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Erlebnis - Naturfreunde Internationale

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Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region<br />

Ein Leitfaden zur<br />

Etablierung von nachhaltigen<br />

Natur erlebnisangeboten<br />

für Gemeinden und Regionen


Inhalt<br />

1<br />

2<br />

1 Natura Trail Hochwienerwald<br />

2 rund um´s moor<br />

3 Kelten.Baum.Weg<br />

4 Alchemilla–Kräuterprojekt<br />

N<br />

3 4


Inhalt<br />

VORWORT 5<br />

NATURFREUNDE –<br />

Aktiv für Mensch und Natur 6<br />

NATUR | ERLEBNIS | REGION –<br />

Ein Leitfaden zur Etablierung von<br />

nachhaltigen Natur erlebnisangeboten<br />

für Gemeinden und Regionen 7<br />

Naturerlebnisangebote<br />

Was bringt’s – Was steckt dahinter? 8<br />

Naturerlebnisangebote boomen! 8<br />

Was verstehen wir unter einem<br />

Naturerlebnisangebot? 8<br />

Brauchen wir Naturerlebnisangebote? 9<br />

Was bringt es den Gemeinden / Regionen? 10<br />

Naturerlebnis – was steckt dahinter? 12<br />

Kelten.Baum.Weg<br />

Themen- und Naturerlebnisweg 18<br />

Darum geht´s 18<br />

Von der Idee zum Kelten.Baum.Weg 19<br />

Deshalb funktioniert´s 21<br />

Das bringt´s der Region 22<br />

Das ist das Besondere 22<br />

rund um´s moor<br />

<strong>Erlebnis</strong>weg – Garten der Sinne –<br />

Beweidungsprojekt mit Moorochsen 23<br />

Darum geht‘s: 23<br />

Von der Idee zu „rund um´s moor“ 25<br />

Deshalb funktioniert‘s 27<br />

Das bringt´s der Region 28<br />

Das ist das Besondere 28<br />

Alchemilla–Kräuterprojekt im Biosphärenpark<br />

Großes Walsertal – Kräuterwanderungen<br />

und Führungen durch Kräutergärten,<br />

Kräuterkurse, Kräuterprodukte 29<br />

Darum geht‘s 29<br />

Von der Idee zum Alchemilla-Kräuterprojekt 30<br />

Deshalb funktioniert´s 33<br />

Das bringt´s der Region 34<br />

Das ist das Besondere 34<br />

Natura Trail Hochwienerwald<br />

Wander- und Naturerlebnisweg 35<br />

Darum geht‘s 35<br />

Von der Idee zum Natura Trail<br />

Hochwienerwald 36<br />

Deshalb funktioniert´s 39<br />

Das bringt´s der Region 40<br />

Das ist das Besondere 40<br />

So wird‘s gemacht<br />

Wie Natur zum <strong>Erlebnis</strong> wird 41<br />

Was soll mit dem Naturerlebnisangebot<br />

erreicht werden? 41<br />

Welche Besonderheiten hat die Gemeinde? 42<br />

Wen soll das Naturerlebnisangebot<br />

ansprechen? 43<br />

Wer soll eingebunden werden? 44<br />

Wie kann das Naturerlebnisangebot<br />

finanziert werden? 44<br />

Wie kann das Thema umgesetzt werden? 49<br />

Was macht gute Texte aus? 53<br />

Wie wird das Naturerlebnisangebot bekannt? 54<br />

Was sagen die BesucherInnen? 55<br />

Schritt für Schritt zum erfolgreichen<br />

Naturerlebnisangebot 56<br />

Literaturverzeichnis 57<br />

Impressum 58


4 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region<br />

„Dieser Leitfaden zeigt, welche<br />

Bedeutung Naturerlebnisangebote<br />

für Gemeinden und Regionen haben<br />

und ist mit praktischen Beispielen<br />

eine wichtige Umsetzungshilfe für<br />

lokale und regionale AkteurInnen.“


VORWORT<br />

Im Rahmen der Strategie „Bildung für nachhaltige<br />

Entwicklung“ verankern wir in Österreich in<br />

den unterschiedlichsten Lebensbereichen umweltund<br />

ressourcenschonende Konzepte. Ein wichtiger<br />

Schwerpunkt dabei ist der Tourismus- und Freizeitsektor.<br />

Gerade hier kann nachhaltiges Wirtschaften<br />

viel bewirken, weil es einen umfassenden Lösungsansatz<br />

für die Herausforderungen des Klimawandels,<br />

der steigenden Nachfrage nach Energie, der<br />

Stärkung regionaler Wertschöpfung, der Sicherung<br />

gesunder Lebensmittel und des Erhalts der biologischen<br />

Vielfalt bedeutet.<br />

Ideen wie innovative Naturerlebnisangebote haben<br />

dabei einen großen Stellenwert: Sie motivieren<br />

dazu, Ausflugsziele vor der eigenen Haustüre<br />

für die Freizeitgestaltung zu nutzen – das bringt<br />

mehr Lebensqualität, reduziert den Freizeitverkehr<br />

und entlastet das Klima. Zusätzlich wird damit das<br />

Bewusstsein für das heimische Naturerbe sowie<br />

für die Attraktivität der Regionen geweckt und<br />

gestärkt. Darüber hinaus ergänzen Naturerlebnisangebote<br />

das bestehende touristische Angebot,<br />

fördern den sanften Tourismus und unterstützen<br />

damit das Regionalmarketing und die regionale<br />

Gästebindung. Davon profitieren sowohl Tourismus-<br />

und Gastronomiebetriebe als auch Anbieter<br />

regionaler Produkte.<br />

Das Lebensministerium forciert die nachhaltige<br />

Regio nalentwicklung auch mit der Vergabe des<br />

Österreichischen Umweltzeichens für Tourismusbetriebe<br />

sowie mit der Initiative „GENUSS REGION<br />

ÖSTERREICH“, die darauf abzielt, regionale Spezialitäten<br />

und Erzeugnisse zu stärken und – auch international<br />

– bekannter und damit wettbewerbsfähiger<br />

zu machen. Zusätzlich haben wir die Kampagne<br />

„vielfaltleben“ gestartet, die mit unterschiedlichsten<br />

Projekten zum Schutz und Erhalt der biologischen<br />

Vielfalt beiträgt und arbeiten eng mit den<br />

Österreichischen Nationalparks zusammen, die<br />

unverfälschtes Naturerlebnis in Kombination mit<br />

Umweltbildung anbieten.<br />

Der Leitfaden „Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region“ zeigt,<br />

welche Bedeutung Naturerlebnisangebote für Gemeinden<br />

und Regionen haben und ist mit praktischen<br />

Beispielen eine wichtige Umsetzungshilfe<br />

für lokale und regionale AkteurInnen. Ihnen allen<br />

wünsche ich bei Ihren Aktivitäten zu einer nachhaltigen<br />

Entwicklung gutes Gelingen! D<br />

Niki Berlakovich<br />

Landwirtschafts- und Umweltminister<br />

Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 5


Vorwort<br />

NATURFREUNDE<br />

Aktiv für Mensch und Natur<br />

Seit über 110 Jahren engagieren sich die <strong>Naturfreunde</strong> in Belangen des Natur- und<br />

Umweltschutzes und für eine Nachhaltige Entwicklung. Von der Forderung nach dem<br />

freien Zugang zur Natur in den Anfängen der Bewegung über die Schaffung einer<br />

preiswerten touristischen Infrastruktur in Form des Hüttenwesens zu Beginn des 20.<br />

Jahrhunderts bis hin zur Etablierung von organisiertem Umweltschutz in den 70er und<br />

80er Jahren waren die <strong>Naturfreunde</strong> immer maßgebliche Impulsgeber an den Schnittstellen<br />

von Tourismus, Umwelt- und Naturschutz und nachhaltiger Entwicklung.<br />

In den letzten Jahren bilden Projekte, die das Naturerleben fördern und durch die Vermittlung<br />

der Schutzwürdigkeit der Natur zu einem natur- und umweltverträglichen<br />

Freizeitverhalten motivieren, einen wichtigen Schwerpunkt unserer Aktivitäten. Gerade<br />

auch im Rahmen unseres Natura Trail Projekts (www.naturatrails.net) konnten<br />

wir wertvolle Erfahrungen sammeln, wie sich Anliegen des Naturschutzes sinnvoll mit<br />

einer sanften Freizeitnutzung in der Natur verbinden lassen und so gemeinsam zu<br />

einer nachhaltigen Regionalentwicklung beitragen.<br />

Wir freuen uns, mit diesem Leitfaden den Erfahrungsschatz der <strong>Naturfreunde</strong> nun<br />

einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen zu können, und hoffen dadurch einen<br />

weiteren Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung zu leisten.<br />

D<br />

Manfred Pils<br />

Präsident<br />

<strong>Naturfreunde</strong> <strong>Internationale</strong><br />

Christian Baumgartner<br />

Generalsekretär<br />

<strong>Naturfreunde</strong> <strong>Internationale</strong><br />

6 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region


Vorwort<br />

NATUR | ERLEBNIS | REGION<br />

Ein Leitfaden zur Etablierung von nachhaltigen<br />

Natur erlebnisangeboten für Gemeinden und Regionen<br />

Sich bewegen, Spaß haben und die Natur mit<br />

allen Sinnen erfahren – dazu laden erfolgreiche Naturerlebnisangebote<br />

ein. Dabei sprechen sie sowohl<br />

die örtliche Bevölkerung, für die sie ein attraktives<br />

Freizeitangebot „vor der Haustüre“ darstellen, als<br />

auch Tagesausflugsgäste und UrlauberInnen an<br />

und leisten so einen wertvollen Beitrag zu einer<br />

nachhaltigen Regionalentwicklung.<br />

Doch was macht ein Naturerlebnisangebot eigentlich<br />

aus? Was sind die Faktoren für erfolgreiche<br />

Angebote? Und worin liegt der Unterschied zu<br />

den zahlreichen Wander- und Freizeitangeboten,<br />

die wie Pilze aus dem Boden schießen?<br />

Diese und zahlreiche andere Fragen stehen im Mittelpunkt<br />

dieses Leitfadens, der VertreterInnen von<br />

Gemeinden und Regionen zur Etablierung von Naturerlebnisangeboten<br />

motivieren und zugleich auch<br />

bei der Umsetzung unterstützen und vor etwaigen<br />

Fehlern warnen soll.<br />

Drei Module setzen sich auf informative und verständliche<br />

Art und Weise mit den relevanten Themenkomplexen<br />

auseinander:<br />

Modul 1 bietet eine Einführung zu Naturerlebnisangeboten,<br />

wobei zum einen der Begriff „Naturerlebnisangebot“<br />

definiert wird, zum anderen die<br />

Vorteile erfolgreicher Naturerlebnisangebote für<br />

die Regionen aufgezeigt werden.<br />

Modul 3 bietet schließlich mit „Schritt für Schritt<br />

zum Naturerlebnisangebot“ eine konkrete Anleitung<br />

und nützliche Informationen für die Umsetzung.<br />

Angesprochen werden u. a. die Zielformulierung<br />

und die Frage der Zielgruppen, die<br />

Berücksichtigung der regionalen Besonderheiten<br />

und bereits vorhandener Infrastruktur, die für das<br />

Projekt genutzt werden kann (z. B. Wanderwege),<br />

naturschutzfachliche Überlegungen, die Beteiligung<br />

der Bevölkerung, die Finanzierungsmöglichkeiten,<br />

die mediale Umsetzung (z. B. <strong>Erlebnis</strong>stationen,<br />

Infotafeln, Folder) und die Bedeutung der<br />

Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Der vorliegende Leitfaden basiert auf jahrelanger<br />

eigener Erfahrung im Naturerlebnisbereich und<br />

auf Erfahrungsberichten von BetreiberInnen von<br />

Naturerlebnisangeboten sowie von regionalen AkteurInnen.<br />

Unser besonderer Dank gilt daher all<br />

jenen, die mit ihrem Beitrag den Leitfaden unterstützt<br />

haben.<br />

Wir hoffen, dass der Leitfaden mit seinen praktischen<br />

Beispielen und mit den anschaulichen Erklärungen<br />

und Umsetzungsanleitungen zur Entwicklung<br />

neuer, kreativer Ideen und zur erfolgreichen<br />

Etablierung von authentischen und innovativen<br />

Naturerlebnisangeboten beiträgt und wünschen<br />

dabei viel Erfolg!<br />

D<br />

Andrea Lichtenecker<br />

Renate Eder<br />

Modul 2 enthält vier Beispiele für unterschiedliche<br />

Naturerlebnisangebote – beschrieben werden jeweils<br />

Idee und Finanzierungskonzept, die Einbindung<br />

verschiedener AkteurInnen, Öffentlichkeitsarbeit<br />

und Marketing, der Erhaltungsaufwand und<br />

die Erfolgsfaktoren. Persönliche Erkenntnisse und<br />

Tipps der BetreiberInnen sowie Kommentare aus<br />

der Bevölkerung runden die Beschreibungen ab.<br />

Andrea Lichtenecker<br />

Naturschutz &<br />

Umweltbildung,<br />

<strong>Naturfreunde</strong><br />

<strong>Internationale</strong><br />

Renate Eder<br />

Institut für Landschaftsentwicklung,<br />

Erholungs- und<br />

Naturschutzplanung,<br />

BOKU Wien<br />

Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 7


Einführung<br />

Naturerlebnisangebote<br />

Was bringt’s – Was steckt dahinter?<br />

Naturerlebnisangebote boomen!<br />

Naturerlebnisse anzubieten ist in – diesen Eindruck vermittelt zumindest die lange Ergebnisliste<br />

die erscheint, gibt man den Begriff Naturerlebnis oder Naturerlebnis angebot<br />

in Internetsuchmaschinen ein. Die Bandbreite der aufgelisteten Angebote ist groß:<br />

Abenteuerrundreisen, die Naturerlebnisse in Süd- oder Mittelamerika versprechen,<br />

finden sich ebenso darunter wie Umweltbildungs- und Exkursionsprogramme von<br />

National- und Naturparks oder Themen- und <strong>Erlebnis</strong>wege von einzelnen Gemeinden.<br />

Doch auch viele Sportangebote wie Langlaufen, Klettern, Bergsteigen, Schneeschuhwandern,<br />

Canyoning oder Mountainbiking werben mit dem Begriff Natur erlebnis.<br />

Das Verständnis, das die einzelnen Anbieter vom Begriff Naturerlebnis angebot haben,<br />

scheint demnach recht unterschiedlich zu sein.<br />

Was verstehen wir unter einem Naturerlebnisangebot?<br />

Im vorliegenden Leitfaden werden Naturerlebnisangebote als Outdoor-Angebote verstanden,<br />

deren vordergründiges Ziel es ist, die Menschen für Natur und Landschaft<br />

zu sensibilisieren und die Wertschätzung dafür zu fördern. Die BesucherInnen bekommen<br />

die Möglichkeit die Natur- bzw. Kulturlandschaft aktiv und mit allen Sinnen<br />

zu erleben.<br />

Charakteristisch für Naturerlebnisangebote ist …<br />

R<br />

■ dass sie die naturräumlichen, landschaftlichen und kulturellen Besonderheiten eines / einer<br />

Ortes / Region thematisieren und für die BesucherInnen wahrnehmbar und erlebbar<br />

machen,<br />

■ dass sie authentisch und somit in das lokale / regionale Umfeld integriert sind (sowohl die<br />

c Was ist ein<br />

<strong>Erlebnis</strong>, S. 12<br />

Inhalte, als auch deren Vermittlung),<br />

■ dass sie eine aktive Auseinandersetzung mit der Natur und Landschaft beinhalten. Die eigene<br />

Aktivität ist für ein ganzheitliches Naturerlebnis notwendig (Wanderungen, Radtouren<br />

etc.),<br />

■ dass sie ein ganzheitliches Erleben möglich machen („Erleben mit allen Sinnen“,<br />

Ansprechen der unterschiedlichen <strong>Erlebnis</strong>dimensionen)<br />

■ dass sie zu einem bewussten und respektvollen Aufenthalt in der Natur<br />

anregen.<br />

8 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region


Einführung<br />

Brauchen wir Naturerlebnisangebote?<br />

Unsere Gesellschaft ist von einem hohen Bedürfnis nach Bildungs- und Informationsangeboten<br />

in der Freizeit geprägt. Informelles Lernen, das im Gegensatz zum formalen<br />

Lernen in der Freizeit stattfindet, und Umweltbildungsangebote in der Natur werden<br />

immer beliebter. Gut konzipierte Naturerlebnisangebote tragen sowohl der Natursehnsucht<br />

als auch dem Informationsbedürfnis des Menschen Rechnung. Gefragt<br />

sind Angebote mit einer ausgewogenen Kombination aus Information, <strong>Erlebnis</strong> und<br />

Konsum. Ganzheitliches Erfahren und das Wecken von Emotionen sind dabei Kernelemente,<br />

ebenso wie der Aufenthalt in attraktiven Landschaften und die Möglichkeit<br />

zum zwanglosen, eigenständigen und aktiven Lernen ohne Belehrung.<br />

Ganzheitliches<br />

Erleben<br />

I Wohlers (2003)<br />

I Eder & Arnberger (2007)<br />

Wanderungen in intakter Natur und attraktiven Kulturlandschaften liegen nach wie<br />

vor im Trend. Naturerlebnisangebote abseits der Hauptbesucherströme, die zu einer<br />

schönen Wanderung einladen und ihre BesucherInnen zu mentalen wie körperlichen<br />

Übungen animieren, sind Orte der Ruhe, Erholung und Entschleunigung. Sie können<br />

ihre BesucherInnen in andere, oft längst vergangene Zeiten oder andere (Natur)Welten<br />

versetzen und schaffen so Abstand vom hektischen Alltagsleben.<br />

Ausgleich zum Alltag<br />

I Opaschowski (2002)<br />

Charakteristisch für unsere heutige Zeit ist eine immer stärker werdende Globalisierung.<br />

Als Gegenpol dazu zählt auch die Rückbesinnung auf das Lokale und Regionale, auf<br />

das Ursprüngliche und Unverfälschte. Angebote, die regionale oder lokale Themen<br />

aufgreifen, lokale Besonderheiten wie gastronomische Spezialitäten, Handwerksprodukte,<br />

landschaftliche Ressourcen und kulturelle Angebote authentisch miteinbeziehen,<br />

werden immer stärker nachgefragt.<br />

Gegenpol zur<br />

Globalisierung<br />

I Schröder (2006)<br />

Naturerlebnisangebote finden sich besonders häufig in intakten, abwechslungsreichen<br />

Landschaften. Diese wiederum sind häufig nicht nur für menschliche BesucherInnen,<br />

sondern auch für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten attraktiv. Bei entsprechender Planung<br />

unter Berücksichtung ökologischer Kriterien können durch die Etablierung von<br />

Naturerlebnisangeboten die BesucherInnen in weniger empfindliche Zonen gelenkt<br />

werden, um besonders sensible Zonen zu schonen.<br />

Besucherlenkung<br />

I Pröbstl & al. (2009)<br />

Zugleich bieten Naturerlebnisangebote die Chance, die Akzeptanz<br />

der Bevölkerung für Schutzgebiete zu heben und zu einem<br />

naturverträglichen Freizeitverhalten zu motivieren, indem die<br />

Besonderheiten und der Wert der Gebiete vermittelt werden.<br />

Diesem Punkt kommt aktuell angesichts der Einrichtung des europäischen<br />

Natura 2000-Schutzgebietsnetzwerks eine besondere<br />

Bedeutung zu.<br />

Verständnis<br />

für Naturschutz<br />

Ein immer wieder diskutiertes Problem unserer Gesellschaft ist<br />

die zunehmende Naturentfremdung. Viele Kinder kennen Natur<br />

fast nur noch aus zweiter Hand, sei es über den Fernseher oder<br />

das Internet. Im Rahmen einer Studie zur Waldschulpädagogik<br />

in Wien gab gut ein Fünftel der befragten SchülerInnen im Alter<br />

zwischen 8 und 12 Jahren an, noch nie mit den Eltern einen Wald<br />

besucht zu haben. Zugleich belegen jedoch empirische Studien,<br />

dass die Begegnung mit der Natur und möglichst vielfältige Naturerfahrungen<br />

für Kinder sehr wichtig sind. Die Natur bietet den<br />

Bewusstseinsbildung<br />

I Eder (2008)<br />

I Bögeholz (1999), Lude (2001), Gebhard (2001)<br />

Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 9


Einführung<br />

Kindern die Möglichkeit, sowohl Veränderung als auch Kontinuität zu erleben und ihre<br />

Bedürfnisse nach Abenteuer und Wildnis ausleben zu können. Darüber hinaus bilden<br />

positive Naturerfahrungen die Grundlage für das Entstehen einer umweltbewussten<br />

Einstellung, die wiederum die Basis für ein natur- und umweltverträgliches Verhalten<br />

darstellt. Der häufig zitierte Satz „Nur was ich kenne, schütze ich“ wird durch diese<br />

Ergebnisse untermauert.<br />

Was bringt es den Gemeinden / Regionen?<br />

Es gibt zahlreiche Motive die zur Errichtung eines Naturerlebnisangebotes animieren<br />

können. Grob vereinfacht lassen sich diese Motive auf ökonomisch, gesellschaftlich<br />

oder didaktisch orientierte Absichten zurückführen.<br />

I Eder & Arnberger<br />

(2007, verändert)<br />

Motive zur Errichtung von Naturerlebnisangeboten<br />

R<br />

Motive<br />

Gesellschaftlich<br />

orientierte Motive<br />

Ökonomisch<br />

orientierte Motive<br />

Didaktische Motive<br />

Besucherlenkung<br />

Beispiele<br />

■ Steigerung der regionalen Identität der Bevölkerung<br />

■ Erhöhung der Lebensqualität der lokalen Bevölkerung<br />

■ Nachhaltige Entwicklung der Region<br />

■ Umweltbildung, Wertewandel und Änderungen von Umwelteinstellungen<br />

und -verhalten<br />

■ Erhaltung der Natur- und Kulturlandschaft<br />

■ Beitrag zur Gesundheit<br />

■ Reduzierung des Freizeitverkehrs<br />

■ Beitrag zur regionalen Wertschöpfung durch Stärkung des<br />

Nächtigungs- und Tagestourismus<br />

■ Stärkung des Innovationspotenzials und der Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Region<br />

■ Förderung des sanften Tourismus<br />

■ Verkaufsförderung lokaler Produkte<br />

■ Verstärkte Gästebindung<br />

■ Einkünfte für BetreiberInnen<br />

■ Schaffung von Arbeitsplätzen<br />

■ Lernort für Schulen, Kindergärten etc.<br />

■ Besucherlenkung in Naturschutzgebieten<br />

■ Lenkung zu weiteren touristischen Angeboten in der Region /<br />

vor Ort<br />

Identifikation durch<br />

Partizipation<br />

Ein wichtiges Motiv kann die Steigerung der Identität der Bevölkerung mit der Region<br />

sein. Dies funktioniert vor allem dann, wenn das Angebot direkt von einer Gruppe<br />

aus der Region / dem Ort entwickelt und getragen wird. Bereits in der Konzeption und<br />

auch später bei der Umsetzung gilt es, möglichst viele AkteurInnen und Stakeholder<br />

wie z. B. Vereine, Schulen und Betriebe zu beteiligen – Partizipation ist mehr als reine<br />

Information! Nur so lässt sich sicherstellen, dass sich die Bevölkerung mit dem Angebot<br />

identifiziert, es mitträgt, akzeptiert und auch stolz darauf ist.<br />

10 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region


Einführung<br />

Naturerlebnisangebote können helfen, das Bewusstsein der Bevölkerung für das regionale<br />

Naturerbe zu wecken bzw. zu erhöhen. Vielen Menschen ist die Attraktivität<br />

ihrer Heimat oft nicht bewusst, was sie dazu veranlasst, an den Wochenenden häufig<br />

weite Strecken – meist per PKW – zurückzulegen, um entfernte Ausflugsziele zu<br />

erreichen, statt Wanderwege und Ausflugsziele vor der eigenen Haustüre zu nutzen.<br />

Naturerlebnisangebote in der Gemeinde erhöhen die Lebensqualität, vergrößern das<br />

Freizeitangebot für die lokale Bevölkerung und tragen so auch zur Reduzierung des<br />

Freizeitverkehrs und zum Klimaschutz bei. Andererseits machen spannend konzipierte,<br />

authentische Naturerlebnisangebote den Ort auch für Tagesausflugsgäste aus Nachbarregionen<br />

und Touristen attraktiv. Gastronomiebetriebe können davon ebenso profitieren<br />

wie AnbieterInnen von regionalen Produkten. Wird bereits in der Planungsphase des<br />

Projekts die Möglichkeit einer umweltverträglichen Anreise mitgedacht (z. B. öffentliche<br />

Verkehrsmittel, Fahrrad), vermeidet man ein zusätzliches Verkehrsaufkommen.<br />

Naturerlebnisangebote erweitern, ergänzen oder vertiefen das bestehende touristische<br />

Angebot und fördern den sanften Tourismus. Als zusätzliche Angebote unterstützen<br />

sie das Regionsmarketing und die regionale Gästebindung. Je nach Art und Größe<br />

des Angebotes können damit auch (Teil)Arbeitsplätze geschaffen werden.<br />

Hebung der<br />

Lebensqualität<br />

Beitrag zum<br />

Klimaschutz<br />

c Welche Besonderheiten<br />

hat die Gemeinde, S. 42<br />

Regionale<br />

Wertschöpfung<br />

Das Erleben von Natur steht heute bei vielen Touristen hoch im Kurs. Angebote im<br />

Sinne eines sanften, naturnahen Tourismus sollen es den Gästen ermöglichen, die<br />

natürlichen und kulturellen Attraktionen aktiv und mit allen Sinnen zu erleben.<br />

Förderung eines<br />

Sanften Tourismus<br />

I nach Siegrist (2008)<br />

Eine Studie aus Deutschland schreibt den an Naturerlebnissen interessierten Gästen<br />

u. a. folgende Eigenschaften zu:<br />

■ Vor allem Familien und ältere Paare<br />

■ Sind neben der Natur auch an Kultur und Bildung interessiert<br />

■ Wollen etwas für die Gesundheit tun<br />

■ Wandern und radeln gerne<br />

■ Unternehmen gerne Ausflüge<br />

I Deutscher Tourismusverband (2005)<br />

<strong>Erlebnis</strong>angebote die einen engen Bezug zu den natürlichen, landschaftlichen und<br />

kulturellen Charakteristika eines Ortes oder einer Region aufweisen – also authentisch<br />

sind – haben das Potenzial diese Besuchergruppen anzusprechen. Darüber hinaus lassen<br />

sich mittels neuer Medien (Internet, GPS / Geocoaching etc.) diese traditionellen<br />

Besuchergruppen erweitern.<br />

Bildungsangebot<br />

I Lichtenecker (2008)<br />

Didaktisch gut aufbereitete Angebote eignen sich sehr gut als außerschulische Lernorte<br />

für Kindergärten oder Schulen aus der Region.<br />

Authentische Naturerlebnisangebote sind ein wichtiger<br />

Schritt zur nachhaltigen Regionalentwicklung und können<br />

einen bedeutenden Beitrag zur Erhaltung von Natur- und<br />

Kulturlandschaften und zur Umweltbildung leisten.<br />

Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 11


Einführung<br />

Naturerlebnis – was steckt dahinter?<br />

<strong>Erlebnis</strong>begriff<br />

Was ist ein <strong>Erlebnis</strong>?<br />

Der Begriff „<strong>Erlebnis</strong>“ wird heute fast inflationär verwendet: Wir besuchen <strong>Erlebnis</strong>pfade,<br />

vergnügen uns in <strong>Erlebnis</strong>welten, gehen ins Einkaufszentrum zum <strong>Erlebnis</strong>shopping,<br />

gönnen uns ein Wochenende in der <strong>Erlebnis</strong>therme mit abschließendem<br />

<strong>Erlebnis</strong>dinner. Auch im Urlaub möchten wir so viel wie nur möglich erleben. Doch<br />

was sind eigentlich <strong>Erlebnis</strong>se?<br />

I Bertelsmann (1995, S. 91)<br />

I Pine & Gilmore (1999)<br />

I Scheurer (2003, S. 14)<br />

Im Lexikon der Psychologie wird <strong>Erlebnis</strong> als ein „stark gefühlsbetontes und unmittelbares<br />

Ergriffenwerden anlässlich eines Ereignisses oder einer Begegnung“ erklärt.<br />

„Ein <strong>Erlebnis</strong> ist ein Ereignis im individuellen Leben eines Menschen, das sich vom<br />

Alltag des Erlebenden so unterscheidet, dass es ihm lange im Gedächtnis bleibt“<br />

oder anders gesagt: „<strong>Erlebnis</strong>se sind bewusst oder unbewusst wahrgenommene,<br />

subjektbestimmte, unwillkürliche innere Gefühle, welche erst durch Reflexion und<br />

Verarbeitung zu Erfahrungen werden“.<br />

Aus diesen Definitionen lassen sich folgende Merkmale für <strong>Erlebnis</strong>se formulieren:<br />

<strong>Erlebnis</strong>se …<br />

R<br />

■ unterscheiden sich vom Normalen und Gewohnten<br />

■ sind beeindruckende, „merk-würdige“ Ereignisse<br />

■ sind sehr emotional<br />

■ passieren und lassen sich nicht erzwingen<br />

■ sind subjektiv und daher abhängig von der Lebensgeschichte<br />

jedes Einzelnen<br />

■ werden erst durch Reflexion zu Erfahrungen.<br />

I Scheurer (2003)<br />

<strong>Erlebnis</strong>se können einerseits vom Menschen selbst bspw. durch Sport herbeigeführt<br />

werden. Andererseits können sie auch durch eine Veränderung der äußeren Umwelt,<br />

sei es durch Sinnesanreize wie Farben oder Gerüche oder durch die Interaktion mit<br />

anderen Menschen, ausgelöst werden. <strong>Erlebnis</strong>se sind vielfältig. Sie können positiv<br />

oder negativ sein, sowohl Freude, Ergriffenheit, Staunen, Überraschung als auch Trauer<br />

oder Angst verursachen.<br />

I Vester (2004, S.11)<br />

Fachleute unterscheiden drei Dimensionen des Erlebens, die aufeinander aufbauen<br />

und einander ergänzen:<br />

<strong>Erlebnis</strong>dimensionen<br />

■<br />

Kognitive <strong>Erlebnis</strong>dimension<br />

Kognitiv kommt vom lat. cognoscere und bedeutet wahrnehmen. Erleben bedeutet<br />

daher Wahrnehmung und Wahrnehmung beruht auf Unterscheidungen. Je kontrastreicher<br />

und differenzierter die Wahrnehmungswelt ist, je weniger Eintönigkeit,<br />

Gleichförmigkeit und Erwartbarkeit vorherrschen, desto lebendiger und aufregender<br />

wird das <strong>Erlebnis</strong>.<br />

12 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region


Einführung<br />

■<br />

Affektive <strong>Erlebnis</strong>dimension<br />

Das <strong>Erlebnis</strong> wird intensiver, wenn die Wahrnehmung des Unterschiedes auch die<br />

Gefühlsebene anspricht. Um <strong>Erlebnis</strong>se zu ermöglichen, sollten daher immer auch<br />

Emotionen angesprochen, produziert und transportiert werden. Ereignisse, die<br />

Emotionen hervorrufen, haben einen größeren <strong>Erlebnis</strong>wert.<br />

Vollkommenes <strong>Erlebnis</strong><br />

■<br />

Lokomotorische (Bewegungsimpuls) und<br />

behaviorale (Verhaltensimpuls) <strong>Erlebnis</strong>dimension<br />

Das <strong>Erlebnis</strong> wird komplett, wenn nicht nur Unterschiede wahrgenommen und<br />

Emotionen gefühlt werden, sondern es auch zu einem Bewegungsimpuls (lokomotorisch)<br />

und einem Verhaltensimpuls (behavioral) kommt. Eine innere Bewegtheit<br />

macht sich bemerkbar, die sich auch körperlich zeigt.<br />

Ein <strong>Erlebnis</strong> wird dann vollkommen, wenn alle <strong>Erlebnis</strong>dimensionen angesprochen<br />

werden. Allerdings müssen nicht immer alle drei Dimensionen gleich stark an einem<br />

<strong>Erlebnis</strong> beteiligt sein. Durch die unterschiedliche Gewichtung ergeben sich Unterschiede<br />

in der <strong>Erlebnis</strong>intensität: Eine Wanderung auf einen Berggipfel hat meist eine<br />

höhere <strong>Erlebnis</strong>intensität als eine Autofahrt durch die Bergwelt.<br />

E i n t r a g in d a s Gi p f e l b u c h d e s Ko s i a k (Ka r a w a n k e n ):<br />

„Nur wo du zu Fuß warst,<br />

warst du wirklich.“<br />

Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 13


Einführung<br />

Lassen sich <strong>Erlebnis</strong>se planen?<br />

Die Antwort ist nein! <strong>Erlebnis</strong>se lassen sich nicht herstellen, sie sind immer von der<br />

jeweiligen Person abhängig – also subjektspezifisch. Es besteht jedoch die Möglichkeit<br />

mit vielfältigen Inszenierungsinstrumenten und Vermittlungsmedien günstige Rahmenbedingungen<br />

zu schaffen, die das Entstehen eines <strong>Erlebnis</strong>ses fördern.<br />

Optimale<br />

Angebotsgestaltung<br />

I Pine & Gilmore (1999)<br />

In der Tourismusforschung steht der Begriff <strong>Erlebnis</strong> seit rund 20 Jahren im Zentrum der<br />

Diskussion über eine optimale Angebotsgestaltung. Hier spielen die vier Dimensionen<br />

Unterhaltung, Bildung, Ästhetik und Flucht aus dem Alltag eine Schlüsselrolle in der<br />

Entwicklung eines attraktiven Angebotes. Die vier Dimensionen des <strong>Erlebnis</strong>raumes<br />

lassen sich zwischen der kognitiven bzw. emotionalen Orientierung des Angebotes<br />

und der Art der Beteiligung der BesucherInnen aufspannen.<br />

I nach Pine & Gilmore (1999)<br />

vgl. auch Freericks & Brinkmann (2006)<br />

Dimensionen der <strong>Erlebnis</strong>gestaltung<br />

Aufnahme neuer Information (kognitiv)<br />

Unterhaltung<br />

Bildung<br />

Passive Beteiligung<br />

Zuschauer, Zuhörer, Betrachter, Publikum<br />

Aktive Beteiligung<br />

spielen, testen, probieren, wandern<br />

Ästhetik<br />

Flucht & Flow<br />

Eintauchen (emotional)<br />

I Freericks & Brinkmann (2006)<br />

Flucht & Flow<br />

I Pine & Gilmore(1999)<br />

I Csikszentmihalyi (2008)<br />

I Hartmann (2006)<br />

I Weichbold & Gutternig (2004)<br />

Kognitive Angebote zielen auf das Aufnehmen von Information, während emotionale<br />

Angebote die BesucherInnen in andere Welten eintauchen lassen. Bei den Dimensionen<br />

Unterhaltung und Ästhetik nehmen die BesucherInnen eine passive Rolle ein. Sie<br />

sind hier BetrachterInnen, ZuschauerInnen, Publikum, KonsumentInnen. Hingegen<br />

sind sie bei den Dimensionen Bildung und Flucht aus dem Alltag („Flucht & Flow“)<br />

aktiv in das Geschehen eingebunden.<br />

Der Dimension Flucht aus dem Alltag wird aus verkaufsökonomischer Sicht der höchste<br />

<strong>Erlebnis</strong>wert zugeschrieben. Dabei werden die BesucherInnen so intensiv angesprochen,<br />

dass sie ganz in ihrer Aktivität aufgehen und die Außenwelt ausblenden. Ist dies der<br />

Fall, dann spricht man von einem Flow-<strong>Erlebnis</strong>, das zugleich auch den Wunsch nach<br />

Wiederholung in sich trägt: Die BesucherInnen wollen den Ort der Stimulierung erneut<br />

aufsuchen. Mit dem Meistern von Herausforderungen, körperlicher wie geistiger Art,<br />

dem Erweitern der eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen finden die BesucherInnen<br />

Selbstbestätigung und (Erfolgs)<strong>Erlebnis</strong>se.<br />

Angemerkt sei hier, dass der Aufenthalt in der Natur eigentlich immer ein <strong>Erlebnis</strong> ist<br />

und dass stiller Naturgenuss an sich bereits Flucht aus dem Alltag darstellt. Allerdings<br />

14 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region


Einführung<br />

sind die Schätze in unserer Natur- und Kulturlandschaft oft verborgen und unscheinbar<br />

und müssen für die BesucherInnen erst wirkungsvoll in Szene gesetzt werden, damit<br />

sie ihren besonderen Charakter offenbaren.<br />

I Lehnes (2006)<br />

Ein erfolgreiches <strong>Erlebnis</strong>angebot greift auf alle<br />

vier <strong>Erlebnis</strong> dimensionen zurück, betont aber die aktive<br />

Einbindung der BesucherInnen und lässt sie über<br />

die emotionale Komponente in das <strong>Erlebnis</strong> eintauchen.<br />

Naturerleben in der Umweltbildung – Naturpädagogik<br />

In der Umweltbildung versteht man unter Naturerleben ein didaktisches Prinzip, das<br />

die Sensibilisierung der Menschen für die Natur anstrebt. Naturerlebnisse sollen Prozesse<br />

der Näherung, der Wertschätzung und des einfühlsamen Verstehens zwischen<br />

Mensch und Natur fördern.<br />

I Maaßen (1994)<br />

Naturbegegnen, Naturerfahren bzw. Naturerleben sind Begriffe, die in der Umweltbildung<br />

eine lange Geschichte haben. Als Gegenbewegung zur „klassischen Umwelterziehung“,<br />

wo die reine Wissensvermittlung (kognitive Komponente) stark betont wurde,<br />

entwickelten sich im Laufe der Zeit unterschiedliche Konzepte der Naturpädagogik.<br />

Hintergrund war die Annahme, dass der moderne Mensch den Bezug zur Natur verloren<br />

hätte und daher ein neues Mensch-Natur-Verhältnis zu gründen sei. Einen zentralen<br />

Schwerpunkt in der Naturpädagogik nimmt dabei das Erleben, das Wecken von Gefühlen<br />

und Freude an der Natur, das intensive Erfahren bzw. Wahrnehmen der Natur<br />

mit allen Sinnen, ein. Durch die Naturerfahrung soll der verloren gegangene Bezug zur<br />

Natur wieder hergestellt werden. Natur soll als etwas Lebendiges mit eigenem Sein<br />

verstanden werden. Die einzelnen Konzepte der Naturpädagogik zielen also weitaus<br />

stärker auf die emotionale Ebene als auf die kognitive Wissensvermittlung ab.<br />

I Lude (2001), Kalff (1994),<br />

Killermann (2000)<br />

Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 15


Einführung<br />

Flow Learning nach<br />

Joseph Cornell<br />

I Cornell (1991)<br />

Naturerlebnismodell<br />

von Janssen und<br />

Trommers Rucksackschule<br />

I Ebers & al. (1998), Trommer & Prasse (1991)<br />

<strong>Erlebnis</strong>pädagogik<br />

I Muff (2001)<br />

Das Klischee<br />

der heilen Welt<br />

I Lude (2001)<br />

Das bekannteste und von vielen in der Umweltbildung Tätigen auch heute noch angewendete<br />

Konzept ist das Flow Learning (Fließendes Lernen). Es wurde in den 1970er<br />

Jahren vom amerikanischen Naturpädagogen Joseph Cornell entwickelt. In seinem<br />

Buch „Mit Freude die Natur erleben“ beschreibt er wie Naturerfahrung inszeniert<br />

werden kann. Am Beginn steht das Wecken der Begeisterung, dann wird die Aufmerksamkeit<br />

auf die Phänomene in der Natur gelenkt. In der nächsten Stufe geht es<br />

darum Situationen zu schaffen, in denen Natur direkt erlebt werden kann. Besondere<br />

Bedeutung misst Cornell der letzten Stufe zu, der Reflexion und dem Teilhabenlassen<br />

der anderen an den eigenen <strong>Erlebnis</strong>sen und Erfahrungen.<br />

Auch im Naturerlebnismodell von Janssen und in Trommers Rucksackschule liegt der<br />

Schwerpunkt auf der Ansprache der emotionalen Ebene. Aufbauend auf positivem<br />

Naturerleben und durch individuelle Naturerfahrungen soll Wissen über ökologische<br />

Zusammenhänge gewonnen werden. Die Symbiose von Naturerfahrung und Kenntnissen<br />

über die Natur soll zu ökologisch motiviertem Handeln führen.<br />

Immer mehr Naturerlebnisse wie bspw. Segeltouren, Bergwanderungen, Klettertouren<br />

oder Outdoorkurse werden in den letzten Jahren im Rahmen der <strong>Erlebnis</strong>pädagogik<br />

angeboten. Ziel ist es, durch Gemeinschafts- und Naturerlebnisse die Persönlichkeitsentwicklung<br />

und soziale Kompetenzen zu fördern. So soll auch der Entfremdungsprozess<br />

des Menschen von der Natur gestoppt und vor allem bei jungen Menschen ein<br />

Bewusstsein für die komplexe Vernetzung von natürlichen Lebensvorgängen geschaffen<br />

werden. Durch direkte Naturerfahrung soll ökologisches Bewusstsein entstehen.<br />

Den Konzepten der Naturpädagogik wird oft eine Flucht in die Idylle der Natur und<br />

eine Verklärung der Natur vorgeworfen. Wenn Umweltbildung nur auf einer positiven<br />

Naturbegegnung beruht, wird verhindert, dass die TeilnehmerInnen mit Konflikten<br />

konfrontiert werden. Studien aus Deutschland zeigen zudem eine deutliche<br />

Naturentfremdung unter Jugendlichen, deren Ursachen unter anderem auch auf die<br />

Verklärung der Natur zurückgeführt werden, die in der Umweltbildung immer wie-<br />

16 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region


Einführung<br />

der passiert. Die Nutzung der Natur wird häufig gänzlich ausgeblendet – so halten<br />

laut einer Studie drei Viertel der befragten Jugendlichen das Fällen von Bäumen für<br />

waldschädlich. Auf diese Weise kann natürlich auch kein Verständnis für den Begriff<br />

der Nachhaltigkeit entstehen.<br />

I Brämer (2006)<br />

Seit der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro wird eine<br />

Neuorientierung der Umweltbildung nach der Leitidee einer nachhaltigen Entwicklung<br />

gefordert, welche „die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt ohne zu riskieren, dass<br />

künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können“. D<br />

Bildung für nach -<br />

haltige Entwicklung<br />

I Brundtland-Bericht der Weltkommission<br />

für Umwelt und Entwicklung (1987)<br />

I Gärtner & Hellberg-Rode (2001)<br />

Grundvoraussetzung im Rahmen der „Bildung für nachhaltige<br />

Entwicklung“ (BINE) ist die Fähigkeit zum vernetzten Denken.<br />

Wichtig ist daher eine „mehrperspektivische Erschließung<br />

von Umweltproblemen und -situationen aus unterschiedlichen<br />

Wissens feldern und lebensweltlichen Erfahrungsbereichen<br />

heraus“. Natur erleben und Naturerfahrung sind dabei<br />

unbestritten wichtige Komponenten.<br />

Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 17


Von Beispielen lernen<br />

Kelten.Baum.Weg<br />

Themen- und Naturerlebnisweg<br />

Darum geht´s<br />

R Lage<br />

4880 St. Georgen im Attergau<br />

(Oberösterreich)<br />

Ausgangspunkt:<br />

1000-jährige Linde im Ort oder Kreisverkehr<br />

westlich von St. Georgen<br />

Erreichbarkeit mit<br />

öffentlichen Verkehrsmitteln:<br />

vom Bahnhof Vöcklamarkt mit der<br />

Lokalbahn<br />

<br />

Projektträger / Information<br />

Tourismusverband Attergau,<br />

4880 St. Georgen im Attergau<br />

www.keltenbaumweg.at<br />

Entlang eines alten, landschaftlich sehr reizvollen Wanderweges über den Kogelberg<br />

mit beeindruckenden alten Alleen und weiten Ausblicken in die Landschaft entführt<br />

seit 2006 der Kelten.Baum.Weg auf eine Zeitreise in die geheimnisvolle Welt der<br />

Kelten, die einst rund um den kleinen Berg im Westen von St. Georgen lebten. Die<br />

weithin sichtbaren und unverwechselbaren Zeichen der Stationen des Weges sind die<br />

mit den Wurzeln in den Himmel ragenden Bäume – die Idee dahinter: „Wir zeigen<br />

unsere Wurzeln“. Die BesucherInnen erfahren, dass die Kelten an die „Anderswelt“<br />

glaubten, dass ihre Götter in Bäumen, Steinen, Flüssen und Quellen wohnten und ihr<br />

gesamtes Leben eng mit der Natur verknüpft war. Aber auch was der modebewusste<br />

Kelte von damals trug, und dass seine Lieblingsbeschäftigung das Feiern war, bleibt<br />

kein Geheimnis.<br />

Interaktive und sensorische Stationen regen immer wieder zum aktiven Mitmachen und<br />

selber entdecken an. Informationstafeln erläutern die große Bedeutung der Bäume für<br />

18 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region


Von Beispielen lernen<br />

die Menschen von früher: Wer weiß heute noch, dass man süßen Sirup aus Ahornbäumen<br />

holte, aus Birkenrinde eine Art Superkleber herstellte und Buchenasche zur<br />

Glaserzeugung brauchte? Beim Baumquiz können die BesucherInnen ihr Wissen rund<br />

um heimische Bäume unter Beweis stellen. Ein von Archäologen original nachgebautes<br />

Keltenwohnhaus lädt an den Sommerwochenenden zu einer Besichtigung ein und<br />

manchmal kann dabei Brot aus dem Lehmbackofen verkostet werden. Neben den<br />

vielen interessanten Informationen über die Keltenzeit werden die BesucherInnen auf<br />

den zwei „Inseln der Natur“ auch für die bewusste Wahrnehmung der Umgebung<br />

sensibilisiert – Natur kann hier mit allen Sinnen erfahren und entdeckt werden. Für<br />

besonders Wissbegierige werden Exkursionen mit speziell ausgebildeten KeltenführerInnen<br />

angeboten. Ein „Keltenkorb“, der viele Materialien und Arbeitsblätter zum<br />

Thema enthält und beim Tourismusverein ausgeborgt werden kann sowie ein Buch<br />

über den Kelten.Baum.Weg ergänzen das Angebot.<br />

Facts<br />

X<br />

Weglänge:<br />

5 km langer Rundweg; kürzere Wegvarianten<br />

möglich (ca. 2,5 km)<br />

Medien zur Vermittlung:<br />

Informationstafeln, interaktive und<br />

sensorische Stationen, Führungen,<br />

„Keltenkörbe“ mit diversen Anschauungsmaterialien<br />

und Arbeitsblättern<br />

zum Ausborgen, Buch über die Inhalte<br />

des Weges, periodische Veranstaltungen<br />

Zielgruppe:<br />

keine spezielle; durch seine abwechslungsreiche<br />

Aufbereitung eignet sich<br />

der Pfad besonders für Familien<br />

Von der Idee zum Kelten.Baum.Weg<br />

Am Anfang war die Idee …<br />

Begonnen hat alles 2003 mit der Idee des Gruppenleiters der Österreichischen Naturschutzjugend<br />

(önj) in St. Georgen, einen bestehenden Wanderweg in das Blickfeld der<br />

Öffentlichkeit zu rücken. Die beeindruckenden alten Alleen entlang des landschaftlich<br />

reizvollen Weges waren bis dahin selbst den Einheimischen kaum bekannt. Ziel war<br />

es daher, der Bevölkerung die landschaftlichen Schönheiten vor der eigenen Haustür<br />

wieder näher zu bringen. Eine engagierte Ferialarbeiterin der Naturschutzjugend,<br />

zugleich Studentin der Kunstgeschichte, bekam den Auftrag, den Weg „in Szene“<br />

zu setzen. Zeitgleich wurden in der Region keltische Hügelgräber entdeckt – die Idee<br />

des Kelten.Baum.Weges war geboren. Ein erstes Konzept für einen <strong>Erlebnis</strong>weg,<br />

der die Epoche der Kelten in der Region mit dem Erleben von Natur und Landschaft<br />

verbinden sollte, wurde entwickelt.<br />

PROJEKTIDEE<br />

… Klärung der Finanzierung<br />

Dieses Konzept wurde bei einem Ideenwettbewerb des Regionalentwicklungsvereins<br />

eingereicht und mit dem Preis für Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit ausgezeichnet.<br />

Nach Vorlage eines genauen Finanzierungsplanes gelang es, den Kelten.Baum.<br />

Weg im Rahmen des EU-Förderprogramms LEADER zu 79 % aus EU-Fördermittel zu<br />

finanzieren. Für die erforderlichen Eigenmittel kamen der Tourismusverband Attergau,<br />

der auch die Projektträgerschaft übernahm, und die Gemeinden St. Georgen, Berg<br />

und Strass auf.<br />

Nach einjähriger Bauzeit wurde der Kelten.Baum.Weg am 24. Juni 2006 mit einem<br />

großen Keltenfest eröffnet. Die Gesamtkosten für Planung, Bau, Marketing und<br />

Eröffnungsfest lagen bei ca. 200.000 Euro und zahlreichen unentgeltlich geleisteten<br />

Arbeitsstunden.<br />

FINANZIERUNG<br />

c LEADER, S. 47<br />

KOSTEN<br />

Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 19


Von Beispielen lernen<br />

UMSETZUNG<br />

… das Projekt startet durch<br />

Für das Konzept und die Bauleitung ist Familie Hubelnig aus St. Georgen verantwortlich:<br />

das dreiköpfige Familienteam (Eltern sind Lehrer, Tochter ist Studentin der<br />

Kunstgeschichte) hat durch großes Engagement und viele Arbeitstunden die Basis für<br />

das Gelingen und den Erfolg des Kelten.Baum.Weges gelegt. Als Projektträger konnte<br />

der Tourismusverband Attergau gewonnen werden. Mitgearbeitet an der Realisierung<br />

haben zahlreiche Vereine, KünstlerInnen, PädagogInnen, eine Behindertenwerkstätte,<br />

Schulen und Gemeinden aus der Region. Zum Bau des Weges wurden fast ausschließlich<br />

regionale Betriebe herangezogen. Archäologen wurden als wissenschaftliche Begleiter<br />

in die Konzeption miteingebunden.<br />

„Aus vielen großen und kleinen Beiträgen ist ein <strong>Erlebnis</strong>weg<br />

entstanden, der touristische und wirtschaftliche Impulse setzt<br />

und über die Grenzen unserer Region Beachtung findet.“<br />

F amilie Hu b e l n i g<br />

MARKETING<br />

INSTANDHALTUNG<br />

LAUFENDE KOSTEN<br />

BESUCHERAUSLASTUNG<br />

… lebendig bleiben<br />

Den Initiatoren war bewusst, dass es nicht ausreicht den Weg nur zu errichten. Um<br />

positive Impulse für die Region zu bringen, muss er erhalten, vermarktet und weiterentwickelt<br />

werden. Die Entwicklung von Werbefoldern, einer Website, Führungen für<br />

Erwachsene und Kinder, verschiedenen touristischen Veranstaltungen, Merchandising-<br />

Artikeln, kulinarischen Angeboten in Gasthäusern (Keltenwirte) usw. war deshalb<br />

von Anfang an im Konzept enthalten. In den zweieinhalb Jahren seit der Eröffnung<br />

wurden bereits viele dieser Ideen umgesetzt und der Weg dadurch ständig mit „neuem<br />

Leben“ erfüllt.<br />

Die Instandhaltung wurde von der Gemeinde übernommen. Probleme hat es bisher vor<br />

allem durch Sturm- oder Hagelschäden gegeben. Die Kosten für die Instandhaltung und<br />

für die laufende Ergänzung des Angebots beliefen sich in den letzten beiden Jahren<br />

auf durchschnittlich 2.000 bis 2.500 Euro / Jahr für Sachkosten, ca. 4.000 Euro / Jahr<br />

für Personalkosten. Ein kleiner Teil der Kosten konnte aus den Einnahmen durch eine<br />

am Weg angebrachte Spendenbox beglichen werden, der Großteil wurde vom Tourismusverband<br />

finanziert. Zukünftig sollen alternative Einnahmequellen forciert werden<br />

(z. B. Keltenfeste, Picknickkörbe).<br />

Es gibt keine Besucherzählungen, aber laut Beobachtungen der Betreiber ist der Weg<br />

gut besucht, vor allem an den Wochenenden tut sich immer sehr viel. Zwischen Mai<br />

und September 2008 gab es 48 Führungen.<br />

20 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region


Von Beispielen lernen<br />

„Am schönsten sind für uns aber die Berichte von den Ein heimischen.<br />

Sie erzählen uns, dass sie bisher gar nicht gewusst hätten, wie schön<br />

es auf dem Koglberg ist, dass sie nun mit Besuchern voller Stolz auf<br />

‚ihrem‘ <strong>Erlebnis</strong>weg spazieren gehen würden und dass sie früher zum<br />

Sonntagsspaziergang oft weit weg gefahren sind.“<br />

F amilie Hu b e l n i g<br />

Deshalb funktioniert´s<br />

u<br />

Die Kombination von spannenden Informationstafeln, interaktiven und sensorischen<br />

Stationen, die gelungene Verknüpfung der Themen Kelten und Natur, der landschaftlich<br />

ansprechende Wegverlauf über den Kogelberg, der Besuch des keltischen Wohnhauses<br />

und die in manchen Gasthäusern servierte Keltenjause machen den Besuch des Kelten.<br />

Baum.Weges zu einem eindrucksvollen, authentischen <strong>Erlebnis</strong>.<br />

ERLEBNISWERT<br />

Authentische <strong>Erlebnis</strong>se zu ermöglichen ist das Um und Auf jedes erfolgreichen Naturerlebnisangebotes<br />

– beim Kelten.Baum.Weg wurde das vor Ort vorhandene Potenzial<br />

sowohl themen- als auch ressourcenmäßig bestmöglich genützt.<br />

AUTHENTIZITÄT<br />

Vorbildhaft ist die Einbindung von zahlreichen lokalen AkteurInnen (Vereine, Schulen,<br />

Gemeinden, Privatpersonen …), die alle bei der Realisierung des Projektes mitgeholfen<br />

haben und sich daher mit dem Weg identifizieren. Viele betrachten ihn als Bereicherung<br />

der Lebensqualität: der Weg hat ihnen wieder die Augen für die landschaftliche<br />

Schönheit vor der eigenen Haustür geöffnet. Stolz wird der Kelten.Baum.Weg auch<br />

den Gästen präsentiert.<br />

BETEILIGUNG /<br />

IDENTIFIKATION<br />

Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 21


Von Beispielen lernen<br />

u<br />

E in Sc h ü l e r s c h r i e b in e i n e m Au f s at z:<br />

„Ich lebe in St. Georgen, wo es den berühmten Keltenbaumweg gibt.“<br />

AKTIVITÄTEN<br />

TEAM<br />

Dass der Kelten.Baum.Weg ein lebendiger Weg ist, zeigen die vielen Aktivitäten die in<br />

den ersten drei Jahren seit seiner Errichtung bereits gesetzt wurden. Durch regelmäßig<br />

stattfindende Schwerpunktveranstaltungen wird das Projekt immer wieder aufs Neue<br />

ins Bewusstsein der regionalen Bevölkerung und der TouristInnen gerückt.<br />

Hinter dem Kelten.Baum.Weg steht ein sehr engagiertes Team, das erkannt hat,<br />

dass zu einem erfolgreichen Naturerlebnisweg mehr gehört, als nur die Errichtung<br />

einzelner Stationen.<br />

Das bringt´s der Region<br />

REGIONALE<br />

WERTSCHÖPFUNG<br />

KLIMASCHUTZ<br />

Zum Bau des Weges wurden fast ausschließlich regionale Betriebe herangezogen.<br />

Durch das laufende Angebot der Keltenführungen können sich mittlerweile vier<br />

Personen aus der Region ein kleines „Zubrot“ verdienen. Die laut Betreiber zufrieden<br />

stellenden Besucherzahlen geben dem Konzept des Kelten.Baum.Weges Recht: er hat<br />

sich zu einem attraktiven touristischen Zusatzangebot in der Region entwickelt, von<br />

dem auch die regionale Gastronomie profitiert.<br />

Durch seine hohe Attraktivität für die regionale Bevölkerung motiviert der Kelten.Baum.<br />

Weg zu einer umwelt- und naturverträglichen Freizeitgestaltung „vor der Haustüre“<br />

und kommt so durch die Verringerung des motorisierten Freizeitverkehrs auch dem<br />

Klimaschutz zu Gute. <br />

D<br />

u<br />

Das ist das Besondere<br />

■ Lokales sehr engagiertes „Kernteam“ bei Konzeption, Umsetzung und Bauleitung<br />

■ Aufbereitung eines authentischen Themas (Keltenbesiedelung)<br />

■ Nutzung lokaler Ressourcen (Landschaft, bestehender Wanderweg, Planungsteam, Vereine,<br />

Firmen …)<br />

■ Integration von kompetenten AnsprechpartnerInnen und ExpertInnen<br />

■ Tourismusverband und Gemeinden als wichtige Partner in der Region<br />

■ Gute Finanzierungsgrundlage für den Bau des Weges (LEADER)<br />

■ Rechtzeitige Kommunikation mit den betroffenen AnrainerInnen und GrundbesitzerInnen<br />

(Grund wurde kostenlos zur Verfügung gestellt)<br />

■ Beauftragung regionaler Betriebe für die Ausführung und den Bau<br />

■ Einbindung vieler AkteurInnen aus der Region beim Bau und beim laufenden Betrieb<br />

■ Identifikation der lokalen Bevölkerung mit dem Weg – hohe Wertschätzung, Stolz<br />

■ Gutes Marketing (großes Eröffnungsfest mit ORF, Website, Folder, Buch, Werbeschaltungen in<br />

Printmedien)<br />

■ Regelmäßige Veranstaltungen und ständige Erweiterung des Angebotes<br />

■ Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

R<br />

22 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region


Von Beispielen lernen<br />

rund um´s moor<br />

<strong>Erlebnis</strong>weg – Garten der Sinne –<br />

Beweidungsprojekt mit Moorochsen<br />

N<br />

N<br />

Darum geht‘s<br />

In unmittelbarer Nähe der Ortschaft Rohr befindet sich das Naturschutzgebiet „Auwiesen<br />

Zickenbachtal“ mit einem der wertvollsten Feuchtgebiete des Südburgenlandes.<br />

Doch die intensive ackerbauliche Nutzung der umgebenden Flächen, die zu massiven<br />

Nährstoffeinträgen in das Moor führte, wurde immer mehr zu einer Bedrohung für<br />

den sensiblen Lebensraum. Um die langfristige Erhaltung des Feuchtgebiets mit seiner<br />

charakteristischen Tier- und Pflanzenwelt zu sichern, wurden innerhalb der letzten Jahre<br />

100 ha an landwirtschaftlichen Flächen aus der ackerbaulichen Nutzung genommen.<br />

Hier weiden nun die „Zickentaler Moorochsen“, Ochsen der Rassen „Galloway“ und<br />

„Aberdeen Angus“, die das ganze Jahr im Freien verbringen und sich ausschließlich<br />

von den Gräsern und Kräutern der Weiden ernähren.<br />

Lage<br />

7551 Rohr im Burgenland<br />

Ausgangspunkt:<br />

bei der Kirche in Rohr<br />

Erreichbarkeit mit<br />

öffentlichen Verkehrsmitteln:<br />

Busverbindung<br />

Projektträger / Information<br />

Verein „rund um’s moor“<br />

www.moorochse.at<br />

R<br />

<br />

Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 23


N<br />

Von Beispielen lernen<br />

N<br />

N<br />

X Facts<br />

<strong>Erlebnis</strong>weg:<br />

Weglänge: je nach Variante zwischen<br />

1,5 und 5 km<br />

Garten der Sinne:<br />

Freiland-Gartenzimmer für alle Sinne<br />

ganzjährig frei zugängig<br />

Medien zur Vermittlung:<br />

Führungen, diverse Folder und Broschüren,<br />

Kinder-Quizblatt, Wasserlupen,<br />

Kescher, Moorbohrer, Schautafeln,<br />

CD für Schulen, Kurzfilm, Internet<br />

Zielgruppe:<br />

Familien, Schulklassen<br />

N<br />

Von der Beweidung profitieren zahlreiche Tierarten: Wiesenbrütende Vögel wie das<br />

Braunkehlchen haben in den Weiden ihre Brutflächen, andere Arten wie der Weißstorch<br />

finden hier Nahrung.<br />

Das Fleisch der Moorochsen wird in regionalen Betrieben verarbeitet. Für die kulinarische<br />

Verbreitung sorgen einige angrenzende Gastronomiebetriebe – der „Zickentaler<br />

Moorochse“ ist mittlerweile fester Bestandteil auf ihrer Speisekarte. Aber auch auf<br />

nachhaltige Produktion bedachte Gasthäuser außerhalb der Region sind zu Abnehmern<br />

des Moorochsenfleisches geworden.<br />

Ergänzend zu der Beweidung durch die Moorochsen wurde ein vielfältiges Naturerlebnisangebot<br />

rund um das Zickentaler Moor geschaffen. Mit ausgebildeten MoorbegleiterInnen<br />

kann von Frühjahr bis Herbst entlang eines <strong>Erlebnis</strong>weges das Moor<br />

erkundet werden. Verschiedene interaktive und sensorische Stationen helfen dabei,<br />

die Entstehung des Moores nach zu vollziehen und die besonderen Pflanzen und<br />

Tiere des Moores kennen zu lernen. Eine Moorbohrung ermöglicht sogar einen Blick<br />

in die Vergangenheit. Wer das Moor lieber alleine entdecken will, kann sich mit dem<br />

Folder „Natura Trail Zickental“, der auch eine Wanderkarte enthält, über das Moor<br />

und seine Bewohner informieren. Ergänzend bietet der „Garten der Sinne“, ein kleiner<br />

botanischer Garten, der sich zu Beginn des Moorweges befindet, die Möglichkeit,<br />

rund 800 verschiedene Pflanzen mit allen Sinnen zu erleben.<br />

„Die ganze Welt werden wir nicht verändern,<br />

aber dieses Stückchen hier wollen wir erhalten,<br />

um es weiterhin genießen zu können.“<br />

P e t e r Kü h n e , Mo o r b e g l e i t e r<br />

24 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region


N<br />

Von Beispielen lernen<br />

Von der Idee zu „rund um´s moor“<br />

Am Anfang war die Idee…<br />

Der Bürgermeister der Gemeinde Rohr, Herr Ofner, hatte vor einigen Jahren den<br />

Wunsch, das Naturschutzgebiet zu einer Bildungsstätte für Schulen zu machen und<br />

zusätzliche Angebote zu schaffen, um die Region und ihre Besonderheiten erleben zu<br />

können. Die Idee fand bei den relevanten EntscheidungsträgerInnen und Privatpersonen<br />

schnell Anklang. So wurde im Jahr 2003 der Verein „rund um’s moor“ gegründet,<br />

zu dem die Gemeinden Rohr, Kukmirn und Heugraben gehören.<br />

Im selben Jahr wurde das LEADER-Projekt „rund um’s moor“ initiiert, welches zum Erhalt<br />

des Moores und zugleich auch zur regionalen Wertschöpfung beitragen sollte.<br />

Den Schwerpunkt des Projekts bildet der Schutz des außergewöhnlichen Feuchtgebietes,<br />

der nicht zu Nachteilen für die GrundeigentümerInnen führen, sondern vielmehr auf<br />

einer schonenden Nutzung basieren sollte, von der Mensch und Natur profitieren. So<br />

entstand die Idee der Umwandlung von 100 ha Ackerflächen in Weideland, auf dem<br />

nun die Zickentaler Moorochsen gehalten werden. Das langsame Wachstum der Tiere,<br />

die zwei Jahre auf den Weiden verbringen, und die Gräser und Kräuter der Weiden<br />

bedingen ein zartes, feinfasriges Fleisch mit einem besonderen Geschmack.<br />

Durch die Vernetzung des Beweidungsprojekts mit einem sanften, touristischen Angebot<br />

sollten zusätzliche BesucherInnen in die Region gelockt werden.<br />

…Klärung der Finanzierung<br />

Für die Konzeption und Planung des <strong>Erlebnis</strong>weges und des „Gartens der Sinne“ wurden<br />

Fördermittel aus dem LEADER-Programm bewilligt. Die Kosten für die Materialien<br />

(z. B. der Druck von Foldern und Broschüren) wurden und werden von der Gemeinde<br />

getragen.<br />

Für die Planung des Naturerlebnisangebotes wurden rund 3.000 Euro zur Verfügung<br />

gestellt. Die Errichtungskosten selbst beliefen sich auf rund 2.000 Euro für Personal<br />

und rund 5.000 Euro für Sachmittel.<br />

Projektidee<br />

c LEADER, S. 47<br />

Finanzierung<br />

Errichtungskosten<br />

Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 25


N<br />

Von Beispielen lernen<br />

N<br />

Laufende Kosten<br />

Der laufende Betrieb schlägt im Jahr mit etwa 3.500 Euro zu Buche. Die Kosten für<br />

die Führungen inklusive der Entlohnung der MoorbegleiterInnen werden durch die<br />

Einnahmen aus den Führungen gedeckt. Die Sachkosten für die Instandhaltung belaufen<br />

sich auf rund 2.500 Euro pro Jahr. Ebenfalls 2.500 Euro werden noch einmal<br />

für die laufende Erweiterung benötigt.<br />

Die benötigten Geldmittel für den laufenden Betrieb, wie etwa die Bewerbung der<br />

Naturerlebnisangebote, die Konzeption neuer <strong>Erlebnis</strong>angebote und Instandhaltungsarbeiten<br />

werden von der Gemeinde Rohr getragen.<br />

… das Projekt startet durch<br />

Bei der Konzeption und Anlage des <strong>Erlebnis</strong>weges haben Fachleute und LehrerInnen<br />

aus der Region zusammen gearbeitet, um die einzelnen Stationen erlebnisorientiert<br />

zu planen.<br />

Die meisten Objekte, wie zum Beispiel der Weidentunnel oder die Bildtafeln zur Wissensvermittlung,<br />

wurden und werden von den Vereinsmitgliedern selbst gebaut.<br />

Eine Gruppe von ausgebildeten MoorbegleiterInnen aus der Region bedient das touristische<br />

Angebot. Sie haben sich in Eigenausbildung und durch Kurse ein pädagogisches<br />

und ökologisches Basiswissen angeeignet, das sie laufend erweitern. Seit 2003 wird<br />

das Naturerlebnisangebot vom Verein „rund um’s moor“ betreut.<br />

… lebendig bleiben<br />

Nicht am Anfang stehen bleiben ist die Devise des Vereins „rund ums moor“. Die<br />

Konzeption und vor allem die laufende Weiterentwicklung erfolgen gemeinsam im<br />

Team. Bereits in der Startphase war der Gedanke verankert, dass alle Ideen so entwickelt<br />

werden, dass nicht nur die Errichtung gut gelingt, sondern auch der fortlaufende<br />

Erhalt gewährleistet werden kann.<br />

Entwicklung neuer Ideen<br />

Marketing<br />

Instandhaltung<br />

Für die Entwicklung neuer Ideen ist der Projektleiter zuständig. Ein Koordinator aus<br />

dem Kreis der MoorbegleiterInnen übernimmt die gesamte organisatorische Arbeit,<br />

wie zum Beispiel die Buchung der Führungen oder die Bereitstellung der Verpflegung<br />

für die BesucherInnen. Folder und Broschüren ermöglichen den BesucherInnen des<br />

Moores auch ein eigenständiges Erkunden des Moorweges.<br />

Der „Garten der Sinne“ wurde von einer ebenfalls aus der Region stammenden<br />

Gartenarchitektin konzipiert, die mit viel Engagement und Herz, gemeinsam mit den<br />

MoorbegleiterInnen und anderen HelferInnen, auch für dessen Pflege sorgt. Ein Begleitblatt<br />

für den Garten der Sinne ergänzt das Erleben vor Ort.<br />

Beworben wird das Naturerlebnisangebot durch Plakate und Folder, die von einer in<br />

der Region ansässigen Agentur gestaltet werden. Die Verteilung der Folder erfolgt<br />

auf Messen, über Tourismusverbände und durch die direkte Ansprache von Schulen.<br />

Die Website www.moorochse.at beschreibt das Projekt und informiert über das laufende<br />

Angebot. Eine kontinuierliche Pressearbeit führt zur Präsenz des Projekts in den<br />

Medien.<br />

Für die laufende Instandhaltung und die Betreuung der Wege und Einrichtungen, die<br />

Betreuung und die Pflege des „Gartens der Sinne“ sind lokale Arbeitskräfte zuständig.<br />

26 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region


Von Beispielen lernen<br />

Zwischen März und Oktober 2008 nahmen rund 2.000 BesucherInnen an insgesamt<br />

58 Führungen teil, davon entfiel rund die Hälfte auf Schulklassen. Die BetreiberInnen<br />

sind mit der Auslastung sehr zufrieden, verfügen aber über ausreichend Ressourcen,<br />

um einer noch größeren Anzahl an BesucherInnen die Besonderheiten des Moores<br />

näher zu bringen.<br />

Besucherauslastung<br />

Deshalb funktioniert‘s:<br />

Das Projekt „rund um’s moor“ hat ideenreich und sehr flexibel auf wirtschaftliche und<br />

landschaftliche Veränderungen in der Region reagiert. Die Umstellung von intensiv bewirtschafteten<br />

Äckern auf extensiv beweidetes Grünland und die Unterschutzstellung<br />

des Moores wurden als Antrieb für neue Entwicklungen genutzt. Die AkteurInnen<br />

des Vereins „rund um’s moor“ haben es geschafft, ihre eigene Erkenntnis, dass sich<br />

ein wertvoller Lebensraum direkt vor ihrer Haustüre befindet, weiterzugeben und das<br />

Zickentaler Moor für Einheimische wie auch Gäste erlebbar zu machen.<br />

Authentizität, Beteiligung<br />

& Identifikation<br />

Die sehr gelungene Vermarktung des Fleisches der Moorochsen, der in Gemeinschaft<br />

mit der lokalen Bevölkerung entstandene <strong>Erlebnis</strong>weg, der „Garten der Sinne“ und die<br />

vielen anderen kleinen <strong>Erlebnis</strong>orte sind attraktive Angebote für Einheimische und BesucherInnen.<br />

So trägt das Projekt auch zur touristischen Belebung der Kleinregion bei.<br />

Touristisches Angebot<br />

Der „Zickentaler Moorochse“ hat mittlerweile einen sehr hohen Bekanntheitsgrad erreicht.<br />

Das Projekt ist seit 2005 auch in die „Genuss Region Österreich“ aufgenommen.<br />

Marketing<br />

Der Verein arbeitet kontinuierlich an einer Erweiterung des Angebots. Die Erhaltung<br />

und Neuanlage wird in Eigenarbeit geleistet und ist ein wichtiger Faktor für den Zusammenhalt<br />

der Beteiligten. Auch hier besteht kein starres Gebilde, sondern Lebendigkeit<br />

mit Raum für Ideen engagierter Menschen, die diese auch umsetzen wollen.<br />

Lebendigkeit<br />

Durch die Verbindung von Naturschutzanliegen mit einem touristischen Angebot<br />

liefert das Projekt ein wertvolles Beispiel für die Kooperation von Landwirtschaft und<br />

Naturschutz im Rahmen einer nachhaltigen Regionalentwicklung.<br />

„Das Projekt vereint in einmaliger Weise Naturschutz,<br />

ökologisch wertvolle Landwirtschaft, Gewerbebetriebe,<br />

Tourismus, öffentliche Hand und Gemeinden sowie private<br />

Naturliebhaber und Vereine. Wir bewahren die wertvolle<br />

Natur und wir nutzen ihre wunderbaren Schätze.“<br />

D r. Jü r g e n Fr a n k , Pr o j e k t l e i t e r<br />

Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 27


Von Beispielen lernen<br />

Regionale Wertschöpfung<br />

Bildungsstätte<br />

Identifikation<br />

N<br />

N<br />

Das bringt´s der Region:<br />

Die Landwirte erzielen über die Naturschutzförderungen und die Vermarktung der<br />

Moorochsen ein nachhaltig gesichertes Einkommen und zumindest die gleichen Erträge<br />

wie in der konventionellen Landwirtschaft.<br />

Auch die Gastwirte, die das Zickentaler Moorochsenfleisch auf ihrer Speisekarte stehen<br />

haben, erkennen eine Belebung des Geschäfts.<br />

Einige Personen erzielen durch Führungen, andere Personen durch geleistete Instandhaltungsarbeiten<br />

ein kleines Taschengeld zur Verbesserung ihres Einkommens.<br />

Das Moor hat einen hohen pädagogischen Wert für die Schulen in der Region, die<br />

eifrig am Führungsangebot teilnehmen.<br />

Der <strong>Erlebnis</strong>weg wird auch von Einheimischen genutzt, die sich dank der frühen Einbindung<br />

in das Projekt damit identifizieren und stolz auf „ihr“ Moor sind.<br />

Die Besonderheiten der Region wurden erkannt, das Potenzial, diese in die regionale<br />

Wertschöpfung einfließen zu lassen, gemeinsam mit allen Beteiligten genutzt. D<br />

N<br />

„Qualität ist die Summe aller Bemühungen. Rindfleisch kann man überall<br />

kaufen. Der Zickentaler Moorochse kommt aber aus der unmittelbaren<br />

Nachbarschaft. Das Projekt sorgt nachhaltig für die Erhaltung<br />

der Lebensqualität in der Region und das Fleisch ist einzigartig.“<br />

M a r k u s Le i t g e b, Ha u b e n w i r t „Zu m a lt e n We i n s t o c k “ in Ru d e r s d o r f<br />

N<br />

Das ist das Besondere<br />

R<br />

■ Vereinigung von Naturschutz, ökologisch orientierter Landwirtschaft, Gastronomie und Tourismus<br />

■ Nachhaltigkeit als Grundgedanke in allen Projektbereichen<br />

■ Regionale Wertschöpfung (Landwirtschaft, Gastronomie)<br />

■ Zusammenschluss lokaler AkteurInnen<br />

■ Intensive Einbindung der Bevölkerung, daher hohe Identifikation mit dem Projekt<br />

■ Engagiertes, lokales Projektteam<br />

■ Gute Finanzierungsgrundlage (LEADER)<br />

■ Eine Konzeption, die Erhalt und Erweiterung des Angebots von Anfang an berücksichtigt<br />

■ Ermöglichung von Veränderungen durch eine lebendige Struktur<br />

■ Zielgruppengerechtes Angebot (Schulen, Familien, …)<br />

■ Professionelles Marketing – Zickentaler Moorochsen als eigene Marke etabliert<br />

28 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region


Von Beispielen lernen<br />

Alchemilla–Kräuterprojekt<br />

im Biosphärenpark Großes Walsertal<br />

Kräuterwanderungen und Führungen durch Kräutergärten, Kräuterkurse, Kräuterprodukte<br />

Darum geht‘s<br />

Im Biosphärenpark Großes Walsertal wird seit 2006 altes Kräuterwissen wieder lebendig<br />

gemacht und mit neuen Ideen kombiniert. 13 Frauen aus unterschiedlichen<br />

Gemeinden des Biosphärenparks haben das „Alchemilla-Kräuterprojekt“ ins Leben<br />

gerufen: Man soll sie wieder sehen, wahrnehmen, riechen und schmecken können –<br />

die Kultur- und Wildkräuter der Region.<br />

Im Vordergrund steht die Gemeinschaft der am Projekt mitwirkenden Frauen. Ihr<br />

häufig verborgenes Wirken, ihre Intuition und ihr behutsamer Umgang mit der Natur<br />

werden durch gemeinsame Aktivitäten sichtbar gemacht. Dabei wird großer Wert<br />

auf das Miteinander und den Erfahrungsaustausch gelegt. Die Einmaligkeit jeder<br />

einzelnen Frau ist das Wesentliche. Eine jede von ihnen hat sich eine Medizinpflanze<br />

gewählt, mit der sie sich verbunden fühlt. Da gibt es den Efeu, das Gänseblümchen,<br />

Holunder, Kapuzinerkresse, Ringelblume, Lavendel, Rosen, Johanniskraut, Latsche,<br />

Walderdbeere, Quendel, Königskerze oder Thymian. Durch die Vermarktung von<br />

selbst hergestellten Produkten, die meist auf der ausgewählten Pflanze basieren, zum<br />

Lage<br />

R<br />

6 Gemeinden im Großen Walsertal<br />

(Vorarlberg): 6721 Thüringerberg,<br />

6722 St. Gerold, 6723 Blons, 6731<br />

Sonntag-Buchboden, 6733 Fontanella-<br />

Faschina, 6741 Raggal-Marul<br />

Ausgangspunkt:<br />

individuell<br />

Erreichbarkeit mit<br />

öffentlichen Verkehrsmitteln:<br />

• für die Wanderungen:<br />

Wanderbusse (Linienbusse), die zu<br />

den Hochalpen führen (können auch<br />

individuell bestellt werden)<br />

• für Gartenbesichtigungen:<br />

Die einzelnen Gemeinden sind mit<br />

Bussen erreichbar, die im Stundentakt<br />

fahren (Fahrplan auf www.vmobil.at)<br />

Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 29


Von Beispielen lernen<br />

<br />

Projektträger / Information<br />

Projektträger des Dynalp-Projekts:<br />

Biosphärenpark Management der<br />

REGIO Großes Walsertal<br />

Projektleiterin Netzwerk Alchemilla:<br />

Susanne Türtscher,<br />

E-Mail: susanne.tuertscher@gmx.at<br />

Organisatorisches:<br />

Ruth Moser (Biosphärenparkmanagerin)<br />

E-Mail: moser@grosseswalsertal.at<br />

X<br />

Facts<br />

Angebote:<br />

• Gartentage<br />

(Fixtermine und auf Anfrage)<br />

• Verschiedene Kräuterwanderungen<br />

(Fixtermine und auf Anfrage)<br />

• Kräutermenüs (Fixtermine)<br />

• Kräuterkochkurse, Kurse zur<br />

Seifen- und Salbenherstellung<br />

• Einmal jährlich Kräutertage<br />

(dreitägiges Fest)<br />

• Jahreskreisgruppe (geschlossenes<br />

Angebot; mehrere Treffen übers Jahr,<br />

Dauer 2 Jahre)<br />

• Kräuterprodukte<br />

Medien zur Vermittlung:<br />

Führungen, Broschüre, Website,<br />

Erzeugnisse aus eigener Produktion<br />

mit Alchemilla-Logo<br />

Zielgruppen:<br />

• Frauen aus der Region, um in dem<br />

Projekt mitzuwirken<br />

• alle Menschen, die ihre Mensch-<br />

Natur-Beziehung vertiefen wollen<br />

• UrlauberInnen<br />

Beispiel Johanniskrautöl, Heublumenbad, Lavendelbalsam oder diversen Kräutertees,<br />

haben die Frauen selbst bestimmte Erwerbsmöglichkeiten, die sich mit Familie und<br />

Landwirtschaft gut vereinbaren lassen.<br />

Das Wissen und die Wertschätzung für die Kräuter wollen die Frauen natürlich auch<br />

weitergeben: Sie öffnen, nach Absprache, ihre privaten Gärten, die alle einem bestimmten<br />

Thema gewidmet sind, zum Beispiel den Bergbauerngarten, den Garten<br />

der Vielfalt oder den Garten der Mystik. Es sind keine Schaugärten, sondern private<br />

Hausgärten, welche die Persönlichkeit und Interessen der einzelnen Frauen widerspiegeln.<br />

Wer mehr wissen möchte als nur die Namen der Kräuter, erfährt beispielsweise<br />

Näheres über die Wirkung verschiedener Kräuter in Tees oder bekommt Anregungen<br />

zur Herstellung von Salben, Ölen oder Seifen aus Kräuterextrakten. So lernen die<br />

BesucherInnen, dass Johanniskraut gut gegen leichte Depressionen oder Verstimmungen<br />

hilft oder bestimmte Thymiansorten ein gutes pflanzliches Heilmittel bei<br />

Hustenbeschwerden sind.<br />

Einige der Frauen führen die BesucherInnen auch auf Wanderungen durch unterschiedliche<br />

Orte des Großen Walsertals. Sie vermitteln dabei die örtlichen Besonderheiten,<br />

sammeln gemeinsam mit den TeilnehmerInnen Kräuter und erzählen die eine oder<br />

andere der zahlreichen Geschichten, die es über Kräuter gibt. Dabei steht ein bewusster<br />

Umgang mit der Natur, vor allem aber die sinnliche Naturerfahrung im Vordergrund.<br />

Im Anschluss wird aus den frisch gepflückten Kräutern ein Tee oder eine Mahlzeit<br />

bereitet. Eigene Kochseminare und Kräutertage ergänzen das Angebot. Für Personen,<br />

die tiefer in das Thema Kräuter eintauchen möchten, gibt es eine Jahreskreisgruppe,<br />

die gemeinsam über einen Zeitraum von zwei Jahren die Welt der Kräuter erkundet.<br />

Das Programm beinhaltet das Kennenlernen der Pflanzen im Verlauf der Jahreszeiten,<br />

wann sie ihre größte Wirkkraft entfalten, Kochen mit Kräutern, Veredeln und<br />

Haltbarmachen und auch Kräuterwanderungen, Räuchern, Medizinwanderungen,<br />

Rituale und christliche Mystik.<br />

Einmal im Jahr wird in Buchboden, einem der Orte des Großen Walsertals, ein großes<br />

Kräuterfest veranstaltet, in dem das vielfältige Wirken der Frauen aus der Region<br />

und für die Region in seiner Gesamtheit sichtbar wird. Die offenen Gärten einzelner<br />

Kräuterfrauen, die im Rahmen der Veranstaltung besucht werden können, sind über<br />

die unterschiedlichen Orte im Tal verteilt.<br />

Von der Idee zum Alchemilla-Kräuterprojekt<br />

Projektidee<br />

Am Anfang war die Idee …<br />

Susanne Türtscher, die Frau des Regionalobmanns des Biosphärenparkmanagements,<br />

beschäftigt sich seit Kindheitstagen intensiv mit dem Thema Kräuter, ihrem Nutzen und<br />

ihrer Verarbeitung. Auf der Suche nach Impulsen für die Entwicklung der Region kam<br />

ihr der Gedanke, ein Kräuter-Projekt zu initiieren: Sie war davon überzeugt, dass ihr<br />

besonderes Wissen und ihre Freude an den Kräutern viele Frauen aus den Gemeinden<br />

des Tals ansprechen würde und sprach mit der Bezirksbäuerin, die durch ihre Funktion<br />

weiterhelfen konnte. Die Idee war, ein bis zwei Frauen aus jeder Gemeinde zu finden,<br />

die gern an dem Alchemilla-Projekt mitarbeiten wollten. Eine Idee, die rasch in die<br />

Praxis umgesetzt wurde.<br />

30 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region


Von Beispielen lernen<br />

… Klärung der Finanzierung<br />

Das Biosphärenparkmanagement, versiert im Thema Förderung, übernahm die Antragstellung.<br />

So wurden 50 % der Gesamtkosten über das Dynalp2-Programm bewilligt,<br />

die andere Hälfte übernahm der Biosphärenpark Großes Walsertal. Für die Start- und<br />

Pilotphase (Vermarktungsschiene für die Kräuterprodukte, Broschüre, Konzept für<br />

den Themenweg) des Alchemilla-Projektes stand in den Jahren 2006–2008 eine Fördersumme<br />

von etwa 20.000 Euro zur Verfügung.<br />

… das Projekt startet durch<br />

Vor allem die Koordination in der Vorbereitungs- und Pilotphase brauchte einen<br />

starken persönlichen Einsatz und viele Arbeitsstunden von Susanne Türtscher als<br />

Projektleiterin und Ruth Moser, der Managerin des Biosphärenparks. Die Frauen des<br />

Alchemilla-Projekts entwickelten während zahlreicher Treffen gemeinsam Ideen rund<br />

um das Thema Kräuter und erarbeiteten Vorschläge zu ihrer Umsetzung.<br />

Kosten & Finanzierung<br />

Dynalp2 ist ein eigenes Förderprogramm für den<br />

Alpenraum mit dem Schwerpunkt auf Projekte<br />

in Gemeinden, die einen konkreten Beitrag zur<br />

Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung und<br />

der Alpenkonven tion leisten. Die Themenbereiche<br />

umfassen u. a.: Regionale Wertschöpfung, soziale<br />

Handlungsfähigkeit, Schutzgebiete, Mobilität (sh.<br />

www.alpenallianz.org/de/projekte/dynalp)<br />

Umsetzung<br />

„Das war Pionierarbeit,<br />

genauso anstrengend<br />

wie sehr, sehr schön.“<br />

S u s a n n e Tü r t s c h e r , Pr o j e k t l e i t e r i n<br />

Um das Projekt und sein vielfältiges Angebot bekannt zu machen, wurden Informationen<br />

auf die Website des Biosphärenparks www.grosseswalsertal.at gestellt, Programmfolder<br />

und eine Broschüre zum Projekt erstellt, ein Logo sowie ein einheitliches<br />

Design für die Alchemilla-Produkte entwickelt.<br />

Marketing<br />

Ein großes Fest im Jahr 2007 unter dem Motto „Die Kräutertage in Buchboden“<br />

war der offizielle Startschuss für das Alchemilla-Kräuterprojekt. Eine Ausstellung<br />

bot einen guten Einblick in die Vielfalt an unterschiedlichen Kräuterprodukten und<br />

informierte über die Herstellungsprozesse. Zusätzlich dazu boten einige der Frauen<br />

Kräuter exkursionen an.<br />

Das sich über zwei Jahre erstreckende Programmangebot für die Jahreskreisgruppe<br />

konnte TeilnehmerInnen aus Vorarlberg sowie Deutschland und der Schweiz für sich<br />

begeistern.<br />

… lebendig bleiben<br />

Das Alchemilla-Projekt wird durch die Frauen auf vielfältige Weise präsentiert. Die selbst<br />

gefertigten Kräuterprodukte werden nicht nur ab Hof und zu den Festen, sondern auch<br />

im Tourismusbüro, Biosphärenparkbüro, in manchen Hotels und im neu eröffneten „Haus<br />

Walserstolz“ in Sonntag, das auch eine Sennerei und eine Biosphärenparkausstellung<br />

Präsenz in der Region<br />

Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 31


Von Beispielen lernen<br />

beherbergt sowie von den Kräuterfrauen selbst auf verschiedenen Bauernmärkten angeboten.<br />

Im Sinne der Nachhaltigkeit wird großer Wert darauf gelegt, dass nur saisonal,<br />

nach Verfügbarkeit, Kraft und Zeit der Herstellerinnen produziert wird.<br />

Partnerbetriebe, zum Beispiel ein Hotel, bewerben das Alchemilla-Kräuterprojekt als<br />

touristisches Angebot.<br />

Erweiterung<br />

des Angebots<br />

c LEADER, S. 47<br />

Weiterbildung<br />

Professionelle<br />

Unterstützung<br />

Laufende Kosten<br />

Besucherauslastung<br />

Um das bisherige Angebot zu erweitern, soll ein Kräuter-Themenweg entstehen, der<br />

auf vielfältige Weise das Thema Wild- und Kulturkräuter in der Region vermitteln<br />

soll. Ein Konzept dazu ist bereits erstellt und wurde ebenfalls mit Mitteln aus der<br />

Projektförderung des Dynalp2-Programms finanziert. Die Errichtung wird über das<br />

LEADER-Programm gefördert.<br />

Um ihr Wissen, aber auch Techniken zur Vermittlung zu erweitern, nehmen die Frauen<br />

regelmäßig an internen Weiterbildungen teil oder sie besuchen externe Kurse, die<br />

thematisch relevant sind. So macht zum Beispiel eine der Frauen zur Zeit eine Ausbildung<br />

in Kräuterpädagogik.<br />

Die meisten der Alchemilla-Kräuterfrauen sind in der Landwirtschaft tätig und haben<br />

Familien zu versorgen. Zeit ist also ein knappes Gut. Sie erhalten daher vom Biosphärenparkmanagement<br />

Unterstützung bei der Terminkoordination für die Führungen<br />

oder bei der Erstellung von Pressetexten.<br />

Um die laufenden Kosten decken zu können, werden für die Exkursionen und Gartentage<br />

entsprechende Beiträge festgesetzt. Die Produkte werden zu von den Kräuterfrauen<br />

selbst festgelegten Preisen verkauft. Ein geringer Teil der Einnahmen aus<br />

dem Produktverkauf wird für das Projekt auf die Seite gelegt. Zusätzlich hat die Gemeinschaft<br />

des Alchemilla-Projekts einen symbolischen Beitrag von 20 Euro pro Jahr<br />

und Mitglied festgesetzt. Durch dieses kleine Budget wird gewährleistet, dass allfällige<br />

Kosten für den Neudruck von Broschüren etc. gedeckt sind.<br />

Die Besucherzahlen der letzten Jahre erfüllten die Erwartungen bei weitem. Die Gartentage<br />

waren ebenso wie die 30 Fachexkursionen, die 2008 stattfanden, sehr gut besucht.<br />

32 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region


Von Beispielen lernen<br />

Neben den touristischen Angeboten gibt es eine Initiative des Netzwerks, die den Frauen<br />

sehr am Herzen liegt: An bestimmten Tagen sammeln die Frauen Kräuter, mischen<br />

diese gemeinsam und bieten die Mischung dann als „Frauentee“ zum Verkauf an.<br />

Der Erlös kommt einer in Not geratenen Frau im Tal zu Gute.<br />

Gemeinschaft<br />

„Es lohnt sich!<br />

Es ist Arbeit und Freude.<br />

Eine Herzensangelegenheit!“<br />

S u s a n n e Tü r t s c h e r , Pr o j e k t l e i t e r i n<br />

Deshalb funktioniert´s<br />

Es ist die starke Identifikation der Alchemilla-Kräuterfrauen mit ihrem Projekt, die<br />

Bindung an ihre Region und die Freude am gemeinsamen Entwickeln von Ideen. Es<br />

ist kein für touristische Zwecke entstandenes Netzwerk, sondern in erster Linie die<br />

Chance für Frauen des Großen Walsertals, sich einem Thema zu widmen, das ihnen<br />

am Herzen liegt. Dies zeigt sich auch in der Anerkennung ihres Wirkens im Großen<br />

Walsertal, die ihnen von Einheimischen und Gästen entgegengebracht wird. Durch<br />

die ganzheitliche Herangehensweise an das Thema Wild- und Kulturkräuter ist dieses<br />

Naturerlebnisangebot auf vielen Ebenen verankert.<br />

Identifikation<br />

Eine Wanderung am Morgen, von den ersten Sonnenstrahlen des Tages begleitet, um<br />

die Wildkräuter dort zu entdecken, wo sie wachsen, und anschließend einen heißen<br />

Tee daraus zu bereiten, hinterlässt sicher eine bleibende, schöne Erinnerung. Sich mit<br />

dem Thema Wild- und Kulturkräuter zu beschäftigen geht hier weit über die reine Wissensvermittlung<br />

hinaus. Und es ist einfach viel schöner, die Dinge, über die man etwas<br />

lernen möchte, anzufassen und zu probieren. Aber auch das Erfahren der Gemeinschaft<br />

der Frauen stellt für die BesucherInnen ein beeindruckendes <strong>Erlebnis</strong> dar.<br />

<strong>Erlebnis</strong>wert<br />

Die Gemeinschaft der Frauen konnte über die vergangenen Jahre zusammen wachsen.<br />

Eine besondere Form der geleiteten Gesprächsführung, bei der das Zuhören und der<br />

Dialog im Vordergrund stehen, ist die Basis für einen respektvollen Umgang innerhalb<br />

des Projektteams, der es allen Beteiligten ermöglicht, eigene Ideen und Impulse<br />

einzubringen.<br />

Team<br />

Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 33


Von Beispielen lernen<br />

Lebendigkeit<br />

c Lebendig bleiben, S. 31<br />

Dadurch bleibt das Projekt lebendig, Veränderungen werden möglich und es kommt<br />

zu einer laufenden Erweiterung des Projektangebotes wie beispielsweise durch die<br />

geplante Errichtung eines Kräuter-Themenweges.<br />

Das bringt´s der Region<br />

Selbstverwirklichung<br />

Regionale<br />

Wertschöpfung<br />

Durch gemeinsame Anstrengungen von einigen BewohnerInnen des Biosphärenparks<br />

ist ein lebendiges Projekt entstanden, welches dazu beiträgt, dass die Frauen neben<br />

Beruf und Familienalltag eine zusätzliche, selbst bestimmte Tätigkeit haben. Dies hat<br />

zu einer Steigerung des Selbstwertes der Frauen geführt.<br />

Durch den Verkauf der eigenen Produkte kann sich jede Frau einen geringen Nebenverdienst<br />

sichern, gleichzeitig tritt durch das erfolgreiche Marketing auch eine Wertschöpfung<br />

für regionale Betriebe ein. Die unterschiedlichen Programmangebote bringen<br />

mehr BesucherInnen ins Tal. Kooperationen wie zum Beispiel mit einem Partnerhotel,<br />

das die Kräuter verarbeitet, finden großen Zuspruch. Zusätzlich werden durch die<br />

Aktivitäten auch andere Frauen aus der Region dazu angeregt, sich mit Kräutern zu<br />

beschäftigen. <br />

D<br />

Das ist das Besondere<br />

R<br />

■ Gemeinschaftsprojekt, um Frauen aus der Region zu stärken, zu vernetzen und mit<br />

einem interessanten Thema für die Region zu begeistern<br />

■ Sehr engagiertes, regionales Team<br />

■ Stark ganzheitliche Ausprägung (bewusster Umgang mit der Natur, alle Sinne ansprechend)<br />

■ Mehr als reine Dienstleistung für touristische Zwecke<br />

■ Integration von kompetenten AnsprechpartnerInnen und ExpertInnen<br />

■ Gute Vernetzung und gegenseitige Unterstützung<br />

■ Nutzung lokaler Ressourcen (Landschaft, Hausgärten, Pflanzen der Region)<br />

■ Regelmäßige Veranstaltungen und ständige Erweiterung des Angebotes<br />

■ Regelmäßige Berichterstattung in den Medien<br />

■ Funktionierendes Finanzierungskonzept<br />

■ Weiterbildung der beteiligten Frauen, z. B. zur Kräuterpädagogin<br />

■ Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

34 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region


Von Beispielen lernen<br />

Natura Trail Hochwienerwald<br />

Wander- und Naturerlebnisweg<br />

Darum geht‘s<br />

Entlang des alten Hochwienerwaldweges führt der Natura Trail Hochwienerwald über<br />

die beiden höchsten Wienerwaldgipfel Schöpfl und Gföhlberg durch eine abwechslungsreiche<br />

Kulturlandschaft.<br />

Die vielfältigen Lebensräume entlang des Weges sind Heimat einer artenreichen Fauna<br />

und Flora. Besonders vielfältig ist die Vogelwelt mit 150 Brutvogelarten, darunter<br />

beispielsweise alle 10 europäischen Spechtarten.<br />

Lage<br />

R<br />

3053 Brand-Laaben (Niederösterreich)<br />

Ausgangspunkt:<br />

Hauptplatz von Laaben<br />

Erreichbarkeit mit<br />

öffentlichen Verkehrsmitteln:<br />

wochentags regelmäßige Busverbindung<br />

Ein handlicher Folder dient als Wegweiser und erzählt zugleich über charakteristische<br />

Tiere und Pflanzen, die entlang des Weges vorkommen, sowie über spannende ökologische<br />

Zusammenhänge wie das Miteinander von Bäumen und Pilzen oder die Rolle<br />

von Totholz. Zusätzlich erfahren die<br />

LeserInnen Wissenswertes über den<br />

Schutz des Gebietes, das zum einen<br />

als europäisches Vogelschutzgebiet Teil<br />

des EU-weiten Natura 2000 Schutzgebietsnetzwerks<br />

ist, zum anderen auch<br />

als Landschaftsschutzgebiet und Biosphärenpark<br />

einen besonderen Schutz<br />

genießt.<br />

Projektträger / Information<br />

Gemeinde Brand Laaben<br />

Laaben 100, 3053 Brand-Laaben<br />

Information / Projektleitung<br />

<strong>Naturfreunde</strong> <strong>Internationale</strong>,<br />

Diefenbachgasse 36, 1150 Wien<br />

www.naturatrails.net<br />

<br />

<br />

Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 35


Von Beispielen lernen<br />

Natura Trails<br />

R<br />

Natura Trails © sind von der UNESCO im Rahmen der Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung<br />

ausgezeichnete Themenwege durch für eine sanfte Freizeitnutzung besonders geeignete Schutzgebiete.<br />

Die Informationsvermittlung erfolgt über handliche Folder, über ein Geocoaching-Tool auf<br />

www.naturatrails.net, das den Download von GPS Daten und Zusatzinfos ermöglicht, sowie über<br />

sparsam eingesetzte Infotafeln vor Ort. 2004 von der <strong>Naturfreunde</strong> <strong>Internationale</strong> als Pilotprojekt<br />

initiiert und seit 2006 in Kooperation mit den <strong>Naturfreunde</strong>n Österreich und der Österreichischen<br />

Bundesforste AG durchgeführt, stehen Natura Trails mittlerweile als Marke für eine natur- und<br />

umweltverträgliche Freizeitgestaltung. Zugleich unterstützen Natura Trails auch die Kommunikation<br />

der Anliegen eines modernen, menschennahen Naturschutzes in den Gemeinden<br />

und Regionen und geben Impulse für eine nachhaltige Regionalentwicklung durch die<br />

Förderung eines sanften Tourismus.<br />

Entlang des Weges informieren Übersichtstafeln über den Wegverlauf<br />

und über die Besonderheiten der Tier- und Pflanzenwelt. Zusätzliche<br />

Informationen sowie die GPS-Daten zum Wegverlauf sind auf der Projektwebsite<br />

www.naturatrails.net verfügbar.<br />

Von der Idee zum Natura Trail Hochwienerwald<br />

Projektidee<br />

Am Anfang war die Idee …<br />

Als Bernhard Baumgartner, Wanderbuchautor, Naturliebhaber und Wanderer aus Leidenschaft,<br />

vom Natura Trail Projekt der <strong>Naturfreunde</strong> erfuhr, war für ihn sofort klar:<br />

Auch durch seinen Wiesenwienerwald, den südwestlichen Ausläufer des Wienerwaldes<br />

mit einer abwechslungsreichen Kulturlandschaft, sollte ein Natura Trail beschrieben<br />

werden, um die vielfältige Landschaft mit ihrer charakteristischen Tier- und Pflanzenwelt<br />

für die BesucherInnen erlebbar zu machen.<br />

Da die Natura Trails immer zumindest zum Teil durch Schutzgebiete verlaufen, war<br />

auch der Wegverlauf bald geklärt: Von Laaben aus geht es auf dem alten Hochwienerwaldweg<br />

über den Gföhlberg zur Klammhöhe, durch ein Gebiet, das als Natura<br />

2000-Gebiet, Landschaftsschutzgebiet und Biosphärenpark unter Schutz steht, und<br />

dann weiter über den Gföhlberg und durch die abwechslungsreiche Wiesenlandschaft<br />

westlich des Laabentales zurück nach Laaben. Die recht anspruchsvolle Wanderung<br />

von insgesamt sieben bis acht Stunden kann an mehreren Stellen unterbrochen bzw.<br />

in Teiletappen aufgeteilt werden.<br />

Die Gemeinde Brand-Laaben war von der Idee eines eigenen Natura Trails ebenso<br />

rasch überzeugt wie die Ortsgruppe Eichgraben der <strong>Naturfreunde</strong> Österreich, deren<br />

Vorsitzender Leopold Dworak das Projekt von Anfang an engagiert unterstützte.<br />

Bereits zu Beginn sahen die VertreterInnen der Gemeinde die Chance, die der Natura<br />

Trail als zusätzliches touristisches Angebot bot, indem er die Attraktivität einer traditionellen<br />

Tagesausflugsregion steigert und so auch zur regionalen Wertschöpfung<br />

beiträgt.<br />

36 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region


Von Beispielen lernen<br />

„Ich erwarte mir, dass der Natura Trail Bewährtes, vielleicht<br />

ein wenig in Vergessenheit Geratenes belebt, mehr Besucher<br />

in unsere Gemeinde bringt, also den Tagestourismus ankurbelt.<br />

Mehr Besucher sind mehr Gäste für unsere Gastronomie<br />

… Diese kann so leichter aufrechterhalten werden und<br />

sorgt für lokale Wertschöpfung und Arbeitsplätze – und auch<br />

für lokale Lebensqualität.“<br />

H e l m u t Li n t n e r , Bü r g e r m e i s t e r Br a n d -La a b e n<br />

I Lichtenecker (2007)<br />

… Klärung der Finanzierung<br />

Das Projekt Natura Trail Hochwienerwald wurde von der Gemeinde Brand-Laaben beim<br />

Niederösterreichischen Landschaftsfonds eingereicht, der eine Finanzierung von 82 %<br />

der Projektgesamtkosten zusagte. Die restlichen 18 % wurden von der Gemeinde als<br />

Eigenmittel in Form von Arbeitszeiten übernommen. Die überregionale Pressearbeit<br />

floss in Form von Eigenmitteln der <strong>Naturfreunde</strong> <strong>Internationale</strong>, die von der Gemeinde<br />

mit der Durchführung des Projekts beauftragt wurde, in das Projekt ein.<br />

Finanzierung<br />

c Finanzierung, S. 44<br />

Der Natura Trail Hochwienerwald wurde am 1. Oktober 2007 offiziell eröffnet. Die<br />

Gesamtkosten für die inhaltliche Arbeit sowie Grafik und Druck von Foldern und<br />

Infotafeln lagen bei rund 8.000 Euro und zahlreichen unentgeltlich geleisteten Arbeitsstunden<br />

von Seiten regionaler AkteurInnen (Bernhard Baumgartner, Ortsgruppe<br />

Eichgraben der <strong>Naturfreunde</strong> Österreich).<br />

Kosten<br />

Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 37


Von Beispielen lernen<br />

„Dank der ausgezeichneten Ortskenntnisse der<br />

am Projekt beteiligten Personen ist es uns gelungen,<br />

die Besonder heiten der Region zu beschreiben und so<br />

an die Besucherinnen und Besucher weiterzugeben.“<br />

P r o j e k t l e i t e r i n An d r e a Li c h t e n e c k e r<br />

Umsetzung<br />

c www.naturatrails.net<br />

… das Projekt startet durch<br />

Mit der Durchführung des Projekts wurde die <strong>Naturfreunde</strong> <strong>Internationale</strong> beauftragt,<br />

die seit 2004 bislang 22 Natura Trails durch Österreichs Schutzgebiete erfolgreich<br />

etabliert hat. Besonders wertvoll war jedoch die Unterstützung regionaler AkteurInnen,<br />

allen voran der Initiator des Projekts Bernhard Baumgartner, der Vorsitzende der<br />

<strong>Naturfreunde</strong> Eichgraben Leopold Dworak, der auch das entlang des Natura Trails<br />

gelegene „Gföhlberghaus“ bewirtschaftet, sowie der Bürgermeister der Gemeinde<br />

Brand-Laaben Helmut Lintner mit seinen MitarbeiterInnen.<br />

Pressearbeit<br />

… feierliche Eröffnung<br />

Der Natura Trail Hochwienerwald wurde am 1. Oktober 2007 im Beisein der damaligen<br />

niederösterreichischen Naturschutzlandesrätin Karin Kadenbach eröffnet.<br />

Im Anschluss an die offizielle Eröffnung fand eine geführte Wanderung statt, auf der<br />

auch die Einheimischen neues über ihre Region erfuhren.<br />

Die intensive Pressearbeit im Zuge der Eröffnungsveranstaltung führte zu einer regen<br />

Berichterstattung in regionalen und überregionalen Medien.<br />

38 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region


Von Beispielen lernen<br />

Deshalb funktioniert´s<br />

Die Kombination von unterschiedlichen Informationsmedien – vom spannend aufbereiteten<br />

Natura Trail Folder über die Übersichtstafeln vor Ort bis hin zum Web-basierten<br />

Geocoaching Tool – spricht ein breit gestreutes Zielpublikum an.<br />

Multimediale Vermittlung<br />

Die gelungene Kombination von landschaftsbezogenen Themen (Tiere, Pflanzen,<br />

Lebens räume, aber auch die Geologie sowie die historische Entwicklung der Region<br />

mit ihrem Einfluss auf das Landschaftsbild) begleiten die BesucherInnen bei ihrer<br />

Wanderung durch die reizvolle Region des westlichen Wienerwaldes. Zugleich werden<br />

auch naturschutzrelevante Themen mittransportiert und um Verständnis für den<br />

Schutz der Natur geworben.<br />

Bewusstseinsbildung<br />

Der Natura Trail Hochwienerwald zeigt auf beispielhafte Weise, wie mit relativ geringem<br />

finanziellem Aufwand das Naturerleben in der Region gefördert werden kann.<br />

Beispielhaft ist ebenso die Nutzung der bereits vorhandenen Ressourcen wie des bestehenden<br />

Wanderweges und des umfassenden Wissens der regionalen Experten.<br />

Bestehende Ressourcen<br />

„Wenn ich auf meinen Wanderungen Leute treffe,<br />

so sind sie sehr angetan vom Natura Trail.“<br />

W a n d e r b u c h a u t o r Be r n h a r d Ba u m g a r t n e r<br />

„Mir gefällt am Natura Trail, dass das Rad nicht neu erfunden<br />

wird, sondern neu verpackt – der alte Hochwienerwaldweg<br />

kann neu entdeckt werden, man erfährt auch Neues über<br />

die Umgebung und die Natur hier. … Auch den Einheimischen<br />

wird sicher wieder mehr bewusst, in welcher schönen<br />

Umgebung sie leben.“<br />

H e l m u t Li n t n e r , Bü r g e r m e i s t e r Br a n d -La a b e n<br />

Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 39


Von Beispielen lernen<br />

Authentizität<br />

Beteiligung /<br />

Identifikation<br />

Durch die intensive Auseinandersetzung mit der Region und ihren Besonderheiten<br />

wurde ein authentisches Angebot entwickelt, das sowohl für die einheimische Bevölkerung<br />

als auch für BesucherInnen interessant ist.<br />

Gut gelungen ist auch die Einbindung von zahlreichen lokalen AkteurInnen (Vereine,<br />

Gemeinden, Privatpersonen), die sich daher mit dem Weg identifizieren und nun auch<br />

wieder mit offenen Augen die Schönheiten ihrer Heimat betrachten.<br />

Das bringt´s der Region<br />

regionale<br />

wertschätzung<br />

Klimaschutz<br />

Akzeptanz des<br />

Naturschutzes<br />

Der Natura Trail lockt einerseits Ausflugsgäste an und motiviert andererseits auch die<br />

einheimische Bevölkerung zur Freizeitgestaltung in der Region. Davon profitieren die<br />

entlang des Natura Trails gelegenen Gasthäuser. Eine umwelt- und naturverträgliche<br />

Freizeitgestaltung in der Region kommt darüber hinaus auch der Reduktion des motorisierten<br />

Freizeitverkehrs und somit dem Klimaschutz zu Gute.<br />

Zusätzlich trägt der Natura Trail auch zur Hebung des Bewusstseins für das europaweite<br />

Natura 2000-Schutzgebietsnetzwerk und für den Biosphärenpark Wienerwald bei,<br />

zwei Initiativen, die gleichermaßen den Schutz der hohen biologischen Vielfalt durch<br />

eine sorgsame und nachhaltige Nutzung zum Ziel haben, die auf die Bedürfnisse von<br />

Mensch und Natur Rücksicht nimmt. <br />

D<br />

Das ist das Besondere<br />

R<br />

■ In der Region entstandene Projektidee, die von regionalen AkteurInnen getragen wird<br />

■ Aufbereitung eines authentischen Themas<br />

(landschaftliche Besonderheiten des Hochwienerwaldes)<br />

■ Nutzung lokaler Ressourcen (Landschaft, bestehender Wanderweg, Vereine, Privatpersonen, …)<br />

■ Integration eines kompetenten Experten (Gebietskenner und Wanderbuchautor)<br />

■ Förderung eines Großteils der Projektkosten aus nationalen Mitteln mit geringem administrativem<br />

Aufwand (Niederösterreichischer Landschaftsfonds)<br />

■ Relativ geringe Projektkosten<br />

■ Identifikation der lokalen Bevölkerung mit dem Weg – hohe Wertschätzung, Stolz<br />

■ Gutes Marketing (großes Eröffnungsfest mit Naturschutzlandesrätin, Website, Folder,<br />

Berichte in regionalen und überregionalen Medien)<br />

■ Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

40 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region


Von Beispielen lernen<br />

So wird’s gemacht<br />

Wie Natur zum <strong>Erlebnis</strong> wird<br />

Sie möchten in Ihrer Gemeinde ein Naturerlebnisangebot etablieren? Das Angebot<br />

soll spannend und authentisch sein, BesucherInnen anlocken und Spaß machen? Aber<br />

wie gehen Sie vor, was müssen Sie beachten?<br />

Individuelle Lösungen<br />

Es gibt nicht das Patentrezept oder den Prototypen eines erfolgreichen Naturerlebnisangebotes.<br />

Jedes Thema, jeder Standort ist anders, keine Gemeinde gleicht der anderen.<br />

Daher braucht es immer individuelle Lösungen, abgestimmt auf die jeweilige<br />

Situation vor Ort.<br />

Ein Grundsatz gilt jedoch für jedes Angebot: Den Gästen muss ein kurzweiliges und<br />

spannendes <strong>Erlebnis</strong> in der Natur- bzw. Kulturlandschaft geboten werden. Denn zufriedene<br />

BesucherInnen sind der beste Indikator für ein erfolgreiches Angebot. Noch besser<br />

ist es natürlich, wenn man es zusätzlich schafft, mit dem Angebot Naturschutzthemen<br />

zu transportieren und das Bewusstsein der BesucherInnen für die Natur und die Landschaft<br />

zu schärfen. Doch selbst dann bleibt noch die Herausforderung, das Angebot so<br />

zu gestalten, dass es auch zukünftig lebendig bleibt und die BesucherInnen zu einem<br />

Wiederkommen motiviert.<br />

Erfolgsindikatoren<br />

c Deshalb funktioniert’s,<br />

S. 21, 27, 33, 39<br />

Das nachfolgende Kapitel gibt einen Überblick über einige wichtige Grundlagen, die<br />

bei der Konzeption und Etablierung eines Naturerlebnisangebotes zu beachten sind.<br />

Was soll mit dem Naturerlebnisangebot erreicht werden?<br />

Es muss nicht ausschließlich der Naturschutzgedanke sein, der<br />

zur Etablierung eines Naturerlebnisangebotes führt. Die<br />

Steigerung der Lebensqualität in der Gemeinde und der<br />

regionalen Identität oder die Stärkung eines umweltverträglichen<br />

Tourismus können ebenso Beweggründe sein.<br />

Prestige- und Wettbewerbsdenken, persönliche Selbstdarstellung<br />

oder politische Imagepflege sind hingegen keine<br />

Basis für ein langlebiges und erfolgreiches Angebot.<br />

c Was bringt es den Gemeinden /<br />

Regionen? S. 10<br />

Bevor mit der konkreten Planung begonnen wird, ist es notwendig<br />

sich klarzumachen, welche Ziele mit dem Angebot angestrebt werden sollen.<br />

Die Aufbereitung und Umsetzung des Themas richtet sich nach den Zielsetzungen.<br />

Ein Angebot, das ausschließlich die lokale Bevölkerung ansprechen soll, braucht eine<br />

andere Umsetzung und ein anderes Marketingkonzept als eines, das Gäste in die Region<br />

bringen soll. Für einen Themenweg, den vor allem die lokale Bevölkerung oder<br />

Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 41


So wird’s gemacht<br />

Zielformulierung<br />

Abstimmung mit<br />

vorhandenen Angeboten<br />

Stammgäste besuchen, würden beispielsweise austauschbare Module die Möglichkeit<br />

bieten, immer wieder neue Informationen zur Verfügung zu stellen.<br />

Die Anlage von Naturerlebnisangeboten kann auch zu Kooperationen von mehreren<br />

Gemeinden aus einer Region führen. Unerlässlich ist es auf jeden Fall, die einzelnen<br />

Angebote in der Region aufeinander abzustimmen – sie sollen sich ergänzen und<br />

nicht konkurrenzieren.<br />

Welche Besonderheiten hat die Gemeinde?<br />

Das geeignete Thema<br />

Die Suche nach dem richtigen Thema braucht viel Zeit, schließlich sollte es außergewöhnlich<br />

und originell sein. Es muss zur Region passen, umsetzbar sein und von<br />

der Bevölkerung mitgetragen werden. Werden Themen aufgegriffen, die keinen<br />

Bezug zur Region haben, besteht die Gefahr, dass sich das Angebot in der Masse<br />

der zahlreichen Naturerlebnisangebote verliert. Hingegen erlauben lokale Themen<br />

das Herausstreichen des so genannten „Alleinstellungsmerkmals“, einem wichtigen<br />

Baustein des Marketings. Authentische Angebote, die sich auf die regionstypischen<br />

Besonderheiten beziehen, eignen sich außerdem besser dazu, das Regionalbewusstsein<br />

zu stärken und können Beiträge zur Erhaltung des kulturellen Erbes und zum Aufbau<br />

eines Regionsimages leisten.<br />

Authentizität<br />

Ideen zum Thema liefert eine Dokumentation des Landschafts- und Naturraumes, der<br />

kulturellen Besonderheiten und historischen Entwicklung. Eine besonders hilfreiche<br />

Quelle bei der Suche nach Themen sind Personen aus der Region, die altes, lokales<br />

Wissen besitzen. Sie kennen oft Anekdoten, Sagen, historische Ereignisse oder bedeutsame<br />

Orte.<br />

Mit einer guten Idee und einem kreativen Konzept lassen sich in jeder Region Themen<br />

und Inhalte finden, die sich für die Entwicklung eines authentischen Naturerlebnisangebotes<br />

eignen.<br />

Links:<br />

Am Baumkronenweg<br />

in Kopfing<br />

(OÖ) lässt sich der<br />

Wald aus einer<br />

unbekannten Perspektive<br />

erleben<br />

Rechts:<br />

Eine attraktive<br />

Wegeführung<br />

erhöht das Landschaftserlebnis<br />

42 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region


So wird’s gemacht<br />

Der geeignete Standort / Wegverlauf<br />

Ist das Thema festgelegt, gilt es die optimale Route bzw. den optimalen Standort für<br />

das Angebot zu finden. Dem Weg fällt die Aufgabe zu, Landschafts- und Erholungserlebnisse<br />

zu vermitteln und die BesucherInnen zu den naturräumlichen und / oder<br />

kulturellen Besonderheiten der Gemeinde zu führen. Die Ausweisung eines optimalen<br />

Wegverlaufes setzt eine ausführliche Bestandesaufnahme voraus. Zu erheben sind<br />

dabei naturräumlich (z. B. Feuchtgebiete, Magerwiesen, naturnahe Wälder) und / oder<br />

kulturhistorisch spannende Orte, die bereits vorhandene Erholungsinfrastruktur (Bänke,<br />

Aussichts- und Ruheplätze, Spielmöglichkeiten), die angrenzenden Nutzungen – um<br />

Nutzungskonflikte von Anfang an auszuschließen – und die Erreichbarkeit, vorzugsweise<br />

mit umweltfreundlichen Verkehrsmitteln wie Bahn, Bus oder Fahrrad.<br />

Wenn möglich, sollten bereits vorhandene Wege genützt werden, da eine Neuanlage<br />

meist hohe Kosten verursacht und einen zusätzlichen Eingriff in die Landschaft darstellt.<br />

Allerdings bieten vor allem Forst- und landwirtschaftliche Wege nicht immer<br />

ein optimales Landschaftserlebnis, da sie rein aus Bewirtschaftungsgründen angelegt<br />

wurden. Rundwege haben im Gegensatz zu Zielwegen den Vorteil, dass die BesucherInnen<br />

wieder zum Ausgangspunkt zurückkommen.<br />

Die Länge und der Schwierigkeitsgrad eines Weges müssen immer an die Bedürfnisse<br />

der Zielgruppe angepasst sein. Ein 10 km langer Rundweg mit 1000 m Höhenunterschied<br />

ist für Familien ebenso wenig attraktiv wie für Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung.<br />

Sportlich ambitionierte Wanderer werden sich wiederum auf einem<br />

in der Ebene verlaufenden Güterweg langweilen.<br />

Soll das Angebot in einem Schutzgebiet etabliert werden, hat der Schutz empfindlicher<br />

Lebensräume oder seltener Tier- und Pflanzenarten oberste Priorität. In diesem<br />

Fall sollten immer auch NaturschutzexpertInnen in die Auswahl des Standorts bzw.<br />

des Wegverlaufs miteinbezogen werden!<br />

Potentialanalyse<br />

Nutzung<br />

vorhandener Wege<br />

Anpassung an<br />

Zielgruppe<br />

Besucherlenkung<br />

Wen soll das Naturerlebnisangebot ansprechen?<br />

Das Zielpublikum bestimmt die Gestaltung, die inhaltliche Aufbereitung, die Medien die<br />

eingesetzt werden und den Bedarf an Infrastruktur. Gibt es keine Zielgruppendefinition<br />

sind die Inhalte und Darstellungsweisen der verschiedenen Angebote häufig sehr subjektiv<br />

gefärbt und entsprechen nicht immer den Erwartungshaltungen der BesucherInnen.<br />

Definition der Zielgruppe<br />

Was bringen mit lateinischen Fachbegriffen gespickte, wissenschaftliche Führungen<br />

oder dicht beschriebene Informationstafeln, wenn Familien mit Kindern angesprochen<br />

werden sollen? Was nützt die aufwändigste interaktive Installation, wenn sie für die<br />

Zielgruppe nicht bedienbar oder uninteressant ist? Und was nützt eine wissenschaftlich<br />

fundierte Beschreibung eines Wanderweges, die für die in der Regel nicht mit dem<br />

entsprechenden Fachwissen ausgestatteten BesucherInnen unverständlich bleibt?<br />

Kinder sind generell eine anspruchsvolle Zielgruppe. Angebote, die zum spielerischen,<br />

aktiven Wahrnehmen und Lernen anregen, werden ihren Bedürfnissen am ehesten<br />

gerecht. Für jüngere Kinder sind Leitfiguren oder Maskottchen hilfreich. Diese stellen in<br />

Kinder<br />

Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 43


So wird’s gemacht<br />

Poldi erklärt Kindern<br />

den Lebensraum Au.<br />

kindgerechter Sprache Fragen, erklären, worum es geht, animieren zum Nachdenken,<br />

Hören, Schauen, Riechen, Spielen und Begreifen. Die gewählte Leitfigur soll immer<br />

einen Bezug zum Thema haben, wie z. B. „Poldi“, der Laubfrosch, als alteingesessener<br />

Bewohner des Auwaldes entlang des Auerlebnisweges Klosterneuburg.<br />

Menschen mit<br />

Beeinträchtigung<br />

I Limberger (2007)<br />

Ebenso stellen auch Menschen mit besonderen Bedürfnissen wie beispielsweise Personen<br />

mit körperlichen Beeinträchtigungen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind,<br />

besondere Ansprüche an ein Naturerlebnisangebot. Für sie ist es auch notwendig,<br />

dass vorab Informationen über den Wegverlauf und die Nutzbarkeit des Angebotes<br />

eingeholt werden können.<br />

Wer soll eingebunden werden?<br />

Beteiligung<br />

Wird bereits zu Beginn der Planungen ein Team aus VertreterInnen der lokalen Bevölkerung<br />

und lokalen / regionalen Vereinen, Tourismusverantwortlichen und ExpertInnen<br />

aus dem naturkundlichen und kulturhistorischen Bereich mit einbezogen, erreicht man<br />

in der Regel eine gute Verankerung des Angebots in der Gemeinde / Region sowie eine<br />

hohe Identifikation der Bevölkerung. Zusätzlich erhält man wichtige Inputs für den<br />

weiteren Planungs- und Umsetzungsprozess und Unterstützung bei der Vermarktung<br />

des Angebots.<br />

Im Team werden die regionalen Bedürfnisse identifiziert, mögliche unterschiedliche<br />

Sichtweisen und Ansprüche von Anfang an diskutiert und ein maßgeschneidertes, umsetzbares<br />

und glaubhaftes Bildungsangebot für die Gemeinde bzw. Region entwickelt.<br />

Auch wenn der damit verbundene Diskussionsprozess unter Umständen mehr Zeit in<br />

Anspruch nimmt als das Angebot im Alleingang zu entwickeln, rechtfertigen die dadurch<br />

erreichte Qualität, die höhere Akzeptanz bei der Bevölkerung und die bessere Verankerung<br />

des Angebots in der Gemeinde / Region auf jeden Fall den Mehraufwand.<br />

Viele Anfängerfehler lassen sich vermeiden, wenn eine Firma, die sich auf Planung und<br />

Umsetzung von Naturerlebnisangeboten spezialisiert hat, beauftragt wird. Gleichzeitig<br />

besteht aber die Gefahr, dass das Ergebnis ein „Naturerlebnisangebot von der Stange“<br />

ist oder die Einbeziehung der Bevölkerung auf der Strecke bleibt. Die Zusammenarbeit<br />

von verschiedenen Stakeholdern aus der Gemeinde / Region mit professionellen<br />

ExpertInnen liefert meist die besten Ergebnisse.<br />

Wie kann das Naturerlebnisangebot finanziert werden?<br />

Finanzierungsplan<br />

Liegt erstmal ein Grobkonzept für das Naturerlebnisangebot auf dem Tisch, sollte man<br />

sich sogleich auch mit Fragen der Finanzierung auseinander setzen. Mit der Detailplanung<br />

und der konkreten Umsetzung kann sinnvoller Weise erst begonnen werden,<br />

wenn man zumindest eine grobe Vorstellung über die verfügbaren finanziellen Mittel<br />

hat, die den Rahmen für die weiteren Schritte bilden.<br />

Sodann muss Klarheit über die zu erwartenden Kosten geschaffen und ein Finanzierungsplan<br />

erstellt werden, wobei zwischen Sachkosten, Personalkosten und Investitionskosten<br />

unterschieden wird. Wichtig ist dabei, neben den Kosten für die Errichtung<br />

44 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region


So wird’s gemacht<br />

des Angebots immer auch die Kosten für den laufenden Betrieb im Auge zu behalten.<br />

Ebenso muss bereits in der Anfangsphase geklärt werden, ob und in welcher Höhe<br />

Eigenmittel für die Errichtung und den Betrieb des Naturerlebnisangebots vorhanden<br />

sind, sei es finanzieller Natur, sei es in Form von Arbeitszeiten, die der Errichtung<br />

und / oder dem Betrieb des Naturerlebnisangebotes zu Gute kommen.<br />

Die Differenz zwischen den Gesamtkosten und den vorhandenen Eigenmitteln ergibt<br />

den Finanzierungsbedarf, der zum einen durch Sponsoring und durch Beiträge von<br />

Projektpartnern, zum anderen durch diverse Förderungen gedeckt werden kann. Zusätzlich<br />

können auch über Beiträge der BesucherInnen Einkünfte erzielt werden.<br />

Eigenmittel<br />

Finanzierungsbedarf<br />

Somit sind wir bei einer der zentralen Fragen der Finanzierung angelangt, nämlich:<br />

■ Woher können finanzielle Zuschüsse für das Naturerlebnisangebot kommen?<br />

Unterstützung durch Sponsoren / Spenden<br />

Sponsoring ist oftmals eine gute Ergänzung, um ein Naturerlebnisangebot zu realisieren<br />

und zu unterhalten. Dabei kann es sich sowohl um einen finanziellen Zuschuss als auch<br />

um eine Unterstützung in Form von Sachleistungen oder Arbeitszeiten handeln.<br />

Bestehende Kontakte zu Firmen und / oder AkteurInnen in der Region stellen meist<br />

einen guten Einstieg in das Sponsoring dar. Wichtig ist es, sowohl von der eigenen<br />

Idee überzeugt zu sein, um andere dafür begeistern zu können, als auch die Sicht des<br />

potentiellen Sponsors zu berücksichtigen und ihm seine Vorteile aufzuzeigen.<br />

Beim Sponsoring wird immer eine Gegenleistung erwartet, z. B. die Abbildung des<br />

Sponsorlogos auf diversen Druckwerken. Für Spenden muss hingegen keine Gegenleistung<br />

erbracht werden. Spenden können auch von BesucherInnen des Naturerlebnisangebotes<br />

erbeten werden, um den laufenden Betrieb mit zu finanzieren.<br />

Förderprogramme<br />

Das breite Spektrum an Fördermöglichkeiten für die Etablierung von Naturerlebnisangeboten<br />

macht es nicht ganz einfach, den Überblick zu wahren und das geeignete<br />

Förderinstrument zu finden.<br />

Die folgende Übersicht über die Förderprogramme für die Bereiche Ländliche Entwicklung,<br />

Naturschutz und Bildungsarbeit bietet die Gelegenheit, sich mit den diversen<br />

Möglichkeiten vertraut zu machen. Weiterführende und detaillierte Informationen bieten<br />

die am Ende des Kapitels angeführten Internetseiten und Links sowie die ebenfalls<br />

angeführten AnsprechpartnerInnen der Naturschutzabteilungen der Bundesländer, die<br />

mit den Förderprogrammen und allen Belangen der Antragstellung vertraut sind und<br />

bei konkreten Fragen weiter helfen.<br />

Förderprogramme<br />

c Tipps & Links, S. 49<br />

c AnsprechpartnerInnen, S. 48<br />

Informiert man sich bereits vor einem Informationsgespräch auf den Internetseiten<br />

des betreffenden Bundeslandes über die bestehenden<br />

Fördermöglichkeiten, fällt es leichter konkrete Fragen zu formulieren<br />

und aus dem persönlichen Gespräch den größtmöglichen<br />

Nutzen zu ziehen.<br />

Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 45


So wird’s gemacht<br />

Prinzipiell gilt zu beachten: Es gibt nationale und von der EU kofinanzierte Förderprogramme mit<br />

einem Finanzierungsanteil von in der Regel 50 %. Der verbleibende Anteil muss über nationale<br />

Förderungen oder über Eigenmittel getragen werden. Die EU-kofinanzierten Förder programme<br />

erfordern meist sowohl bei der Einreichung als auch bei der Abwicklung einen relativ hohen<br />

administrativen Aufwand. Es empfiehlt sich also vorab zu überlegen, ob dieser in einem<br />

vernünftigen Verhältnis zum Gesamtprojektvolumen steht.<br />

Relevante EU-Förderprogramme mit Naturschutzbezug (Kofinanzierung)<br />

Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung<br />

des Ländlichen Raums 2007–2013 (ELER)<br />

Das Förderprogramm ELER ist das mit Abstand umfangreichste landschaftsrelevante<br />

Förderprogramm, das unter anderem auch naturschutzrelevante Fördermaßnahmen<br />

regelt. Diese sind nach unterschiedlichen Schwerpunkten in drei Achsen gegliedert.<br />

■ Achse 1: Wettbewerbsfähige Land- und Forstwirtschaft<br />

■ Achse 2: Umweltschutz & Landmanagement<br />

■ Achse 3: Lebensqualität & Diversifizierung<br />

c LEADER, S. 47<br />

Dazu kommt das in ELER integrierte LEADER-Programm als Achse 4, das die Schwerpunkte<br />

der ersten drei Achsen umfasst und auf LEADER-Regionen beschränkt ist.<br />

ELER (2007–2013) Fonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes<br />

Achse 1<br />

Wettbewerbsfähige<br />

Landwirtschaft / Forstwirtschaft<br />

Achse 2<br />

Umweltschutz und<br />

Landmanagement<br />

Achse 4: LEADER 2007–2013<br />

Achse 3<br />

Lebensqualität<br />

und Diversifizierung<br />

Artikel 57a<br />

I Suske (2008)<br />

Für das Umsetzen von Naturerlebnisangeboten ist der Artikel 57a des ELER-Programms<br />

am wichtigsten. In ihm wird die Förderung von Organisations-, Planungs- und Bildungsarbeit<br />

sowie von Investitionsaufwendungen für Naturschutzprojekte geregelt.<br />

ELER gilt einheitlich für ganz Österreich. Die Einreich- und Bewilligungsstellen sind<br />

jedoch von Bundesland zu Bundesland verschieden.<br />

46 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region


So wird’s gemacht<br />

Förderfähige Projekte laut Art. 57a umfassen Projekte zur Sensibilisierung und<br />

Bewusstseinsbildung der Bevölkerung für Naturschutzthemen wie z. B.:<br />

■ Exkursionen & geführte Wanderungen<br />

■ Konzeption und Herstellung von Naturlehrpfaden, Broschüren und sonstigen Materialien<br />

Vorraussetzung für eine Förderung über ELER ist, dass sich das Areal, in dem das<br />

Naturerlebnisangebot geschaffen werden soll, in einem ländlichen Gebiet befindet.<br />

Nach Art. 57a werden als „ländliches Gebiet“ Gemeinden mit nicht mehr als 30.000<br />

EinwohnerInnen definiert.<br />

LEADER 2007–2013<br />

Für die aktuelle Förderperiode ist Leader als 4. Achse Bestandteil des ELER. Das Programm<br />

steht, in seiner Anwendbarkeit übergreifend über den Achsen 1 bis 3 und<br />

findet nur in von der EU anerkannten LEADER-Regionen Anwendung. Innerhalb dieser<br />

Regionen finden sich AkteurInnen aus Wirtschaft, Tourismus, Naturschutz, Landwirtschaft<br />

und anderen Sparten in sogenannten Lokalen Aktionsgruppen (LAG) zusammen.<br />

Sie entwickeln gemeinsam eine Strategie zur nachhaltigen Entwicklung der Region.<br />

Generelles Ziel von LEADER ist eine kulturelle, wirtschaftliche, ökologische und / oder<br />

soziale Stärkung ländlicher Regionen.<br />

Förderfähige Projekte unter LEADER umfassen u. a.:<br />

■ Exkursionen, geführte Wanderungen<br />

■ ökotouristische Angebote<br />

■ Anlage von Rad- oder Wanderwegen<br />

Ob sich die Region, in der ein Naturerlebnisangebot geschaffen werden soll, in einer<br />

LEADER-Region befindet, erfährt man über die LEADER-Netzwerkstelle. Dort ist auch<br />

eine aktuelle Adressliste der Lokalen Aktionsgruppen erhältlich, die kostenfrei per<br />

Email zugesandt wird.<br />

c Tipps & Links, S. 49<br />

National finanzierte Landschafts- oder Naturschutzförderungen<br />

Neben den EU-kofinanzierten Programmen gibt es auch die Naturschutzfonds<br />

bzw. Landschaftsfonds der einzelnen Bundesländer. Diese sind eine wichtige<br />

Ergänzung für Projekte, die nicht den Kriterien der EU-Förderprogramme<br />

entsprechen.<br />

Naturschutz- und<br />

Landschaftsfonds<br />

Bereits in der Konzeptionsphase ist mit der jeweiligen Naturschutzabteilung<br />

Kontakt auf zu nehmen. Welche Fördermittel für das<br />

Naturerlebnisangebot eingesetzt werden, wird ebenso wie die Höhe<br />

des Förderanteils und eines etwaigen Eigenmittelanteils individuell<br />

entschieden.<br />

Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 47


So wird’s gemacht<br />

AnsprechpartnerInnen der Bundesländer<br />

Burgenland<br />

Amt der Burgenländischen Landesregierung<br />

Abteilung 5 – Anlagenrecht, Umweltschutz<br />

und Verkehr<br />

Hauptreferat III – Natur- und Umweltschutz<br />

Mag. Anton Koo<br />

Telefon: +43 (0) 57 / 600-2810<br />

E-Mail: anton.koo@bgld.gv.at<br />

www.burgenland.at<br />

Steiermark<br />

Fachabteilung 13c Naturschutz<br />

Mag. Dietlind Proske<br />

Telefon: +43 (0) 316 / 877-5597<br />

Mobil: +43 (0) 676 / 86665597<br />

E-Mail: dietlind.proske@stmk.gv.at<br />

www.verwaltung.steiermark.at<br />

Kärnten<br />

ÖPUL; N.A.B.L.; Cross Compliance<br />

Dr. Roman Fantur<br />

Telefon: +43 (0) 4784 / 32041<br />

Mobil: +43 (0) 664 / 8053632041<br />

E-Mail: post.abt20@ktn.gv.at<br />

www.verwaltung.ktn.gv.at<br />

Tirol<br />

Abteilung Umweltschutz<br />

Vertragsnaturschutz und Naturschutzprojekte<br />

Mag. Daniela Pöll<br />

Telefon: +43 (0) 512 / 508-3475<br />

E-Mail: naturschutzfoerderung@tirol.gv.at<br />

www.tirol.gv.at / themen / umwelt /<br />

naturschutz / foerderungen<br />

Niederösterreich<br />

Amt der NÖ Landesregierung<br />

Abteilung Naturschutz<br />

DI Sandra Simon<br />

Telefon: +43 (0) 2742 / 9005-15279<br />

E-Mail: s.simon@noel.gv.at<br />

www.noel.gv.at<br />

Vorarlberg<br />

Amt der Landesregierung – Umweltschutz<br />

Gudrun Hämmerle<br />

Telefon: +43 (0) 5574 / 511-24512<br />

E-Mail: gudrun.haemmerle@vorarlberg.at<br />

www.vorarlberg.gv.at<br />

Oberösterreich<br />

Abteilung Naturschutz<br />

DI Josef Forstinger<br />

Telefon: +43 (0) 732 / 7720-11898<br />

E-Mail: n.post@ooe.gv.at<br />

www.land-oberoesterreich.gv.at<br />

Wien<br />

Magistratsabteilung 22-Fachbereich<br />

Naturschutz<br />

DI Michael Kubik<br />

Telefon: +43 (0) 1 / 4000-73781<br />

Mobil: +43 (0) 676 / 811873781<br />

E-Mail: post@ma22.wien.gv.at<br />

www.wien.gv.at<br />

Salzburg<br />

Dienststelle Referat Naturschutzrecht<br />

und Förderungswesen<br />

DI Günter Jaritz<br />

Telefon: +43 (0) 664 / 3046814<br />

E-Mail: guenter.jaritz@salzburg.gv.at<br />

www.salzburg.gv.at<br />

48 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region


So wird’s gemacht<br />

Tipps & Links<br />

■ Einen allgemeinen Überblick über ELER bietet das Lebensministerium unter:<br />

http://land.lebensministerium.at / filemanager/download/23918<br />

(Stand 01.04.2009)<br />

■<br />

Detaillierte Beschreibungen der einzelnen Fördermöglichkeiten unter ELER im Art. 57a<br />

sowie über die Umsetzungspraxis in der Ländlichen Entwicklung bietet das Netzwerk<br />

Naturschutz und Ländliche Entwicklung unter:<br />

http://netzwerk-naturschutz-le.at/projekte/files/Tipps_57a_A5.pdf<br />

(Stand 01.04.2009)<br />

■<br />

■<br />

Infos zu LEADER bietet die Netzwerk-Servicestelle LEADER, bei der auch eine<br />

Adressliste der Lokalen Aktionsgruppen kostenfrei bestellt werden kann:<br />

Netzwerk-Servicestelle LEADER<br />

ÖAR-Regionalberatung GmbH<br />

Tel: +43 1 512 1595-12, Fax: +43 1 5121595-10, Mobil: 0699 1139241<br />

E-Mail: fidlschuster@oear.co.at<br />

www.leader-austria.at<br />

Besonders übersichtliche Beschreibungen zu Naturschutzförderungen der Bundesländer,<br />

die auch viele für alle Länder relevante Informationen enthalten, bieten:<br />

www.tirol.gv.at/fileadmin/www.tirol.gv.at/themen/umwelt/naturschutz/downloads/<br />

Foerderungen_Naturschutz/FoeHB_Br_20080828.pdf<br />

(Stand 01.04.2009).<br />

www.salzburg.gv.at/themen/lf/elr_2.htm<br />

(Stand 01.04.2009).<br />

www.suske.at/projekte/foerdermanual_salzburg.htm<br />

(Stand 01.04.2009).<br />

■<br />

Eine gute Übersicht über verschiedene Fördermöglichkeiten bietet auch die Website<br />

von Suske-Consulting unter:<br />

www.suske.at<br />

Wie kann das Thema umgesetzt werden?<br />

Um das Thema den BesucherInnen nahe zu bringen, können drei unterschiedliche<br />

Vermittlungsmethoden zum Einsatz kommen und ggf. auch miteinander kombiniert<br />

werden:<br />

■ Beschreibende Vermittlung: Die Inhalte werden anhand von Texten, Fotos und<br />

Grafiken erklärt. Die Lesenden bleiben dabei in einer passiven Rolle.<br />

■ Interaktive Vermittlung: Die Gäste müssen selber aktiv werden, um eine gewünschte<br />

Information zu bekommen. Die Aufnahme der Information erfolgt durch „learning<br />

by doing“.<br />

■ Sensorische Vermittlung: Mit den eigenen Sinnen die Inhalte ganzheitlich erleben<br />

ist hier das Motto. Angesprochen wird die emotionale Ebene, die zu einem vertiefenden<br />

Naturerlebnis beitragen soll.<br />

I Ebers & al. (1998)<br />

Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 49


So wird’s gemacht<br />

Medien<br />

I Lang & Stark (2000),<br />

Eder & Arnberger (2007)<br />

c Wen soll das Naturerlebnis -<br />

angebot ansprechen, S. 43<br />

Informationstafel<br />

c Geschichten erzählen, S. 53<br />

Informationstafeln sollten<br />

grafisch gut gegliedert und<br />

nicht mit Text überladen sein.<br />

Interaktive Angebote<br />

Wie Wasser die Landschaft<br />

formt, kann bei dieser Station<br />

im Nationalpark Gesäuse<br />

ausprobiert werden.<br />

Sensorische Angebote<br />

Zum bewussten<br />

in die Landschaft hören<br />

animiert diese Lauschinsel<br />

c Wen soll das Naturerlebnisangebot<br />

ansprechen, S. 43<br />

Broschüre<br />

Basierend auf den unterschiedlichen Ansätzen der Vermittlung können nun verschiedene<br />

Medien zum Einsatz kommen, die auf den folgenden Seiten beschrieben werden.<br />

Sie spielen für den Erfolg des Naturerlebnisangebots eine zentrale Rolle, bleiben aber<br />

dennoch immer nur „Hilfsmittel“, derer man sich bedient, um das gewählte Thema<br />

zu vermitteln.<br />

Bei der Wahl der Vermittlungsmethoden und Medien sollten neben der Zielgruppe<br />

immer auch die regionalen Gegebenheiten und das gewählte Thema beachtet werden,<br />

um ein authentisches Angebot zu schaffen: So lassen sich beispielsweise sensible<br />

Naturthemen mit abenteuerlichen, lärmenden <strong>Erlebnis</strong>stationen nicht glaubwürdig<br />

vermitteln – andererseits ist es in der Praxis meist schwierig, Kinder und Jugendliche<br />

über rein beschreibende Vermittlungsmethoden (Broschüren, Infotafeln) anzusprechen<br />

und zu fesseln.<br />

Die Informationstafel ist das am häufigsten eingesetzte<br />

Medium. Sie eignet sich gut, um komplexe Inhalte<br />

und Zusammenhänge zu beschreiben und bildlich<br />

darzustellen. Eine gute Informationstafel braucht eine<br />

übersichtliche Gestaltung und sinnvolle Gliederung.<br />

Sie darf weder mit Text noch mit Informationen überladen<br />

sein.<br />

Im Gegensatz zu einer rein beschreibenden Informationstafel<br />

holen interaktive Angebote die BesucherInnen<br />

aus der passiven Rolle des „nur Lesens“ und beteiligen<br />

sie aktiv an der Informationsvermittlung. Interaktive<br />

Medien folgen häufig dem gleichen Grundprinzip: Es<br />

wird eine Frage gestellt, deren Antwort eigenständig<br />

herausgefunden werden muss. Erst durch gezielte Aktivitäten<br />

in Form von klappen, drehen, stecken, blättern,<br />

drücken etc. erfahren die BesucherInnen, ob ihre<br />

Antwort richtig ist.<br />

Sensorische Angebote wie Lauschinseln, Duftblumen,<br />

Fernrohre, Summsteine, Tastboxen und Barfußwege<br />

sprechen gezielt die Sinne (Gehör-, Geruchs-, Geschmacks-,<br />

Seh- und Tastsinn) an, um ein „Be-greifen“<br />

der Umgebung zu ermöglichen und ganzheitliches<br />

Wahrnehmen zu fördern. Ähnlich den interaktiven<br />

Installationen erschließen sich die BesucherInnen den<br />

Inhalt eigenständig. Damit vertieft sich das <strong>Erlebnis</strong> und durch die emotionale Ansprache<br />

bleibt das Erfahrene länger in Erinnerung als bei ausschließlicher Textvermittlung.<br />

Gerade Kinder brauchen interaktive und auch sensorische Elemente, die ein spielerisches<br />

und eigenständiges Erarbeiten zulassen. Lernen soll ja schließlich Spaß machen!<br />

In einer Broschüre können je nach didaktischer Aufbereitung sowohl beschreibende<br />

als auch interaktive und / oder sensorische Vermittlungsformen vorherrschen. Durch<br />

das Einfügen von Arbeits- und Suchaufgaben, Spielvorschlägen oder Malvorlagen<br />

wandelt sich die Broschüre zu einem Medium, das die BesucherInnen zur aktiven<br />

50 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region


So wird’s gemacht<br />

Teilnahme und zum Einsatz der Sinne animiert. Mehrere Broschüren zu einem Thema<br />

ermöglichen es unterschiedliche Zielgruppen anzusprechen oder die Inhalte mehrsprachig<br />

aufzubereiten. Mit der Broschüre kann zugleich eine Erinnerung mit nach Hause<br />

genommen werden.<br />

Wichtig beim Einsatz von Broschüren ist es, bereits vorab zu überlegen, wie die Broschüre<br />

am effizientesten der Zielgruppe zugänglich gemacht werden kann. Eine unüberlegte Verteilung<br />

von Broschüren erweist sich meist als wenig zielführend, verursacht hohe (Druck-)Kosten<br />

und widerspricht durch den hohen Ressourcenverbrauch dem Nachhaltigkeitsprinzip.<br />

Führungen haben den großen Vorteil, dass der / die Führende in direkten Kontakt zu<br />

den BesucherInnen tritt und so auf ihre speziellen Interessen eingehen kann. Voraussetzung<br />

dafür ist eine entsprechend ausgebildete Führungsperson, welche die TeilnehmerInnen<br />

aktiv einbindet und die Themen authentisch vermittelt. Auch bei Führungen<br />

können Themenausschnitte schwerpunktmäßig präsentiert oder unterschiedliche Zielgruppen<br />

(z. B. Schulklassen, Jugendgruppen, UrlauberInnen) angesprochen werden.<br />

Besonders wichtig bei Führungen ist ein funktionierender organisatorischer Ablauf,<br />

der den BesucherInnen die Teilnahme erleichtert. Kostenpflichtige Führungen schaffen<br />

Zuverdienstmöglichkeiten für interessierte Personen aus der Region.<br />

Technische Geräte wie Mobiltelefone, GPS-Geräte oder Taschencomputer (PDA) kommen<br />

immer stärker zum Einsatz und ermöglichen eine multimediale Informationsvermittlung.<br />

Sie können die Funktion der Informationstafel oder Broschüre übernehmen<br />

oder ein Zusatzangebot für diese darstellen. Die Vorteile der multimedialen Vermittlung<br />

umfassen u. a.:<br />

■ Ansprache von schwer erreichbaren Zielgruppen, wie z. B. Jugendlichen, durch den<br />

technikbasierten Ansatz;<br />

■ Selbstbestimmte Auswahl des Informationsangebotes über die Menüwahl;<br />

■ Mehrsprachige Aufbereitung der Inhalte;<br />

■ Integration von Informationen über lokale Gastronomie, weitere touristische Angebote,<br />

Fahrpläne und Haltestellen öffentlicher Verkehrsmittel etc.;<br />

■ Verlinkung zu anderen Angeboten / Websites bei Nutzung des Internets.<br />

Unabhängig von den gewählten Medien bieten online verfügbare Informationen<br />

über das Angebot generell die Möglichkeit, einen breiten Personenkreis<br />

zu erreichen. Die BesucherInnen können sich via Internet vorab über<br />

das Angebot informieren und etwaige Informationsmaterialien wie z. B.<br />

Broschüren selbst ausdrucken. Zusätzliche Möglichkeiten wie der Download<br />

von GPS-Daten erfreuen sich zunehmender Beliebtheit und ermöglichen<br />

es, mit traditionellen Angeboten schwer erreichbare Zielgruppen<br />

anzusprechen.<br />

Führungen<br />

Multimediale<br />

Vermittlung<br />

Internet<br />

I Lichtenecker (2008)<br />

Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 51


So wird’s gemacht<br />

Die folgende Liste bietet einen Überblick über die Vor- und Nachteile der einzelnen Medien und macht<br />

zugleich auch klar, dass es „das optimale Medium“ in der Regel nicht gibt. Vielmehr gilt es in Abhängigkeit<br />

vom Thema, der Zielgruppe und den vorhandenen Ressourcen die Vor- und Nachteile der in<br />

Frage kommenden Medien abzuwägen und sich für die jeweils am besten geeignete Kombination zu<br />

entscheiden.<br />

I Eder & Arnberger<br />

(2007, verändert)<br />

Medien Vorteile Nachteile<br />

Informations tafeln<br />

Interaktive<br />

Angebote<br />

Sensorische<br />

Angebote<br />

Broschüren<br />

■ gut bei Vermittlung von komplexen<br />

Themen (z. B. Biotopbeschreibungen,<br />

Stoffkreisläufe, Wechselwirkungen)<br />

■ gut für den Einsatz von Grafiken und<br />

Fotos<br />

■ relativ geringe Kosten<br />

■ weniger Wartungsarbeiten als bei interaktiven<br />

und sensorischen Angeboten<br />

■ kann mit sensorischen und interaktiven<br />

Angeboten erweitert werden<br />

■ Handlungsorientierung<br />

■ aktives Einbeziehen der BesucherInnen<br />

■ Bessere Aufnahme der Informationen<br />

durch in der Regel intensiveres <strong>Erlebnis</strong><br />

■ der Einsatz unterschiedlicher Sinne liefert<br />

stärkere Eindrücke und <strong>Erlebnis</strong>se<br />

■ bewusste Naturwahrnehmung wird<br />

ermöglicht<br />

■ emotionale <strong>Erlebnis</strong>se verstärken Bindung<br />

zur Umwelt<br />

■ können zu mehr Eigenaktivität<br />

animieren<br />

■ Ansprache von unterschiedlichen<br />

Zielgruppen<br />

■ gut bei Vermittlung von komplexen<br />

Themen<br />

■ interaktive und sensorische Elemente<br />

können eingebaut werden<br />

■ keine Beeinträchtigung des Landschaftsbildes<br />

■ kein Wartungsaufwand<br />

■ ermöglichen sowohl eine Vorbereitung<br />

auf den Besuch als auch ein Nachlesen<br />

■ gute Ergänzung zu vor Ort aufgestellten<br />

Tafeln / Stationen<br />

■ schnelles Vergessen bei rein<br />

beschreibender Wissensvermittlung<br />

■ BesucherInnen bleiben in einer<br />

passiven Rolle<br />

■ meist wird nur eine begrenzte<br />

Textmenge gelesen<br />

■ „Beschilderung“ der Landschaft<br />

■ Vandalismusanfälligkeit<br />

■ höhere Kosten als bei Infotafeln und<br />

Broschüren<br />

■ mehr Wartungsarbeiten als bei<br />

Infotafeln<br />

■ „Möblierung“ der Landschaft<br />

■ Vandalismusanfälligkeit<br />

■ höhere Kosten als bei Infotafeln und<br />

Broschüren<br />

■ mehr Wartungsarbeiten als bei<br />

Infotafeln<br />

■ „Möblierung“ der Landschaft<br />

■ Vandalismusanfälligkeit<br />

■ BesucherInnen ohne Broschüre können<br />

nicht an der Informationsvermittlung<br />

teilhaben<br />

■ Effiziente Verteilung der Broschüre<br />

innerhalb der Zielgruppe ist meist<br />

schwierig<br />

■ Breit gestreute Verteilung der Broschüre<br />

ist meist wenig zielführend, kommt<br />

teuer und widerspricht dem Prinzip der<br />

Nachhaltigkeit<br />

52 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region


So wird’s gemacht<br />

Medien Vorteile Nachteile<br />

Technische<br />

Geräte<br />

(GPS, PDA, …)<br />

Führungen<br />

■ Eigenständige Steuerung der<br />

Informationsmenge<br />

■ Information kann an Ort und Stelle<br />

abgerufen werden<br />

■ Je nach Aufbereitung aktive Miteinbeziehung<br />

der NutzerInnen<br />

■ Attraktiv für schwer erreichbare<br />

Zielgruppen (z. B. Jugendliche)<br />

■ Mehrsprachige Aufbereitung<br />

der Inhalte möglich<br />

■ problemloses Aktualisieren der Inhalte<br />

■ keine Beeinträchtigung des Landschaftsbildes<br />

■ authentische Vermittlung der Inhalte<br />

■ direkte Kommunikation mit den<br />

BesucherInnen<br />

■ Beantwortung spontan auftretender<br />

Fragen<br />

■ Ansprache von unterschiedlichen<br />

Zielgruppen<br />

■ Bessere Aufnahme der Informationen<br />

durch in der Regel intensiveres <strong>Erlebnis</strong><br />

■ mögliche Einnahmequelle<br />

■ BesucherInnen ohne Geräte können<br />

nicht an der Informationsvermittlung<br />

teilhaben<br />

■ hohe Anschaffungskosten<br />

■ Verfügbarkeit der Geräte<br />

■ Kaution für Gerät muss hinterlegt<br />

werden<br />

■ Rückgabe der Geräte, vor allem bei<br />

Zielwegen schwierig<br />

■ Regelmäßige Wartung der Geräte<br />

■ nur zu bestimmten Zeiten<br />

■ meist nur gegen Kostenersatz<br />

■ gewisse Anzahl an BesucherInnen ist<br />

Voraussetzung<br />

■ Qualität in hohem Maße von der<br />

Eignung der Führungsperson abhängig<br />

Was macht gute Texte aus?<br />

Das „Erzählen von Geschichten“ fesselt BesucherInnen mehr als die Aufzählung von<br />

trockenen Fakten. Dabei geht es darum, die einzelnen Informationen in den Handlungsrahmen<br />

einer Geschichte zu packen, durch die sich ein „Roter Faden“ zieht. Die<br />

Geschichte stellt eine Beziehung zu den BesucherInnen her, am besten über konkrete<br />

Beispiele aus ihrer Lebenswelt, bietet überraschende Erkenntnisse (Aha-Effekt) und<br />

enthüllt Zusammenhänge. Im Kopf der BesucherInnen entstehen Bilder, die Emotionen<br />

wecken. Eine „gute Geschichte“ braucht eine durchgehende Inszenierung des Themas,<br />

den Aufbau einer Dramaturgie und eines Spannungsbogens sowie das gezielte<br />

Heranführen an einzelne Höhepunkte.<br />

Ebenso wichtig wie der „Rote Faden“ ist eine inhaltliche Fokusierung auf einige wenige,<br />

für die BesucherInnen spannende Themenbereiche, die mit kompakten, leicht<br />

verständlichen Texten beschrieben werden. Dem steht oftmals der Ehrgeiz, möglichst<br />

viel Wissen vermitteln zu wollen, entgegen. Vor allem Infotafeln werden oft mit Texten<br />

überfrachtet, die von den BesucherInnen kaum gelesen werden.<br />

In diesem Zusammenhang hilft es, sich folgende Zahlen vor Augen zu halten:<br />

■ Ein Mensch liest durchschnittlich 200 Wörter in der Minute.<br />

■ Die durchschnittliche Verweildauer bei einer Tafel liegt bei maximal 60 Sekunden.<br />

Geschichten<br />

erzählen<br />

Fokusierung<br />

I Ludwig (2005), Wohlers (2003)<br />

Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 53


So wird’s gemacht<br />

Der Haupttext einer Tafel sollte nicht mehr als 200 Wörter umfassen.<br />

Ein Absatz sollte aus maximal 2–3 Sätzen bestehen, ein Satz aus 10 bis 15 Wörtern,<br />

eine Zeile aus maximal 50 Zeichen.<br />

Spannende<br />

Überschriften<br />

I Ludwig (2005), Wohlers (2003)<br />

Spannende Überschriften machen neugierig auf die weiteren Inhalte und animieren<br />

zum Weiterlesen. Der Text selbst sollte wie ein Pressebericht aufgebaut sein: Das<br />

Wichtigste steht immer am Beginn. Eine einfache Sprache ohne Fremdwörter, Fachausdrücke<br />

und Schachtelsätze unterstützt das Eintauchen in das Thema ebenso wie<br />

eine persönliche Ansprache durch Aufforderungen zum Mitdenken, Vergleichen oder<br />

Fragen beantworten.<br />

Wie wird das Naturerlebnisangebot bekannt?<br />

c Wer soll eingebunden<br />

werden? S. 44<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Corporate<br />

Design<br />

Informationsmaterialien<br />

Eröffnungsveranstaltung<br />

Eröffnung des Natura Trails<br />

Feldaist im Beisein des oö. Klubobmanns<br />

und Vorsitzenden<br />

der <strong>Naturfreunde</strong> Österreich<br />

Dr. Karl Frais (3. von links)<br />

Die Basis für jedes erfolgreiche Naturerlebnisangebot ist die Identifikation der Verantwortlichen<br />

und regionalen AkteurInnen mit dem Angebot. Wurden beispielsweise die<br />

MitarbeiterInnen des zuständigen Tourismusbüros frühzeitig über das Angebot informiert<br />

und im Idealfall auch in die Umsetzung miteinbezogen, werden sie ihr Wissen<br />

gerne an die UrlauberInnen weitergeben.<br />

Angesichts der hohen Anzahl an Naturerlebnisangeboten bedarf es einiger Anstrengungen,<br />

um in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Denn was bringt das<br />

perfekte Angebot, wenn es keiner kennt? Die günstigste Öffentlichkeitsarbeit ist zugleich<br />

auch eines der effizientesten „Marketing-Instrumente“: die Mund-zu-Mund<br />

Propaganda. Sie setzt nur eines voraus: zufriedene BesucherInnen, die ihre positiven<br />

Erfahrungen mit einem attraktiven, spannenden Angebot gerne an ihren Bekanntenkreis<br />

weiter geben.<br />

Informationsmaterialien wie Folder oder Broschüren können weit gestreut werden und<br />

den Bekanntheitsgrad des Angebotes auch außerhalb der Region erhöhen. Ebenso<br />

kann mit informativ gestalteten und gut verlinkten Websites, die zugleich auch Zusatzinfos<br />

wie Tipps für die Anreise oder Hinweise zu Veranstaltungen (z. B. Führungen)<br />

bereitstellen, ein breiter Personenkreis angesprochen werden. Plakate oder Werbetafeln<br />

sind Werbemittel, die v. a. für größere Angebote eingesetzt werden und an zentralen<br />

Orten oder an Verkehrswegen auf das Angebot hinweisen.<br />

Die Gestaltung des Informationsmaterials sollte einem einheitlichen Design folgen,<br />

damit es wieder erkannt und gleich dem Angebot zugeordnet wird. Bei der Gestaltung<br />

des Inhaltes ist es wichtig, das Besondere des Angebotes hervorzuheben: was<br />

unterscheidet es von anderen Angeboten, was macht es einzigartig?<br />

Eine gut inszenierte Eröffnungsveranstaltung eignet<br />

sich für einen medienwirksamen Auftritt mit großer<br />

Breitenwirkung. An der Eröffnung sollten möglichst<br />

alle an der Planung und Umsetzung Beteiligten sowie<br />

lokale AkteurInnen aus den unter schiedlichen<br />

Bereichen (z. B. Gastronomie, Vereine, Schulen,<br />

Behörden) teilnehmen. Gelingt es, dar über hinaus<br />

auch noch in der Region bekannte PolitikerInnen<br />

für eine Teilnahme zu gewinnen, ist einem die<br />

Aufmerksamkeit der Medien meist sicher.<br />

54 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region


So wird’s gemacht<br />

Wesentlich ist es, die VertreterInnen der Presse (Printmedien, Radio, TV) rechtzeitig einzuladen,<br />

wobei hier persönliche Kontakte zu MedienvertreterInnen besonders wertvoll<br />

sind. Nach der Feier sollte ein kurzer, aussagekräftiger Pressetext versandt werden.<br />

Nach der Eröffnung helfen regelmäßige Veranstaltungen, wie beispielsweise Feiern,<br />

Führungen oder Wettbewerbe für Schulen, das Angebot in der Öffentlichkeit präsent<br />

zu halten.<br />

Presse<br />

Veranstaltungen<br />

Was sagen die BesucherInnen?<br />

Rückmeldungen der BesucherInnen liefern wertvolle Hinweise auf die Qualität des<br />

Angebots und einen etwaigen Veränderungsbedarf.<br />

Evaluierung<br />

Eine Evaluierung bietet die Möglichkeit,<br />

■ zu überprüfen, ob die zu Beginn definierten Ziele erreicht wurden<br />

■ zu überprüfen, ob die Zielgruppe das Angebot nutzt<br />

■ die Zufriedenheit der BesucherInnen mit dem Angebot festzustellen<br />

■ eventuelle Schwachstellen im Angebot zu entdecken<br />

■ durch Beseitigung von Schwachstellen und Kritikpunkten das Angebot zu verbessern<br />

und weiterzuentwickeln.<br />

Für eine Evaluierung können unterschiedliche Methoden wie Fragebögen, Beobachtungen<br />

oder Interviews eingesetzt werden. Ausschlaggebend für die Qualität und Repräsentativität<br />

der erhobenen Daten sind der Ablauf der Erhebung, die Formulierung<br />

der Fragen und die Größe der Stichprobe. Eine umfassende Evaluation sollte daher<br />

immer in Zusammenarbeit mit ExpertInnen geplant werden. Ist dies aus Kostengründen<br />

nicht möglich, sollte zumindest auf die vorhandene Fachliteratur zurückgegriffen<br />

werden, um ein schlüssiges Evaluierungskonzept zu erstellen.<br />

Die schriftliche Besucherbefragung vor Ort anhand eines Fragebogens ist eine der<br />

am häufigsten angewendeten Methoden. Neben allgemeinen Informationen zu den<br />

BesucherInnen (Alter, Familienstand etc.) können dabei die Zufriedenheit mit dem<br />

Angebot, die Motive für den Besuch, Verbesserungsvorschläge und beispielsweise<br />

auch der Grad der Wissensaneignung durch das Angebot erfragt werden. Daneben<br />

können regionalwirtschaftlich relevante Informationen wie die Verweildauer in der<br />

Region und getätigte Ausgaben (z. B. Besuch von Gasthäusern) erhoben werden.<br />

I Atteslander (2006)<br />

I z. B. www.univation.org, Siekierski (2003)<br />

Besucherbefragung<br />

Jede Form von Feedback – auch negative Kritik – ist immer als Chance zur Verbesserung<br />

eines Angebotes zu sehen! <br />

Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 55


So wird’s gemacht<br />

✓<br />

Zieldefinition:<br />

✓<br />

Potenzialanalyse:<br />

✓<br />

Zielgruppendefinition:<br />

✓<br />

Finanzierung:<br />

✓<br />

Medien:<br />

✓<br />

Beteiligung:<br />

✓<br />

Marketing:<br />

✓<br />

Feedback:<br />

Schritt für Schritt zum erfolgreichen Naturerlebnisangebot<br />

Was will ich mit meinem Naturerlebnisangebot erreichen?<br />

Welche Motive liegen der Idee zugrunde?<br />

Welche charakteristischen Themen gibt es in meiner Gemeinde<br />

/ Region, die sich für die Konzeption eines Naturerlebnisangebotes<br />

eignen? Welche Themen, Ereignisse oder Besonderheiten<br />

machen die Gemeinde / Region einzigartig?<br />

Wen will ich mit meinem Angebot ansprechen?<br />

Wie kann mein Angebot finanziert werden? Welche Fördermöglichkeiten<br />

können in Anspruch genommen werden?<br />

Mit welchen Medien bzw. Medienkombinationen kann ich das<br />

Thema am besten für meine Zielgruppe aufbereiten?<br />

Wer soll in die Planung und Umsetzung des Angebotes eingebunden<br />

werden?<br />

Wie kann ich mein Angebot am Besten der Öffentlichkeit<br />

präsentieren?<br />

Wie zufrieden sind die Gäste mit dem Angebot? Welche<br />

Kritikpunkte gibt es? Wie kann die Qualität des Angebotes<br />

verbessert werden?<br />

c Was soll mit dem Naturerlebnisangebot<br />

erreicht werden?<br />

S. 41<br />

c Welche Besonderheiten hat die<br />

Gemeinde?<br />

S. 42<br />

c Wen soll das Naturerlebnisangebot<br />

ansprechen?<br />

S. 43<br />

c Wie kann das Naturerlebnisangebot<br />

finanziert werden?<br />

S. 44<br />

c Wie kann das Thema umgesetzt<br />

werden?<br />

S. 49<br />

c Wer soll eingebunden werden?<br />

S. 44<br />

c Wie wird das Naturerlebnisangebot<br />

bekannt?<br />

S. 54<br />

c Was sagen die BesucherInnen?<br />

S. 55<br />

56 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region


Anhang<br />

Literaturverzeichnis<br />

Atteslander, P. (2006): Methoden der empirischen Sozialforschung. Erich Schmidt Verlag, Berlin.<br />

Bertelsmann Institut (Hrsg.) (1995): Bertelsmann Lexikon der Psychologie, Bertelsmann Verlag, München.<br />

Bögeholz, S. (1999): Qualitäten primärer Naturerfahrung und ihr Zusammenhang mit Umweltwissen und Umwelthandeln.<br />

Verlag Leske und Budrich, Opladen.<br />

Brämer, R. (2006): Natur obskur. Wie Jugendliche heute Natur erfahren. Oekom Verlag, München.<br />

Csikszentmihalyi, M. (2008): Das flow-<strong>Erlebnis</strong>: Jenseits von Angst und Langeweile. Im Tun aufgehen. Klett-Cotta<br />

Verlag, Stuttgart.<br />

Cornell, J. (1991): Mit Freude die Natur erleben. Naturerfahrungsspiele für alle. Verlag an der Ruhr, Mühlheim an<br />

der Ruhr.<br />

Deutscher Tourismusverband (2005): Natur – <strong>Erlebnis</strong> – Angebote. Entwicklung und Vermarktung. Bonn.<br />

Ebers, S., Laux, L., Kochanek, H. (1998): Vom Lehrpfad zum <strong>Erlebnis</strong>pfad, Handbuch für Naturerlebnispfade.<br />

Wetzlar NZH.<br />

Eder, R. (2008): Evaluation der Waldschule Ottakring. Projektbericht. Institut für Landschaftsentwicklung, Erholungs-<br />

und Naturschutzplanung, Universität für Bodenkultur, Wien.<br />

Eder, R., Arnberger, A. (2007): Lehrpfade. Natur und Kultur auf dem Weg. Grüne Reihe des Lebensministeriums,<br />

18, Böhlau Verlag, Wien.<br />

Freericks, R., Brinkmann, D. (2006): Zwischen Thrill und Zauberland: Freizeit in inszenierten Erfahrungsräumen. In:<br />

Reuber, P., Schnell, P. (Hrsg.): Postmoderne Freizeitstile und Freizeiträume. Schriften zu Tourismus und Freizeit,<br />

Band 5. Erich Schmidt Verlag, Berlin, S. 181-191.<br />

Gärtner, H., Hellberg-Rode, G. (Hrsg) (2001): Umweltbildung und nachhaltige Entwicklung. Schneider-Verlag,<br />

Hohengehren.<br />

Gebhard, U. (2001): Kind und Natur: Die Bedeutung der Natur für die psychische Entwicklung. Westdt. Verlag,<br />

Wiesbaden.<br />

Hartmann, R. (2006): Die Stadt als Freizeit und <strong>Erlebnis</strong>raum – <strong>Erlebnis</strong>marketing und –inszenierung im Städtetourismus.<br />

In: Reuber, P., Schnell, P. (Hrsg.): Postmoderne Freizeitstile und Freizeiträume. Schriften zu Tourismus<br />

und Freizeit, Band 5. Erich Schmidt Verlag, Berlin, S. 193–202.<br />

Kalff, M. (1994): Was ist Natur- und Umweltpädagogik? In: Kalff, M. (Hrsg): Handbuch zur Natur- und Umweltpädagogik.<br />

Theoretische Überlegungen und Anleitungen für ein tieferes Mitweltverständnis, Tuningen.<br />

Killermann, W. (2000): Ganzheitliche Naturschutz- und Umwelterziehung. In: Bayerische Akademie für Naturschutz<br />

und Landschaftspflege (Hrsg): Berichte der ANL, Laufen.<br />

Lang, C., Stark, W. (Hrsg.) (2000): Schritt für Schritt Naturerleben. Ein Wegweiser zur Errichtung moderner Lehrpfade<br />

und <strong>Erlebnis</strong>wege. Forum Umweltbildung, Wien.<br />

Lehnes, P. (2006): Lehr-, <strong>Erlebnis</strong> und Themenpfade-Handbuch. Naturpark Südschwarzwald, Ferldberg.<br />

Lichtenecker, A. (2007): Natura Trails in Österreich. Förderung des Naturerlebens als Beitrag zur erfolgreichen Umsetzung<br />

von Naturschutzzielen. Integra, 2 / 2007, Wien, S. 24–25.<br />

Lichtenecker, A. (2008): Natura Trails – Österreichs Naturschätzen auf der Spur. Evaluierung des Projekts 2004–2007.<br />

<strong>Naturfreunde</strong> <strong>Internationale</strong>, Wien.<br />

Limberger, J. (2007): Natur barrierefrei erleben. Land Oberösterreich, Oö. Akademie für Umwelt und Natur, Linz.<br />

Lude, A. (2001): Naturerfahrung und Naturschutzbewusstsein. Studienverlag, Innsbruck, Wien, München.<br />

Ludwig, T. (2005): Grundkurs Natur- und Kulturinterpretation, Kurshandbuch, Bildungswerk Interpretation, Werleshausen.<br />

Maaßen, B. (1994): Naturerleben. Der andere Zugang zur Natur. Schneider Verlag, Hohengehren.<br />

Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region | 57


Anhang<br />

Muff, A. (2001): <strong>Erlebnis</strong>pädagogik und ökologische Verantwortung: Erleben und Handeln im Spannungsfeld von<br />

Naturnutzung und Naturschutz, AFRA-Verlag, Butzbach-Griedel.<br />

Opaschowski, H.W. (2002): Tourismus: Eine systematische Einführung; Analysen und Prognosen. Verlag Leske und<br />

Budrich, Opladen.<br />

Pröbstl, U., Prutsch, A., Ellmauer, T., Suske, W., Bruls, E. (2009): Natura 2000 – Sport und Tourismus; Bundesamt<br />

für Naturschutz, Bonn.<br />

Pine, B.J., Gilmore, J.H. (1999): The experience economy. Harvard Business School Press, Boston.<br />

Scheurer, R. (2003): <strong>Erlebnis</strong>-Setting – Touristische Angebotsgestaltung in der <strong>Erlebnis</strong>ökonomie. Berner Studien<br />

zu Freizeit und Tourismus, Heft 43.<br />

Schröder, A. (2006): Postmoderne Unübersichtlichkeit der Freizeit- und Lebensstile. Versuch einer Einordnung in die<br />

umgebenden Rahmenbedingungen sowie Implikationen für den zukünftigen Tourismus. In: Reuber, P., Schnell, P.<br />

(Hrsg.): Postmoderne Freizeitstile und Freizeiträume. Schriften zu Tourismus und Freizeit, Band 5. Erich Schmidt<br />

Verlag, Berlin, S. 107–117.<br />

Siegrist, D., Wasem, K., Iten, S. (2008): <strong>Erlebnis</strong>kompass: Optimierung der <strong>Erlebnis</strong>qualität im naturnahen Tourismus.<br />

Projektbericht. Rapperswill.<br />

Siekierski, E. (2003): Evaluation. In: Wohlers, L. (Hrsg.): Methoden informeller Umweltbildung. Peter Lang, Frankfurt<br />

am Main, S. 143–165.<br />

Suske, W. (2008): Landschaftsprogramme und Landschaftsförderungen; Arbeitsunterlagen für die Vorlesung<br />

Nr. 853.311 WS 2008 / 2009, Suske Consulting, Wien.<br />

Trommer, G., Prasse, W. (1991): Die Rucksackschule. In: Trommer, G. (Hrsg): Naturwahrnehmen mit der Rucksackschule.<br />

Westermann Schulbuch Verlag, Braunschweig.<br />

Vester, H., G. (2004): Das <strong>Erlebnis</strong> begreifen. Überlegungen zum <strong>Erlebnis</strong>begriff. In: Kagelmann, H.J., Bachleitner,<br />

R., Rieder, M. (Hrsg.): <strong>Erlebnis</strong>welten. Zum <strong>Erlebnis</strong>boom in der Postmoderne. Profil Verlag GmbH, München,<br />

Wien, S. 9–15.<br />

Weichbold, M., Gutternig, M. (2004): <strong>Erlebnis</strong> Natur? Nationalparkmarketing zwischen Ästhetik und Erleben. In:<br />

Kagelmann, H.J., Bachleitner, R., Rieder, M. (Hrsg.): <strong>Erlebnis</strong>welten – Zum <strong>Erlebnis</strong>boom in der Postmoderne.<br />

Profil Verlag, München-Wien, S. 124–134.<br />

Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen (Hrsg.) (1987): Unsere gemeinsame Zukunft.<br />

Der Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung. Genf.<br />

Wohlers, L. (2003): Texte. In: Wohlers, L. (Hrsg.): Methoden informeller Umweltbildung. Peter Lang, Frankfurt am<br />

Main, S. 85–97.<br />

Impressum<br />

Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region<br />

Herausgeber: <strong>Naturfreunde</strong> <strong>Internationale</strong><br />

Autorinnen: Andrea Lichtenecker, Renate Eder, Grit Restetzki<br />

Redaktion: Andrea Lichtenecker, Florian Rosenberg<br />

Grafik: Hilde Matouschek | www.officina.at<br />

Druck: gugler cross media, Melk, www.gugler.at<br />

Gefördert aus Mitteln des Lebensministeriums und der Europäischen Union.<br />

Mit Unterstützung der Oö. Akademie für Umwelt und Natur<br />

und der Bildagentur 4nature (www.4nature.at)<br />

Gedruckt nach der Richt linie „Schad stoff arme Druckerzeugnisse“<br />

des Österreichischen Umwelt zeichens,<br />

gugler cross media, Melk; UWZ 609; www.gugler.at<br />

R<br />

Bildrechte: Arge NATURSCHUTZ: 45; Arnberger, A.: 7; Bauer, M.: 13; Biosphärenpark Management Großes Walsertal: Umschlag 1 u. 2, 29, 30,<br />

31, 32, 33; Bildagentur 4nature: 17, 35, 37, 41; Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft: 5;<br />

Eder, R.: Umschlag 1 u. 2, 10, 41, 42, 44, 47, 50, 53; Kovacs, F./ÖBf AG: 47; Lichtenecker, A.: Umschlag 1, 2 u. 3, 4, 27, 36, 37, 39, 42,<br />

43, 46, 50, 51, 59; Maier, A.: 12; Matouschek, H.: 6, 15; Matouschek, K. & L.: 8, 11, 15; Matouschek, St.: 16, 17; Nagy, M.: 7; <strong>Naturfreunde</strong><br />

<strong>Internationale</strong>: 24, 42, 44, 47, 48, 54; Nüsken, U.: 43; Österr. Naturschutzjugend St. Georgen im Attergau: 18, 19, 20, 21;<br />

Pachinger, B.: Umschlag 1, 9, 10; Rosenberg, F.: 38; Verein „rund um’s moor“: Umschlag 1 u. 2, 23, 24, 25, 26, 27, 28.<br />

Wien, Mai 2009<br />

58 | Natur | <strong>Erlebnis</strong> | Region


„Kreative Ideen – nachhaltig umgesetzt:<br />

Der Schlüssel zu erfolgreichen Naturerlebnisangeboten.“<br />

A n d r e a Li c h t e n e c k e r , Pr o j e k t l e i t e r i n Na t u r | Er l e b n i s | Re g i o n


„Erfolgreiche Naturerlebnisangebote motivieren<br />

zu einem bewussten Aufenthalt in der Natur und<br />

tragen zu einer nachhaltigen Regionalentwicklung bei.“<br />

A n d r e a Li c h t e n e c k e r , Na t u r f r e u n d e In t e r n a t i o n a l e<br />

<strong>Naturfreunde</strong><br />

<strong>Internationale</strong><br />

Diefenbachgasse 36<br />

A-1150 Wien<br />

Tel.: +43 1 8923877<br />

Fax: +43 1 8129789<br />

office@nf-int.org<br />

www.nf-int.org

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