Wie sichere ich die Nachfolge in Familienunternehmen ... - Transliq
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NACHFOLGEREGELUNG<br />
Urs Leup<strong>in</strong> · <strong>Wie</strong> <strong>s<strong>ich</strong>ere</strong> <strong>ich</strong> <strong>die</strong> <strong>Nachfolge</strong> im <strong>Familienunternehmen</strong><br />
kritischen Selbste<strong>in</strong>schätzung. Dazu parallel<br />
verm<strong>in</strong>dern s<strong>ich</strong> auch konkret <strong>die</strong><br />
elementaren Unternehmens-Essentialia<br />
wie Markt- und Konkurrenzbeobachtung,<br />
das Gefühl für neue Ideen, Produkte, Verfahren<br />
und Technologien sowie auch <strong>die</strong><br />
Kundennähe.<br />
Im ersten Schritt zu e<strong>in</strong>er erfolgversprechenden<br />
<strong>Nachfolge</strong>regelung geht es<br />
darum, dass s<strong>ich</strong> der Eigentümer von der<br />
rechtzeitigen Planung der <strong>Nachfolge</strong>regelung<br />
überzeugen lässt. Während langer<br />
Zeit (bis <strong>in</strong> <strong>die</strong> 60er Jahre) galten «Kont<strong>in</strong>uität<br />
und Bewahrung», «Geheimhaltung»<br />
von Ze<strong>ich</strong>nungen, Patenten Verfahren und<br />
Rezepten noch als Erfolgspfeiler; im heutigen<br />
Umfeld der Informatik ist <strong>die</strong> Führungsmobilität<br />
zum Schlüssel des Erfolges<br />
geworden. Deshalb wird für jeden Eigentümer<br />
se<strong>in</strong>e <strong>Nachfolge</strong>regelung auch<br />
zu e<strong>in</strong>er strategischen Chance! Davon<br />
muss er überzeugt se<strong>in</strong> und auch davon,<br />
dass nur mit der rechtzeitigen Planung der<br />
<strong>Nachfolge</strong> der Handlungsspielraum für<br />
<strong>Nachfolge</strong>lösungen grösser wird als beim<br />
Handeln unter Druck und Zwang.<br />
Zweiter (planerischer) Schritt:<br />
<strong>die</strong> Vorbereitung der <strong>Nachfolge</strong>regelung,<br />
strategisch, operationell<br />
und f<strong>in</strong>anziell<br />
1. Schaffen e<strong>in</strong>er klaren Ausgangslage<br />
mit Alternativ-Szenarien:<br />
E<strong>in</strong>e erfolgversprechende <strong>Nachfolge</strong>regelung<br />
ist abhängig von der aktuellen Unternehmenssituation<br />
sowie den Entwicklungs-Potenzialen<br />
und Risiken; durch sie<br />
werden direkt auch <strong>die</strong> <strong>in</strong>ternen Strukturen<br />
und Instrumente bee<strong>in</strong>flusst. In<br />
e<strong>in</strong>er anzuordnenden Unternehmens-<br />
Situationsanalyse werden Stärken und<br />
Schwächen, <strong>die</strong> Verfügbarkeit eigener<br />
Mittel sowie mögl<strong>ich</strong>e Synergiepotenziale<br />
eruiert. Zusammen mit der Umfeldanalyse<br />
wird daraus das Chancen- und Gefahrenpotenzial<br />
ermittelt; abschliessend werden<br />
Entwicklungen, Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
und Strukturen der Branche, des Marktes<br />
und der Konkurrenz bestimmt.<br />
Das Verhältnis der drei Unternehmensbere<strong>ich</strong>e<br />
«Kapitalgeber», «Führung» und<br />
«Familie» kann für mögl<strong>ich</strong>e Alternativ-<br />
Szenarien ausschlaggebend se<strong>in</strong>: Je d<strong>ich</strong>ter<br />
ihre Überlappung und Interessenfokussierung<br />
ist, desto kle<strong>in</strong>er werden <strong>die</strong><br />
Zielkonflikte, und umgekehrt: s<strong>in</strong>d <strong>die</strong><br />
Überlappungen eher kle<strong>in</strong>, umso eher<br />
ze<strong>ich</strong>nen s<strong>ich</strong> familienexterne Lösungen<br />
ab. Der Eigentümer wird auch mit der Frage<br />
der mögl<strong>ich</strong>sten Gle<strong>ich</strong>behandlung se<strong>in</strong>er<br />
Nachkommen konfrontiert werden.<br />
Als theoretische Palette mögl<strong>ich</strong>er Lösungen<br />
steht ihm zur Verfügung: Entweder familien<strong>in</strong>terne<br />
Beibehaltung von Eigentum<br />
und Führung. oder familien<strong>in</strong>terne<br />
Beschränkung nur auf das Eigentum<br />
oder nur auf <strong>die</strong> Führung!<br />
2. Zur Erstellung der «Übergabereife»<br />
Basierend auf den Ergebnissen der Unternehmens-<br />
und der Umfeldanalyse sowie<br />
auf <strong>die</strong> Lagerung der drei Bere<strong>ich</strong>e Führung,<br />
Kapitalgeber und Familie, kann das<br />
Konzept der mögl<strong>ich</strong>en <strong>Nachfolge</strong>regelung<br />
erstellt werden; dabei s<strong>in</strong>d familienunternehmensspezifisch<br />
<strong>die</strong> nachfolgenden<br />
Aspekte mitzuberücks<strong>ich</strong>tigen. E<strong>in</strong>mal<br />
ist <strong>die</strong> Führung <strong>in</strong> <strong>Familienunternehmen</strong><br />
anders als <strong>in</strong> anonymen Kapitalgesellschaften.<br />
Die vom Eigentümer geprägte<br />
strategische und operative Ausr<strong>ich</strong>tung<br />
führt zu ausgesprochen personenorientierten<br />
Organisationsformen. Oft<br />
dom<strong>in</strong>iert e<strong>in</strong>e Führungszentrale; <strong>die</strong><br />
übrigen Führungsbere<strong>ich</strong>e s<strong>in</strong>d schwach<br />
entwickelt, und der Mangel an Führungsund<br />
Kontrollsystemen sowie unzure<strong>ich</strong>end<br />
funktionierende Informations- und<br />
Kommunikationssysteme stellen echte<br />
Lasten dar für den Generationenwechsel.<br />
Solche typischen Strukturmängel treten<br />
aber bei Veränderungen an der Führungsspitze<br />
offen zu Tage. – Zur Erstellung<br />
der «Übergabereife» selbst liefert <strong>die</strong><br />
Praxis weitere H<strong>in</strong>weise: als Unternehmensstrategie<br />
ist, aufgrund der konkreten<br />
Schlüsselfaktoren und des vorhandenen<br />
Umsetzungspotenzials, unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e<br />
solche zu wählen. <strong>die</strong> vom gesamten<br />
Management getragen wird. Als Organisation<br />
der Strukturen und Prozesse ist<br />
e<strong>in</strong>e solche festzulegen, <strong>die</strong> durch eigenständige<br />
Führungsbere<strong>ich</strong>e des mittleren<br />
Kaders mitgetragen wird, unter klarer<br />
Abgrenzung von Aufgaben, Kompetenzen<br />
und Verantwortungen. Als Basis für <strong>die</strong><br />
<strong>in</strong>nerbetriebl<strong>ich</strong>e Transparenz s<strong>in</strong>d das<br />
F<strong>in</strong>anz- und Rechnungswesen zu stärken<br />
sowie e<strong>in</strong>e aussagekräftige Kostenund<br />
Leistungsrechnung zu etablieren.<br />
Als Ausweis f<strong>in</strong>anzieller Unabhängigkeit<br />
s<strong>in</strong>d Verb<strong>in</strong>dungen des Unternehmers<br />
von se<strong>in</strong>em Unternehmen zu entflechten.<br />
3. Berücks<strong>ich</strong>tigung f<strong>in</strong>anzieller<br />
Aspekte<br />
Mit e<strong>in</strong>er rechtzeitigen f<strong>in</strong>anziellen Planung<br />
erre<strong>ich</strong>t der Unternehmer e<strong>in</strong> Vierfaches:<br />
dass er selbst e<strong>in</strong>em f<strong>in</strong>anziell ges<strong>ich</strong>erten<br />
Ruhestand entgegensehen kann, dass <strong>die</strong><br />
Nachkommen gemäss Neigungen und Präferenzen<br />
unternehmerisch und f<strong>in</strong>anziell<br />
am Unternehmen beteiligt oder fair ausgezahlt<br />
werden können, dass das Unternehmen<br />
gesund f<strong>in</strong>anziert ist und dass <strong>die</strong><br />
<strong>Nachfolge</strong>regelung auch fiskalisch n<strong>ich</strong>t zu<br />
teuer gerät. Konkret geht es <strong>in</strong> der f<strong>in</strong>anziellen<br />
Planung darum, entsprechend der<br />
klar skizzierten Ausgangslage e<strong>in</strong>e erfolgversprechende<br />
Lösung für den Unternehmer<br />
selbst und se<strong>in</strong>e Familie sowie für das<br />
Unternehmen und allfällige Dritte zu ermitteln<br />
und zu realisieren, unter Beachtung<br />
der rechtl<strong>ich</strong>en und steuerl<strong>ich</strong>en Aspekte.<br />
<strong>Wie</strong>derum liefert hiezu <strong>die</strong> Praxis<br />
hilfre<strong>ich</strong>e H<strong>in</strong>weise: rechtzeitiger Aufbau<br />
e<strong>in</strong>es genügenden privaten Vermögens<br />
des Unternehmers, denn das Steuersystem<br />
mit se<strong>in</strong>er Doppelbesteuerung fordert das<br />
Zurückbehalten von Gew<strong>in</strong>nen im Unternehmen.<br />
Dies führt oft dazu, dass im Unternehmen<br />
mehr Kapital verbleibt, als für den<br />
Betrieb notwendig ist. Umgekehrt verbleibt<br />
dem Unternehmer n<strong>ich</strong>t genügend Vermögen<br />
ausserhalb des Unternehmens. Sodann<br />
ist der Liquiditätsbeschaffung Aufmerksamkeit<br />
zu schenken. Denn je nach gewollter<br />
Ausgestaltung der <strong>Nachfolge</strong>regelung<br />
verliert das Unternehmen an Liquidität,<br />
wie etwa für Abf<strong>in</strong>dungen an Nachkommen,<br />
Steuern, Altersvorsorgeleistungen<br />
u.a.m. Zu beachten ist, dass <strong>die</strong> Belehnung<br />
von n<strong>ich</strong>tbetriebl<strong>ich</strong>en Vermögenswerten<br />
zwecks F<strong>in</strong>anzierung von Ausschüttungen<br />
schon manches Unternehmen <strong>in</strong><br />
Schwierigkeiten gebracht hat, weil deren<br />
spätere Realisierung n<strong>ich</strong>t le<strong>ich</strong>t war. Werden<br />
mehrere Familienmitglieder am<br />
Unternehmen beteiligt, ist für e<strong>in</strong> ausgewogenes<br />
Kräfteverhältnis zu sorgen. Bei<br />
20 Insolvenz- und Wirtschaftsrecht<br />
§<br />
· 1/2001