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Pathophysiologie und Therapie des Strabismus deorsoadductorius

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schwerden ab. Die Behandlung erfolgt<br />

operativ [19]. Dazu sollte der Patient in<br />

eine qualifizierte Einrichtung überwiesen<br />

werden, wo neben umfangreichen diagnostischen<br />

Möglichkeiten entsprechende<br />

Erfahrung in der <strong>Therapie</strong> zyklovertikaler<br />

Schielformen vorhanden ist. Bei Vorliegen<br />

eines typischen <strong>Strabismus</strong> <strong>deorsoadductorius</strong><br />

ist die Obliquus-superior-Rücklagerung<br />

der Eingriff der ersten Wahl,<br />

wenngleich sie die Schielwinkel in vielen<br />

Fällen nicht vollständig korrigiert. Schon<br />

die Reduktion kann jedoch für beschwerdefreies<br />

Binokularsehen ausreichen. Als<br />

Zugang ist eine radiäre Bindehaut-Tenon-<br />

Eröffnung temporal <strong>des</strong> Rectus superior<br />

geeignet. Mit einem Schielhaken unter<br />

dem Rectus superior wird das Auge nach<br />

unten rotiert. Besonderes Augenmerk gilt<br />

der Darstellung der Obliquus-Sehneninsertion<br />

bis zu ihrem dorsalen, nasalen<br />

Rand, wobei auf Insertionsanomalien zu<br />

achten ist. Die komplette Abtrennung<br />

der Sehne von der Sklera muss gewährleistet<br />

sein. Übliche Rücklagerungsstrecken<br />

liegen um 10 mm, von der Vorderkante<br />

der Insertion gemessen. Die Sehne<br />

kommt dann nasal <strong>des</strong> Rectus superior<br />

zum Liegen. Die Refixation darf nicht zu<br />

limbusnah erfolgen (Orientierungswert:<br />

13 mm Limbusabstand), um kein Senkungsdefizit<br />

in Abduktion zu induzieren.<br />

Kunststoff-Interponate [39; 40] sollen die<br />

Literatur<br />

1. Ansons AM, Davis H (2001) Diagnosis and management<br />

of ocular motility disorders. Blackwell Science,<br />

Oxford<br />

2. Boergen KP (1990) Endokrine Orbitopathie – Symptomatik,<br />

Diagnostik, <strong>Therapie</strong>. Therapeutische Umschau<br />

47: 270-278<br />

3. Brodsky MC, Donahue SP (2001) Primary oblique<br />

muscle overaction. The brain throws a wild pitch.<br />

Arch Ophthalmol 119: 1307-1314<br />

4. Duane A (1905) Congenital deficiency of abduction<br />

associated with impairment of adduction, retraction<br />

movements, contraction of the palpebral fissure and<br />

oblique movements of the eye. Arch Ophthalmol 43:<br />

133-140<br />

5. Ela-Dalman N, Velez FG, Demer JL, Rosenbaum AL<br />

(2008) High-resolution magnetic resonance imaging<br />

M. Gräf, B. Lorenz: <strong>Pathophysiologie</strong> <strong>und</strong> <strong>Therapie</strong> <strong>des</strong> <strong>Strabismus</strong> <strong>deorsoadductorius</strong><br />

(unter Umständen gar nicht erwünschte)<br />

differenzierte Kraftübertragung auf die<br />

normale Sehneninsertion gewährleisten,<br />

bergen aber Komplikationsrisiken <strong>und</strong><br />

lassen keinen Vorteil erkennen, der diese<br />

Risiken rechtfertigt. Die Tatsache, dass<br />

ein <strong>Strabismus</strong> <strong>deorsoadductorius</strong> durch<br />

eine großstreckige, korrekt durchgeführte<br />

Obliquus-superior-Rücklagerung in manchen<br />

Fällen nur gering beeinflusst wird,<br />

zeigt, dass die Störung nicht gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

auf einer Obliquus-superior-Überaktivität<br />

basiert, denn in dem Fall wäre ein starker<br />

Effekt zu erwarten. Bei zu geringem<br />

Operationseffekt kommt als Zweiteingriff<br />

die Faltung bzw. Vorlagerung <strong>des</strong> ipsilateralen<br />

Obliquus inferior in Zugrichtung<br />

<strong>des</strong> Muskels (mit stärkerer zyklorotatorischer<br />

Wirkung) oder eine Rücklagerung<br />

<strong>des</strong> kontralateralen Rectus superior (mit<br />

geringerer zyklorotatorischer Wirkung)<br />

in Betracht. Die Obliquus-inferior-Vorlagerung<br />

wurde auch als Ersteingriff beschrieben<br />

[9]. In ausgeprägten Fällen ist<br />

eine primäre kombinierte Obliquusoperation<br />

sinnvoll. Eine völlige Normalisierung<br />

<strong>des</strong> Motilitätsmusters ist bei gering<br />

ausgeprägter Störung möglich, bei ausgeprägten<br />

Formen können die Schielwinkel<br />

reduziert werden, was häufig für ein<br />

beschwerdefreies Binokularsehen im Gebrauchsblickfeld<br />

genügt.<br />

demonstrates reduced inferior oblique muscle size in<br />

isolated inferior oblique palsy. J AAPOS 12: 602-607<br />

6. Esser J (1995) Mechanisch bedingte Motilitätsstörungen.<br />

Ophthalmologe 92: 877-900<br />

7. Féric-Seiwerth F, Celic M (1972) A contribution to<br />

the knowledge of tendon sheath syndrome (Brown’s<br />

syndrome), a report of two bilateral cases. In: Orthoptics<br />

– Proceedings of the Second International<br />

Orthoptic Congress, Amsterdam, 11-13 May 1971<br />

(Hrsg: Fells P) Excerpta Medica: 354-359<br />

8. Fink WH (1962) Surgery of the Vertical Muscles of<br />

the Eye. Thomas, Springfield<br />

9. Förster W, Lainck A, Markodimitrakis H, Gerding H,<br />

Busse H (1995) Einseitige Faltung <strong>und</strong> Vorlagerung<br />

<strong>des</strong> Musculus obliquus inferior zur Behandlung von A-<br />

Inkomitanzen. Klin Monatsbl Augenheilkd 207: 305-309<br />

10. Gräf M (2003) Augenbewegungsstörungen bei endokriner<br />

Orbitopathie – Symptomatologie <strong>und</strong> Klinik.<br />

Z prakt Augenheilkd 24: 289-294<br />

Bei Vorliegen eines typischen<br />

<strong>Strabismus</strong> <strong>deorsoadductorius</strong><br />

ist die Obliquus-superior-Rücklagerung<br />

der Eingriff der ersten<br />

Wahl,<br />

Bei zu geringem Operationseffekt<br />

kommt als Zweiteingriff die<br />

Faltung bzw. Vorlagerung <strong>des</strong><br />

ipsilateralen Obliquus inferior in<br />

Zugrichtung <strong>des</strong> Muskels oder<br />

eine Rücklagerung <strong>des</strong> kontralateralen<br />

Rectus superior in<br />

Betracht.<br />

Z. prakt. Augenheilkd. 30: 345 - 354 (2009) 353

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