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Giesserei Verlag 3/2009

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3/<strong>2009</strong><br />

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17. 03. <strong>2009</strong><br />

Automatisches Kerneinlegen:<br />

Weniger ist mehr!<br />

Seite 4<br />

SMErobot – eine neue<br />

Robotergeneration:<br />

Mittelstand stärken!<br />

Seite 10<br />

Warmarbeitsstähle<br />

für das Druckgießen:<br />

Nicht am falschen Ende sparen!<br />

Seite 40<br />

<strong>Giesserei</strong>-<strong>Verlag</strong> GmbH · Postfach 10 25 32 · 40016 Düsseldorf · PVST, Deutsche Post AG, Entgelt bezahlt, 66501 Heft 3 / <strong>2009</strong><br />

www.giesserei-verlag.de


Sonderdruck aus „<strong>Giesserei</strong>-Erfarhungsaustausch“ 53 (<strong>2009</strong>), Heft 3, Seiten 40–44<br />

Nachdruck verboten. <strong>Giesserei</strong>-<strong>Verlag</strong> GmbH, Düsseldorf<br />

FORUM<br />

Autor: Georg Zwick, Fotos: Uddeholm Tooling AB<br />

Nicht am falschen Ende sparen<br />

Warmarbeitsstähle für das Druckgießen, Teil 2: Lebensdauer und<br />

Wirtschaftlichkeit von Druckgießformen, Anforderungen an die Stähle<br />

Genauso wie die Materialkosten des<br />

Formenstahls sind die Kosten für die<br />

Wärmebehandlung relativ gering und<br />

betragen nur 5 bis 10% der Kosten einer<br />

Druckgießform. Trotzdem hat die Wärmebehandlung<br />

große Auswirkungen<br />

auf die Standzeit einer Form. Einwandfreies<br />

Vorwärmen der Form und Spannungsarmglühen<br />

tragen ebenfalls zu<br />

einer besseren Wirtschaftlichkeit bei.<br />

Anwendungsgerechte Oberflächenbehandlungen<br />

ergeben einen Schutz der<br />

Formoberfläche gegen Metallkorrosion,<br />

Erosion und Brandrisse.<br />

Die Lebensdauer von Druckgießformen<br />

ist weitgehend abhängig von der Größe<br />

und Gestalt des Gussteils, der Gießlegierung<br />

sowie der Pflege und Wartung<br />

der Druckgießform. Durch entsprechende<br />

Maßnahmen vor und während des Gießvorgangs<br />

kann die Lebensdauer der<br />

Druckgießform verlängert werden:<br />

– sorgfältiges Vorwärmen,<br />

– vorschriftsmäßiges Kühlen,<br />

– Oberflächenbehandlung,<br />

– Spannungsarmglühen.<br />

Der erste Kontakt zwischen der kalten<br />

Druckgießform und dem heißen Gießmetall<br />

setzt den Formenstahl einem<br />

schweren Thermoschock aus. Schon<br />

beim ersten Schuss können Warmrisse<br />

auftreten und schnell zum Totalausfall<br />

führen. Die Temperatur an der Oberfläche<br />

der Gießform darf deshalb nicht zu<br />

stark von der des flüssigen Metalls abweichen.<br />

Auch ist zu beachten, dass die<br />

Kerbschlagzähigkeit, d.h. die Fähigkeit<br />

des Materials, thermischem und mechanischem<br />

Schock zu widerstehen, durch<br />

ordnungsgemäßes Vorwärmen des Werkzeugs<br />

erheblich erhöht wird. Demzufolge<br />

ist immer ein Vorwärmen zu empfehlen.<br />

Die optimale Vorwärmtemperatur hängt<br />

vom Legierungstyp ab, sie liegt aber normalerweise<br />

im Bereich von 150 bis 350°C.<br />

Es sollte nicht auf eine übermäßig hohe<br />

Temperatur vorgewärmt werden, da andernfalls<br />

die Form beim Gießen zu heiß<br />

und dadurch teilweise weicher werden<br />

kann. Außerdem sollte beachtet werden,<br />

dass dünne Rippen sehr schnell überhitzt<br />

werden können.<br />

Die Form muss gleichmäßig, nicht zu<br />

schnell und ohne Überhitzung von Teilbereichen<br />

erwärmt werden. Thermostatisch<br />

gesteuerte Heizsysteme sind zu<br />

empfehlen. Während des Vorwärmens<br />

sollte durch Einsatz eines Kühlmittels<br />

für thermisches Gleichgewicht gesorgt<br />

werden. Außerdem muss jede Schockkühlung<br />

vermieden werden. Druckgießformen<br />

mit Einsätzen müssen so langsam<br />

erwärmt werden, dass sich die Einsätze<br />

und Halter gleichmäßig erwärmen und<br />

ausdehnen können.<br />

Die Temperatur der Druckgießform wird<br />

mit Hilfe von Kühlkanälen und durch das<br />

Aufsprühen eines Trennmittels geregelt.<br />

Zur Verringerung der Brandrissgefahr<br />

kann das Kühlmittel auf etwa 50°C vorgewärmt<br />

werden. Thermostatisch geregelte<br />

Kühlsysteme kommen auch zum Einsatz.<br />

Kühlmitteltemperaturen unter 20°C<br />

sind ungeeignet. Findet eine Unterbrechung<br />

statt, die länger als ein paar Minuten<br />

dauert, sollte der Kühlmitteldurchsatz<br />

so angeglichen werden, dass die Druckgießform<br />

nicht zu sehr abkühlt.<br />

Anwendungsgerechte Oberflächenbehandlung<br />

Das Trennmittel muss gut an der Formoberfläche<br />

anhaften, damit der Kontakt<br />

zwischen dem Gießmetall und der Form<br />

verhindert wird. Eine neue oder neu reparierte<br />

Gießform sollte deshalb keine blanken<br />

Metallflächen aufweisen. Daher ist es<br />

ratsam, auf der Formoberfläche eine dünne<br />

Oxidschicht aufzubringen, wodurch<br />

ein gutes Anhaften des Trennmittels erzielt<br />

wird.<br />

Die Formoberfläche kann durch einstündiges<br />

Erhitzen auf etwa 500°C und<br />

anschließendes Abkühlen an der Luft<br />

oxydiert werden. Auch durch dreißigminütiges<br />

Erhitzen in Wasserdampfumgebung,<br />

ebenfalls bei 500°C, kann eine<br />

gute Oxidschicht von geeigneter Dicke<br />

erzeugt werden.<br />

Zur Beseitigung von Trennmittelrückständen,<br />

die sich nach einer gewissen<br />

Einsatzzeit abgelagert haben, empfiehlt<br />

sich ein Kugelstrahlen der Formraumoberfläche.<br />

Diese Behandlung entfernt<br />

auch einige der Warmrisse. Außerdem<br />

werden Druckspannungen in die Oberflächenschicht<br />

eingebracht, die teilweise<br />

die durch den Thermoschock verursachten<br />

Zugspannungen ausgleichen.<br />

Auswerferstifte und Eingießbuchsen sowie<br />

andere Teile, die Abnutzung und<br />

Reibung ausgesetzt sind, können nitriert<br />

Bild 1: Netzförmige Oberflächenrisse<br />

in einer<br />

Druckgießform durch<br />

thermische Ermüdung


42 FORUM<br />

GIESSEREI-ERFAHRUNGSAUSTAUSCH 3 / <strong>2009</strong><br />

oder teniferbehandelt werden, um eine<br />

längere Lebensdauer zu erzielen.<br />

Durch die beim Gießen auftretenden<br />

Temperaturschwankungen kommt es<br />

an der Formoberfläche zu wiederholten<br />

thermischen Dehnungen, durch die<br />

sich Spannungen im Oberflächenbereich<br />

aufbauen. Meistens handelt es sich hierbei<br />

um Zugspannungen, wodurch sich<br />

Brandrisse bilden. Durch Spannungsarmglühen<br />

lassen sich diese Restspannungen<br />

vermindern und die Lebensdauer<br />

der Druckgießform verlängern. Deshalb<br />

empfiehlt sich ein Spannungsarmglühen<br />

im Anschluss an die Einfahrperiode<br />

und dann nach 1000 bis 2000 bzw.<br />

5000 bis 10 000 Schuss. Anschließend<br />

ist dieser Vorgang nach jeweils 10 000<br />

bis 20000 Schuss zu wiederholen, solange<br />

die Druckgießform nur eine geringe<br />

Brandrissbildung aufweist.<br />

Ein Spannungsarmglühen ist wenig sinnvoll,<br />

wenn die Druckgießform bereits umfangreiche<br />

Brandrisse hat, da die Rissbildung<br />

die Spannungen abbaut. Die<br />

Druckgießform ist beim „Anfahren“ hohen<br />

Belastungen ausgesetzt. Daher wird<br />

das Spannungsarmglühen in der Regel<br />

zwischen den einzelnen Gießserien<br />

durchgeführt. Das Spannungsarmglühen<br />

wird vorzugsweise bei einer Temperatur<br />

durchgeführt, die etwa 25°C unter der<br />

zuletzt angewandten höchsten Anlasstemperatur<br />

liegt. Eine Haltezeit von zwei<br />

Stunden reicht normalerweise aus.<br />

Thermische und mechanische<br />

Beanspruchungen<br />

Druckgießformen sind großen thermischen<br />

und mechanischen Beanspruchungen<br />

ausgesetzt, die zyklisch<br />

auftreten. Dies stellt natürlich hohe Anforderungen<br />

an den Formenstahl. Die Lebensdauer<br />

der Form wird von mehreren<br />

Faktoren eingeschränkt. Die wichtigsten<br />

sind:<br />

– thermische Ermüdung (Brandrisse),<br />

– Korrosion, Erosion,<br />

– Risse (vollständiger Bruch),<br />

– Eindrücke.<br />

Die erreichbare Gesamtschusszahl wird<br />

sehr stark beeinflusst von der Arbeitstemperatur,<br />

d.h. der Temperatur der Gusslegierung.<br />

Die Lebensdauer der Gießformen<br />

hängt bei gleicher Legierung<br />

von verschieden Faktoren ab. Dazu gehören<br />

Produktgestaltung, Oberflächengüte,<br />

Produktionsrate, Prozessregelung,<br />

Formenkonstruktion, Qualität des Formenstahls,<br />

seine Wärmebehandlung,<br />

Toleranzgrenzen der Maße und Oberflächengüte<br />

des Druckgussteils. Diese<br />

können zu großen Schwankungen der<br />

Lebensdauer beitragen.<br />

Thermische Ermüdung, eine schrittweise<br />

Rissbildung infolge einer hohen Anzahl<br />

von Temperaturzyklen, bezeichnet ein<br />

Mikrophänomen, das nur in einer dünnen<br />

Randschicht des Werkstoffes vorkommt.<br />

Bei Betrieb wird die Druckgießform<br />

abwechselnd erhitzt und abgekühlt.<br />

Hierdurch werden hohe Spannungen in<br />

der Randschicht der Form aufgebaut,<br />

die nach und nach zu thermischen Ermüdungsrissen<br />

führen. Typische thermische<br />

Ermüdungsschäden zeigen sich<br />

als netzförmige Oberflächenrisse, wie sie<br />

in Bild 1 deutlich zu erkennen sind.<br />

In den letzten 15 Jahren wurde intensiv<br />

nach Erklärungen für die thermischen<br />

Ermüdungen und nach Zusammenhängen<br />

zwischen einer Brandrissbildung und<br />

den wichtigsten Werkstoffeigenschaften<br />

gesucht. Der Anbieter Uddeholm, Düsseldorf,<br />

hat eine spezielle Anlage zur<br />

Simulation des Schadensverlaufes bei<br />

thermischer Ermüdung entwickelt. Die<br />

Untersuchungen dienen der Verbesserung<br />

und Weiterentwicklung der Druckgießform-Werkstoffe<br />

und führten bereits<br />

zur Herstellung der Hochleistungsstähle<br />

Dievar, Vidar Superior, Orvar Supreme<br />

und QRO 90 Supreme.<br />

Brandrisse entstehen nur bei gleichzeitigem<br />

Vorliegen von thermischen Spannungszyklen,<br />

Zugspannungen und plastischer<br />

Dehnung. Sollte einer dieser<br />

Faktoren fehlen, können Brandrisse weder<br />

auftreten noch sich fortpflanzen. Die<br />

plastische Dehnung leitet den Riss ein,<br />

die Zugspannungen bewirken seine Fortpflanzung.<br />

Folgende Faktoren beeinflussen<br />

den Umfang einer Brandrissbildung:<br />

– Temperaturzyklus in der Form<br />

Vorwärmtemperatur, Oberflächentemperatur<br />

der Form, Haltezeit bei Höchsttemperatur,<br />

Abkühlgeschwindigkeit,<br />

– Grundlegende Werkstoffeigenschaften<br />

Wärmeausdehnungskoeffizient, Wärmeleitfähigkeit,<br />

Warmstreckgrenze,<br />

Anlassbeständigkeit, Kriechfestigkeit,<br />

Dehnbarkeit,<br />

– Kerbwirkung<br />

Stege, Nuten, Bohrungen und Ecken,<br />

Oberflächenrauheit.<br />

Temperaturzyklus in der Form. Sehr<br />

wichtig ist, dass der Temperaturunterschied<br />

zwischen der Formoberfläche<br />

und dem flüssigen Metall nicht zu groß<br />

Bild 2: Gießmetall klebt an einem Kernstift<br />

ist. Deshalb ist ein Vorwärmen immer<br />

zu empfehlen. Die Vorwärmtemperatur<br />

sollte für Aluminium mindestens 180°C<br />

betragen, weil dann die Bruchzähigkeit<br />

annähernd doppelt so hoch ist wie bei<br />

Raumtemperatur.<br />

Auch die Oberflächentemperatur der<br />

Druckgießform hat Bedeutung für das<br />

etwaige Auftreten von Warmrissen. Bis<br />

zu 600°C halten sich bei einem normalen<br />

Warmarbeitsstahl Wärmeausdehnung<br />

und Spannungen in Grenzen. Darüber<br />

steigt die Gefahr einer Warmrissbildung<br />

erheblich an. Maßgeblich für die Oberflächentemperatur<br />

der Form sind Vorwärmtemperatur,<br />

Gießtemperatur, Gestaltung<br />

des Gussteils, Gestaltung und Größe der<br />

Form sowie thermische Eigenschaften des<br />

Formenstahls.<br />

Mit längeren Haltezeiten erhöht sich beim<br />

Formwerkstoff die Gefahr eines Überanlassens<br />

und Kriechens. Dies führt dann<br />

zu einer Herabsetzung der mechanischen<br />

Festigkeit und demzufolge zu einer geringeren<br />

Widerstandsfähigkeit gegen mechanische<br />

und/oder thermische Beanspruchungen.<br />

Die Abkühlgeschwindigkeit der Randschicht<br />

ist von erheblicher Bedeutung.<br />

Ein schnelleres Abkühlen führt zu größeren<br />

Spannungen und lässt Warmrisse<br />

früher eintreffen. Bei der Wahl des Trennmittels<br />

wird normalerweise ein Kompromiss<br />

zwischen der angestrebten Formlebensdauer<br />

und der Produktionsleistung<br />

getroffen. Aus Umweltgründen verwenden<br />

die meisten Druckgießer nunmehr<br />

wasserlösliche anstatt ölhaltige Trennmittel.<br />

Grundlegende Werkstoffeigenschaften.<br />

Ein niedriger Wärmeausdehnungskoeffizient<br />

ist gleichbedeutend mit niedrigen<br />

thermischen Spannungen. Stähle mit ho-


GIESSEREI-ERFAHRUNGSAUSTAUSCH 3 / <strong>2009</strong><br />

FORUM<br />

43<br />

her Wärmeleitfähigkeit weisen geringere<br />

Temperaturgradienten und dadurch<br />

auch geringere thermische Spannungen<br />

auf. Allerdings lässt sich schwer voraussagen<br />

oder durch Versuche feststellen, in<br />

welchem Ausmaß die Wärmeleitfähigkeit<br />

in diesem Zusammenhang von Bedeutung<br />

ist.<br />

Eine hohe Warmstreckgrenze reduziert die<br />

plastische Verformung und ist in Bezug<br />

auf die Warmrissgefahr von Vorteil.<br />

Die Warmrissschäden nehmen ein größeres<br />

Ausmaß an, wenn ein Formenstahl<br />

mit ursprünglich hoher Warmstreckgrenze<br />

während des Betriebs aufgrund der hohen<br />

Wärmebeanspruchung an Härte verliert.<br />

Deshalb sollte der Stahl eine gute<br />

Anlassbeständigkeit bei hohen Temperaturen<br />

aufweisen.<br />

Die mit der Anlassbeständigkeit verbundene<br />

Festigkeitsverminderung wird<br />

durch mechanische Beanspruchung beschleunigt,<br />

da der Stahl sowohl hoher<br />

Temperatur als auch mechanischer Beanspruchung<br />

ausgesetzt wird. Ein guter<br />

Formenstahl ist somit beständig gegen<br />

die vereinte Wirkung von hoher Temperatur<br />

und mechanischer Beanspruchung,<br />

d. h., er muss eine hohe Kriechfestigkeit<br />

aufweisen. Bei Experimenten hat sich sogar<br />

gezeigt, dass Warmrisse auch durch<br />

zyklische mechanische Beanspruchung<br />

bei konstanter Temperatur auftreten können.<br />

Die Duktilität ist ein Maß für die plastische<br />

Verformbarkeit eines Werkstoffs,<br />

ohne dass ein Riss eingeleitet wird. Bei<br />

gegebener Warmfestigkeit und vorgegebenen<br />

Temperaturzyklen bestimmt die<br />

Duktilität den Widerstand gegen die Einleitung<br />

der Brandrisse. Sie ist daher maßgeblich<br />

für die Schusszahl ohne bzw. mit<br />

wenigen Brandrissen. Wenn die Brandrisse<br />

größer werden, nimmt der Einfluss<br />

der Dehnbarkeit ab.<br />

Die Duktilität des Werkstoffs wird weitgehend<br />

von Schlackeneinschlüssen, Primärkarbiden<br />

und Seigerungen, d.h. von<br />

der Reinheit und Homogenität des Stahls,<br />

beeinflusst. Aus dieser Erkenntnis heraus<br />

werden Stähle für Druckgießformen des<br />

Anbieters Uddeholm nach einem besonderen<br />

Verfahren hergestellt.<br />

Spezielle Schmelz- und Verfeinerungstechniken,<br />

ein geregelter Schmiedevorgang<br />

und eine besondere Mikrogefügebehandlung<br />

haben eine wesentliche<br />

Anhebung der Duktilität ermöglicht. Dies<br />

kommt vor allem im Kernbereich dicker<br />

Abschnitte von größeren Werkzeugen<br />

zum Tragen.<br />

Kerbwirkung. Konstruktiv bedingte<br />

Spannungsspitzen und erhöhte Temperaturgradienten<br />

erhöhen die Spannungen<br />

und die Belastung an Stegen, Nuten, Bohrungen<br />

und Ecken. Deshalb treten an solchen<br />

Stellen frühzeitiger Warmrisse auf<br />

als auf ebenen Flächen. Durch das Zusammenwirken<br />

von Warmrissen mit Nuten<br />

und Kerben erhöht sich die Gefahr<br />

eines vollständigen Bruchs.<br />

Oberflächenfehler, z.B. Schleifriefen, fördern<br />

die Brandrissbildung ähnlich wie<br />

Nuten, Stege, Bohrungen und Ecken. Solange<br />

die Schleifkorngröße jedoch im Bereich<br />

von 220 bis 600 liegt, besteht keine<br />

Brandrissgefahr aufgrund der Oberflächenrauheit.<br />

Eine nicht übermäßig stark<br />

polierte Oberfläche ist vorzuziehen, da<br />

das Trennmittel besser an dieser anhaftet<br />

und sich gleichmäßiger verteilt. Deshalb<br />

ist z. B. Sandstrahlen oder Oxidieren zu<br />

empfehlen. Außerdem besteht dann eine<br />

geringere Klebneigung (Bild 2), und das<br />

Gussteil lässt sich leichter herausnehmen.<br />

Dies ist besonders wichtig beim Einfahren<br />

einer neuen Druckgießform.<br />

Korrosion durch die Metallschmelze<br />

Beim Druckgießen wird das flüssige Metall<br />

in die Form eingespritzt. Wenn der<br />

Formraum keine Schutzschicht aufweist,<br />

findet eine Reaktion zwischen<br />

dem flüssigen Metall und dem Formenstahl<br />

statt. Das Gießmetall diffundiert in<br />

die Formoberfläche und bildet intermetallische<br />

Phasen. Legierungsbestandteile<br />

(vor allem Eisen) aus der Formoberfläche<br />

diffundieren in das Gießmetall, wodurch<br />

sich die Form auflöst. Wenn starke intermetallische<br />

Verbindungen gebildet werden,<br />

verschmilzt das Gießmetall mit der<br />

Formenoberfläche.<br />

Uddeholm hat die Korrosionsneigung<br />

verschiedener Druckgießlegierungen untersucht<br />

und festgestellt, dass sie von<br />

mehreren Faktoren beeinflusst wird.<br />

Einflussfaktoren auf die Korrosion sind<br />

– Temperatur des Gießmetalls,<br />

– Zusammensetzung des Gießmetalls,<br />

– Gestaltung der Druckgießform,<br />

– Oberflächenbehandlung des Formenstahls.<br />

Temperatur des Gießmetalls. Bei den<br />

Druckgießlegierungen nimmt ab einer<br />

bestimmten Temperatur die Korrosionsgefahr<br />

zu. Zink reagiert mit Stahl ab etwa<br />

480°C, Aluminium ab etwa 720°C.<br />

Bei Kupferlegierungen scheint es keine<br />

kritische Temperatur zu geben, aber die<br />

Korrosionsgefahr erhöht sich langsam<br />

mit ansteigender Temperatur.<br />

Zusammensetzung des Gießmetalls.<br />

Reinmetalle greifen den Werkzeugstahl<br />

weit stärker an als handelsübliche Legierungen.<br />

Dies gilt sowohl für Zink (Zn)<br />

als auch für Aluminium (Al). Die Korrosionsgefahr<br />

nimmt auch zu, wenn Aluminiumschmelzen<br />

einen geringen Eisengehalt<br />

enthalten.<br />

Gestaltung der Druckgießform. Auch die<br />

Gestaltung der Druckgießform beeinflusst<br />

die Korrosionsneigung. Wenn das flüssige<br />

Metall zu schnell eingespritzt wird,<br />

kann das Trennmittel von der Formoberfläche<br />

weggespült werden. Eine zu hohe<br />

Einspritzgeschwindigkeit ist in der Regel<br />

die Folge eines fehlerhaft konstruierten<br />

Eingusssystems.<br />

Oberflächenbehandlung des Formenstahls.<br />

Die Oberflächenbehandlung des<br />

Stahls ist von großer Bedeutung. Wenn<br />

ein metallischer Kontakt zwischen dem<br />

Formenstahl und dem flüssigen Metall<br />

vermieden werden kann, besteht eine erheblich<br />

geringere Korrosionsgefahr. Eine<br />

Oxidschicht auf der Oberfläche bietet<br />

einen guten Schutz. Auch nitrierte oder<br />

teniferbehandelte Oberflächen sind in gewissem<br />

Ausmaß geschützt.<br />

Erosion durch geschmolzenes<br />

Gießmaterial<br />

Erosion ist eine Art von warmmechanischem<br />

Verschleiß auf der Formoberfläche,<br />

der hauptsächlich durch die<br />

Strömung der Schmelze verursacht<br />

wird. Sie hängt in erster Linie von der<br />

Strömungsgeschwindigkeit (besonders<br />

im Anschnitt), der Temperatur und der<br />

Zusammensetzung des Gießmetalls<br />

ab.<br />

Einspritzgeschwindigkeiten von über<br />

55 m/s erhöhen die Erosionsgefahr beträchtlich.<br />

Auch eine hohe Temperatur<br />

beeinflusst die Situation, da die Formoberfläche<br />

weicher wird. Harte Partikel,<br />

wie Einschlüsse und/oder harte Siliciumteilchen<br />

von übereutektischen Aluminiumschmelzen<br />

(mehr als 12,7% Silicium)<br />

erhöhen die Gefahr von Erosionsschäden<br />

weiter.<br />

Meistens tritt eine Kombination von Korrosions-<br />

und Erosionsschäden auf der<br />

Formoberfläche auf. Welcher Schaden dominiert,<br />

hängt hauptsächlich von der Einspritzgeschwindigkeit<br />

des flüssigen Materials<br />

ab. Bei hohen Geschwindigkeiten ist


44 FORUM<br />

GIESSEREI-ERFAHRUNGSAUSTAUSCH 3 / <strong>2009</strong><br />

Bild 3: Erosionsschaden an einer Druckgießform<br />

gewöhnlich der Erosionsschaden dominant<br />

(Bild 3). Der Druckgussstahl muss<br />

eine hohe Anlassbeständigkeit sowie eine<br />

hohe Warmfestigkeit aufweisen.<br />

Die Zähigkeit ist die Fähigkeit eines<br />

Werkstoffs, Zugspannungen an scharfen<br />

Kerben oder auch Rissen (z.B. Brandrisse)<br />

ohne Rissbildung bzw. Risswachstum<br />

aufzunehmen. Bei Druckgießformen<br />

ist die Zähigkeit abhängig von der Stahlsorte<br />

und von deren Wärmebehandlung.<br />

Da sich die mechanischen und<br />

thermischen Spannungen in allen Richtungen<br />

in der Form ausbreiten, muss die<br />

Zähigkeit des Stahls sowohl in Längs-,<br />

Quer- und Dickenrichtung berücksichtigt<br />

werden.<br />

Dievar, Vidar Superior, Orvar Supreme<br />

und QRO 90 Supreme werden in einem<br />

speziellen Verfahren hergestellt, das annähernd<br />

isotrope mechanische Eigenschaften<br />

ergibt.<br />

Die Temperaturwechsel in der Oberfläche<br />

lösen hohe Spannungen aus. Diese<br />

führen zu Thermoschockrissen (Brandrissen).<br />

Die Thermoschockrisse können<br />

aufgrund der Spannungen zum Bruch<br />

führen.<br />

Eindrücke an den Trennflächen oder ein<br />

Absenken der Form beruhen gewöhnlich<br />

auf einer zu niedrigen Warmfestigkeit.<br />

Bei erhöhter Temperatur nimmt die<br />

Festigkeit des Stahls und damit auch seine<br />

Härte ab. Entsprechend erhöht sich<br />

bei einer Druckgießform mit der Betriebstemperatur<br />

auch die Neigung zu<br />

Eindrücken. Sowohl der auf die Formhälften<br />

wirkende Schließdruck als auch<br />

der Einspritzdruck des Gießmetalls sind<br />

so hoch, dass eine bestimmte Mindestwarmfestigkeit<br />

erforderlich ist. Besonders<br />

wichtig ist dies beim Druckgießen<br />

von Aluminium-, Magnesium- und<br />

Kupferlegierungen.<br />

Georg Zwick, Technischer Berater, Uddeholm,<br />

Düsseldorf<br />

Weitere Informationen:<br />

www.uddeholm.de

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