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Pathophysiologie und Therapie des Strabismus deorsoadductorius

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M. Gräf, B. Lorenz: <strong>Pathophysiologie</strong> <strong>und</strong> <strong>Therapie</strong> <strong>des</strong> <strong>Strabismus</strong> <strong>deorsoadductorius</strong><br />

Ein Retraktionssyndrom fällt<br />

durch die Lidspaltenverengung,<br />

die Retraktion <strong>des</strong> Auges <strong>und</strong><br />

den eventuellen Zügeleffekt bei<br />

Adduktion <strong>des</strong> betroffenen<br />

Auges auf.<br />

Dem dekompensierenden<br />

<strong>Strabismus</strong> sursoadductorius<br />

liegt meist eine Schwäche <strong>des</strong><br />

Obliquus superior zugr<strong>und</strong>e.<br />

Eine Kontraktur <strong>des</strong> kontralateralen<br />

Rectus superior wurde<br />

als mögliche Erklärung eines<br />

<strong>Strabismus</strong> <strong>deorsoadductorius</strong><br />

angeführt [30].<br />

weise ausbleibt <strong>und</strong> der Muskel mehr<br />

oder weniger durch Okulomotoriusneurone<br />

mit innerviert wird, die in der Regel<br />

für den Rectus medialis bestimmt sind<br />

[4, 20]. Dadurch ist die Abduktion eingeschränkt<br />

<strong>und</strong> in Adduktion wird das<br />

Auge aufgr<strong>und</strong> der Kokontraktion beider<br />

Horizontalmotoren retrahiert, was<br />

zur Verengung der Lidspalte führt. Da<br />

die geraden Augenmuskeln vor dem Augendrehpunkt<br />

inserieren, wirken sie bei<br />

gleichzeitiger Kontraktion wie Zügel, die<br />

das Auge in Adduktion bzw. bei intendierter<br />

Adduktion nach oben oder unten<br />

ziehen <strong>und</strong> dadurch einem <strong>Strabismus</strong><br />

sursoadductorius oder <strong>deorsoadductorius</strong><br />

ähneln können. Aufgr<strong>und</strong> der Retraktion,<br />

der Lidspaltenverengung <strong>und</strong> der<br />

Abduktionseinschränkung (bzw. Adduktionseinschränkung<br />

beim divergenten<br />

Retraktionssyndrom) ist die Diagnose<br />

jedoch einfach.<br />

Inzyklotorsion der Orbita:<br />

schon in der älteren Literatur beschrieben<br />

Die Annahme einer Ein- oder Auswärtsverdrehung<br />

<strong>des</strong> gesamten Orbitainhalts<br />

als Erklärung für A- <strong>und</strong><br />

V-Inkomitanzen, den <strong>Strabismus</strong> deorso-<br />

<strong>und</strong> sursoadductorius <strong>und</strong> entsprechende<br />

Ex- <strong>und</strong> Inzyklodeviationen<br />

findet sich schon in der älteren<br />

Literatur [29]. Dem <strong>Strabismus</strong> <strong>deorsoadductorius</strong><br />

sollte demnach eine Inzyklotorsion<br />

der Orbita <strong>und</strong> <strong>des</strong> Auges<br />

zugr<strong>und</strong>e liegen. Der Rectus superior<br />

solle dadurch stärker, der Rectus inferior<br />

geringer adduzierend wirken als<br />

normal.<br />

Kontralateraler<br />

<strong>Strabismus</strong> sursoadductorius:<br />

durch Kontraktur <strong>des</strong><br />

kontralateralen Rectus superior<br />

Eine Kontraktur <strong>des</strong> kontralateralen Rectus<br />

superior wurde als mögliche Erklärung<br />

eines <strong>Strabismus</strong> <strong>deorsoadductorius</strong><br />

angeführt [30]. Sie könnte tatsächlich<br />

einen zunehmenden Höherstand <strong>des</strong> betroffenen<br />

Auges bzw. einen Tieferstand,<br />

eben den <strong>Strabismus</strong> <strong>deorsoadductorius</strong>,<br />

<strong>des</strong> anderen Auges beim Blick zur Seite<br />

<strong>des</strong> primär betroffenen Auges bedingen.<br />

Die Kontraktur wurde als Folge einer<br />

Obliquus-superior-Schwäche (congenital<br />

superior oblique palsy; entspricht weitgehend<br />

der im Deutschen als dekompensierender<br />

<strong>Strabismus</strong> sursoadductorius<br />

bezeichneten Schielform [12]) postuliert,<br />

um die ausgeprägte Vertikaldeviation bei<br />

dieser Schielform zu erklären [16]. Läge<br />

diese Kontraktur tatsächlich vor, so wäre<br />

jedoch in Abduktion <strong>und</strong> beim Abblick<br />

in Abduktion eine deutlichere Vertikaldeviation<br />

zu erwarten. Beim <strong>Strabismus</strong><br />

sursoadductorius hingegen ist die Vertikaldeviation<br />

in diesen Richtungen nur<br />

gering. Auch eine Abnahme der Vertikaldeviation<br />

unter diagnostischer Okklusion<br />

[23] ist mit einer Kontraktur schwer<br />

in Einklang zu bringen, ebenso das<br />

Kopfneigephänomen. Die Hypothese der<br />

Rectus-superior-Kontraktur wurde daher<br />

in Frage gestellt [28]. Dem dekompensierenden<br />

<strong>Strabismus</strong> sursoadductorius<br />

liegt meist eine Schwäche <strong>des</strong> Obliquus<br />

superior zugr<strong>und</strong>e. Zu dem starken Höherstand<br />

<strong>des</strong> betroffenen Auges scheint<br />

es infolge der Ausgleichsinnervation zu<br />

kommen [12, 13]. Die vertikale Fusionsbreite<br />

ist groß. Ein dekompensierender<br />

<strong>Strabismus</strong> sursoadductorius ist in der<br />

Regel einfach zu erkennen: Der Höherstand<br />

<strong>des</strong> betroffenen Auges nimmt bei<br />

Adduktion zu. Die Vertikaldeviation ist<br />

im Auf- <strong>und</strong> Abblick relativ ähnlich [17,<br />

21, 22]. Falls eine Alphabet-Inkomitanz<br />

besteht, dann eine V-Inkomitanz. Die<br />

Exzyklodeviation kann zwar gering sein,<br />

aber sie schlägt fast nie in eine Inzyklodeviation<br />

um. Typisch sind die deutliche<br />

Zunahme <strong>des</strong> Höhenschielens bei Kopfneigung<br />

zur betroffenen Seite <strong>und</strong> die<br />

Abnahme bei Neigung zur anderen Seite.<br />

Anhand dieser Merkmale ist die Abgrenzung<br />

<strong>des</strong> <strong>Strabismus</strong> <strong>deorsoadductorius</strong><br />

vom kontralateralen <strong>Strabismus</strong> sursoadductorius<br />

in der Regel unproblematisch.<br />

350 Z. prakt. Augenheilkd. 30: 345 - 354 (2009)

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