AuÃenbandruptur, Sprunggelenk - Engelhardt Lexikon Orthopädie ...
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PDF 02238<br />
<strong>Engelhardt</strong> (Hrsg.)<br />
<strong>Lexikon</strong> Orthopädie und Unfallchirurgie<br />
Außenbandruptur, <strong>Sprunggelenk</strong><br />
Synonyme<br />
Ruptur der lateralen fibulotarsalen Bänder<br />
Englischer Begriff<br />
Rupture of the lateral ankle ligaments; Anterior talofibular ligament; Calcaneofibular ligament; Posterior<br />
talofibular ligament<br />
Definition<br />
Traumatische Zerreißung eines der Außenbänder am <strong>Sprunggelenk</strong> (Ligamentum talofibulare anterius,<br />
Ligamentum calcaneofibulare, Ligamentum talofibulare posterius).<br />
Pathogenese<br />
Distorsionstraumata des oberen <strong>Sprunggelenk</strong>s gehören zu den häufigsten Verletzungen des Menschen. Durch<br />
Supination und Plantarflexion werden das Lig. talofibulare anterius und das Lig. Calcaneofibularie gestresst.<br />
Verletzungen des Lig. talofibulare posterius und des Lig. talocalcaneare sind selten oder klinisch wenig relevant.<br />
Symptome<br />
Hämatom und Schwellung um den lateralen Malleolus mit lokalisierter Druckdolenz, Instabilitätsgefühl auf<br />
unebenem Untergrund, rezidivierende Supinationstraumata.<br />
Diagnostik<br />
Zur klinischen Untersuchung setzt sich der Patient auf die Untersuchungsliege mit hängenden Unterschenkeln.<br />
Dadurch werden die dynamischen Stabilisatoren des lateralen oberen <strong>Sprunggelenk</strong>s, die Peronealsehnen,<br />
ausgeschaltet, und das Ausmaß der Instabilität kann mithilfe des Talus-Vorschub-Tests und Talus-Inversion-<br />
Stress-Tests abgeschätzt werden. Isolierte Verletzung des Lig. talofibulare anterius führt zu einer verstärkten<br />
Talusinversion in Plantarflexion, nicht aber in neutraler Stellung. Die isolierte Ruptur des Lig. calcaneofibulare<br />
führt zu einer erhöhten Mobilität des Subtalargelenks in Neutralstellung. Verletzungen des Lig. talofibulare<br />
anterius und des Lig. calcaneofibulare führen zu einem instabilen oberen <strong>Sprunggelenk</strong>. Eine isolierte Verletzung<br />
des Lig. talofibulare posterius ermöglicht eine vermehrte Dorsalextension ohne laterale Instabilität. Ein<br />
Vergleich mit der unverletzten Gegenseite kann Aufschluss über die individuelle Bandlaxität geben.<br />
Konventionelle Röntgenbilder unter Belastung, wenn möglich, sollen die Stabilität der Syndesmose<br />
demonstrieren und Begleitverletzungen wie Frakturen der Fibula und ossäre Bandausrisse ausschließen.<br />
Gehaltene Aufnahmen werden wegen großer interindividueller Normwertevarianz und reflektorischer<br />
Stabilisation des lateralen oberen <strong>Sprunggelenk</strong>s durch die Peronealsehnen selten zur Diagnosestellung<br />
verwendet.<br />
Das Magnetresonanztomogramm eignet sich gut zur Beurteilung des Ausmaßes der einzelnen Bandverletzung<br />
und besonders zur Evaluation von osteochondralen Begleitverletzungen.<br />
Differenzialdiagnose<br />
Laterale Malleolarfraktur, Syndesmosenruptur, Fraktur des Processus lateralis tali, kombinierte mediale und<br />
laterale Bandruptur des oberen <strong>Sprunggelenk</strong>s, osteochondrale Frakturen des Talus.<br />
Therapie<br />
Akuttherapie<br />
file:///D|/RAW_TEST/all_pdf_drafts/to046210.html[12.10.2010 08:15:11]
PDF 02238<br />
Alle akuten Außenbandrupturen können mit gutem Erfolg konservativ therapiert werden. Je nach Grad der<br />
Verletzung und Regredienz der Symptome im Verlauf werden Immobilisation und frühes Funktionstraining<br />
individuell modifiziert. Initial ist eine Immobilisation in einer Schiene oder gespaltenem Gips mit Kompression,<br />
Eis, Hochlagern für ein bis zwei Wochen mit Entlastung oder Belastung nach Maßgabe der Schmerzen<br />
empfohlen. Anschließend intermittierende, aktive Funktionsübungen innerhalb der Schmerzgrenzen und<br />
Erreichen der Vollbelastung an Stöcken, je nach Compliance im Gips oder Stabilschuh. Bei Verletzungen von<br />
Grad I und II wird in der Regel die Vollbelastung nach ca. ein bis zwei Wochen und bei Verletzungen von Grad<br />
III nach ca. vier bis sechs Wochen erreicht. Nachts ist eine kontinuierliche Stellungskontrolle für sechs Wochen<br />
zu empfehlen. Falls kein geschlossener Gips angelegt wurde, bietet sich eine Nachtschiene an. Diese Regime<br />
führen in über 90 % der Fälle zu einer Restitution mit Erreichen der ehemaligen Sportfähigkeit.<br />
Bei Grad-III-Verletzungen rechtfertigt sich in ausgewählten Fällen die primäre Naht der Bänder. Die Restitution<br />
nach primärer Operation ist jedoch nicht sicher häufiger oder schneller als nach konservativer Therapie.<br />
Tabelle 1.<br />
Einteilung der lateralen Bandverletzungen am oberen <strong>Sprunggelenk</strong>.<br />
Grad Verletzung Anamnese Befund<br />
I Dehnung Gehen<br />
schmerzfrei<br />
milde Schwellung, stabiles<br />
oberes <strong>Sprunggelenk</strong><br />
II Zerrung Gehen<br />
schmerzhaft<br />
moderate Schwellung, stabiles<br />
oberes <strong>Sprunggelenk</strong><br />
III<br />
Ruptur der Ligg. talofibulare anterius<br />
und calcaneofibulare lateralis<br />
Gehen<br />
unmöglich<br />
starke Schwellung, instabiles<br />
oberes <strong>Sprunggelenk</strong><br />
Konservative/symptomatische Therapie<br />
Siehe Akuttherapie für frische Verletzungen. Bei chronischer Instabilität nach alter Verletzung ist häufig eine<br />
operative Stabilisation nötig. Falls keine Operation durchgeführt werden soll, können stabilisierende Orthesen<br />
oder Verbände eine symptomatische Therapie darstellen.<br />
Operative Therapie<br />
Nur selten in der akuten Phase indiziert: Über einen Hautschnitt über der distalen Fibula in Richtung der Basis<br />
des Os metatarsale V werden die Außenbänder dargestellt und direkt vernäht (Broström-Technik).<br />
Augmentationstechniken mit Retinaculum-extensorum-Anteilen (Gould-, Harper-, Karlsson-Technik) oder<br />
Rekonstruktionen mit freien oder ortsständigen Sehnentransplantaten (Weber: Plantarissehne; Evans, Watson-<br />
Jones, Chrisman-Snooks: Peroneus-brevis-Sehne) sind meist nur bei chronischer lateraler Instabilität des<br />
oberen <strong>Sprunggelenk</strong>s nötig.<br />
Dauertherapie<br />
Nach ausgeheilter Außenbandruptur kann das <strong>Sprunggelenk</strong> durch einen Tape-Verband für den Wettkampf<br />
stabilisiert werden. Besonders bei Kontaktsportarten kann diese Maßnahme prophylaktisch wirksam sein. Jedoch<br />
ist die Dauer der Stabilisation eines Tape-Verbands auf ca. eine Stunde begrenzt, dann ist er ausgelockert.<br />
Generell werden körpereigene Stabilisatoren des <strong>Sprunggelenk</strong>s zunehmend atrophieren, falls die Verbände<br />
oder Orthesen auch während des geschützten Trainings getragen werden.<br />
Bewertung<br />
Generell ist ein frühes funktionelles Regime für alle Außenbandverletzungen zu empfehlen. Aus der Vielzahl der<br />
angebotenen Schemata hat sich folgendes Schema als Beispiel bewährt: Aircast-Schiene zur Kompression mit<br />
Eis und lokaler massierender, antiphlogistischer Medikation bis zum Abschwellen. Eine Entlastung für zwei bis<br />
vier Tage kann bei schweren Verletzungen hilfreich sein. Eine Nachtschiene für sechs Wochen in Neutralstellung<br />
verhindert ein unbewusstes Aufdehnen im Schlaf. Beginn mit vorsichtigem dorsoplantaren Funktionstraining<br />
bereits in der Aircast-Schiene. Nach dem Abschwellen Beginn mit Belastung nach Maßgabe der Schmerzen im<br />
Stabilschuh für insgesamt sechs Wochen nach Unfall. Bei erreichter stockfreier Vollbelastung Beginn mit<br />
Physiotherapie.<br />
Nachsorge<br />
Nach erreichter schmerzfreier Vollbelastbarkeit schließt sich eine Physiotherapie mit Koordination, Propriozeption<br />
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PDF 02238<br />
und Funktionstraining an. Die Rückkehr zur ehemaligen Aktivität richtet sich nach den individuellen<br />
Beschwerden und wird nach ca. vier bis acht Wochen erreicht.<br />
Autor<br />
Geert I. Pagenstert, Beat Hintermann, Victor Valderrabano<br />
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