Idee zum Alchemilla-Kräuterprojekt<br />
Projektidee<br />
Am Anfang war die Idee …<br />
Susanne Türtscher, die Frau des Regionalobmanns des Biosphärenparkmanagements,<br />
beschäftigt sich seit Kindheitstagen intensiv mit dem Thema Kräuter, ihrem Nutzen und<br />
ihrer Verarbeitung. Auf der Suche nach Impulsen für die Entwicklung der Region kam<br />
ihr der Gedanke, ein Kräuter-Projekt zu initiieren: Sie war davon überzeugt, dass ihr<br />
besonderes Wissen und ihre Freude an den Kräutern viele Frauen aus den Gemeinden<br />
des Tals ansprechen würde und sprach mit der Bezirksbäuerin, die durch ihre Funktion<br />
weiterhelfen konnte. Die Idee war, ein bis zwei Frauen aus jeder Gemeinde zu finden,<br />
die gern an dem Alchemilla-Projekt mitarbeiten wollten. Eine Idee, die rasch in die<br />
Praxis umgesetzt wurde.<br />
30 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region
Von Beispielen lernen<br />
… Klärung der Finanzierung<br />
Das Biosphärenparkmanagement, versiert im Thema Förderung, übernahm die Antragstellung.<br />
So wurden 50 % der Gesamtkosten über das Dynalp2-Programm bewilligt,<br />
die andere Hälfte übernahm der Biosphärenpark Großes Walsertal. Für die Start- und<br />
Pilotphase (Vermarktungsschiene für die Kräuterprodukte, Broschüre, Konzept für<br />
den Themenweg) des Alchemilla-Projektes stand in den Jahren 2006–2008 eine Fördersumme<br />
von etwa 20.000 Euro zur Verfügung.<br />
… das Projekt startet durch<br />
Vor allem die Koordination in der Vorbereitungs- und Pilotphase brauchte einen<br />
starken persönlichen Einsatz und viele Arbeitsstunden von Susanne Türtscher als<br />
Projektleiterin und Ruth Moser, der Managerin des Biosphärenparks. Die Frauen des<br />
Alchemilla-Projekts entwickelten während zahlreicher Treffen gemeinsam Ideen rund<br />
um das Thema Kräuter und erarbeiteten Vorschläge zu ihrer Umsetzung.<br />
Kosten & Finanzierung<br />
Dynalp2 ist ein eigenes Förderprogramm für den<br />
Alpenraum mit dem Schwerpunkt auf Projekte<br />
in Gemeinden, die einen konkreten Beitrag zur<br />
Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung und<br />
der Alpenkonven tion leisten. Die Themenbereiche<br />
umfassen u. a.: Regionale Wertschöpfung, soziale<br />
Handlungsfähigkeit, Schutzgebiete, Mobilität (sh.<br />
www.alpenallianz.org/de/projekte/dynalp)<br />
Umsetzung<br />
„Das war Pionierarbeit,<br />
genauso anstrengend<br />
wie sehr, sehr schön.“<br />
S u s a n n e Tü r t s c h e r , Pr o j e k t l e i t e r i n<br />
Um das Projekt und sein vielfältiges Angebot bekannt zu machen, wurden Informationen<br />
auf die Website des Biosphärenparks www.grosseswalsertal.at gestellt, Programmfolder<br />
und eine Broschüre zum Projekt erstellt, ein Logo sowie ein einheitliches<br />
Design für die Alchemilla-Produkte entwickelt.<br />
Marketing<br />
Ein großes Fest im Jahr 2007 unter dem Motto „Die Kräutertage in Buchboden“<br />
war der offizielle Startschuss für das Alchemilla-Kräuterprojekt. Eine Ausstellung<br />
bot einen guten Einblick in die Vielfalt an unterschiedlichen Kräuterprodukten und<br />
informierte über die Herstellungsprozesse. Zusätzlich dazu boten einige der Frauen<br />
Kräuter exkursionen an.<br />
Das sich über zwei Jahre erstreckende Programmangebot für die Jahreskreisgruppe<br />
konnte TeilnehmerInnen aus Vorarlberg sowie Deutschland und der Schweiz für sich<br />
begeistern.<br />
… lebendig bleiben<br />
Das Alchemilla-Projekt wird durch die Frauen auf vielfältige Weise präsentiert. Die selbst<br />
gefertigten Kräuterprodukte werden nicht nur ab Hof und zu den Festen, sondern auch<br />
im Tourismusbüro, Biosphärenparkbüro, in manchen Hotels und im neu eröffneten „Haus<br />
Walserstolz“ in Sonntag, das auch eine Sennerei und eine Biosphärenparkausstellung<br />
Präsenz in der Region<br />
Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 31
Von Beispielen lernen<br />
beherbergt sowie von den Kräuterfrauen selbst auf verschiedenen Bauernmärkten angeboten.<br />
Im Sinne der Nachhaltigkeit wird großer Wert darauf gelegt, dass nur saisonal,<br />
nach Verfügbarkeit, Kraft und Zeit der Herstellerinnen produziert wird.<br />
Partnerbetriebe, zum Beispiel ein Hotel, bewerben das Alchemilla-Kräuterprojekt als<br />
touristisches Angebot.<br />
Erweiterung<br />
des Angebots<br />
c LEADER, S. 47<br />
Weiterbildung<br />
Professionelle<br />
Unterstützung<br />
Laufende Kosten<br />
Besucherauslastung<br />
Um das bisherige Angebot zu erweitern, soll ein Kräuter-Themenweg entstehen, der<br />
auf vielfältige Weise das Thema Wild- und Kulturkräuter in der Region vermitteln<br />
soll. Ein Konzept dazu ist bereits erstellt und wurde ebenfalls mit Mitteln aus der<br />
Projektförderung des Dynalp2-Programms finanziert. Die Errichtung wird über das<br />
LEADER-Programm gefördert.<br />
Um ihr Wissen, aber auch Techniken zur Vermittlung zu erweitern, nehmen die Frauen<br />
regelmäßig an internen Weiterbildungen teil oder sie besuchen externe Kurse, die<br />
thematisch relevant sind. So macht zum Beispiel eine der Frauen zur Zeit eine Ausbildung<br />
in Kräuterpädagogik.<br />
Die meisten der Alchemilla-Kräuterfrauen sind in der Landwirtschaft tätig und haben<br />
Familien zu versorgen. Zeit ist also ein knappes Gut. Sie erhalten daher vom Biosphärenparkmanagement<br />
Unterstützung bei der Terminkoordination für die Führungen<br />
oder bei der Erstellung von Pressetexten.<br />
Um die laufenden Kosten decken zu können, werden für die Exkursionen und Gartentage<br />
entsprechende Beiträge festgesetzt. Die Produkte werden zu von den Kräuterfrauen<br />
selbst festgelegten Preisen verkauft. Ein geringer Teil der Einnahmen aus<br />
dem Produktverkauf wird für das Projekt auf die Seite gelegt. Zusätzlich hat die Gemeinschaft<br />
des Alchemilla-Projekts einen symbolischen Beitrag von 20 Euro pro Jahr<br />
und Mitglied festgesetzt. Durch dieses kleine Budget wird gewährleistet, dass allfällige<br />
Kosten für den Neudruck von Broschüren etc. gedeckt sind.<br />
Die Besucherzahlen der letzten Jahre erfüllten die Erwartungen bei weitem. Die Gartentage<br />
waren ebenso wie die 30 Fachexkursionen, die 2008 stattfanden, sehr gut besucht.<br />
32 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region
Von Beispielen lernen<br />
Neben den touristischen Angeboten gibt es eine Initiative des Netzwerks, die den Frauen<br />
sehr am Herzen liegt: An bestimmten Tagen sammeln die Frauen Kräuter, mischen<br />
diese gemeinsam und bieten die Mischung dann als „Frauentee“ zum Verkauf an.<br />
Der Erlös kommt einer in Not geratenen Frau im Tal zu Gute.<br />
Gemeinschaft<br />
„Es lohnt sich!<br />
Es ist Arbeit und Freude.<br />
Eine Herzensangelegenheit!“<br />
S u s a n n e Tü r t s c h e r , Pr o j e k t l e i t e r i n<br />
Deshalb funktioniert´s<br />
Es ist die starke Identifikation der Alchemilla-Kräuterfrauen mit ihrem Projekt, die<br />
Bindung an ihre Region und die Freude am gemeinsamen Entwickeln von Ideen. Es<br />
ist kein für touristische Zwecke entstandenes Netzwerk, sondern in erster Linie die<br />
Chance für Frauen des Großen Walsertals, sich einem Thema zu widmen, das ihnen<br />
am Herzen liegt. Dies zeigt sich auch in der Anerkennung ihres Wirkens im Großen<br />
Walsertal, die ihnen von Einheimischen und Gästen entgegengebracht wird. Durch<br />
die ganzheitliche Herangehensweise an das Thema Wild- und Kulturkräuter ist dieses<br />
Naturerlebnisangebot auf vielen Ebenen verankert.<br />
Identifikation<br />
Eine Wanderung am Morgen, von den ersten Sonnenstrahlen des Tages begleitet, um<br />
die Wildkräuter dort zu entdecken, wo sie wachsen, und anschließend einen heißen<br />
Tee daraus zu bereiten, hinterlässt sicher eine bleibende, schöne Erinnerung. Sich mit<br />
dem Thema Wild- und Kulturkräuter zu beschäftigen geht hier weit über die reine Wissensvermittlung<br />
hinaus. Und es ist einfach viel schöner, die Dinge, über die man etwas<br />
lernen möchte, anzufassen und zu probieren. Aber auch das Erfahren der Gemeinschaft<br />
der Frauen stellt für die BesucherInnen ein beeindruckendes <strong>Erlebnis</strong> dar.<br />
<strong>Erlebnis</strong>wert<br />
Die Gemeinschaft der Frauen konnte über die vergangenen Jahre zusammen wachsen.<br />
Eine besondere Form der geleiteten Gesprächsführung, bei der das Zuhören und der<br />
Dialog im Vordergrund stehen, ist die Basis für einen respektvollen Umgang innerhalb<br />
des Projektteams, der es allen Beteiligten ermöglicht, eigene Ideen und Impulse<br />
einzubringen.<br />
Team<br />
Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 33
Von Beispielen lernen<br />
Lebendigkeit<br />
c Lebendig bleiben, S. 31<br />
Dadurch bleibt das Projekt lebendig, Veränderungen werden möglich und es kommt<br />
zu einer laufenden Erweiterung des Projektangebotes wie beispielsweise durch die<br />
geplante Errichtung eines Kräuter-Themenweges.<br />
Das bringt´s der Region<br />
Selbstverwirklichung<br />
Regionale<br />
Wertschöpfung<br />
Durch gemeinsame Anstrengungen von einigen BewohnerInnen des Biosphärenparks<br />
ist ein lebendiges Projekt entstanden, welches dazu beiträgt, dass die Frauen neben<br />
Beruf und Familienalltag eine zusätzliche, selbst bestimmte Tätigkeit haben. Dies hat<br />
zu einer Steigerung des Selbstwertes der Frauen geführt.<br />
Durch den Verkauf der eigenen Produkte kann sich jede Frau einen geringen Nebenverdienst<br />
sichern, gleichzeitig tritt durch das erfolgreiche Marketing auch eine Wertschöpfung<br />
für regionale Betriebe ein. Die unterschiedlichen Programmangebote bringen<br />
mehr BesucherInnen ins Tal. Kooperationen wie zum Beispiel mit einem Partnerhotel,<br />
das die Kräuter verarbeitet, finden großen Zuspruch. Zusätzlich werden durch die<br />
Aktivitäten auch andere Frauen aus der Region dazu angeregt, sich mit Kräutern zu<br />
beschäftigen. <br />
D<br />
Das ist das Besondere<br />
R<br />
■ Gemeinschaftsprojekt, um Frauen aus der Region zu stärken, zu vernetzen und mit<br />
einem interessanten Thema für die Region zu begeistern<br />
■ Sehr engagiertes, regionales Team<br />
■ Stark ganzheitliche Ausprägung (bewusster Umgang mit der Natur, alle Sinne ansprechend)<br />
■ Mehr als reine Dienstleistung für touristische Zwecke<br />
■ Integration von kompetenten AnsprechpartnerInnen und ExpertInnen<br />
■ Gute Vernetzung und gegenseitige Unterstützung<br />
■ Nutzung lokaler Ressourcen (Landschaft, Hausgärten, Pflanzen der Region)<br />
■ Regelmäßige Veranstaltungen und ständige Erweiterung des Angebotes<br />
■ Regelmäßige Berichterstattung in den Medien<br />
■ Funktionierendes Finanzierungskonzept<br />
■ Weiterbildung der beteiligten Frauen, z. B. zur Kräuterpädagogin<br />
■ Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
34 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region
Von Beispielen lernen<br />
Natura Trail Hochwienerwald<br />
Wander- und Naturerlebnisweg<br />
Darum geht‘s<br />
Entlang des alten Hochwienerwaldweges führt der Natura Trail Hochwienerwald über<br />
die beiden höchsten Wienerwaldgipfel Schöpfl und Gföhlberg durch eine abwechslungsreiche<br />
Kulturlandschaft.<br />
Die vielfältigen Lebensräume entlang des Weges sind Heimat einer artenreichen Fauna<br />
und Flora. Besonders vielfältig ist die Vogelwelt mit 150 Brutvogelarten, darunter<br />
beispielsweise alle 10 europäischen Spechtarten.<br />
Lage<br />
R<br />
3053 Brand-Laaben (Niederösterreich)<br />
Ausgangspunkt:<br />
Hauptplatz von Laaben<br />
Erreichbarkeit mit<br />
öffentlichen Verkehrsmitteln:<br />
wochentags regelmäßige Busverbindung<br />
Ein handlicher Folder dient als Wegweiser und erzählt zugleich über charakteristische<br />
Tiere und Pflanzen, die entlang des Weges vorkommen, sowie über spannende ökologische<br />
Zusammenhänge wie das Miteinander von Bäumen und Pilzen oder die Rolle<br />
von Totholz. Zusätzlich erfahren die<br />
LeserInnen Wissenswertes über den<br />
Schutz des Gebietes, das zum einen<br />
als europäisches Vogelschutzgebiet Teil<br />
des EU-weiten Natura 2000 Schutzgebietsnetzwerks<br />
ist, zum anderen auch<br />
als Landschaftsschutzgebiet und Biosphärenpark<br />
einen besonderen Schutz<br />
genießt.<br />
Projektträger / Information<br />
Gemeinde Brand Laaben<br />
Laaben 100, 3053 Brand-Laaben<br />
Information / Projektleitung<br />
<strong>Naturfreunde</strong> <strong>Internationale</strong>,<br />
Diefenbachgasse 36, 1150 Wien<br />
www.naturatrails.net<br />
<br />
<br />
Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 35
Von Beispielen lernen<br />
Natura Trails<br />
R<br />
Natura Trails © sind von der UNESCO im Rahmen der Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung<br />
ausgezeichnete Themenwege durch für eine sanfte Freizeitnutzung besonders geeignete Schutzgebiete.<br />
Die Informationsvermittlung erfolgt über handliche Folder, über ein Geocoaching-Tool auf<br />
www.naturatrails.net, das den Download von GPS Daten und Zusatzinfos ermöglicht, sowie über<br />
sparsam eingesetzte Infotafeln vor Ort. 2004 von der <strong>Naturfreunde</strong> <strong>Internationale</strong> als Pilotprojekt<br />
initiiert und seit 2006 in Kooperation mit den <strong>Naturfreunde</strong>n Österreich und der Österreichischen<br />
Bundesforste AG durchgeführt, stehen Natura Trails mittlerweile als Marke für eine natur- und<br />
umweltverträgliche Freizeitgestaltung. Zugleich unterstützen Natura Trails auch die Kommunikation<br />
der Anliegen eines modernen, menschennahen Naturschutzes in den Gemeinden<br />
und Regionen und geben Impulse für eine nachhaltige Regionalentwicklung durch die<br />
Förderung eines sanften Tourismus.<br />
Entlang des Weges informieren Übersichtstafeln über den Wegverlauf<br />
und über die Besonderheiten der Tier- und Pflanzenwelt. Zusätzliche<br />
Informationen sowie die GPS-Daten zum Wegverlauf sind auf der Projektwebsite<br />
www.naturatrails.net verfügbar.<br />
Von der Idee zum Natura Trail Hochwienerwald<br />
Projektidee<br />
Am Anfang war die Idee …<br />
Als Bernhard Baumgartner, Wanderbuchautor, Naturliebhaber und Wanderer aus Leidenschaft,<br />
vom Natura Trail Projekt der <strong>Naturfreunde</strong> erfuhr, war für ihn sofort klar:<br />
Auch durch seinen Wiesenwienerwald, den südwestlichen Ausläufer des Wienerwaldes<br />
mit einer abwechslungsreichen Kulturlandschaft, sollte ein Natura Trail beschrieben<br />
werden, um die vielfältige Landschaft mit ihrer charakteristischen Tier- und Pflanzenwelt<br />
für die BesucherInnen erlebbar zu machen.<br />
Da die Natura Trails immer zumindest zum Teil durch Schutzgebiete verlaufen, war<br />
auch der Wegverlauf bald geklärt: Von Laaben aus geht es auf dem alten Hochwienerwaldweg<br />
über den Gföhlberg zur Klammhöhe, durch ein Gebiet, das als Natura<br />
2000-Gebiet, Landschaftsschutzgebiet und Biosphärenpark unter Schutz steht, und<br />
dann weiter über den Gföhlberg und durch die abwechslungsreiche Wiesenlandschaft<br />
westlich des Laabentales zurück nach Laaben. Die recht anspruchsvolle Wanderung<br />
von insgesamt sieben bis acht Stunden kann an mehreren Stellen unterbrochen bzw.<br />
in Teiletappen aufgeteilt werden.<br />
Die Gemeinde Brand-Laaben war von der Idee eines eigenen Natura Trails ebenso<br />
rasch überzeugt wie die Ortsgruppe Eichgraben der <strong>Naturfreunde</strong> Österreich, deren<br />
Vorsitzender Leopold Dworak das Projekt von Anfang an engagiert unterstützte.<br />
Bereits zu Beginn sahen die VertreterInnen der Gemeinde die Chance, die der Natura<br />
Trail als zusätzliches touristisches Angebot bot, indem er die Attraktivität einer traditionellen<br />
Tagesausflugsregion steigert und so auch zur regionalen Wertschöpfung<br />
beiträgt.<br />
36 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region
Von Beispielen lernen<br />
„Ich erwarte mir, dass der Natura Trail Bewährtes, vielleicht<br />
ein wenig in Vergessenheit Geratenes belebt, mehr Besucher<br />
in unsere Gemeinde bringt, also den Tagestourismus ankurbelt.<br />
Mehr Besucher sind mehr Gäste für unsere Gastronomie<br />
… Diese kann so leichter aufrechterhalten werden und<br />
sorgt für lokale Wertschöpfung und Arbeitsplätze – und auch<br />
für lokale Lebensqualität.“<br />
H e l m u t Li n t n e r , Bü r g e r m e i s t e r Br a n d -La a b e n<br />
I Lichtenecker (2007)<br />
… Klärung der Finanzierung<br />
Das Projekt Natura Trail Hochwienerwald wurde von der Gemeinde Brand-Laaben beim<br />
Niederösterreichischen Landschaftsfonds eingereicht, der eine Finanzierung von 82 %<br />
der Projektgesamtkosten zusagte. Die restlichen 18 % wurden von der Gemeinde als<br />
Eigenmittel in Form von Arbeitszeiten übernommen. Die überregionale Pressearbeit<br />
floss in Form von Eigenmitteln der <strong>Naturfreunde</strong> <strong>Internationale</strong>, die von der Gemeinde<br />
mit der Durchführung des Projekts beauftragt wurde, in das Projekt ein.<br />
Finanzierung<br />
c Finanzierung, S. 44<br />
Der Natura Trail Hochwienerwald wurde am 1. Oktober 2007 offiziell eröffnet. Die<br />
Gesamtkosten für die inhaltliche Arbeit sowie Grafik und Druck von Foldern und<br />
Infotafeln lagen bei rund 8.000 Euro und zahlreichen unentgeltlich geleisteten Arbeitsstunden<br />
von Seiten regionaler AkteurInnen (Bernhard Baumgartner, Ortsgruppe<br />
Eichgraben der <strong>Naturfreunde</strong> Österreich).<br />
Kosten<br />
Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 37
Von Beispielen lernen<br />
„Dank der ausgezeichneten Ortskenntnisse der<br />
am Projekt beteiligten Personen ist es uns gelungen,<br />
die Besonder heiten der Region zu beschreiben und so<br />
an die Besucherinnen und Besucher weiterzugeben.“<br />
P r o j e k t l e i t e r i n An d r e a Li c h t e n e c k e r<br />
Umsetzung<br />
c www.naturatrails.net<br />
… das Projekt startet durch<br />
Mit der Durchführung des Projekts wurde die <strong>Naturfreunde</strong> <strong>Internationale</strong> beauftragt,<br />
die seit 2004 bislang 22 Natura Trails durch Österreichs Schutzgebiete erfolgreich<br />
etabliert hat. Besonders wertvoll war jedoch die Unterstützung regionaler AkteurInnen,<br />
allen voran der Initiator des Projekts Bernhard Baumgartner, der Vorsitzende der<br />
<strong>Naturfreunde</strong> Eichgraben Leopold Dworak, der auch das entlang des Natura Trails<br />
gelegene „Gföhlberghaus“ bewirtschaftet, sowie der Bürgermeister der Gemeinde<br />
Brand-Laaben Helmut Lintner mit seinen MitarbeiterInnen.<br />
Pressearbeit<br />
… feierliche Eröffnung<br />
Der Natura Trail Hochwienerwald wurde am 1. Oktober 2007 im Beisein der damaligen<br />
niederösterreichischen Naturschutzlandesrätin Karin Kadenbach eröffnet.<br />
Im Anschluss an die offizielle Eröffnung fand eine geführte Wanderung statt, auf der<br />
auch die Einheimischen neues über ihre Region erfuhren.<br />
Die intensive Pressearbeit im Zuge der Eröffnungsveranstaltung führte zu einer regen<br />
Berichterstattung in regionalen und überregionalen Medien.<br />
38 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region
Von Beispielen lernen<br />
Deshalb funktioniert´s<br />
Die Kombination von unterschiedlichen Informationsmedien – vom spannend aufbereiteten<br />
Natura Trail Folder über die Übersichtstafeln vor Ort bis hin zum Web-basierten<br />
Geocoaching Tool – spricht ein breit gestreutes Zielpublikum an.<br />
Multimediale Vermittlung<br />
Die gelungene Kombination von landschaftsbezogenen Themen (Tiere, Pflanzen,<br />
Lebens räume, aber auch die Geologie sowie die historische Entwicklung der Region<br />
mit ihrem Einfluss auf das Landschaftsbild) begleiten die BesucherInnen bei ihrer<br />
Wanderung durch die reizvolle Region des westlichen Wienerwaldes. Zugleich werden<br />
auch naturschutzrelevante Themen mittransportiert und um Verständnis für den<br />
Schutz der Natur geworben.<br />
Bewusstseinsbildung<br />
Der Natura Trail Hochwienerwald zeigt auf beispielhafte Weise, wie mit relativ geringem<br />
finanziellem Aufwand das Naturerleben in der Region gefördert werden kann.<br />
Beispielhaft ist ebenso die Nutzung der bereits vorhandenen Ressourcen wie des bestehenden<br />
Wanderweges und des umfassenden Wissens der regionalen Experten.<br />
Bestehende Ressourcen<br />
„Wenn ich auf meinen Wanderungen Leute treffe,<br />
so sind sie sehr angetan vom Natura Trail.“<br />
W a n d e r b u c h a u t o r Be r n h a r d Ba u m g a r t n e r<br />
„Mir gefällt am Natura Trail, dass das Rad nicht neu erfunden<br />
wird, sondern neu verpackt – der alte Hochwienerwaldweg<br />
kann neu entdeckt werden, man erfährt auch Neues über<br />
die Umgebung und die Natur hier. … Auch den Einheimischen<br />
wird sicher wieder mehr bewusst, in welcher schönen<br />
Umgebung sie leben.“<br />
H e l m u t Li n t n e r , Bü r g e r m e i s t e r Br a n d -La a b e n<br />
Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 39
Von Beispielen lernen<br />
Authentizität<br />
Beteiligung /<br />
Identifikation<br />
Durch die intensive Auseinandersetzung mit der Region und ihren Besonderheiten<br />
wurde ein authentisches Angebot entwickelt, das sowohl für die einheimische Bevölkerung<br />
als auch für BesucherInnen interessant ist.<br />
Gut gelungen ist auch die Einbindung von zahlreichen lokalen AkteurInnen (Vereine,<br />
Gemeinden, Privatpersonen), die sich daher mit dem Weg identifizieren und nun auch<br />
wieder mit offenen Augen die Schönheiten ihrer Heimat betrachten.<br />
Das bringt´s der Region<br />
regionale<br />
wertschätzung<br />
Klimaschutz<br />
Akzeptanz des<br />
Naturschutzes<br />
Der Natura Trail lockt einerseits Ausflugsgäste an und motiviert andererseits auch die<br />
einheimische Bevölkerung zur Freizeitgestaltung in der Region. Davon profitieren die<br />
entlang des Natura Trails gelegenen Gasthäuser. Eine umwelt- und naturverträgliche<br />
Freizeitgestaltung in der Region kommt darüber hinaus auch der Reduktion des motorisierten<br />
Freizeitverkehrs und somit dem Klimaschutz zu Gute.<br />
Zusätzlich trägt der Natura Trail auch zur Hebung des Bewusstseins für das europaweite<br />
Natura 2000-Schutzgebietsnetzwerk und für den Biosphärenpark Wienerwald bei,<br />
zwei Initiativen, die gleichermaßen den Schutz der hohen biologischen Vielfalt durch<br />
eine sorgsame und nachhaltige Nutzung zum Ziel haben, die auf die Bedürfnisse von<br />
Mensch und Natur Rücksicht nimmt. <br />
D<br />
Das ist das Besondere<br />
R<br />
■ In der Region entstandene Projektidee, die von regionalen AkteurInnen getragen wird<br />
■ Aufbereitung eines authentischen Themas<br />
(landschaftliche Besonderheiten des Hochwienerwaldes)<br />
■ Nutzung lokaler Ressourcen (Landschaft, bestehender Wanderweg, Vereine, Privatpersonen, …)<br />
■ Integration eines kompetenten Experten (Gebietskenner und Wanderbuchautor)<br />
■ Förderung eines Großteils der Projektkosten aus nationalen Mitteln mit geringem administrativem<br />
Aufwand (Niederösterreichischer Landschaftsfonds)<br />
■ Relativ geringe Projektkosten<br />
■ Identifikation der lokalen Bevölkerung mit dem Weg – hohe Wertschätzung, Stolz<br />
■ Gutes Marketing (großes Eröffnungsfest mit Naturschutzlandesrätin, Website, Folder,<br />
Berichte in regionalen und überregionalen Medien)<br />
■ Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
40 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region
Von Beispielen lernen<br />
So wird’s gemacht<br />
Wie Natur zum <strong>Erlebnis</strong> wird<br />
Sie möchten in Ihrer Gemeinde ein Naturerlebnisangebot etablieren? Das Angebot<br />
soll spannend und authentisch sein, BesucherInnen anlocken und Spaß machen? Aber<br />
wie gehen Sie vor, was müssen Sie beachten?<br />
Individuelle Lösungen<br />
Es gibt nicht das Patentrezept oder den Prototypen eines erfolgreichen Naturerlebnisangebotes.<br />
Jedes Thema, jeder Standort ist anders, keine Gemeinde gleicht der anderen.<br />
Daher braucht es immer individuelle Lösungen, abgestimmt auf die jeweilige<br />
Situation vor Ort.<br />
Ein Grundsatz gilt jedoch für jedes Angebot: Den Gästen muss ein kurzweiliges und<br />
spannendes <strong>Erlebnis</strong> in der Natur- bzw. Kulturlandschaft geboten werden. Denn zufriedene<br />
BesucherInnen sind der beste Indikator für ein erfolgreiches Angebot. Noch besser<br />
ist es natürlich, wenn man es zusätzlich schafft, mit dem Angebot Naturschutzthemen<br />
zu transportieren und das Bewusstsein der BesucherInnen für die Natur und die Landschaft<br />
zu schärfen. Doch selbst dann bleibt noch die Herausforderung, das Angebot so<br />
zu gestalten, dass es auch zukünftig lebendig bleibt und die BesucherInnen zu einem<br />
Wiederkommen motiviert.<br />
Erfolgsindikatoren<br />
c Deshalb funktioniert’s,<br />
S. 21, 27, 33, 39<br />
Das nachfolgende Kapitel gibt einen Überblick über einige wichtige Grundlagen, die<br />
bei der Konzeption und Etablierung eines Naturerlebnisangebotes zu beachten sind.<br />
Was soll mit dem Naturerlebnisangebot erreicht werden?<br />
Es muss nicht ausschließlich der Naturschutzgedanke sein, der<br />
zur Etablierung eines Naturerlebnisangebotes führt. Die<br />
Steigerung der Lebensqualität in der Gemeinde und der<br />
regionalen Identität oder die Stärkung eines umweltverträglichen<br />
Tourismus können ebenso Beweggründe sein.<br />
Prestige- und Wettbewerbsdenken, persönliche Selbstdarstellung<br />
oder politische Imagepflege sind hingegen keine<br />
Basis für ein langlebiges und erfolgreiches Angebot.<br />
c Was bringt es den Gemeinden /<br />
Regionen? S. 10<br />
Bevor mit der konkreten Planung begonnen wird, ist es notwendig<br />
sich klarzumachen, welche Ziele mit dem Angebot angestrebt werden sollen.<br />
Die Aufbereitung und Umsetzung des Themas richtet sich nach den Zielsetzungen.<br />
Ein Angebot, das ausschließlich die lokale Bevölkerung ansprechen soll, braucht eine<br />
andere Umsetzung und ein anderes Marketingkonzept als eines, das Gäste in die Region<br />
bringen soll. Für einen Themenweg, den vor allem die lokale Bevölkerung oder<br />
Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 41
So wird’s gemacht<br />
Zielformulierung<br />
Abstimmung mit<br />
vorhandenen Angeboten<br />
Stammgäste besuchen, würden beispielsweise austauschbare Module die Möglichkeit<br />
bieten, immer wieder neue Informationen zur Verfügung zu stellen.<br />
Die Anlage von Naturerlebnisangeboten kann auch zu Kooperationen von mehreren<br />
Gemeinden aus einer Region führen. Unerlässlich ist es auf jeden Fall, die einzelnen<br />
Angebote in der Region aufeinander abzustimmen – sie sollen sich ergänzen und<br />
nicht konkurrenzieren.<br />
Welche Besonderheiten hat die Gemeinde?<br />
Das geeignete Thema<br />
Die Suche nach dem richtigen Thema braucht viel Zeit, schließlich sollte es außergewöhnlich<br />
und originell sein. Es muss zur Region passen, umsetzbar sein und von<br />
der Bevölkerung mitgetragen werden. Werden Themen aufgegriffen, die keinen<br />
Bezug zur Region haben, besteht die Gefahr, dass sich das Angebot in der Masse<br />
der zahlreichen Naturerlebnisangebote verliert. Hingegen erlauben lokale Themen<br />
das Herausstreichen des so genannten „Alleinstellungsmerkmals“, einem wichtigen<br />
Baustein des Marketings. Authentische Angebote, die sich auf die regionstypischen<br />
Besonderheiten beziehen, eignen sich außerdem besser dazu, das Regionalbewusstsein<br />
zu stärken und können Beiträge zur Erhaltung des kulturellen Erbes und zum Aufbau<br />
eines Regionsimages leisten.<br />
Authentizität<br />
Ideen zum Thema liefert eine Dokumentation des Landschafts- und Naturraumes, der<br />
kulturellen Besonderheiten und historischen Entwicklung. Eine besonders hilfreiche<br />
Quelle bei der Suche nach Themen sind Personen aus der Region, die altes, lokales<br />
Wissen besitzen. Sie kennen oft Anekdoten, Sagen, historische Ereignisse oder bedeutsame<br />
Orte.<br />
Mit einer guten Idee und einem kreativen Konzept lassen sich in jeder Region Themen<br />
und Inhalte finden, die sich für die Entwicklung eines authentischen Naturerlebnisangebotes<br />
eignen.<br />
Links:<br />
Am Baumkronenweg<br />
in Kopfing<br />
(OÖ) lässt sich der<br />
Wald aus einer<br />
unbekannten Perspektive<br />
erleben<br />
Rechts:<br />
Eine attraktive<br />
Wegeführung<br />
erhöht das Landschaftserlebnis<br />
42 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region
So wird’s gemacht<br />
Der geeignete Standort / Wegverlauf<br />
Ist das Thema festgelegt, gilt es die optimale Route bzw. den optimalen Standort für<br />
das Angebot zu finden. Dem Weg fällt die Aufgabe zu, Landschafts- und Erholungserlebnisse<br />
zu vermitteln und die BesucherInnen zu den naturräumlichen und / oder<br />
kulturellen Besonderheiten der Gemeinde zu führen. Die Ausweisung eines optimalen<br />
Wegverlaufes setzt eine ausführliche Bestandesaufnahme voraus. Zu erheben sind<br />
dabei naturräumlich (z. B. Feuchtgebiete, Magerwiesen, naturnahe Wälder) und / oder<br />
kulturhistorisch spannende Orte, die bereits vorhandene Erholungsinfrastruktur (Bänke,<br />
Aussichts- und Ruheplätze, Spielmöglichkeiten), die angrenzenden Nutzungen – um<br />
Nutzungskonflikte von Anfang an auszuschließen – und die Erreichbarkeit, vorzugsweise<br />
mit umweltfreundlichen Verkehrsmitteln wie Bahn, Bus oder Fahrrad.<br />
Wenn möglich, sollten bereits vorhandene Wege genützt werden, da eine Neuanlage<br />
meist hohe Kosten verursacht und einen zusätzlichen Eingriff in die Landschaft darstellt.<br />
Allerdings bieten vor allem Forst- und landwirtschaftliche Wege nicht immer<br />
ein optimales Landschaftserlebnis, da sie rein aus Bewirtschaftungsgründen angelegt<br />
wurden. Rundwege haben im Gegensatz zu Zielwegen den Vorteil, dass die BesucherInnen<br />
wieder zum Ausgangspunkt zurückkommen.<br />
Die Länge und der Schwierigkeitsgrad eines Weges müssen immer an die Bedürfnisse<br />
der Zielgruppe angepasst sein. Ein 10 km langer Rundweg mit 1000 m Höhenunterschied<br />
ist für Familien ebenso wenig attraktiv wie für Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung.<br />
Sportlich ambitionierte Wanderer werden sich wiederum auf einem<br />
in der Ebene verlaufenden Güterweg langweilen.<br />
Soll das Angebot in einem Schutzgebiet etabliert werden, hat der Schutz empfindlicher<br />
Lebensräume oder seltener Tier- und Pflanzenarten oberste Priorität. In diesem<br />
Fall sollten immer auch NaturschutzexpertInnen in die Auswahl des Standorts bzw.<br />
des Wegverlaufs miteinbezogen werden!<br />
Potentialanalyse<br />
Nutzung<br />
vorhandener Wege<br />
Anpassung an<br />
Zielgruppe<br />
Besucherlenkung<br />
Wen soll das Naturerlebnisangebot ansprechen?<br />
Das Zielpublikum bestimmt die Gestaltung, die inhaltliche Aufbereitung, die Medien die<br />
eingesetzt werden und den Bedarf an Infrastruktur. Gibt es keine Zielgruppendefinition<br />
sind die Inhalte und Darstellungsweisen der verschiedenen Angebote häufig sehr subjektiv<br />
gefärbt und entsprechen nicht immer den Erwartungshaltungen der BesucherInnen.<br />
Definition der Zielgruppe<br />
Was bringen mit lateinischen Fachbegriffen gespickte, wissenschaftliche Führungen<br />
oder dicht beschriebene Informationstafeln, wenn Familien mit Kindern angesprochen<br />
werden sollen? Was nützt die aufwändigste interaktive Installation, wenn sie für die<br />
Zielgruppe nicht bedienbar oder uninteressant ist? Und was nützt eine wissenschaftlich<br />
fundierte Beschreibung eines Wanderweges, die für die in der Regel nicht mit dem<br />
entsprechenden Fachwissen ausgestatteten BesucherInnen unverständlich bleibt?<br />
Kinder sind generell eine anspruchsvolle Zielgruppe. Angebote, die zum spielerischen,<br />
aktiven Wahrnehmen und Lernen anregen, werden ihren Bedürfnissen am ehesten<br />
gerecht. Für jüngere Kinder sind Leitfiguren oder Maskottchen hilfreich. Diese stellen in<br />
Kinder<br />
Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 43
So wird’s gemacht<br />
Poldi erklärt Kindern<br />
den Lebensraum Au.<br />
kindgerechter Sprache Fragen, erklären, worum es geht, animieren zum Nachdenken,<br />
Hören, Schauen, Riechen, Spielen und Begreifen. Die gewählte Leitfigur soll immer<br />
einen Bezug zum Thema haben, wie z. B. „Poldi“, der Laubfrosch, als alteingesessener<br />
Bewohner des Auwaldes entlang des Auerlebnisweges Klosterneuburg.<br />
Menschen mit<br />
Beeinträchtigung<br />
I Limberger (2007)<br />
Ebenso stellen auch Menschen mit besonderen Bedürfnissen wie beispielsweise Personen<br />
mit körperlichen Beeinträchtigungen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind,<br />
besondere Ansprüche an ein Naturerlebnisangebot. Für sie ist es auch notwendig,<br />
dass vorab Informationen über den Wegverlauf und die Nutzbarkeit des Angebotes<br />
eingeholt werden können.<br />
Wer soll eingebunden werden?<br />
Beteiligung<br />
Wird bereits zu Beginn der Planungen ein Team aus VertreterInnen der lokalen Bevölkerung<br />
und lokalen / regionalen Vereinen, Tourismusverantwortlichen und ExpertInnen<br />
aus dem naturkundlichen und kulturhistorischen Bereich mit einbezogen, erreicht man<br />
in der Regel eine gute Verankerung des Angebots in der Gemeinde / Region sowie eine<br />
hohe Identifikation der Bevölkerung. Zusätzlich erhält man wichtige Inputs für den<br />
weiteren Planungs- und Umsetzungsprozess und Unterstützung bei der Vermarktung<br />
des Angebots.<br />
Im Team werden die regionalen Bedürfnisse identifiziert, mögliche unterschiedliche<br />
Sichtweisen und Ansprüche von Anfang an diskutiert und ein maßgeschneidertes, umsetzbares<br />
und glaubhaftes Bildungsangebot für die Gemeinde bzw. Region entwickelt.<br />
Auch wenn der damit verbundene Diskussionsprozess unter Umständen mehr Zeit in<br />
Anspruch nimmt als das Angebot im Alleingang zu entwickeln, rechtfertigen die dadurch<br />
erreichte Qualität, die höhere Akzeptanz bei der Bevölkerung und die bessere Verankerung<br />
des Angebots in der Gemeinde / Region auf jeden Fall den Mehraufwand.<br />
Viele Anfängerfehler lassen sich vermeiden, wenn eine Firma, die sich auf Planung und<br />
Umsetzung von Naturerlebnisangeboten spezialisiert hat, beauftragt wird. Gleichzeitig<br />
besteht aber die Gefahr, dass das Ergebnis ein „Naturerlebnisangebot von der Stange“<br />
ist oder die Einbeziehung der Bevölkerung auf der Strecke bleibt. Die Zusammenarbeit<br />
von verschiedenen Stakeholdern aus der Gemeinde / Region mit professionellen<br />
ExpertInnen liefert meist die besten Ergebnisse.<br />
Wie kann das Naturerlebnisangebot finanziert werden?<br />
Finanzierungsplan<br />
Liegt erstmal ein Grobkonzept für das Naturerlebnisangebot auf dem Tisch, sollte man<br />
sich sogleich auch mit Fragen der Finanzierung auseinander setzen. Mit der Detailplanung<br />
und der konkreten Umsetzung kann sinnvoller Weise erst begonnen werden,<br />
wenn man zumindest eine grobe Vorstellung über die verfügbaren finanziellen Mittel<br />
hat, die den Rahmen für die weiteren Schritte bilden.<br />
Sodann muss Klarheit über die zu erwartenden Kosten geschaffen und ein Finanzierungsplan<br />
erstellt werden, wobei zwischen Sachkosten, Personalkosten und Investitionskosten<br />
unterschieden wird. Wichtig ist dabei, neben den Kosten für die Errichtung<br />
44 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region
So wird’s gemacht<br />
des Angebots immer auch die Kosten für den laufenden Betrieb im Auge zu behalten.<br />
Ebenso muss bereits in der Anfangsphase geklärt werden, ob und in welcher Höhe<br />
Eigenmittel für die Errichtung und den Betrieb des Naturerlebnisangebots vorhanden<br />
sind, sei es finanzieller Natur, sei es in Form von Arbeitszeiten, die der Errichtung<br />
und / oder dem Betrieb des Naturerlebnisangebotes zu Gute kommen.<br />
Die Differenz zwischen den Gesamtkosten und den vorhandenen Eigenmitteln ergibt<br />
den Finanzierungsbedarf, der zum einen durch Sponsoring und durch Beiträge von<br />
Projektpartnern, zum anderen durch diverse Förderungen gedeckt werden kann. Zusätzlich<br />
können auch über Beiträge der BesucherInnen Einkünfte erzielt werden.<br />
Eigenmittel<br />
Finanzierungsbedarf<br />
Somit sind wir bei einer der zentralen Fragen der Finanzierung angelangt, nämlich:<br />
■ Woher können finanzielle Zuschüsse für das Naturerlebnisangebot kommen?<br />
Unterstützung durch Sponsoren / Spenden<br />
Sponsoring ist oftmals eine gute Ergänzung, um ein Naturerlebnisangebot zu realisieren<br />
und zu unterhalten. Dabei kann es sich sowohl um einen finanziellen Zuschuss als auch<br />
um eine Unterstützung in Form von Sachleistungen oder Arbeitszeiten handeln.<br />
Bestehende Kontakte zu Firmen und / oder AkteurInnen in der Region stellen meist<br />
einen guten Einstieg in das Sponsoring dar. Wichtig ist es, sowohl von der eigenen<br />
Idee überzeugt zu sein, um andere dafür begeistern zu können, als auch die Sicht des<br />
potentiellen Sponsors zu berücksichtigen und ihm seine Vorteile aufzuzeigen.<br />
Beim Sponsoring wird immer eine Gegenleistung erwartet, z. B. die Abbildung des<br />
Sponsorlogos auf diversen Druckwerken. Für Spenden muss hingegen keine Gegenleistung<br />
erbracht werden. Spenden können auch von BesucherInnen des Naturerlebnisangebotes<br />
erbeten werden, um den laufenden Betrieb mit zu finanzieren.<br />
Förderprogramme<br />
Das breite Spektrum an Fördermöglichkeiten für die Etablierung von Naturerlebnisangeboten<br />
macht es nicht ganz einfach, den Überblick zu wahren und das geeignete<br />
Förderinstrument zu finden.<br />
Die folgende Übersicht über die Förderprogramme für die Bereiche Ländliche Entwicklung,<br />
Naturschutz und Bildungsarbeit bietet die Gelegenheit, sich mit den diversen<br />
Möglichkeiten vertraut zu machen. Weiterführende und detaillierte Informationen bieten<br />
die am Ende des Kapitels angeführten Internetseiten und Links sowie die ebenfalls<br />
angeführten AnsprechpartnerInnen der Naturschutzabteilungen der Bundesländer, die<br />
mit den Förderprogrammen und allen Belangen der Antragstellung vertraut sind und<br />
bei konkreten Fragen weiter helfen.<br />
Förderprogramme<br />
c Tipps & Links, S. 49<br />
c AnsprechpartnerInnen, S. 48<br />
Informiert man sich bereits vor einem Informationsgespräch auf den Internetseiten<br />
des betreffenden Bundeslandes über die bestehenden<br />
Fördermöglichkeiten, fällt es leichter konkrete Fragen zu formulieren<br />
und aus dem persönlichen Gespräch den größtmöglichen<br />
Nutzen zu ziehen.<br />
Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 45
So wird’s gemacht<br />
Prinzipiell gilt zu beachten: Es gibt nationale und von der EU kofinanzierte Förderprogramme mit<br />
einem Finanzierungsanteil von in der Regel 50 %. Der verbleibende Anteil muss über nationale<br />
Förderungen oder über Eigenmittel getragen werden. Die EU-kofinanzierten Förder programme<br />
erfordern meist sowohl bei der Einreichung als auch bei der Abwicklung einen relativ hohen<br />
administrativen Aufwand. Es empfiehlt sich also vorab zu überlegen, ob dieser in einem<br />
vernünftigen Verhältnis zum Gesamtprojektvolumen steht.<br />
Relevante EU-Förderprogramme mit Naturschutzbezug (Kofinanzierung)<br />
Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung<br />
des Ländlichen Raums 2007–2013 (ELER)<br />
Das Förderprogramm ELER ist das mit Abstand umfangreichste landschaftsrelevante<br />
Förderprogramm, das unter anderem auch naturschutzrelevante Fördermaßnahmen<br />
regelt. Diese sind nach unterschiedlichen Schwerpunkten in drei Achsen gegliedert.<br />
■ Achse 1: Wettbewerbsfähige Land- und Forstwirtschaft<br />
■ Achse 2: Umweltschutz & Landmanagement<br />
■ Achse 3: Lebensqualität & Diversifizierung<br />
c LEADER, S. 47<br />
Dazu kommt das in ELER integrierte LEADER-Programm als Achse 4, das die Schwerpunkte<br />
der ersten drei Achsen umfasst und auf LEADER-Regionen beschränkt ist.<br />
ELER (2007–2013) Fonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes<br />
Achse 1<br />
Wettbewerbsfähige<br />
Landwirtschaft / Forstwirtschaft<br />
Achse 2<br />
Umweltschutz und<br />
Landmanagement<br />
Achse 4: LEADER 2007–2013<br />
Achse 3<br />
Lebensqualität<br />
und Diversifizierung<br />
Artikel 57a<br />
I Suske (2008)<br />
Für das Umsetzen von Naturerlebnisangeboten ist der Artikel 57a des ELER-Programms<br />
am wichtigsten. In ihm wird die Förderung von Organisations-, Planungs- und Bildungsarbeit<br />
sowie von Investitionsaufwendungen für Naturschutzprojekte geregelt.<br />
ELER gilt einheitlich für ganz Österreich. Die Einreich- und Bewilligungsstellen sind<br />
jedoch von Bundesland zu Bundesland verschieden.<br />
46 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region
So wird’s gemacht<br />
Förderfähige Projekte laut Art. 57a umfassen Projekte zur Sensibilisierung und<br />
Bewusstseinsbildung der Bevölkerung für Naturschutzthemen wie z. B.:<br />
■ Exkursionen & geführte Wanderungen<br />
■ Konzeption und Herstellung von Naturlehrpfaden, Broschüren und sonstigen Materialien<br />
Vorraussetzung für eine Förderung über ELER ist, dass sich das Areal, in dem das<br />
Naturerlebnisangebot geschaffen werden soll, in einem ländlichen Gebiet befindet.<br />
Nach Art. 57a werden als „ländliches Gebiet“ Gemeinden mit nicht mehr als 30.000<br />
EinwohnerInnen definiert.<br />
LEADER 2007–2013<br />
Für die aktuelle Förderperiode ist Leader als 4. Achse Bestandteil des ELER. Das Programm<br />
steht, in seiner Anwendbarkeit übergreifend über den Achsen 1 bis 3 und<br />
findet nur in von der EU anerkannten LEADER-Regionen Anwendung. Innerhalb dieser<br />
Regionen finden sich AkteurInnen aus Wirtschaft, Tourismus, Naturschutz, Landwirtschaft<br />
und anderen Sparten in sogenannten Lokalen Aktionsgruppen (LAG) zusammen.<br />
Sie entwickeln gemeinsam eine Strategie zur nachhaltigen Entwicklung der Region.<br />
Generelles Ziel von LEADER ist eine kulturelle, wirtschaftliche, ökologische und / oder<br />
soziale Stärkung ländlicher Regionen.<br />
Förderfähige Projekte unter LEADER umfassen u. a.:<br />
■ Exkursionen, geführte Wanderungen<br />
■ ökotouristische Angebote<br />
■ Anlage von Rad- oder Wanderwegen<br />
Ob sich die Region, in der ein Naturerlebnisangebot geschaffen werden soll, in einer<br />
LEADER-Region befindet, erfährt man über die LEADER-Netzwerkstelle. Dort ist auch<br />
eine aktuelle Adressliste der Lokalen Aktionsgruppen erhältlich, die kostenfrei per<br />
Email zugesandt wird.<br />
c Tipps & Links, S. 49<br />
National finanzierte Landschafts- oder Naturschutzförderungen<br />
Neben den EU-kofinanzierten Programmen gibt es auch die Naturschutzfonds<br />
bzw. Landschaftsfonds der einzelnen Bundesländer. Diese sind eine wichtige<br />
Ergänzung für Projekte, die nicht den Kriterien der EU-Förderprogramme<br />
entsprechen.<br />
Naturschutz- und<br />
Landschaftsfonds<br />
Bereits in der Konzeptionsphase ist mit der jeweiligen Naturschutzabteilung<br />
Kontakt auf zu nehmen. Welche Fördermittel für das<br />
Naturerlebnisangebot eingesetzt werden, wird ebenso wie die Höhe<br />
des Förderanteils und eines etwaigen Eigenmittelanteils individuell<br />
entschieden.<br />
Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 47
So wird’s gemacht<br />
AnsprechpartnerInnen der Bundesländer<br />
Burgenland<br />
Amt der Burgenländischen Landesregierung<br />
Abteilung 5 – Anlagenrecht, Umweltschutz<br />
und Verkehr<br />
Hauptreferat III – Natur- und Umweltschutz<br />
Mag. Anton Koo<br />
Telefon: +43 (0) 57 / 600-2810<br />
E-Mail: anton.koo@bgld.gv.at<br />
www.burgenland.at<br />
Steiermark<br />
Fachabteilung 13c Naturschutz<br />
Mag. Dietlind Proske<br />
Telefon: +43 (0) 316 / 877-5597<br />
Mobil: +43 (0) 676 / 86665597<br />
E-Mail: dietlind.proske@stmk.gv.at<br />
www.verwaltung.steiermark.at<br />
Kärnten<br />
ÖPUL; N.A.B.L.; Cross Compliance<br />
Dr. Roman Fantur<br />
Telefon: +43 (0) 4784 / 32041<br />
Mobil: +43 (0) 664 / 8053632041<br />
E-Mail: post.abt20@ktn.gv.at<br />
www.verwaltung.ktn.gv.at<br />
Tirol<br />
Abteilung Umweltschutz<br />
Vertragsnaturschutz und Naturschutzprojekte<br />
Mag. Daniela Pöll<br />
Telefon: +43 (0) 512 / 508-3475<br />
E-Mail: naturschutzfoerderung@tirol.gv.at<br />
www.tirol.gv.at / themen / umwelt /<br />
naturschutz / foerderungen<br />
Niederösterreich<br />
Amt der NÖ Landesregierung<br />
Abteilung Naturschutz<br />
DI Sandra Simon<br />
Telefon: +43 (0) 2742 / 9005-15279<br />
E-Mail: s.simon@noel.gv.at<br />
www.noel.gv.at<br />
Vorarlberg<br />
Amt der Landesregierung – Umweltschutz<br />
Gudrun Hämmerle<br />
Telefon: +43 (0) 5574 / 511-24512<br />
E-Mail: gudrun.haemmerle@vorarlberg.at<br />
www.vorarlberg.gv.at<br />
Oberösterreich<br />
Abteilung Naturschutz<br />
DI Josef Forstinger<br />
Telefon: +43 (0) 732 / 7720-11898<br />
E-Mail: n.post@ooe.gv.at<br />
www.land-oberoesterreich.gv.at<br />
Wien<br />
Magistratsabteilung 22-Fachbereich<br />
Naturschutz<br />
DI Michael Kubik<br />
Telefon: +43 (0) 1 / 4000-73781<br />
Mobil: +43 (0) 676 / 811873781<br />
E-Mail: post@ma22.wien.gv.at<br />
www.wien.gv.at<br />
Salzburg<br />
Dienststelle Referat Naturschutzrecht<br />
und Förderungswesen<br />
DI Günter Jaritz<br />
Telefon: +43 (0) 664 / 3046814<br />
E-Mail: guenter.jaritz@salzburg.gv.at<br />
www.salzburg.gv.at<br />
48 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region
So wird’s gemacht<br />
Tipps & Links<br />
■ Einen allgemeinen Überblick über ELER bietet das Lebensministerium unter:<br />
http://land.lebensministerium.at / filemanager/download/23918<br />
(Stand 01.04.2009)<br />
■<br />
Detaillierte Beschreibungen der einzelnen Fördermöglichkeiten unter ELER im Art. 57a<br />
sowie über die Umsetzungspraxis in der Ländlichen Entwicklung bietet das Netzwerk<br />
Naturschutz und Ländliche Entwicklung unter:<br />
http://netzwerk-naturschutz-le.at/projekte/files/Tipps_57a_A5.pdf<br />
(Stand 01.04.2009)<br />
■<br />
■<br />
Infos zu LEADER bietet die Netzwerk-Servicestelle LEADER, bei der auch eine<br />
Adressliste der Lokalen Aktionsgruppen kostenfrei bestellt werden kann:<br />
Netzwerk-Servicestelle LEADER<br />
ÖAR-Regionalberatung GmbH<br />
Tel: +43 1 512 1595-12, Fax: +43 1 5121595-10, Mobil: 0699 1139241<br />
E-Mail: fidlschuster@oear.co.at<br />
www.leader-austria.at<br />
Besonders übersichtliche Beschreibungen zu Naturschutzförderungen der Bundesländer,<br />
die auch viele für alle Länder relevante Informationen enthalten, bieten:<br />
www.tirol.gv.at/fileadmin/www.tirol.gv.at/themen/umwelt/naturschutz/downloads/<br />
Foerderungen_Naturschutz/FoeHB_Br_20080828.pdf<br />
(Stand 01.04.2009).<br />
www.salzburg.gv.at/themen/lf/elr_2.htm<br />
(Stand 01.04.2009).<br />
www.suske.at/projekte/foerdermanual_salzburg.htm<br />
(Stand 01.04.2009).<br />
■<br />
Eine gute Übersicht über verschiedene Fördermöglichkeiten bietet auch die Website<br />
von Suske-Consulting unter:<br />
www.suske.at<br />
Wie kann das Thema umgesetzt werden?<br />
Um das Thema den BesucherInnen nahe zu bringen, können drei unterschiedliche<br />
Vermittlungsmethoden zum Einsatz kommen und ggf. auch miteinander kombiniert<br />
werden:<br />
■ Beschreibende Vermittlung: Die Inhalte werden anhand von Texten, Fotos und<br />
Grafiken erklärt. Die Lesenden bleiben dabei in einer passiven Rolle.<br />
■ Interaktive Vermittlung: Die Gäste müssen selber aktiv werden, um eine gewünschte<br />
Information zu bekommen. Die Aufnahme der Information erfolgt durch „learning<br />
by doing“.<br />
■ Sensorische Vermittlung: Mit den eigenen Sinnen die Inhalte ganzheitlich erleben<br />
ist hier das Motto. Angesprochen wird die emotionale Ebene, die zu einem vertiefenden<br />
Naturerlebnis beitragen soll.<br />
I Ebers & al. (1998)<br />
Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 49
So wird’s gemacht<br />
Medien<br />
I Lang & Stark (2000),<br />
Eder & Arnberger (2007)<br />
c Wen soll das Naturerlebnis -<br />
angebot ansprechen, S. 43<br />
Informationstafel<br />
c Geschichten erzählen, S. 53<br />
Informationstafeln sollten<br />
grafisch gut gegliedert und<br />
nicht mit Text überladen sein.<br />
Interaktive Angebote<br />
Wie Wasser die Landschaft<br />
formt, kann bei dieser Station<br />
im Nationalpark Gesäuse<br />
ausprobiert werden.<br />
Sensorische Angebote<br />
Zum bewussten<br />
in die Landschaft hören<br />
animiert diese Lauschinsel<br />
c Wen soll das Naturerlebnisangebot<br />
ansprechen, S. 43<br />
Broschüre<br />
Basierend auf den unterschiedlichen Ansätzen der Vermittlung können nun verschiedene<br />
Medien zum Einsatz kommen, die auf den folgenden Seiten beschrieben werden.<br />
Sie spielen für den Erfolg des Naturerlebnisangebots eine zentrale Rolle, bleiben aber<br />
dennoch immer nur „Hilfsmittel“, derer man sich bedient, um das gewählte Thema<br />
zu vermitteln.<br />
Bei der Wahl der Vermittlungsmethoden und Medien sollten neben der Zielgruppe<br />
immer auch die regionalen Gegebenheiten und das gewählte Thema beachtet werden,<br />
um ein authentisches Angebot zu schaffen: So lassen sich beispielsweise sensible<br />
Naturthemen mit abenteuerlichen, lärmenden <strong>Erlebnis</strong>stationen nicht glaubwürdig<br />
vermitteln – andererseits ist es in der Praxis meist schwierig, Kinder und Jugendliche<br />
über rein beschreibende Vermittlungsmethoden (Broschüren, Infotafeln) anzusprechen<br />
und zu fesseln.<br />
Die Informationstafel ist das am häufigsten eingesetzte<br />
Medium. Sie eignet sich gut, um komplexe Inhalte<br />
und Zusammenhänge zu beschreiben und bildlich<br />
darzustellen. Eine gute Informationstafel braucht eine<br />
übersichtliche Gestaltung und sinnvolle Gliederung.<br />
Sie darf weder mit Text noch mit Informationen überladen<br />
sein.<br />
Im Gegensatz zu einer rein beschreibenden Informationstafel<br />
holen interaktive Angebote die BesucherInnen<br />
aus der passiven Rolle des „nur Lesens“ und beteiligen<br />
sie aktiv an der Informationsvermittlung. Interaktive<br />
Medien folgen häufig dem gleichen Grundprinzip: Es<br />
wird eine Frage gestellt, deren Antwort eigenständig<br />
herausgefunden werden muss. Erst durch gezielte Aktivitäten<br />
in Form von klappen, drehen, stecken, blättern,<br />
drücken etc. erfahren die BesucherInnen, ob ihre<br />
Antwort richtig ist.<br />
Sensorische Angebote wie Lauschinseln, Duftblumen,<br />
Fernrohre, Summsteine, Tastboxen und Barfußwege<br />
sprechen gezielt die Sinne (Gehör-, Geruchs-, Geschmacks-,<br />
Seh- und Tastsinn) an, um ein „Be-greifen“<br />
der Umgebung zu ermöglichen und ganzheitliches<br />
Wahrnehmen zu fördern. Ähnlich den interaktiven<br />
Installationen erschließen sich die BesucherInnen den<br />
Inhalt eigenständig. Damit vertieft sich das <strong>Erlebnis</strong> und durch die emotionale Ansprache<br />
bleibt das Erfahrene länger in Erinnerung als bei ausschließlicher Textvermittlung.<br />
Gerade Kinder brauchen interaktive und auch sensorische Elemente, die ein spielerisches<br />
und eigenständiges Erarbeiten zulassen. Lernen soll ja schließlich Spaß machen!<br />
In einer Broschüre können je nach didaktischer Aufbereitung sowohl beschreibende<br />
als auch interaktive und / oder sensorische Vermittlungsformen vorherrschen. Durch<br />
das Einfügen von Arbeits- und Suchaufgaben, Spielvorschlägen oder Malvorlagen<br />
wandelt sich die Broschüre zu einem Medium, das die BesucherInnen zur aktiven<br />
50 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region
So wird’s gemacht<br />
Teilnahme und zum Einsatz der Sinne animiert. Mehrere Broschüren zu einem Thema<br />
ermöglichen es unterschiedliche Zielgruppen anzusprechen oder die Inhalte mehrsprachig<br />
aufzubereiten. Mit der Broschüre kann zugleich eine Erinnerung mit nach Hause<br />
genommen werden.<br />
Wichtig beim Einsatz von Broschüren ist es, bereits vorab zu überlegen, wie die Broschüre<br />
am effizientesten der Zielgruppe zugänglich gemacht werden kann. Eine unüberlegte Verteilung<br />
von Broschüren erweist sich meist als wenig zielführend, verursacht hohe (Druck-)Kosten<br />
und widerspricht durch den hohen Ressourcenverbrauch dem Nachhaltigkeitsprinzip.<br />
Führungen haben den großen Vorteil, dass der / die Führende in direkten Kontakt zu<br />
den BesucherInnen tritt und so auf ihre speziellen Interessen eingehen kann. Voraussetzung<br />
dafür ist eine entsprechend ausgebildete Führungsperson, welche die TeilnehmerInnen<br />
aktiv einbindet und die Themen authentisch vermittelt. Auch bei Führungen<br />
können Themenausschnitte schwerpunktmäßig präsentiert oder unterschiedliche Zielgruppen<br />
(z. B. Schulklassen, Jugendgruppen, UrlauberInnen) angesprochen werden.<br />
Besonders wichtig bei Führungen ist ein funktionierender organisatorischer Ablauf,<br />
der den BesucherInnen die Teilnahme erleichtert. Kostenpflichtige Führungen schaffen<br />
Zuverdienstmöglichkeiten für interessierte Personen aus der Region.<br />
Technische Geräte wie Mobiltelefone, GPS-Geräte oder Taschencomputer (PDA) kommen<br />
immer stärker zum Einsatz und ermöglichen eine multimediale Informationsvermittlung.<br />
Sie können die Funktion der Informationstafel oder Broschüre übernehmen<br />
oder ein Zusatzangebot für diese darstellen. Die Vorteile der multimedialen Vermittlung<br />
umfassen u. a.:<br />
■ Ansprache von schwer erreichbaren Zielgruppen, wie z. B. Jugendlichen, durch den<br />
technikbasierten Ansatz;<br />
■ Selbstbestimmte Auswahl des Informationsangebotes über die Menüwahl;<br />
■ Mehrsprachige Aufbereitung der Inhalte;<br />
■ Integration von Informationen über lokale Gastronomie, weitere touristische Angebote,<br />
Fahrpläne und Haltestellen öffentlicher Verkehrsmittel etc.;<br />
■ Verlinkung zu anderen Angeboten / Websites bei Nutzung des Internets.<br />
Unabhängig von den gewählten Medien bieten online verfügbare Informationen<br />
über das Angebot generell die Möglichkeit, einen breiten Personenkreis<br />
zu erreichen. Die BesucherInnen können sich via Internet vorab über<br />
das Angebot informieren und etwaige Informationsmaterialien wie z. B.<br />
Broschüren selbst ausdrucken. Zusätzliche Möglichkeiten wie der Download<br />
von GPS-Daten erfreuen sich zunehmender Beliebtheit und ermöglichen<br />
es, mit traditionellen Angeboten schwer erreichbare Zielgruppen<br />
anzusprechen.<br />
Führungen<br />
Multimediale<br />
Vermittlung<br />
Internet<br />
I Lichtenecker (2008)<br />
Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 51
So wird’s gemacht<br />
Die folgende Liste bietet einen Überblick über die Vor- und Nachteile der einzelnen Medien und macht<br />
zugleich auch klar, dass es „das optimale Medium“ in der Regel nicht gibt. Vielmehr gilt es in Abhängigkeit<br />
vom Thema, der Zielgruppe und den vorhandenen Ressourcen die Vor- und Nachteile der in<br />
Frage kommenden Medien abzuwägen und sich für die jeweils am besten geeignete Kombination zu<br />
entscheiden.<br />
I Eder & Arnberger<br />
(2007, verändert)<br />
Medien Vorteile Nachteile<br />
Informations tafeln<br />
Interaktive<br />
Angebote<br />
Sensorische<br />
Angebote<br />
Broschüren<br />
■ gut bei Vermittlung von komplexen<br />
Themen (z. B. Biotopbeschreibungen,<br />
Stoffkreisläufe, Wechselwirkungen)<br />
■ gut für den Einsatz von Grafiken und<br />
Fotos<br />
■ relativ geringe Kosten<br />
■ weniger Wartungsarbeiten als bei interaktiven<br />
und sensorischen Angeboten<br />
■ kann mit sensorischen und interaktiven<br />
Angeboten erweitert werden<br />
■ Handlungsorientierung<br />
■ aktives Einbeziehen der BesucherInnen<br />
■ Bessere Aufnahme der Informationen<br />
durch in der Regel intensiveres <strong>Erlebnis</strong><br />
■ der Einsatz unterschiedlicher Sinne liefert<br />
stärkere Eindrücke und <strong>Erlebnis</strong>se<br />
■ bewusste Naturwahrnehmung wird<br />
ermöglicht<br />
■ emotionale <strong>Erlebnis</strong>se verstärken Bindung<br />
zur Umwelt<br />
■ können zu mehr Eigenaktivität<br />
animieren<br />
■ Ansprache von unterschiedlichen<br />
Zielgruppen<br />
■ gut bei Vermittlung von komplexen<br />
Themen<br />
■ interaktive und sensorische Elemente<br />
können eingebaut werden<br />
■ keine Beeinträchtigung des Landschaftsbildes<br />
■ kein Wartungsaufwand<br />
■ ermöglichen sowohl eine Vorbereitung<br />
auf den Besuch als auch ein Nachlesen<br />
■ gute Ergänzung zu vor Ort aufgestellten<br />
Tafeln / Stationen<br />
■ schnelles Vergessen bei rein<br />
beschreibender Wissensvermittlung<br />
■ BesucherInnen bleiben in einer<br />
passiven Rolle<br />
■ meist wird nur eine begrenzte<br />
Textmenge gelesen<br />
■ „Beschilderung“ der Landschaft<br />
■ Vandalismusanfälligkeit<br />
■ höhere Kosten als bei Infotafeln und<br />
Broschüren<br />
■ mehr Wartungsarbeiten als bei<br />
Infotafeln<br />
■ „Möblierung“ der Landschaft<br />
■ Vandalismusanfälligkeit<br />
■ höhere Kosten als bei Infotafeln und<br />
Broschüren<br />
■ mehr Wartungsarbeiten als bei<br />
Infotafeln<br />
■ „Möblierung“ der Landschaft<br />
■ Vandalismusanfälligkeit<br />
■ BesucherInnen ohne Broschüre können<br />
nicht an der Informationsvermittlung<br />
teilhaben<br />
■ Effiziente Verteilung der Broschüre<br />
innerhalb der Zielgruppe ist meist<br />
schwierig<br />
■ Breit gestreute Verteilung der Broschüre<br />
ist meist wenig zielführend, kommt<br />
teuer und widerspricht dem Prinzip der<br />
Nachhaltigkeit<br />
52 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region
So wird’s gemacht<br />
Medien Vorteile Nachteile<br />
Technische<br />
Geräte<br />
(GPS, PDA, …)<br />
Führungen<br />
■ Eigenständige Steuerung der<br />
Informationsmenge<br />
■ Information kann an Ort und Stelle<br />
abgerufen werden<br />
■ Je nach Aufbereitung aktive Miteinbeziehung<br />
der NutzerInnen<br />
■ Attraktiv für schwer erreichbare<br />
Zielgruppen (z. B. Jugendliche)<br />
■ Mehrsprachige Aufbereitung<br />
der Inhalte möglich<br />
■ problemloses Aktualisieren der Inhalte<br />
■ keine Beeinträchtigung des Landschaftsbildes<br />
■ authentische Vermittlung der Inhalte<br />
■ direkte Kommunikation mit den<br />
BesucherInnen<br />
■ Beantwortung spontan auftretender<br />
Fragen<br />
■ Ansprache von unterschiedlichen<br />
Zielgruppen<br />
■ Bessere Aufnahme der Informationen<br />
durch in der Regel intensiveres <strong>Erlebnis</strong><br />
■ mögliche Einnahmequelle<br />
■ BesucherInnen ohne Geräte können<br />
nicht an der Informationsvermittlung<br />
teilhaben<br />
■ hohe Anschaffungskosten<br />
■ Verfügbarkeit der Geräte<br />
■ Kaution für Gerät muss hinterlegt<br />
werden<br />
■ Rückgabe der Geräte, vor allem bei<br />
Zielwegen schwierig<br />
■ Regelmäßige Wartung der Geräte<br />
■ nur zu bestimmten Zeiten<br />
■ meist nur gegen Kostenersatz<br />
■ gewisse Anzahl an BesucherInnen ist<br />
Voraussetzung<br />
■ Qualität in hohem Maße von der<br />
Eignung der Führungsperson abhängig<br />
Was macht gute Texte aus?<br />
Das „Erzählen von Geschichten“ fesselt BesucherInnen mehr als die Aufzählung von<br />
trockenen Fakten. Dabei geht es darum, die einzelnen Informationen in den Handlungsrahmen<br />
einer Geschichte zu packen, durch die sich ein „Roter Faden“ zieht. Die<br />
Geschichte stellt eine Beziehung zu den BesucherInnen her, am besten über konkrete<br />
Beispiele aus ihrer Lebenswelt, bietet überraschende Erkenntnisse (Aha-Effekt) und<br />
enthüllt Zusammenhänge. Im Kopf der BesucherInnen entstehen Bilder, die Emotionen<br />
wecken. Eine „gute Geschichte“ braucht eine durchgehende Inszenierung des Themas,<br />
den Aufbau einer Dramaturgie und eines Spannungsbogens sowie das gezielte<br />
Heranführen an einzelne Höhepunkte.<br />
Ebenso wichtig wie der „Rote Faden“ ist eine inhaltliche Fokusierung auf einige wenige,<br />
für die BesucherInnen spannende Themenbereiche, die mit kompakten, leicht<br />
verständlichen Texten beschrieben werden. Dem steht oftmals der Ehrgeiz, möglichst<br />
viel Wissen vermitteln zu wollen, entgegen. Vor allem Infotafeln werden oft mit Texten<br />
überfrachtet, die von den BesucherInnen kaum gelesen werden.<br />
In diesem Zusammenhang hilft es, sich folgende Zahlen vor Augen zu halten:<br />
■ Ein Mensch liest durchschnittlich 200 Wörter in der Minute.<br />
■ Die durchschnittliche Verweildauer bei einer Tafel liegt bei maximal 60 Sekunden.<br />
Geschichten<br />
erzählen<br />
Fokusierung<br />
I Ludwig (2005), Wohlers (2003)<br />
Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 53
So wird’s gemacht<br />
Der Haupttext einer Tafel sollte nicht mehr als 200 Wörter umfassen.<br />
Ein Absatz sollte aus maximal 2–3 Sätzen bestehen, ein Satz aus 10 bis 15 Wörtern,<br />
eine Zeile aus maximal 50 Zeichen.<br />
Spannende<br />
Überschriften<br />
I Ludwig (2005), Wohlers (2003)<br />
Spannende Überschriften machen neugierig auf die weiteren Inhalte und animieren<br />
zum Weiterlesen. Der Text selbst sollte wie ein Pressebericht aufgebaut sein: Das<br />
Wichtigste steht immer am Beginn. Eine einfache Sprache ohne Fremdwörter, Fachausdrücke<br />
und Schachtelsätze unterstützt das Eintauchen in das Thema ebenso wie<br />
eine persönliche Ansprache durch Aufforderungen zum Mitdenken, Vergleichen oder<br />
Fragen beantworten.<br />
Wie wird das Naturerlebnisangebot bekannt?<br />
c Wer soll eingebunden<br />
werden? S. 44<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Corporate<br />
Design<br />
Informationsmaterialien<br />
Eröffnungsveranstaltung<br />
Eröffnung des Natura Trails<br />
Feldaist im Beisein des oö. Klubobmanns<br />
und Vorsitzenden<br />
der <strong>Naturfreunde</strong> Österreich<br />
Dr. Karl Frais (3. von links)<br />
Die Basis für jedes erfolgreiche Naturerlebnisangebot ist die Identifikation der Verantwortlichen<br />
und regionalen AkteurInnen mit dem Angebot. Wurden beispielsweise die<br />
MitarbeiterInnen des zuständigen Tourismusbüros frühzeitig über das Angebot informiert<br />
und im Idealfall auch in die Umsetzung miteinbezogen, werden sie ihr Wissen<br />
gerne an die UrlauberInnen weitergeben.<br />
Angesichts der hohen Anzahl an Naturerlebnisangeboten bedarf es einiger Anstrengungen,<br />
um in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Denn was bringt das<br />
perfekte Angebot, wenn es keiner kennt? Die günstigste Öffentlichkeitsarbeit ist zugleich<br />
auch eines der effizientesten „Marketing-Instrumente“: die Mund-zu-Mund<br />
Propaganda. Sie setzt nur eines voraus: zufriedene BesucherInnen, die ihre positiven<br />
Erfahrungen mit einem attraktiven, spannenden Angebot gerne an ihren Bekanntenkreis<br />
weiter geben.<br />
Informationsmaterialien wie Folder oder Broschüren können weit gestreut werden und<br />
den Bekanntheitsgrad des Angebotes auch außerhalb der Region erhöhen. Ebenso<br />
kann mit informativ gestalteten und gut verlinkten Websites, die zugleich auch Zusatzinfos<br />
wie Tipps für die Anreise oder Hinweise zu Veranstaltungen (z. B. Führungen)<br />
bereitstellen, ein breiter Personenkreis angesprochen werden. Plakate oder Werbetafeln<br />
sind Werbemittel, die v. a. für größere Angebote eingesetzt werden und an zentralen<br />
Orten oder an Verkehrswegen auf das Angebot hinweisen.<br />
Die Gestaltung des Informationsmaterials sollte einem einheitlichen Design folgen,<br />
damit es wieder erkannt und gleich dem Angebot zugeordnet wird. Bei der Gestaltung<br />
des Inhaltes ist es wichtig, das Besondere des Angebotes hervorzuheben: was<br />
unterscheidet es von anderen Angeboten, was macht es einzigartig?<br />
Eine gut inszenierte Eröffnungsveranstaltung eignet<br />
sich für einen medienwirksamen Auftritt mit großer<br />
Breitenwirkung. An der Eröffnung sollten möglichst<br />
alle an der Planung und Umsetzung Beteiligten sowie<br />
lokale AkteurInnen aus den unter schiedlichen<br />
Bereichen (z. B. Gastronomie, Vereine, Schulen,<br />
Behörden) teilnehmen. Gelingt es, dar über hinaus<br />
auch noch in der Region bekannte PolitikerInnen<br />
für eine Teilnahme zu gewinnen, ist einem die<br />
Aufmerksamkeit der Medien meist sicher.<br />
54 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region
So wird’s gemacht<br />
Wesentlich ist es, die VertreterInnen der Presse (Printmedien, Radio, TV) rechtzeitig einzuladen,<br />
wobei hier persönliche Kontakte zu MedienvertreterInnen besonders wertvoll<br />
sind. Nach der Feier sollte ein kurzer, aussagekräftiger Pressetext versandt werden.<br />
Nach der Eröffnung helfen regelmäßige Veranstaltungen, wie beispielsweise Feiern,<br />
Führungen oder Wettbewerbe für Schulen, das Angebot in der Öffentlichkeit präsent<br />
zu halten.<br />
Presse<br />
Veranstaltungen<br />
Was sagen die BesucherInnen?<br />
Rückmeldungen der BesucherInnen liefern wertvolle Hinweise auf die Qualität des<br />
Angebots und einen etwaigen Veränderungsbedarf.<br />
Evaluierung<br />
Eine Evaluierung bietet die Möglichkeit,<br />
■ zu überprüfen, ob die zu Beginn definierten Ziele erreicht wurden<br />
■ zu überprüfen, ob die Zielgruppe das Angebot nutzt<br />
■ die Zufriedenheit der BesucherInnen mit dem Angebot festzustellen<br />
■ eventuelle Schwachstellen im Angebot zu entdecken<br />
■ durch Beseitigung von Schwachstellen und Kritikpunkten das Angebot zu verbessern<br />
und weiterzuentwickeln.<br />
Für eine Evaluierung können unterschiedliche Methoden wie Fragebögen, Beobachtungen<br />
oder Interviews eingesetzt werden. Ausschlaggebend für die Qualität und Repräsentativität<br />
der erhobenen Daten sind der Ablauf der Erhebung, die Formulierung<br />
der Fragen und die Größe der Stichprobe. Eine umfassende Evaluation sollte daher<br />
immer in Zusammenarbeit mit ExpertInnen geplant werden. Ist dies aus Kostengründen<br />
nicht möglich, sollte zumindest auf die vorhandene Fachliteratur zurückgegriffen<br />
werden, um ein schlüssiges Evaluierungskonzept zu erstellen.<br />
Die schriftliche Besucherbefragung vor Ort anhand eines Fragebogens ist eine der<br />
am häufigsten angewendeten Methoden. Neben allgemeinen Informationen zu den<br />
BesucherInnen (Alter, Familienstand etc.) können dabei die Zufriedenheit mit dem<br />
Angebot, die Motive für den Besuch, Verbesserungsvorschläge und beispielsweise<br />
auch der Grad der Wissensaneignung durch das Angebot erfragt werden. Daneben<br />
können regionalwirtschaftlich relevante Informationen wie die Verweildauer in der<br />
Region und getätigte Ausgaben (z. B. Besuch von Gasthäusern) erhoben werden.<br />
I Atteslander (2006)<br />
I z. B. www.univation.org, Siekierski (2003)<br />
Besucherbefragung<br />
Jede Form von Feedback – auch negative Kritik – ist immer als Chance zur Verbesserung<br />
eines Angebotes zu sehen! <br />
Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 55
So wird’s gemacht<br />
✓<br />
Zieldefinition:<br />
✓<br />
Potenzialanalyse:<br />
✓<br />
Zielgruppendefinition:<br />
✓<br />
Finanzierung:<br />
✓<br />
Medien:<br />
✓<br />
Beteiligung:<br />
✓<br />
Marketing:<br />
✓<br />
Feedback:<br />
Schritt für Schritt zum erfolgreichen Naturerlebnisangebot<br />
Was will ich mit meinem Naturerlebnisangebot erreichen?<br />
Welche Motive liegen der Idee zugrunde?<br />
Welche charakteristischen Themen gibt es in meiner Gemeinde<br />
/ Region, die sich für die Konzeption eines Naturerlebnisangebotes<br />
eignen? Welche Themen, Ereignisse oder Besonderheiten<br />
machen die Gemeinde / Region einzigartig?<br />
Wen will ich mit meinem Angebot ansprechen?<br />
Wie kann mein Angebot finanziert werden? Welche Fördermöglichkeiten<br />
können in Anspruch genommen werden?<br />
Mit welchen Medien bzw. Medienkombinationen kann ich das<br />
Thema am besten für meine Zielgruppe aufbereiten?<br />
Wer soll in die Planung und Umsetzung des Angebotes eingebunden<br />
werden?<br />
Wie kann ich mein Angebot am Besten der Öffentlichkeit<br />
präsentieren?<br />
Wie zufrieden sind die Gäste mit dem Angebot? Welche<br />
Kritikpunkte gibt es? Wie kann die Qualität des Angebotes<br />
verbessert werden?<br />
c Was soll mit dem Naturerlebnisangebot<br />
erreicht werden?<br />
S. 41<br />
c Welche Besonderheiten hat die<br />
Gemeinde?<br />
S. 42<br />
c Wen soll das Naturerlebnisangebot<br />
ansprechen?<br />
S. 43<br />
c Wie kann das Naturerlebnisangebot<br />
finanziert werden?<br />
S. 44<br />
c Wie kann das Thema umgesetzt<br />
werden?<br />
S. 49<br />
c Wer soll eingebunden werden?<br />
S. 44<br />
c Wie wird das Naturerlebnisangebot<br />
bekannt?<br />
S. 54<br />
c Was sagen die BesucherInnen?<br />
S. 55<br />
56 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region
Anhang<br />
Literaturverzeichnis<br />
Atteslander, P. (2006): Methoden der empirischen Sozialforschung. Erich Schmidt Verlag, Berlin.<br />
Bertelsmann Institut (Hrsg.) (1995): Bertelsmann Lexikon der Psychologie, Bertelsmann Verlag, München.<br />
Bögeholz, S. (1999): Qualitäten primärer Naturerfahrung und ihr Zusammenhang mit Umweltwissen und Umwelthandeln.<br />
Verlag Leske und Budrich, Opladen.<br />
Brämer, R. (2006): Natur obskur. Wie Jugendliche heute Natur erfahren. Oekom Verlag, München.<br />
Csikszentmihalyi, M. (2008): Das flow-<strong>Erlebnis</strong>: Jenseits von Angst und Langeweile. Im Tun aufgehen. Klett-Cotta<br />
Verlag, Stuttgart.<br />
Cornell, J. (1991): Mit Freude die Natur erleben. Naturerfahrungsspiele für alle. Verlag an der Ruhr, Mühlheim an<br />
der Ruhr.<br />
Deutscher Tourismusverband (2005): Natur – <strong>Erlebnis</strong> – Angebote. Entwicklung und Vermarktung. Bonn.<br />
Ebers, S., Laux, L., Kochanek, H. (1998): Vom Lehrpfad zum <strong>Erlebnis</strong>pfad, Handbuch für Naturerlebnispfade.<br />
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und Naturschutzplanung, Universität für Bodenkultur, Wien.<br />
Eder, R., Arnberger, A. (2007): Lehrpfade. Natur und Kultur auf dem Weg. Grüne Reihe des Lebensministeriums,<br />
18, Böhlau Verlag, Wien.<br />
Freericks, R., Brinkmann, D. (2006): Zwischen Thrill und Zauberland: Freizeit in inszenierten Erfahrungsräumen. In:<br />
Reuber, P., Schnell, P. (Hrsg.): Postmoderne Freizeitstile und Freizeiträume. Schriften zu Tourismus und Freizeit,<br />
Band 5. Erich Schmidt Verlag, Berlin, S. 181-191.<br />
Gärtner, H., Hellberg-Rode, G. (Hrsg) (2001): Umweltbildung und nachhaltige Entwicklung. Schneider-Verlag,<br />
Hohengehren.<br />
Gebhard, U. (2001): Kind und Natur: Die Bedeutung der Natur für die psychische Entwicklung. Westdt. Verlag,<br />
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Hartmann, R. (2006): Die Stadt als Freizeit und <strong>Erlebnis</strong>raum – <strong>Erlebnis</strong>marketing und –inszenierung im Städtetourismus.<br />
In: Reuber, P., Schnell, P. (Hrsg.): Postmoderne Freizeitstile und Freizeiträume. Schriften zu Tourismus<br />
und Freizeit, Band 5. Erich Schmidt Verlag, Berlin, S. 193–202.<br />
Kalff, M. (1994): Was ist Natur- und Umweltpädagogik? In: Kalff, M. (Hrsg): Handbuch zur Natur- und Umweltpädagogik.<br />
Theoretische Überlegungen und Anleitungen für ein tieferes Mitweltverständnis, Tuningen.<br />
Killermann, W. (2000): Ganzheitliche Naturschutz- und Umwelterziehung. In: Bayerische Akademie für Naturschutz<br />
und Landschaftspflege (Hrsg): Berichte der ANL, Laufen.<br />
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und <strong>Erlebnis</strong>wege. Forum Umweltbildung, Wien.<br />
Lehnes, P. (2006): Lehr-, <strong>Erlebnis</strong> und Themenpfade-Handbuch. Naturpark Südschwarzwald, Ferldberg.<br />
Lichtenecker, A. (2007): Natura Trails in Österreich. Förderung des Naturerlebens als Beitrag zur erfolgreichen Umsetzung<br />
von Naturschutzzielen. Integra, 2 / 2007, Wien, S. 24–25.<br />
Lichtenecker, A. (2008): Natura Trails – Österreichs Naturschätzen auf der Spur. Evaluierung des Projekts 2004–2007.<br />
<strong>Naturfreunde</strong> <strong>Internationale</strong>, Wien.<br />
Limberger, J. (2007): Natur barrierefrei erleben. Land Oberösterreich, Oö. Akademie für Umwelt und Natur, Linz.<br />
Lude, A. (2001): Naturerfahrung und Naturschutzbewusstsein. Studienverlag, Innsbruck, Wien, München.<br />
Ludwig, T. (2005): Grundkurs Natur- und Kulturinterpretation, Kurshandbuch, Bildungswerk Interpretation, Werleshausen.<br />
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Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 57
Anhang<br />
Muff, A. (2001): <strong>Erlebnis</strong>pädagogik und ökologische Verantwortung: Erleben und Handeln im Spannungsfeld von<br />
Naturnutzung und Naturschutz, AFRA-Verlag, Butzbach-Griedel.<br />
Opaschowski, H.W. (2002): Tourismus: Eine systematische Einführung; Analysen und Prognosen. Verlag Leske und<br />
Budrich, Opladen.<br />
Pröbstl, U., Prutsch, A., Ellmauer, T., Suske, W., Bruls, E. (2009): Natura 2000 – Sport und Tourismus; Bundesamt<br />
für Naturschutz, Bonn.<br />
Pine, B.J., Gilmore, J.H. (1999): The experience economy. Harvard Business School Press, Boston.<br />
Scheurer, R. (2003): <strong>Erlebnis</strong>-Setting – Touristische Angebotsgestaltung in der <strong>Erlebnis</strong>ökonomie. Berner Studien<br />
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Schröder, A. (2006): Postmoderne Unübersichtlichkeit der Freizeit- und Lebensstile. Versuch einer Einordnung in die<br />
umgebenden Rahmenbedingungen sowie Implikationen für den zukünftigen Tourismus. In: Reuber, P., Schnell, P.<br />
(Hrsg.): Postmoderne Freizeitstile und Freizeiträume. Schriften zu Tourismus und Freizeit, Band 5. Erich Schmidt<br />
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am Main, S. 143–165.<br />
Suske, W. (2008): Landschaftsprogramme und Landschaftsförderungen; Arbeitsunterlagen für die Vorlesung<br />
Nr. 853.311 WS 2008 / 2009, Suske Consulting, Wien.<br />
Trommer, G., Prasse, W. (1991): Die Rucksackschule. In: Trommer, G. (Hrsg): Naturwahrnehmen mit der Rucksackschule.<br />
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R., Rieder, M. (Hrsg.): <strong>Erlebnis</strong>welten. Zum <strong>Erlebnis</strong>boom in der Postmoderne. Profil Verlag GmbH, München,<br />
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Weichbold, M., Gutternig, M. (2004): <strong>Erlebnis</strong> Natur? Nationalparkmarketing zwischen Ästhetik und Erleben. In:<br />
Kagelmann, H.J., Bachleitner, R., Rieder, M. (Hrsg.): <strong>Erlebnis</strong>welten – Zum <strong>Erlebnis</strong>boom in der Postmoderne.<br />
Profil Verlag, München-Wien, S. 124–134.<br />
Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen (Hrsg.) (1987): Unsere gemeinsame Zukunft.<br />
Der Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung. Genf.<br />
Wohlers, L. (2003): Texte. In: Wohlers, L. (Hrsg.): Methoden informeller Umweltbildung. Peter Lang, Frankfurt am<br />
Main, S. 85–97.<br />
Impressum<br />
Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region<br />
Herausgeber: <strong>Naturfreunde</strong> <strong>Internationale</strong><br />
Autorinnen: Andrea Lichtenecker, Renate Eder, Grit Restetzki<br />
Redaktion: Andrea Lichtenecker, Florian Rosenberg<br />
Grafik: Hilde Matouschek | www.officina.at<br />
Druck: gugler cross media, Melk, www.gugler.at<br />
Gefördert aus Mitteln des Lebensministeriums und der Europäischen Union.<br />
Mit Unterstützung der Oö. Akademie für Umwelt und Natur<br />
und der Bildagentur 4nature (www.4nature.at)<br />
Gedruckt nach der Richt linie „Schad stoff arme Druckerzeugnisse“<br />
des Österreichischen Umwelt zeichens,<br />
gugler cross media, Melk; UWZ 609; www.gugler.at<br />
R<br />
Bildrechte: Arge NATURSCHUTZ: 45; Arnberger, A.: 7; Bauer, M.: 13; Biosphärenpark Management Großes Walsertal: Umschlag 1 u. 2, 29, 30,<br />
31, 32, 33; Bildagentur 4nature: 17, 35, 37, 41; Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft: 5;<br />
Eder, R.: Umschlag 1 u. 2, 10, 41, 42, 44, 47, 50, 53; Kovacs, F./ÖBf AG: 47; Lichtenecker, A.: Umschlag 1, 2 u. 3, 4, 27, 36, 37, 39, 42,<br />
43, 46, 50, 51, 59; Maier, A.: 12; Matouschek, H.: 6, 15; Matouschek, K. & L.: 8, 11, 15; Matouschek, St.: 16, 17; Nagy, M.: 7; <strong>Naturfreunde</strong><br />
<strong>Internationale</strong>: 24, 42, 44, 47, 48, 54; Nüsken, U.: 43; Österr. Naturschutzjugend St. Georgen im Attergau: 18, 19, 20, 21;<br />
Pachinger, B.: Umschlag 1, 9, 10; Rosenberg, F.: 38; Verein „rund um’s moor“: Umschlag 1 u. 2, 23, 24, 25, 26, 27, 28.<br />
Wien, Mai 2009<br />
58 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region
„Kreative Ideen – nachhaltig umgesetzt:<br />
Der Schlüssel zu erfolgreichen Naturerlebnisangeboten.“<br />
A n d r e a Li c h t e n e c k e r , Pr o j e k t l e i t e r i n Na t u r | Er l e b n i s | Re g i o n
„Erfolgreiche Naturerlebnisangebote motivieren<br />
zu einem bewussten Aufenthalt in der Natur und<br />
tragen zu einer nachhaltigen Regionalentwicklung bei.“<br />
A n d r e a Li c h t e n e c k e r , Na t u r f r e u n d e In t e r n a t i o n a l e<br />
<strong>Naturfreunde</strong><br />
<strong>Internationale</strong><br />
Diefenbachgasse 36<br />
A-1150 Wien<br />
Tel.: +43 1 8923877<br />
Fax: +43 1 8129789<br />
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www.nf-int.org