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Was sind Plagiate - Umwelt-Campus Birkenfeld

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Vorsicht Plagiat!<br />

<strong>Was</strong> <strong>sind</strong> <strong>Plagiate</strong> – und wie vermeide ich sie?<br />

Stefan Bagusche, Bibliothek <strong>Umwelt</strong>-<strong>Campus</strong> <strong>Birkenfeld</strong><br />

Version: 06. Februar 2013<br />

Plagiat: Wortherkunft und Definition<br />

Wortherkunft: plagiarius (lat.) = Menschenräuber<br />

Ursprung der heutigen Bedeutung: Der römische Dichter Martialis bezeichnete seine Gedichte als<br />

seine freigelassenen Sklaven – und Personen, die sich seine Werke unrechtmäßig zu Eigen machten,<br />

als „Menschenräuber“.<br />

Definition: Plagiat (beschränkt auf Texte)<br />

Ein Plagiat liegt genau dann vor, wenn eine Person Stellen aus anderen Texten:<br />

(a) unverändert, nur minimal abgeändert oder in bloß übersetzter Form übernimmt, ohne sie<br />

als direkte Zitate zu kennzeichnen, oder<br />

(b) in eigenen Worten übernimmt, ohne sie als sinngemäße Zitate zu kennzeichnen.<br />

Ausnahme: Textstellen, die (fachspezifisches) Allgemeinwissen ausdrücken und in eigenen<br />

Worten übernommen werden, <strong>sind</strong> auch ohne Zitatkennzeichnung keine <strong>Plagiate</strong>.<br />

Hinweis: <strong>Plagiate</strong> können in unterschiedlichem Umfang vorliegen (Teil- vs. Vollplagiat) und werden<br />

entsprechend unterschiedlich sanktioniert.<br />

Zwei Konsequenzen aus obiger Definition:<br />

1. Wörtliche Übernahmen, die bloß als sinngemäße Zitate gekennzeichnet werden, gelten als<br />

<strong>Plagiate</strong>!<br />

2. Es ist möglich, sich selbst zu plagiieren!<br />

Wichtige Regeln zum wissenschaftlichen Zitieren (unvollständig)<br />

Zitieren: allgemein<br />

● Regel 1: Urheberrechtlich geschützte Texte dürfen zu wissenschaftlichen Zwecken ganz oder<br />

auszugsweise zitiert werden.<br />

● Regel 2: Zitiere nach Möglichkeit immer aus der Originalquelle! Ist die Textstelle, die zitiert<br />

werden soll, nur in zitierter Form zugänglich: Gebe Original- und Sekundärquelle an!<br />

(Form: „…“ [Originalquelle] zit. n. [Sekundärquelle])<br />

Fiktives Beispiel: „Der Begriff des Widerspruchs ist in sich widersprüchlich, da er die Möglichkeit<br />

des Unmöglichen voraussetzt.“ (Orgel (1875), S. 125 zit. n. Seibert (1964), S. 19)<br />

1


Direktes Zitieren<br />

● Regel 1: Zitiere nach Möglichkeit nur direkt, wenn (a) der Leser die Originalstelle zum Verständnis<br />

kennen muss, (b) die Stelle besonders treffend formuliert ist oder (c) eine Definition<br />

im genauen Wortlaut übernommen werden soll!<br />

● Regel 2: Zitiere grundsätzlich buchstaben- und wortgetreu – inklusive Fehlern! Kennzeichne jeden<br />

Eingriff!<br />

Möglichkeiten, Änderungen in direkten Zitaten kenntlich zu machen:<br />

Auslassung ein Wort: [..]<br />

Auslassung mehrere Worte: [...]<br />

Eigene Ergänzungen:<br />

[..., Anm. des Verf.]<br />

Eigene Hervorhebungen:<br />

[Hervorh. durch den Verf.]<br />

Originalfehler kenntlich machen:<br />

[sic!]<br />

Umgang mit Zitaten im Originaltext: „...“ umwandeln in ‚...“<br />

● Regel 3: Direkte Zitate müssen für den Leser eindeutig als solche zu erkennen sein, insbesondere<br />

Anfang und Ende! (I.d.R. wird das Zitat hierzu durch Anführungszeichen markiert!)<br />

Sinngemäßes Zitieren<br />

● Regel 1: Der Austausch von ein, zwei Wörtern macht aus einem direkten kein sinngemäßes Zitat!<br />

● Regel 2: Sinngemäße Zitate müssen für den Leser eindeutig als solche zu erkennen sein! (Beleg<br />

wird meistens mit „s.“ oder „vgl.“ eingeleitet.)<br />

● Regel 3: Ein allgemeiner Verweis (z.B. „in der Literatur findet sich häufig die Position, dass ...“)<br />

braucht einen Mehrfachbeleg!<br />

Grauzonen (Ab welcher Länge muss belegt werden? <strong>Was</strong> ist Allgemeinwissen?)<br />

Faustregeln für das direkte und sinngemäße Zitieren (vage)<br />

● Regel 1 (direktes Zitieren): (a) Wenn eine übernommene Wendung fünf oder mehr Wörter lang<br />

ist, sollte sie als direktes Zitat gekennzeichnet werden! (Ausnahme: Etwas längere Wendungen,<br />

die Allgemeinwissen ausdrücken und keine Besonderheit aufweisen, z.B. „Estland ist seit dem<br />

Jahr 2004 Mitglied der EU“.) (b) Wendungen, die kürzer als fünf Wörter <strong>sind</strong>, sollten als direkte<br />

Zitate gekennzeichnet werden, wenn sie auffällig formuliert <strong>sind</strong> (z.B. „eine Hadeskappe des<br />

Imperialismus“). [Siehe zu (a) Hexham 2005]<br />

● Regel 2 (sinngemäßes Zitieren): Mache immer deutlich, wenn Du Gedanken oder Ideen aus anderen<br />

Texten (in paraphrasierter Form) übernimmst oder sonst wie heranziehst! Das gilt insbesondere<br />

für: (a) Definitionen, (b) Behauptungen, Hypothesen, (c) Wertaussagen und (d) Argumente/Argumentationen<br />

(Ausnahme: fachspezifisches Allgemeinwissen).<br />

2


Fachspezifisches Allgemeinwissen<br />

Der Begriff des (fachspezifischen) Allgemeinwissens ist vage.<br />

Zwei Definitionsansätze:<br />

Normativ: Fachspezifisches Allgemeinwissen ist Wissen, das jeder besitzen sollte, der sich<br />

ernsthaft oder beruflich mit dem jeweiligen Fach beschäftigt.<br />

Deskriptiv: Fachspezifisches Allgemeinwissen ist Wissen, das von (fast) allen Personen geteilt<br />

wird, die sich ernsthaft oder beruflich mit dem jeweiligen Fach beschäftigen.<br />

Im Zweifelsfall gilt: <strong>Was</strong> zum fachspezifischen Allgemeinwissen zählt, wird durch die prüfende Institution<br />

entschieden (siehe Albers 2012)!<br />

Indizien dafür, dass eine Textstelle oder Aussage A (fachspezifisches) Allgemeinwissen ist:<br />

1. A gilt in der Fachwelt als unstrittig.<br />

2. A wird in Fachbüchern gar nicht oder nur notdürftig belegt.<br />

3. A taucht nur (noch) in einleitenden Stellen der Fachliteratur auf.<br />

4. A wird von Fachleuten als „Allgemeinwissen“ bezeichnet<br />

5. A steht in allgemeinen Nachschlagewerken, Formelsammlungen oder Schülerlexika.<br />

Sieben häufige Plagiatstypen (gemäß Irving Hexham: The Plague of Plagiarism, 2005)<br />

Typ 1: Direktes Plagiat („straight plagiarism“)<br />

Eine Textstelle wird mit Ausnahme von einigen wenigen Änderungen wörtlich übernommen, aber<br />

nicht als direktes Zitat gekennzeichnet. Beispiel:<br />

Original (Bremer 2001) Plagiat (Anonymus 2012)<br />

Und Objektivität ist das zentrale<br />

Anliegen der Logik. Wenn also jeglicher<br />

Psychologismus abzuhalten ist,<br />

befasst sich die Logik auch nicht mit<br />

dem Vermögen zu schließen, sondern<br />

mit der Frage, ob Folgerungsbeziehungen<br />

bestehen oder nicht:<br />

„die Logik ist die Wissenschaft der<br />

allgemeinsten Gesetze des Wahrseins.“<br />

4 Diese Gesetze bestehen,<br />

nach Frege, unabhängig von Akten<br />

des Denkens.<br />

___________<br />

4 Frege 1978: 39<br />

Objektivität ist das hauptsächliche<br />

Anliegen der Logik. Wenn also jeder<br />

Psychologismus fernzuhalten ist,<br />

befasst sich die Logik auch nicht mit<br />

dem Vermögen zu schließen, sondern<br />

mit der Frage, ob Folgerungsbeziehungen<br />

vorliegen oder nicht:<br />

„Die Logik ist die Wissenschaft der<br />

allgemeinsten Gesetze des Wahrseins.“<br />

56 Diese Gesetze bestehen,<br />

nach Gottlob Frege, unabhängig von<br />

Akten des Denkens.<br />

___________<br />

56 Frege 1978: 39<br />

[Anmerkung: Kursivsetzungen in den rechten Spalten markieren Änderungen gegenüber dem Originaltext<br />

in der linken Spalte.]<br />

3


Typ 2: Plagiat trotz Verwendung des Autorennamens („plagiarism using a citation“)<br />

Eine Textstelle wird wörtlich übernommen und der Autorenname im Text genannt. Die Kennzeichnung<br />

als direktes Zitat unterbleibt allerdings. (Nicht selten wird der Autor dabei positiv erwähnt,<br />

um die Täuschungsabsicht abzuschwächen.) Beispiel:<br />

Original (Bremer 2001) Plagiat (Anonymus 2012)<br />

Und Objektivität ist das zentrale<br />

Anliegen der Logik. Wenn also jeglicher<br />

Psychologismus abzuhalten ist,<br />

befasst sich die Logik auch nicht mit<br />

dem Vermögen zu schließen, sondern<br />

mit der Frage, ob Folgerungsbeziehungen<br />

bestehen oder nicht:<br />

„die Logik ist die Wissenschaft der<br />

allgemeinsten Gesetze des Wahrseins.“<br />

4 Diese Gesetze bestehen,<br />

nach Frege, unabhängig von Akten<br />

des Denkens.<br />

___________<br />

4 Frege 1978: 39<br />

Wie Bremer so pointiert und treffend<br />

zusammenfasst, ist Objektivität<br />

das zentrale Anliegen der Logik.<br />

Wenn jeder Psychologismus fernzuhalten<br />

ist, befasst sich die Logik<br />

auch nicht mit dem Vermögen zu<br />

schließen, sondern mit der Frage,<br />

ob Folgerungsbeziehungen bestehen<br />

oder nicht: „Die Logik ist die<br />

Wissenschaft der allgemeinsten<br />

Gesetze des Wahrseins.“ 56 Diese<br />

Gesetze bestehen, nach Frege, unabhängig<br />

von Akten des Denkens.<br />

___________<br />

56 Frege 1978: 39<br />

Typ 3: Plagiat trotz Verwendung einer Fußnote (einfach) („simple plagiarism using a footnote“)<br />

Eine Textstelle wird wörtlich übernommen, jedoch nicht als direktes, sondern nur als sinngemäßes<br />

Zitat gekennzeichnet. Beispiel:<br />

Original (Bremer 2001) Plagiat (Anonymus 2012)<br />

Und Objektivität ist das zentrale<br />

Anliegen der Logik. Wenn also jeglicher<br />

Psychologismus abzuhalten ist,<br />

befasst sich die Logik auch nicht mit<br />

dem Vermögen zu schließen, sondern<br />

mit der Frage, ob Folgerungsbeziehungen<br />

bestehen oder nicht:<br />

„die Logik ist die Wissenschaft der<br />

allgemeinsten Gesetze des Wahrseins.“<br />

4 Diese Gesetze bestehen,<br />

nach Frege, unabhängig von Akten<br />

des Denkens.<br />

___________<br />

4 Frege 1978: 39<br />

Wie Bremer zusammenfasst, ist<br />

Objektivität das zentrale Anliegen<br />

der Logik. Wenn jeder Psychologismus<br />

fernzuhalten ist, befasst sich<br />

die Logik auch nicht mit dem Vermögen<br />

zu schließen, sondern mit<br />

der Frage, ob Folgerungsbeziehungen<br />

bestehen oder nicht. 56<br />

__________________<br />

56 Vgl. Bremer 2001: 22<br />

4


Typ 4: Plagiat trotz Verwendung einer Fußnote (komplex) („complex plagiarism using a fn.“)<br />

Mehrere Textstellen werden wörtlich übernommen. Einige werden dabei nicht als Zitate gekennzeichnet,<br />

sondern ‚im Windschatten‘ der anderen Stellen ‚eingeschmuggelt‘. Beispiel:<br />

Original (Bremer 2001) Plagiat (Anonymus 2012)<br />

Und Objektivität ist das zentrale<br />

Anliegen der Logik. Wenn also jeglicher<br />

Psychologismus abzuhalten ist,<br />

befasst sich die Logik auch nicht mit<br />

dem Vermögen zu schließen, sondern<br />

mit der Frage, ob Folgerungsbeziehungen<br />

bestehen oder nicht:<br />

„die Logik ist die Wissenschaft der<br />

allgemeinsten Gesetze des Wahrseins.“<br />

4 Diese Gesetze bestehen,<br />

nach Frege, unabhängig von Akten<br />

des Denkens.<br />

___________<br />

4 Frege 1978: 39<br />

[S. 22]<br />

Ganz entsprechend fasst auch Russell<br />

die Gesetze der Logik als objektiv<br />

und geistunabhängig auf.<br />

[S. 24]<br />

Wie auch später Russell die Gesetze<br />

der Logik ganz entsprechend als<br />

objektiv und geistunabhängig auffasst,<br />

befasst sich die Logik gemäß<br />

Frege nicht mit dem Vermögen zu<br />

schließen, sondern mit der Frage,<br />

ob Folgerungsbeziehungen bestehen<br />

oder nicht: 56 „Die Logik ist die<br />

Wissenschaft der allgemeinsten<br />

Gesetze des Wahrseins.“ 57 Diese<br />

Gesetze existieren ihm zufolge unabhängig<br />

von den Akten des Denkens.<br />

__________________<br />

56<br />

Vgl. Bremer 2001: 22<br />

57 Frege 1978: 39<br />

Typ 5: Plagiat durch ‚verrutschte‘ Anführungszeichen („plagiarism with hanging quotations“)<br />

Eine Textstelle wird wörtlich übernommen und belegt. Die Anführungszeichen werden jedoch so<br />

gesetzt, dass sie nur einen Teil der Textstelle als direktes Zitat kennzeichnen. Beispiel:<br />

Original (Bremer 2001) Plagiat (Anonymus 2012)<br />

Und Objektivität ist das zentrale<br />

Anliegen der Logik. Wenn also jeglicher<br />

Psychologismus abzuhalten ist,<br />

befasst sich die Logik auch nicht mit<br />

dem Vermögen zu schließen, sondern<br />

mit der Frage, ob Folgerungsbeziehungen<br />

bestehen oder nicht:<br />

„die Logik ist die Wissenschaft der<br />

allgemeinsten Gesetze des Wahrseins.“<br />

4 Diese Gesetze bestehen,<br />

nach Frege, unabhängig von Akten<br />

des Denkens.<br />

___________<br />

4 Frege 1978: 39<br />

Bremer bringt es wie folgt auf den<br />

Punkt: „Objektivität ist das zentrale<br />

Anliegen der Logik.“ 56 Wenn also<br />

jeder Psychologismus abzuhalten ist,<br />

befasst sich die Logik auch nicht mit<br />

der Fähigkeit zu schließen, sondern<br />

mit der Frage, ob Folgerungsbeziehungen<br />

vorliegen oder nicht. 57<br />

_________<br />

56<br />

Bremer 2001: 22<br />

57<br />

Frege 1978: 39<br />

5


Typ 6: Paraphrasen-Plagiat („paraphrasing as plagiarism”)<br />

Eine Textstelle wird sinngemäß übernommen, jedoch nicht als sinngemäßes Zitat gekennzeichnet.<br />

Beispiel:<br />

Original (Bremer 2001) Plagiat (Anonymus 2012)<br />

Und Objektivität ist das zentrale<br />

Anliegen der Logik. Wenn also jeglicher<br />

Psychologismus abzuhalten ist,<br />

befasst sich die Logik auch nicht mit<br />

dem Vermögen zu schließen, sondern<br />

mit der Frage, ob Folgerungsbeziehungen<br />

bestehen oder nicht:<br />

„die Logik ist die Wissenschaft der<br />

allgemeinsten Gesetze des Wahrseins.“<br />

4 Diese Gesetze bestehen,<br />

nach Frege, unabhängig von Akten<br />

des Denkens.<br />

___________<br />

4 Frege 1978: 39<br />

Gottlob Frege vertritt eine antipsychologistische<br />

Position: Ihm zufolge<br />

geht es in der Disziplin der<br />

Logik allein um die Frage, ob zwischen<br />

einer Satzmenge M und einem<br />

Satz S logische Folgerung vorliegt<br />

oder nicht. Die dabei relevanten<br />

Gesetzmäßigkeiten bestünden<br />

unabhängig von den Akten des Denkens.<br />

Auf den Punkt gebracht, ließe<br />

sich demnach sagen: „Das Kernanliegen<br />

der Logik ist die Objektivität.“<br />

___________<br />

Typ 7: Selbstplagiat („self-plagiarism”)<br />

Ein eigener Text wird in einem zweiten eigenen Text mehr oder weniger unverändert übernommen,<br />

ohne dass dies gekennzeichnet wird. (Die Kennzeichnung könnte allerdings auch in allgemeinerer<br />

Form vorgenommen werden, z.B. in der Einleitung.) Beispiel:<br />

Original (Bremer 2001)<br />

Und Objektivität ist das zentrale<br />

Anliegen der Logik. Wenn also jeglicher<br />

Psychologismus abzuhalten ist,<br />

befasst sich die Logik auch nicht mit<br />

dem Vermögen zu schließen, sondern<br />

mit der Frage, ob Folgerungsbeziehungen<br />

bestehen oder nicht:<br />

„die Logik ist die Wissenschaft der<br />

allgemeinsten Gesetze des Wahrseins.“<br />

4 Diese Gesetze bestehen,<br />

nach Frege, unabhängig von Akten<br />

des Denkens.<br />

Plagiat (Bremer 2055 – fiktiv!)<br />

Objektivität ist das Kernanliegen der<br />

Logik. Wenn demnach jeder Psychologismus<br />

fernzuhalten ist, befasst<br />

sich die Logik auch nicht mit der<br />

Fähigkeit zu schließen, sondern mit<br />

der Frage, ob Folgerungsbeziehungen<br />

bestehen oder nicht: „die Logik<br />

ist die Wissenschaft der allgemeinsten<br />

Gesetze des Wahrseins“ 7 . Diese<br />

Gesetze bestehen, nach Frege, unabhängig<br />

von Akten des Denkens.<br />

___________<br />

4 Frege 1978: 39<br />

___________<br />

7<br />

Frege 1978: 39<br />

[Hinweis: Die Originalstelle aus den Beispielen ist folgendem Buch entnommen: Bremer, Manuel (2001): Rationalität und Naturalisierung.<br />

Zur Problemgeschichte von Vernunft und Verstand in der Analytischen Philosophie, Berlin: Weißensee-Verlag, S. 22]<br />

6


Wie vermeide ich <strong>Plagiate</strong>? Drei drei Tipps<br />

Ursache 1: Unsicherheiten in der Zitiertechnik<br />

● Tipp 1: Standardwerk zum wissenschaftlichen Arbeiten zulegen! (evtl. nach Rücksprache mit<br />

Dozenten)<br />

● Tipp 2: Sich an wissenschaftlichen Vorlagen orientieren: Wie wird dort mit meinem Zitierproblem<br />

umgegangen?<br />

● Tipp 3: Der goldenen Regel folgen: Im Zweifelsfall als Zitat kennzeichnen!<br />

Ursache 2: Verlorene Übersicht: <strong>Was</strong> ist von mir, was von anderen?<br />

● Tipp 1: Alles nachrecherchieren oder neu starten!<br />

● Tipp 2: Vorbeugen: Bereits beim (a) Recherchieren, (b) Exzerpieren und (c) ersten Schreiben<br />

dokumentieren: (Wo) habe ich was von wem gefunden?<br />

● Tipp 3: Vorbeugen: Sich anschauen, ob Literaturverwaltungsprogramme einem nützlich erscheinen!<br />

Alternativ: Das eigene Ablage- und Dokumentationssystem überdenken!<br />

Ursache 3: Angst vor mangelnder Eigenleistung<br />

● Tipp 1: Positive Seiten des Zitierens sehen – nämlich:<br />

(a) Absichern von Aussagen und Positionen (im pragmatischen Sinn)<br />

(b) Nachweis eigener Recherche- und Forschungstätigkeit<br />

(c) Nachweis der Fähigkeit zum wissenschaftlichen Arbeiten<br />

● Tipp 2: Rücksprache mit Dozentinnen und Dozenten halten: Worin könnte mein Forschungsbeitrag<br />

bestehen?<br />

● Tipp 3: Den Forschungsgegenstand auf kontroverse Fragen hin überprüfen und viel Literatur zu<br />

diesen Fragen lesen!<br />

Plagiat aus Zufall oder Versehen?<br />

Debora Weber-Wulff zur Möglichkeit zufälliger Übereinstimmungen:<br />

„Keine Angst – man hat seine eigene Stimme und seinen eigenen Stil beim Schreiben. […] Wenn<br />

man in eigenen Worten schreibt, wird man schon nicht ‚aus Versehen‘ plagiieren, dazu ist die<br />

Sprache zu vielfältig.“ (Portal Plagiat, FAQs, Antwort auf Frage 37)<br />

Ergänzung I: Knappe Beschreibungen von Standardbeispielen oder historischen Ereignissen werden<br />

sich sprachlich stark ähneln. Aber: Solange keine längeren Textstellen wörtlich übernommen<br />

wurden und ein, zwei Belege angeführt <strong>sind</strong>, werden solche Fälle nicht als <strong>Plagiate</strong> gewertet.<br />

7


Irving Hexham schreibt: „Zum Beispiel ist es fast unmöglich, die Ursprünge von Ereignissen wie der<br />

Watergate-Affäre in 300 Wörtern zu beschreiben, ohne die beinahe identischen Wörter zu benutzen,<br />

die jeder andere benutzt, der versucht, dasselbe Ereignis zu beschreiben.“ (Hexham 2005, aus<br />

dem Englischen St.B.)<br />

Ergänzung II (Irving Hexham zum Aufdecken von <strong>Plagiate</strong>n):<br />

„Es kann nicht genug betont werden, dass jeder ein paar Fehler macht und dass echte Fälle ähnlicher<br />

[Wort]verwendungen auftauchen können. <strong>Was</strong> also ermittelt werden muss, <strong>sind</strong> Verhaltensmuster,<br />

sich wiederholende Gepflogenheiten und klare Anzeichen für einen Täuschungsversuch.“<br />

(Hexham 2005, aus dem Englischen St.B.)<br />

Zusatzpunkt: Plagiatssoftware<br />

Test zur Einschätzung der Leistungsfähigkeit von Plagiatssoftware (2010)<br />

durchgeführt von: Katrin Köhler und Debora Weber-Wulff (HTW Berlin)<br />

Test auf: Effektivität, Benutzerfreundlichkeit und Professionalität<br />

Bericht und Ergebnisse abrufbar unter: http://plagiat.htw-berlin.de/wp-content/uploads/Plagiats<br />

erkennung Test2010-final.pdf<br />

Top 10 der Gesamtwertung des Plagiatserkennungstests 2010 (Köhler/Weber-Wulff)<br />

1. PlagAware<br />

2. Turnitin<br />

3. Ephorus<br />

4. Plag-Scan<br />

5. Urkund<br />

6. Plagiarism Finder<br />

7. Docoloc<br />

8. Copyscape Premium<br />

9. Blackboard<br />

10. Plagiarisma (freeware)<br />

Hinweis für Mitarbeiter des UCB<br />

Die Software Plagiarism Finder ist für Mitarbeiter des UCB über die Fachbereichssekretariate entleihbar<br />

(auf USB-Stick).<br />

Eine Frage zum Schluss<br />

Frage: In diesem Leitfaden <strong>sind</strong> nur direkte Zitate als solche gekennzeichnet. Warum? Hätten bestimmte<br />

andere Passagen nicht als sinngemäße Zitate ausgewiesen werden müssen?<br />

Antwort: Nein. Bei diesem Dokument handelt es sich um keinen wissenschaftlichen Text, sondern um<br />

Ratgeberlektüre – eine Literaturform, für die weniger strenge Auflagen gelten (ähnlich wie im Fall<br />

von Presseartikeln). Außerdem können die hier vermittelten Informationen als Allgemeinwissen im<br />

Bereich ‚Wissenschaftliches Arbeiten‘ betrachtet werden: Sie finden sich in zahlreichen Ratgebern<br />

dieser Art wieder.<br />

8


Literatur- und Linkhinweise:<br />

● Albers, Albert et al. (2012): Gemeinsames Positionspapier des Allgemeinen Fakultätentags<br />

(AFT), der Fakultätentage und des Deutschen Hochschulverbandes (DHV) vom 9. Juli 2012<br />

Inhalt: Positionspapier des Hochschulverbandes zur guten wissenschaftlichen Praxis für das<br />

Verfassen wissenschaftlicher Qualifikationsarbeiten<br />

online unter: http://www.hochschulverband.de/cms1/uploads/media/Gute_wiss._Praxis_Fa<br />

kultaetentage_01.pdf<br />

● Bundesministerium der Justiz: Urheberrecht (Gesetzlicher Hintergrund zum Thema ‚Plagiat‘,<br />

relevant <strong>sind</strong> insbesondere: § 51, § 62f., § 63, §§ 97ff., § 106.)<br />

online unter: http://www.gesetze-im-internet.de/urhg/index.html<br />

● Hexham, Irving (2005): The Plague of Plagiarism. Academic Plagiarism Defined (Universität<br />

Calgary)<br />

Inhalte: How serious a problem is academic plagiarism? / So what is plagiarism? / Types of<br />

plagiarism / Indications of plagiarism / Discussion and caution / Correct citation and quotation<br />

/ Conclusion<br />

online unter: http://people.ucalgary.ca/~hexham/content/articles/plague-of-plagiarism.html<br />

● LOTSE (Library Online Tour and Self Paced Education): Seite der Universitäts- und Landesbibliothek<br />

Münster, die einführende Lernvideos zum Thema 'Plagiat' enthält.<br />

online unter: http://lotse.uni-muenster.de/<br />

● Portal Plagiat: Seite der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, auf der viele Informationen<br />

rund um das Thema 'Plagiat' zusammengestellt wurden.<br />

Lerneinheiten u.a.: Fremde Federn Finden / Lerneinheit "Plagiat" / St. Martin's Workshop on<br />

Plagiarism / Plagiarism Tutorial etc. pp.<br />

online unter: http://plagiat.htw-berlin.de<br />

Eine ausführliche und umfangreiche Medienliste zum Thema ‚Plagiat‘ können Sie abrufen unter:<br />

http://www.ism-info.de/pdf/Medienliste_Plagiatspraevention_20120131.pdf<br />

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