Interview mit Roger Schawinski - UnternehmerZeitung
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WIRTSCHAFT<br />
leicht nicht wirklich sinnvoll. Darum haben wir<br />
eine Hörerbefragung gemacht. Die meisten von<br />
uns ausgewählten Songs kommen gut an, aber<br />
wenn ein Lied, das mir gefällt, nur bei 20 Prozent<br />
der Hörer auf Zustimmung stösst, macht<br />
es keinen Sinn, es weiter zu spielen.<br />
Sie müssen nun also über Ihren Schatten<br />
springen, wenn die Musikredaktion Songs<br />
auswählt, die Ihnen nicht gefallen?<br />
Es gibt Titel, die ich nicht so optimal finde, natürlich.<br />
Ich glaube aber, das ist auch richtig so.<br />
Marktforschung spielt heute eine sehr grosse<br />
Rolle bei allen Medien. Beim Fernsehen steht<br />
Marktforschung noch weit mehr im Vordergrund.<br />
Hätte ich bei Sat1 nur Sendungen gespielt,<br />
die ich schauen will, wäre dies kaum erfolgreich<br />
gewesen.<br />
Weil es beim Fernsehen immer um die Quote<br />
geht, die über Erfolg und Misserfolg bei<br />
den Werbekunden entscheidet.<br />
Das gilt für alle Medien. Wenn der Zeitungsartikel<br />
nicht interessant ist, wird er nicht gelesen.<br />
Entscheidend ist es, ein Konzept zu haben,<br />
hinter dem ich stehen kann. Das ist bei Radio1<br />
der Fall. Sat1 hingegen ist ein Sender für die<br />
ganz breite Masse, da gab es auch Sendungen,<br />
die ich mir nie so richtig angeschaut habe, die<br />
aber beim Publikum sehr gut ankamen. Mit Radio1<br />
mache ich ein Produkt, das ich selber hören<br />
möchte.<br />
Was macht Radio1 besser als Radio DRS?<br />
Ich würde nicht behaupten es besser zu machen.<br />
DRS ist seit Jahren etabliert und hat viel<br />
mehr Mittel und Möglichkeiten. Sie haben eine<br />
180-köpfige Nachrichtenredaktion, da können<br />
wir nicht voll dagegen halten. Ich glaube aber,<br />
wir sind viel schneller und direkter. Ich habe<br />
Radio1 als Live-Medium neu konzipiert, das<br />
nicht alles ab Konserve sendet, das Breaking<br />
News liefert und persönlich ist.<br />
Brauchen wir öffentlich-rechtliches Radio<br />
und Fernsehen?<br />
Ich möchte öffentlich-rechtliche Sender nicht<br />
grundsätzlich in Frage stellen, denke aber, die<br />
Möglichkeiten der SRG sind so gross, dass dort<br />
Ineffizienzen einfach toleriert werden, weil sie<br />
finanzierbar sind. An der Spitze der SRG stehen<br />
Leute, die gar keine Ahnung vom Medium<br />
haben.<br />
Weil sie aus politischem Kalkül bestimmt<br />
werden?<br />
Ja klar. Armin Walpen ist Jurist. Ich habe Sendungen<br />
konzipiert, entwickelt und moderiert.<br />
Ich habe ganze Sender aufgebaut und geleitet<br />
und verfüge über einen journalistischen Background.<br />
So kann man völlig anders <strong>mit</strong> dem Medium<br />
umgehen, als dies die heutige Führung<br />
der SRG kann.<br />
«Radio ist dermassen schnell, das entspricht<br />
meinem Temperament.»<br />
Sie sind ein Verfechter privater Medien. Was<br />
ist schlecht an einer starken SRG, die sich<br />
gegen die weit potenteren, ausländischen<br />
Medienkonzerne behaupten muss. Braucht<br />
es nicht einen starken Schweizer Sender?<br />
Erstens: Mit dieser These können Sie sich sofort<br />
als Pressesprecher bei der SRG bewerben.<br />
Zweitens: Ich habe mich nicht gegen eine starke<br />
SRG gestellt, wir brauchen aber auch beim<br />
Fernsehen Konkurrenz. Mittlerweile ist die<br />
Schweiz das einzige Land weltweit, das nur<br />
ein einziges landesweites Fernsehen <strong>mit</strong> nationalen<br />
Informationen hat. Ausgerechnet beim<br />
Leitmedium Fernsehen haben wir ein Informationsmonopol,<br />
was absolut undemokratisch<br />
ist. Hätten wir nur noch eine Zeitung, gäbe es<br />
einen Aufschrei der Empörung. Dass ein Sender<br />
<strong>mit</strong> politischen Sendungen ein Monopol<br />
hat, ist für mich ein Skandal. Es wäre auf gesetzlicher<br />
Basis möglich gewesen, nebst der<br />
SRG eine qualitativ hochstehende, private Fernsehlandschaft<br />
zu ermöglichen. Das gleiche gilt<br />
im Übrigen auch für das Radio, wo DRS auf<br />
sprachnationaler Ebene ebenfalls konkurrenzlos<br />
ist.<br />
Was braucht es, da<strong>mit</strong> private Sender landesweit<br />
erfolgreich operieren können?<br />
Ein neues Gesetz. Heute hat die SRG ein Gebührenmonopol<br />
und kann gleichzeitig Werbung<br />
schalten wie die Privaten. In Deutschland<br />
dürfen die Öffentlich-Rechtlichen nach 20 Uhr<br />
keine Werbung mehr machen. Da dort die Öffentlich-Rechtlichen<br />
Gebührengelder erhalten,<br />
werden die Privaten bei der Werbung bevorzugt.<br />
Bei uns wollte man diese Konkurrenz bewusst<br />
verhindern.<br />
Die Möglichkeiten lauten folglich: weniger<br />
Werbung bei der SRG oder mehr Gebührengelder<br />
für die Privaten.<br />
Da wir ausländische Werbefenster haben, geht<br />
es nicht, der SRG ein Werbeverbot nach 20 Uhr<br />
auferlegen zu wollen – davon würden nur die<br />
ausländischen Sender profitieren. Mein Vor-<br />
Bilder: m. jorquera