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Ficken für Plastik [von Amélie von Tharach]

Ich ärgere mich über die sorgfältig restaurierte Altstadt und meine verschrammten Pumps. Nachdenklich stöckel ich über das Kopfsteinpflaster und denke an meine verheiratete Affäre, der sich seit Tagen nicht mehr gemeldet hat, und vermutlich seine Frau besteigt, oder eine andere, und nicht mich. Bin ich hypernervös, oder nur oversexed and underfucked, wie der der Volksmund sagt? „Die Gedanken sind frei …“ klingt sanft wie ein säuselnder Wurm in meinen Ohren. Ein kleines Gedrängel macht mich neugierig, und vor meinem Lieblingsschuhladen sehe ich einen großen Ständer. „Fuck for Plastics“ schreit mich geradezu an. „Ficken für Plastik?“ Amélie von Tharach wird betreut von Raoul Yannik Agentur für Texte und Autoren Kontakt: autoren@fickbuecher.de

Ich ärgere mich über die sorgfältig restaurierte Altstadt und meine verschrammten Pumps. Nachdenklich stöckel ich über das Kopfsteinpflaster und denke an meine verheiratete Affäre, der sich seit Tagen nicht mehr gemeldet hat, und vermutlich seine Frau besteigt, oder eine andere, und nicht mich. Bin ich hypernervös, oder nur oversexed and underfucked, wie der der Volksmund sagt?
„Die Gedanken sind frei …“ klingt sanft wie ein säuselnder Wurm in meinen Ohren. Ein kleines Gedrängel macht mich neugierig, und vor meinem Lieblingsschuhladen sehe ich einen großen Ständer.
„Fuck for Plastics“ schreit mich geradezu an.
„Ficken für Plastik?“

Amélie von Tharach wird betreut von Raoul Yannik
Agentur für Texte und Autoren
Kontakt: autoren@fickbuecher.de


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Soweit sind mir die Marktmechanismen klar, und ich bin so<br />

vernünftig, dass ich weiß, dass mein zukünftiger Bestseller ein großes<br />

und wunderbares Gefühl vermitteln soll, das <strong>von</strong> der Seele, über den<br />

Körper bis zu meinem monetären Wohlbefinden alles beeinflussen<br />

kann.<br />

Doch die Anarchie in meinem Kopf sagt etwas anderes. Mein<br />

Gehirn fragt: „Und wo bleibt in deinem Schmöker die literarische<br />

Freiheit?“<br />

Ich antworte mit einer listigen Gegenfrage: „Freiheit?“<br />

Und das graue Ding in meinem Kopf antwortet: „Solange du<br />

nicht schreibst, was du denkst, bist du nicht frei, und deinen Bestseller<br />

kannst du in die Tonne kloppen.“<br />

Schüchtern versuche ich das Aufbegehren zu beschwichtigen,<br />

denn mein Gehirn kennt mich besser, als ich mich. Ich frage: „Aber<br />

was ist mit meinen kritischen Bloggerinnen und sinnsuchenden<br />

Rezensionistinnen? Werden die nicht voll total erschrecken und mich<br />

wie wochenlang mit Shrimps‐Cocktails gefütterte Berber‐Löwinnen<br />

zerreißen?“<br />

In meinem Kopf rumort es, und ich spüre, wie mein Gehirn<br />

einen mittelschweren Lachanfall bekommt. Dann höre ich ein<br />

Seite 12 Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt<br />

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