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Interview mit Roger Schawinski - UnternehmerZeitung

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12<br />

WIRTSCHAFT<br />

leicht nicht wirklich sinnvoll. Darum haben wir<br />

eine Hörerbefragung gemacht. Die meisten von<br />

uns ausgewählten Songs kommen gut an, aber<br />

wenn ein Lied, das mir gefällt, nur bei 20 Prozent<br />

der Hörer auf Zustimmung stösst, macht<br />

es keinen Sinn, es weiter zu spielen.<br />

Sie müssen nun also über Ihren Schatten<br />

springen, wenn die Musikredaktion Songs<br />

auswählt, die Ihnen nicht gefallen?<br />

Es gibt Titel, die ich nicht so optimal finde, natürlich.<br />

Ich glaube aber, das ist auch richtig so.<br />

Marktforschung spielt heute eine sehr grosse<br />

Rolle bei allen Medien. Beim Fernsehen steht<br />

Marktforschung noch weit mehr im Vordergrund.<br />

Hätte ich bei Sat1 nur Sendungen gespielt,<br />

die ich schauen will, wäre dies kaum erfolgreich<br />

gewesen.<br />

Weil es beim Fernsehen immer um die Quote<br />

geht, die über Erfolg und Misserfolg bei<br />

den Werbekunden entscheidet.<br />

Das gilt für alle Medien. Wenn der Zeitungsartikel<br />

nicht interessant ist, wird er nicht gelesen.<br />

Entscheidend ist es, ein Konzept zu haben,<br />

hinter dem ich stehen kann. Das ist bei Radio1<br />

der Fall. Sat1 hingegen ist ein Sender für die<br />

ganz breite Masse, da gab es auch Sendungen,<br />

die ich mir nie so richtig angeschaut habe, die<br />

aber beim Publikum sehr gut ankamen. Mit Radio1<br />

mache ich ein Produkt, das ich selber hören<br />

möchte.<br />

Was macht Radio1 besser als Radio DRS?<br />

Ich würde nicht behaupten es besser zu machen.<br />

DRS ist seit Jahren etabliert und hat viel<br />

mehr Mittel und Möglichkeiten. Sie haben eine<br />

180-köpfige Nachrichtenredaktion, da können<br />

wir nicht voll dagegen halten. Ich glaube aber,<br />

wir sind viel schneller und direkter. Ich habe<br />

Radio1 als Live-Medium neu konzipiert, das<br />

nicht alles ab Konserve sendet, das Breaking<br />

News liefert und persönlich ist.<br />

Brauchen wir öffentlich-rechtliches Radio<br />

und Fernsehen?<br />

Ich möchte öffentlich-rechtliche Sender nicht<br />

grundsätzlich in Frage stellen, denke aber, die<br />

Möglichkeiten der SRG sind so gross, dass dort<br />

Ineffizienzen einfach toleriert werden, weil sie<br />

finanzierbar sind. An der Spitze der SRG stehen<br />

Leute, die gar keine Ahnung vom Medium<br />

haben.<br />

Weil sie aus politischem Kalkül bestimmt<br />

werden?<br />

Ja klar. Armin Walpen ist Jurist. Ich habe Sendungen<br />

konzipiert, entwickelt und moderiert.<br />

Ich habe ganze Sender aufgebaut und geleitet<br />

und verfüge über einen journalistischen Background.<br />

So kann man völlig anders <strong>mit</strong> dem Medium<br />

umgehen, als dies die heutige Führung<br />

der SRG kann.<br />

«Radio ist dermassen schnell, das entspricht<br />

meinem Temperament.»<br />

Sie sind ein Verfechter privater Medien. Was<br />

ist schlecht an einer starken SRG, die sich<br />

gegen die weit potenteren, ausländischen<br />

Medienkonzerne behaupten muss. Braucht<br />

es nicht einen starken Schweizer Sender?<br />

Erstens: Mit dieser These können Sie sich sofort<br />

als Pressesprecher bei der SRG bewerben.<br />

Zweitens: Ich habe mich nicht gegen eine starke<br />

SRG gestellt, wir brauchen aber auch beim<br />

Fernsehen Konkurrenz. Mittlerweile ist die<br />

Schweiz das einzige Land weltweit, das nur<br />

ein einziges landesweites Fernsehen <strong>mit</strong> nationalen<br />

Informationen hat. Ausgerechnet beim<br />

Leitmedium Fernsehen haben wir ein Informationsmonopol,<br />

was absolut undemokratisch<br />

ist. Hätten wir nur noch eine Zeitung, gäbe es<br />

einen Aufschrei der Empörung. Dass ein Sender<br />

<strong>mit</strong> politischen Sendungen ein Monopol<br />

hat, ist für mich ein Skandal. Es wäre auf gesetzlicher<br />

Basis möglich gewesen, nebst der<br />

SRG eine qualitativ hochstehende, private Fernsehlandschaft<br />

zu ermöglichen. Das gleiche gilt<br />

im Übrigen auch für das Radio, wo DRS auf<br />

sprachnationaler Ebene ebenfalls konkurrenzlos<br />

ist.<br />

Was braucht es, da<strong>mit</strong> private Sender landesweit<br />

erfolgreich operieren können?<br />

Ein neues Gesetz. Heute hat die SRG ein Gebührenmonopol<br />

und kann gleichzeitig Werbung<br />

schalten wie die Privaten. In Deutschland<br />

dürfen die Öffentlich-Rechtlichen nach 20 Uhr<br />

keine Werbung mehr machen. Da dort die Öffentlich-Rechtlichen<br />

Gebührengelder erhalten,<br />

werden die Privaten bei der Werbung bevorzugt.<br />

Bei uns wollte man diese Konkurrenz bewusst<br />

verhindern.<br />

Die Möglichkeiten lauten folglich: weniger<br />

Werbung bei der SRG oder mehr Gebührengelder<br />

für die Privaten.<br />

Da wir ausländische Werbefenster haben, geht<br />

es nicht, der SRG ein Werbeverbot nach 20 Uhr<br />

auferlegen zu wollen – davon würden nur die<br />

ausländischen Sender profitieren. Mein Vor-<br />

Bilder: m. jorquera

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