Ökoregionen & Makroökologie
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<strong>Ökoregionen</strong> & <strong>Makroökologie</strong><br />
8. Trockene Mittelbreiten
Verbreitung und Klima<br />
Aus Schultz 2000
Verbreitung und Klima<br />
• Gesamtfläche 16,5 Mio. km² (11,1 % der<br />
Festlandsfläche)<br />
N-Amerika<br />
Eurasien<br />
S- und<br />
Mittelamerika<br />
Afrika<br />
Australien<br />
(mit Neuseeland)<br />
Great Plains<br />
(Saskatchewan<br />
und Alberta in<br />
Kanada bis<br />
Texas in den<br />
USA ); Grosses<br />
Becken.<br />
Innerkontinentaler<br />
Gürtel von der<br />
Ukraine bis zur<br />
Wüste Gobi und<br />
der Mongolei<br />
(teilw. > 2000 km<br />
breit).<br />
Südl. Argentinien<br />
(Ostpatagonien).<br />
Neuseeland<br />
(kleines Gebiet<br />
auf der O-Seite<br />
der Südinsel).
Verbreitung und Klima<br />
• Außertrop. Westwindzone oder zyklonale Westwinddrift<br />
• Leelage oder kontinentale Lage<br />
• Jahresniederschläge 200 – 600 mm; ungleichmäßige<br />
Verteilung (längere Trockenperioden); unregelmäßig;<br />
• Meist winterkalt (mind. 1 Monat mit t mon < 5°C) und<br />
sommerheiß (t mon der wärmsten Monate 20 – 30 °C)<br />
• Sonneneinstrahlung während des Hochsommers erreicht<br />
Beträge vergleichbar den trop./subtrop. Trockengebieten
Verbreitung und Klima<br />
Abgrenzung:<br />
• Zu Feuchten Mittelbreiten & Borealen Zone<br />
a) > 200 mm Regen in Monaten mit t mon ≥ +5°C<br />
b) > 4 Monate humid<br />
• Zu Trop./subtrop. Trockengebieten<br />
a) t mon des kältesten Monats > +5°C<br />
b) Mind. 5 Monate mit t mon > +18°C
Verbreitung und Klima<br />
Gliederung:<br />
• Nach Ariditätsgraden<br />
– Steppen (75 %): ≥ 100 mm Regen während der<br />
Vegetationsperiode; 2 – 4 Monate humid<br />
– Halbwüsten: < 100 mm Regen<br />
– Wüsten: < 50 mm Regen
Boden<br />
• Morphogenese und Bodenbildung ähnlich<br />
trop./subtrop. Trockengebieten<br />
• Besonderheiten:<br />
– Frostsprengung<br />
– Frostbedingte Solifluktion<br />
– Zeitpunkt und Dauer des episodischen Abflusses<br />
durch Frühlingsschmelzwasser bestimmt<br />
• Böden mit hoher Austausch- und<br />
Wasserkapazität; hohe potentielle Fruchtbarkeit<br />
• Einschränkungen für Pflanzen durch klimatische<br />
Trockenheit
Boden<br />
Änderungen entlang eines<br />
Feuchtegradienten<br />
(Steppenböden der<br />
ehemaligen GUS:<br />
• Mächtigkeit des Ah-<br />
Horizonts und dessen<br />
Humusgehalt (% C)<br />
nimmt zunächst zu, dann<br />
wieder ab;<br />
• Verringerte Lessivierung<br />
• Zunahme des Gehalts an<br />
Kalk (Ck, ACk), Gips,<br />
Na-Salzen<br />
• Erhöhung des pH-Werts<br />
Aus Schultz 2000
Boden<br />
• Phaeozeme (Gr. 'phaios' = schwärzlich-grau)<br />
– Feuchteste Steppenstandorte (500 – 700 mm<br />
Jahresniederschlag)<br />
– Humusreich, dunkelbraune bis schwärzlich-graue,<br />
tiefgründige Böden<br />
– Entstehung aus basenreichen Sedimenten (häufig<br />
Löss)<br />
– Kalkanreicherungshorizont fehlt<br />
– Hohe biologische Aktivität<br />
http://www.geo.unizh.ch/bodenkunde/kapitel/steppen.html
Boden<br />
• Chernozeme (Russisch 'tschern' = schwarz)<br />
– Vorkommen bei 400 – 550 mm<br />
Jahresniederschlag<br />
– mächtiger (50 bis 100 cm) und humusreicher (bis<br />
16 %) Ah-Horizont<br />
– Kalkausscheidungen in Form von Schlieren und<br />
Flecken im oberen Teil des C-Horizontes<br />
– Ausgangsmaterial oft kalkhaltiger Löss<br />
– Voraussetzungen: hohe Biomasseproduktion<br />
(Langgras- bis Mischgras-Steppe), intensive<br />
Durchmischung (Bioturbation) und langsame<br />
Mineralisierung (semi-aride und winterkalte Klima)<br />
http://www.geo.unizh.ch/bodenkunde/kapitel/steppen.html
Boden<br />
• Kastanozeme (L. 'castanea' = Kastanie)<br />
– Vorkommen bei 200 – 400 mm<br />
Jahresniederschlag<br />
– Grau-brauner Boden mit einem etwas weniger<br />
mächtigen und weniger humushaltigen (2 - 4<br />
%) Ah-Horizont<br />
– Sekundäre Kalk- (in den oberen<br />
Profilbereichen) und Gipsanreicherungen (im<br />
unteren Profilbereich)<br />
– Aufgrund der geringen Auswaschung hoher<br />
Nährstoffreichtum<br />
– Kurzgrassteppe als natürliche Vegetation<br />
http://www.geo.unizh.ch/bodenkunde/kapitel/steppen.html
http://www.geo.unizh.ch/bodenkunde/kapitel/steppen.html<br />
Boden<br />
Phaeozeme<br />
Waldsteppe<br />
N = 650-500<br />
mm/a<br />
T = 5-7 °C<br />
Chernozeme<br />
Langgrassteppe<br />
N = 600-300<br />
mm/a<br />
T = 6-10 °C<br />
Kastanozeme<br />
Kurzgrassteppe<br />
N = 350-250<br />
mm/a<br />
T = 5-9 °C
Vegetation<br />
http://www.inhs.uiuc.edu/dn<br />
r/fur/habitats/prarie.html<br />
Aus Schultz 2000<br />
Pflanzenformationen in den zentral-eurasiatischen Teilgebieten der Trockenen<br />
Mittelbreiten und borealen Zone.
Vegetation<br />
Steppen:<br />
• Offene (baumlose oder –arme) Pflanzenformationen;<br />
Gräser, Kräuter oder kleinwüchsige Gehölze<br />
dominierend<br />
Gründe für die Baumfreiheit:<br />
• Klimatische Ursachen (Niederschlagsmenge, -verteilung,<br />
periodische Dürre, Spätfröste, Stürme)<br />
• Feuer (Blitzschlag)<br />
• Herbivorie (grosse Pflanzenfresser, z.B. Bison, Hirsche,<br />
Antilopen, Präriehunde etc.)<br />
• Geschichte ("Klimazeugen", Steppenklima d. jüngeren<br />
Miozän, Diasporenarmut )
Waldsteppe:<br />
Vegetation<br />
• Übergangsbereich von der Borealen Zone bzw. den Feuchten<br />
Mittelbreiten zu den Trockengebieten<br />
• Lichter Baumbestand, Grasinseln<br />
http://photos.csiewert.de/html/waldsteppe.html
Smith & Smith 2009
Vegetation<br />
Langgrassteppe (Feuchtsteppe, Wiesensteppe)<br />
• Vereinzelte Waldinseln, geschlossene Grasnarbe<br />
• Höhe > 50 cm bis 200 cm<br />
Mischgrassteppe<br />
• Ausgeprägte Schichtung aus mittelhohen und kurzhalmigen Arten<br />
Kurzgrassteppe<br />
• Gräser meist mit büscheligem Wuchs, Bodenbedeckung < 50 %,<br />
völlig waldfrei<br />
• Höhe 20 bis 40 cm<br />
Wüstensteppe<br />
• Vorherrschend Zwerg- und Halbsträucher, spärlicher Graswuchs,<br />
Bodenbedeckung < 50 %, höherer Anteil annueller Arten
Vegetation<br />
Aus Schultz 2000<br />
Änderungen in der ostpatagonischen Vegetation entlang eines Ariditätsgradienten.<br />
Mit zunehmender Aridität verringern sich Phytomasse und Blattindices,<br />
wobei die Abnahme der oberirdischen Phytomasse rascher als die der<br />
unterirdischen erfolgt.
Vegetation<br />
Stressfaktoren<br />
• Kältestress Hemikryptophyten,<br />
Frühlingsgeophyten und -therophyten<br />
• Dürrestress, Salzstress Xeromorphe<br />
Merkmale, Laubabwurf<br />
• Beweidung<br />
• Feuer
Vegetation<br />
Anpassungen bei Gräsern gegenüber Tierfraß und Feuer:<br />
• Schutz des Vegetationspunktes durch Lage am Boden<br />
und durch Überzug aus alten Blattscheiden<br />
• teilungsfähiges Gewebe (intercalares Meristem) im<br />
basalen Abschnitt der Stengelglieder<br />
• Anstieg der Photosyntheserate nach leichter bis mäßiger<br />
Beweidung<br />
• Einlagerung von Kieselsäure in die äußeren Zellwände<br />
als Fraßschutz
Vegetation<br />
Aus Schultz 2000<br />
Die Beziehung zwischen Sprossproduktion und Niederschlägen in den Steppen<br />
der Mittleren Breiten.
a)<br />
Photosynthese<br />
b)<br />
Aus Bick 1998<br />
a) Physiologische Kenngrößen zur CO 2 -<br />
Assimilation von C 3 -, C 4 -, und CAM-<br />
Pflanzen;<br />
b) Tagesgang der CO 2 -Aufnahme von C 3 -,<br />
C 4 - und CAM-Pflanzen.<br />
Aus Schultz 2000
Photosynthese<br />
Aus Schultz 2000<br />
Anteile der C4-Pflanzenarten an der Steppenflora in Nordamerika in<br />
Abhängigkeit von der geographischen Breite.
Fauna: Herbivore<br />
• Ungulaten (Huftiere)<br />
– Eurasische Steppe: Wildpferde, Saiga-Antilopen<br />
– Ostpatagonien: Guanakos, Pampahirsche<br />
– Prärie N-Amerikas: Bisons, Pronghorns, Hirsche<br />
• Hasenartige & Nager<br />
– Hasen, Kaninchen, Ziesel, Hamster,<br />
Präriehunde, Meerschweinchen, Mäuse<br />
• Vögel<br />
– Rauhfüßhühner, Trappen<br />
• Invertebraten<br />
– Heuschrecken, Käfer (u.a. Rüsselkäfer),<br />
Schmetterlingsraupen
Fauna: Carnivore<br />
Säuger<br />
• Coyoten, Dachse, Wiesel<br />
Vögel<br />
• Zahlreiche Greifvogelarten (Adler,<br />
Bussarde, Milane, Weihen, Falken)
Vereinfachtes<br />
Ökosystemmodell<br />
einer winterkalten<br />
Steppe.<br />
Aus Schultz 2000
Nutzung<br />
Die agrare Nutzung der<br />
Kurz- und Langgrassteppengebiete<br />
in der<br />
Ukraine und in Nordamerika.<br />
Agronomische Trockengrenze<br />
Aus Schultz 2000
Nutzung<br />
• Großbetriebliche Getreidewirtschaft<br />
– Großflächenbewirtschaftung<br />
– Kapitalintensiv und arbeitsextensiv<br />
– Weizen als wichtigste Marktfrucht<br />
– In den Grenzgebieten des<br />
Regenfeldbaus Anwendung des „Dry-<br />
Farming-Systems“<br />
(Trockenfarmsystem) oder künstliche<br />
Bewässerung<br />
Pot. Folgen:<br />
– Bodenerosion und Auswehung des<br />
Oberbodens (siehe „dust bowl“)
Nutzung<br />
Der Effekt der Brache im Dry-Farming-<br />
System. Mit der Fruchtfolge 3 werden die<br />
höchsten Flächenerträge erzielt.<br />
Aus Schultz 2000
Nutzung<br />
• Extensive stationäre Weidewirtschaft und<br />
Wildbewirtschaftung (Ranching)<br />
– Extrem große Betriebsflächen 500 bis 100.000 ha<br />
– Meist Rinderhaltung; in trockenen Gebieten Schafhaltung; teilw.<br />
in Verbindung mit Wildbewirtschaftung (z.B. Bisons)<br />
– Schlachttiere als Marktprodukt<br />
– Nutzung von Naturweiden; teilw. ergänzende Einsaat von<br />
Futtergräsern<br />
– Tragfähigkeit abhängig von der Niederschlagsmenge (z.B. bei<br />
Jahresniederschlägen < 250 mm 3-5 GVE pro 100 ha; bei 250 –<br />
500 mm 5-16 GVE)<br />
Pot. Folgen:<br />
– Veränderung der Steppenflora, Bodenverdichtung ( Overland Flows,<br />
Gully Erosion)
Beispiel Aralsee<br />
• Flüsse führen häufig nur<br />
episodisch Wasser und<br />
enden oft in abflusslosen<br />
Senken, teilw. Bildung von<br />
Seen (z. B. Aralsee oder<br />
Chadsee)<br />
• Entnahme des Flusswasser<br />
kann zu einer dramatischen<br />
Abnahme der Ausdehnung<br />
führen
Beispiel Aralsee<br />
• Den Hauptzuflüssen Amudarja und<br />
Syrdarja werden seit der Stalin-Ära große<br />
Wassermengen für die künstliche<br />
Bewässerung von großen<br />
Baumwollanbauflächen in Kasachstan<br />
und Usbekistan entnommen<br />
• Seit den 1960er Jahren bis 1997 sind der<br />
Wasserspiegel von 53 Meter auf 35 Meter<br />
gesunken, die Seefläche um 44,3 % und<br />
das Wasservolumen um 90 %<br />
zurückgegangen; der Salzgehalt hat sich<br />
vervierfacht