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Wie tickt die Zielgruppe der jungen Erwachsenen? - bei TNS Infratest

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20 Gruppe und Branche<br />

Privatkunden<br />

<strong>Wie</strong> <strong>tickt</strong> <strong>die</strong> <strong>Zielgruppe</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>jungen</strong> <strong>Erwachsenen</strong>?<br />

Die <strong>Zielgruppe</strong> <strong>der</strong> <strong>jungen</strong> <strong>Erwachsenen</strong> stellt <strong>die</strong> Volksbanken und Raiffeisen -<br />

banken auch vor dem Hintergrund <strong>der</strong> demografischen Entwicklung vor beson<strong>der</strong>e<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen. Die Institute müssen sich darum intensiv mit den Bedürfnissen<br />

<strong>die</strong>ser <strong>Zielgruppe</strong> auseinan<strong>der</strong>setzen.<br />

Mark Lammers<br />

06<br />

13<br />

In den meisten Banken kursieren<br />

viele gute Ideen für den<br />

Umgang mit <strong>jungen</strong> <strong>Erwachsenen</strong>,<br />

so gibt es <strong>bei</strong>spielsweise<br />

ein Marktbear<strong>bei</strong>tungskonzept<br />

<strong>der</strong> Verbände, das <strong>die</strong> Bedeutsamkeit<br />

<strong>der</strong> <strong>Zielgruppe</strong> betont<br />

(das Marktbear<strong>bei</strong>tungskonzept<br />

finden Sie im BVR-Extranet unter<br />

Vertrieb Privatkunden Genossenschaftliche<br />

Beratung für<br />

<strong>die</strong> <strong>Zielgruppe</strong> „Junge Kunden“).<br />

Trotzdem rücken nur wenige Institute<br />

<strong>die</strong> <strong>Zielgruppe</strong> in den vertrieblichen<br />

Fokus. Das ist aus betriebswirtschaftlicher<br />

Sicht durchaus<br />

nachvollziehbar: Junge Erwachsene<br />

verfügen oftmals nicht<br />

über ein geregeltes Einkommen,<br />

entsprechend ist wenig Geld vorhanden<br />

und sie sind deshalb<br />

zunächst, wenn sie dem Jugendmarkt<br />

entwachsen sind, meist<br />

keine Ertragsbringer.<br />

Mark Lammers ist Associate Director <strong>der</strong> <strong>TNS</strong> <strong>Infratest</strong> GmbH.<br />

E-Mail: mark.lammers@tns-infratest.com<br />

Entsprechend werden Mitar<strong>bei</strong>ter-<br />

und Vertriebsressourcen<br />

stärker in an<strong>der</strong>e, Gewinn bringen<strong>der</strong>e<br />

Kundensegmente investiert,<br />

auch weil <strong>die</strong> Vertriebsziele<br />

sich oft am Neugeschäft o<strong>der</strong><br />

Produktabsatz orientieren. Ziele<br />

rund um <strong>die</strong> Betreuung <strong>der</strong><br />

<strong>jungen</strong> <strong>Erwachsenen</strong> sind meist<br />

nicht vorgesehen.<br />

Banken, <strong>die</strong> sich intensiv mit<br />

<strong>der</strong> <strong>Zielgruppe</strong> beschäftigen,<br />

stehen jedoch oft vor praktischen<br />

Problemen. Nicht nur <strong>der</strong><br />

Vertrieb <strong>der</strong> Banken äußert Bedenken,<br />

ob <strong>die</strong> <strong>jungen</strong> <strong>Erwachsenen</strong><br />

von einer Volksbank o<strong>der</strong><br />

Raiff eisenbank überhaupt erreicht<br />

werden können. Häufig<br />

schwingt <strong>die</strong> Überzeugung mit,<br />

<strong>die</strong> <strong>jungen</strong> Kunden erreiche man<br />

nur noch online o<strong>der</strong> via Social<br />

Media.<br />

Insgesamt stehen einer Priorisierung<br />

<strong>der</strong> <strong>jungen</strong> <strong>Erwachsenen</strong><br />

als strategisch wichtige <strong>Zielgruppe</strong><br />

also zwei wesentliche<br />

Überzeugungen im Weg:<br />

Mit <strong>jungen</strong> <strong>Erwachsenen</strong> lässt<br />

sich kein Geld ver<strong>die</strong>nen und<br />

junge Erwachsene sind für klassische<br />

Filialbanken kaum/nicht<br />

erreichbar.<br />

Beide Thesen klingen überzeugend<br />

– halten aber einer näheren<br />

Überprüfung kaum stand. In <strong>die</strong>sem<br />

Beitrag sollen <strong>die</strong>se Aussagen<br />

darum genauer untersucht<br />

werden.<br />

Eine Frage <strong>der</strong> Perspektive<br />

Warum ist es für <strong>die</strong> Banken notwendig,<br />

sich um eine Kundengruppe<br />

zu kümmern, mit <strong>der</strong> sie<br />

momentan nichts ver<strong>die</strong>nen? Die<br />

Antwort ist nahe liegend: Damit<br />

sie auch morgen noch genügend<br />

Kunden haben, mit denen sie<br />

Geld ver<strong>die</strong>nen können. Da<strong>bei</strong><br />

meint „morgen“ <strong>die</strong> nahe Zukunft.<br />

Denn schon im Jahr 2020<br />

wird laut Bevölkerungsvorausberechnungen<br />

des Statistischen<br />

Bundesamts <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> 15- bis<br />

29-Jährigen in <strong>der</strong> deutschen Bevölkerung<br />

um 10 Prozent gegenüber<br />

heute zurückgehen. Ländliche<br />

Gebiete – gerade hier sind<br />

Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />

häufig stark – werden von


21<br />

<strong>die</strong>ser Entwicklung meist dramatischer<br />

betroffen sein als Städte.<br />

Ein weiteres Problem verstärkt<br />

<strong>die</strong>se Verluste: Volksbanken und<br />

Raiffeisenbanken erzielen heute<br />

<strong>bei</strong> den <strong>jungen</strong> <strong>Erwachsenen</strong><br />

nicht so hohe Marktanteile wie<br />

im Jugendmarkt, und das <strong>bei</strong> vorgenannter<br />

Schrumpfung <strong>der</strong> <strong>Zielgruppe</strong>.<br />

Das bedeutet konkret:<br />

Um den Kundenbestand von<br />

heute zu halten, genügt es nicht<br />

mehr, Marktanteile stabil zu halten.<br />

Der Marktanteil muss vielmehr<br />

deutlich ausgebaut werden.<br />

Dazu ein fiktives Rechen<strong>bei</strong>spiel:<br />

Eine Volksbank hat in einem<br />

Geschäftsgebiet mit 20.000 <strong>jungen</strong><br />

<strong>Erwachsenen</strong> einen Marktanteil<br />

von 25 Prozent. Sie hat also<br />

5.000 Kunden in <strong>der</strong> <strong>Zielgruppe</strong>.<br />

Würde <strong>die</strong>ser Marktanteil in <strong>der</strong><br />

<strong>Zielgruppe</strong> bis 2020 konstant <strong>bei</strong><br />

25 Prozent gehalten werden und<br />

würde <strong>die</strong> Bevölkerungsabnahme<br />

wie auf Bundesebene prognostiziert<br />

<strong>bei</strong> 10 Prozent liegen, dann<br />

verlöre sie in <strong>der</strong> <strong>Zielgruppe</strong> <strong>der</strong><br />

15- bis 29-Jährigen 500 Kunden.<br />

Um den Bestand an <strong>jungen</strong><br />

<strong>Erwachsenen</strong> stabil zu halten,<br />

müsste das Institut seinen Marktanteil<br />

innerhalb weniger Jahre<br />

auf rechnerisch 28 Prozent ausbauen.<br />

Wer sich mit Marktanalysen<br />

beschäftigt, weiß, dass ein<br />

Ausbau in <strong>die</strong>ser Größenordnung<br />

nicht nur anspruchsvoll ist, son<strong>der</strong>n<br />

auch umfassend kommunikativ<br />

und vertrieblich unterstützt<br />

werden muss. Dafür ist zwingend<br />

eine geeignete Strategie notwendig,<br />

<strong>die</strong> <strong>die</strong>se Maßnahmen<br />

unterstützt.<br />

Es gilt also, nicht nur <strong>die</strong> bestehenden<br />

Kunden aus dem Jugendmarkt<br />

auch im <strong>jungen</strong> <strong>Erwachsenen</strong>alter<br />

bis 30 Jahre zu binden,<br />

son<strong>der</strong>n darüber hinaus aktiv<br />

Neukunden in <strong>die</strong>ser <strong>Zielgruppe</strong><br />

zu gewinnen. Es müssen systematische<br />

Maßnahmen zur Kundenbindung<br />

und -gewinnung ergriffen<br />

werden. Junge Erwachsene<br />

sollten so betreut werden, dass<br />

sie auch dann noch Kunden bleiben,<br />

sobald sie <strong>der</strong> Bank Erträge<br />

bringen.<br />

Das heißt, sie führen dort <strong>bei</strong>spielsweise<br />

ein gebührenpflichtiges<br />

Girokonto, nutzen viele Produkte<br />

und wickeln ihre Anlagen<br />

primär über ihre Volksbank o<strong>der</strong><br />

Raiffeisenbank ab. Das Beratungsund<br />

Leistungsangebot soll da<strong>bei</strong><br />

so ansprechend sein, dass es auch<br />

für Nichtkunden attraktiv ist.<br />

Viele Stu<strong>die</strong>n belegen, dass <strong>die</strong><br />

durchschnittliche Produktnutzung<br />

<strong>bei</strong> 20- bis 30-Jährigen deutlich<br />

ansteigt – also genau in <strong>der</strong> Altersgruppe,<br />

in <strong>der</strong> <strong>die</strong> Reichweite<br />

<strong>der</strong> Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />

im Vergleich zum Jugendmarkt<br />

unterdurchschnittlich ausfällt.<br />

Kein Patentrezept<br />

Es stellt sich <strong>die</strong> Frage, ob Filialbanken<br />

überhaupt Kunden in<br />

<strong>der</strong> <strong>Zielgruppe</strong> <strong>der</strong> <strong>jungen</strong> <strong>Erwachsenen</strong><br />

gewinnen können. In<br />

<strong>der</strong> Tat gibt es kein Patentrezept,<br />

wie sich Bindung und Neugeschäft<br />

in <strong>die</strong>ser <strong>Zielgruppe</strong> realisieren<br />

lassen. Vielmehr ist für Genossenschaftsbanken<br />

ein Maßnahmenplan<br />

erfor<strong>der</strong>lich, <strong>der</strong><br />

<strong>die</strong>ses Wachstum vorantreibt.<br />

Der erste zentrale Schritt setzt<br />

auf strategischer Ebene <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />

Unternehmensführung an: Die<br />

Bedeutung <strong>der</strong> <strong>Zielgruppe</strong> muss<br />

auf Vorstandsebene erkannt<br />

werden. Maßnahmen in <strong>die</strong>sem<br />

Segment sind von oberster Stelle<br />

in <strong>der</strong> Bank zu priorisieren. Ein<br />

ganz zentraler Schritt, <strong>der</strong> da<strong>bei</strong><br />

im Vertrieb gegangen werden<br />

muss, ist <strong>die</strong> aktive Betreuung<br />

junger Erwachsener. Die Erfahrung<br />

lehrt, dass sich <strong>die</strong>s nur<br />

dann erfolgreich umsetzen lässt,<br />

wenn <strong>die</strong> Betreuung von <strong>jungen</strong><br />

<strong>Erwachsenen</strong> auch im Vertrieb<br />

an Zielvereinbarungen geknüpft<br />

wird und <strong>die</strong> Umsetzung vorstandsseitig<br />

gewollt ist. Dazu gehört<br />

<strong>die</strong> regelmäßige aktive Ansprache<br />

<strong>der</strong> <strong>jungen</strong> <strong>Erwachsenen</strong>.<br />

Auf das richtige Timing <strong>der</strong><br />

Kontaktaufnahme kommt es an,<br />

damit <strong>die</strong> Banken <strong>bei</strong> bestimmten<br />

Ereignissen wie etwa dem Abitur<br />

o<strong>der</strong> dem Lehrbeginn frühzeitig<br />

<strong>bei</strong> ihren Kunden präsent sind.<br />

Dies setzt eine grundsätzliche Beratung<br />

schon nach dem Entwachsen<br />

des Kunden aus dem Jugendmarkt<br />

voraus – zunächst weniger<br />

mit dem Ziel eines Produktverkaufs,<br />

als vielmehr mit <strong>der</strong> Ab-


22 Gruppe und Branche<br />

06<br />

13<br />

sicht, <strong>die</strong> entscheidenden Bedürfnisse<br />

und <strong>die</strong> wesentlichen Kontaktanlässe<br />

in <strong>der</strong> Laufbahn des<br />

individuellen Kunden gemeinsam<br />

herauszuar<strong>bei</strong>ten. Auf <strong>die</strong>ser Basis<br />

sollten in den folgenden Jahren<br />

jeweils Kontakte auf <strong>Wie</strong><strong>der</strong>vorlage<br />

gelegt werden – im Idealfall<br />

automatisch aus dem<br />

CRM-System heraus.<br />

Auf <strong>die</strong> passende Frequenz<br />

kommt es in <strong>die</strong>ser <strong>Zielgruppe</strong><br />

beson<strong>der</strong>s an: Denn in keiner an<strong>der</strong>en<br />

<strong>Zielgruppe</strong> wandelt sich<br />

<strong>die</strong> Lebenssituation so rasant wie<br />

<strong>bei</strong> <strong>jungen</strong> <strong>Erwachsenen</strong>. Hier<br />

geht es um den Schritt in <strong>die</strong> Ausbildung<br />

o<strong>der</strong> ins Studium, um <strong>die</strong><br />

Loslösung vom Elternhaus, <strong>die</strong><br />

Partnerschaft, <strong>die</strong> eigene Wohnung,<br />

den Berufsstart o<strong>der</strong> <strong>die</strong><br />

Familiengründung. Ist <strong>die</strong> Bank<br />

hier nicht präsent und verzichtet<br />

sie darauf, einen permanenten<br />

Draht zum Kunden aufzubauen,<br />

so rettet im Zweifel nur noch <strong>die</strong><br />

Bequemlichkeit <strong>der</strong> Kunden das<br />

Institut vor <strong>der</strong> Abwan<strong>der</strong>ung.<br />

Da<strong>bei</strong> ist <strong>die</strong> Bestandskundenpflege<br />

in <strong>der</strong> Regel <strong>der</strong> Neukundenakquise<br />

vorzuziehen. Es ist<br />

erwiesen, dass <strong>die</strong> Aufwendungen,<br />

um bestehende Kunden zu<br />

halten, deutlich geringer sind als<br />

Aufwendungen zur Akquise<br />

neuer Kunden. Gerade <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />

Betrachtung von Neugeschäftszahlen<br />

wird nicht selten außer<br />

Acht gelassen, dass <strong>die</strong>sen Zahlen<br />

auch <strong>die</strong> Kündigungs- und Abwan<strong>der</strong>ungszahlen<br />

gegenübergestellt<br />

werden müssen, um sich<br />

ein vollständiges Bild von <strong>der</strong><br />

Entwicklung des Geschäfts zu<br />

machen.<br />

Auf oberster Ebene <strong>der</strong> Bank<br />

muss das klare Ziel vorgegeben<br />

sein, dass eine Stärkung des zukunftsweisenden<br />

Geschäfts mit<br />

den <strong>jungen</strong> <strong>Erwachsenen</strong> gewollt<br />

ist und <strong>die</strong> Vertriebsaktivitäten in<br />

<strong>die</strong>sem Segment sollten entsprechend<br />

in den Zielvereinbarungen<br />

festgehalten und auch nachgehalten<br />

werden.<br />

Bedürfnisgerechte Ansprache<br />

Der zweite Schritt besteht darin,<br />

<strong>die</strong> Bedürfnisse von <strong>jungen</strong> <strong>Erwachsenen</strong><br />

genau zu hinterfragen,<br />

um <strong>die</strong> Vertriebsaktivitäten<br />

darauf abzustimmen. Eine aktuelle<br />

repräsentative „Geldanlagestu<strong>die</strong>“<br />

von <strong>TNS</strong> <strong>Infratest</strong>, <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />

404 junge Erwachsene zwischen<br />

14 und 29 Jahren befragt wurden,<br />

bestätigt frühere Untersuchungen:<br />

Gerade <strong>die</strong>se <strong>Zielgruppe</strong><br />

ist oftmals we<strong>der</strong> willens<br />

noch kompetent, sich eigenständig<br />

um ihre Finanzangelegenheiten<br />

zu kümmern.<br />

Nur 21 Prozent stimmen <strong>der</strong><br />

Aussage zu, sich darum zu kümmern,<br />

ihr Finanzwissen immer<br />

auf dem neuesten Stand zu halten.<br />

Das ist nicht verwun<strong>der</strong>lich,<br />

denn nur 10 Prozent geben an,<br />

sie hätten Spaß daran, sich mit Finanzangelegenheiten<br />

zu befassen.<br />

Auch <strong>die</strong>s unterstreicht, wie<br />

wichtig aktive Maßnahmen vonseiten<br />

<strong>der</strong> Bank sind: Je zugänglicher<br />

<strong>die</strong> Bank o<strong>der</strong> das Beratungsangebot<br />

für <strong>die</strong> <strong>jungen</strong> <strong>Erwachsenen</strong><br />

ist, desto höher ist <strong>die</strong><br />

Wahrscheinlichkeit, eine gute Beziehung<br />

mit den Kunden aufzubauen.<br />

Gerade <strong>der</strong> Vertrauensaufbau<br />

in punkto Geldanlagen ist <strong>bei</strong><br />

den <strong>jungen</strong> <strong>Erwachsenen</strong> zentral:<br />

Nur 5 Prozent haben großes o<strong>der</strong><br />

sehr großes Vertrauen in den Finanzmarkt.<br />

37 Prozent haben immerhin<br />

noch ein eingeschränktes<br />

Vertrauen. Aber 49 Prozent haben<br />

geringes o<strong>der</strong> überhaupt<br />

kein Vertrauen. An <strong>die</strong>ser Stelle<br />

können insbeson<strong>der</strong>e <strong>die</strong> Volksbanken<br />

und Raiffeisenbanken<br />

punkten, da sie während <strong>der</strong> Finanzmarktkrise<br />

<strong>die</strong> geringsten<br />

Einbußen an Reputation und<br />

Vertrauen verzeichneten – passend<br />

dazu berichtet <strong>der</strong> BVR sogar<br />

von Mitglie<strong>der</strong>zuwächsen in<br />

den Krisenjahren 2010 und 2011.<br />

Nicht nur, dass Volksbanken<br />

und Raiffeisenbanken in <strong>die</strong>ser<br />

<strong>Zielgruppe</strong> hohes Vertrauen genießen,<br />

sie verfügen auch über<br />

das notwendige Filialnetz und<br />

das persönliche Beratungsangebot,<br />

das junge Erwachsene for<strong>der</strong>n.<br />

So geben knapp <strong>die</strong> Hälfte<br />

<strong>der</strong> 22- bis 30-Jährigen in <strong>der</strong> <strong>TNS</strong><br />

„Mobile-Life“-Stu<strong>die</strong> 2012 an, für<br />

Bankgeschäfte in erster Linie den<br />

Berater in <strong>der</strong> Filiale anzusprechen.<br />

Gerade <strong>die</strong> Bedürfnisse <strong>der</strong><br />

<strong>jungen</strong> <strong>Erwachsenen</strong> lassen sich<br />

kaum über eine einfache Alterssegmentierung<br />

o<strong>der</strong> nach an<strong>der</strong>en<br />

simplen Rastern festlegen.<br />

Entsprechend groß ist <strong>der</strong> Bedarf<br />

an individueller Finanzberatung.<br />

In <strong>die</strong>ser <strong>Zielgruppe</strong> steigt <strong>die</strong><br />

Produktnutzung deutlich an.<br />

Dennoch steht gerade den<br />

<strong>jungen</strong> <strong>Erwachsenen</strong> insgesamt<br />

wenig Geld zur Verfügung. Darüber<br />

hinaus stellen <strong>die</strong> vielen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

sowie <strong>die</strong> erfor<strong>der</strong>liche<br />

Flexibilität <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Suche des<br />

richtigen Wohnorts und eines Ar<strong>bei</strong>tgebers<br />

zugleich hohe Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an <strong>die</strong> Flexibilität <strong>der</strong><br />

Produkte. Umso wichtiger ist es<br />

für <strong>die</strong> Berater, eine stabile Vertrauensbasis<br />

zu ihren Kunden<br />

aufzubauen und dadurch auch<br />

<strong>die</strong> Kundenbindung an <strong>die</strong> Bank<br />

über das Alter von 30 hinaus zu<br />

sichern.<br />

Was kann <strong>die</strong> Filiale?<br />

Im nächsten Schritt ist <strong>die</strong> Frage<br />

zu stellen, über welche Kanäle<br />

sich <strong>die</strong> <strong>Zielgruppe</strong> am besten erreichen<br />

lässt. Ist <strong>die</strong> Filiale tatsächlich<br />

noch zeitgemäß? Der<br />

(N)onliner-Atlas 2012 <strong>der</strong> Initiative<br />

D21 zeigt zum Beispiel, dass<br />

97 von 100 <strong>jungen</strong> <strong>Erwachsenen</strong><br />

unter 30 Jahren online sind. Die<br />

Stu<strong>die</strong> „Mobile Life 2012“ offenbart,<br />

dass unter den 16- bis 30-


Markt Junge Kunden<br />

„Ich bin viele.“<br />

Mit <strong>der</strong> neuen Jugendmarktkommunikation „Ich bin viele.“ sollen <strong>die</strong><br />

Volksbanken und Raiffeisenbanken als mo<strong>der</strong>ne Kreditinstitute wahrgenommen<br />

werden. Damit können Neukundengewinnung sowie<br />

Kundenbindung ausgebaut werden. Die neue Kommunikationslinie<br />

ermöglicht es den Banken, sich als soli<strong>der</strong>, vertrauensvoller Finanzpartner<br />

zu positionieren, damit bereits heute eine gute Basis für das<br />

Geschäft von morgen geschaffen wird.<br />

Darüber hinaus werden junge Menschen auf <strong>die</strong> genossenschaftliche<br />

Idee hingewiesen, Vorteile aufgezeigt und über Finanzthemen informiert.<br />

Gleichzeitig wird deutlich, dass <strong>die</strong> Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />

ihren Kunden in allen Lebensphasen zur Seite stehen, ernst<br />

nehmen und ihre Wünsche und Antriebe unterstützen sowie bedarfs -<br />

gerecht beraten.<br />

Im Zentrum <strong>der</strong> neuen Jugendmarktkommunikation stehen reale Per -<br />

sonen mit ihren individuellen Zielen, Wünschen und Antrieben. Die<br />

neue Kommunikation orientiert sich an <strong>der</strong> Antriebskampagne und<br />

trägt das Motto: „Ich bin viele“. Die Botschaft: Die Volksbanken und<br />

Raiffeisenbanken verstehen <strong>die</strong> <strong>jungen</strong> Leute in ihrer Vielfältigkeit<br />

und Eigenwilligkeit, mit all ihren Ecken und Kanten und können darauf<br />

eingehen. Gleichzeitig bieten <strong>die</strong> neuen Gesichter Identifikationsmöglichkeiten<br />

für Zielkunden in vier relevanten Lebensphasen:<br />

Schulabschluss/Orientierung,<br />

Ausbildungsbeginn,<br />

Stu<strong>die</strong>nbeginn und<br />

Berufsstart.<br />

Für jede <strong>die</strong>ser vier Lebensphasen steht ein Gesicht, das in Print-, Online-<br />

und POS-Werbemitteln präsentiert wird. Zudem existiert ein<br />

Film, <strong>der</strong> ein fünftes Gesicht zeigt und wie<strong>der</strong>um für alle vier Lebensphasen<br />

steht. Der Film kann mit einem bankindividuellen Logo ver -<br />

sehen werden. Für <strong>die</strong>se Individualisierung kontaktieren Sie bitte<br />

Tabea Schädler unter ich_bin_viele_film@ghostoffice-berlin.de.<br />

Der QR-Code unten auf <strong>die</strong>ser Seite verlinkt zu <strong>die</strong>sem Film.<br />

Den Ortsbanken steht zusätzlich ein Werbemittelpaket für <strong>die</strong> Ansprache<br />

von Kunden und Nichtkunden für den lokalen Einsatz zur Ver -<br />

fügung. Die Werbemittel sind <strong>bei</strong>m DG Verlag erhältlich und im Extranet<br />

des BVR unter Vertrieb Privatkunden Genossenschaftliche Beratung<br />

für <strong>die</strong> <strong>Zielgruppe</strong> „Junge Kunden“ Jugendkommunikation<br />

„Ich bin viele.“, <strong>der</strong> Regionalverbände und Marketingeinrichtungen<br />

als Download verfügbar.<br />

Bei Fragen zur Jugendmarktkommunikation<br />

stehen Ihnen <strong>bei</strong>m BVR zur Verfügung:<br />

Markenkommunikation – Carolin Dobe<br />

E-Mail: c.dobe@bvr.de<br />

Vertriebsstrategie – Heinz Müller<br />

E-Mail: h.mueller@bvr.de


24 Gruppe und Branche<br />

Jährigen über <strong>die</strong> Hälfte mindestens<br />

einmal täglich in den sozialen<br />

Online-Netzwerken aktiv<br />

sind. Zum Vergleich: Bei den 31-<br />

bis 45-Jährigen sind es immerhin<br />

noch 36 Prozent, <strong>bei</strong> den über 45-<br />

Jährigen aber nur 21 Prozent.<br />

Doch wäre es falsch, daraus<br />

<strong>die</strong> Schlussfolgerung zu ziehen,<br />

dass <strong>die</strong> <strong>jungen</strong> <strong>Erwachsenen</strong><br />

deshalb ihre Bankgeschäfte nur<br />

noch online tätigen. Unter den<br />

14- bis 29-Jährigen stimmen 46<br />

Prozent <strong>der</strong> Aussage zu, sie verließen<br />

sich <strong>bei</strong> einer Geldanlage<br />

auf <strong>die</strong> Empfehlungen eines Beraters.<br />

Die Nachfrage nach <strong>der</strong><br />

persönlichen Beratung ist also<br />

auch in <strong>die</strong>ser <strong>Zielgruppe</strong> hoch.<br />

Deshalb geht es zukünftig darum,<br />

<strong>die</strong> Vertriebskanäle stärker<br />

zu vernetzen, sodass etwa auch<br />

Informationsanfragen via Facebook<br />

an den – im Idealfall persönlich<br />

bekannten – Berater gerichtet<br />

werden können.<br />

Die heute 16- bis 30-Jährigen<br />

haben nämlich spezielle Motive,<br />

<strong>die</strong> sie an Mobile Banking reizen:<br />

Für 69 Prozent ist es <strong>die</strong> Schnelligkeit<br />

und für 36 Prozent <strong>der</strong> Verzicht<br />

auf Bürokratie.<br />

In <strong>der</strong> <strong>Zielgruppe</strong> nutzt ein<br />

Viertel das Internet, um Produktangebote<br />

zu vergleichen. Das ist<br />

ein deutlich höherer Anteil als<br />

<strong>bei</strong> allen älteren Konsumenten.<br />

Umso wichtiger sind <strong>die</strong> Internetpräsenz<br />

<strong>der</strong> Volksbanken und<br />

Raiffeisenbanken und <strong>die</strong> Auffindbarkeit<br />

von Produkten für<br />

<strong>die</strong> <strong>Zielgruppe</strong>. Da<strong>bei</strong> sollten<br />

auch <strong>die</strong> Preise aus Kundensicht<br />

recherchierbar sein: 63 Prozent<br />

<strong>der</strong>jenigen, <strong>die</strong> Produktangebote<br />

über das Internet vergleichen,<br />

nehmen Preisvergleiche vor, wie<br />

<strong>die</strong> „Mobile-Life“-Stu<strong>die</strong> zeigt.<br />

Leere Taschen?! Mit <strong>der</strong><br />

<strong>Zielgruppe</strong> <strong>der</strong> „Jungen<br />

<strong>Erwachsenen</strong>“ lässt sich<br />

dennoch Geld ver<strong>die</strong>nen.<br />

Maßgeblich sind <strong>die</strong> Bedürfnisse<br />

<strong>der</strong> <strong>jungen</strong> <strong>Erwachsenen</strong>.<br />

Hier sind flexible Anlageformen<br />

gefragt, denn in <strong>die</strong>ser <strong>Zielgruppe</strong><br />

muss mit schwankenden<br />

o<strong>der</strong> unregelmäßigen Einkommen,<br />

finanziellen Belastungen<br />

durch Ausbildung, Studium o<strong>der</strong><br />

Umzug gerechnet werden. 50<br />

Prozent <strong>der</strong> Befragten <strong>der</strong> Stu<strong>die</strong><br />

stimmen daher folgen<strong>der</strong> Aussage<br />

zu: „Bei Geldanlagen ist mir<br />

wichtig, dass ich je<strong>der</strong>zeit an<br />

mein Geld kommen kann“.<br />

Die <strong>TNS</strong>-Stu<strong>die</strong> zeigt, dass es<br />

<strong>der</strong> <strong>Zielgruppe</strong> mehr auf Sicherheit<br />

als auf Rendite ankommt:<br />

Zwar sind Jüngere generell aufgeschlossener<br />

gegenüber Risiken,<br />

aber acht von zehn <strong>jungen</strong><br />

<strong>Erwachsenen</strong> lehnen es ab, gewisse<br />

Risiken in Kauf zu nehmen,<br />

um dadurch höhere Renditen zu<br />

erzielen. Auch daran wird sicht-<br />

06<br />

13


25<br />

bar, wie konservativ <strong>die</strong> junge<br />

<strong>Zielgruppe</strong> handelt.<br />

Daran hat mit Sicherheit <strong>die</strong><br />

schwierige Situation vieler junger<br />

Erwachsener ihren Anteil. So<br />

weist <strong>die</strong> aktuelle Bürgel-Stu<strong>die</strong><br />

zur Überschuldung von Privatpersonen<br />

<strong>bei</strong> <strong>jungen</strong> <strong>Erwachsenen</strong><br />

zwischen 21 und 30 Jahren<br />

eine Schuldnerquote von knapp<br />

18 Prozent aus. Damit sind beson<strong>der</strong>s<br />

viele in <strong>die</strong>ser Altersgruppe<br />

von Überschuldung betroffen.<br />

Konservative Produktwahl<br />

Die Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />

sollten <strong>die</strong>ses Wissen <strong>bei</strong><br />

<strong>der</strong> Auswahl ihrer Produkte für<br />

<strong>die</strong> Beratung junger Erwachsener<br />

berücksichtigen. Allgemein haben<br />

sie schließlich Produkte im<br />

Angebot, <strong>die</strong> zum Bedarf <strong>der</strong><br />

<strong>Zielgruppe</strong> passen. Denn <strong>die</strong> <strong>jungen</strong><br />

<strong>Erwachsenen</strong> sind in Finanzangelegenheiten<br />

zudem auch<br />

konservativ, wenn es um <strong>die</strong> gewünschte<br />

Verteilung eines vorhandenen<br />

Anlagebetrags geht:<br />

37 Prozent würden ein Sparbuch<br />

wählen, 19 Prozent würden sich<br />

für ein Tagesgeldprodukt entscheiden.<br />

Einen Sparvertrag können<br />

sich 15 Prozent vorstellen<br />

und einen Bausparvertrag würde<br />

je<strong>der</strong> Zehnte wählen. An<strong>der</strong>e Anlageformen<br />

wie Aktien- o<strong>der</strong><br />

Fondsprodukte sind für deutlich<br />

geringere Anteile in <strong>die</strong>ser <strong>Zielgruppe</strong><br />

attraktiv.<br />

Nur wenn das Leistungsangebot<br />

und <strong>die</strong> Erfahrung <strong>der</strong> <strong>jungen</strong><br />

<strong>Erwachsenen</strong> mit den Volksbanken<br />

und Raiffeisenbanken<br />

ihre Bedürfnisse erfüllt und sie als<br />

<strong>Zielgruppe</strong> oben auf <strong>der</strong> Agenda<br />

stehen, wird es den Banken gelingen,<br />

auch in Zukunft ihre<br />

Marktposition zu sichern und<br />

Kundenverluste zu vermeiden.<br />

Mit einem Zusammenspiel aus<br />

<strong>der</strong> richtigen Proaktivität, einer<br />

adäquaten Betreuungsintensität,<br />

<strong>die</strong> durch vertriebliche Zielvereinbarungen<br />

gestützt wird, den geeigneten<br />

Produkten und dem gezielten<br />

Hinterfragen <strong>der</strong> Kundenbedürfnisse<br />

<strong>bei</strong> <strong>jungen</strong> Er wach -<br />

senen lassen sich für <strong>die</strong> Volksbanken<br />

und Raiffeisenbanken aber<br />

schon heute wichtige Weichen für<br />

<strong>die</strong> Zukunft stellen, um künftige<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen an das Kundengeschäft<br />

zu meistern.<br />

Aus gutem Grund überprüfen<br />

immer mehr Genossenschaftsbanken<br />

<strong>die</strong> Qualität ihrer Leistungen,<br />

indem sie ihre Kunden<br />

befragen und aus den Antwroten<br />

relevante Erkenntnisse für<br />

<strong>die</strong> Betreuung strategisch wichtiger<br />

<strong>Zielgruppe</strong>n ziehen.

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