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Ficken für Plastik [von Amélie von Tharach]

Ich ärgere mich über die sorgfältig restaurierte Altstadt und meine verschrammten Pumps. Nachdenklich stöckel ich über das Kopfsteinpflaster und denke an meine verheiratete Affäre, der sich seit Tagen nicht mehr gemeldet hat, und vermutlich seine Frau besteigt, oder eine andere, und nicht mich. Bin ich hypernervös, oder nur oversexed and underfucked, wie der der Volksmund sagt? „Die Gedanken sind frei …“ klingt sanft wie ein säuselnder Wurm in meinen Ohren. Ein kleines Gedrängel macht mich neugierig, und vor meinem Lieblingsschuhladen sehe ich einen großen Ständer. „Fuck for Plastics“ schreit mich geradezu an. „Ficken für Plastik?“ Amélie von Tharach wird betreut von Raoul Yannik Agentur für Texte und Autoren Kontakt: autoren@fickbuecher.de

Ich ärgere mich über die sorgfältig restaurierte Altstadt und meine verschrammten Pumps. Nachdenklich stöckel ich über das Kopfsteinpflaster und denke an meine verheiratete Affäre, der sich seit Tagen nicht mehr gemeldet hat, und vermutlich seine Frau besteigt, oder eine andere, und nicht mich. Bin ich hypernervös, oder nur oversexed and underfucked, wie der der Volksmund sagt?
„Die Gedanken sind frei …“ klingt sanft wie ein säuselnder Wurm in meinen Ohren. Ein kleines Gedrängel macht mich neugierig, und vor meinem Lieblingsschuhladen sehe ich einen großen Ständer.
„Fuck for Plastics“ schreit mich geradezu an.
„Ficken für Plastik?“

Amélie von Tharach wird betreut von Raoul Yannik
Agentur für Texte und Autoren
Kontakt: autoren@fickbuecher.de


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Niemand antwortet, und ich fühle, wie mich der Gottseibeiuns<br />

alleingelassen hat.<br />

„Fuck for Peace“ klingt revolutionär‐romantisch, und ich muss<br />

an den gutaussehenden Arzt in meinem Buch denken, der die blonde,<br />

junge Frau leidenschaftlich küsst. Aber wie klingt in so einer Situation<br />

die Feststellung: „Schatz denk an <strong>Plastik</strong>latschen. Wir ficken <strong>für</strong> den<br />

Frieden.“<br />

Das klingt nicht romantisch. Das klingt direkt, vulgär und lässt<br />

keine Zweifel aufkommen. Die blonde und junge Frau kann und darf<br />

nicht hauchen: „Ja fick mich <strong>für</strong> <strong>Plastik</strong>“, weil sie schüchtern ist, und<br />

ich bin es auch. Sie kann sich nur empört abwenden, und aus dem<br />

Happy‐end wird nichts. In meinem Bestseller dürfen weder der Arzt<br />

(und auch nicht der Adlige) das böse Wort verwenden. <strong>Ficken</strong><br />

zerstört die Spannung, denn der Satz: „Ich will ficken“ gehört sich<br />

nicht. So etwas darf weder geschrieben, noch gedacht werden, und<br />

ich bin verzweifelt. Was wird aus meinem Bestseller, wenn ich schon<br />

am ersten Wort in Gewissensnöte komme. „<strong>Ficken</strong>“ reduziert meinen<br />

Roman auf <strong>Plastik</strong>treter‐Niveau, weil „<strong>Ficken</strong>“ das Wesentliche ohne<br />

Umwege und Zweideutigkeiten beschreibt. Literarische Größe<br />

bedeutet Qualität, und das ist mein Ziel. Gute Literatur wird durch<br />

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