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Nachrichten mit UFZ- III-IV/09 - Umweltbibliothek Leipzig

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<strong>Nachrichten</strong> <strong>mit</strong> <strong>UFZ</strong>- <strong>III</strong>-<strong>IV</strong>/<strong>09</strong><br />

aus der <strong>Umweltbibliothek</strong> <strong>Leipzig</strong> Beilage No. 39<br />

° ° ° <strong>Nachrichten</strong>-Ticker ° ° ° <strong>Nachrichten</strong>-Ticker ° ° °<br />

Mitteldeutsches Klimabüro nimmt Arbeit in <strong>Leipzig</strong> auf: Entscheidungsträger aus<br />

Politik, Verwaltung und Wirtschaft Mitteldeutschlands können ab sofort Informationen zum Klimawandel<br />

aus erster Hand erhalten. Das Mitteldeutsche Klimabüro am Helmholtz-Zentrum für<br />

Umweltforschung (<strong>UFZ</strong>) ist eines von vier jetzt eröffneten regionalen Deutschen Klimabüros und<br />

soll als Schnittstelle des Wissenstransfers zwischen Anwendern und Wissenschaft arbeiten. Die<br />

regionalen Klimabüros sollen Forschungsergebnisse, die für klimaempfindliche Bereiche der jeweiligen<br />

Region besonders relevant sind, bündeln und ver<strong>mit</strong>teln. Das Mitteldeutsche Klimabüro konzentriert<br />

sich in diesem Verbund auf natur- und sozialwissenschaftliche Aspekte des Klimawandels.<br />

Dies sind z.B. Wechselwirkungen zwischen Klimawandel und Landnutzung oder die Bewertung<br />

von Anpassungsmaßnahmen an die Folgen der Klimaänderung. Im Mitteldeutschen Raum ist bis<br />

zum Ende des Jahrhunderts vor allem <strong>mit</strong> weniger Sommerniederschlägen bei gleichzeitig höheren<br />

Temperaturen zu rechnen. "Dies wird eine der großen Herausforderungen für Wasserversorger,<br />

Land- und Forstwirtschaft sein", so Dr. Andreas Marx, Koordinator des Klimabüros in <strong>Leipzig</strong>. In<br />

Sachsen-Anhalt hat das Mitteldeutsche Klimabüro bereits vor der offiziellen Eröffnung seine Expertise<br />

in die Erarbeitung der Anpassungsstrategie des Landes an den Klimawandel eingebracht. Die<br />

Initiativen stehen im Zusammenhang <strong>mit</strong> der Deutschen Anpassungsstrategie (DAS) an den Klimawandel.<br />

Langfristiges Ziel ist dabei die Verminderung der Verletzlichkeit bzw. die Steigerung<br />

der Anpassungsfähigkeit natürlicher, gesellschaftlicher und ökonomischer Systeme an die unvermeidbaren<br />

Auswirkungen des globalen Klimawandels. Bis 2011 wird dazu ein Aktionsplan zur Anpassung<br />

erarbeitet. Westsachsen ist dabei derzeit eine von acht deutschen Modellregionen, die im<br />

Modellvorhaben Raumentwicklungsstrategien zum Klimawandel ("KlimaMoro") regionale Klimaschutz-<br />

und Klimaanpassungsstrategien <strong>mit</strong>tels Anwendung und Weiterentwicklung des raumordnerischen<br />

Instrumentariums entwickeln soll. Trotz medialer Aufbereitung werden die Risiken des<br />

Klimawandels heute meist noch als vermeintlich fernes Problem betrachtet, dass das eigene Handeln<br />

kaum betrifft. Zur Minderung des Klimawandels und zur Anpassung an die unvermeidbaren<br />

Folgen werden jedoch <strong>mit</strong>tel- und langfristig wirksame Konzepte benötigt - sowohl zur Vermeidung<br />

weiterer klimaschädlicher Einflüsse als auch zur Anpassung an die bereits eingetretenen oder<br />

noch zu erwartenden Folgen. Mehr zu den Forschungen und zum Beitrag des <strong>UFZ</strong> erfahren Sie in<br />

der Sonderausgabe des <strong>UFZ</strong>-Newsletters "In Sachen Klimawandel", der dieser Ausgabe der <strong>Nachrichten</strong><br />

beiliegt und der auch im Internet verfügbar ist.<br />

(www.klimabuero.de; www.<strong>mit</strong>teldeutsches-klimabuero.de; www.ufz.de/index.php?de=10690<br />

www.bbsr.bund.de/cln_016/nn_22702/BBSR/DE/FP/MORO/Forschungsfelder/20<strong>09</strong>/RaumKlima/01_<br />

_Start.html)<br />

Klimaschutzkampagne, EEA und Internetseite der Stadt <strong>Leipzig</strong>: Die Stadt <strong>Leipzig</strong><br />

hat jetzt eine Vereinbarung <strong>mit</strong> dem Freistaat Sachsen über die Teilnahme am „European Energy<br />

Award“ (EEA) unterzeichnet und da<strong>mit</strong> einen Auftrag des Stadtrates aus dem Jahr 2008 im ersten<br />

Schritt umgesetzt. Der EEA ist ein Qualitätsmanagementsystem und ein Zertifizierungsverfahren,<br />

das die Effizienz des kommunalen Energieeinsatzes verbessern und so zu Umwelt- und Kostenentlastungen<br />

führen soll. Ein Energieteam soll die Erstellung einer Ist-Stands-Analyse und eines<br />

Maßnahmeplans zur Energieeinsparung und dessen Umsetzung koordinieren und begleiten.<br />

<strong>Leipzig</strong> ist nach einer ganzen Reihe von Klein- und Mittelstädten die erste sächsische Großstadt,<br />

die am EEA teilnimmt. Zum Dabeisein auch der Bürger ruft parallel die aktuelle Kampagne „Klimaschutz/Energieeinsparung<br />

– Sie sparen Geld und CO 2 “ der Stadt auf (siehe Internet-Empfehlungen<br />

auf der Rückseite). Im Zusammenhang <strong>mit</strong> den Informationen, Dokumenten und Tipps zum Klimaschutz,<br />

hat die Stadt nun auch die seit Jahren nicht mehr vorhanden gewesene Rubrik Umweltund<br />

Naturschutz wieder in ihren Internetauftritt (www.leipzig.de/de/buerger/umwelt) aufgenommen<br />

und dort aktuell die, z.T. noch stark aus-baubedürftigen, Themenfelder Luftreinhalteplan,<br />

Lärmschutz, Hochwasserschutz und eben Klimaschutz aufgenommen. (www.leipzig.de)<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

im November 1989<br />

wurde <strong>mit</strong> dem Ökolöwen<br />

- Umweltbund<br />

<strong>Leipzig</strong> e.V. der erste<br />

selbständige Umweltverein<br />

<strong>Leipzig</strong>s gegründet.<br />

Hervorgegangen<br />

aus der oppositionellen<br />

kirchlichen Umweltbewegung<br />

und den Umweltgruppen<br />

des Kulturbundes<br />

der DDR, hat<br />

sich der Ökolöwe seitdem<br />

intensiv - <strong>mit</strong> Konzepten,<br />

Studien, Vorschlägen,<br />

Stellungnahmen,<br />

Aktionen und<br />

Demonstrationen, Gremienarbeit,<br />

Umweltbildungsprojekten,<br />

praktischer Naturschutztätigkeit<br />

und, und, und - in die Gestaltung und den<br />

Schutz von Natur und Umwelt in der Region<br />

<strong>Leipzig</strong> eingebracht.<br />

Sehr oft erfolgreich (von der Beendigung des<br />

Tagebaus Cospuden 1990 bis zur Installation<br />

der ersten <strong>Leipzig</strong>er Bürgersolarstromanlage<br />

20<strong>09</strong>), nicht immer zur puren Freude Aller (von<br />

der Kritik an Straßenausbauten bis zum Kampf<br />

gegen Baumfällungen auf <strong>Leipzig</strong>s Flussdeichen)<br />

und immer wieder trotz ‚Niederlagen’ auf der<br />

langfristig richtigen Fährte (von der Warnung<br />

vor den Folgen einer überdimensionierten Deponie<br />

Cröbern bis zu den Visionen einer naturnahen<br />

Einbindung der Parthe in die Stadtlandschaft).<br />

Von Anfang an war die <strong>Umweltbibliothek</strong><br />

<strong>Leipzig</strong> ein wichtiger, aus der kirchlichen<br />

Umweltarbeit eingebrachter Teil der Bemühungen<br />

des Ökolöwen, auch Umweltinformationsund<br />

Umweltbildungsarbeit für eine breite regionale<br />

Öffentlichkeit zu leisten. Mit der Hilfe und<br />

zählbaren Unterstützung vieler, können wir dieses<br />

bis heute tun - <strong>mit</strong> Erfolg und der regelmäßigen<br />

Rückmeldung unserer Nutzerschaft über<br />

die Wichtigkeit und Nützlichkeit unseres Angebotes.<br />

Einen umfangreichen Rückblick auf die letzten<br />

beiden Jahre der <strong>Umweltbibliothek</strong>sarbeit finden<br />

Sie auf unseren Internetseiten in unserem Jahresbericht<br />

2007/2008, <strong>mit</strong> dem wir uns auch bei<br />

allen Förderern und Helferinnen herzlich bedanken.<br />

Einen kleinen Rückblick auf das Umweltengagement<br />

des Ökolöwen seit 1989 gibt zudem<br />

die neue Broschüre Seit 20 Jahren für <strong>Leipzig</strong>s<br />

Umwelt unseres Vereins, die Sie natürlich auch<br />

in der <strong>Umweltbibliothek</strong> - gratis und zum<br />

<strong>mit</strong>nehme - erhalten.<br />

Wir freuen uns - wie immer - auf Ihren Besuch<br />

und sind gerne: Ihr regionaler & ökologischer<br />

Informationsdienstleister!<br />

Roland Quester<br />

Leiter der <strong>Umweltbibliothek</strong><br />

<strong>Umweltbibliothek</strong> <strong>Leipzig</strong> ° Bernhard-Göring-Str.152 ° 04277 <strong>Leipzig</strong> ° Öffnungszeiten: Mo - Do 9-18, Fr 9-12 Uhr<br />

Tel.: 0341/3065-180 ° Fax: -179 ° Mail: info@umweltbibliothek-leipzig.de ° www.umweltbibliothek-leipzig.de ° Sigel : L 282<br />

Spendenkonto: Ökolöwe ° Stichwort <strong>Umweltbibliothek</strong> ° Sparkasse <strong>Leipzig</strong> ° BLZ 86055592 ° Kontonummer 1121131561


Neue Medien vorgestellt 2<br />

Silke Hauer, Hermann Ansorge, Ulrich Zöphel: Atlas der Säugetiere Sachsens<br />

° Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie,<br />

20<strong>09</strong> ° ISBN 978-3- 00-027555-5 ° SY: B-BI4-223<br />

Der vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie<br />

im August 20<strong>09</strong> veröffentlichte Atlas der Säugetiere Sachsens ist ein<br />

umfassendes Nachschlagewerk, in dem die mehr als achtzig im Freistaat<br />

wildlebenden Säugetierarten vorgestellt werden. Zahlreiche Fotos veranschaulichen<br />

auf 416 Seiten die Vielfalt der heimischen Arten. Neben der<br />

aktuellen Verbreitung in Sachsen und Europa, sind für jede genannte<br />

Tierart auch die historische Bestandsentwicklung, der Lebensraum sowie<br />

die Häufigkeit und Gefährdung detailliert erläutert.<br />

So ist z. B. die Haselmaus (Muscardinus avellanarius) laut dem<br />

Atlas der Säugetiere in Sachsen vor allem im Erzgebirge, Lausitzer Bergland<br />

und Zittauer Gebirge heimisch. Einige wenige Vorkommen sind aber<br />

auch im <strong>Leipzig</strong>er Raum bekannt. Die Haselmaus bevorzugt Nieder- und<br />

Mittellaubmischwälder <strong>mit</strong> hohem Unterholzanteil. In den letzten Jahrzehnten<br />

ist der Bestand der Haselmäuse in Sachsen rückläufig, so dass<br />

der Bestand der Art in Sachsen als gefährdet gilt. Die Ursachen dafür sind<br />

hauptsächlich in der Zerschneidung von Lebensräumen und Habitatverlusten<br />

zu sehen. Ganz anders verhält es sich bei dem ursprünglich aus<br />

Südamerika stammenden Nutria oder Sumpfbieber (Myocastor coypus).<br />

Diese Art ist in vielen Gewässern Sachsens heimisch, <strong>mit</strong> einem Verbreitungsschwerpunktes<br />

im Nordwesten des Freistaates. Seit der ersten Freilandbeobachtung<br />

im Jahre 1950 ist der Bestand dieser Tiere, auch durch<br />

illegale Auswilderungen, kontinuierlich gestiegen. Diese Populationsentwicklung<br />

wird durch die milden Winter und zusätzliche Fütterungen in<br />

Siedlungsnähe begünstigt. In<br />

Sachsen dürfen Nutrias ganzjährig<br />

bejagt werden.<br />

Zusätzlich zu aktuellen<br />

Informationen bietet der Atlas der<br />

Säugetiere Sachsens auch einen<br />

Überblick zur Geschichte der<br />

Säugetierkunde, zur Erhebung<br />

und Auswertung der für dieses<br />

Werk erfassten rund 167000<br />

Tierbe-obachtungen und<br />

interessante Informationen zu<br />

ausgestorbenen Säugetierarten<br />

und tierischen Gästen und<br />

Exoten, wie z. B. Hausmeerschweinchen,<br />

Stachel-schwein<br />

und Nasenbär. Im letzten Kapitel<br />

wird den Lesern eine kurze<br />

englische Zusammenfassung über<br />

die vorgestellten Tierarten gegeben. Im Anhang finden sich Liste der Arten<br />

<strong>mit</strong> Schutz- und Gefährdungskategorien (RLSN, RLD, BNatSchG, FFH)<br />

und Status im Sächsischen Jagdgesetz (Jagdzeit).<br />

Schließlich ermöglicht die aufgeführte weiterführende Literatur<br />

interessierten Lesern den Zugang zu tiefgreifenderen Informationen zu<br />

bestimmten Tiergruppen, auch in anderen Ländern Europas.<br />

Der Text ist klar gegliedert und allgemein verständlich geschrieben.<br />

Auch wenn zum Verständnis keine höhere biologische Vorbildung<br />

notwendig ist, wäre ein Glossar zur Klärung einiger nicht alltäglichen<br />

Begriffe hilfreich. Schade ist auch, dass ein Register bzw. Stichwortverzeichnis<br />

fehlt, da dadurch die Suche nach bestimmten Tierarten oder<br />

Begriffen oftmals langwierig und schwierig ist.<br />

Dieses Buch richtet sich vor allem an Menschen <strong>mit</strong> Interesse<br />

an der heimischen Fauna und dient der Erweiterung der Kenntnisse im<br />

Bezug auf Vorkommen und Lebensraum der Säugetiere im Freistaat. A-<br />

ber auch für Personen <strong>mit</strong> erweiterten Kenntnissen ist der Atlas der Säugetiere<br />

ein nützliches Nachschlagewerk, hauptsächlich im Hinblick auf<br />

Bestandsentwicklung und Schutzstatus. Durch die Verbindung von detaillierten<br />

Verbreitungskarten <strong>mit</strong> den im Anhang gegebenen Gefährdungskategorien<br />

erleichtert der Atlas der Säugetiere Sachsens die Naturschutzarbeit<br />

vor allem im Bereich der Landschaftsplanung, bei Kartierungstätigkeiten<br />

und bei Fragen zum Artenschutz.<br />

Zusammenfassend bietet der Atlas der Säugetiere Sachsens eine<br />

ausführliche Übersicht über die heimischen wildlebenden Säugetiere<br />

<strong>mit</strong> umfangreichen Informationen für Laien und Experten.<br />

Das Buch kann für einen Preis von 25,00 Euro erworben werden;<br />

ist aber auch kostenfrei im Internet verfügbar<br />

(www.smul.sachsen.de/lfulg).<br />

Hartwig Berger: Der lange Schatten des Prometheus. Über unseren Umgang<br />

<strong>mit</strong> Energie ° oekom Verlag, 20<strong>09</strong> ° ISBN 978-3-86581-129-5 ° B-<br />

EN1-9<br />

Der Klimawandel ist da, die fossilen Energieträger sind in absehbarer Zeit<br />

erschöpft. Klimagerechtigkeit, Energieautonomie – beides ist möglich.<br />

Theoretisch! Welcher Weg führt dorthin und warum sind wir ihn nicht<br />

längst gegangen? Warum finden Bemühungen um Sauberkeit in Gebäuden<br />

stärkere gesellschaftliche Beachtung als der kostspielige Umgang <strong>mit</strong><br />

Energie?<br />

Der Autor, promovierter Philosoph und habilitierter Soziologe,<br />

zeigt auf, dass uns verschiedene kulturelle Probleme der modernen westlichen<br />

Welt im Wege stehen. Zentral dabei: unsere auf stetes Wachstum<br />

ausgerichtete Wirtschaft und das die Öffentlichkeit prägende Vorurteil<br />

der Unabkömmlichkeit fossiler Energien. Anders als Al Gore in „Eine unbequeme<br />

Wahrheit“, der uns eindringlich konkrete Phänomene des Klimawandels<br />

zeigt und erklärt, liegt der Schwerpunkt bei Berger in der<br />

Betrachtung des Wie und Warum unseres Umgangs <strong>mit</strong> Energie.<br />

So zeichnet er anschaulich und nachvollziehbar einen Weg<br />

vom Lernen des Umgangs <strong>mit</strong> dem Feuer zur großen Umbruchzeit der<br />

industriellen Revolution bis zum Heute. Dabei haben wir uns immer weiter<br />

entfernt vom Wissen um die Quelle unserer Energie – und in dieser<br />

Erkenntnis liegt auch ein Teil der Lösung eines kulturellen Problems: in<br />

der Transparenz der Energiegewinnung! In unserem Alltag fällt 'Energie'<br />

meist nur auf, wenn deren Bereitstellung nicht funktioniert. Ansonsten ist<br />

sie einfach da, sie kommt eben einfach 'aus der Steckdose'. Um uns<br />

mehr für unseren Umgang <strong>mit</strong> Energie zu sensibilisieren, müssen wir<br />

dringend auf ein System der dezentralen wie transparenten Energieversorgung<br />

setzen.<br />

Bergers unbequeme<br />

Wahrheit lautet, dass es bei einer<br />

nach wie vor steigenden Nachfrage<br />

an Energie allein <strong>mit</strong> Maßnahmen<br />

der Energie-Effizienz nicht gelingen<br />

wird, unsere nach wie vor auf höher,<br />

schneller, weiter orientierte<br />

Gesellschaft vor den längst<br />

spürbaren vor allem ökologischen<br />

und sozialen Auswirkungen von<br />

Klimawandel und Ressourcenknappheit<br />

zu bewahren. Neben der<br />

immer stärkeren Nutzung erneuerbarer<br />

Energien müsse vielmehr<br />

kurzfristig ein Aufbruch sozialer<br />

Gewohnheiten in unserem Umgang<br />

<strong>mit</strong> Energie erfolgen. Konkret hieße<br />

das eine starke Veränderung unserer<br />

Mobilitätsansprüche sowie unserer Ernährungsgewohnheiten. Die Vorteile<br />

eines solchen Kulturwandels wären eine deutlich gesündere Lebensführung<br />

und ein Gewinn von Muße als 'Zeitwohlstand'.<br />

Wo<strong>mit</strong> Berger sich neben kulturgeschichtlichen und psychologischen<br />

Betrachtungen zum Umgang <strong>mit</strong> Energie ebenso befasst, sind<br />

Fragen nach Gerechtigkeit und Moral wie nicht zuletzt die Diskussion<br />

dessen, was konkret passieren muss. Ein dringend notwendiger, anderer<br />

Umgang <strong>mit</strong> Energie muss her, deren Formen und Möglichkeiten der<br />

Autor uns skizziert. Nur, betont er wiederholt, stehen wir dabei unter<br />

großem Zeitdruck, wenn der Klimawandel eingedämmt werden soll.<br />

Möglich ist eine Energiewende, sie muss nur gewollt sein – solange man<br />

auf fragwürdige Lösungen setzt wie das Festhalten an Kernenergie und<br />

unausgegorenen Konzepten wie der CCS-Technologie, wird der Ausbau<br />

sauberer Energien gebremst. Dass bei den alternativen Energien vorsichtig<br />

unterschieden werden muss, erklärt der Autor eindrücklich am Beispiel<br />

Biomasse, die nur bedingt als 'erneuerbar' gelten kann und deren<br />

steigende Nachfrage in Europa fatale Folgen hat in Ländern wie Kolumbien.<br />

Kritisches Augenmaß gilt auch bei den eindeutig erneuerbaren E-<br />

nergien, wie eine Betrachtung des Solar-Großprojektes Desertec in der<br />

Sahara verdeutlicht. Hier gilt: Solarenergie nicht um jeden Preis, denn <strong>mit</strong><br />

den wichtigsten Kriterien einer Energiewende, <strong>mit</strong> Dezentralisierung und<br />

Energieautonomie, hat dieses Projekt nichts zu tun.<br />

Dieses Buch bietet eine andere, ungewohnte Perspektive auf<br />

das Thema Energie. Die etwas mehr als 200 Seiten Taschenbuch sind<br />

lehrreich, sprachlich gewandt und kurzweilig. Empfehlenswert!<br />

Juliane Dorn, Ökolöwe - Umweltbund <strong>Leipzig</strong> e.V.<br />

Sarah Malaske, NABU Kreisverband <strong>Leipzig</strong>


3<br />

Neue Medien vorgestellt<br />

______________________________________<br />

F i l m e -<br />

n e u i m B e s t a n d<br />

______________________________________<br />

Der große Ausverkauf : Verkaufen Sie jetzt -<br />

Bezahlen sie später - Unsere Welt wird privatisiert<br />

/ Florian Opitz : Kinowelt Home Entertainment<br />

GmbH, 2008. - 95 Min. ° SY: V-<br />

WI2-22<br />

Die Dokumentation bringt in vier ineinander<br />

verwobenen Erzählsträngen das abstrakte<br />

und umstrittene Phänomen der "Privatisierung"<br />

über einfühlsame Portraits von Menschen<br />

aus verschiedenen Kontinenten nahe,<br />

die von den oft inhumanen und fehlgeleiteten<br />

Versuchen, das Wirtschaftswachstum zu<br />

steigern un<strong>mit</strong>telbar betroffen sind. Menschen,<br />

die sich auf ihre ganz persönliche Art<br />

und Weise dagegen zur Wehr setzen.<br />

Kurze Wege : Drei Filme über den Zusammenhang<br />

von Alltag und Siedlungsform /<br />

Landesnaturschutzverband Baden-Würtemberg<br />

e. V., - 45 Min. ° SY: V-RA3-8<br />

Die drei Filme sind ein Beitrag zur Auseinandersetzung<br />

<strong>mit</strong> der Zukunft der Siedlungsentwicklung:<br />

für Entscheidungsträger und<br />

Interessierte aus Stadtplanung, Natur- und<br />

Umweltschutz, Wirtschaft, Immobilienwirtschaft,<br />

Kommunen (Verwaltung, Rats<strong>mit</strong>glieder),<br />

Initiativen, Verbänden, Schulen und<br />

Hochschulen sowie allgemein interessierte<br />

Bürgerinnen und Bürger.<br />

Hijacked Future : Geraubte Zukunft - Von<br />

der Kontrolle des Saatguts und der Zukunft<br />

unserer Ernährung / David Springbett : Ashnan<br />

Films Canada, 2008. - 45 Min. OmU °<br />

SY: V-LA3-10<br />

Wer die Saat kontrolliert, kontrolliert die Ernährung.<br />

Unsere Nahrungsproduktion ist<br />

vom Öl abhängig, unsere Ernährungssicherheit<br />

wird durch den Klimawandel bedroht<br />

und wir verlieren die Kontrolle über unsere<br />

Ernährung. Multinationale Konzerne kontrollieren<br />

das Öl, den Agrarhandel, die Ernährungsindustrie<br />

und patentieren Sorten und<br />

monopolisieren die Züchtung. Wie können<br />

wir die Kontrolle über die Nahrung auf unseren<br />

Tellern zurückerlangen? Der Film stellt die<br />

industrielle Landwirtschaft Kanadas der<br />

kleinbäuerlichen Landwirtschaft in Äthiopien<br />

gegenüber. In Kanada haben die Landwirte<br />

die Kontrolle über ihr Saatgut verloren und<br />

sind abhängig, in Äthiopien wird die Vielfalt<br />

erhalten und werden neue Wege zur Erhaltung<br />

der Ernährungssicherheit gegangen.<br />

"Geraubte Zukunft" beschreibt die Gefahren<br />

für die Welternährung.<br />

Wölfe in Deutschland : Wissenswertes zum<br />

Hören, Sehen, Lernen und Spielen : NABU<br />

Selbstverl. ° SY: V-PK5-4<br />

Seit über 10 Jahren gibt es sie wieder: wild<br />

lebende Wölfe in Deutschland. Die DVD gibt<br />

spannende Einblicke in das Leben der seltenen<br />

Wildtiere, räumt <strong>mit</strong> Vorurteilen auf und<br />

geht interessanten Fragen nach. Inklusive Unterrichtsmaterialien<br />

zum Thema Wolf für die<br />

5. - 10. Klasse im Englisch-, Deutsch-, Biologie-<br />

und Politikunterricht sowie einem<br />

animierten Wolfsspiel zum Lernen und<br />

Lachen, einem digitalem Diavortrag und<br />

einem SWR-Rundfunkbeitrag.<br />

__________________________________<br />

Monographien und Sammelbände, die neu in<br />

der <strong>Umweltbibliothek</strong> eingetroffen sind:<br />

Abfall<br />

Ökologisches Leistungsprofil von Verfahren<br />

zur Behandlung von biogenen Reststoffen :<br />

Kompass für die Entscheidungsfindung / E-<br />

PEA Internationale Umweltforschung GmbH,<br />

2008. - 15 S.: Tab. ° SY: S-AB4-18<br />

Diskussionsanregung über den Umgang <strong>mit</strong><br />

biogenen Stoffströmen. Der Kompass ist<br />

nach fünf ökologischen Wirkungsthemen<br />

ausgerichtet: die Bodenfruchtbarkeit, die Biodiversität,<br />

die Bodenstrukturqualität, der Klimaschutz<br />

und der Schutz vor zusätzlichen<br />

Schadstoffeinträgen. Der Kompass wird auf<br />

Prozesse der Kompostierung, der Vergärung<br />

und der Mitverbrennung in Müllverbrennungsanlagen<br />

des Biotonnenabfall- und<br />

Grünschnittpotenzials in Deutschland in einem<br />

Jahr angewandt.<br />

Einführung und Optimierung der getrennten<br />

Sammlung zur Nutzbarmachung von Bioabfällen<br />

: Handbuch für öffentlich-rechtliche<br />

Entsorgungsträger, Abfallbehörden, Entscheidungsträger,<br />

Planer und Entsorgungsunternehmen<br />

/ Dirk Henssen ° VHE - Verband<br />

der Humus- und Erdenwirtschaft e.V., 20<strong>09</strong>.<br />

- 71 S.: Abb. ° SY: C-AB4-12<br />

Biologie<br />

Genfood : Das aktuelle Handbuch / Max Annas<br />

; Jürgen Binder : Orange Press, 20<strong>09</strong>. -<br />

208 S. ° SY: B-BI6-69<br />

Die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung<br />

lehnt gentechnisch veränderte Lebens<strong>mit</strong>tel<br />

ab, dennoch darf modifiziertes Soja<br />

eingeführt und an Tiere verfüttert werden.<br />

Kennzeichnungspflichtig ist das nicht, und so<br />

gelangen GVO-Produkte schleichend in die<br />

Supermarktregale und auf unsere Teller. Was<br />

genau steckt hinter den riesigen Investitionen<br />

in Gentechnik-Forschung – welche Beweggründe,<br />

welche wissenschaftliche Faktenlage,<br />

welche Konsequenzen? Das Handbuch Genfood<br />

gibt Antworten und fasst kompakt zusammen,<br />

was jeder wissen muss, der gentechnisch<br />

veränderten Lebens<strong>mit</strong>teln nicht<br />

gleichgültig gegenübersteht.<br />

Auswirkungen der globalen Umweltveränderungen<br />

auf die Wertschöpfungen der Natur /<br />

Wolfgang Fritsche : S. Hirzel, 20<strong>09</strong>. - 24 S.:<br />

Abb., Tab. ° SY: B-BI1-31<br />

Energie<br />

Regenerative Energietechnologien : Anlagenkonzepte,<br />

Anwendungen, Praxistipps / Eric<br />

Theiß : IRB-Verl., 2008. - 323 S.: Abb., Diagr.,<br />

graph. Darst., Tab. ° SY: B-EN3-224<br />

Das Fachbuch ver<strong>mit</strong>telt dem Leser einen umfassenden<br />

Überblick über die marktreifen regenerativen<br />

Technologien, Prototypen sowie<br />

Innovationen in der Technischen Gebäudeausrüstung.<br />

Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige<br />

Landnutzung : Wissenschaftlicher Beirat der<br />

Bundesregierung Globale Umweltveränderungen<br />

(WBGU), 20<strong>09</strong>. - 388 S.: Diagr.,<br />

graph. Darst. ° SY: C-EN3-158.1<br />

Mit diesem Hauptgutachten liefert der<br />

WBGU Entscheidungshilfen für eine differenzierte<br />

und kohärente globale Bioenergiepolitik,<br />

um die weltweit vorhandenen nachhaltigen<br />

Potenziale der Bioenergie zu nutzen, solange<br />

Gefährdungen der Nachhaltigkeit ausgeschlossen<br />

werden können, insbesondere<br />

der Ernährungssicherheit sowie der Ziele von<br />

Natur- und Klimaschutz.<br />

Hindernis Atomkraft : Die Auswirkungen einer<br />

Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke<br />

auf erneuerbare Energien : BMU, 20<strong>09</strong>. -<br />

12 S. ° SY: S-EN3-76<br />

Energiemanagement in öffentlichen Gebäuden<br />

: Energieoptimierung an einem Praxisbeispiel<br />

/ Christian Muhmann : C.F. Müller; A-<br />

lembik Verl., 20<strong>09</strong>. - 140 S.: Diagr., graph.<br />

Darst., Tab. ° SY: B-EN6-66<br />

Das Buch beinhaltet die Beschreibung eines<br />

Schulzentrums in NRW, bestehend aus fünf<br />

unterschiedlichen Gebäuden und versorgt<br />

<strong>mit</strong> unterschiedlichen Energieträgern. Betrachtet<br />

werden Gebäudehülle, technische<br />

Gebäudeausrüstung, klimatische und geografische<br />

Bedingungen und Nutzungs- und Betriebsweise.<br />

Es werden die Handlungsschritte<br />

beschrieben von der Verbrauchserfassung<br />

und -verfolgung bis zu einem prozessorientierten<br />

Ablaufschema für ein nachhaltiges<br />

Energiemanagement.<br />

Heuersdorf : Geschichte und Abschied eines<br />

<strong>mit</strong>teldeutschen Dorfes : Pro <strong>Leipzig</strong>, 20<strong>09</strong>. -<br />

240 S.: Abb. ° SY: C-EN2-72<br />

Kraft-Wärme-Kopplung <strong>mit</strong> Biomasse : 07. /<br />

08. April 20<strong>09</strong> : Ostbayerische Technologie-<br />

Transfer-Institut e. V. (OTTI), 20<strong>09</strong>. - 172 S.:<br />

Abb., Diagr., graph. Darst. ° SY: C-EN3-163<br />

Erneuerbare Energien in Zahlen : Nationale<br />

und internationale Entwicklung : BMU, 20<strong>09</strong>.<br />

- 79 S.: Abb., Diagr. ° SY: C-EN3-111.8<br />

Erscheint seit 2002 jährlich und informiert<br />

<strong>mit</strong> aktuellen Daten zur Entwicklung der erneuerbaren<br />

Energien in Deutschland, der Europäischen<br />

Union und auf globaler Ebene.<br />

Kaskadennutzung von nachwachsenden<br />

Rohstoffen : Ein Konzept zur Verbesserung<br />

der Rohstoffeffizienz und Optimierung der<br />

Landnutzung / K. Arnold ; J. von Geibler ; k.<br />

Bienge : Wuppertal Institut, 20<strong>09</strong>. - 36 S.:<br />

graph. Darst. ° SY: S-EN3-77<br />

Das Konzept der Kaskadennutzung beschreibt<br />

einen Vorgang, sowohl die eigentlichen<br />

Produkte und Produktkomponenten als<br />

auch Nebenprodukte in möglichst vielen Nutzungsphasen<br />

zu verwenden.<br />

Kühlen und Klimatisieren <strong>mit</strong> Wärme / Hans-<br />

Martin Henning ; Th. Urbaneck ; A. Morgenstern<br />

: Solarpraxis, 20<strong>09</strong>. - 160 S.: Abb., Diagr.,<br />

graph. Darst., Tab. ° SY: B-EN6-65<br />

Das BINE-Informationspaket erläutert, wie<br />

Wärme auf niedrigem Temperaturniveau für<br />

die Kühlung großer Gebäude genutzt werden<br />

kann. Es stellt sowohl geschlossene Systeme,<br />

wie Ad- und Absorbtionskältemaschinen,<br />

als auch die offenen Kühl- und Entfeuchtungsverfahren<br />

vor.


Weitere Neueingänge 4<br />

Gesundheit<br />

Natur - Heilbuch : Schnelle Hilfe bei Krankheiten,<br />

Schmerzen und beschwerden von A -<br />

Z / Ingrid Kraaz von Rohr : Nymphenburger<br />

Verl.-Handlg., 2007. - 383 S. ° SY: B-GE3-61<br />

Individualisierte Medizin und Gesundheitssystem<br />

: Zukunftsreport / B. Hüsing ; S. Hartig ;<br />

B. Bührlen : Büro für Technikfolgenabschätzung,<br />

2008. - 344 S. ° SY: C-GE9-8<br />

Es wurden erstmals die relevanten wissenschaftlich-technischen<br />

Entwicklungslinien integriert<br />

betrachtet. Die Erkenntnisse und<br />

Technologien aus der Genomforschung, dem<br />

Tissue Engineering, der Stammzellforschung<br />

und der Nanomedizin werden im Hinblick auf<br />

ihre Potenziale und Herausforderungen für<br />

eine individualisierte Medizin untersucht.<br />

Haushalt<br />

Reine Geschmackssache - Zur Kulturgeschichte<br />

des Apfels : Förderverein Deutsches Kleingärtnermuseum<br />

in <strong>Leipzig</strong>, 20<strong>09</strong>. - 70 S.:<br />

Abb., Ill. ° SY: B-HA4-113<br />

Alte Nutzpflanzen wieder entdeckt : Färberginster,<br />

Pfeifengras, Seifenkraut & Co. / Gertrud<br />

Scherf: BLV Buchverlag GmbH & Co.<br />

KG, 2008. - 159 S.: Abb. ° SY: B-HA4-111<br />

60 alte Nutzpflanzen im Porträt. Zum Selbermachen:<br />

<strong>mit</strong> Wildpflanzen färben, waschen,<br />

putzen, flechten. Die ausführlichen<br />

Portraits informieren über Merkmale und Inhaltsstoffe<br />

der Pflanzen, ihre Bedeutung in<br />

Mythos, Magie und Brauchtum sowie ihren<br />

Anbau im Garten.<br />

Historische Nutzgärten : Bohnapfel, Hauswurz,<br />

Ewiger Kohl - Neue Rezepte für alte<br />

Gärten / Bund Heimat und Umwelt in<br />

Deutschland : Moser Druck+Verl., 2008. -<br />

132 S.: Abb., graph. Darst. ° SY: B-HA4-112<br />

Geniale Tricks für ungeduldige Gärtner / Gay<br />

Search : Franckh-Kosmos, 2008. - 304 S. °<br />

SY: B-HA4-114<br />

Das Beste aus dem eigenen Garten machen.<br />

Egal, ob er so klein ist wie ein Handtuch oder<br />

so groß wie ein Fußballfeld. Über 100 Ideen<br />

und Tricks, um <strong>mit</strong> minimalem Aufwand ein<br />

maximales Ergebnis zu erzielen.<br />

Prima Klima! : Umdenken, <strong>mit</strong>machen und<br />

dabei noch sparen / Klaus Zintz : Franckh-<br />

Kosmos, 2008. - 189 S. ° SY: B-HA3-49<br />

Zahlreiche Tipps und Tricks, die im Alltag helfen,<br />

richtig Energie zu sparen und spürbar<br />

den CO2-Ausstoß zu verringern. Wer vernünftig<br />

heizt, lüftet, kühlt und wäscht, tut<br />

nicht nur etwas für ein gesünderes Klima,<br />

sondern er schont auch seinen Geldbeutel.<br />

Saubere Sachen : Wie man grüne Mode findet<br />

und sich vor Öko-Etikettenschwindel<br />

schützt / Kirsten Brodde : Wilhelm Heyne,<br />

20<strong>09</strong>. - 255 S.: Abb. ° SY: B-HA3-47<br />

Wo wird wirklich fair und nachhaltig produziert<br />

und wo handelt es sich um Fälschungen,<br />

die der bloßen Imageverbesserung dienen?<br />

Allen, die verantwortungsbewusst konsumieren<br />

wollen, zeigt Kirsten Brodde, wie man<br />

Kleidung und Unternehmen findet, die<br />

glaubwürdige Wege gehen.<br />

Textil-Fibel 3 : Wissenswertes über Fäden, Fasern<br />

und faire Kleidung zum wohlfühlen :<br />

greenpeace media GmbH, 20<strong>09</strong>. - 146 S.:<br />

Abb. ° SY: B-HA3-48<br />

Kunst / Kultur<br />

Mein Leben : Erinnerungen des Tierforschers<br />

/ Bernhard Grzimek : Piper, 20<strong>09</strong>. - 553 S.:<br />

Abb. ° SY: B-KU4-141<br />

Landwirtschaft<br />

Nachgefragt: 25 Antworten zum Stand des<br />

Wissens rund um Öko-Landbau und Bio-<br />

Lebens<strong>mit</strong>tel : Bund Ökologische Lebens<strong>mit</strong>telwirtschaft<br />

(BÖLW), 2007. - 62 S.: Abb.,<br />

Diagr. graph. Darst., Tab. ° SY: C-LA3-25<br />

Zu den Themenfeldern Grundlagen, Erzeugung,<br />

Verarbeitung, Vermarktung, Qualität,<br />

Umweltwirkungen sowie Ökologische Lebens<strong>mit</strong>telwirtschaft<br />

und Gesellschaft werden<br />

25 Fragen so beantwortet, dass die<br />

wichtigsten Gesichtspunkte zu der jeweiligen<br />

Frage "auf einen Blick" in einer logischen<br />

Argumentationskette zur Verfügung stehen.<br />

Sächsischer Agrarbericht 2008 : Sächsisches<br />

Staatsministerium f. Umwelt u. Landwirtschaft<br />

(SMUL), 2008. - 118 S.: Abb., Diagr.,<br />

Tab. ° SY: C-LA2-21.9<br />

Meerestiere sind kein Müll! : Rückwürfe in<br />

der Nordsee-Fischerei : WWF Deutschland,<br />

2008. - 15 S. ° SY: C-LA7-13<br />

Nachhaltige Landwirtschaft : Indikatoren, Bilanzierungsansätze,<br />

Modelle : Erich Schmidt,<br />

20<strong>09</strong>. - 202 S.:Diagr., Tab. ° SY: B-LA1-34<br />

Im Stipendienschwerpunkt "Indikatoren einer<br />

nachhaltigen Landnutzung" befassten sich<br />

Doktoranden verschiedener Universitäten <strong>mit</strong><br />

der Ableitung von Nachhaltigkeitsindikatoren<br />

und deren Einbindung in nutzerorientierte<br />

Indikatorensysteme. Ziel war es, die Nachhaltigkeit<br />

landwirtschaftlicher Betriebe zu analysieren<br />

und zu bewerten. Das Buch beschreibt<br />

ferner die Ergebnisse der Projekte "Naturschutz<br />

in einem Betriebsmanagementsystem"<br />

und "Nachhaltigkeitsmanagement in der<br />

Wertschöpfungskette Lebens<strong>mit</strong>tel“.<br />

Luft / Klima<br />

Klimaänderung : Wichtige Erkenntnisse aus<br />

dem 4. Sachstandsbericht des Zwischenstaatlichen<br />

Ausschusses für Klimaänderungen der<br />

Vereinten Nationen (IPCC) : Umweltbundesamt<br />

(UBA), 20<strong>09</strong>. - 64 S.: Abb., Diagr.,<br />

graph. Darst. ° SY: B-LK3-100<br />

Die Broschüre fasst in leicht verständlicher<br />

Form die wichtigsten Erkenntnisse des Weltklimarates<br />

zur gegenwärtigen sowie künftig<br />

erwarteten Klimaänderung zusammen und<br />

zeigt Maßnahmen zur Minderung der Klimaerwärmung<br />

und deren Auswirkungen auf.<br />

Klima-Allianz Hannover 2020 : Klimaschutzaktionsprogramm<br />

2008 bis 2020 für die<br />

Landhauptstadt Hannover : Wirtschafts- und<br />

Umweltdezernat Hannover, 20<strong>09</strong>. - 64 S.:<br />

Abb. ° SY: C-LK3-153<br />

Feinstaubbelastung in Deutschland. Hintergrundpapier:<br />

Umweltbundesamt (UBA),<br />

20<strong>09</strong>. - 22 S.: Diagr. ° SY: C-LK2-35<br />

Jahresbericht zur Immissionssituation 2008 :<br />

Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie<br />

(LfUG), Dresden, 20<strong>09</strong>. - 52 S.: Diagr.,<br />

Tab. ° SY: C-LK2-44.17<br />

Lärm<br />

Lärm und Lärmminderung in <strong>Leipzig</strong> : Informationen,<br />

Anforderungen, Bewertungen und<br />

Forderungen zur Umsetzung der EU-<br />

Umgebungslärmrichtlinie. Eine kritische Stellungnahme.<br />

/ Roland Quester, 20<strong>09</strong>. - 16 S. °<br />

SY: S-LM3-6<br />

In dem Informations- und Positionspapier soll<br />

dargestellt werden, welche gesetzlichen<br />

Grundlagen und Anforderungen an die<br />

Lärmminderungsplanung und die Mitwirkung<br />

der Öffentlichkeit bestehen und wie sich der<br />

Stand und die Ergebnisse der Umsetzung in<br />

<strong>Leipzig</strong> darstellen.<br />

TA Lärm : Technische Anleitung zum Schutz<br />

gegen Lärm <strong>mit</strong> Erläuterungen / Christian Beckert<br />

; Sabine Fabricius. - 2., neu bearb. Aufl.<br />

: Erich Schmidt, 20<strong>09</strong>. - 179 S. ° SY: B-LM8-3<br />

Lärmmindernde Fahrbahnbeläge : Bündnis<br />

90/Die Grünen im Landtag NRW, 20<strong>09</strong>. -<br />

getr. Sz. ° SY: C-LM3-31<br />

Naturschutz<br />

Atlas des Vogelzugs : Die Wanderung der<br />

Vögel auf unserer Erde : Haupt Verl., 2007. -<br />

176 S.: Abb., graph. Darst. ° SY: C-NA2-116<br />

Auf Karten werden die Routen von mehr als<br />

100 wichtigen Zugvogelarten illustriert, ein<br />

internationales Team von Experten beschreibt<br />

die Vogelarten, ihre Routen und wissenswerte<br />

Einzelheiten ihres Verhaltens. Ein Katalog<br />

beschreibt weitere 500 Zugvogelarten.<br />

Am Teich : Wissenswertes über Fauna und<br />

Flora unserer Teichlandschaften / Hans Blümel<br />

; Gerhard Wellmann : Karl Quarch, 2008.<br />

- 63 S.: Abb. ° SY: B-NA2-111<br />

NATURA 2000 - Heiden in Sachsen : Sächsische<br />

Landesstiftung Natur und Umwelt,<br />

20<strong>09</strong>. - 130 S.: Abb., graph. Darst., Tab. °<br />

SY: C-NA4-213<br />

Mitteilungen für sächsische Säugetierfreunde<br />

: NABU Landesverband Sachsen e. V., 20<strong>09</strong>. -<br />

59 S.: Abb., Diagr. ° SY: B-NA2-112<br />

Mitteilungen für sächsische Ornithologen :<br />

NABU Landesverband Sachsen e. V., 20<strong>09</strong>. -<br />

31 S.: Abb.; Diagr. ° SY: B-NA2-113<br />

Naturschutz und Bildung für nachhaltige<br />

Entwicklung : Fokus: Globales Lernen : Bundesamt<br />

für Naturschutz (BfN), 20<strong>09</strong>. - 277 S.:<br />

Abb., graph. Darst. ° SY: B-PK5-122.2


5<br />

Weitere Neueingänge<br />

Politik / Gesellschaft<br />

Der Fischer Weltalmanach 2010 : Zahlen - Daten<br />

- Fakten : S. Fischer, 20<strong>09</strong>. - 832 S.: Abb.,<br />

graph. Darst. ° SY: B-PG0-3.19<br />

Das wunderbare Jahr der Anarchie : Von der<br />

Kraft des zivilen Ungehorsams 1989/90 / Christoph<br />

Links ; Sybille Nitsche ; Antje Taffelt : Ch.<br />

Links, 20<strong>09</strong>. - 239 S.: Abb. ° SY: B-PG2-140<br />

Wam Kat's 24 Rezepte zur kulinarischen Weltverbesserung<br />

/ Wam Kat : Orange Press, 2008. -<br />

255 S.: Abb., Ill. ° SY: B-PG4-32<br />

Wam Kat zeigt, was Küche <strong>mit</strong> Politik zu hat. Er<br />

erzählt Geschichte aus einer einzigartigen Perspektive:<br />

aus der eines Kochs, der soziale Bewegungen<br />

auf hohem Niveau durchfüttert und so<br />

Normalität schafft, wo Ausnahmezustände herrschen.<br />

24 Rezepte und 24 Geschichten aus dem<br />

Leben von Wam Kat, Mitbegründer des niederländischen<br />

Kochkollektivs Rampenplan.<br />

LobbyPlanet Berlin : Der Reiseführer durch den<br />

Lobbydschungel / LobbyControl - Initiative für<br />

Transparenz und Demokratie, 20<strong>09</strong>. - 168 S.:<br />

Abb. ° SY: B-PG2-105<br />

Angepasst und ausgebrannt : Die Parteien in der<br />

Nachwuchsfalle. Warum Deutschland der Stillstand<br />

droht / Thomas Leif : Omnibus, 20<strong>09</strong>. -<br />

493 S. ° SY: B-PG2-138<br />

Politik gilt heute als verstaubt, verlogen und<br />

langweilig. Das auf Parteien gegründete Demokratiemodell<br />

zerbröselt <strong>mit</strong> einer sich auflösenden<br />

Parteibasis und überforderten Funktionären.<br />

Die Folge: ein gravierender Nachwuchsmangel,<br />

Opportunismus statt Charisma, Kompetenzverlust<br />

der Parlamente.<br />

Das Ende der Welt, wie wir sie kannten : Klima,<br />

Zukunft und die Chancen der Demokratie /<br />

Claus Leggewie : Fischer Taschenbuch Verl.,<br />

20<strong>09</strong>. - 278 S. ° SY: B-PG1-33<br />

Entwicklungspolitik in der Zeit weltweiter Krisen<br />

: Memorandum 20<strong>09</strong> : Die Memorandumgruppe,<br />

Germanwatch, 20<strong>09</strong>. - 23 S. ° SY: C-PG3-58<br />

Pädagogik / Bildung<br />

Vom Frühstücksei zum Abendbrot : Berichte<br />

über landwirtschaftliche Produkte aus deiner<br />

Region. Bundeswettbewerb für Kinder und Jugendliche<br />

/ Bund Heimat und Umwelt in<br />

Deutschland (BHU) : Moser Druck + Verl., 2008.<br />

- 72 S.: Abb. ° SY: B-PK5-131<br />

Virtuelles Wasser - Versteckt im Einkaufskorb /<br />

Henning Smolka : Vereinigung Deutscher Gewässerschutz<br />

, 2008. - 55 S.: Abb., Diagr.,<br />

graph. Darst. ° SY: B-PK5-132.1<br />

Der Begriff "Virtuelles Wasser" beschreibt welche<br />

Menge Wasser in einem Produkt oder einer<br />

Dienstleistung enthalten ist oder zur Herstellung<br />

verwendet wird. Mit der Berechnung des virtuellen<br />

Wasserfußabdrucks, den ein Produkt oder<br />

eine Dienstleistung hat, lässt sich die ökologische<br />

Situation der Produktionsbedingungen bewerten.<br />

Der Anbau von Obst im Wüstenklima<br />

erfordert beispielsweise mehr Wasser als in gemäßigten<br />

Zonen. Zum anderen können über<br />

den Wasserfußabdruck internationale Wasserbeziehungen<br />

abgebildet werden.<br />

Home : Wir retten unsere Erde / Yann Arthus-<br />

Bertrand ; Isabelle Delannoy : Knesebeck GmbH<br />

& Co. KG, 20<strong>09</strong>. - 71 S.: Abb. ° SY: B-PK5-133<br />

Abfall : Materialien für Bildung und Information<br />

/ Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz<br />

und Reaktorsicherheit (BMU), 20<strong>09</strong>. - 26 S.: Ill. °<br />

SY: C-PK6-225<br />

Kindheit und Jugend im Wandel! Umweltbildung<br />

im Wandel? : Deutsche Bundesstiftung<br />

Umwelt (DBU) : Erich Schmidt, 20<strong>09</strong>. - 497 S.:<br />

Abb. ° SY: B-PK1-8<br />

Raumordnung / Bauwesen<br />

Jahrbuch Stadterneuerung 20<strong>09</strong> : Megacities<br />

und Stadterneuerung / Arbeitskreis Stadterneuerung<br />

an deutschsprachigen Hochschulen : Universitätsverlag<br />

TU, 20<strong>09</strong>. - 343 S.: graph. Darst.<br />

° SY: B-RA3-55.13<br />

koopstadt Stadtentwicklung Bremen, <strong>Leipzig</strong>,<br />

Nürnberg : Konzeptstudie / Stadt <strong>Leipzig</strong>, Dezernat<br />

Stadtentwicklung und Bau, 2008. - 18 S.:<br />

Abb., graph. Darst. ° SY: C-RA3-245.3<br />

Mit neuen Wegen der überregionalen Kooperation<br />

wollen Bremen, <strong>Leipzig</strong> und Nürnberg voneinander<br />

lernen und zugleich beispielgebend für<br />

andere Kommunen sein. Die Broschüre gibt einen<br />

Einblick in Projekte und Ideen, welche bis<br />

zum Jahr 2015 in allen drei Städten umgesetzt<br />

werden sollen.<br />

Projekt "koopstadt - Bremen, <strong>Leipzig</strong>, Nürnberg"<br />

- <strong>Leipzig</strong>er Schlüsselprojekte / Stadt <strong>Leipzig</strong>,<br />

Dezernat Stadtentwicklung und Bau, 2008.<br />

- 14 S. ° SY: C-RA3-245.1<br />

Integriertes Stadtentwicklungskonzept <strong>Leipzig</strong><br />

2020 (SEKo) : Vorlage des Oberbürgermeisters<br />

Drucksache Nr. <strong>IV</strong> / 3799 - <strong>Leipzig</strong> : o. V., 20<strong>09</strong>.<br />

- getr. Sz., Abb., Kart. ° SY: C-RA3-117<br />

Stadtentwicklungsplan Zentren : Fortschreibung<br />

2008, Vorlage des Oberbürgermeisters, Drucksache<br />

Nr. <strong>IV</strong> / 3595 - <strong>Leipzig</strong> : o. V., 20<strong>09</strong>. - getr.<br />

Sz., Abb., graph. Darst., Kart. ° SY: C-RA3-61.3<br />

Stadtentwicklung <strong>Leipzig</strong> 1989 - 20<strong>09</strong> : Eine Untersuchung<br />

unter besonderer Berücksichtigung<br />

der Sichtweisen und Bewertungen des Fachausschusses<br />

Stadtentwicklung und Bau / Lea<br />

Sch<strong>mit</strong>t, 20<strong>09</strong>. - 101 S. ° SY: C-RA3-430<br />

Monitoringbericht 2008 - Wohnungsmarktentwicklung,<br />

Stadterneuerung, Stadtumbau : Stadt<br />

<strong>Leipzig</strong>, Drs-Nr. <strong>IV</strong>/4005 : o. V., 20<strong>09</strong>. - 56 S.:<br />

Diagr., graph. Darst. Tab. ° SY: C-RA3-431<br />

Regenerierung der Städte : Strategien der Politik<br />

und Planung im Schrumpfungskontext : VS<br />

Verl., 20<strong>09</strong>. - 360 S.: Abb. ° SY: B-RA3-227<br />

Behandelt werden lokale Strategien der Regenerierung<br />

in schrumpfenden Städten Ostdeutschland,<br />

welche auf die Zuwanderung neuer Bewohner,<br />

die Schaffung neuer Arbeitsplätze und<br />

die städtebauliche Erneuerung zielen. Es wird in<br />

empirischen Fallstudien der Frage nachgegangen,<br />

inwieweit politisch-planerische Strategien<br />

Leitbilder und Projekte <strong>mit</strong>einander verknüpfen,<br />

welche Pfadabhängigkeiten sie aufweisen und<br />

wie lokale Strategien durch übergeordnete<br />

staatliche Ebenen beeinflusst werden.<br />

Städte und Baugemeinschaften / Stefan Krämer<br />

; Gerd Kuhn : Karl Krämer, 20<strong>09</strong>. - 247 S.: Abb.,<br />

graph. Darst. ° SY: B-RA3-167<br />

Die Wüstenrot Stiftung hat verschiedene Ansätze<br />

und Formen von kommunalen Handlungsstrategien<br />

zur Reduzierung der Abwanderung in<br />

einem Forschungsprojekt untersucht. Teilweise<br />

bestehen diese Maßnahmen aus einer direkten<br />

Unterstützung von Baugemeinschaften, Baugruppen<br />

oder neuen Genossenschaften, teilweise<br />

wird eine allgemeine Plattform für den Austausch<br />

von Informationen, Angeboten und Kontakten<br />

zwischen Anbietern und Nachfragern<br />

rund um das Wohnen in der Stadt eingerichtet.<br />

Naturschutz und Lebensqualität in Städten und<br />

Gemeinden : Gute Beispiele aus dem Wettbewerb<br />

/ Deutsche Umwelthilfe, 20<strong>09</strong>. - 34 S.:<br />

Abb., graph. Darst. ° SY: C-RA4-20<br />

Energieeffizientes und solares Bauen : Jahrestagung<br />

des ForschungsVerbunds Erneuerbare E-<br />

nergien 2008 : Selbstverl., 20<strong>09</strong>. - 144 S.: Abb.,<br />

Diagr. ° SY: C-RA5-133<br />

Vom Altbau zum Niedrigenergie + Passivhaus :<br />

Gebäudesanierung, neue Energiestandards, Planung<br />

und Baupraxis - 7. verb. Aufl. : Ökobuch,<br />

2008. - 261 S.: Abb., graph. Darst., Ill. ° SY: B-<br />

RA5-154<br />

Heizungsmodernisierung : Systemlösungen <strong>mit</strong><br />

erneuerbarer Wärme in Wohngebäuden / Frank<br />

Hartmann : Solarpraxis, 2008. - getr. Sz., Abb.,<br />

Diagr., graph. Darst. ; Ringordner - (Beratungspaket)<br />

+ CD-ROM ° SY: C-RA5-126<br />

Marktübersicht : Pellet-Zentralheizungen und<br />

Pelletöfen / Fachag. Nachwachsende Rohstoffe,<br />

2008. - 144 S.: Diagr., Tab. ° SY: C-RA5-130.2<br />

Marktübersicht : Scheitholzvergaserkessel.<br />

Scheitholz-Pellet-Kombinationskessel / Fachag.<br />

Nachwachsende Rohstoffe, 2008. - 144 S.: Diagr.,<br />

Tab. ° SY: C-RA5-130.3<br />

Die Vor-Ort-Energieberatung / Bernd Söllner :<br />

C.F. Müller; Alembik Verl., 2008. - 90 S.: Abb.,<br />

Diagr., graph. Darst., Tab. ° SY: B-EN6-64<br />

Große Solarwärmeanlagen für Gebäude : Sonne<br />

liefert warmes Wasser und unterstützt die<br />

Raumbeheizung / Martin Schnauss. - BINE Informationsdienst,<br />

2008. - 19 S.: Abb, Diagr.,graph.<br />

Darst. ° SY: C-RA5-129<br />

Welche Gebäude eignen sich besonders für große<br />

Solaranlagen? Was ist vorteilhafter: Nur<br />

Warmwasser erzeugen oder auch heizen <strong>mit</strong> solarer<br />

Wärme? Welche Dimensionierung ist unter<br />

Kostengesichtspunkten optimal, welches Anlagenkonzept<br />

hat die Nase vorn, welche typischen<br />

Planungs- oder Installationsfehler sollte man<br />

vermeiden oder was sind die Erfolgsfaktoren für<br />

erfolgreiche Projekte? Die aufgeführten Analysen<br />

beziehen sich auf Anlagen <strong>mit</strong> über 100<br />

Quadratmetern Kollektorfläche und Gebäude<br />

unterschiedlich Typs.<br />

Bausanierung : Erkennen und Beheben von Bauschäden<br />

/ Stahr, Michael - 4., vollst. überarb. u.<br />

akt. Aufl. : Vieweg + Teubner / GWV, 20<strong>09</strong>. -<br />

732 S.: Abb. graph. Darst., Tab.° SY: B-RA5-126<br />

Neues Bauen <strong>mit</strong> Stroh / Herbert Gruber; Astrid<br />

Grober; Helmuth Santler. - 3. vollst. überarb. u.<br />

erg. Aufl. : Ökobuch, 2008. - 1<strong>09</strong> S.: Abb., Ill. °<br />

SY: B-RA5-98


Weitere Neueingänge 6<br />

Sozialwissenschaften<br />

Parkraumprobleme in Schleußig: Anwohnerbefragung<br />

und Evaluation freiwilliger Verhaltensänderungen<br />

während eines Testzeitraumes<br />

: Abschlussbericht : Helmholtz Zentrum<br />

für Umweltforschung - <strong>UFZ</strong>, 2008. - 56 S.:<br />

Diagr., Tab. ° SY: C-SW3-139<br />

Grün, grün, grün ist alles, was wir kaufen :<br />

Lügen bis das Image stimmt / Toralf Staud :<br />

Droemer Knaur, 20<strong>09</strong>. - 272 S.: Abb. ° SY: B-<br />

SW3-108<br />

Plötzlich sind alle Klimaretter! Ökostrom von<br />

E.on, umweltfreundlich fliegen <strong>mit</strong> Lufthansa,<br />

Porsche fahren und das Klima schützen -<br />

neuerdings versprechen Firmen das Blaue<br />

vom Himmel. Solches greenwashing funktioniert<br />

nur, solange niemand nachfragt. Ein<br />

genauer Blick und detaillierte Recherche dagegen<br />

lassen die <strong>mit</strong> großem Aufwand produzierten<br />

Luftblasen schnell platzen.<br />

Demografischer Wandel : Ein Politikvorschlag<br />

unter besonderer Berücksichtigung der Neuen<br />

Länder / Berlin-Inst. für Bevölkerung u.<br />

Entwicklung, 20<strong>09</strong>. - 63 S. ° SY: C-SW3-138<br />

Scheidewege 20<strong>09</strong>/2010 : Jahresschrift für<br />

skeptisches Denken : S. Hirzel, 20<strong>09</strong>. - 411 S.<br />

° SY: B-SW9-13.22<br />

Umweltschutz<br />

Ihr Recht auf Umweltinformationen : Leitfaden<br />

für Bürgerinnen und Bürger / Martin<br />

Jänsch ; Franziska Sperfeld ; Michael Zschiesche<br />

: UfU, 20<strong>09</strong>. - 58 S. ° SY: C-UM5-54<br />

Dieser Leitfaden ist für Bürgerinnen und Bürger,<br />

Verbände und Vereinigungen geschrieben,<br />

die das Umweltinformationsrecht in<br />

Deutschland anwenden wollen. Er gibt Praxistipps<br />

für das Stellen von Anträgen nach<br />

dem Umweltinformationsgesetz und im Falle<br />

einer Ablehnung zeigt er mögliche Vorgehensweisen<br />

auf.<br />

Eine Stadt macht blau / Boris Palmer : Droemer<br />

Knaur, 20<strong>09</strong>. - 223. S.: Abb. ° SY: B-<br />

UM3-94<br />

Klima schützen, Geld sparen, besser leben:<br />

Tübingen will Modellstadt sein. Die schwäbische<br />

Universitätsstadt hat deshalb 2006 den<br />

damals 34-jährigen Grünen-Politiker Boris<br />

Palmer zum Oberbürgermeister gewählt. Er<br />

zeigt in diesem Buch, dass Klimaschutz am<br />

besten dort gelingt, wo sich die Menschen<br />

kennen und auskennen - in den Städten und<br />

Gemeinden.<br />

Zur Lage der Welt 20<strong>09</strong> : Ein Planet vor der<br />

Überhitzung / Worldwatch Institute : Westfälisches<br />

Dampfboot, 20<strong>09</strong>. - 318 S.: Abb., Diagr.<br />

° SY: B-UM1-6.25<br />

Der seit über 25 Jahren in den Debatten um<br />

ökologische Nachhaltigkeit richtungweisende<br />

Report Zur Lage der Welt zeigt auf, welche<br />

Technologien, Verhaltensweisen, Institutionen<br />

und Abkommen notwendig sind, um die<br />

Treibhausgase zu senken und so die von vielen<br />

Wissenschaftlern prognostizierte Klimakatastrophe<br />

abzuwenden.<br />

Jahrbuch Ökologie 2010 : Umwälzung der<br />

Erde. Konflikte um Ressourcen : S. Hirzel,<br />

20<strong>09</strong>. - 248 S.: Abb. ° SY: B-UM1-24.19<br />

Das "Jahrbuch Ökologie" enthält viele kluge<br />

Ideen und Beispiele für die Erschließung, die<br />

Schonung und das Recycling von Ressourcen.<br />

Es zeigt, wie wir vom "Ressourcenfieber" befreit<br />

werden können, wie die Wirtschaft<br />

schlanker, die Gesellschaft genügsamer und<br />

Institutionen zu Umweltkommissaren und<br />

Nachhaltigkeitsagenten werden können.<br />

Home : [erkennen, sich informieren, Fragen<br />

verstehen, handeln] Ein Projekt von Yann Arthus-Bertrand<br />

und der Organisation<br />

GoodPlanet.org / Y. Arthus-Bertrand : Knesebeck,<br />

20<strong>09</strong>. - 190 S.: Abb. ° SY: B-UM4-54<br />

Arktisches Monopoly : Der Kampf um die<br />

Rohstoffe der Polarregion / Christoph Seidler<br />

: DVA, 20<strong>09</strong>. - 282 S. ° SY: B-UM4-42<br />

Verkehr<br />

Goodbye Auto : Ein Leben ohne Führerschein<br />

/ Carsten Otte: Goldmann, 20<strong>09</strong>. - 348 S. °<br />

SY: B-VE2-4<br />

Mobilität im regenerativen Zeitalter : Was<br />

bewegt uns nach dem Öl? / Matthias Brake :<br />

Heise, 20<strong>09</strong>. -146 S.: Abb. ° SY: B-VE1-10<br />

Maßnahmeplan autoarme Innenstadt : Stadt<br />

<strong>Leipzig</strong>. Vorlage des Oberbürgermeisters.,<br />

Beschluss der Ratsversammlung vom<br />

16.<strong>09</strong>.20<strong>09</strong> - 7 S.: Anl. ° SY: S-VE3-26.5<br />

Klimaschutz im Stadtverkehr: 40 % weniger<br />

CO2 - (k)ein Problem? : Dokumentation der<br />

Fachtagung "Kommunal mobil - Klimaschutz<br />

im Stadtverkehr" : Bracher, Tilman (Deutsches<br />

Institutr für Urbanistik), 20<strong>09</strong>. - 139 S.:<br />

Diagr., graph. Darst. ° SY: C-VE2-114<br />

Wasser<br />

Weltmacht Wasser : Weltreporter berichten :<br />

F. A. Herbig, 20<strong>09</strong>. - 254 S.: Abb. ° SY: B-<br />

WA9-23<br />

Das blaue Gold ist ein Segen und Fluch. Denn<br />

die Versorgung <strong>mit</strong> Wasser stellt die<br />

Menschheit vor die vielleicht größte Herausforderung<br />

der Zukunft. Unaufhörlich steigende<br />

Meeresspiegel bedrohen Küsten und<br />

ganze Länder. Andernorts könnte das Wasser<br />

in wenigen Jahren völlig versiegt sein. Fünfzehn<br />

Weltreporter werfen ein Schlaglicht auf<br />

die brisante Lage in vielen Teilen der Erde.<br />

Wasserversorgung im Umbruch : Der Bevölkerungsrückgang<br />

und seine Folgen für die öffentliche<br />

Wasserwirtschaft / Alexandra Lux :<br />

Campus, 20<strong>09</strong>. - 307 S. ° SY: B-WA3-86<br />

Der Wasser-Fussabdruck Deutschlands : Woher<br />

stammt das Wasser, das in unseren Lebens<strong>mit</strong>teln<br />

steckt? : WWF Deutschland,<br />

20<strong>09</strong>. - 38 S. ° SY: C-WA9-11<br />

REGJO : Seensucht - <strong>Leipzig</strong> : REGJO-Verl.,<br />

20<strong>09</strong>. - 104 S.: Abb., Ill. ° SY: C-WA2-254<br />

Ausgabe des REGJO-Magazins über die neue<br />

Seenlandschaft in Mitteldeutschland<br />

Wald<br />

Waldzustandsbericht 2008 / Sächsisches<br />

Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft<br />

(SMUL), 2008. - 48 S.: Abb., Diagr.,<br />

Tab. ° SY: C-WD2-64.10<br />

Wirtschaft<br />

Gewinn <strong>mit</strong> Sinn : Wie Sie Ihr Geld sicher anlegen<br />

- <strong>mit</strong> gutem Gewissen. Der nachhaltige<br />

Finanzratgeber / Mechthild Upgang : oekom,<br />

20<strong>09</strong>. - 279 S.: Diagr., graph. Darst., Tab. °<br />

SY: B-WI3-101<br />

Die neue Weltwirtschaftskrise / Paul Krugmann<br />

: Campus, 20<strong>09</strong>. - 248 S. ° SY: B-WI2-<br />

117<br />

Schon vor zehn Jahren wies Paul Krugmann<br />

auf die Rückkehr der ökonomischen Übel hin,<br />

die in den dreißiger Jahren die Weltwirtschaftskrise<br />

auslösten. In diesem Buch zeigt<br />

der Nobelpreisträger, wie die mangelnde Regulierung<br />

der Finanzmärkte die Vorraussetzungen<br />

für eine Rückkehr der Weltwirtschaftskrise<br />

schuf. Fundiert legt er dar, welche<br />

Schritte unternommen werden müssten,<br />

da<strong>mit</strong> die Krise eingedämmt werden kann.<br />

Jahrbuch Ökologische Ökonomik : Diskurs<br />

Klimapolitik : Metropolis, 20<strong>09</strong>. - 319 S. ° SY:<br />

B-WI1-50.6<br />

Im neue Band des Jahrbuchs haben namhafte<br />

Ökonomen ihre Position zu drängenden Fragen<br />

der Klimapolitik pointiert zu Papier gebracht<br />

und zur Diskussion gestellt. Ihre Beiträge<br />

werden von ebenfalls namhaften Ökonomen<br />

kommentiert und kritisiert. Abgerundet<br />

wird der Diskurs durch eine Erwiderung,<br />

der Autoren der Hauptbeiträge auf ihre<br />

Kommentatoren. So arbeitet das Jahrbuch<br />

die Kontroversen, die sich an den zentralen<br />

Fragen entzünden, klar heraus und leistet so<br />

einen wichtigen Beitrag zur politischen und<br />

ökonomischen Diskussion um den richtigen<br />

Weg zu einer rationalen Klimapolitik.<br />

Ökologische Ökonomie : Eine Einführung /<br />

Holger Rogall : VS Verl. für Sozialwissenschaften,<br />

2008. - 372 S. ° SY: B-WI3-84<br />

Ein Lehrbuch, dass auch allen Interessierten<br />

außerhalb der Hochschule einen informativen<br />

Überblick über diese neuere Teildisziplin der<br />

Wirtschaftswissenschaften bietet.<br />

Die nächste industrielle Revolution : Die<br />

Cradle to Cradle-Community / Braungart,<br />

Michael; McDonough, William: Eur. Verlagsanstalt,<br />

2008. - 245 S.: Abb. ° SY: B-WI3-82<br />

Im Zentrum der "nächsten industriellen Revolution"<br />

steht das Konzept der ökologisch effektiven<br />

und sozio-ökonomisch erfolgreichen<br />

Produktionsweise "Cradle to Cradle" - Von<br />

der Wiege zur Wiege. Das heißt: Produkte<br />

werden so konzipiert, dass sie nicht zu Abfall<br />

werden, sondern nach Gebrauch wieder zu<br />

möglichst 100% einsetzbar sind.<br />

Transfer von Umweltmanagementsystemen:<br />

Mit Unternehmensnetzwerken aus der Effizienzfalle?<br />

/ Müller-Christ, Georg ; Hülsmann,<br />

Michael : Lit, 2008. - 175 S.: Diagr., graph.<br />

Darst. ° SY: B-WI3-100


7 Zeitschriftenrundschau<br />

Vorgestellt<br />

Periodika in der <strong>Umweltbibliothek</strong><br />

_________________________________________<br />

Natur und Landschaft<br />

Zeitschrift für Naturschutz u. Landschaftspflege<br />

Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.)<br />

Verlag W. Kohlhammer ° monatlich ° Z-187<br />

Die Zeitschrift<br />

wird vom<br />

Bundesamt für<br />

Naturschutz, der<br />

zentralen wissenschaftlichen<br />

Behörde des<br />

Bundes für den<br />

nationalen und<br />

internationalen<br />

Naturschutz, herausgegeben.<br />

Sie geht auf die<br />

1920 begründete<br />

Zeitschrift<br />

„Vogelschutz“ zurück und ist die älteste regelmäßig<br />

erscheinende Zeitschrift für Naturschutz<br />

und Landschaftspflege im deutschsprachigen<br />

Raum. Sie befasst sich <strong>mit</strong> ökologischen, ökonomischen<br />

und sozialen Aspekte von Naturschutz<br />

(vor allem in Deutschland und Europa)<br />

und will über die Erhaltung der Natur, die Pflege<br />

der Landschaft sowie eine nachhaltige und naturverträgliche<br />

Nutzung der Naturgüter umfassend<br />

informieren. Da<strong>mit</strong> wendet sie sich an interessierte<br />

Menschen in Fachbehörden, Naturschutzverbänden,<br />

Planungsbüros, Wissenschaft<br />

und alle im Naturschutz engagierten Personen.<br />

Begutachtete Aufsätze ver<strong>mit</strong>teln wissenschaftliche<br />

und fachliche Grundlagen des Naturschutzes<br />

sowie Erfahrungen aus der Praxis. Kurze Beiträge<br />

präsentieren aktuelle Themen oder beleuchten<br />

wichtige Ereignisse im Naturschutz. Der<br />

Rubrikenteil umfasst <strong>Nachrichten</strong> und Kommentare,<br />

neue Publikationen und Gerichtsentscheidungen.<br />

_________________________________________<br />

Ausgesucht<br />

Aktuelle Zeitschriftenbeiträge<br />

_________________________________________<br />

Nachfolgend ein Blick in ausgewählte aktuelle<br />

Ausgaben unserer Zeitschriften. Einzelne Artikel<br />

sind <strong>mit</strong> ° gekennzeichnet und können gegen<br />

Kostenerstattung als Kopie bestellt werden.<br />

Gen-ethischer Informationsdienst<br />

Schwerpunkt: Unfruchtbarkeit als Geschäft<br />

Wenn Landwirte ihre Ernten nicht mehr nutzen<br />

können, um sie im nächsten Jahr wieder auszusäen,<br />

steht das Recht am Saatgut und da<strong>mit</strong> die<br />

Nahrungssouveränität auf dem Spiel. Unter dem<br />

Begriff ‚Terminator-Technologie’ werden Samen<br />

<strong>mit</strong> gentechnischen Mitteln unfruchtbar gemacht<br />

- die Saatgutkonzerne verkaufen Saaten,<br />

die einmal keimen, während die Samen dieser<br />

Pflanzen nicht mehr keimfähig sind. So müssen<br />

die Bauern ihr Saatgut jedes Jahr wieder bei den<br />

Konzernen einkaufen, die auch gleich die passenden<br />

Dünge- und Spritz<strong>mit</strong>tel <strong>mit</strong> verkaufen.<br />

° Ricarda Steinbrecher: Terminator Technologie<br />

Über die Technologie und den aktuellen Forschungsstand.<br />

° Christof Potthof: Terminator@EU<br />

Über das ‘Transcontainer’-Projekt der EU und die<br />

internationale Kritik an dem Versuch, die Möglichkeit<br />

von Koexistenz zwischen gentechnisch<br />

veränderten Pflanzen und anderen Anbauformen<br />

zu behaupten<br />

° Martha Mertens: Who pays - who profits?<br />

Über das Interesse der Saatgutkonzerne an der<br />

Terminator-Technologie und deren Auswirkungen<br />

für die bäuerliche Landwirtschaft und Kulturpflanzenvielfalt.<br />

° Susanne Gura: No Sex on the Beach<br />

Sterile, gentechnisch veränderte Lachse - auch<br />

Tiere werden privates Eigentum. (196/<strong>09</strong>)<br />

Immissionsschutz<br />

° Peter Bruckmann u.a.: Welche Anforderungen<br />

stellen die neuen europäischen Regelungen zu<br />

der Feinstaubfraktion PM 2,5 an den Immissionsschutz?<br />

Neben Grenzwerten für Feinstaub der Größe<br />

PM 10 gelten zukünftig auch Grenzwerte für die<br />

Feinstaubfraktion PM 2,5 . Der Beitrag untersucht<br />

nach der Vorstellung der neuen Regelungen die<br />

Frage, ob von den neuen Regelungen zusätzliche<br />

Anforderungen an den Immissionsschutz in<br />

Deutschland gestellt werden. Aus den vorhandenen<br />

Messreihen wird geschlussfolgert, das<br />

PM 10 bis 2020 die strengere Regelungsgröße<br />

darstellt, die Grenzwerte für PM 2,5 demgegenüber<br />

einfacher eingehalten werden könnten.<br />

(3/<strong>09</strong>)<br />

Natur & Kosmos<br />

° Thomas Weidenbach, Heinz Greuling: Jagd auf<br />

die Umwelt-Mafia<br />

Experten nennen sie in einem Atemzug <strong>mit</strong> Waffen-<br />

und Drogenschmuggel - Verbrechen gegen<br />

die Umwelt. Wilderer, Piratenfischer oder Chemieschmuggler<br />

verdienen Millionen, indem sie<br />

sich einen Dreck um internationale Abkommen<br />

und Gesetze scheren. Bericht der Autoren der<br />

WDR-Filmreihe „Eco-Crimes“. (11/<strong>09</strong>)<br />

Ökologisches Wirtschaften<br />

° Eva Reisinger: Von der Schwierigkeit, Feinstaub<br />

zu reduzieren. Wissen, Nachhaltigkeit und Governance<br />

in der lokalen Umweltpolitik<br />

Aus einem Forschungsprojekt, das die Umsetzung<br />

jüngerer umweltpolitischer Richtlinien der<br />

EU auf der lokalen Ebene von Städten und Gemeinden<br />

untersucht, berichtet die Autorin exemplarisch<br />

über die Umsetzung der EU-<br />

Luftreinhalterichtlinie („Feinstaub-Richtlinie“) in<br />

der Stadt Potsdam. Die lokale Umweltpolitik<br />

bleibt dabei in gewohnten Formen der Wissensgenerierung<br />

und von Hierarchien gefangen. Die<br />

Einbindung von Bürgern <strong>mit</strong> ihrem Alltagswissen<br />

und Erfahrungswerten bleibt außen vor, neue<br />

Handlungsalternativen aus einem breiteren Diskurs<br />

über umwelt- und verkehrspolitische Fragestellungen<br />

werden nicht gewonnen. (3/<strong>09</strong>)<br />

Umweltpsychologie<br />

° Banne Friedmann, Nicola Döring, Dirk Westermann:<br />

Passives Verbraucherverhalten auf<br />

dem liberalisierten Strommarkt: eine Interviewstudie<br />

zu Nicht-Wechselgründen von Stromkunden<br />

Ergebnisse einer Studie zu Alternativen auf dem<br />

deutschen Strommarkt (Ökostromanbieter) und<br />

den in Leitfaden-Interviews gewonnenen Erkenntnissen,<br />

über die, verglichen <strong>mit</strong> dem Telekommunikationsmarkt,<br />

geringe Bereitschaft der<br />

VerbraucherInnen, den Stromanbieter zu wechseln.<br />

(1/<strong>09</strong>)<br />

UVP Report<br />

Schwerpunkt Umweltprüfung<br />

° Ulrich Staiger: Energieeffizienz und Solarenergienutzung<br />

in der Bauleitplanung - Gesellschaftliche<br />

Erfordernisse, rechtliche Möglichkeiten und<br />

Grenzen<br />

Über die Möglichkeiten, Umwelt- und Klimaschutzziele<br />

auf kommunaler Ebene in Bebauungsplänen,<br />

vorhabenbezogenen Bebauungsplänen<br />

und städtebaulichen Verträgen umzusetzen.<br />

Was kann festgesetzt werden und welche<br />

Regelungen gehen über den Ermächtigungsrahmen<br />

des Baugesetzbuches hinaus?<br />

° Ulrike Fuhrer, Sandra Weber: Klimaschutz in<br />

der Bauleitplanung - Umsetzung klimaschützender<br />

Ziele in der Bauleitplanung der Universitätsstadt<br />

Tübingen<br />

Die Stadt Tübingen stellt für jeden einzelnen Bebauungsplan<br />

ein Energiekonzept auf und optimiert<br />

den Plan da<strong>mit</strong> (z.B. Gebäudeausrichtung,<br />

Kompaktheit, Abstände und Höhen der Bebauung).<br />

Die so gefundenen energetischen Standards<br />

werden dann in städtebaulichen, Kaufoder<br />

Durchführungsverträgen festgeschrieben<br />

und die Bauherren werden intensiv zu den Umsetzungsmöglichkeiten<br />

beraten, was zu sehr positiven<br />

Ergebnissen führt.<br />

Michael Koch: Gesundheitsvorsorge durch<br />

Lärmminderungsplanung - am Beispiel der Stadt<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

Die Stadt Leinfelden-Echterdingen verfolgt nicht<br />

nur die Lärmaktionsplanung nach EU-<br />

Umgebungslärmrichtlinie, sondern eine umfassende<br />

Lärmminderungsplanung, die auch andere<br />

als Verkehrs-Lärmquellen erfasst, Gesamtlärmbelastungen<br />

abbildet und darauf gestützt<br />

den Flächennutzungsplan insbesondere in Bezug<br />

auf die Auswesung neuer Wohnbaustandorte<br />

optimiert. So werden lärminduzierte Konflikte<br />

minimiert und Gesundheitsvorsorge betrieben.<br />

(1+2/<strong>09</strong>)<br />

Verkehrszeichen<br />

° Maria Limbourg: Was lernen Kinder auf dem<br />

Weg zur Schule?<br />

Der Weg zur Schule ist „Lernweg“, auf dem<br />

Kinder vielfältige motorische, kognitive und soziale<br />

Kompetenzen erwerben können. Voraussetzung<br />

ist, dass der Schulweg nicht im elterlichen<br />

Auto, sondern zu Fuß, <strong>mit</strong> dem Fahrrad<br />

oder <strong>mit</strong> dem öffentlichen Verkehr zurückgelegt<br />

wird. (3/<strong>09</strong>)<br />

Zeitschrift für Umweltrecht<br />

° Fahrverbot in der Umweltzone<br />

VG Stuttgart, Urteil vom 16.6.20<strong>09</strong> - 6 K<br />

1387/<strong>09</strong>; Leitsatz: Zu den Ausnahmen vom<br />

Fahrverbot in einer Umweltzone (hier: Wohnmobil,<br />

Baujahr 1991, ohne Nachrüstmöglichkeit)<br />

(10/<strong>09</strong>)


8 20 Jahre Ökolöwe<br />

Der ÖKOLÖWE - Umweltbund <strong>Leipzig</strong> e.V. feiert<br />

im November seinen zwanzigsten Geburtstag.<br />

Grund genug, einmal offensiv für eine Mitgliedschaft<br />

in <strong>Leipzig</strong>s erstem eigenständigen Umweltschutzverein<br />

zu werben.<br />

<strong>Umweltbibliothek</strong>, Stadtgarten, Streuobstwiesenpflege,<br />

Kompostberatung, Bio-Einkaufsführer<br />

für Sachsen, Schutz der Weinteichsenke,<br />

Walderlebnisführungen, Ernährungsführerschein,<br />

gentechnikfreie Region, Klima-Allianz-<br />

<strong>Leipzig</strong> - viele Themen & viele Aktionen für die<br />

der Ökolöwe steht. Und viele Erfolge in den letzten<br />

20 Jahren. Je mehr Menschen dem Ökolöwen<br />

<strong>mit</strong> ihrer Stimme Gewicht verleihen, umso<br />

mehr politische Durchsetzungskraft hat er! Mit<br />

einem Jahresbeitrag ab 40 Euro (Sozialbeitrag<br />

20,-) unterstützen Sie als Mitglied eine umweltgerecht<br />

und ökologisch nachhaltige Entwicklung<br />

unserer Region. Neben den guten Gründen, ein<br />

Ökolöwe zu werden, gibt es auch interessante<br />

Vorteile:<br />

- regelmäßiger Bezug der Vereinszeitung „Löwenmaul“<br />

- Teilnahme an spannenden Veranstaltungen für<br />

die ganze Familie kostenlos oder ermäßigt<br />

- 50 Euro Ersparnis, wenn Sie sich bei teilAuto<br />

zum Carsharing anmelden<br />

- den einzigartig leckeren Streuobstwiesenapfelsaft<br />

des Ökolöwen zum Vorteilspreis<br />

Arbeit, Erfolge, Infos: www.oekoloewe.de<br />

<strong>Leipzig</strong>er Ökofete - die auch bereits seit 19 Jahren vom Ökolöwen<br />

organisierte größte Umweltveranstaltung <strong>Leipzig</strong>s.<br />

www.internet.de<br />

Hier finden Sie informative Angebote im Internet.<br />

Eine Zusammenstellung wichtiger Internetadressen<br />

finden Sie zudem auf unseren<br />

Web-Seiten unter „Links“.<br />

Argumente gegen Klimaskeptiker:<br />

www.umweltbundesamt.de/klimaschutz/klim<br />

aaenderungen/faq/index.htm<br />

www.wissenslogs.de/wblogs/blog/klimalounge/<br />

www.pik-potsdam.de/~stefan/klimaskeptiker.html<br />

Selbst die USA haben sich bewegt und halten<br />

den Klimawandel nicht mehr für das Hirngespinst<br />

einiger hundert oder tausender verrückter<br />

Wissenschaftler. Aber die sogenannten<br />

‚Klimaskeptiker’ sind immer wieder zu<br />

hören und meinen, der Mensch könne das<br />

Klima gar nicht beeinflussen und würde nicht<br />

mal verstehen, wie es eigentlich zustande<br />

kommt. Zuletzt (13.11.) konnte man auch in<br />

der <strong>Leipzig</strong>er Volkszeitung ein Pro & Contra<br />

zum Klimawandel lesen. Explizit <strong>mit</strong> den Argumenten<br />

der Klimaskeptiker auseinandergesetzt<br />

haben sich der führend an den IPPC-<br />

Berichten beteiligte Wissenschaftler Stefan<br />

Rahmsdorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung<br />

und das Umweltbundesamt.<br />

Auf deren Webseiten findet man klare Antworten<br />

auf die Fragen und Behauptungen<br />

der Skeptiker und insbesondere bei Rahmsdorf<br />

auch eine Auseinandersetzung <strong>mit</strong> dem<br />

Umgang der Medien zu diesem Thema.<br />

Klimaschutz für <strong>Leipzig</strong>er:<br />

www.leipzig.de/klimaschutz/<br />

Das <strong>Leipzig</strong>er Amt für Umweltschutz hat sich<br />

des Themas Klimaschutz angenommen und<br />

im städtischen Internetangebot eine Unterseite<br />

zu diesem Thema eingerichtet. In kurzen<br />

Beiträge und <strong>mit</strong> dem Angebot zum Herunterladen<br />

weiterführender Dokument wird<br />

u.a. auf die Themen Klimawandel, Klimabilanz<br />

<strong>Leipzig</strong> sowie Klimapolitik in Deutschland,<br />

Sachsen und <strong>Leipzig</strong> eingegangen. Die<br />

Rubrik „Was kann ich tun?“ verbindet dann<br />

Informationen zum häuslichen Energieverbrauch<br />

<strong>mit</strong> Tipps zu sinnvollen Reduzierungsmöglichkeiten.<br />

Links zu Checklisten,<br />

Übersichten energiesparender Geräte und<br />

anderen informativen Internetseiten und Beratungsangeboten<br />

vervollständigen diese e-<br />

benso erfreuliche wie überfällige Initiative<br />

(die auch auf das Informationsangebot der<br />

<strong>Umweltbibliothek</strong> verweist).<br />

Förderkompass Energie<br />

www.energiefoerderung.info<br />

An vielen privaten Häusern müsste energetisch<br />

einiges verbessert werden. EU, Bund,<br />

Länder, Gemeinden und Energieversorger<br />

bieten genau dafür diverse Förderprogramme<br />

an. Angebot und Nachfrage führt die Internetseite<br />

des BINE Informationsdienstes zusammen.<br />

Ob jemand Strom aus Sonnenenergie<br />

erzeugen, Warmwasser solar erwärmen,<br />

eine neue Heizung einbauen, Fassade und<br />

Dach dämmen oder neue Fenster <strong>mit</strong> Wärmeschutzverglasung<br />

einbauen will - in der<br />

tagesaktuell gepflegten Datenbank können<br />

Privatpersonen online ihre ganz individuelle<br />

Förderung zusammenstellen. Neben der Angabe<br />

der Postleitzahl, für den Standort des<br />

Gebäudes, können in einem Menu die geplanten<br />

Maßnahmen angeklickt werden. Als<br />

Ergebnis erhält man alle relevanten Bundesund<br />

Landesprogramme und gegebenenfalls<br />

Fördermöglichkeiten der Kommune und des<br />

Energieversorgers..<br />

rq<br />

Abo & Unterstützung<br />

Sie können die <strong>Nachrichten</strong> aus der<br />

<strong>Umweltbibliothek</strong> auch kostenfrei als pdf-Datei<br />

abonnieren.<br />

Mailen Sie uns einfach Ihre Bestellung!<br />

Den Gesamtkatalog der <strong>Umweltbibliothek</strong><br />

und viele weitere Informationsangebote<br />

finden Sie zur eigenen Recherche im<br />

Internet unter<br />

www.umweltbibliothek-leipzig.de<br />

Gefördert von: Stadt <strong>Leipzig</strong> (Amt für Umweltschutz, Amt für Wirtschaftsförderung), Bürgerstiftung <strong>Leipzig</strong>,<br />

ESF-Fonds der Europäischen Union, Land Sachsen, Stadtwerke <strong>Leipzig</strong> und Sparkasse <strong>Leipzig</strong><br />

Impressum: <strong>Nachrichten</strong> aus der <strong>Umweltbibliothek</strong> <strong>Leipzig</strong> erscheinen 4 x jährlich und werden an verschiedenen öffentlichen Stellen <strong>Leipzig</strong>s ausgelegt ° Bezug:<br />

kostenfrei per E-Mail und auf www.umweltbibliothek-leipzig.de ° Konzept, Redaktion, Gestaltung & V.i.S.d.P.: Roland Quester (rq) ° Herstellung: <strong>Umweltbibliothek</strong><br />

<strong>Leipzig</strong>, eine Einrichtung des Ökolöwen – Umweltbundes <strong>Leipzig</strong> e. V. ° hergestellt auf 100 % Recyclingpapier


<strong>UFZ</strong>-Spezial<br />

HELMHOLTZ-ZENTRUM FÜR Umweltforschung – <strong>UFZ</strong> Dezember 20<strong>09</strong><br />

IN Sachen Klimawandel<br />

Überall dort, wo der Mensch begonnen hat, Wüsten landwirtschaftlich<br />

zu nutzen, kämpft er gegen Bodenversalzung und<br />

Austrocknung. Der Klimawandel wird die Situation in vielen<br />

Regionen der Welt verschärfen und hinterlässt bereits heute<br />

seine Spuren. Die Antwort muss heißen: Anpassen – und<br />

zugleich das Klima schützen. Mit seiner Expertise trägt das<br />

<strong>UFZ</strong> dazu bei, die Folgen des Klimawandels zu erforschen und<br />

Anpassungsstrategien zu entwickeln.


Themen dieser Ausgabe<br />

S. 3 Vorwort des Wissenschaftlichen<br />

Geschäftsführers des <strong>UFZ</strong><br />

S. 4 – 5 Forschung für eine integrierte Klimaschutzund<br />

Klimawandelpolitik<br />

S. 6 – 7 Interview: Achim Steiner; UNEP<br />

Wir brauchen eine Klimavereinbarung<br />

S. 17 Viren auf Reisen<br />

S. 18 Giftige Aussichten<br />

S. 19 Standpunkt: Bioenergie – Hoffnungsträger<br />

für den Klimaschutz?<br />

S. 20 – 21 Klimawandel und nachhaltige Waldwirtschaft<br />

Kapitel 1: Klimawandel und Wasser<br />

S. 8 – 9 Die Zukunft des Wassers<br />

S. 10 Das Wasser des Amudaryas<br />

S. 11 Verwundbar gegenüber Extremereignissen<br />

S. 12 Von der Kalahari lernen<br />

S. 13 Regionale Klimamodelle verbessern<br />

Kapitel 3: Klimawandel und Sozioökonomie<br />

S. 22 – 23 Interview: Pavan Sukhdev; TEEB<br />

Vitale Ökosysteme schützen besser vor den Folgen<br />

des Klimawandels<br />

S. 24 Standpunkt: Kosten der Klimaanpassung<br />

<strong>mit</strong> Unsicherheiten behaftet<br />

S. 25 Konflikte vermeiden, Synergien nutzen<br />

S. 26 Standpunkt: An der Kohle kommt keiner vorbei!<br />

S. 27 CO 2<br />

– Klimagasentsorgung im Untergrund?<br />

S. 28 Auf dem Weg zu einer europäischen Anpassungspolitik<br />

S. 29 Umweltrecht unter Anpassungsdruck?<br />

Kapitel 2: Klimawandel und Biodiversität<br />

S. 14 –15 ALARM: Klimawandel reißt Löcher<br />

in das Netz des Lebens<br />

S. 16 Perspektiven für Extremisten<br />

S. 30 – 31 Kurzinformationen<br />

S. 32 <strong>UFZ</strong> im Überblick<br />

2 <strong>UFZ</strong>-Spezial | Dezember 20<strong>09</strong> Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – <strong>UFZ</strong>


Klimawandel –<br />

Eine gesamtgesellschaftliche<br />

Herausforderung<br />

Die Wissenschaft ist sich einig: Das Klima<br />

ändert sich – maßgeblich auch durch den<br />

Einfluss des Menschen. Der vierte Klima-<br />

Report des Welt klimarates (IPCC) bestätigt:<br />

Ein globaler Temperaturanstieg im jährlichen<br />

Mittel in den nächsten 50 bis 100 Jahren<br />

von zwei bis vier Grad Celsius ist unvermeidlich.<br />

Selbst wenn der Klimaschutzgipfel in<br />

Kopenhagen erfolgreich sein sollte, wird die<br />

globale Erwärmung noch eine Weile anhalten.<br />

Wir wissen auch, dass eine globale<br />

Erwärmung nicht zum ersten Mal in der<br />

Erdgeschichte stattfindet, aber zum ersten<br />

Mal derartig schnell und <strong>mit</strong> 6,7 Milliarden<br />

Menschen an Bord – im Jahr 2050 werden<br />

es voraussichtlich 9 Milliarden Menschen<br />

sein. Experten sind sich auch einig: Der<br />

Klimawandel wird weit reichende Folgen<br />

für Mensch und Umwelt haben, die alle<br />

betreffen werden – direkt oder indirekt.<br />

Niederschläge werden sich anders verteilen.<br />

Starkregen, Hitzeperioden und Stürme<br />

werden sich häufen. Schleichende Veränderungen<br />

werden auf lange Sicht das Umfeld<br />

des Menschen verändern. Blütezeiten<br />

verschieben sich, Pflanzen- und Tierarten<br />

wandern, Bäche und Flüsse verändern sich,<br />

die Gebirgsgletscher schmelzen, Krankheitserreger<br />

können sich bei höheren Temperaturen<br />

besonders gut vermehren und werden<br />

den Weg in die heute gemäßigten Klimaregionen<br />

finden.<br />

Wenn sich im Dezember 20<strong>09</strong> mehr als<br />

10.000 Teilnehmer auf der Klimakonferenz<br />

in Kopenhagen treffen, wird bei den Verhandlungen<br />

neben dem Klimaschutz<br />

(Mitigation) auch die Anpassung an die<br />

Folgen des Klimawandels (Adaptation) eine<br />

wichtige Rolle spielen. Denn eine integrierte<br />

Klimapolitik besteht aus beiden Säulen.<br />

Das eine wird ohne das andere nicht funktionieren.<br />

Und wie der Klimaschutz ist auch<br />

die Anpassung eine gesamtgesellschaftliche<br />

Aufgabe, die die Akteure aus Politik, Wirtschaft,<br />

Wissenschaft und jeden Einzelnen<br />

fordert. Der ehemalige Weltbankchef<br />

Sir Nicholas Stern hat errechnet, dass ein<br />

ungebremster Klimawandel bis zu 20 Prozent<br />

des welt weiten Bruttosozialproduktes<br />

kosten könnte. Allein schon der Verlust<br />

der biologischen Vielfalt könnte nach einer<br />

ersten Schätzung von Pavan Sukhdev, dem<br />

Leiter des Projektes zur wirtschaftlichen<br />

Bedeutung von Ökosys temen und Biodiversität<br />

(TEEB), bereits im Jahr 2050 6,3 Prozent<br />

des Weltbruttosozial produktes betragen.<br />

Diese Zahlen zeigen deutlich, dass gehandelt<br />

werden muss.<br />

Die Bundesregierung hat <strong>mit</strong> verschiedenen<br />

Forschungsprogrammen sowie der Einrichtung<br />

des Climate Service Centers (CSC) als<br />

zentrale Beratungs- und Informationsplattform<br />

zwischen Wissenschaft und Gesellschaft<br />

reagiert. Die Helmholtz-Gemeinschaft<br />

konzentriert sich <strong>mit</strong> ihren Beiträgen vor<br />

allem auf den regionalen Maßstab. Die<br />

von acht Zentren gestartete Helmholtz-<br />

Klimainitiative bündelt und koordiniert dabei<br />

sowohl originäre Prozessuntersuchungen,<br />

das Sammeln und Verarbeiten von Daten<br />

auf verschiedenen Plattformen als auch die<br />

Analyse der Auswirkungen des Klimawandels<br />

beispielsweise auf den Wasserhaushalt,<br />

die Biodiversität und die Landnutzung.<br />

Das <strong>UFZ</strong> als das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung<br />

hat besondere Kompetenzen<br />

und Erfahrungen in der Analyse komplexer<br />

Umweltsysteme und ist deshalb beim<br />

Thema Klimawandel <strong>mit</strong> seiner ganzen<br />

Palette naturwissenschaftlicher und sozialwissenschaftlicher<br />

Forschung maßgeblich<br />

beteiligt.<br />

Einen Überblick über einige der aktuell hierzu<br />

am <strong>UFZ</strong> bearbeiteten Themen gibt ihnen<br />

das vorliegende Heft. Ich wünsche Ihnen<br />

beim Lesen viel Vergnügen.<br />

Prof. Dr. Georg Teutsch<br />

Wissenschaftlicher Geschäftsführer<br />

des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung<br />

– <strong>UFZ</strong><br />

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – <strong>UFZ</strong> <strong>UFZ</strong>-Spezial | Dezember 20<strong>09</strong> 3


Tausende Klimaanlagen, um sich Abkühlung in<br />

Büros und Wohnungen zu verschaffen – so könnte<br />

Anpassung an den Klimawandel aussehen, wenn<br />

die Sommer länger und heißer werden. Doch als<br />

wahre Stromfresser sind Klimaanlagen zugleich<br />

Klimasünder, die den Klimawandel weiter vorantreiben.<br />

Foto: www.fotolia.de<br />

Forschung für eine integrierte Klimaschutzund<br />

Klimawandelpolitik<br />

Um die Erderwärmung langfristig auf zwei<br />

Grad zu beschränken, bedarf es einer<br />

großen weltweiten Kraftanstrengung. Die<br />

globalen Kohlenstoffemissionen müssten ab<br />

dem kommenden Jahr (2010) stetig sinken –<br />

statt wie bislang stetig zu steigen. Nur wenn<br />

sie im Jahr 2050 noch halb so hoch sind<br />

wie 1990, kann das klimapolitische Ziel<br />

des Treffens der großen Industrienationen<br />

(G8) <strong>mit</strong> den Schwellenländern Brasilien,<br />

Indien, China und Mexiko in L’Aquila im<br />

Sommer 20<strong>09</strong> gelingen. Und selbst wenn<br />

die Trendwende beim weltweiten Kohlendioxidausstoß<br />

gelänge, müssten wir auf dem<br />

langen Weg zur Klimastabilisierung <strong>mit</strong> Temperaturanstiegen<br />

von bis zu 4 Grad Celsius<br />

im weltweiten Durchschnitt rechnen. Die<br />

Anpassung an den Klimawandel wird da<strong>mit</strong><br />

zu einer globalen Notwendigkeit.<br />

Anpassung an den Klimawandel bedeutet,<br />

dass wir unsere Verletzlichkeit gegenüber<br />

den Folgen der Erderwärmung verringern.<br />

Während wir uns in Deutschland besser für<br />

Hitze- und Starkregenereignisse rüsten<br />

müssen, geht es in anderen Ländern vor -<br />

nehmlich darum, Gefahren aus dem Meeresspiegelanstieg,<br />

extremen Wasserknappheiten<br />

und dem Verlust empfindlicher<br />

Ökosysteme wie Korallenriffen zu begegnen.<br />

Die Länder des Südens werden die Hauptlast<br />

der Folgen der Erderwärmung tragen,<br />

während die Länder des Nordens davon<br />

sogar vorübergehend profitieren. Aber <strong>mit</strong><br />

der zunehmenden Erderwärmung werden<br />

sich auch diese Vorteile in ihr Gegenteil<br />

verkehren, so dass wir langfristig weltweit<br />

<strong>mit</strong> negativen Folgen des Klimawandels<br />

rechnen müssen.<br />

Globaler Wandel – Regionale Wirkung<br />

Die Wirkungen des Klimawandels zeigen<br />

sich auf regionaler Ebene. Beispiel Deutschland:<br />

Bei einem Business-As-Usual-Szenario<br />

müssen je nach Emissionsszenario und<br />

Klimamodelltyp zwischen 2 bis 3,5 Grad<br />

Celsius Temperaturanstieg bis 2100 in Kauf<br />

ge nommen werden. Diese Erwärmung wird<br />

sich hauptsächlich in der Variabilität der<br />

Niederschlagsmengen und einer Zunahme<br />

von extremen Wetterereignissen wie Überflutungen<br />

und Stürmen auswirken. Allerdings<br />

sind die Prognoseunsicherheiten für<br />

diese Klimafolgen sehr groß. Deshalb ist<br />

noch ein erheblicher Modellierungs- und<br />

auch Monitoringaufwand zur Überprüfung<br />

und Verbesserung der Modellvorhersagen<br />

zu betreiben, um zu fundierteren Prognosen<br />

des regionalen Klimawandels zu kommen.<br />

Das gilt erst recht für die ökologischen und<br />

ökonomischen Folgen des Klimawandels<br />

und besonders für die verletzlichen Regionen<br />

dieser Welt wie Zentralasien, den Mittleren<br />

Osten oder viele Megastädte, in denen<br />

soziale und ökonomische Randbedingungen<br />

wie Bildungsstand und ungleiche Einkommen<br />

zur Bewältigung von Klimawandelfolgen<br />

zu beachten sind.<br />

Anpassung – Die notwendige Antwort<br />

auf den Wandel<br />

Hier bestehen noch große Forschungslücken<br />

und erhebliche Unsicherheiten, da viele<br />

unterschiedliche natürliche und sozioöko-<br />

nomische Faktoren im Zusammenhang zu<br />

betrachten sind. Darin sieht das <strong>UFZ</strong> seine<br />

Aufgabe: In der systemischen Erforschung<br />

von regionalen Klimawandelfolgen in<br />

Deutschland und den besonders verletzlichen<br />

Regionen dieser Welt, um Konzepte<br />

aufzustellen, <strong>mit</strong> denen die Folgen des<br />

Klimawandels bewältigt werden können. Ziel<br />

aller Anpassungsmaßnahmen sollte es sein,<br />

Gefahren und Schäden für Ökosysteme, die<br />

menschliche Gesundheit sowie Infrastrukturen<br />

zu minimieren. Doch welche Anpassungsoptionen<br />

haben wir und welche sind<br />

die richtigen? Wie lassen sich Synergien und<br />

Konflikte vernünftig abwägen, um direkte<br />

oder indirekte negative Folgen vermeintlich<br />

sinnvoller Anpassungsmaßnahmen zu<br />

vermeiden? Beispiel: Die extensive Nutzung<br />

von Bioenergie als Strategie zur Senkung<br />

der Treibhausgasemissionen macht uns anfälliger<br />

gegen Klimaschwankungen, erhöht<br />

also die gesellschaftliche Verletzlichkeit. Die<br />

Schaffung von städtischen Grünkorridoren<br />

dagegen bindet Kohlenstoff und verbessert<br />

das Stadtklima. Adaptation (Klimaanpassung)<br />

und Mitigation (Klimaschutz) stehen<br />

insoweit nicht im Gegensatz zueinander.<br />

Das eine ohne das andere griffe jeweils zu<br />

kurz. Was wir brauchen, ist eine integrierte<br />

Klimaschutz- und Klimawandelpolitik.<br />

Anpassungspolitiken finden heute bereits<br />

auf unterschiedlichen Ebenen statt. Die<br />

Vereinten Nationen erörtern bereits seit<br />

dem Umweltgipfel von Rio (1992) internationale<br />

Maßnahmen zur Stärkung der Anpassungsfähigkeit<br />

in besonders verletzlichen<br />

4 <strong>UFZ</strong>-Spezial | Dezember 20<strong>09</strong> Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – <strong>UFZ</strong>


Regionen dieser Welt. Zwei Prozent der Umsätze<br />

des so genannten Clean Development<br />

Mechanism (CDM) fließen bereits heute in<br />

einen Fonds für Anpassungsmaßnahmen<br />

in den besonders verletzlichen Ländern der<br />

Welt. Das ist aber nur ein Tropfen auf den<br />

heißen Stein. Gemessen am weltweiten<br />

Bedarf von mindestens 9bis 41 Milliarden<br />

US-Dollar pro Jahr (Angaben der Weltbank)<br />

sind die Mittel aus der CDM-Steuer (zirka<br />

180 Millionen in 20<strong>09</strong>) selbst bei optimistischer<br />

Zukunftsprognose für den CDM bei<br />

weitem nicht ausreichend. Zusätzliche Mittel<br />

wurden von den G8 z. B. für die Länder<br />

Afrikas versprochen, aber es ist fraglich, ob<br />

das Mittel sind, die tatsächlich zusätzlich zur<br />

offiziellen Entwicklungshilfe fließen oder nur<br />

ohnehin gemachte Hilfszusagen ersetzen.<br />

Auch der Mitteltransfer der Hilfe für Afrika<br />

gestaltet sich zäh. Hier müssen auf der Klimakonferenz<br />

COP 15 in Kopenhagen neue,<br />

effektive Instrumente gefunden werden, um<br />

den gewaltigen zukünftigen Finanzierungsbedarf<br />

in den Ländern des Südens decken<br />

zu können.<br />

Gobal denken<br />

Die globale Finanzkrise macht deutlich,<br />

welche enormen Mittel in sehr kurzer Frist<br />

international koordiniert mobilisiert werden<br />

können, wenn die Gefahren für die Weltwirtschaft<br />

erkannt sind. Der Klimawandel ist<br />

wie die Finanzkrise ein systemisches Risiko<br />

für die Weltwirtschaft – wenn auch auf<br />

längere Sicht. Es wäre ein Gebot politischer<br />

Klugheit und Fairness gegenüber zukünftigen<br />

Generationen, dass wir schon heute<br />

die vorsorgenden finanziellen Maßnahmen<br />

ergreifen, um uns global für den Klimawandel<br />

in der Zukunft zu rüsten. Den Finanzsektor<br />

trifft nach den Rettungsaktionen<br />

des Jahres 2008 hierbei eine besondere<br />

Verantwortung. Eine Tobin-Steuer (benannt<br />

nach dem US-amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler<br />

James Tobin, der 1972 eine<br />

sehr niedrige Steuer auf sämtliche internationale<br />

Devisengeschäfte vorschlug, um<br />

die kurzfristige Spekulation auf Währungsschwankungen<br />

einzudämmen) von nur<br />

0,01 Prozent auf alle grenzüberschreitenden<br />

Finanztransaktionen allein könnte hier ein<br />

weltweites Aufkommen von 125 Milliarden<br />

Dollar pro Jahr erbringen. Da<strong>mit</strong> kämen wir<br />

in die Größenordnung der tatsächlichen<br />

benötigten Finanz<strong>mit</strong>tel für die Anpassung<br />

an den Klimawandel. Ein solcher grüner<br />

„New Deal“ wäre nachhaltiger und scheint<br />

gegenwärtig politisch greifbarer als eine<br />

internationale Auktion von CO 2 -Emissionsrechten<br />

unter UN-Hoheit. Ansonsten bleibt<br />

uns nur das Hoffen auf die Philanthrophie.<br />

Rückversicherer und andere internationale<br />

Unternehmen, die ihre globale Verantwortung<br />

verstanden haben, können durch neue<br />

Formen des „Fundraising“ (z. B. ein Rating<br />

von Anpassungsprojekten in Entwicklungsländern<br />

nach Synergiepotenzialen) systematisch<br />

zu Spendenaktionen motiviert werden.<br />

Regional handeln<br />

Die Europäische Union (EU) hat <strong>mit</strong> ihrer<br />

Anpassungsstrategie aus dem Jahr 20<strong>09</strong><br />

den Anstoß zu einem Prozess gegeben, auf<br />

Länderebene geeignete Strategien in den<br />

verschiedenen Sektoren und Regionen<br />

auszuarbeiten und einen Prozess der politischen<br />

Willensbildung in den Ländern sowie<br />

auf der Ebene der Kommunen anzustoßen.<br />

Eine erste Bestandsaufnahme zeigt: Noch<br />

fehlt es an geeigneten Monitoring- und<br />

Indikatorensystemen, um den Erfolg der<br />

Anpassungsmaßnahmen effektiv und regelmäßig<br />

zu kontrollieren und die Anpassungspolitiken<br />

zwischen Europäischer Gemeinschaft,<br />

nationalen Regierungen, Regionen<br />

und Gemeinden wirksam zu koordinieren<br />

(siehe Beitrag Seite 28). Synergien suchen<br />

und Konflikte vermeiden ist auch hier die<br />

Zauberformel der nächsten Zeit. Zu einer<br />

wirksamen Strategie der Anpassung im<br />

Multiebenen- und Multisektorensystem der<br />

Europäischen Gemeinschaften kommen<br />

wir nur, wenn rechtliche, politische und<br />

ökonomische Synergien <strong>mit</strong> den Zielsetzungen<br />

in den Sektoren (z. B. Gesundheitspolitik,<br />

Verkehr, Landwirtschaft) und auf<br />

den unterschiedlichen Ebenen gesucht bzw.<br />

Konflikte vermieden werden. Sonst bleibt<br />

es bei bloßen Absichtserklärungen. Die EU<br />

kann auch in dieser Frage globale Führungsqualitäten<br />

zeigen.<br />

<strong>UFZ</strong>-Ansprechpartner:<br />

Prof. Dr. Reimund Schwarze<br />

Dept. Ökonomie<br />

Telefon: 0341/235-1607<br />

e-mail: reimund.schwarze@ufz.de<br />

mehr Informationen:<br />

www.ufz.de/index.php?de=15992<br />

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – <strong>UFZ</strong> <strong>UFZ</strong>-Spezial | Dezember 20<strong>09</strong> 5


Achim Steiner; UNEP<br />

Foto: Klaus-Dieter Sonntag<br />

(www.fotoplusdesign.de)<br />

Wir brauchen eine Klimavereinbarung<br />

Herr Steiner, im Dezember wird die Konferenz<br />

„COP 15“ in Kopenhagen stattfinden.<br />

Welche Erwartungen haben Sie?<br />

Da nur wenige Monate Zeit bleiben, ist es<br />

ungewiss, ob die UN-Klimakonvention der<br />

wissenschaftlich erwiesenen Dringlichkeit<br />

zu handeln gerecht werden wird. Denn laut<br />

wissenschaftlicher Erkenntnis werden die<br />

Treibhausgasemissionen höchstwahrscheinlich<br />

bis Ende des Jahrhunderts zu einem<br />

globalen Temperaturanstieg führen, der<br />

über der kritischen Schwelle von etwa zwei<br />

Grad Celsius liegt, wenn in den nächsten<br />

Jahrzehnten keine grundlegenden und<br />

dauerhaften Emissionsminderungen seitens<br />

der Industrieländer stattfinden.<br />

In Kopenhagen müssen die Regierungen<br />

zu einer Vereinbarung kommen, die auch<br />

ausreichend Mittel zur Verfügung stellt, um<br />

besonders gefährdete Entwicklungsländer<br />

und Gemeinschaften dabei unterstützen zu<br />

können, sich an den bereits begonnenen<br />

Klimawandel anzupassen und gleichzeitig<br />

den Technologietransfer von leistungsfähigen<br />

Technologien <strong>mit</strong> geringem CO 2 -<br />

Ausstoß aufzustocken.<br />

Wir brauchen eine Vereinbarung, um die<br />

Wirtschaftssysteme der Entwicklungsländer<br />

finanziell zu fördern und ihre Wälder zu<br />

schützen anstatt zu roden. Wenn eine<br />

Minderung der Emissionen, die durch<br />

Waldrodung und Waldvernichtung entstehen<br />

(REDD), Teil eines globalen Klimaabkommens<br />

sein könnte, dann könnte das nicht<br />

nur dazu beitragen, den Klimawandel zu<br />

stabilisieren, sondern auch den Verlust an<br />

Biodiversität rückgängig zu machen, die<br />

Wasserversorgung zu verbessern, Böden<br />

zu stabilisieren und möglicherweise auch<br />

Arbeitsplätze beim Management von Naturressourcen<br />

zu schaffen sowie schließlich<br />

den Ökotourismus zu fördern. REDD unterstreicht<br />

den mehrfachen ökologisch-ökonomischen<br />

Nutzen eines Handelns angesichts<br />

des Klimawandels.<br />

Viele Experten sagen, dass vor allem die<br />

UNEP – Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen<br />

Die UNEP (engl. United Nations Environment Programme) hat ihren Hauptsitz in<br />

Nairobi, Kenia. Es ist das erste Organ der Vereinten Nationen <strong>mit</strong> Hauptsitz in einem<br />

Entwicklungsland. Vorsitzender der UNEP war von 1998 bis Ende März 2006 der ehemalige<br />

deutsche Bundesumweltminister Klaus Töpfer. Im Juni 2006 übernahm Achim<br />

Steiner den Vorsitz. Das Umweltprogramm wurde 1972 ins Leben gerufen und versteht<br />

sich als „Stimme der Umwelt“ der UN. UNEP wirkt als Auslöser, Anwalt, Lehrer<br />

und Ver<strong>mit</strong>tler für den schonenden Umgang <strong>mit</strong> der Umwelt und einer nachhaltigen<br />

Entwicklung. Seine Aufgaben bestehen darin, globale, regionale und nationale Umweltdaten<br />

zu sammeln und zu bewerten, politische Instrumente für den Umweltschutz zu<br />

entwickeln sowie Wissen und Technologien zu ver<strong>mit</strong>teln. Schwerpunkte sind dabei<br />

Klimaveränderungen, Trinkwasserprobleme, der Rückgang der biologischen Vielfalt,<br />

die Verschlechterung der Bodenqualität, Wüstenbildung, Schädigung der Küstenregionen<br />

und Ozeane, gefährliche Abfälle und Chemikalien und die Verschmutzung der<br />

Atmosphäre. Die UNEP arbeitet <strong>mit</strong> anderen UN- und internationalen Organisationen,<br />

Regierungen, Nichtregierungsorganisationen, Unternehmen und der Zivilgesellschaft<br />

zusammen.<br />

6 <strong>UFZ</strong>-Spezial | Dezember 20<strong>09</strong> Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – <strong>UFZ</strong>


Länder, die am wenigsten zum Klimawandel<br />

beitragen, am stärksten von<br />

seinen Auswirkungen betroffen sind.<br />

Was macht es eigentlich so schwierig,<br />

die Ziele des Klimaschutzes der Politik<br />

auf die Fahnen zu schreiben? Haben<br />

wir immer noch das Gefühl, noch nicht<br />

betroffen zu sein?<br />

Sie haben Recht, dass es Kontinente wie<br />

Afrika sind, die zwar nur für einen minimalen<br />

Ausstoß an Treibhausgasemissionen verantwortlich<br />

sind, aber sowohl in der Vergangenheit<br />

als auch gegenwärtig am meisten unter<br />

den Folgen leiden. Afrika ist generell ein<br />

Kontinent <strong>mit</strong> einem extremen Klima, das<br />

zu extremen Wetterereignissen wie Überschwemmungen<br />

und Dürren neigt — und<br />

der Klimawandel wird dies noch verstärken.<br />

Unterdessen fehlt es in Afrika und in vielen<br />

Regionen Asiens wie z. B. Bangladesch, in<br />

den Entwicklungsländern kleiner Inselstaaten<br />

oder den Wirtschaftssystemen vieler<br />

Entwicklungsländer an finanziellen und institutionellen<br />

Kapazitäten, um in dem nötigen<br />

Ausmaß und <strong>mit</strong> der nötigen Schnelligkeit<br />

reagieren zu können, sollte der Klimawandel<br />

unkontrolliert fortschreiten.<br />

Ich glaube, dass eine zunehmende Anzahl<br />

von Menschen und Unternehmen sowohl<br />

in den Industriestaaten als auch in den<br />

Entwicklungsländern immer mehr verstehen,<br />

dass sie vom Klimawandel ganz grundlegend<br />

betroffen sein werden. Es ist möglicherweise<br />

die Politik, die einen Umgestaltungsprozess<br />

blockiert — wobei einige Politiker<br />

befürchten, dass das Handeln ihrer Wirtschaft<br />

schaden könnte, anstatt zu erkennen,<br />

dass eine Verzögerung des Handelns überall<br />

immer teurer wird.<br />

In einer Vorbereitungssitzung zur COP 15<br />

wurde davor gewarnt, dass der Klimawandel<br />

zu Millionen von Flüchtlingen<br />

führen wird und keiner wirklich weiß,<br />

woher sie kommen und wohin sie gehen<br />

werden. Ist die internationale Staatengemeinschaft<br />

überhaupt auf dieses<br />

Problem vorbereitet?<br />

Wenn, wie die Wissenschaft annimmt, die<br />

Gletscher in den Gebirgsregionen wegschmelzen<br />

— in manchen Prognosen heißt<br />

es, dass viele Gletscher im Himalaya bereits<br />

in den 30er Jahren des 21. Jahrhunderts<br />

verschwunden sein werden — dann würde<br />

dies viele der großen Flüsse in saisonale<br />

Flüsse verwandeln. Ganze Wirtschaftssysteme<br />

und die Art, dort zu leben, haben sich<br />

um diese Flusssysteme entwickelt — viele<br />

Leute werden keine andere Wahl haben,<br />

als umzusiedeln. Gleichermaßen werden<br />

viele Menschen in tiefliegenden Gebieten<br />

und auf kleinen Inseln von flutartigen<br />

Überschwemmungen und dem daraus<br />

resultierenden Anstieg des Meeresspiegels<br />

betroffen sein. In Indien errichtet man<br />

bereits einen Grenzzaun zu Bangladesch. In<br />

der Region von Darfur im Sudan hat UNEP<br />

eine Studie durchgeführt und sieht einen<br />

Zusammenhang des dortigen Konflikts <strong>mit</strong><br />

dem Rückgang der Niederschlagsmenge,<br />

und zwar insofern Menschen auf das Terrain<br />

anderer umsiedeln, wo Naturressourcen<br />

bereits knapp waren. Ist die internationale<br />

Staatengemeinschaft darauf vorbereitet? —<br />

Sie ist sich vielleicht der Gefahren bewusst,<br />

aber ist sie auch zu Veränderungen bereit?<br />

Die ehrliche Antwort lautet: Nein.<br />

Wie kann die Wissenschaft dazu beitragen,<br />

einen Ausgleich zwischen einer<br />

gesunden ökonomischen Entwicklung<br />

und dem Klimaschutz zu finden?<br />

Die Wissenschaft ist stets der entscheidende<br />

Ausgangspunkt gewesen. Der auf<br />

einen Konsens ausgerichtete und von Experten<br />

begutachtete Prozess des Weltklimarats<br />

(IPCC), der von UNEP und der World Meteorological<br />

Organisation (WMO) gegründet<br />

wurde, hat als Katalysator gewirkt, so dass<br />

mehr als 190 Nationen durch die UN-Rahmenkonvention<br />

zum Klimawandel und durch<br />

das Kyotoprotokoll zusammengefunden<br />

haben. Es war der vierte Beurteilungsbericht<br />

der IPCC, der 2007 veröffentlicht wurde<br />

und endlich die Debatte beendete, ob der<br />

Klimawandel von Menschen verursacht ist<br />

und was die wahrscheinlichsten Auswirkungen<br />

des Klimawandels sind. Desweiteren<br />

ist es der IPCC gewesen, der unterstrichen<br />

hat, dass der Kampf gegen den Klimawandel<br />

nicht die Welt kosten wird, sondern gerade<br />

mal einen geringen Prozentsatz des jährlichen<br />

globalen Bruttoinlandsprodukts über<br />

die nächsten 20 bis 30 Jahre.<br />

Also ist es die Wissenschaft, die die Regierungen<br />

nach Kopenhagen holt, und es soll<br />

auch die Wissenschaft sein, die hinter den<br />

politischen Entscheidungen steht, die gefällt<br />

werden.<br />

Während ihrer beruflichen Laufbahn<br />

haben Sie auf unterschiedlichen Kontinenten<br />

gelebt und gearbeitet. Mit dem<br />

Problem des Klimawandels im Bewusstsein:<br />

Was könnten die Menschen voneinander<br />

lernen?<br />

Keine einzelne Nation hat ein Monopol auf<br />

transformative Ideen und Handlungen — wir<br />

können alle voneinander lernen. Ein kleines<br />

ACHIM STEINER<br />

Achim Steiner, 1961 in Brasilien geboren<br />

und aufgewachsen, studierte<br />

Philosophie, Politik und Ökonomie<br />

an der University of Oxford. Seinen<br />

Master-Degree in Ökonomie und Regionalplanung<br />

erhielt er an der University<br />

of London. Nach Studienaufenthalten<br />

am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik<br />

(DIE) in Berlin und an der<br />

Harvard Business School arbeitete<br />

Steiner zunächst bei Umweltverbänden<br />

auf der lokalen Ebene. Mit seiner<br />

Tätigkeit für die weltweit größte Naturschutzorganisation<br />

IUCN in Washington<br />

(D.C.) und Asien begann sein Engagement<br />

im internatio nalen Umweltschutz.<br />

1998 wurde er Generalsekretär der<br />

World Commission on Dams (WCD) in<br />

Kapstadt. 2001 kehrte er zur IUCN als<br />

Generaldirektor der World Conservation<br />

Union IUCN <strong>mit</strong> Sitz in der Schweiz<br />

zurück. Im März 2006 wurde Achim<br />

Steiner in Nairobi von UN-Generalsekretär<br />

Kofi Annan als Nachfolger von<br />

Klaus Töpfer für das Amt des Exekutivdirektors<br />

der UNEP nominiert. Sein<br />

Amt trat er im Juni 2006 an.<br />

Land wie Costa Rica hat die Zusammenhänge<br />

zwischen dem Abholzen der Wälder<br />

und dem Klimawandel hervorgehoben und<br />

einfallsreiche Zahlungssysteme zwischen<br />

lokalen Gemeinden und privatem Sektor erfunden,<br />

die bei diesem Konflikt angewandt<br />

werden können. Schauen wir uns Island an,<br />

das in den 1980er Jahren alles daran setzte,<br />

seine hydro- und geothermische Energie zu<br />

nutzen, um seine Abhängigkeit von fossilen<br />

Brennstoffen zu verringern, oder schauen<br />

wir uns die Energieeffizienz der Autos an,<br />

die über viele Jahre in Japan entwickelt<br />

worden sind, oder die enormen Wiederaufforstungsprojekte<br />

von China. Oder zum<br />

Beispiel Deutschland <strong>mit</strong> der Entwicklung<br />

von erneuerbaren Energien, grünen Jobs<br />

und dem Export von sauberer Energietechnologie:<br />

Es gibt schon jetzt einen großen<br />

Reichtum an Erfahrungen und Lektionen,<br />

wie man auf ökologisches Wirtschaften <strong>mit</strong><br />

geringerem CO 2 -Ausstoß und effizienterem<br />

Umgang <strong>mit</strong> den Naturressourcen umstellen<br />

kann — wir müssen einfach die zahlreichen<br />

erlernten Erfahrungen und Lektionen aufnehmen<br />

und einsetzen.<br />

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – <strong>UFZ</strong> <strong>UFZ</strong>-Spezial | Dezember 20<strong>09</strong> 7


<strong>UFZ</strong>-Wissenschaftler nehmen Wasserproben aus<br />

unterschiedlichen Tiefen des Toten Meeres, um<br />

die Schichtung des Wasserkörpers zu verstehen<br />

und Grundwassereinflüsse zu erkennen. Der<br />

Wasserspiegel des Toten Meeres sinkt jedes Jahr<br />

um etwa einen Meter.<br />

Die Zukunft des Wassers<br />

Seit Jahrtausenden war er Quelle des Wohlstands,<br />

ernährte seine Anwohner und ließ<br />

Hochkulturen gedeihen. Auch heute noch ist<br />

Ägypten fast ausschließlich auf das Wasser<br />

des Nils angewiesen. Doch in Zeiten von<br />

Klimawandel und Bevölkerungsexplosion ist<br />

die Zukunft unsicher: Standen in den 90er<br />

Jahren statistisch gesehen jedem Ägypter<br />

1.000 Kubikmeter Wasser pro Jahr zu Verfügung,<br />

so werden es 2030 wahrscheinlich nur<br />

noch 400 sein. Das Einzugsgebiet des Nils<br />

verteilt sich auf zehn Länder <strong>mit</strong> über einer<br />

Viertel Milliarde Menschen. Seit zehn Jahren<br />

versuchen die Anrainerstaaten im Rahmen<br />

der Nilbeckeninitiative, einen multilateralen<br />

Vertrag zur Nilwassernutzung auszuhandeln.<br />

Im Sommer dieses Jahres vertagten die<br />

Länder den Abschluss erneut um ein halbes<br />

Jahr, um offene Streitfragen zu klären. Das<br />

Beispiel zeigt, welches politische Konfliktpotenzial<br />

die Ressource Wasser birgt.<br />

So wie im Nilbecken sind überall auf der<br />

Welt Menschen davon abhängig, dass Flüsse<br />

als wichtige Ressource für Trinkwasser und<br />

zur Bewässerung effektiv gemanagt werden.<br />

In den Industrieregionen ist die mangelhafte<br />

Gewässergüte das Hauptproblem. In<br />

semi-ariden und ariden Regionen stellt die<br />

Wasserknappheit die größte Hürde für die<br />

Entwicklung dar. Klima- und Landnutzungswandel,<br />

steigender Bevölkerungsdruck in<br />

vielen Teilen der Welt und eine zunehmende<br />

Zahl an Extremwetterereignissen werden<br />

diese Probleme im globalen Maßstab verschärfen.<br />

Ein nachhaltiger Umgang <strong>mit</strong> der<br />

Ressource Wasser setzt voraus, dass geeignete<br />

Strategien, Konzepte und Maßnahmen<br />

umgesetzt werden. Wassernutzungstechnologien<br />

und Bewirtschaftungsmethoden<br />

müssen an die Standorte angepasst werden.<br />

Deshalb werden Methoden entwickelt, die<br />

helfen sollen, derartig komplexe Systeme<br />

zu managen, denn die Anpassung an den<br />

Klimawandel kann nur auf regionaler Ebene<br />

gelingen.<br />

Wasserdilemma im Jordangebiet<br />

Was passiert, wenn eine Region über ihre<br />

Verhältnisse lebt, ist am Rande des Toten<br />

Meeres eindrucksvoll zu sehen. Das Binnenmeer<br />

wird vom Fluss Jordan gespeist,<br />

dessen Wasser in immer stärkerem Maße<br />

zur Bewässerung eingesetzt wird. Die Folge:<br />

Pro Jahr sinkt der Wasserspiegel des Toten<br />

Meeres um einen Meter. Da das Wasser<br />

des Jordans auch aus qualitativen Gründen<br />

praktisch nicht mehr als Trinkwasser<br />

zu gebrauchen ist, werden die Menschen<br />

zusätzlich aus tiefen Brunnen versorgt. So<br />

sinkt der Grundwasserspiegel weiter und<br />

fossile Wasserreserven werden angebohrt,<br />

die sich über Millionen von Jahren gebildet<br />

haben. „Das fossile Wasser wird aber in einigen<br />

Jahrzehnten erschöpft sein“, beschreibt<br />

Dr. Roland Müller vom <strong>UFZ</strong> das Dilemma.<br />

„An der Wiederverwendung von Abwasser<br />

führt daher kein Weg vorbei. Wenn sich die<br />

Bevölkerung in den nächsten Jahrzehnten<br />

verdoppeln wird, dann muss sich der Umgang<br />

<strong>mit</strong> der knappen Ressource Wasser in<br />

dieser Region drastisch ändern.“ Zusammen<br />

<strong>mit</strong> israelischen, palästinensischen und jordanischen<br />

Kollegen suchen die Helmholtz-<br />

Forscher daher nach Wegen, die Wasserversorgung<br />

im Nahen Osten zu stabilisieren. So<br />

wurde im Herbst im jordanischen Al-Fuhays<br />

eine Pilotanlage zur Abwasserreinigung<br />

in Betrieb genommen. „Wenn künftig die<br />

Landwirtschaft als größter Verbraucher<br />

gereinigtes Abwasser nutzt, dann würde das<br />

die knappen fossilen Ressourcen spürbar<br />

entlasten“, hofft Dr. Tino Rödiger, der am<br />

<strong>UFZ</strong> an Methoden zur künstlichen Regenerierung<br />

der Grundwasserleiter forscht.<br />

Politischer Wille notwendig<br />

Dass deutsche Wissenschaftler in verschiedensten<br />

Regionen der Erde an der Lösung<br />

von Wasserproblemen beteiligt sind, ist für<br />

Prof. Dr. Dietrich Borchardt vom <strong>UFZ</strong>, der<br />

das Vernetzungsprojekt zum Integrierten<br />

Wasserressourcen-Management (IWRM)<br />

koordiniert, kein Zufall. Rechtsverbindliches<br />

IWRM gibt es weltweit nur in Europa, und<br />

von den EU-Ländern kann Deutschland<br />

besondere Erfolge vorweisen. Es gilt international<br />

als ein Land, in dem es gelungen ist,<br />

einen hohen Standard umzusetzen. Paradebeispiel<br />

ist die Sanierung des Rheins, der<br />

durch ungehemmtes Wirtschaftswachstum<br />

in den 60er und 70er Jahren kurz vor dem<br />

8 <strong>UFZ</strong>-Spezial | Dezember 20<strong>09</strong> Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – <strong>UFZ</strong>


Kollaps stand und dessen Anrainerstaaten<br />

Frankreich, Deutschland und die Niederlande<br />

sich über Jahrzehnte nicht auf eine<br />

gemeinsame Schutzanstrengung einigen<br />

konnten. „Eigentlich hätte auch hier eine<br />

Situation wie heute im Nahen Osten oder<br />

im Araleinzugsgebiet entstehen können.<br />

Aber es ist gelungen, auch aufgrund eines<br />

politischen Willensbildungsprozesses, das<br />

abzuwenden. Diese Leistung kann man<br />

gar nicht hoch genug einschätzen“, meint<br />

Borchardt.<br />

Kritische Entwicklungen in der Mongolei<br />

Auch in der Mongolei hilft diese politische<br />

Glaubwürdigkeit den Forschern. Wie im Nahen<br />

Osten wächst hier die urbane Bevölkerung<br />

ebenfalls überproportional stark. Dem<br />

Wachstum sind aber Grenzen gesetzt, denn<br />

die Wasserver- und -entsorgung der Städte<br />

ist bereits heute unzureichend – <strong>mit</strong> dramatischen<br />

Konsequenzen für die Verbreitung<br />

von Krankheiten. Je stärker sich diese Entwicklungen<br />

beschleunigen, umso kritischer<br />

wird der Zustand. Dazu kommt, dass die<br />

Mongolei und die zentralasiatische Region<br />

zu den letzten großräumig ungestörten Naturregionen<br />

gehören. „Das Kharaa-Becken<br />

entwässert in den Baikalsee, den tiefsten<br />

und ältesten See der Erde. Alles, was in<br />

unserem Untersuchungsgebiet passiert, hat<br />

also un<strong>mit</strong>telbar Auswirkung auf dieses einzigartige<br />

Weltnaturerbe“, erläutert Dietrich<br />

Borchardt. Neben dem Baikal gibt es noch<br />

eine Reihe weiterer Seen in der Region, die<br />

alle unter Naturschutz stehen. Bei manchen<br />

wird befürchtet, dass sich diese wie der<br />

Aralsee entwickeln könnten, sich also entweder<br />

chemisch stark verändern oder<br />

extrem schrumpfen. Von den kleineren Seen<br />

sind einige bereits heute schon verschwunden.<br />

In anderen Bereichen wird das Wasserangebot<br />

dagegen zunehmen. Das kann aber<br />

trotzdem bedeuten, dass die Lebensumstände<br />

härter werden – zum Beispiel wenn<br />

feuchte und schneereiche Winter die traditionelle<br />

nomadische Lebensweise beeinträchtigen.<br />

Der Klimawandel bedeutet also eine<br />

grundlegende Veränderung der Lebensverhältnisse<br />

in diesen ländlichen Räumen.<br />

Zusammen <strong>mit</strong> seinen Kollegen entwickelt<br />

Borchardt Methoden, die nachhaltiges<br />

Wirtschaften in der Mongolei ermöglichen<br />

sollen. „Trotz vergleichsweise geringerem<br />

Lebensstandard ist der Wasserverbrauch in<br />

den urbanen Regionen exorbitant hoch. Die<br />

Verschwendung ist mehr als schmerzlich.<br />

Die Infrastrukturen sind marode. Es fehlen<br />

die Mittel, um Technologien zum Wassersparen<br />

einzusetzen.“ Die wirtschaftliche<br />

Wiederverwendung von Abwasser wäre<br />

Integriertes Wasserressourcen-Management (IWRM)<br />

Eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wasserressourcen soll dazu beitragen, die soziale<br />

und wirtschaftliche Entwicklung ohne Beeinträchtigung der lebenswichtigen Ökosysteme<br />

und unter gerechten Bedingungen bei der Ressourcennutzung voranzutreiben.<br />

Das Konzept eines Integriertes Wasserressourcen-Managements wurde bereits 1992<br />

<strong>mit</strong> den Dublin-Prinzipien und der Agenda 21 international als Leitbild verankert. Weltweit<br />

leiden derzeit etwa 800 Millionen Menschen unter Trinkwasserknappheit. 3,2 Milliarden<br />

Menschen leben in Verhältnissen ohne sichere Abwasserentsorgung. Bis 2015<br />

wollen die Vereinten Nationen die Zahl der Betroffenen halbieren. Deshalb hat das Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung einen Förderschwerpunkt aufgelegt, in dem<br />

IWRM-Konzepte für 16 ausgewählte Modellregionen der Welt entwickelt werden. Das<br />

<strong>UFZ</strong> ist an den Modellregionen Jordan und Mongolei beteiligt und für die Vernetzung<br />

der 16 Projekte zuständig. www.wasserressourcen-management.de<br />

ein Teil der Anpassungsstrategien, um dem<br />

Klimawandel zu begegnen. Da<strong>mit</strong> könnten<br />

die Grundwasservorräte angereichert oder<br />

Wälder bewässert werden. Doch moderne<br />

Technik allein wird das Problem nicht lösen<br />

können. Es fehlt auch an Konzepten für besonders<br />

wichtige Quellregionen. 30 Prozent<br />

des Einzugsgebietes liefern 90 Prozent des<br />

Romantik am Eroo im Khentii-Gebirge in der<br />

Mongolei. Unkontrollierter Holzeinschlag,<br />

Waldbrände, Bergbau, die exorbitant steigende<br />

Weidewirtschaft und der Klimawandel<br />

werden auch hier ihre Spuren hinterlassen,<br />

wenn nicht nachhaltig gewirtschaftet wird:<br />

Überweidung, Bodenerosion, Wasserverschmutzung,<br />

Hochwasser oder Wassermangel.<br />

(Foto: Dietrich Borchardt)<br />

Wassers. Diese „Wassertürme“ sind Gebiete,<br />

die großräumig vor Forstwirtschaft, Bergbau<br />

und Weidewirtschaft geschützt werden<br />

müssten. Seit Ende der Planwirtschaft ist<br />

der Viehbestand um etwa ein Drittel angestiegen.<br />

Kashmirziegen, Schafe und Rinder<br />

werden exportiert. „Der chinesische Markt<br />

nimmt alles ab, was produziert wird. In der<br />

Flussaue dort erreicht die Viehdichte ein<br />

Niveau, das dauerhaft nicht tragbar ist. Die<br />

Mongolei hat knapp drei Millionen Einwohner<br />

auf der vierfachen Fläche Deutschlands,<br />

aber wahrscheinlich etwa 40 Millionen<br />

Nutztiere, die sich in den fruchtbaren Flussauen<br />

zu bestimmten Zeiten so konzentrieren,<br />

dass der Zustand inzwischen kritisch<br />

ist – <strong>mit</strong> allen Problemen wie Überweidung,<br />

Erosion, Wasserverschmutzung und so<br />

weiter“, kritisiert der Gewässerökologe<br />

Borchardt. „Stimmen werden immer lauter,<br />

die Freiheit der privaten Wassernutzung<br />

erneut zu beschränken. Es bedarf Obergrenzen<br />

– auch in einem freien Markt.“ Ein<br />

Problem, das auf politischer Ebene gelöst<br />

werden muss. Dabei stehen die kulturellen<br />

Zeichen günstig: Wasser ist in dieser Region<br />

ein viel präsenteres Thema als in Europa,<br />

denn Wasser ist traditionell und spirituell<br />

ein hohes Gut in der Mongolei und jedes<br />

Oberflächengewässer ist auch heute noch<br />

bei den Nomaden eine Trinkwasserressource<br />

für Mensch und Vieh. Trotzdem geht es<br />

auch hier darum, den Menschen verständlich<br />

zu machen, was der Klimawandel für sie<br />

bedeuten wird: Mit modernerem Umweltmonitoring<br />

sind bessere Prognosen möglich.<br />

Und da<strong>mit</strong> wiederum können politische<br />

Entscheidungen besser begründet und<br />

Probleme besser kommuniziert werden. Mit<br />

Spekulationen ist niemandem geholfen.<br />

<strong>UFZ</strong>-Ansprechpartner:<br />

Dr. Roland-Arno Müller<br />

Umwelt- und Biotechnologisches<br />

Zentrum (UBZ)<br />

Telefon: 0341/235-1275<br />

e-mail: roland.mueller@ufz.de<br />

mehr Informationen:<br />

www.iwrm-smart.org<br />

Prof. Dr. Dietrich Borchardt<br />

Dept. Aquatische Ökosystemanalyse<br />

(und Fließgewässerökologie)<br />

Telefon: 0391/810-9757<br />

e-mail: dietrich.borchardt@ufz.de<br />

mehr Informationen:<br />

www.iwrm-momo.de<br />

Kapitel 1: Klimawandel und Wasser <strong>UFZ</strong>-Spezial | Dezember 20<strong>09</strong> 9


Vor dem Kollaps des Aralsees 1982 produzierte<br />

die Fischindustrie bis zu 300.000<br />

Tonnen Fisch pro Jahr. Im Vordergrund hebt<br />

sich deutlich das Delta des Amudaryas<br />

von den Steppengebieten ab. Die Zuflüsse<br />

Syrdarya und Amudarya speisten früher<br />

den Aralsee.<br />

Bild: Deutsches Fernerkundungsdatenzentrum<br />

des DLR<br />

Das Wasser des AmudaryaS<br />

Seit Sultanbaj Umuratov denken kann, kam<br />

im Frühjahr die Flut aus den Bergen und <strong>mit</strong><br />

ihr das Leben ins Delta. Das Flusswasser<br />

spülte Millionen Larven und junge Fische<br />

kostenlos in seine Seen. Der Fischfang<br />

bescherte den Vorfahren Umuratovs stets<br />

ein bescheidenes Einkommen am Unterlauf<br />

des Amudaryas. Wenn der alte Mann jetzt<br />

von seiner Bank aus auf den Seitenarm<br />

des Flusses schaut, dann ist dort nur noch<br />

trockener, brauner Schlamm. Bis in die 60er<br />

Jahre war das Delta des Amudaryas das<br />

zweitgrößte der Sowjetunion. Doch dann<br />

kam der Beschluss, die Baumwollproduktion<br />

auszuweiten. Regen fällt in den semi-ariden<br />

Ebenen Turkmenistans und Usbekistans<br />

fast nicht. Höchstens zehn Zentimeter pro<br />

Jahr. Mehr als das Zehnfache verdunstet<br />

aber im Sommer bei heißen Temperaturen<br />

und starken Winden. Das Schmelzwasser,<br />

das der Amudarya über hunderte Kilometer<br />

aus den Hochgebirgen Pamir, Tienschan<br />

und Hindukusch heranbringt, ist die einzige<br />

nennenswerte Quelle zur Bewässerung<br />

der Felder. Und diese wurde bedenkenlos<br />

ausgebeutet. Innerhalb weniger Jahrzehnte<br />

wuchsen die Baumwollflächen auf das Zehnfache.<br />

Über vier Millionen Hektar müssen<br />

heute bewässert werden. Eine Industrie,<br />

die in Usbekistan Priorität hat, denn deren<br />

Erlöse machen ein Drittel des Staatshaushaltes<br />

aus.<br />

All das hängt am Wasser des Amudaryas.<br />

Nicht einmal ein Zehntel bleibt noch für<br />

das Delta übrig, und so existieren nur noch<br />

weniger als ein Fünftel der einst 2.600<br />

Seen – in feuchten Jahren. Über eine Viertel<br />

Million Hektar Auenwald sind ebenfalls<br />

verschwunden. Und im südlichen Teil des<br />

Aralsees kommt nach über 2.500 Kilometern<br />

schon lange kein Wasser mehr an. Eine<br />

ökologische Katastrophe, aber auch eine<br />

soziale: Nach dem Zusammenbruch der<br />

Fischindus trie im Aralsee versuchten viele<br />

Bewohner ihr Glück stromaufwärts. In den<br />

verbliebenen Seen entstanden kommerzielle<br />

Fischfarmen, deren Produkte wieder zu<br />

einem Exportfaktor werden könnten. Doch<br />

darüber, wie viel Wasser ins Delta kommt,<br />

entscheidet das Landwirtschaftsministerium,<br />

das wenig Interesse für die Belange der<br />

Fischer zeigt. In trockenen Jahren wie<br />

2000 und 2001 reicht das Wasser nicht<br />

einmal mehr für Baumwollfelder. Die Seen<br />

trocknen aus. Um mehr als einen Meter<br />

schwankt der Wasserspiegel selbst in<br />

normalen Jahren. Dabei kann schon ein<br />

Absenken um einen halben Meter die<br />

Flachwasserbereiche trocken legen und den<br />

Fischnachwuchs vernichten. „Die Feuchtgebiete<br />

des Amudarya-Deltas erfüllen aber<br />

lebenswichtige Funktionen“, erklärt Dr. Maja<br />

Schlüter vom <strong>UFZ</strong>. „Fisch ist Nahrung und<br />

Einkommensquelle zugleich. Schilf wird als<br />

Baumaterial und Futter für die Rinder, Holz<br />

als Baumaterial und Heizstoff genutzt. Das<br />

Delta schützt vor Wind und Salzstürmen.<br />

Außerdem hat es eine Pufferfunktion, um<br />

trockene Jahre abzufedern.“ Genug Gründe<br />

aus Sicht der Wissenschaftlerin, um auch<br />

dem Delta Wasser zuzubilligen. Wasserzufluss<br />

in den kritischen Wochen könnte die<br />

Fischproduktion entscheidend unterstützen<br />

und würde die Landwirtschaft wenig kosten.<br />

Doch letztlich kollidieren die Interessen der<br />

Bewässerungslandwirtschaft am Oberlauf<br />

<strong>mit</strong> den Wassernutzern am Unterlauf. Kein<br />

Einzelfall, wie das Forschungsprojekt NeWater<br />

gezeigt hat, in dem der Amudarya eine<br />

von sieben Fallstudien war. Dabei wurden<br />

vergleichende Klima szenarien für große<br />

Flusseinzugsgebiete in Europa, Zentralasien<br />

und Afrika entwickelt und Anpassungsmaßnahmen<br />

untersucht. Für den Umgang <strong>mit</strong><br />

Dürren, wie sie beispielsweise an der <strong>mit</strong>-<br />

teleuropäischen Theiß und am zentral asiatischen<br />

Amudarya immer häufiger auftreten,<br />

existieren bisher jedoch kaum Rezepte. Oft<br />

dominieren ad-hoc-Strategien. Die Entwicklung<br />

von längerfris tigen Anpassungsmaßnahmen<br />

wird wenig vorangetrieben.<br />

Der Klimawandel wird die Konflikte verschärfen,<br />

denn das Wasser des Amudaryas<br />

stammt größtenteils aus Gletschern und<br />

die Prognosen sehen alles andere als rosig<br />

aus: 2050 könnte die Durchschnittstemperatur<br />

um drei Grad gestiegen sein und der<br />

Rückgang der Gletscher dazu führen, dass<br />

die Wassermenge im Fluss um 15 Prozent<br />

zurückgeht. Eine ebenso gewaltige Menge<br />

versickert momentan aber auch ungenutzt<br />

in dem maroden Leitungssystem, geht durch<br />

schlechte Planung oder illegale Wasserentnahmen<br />

verloren. „Wenn es jedoch gelingt,<br />

die Bedürfnisse verschiedener Nutzer zu<br />

integrieren und flexiblere Managementstrategien<br />

zu entwickeln sowie die Effektivität in<br />

der Landwirtschaft zu steigern, dann könnte<br />

mehr Wasser verfügbar sein, um das Delta<br />

regelmäßig zu fluten“, hofft die usbekische<br />

Wissenschaftlerin Dr. Gulchekhra Khasankhanova<br />

vom Uzbek State Uzgipromeliovodkhoz<br />

Institute. Das würde dem Delta wieder<br />

neues Leben einhauchen, aber auch neue<br />

Möglichkeiten eröffnen, <strong>mit</strong> den potenziellen<br />

Folgen des Klimawandels umzugehen.<br />

<strong>UFZ</strong>-Ansprechpartner:<br />

Dr. Maja Schlüter<br />

Dept. Ökologische Systemanalyse<br />

Telefon: 0341/235-1279<br />

e-mail: maja.schlueter@ufz.de<br />

mehr Informationen:<br />

www.newater.info/<br />

index.php?pid=1010<br />

10 <strong>UFZ</strong>-Spezial | Dezember 20<strong>09</strong> Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – <strong>UFZ</strong>


Mulde-Hochwasser August 2002 in Grimma<br />

Foto: AP/Eckehard Schulz<br />

Verwundbar gegenüber Extremereignissen<br />

Extreme Wettereignisse überraschen immer<br />

wieder und offenbaren unsere Verwundbarkeit.<br />

Spätestens seit den Fluten an Elbe,<br />

Oder, Rhein oder Donau bzw. dem Hitzesommer<br />

von 2003 rückt dies auch in das<br />

öffentliche Bewusstsein. „Wir haben herausbekommen,<br />

dass das Bewusstsein für<br />

Extremereignisse durchaus zunimmt – sowohl<br />

in der Bevölkerung als auch bei den<br />

Behörden“, berichtet Dr. Dagmar Haase über<br />

ihre Erfahrungen aus mehreren Großprojekten.<br />

Warum erwischen solche Ereignisse<br />

Betroffene, Gemeinden und Organisationen<br />

immer wieder auf „dem falschen Fuß“? Wie<br />

kann man die teilweise verheerenden Folgen<br />

abmildern oder gar vermeiden? Das sind<br />

Fragen, <strong>mit</strong> denen sich Wissenschaftler des<br />

<strong>UFZ</strong> befassen. Einige Antworten haben sie<br />

in den internationalen Forschungsvorhaben<br />

Floodmed, FLOODsite, FLOOD-ERA und<br />

NeWater gefunden. Seien es Befragungen<br />

vor der eigenen Haustür (z. B. Mulde) oder<br />

in anderen europäischen Flusseinzugsgebieten<br />

(z. B. Theiß) – sie alle kommen<br />

FloodCalc<br />

zu einem ähnlichem Ergebnis: Technische<br />

Lösungen dominieren in den derzeitigen<br />

Schutz- und Anpassungsstrategien. Beim<br />

Hochwasserschutz beispielsweise sind es<br />

Deiche, Staumauern und Rückhaltebecken,<br />

die sich hoher Akzeptanz in der Bevölkerung<br />

erfreuen. Die sozialwissenschaftlichen<br />

Untersuchungen im Rahmen des EU-Projektes<br />

FLOODsite, die von den <strong>UFZ</strong>-Wissenschaftlern<br />

Dr. Annett Steinführer und<br />

Dr. Christian Kuhlicke gemeinsam <strong>mit</strong> Kollegen<br />

aus Italien und Großbritannien durchgeführt<br />

wurden, zeigen aber auch, <strong>mit</strong> welchen<br />

Folgen solche technischen Anpassungsstrategien<br />

verbunden sein können: Hinter<br />

den Deichen, in den geschützten Bereichen,<br />

entwickelt sich ein vermeintliches Gefühl<br />

der Sicherheit, und private Vorsorgemaßnahmen<br />

finden kaum statt. Überraschung<br />

und Verwundbarkeit können so<strong>mit</strong> auch<br />

beim nächsten Extremhochwasser wieder<br />

Hand in Hand gehen. Diesem Befund sollte<br />

bei der Risikokommunikation größere<br />

Bedeutung beigemessen werden, denn<br />

Die neue Hochwasserrahmenrichtlinie der EU (HWRRL) fordert die Erstellung von<br />

Risikokarten für alle größeren Flüsse in Europa. Das am <strong>UFZ</strong> entwickelte „FloodCalc“<br />

ermöglicht eine räumlich explizite integrierte Bewertung ökonomischer, sozialer und<br />

ökologischer Hochwasserrisiken auf der Basis öffentlich verfügbarer Daten. Die Anwendung<br />

kann problemlos auf jedem PC installiert werden. Auf Basis von Überflutungsdaten<br />

und Schadenspotenzialkarten, welche die räumliche Verteilung der Kriterien über<br />

ihre Risikoelemente im Untersuchungsraum darstellen, berechnet FloodCalc Schadenskarten<br />

für unterschiedliche Hochwasser-Eintrittswahrscheinlichkeiten. Danach werden<br />

die ökonomischen, sozialen und ökologischen Risikokarten addiert. Eine Standardisierung<br />

der Risiken erfolgt <strong>mit</strong>tels multikriterieller Entscheidungsregeln. Das Verfahren<br />

ist auf andere Flussgebiete in Europa übertragbar. www.ufz.de/index.php?de=18112<br />

noch klaffen die Zuweisung von Verantwortlichkeiten<br />

durch den Gesetzgeber und<br />

das Wissen auf Seiten der Bewohner der<br />

gefährdeten Bereiche darum, was überhaupt<br />

getan werden kann, weit auseinander.<br />

Entscheidend wird jedoch sein, wie Anpassungen<br />

trotz grundlegender Unsicherheiten<br />

in Bezug auf zukünftige klimatische, aber<br />

auch demographische und ökonomische<br />

Entwicklungen gestaltet werden können.<br />

Die Herausforderungen bestehen also darin,<br />

zum einen diese <strong>mit</strong> großen Unsicherheiten<br />

verbundenen Veränderungen in den<br />

Risiken abzuschätzen und zum anderen<br />

Anpassungsstrategien zu entwickeln, um<br />

auf diese unsicheren Entwicklungen vorbereitet<br />

zu sein: „Unsere Methoden sollen<br />

helfen, sich flexibel anpassen zu können,<br />

um widerstandsfähig gegenüber häufigen<br />

Veränderungen zu werden“, so Dr. Volker<br />

Meyer. Deshalb forschen er und verschiedene<br />

<strong>UFZ</strong>-Wissenschaftler weiter in<br />

internationalen Projekten wie CapHaz-Net<br />

zu Dürren in Spanien, Hangrutschen und<br />

Sturzfluten in den Alpen sowie Hochwasser<br />

im Elbeeinzugsgebiet. In RISK MAP wird<br />

untersucht, wie Hochwasserrisikokarten<br />

verbessert werden können. Beide Projekte<br />

werden vom <strong>UFZ</strong> koordiniert.<br />

<strong>UFZ</strong>-Ansprechpartner:<br />

Dr. Volker Meyer<br />

Dept. Ökonomie<br />

Telefon: 0341/235-1641<br />

e-mail: volker.meyer@ufz.de<br />

mehr Informationen:<br />

FLOODsite: www.floodsite.net<br />

RISK MAP: www.ufz.de/<br />

index.php?de=18469<br />

Kapitel 1: Klimawandel und Wasser <strong>UFZ</strong>-Spezial | Dezember 20<strong>09</strong> 11


Um herauszufinden, aus welchen Quellen<br />

Nitrat im Grundwasser der Kalahari<br />

stammt, untersucht <strong>UFZ</strong>-Mitarbeiterin<br />

Martina Neuber die Grundwasserproben <strong>mit</strong><br />

kombinierten isotopenhydrologischen und<br />

chemischen Methoden im Labor.<br />

Von der Kalahari lernen<br />

Wie Klimaveränderungen die Nitratwerte im Grundwasser steigen lassen.<br />

Der weite Weg in die Kalahari hat sich für<br />

Dr. Susanne Stadler gelohnt: An einer Fallstudie<br />

in Botswana konnte sie zeigen, dass<br />

es einen Zusammenhang zwischen dem<br />

in den letzten tausenden Jahren häufiger<br />

aufgetretenen Wechsel von eher feuchtem<br />

zu trockenem Klima und dem Nitratgehalt<br />

im Grundwasser gibt. Das ist nicht nur ein<br />

Problem in Botswana, sondern auch für<br />

bestehende oder zukünftige Trockengebiete<br />

weltweit. Für ihre Dissertation arbeitete<br />

Susanne Stadler vom Geozentrum Hannover<br />

eng <strong>mit</strong> Wissenschaftlern am <strong>UFZ</strong> zusammen.<br />

„Wir untersuchen die Wasserressourcen<br />

zusammen <strong>mit</strong> den an sie gebundenen<br />

Stoffkreisläufen des Kohlenstoffs, Schwefels<br />

und Stickstoffs“, erklärt Dr. Karsten Osenbrück<br />

vom <strong>UFZ</strong>, der an der Studie beteiligt<br />

war. Zur Identifizierung der Nitratquellen im<br />

Ntane Sandstein Aquifer in Botswana wurde<br />

in dieser Studie ein integrativer Ansatz verwendet,<br />

der Methoden der Hydrogeologie,<br />

Grundwasserchemie und Isotopenhydrologie<br />

kombiniert.<br />

Untersuchungen in dicht besiedelten Gebieten<br />

wie dem Gaza-Streifen hatten bereits<br />

zuvor gezeigt, dass Dünger und Abwässer<br />

die Nitratwerte im Grundwasser so ansteigen<br />

lassen können, dass daraus Gesundheitsrisiken<br />

für die Bevölkerung erwachsen.<br />

Doch wie verändern sich Nitratgehalte im<br />

Grundwasser in Gegenden, in denen der Einfluss<br />

menschlichen Handelns absolut gering<br />

ist? In der unbesiedelten Kalahari-Wüste, die<br />

sich vor allem auf dem Gebiet von Botswana<br />

erstreckt, ist dies der Fall. Die Kalahari ist<br />

eigentlich eine Trockensavanne. Ihre charakteristischen<br />

lang gestreckten Dünen wurden<br />

in einer feuchteren Klimaphase der jüngsten<br />

Erdgeschichte (vor etwa 10.000 bis 20.000<br />

Jahren) durch Pflanzenwuchs stabilisiert.<br />

Es dominieren Gräser, Dornensträucher<br />

und Akazienbäume, die auch bei extrem<br />

geringen Niederschlagsmengen überleben<br />

können. Die wenigen im Kalahari-Gebiet<br />

lebenden Menschen unterhalten Rinderherden,<br />

die die bewachsenen Flächen abweiden.<br />

Der Wasserbedarf für Mensch und Tier<br />

kann ausschließlich über das Grundwasser<br />

gedeckt werden.<br />

Bei ihren Untersuchungen fanden Susanne<br />

Stadler und ihre Mitstreiter heraus, dass<br />

das Grundwasser an einigen Stellen stark<br />

erhöhte Nitratkonzentrationen aufwies, die<br />

deutlich über dem Grenzwert der Weltgesundheitsorganisation<br />

von 50 Milligramm<br />

pro Liter liegen. „Das hat natürliche<br />

Ursachen“, weiß Stadler. So gibt es z. B.<br />

Ter<strong>mit</strong>en, deren Bauten teilweise bis zum<br />

Grundwasserspiegel herunter reichen. Diese<br />

Insekten züchten einen Pilz, von dessen<br />

Ausscheidungen sie leben. Um diesen Pilz<br />

zu ernähren, bringen sie Pflanzenrückstände<br />

<strong>mit</strong> gebundenem Stickstoff in ihren Bau.<br />

Doch davon allein geht keine signifikante<br />

Gefahr aus. Es sind die Klimaveränderungen,<br />

die sich negativ auf die Wasserqualität<br />

auswirken: Hydrochemische und isotopenhydrologische<br />

Untersuchungen an Grundwasserproben<br />

zeigten eine Verbindung von<br />

Nitratkonzentrationen und dem Alter von<br />

Grundwasser. In langen, trockenen Perioden<br />

wird kein neues Grundwasser gebildet – das<br />

System wird weniger gut „gespült“. „Die<br />

Wasserqualität sinkt, weil die gleiche Nitratmenge<br />

in weniger Wasser gelöst wird“, fasst<br />

Karsten Osenbrück zusammen. So gesehen<br />

sind die Kalahari und einige Regionen Europas<br />

gar nicht mehr so weit entfernt: Durch<br />

weitere Verringerung der Niederschlagsmengen<br />

könnten sich auch hierzulande<br />

die bereits bestehenden Mensch gemachten<br />

Probleme durch erhöhte Nitratwerte<br />

verschärfen. Im Umweltbericht 2008 eines<br />

Schweizer Kantons wird beispielsweise<br />

darauf hingewiesen, dass gerade trockene<br />

Jahre zu einer temporären Nitratmobilisierung<br />

und da<strong>mit</strong> höheren Nitratkonzentrationen<br />

im Grundwasser besonders in<br />

landwirtschaftlich geprägten Gebieten<br />

geführt haben. Verantwortlich seien laut<br />

Bericht die gelockerten Vorschriften für die<br />

Winterbegrünung von Äckern.<br />

Karsten Osenbrück ist überzeugt: „Wir<br />

brauchen bessere Prognosen über die<br />

Entwicklung der Grundwasserqualität. Und<br />

dafür müssen wir natürliche und Mensch<br />

gemachte Komponenten berücksichtigen.“<br />

Ein Ziel, für das es sich lohnt, in der trockenen<br />

und heißen Kalahari zu forschen.<br />

<strong>UFZ</strong>-Ansprechpartner:<br />

Dr. Karsten Osenbrück<br />

Dept. Isotophenhydrologie<br />

Telefon: 0345/558-5207<br />

e-mail: karsten.osenbrueck@ufz.de<br />

mehr Informationen:<br />

www.ufz.de/index.php?de=703<br />

Dr. Susanne Stadler<br />

Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik<br />

(LIAG), Geozentrum Hannover<br />

Telefon: 0511/643-3545<br />

e-mail:<br />

susanne.stadler@liag-hannover.de<br />

12 <strong>UFZ</strong>-Spezial | Dezember 20<strong>09</strong> Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – <strong>UFZ</strong>


<strong>UFZ</strong>-Modellierer arbeiten daran, regionale<br />

Klimamodelle <strong>mit</strong>hilfe hydrologischer Modelle<br />

zu verbessern. In der oberen Ebene ist beispielsweise<br />

die Abweichung des Winterniederschlages<br />

vom langjährigen Mittel einer<br />

Region dargestellt.<br />

Grafik: Ronny Grafik: Jesse/www.jesse3d.de<br />

25<br />

20<br />

15<br />

Abweichung des<br />

Winterniederschlags (mm)<br />

10<br />

Regionale Klimamodelle verbessern<br />

„Wir werden <strong>mit</strong> keinem noch so guten<br />

Klimamodell vorhersagen können, wie groß<br />

die Niederschlagsmenge oder die Sonnenscheindauer<br />

im Juli 2027 auf Sylt oder in<br />

den Alpen sein wird. Eine seriöse Wettervorhersage<br />

<strong>mit</strong> Wettermodellen ist derzeit für<br />

eine Zeitspanne von sieben bis zehn Tagen<br />

möglich – und selbst die ist noch <strong>mit</strong> Unsicherheiten<br />

behaftet“, erklärt Dr. Matthias<br />

Cuntz vom <strong>UFZ</strong>. Klimamodelle haben wie<br />

alle Modelle Grenzen. Ihre Ergebnisse<br />

sind keine sicheren Vorhersagen, sondern<br />

schlicht Rechenergebnisse, die nur so<br />

gut sein können, wie die ihnen zugrunde<br />

gelegten Daten und Annahmen. Sie sollen<br />

helfen, mögliche Trends in der Klimaentwicklung<br />

zu finden und einzelne Klimafaktoren<br />

zu gewichten. „Deshalb sprechen<br />

wir auch von Klimaszenarien und nicht von<br />

Klimaprognosen“, ergänzt der Physiker.<br />

Klimamodelle gehören zu den kompliziertesten<br />

und rechenaufwändigsten Computermodellen,<br />

die die Erde in ihren physikalischen<br />

Einzelheiten nachbilden. Es werden<br />

möglichst viele relevante Komponenten und<br />

Wechselwirkungen in der Atmosphäre, den<br />

Ozeanen und auf der Erdoberfläche berücksichtigt<br />

und je nach Fragestellung <strong>mit</strong>einander<br />

gekoppelt. Trotz Höchstleistungsrechnern<br />

und vereinfachter Abbildung<br />

klimarelevanter Prozesse sind die erforderlichen<br />

Rechenleistungen so hoch, dass die<br />

räumliche Auflösung globaler Klimamodelle<br />

zwischen 50 und 250 Kilometern liegt. „Das<br />

reicht nicht, um Klimafolgen für Länder<br />

oder Regionen abzuschätzen und entsprechende<br />

Anpassungskonzepte zu entwickeln.<br />

Kleinskalige Prozesse oder Extremwetterereignisse<br />

fallen durch das grobe Raster“,<br />

erläutert Prof. Dr. Sabine Attinger, <strong>UFZ</strong>-<br />

Expertin für hydrologische Modellierung.<br />

Soll beispielsweise abgeschätzt werden, wie<br />

sich zukünftig Wasserressourcen auf Land<br />

räumlich und zeitlich verteilen, müssen<br />

sowohl hydrologische als auch regionale<br />

Klimamodelle verwendet, verbessert und<br />

<strong>mit</strong>einander gekoppelt werden. „Da stehen<br />

wir noch ganz am Anfang. Erst seit kurzem<br />

sind regionale Klimamodelle überhaupt<br />

in der Lage, in kleinen Rastern um 10 Kilometer<br />

zu arbeiten. Lange hingen sie bei<br />

50 Kilometern fest – und das ist für hydrologische<br />

Modelle einfach zu grob“, so die<br />

Physikerin. Umgekehrt haben die <strong>UFZ</strong>-<br />

Wissenschaftler erst in den letzten Jahren<br />

numerisch effiziente Schemen an hydrologischen<br />

Modellen entwickelt, <strong>mit</strong> denen<br />

vertikale Prozesse wie Bodenfeuchtedynamik<br />

oder Pflanzentranspiration auf größeren<br />

Skalen regionalisiert werden können. Da<strong>mit</strong><br />

ist es nun prinzipiell möglich, Klimamodelle<br />

und hydrologische Modelle <strong>mit</strong>einander zu<br />

verknüpfen und neben Klimaszenarien auch<br />

hydrologische Szenarien zu liefern.<br />

Vorhersagen zur regionalen und lokalen<br />

Hydrologie sind allerdings nur dann gut,<br />

wenn die lokalen und regionalen Niederschläge<br />

stimmen. Sie sollten nicht statistisch,<br />

sondern tatsächlich am richtigen Ort<br />

und zum richtigen Zeitpunkt stattfinden.<br />

Doch Klimaszenarien liefern nur statistische<br />

Aussagen zum zukünftigen Wettergeschehen,<br />

wie die Zahl und Häufigkeit von Extremniederschlägen,<br />

aber nicht den Ort und den<br />

Zeitpunkt ihres Auftretens. Um das zu verstehen,<br />

muss man sich verdeutlichen, wie<br />

Klimamodelle aufgesetzt werden: Klimamodelle<br />

– wie auch hydrologische Modelle –<br />

werden zunächst <strong>mit</strong>hilfe von Daten aus den<br />

vergangenen 50 bis 80 Jahre aufgestellt und<br />

daran gemessen, wie gut sie die Vergangenheit<br />

reproduzieren. Regionale Klimamodelle<br />

rechnen nur eine Region und sind in globale<br />

Klimamodelle eingebettet. Alternativ kann<br />

man regionalen Klimamodellen auch großskalige<br />

Prozesse wie Hoch-/Tiefdruckgebiete<br />

vorgeben. Anschließend lassen es<br />

die Wissenschaftler 100 Jahre vorwärts<br />

rechnen – ohne die Vorgabe von beobachteten<br />

Temperaturen, Winden, Drücken – so<br />

dass das Modell frei rechnet und sich sein<br />

„eigenes“ Wetter erzeugt. Da sich Wetter<br />

chaotisch verhält, lassen sich keine genauen<br />

Vorhersagen machen, sondern nur<br />

statistische Aussagen. Deshalb sind Wissenschaftler<br />

nicht in der Lage, genaue hydrologische<br />

Vorhersagen zu liefern. Sie können<br />

nur hydrologische Szenarien und ihre Wahrscheinlichkeiten<br />

berechnen.<br />

Trotz der vielen Einschränkungen hoffen<br />

die Wissenschaftler, die Unsicherheiten in<br />

den Modellaussagen durch die Kopplung<br />

zwischen hydrologischen und regionalen<br />

Klimamodellen zu reduzieren. Ergebnisse<br />

und Methoden der regionalen Klimamodellierung<br />

fließen wiederum in die globalen<br />

Klimamodelle ein. So werden die Berechnungen<br />

in Zukunft immer genauer.<br />

<strong>UFZ</strong>-Ansprechpartner:<br />

Prof. Dr. Sabine Attinger<br />

Dept. Hydrosystemmodellierung<br />

Telefon: 0341/235-1250<br />

e-mail: sabine.attinger@ufz.de<br />

Dr. Matthias Cuntz<br />

Dept. Hydrosystemmodellierung<br />

Telefon: 0341/235-1071<br />

e-mail: matthias.cuntz@ufz.de<br />

mehr Informationen:<br />

www.ufz.de/index.php?de=4658<br />

Kapitel 1: Klimawandel und Wasser <strong>UFZ</strong>-Spezial | Dezember 20<strong>09</strong> 13


Niemand kann sagen, was Bienen oder andere<br />

bestäubende Insekten wie Hummeln,<br />

Schwebfliegen und Schmetterlinge wert<br />

sind. Es wurde aber von Wissenschaftlern<br />

berechnet, was sie leisten: Auf dem<br />

Weltmarkt haben alle Früchte, Nüsse und<br />

Gewürze, die auf Bestäuber angewiesen<br />

sind, im Jahr 2005 rund 153 Milliarden Euro<br />

gekostet.<br />

Foto: www.istockphoto.com<br />

ALARM: Klimawandel reiSSt Löcher<br />

in das Netz des Lebens<br />

Im EU-Projekt ALARM haben Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler aus 35<br />

Ländern erstmals Methoden entwickelt, um<br />

Artenvielfalt in europäischen Landschaften<br />

systematisch zu erfassen und die entscheidenden<br />

Faktoren für den beobachteten<br />

Artenschwund zu identifizieren: Dabei treibt<br />

der regionale Klimawandel die Dynamik an,<br />

aber auch Landnutzung und Umweltchemikalien<br />

wirken sich aus. Die Folgen des<br />

Artenverlustes sind komplex und schwer<br />

abzuschätzen. Bei bestäubenden Insekten<br />

führt der Verlust zu Ernterückgängen, deren<br />

ökonomischer Wert sich beziffern lässt.<br />

„Artenvielfalt ist genauso wichtig wie das<br />

Klima, wenn es um die Ernährung der<br />

Menschheit geht, aber uns fehlen räumlich<br />

und zeitlich gut aufgelöste Daten zu sehr<br />

vielen Tier- und Pflanzenarten, um genauer<br />

vorhersagen zu können, wie sich die Ökosysteme<br />

entwickeln“, erklärt Josef Settele vom<br />

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung –<br />

<strong>UFZ</strong>. Mit dem EU-Projekt ALARM ist es gelungen,<br />

einen ersten Überblick über wichtige<br />

Lebensräume Europas und ihre spezifischen<br />

Probleme zu schaffen. ALARM steht für<br />

„Assessing LArge scale environmental<br />

Risks for biodiversity with tested Methods“.<br />

Settele hat das EU-Projekt, das zwischen<br />

2004 und 20<strong>09</strong> <strong>mit</strong> rund 14 Millionen Euro<br />

von der EU gefördert wurde (Gesamtkosten:<br />

24 Millionen Euro), in enger Kooperation<br />

<strong>mit</strong> sechs Kollegen koordiniert; insgesamt<br />

haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />

aus 35 Ländern und 68 Partnerorganisationen<br />

(darunter 7 kleine und <strong>mit</strong>tlere<br />

Unternehmen) daran <strong>mit</strong>gearbeitet. Die<br />

gesammelten Ergebnisse zu den Risiken für<br />

die Biodiversität werden Anfang 2010 auch<br />

in einem großen Atlas veröffentlicht.<br />

Gewinner und Verlierer<br />

Mit ALARM haben die Wissenschaftler<br />

erstmals einheitliche Methoden entwickelt,<br />

um großräumige Umweltrisiken für die Biodiversität<br />

für unterschiedliche Landschaftsräume<br />

in Europa quantitativ zu erfassen.<br />

Ein treibender Faktor ist der regionale<br />

Klimawandel, der Flora und Fauna zwingt,<br />

sich extrem rasch an neue Bedingungen<br />

anzupassen. Außerdem begünstigt der<br />

Klimawandel Invasionen fremder Tier- und<br />

Pflanzenarten, die heimische Arten verdrängen<br />

können und als Schädlinge in Wäldern<br />

und Feldern erhebliche Kosten verursachen.<br />

Dazu kommen die zunehmende Flächenversiegelung,<br />

das immer dichtere Straßennetz<br />

Risikoatlas für Biodiversität<br />

und die Intensivierung der Landnutzung.<br />

Umweltchemikalien aus Landwirtschaft und<br />

Industrie beeinflussen oft auf subtile Weise<br />

die Vermehrungsraten von Insekten und Wirbellosen,<br />

die wiederum z. B. von Vögeln gefressen<br />

werden. Es ist das Zusammenspiel<br />

all dieser Faktoren, das die Musik macht<br />

und im Endergebnis den Artenschwund einläutet.<br />

„Die Frage, ob der Klimawandel gut<br />

oder schlecht für die Arten ist, kann man so<br />

nicht beantworten, es gibt Gewinner und es<br />

gibt Verlierer. Aber zum Beispiel werden von<br />

den rund 300 Tagfalter-Arten in Europa rund<br />

70 Arten profitieren, die anderen 230 eher<br />

nicht“, sagt Settele.<br />

Der Fleiß der Insekten<br />

Eine besonders entscheidende Rolle in<br />

Ökosystemen spielen die bestäubenden<br />

Insekten wie Bienen, Hummeln, Schwebfliegen<br />

und Schmetterlinge. Dass die<br />

Initiiert und produziert im Rahmen des ALARM-Projektes erscheint<br />

Anfang 2010 der „Atlas of Biodiversity Risk“ im Buchhandel.<br />

In elf Kapiteln werden Schwerpunkte der Biodiversitätsforschung<br />

präsentiert: Klimaveränderung, Landnutzung,<br />

Umweltchemikalien, biologische Invasionen, Verlust an Bestäubern,<br />

die Rolle sozioökonomischer Faktoren und die<br />

kombinierten Auswirkungen dieser und weiterer Triebkräfte.<br />

Abgerundet wird der Atlas durch einen Ausblick auf anstehende<br />

Zukunftsaufgaben in der Biodiversitätsforschung.<br />

Pensoft Publishers (Sofia, Bulgarien) ISBN: 978-954-642-446-4 / ISBN e-book: 978-954-642-447-1<br />

14 <strong>UFZ</strong>-Spezial | Dezember 20<strong>09</strong> Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – <strong>UFZ</strong>


Bestäubung in vielen Landschaften Europas<br />

deutlich zurückgegangen ist, wurde schon<br />

länger beobachtet. Bei Nutzpflanzen führt<br />

dies zu Ernteeinbußen, bei Wildpflanzen zu<br />

weniger Nachwuchs bis hin zur Gefährdung<br />

des Bestands. Zwar werden die Hauptlieferanten<br />

von Kohlehydraten wie Weizen, Hafer<br />

und Roggen durch den Wind bestäubt, aber<br />

rund siebzig Prozent der Nutzpflanzen, darunter<br />

Obstbäume, Haselnusssträucher und<br />

andere Vitaminlieferanten, sind auf Insekten<br />

angewiesen, um Früchte auszubilden. „Wir<br />

können nicht sagen, was Bienen wert sind,<br />

aber wir können sagen, was sie leisten“,<br />

meint Josef Settele und stellt fest: „Auf<br />

dem Weltmarkt haben die von Bestäubern<br />

abhängigen Früchte, Nüsse und Gewürze im<br />

Jahr 2005 rund 153 Milliarden Euro gekostet.“<br />

Diese einfache Rechnung unterschätzt<br />

sogar den Schaden, denn wenn beispielsweise<br />

die Ernten sinken, steigen die Preise.<br />

Im schlimmsten Fall müssten Arbeiter <strong>mit</strong><br />

Pinseln die Arbeit der Bestäuber übernehmen,<br />

wie es heute schon in Kakaoplantagen<br />

geschieht. Dieses Ergebnis aus ALARM<br />

fließt in den TEEB-Report (The Economics of<br />

Ecosystems and Biodiversity) ein, der unter<br />

Leitung des britischen Ökonomieexperten<br />

Pavan Sukhdev von einer Arbeitsgruppe<br />

am <strong>UFZ</strong> <strong>mit</strong> koordiniert wird (siehe Seite<br />

22 / 23).<br />

Durch ALARM ist die aktuelle Verbreitung<br />

von vielen bestäubenden Insekten erstmals<br />

genauer erfasst worden. Schon länger<br />

bekannt sind die Probleme der Bienenvölker,<br />

die durch Viren und Parasiten gefährdet<br />

sind. Hinzu kommen aber nun auch neue<br />

Erkenntnisse zu den wildlebenden Vertretern<br />

wie Bienen, Hummeln, Schwebfliegen<br />

und Schmetterlingen. „Das Problem ist: Wir<br />

hatten bislang keine guten Daten, vor allem<br />

nicht zu häufigen Arten wie Tagpfauenauge<br />

und Kleiner Fuchs, die für Spezialisten<br />

nicht so interessant sind“, erklärt Settele.<br />

Deshalb haben die <strong>UFZ</strong>-Forscher in Kooperation<br />

<strong>mit</strong> der Gesellschaft für Schmetterlingsschutz<br />

(GfS) ein Netz von rund 600<br />

Ehrenamtlichen organisiert, die regelmäßig<br />

bestimmte Strecken ablaufen und Falter<br />

zählen. „Als das ZDF über unser Projekt<br />

in Abenteuer Wissen berichtet hat, haben<br />

sich schon während der Sendung Leute im<br />

Online Portal www.tagfalter-monitoring.de<br />

angemeldet“, erinnert sich Settele. Zusammen<br />

liefern die ehrenamtlichen Naturfreunde<br />

sehr wertvolle Informationen. Auch<br />

Wanderungsbewegungen können so quantitativ<br />

erfasst werden. Die ersten Auswertungen<br />

deuten darauf hin, dass 20<strong>09</strong> ein<br />

relativ gutes Falterjahr war – dennoch wurden<br />

aber selbst sonst häufige Arten wie<br />

Kleiner Fuchs oder Kleines Wiesenvögelchen<br />

seltener beobachtet. „Wir müssen<br />

diese Daten allerdings nun über einige<br />

Jahre weiter erheben und auswerten, um zu<br />

fundierten Schlussfolgerungen zu kommen“,<br />

betont Settele.<br />

Karten für die biologische Vielfalt<br />

In dem Atlas der Biodiversitäts-Risiken haben<br />

die ALARM-Forscher nun beispielsweise<br />

auch die Verbreitungsgebiete bestimmter<br />

Pflanzen <strong>mit</strong> IPCC-Klimaszenarien und<br />

Karten der Landnutzung kombiniert, um zu<br />

er<strong>mit</strong>teln, wo bestimmte Falter jetzt und<br />

auch in Zukunft gute Bedingungen vorfinden.<br />

Denn es gibt Falterarten wie zum Beispiel<br />

die Ameisenbläulinge, die nur in einzigartigen<br />

Symbiosegemeinschaften überleben<br />

können, welche nur unter Beweidung durch<br />

Vieh oder bestimmte Mahdvarianten möglich<br />

werden. „Mit diesen Karten sieht man<br />

deutlich, welche Bereiche nun <strong>mit</strong> besonderer<br />

Aufmerksamkeit bewirtschaftet werden<br />

müssen. Und wir sehen auch, wo sich das<br />

Naturschutz-Management von Süden nach<br />

Norden übertragen lassen würde, wenn der<br />

Klimawandel fortschreitet.“ Das klingt einleuchtend,<br />

ist aber ein neuer Gedanke, der<br />

nun <strong>mit</strong> dem Forschungsvorhaben CLIMIT<br />

systematisch verfolgt wird (siehe Seite 16).<br />

„Klimaforscher haben inzwischen ein engmaschiges<br />

Netz aus Messstationen aufgebaut,<br />

die stündlich und minütlich Daten liefern.<br />

Für die Artenvielfalt haben wir das noch<br />

nicht, und es geht auch nicht automatisch.<br />

Deshalb sind die Naturfreunde so wichtig,<br />

die ehrenamtlich Daten sammeln, da<strong>mit</strong> wir<br />

überhaupt <strong>mit</strong>bekommen, was geschieht<br />

und welche Faktoren bestimmte Entwicklungen<br />

verursachen“, sagt Settele.<br />

<strong>UFZ</strong>-Ansprechpartner:<br />

PD Dr. Josef Settele<br />

Dept. Biozönosenforschung<br />

e-mail: josef.settele@ufz.de<br />

mehr Informationen:<br />

www.alarmproject.net<br />

Kapitel 2: Klimawandel und Biodiversität <strong>UFZ</strong>-Spezial | Dezember 20<strong>09</strong> 15


Exemplare des britischen Maculinea arion<br />

aus dem Archiv der Schmetterlingssammlung<br />

des Museums für Naturgeschichte in Oxford,<br />

England.<br />

Perspektiven für Extremisten<br />

Intelligentes Landschaftsmanagement<br />

könnte die Überlebenschancen von Tierund<br />

Pflanzenarten verbessern, die durch<br />

den Klimawandel bedroht sind. Die Schaffung<br />

von wärme-gepufferten Kleinhabitaten<br />

sowie bessere Verbindungen zwischen<br />

Lebensräumen würden dann einer mäßigen<br />

Klimaerwärmung entgegenwirken und bedrohten<br />

Arten Gelegenheit geben, sich <strong>mit</strong><br />

etwas mehr Zeit besser anzupassen und /<br />

oder in kühlere Regionen zu wandern. Das<br />

schlussfolgerten <strong>UFZ</strong>-Wissenschaftler aus<br />

einer britischen Studie über die Rettung des<br />

Thymian-Ameisenbläulings (Maculinea arion).<br />

Diese Schmetterlingsart war 1979 in Großbritannien<br />

ausgestorben und wurde dort vor<br />

25 Jahren wieder angesiedelt. Seitdem gilt<br />

diese Art als Musterbeispiel für den Schutz<br />

bedrohter Insekten.<br />

Der Thymian-Ameisenbläuling gehört zur<br />

Familie der Bläulinge, von denen die Raupen<br />

von über 75 Prozent der etwa 6.000<br />

weltweit vorkommenden Arten <strong>mit</strong> Ameisen<br />

zusammenleben. Gegen das Verhalten der<br />

Ameisenbläulinge war die perfide Spitzfindigkeit<br />

des Trojanischen Pferdes harmlos:<br />

Die Falter sorgen dafür, dass ihre Raupen<br />

von bestimmten Ameisenarten als Angehörige<br />

des eigenen Nestes erkannt werden,<br />

von ihnen in ihre Nester geschleppt, als<br />

eigene Brut „adoptiert“ und gefüttert<br />

werden oder sich ungestraft durchfressen<br />

dürfen. Schauplatz dieses Vorgangs sind<br />

Wiesen, auf denen diese Ameisenarten<br />

unter der Erde liegende Nester anlegen.<br />

„Ameisenbläulinge sind echte Extremisten<br />

unter den Schmetterlingen“, stellt Josef<br />

Settele fest. Aus einer ursprünglichen Sym-<br />

biose formte sich im Laufe der Evolution<br />

eine fast reine Parasitenrolle der Ameisenbläulinge.<br />

Alles in allem eine perfekte<br />

Überlebensstrategie.<br />

Doch gerade ihre Spezialisierung scheint<br />

ihnen zum Verhängnis zu werden: Klimaerwärmung<br />

und veränderte Landnutzung<br />

bringen das sensible Zusammenspiel der<br />

Arten aus dem Gleichgewicht. Im europäischen<br />

Projekt CLIMIT (CLimate change<br />

impacts on Insects and their MITigation),<br />

das vom <strong>UFZ</strong> koordiniert wird, untersuchen<br />

Wissenschaftler diese Lebensräume und<br />

entwerfen Managementszenarien für die<br />

Zukunft. „Dabei können wir das Wissen aus<br />

vorangegangenen Projekten wie ALARM<br />

einfließen lassen“, so Settele (siehe Seiten<br />

14/15). „Schmetterlinge sind gute Indikatoren<br />

für den ökologischen Zustand von<br />

Wiesen und Weiden – sie reagieren un<strong>mit</strong>telbar<br />

auf Umweltveränderungen und lassen<br />

Rückschlüsse auf die Gesamtentwicklung<br />

zu“, erklärt der Agrarökologe. Das werden<br />

sich die Forscher vom <strong>UFZ</strong>, aus Frankreich,<br />

Italien und Schweden einmal mehr zu Nutze<br />

machen: Sie untersuchen die Auswirkungen<br />

von Klimaveränderungen und Änderungen<br />

anderer Einflussfaktoren wie der Landnutzung<br />

bei einigen der in Europa am meisten<br />

bedrohten Insektenarten, die ein „Verhältnis“<br />

<strong>mit</strong> Ameisen eingegangen sind.<br />

Welche Bedingungen sind für das Überleben<br />

von Arten notwendig? Wie weit können sie<br />

sich innerhalb ihrer Lebensräume anpassen<br />

und wie viel Zeit wird dafür benötigt? Welche<br />

Wanderungsbewegungen gibt es? Wo<br />

gibt es akute Bedrohung?<br />

In einem nächsten Schritt werden in Modellen<br />

Szenarien für die nächsten Jahrzehnte<br />

entworfen und Handlungsempfehlungen<br />

für die Politik und die Naturschutzpraxis<br />

erarbeitet. Ziel ist es, zumindest keine Verschlechterung<br />

des Zustandes der Population<br />

zuzulassen. „Durch gezieltes Management<br />

kann der Klimaveränderung ein Schnippchen<br />

geschlagen werden, indem wir zum<br />

Beispiel Wiesen und Trockenrasen im Durchschnitt<br />

höher wachsen lassen und sich<br />

da<strong>mit</strong> die mikroklimatischen Bedingungen<br />

für die Ameisen weniger gravierend ändern,<br />

als dies unter den zu erwartenden großklimatischen<br />

Bedingungen der Fall wäre“,<br />

so Projektkoordinatorin Elisabeth Kühn.<br />

„Das klingt trivial, ist aber ein ganz einfaches<br />

Beispiel dafür, dass es durch modifiziertes<br />

Management möglich ist, Klimaveränderungen<br />

besser abzupuffern, um vielen<br />

Arten eine Atempause zum Anpassen oder<br />

Auswandern zu geben.“ Wenn dies gelingt,<br />

haben auch die Extremisten unter den<br />

Schmetterlingen eine gute Perspektive –<br />

idealerweise bevor diese ausgestorben sind<br />

und wieder eingeführt werden müssen.<br />

<strong>UFZ</strong>-Ansprechpartner:<br />

PD Dr. Josef Settele<br />

Dept. Biozönosenforschung<br />

e-mail: josef.settele@ufz.de<br />

Elisabeth Kühn<br />

Dept. Biozönoseforschung<br />

Telefon: 0345/558-5263<br />

e-mail: elisabeth.kuehn@ufz.de<br />

16 <strong>UFZ</strong>-Spezial | Dezember 20<strong>09</strong> Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – <strong>UFZ</strong>


Besonders für Schafe ist die Blauzungenkrankheit<br />

lebensbedrohlich.<br />

Für den Menschen besteht keine<br />

Ansteckungsgefahr. Fleisch- und<br />

Milchprodukte können ohne Bedenken<br />

verzehrt werden.<br />

Viren auf Reisen<br />

Durch Klimawandel, internationalen Handel<br />

und Reiseverkehr könnten neue Tierseuchen<br />

nach Deutschland kommen. Sie kennen<br />

keine Grenzen mehr. In den Zeiten der<br />

Globalisierung reisen nicht nur Menschen<br />

und Waren um die Welt, sondern auch<br />

Viren, Bakterien und krankheitsübertragende<br />

Insekten. In Touristenkoffern und<br />

Frachtcontainern, <strong>mit</strong> Tiertransporten und<br />

Pflanzenlieferungen überwinden sie mühelos<br />

die Distanzen zwischen den Kontinenten.<br />

Nicht überall, wo die blinden Passagiere<br />

ausgeladen werden, können sie sich auch<br />

verbreiten. Experten befürchten allerdings,<br />

dass der Klimawandel einigen berüchtigten<br />

Tierseuchen den Weg in neue Gebiete ebnen<br />

wird. Denn viele Erreger und ihre Überträger<br />

können sich bei wärmeren Temperaturen<br />

besonders gut vermehren.<br />

„Auch in Deutschland stehen ein paar sehr<br />

gefährliche Krankheiten vor der Tür“, sagt<br />

Dr. Hans-Hermann Thulke vom <strong>UFZ</strong>. Was<br />

passiert, wenn sie diese Tür öffnen? Den<br />

Sprung über die Grenze schaffen? Wie<br />

werden sie sich ausbreiten? Was kann man<br />

Blauzungenkrankheit (Bluetongue)<br />

dagegen tun? Mit Computermodellen versuchen<br />

die <strong>UFZ</strong>-Forscher, diese Fragen zu<br />

beantworten. Bisher nämlich verhalten sich<br />

die wandernden Seuchen oft unberechenbar.<br />

So zum Beispiel im Fall der Blauzungenkrankheit,<br />

die vor allem für Schafe lebensbedrohlich<br />

ist. Die Wiederkäuerseuche stammt<br />

ursprünglich aus den Regionen südlich der<br />

Sahara. Doch in den letzten Jahrzehnten hat<br />

sie sich nach Norden ausgebreitet und so<br />

den Süden Europas erreicht. Die Seuchenexperten<br />

vom Friedrich-Loeffler-Institut<br />

für Tiergesundheit (FLI) hatten auch da<strong>mit</strong><br />

gerechnet, dass sie irgendwann in Deutschland<br />

ankommen würde. Trotzdem war die<br />

Überraschung groß, als dann im Sommer<br />

2006 tatsächlich Schafe ganz im Westen<br />

Deutschlands – im Raum Aachen – erkrankten.<br />

Von den mindestens 24 verschiedenen<br />

Varianten des Blauzungenvirus fand sich in<br />

diesen Tieren ausgerechnet der Serotyp 8,<br />

der in Südeuropa überhaupt nicht vokommt.<br />

Die Seuche konnte also nicht einfach im<br />

Zuge des Klimawandels aus Italien weiter<br />

nach Norden gewandert sein. „Wie die<br />

Krankheit tatsächlich eingeschleppt wurde,<br />

Die Blauzungenkrankheit ist eine virale Infektionskrankheit bei Wiederkäuern wie<br />

Schafen und Rindern, die von Mücken übertragen wird. Der krankheitsauslösende<br />

Erreger ist das Blauzungenvirus (engl. Bluetongue virus, kurz BTV).<br />

Bislang sind mindestens 24 verschiedene Serotypen bekannt. Den Namen<br />

verdankt die Krankheit dem auffallendsten Symptom: Die Zunge der Tiere<br />

verfärbt sich beim Krankheitsausbruch blau. Weitere Symptome sind Fieber,<br />

Ödeme, Atemnot und Geschwüre. Am häufigsten und schwersten erkranken<br />

Schafe, vor allem Lämmer. Die Erkrankung ist eine anzeigepflichtige Tierseuche.<br />

In Deutschland ist seit 2008 die Impfung für Schafe, Ziegen und Rinder<br />

verpflichtend. www.ufz.de/index.php?en=18943 (Risikobewertung zur Aufhebung<br />

der Impfpflicht gegen BTV, Serotyp 8, 2010)<br />

wissen wir bis heute nicht“; sagt Elke Reinking<br />

vom FLI. Offenbar ist das Klima also<br />

nur ein Mosaikstein im komplizierten Bild<br />

der Seuchenwanderungen. In jedem Fall<br />

brauchen die Erreger eine günstige Reisegelegenheit<br />

sowie geeignete Überträger und<br />

Opfer am Zielort. Wenn das gegeben ist,<br />

können ihnen die steigenden Temperaturen<br />

den Vormarsch erleichtern. „All diese komplexen<br />

Zusammenhänge sind sehr schwer<br />

zu durchschauen“; sagt Hans-Hermann<br />

Thulke. „Deshalb wollen wir die Ausbreitung<br />

der Blauzungenkrankheit in Mitteleuropa im<br />

Computer nachstellen, um zu untersuchen,<br />

wie Krankheiten neue Gebiete erobern“.<br />

Vielleicht lassen sich ja Gesetzmäßigkeiten<br />

erkennen. Das wäre sehr nützlich,<br />

um Gegenmaßnahmen möglichst effektiv<br />

einzusetzen.<br />

Vielleicht lässt sich dann das Schlimmste<br />

verhindern, wenn andere Krankheiten wie<br />

etwa die Afrikanische Pferdepest nach<br />

Deutschland kommen. Was ein Ausbruch<br />

dieser Krankheit anrichten kann, haben<br />

spanische Pferdehalter bereits Ende der<br />

1980er Jahre erfahren. In den berühmten<br />

Zuchtbetrieben Andalusiens fielen damals<br />

zahlreiche Tiere dem Erreger zum Opfer.<br />

Wie die Seuche nach Spanien kam, ist<br />

inzwischen bekannt: Ein einziges infiziertes<br />

Zebra, importiert für den Zoo in Barcelona,<br />

war der Auslöser.<br />

<strong>UFZ</strong>-Ansprechpartner:<br />

Dr. Hans-Hermann Thulke<br />

Dept. Ökologische Systemanalyse<br />

Telefon: 0341/235-1712<br />

e-mail: hans.thulke@ufz.de<br />

mehr Informationen:<br />

www.ufz.de/index.php?en=14377<br />

Kapitel 2: Klimawandel und Biodiversität <strong>UFZ</strong>-Spezial | Dezember 20<strong>09</strong> 17


Wärmeres Klima wird zu wachsenden Populationen<br />

von Pflanzenschädlingen und vermehrtem<br />

Einsatz von Insektiziden führen.<br />

Das wird Folgen für die Umwelt haben – für<br />

Gewässer, Grundwasser, den Boden und die<br />

darin lebenden Organismen.<br />

Giftige Aussichten<br />

Wie Klimaveränderungen die Verwendung von Pestiziden in der Landwirtschaft<br />

ansteigen lassen.<br />

Die Risikokarte Mittel- und Nordeuropa zeigt<br />

die Veränderung des ökologischen Risikos aufgrund<br />

von Insektiziden von 1990 auf 2<strong>09</strong>0. Es<br />

ist deutlich zu erkennen, dass vor allem im<br />

nörd lichen Teil Europas – in Skandinavien und<br />

im Baltikum – <strong>mit</strong> einer Verschlechterung der<br />

Umweltqualität aufgrund wachsenden Einsatzes<br />

von Insektiziden in der Landwirtschaft zu<br />

rechnen ist.<br />

Vergleich 1990 – 2<strong>09</strong>0<br />

Verbesserung ohne eine Veränderung der Belastungsklasse<br />

Verbesserung um eine Belastungsklasse<br />

Verbesserung um zwei Belastungsklassen<br />

Keine Veränderung<br />

Höheres Risiko ohne Veränderung der Belastungsklasse<br />

Höheres Risiko um eine Belastungsklasse<br />

Höheres Risiko um zwei Belastungsklassen<br />

Einzugsgebiet<br />

0 250 500 1.000<br />

km<br />

N<br />

ders gravierende Folgen hat der Anstieg der<br />

Durchschnittstemperaturen im nördlichen<br />

Europa: In Ländern wie Schweden, Dänemark<br />

oder Finnland ist die Vermehrung<br />

von Insekten durch den Temperaturanstieg<br />

bereits deutlich spürbar. „Das ist deswegen<br />

der Fall, weil in den nördlichen Ländern die<br />

Temperatur für viele Insektenarten li<strong>mit</strong>ierend<br />

ist“, erklärt Dr. Matthias Liess vom<br />

<strong>UFZ</strong>. Das trifft nicht nur auf Pflanzenschädlinge<br />

zu. So gab es u. a. Anfang August<br />

20<strong>09</strong> zahlreiche Medienberichte über eine<br />

Mückenplage in Schweden, die bedrohliche<br />

Ausmaße angenommen hatte.<br />

Für die Landwirtschaft ist die Formel einfach:<br />

Je höher die Durchschnittstemperatur,<br />

desto größer wird die Belastung durch<br />

Pflanzenschädlinge und dementsprechend<br />

höher der erforderliche Einsatz von Pestiziden.<br />

„Wenn es also in Finnland im Jahresdurchschnitt<br />

so warm wird wie in Deutschland,<br />

werden dort in etwa so viel Pestizide<br />

benötigt, wie heute hierzulande“, fasst Liess<br />

zusammen. Doch Pestizide bekämpfen<br />

nicht nur Pflanzenschädlinge, sondern töten<br />

auch andere, teilweise nützliche Insekten.<br />

Weil nur extrem unempfindliche Insekten<br />

überleben, kann durch Einsatz von Pestiziden<br />

das natürliche Gleichgewicht – auch<br />

nicht landwirtschaftlich genutzter Flächen –<br />

schnell gestört werden. Darüber hinaus<br />

reichern sich Pestizide in der Umwelt an,<br />

schädigen andere Organismen und sorgen<br />

besonders in Gewässern für eine erhöhte<br />

Konzentration der giftigen Substanzen.<br />

Für die dort angesiedelte Flora und Fauna<br />

entsteht eine Mehrfachbelastung durch<br />

Die gute Nachricht zuerst: Mit ansteigenden<br />

Temperaturen werden weltweit in<br />

höheren Breiten immer mehr Flächen für<br />

die Landwirtschaft genutzt werden können.<br />

Interessant für den Anbau von Getreide<br />

oder Gemüse werden dann auch Regionen,<br />

in denen es bisher zu kalt war. Doch das<br />

wärmere Klima lässt auch die Populationen<br />

von Pflanzenschädlingen wachsen und führt<br />

so zu vermehrtem Einsatz von Schädlingsbekämpfungs<strong>mit</strong>teln<br />

(Pestiziden). Besongrößere<br />

Schadstoffmengen und steigende<br />

Wassertemperaturen.<br />

Matthias Liess und seine Kollegen am <strong>UFZ</strong><br />

untersuchen diese Zusammenhänge und<br />

entwerfen Zukunftsszenarien zu Ökosystemeffekten<br />

von Pestiziden in der Landwirtschaft.<br />

„Ziel des Forschungsprojektes<br />

ist, zukünftige Belastung und ökologisches<br />

Risiko der Fließgewässerfauna in Europa<br />

vorherzusagen“, so Liess. Auf Basis aktueller<br />

Klimaszenarien werden Exposition und<br />

ökologisches Risiko von Pestiziden auf den<br />

Naturhaushalt modelliert und als Risikokarte<br />

für Mittel- bis Nordeuropa dargestellt.<br />

Daraus geht hervor, wie <strong>mit</strong> steigenden<br />

Temperaturen und da<strong>mit</strong> steigendem Schädlingsdruck<br />

der Einsatz von Insektiziden und<br />

Fungiziden anwachsen wird. Der Oberflächenabfluss<br />

durch mehr Starkniederschläge<br />

wird ebenso den Eintrag von Pestiziden in<br />

die Umwelt verstärken. Die Landwirtschaft<br />

muss sich den veränderten Klimabedingungen<br />

stellen. Alternative Wege sind nötig,<br />

um die ökologischen und gesundheitlichen<br />

Belastungen gering zu halten und wirtschaftliche<br />

Interessen in Einklang <strong>mit</strong> einer<br />

nachhaltigen landwirtschaftlichen Nutzung<br />

zu bringen. Um das u. a. in der EU-Wasserrahmenrichtlinie<br />

formulierte Ziel, eine „gute“<br />

chemische und ökologische Wasserqualität<br />

zu erreichen, bedarf es umsichtiger<br />

Managementmaßnahmen nicht nur in der<br />

Wasserbewirtschaftung, sondern auch in der<br />

Landwirtschaft.<br />

<strong>UFZ</strong>-Ansprechpartner:<br />

Dr. Matthias Liess<br />

Dept. System-Ökotoxikologie<br />

Telefon: 0341/235-1578<br />

e-mail: matthias.liess@ufz.de<br />

18 <strong>UFZ</strong>-Spezial | Dezember 20<strong>09</strong> Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – <strong>UFZ</strong>


Standpunkt: Bioenergie –<br />

Hoffnungsträger für den Klimaschutz?<br />

Prof. Dr. Erik Gawel ist stellvertretender<br />

Leiter des Departments Ökonomie<br />

und Direktor des Instituts für Infrastruktur<br />

und Ressourcenmanagement<br />

der Universität <strong>Leipzig</strong>. Seine Forschungsschwerpunkte<br />

sind die Umwelt-<br />

und Institutionenökonomik<br />

sowie die Finanzwissenschaft. Aktuelle<br />

Forschungsfragen betreffen die<br />

Konzeption nachhaltiger Bioenergie-<br />

Strategien und die Ökonomie der<br />

Klimaanpassung.<br />

Telefon: 0341/235-1940<br />

e-mail: erik.gawel@ufz.de<br />

Die Nutzung erneuerbarer Energien aus Biomasse gilt weithin<br />

als Hoffnungsträger. Einerseits verspricht sie klimapolitisch eine<br />

deutliche Reduktion der Treibhausgase. Zugleich erschließt sie<br />

zusätzliche Energiequellen, die für die Befriedigung des weltweit<br />

wachsenden Energiebedarfs dringend benötigt werden. Anders<br />

als die Energie aus Sonne und Wind ist Biomasse zudem jederzeit<br />

verfügbar und vielfältig einsetzbar – für Strom- und Wärmeproduktion<br />

ebenso wie für Kraftstoffe. Ganz nebenbei wird die<br />

Abhängigkeit von knapper werdenden fossilen Rohstoffen und<br />

drohenden Preissprüngen gemindert. Traditionelle Land- und<br />

Forstwirtschaft erhoffen sich von Bioenergiemärkten einen neuen<br />

Nachfrageschub, und die staatliche Wirtschaftspolitik wittert<br />

Exportchancen für Biomassetechnologie und neue Wertschöpfungsquellen<br />

für strukturschwache ländliche Räume. Vor diesem<br />

Hintergrund verwundert es nicht, daß die Politik in den letzten<br />

Jahren die Zeichen auf massiven Ausbau der Bioenergienutzung<br />

gestellt hatte.<br />

Probleme durch Landnutzungswandel<br />

Doch das Bild von der Wunderwaffe der Klima- und Energiepolitik<br />

hat empfindliche Kratzer bekommen: Bioenergie steht<br />

plötzlich in der Kritik, durch Umwidmung agrarischer Produktionsfaktoren<br />

für die Energiebereitstellung die Ernährungssicherheit<br />

einer wachsenden Weltbevölkerung zu gefährden. Darüber<br />

hinaus drohen bei ungesteuerter Bioenergiebereitstellung globale<br />

Landnutzungsänderungen, die wichtige ökologische Schutzgüter<br />

wie Biodiversität, Wasserhaushalt und Bodeninte grität,<br />

die sozioökonomischen Lebensbedingungen der Menschen in<br />

den Bioenergieregionen, ja selbst die erwünschte Klimaneutralität<br />

beeinträchtigen können, soweit die Flächenumnutzung<br />

für Biomasse und ihre Verarbeitung mehr CO 2<br />

freisetzen, als<br />

gleichzeitig gegenüber fossilen Brennstoffen eingespart werden<br />

kann. Indonesisches Palmöl, das auf ehemaligen Regenwaldstandorten<br />

gewonnen und hierzulande als Bio-Diesel verfeuert<br />

wird – und überdies noch den dringend nötigen Wandel hin zur<br />

Elektromobilität verzögert – wurde zum Inbegriff einer verfehlten<br />

Bioenergie-Politik. Verunsicherung ist eingetreten: Was kann<br />

Bioenergie für den Klimaschutz tatsächlich bewirken? Sind die<br />

Nebenwirkungen unbeherrschbar? Welche Nutzungsformen und<br />

Einsatzmöglichkeiten können wirklich als nachhaltig gelten? Die<br />

internationale Forschung muss hierfür rasch das nötige Wissen<br />

bereitstellen, da<strong>mit</strong> die Weichen auf nachhaltige Bioenergie-Nutzungspfade<br />

gestellt und Fehlentwicklungen vermieden werden<br />

können. Die Suche nach synergistischen Optionen wird so<strong>mit</strong><br />

zum Schlüssel für den Erfolg der Klimaschutzstrategie „Bioenergie“:<br />

Wir brauchen Optionen für eine Bioenergieproduktion,<br />

die umwelt- und naturverträglich ist, Nutzungskonkurrenzen<br />

vermeidet und sich selbst als robust gegenüber dem Klimawandel<br />

erweist.<br />

Forschungsziel: Ganzheitliche Lösungsstrategien<br />

Einen solchen erweiterten Forschungsansatz hierzu verfolgen<br />

Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen am <strong>UFZ</strong>: Sie<br />

untersuchen die Wechselwirkungen der Gewinnung von Energie<br />

aus Biomasse <strong>mit</strong> ökologischen, technologischen und sozioökonomischen<br />

Aspekten der Landnutzung, spüren nachhal -<br />

tige Bioenergieoptionen auf und entwerfen jeweils geeignete<br />

Steuerungsinstrumente. So werden existierende und neue<br />

Bioenergiesysteme systematisch in ihrer Energieeffizienz und<br />

Klimabilanz, aber auch ihren Auswirkungen auf Biodiversität,<br />

Wasser und Boden analysiert – jeweils unter Berücksichtigung<br />

des Klimawandels. Mithilfe von Experimenten und Modellierungen<br />

kann so das Verständnis der komplexen Zusammenhänge<br />

zwischen Naturhaushalt, Klimaeffekt und Energieausbeute<br />

auf einer regionalen Skala verbessert werden. Parallel<br />

dazu untersuchen die Forscher die Wirkung politischer Anreize<br />

zur Förderung von Bioenergie im Zusammenspiel <strong>mit</strong> globalisierten<br />

Märkten auf Landnutzungsentscheidungen und deren<br />

Folgen für Natur und Umwelt. Das erlaubt Rückschlüsse zur<br />

adäquaten Gestaltung von Steuerungsinstrumenten und zur Vermeidung<br />

von Fehlanreizen. Schließlich arbeiten Biotechnologen<br />

daran, die Energie- und Flächeneffizienz nachhaltiger Bioenergiepfade<br />

weiter zu erhöhen. Ein Beispiel ist die Gewinnung von<br />

Biomethan aus mehrjährigen, zellulosehaltigen Energiepflanzen<br />

(z. B. Miscanthus, Pappel) zur Einspeisung in das Erdgasnetz.<br />

Die Forschungsarbeiten erfolgen in enger Kooperation <strong>mit</strong> dem<br />

Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ), das über langjährige<br />

technologische und systemanalytische Kompetenzen in<br />

diesem Bereich verfügt.<br />

Bioenergie als Baustein einer neuen Klimaschutzstrategie<br />

Diese Forschungsarbeiten tragen dazu bei, Strategien zur<br />

Integration des Klimaschutzes in komplexe globale Landnutzungsentscheidungen<br />

zu entwickeln: Gerade die klimatisch<br />

sensible Verfügung über die Ressource Land muss künftig<br />

Klimawirkungen berücksichtigen. Andererseits bedarf es der<br />

verbesserten Integration des Klimatreibers „Landnutzung“ in<br />

die internationale Klimapolitik. Dabei kann eine nachhaltige<br />

Bioenergieproduktion sowohl zur Emissionsvermeidung als<br />

auch zur Klimaanpassung beitragen.<br />

Kapitel 2: Klimawandel und Biodiversität <strong>UFZ</strong>-Spezial | Dezember 20<strong>09</strong> 19


Klimawandel<br />

und nachhaltige Waldwirtschaft<br />

Von Eichenketten, Abstammungsfragen und willkommenem Regen<br />

Unsere Wälder müssen sich verändern: Sollen<br />

sie den Auswirkungen des Klimawandels<br />

wie Temperaturanstieg und Veränderungen<br />

in den Niederschlägen sowie den Bedrohungen<br />

durch Schadstoffe gewachsen sein,<br />

braucht es neue Konzepte für Deutschlands<br />

Wälder von morgen. „Die Herausforderung<br />

besteht darin, geeignete Strategien und<br />

Maßnahmen zur Risikominimierung und zum<br />

Schutz von Ökosystemen und Biodiversität<br />

zu entwickeln und umzusetzen“, bringt es<br />

Andreas Werntze vom <strong>UFZ</strong> auf den Punkt.<br />

Im Rahmen des 2010 auslaufenden Förderschwerpunktes<br />

„Nachhaltige Waldwirtschaft“<br />

des Bundesministeriums für Bildung und<br />

Forschung (BMBF) befassen sich mehrere<br />

Verbundprojekte <strong>mit</strong> genau diesem Problemfeld.<br />

Andreas Werntze ist Spezialist<br />

für die Forst-Holz-Kette und ist tätig in der<br />

wissenschaftlichen Begleitung des BMBF-<br />

Programmes. Er ist besonders zufrieden<br />

über die vielen praxisnahen und sehr<br />

konkreten Lösungsansätze, die der über fünf<br />

Jahre laufende Förderschwerpunkt bereits<br />

hervorgebracht hat. Wie zum Beispiel das<br />

Verbundprojekt Oakchain (deutsch: Eichenkette),<br />

in dem grundlegende Erfahrungen<br />

eines Waldumbaus durch Anpflanzen von<br />

Traubeneichen im nordostdeutschen Tiefland<br />

gewonnen wurden.<br />

Eichenkette macht Kiefernwald stärker<br />

Im Nordosten Deutschlands prägen Buchenund<br />

Buchen-Eichenwälder das Landschaftsbild.<br />

In Regionen, in denen weniger Nieder-<br />

schlag fällt, waren es meist reine Kiefernwälder,<br />

die nach 1990 ökologisch umgebaut<br />

und vorrangig <strong>mit</strong> Traubeneichen durchsetzt<br />

wurden. Ziel dieser Waldumbaumaßnahmen<br />

war die Schaffung risikosicherer und ökologisch<br />

wertvollerer Mischbestände. Doch das<br />

ist nicht so einfach: Bei trockenem Klima<br />

sowie schlechterer Nährstoffsättigung und<br />

Wasserspeicherfähigkeit der Böden kann<br />

die Traubeneiche nicht optimal wachsen.<br />

Praktische Erfahrungen sowie die wissenschaftliche<br />

Auseinandersetzung <strong>mit</strong> einem<br />

derartigen Waldumbau gab es bislang kaum.<br />

Das BMBF-Verbundprojekt Oakchain behandelt<br />

die Schlüsselparameter im Kontext sich<br />

ändernder Klimabedingungen nun interdisziplinär:<br />

genetische Anpassungsfähigkeit der<br />

Bäume, Kohlenstoff-Sequestrierung, Phänologie<br />

und Vitalität, Reaktion der Bestände<br />

auf zunehmenden Trockenstress sowie<br />

Gefährdung durch biotische Schaderreger.<br />

Dadurch werden Aussagen über die Anpassungsfähigkeit<br />

der Eichen-Kiefern-Mischwälder<br />

unter sich ändernden Klimabedingungen<br />

in der Zukunft ermöglicht.<br />

Dabei geht es nicht nur darum, die beste<br />

Baummischung für die klimatischen Bedingungen<br />

der Zukunft zu finden, sondern es<br />

gilt auch, Überzeugungsarbeit bei Waldbesitzern<br />

zu leisten: Nadelhölzer können nach<br />

zirka 30 bis 40 Jahren erstmals geschlagen<br />

werden, Eichen hingegen erst nach rund<br />

100 Jahren. Da ist ein grundsätzliches Umdenken<br />

bei den Nutzern der Wälder gefragt.<br />

„Unter Berücksichtigung der Standortverhältnisse<br />

könnten prinzipiell die Folgen von<br />

Unwetterkatastrophen, die verheerende<br />

Stürme wie Kyrill <strong>mit</strong> riesigen Schadflächen<br />

anrichten, als Chance für nachhaltige Aufforstung<br />

genutzt werden“, betont Andreas<br />

Werntze. Denn – soviel wissen die Forscher<br />

bereits – Eichen-Kiefern-Mischwälder können<br />

den Klimaveränderungen besser trotzen<br />

und zudem das ökologische Gleichgewicht<br />

stabilisieren. Im Rahmen von Oakchain<br />

werden Bewirtschaftungsempfehlungen für<br />

Eichen-Kiefern-Mischwälder erarbeitet, die<br />

eine nachhaltige Waldwirtschaft sichern<br />

sollen. Basis dafür sind Untersuchungen zur<br />

Biodiversität, Standortqualität, Nährstoffversorgung<br />

von Böden und Bäumen, ober- und<br />

unterirdischem Wachstum der Bestände,<br />

Konkurrenz der beiden Baumarten sowie<br />

Auf so genannten Kurzumtriebsplantagen<br />

wird untersucht, welche Chancen Anbau,<br />

Ernte und Biomasseverwertung schnell<br />

wachsender Baumarten wie Pappeln und<br />

Weiden auf landwirtschaftlichen Flächen<br />

haben. Dazu begleiten Wissenschaftler die<br />

Praktiker vom geeigneten Steckling bis<br />

zur Erntemaschine, von der Wahl des Standortes<br />

bis zur ökonomischen und ökologischen<br />

Bilanz.<br />

20 <strong>UFZ</strong>-Spezial | Dezember 20<strong>09</strong> Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – <strong>UFZ</strong>


Quantität und Qualität des anfallenden<br />

Holzes. Diese Informationen werden in<br />

ein Entscheidungs-Unterstützungs-System<br />

(DSS) integriert, das Empfehlungen für eine<br />

nachhaltige Bewirtschaftung der Mischbestände<br />

erstellt. Nicht zuletzt werden<br />

innerhalb des transdisziplinären Projektes<br />

Innovationen in den Bereichen Holznutzung<br />

und Holzlogistik entwickelt, die<br />

die Zukunftsfähigkeit der Holzindustrie<br />

substanziell verbessern: Das reicht von<br />

neuartigen Verwendungsmöglichkeiten für<br />

Eichen(schwach)holz, über die Produktion<br />

von Eichen-Thermoholz, innovativen Marketinginstrumenten<br />

bis hin zu verbesserten<br />

Abläufen der Forstlogistik, die die Kosten<br />

dieses Sektors signifikant senken sollen.<br />

Vielfalt als Antwort auf unsichere Bedingungen.<br />

Ebenfalls im Nordosten Deutschlands sind<br />

Wissenschaftler im BMBF-Verbundprojekt<br />

NEWAL-NET (Nachhaltige Entwicklung von<br />

Waldlandschaften im Nordostdeutschen<br />

Tiefland) aktiv. „Wie können Wälder auf den<br />

Klimawandel vorbereitet werden? Welche<br />

Baumarten muss man heute pflanzen, da<strong>mit</strong><br />

unsere Enkel und Urenkel noch gesunde<br />

Wälder vorfinden können?“, sind zentrale<br />

Fragen. Leider können Klimamodelle heute<br />

erst Vorhersagen für die nächsten rund 50<br />

Jahre treffen, Bäume leben jedoch erheblich<br />

länger. Um viele zukünftige Klima-Even–<br />

tualitäten abzudecken, scheint es also rat–<br />

sam, eine große Artenvielfalt in den Wäldern<br />

heranzuziehen. Doch dieser Gedanke greift<br />

zu kurz: Es müssen die richtigen Arten in<br />

der richtigen Kombination sein, um eine<br />

hohe Stabilität des Ökosys tems zu sichern.<br />

Welche das sein könnten, kreisen die Untersuchungen<br />

im Rahmen von NEWAL-NET<br />

näher ein. Obwohl es im Rahmen dieses<br />

Projektes vordergründig um die Folgen für<br />

den Wasserhaushalt und die Atmosphäre<br />

geht, müssen dabei doch eine Reihe wei -<br />

terer Anforderungen berücksichtigt werden:<br />

Die Nachfrage nach erneuerbaren Rohstoffen<br />

und Energien, technische und auch<br />

gesellschaftliche Entwicklungen lassen<br />

die Ansprüche an die Bewirtschaftung von<br />

Wäldern ständig wachsen. Zugleich besteht<br />

die Notwendigkeit der Nachhaltigkeit der<br />

Bewirtschaftung weiter – gerade in empfindlichen<br />

Ökosystemen. Ein möglicher Ausweg<br />

wird im „klimaplastischen Laubmischwald“<br />

gesehen, der für zukünftige Entwicklungen<br />

mehrere Entwicklungspfade – so genannte<br />

„Freiheitsgrade“ – offen hält. Die Anpassung<br />

von Wäldern an veränderliche natürliche<br />

und gesellschaftliche Rahmenbedingungen<br />

durch Selbstorganisationsfähigkeit, Standortplastizität<br />

und funktionelle Diversität der<br />

Wälder wird im NEWAL-NET-Projekt ausführlich<br />

beschrieben. Dazu kommt die Abschätzung<br />

von Änderungen der Waldnutzung in<br />

ihren komplexen Wirkungen auf das System<br />

„Landschaft“ unter veränderlichen Umwelt-,<br />

Standort- und Rahmenbedingungen.<br />

Wald von morgen nur von bester Herkunft<br />

Um eine größtmögliche Anpassungsfähigkeit<br />

an sich ändernde Umweltbedingungen<br />

zu erreichen, ist die erstklassige Genetik<br />

des Saat- und Pflanzgutes außerordentlich<br />

wichtig. Darüber hinaus entscheidet die<br />

geeignete Herkunft auch über das Produktionspotenzial<br />

der Waldbäume. Wie<br />

die Authentizität von forstlichem Vermehrungsgut<br />

systematisch überprüft und da<strong>mit</strong><br />

die Qualität unserer Wälder der Zukunft<br />

gesichert werden kann – da<strong>mit</strong> befasste<br />

sich das BMBF-Verbundprojekt Herkunftskontrolle.<br />

Aufgrund der prognostizierten<br />

Klimaänderungen wird ein erheblicher Anteil<br />

der in Deutschland auf etwa elf Millionen<br />

Hektar stockenden Bestände als nicht oder<br />

nicht mehr standortgerecht bzw. risikobehaftet<br />

eingestuft werden: Ein Waldumbau<br />

hin zu stabilen Mischwäldern ist notwendig<br />

und bringt einen Baumartenwechsel <strong>mit</strong><br />

sich. Ungenügende Kontrolle würde die<br />

Verwendung nicht angepasster Herkünfte<br />

begünstigen und könnte langfristige Schäden<br />

der Waldentwicklung, Gewinneinbußen<br />

für die Forstbetriebe und hohe Folgekosten<br />

nach sich ziehen – ganz abgesehen von den<br />

entstehenden Umweltschäden. Die Wahl der<br />

geeigneten Herkunft ist so<strong>mit</strong> auch aus ökologischen<br />

Gründen zwingend erforderlich.<br />

<strong>UFZ</strong>-Ansprechpartner:<br />

Andreas Werntze, MSc.<br />

Dept. Naturschutzforschung<br />

Telefon: 0341/235-1816<br />

e-mail: andreas.werntze@ufz.de<br />

mehr Informationen:<br />

www.nachhaltige-waldwirtschaft.de<br />

Kapitel 2: Klimawandel und Biodiversität <strong>UFZ</strong>-Spezial | Dezember 20<strong>09</strong> 21


Pavan Sukhdev im Gespräch <strong>mit</strong> Journalisten<br />

während der Bundespressekonferenz<br />

am 2. September 20<strong>09</strong> in Berlin.<br />

Foto: Klaus-Dieter Sonntag<br />

(www.fotoplusdesign.de)<br />

Vitale Ökosysteme SCHÜTZEN BESSER VOR<br />

den Folgen des Klimawandels<br />

Sie leiten die internationale TEEB-Studie<br />

(The Economics of Ecosystems and Biodiversity<br />

– TEEB). Was hat Biodiversität<br />

<strong>mit</strong> Klimawandel zu tun?<br />

Der Rückgang der Biodiversität und der<br />

Klimawandel hängen in zweierlei Weise<br />

zusammen: Einerseits trägt die globale<br />

Erwärmung wesentlich zum fortschreitenden<br />

Artenschwund und zu der Zerstörung<br />

von Ökosystemen bei. Nach Berechnungen<br />

des Intergovernmental Panel on Climate<br />

Change (www.IPCC.ch) ist der Klimawandel<br />

die zweitgrößte Triebkraft für den prognostizierten<br />

Biodiversitätsverlust bis zum Jahr<br />

2050. Andererseits besteht eine Kausalität<br />

auch in der umgekehrten Richtung. Die<br />

Zerstörung von Ökosystemen und insbesondere<br />

die anhaltende Abholzung der tropischen<br />

Regenwälder führen zu zusätzlichen<br />

CO 2 -Emissionen. In diesen Wäldern ist<br />

etwa ein Viertel des gesamten terrestrisch<br />

gebundenen CO 2 gespeichert, das bei ihrer<br />

Rodung freigesetzt würde. Gleichzeitig wird<br />

<strong>mit</strong> der Abholzung der tropischen Wälder<br />

auch eine wesentliche CO 2 -Senke zerstört.<br />

Berechnungen zufolge binden diese Wälder<br />

bis zu 4,8 Gigatonnen CO 2 aus der Atmosphäre<br />

– und das jährlich!<br />

Vitale Ökosysteme zeigen oftmals eine<br />

bessere Stabilität und Anpassungsfähigkeit<br />

an die Phänomene des Klimawandels<br />

und bieten Menschen besseren Schutz vor<br />

dessen Folgen. Beispielsweise verringern<br />

intakte Korallenriffe oder Mangrovenwälder<br />

die Gefahr für Menschen, die von klimabedingten<br />

Extremereignissen ausgeht, z. B.<br />

Stürmen oder Fluten. Vor diesem Hintergrund<br />

versucht TEEB die ökosystemaren<br />

Dienstleistungen, die von einer intakten<br />

Natur ausgehen, besser zu erfassen, zu<br />

beschreiben und deren Bedeutung für unser<br />

Wohlergehen aus ökonomischer Perspektive<br />

abzuschätzen.<br />

Können Sie das bitte an ein paar Beispielen<br />

erläutern?<br />

Die TEEB-Studie will <strong>mit</strong> ökonomischen Fakten<br />

das Problembewusstsein für den Verlust<br />

von Biodiversität und von ökosystemaren<br />

Dienstleistungen schärfen. Wir versuchen<br />

nicht, einen genauen Geldwert für die Natur<br />

zu errechnen, sondern der ökonomischen<br />

Dimension des Problems mehr Gewicht zu<br />

PAVAN SUKHDEV<br />

verschaffen. Dabei geht es um die Konsequenzen<br />

für ganze Volkswirtschaften wie<br />

auch für den Einzelnen: Mehr als eine Milliarde<br />

Menschen sind auf Fisch als wichtigste<br />

oder gar einzige Quelle tierischen Proteins<br />

angewiesen. Die Lebensgrundlage von etwa<br />

500 Millionen Menschen hängt von lebenden,<br />

intakten Korallenriffen ab. Wir erleben<br />

weltweit, wie sich die natürlichen Lebensbedingungen<br />

für Bienenvölker verschlechtern<br />

und da<strong>mit</strong> die Bestäubungskapazität für<br />

eine Vielzahl von Lebens<strong>mit</strong>teln sinkt. Auch<br />

wird geschätzt, dass bis zu 50 Prozent der<br />

pharmazeutischen Produkte weltweit (<strong>mit</strong><br />

einem Marktvolumen von etwa 650 Milliarden<br />

Dollar pro Jahr) auf natürlichen genetischen<br />

Ressourcen beruhen. Die Er<strong>mit</strong>tlung<br />

monetärer Werte für einzelne Ökosystem-<br />

Dienstleistungen hilft, dass diese bessere<br />

Berücksichtigung finden, beispielsweise bei<br />

Pavan Sukhdev, Vorsitzender des „Global Markets Centre“ der Deutschen Bank in<br />

Mumbai, ist derzeit freigestellt, um die „Green Economy Initiative“ des Umweltprogramms<br />

der Vereinten Nationen zu leiten, die unter anderem die TEEB-Studie zur<br />

Ökonomie der Ökosysteme und der Biodiversität umfasst. TEEB wurde 2007 von der<br />

EU-Kommission und dem Bundesumweltministerium in Auftrag gegeben und hat zum<br />

Ziel, <strong>mit</strong> der Ver<strong>mit</strong>tlung ökonomischer Werte neue Lösungsansätze für den Naturschutz<br />

und die Bewahrung ökosystemarer Dienstleistungen zu erschließen. Die wissenschaftliche<br />

Koordination der TEEB-Studie, an der mehr als 100 Wissenschaftler aus 26<br />

Ländern beteiligt sind, erfolgt durch das <strong>UFZ</strong>.<br />

22 <strong>UFZ</strong>-Spezial | Dezember 20<strong>09</strong> Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – <strong>UFZ</strong>


der Bilanzierung des nationalen Volkseinkommens,<br />

bei der Raumplanung, bei der<br />

Energiepolitik oder bei der Ausgestaltung<br />

von Instrumenten für den Naturschutz. Das<br />

gilt gleichermaßen für Anreizsysteme wie<br />

Ausgleichszahlungen für die Bereitstellung<br />

ökosystemarer Dienstleistungen in der<br />

Landwirtschaft oder auch für die Belastung<br />

umweltschädlicher Handlungen durch Abgaben<br />

oder Steuern.<br />

Im Vorfeld der Kopenhagener Klimakonferenz<br />

wurde ein Update des TEEB-<br />

Zwischenberichts vorgestellt, in dem<br />

die Korallenriffe und die Abholzung der<br />

Wälder im Mittelpunkt standen. Welcher<br />

Zusammenhang besteht zwischen Wäldern<br />

und Korallen im Meer?<br />

Die globale Erwärmung ist eine wesentliche<br />

Ursache für das Absterben der Korallen.<br />

Neue Untersuchungen legen den Schluss<br />

nahe, dass bereits ab einer CO 2 -Konzentration<br />

in der Atmosphäre von etwa 320 ppm<br />

die Regenerationsfähigkeit der Korallen<br />

erheblich beeinträchtigt wird. Unter der derzeitigen<br />

Konzentration von etwa 387 ppm<br />

ist ein flächenhaftes Absterben der Korallen<br />

sehr wahrscheinlich. Dies bedeutet, selbst<br />

wenn man sich auf der Kopenhagener Klimakonferenz<br />

auf ein Ziel zur Stabilisierung der<br />

CO 2 -Konzentration in der Atmosphäre auf<br />

450 ppm einigen würde, wäre die Existenz<br />

der Korallenriffe stark gefährdet – und da<strong>mit</strong><br />

des artenreichsten marinen Ökosystems,<br />

das Lebensraum für mehr als ein Viertel<br />

aller Meeresfischarten ist.<br />

Um der weiteren Erhöhung der CO 2 -Konzentrationen<br />

in der Atmosphäre entgegen zu<br />

wirken, muss das ganze Spektrum der<br />

Vermeidungs- und Bindungsmöglichkeiten<br />

genutzt werden. Dabei spielt die Emissionsminderung<br />

durch technische Reduzierungsmöglichkeiten,<br />

eine höhere Ressourceneffizienz<br />

und die Umstellung auf regenerative<br />

Energieträger eine wichtige Rolle.<br />

Darüber hinaus sollte aber auch die Senkenfunktion<br />

der Wälder in den Blick genommen<br />

werden, die eine enorme CO 2 -Bindung ermöglichen<br />

und einer weiteren Erhöhung der<br />

Treibhausgaskonzentrationen aktiv entgegen<br />

wirken können. Mit der Vermeidung von<br />

Abholzung und der aktiven Wiederaufforstung<br />

kann der Anstieg der CO 2 -Konzentration<br />

in der Atmosphäre zusätzlich gebremst<br />

werden. Das hilft auch, Korallenriffe<br />

zu erhalten.<br />

Weshalb fordern Sie eine dringende<br />

Reform der Bilanzierung des Nationaleinkommens?<br />

Nach wie vor ist das Ziel einer nachhaltigen<br />

gesellschaftlichen Entwicklung nicht mehr<br />

als eine hehre Absichtserklärung. Eine Ursache<br />

hierfür ist, dass wir <strong>mit</strong> unzureichenden<br />

Indikatoren operieren, wenn es um die<br />

Bestimmung gesellschaftlichen Fortschritts<br />

geht. Insbesondere das Wachstum des Bruttosozialprodukts<br />

– als üblicher Maßstab des<br />

gesellschaftlichen Wohlstands – ignoriert<br />

den Zustand der natürlichen Lebens- und<br />

Produktionsgrundlagen. Folglich verzerrt<br />

dieser Indikator die Entscheidungsgrundlage<br />

zugunsten anthropogen geschaffener Werte<br />

und da<strong>mit</strong> zumeist gegen den Erhalt von<br />

Ökosystemen und Artenvielfalt.<br />

Verantwortungsbewusste Entscheidungen<br />

können aber nur dann getroffen werden,<br />

wenn alle dazu notwendigen Informationen<br />

vorliegen. Daher unterstützt TEEB ausdrücklich<br />

die Entwicklung von Indikatorensystemen<br />

zur Erfassung und Messung von Dienstleistungen<br />

der Natur. Und das gilt nicht<br />

nur für die Messung des gesellschaftlichen<br />

Wohlstands, sondern auch für die Bilanzen<br />

der Privatunternehmen, deren Wertschöpfung<br />

von der Natur abhängt. In aller Kürze:<br />

Nur <strong>mit</strong> ausreichenden Informationen ist<br />

verantwortungsbewusstes Handeln möglich.<br />

Hilft ein ökonomischer Blick auf die Natur,<br />

um sie mehr Wert zu schätzen und<br />

dann besser zu schützen? Was, glauben<br />

Sie, kann die TEEB-Studie bewirken?<br />

Die zentrale Botschaft von TEEB ist, dass<br />

wir den Wert der Biodiversität und der<br />

Ökosystem-Dienstleistungen erkennen und<br />

anerkennen sollten. Jede Form des Kapitals<br />

kann eine Wertschöpfung erzielen. Es wird<br />

Zeit, zu erkennen, in welch großem Ausmaß<br />

Naturkapital zur Wertschöpfung und zum<br />

menschlichen Wohlergehen beiträgt. In politischen<br />

Entscheidungen, auch auf internationaler<br />

und nationaler Ebene, wird dies jedoch<br />

noch zu wenig berücksichtigt. Wir haben<br />

das Potenzial der natürlichen Systeme zur<br />

Lösung der Probleme in der Wirtschaft,<br />

in der Klimapolitik und auch in der Natur<br />

selbst bislang weitgehend ignoriert.<br />

Immer wieder werden die verschiedenen<br />

Nutzen, die wir aus Ökosystemen ziehen, als<br />

„externe Effekte“ bezeichnet und behandelt.<br />

Warum eigentlich? Weil sie einfach zu groß<br />

für unsere etablierten Rechnungen sind?<br />

Wir müssen diese Werte in unsere Entscheidungen<br />

einbeziehen, wenn wir nicht wider<br />

besseren Wissens den allmählichen Verlust<br />

unserer Lebensgrundlagen riskieren wollen.<br />

TEEB LÄDT EIN<br />

ZU WEITEREN BEITRÄGEN<br />

Anfang September 20<strong>09</strong> wurde im<br />

Rahmen einer Bundespressekonferenz<br />

das Update der TEEB-Studie vorgestellt.<br />

Der Endbericht wird voraussichtlich<br />

im Sommer 2010 erscheinen. Das<br />

TEEB-Team ruft Wissenschaftler und<br />

andere Experten auf, durch Hinweise<br />

auf bestehende Arbeiten zu den<br />

ökonomischen Konsequenzen des<br />

Biodiversitätsverlustes zum Projekt beizutragen.<br />

Über die TEEB-Webseite ist<br />

eine Über<strong>mit</strong>tlung solcher Beiträge zu<br />

den einzelnen TEEB-Produkten möglich.<br />

Außerdem stehen die Entwürfe der Berichtskapitel<br />

für eine Kommentierung<br />

auf der Webseite zur Verfügung.<br />

<strong>UFZ</strong>-Ansprechparnter:<br />

Dr. Heidi Wittmer<br />

Dept. Ökonomie<br />

Telefon: 0341/235-1629<br />

e-mail: heidi.wittmer@ufz.de<br />

www.teebweb.org<br />

Es dauerte viele Jahre, bis der Klimawandel<br />

auf der Tagesordnung erschienen<br />

ist. Wird es genauso lange dauern, bis<br />

wir den Verlust biologischer Vielfalt<br />

anerkennen?<br />

Meines Erachtens passieren derzeit zwei<br />

Dinge. Erstens haben viele Menschen dank<br />

des Themas Klimawandel begriffen, dass<br />

die Natur unersetzlich ist. Sie ist nicht nur<br />

etwas, das man im Urlaub genießt, sondern<br />

Grundlage unseres Daseins. Das gestiegene<br />

Klimabewusstsein hat auch eine größere<br />

Aufmerksamkeit für die Bedeutung von<br />

intakten Ökosystemen gebracht.<br />

Zweitens werden wir zukünftig die Auswirkungen<br />

des Klimawandels viel stärker als<br />

bisher erleben. Wenn sich beispielsweise<br />

die Politiker auf der Klimakonferenz in<br />

Kopenhagen auf ein Ziel zur Stabilisierung<br />

der CO 2 -Konzentration in der Atmosphäre<br />

auf 450 ppm einigen, werden wir trotzdem<br />

einen immensen Rückgang der Korallenriffe<br />

erleben. Das wird Widerstand erzeugen. Ich<br />

bin optimistisch, dass wir <strong>mit</strong> der TEEB-<br />

Studie die richtigen Botschaften senden –<br />

sowohl für die politischen Entscheidungsträger,<br />

die Wirtschaft als auch für die Menschen<br />

selbst. Der Erhalt der Biodiversität ist<br />

keine Frage, die nur Wissenschaftler betrifft,<br />

sondern alle Menschen.<br />

Kapitel 3: Klimawandel und Sozioökonomie <strong>UFZ</strong>-Spezial | Dezember 20<strong>09</strong> 23


Standpunkt: Kosten der Klimaanpassung<br />

<strong>mit</strong> Unsicherheiten behaftet<br />

Prof. Reimund Schwarze lehrt Finanzwissenschaft<br />

und Umweltökonomie an<br />

der Universität Frankfurt/Oder. Seit<br />

Oktober 2007 arbeitet er am Helmholtz-Zentrum<br />

für Umweltforschung –<br />

<strong>UFZ</strong> im Bereich „Ökonomie des Klimawandels“.<br />

Er ist Sprecher für dieses<br />

Thema im Rahmen der Klimainitiative<br />

der Helmholtz-Gemeinschaft. Im<br />

Dezember 20<strong>09</strong> ist er Teilnehmer der<br />

ClimateNet-Delegation bei der COP 15<br />

in Kopenhagen.<br />

Telefon: 0341/235-1607<br />

e-mail: reimund.schwarze@ufz.de<br />

Die Ökonomie hat sich in den letzten 30 Jahren intensiv <strong>mit</strong><br />

Fragen des Klimaschutzes beschäftigt. Das Thema Anpassung<br />

an den Klimawandel wurde dagegen kaum oder nur vereinzelt<br />

bearbeitet. Das zeigt ein aktueller Bericht der OECD zu den<br />

Kosten und Nutzen der Klimaanpassung eindrucksvoll. Die dort<br />

wiedergegebenen Abschätzungen der weltweiten Kosten für die<br />

Klimaanpassung basieren auf wenigen, stark durch Annahmen<br />

geprägten Analysen der Kosten für eine Klimaertüchtigung der<br />

globalen Finanzströme bis 2030. Sie weisen insgesamt sehr<br />

geringe Kosten für die Klimaanpassung aus – unter 0,02 Prozent<br />

des Weltsozialprodukts –, aber die Unsicherheiten sind hoch –<br />

bis zu einem Faktor Zehn bei gleicher methodischer Grundlage.<br />

Für eine ökonomische Abschätzung der weltweiten Kosten<br />

der Klimaanpassung bieten diese Studien keine verlässliche<br />

Grundlage.<br />

Anpassungskosten sind schwer zu bestimmen<br />

Doch warum muss es eine solche Abschätzung der Anpassungskosten<br />

überhaupt geben? Passen sich die betroffenen Regionen<br />

und Sektoren nicht autonom jeweils zu minimalen Kosten an<br />

die vorgefundenen Klimabedingungen an? Diese vereinfachende<br />

Sicht, die vielen integrierten Abschätzungsmodellen der Klimaökonomie<br />

zugrunde liegt, ist aus meiner Sicht falsch. Ich möchte<br />

das an zwei Beispielen für internationale Koordinationsprobleme<br />

aufzeigen: Bei starken Klimaänderungen kommt es zur Migration<br />

(„Klimaflucht“). Die Kosten der Klimaflucht sind aber heute<br />

in keinem ökonomischen Modell des Klimawandels berücksichtigt.<br />

Ein anderes Beispiel sind globale Umverteilungsmaßnahmen.<br />

Die Folgen der Klimaänderungen treffen die Länder<br />

dieser Welt ökonomisch sehr unterschiedlich. Die weltweite<br />

ökonomische Last könnte jedoch durch ein Lastenteilungsarrangement<br />

verringert werden. Wenn die Länder eine solche<br />

Versicherung auf Gegenseitigkeit aber bereits im Vorfeld von<br />

Verhandlungen über den Klimaschutz antizipieren, gibt es eine<br />

Gefahr: Länder, die sich frühzeitig gegen Klimaänderungen<br />

schützen, zahlen mehr in die Lastenumverteilungsfonds als Länder,<br />

die zunächst einmal abwarten, wie sich die Klimaänderung<br />

bei ihnen auswirkt. Da<strong>mit</strong> steigen die Anpassungskosten für alle.<br />

Win-Win-Strategien können Anpassungskosten senken<br />

Darüber hinaus gibt es zahlreiche positive wie negative Wechselwirkungen<br />

zwischen einzelnen Anpassungsmaßnahmen. Die<br />

Nutzung von Bioenergie zur Senkung der Treibhausgasemissionen<br />

macht anfälliger gegen Klimaschwankungen. Die Schaffung<br />

von städtischen Grünkorridoren dagegen bindet Kohlenstoff<br />

und verbessert das Stadtklima. Die Ausschöpfung von Synergien<br />

und die Vermeidung von Konflikten zwischen Anpassungsmaßnahmen<br />

kann das ökonomische Bild der Kosten des Klimawandels<br />

stark verändern. Win-Win-Strategien sind der beste Weg,<br />

um die Anpassungskosten gering zu halten.<br />

Über 2 Grad Celsius wird’s teuer<br />

Die Suche nach Synergien zwischen Klimaanpassung und Klimaschutz<br />

ist aber nur dann eine hinreichende Antwort auf die<br />

Herausforderungen des Klimawandels, wenn die Erderwärmung<br />

auf ein moderates Niveau um zwei Grad Celsius begrenzt werden<br />

kann. Jenseits dieses Niveaus wird’s teuer. Dann sind weltweit<br />

aufwändige Anpassungsstrategien wie Küsten- und Hochwasserschutz<br />

oder großflächige Landnutzungsänderungen nötig.<br />

Studie<br />

Weltbank<br />

(2006)<br />

Stern Review<br />

(2006)<br />

Oxfam<br />

(2007)<br />

UNDP<br />

(2007)<br />

UNFCCC<br />

(2007)<br />

UNFCCC<br />

(2007)<br />

Kosten in Mrd.<br />

USD (% BSP)<br />

9 – 41<br />

(< 0,1 %)*<br />

Zeitbezug<br />

Gegenwart<br />

Regionaler<br />

Bezug<br />

Entwicklungsländer<br />

4 – 37 Gegenwart Entwicklungsländer<br />

> 50 Gegenwart Entwicklungsländer<br />

86 – 1<strong>09</strong> 2015 Entwicklungsländer<br />

28 – 67 2030 Entwicklungsländer<br />

44 – 166<br />

(0,6 – 0,21 %)<br />

Sektoraler Bezug<br />

Gesamtwirtschaft<br />

Gesamtwirtschaft<br />

Gesamtwirtschaft<br />

Gesamtwirtschaft<br />

Landwirtschaft, Wasserversorgung,<br />

Gesundheit, Küstenschutz, Infrastruktur<br />

2030 Welt Landwirtschaft, Wasserversorgung,<br />

Gesundheit, Küstenschutz, Infrastruktur<br />

Bemerkung<br />

Vom Klimawandel betroffene weltweite Finanzströme<br />

Weltbank-Studie (geringfügig modifiziert)<br />

Weltbank-Studie + Anpassungsprojekte von Nichtregierungsorganisationen<br />

Weltbank-Studie + Katastrophenschutzkosten<br />

enthält Doppelzählungen<br />

enthält Doppelzählungen<br />

*) Die Weltbank-Studie schätzt die Anteile der vom Klimawandel betroffenen weltweiten Finanzströme. Vgl. OECD (Shardul Agrawala/Samuel Fankhauser),<br />

Economic Aspects of Adaptation to Climate Change, Paris. Weltsozialproduktanteile beruhen auf eigenen Berechnungen.<br />

24 <strong>UFZ</strong>-Spezial | Dezember 20<strong>09</strong> Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – <strong>UFZ</strong>


Umweltzonen sollen für bessere Luft<br />

in Städten sorgen.<br />

Foto: Klaus-Dieter Sonntag<br />

(www.fotoplusdesign.de)<br />

Konflikte vermeiden, Synergien nutzen<br />

Solange es in der Klimapolitik beim Lippenbekenntnis<br />

bleibt, sind wir alle dafür. Aber<br />

Politik – sei es zur Vermeidung von oder<br />

sei es zur Anpassung an den Klimawandel<br />

– kann nur dann erfolgreich sein, wenn<br />

klimapolitische Ziele effektiv in diejenigen<br />

Sektoren integriert werden, die sowohl<br />

für die Verursachung des Klimawandels<br />

verantwortlich als auch von Klimafolgen<br />

betroffen sind. Dabei handelt es sich um<br />

vitale Bereiche der modernen Industriegesellschaft<br />

wie Verkehr, Energie, Landnutzung<br />

und Ernährung. Gemeinsam <strong>mit</strong><br />

europäischen Kollegen des PEER-Netzwerks<br />

haben die Sozialwissenschaftlerin Dr. Silke<br />

Beck, Politikwissenschaftler Prof. Dr. Christoph<br />

Görg und der Geograf Dr. Christian<br />

Kuhlicke untersucht, in welchem Ausmaß<br />

die Erfordernisse des Klimaschutzes und<br />

der Klimaanpassung in sechs europäischen<br />

Ländern integriert werden.<br />

Das Projektteam kommt zu dem Ergebnis,<br />

dass im Jahre 2007 der Klimawandel in allen<br />

Ländern an politischer Priorität gewinnt und<br />

zur „Chefsache“ gemacht wird. Im europäischen<br />

Vergleich stellt Deutschland einen<br />

Vorreiter dar, da anspruchsvolle klimapolitische<br />

Ziele in sektorale Politiken integriert<br />

und <strong>mit</strong> weit reichenden Maßnahmen (wie<br />

beispielsweise in den Bereichen Energieproduktion<br />

und -versorgung, Modernisierung<br />

von Gebäuden) versehen werden. Allerdings<br />

konnten auch hier wichtige Maßnahmen –<br />

vor allem im Verkehrsbereich – nicht oder<br />

nur sehr „verwässert“ auf den Weg gebracht<br />

werden. Daher mangelt es in vielen<br />

Bereichen oftmals an der konsequenten<br />

Umsetzung. Darüber hinaus werden häufig<br />

nur Bereiche wie Verkehr oder Energie berücksichtigt,<br />

„während zum Beispiel Fragen<br />

der Raumplanung und Landnutzung nach<br />

wie vor vernachlässigt werden“, sagt Görg.<br />

Gewarnt wird ausdrücklich vor der Hoffnung,<br />

dass technische Innovationen alle Probleme<br />

der Klimapolitik lösen werden. Technische<br />

Innovationen sind wichtig, müssen aber auf<br />

potenziell negative Nebenwirkungen hin<br />

befragt werden. „Wir müssen uns der kritischen<br />

Diskussion über mögliche negative<br />

Auswirkungen von Entscheidungen stellen,<br />

die auf den ersten Blick nur positive Folgen<br />

zu haben scheinen“, so Görg.<br />

Doch das ist oft leichter gesagt als getan,<br />

denn Klimapolitik, konsequent umgesetzt,<br />

geht oftmals an das „Eingemachte“. Überall<br />

da, wo zum Beispiel lieb gewordene Gewohnheiten<br />

wie im Verkehr oder der Ernährung<br />

auf dem Spiel stehen, ist <strong>mit</strong> massivem<br />

Widerstand zu rechnen, wie beispielsweise<br />

von der Autoindustrie. In allen untersuchten<br />

Ländern zeigt sich aber, dass Klimaschutz<br />

nicht notwendigerweise eine Last für die nationale<br />

Wirtschaft sein muss, sondern auch<br />

Chancen eröffnet, die nationale Energiesicherheit<br />

zu verbessern und neue Arbeitsplätze<br />

zu schaffen, wie dies im Augenblick<br />

unter „Green New Deal“ diskutiert wird. Um<br />

diese Chancen zu realisieren, bedarf es<br />

nicht nur der Verabschiedung europäischer<br />

oder nationaler Programme, sondern auch<br />

des Engagements einzelner Kommunen,<br />

Unternehmen oder der Verbraucher. „Die<br />

Bereitschaft Letzterer zur Verhaltensänderung<br />

ist häufig vorhanden, wird aber nicht<br />

ausreichend von Seiten der Politik aufgenommen<br />

und gefördert“, meint Beck. Um<br />

zu vermeiden, dass nicht einzelne klimapolitische<br />

Maßnahmen ins Leere laufen<br />

oder sich ins Gegenteil verkehren, sondern<br />

umgekehrt Synergien genutzt werden<br />

können, müssen diese besser wissenschaftlich<br />

erfasst und abgestimmt werden. Dabei<br />

kann es nicht darum gehen, das Rad neu<br />

zu erfinden, sondern bestehendes Wissen<br />

und Instrumente im Bereich der Umweltforschung<br />

systematisch zu nutzen und zu<br />

verknüpfen und in den politischen Entscheidungsprozess<br />

einzubringen. Das Gebot der<br />

Stunde – das <strong>mit</strong> der Anpassung an Gewicht<br />

gewinnt – ist, Konflikte zu reduzieren und<br />

Synergien auszuschöpfen.<br />

<strong>UFZ</strong>-Ansprechpartner:<br />

Prof. Dr. Christoph Görg<br />

Dept. Stadt- und Umweltsoziologie<br />

Telefon: 0341/235-1628<br />

e-mail: christoph.goerg@ufz.de<br />

Dr. Silke Beck<br />

Dept. Ökonomie<br />

Telefon: 0341/235-1733<br />

e-mail: silke.beck@ufz.de<br />

Kapitel 3: Klimawandel und Sozioökonomie <strong>UFZ</strong>-Spezial | Dezember 20<strong>09</strong> 25


Standpunkt: An Der Kohle<br />

kommt keiner vorbei !<br />

Foto: Norma Neuheiser<br />

Prof. Dr. Bernd Hansjürgens lehrt Volkswirtschaftslehre<br />

und Umweltökonomie<br />

an der Martin-Luther-Universität Halle-<br />

Wittenberg. Am <strong>UFZ</strong> ist er Programmsprecher<br />

des Helmholtz-Programms<br />

„Terrestrial Environment“ und Leiter<br />

des Departments Ökonomie. In seiner<br />

Forschung befasst er sich u. a. <strong>mit</strong> dem<br />

Emissionshandel sowie Architekturen<br />

in der internationalen Klimapolitik.<br />

Telefon: 0341/235-1233 o. -1259<br />

e-mail: bernd.hansjuergens@ufz.de<br />

www.ufz.de/index.php?de=1643<br />

Wir alle wissen: Das Grundproblem in der Klima- und Energiepolitik<br />

sind die fossilen Energieträger Kohle, Erdöl und Erdgas.<br />

Ihre Verbrennung setzt Treibhausgase frei, die das Klima gefährden.<br />

Und unser Energiesystem ist zum großen Teil von den Fossilen<br />

abhängig, die vielfältig genutzt werden: Wärme und Kühlung,<br />

Verkehr und Mobilität sowie zahlreiche <strong>mit</strong> Strom verbundene<br />

Leistungen. Die geringere Nutzung fossiler Energie träger ist daher<br />

erklärtes Ziel der Klimapolitik. Um bis zu 80 Prozent sollen<br />

bis 2050 die Emissionen in den Industrieländern gesenkt werden.<br />

Auch wichtige Schwellenländer erkennen <strong>mit</strong>tlerweile das<br />

Ziel der Begrenzung der Erderwärmung an. Besonders im Fokus<br />

ist die Kohle, da die <strong>mit</strong> ihr einhergehenden CO 2 -Emissionen<br />

noch höher sind als beim Erdöl oder beim Erdgas.<br />

Und doch – ob es uns passt oder nicht: An der Kohle kommt –<br />

absehbar – keiner vorbei! Sie bleibt für viele Jahre entscheidender<br />

Energieträger. Ihr Vorkommen konzentriert sich auf die<br />

großen Länder USA, Kanada, Russland, Indien, China, Südafrika<br />

und einige Staaten Europas – der „Kohlegürtel“ in Europa reicht<br />

von Deutschland über Tschechien, Polen und die Balkanstaaten<br />

bis nach Griechenland und die Türkei – und sie reicht vermutlich<br />

noch weit länger als 100 Jahre. Sie garantiert Versorgungssicherheit<br />

und kostengünstige Energieversorgung. Dabei werden<br />

die Weichen für die nächsten 40 bis 50 Jahre in den kommenden<br />

Jahren gestellt. Insbesondere zwischen 2015 und 2030 stehen<br />

Erneuerungen der Kraftwerkparks weltweit an. Es ist jetzt schon<br />

erkennbar, dass neue Kraftwerke in starkem Maße auf Kohle<br />

setzen – nach Prognosen der Internationalen Energieagentur<br />

(IEA) steigt die Energienachfrage bis 2030 um 45 Prozent, wovon<br />

85 Prozent durch die Fossilen gedeckt werden. Die Kohle deckt<br />

heute 39 Prozent der Weltenergieproduktion ab und macht ein<br />

Drittel des Anstiegs aus.<br />

Wir können vor dieser absehbaren Entwicklung nicht die Augen<br />

verschließen und so tun, als würde uns ohne größere Probleme<br />

ein Ausstieg aus den Fossilen – und da<strong>mit</strong> auch aus der Kohle –<br />

gelingen. Aber was heißt das für die Politik? Und was für die<br />

Forschung? Zunächst: In der Politik wird es auf Jahre hinaus ein<br />

1992<br />

zähes Ringen um Vermeidungsmaßnahmen, deren Kosten und<br />

die Verteilung der Kosten geben. Ich erwarte nicht, dass auf der<br />

Klimakonferenz in Kopenhagen der große Durchbruch erreicht<br />

wird. Dafür sind die durch langfristige Investitionen gebundenen<br />

Mittel zu hoch und ein Abweichen vom einmal eingeschlagenen<br />

Weg würde sehr teuer. Zudem erwartet jedes Land immer nur<br />

von anderen Maßnahmen, ist aber selbst nicht bereit, Kosten<br />

dafür aufzubringen.<br />

Alle Anstrengungen im Bereich der Kohle – seien es Steigerungen<br />

des Wirkungsgrades von Kohlekraftwerken, seien es<br />

Neuentwicklungen zur Trennung und Speicherung von Kohlendioxid<br />

– müssen eine große Rolle spielen. Wenn die weltweiten<br />

Energiesysteme so stark auf Kohle ausgerichtet sind, geht das<br />

gar nicht anders. Dies bedeutet, dass die Kraftwerkseffektivität,<br />

die im weltweiten Durchschnitt gerade einmal 29 Prozent<br />

beträgt, auf 50 Prozent oder mehr zu steigern ist, was dem heute<br />

erreichbaren Stand der Technik entspricht. Das bedeutet weiter,<br />

dass über die Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid –<br />

zumindest als Übergangstechnologie – intensiv nachgedacht<br />

und geforscht werden muss. Das ist insofern schwierig, als die<br />

geschätzten Kosten hierfür zurzeit bei bis zu 70 Euro pro Tonne<br />

vermiedenen CO 2 liegen. Und es bedeutet, dass im Rahmen<br />

internationaler Verhandlungen Technologietransfer eine große<br />

Rolle spielen wird.<br />

Für Forschung und Politik ergibt sich hieraus, dass es den<br />

Lima (Peru)<br />

Königsweg in eine CO 2 -freie Zukunft so schnell nicht geben wird. 7,9<br />

Es wird darauf ankommen, Forschungsanstrengungen in verschiedenen<br />

Bereichen zu unternehmen, zum einen im Bereich<br />

Bogotá (Kolumbien)<br />

7,3<br />

Santiago de Chile (Chile)<br />

der Kohle selbst, aber auch bei anderen Wegen zur Verringerung 5,5<br />

von CO 2 . Eine große Rolle spielt hier die Landnutzung, die im-Belmerhin zu 30 Prozent für die Entstehung von CO 2 verantwortlich 5,0<br />

Horizonte (Brasilien)<br />

Guadalajara (Mexiko)<br />

ist. Und es ist schließlich unabwendbar, sich <strong>mit</strong> den Folgen<br />

3,8<br />

des Klimawandels auseinanderzusetzen und Strategien zur<br />

Caracas (Venezuela)<br />

Anpassung zu entwickeln. Gerade in den genannten Bereichen 3,2<br />

versucht das <strong>UFZ</strong>, zentrale Beiträge beizusteuern.<br />

weltweiteR ENERGIEbedarf bis 2030<br />

Mtoe<br />

18.000<br />

16.000<br />

14.000<br />

12.000<br />

10.000<br />

8.000<br />

6.000<br />

4.000<br />

2.000<br />

0<br />

1980 1990 2000 2010 2020 2030<br />

(Quelle: IEA, 2008)<br />

Wind<br />

Wasser<br />

Atomkraft<br />

Biomasse<br />

Gas<br />

Kohle<br />

Öl<br />

São Paulo (Brasilien)<br />

Mexiko City (Mexiko)<br />

Buenos Aires (Argentinien)<br />

Rio de Janeiro (Brasilien)<br />

26 <strong>UFZ</strong>-Spezial | Dezember 20<strong>09</strong> Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – <strong>UFZ</strong>


Im 3D-Visualisierungszentrum des <strong>UFZ</strong> werden<br />

verschiedene Projekte zur interaktiven<br />

räumlichen Darstellung und Interpretation<br />

geometrischer, physikalischer sowie anderer<br />

örtlich und zeitlich verteilter Daten bearbeitet.<br />

Die Abbildung zeigt ein geometrisches Modell<br />

eines Modellreservoirs.<br />

Grafik: Olaf Kolditz/ <strong>UFZ</strong><br />

CO 2 – Klimagasentsorgung im Untergrund?<br />

Auch wenn in vielen Industriestaaten wie<br />

Deutschland erneuerbare Energien boomen<br />

und ihr Anteil am Gesamtenergiemix wächst,<br />

machen sie immer noch nur einen kleinen<br />

Teil aus. So werden herkömmliche Kraftwerke,<br />

die Kohle oder Erdgas verbrennen,<br />

noch eine Weile gebraucht und sind nicht<br />

aus den Klimaschutzverhandlungen in<br />

Kopenhagen wegzudenken. Da der fossile<br />

Rohstoff Kohle bei seiner Verbrennung all<br />

das CO 2 wieder freisetzt, das er einst in geologischen<br />

Vorzeiten gebunden hatte, werden<br />

immer neue Konzepte zur Verringerung der<br />

CO 2 -Emissionen entwickelt. Die oft eher<br />

emotional statt sachlich geführten Diskussionen<br />

um das Für und Wider heizen sich<br />

<strong>mit</strong>unter ebenso auf wie die Erdatmosphäre<br />

selbst. Das wird beispielsweise auch an der<br />

aktuellen Debatte über eine Technologie<br />

deutlich, die das Potenzial besitzt, Kraftwerke<br />

sauberer zu machen: Carbon Dioxide<br />

Capture and Storage – kurz CCS.<br />

Hinter CCS verbergen sich die Abscheidung<br />

des Kohlendioxids aus Rauchgasen und dessen<br />

dauerhafte Speicherung in tiefen geologischen<br />

Schichten. Dazu wird CO 2 in den so<br />

genannten superkritischen Zustand versetzt<br />

und in poröse Gesteine injiziert. „Superkritisch“<br />

nennt sich ein fluider Aggregatzustand,<br />

der weder dem gasförmigen noch<br />

dem flüssigen entspricht, jedoch Vorteile<br />

von beiden vereint: hohe Dichte, geringe<br />

Viskosität. Bei der Injektion in erschöpfte<br />

Erdgas- oder Erdöllagerstätten ist die<br />

Chance sehr groß, dass im frei gewordenen<br />

Porenraum CO 2 gelagert und gleichzeitig<br />

sogar Reste von Erdöl oder Erdgas gefördert<br />

werden können. Weitere Speichermöglichkeiten<br />

sind die Injektion von CO 2 in tiefe,<br />

<strong>mit</strong> Salzwasser gefüllte Sedimentschichten.<br />

Kohlendioxid bei technischen Prozessen<br />

abzuscheiden, ist heute beherrschbar.<br />

Auch der Transport per Tankwagen oder<br />

Pipeline ist erprobt und bekannt. Selbst die<br />

Bohrlochtechnologien für die Verbringung<br />

in den Untergrund sind aus der Erdgas- und<br />

Erdölförderung bestens entwickelt. Nur dass<br />

es beim CO 2 nicht um Förderung, sondern<br />

Einlagerung geht. Zu diesem Thema werden<br />

weltweit in Pilotprojekten Erfahrungen gesammelt.<br />

Denn es gibt viele offene Fragen:<br />

Wie groß sind die Speicherkapazitäten und<br />

wie lange reichen sie aus? Werden durch<br />

das unter Druck injizierte CO 2 seismische<br />

Mikroaktivitäten ausgelöst? Welche Auswirkungen<br />

können diese haben? Kann das<br />

verpresste Kohlendioxid im Laufe der Zeit<br />

wieder austreten?<br />

Zur systematischen, sachlichen Klärung<br />

solcher und anderer Fragestellungen fördert<br />

das Bundesministerium für Bildung und<br />

Forschung mehrere Verbundprojekte zur<br />

CCS-Thematik. An deren Bearbeitung ist<br />

auch das <strong>UFZ</strong> beteiligt. Zu den Aufgaben<br />

gehört dabei die numerische Simulation des<br />

Kurz- und Langzeitverhaltens des injizierten<br />

Kohlendioxids in geologischen Formationen.<br />

„Man kann so schlecht in den Untergrund<br />

hineinschauen. Deshalb müssen wir <strong>mit</strong>hilfe<br />

solcher Simulationen ein Gefühl dafür<br />

bekommen, was da unten passiert“, erklärt<br />

Dr. Uwe-Jens Görke vom <strong>UFZ</strong>. „Dabei helfen<br />

uns langjährige Erfahrungen im Bereich der<br />

numerischen Simulation geotechnischer<br />

Vorgänge <strong>mit</strong> einem eigenen Softwarepaket<br />

(GeoSys).“<br />

Bei der Injektion des CO 2 und dessen<br />

späterer Ausbreitung im Reservoir laufen<br />

komplexe hydraulische, mechanische, ther-<br />

mische und chemische Prozesse ab, die sich<br />

gegenseitig beeinflussen. Deren gekoppelte<br />

Simulation wird gemeinsam <strong>mit</strong> Arbeitsgruppen<br />

der Christian-Albrechts-Universität<br />

zu Kiel, dem Helmholtz-Zentrum Potsdam,<br />

Deutsches GeoForschungszentrum (GFZ)<br />

sowie anderen Einrichtungen geplant und<br />

realisiert. Die Komplexität der Berechnungen<br />

stellt hohe Anforderungen an die<br />

Effizienz der Algorithmen und setzt Höchstleistungsrechentechnik<br />

voraus. Mithilfe des<br />

3D-Visualisierungszentrums (TESSIN) am<br />

<strong>UFZ</strong> können außerdem die Simulationsergebnisse<br />

realitätsnah analysiert und<br />

interpretiert werden. „Unsere wissenschaftliche<br />

Arbeit lässt Ergebnisse numerischer<br />

Experimente und Szenarienstudien erwarten,<br />

die wichtige Hinweise auf eine mögliche<br />

Konzeptgestaltung der Injektionsprozesse<br />

und Langzeittrends in Georeservoiren<br />

geben“, betont Görke.<br />

Die ambitionierten globalen Klimaschutzziele<br />

werden ohne CCS als Übergangstechnologie<br />

kaum zu erreichen sein. Für deren<br />

Umsetzung ist in naher Zukunft nicht nur die<br />

Frage der technologischen Beherrschbarkeit<br />

der CO 2 -Speicherung auf wissenschaftlich<br />

fundierter Basis zu klären. Ebenso wichtig<br />

sind die Fragen von Akzeptanz, rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen und der Integration in<br />

zukünftige Energieversorgungsstrukturen.<br />

<strong>UFZ</strong>-Ansprechpartner:<br />

Dr. Uwe-Jens Görke<br />

Dept. Umweltinformatik<br />

Telefon: 0341/235-1804<br />

e-mail: uwe-jens.goerke@ufz.de<br />

Kapitel 3: Klimawandel und Sozioökonomie <strong>UFZ</strong>-Spezial | Dezember 20<strong>09</strong> 27


Das Sturmflutwehr Maeslantkering soll etwa einer<br />

Million Menschen im Großraum Rotterdam Schutz<br />

vor Hochwasser bieten. Bei Flut verhindert es das<br />

Eindringen von Flutwasser der Nordsee in den<br />

Fluss Maas. Im Normalfall sind die Tore offen und<br />

ermöglichen den Zugang zum Hafen Rotterdam.<br />

Der Bau des Wehres war effektiver als die Erhöhung<br />

der Maas-Deiche. Die Tore des Wehrs sind<br />

22 Meter hoch und je 210 Meter lang.<br />

Foto: Rijkswaterstaat (Wasserbauamt Niederlande)<br />

Auf dem Weg zu einer<br />

europäischen Anpassungspolitik<br />

Europa hat erkannt und anerkannt, dass<br />

eine Anpassung an den bereits stattfindenden<br />

und unvermeidlichen zukünftigen<br />

Klimawandel genauso wichtig und notwendig<br />

ist, wie die Eindämmung einer<br />

weiteren Erderwärmung. Allerdings: „Die<br />

Anpassungspolitik steht in vieler Hinsicht<br />

noch am Anfang und es mangelt vor allem<br />

an einer effektiven Koordinierung zwischen<br />

den Handlungsebenen und Akteuren“. Dies<br />

ist zentrales Ergebnis der Studie „Europe<br />

Adapts to Climate Change – Comparing<br />

National Adaptation Strategies“, die unter<br />

Beteiligung des <strong>UFZ</strong> vom Forschungsverbund<br />

PEER (Partnership for European<br />

Environmental Research, siehe auch Seite<br />

31) erarbeitet wurde. „Ziel des Projektes<br />

war es, einen Überblick über die Aktivitäten<br />

zu Anpassungsstrategien in den EU-<br />

Mitgliedsstaaten zu erhalten“, erläutert<br />

Dr. Moritz Reese, der für das <strong>UFZ</strong> an der<br />

Studie beteiligt war. Hierzu wurden die<br />

bisher vorliegenden Anpassungsstrategien<br />

von Dänemark, Deutschland, Finnland,<br />

Frankreich, den Niederlanden, Spanien und<br />

dem Vereinigten Königreich analysiert und<br />

verglichen.<br />

nahmen zu kommen. Dafür ist eine effektive<br />

Erforschung und praxisgerechte Ver<strong>mit</strong>tlung<br />

der regionalen Anpassungserfordernisse<br />

nötig. Es müssen ausreichende politische<br />

und administrative Kapazitäten geschaffen<br />

werden, und eine laufende Überprüfung und<br />

Fortentwicklung der Anpassungspolitiken<br />

muss gewährleistet sein. Die Studie offenbart,<br />

dass die nationalen Strategien hier<br />

überwiegend noch ganz am Anfang stehen.<br />

Für die Herausforderung der weiteren<br />

wissenschaftlichen Aufklärung wird ein<br />

beträchtlicher Planungs-, Finanzierungsund<br />

vor allem Koordinierungsmangel festgestellt:<br />

„Es gibt keine konsistente, auch<br />

grenzüberschreitend koordinierte Agenda<br />

zur Klimafolgenforschung“, berichtet Reese.<br />

Es müsse vermieden werden, dass national<br />

und regional nebeneinander her geforscht<br />

wird. „Hierzu könnten weit vernetzte Einrichtungen<br />

wie PEER und das <strong>UFZ</strong> wichtige<br />

Beiträge leisten“, meint Reese. Dabei sind<br />

auch die Sozialwissenschaften gefordert:<br />

Ökonomische Kosten-Nutzen-Analysen, die<br />

eine rationale Grundlage zur Bestimmung<br />

des Handlungsbedarfs geben könnten, fehlen<br />

bisher weitgehend.<br />

Auch fehlen überzeugende Konzepte dafür,<br />

die Anpassungspolitiken zwischen Europäischer<br />

Gemeinschaft, nationalen Regierungen,<br />

Regionen und Gemeinden wirksam<br />

zu koordinieren. Zwar heben die nationalen<br />

Anpassungsstrategien durchweg hervor,<br />

In allen Ländern geht es zunächst darum,<br />

die regionalen Klimafolgen und Handlungserfordernisse<br />

zu erfassen, diese den poli -<br />

tischen und privaten Akteuren bewusst<br />

zu machen und einen politischen Prozess<br />

in Gang zu setzen, um rechtzeitig zu den<br />

nötigen staatlichen und persönlichen Maßdass<br />

die Klimaanpassung ein effizientes Zusammenwirken<br />

aller öffentlichen Handlungsebenen<br />

voraussetzt. Bisher wird die Vielfalt<br />

der örtlichen und regionalen Aktivitäten, die<br />

bereits europaweit zu verzeichnen ist, aber<br />

allenfalls vereinzelt berücksichtigt. Große<br />

Lücken zeigen sich ferner bei der Überprüfung<br />

und Fortentwicklung der politischen<br />

Planungen und Maßnahmen. Konkrete<br />

Planungen zur Entwicklung von Monitoringund<br />

Indikatorensystemen und einer regelmäßigen<br />

Erfolgskontrolle sind kaum zu<br />

finden. Die deutsche Anpassungsstrategie<br />

kann in dieser Hinsicht zumindest als<br />

vergleichsweise vorbildlich gelten: „Sie sieht<br />

Nachfolgeplanungen vor, benennt konkrete<br />

Zeithorizonte, setzt auf die Überprüfung<br />

der Strategie und ihrer Implementation und<br />

sieht die Schaffung eines aussagekräftigen<br />

Monitorings vor“, erläutert Reese. Bis zur<br />

Entwicklung und Anwendung eines effektiven<br />

Indikatoren- und Monitoringkonzepts<br />

liegt aber auch in Deutschland noch ein<br />

weiter Weg.<br />

<strong>UFZ</strong>-Ansprechpartner:<br />

Dr. Moritz Reese<br />

Dept. Umwelt- und Planungsrecht<br />

Telefon: 0341/235-1987<br />

e-mail: moritz.reese@ufz.de<br />

mehr Informationen:<br />

www.peer.eu/projects/<br />

peer_climate_change_projects<br />

28 <strong>UFZ</strong>-Spezial | Dezember 20<strong>09</strong> Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – <strong>UFZ</strong>


Die Alpen-Smaragdlibelle (Somatochlora<br />

alpestris) ist zusammen <strong>mit</strong> der Alpen-<br />

Mosaikjungfer (Aeshna caerulea) die einzige<br />

hochalpine Libellenart. Ein Verbreitungs- und<br />

Schutzgebiet der Alpen-Smaragdlibelle ist<br />

der Hochharz in Sachsen-Anhalt. Dort ist<br />

sie in Höhenlagen ab etwa 800 Meter zu<br />

finden. Die Klimaerwärmung könnte ihren<br />

bevorzugten Lebensraum auf noch höhere<br />

Lagen einschränken.<br />

Foto: www.rotholl.at<br />

Umweltrecht unter Anpassungsdruck?<br />

Der Klimawandel zwingt zur Anpassung –<br />

auch in zentralen Bereichen des Umweltschutzes<br />

wie dem Naturschutz und der<br />

Wasserwirtschaft. Wird diese Anpassungsaufgabe<br />

wahrgenommen? Ist unser Umweltrecht<br />

den Klimafolgen und Anpassungserfordernissen<br />

gewachsen? Mit Fragen wie<br />

diesen befasst sich eine Forschergruppe<br />

des <strong>UFZ</strong>.<br />

„Umweltrechtliche Regeln und deren Durchsetzung<br />

sind wichtige Mittel, Verhalten zu<br />

steuern“, erläutert Prof. Dr. Wolfgang Köck.<br />

Zu den zentralen Steuerungsinstrumenten<br />

des Umweltrechts gehören z. B. die Umweltplanung,<br />

um staatliche Entscheidungen<br />

vorzubereiten, oder die präventive Kontrolle<br />

und Genehmigung umwelterheblicher<br />

Vorhaben. Beide Instrumente müssen nach<br />

Auffassung der <strong>UFZ</strong>-Forscher ertüchtigt<br />

werden. Das heißt, Planungs- und Genehmigungssysteme<br />

müssen auf die Anpassungsaufgabe<br />

eingestellt werden, die Ergebnisse<br />

sind bei der Entscheidung zu berücksichtigen<br />

und die getroffene Entscheidung muss<br />

fortwährend beobachtet und gegebenenfalls<br />

nachgebessert werden, wenn neue Erkenntnisse<br />

vorliegen. „Ein Umweltrecht, das den<br />

Erfordernissen der Adaptation gewachsen<br />

sein soll, muss sich als ein Risikorecht<br />

verstehen“, fordert Köck. Es kann dabei von<br />

anderen Rechtsgebieten wie dem Chemikalienrecht<br />

oder dem Gentechnikrecht, die<br />

den Umgang <strong>mit</strong> Unsicherheit institutionalisiert<br />

haben, lernen.<br />

Die Anpassungsaufgabe allein über die Instrumente<br />

des Umweltrechts zu bewältigen,<br />

wird nicht ausreichen. Anpassung wird auch<br />

zu einer Herausforderung für die rechtlich<br />

verankerten Ziele der Umweltpolitik. Eine<br />

rechtsverbindliche Zielfestlegung des<br />

Naturschutzes beispielsweise ist der Aufbau<br />

eines Netzes von Vorranggebieten für den<br />

Naturschutz (NATURA 2000). Inzwischen<br />

sind auf der Basis naturschutzfachlicher<br />

Expertise allein in Deutschland mehr als<br />

4.600 Gebiete für das NATURA-2000-Netz<br />

vorgesehen, die um bestimmter Lebensraumtypen<br />

und Arten willen staatlich zu<br />

schützen sind. Ist diese Zielstellung unter<br />

den Bedingungen des Klimawandels noch<br />

zu halten? Muss das mühsam erarbeitete<br />

System der Vorranggebiete aufgegeben und<br />

immer wieder neu gestrickt werden? Oder<br />

müssen alle Gebiete so robust gemacht<br />

werden, dass sie auf Dauer ihre Funktionen<br />

erfüllen können? „Weder das eine noch das<br />

andere ist richtig“, ist Köck überzeugt. Es<br />

ist wichtig, die NATURA-2000-Gebiete robuster<br />

zu machen, also in den Naturschutz<br />

zu investieren, da<strong>mit</strong> gestresste Systeme<br />

länger durchhalten. Aber das funktioniert<br />

nur in Grenzen. Unter Umständen muss<br />

auch das Ziel selbst geändert werden. Das<br />

gegenwärtige NATURA-2000-Schutzrecht<br />

zwingt jedoch dazu, Managementmaßnahmen<br />

zu ergreifen, um genau den Habitattyp<br />

und die Arten zu erhalten, derentwegen das<br />

Gebiet in das Netz aufgenommen worden<br />

ist. Das kann ein Kampf gegen Windmühlen<br />

sein. Die entscheidende Frage ist: Wann<br />

ist die Schwelle erreicht, an der es auch<br />

volkswirtschaftlich unvernünftig wird, solche<br />

Gebiete bestimmter Arten wegen weiter zu<br />

erhalten? Dafür müssen Kriterien gefunden<br />

werden, die auf ökonomischer und<br />

naturschutzfachlicher Expertise beruhen. Es<br />

sollte wichtiger sein, vorhandene Vorrangflächen<br />

zu schützen, als jede einzelne Art, die<br />

möglicherweise durch Klimaveränderungen<br />

aus dem immer noch wertvollen Habitat<br />

verschwindet. Dazu sind leistungsfähige<br />

Verbundstrukturen zwischen den Flächen<br />

notwendig, die dem Wanderungsverhalten<br />

vieler Arten entgegen kommen.<br />

Ein anderes Beispiel dafür, dass die Anpassungsaufgabe<br />

auf Umweltschutzziele<br />

einwirkt, ist der Gewässerschutz in Gestalt<br />

der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie<br />

(WRRL). Ein Ziel der WRRL ist es, für Oberflächengewässer<br />

bis Ende 2015 einen guten<br />

chemischen und ökologischen Gewässerzustand<br />

zu erhalten bzw. wieder herzustellen.<br />

„Was ein guter Zustand ist, leitet sich vom<br />

Referenzzustand ab“, erklärt Dr. Moritz<br />

Reese. „Dieser wird anhand der Referenzbedingungen<br />

eines naturnahen Gewässers<br />

bestimmt.“ Gegenwärtig werden die Anforderungen<br />

an den guten Zustand auf der<br />

Grundlage der Referenzanalyse des Jahres<br />

2004 festgelegt. „Der Klimawandel“, so<br />

Reese, „wird uns langfristig dazu nötigen,<br />

die Referenzzustände neu zu bestimmen<br />

und da<strong>mit</strong> auch das, was ein ‚guter Zustand‘<br />

ist“. Nachbesserungsbedarf besteht nach<br />

Auffassung von Reese auch im Hinblick auf<br />

eine Mengenplanung zur Gewährleistung<br />

der Wasserverfügbarkeit. Der „gute mengenmäßige<br />

Zustand“ ist gegenwärtig noch kein<br />

Ziel des europäischen Gewässerschutzes<br />

für Oberflächengewässer. Klimawandel und<br />

Anpassungsdruck werden dazu zwingen,<br />

dieser Problematik künftig jedenfalls regional<br />

mehr Aufmerksamkeit zu widmen.<br />

<strong>UFZ</strong>-Ansprechpartner:<br />

Prof. Dr. Wolfgang Köck<br />

Dept. Umwelt- und Planungsrecht<br />

Telefon: 0341/235-1232<br />

e-mail: wolfgang.koeck@ufz.de<br />

Kapitel 3: Klimawandel und Sozioökonomie <strong>UFZ</strong>-Spezial | Dezember 20<strong>09</strong> 29


Kurzinformationen<br />

Kompetenzzentrum Klimafolgen<br />

und Anpassung<br />

Das Kompetenzzentrum Klimafolgen und<br />

Anpassung im Umweltbundesamt (UBA) –<br />

kurz KomPass genannt – ist Wegweiser<br />

und Ansprechpartner für Anpassungsaktivitäten<br />

in Deutschland. Als Schnittstelle<br />

zwischen Klimafolgenforschung, Gesellschaft<br />

und Politik macht es verwundbare<br />

Bereiche und Regionen ausfindig, bewertet<br />

Klimafolgen und zeigt die Chancen<br />

der Anpassungsmaßnahmen sowie ihre<br />

Hürden. KomPass arbeitet <strong>mit</strong> der Wissenschaft,<br />

<strong>mit</strong> Ministerien und Behörden<br />

sowie Verbänden und Unternehmen zusammen<br />

und fungiert als Geschäftsstelle<br />

bei der Erarbeitung der DAS.<br />

www.anpassung.net<br />

Helmholz-Klimainitiative<br />

Deutsche Anpassungsstrategie<br />

an den Klimawandel<br />

Das Bundeskabinett hat im Dezember<br />

2008 die Deutsche Anpassungsstrategie<br />

an den Klimawandel (DAS) verabschiedet.<br />

Da<strong>mit</strong> wurde ein Rahmen zur Anpassung<br />

an die Folgen des Klimawandels in<br />

Deutschland geschaffen. Die Strategie<br />

beinhaltet den aktuellen Kenntnisstand zu<br />

den erwarteten Klimaänderungen und<br />

den da<strong>mit</strong> verbundenen möglichen Folgen.<br />

Für 15 Handlungsfelder und besonders<br />

vulnerable Regionen werden Handlungsoptionen<br />

aufgezeigt. Die Umsetzung<br />

wird Akteurinnen und Akteuren aus<br />

Wissenschaft, Politik und Gesellschaft<br />

helfen, die Verwundbarkeit gegenüber<br />

dem Klimawandel zu verringern. KomPass<br />

unterstützt die Umsetzung der DAS sowohl<br />

fachlich und als auch organisatorisch.<br />

Bis zum Frühjahr 2011 wird in Zusammenarbeit<br />

<strong>mit</strong> den Akteuren und<br />

Ländern ein Aktionsplan Anpassung erarbeitet.<br />

Die Grundlage für die Erarbeitung<br />

der DAS wurde durch eine wissenschaftliche<br />

Vorbereitungskonferenz im August<br />

20<strong>09</strong> am <strong>UFZ</strong> in <strong>Leipzig</strong> gelegt. Auf<br />

dem Symposium wurden der vorrangige<br />

Forschungsbedarf zur Anpassung an die<br />

Folgen des Klimawandels für die nächsten<br />

Jahre und Schnittstellen zwischen den<br />

Handlungsfeldern identifiziert.<br />

www.bmu.de/klimaschutz/<br />

downloads/doc/42783.php<br />

Die Helmholtz-Gemeinschaft verstärkt ihre Anstrengungen auf dem Gebiet der Klimaforschung<br />

und stellt 16 Millionen Euro für die nächsten vier Jahre für eine Helmholtz-Klimainitiative<br />

„Regional Climate Change: From Observations and Modelling to Decision Support<br />

for Mitigation and Adaptation“ (REKLIM) bereit. Schwerpunkte werden die Entwicklung<br />

eines Erdsys temmodells und die Erforschung der regionalen Auswirkungen des globalen<br />

Klimawandels sein. Die beteiligten Zentren, zu denen auch das <strong>UFZ</strong> gehört, werden zusammen<br />

die gleiche Summe aufbringen, so dass die Klimainitiative insgesamt über 32 Millionen<br />

Euro verfügen kann. Mit der neuen Klimainitiative werden die Kompetenzen verschiedener<br />

Helmholtz-Arbeitsgruppen gebündelt, um die Veränderungen des Klimas und insbesondere<br />

die da<strong>mit</strong> verbundenen Folgen auf regionaler Ebene zu untersuchen. Dabei werden auch<br />

sozioökonomische Aspekte berücksichtigt, um konkrete Empfehlungen geben zu können,<br />

die eine nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern und Agrarflächen sowie ein effizientes<br />

Wassermanagement ermöglichen. Leiter der Klimainitiative ist Prof. Dr. Peter Lemke vom<br />

Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung. Mit Universitäten und außeruniversitären<br />

Arbeitsgruppen sind enge Kooperationen geplant, ebenso wie <strong>mit</strong> den Regionalen<br />

Klimabüros der Helmholtz-Gemeinschaft, dem Climate Service Center und dem Deutschen<br />

Klimakonsortium.<br />

Regionale<br />

Helmholtz-Klimabüros<br />

Der Klimawandel wird sich regional<br />

unterschiedlich ausprägen. Landwirte,<br />

Küstenbauingenieure, Stadtplaner, aber<br />

auch Entscheidungsträger aus Politik<br />

und Unternehmen brauchen Informationen<br />

aus erster Hand, um sich für den<br />

Klimawandel in ihrer Region wappnen<br />

zu können. Die Helmholtz-Gemeinschaft<br />

stellt sich diesem Informationsbedürfnis<br />

<strong>mit</strong> einem bundesweiten Netzwerk regionaler<br />

Klimabüros. Neben der Bündelung<br />

und Ver<strong>mit</strong>tlung von Forschungsergebnissen<br />

zum regionalen Klimawandel<br />

werden Wissensdefizite der regionalen<br />

Akteure erfasst. Diese können dann in die<br />

Forschungsprogramme der Helmholtz-<br />

Gemeinschaft integriert werden.<br />

Das Klimabüro für Polargebiete und<br />

Meeresspiegelanstieg <strong>mit</strong> Sitz am<br />

Alfred-Wegener-Institut für Polar- und<br />

Meeresforschung in Bremerhaven deckt<br />

Fragestellungen zum Klimawandel <strong>mit</strong><br />

besonderem Augenmerk auf Wechselwirkungen<br />

zwischen den Systemen Eis,<br />

Atmosphäre und Ozean ab.<br />

Das Süddeutsche Klimabüro am Karlsruher<br />

Institut für Technologie (KIT) bietet<br />

Expertise zur regionalen Klimamodellierung<br />

und zu Extremereignissen wie<br />

Starkniederschlägen und Hochwasser an.<br />

Das Norddeutsche Klimabüro am<br />

GKSS Forschungszentrum Geesthacht<br />

fokussiert auf die Forschungsthemen<br />

Stürme, Sturmfluten und Seegang sowie<br />

Energie- und Wasserkreisläufe in Norddeutschland.<br />

Das Mitteldeutsche Klimabüro am<br />

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung<br />

(<strong>UFZ</strong>) in <strong>Leipzig</strong> ver<strong>mit</strong>telt Informationen<br />

der natur- und sozialwissenschaftlichen<br />

Klimafolgenforschung und der Entwicklung<br />

von Anpassungsstrategien. Im<br />

Vordergrund stehen Wechselwirkungen<br />

zwischen Klimawandel und Landnutzung.<br />

www.klimabuero.de<br />

Kontakt: Dr. Andreas Marx<br />

Tel.: 0341/235-1074<br />

e-mail: andreas.marx@ufz.de<br />

30 <strong>UFZ</strong>-Spezial | Dezember 20<strong>09</strong> Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – <strong>UFZ</strong>


Climate Service Center (CSC)<br />

Mit dem Climate Service Center (CSC) wurde<br />

am GKSS-Forschungszentrum ein neues<br />

nationales Dienstleistungszentrum <strong>mit</strong><br />

Sitz in Hamburg geschaffen, das sich als<br />

zentrale Informations- und Beratungsplattform<br />

versteht und eng <strong>mit</strong> der deutschen<br />

Klima- und Klimafolgenforschung, Klimaberatungseinrichtungen<br />

und der Wirtschaft<br />

vernetzt ist. Es wendet sich <strong>mit</strong> seinem<br />

Beratungsangebot an alle Bereiche aus<br />

Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und Wissenschaft.<br />

Ziel des CSC ist es, Ergebnisse<br />

der Klimasystemforschung zusammenzuführen<br />

und daraus aussagekräftige Grundlagen<br />

für Entscheidungsträger abzuleiten.<br />

Es schließt da<strong>mit</strong> die Lücke zwischen der<br />

Klimasystemforschung und den Nutzern<br />

der Klimadaten. Das CSC bündelt aktuelle<br />

Forschungsergebnisse der Klimaforschung<br />

und bereitet diese bedarfsgerecht auf, um<br />

sie stärker an die Informationsbedürfnisse<br />

der Gesellschaft anzupassen.<br />

www.climate-service-center.de<br />

Quelle: photodisc/getty images<br />

PEER – europäische<br />

Umweltforschung<br />

TERENO – Die Umwelt<br />

beobachten<br />

Mehrere Zentren der Helmholtz-Gemeinschaft<br />

haben sich zusammengeschlossen<br />

und ein neues Erdbeobachtungs-Netzwerk<br />

gegründet: TERENO (Terrestrial Environmental<br />

Observatories). Langfristig wird in<br />

vier Regionen Deutschlands beobachtet<br />

Foto: Klaus-Dieter Sonntag<br />

und erkundet, wie sich Klimaänderung<br />

und Landnutzungswandel regional auf<br />

Wasserkreisläufe, regionales Klima und Wetter, die biologische Vielfalt, den Boden und die<br />

Luftqualität niederschlagen. Untersucht wird auch, welche sozioökonomischen Konse quenzen<br />

das hat, um in Veränderungen steuernd eingreifen zu können und Anpassungsstrategien zu<br />

entwickeln. Herzstück des TERENO-Konzeptes sind die Verbindung von Messung, Modellierung<br />

und Experiment sowie der multidisziplinäre Ansatz. Die Observatorien werden <strong>mit</strong> Wetterstationen,<br />

Ultraleichtflugzeugen <strong>mit</strong> speziellen optischen Sensoren, geophysikalischer Messtechnik,<br />

Radarsystemen, Bodensensoren und Grundwassermesssystemen ausgestattet. In TERENO werden<br />

neue Modellkonzepte und Scaling-Methoden entwickelt, um die Skalendiskrepanz zwischen<br />

Messung, Modell und Management zu schließen. www.tereno.net<br />

Kontakt: Dr. Steffen Zacharias, Department Monitoring- und Erkundungstechnologien,<br />

Tel.: 0341/235-1381, e-mail: steffen.zacharias@ufz.de<br />

<strong>UFZ</strong> Klimaexploratorium<br />

Das <strong>UFZ</strong> bereitet in Bad Lauchstädt auf einer Fläche von zwölf Hektar einen Großversuch zum<br />

Klimawandel vor. Mit steuerbaren Regen- und Trockenphasen und CO 2 -Konzentrationen wollen<br />

die Wissenschaftler beispielsweise <strong>mit</strong>tel- und langfristige Folgen auf Boden und Pflanzen untersuchen,<br />

um wichtige Ergebnisse für die Landwirtschaft und Politik zu liefern – auch hinsichtlich<br />

notwendiger Anpassungsmaßnahmen. Die Helmholtz-Gemeinschaft fördert den Aufbau der<br />

experimentellen Plattform <strong>mit</strong> vier Millionen Euro. Der Großversuch ist auf eine Laufzeit von 15<br />

Jahren angelegt und wird auch anderen Forschungseinrichtungen zur Verfügung stehen.<br />

Kontakt: Prof. Dr. Francois Buscot, Department Bodenökologie, Tel.: 0345/558-5221,<br />

e-mail: francois.buscot@ufz.de · Dr. Stefan Klotz, Department Biozönoseforschung,<br />

Tel.: 0345/558-5301, e-mail: stefan.klotz@ufz.de<br />

PEER (Partnership for European Environmental<br />

Research) ist ein Zusammenschluss<br />

von sieben europäischen Umweltforschungszentren,<br />

die interdisziplinäre<br />

und programmorientierte Umweltforschung<br />

betreiben. Auf Initiative des <strong>UFZ</strong><br />

wurde PEER 2001 ins Leben gerufen. Mit<br />

seinen fast 5.000 Mitarbeitern und einem<br />

Jahresbudget von rund 360 Millionen<br />

Euro will es die Wettbewerbsfähigkeit der<br />

europäischen Umweltforschung stärken,<br />

Infrastruktur effizient nutzen und Forschungsprogramme<br />

– unter anderem zur<br />

Klimafolgen- und -anpassungsforschung –<br />

langfristig abstimmen.<br />

www.peer.eu<br />

BUCH ERSCHIENEN<br />

Silke Beck: Das Klimaexperiment<br />

und<br />

der IPCC (Schnittstellen<br />

zwischen<br />

Wissenschaft und<br />

Politik in internationalen<br />

Beziehungen)<br />

Das Buch erklärt<br />

aus sozialwissenschaftlicher<br />

Sicht,<br />

wie es dem IPCC gelungen ist, wissenschaftliche<br />

Integrität sowie politische Relevanz<br />

und Glaubwürdigkeit seiner Expertisen<br />

aufrechtzuerhalten.<br />

metropolis Verlag für Ökonomie, Gesellschaft<br />

und Politik, ca. 200 Seiten,<br />

22,80 Euro, ISBN 978-3-89518-771-1<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH – <strong>UFZ</strong><br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit · Permoserstraße 15 ·<br />

04318 <strong>Leipzig</strong> · Tel.: 0341/235-1269 · Fax: 0341/235-<br />

1468 · e-mail: info@ufz.de · Internet: www.ufz.de<br />

Redaktionsleitung:<br />

Doris Böhme<br />

Texte:<br />

Gundula Lasch (S. 12, 16, 18, 20/21), Antonia Rötger<br />

(S. 14/15), Kerstin Viering (S. 17), Jörg Aberger (S. 6/7,<br />

24, 25, 26, 28), Tilo Arnhold (S. 8/9, 10, 11, 22/23),<br />

Reimund Schwarze (S. 4/5, 24), Christoph Schröter-<br />

Schlaack und Augustin Berghöfer (S. 22/23), Doris<br />

Böhme (S. 13, 27, 29, 30/31)<br />

Bildredaktion:<br />

Doris Böhme (verantw.), André Künzelmann,<br />

Tilo Arnhold<br />

Fotos:<br />

André Künzelmann<br />

Satz und Layout:<br />

Noonox media GmbH, <strong>Leipzig</strong><br />

Druck:<br />

Messedruck <strong>Leipzig</strong> GmbH<br />

Gedruckt auf 100% Recyclingpapier<br />

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – <strong>UFZ</strong> <strong>UFZ</strong>-Spezial | Dezember 20<strong>09</strong> 31


Forschen für die Umwelt<br />

ISSN 1868-7512<br />

Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – <strong>UFZ</strong> erforschen Wissenschaftler die<br />

Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen unserer Umwelt. Ihre Aufgabe<br />

besteht darin, zur Lösung konkreter Umweltprobleme beizutragen. Für Politik, Wirtschaft<br />

und Gesellschaft stellen sie Wissen über die komplexen Systeme und Beziehungen in der<br />

Umwelt bereit und empfehlen Instrumente und Handlungskonzepte. Keine einfache Aufgabe,<br />

weil die Erwartungen und die Möglichkeiten der Handelnden oft weit auseinander<br />

gehen.<br />

Die Helmholtz-Forscher befassen sich <strong>mit</strong> dem Management von Wasserressourcen und<br />

den Folgen des Landnutzungswandels für die biologische Vielfalt und die Ökosystemfunktionen.<br />

Sie entwickeln Sanierungsstrategien, Monitoring- und Erkundungsmethoden für<br />

kontaminiertes Grund- und Oberflächenwasser, Böden und Sedimente. Sie untersuchen<br />

das Verhalten und die Wirkung von Chemikalien in der Umwelt und auf die Gesundheit<br />

und das Immunsystem des Menschen und arbeiten an Modellen zur Vorhersage von Umweltveränderungen.<br />

Dabei berücksichtigen sie sozialwissenschaftliche und ökonomische<br />

Fragestellungen. Die naturwissenschaftlich ausgerichtete Umweltforschung ist deshalb<br />

am <strong>UFZ</strong> eng <strong>mit</strong> den Human-, Sozial- und Rechtswissenschaften vernetzt.<br />

<strong>UFZ</strong>-Standort <strong>Leipzig</strong><br />

in der Permoserstraße 15<br />

Die Erforschung der Wirkungen des Klimawandels spielt am <strong>UFZ</strong> eine große Rolle. Ein besonderer<br />

Schwerpunkt liegt dabei auf den Folgen des Klimawandels für die Umwelt und<br />

die menschliche Gesundheit sowie die Entwicklung von Anpassungsstrategien und Politikmaßnahmen.<br />

Basierend auf den umfangreichen Expertisen der <strong>UFZ</strong>-Wissenschaftler<br />

stehen dabei Wirkungen in den Bereichen des Wasserressourcenmanagements, der terrestrischen<br />

Ökosysteme und der Biodiversität im Vordergrund. Die Analyse der Klimawandelprozesse<br />

und der Politik erfolgt dabei in einem integrativen Ansatz: unter Einbeziehung<br />

der relevanten Disziplinen und der Stakeholder.<br />

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH – <strong>UFZ</strong><br />

Permoserstraße 15 · 04318 <strong>Leipzig</strong><br />

Telefon: 0341/235-1269 · e-mail: info@ufz.de · www.ufz.de<br />

<strong>UFZ</strong>-Standort Halle<br />

in der Theodor-Lieser-Straße 4<br />

Die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher<br />

Forschungszentren<br />

Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender<br />

Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche<br />

Spitzenleistungen in den sechs Forschungsbereichen Energie, Erde und Umwelt,<br />

Gesundheit, Weltraum und Verkehr, Schlüsseltechnologien und Struktur der Materie.<br />

Sie ist <strong>mit</strong> 28.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 16 Forschungszentren und<br />

einem Jahresbudget von rund 2,8 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation<br />

Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des großen Naturforschers<br />

Hermann von Helmholtz (1821–1894). www.helmholtz.de<br />

<strong>UFZ</strong>-Standort Magdeburg<br />

32 <strong>UFZ</strong>-Spezial | Dezember 20<strong>09</strong><br />

in der Brückstraße 3a<br />

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – <strong>UFZ</strong>

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