Sternaufbau und Stabilität
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42<br />
c○ W. Kley; Skript: Computational Astrophysics
Kapitel 4<br />
<strong>Sternaufbau</strong> <strong>und</strong> Stabilität<br />
4.1 Überblick<br />
Auf der Hauptreihe sind Sterne im quasistationären Gleichgewicht. Die Sternmodelle werden<br />
berechnet unter der Annahme von:<br />
- Massenerhaltung<br />
- hydrostatisches Gleichgewicht<br />
- Energieerhaltung (Erzeugung = Transport/Verluste)<br />
Die Struktur wird durch die numerische Lösung der <strong>Sternaufbau</strong>gleichungen berechnet.<br />
Brauche:<br />
- detaillierte Zustandsgleichung<br />
- nukleares Netzwerk<br />
- Energietransport (Diffusion, Konvektion)<br />
Die genauen Modelle:<br />
- Rudolf Kippenhahn (50er/69er)<br />
- Isabelle Baraffe, Gille Chabrier (heute)<br />
Komplexes Gleichungssystem<br />
4.2 Polytrope Sternmodelle<br />
Stark vereinfachte Sternmodelle können unter der vereinfachenden Annahme einer polytropen<br />
Zustandsgleichung (adiabatisch) berechnet werden. Dann wird keine Energiegleichung<br />
mehr benötigt. Speziell gilt in diesem Fall für den Druck p als Funktion der Dichte<br />
ρ<br />
p = Kρ γ ≡ Kρ 1+ 1 n (4.1)<br />
mit γ = 1 + 1/n Adiabatenexponent, n: Polytropenindex, K Konstante<br />
Die radiale Struktur wird durch die Hydrostatik beschrieben<br />
1 dp<br />
ρ dr = −dΨ dr = −Gm(r)<br />
(4.2)<br />
r 2<br />
43
44 KAPITEL 4. STERNAUFBAU UND STABILITÄT<br />
mit dem Gravitationspotential Ψ <strong>und</strong> der innerhalb des Radius r enthaltenen Masse<br />
m(r) = 4π<br />
∫ r<br />
0<br />
ρ(r ′ )r ′2 dr ′ (4.3)<br />
diese letzte Gleichung (Massenerhaltung) kann auch in differentieller Form geschrieben<br />
werden als<br />
dm<br />
dr = 4πr2 ρ (4.4)<br />
Die hydrostatische Gleichung (4.2) wird mit r 2 multipliziert <strong>und</strong> nach r abgeleitet<br />
oder umgeformt<br />
d<br />
dr<br />
( r<br />
2<br />
ρ<br />
dp<br />
dr<br />
)<br />
= d dr (−Gm(r)) = −4πGr2 ρ(r) (4.5)<br />
( )<br />
1 d r<br />
2<br />
dp<br />
= −4πGρ(r) (4.6)<br />
r 2 dr ρ dr<br />
Diese Gleichung gilt noch ganz allgemeine für jede Zustandsgleichung<br />
Bem.: Mit der hydrostatischen Gleichung (4.2) kann p durch Ψ ersetzt werden <strong>und</strong> es<br />
ergibt sich die Poisson-Gleichung<br />
1<br />
r 2 d<br />
dr<br />
(<br />
r 2 dΨ )<br />
= 4πGρ(r) (4.7)<br />
dr<br />
Wir betrachten jetzt speziell polytrope Sterne, d.h. Sterne beschrieben durch eine polytrope<br />
Zustandsgleichung. Es folgt<br />
Mit der Normierung<br />
r 2<br />
ρ<br />
wobei ρ c die Dichte im Zentrum des Sterns sein soll, folgt<br />
r 2<br />
ρ<br />
dp<br />
dr<br />
p = Kρ 1+ 1 n (4.8)<br />
(<br />
dp<br />
= Kρ 1/n 1 + 1 ) dρ<br />
(4.9)<br />
dr<br />
n dr<br />
dp<br />
= Kr 2 ρ 1/n−1 (1 + 1 dr<br />
n )dρ<br />
(4.10)<br />
dr<br />
(4.11)<br />
ρ = ρ c w n (4.12)<br />
= Kr 2 ρ 1/n−1<br />
c w (1/n−1)n (1 + 1 n )ρ n−1 dw<br />
cnw<br />
dr<br />
= Kρ 1/n<br />
c (n + 1)r 2 dw<br />
dr<br />
Aus Gl. (4.6) folgt dann nach teilen durch 4πGρ c<br />
Kρ 1/n−1<br />
c (n + 1)<br />
4πG<br />
(4.13)<br />
(4.14)<br />
(<br />
1 d<br />
r 2 dw )<br />
= −w n (4.15)<br />
r 2 dr dr<br />
Nun reskaliert man den Radius r mit r = r 0 z <strong>und</strong> man erhält<br />
Kρ 1/n−1<br />
(<br />
c (n + 1) 1 1 d<br />
z 2 dw )<br />
= −w n (4.16)<br />
4πG z 2 dz dz<br />
r 2 0<br />
c○ W. Kley; Skript: Computational Astrophysics
4.3. STERNMASSE 45<br />
z ist hier eine dimensionslose radiale Koordinate. Man wählt nun r 0 so, dass der Vorfaktor<br />
auf der linken Seite zu 1 wird also<br />
1<br />
r 2 0<br />
≡ A 2 = Kρ1/n−1 c (n + 1)<br />
4πG<br />
(4.17)<br />
Somit erhält man schließlich die Lane-Emden Gleichung des <strong>Sternaufbau</strong>s für polytrope<br />
Sterne<br />
(<br />
1 d<br />
z 2 dw )<br />
+ w n = 0 (4.18)<br />
z 2 dz dz<br />
Dies ist im Prinzip eine Gleichung für das dimensionslose Potential.<br />
Die Randbedingungen am Ursprung z = 0 folgen aus der Symmetrie <strong>und</strong> Regularität des<br />
Potentials <strong>und</strong> lauten<br />
w = 1<br />
<strong>und</strong><br />
dw<br />
dz<br />
= 0 für z = 0 (4.19)<br />
Der Sternradius zu einem Polytropenindex n liegt bei der ersten Nullstelle z n der Funktion<br />
w(z), also w(z n ) = 0. Hier ist ρ = 0 <strong>und</strong> also auch p = 0.<br />
Die Lane-Emden Gleichung muss i.a. numerisch gelöst werden. Es gibt nur für 3 Werte<br />
von n analytische Lösungen. Diese sind in der folgenden Tabelle aufgeführt:<br />
n = 0<br />
n = 1<br />
w(t) = 1 − 1 6 z2<br />
w(t) = sin z<br />
z<br />
1<br />
n = 5 w(t) = ( )<br />
1+ z2 1<br />
2<br />
3<br />
Die erste Lösung beschreibt eine homogene Kugel mit konstanter Dichte ρ = ρ c w 0 =<br />
const., die letzte Lösung einen Stern mit unendlichem Radius <strong>und</strong> unendlicher Masse.<br />
4.3 Sternmasse<br />
Die Sternmasse wird durch Integration über die Dichte berechnet<br />
m(r) =<br />
∫ r<br />
0<br />
4πr 2 ρdr (4.20)<br />
∫ r<br />
= 4πρ c w n r 2 dr (4.21)<br />
0∫ z<br />
= 4πρ c r0<br />
3 w n z 2 dz (4.22)<br />
0<br />
(<br />
(mit Gl. 4.18) = 4πρ c r0<br />
3 −z 2 dw )<br />
(4.23)<br />
dr<br />
(<br />
(mit r = r 0 z) = 4πρ c r 3 − 1 )<br />
dw<br />
(4.24)<br />
z dr<br />
wobei die Gleichung unter Verwendung der integrierten Lane-Emden Gleichung umgeformt<br />
wurden.<br />
c○ W. Kley; Skript: Computational Astrophysics
46 KAPITEL 4. STERNAUFBAU UND STABILITÄT<br />
An der Oberfläche, r = R, muss gelten<br />
M = 4πρ c R 3 (<br />
− 1 z<br />
)<br />
dw<br />
(4.25)<br />
dr<br />
z=z n<br />
Für die mittlere Dichte<br />
folgt<br />
¯ρ = 3M<br />
4πR 3 (4.26)<br />
(<br />
¯ρ<br />
= − 3 ρ c z<br />
)<br />
dw<br />
(4.27)<br />
dr<br />
z=z n<br />
4.4 Stabilität von Sternen<br />
c○ W. Kley; Skript: Computational Astrophysics