BlickPunkt BlickPunkt - DJV Baden-Württemberg
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<strong>BlickPunkt</strong><br />
das Medienmagazin des Deutschen Journalisten-Verbandes <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
Allein im Büro:<br />
Immer wieder<br />
sonntags<br />
Dienst<br />
Seite 6<br />
Wo wir stehen, was wir wollen,<br />
wohin wir gehen<br />
Ausblick von Thomas Godawa Seite 3<br />
Tarifrunde Print<br />
Verleger brauchen neue Denkmodelle Seite 12<br />
Süddeutscher Journalistentag<br />
Auf die konstruktive Macht des Journalismus besinnen Seite 16<br />
Juni 2013 · 28. Jahrgang · ISSN 0946-9303 · E 11168 F
Journalismus –<br />
mehr als ein Beruf<br />
<strong>DJV</strong> – mehr als<br />
eine Gewerkschaft<br />
EDitorial<br />
Wo wir stehen,<br />
was wir wollen,<br />
wohin wir gehen<br />
Journalisten sind für alle da<br />
Deutscher Journalisten-Verband<br />
Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten<br />
Landesverband <strong>Baden</strong>-Württemberg e.V.<br />
Herdweg 63 · 70174 Stuttgart<br />
Tel. 07 11/222 49 54-0 · Fax 07 11/222 49 54-44<br />
E-Mail: info@djv-bw.de<br />
Deshalb:<br />
Jetzt Mitglied<br />
werden!<br />
www.djv-bw.de<br />
L<br />
iebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
wo wir stehen, werden wir euch in<br />
Zukunft zeitnah mit einem Newsletter<br />
mitteilen, einen ersten habt ihr bereits<br />
bekommen mit dem Ergebnis des Tarifabschlusses<br />
beim SWR. Diese Vorgehensweise<br />
beruht auf einem Beschluss des<br />
Landesvorstandes im Hinblick auf Mitgliederwerbung<br />
und die Ausrichtung auf<br />
die nächste Tarifverhandlung für Tageszeitung.<br />
Dazu gehört auch, dass wir ein<br />
Web-Radio einrichten, das die Kolleginnen<br />
und Kollegen, aber auch andere Interessierte<br />
auf dem Laufenden hält – über<br />
die Tarifverhandlungen und über andere<br />
medienpolitische Themen.<br />
Was wir wollen, haben wir gemeinsam<br />
noch einmal auf der Gesamtvorstandsitzung<br />
des Landesverbandes <strong>Baden</strong>-<br />
Württemberg am 27. April in Karlsruhe<br />
festgehalten: Sechs Prozent mehr Gehalt<br />
und keine weitere Verschlechterung des<br />
Status quo, den wir 2011 verteidigt haben.<br />
Daran hat sich der Landesvorstand in<br />
einer zusätzlichen Sitzung am 22. Mai<br />
auch noch einmal ausgerichtet. Maßgeblich<br />
dafür waren auch die Informationen,<br />
die der 3. Landesvorsitzende Jan Cerny als<br />
Mitglied der Verhandlungskommission<br />
aus den bisherigen Sondierungsgesprächen<br />
mitbringen konnte. Auch ich hatte<br />
die Gelegenheit am Vormittag desselben<br />
Tages Gast zu sein bei der 60. Verlegertagung<br />
des Südwestdeutschen Verlegerverbandes<br />
bei der Schwäbischen Zeitung<br />
in Ravensburg. Hier hatte ich die Gelegenheit<br />
mit Helmut Heinen, dem Präsidenten<br />
des Bundes Deutscher Zeitungsverleger<br />
(BDZV) zu sprechen, ebenso mit<br />
dem Präsidenten des Verbandes der Südwestdeutschen<br />
Zeitungsverleger (VSZV)<br />
Valdo Lehari jr., und dem Geschäftsführer<br />
des VSZV Stephan Bourauel.<br />
Aus diesen Gesprächen habe ich den<br />
persönlichen Eindruck gewonnen, dass<br />
zumindest im Südwesten an einer Verhandlungslösung<br />
für die Tageszeitung gearbeitet<br />
wird. Inwieweit das im gesamten<br />
BDZV durchzusetzen ist, bleibt zunächst<br />
unbeantwortet. Fakt ist auch, dass an Personalkosten<br />
in den Verlagen eingespart<br />
werden soll. Nur auf welchem Wege dies<br />
stattfinden kann, ist bei den Arbeitgebern<br />
nach meinem Dafürhalten strittig.<br />
Was nach meiner Einschätzung gar nicht<br />
geht, ist die Aufhebung des Bestandsschutzes<br />
und die Forderung nach Abschmelzen<br />
von Urlaubs- und Weihnachtsgeld.<br />
Die Frage nach Urlaubstagen<br />
ist auf einer anderen juristischen Ebene<br />
zu klären und fußt auf der aktuellen<br />
Rechtsprechung. Wohin die Reise geht<br />
oder gehen kann, ist für mich noch<br />
schwer abzuschätzen, auch weil die dju in<br />
ver.di mit am Verhandlungstisch sitzt und<br />
nun in die Verhandlungsrunde einsteigen<br />
will. Es gibt Signale aus unseren Reihen<br />
für Streikbereitschaft. Doch wie wir in der<br />
Karlsruher Gesamtvorstandsitzung auch<br />
noch einmal deutlich gemacht haben,<br />
sind wir als Landesverband nicht autonom,<br />
sondern an den Bundesverband<br />
und die anderen <strong>DJV</strong>-Landesverbände<br />
gekoppelt. Noch geht es, auch auf Arbeitgeberseite,<br />
um den Erhalt eines bundesweiten<br />
Flächentarifvertrages.<br />
Wie das auf dem Verhandlungsweg<br />
erreicht werden kann, darum wird noch<br />
gerungen. Nachdem ich diese Zeilen<br />
niedergeschrieben habe, werde ich in<br />
Stuttgart den Verhandlungsführer des<br />
BDZV Georg Wallraf zusammen mit<br />
VSZV-Geschäftsführer Stephan Bourauel<br />
treffen und danach in Berlin mit<br />
unserem Verhandlungsführer Kajo<br />
Döhring sprechen und alle Erkenntnisse<br />
in die Bundesgesamtvorstandssitzung<br />
in Kassel mitnehmen. Ich hoffe sehr,<br />
dann eine klare Orientierung zu bekommen,<br />
wohin wir gehen, welchen Weg<br />
wir beschreiten.<br />
Thomas Godawa<br />
<strong>DJV</strong>-Landesvorsitzender<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
2 · 2013 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 3
Im Blick<br />
INHALT JUNI 2013<br />
Robert Bergmann<br />
3<br />
AUSBLICK<br />
Wo wir stehen, was wir wollen, wohin wir gehen<br />
30<br />
MEDIENNACHRICHTEN<br />
Turbulenzen beim Schwäbischen Tagblatt<br />
W<br />
ährend es andernorts „Landunter“ heißt, hält<br />
der Blickpunkt in seiner zweiten Ausgabe des<br />
Jahres tapfer die Nase über der Wasserkante. Sechs<br />
Prozent mehr Gehalt und keine weitere Verschlechterung<br />
des Status quo ist unser Ziel für die<br />
kommende Tarifauseinandersetzung Tageszeitungen,<br />
macht <strong>Baden</strong>-Württembergs Landesvorsitzender<br />
Thomas Godawa in seinem Editorial auf<br />
Seite 3 deutlich. Mit einem Newsletter und einem<br />
Webradio wolle man die Kommunikation mit den<br />
Mitgliedern weiter verbessern, so Godawa.<br />
Dass wir Journalisten auch an Sonntagen präsent<br />
sein müssen, ist der Branche klar, den Lesern und<br />
Hörern aber nicht immer sofort präsent. In der<br />
Titelgeschichte der aktuellen Ausgabe hat Blickpunkt-Redakteurin<br />
Susann Mathis einige Kollegen<br />
von Rundfunk und Print im Sonntagsdienst besucht.<br />
Es waren trotz Champions League und Unwetter<br />
vergleichsweise ruhige Stunden, die sie im<br />
Mai bei SWR4, bei der Süddeutschen und beim<br />
Südkurier erlebt hat. Mancher Sonntagsdienstler<br />
genießt sogar ein klein wenig das Arbeiten, wenn<br />
die Telefone mal nicht ständig klingeln. Und doch<br />
wird deutlich, wie konzentriert und verantwortungsvoll<br />
in den weitgehend leeren Redaktionsfluren<br />
gearbeitet werden muss, damit am Ende des<br />
Arbeitstages beziehungsweise auf Sendung keine<br />
Fehler passieren. (Seite 6)<br />
Erstmals hat sich der Landesverband wieder am<br />
Süddeutschen Journalistentag im ZDF-Sendezentrum<br />
in Mainz beteiligt. Alles was man über die<br />
dort veranstalteten Foren und Workshops zu zahlreichen<br />
Fragen rund um den Journalismus wissen<br />
muss, steht auf den Seiten 16-22. Hervorragend<br />
besucht war vor allem das von Thomas Godawa<br />
moderierte Forum Lokales. Die spannende Diskussion<br />
über zukunftsträchtigen Lokaljournalismus<br />
mit den Chefredakteuren des Nordbayerischen<br />
Kurier und der Mainpost sowie dem <strong>DJV</strong>-Bundesvorsitzenden<br />
Michael Konken haben wir deshalb<br />
schwerpunktmäßig dokumentiert.<br />
Fast zwei Jahre ist es schon wieder her, dass das<br />
frühere Landesvorstandsmitglied Kathrin Konyen<br />
beim Verbandstag in Essen in den <strong>DJV</strong>-Bundesvorstand<br />
gewählt wurde. Was sie in ihrer neuen Funktion<br />
bislang erreicht hat und warum die Bundesund<br />
die Landesperspektive durchaus nicht immer<br />
deckungsgleich sind, hat uns die 34-Jährige in<br />
einem Interview verraten. (Seite 24)<br />
Dass die grün-rote Landesregierung bei einigen<br />
medienpolitischen Themen ihren Versprechen<br />
noch Taten folgen lassen muss, räumte Sascha<br />
Binder, der neue medienpolitische Sprecher der<br />
SPD in einem Gespräch mit Mitgliedern des<br />
Landesvorstands ein. Der erste Meinungsaustausch<br />
über die Entwicklung der Medienlandschaft<br />
im Land sowie aktuelle medienpolitische Themen<br />
verlief gleichwohl recht harmonisch und konstruktiv.<br />
(Seite 26)<br />
Kunst treibt Millionen Menschen um und kostet<br />
auch den ein oder anderen Euro. Die frisch umgebaute<br />
Kunsthalle in Mannheim inspizierte der <strong>DJV</strong>-<br />
Kreisverband Mannheim und Heidelberg kürzlich<br />
bei einem Besuch vor Ort. Und auch das komplett<br />
sanierte alte Theater in der Heidelberger Altstadt<br />
nahmen die Mitglieder unter die Lupe (Seite 32).<br />
Der Kreisverband Ludwigsburg hat mit Peter<br />
Widenhorn, dem Sprecher der Ludwigsburger<br />
Polizeidirektion, gesprochen und dabei erfahren,<br />
mit welchen Fragen Journalisten einen gestandenen<br />
Polizisten nerven können. (Seite 34)<br />
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IMMER WIEDER SONNTAGS DIENST<br />
Journalisten am Wochenende<br />
TARIFAUSEINANDERSETZUNG<br />
Tarifrunde Print<br />
Verleger brauchen neue Denkmodelle<br />
SWR Tarifabschluss<br />
Mehr Geld mit sozialer Komponente<br />
Vergütungsregeln Zeitungsfotos<br />
<strong>DJV</strong> und dju für gemeinsame Vergütungsregelen<br />
VERBAND<br />
Süddeutscher Journalistentag<br />
Auf die konstruktive Macht des Journalismus besinnen<br />
Das „Forum Lokales“ beim Süddeutschen<br />
Journalistentag<br />
Fachausschuss Chancengleichheit<br />
Smartmob für gerechte Löhne<br />
Botschafterin der Interessen <strong>Baden</strong>-Württembergs<br />
Interview mit Kathrin Konyen<br />
MEDIENPOLITIK<br />
Mit Grün-Rot unterwegs auf der medienpolitischen<br />
Baustelle<br />
Countdown: Private Radiolandschaft steht<br />
vor Neuordnung<br />
Ungarn: Besorgnis aus Freundschaft<br />
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39<br />
Offener Brief an Stuttgarter Wohnungsund<br />
Städtebaugesellschaft<br />
Pressefotografie und Polizei: Dürfen Journalisten<br />
Einsätze der Polizei fotografieren?<br />
AUS DEN KREISEN<br />
Millionenprojekte für die Kunst<br />
KV Mannheim/Heidelberg besucht Kunsthalle<br />
Mannheim<br />
Wahlen zum Kreisvorstand und Tücken<br />
eines Informationsfreiheitsgesetzes<br />
KV Mannheim/Heidelberg<br />
„Angelogen wird bei uns niemand“<br />
KV Ludwigsburg zu Besuch bei der Polizei<br />
KULTURTIPP<br />
Anton Hunger rechnet ab mit der<br />
Medienbranche: Blattkritik<br />
AUS- UND WEITERBILDUNG<br />
Seminare der Journalisten-Akademie<br />
IMPRESSUM / JUBILARE<br />
Allein im Büro:<br />
Immer wieder<br />
sonntags<br />
Dienst<br />
Seite 6
JournalistEn am WochEnEnDE<br />
JournalistEn am WochEnEnDE<br />
Immer wieder sonntags Dienst<br />
Bei strömendem Regen ist die Straße menschenleer, ein einzelnes<br />
Auto hält auf dem Parkplatz, die Fahrerin steigt aus und<br />
eilt zum Verlagsgebäude. Die Arbeit am nässesten Mai-Sonntag<br />
seit Jahren kann beginnen. Die offenen Türen geben den Blick<br />
frei auf leere Büros, das Haus ist ein behaglicher aber verlassener<br />
Bienenstock.<br />
Von Susann Mathis<br />
Maja Nötzel ist müde, der gestrige Abend<br />
war lang. Die Moderatorin und Reporterin<br />
vom SWR 4 Radio Stuttgart hat an<br />
diesem Wochenende Bereitschaft und<br />
außerdem eine eigene Geschichte vorbereitet:<br />
Gemeinsam mit einem Dortmund-<br />
und einem Bayern-Fan hat sie das<br />
Champions League Finale am Vorabend<br />
verfolgt, diskutiert und mitgeschnitten.<br />
Aus diesen O-Tönen schneidet sie nun<br />
am Sonntag Vormittag einen Beitrag für<br />
Radio Stuttgart zusammen, der zwischen<br />
13 und 14 Uhr gesendet werden wird.<br />
Seit neun Uhr ist sie in der Redaktion. Sie<br />
rechnet mit etwa drei Stunden Arbeit für<br />
das Schneiden und Vertonen ihres Beitrags.<br />
Nötzel beschreibt: „Natürlich plant<br />
man an einem Bereitschaftswochenende<br />
ganz anders. Von Freitag 18 Uhr bis<br />
Montag 8 Uhr kann man jederzeit vom<br />
Chef vom Dienst zu einer Story geschickt<br />
werden, daher bleibt das Handy an. Ausflüge<br />
zu weiter entfernten Orten sind genauso<br />
tabu, wie ein längerer Aufenthalt<br />
in einem Funkloch oder etwa Alkohol.“<br />
Rund ein Mal pro Monat ist die Moderatorin<br />
und Reporterin Nötzel zum Wo-<br />
Maja Nötzel bei den letzten Korrekturen an ihrem Radiobeitrag. Foto: Susann Mathis<br />
Ein einzelner Becher in einer makellosen<br />
Kaffeeküche. Foto: Susann Mathis<br />
chenenddienst eingeteilt, unzufrieden ist<br />
sie damit nicht: „Der SWR zahlt für die<br />
Bereitschaft, und wenn man es genau<br />
nimmt, verdiene ich mein Geld im<br />
Schlaf.“<br />
In der makellos sauberen Kaffeeküche<br />
wurde ein einzelner benutzter Kaffeebecher<br />
abgespült und zum Trocknen<br />
umgedreht. Man könne, so alleine, endlich<br />
einmal konzentriert arbeiten, sagen<br />
viele Kolleginnen und Kollegen in den<br />
Lokalredaktionen und beschreiben, dass<br />
das aber auch gerade am Wochenende<br />
wirklich notwendig sei. Denn die professionellen<br />
Pressestellen, etwa Gemeinden,<br />
lieferten am Sonntag nur selten eine<br />
Pressemitteilung, allenfalls eine präzise,<br />
aber auf Behördendeutsch formulierte<br />
Polizeimeldung.<br />
Dagegen kämen gerade am Wochenende<br />
auf die Lokalredaktionen Texte der<br />
Nicht-Profis zu, sagt eine Kollegin, die<br />
Die Kehrseite der Sonntagsruhe: Kein Feedback von Kollegen.<br />
aber keinen ihrer Zuträger verprellen<br />
und daher in diesem Artikel ungenannt<br />
bleiben möchte: „Am Wochenende erhalten<br />
wir viele Neuigkeiten und Veranstaltungshinweise<br />
von Vereinen und<br />
Initiativen. Diese müssen dann stark<br />
überarbeitet werden, da bleiben von 200<br />
Zeilen oft gerade mal 80“.<br />
„Die Redakteure haben viele Fakten zu<br />
checken, die vergessen oder gar falsch<br />
aufgeführt wurden.“ Einen besonders<br />
großen Zeitaufwand müsse man in die<br />
Bildunterschriften stecken, gerade hier<br />
seien die Nicht-Profis leider oft wenig<br />
präzise. Doch die Sorgfalt, die man hier<br />
walten lässt, wird langfristig belohnt.<br />
Die Menschen interessieren<br />
sich am meisten dafür,<br />
was an ihrem Wohnort,<br />
in ihrer unmittelbaren<br />
Umgebung geschieht.<br />
Denn die Menschen interessieren sich<br />
am meisten dafür, was an ihrem Wohnort,<br />
in ihrer unmittelbaren Umgebung<br />
geschieht. So grenzenlos unsere Informationswelt<br />
heute auch ist, so schnell wir<br />
auch die Bits und Bytes durch die Welt<br />
schicken, so leben die meisten doch an<br />
Jörn Ludwig bereitet die Lokalseiten<br />
Mosbach vor. Foto: Stephanie Kern<br />
einem Ort, atmen dort die Luft, schicken<br />
dort die Kinder in die Schule – oder nehmen<br />
eben dort die Bahn. Und dort liegen<br />
eben auch die Aufgaben und Chancen<br />
des Lokaljournalismus.<br />
Foto: Susann Mathis<br />
Jörn Ludwig und seine Kollegin sind<br />
heute zu zweit, um die Lokalseiten Mosbach<br />
für die Rhein-Neckar-Zeitung für<br />
den nächsten Tag vorzubereiten. Üblicherweise<br />
produzieren sie fünf Lokalseiten<br />
täglich, manchmal auch mehr, heute<br />
werden sie sich mit vier Seiten begnügen.<br />
„Wir haben jedoch nur wenig Stehsatz“,<br />
sagt Ludwig, „auch am Wochenende ist<br />
unsere Zeitung immer aktuell.“ Sonntagvormittag<br />
haben sie das Material<br />
schon gesichtet und die E-Mails abgearbeitet.<br />
Nun planen sie das Blatt. Der Aufmacher<br />
des Lokalteils wird vom Kinderferienprogramm<br />
handeln. In der Regel<br />
versuchen sie, am Wochenende zu dritt<br />
in der Redaktion zu sein, aber in der Ferienbedingten<br />
Flaute dieses Wochenendes<br />
werden sie es auch zu zweit schaffen,<br />
gegen 17 Uhr fertig zu sein. Auch Jörn<br />
Ludwig arbeitet ganz gerne sonntags,<br />
„wenn das Telefon nicht dauernd klingelt“.<br />
Außerdem gelänge es ihm und seinen<br />
Kollegen gut, zeitnah die freien Tage<br />
zu nehmen, sagt er: „Man muss es einfach<br />
machen.“<br />
6 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 2 · 2013<br />
2 · 2013 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 7
JournalistEn am WochEnEnDE<br />
Genauso genießt Philipp Zieger vom<br />
Südkurier mal einen Ausnahmetag<br />
mit erheblich weniger Anrufen und Meetings.<br />
Ab mittags wird auch er zunächst<br />
Post, Mail und Faxe sichten und dann,<br />
das ist speziell an den Sonntagen, die<br />
Texte der Freien redigieren. (Unter der<br />
Philipp Zieger beim Sonntagsdienst beim<br />
Südkurier. Foto: Oliver Hanser<br />
Woche erledigen das Redakteure am<br />
Newsdesk, an dem Mediengestalter auch<br />
die Seiten gestalten). Parallel dazu wird<br />
er Online mit Auszügen aus Texten und<br />
Polizeinachrichten bedienen. Erst wenn<br />
alles, was von außen kommt, so weit<br />
erledigt ist, wird er im zweiten Teil<br />
des Tages dann seine eigenen Texte<br />
schreiben.<br />
Wenn das Telefon<br />
nicht klingelt<br />
Beim SWR 4 ist heute Mike Böger der<br />
Chef vom Dienst, ein alter Hase im Radiogeschäft.<br />
Er hatte heute bisher keine<br />
Aufträge für Maja Nötzel. Das liegt auch<br />
an Bögers Erfahrung: „Man lernt mit<br />
den Jahren „gewichten“. Heute schicke<br />
ich nur dann einen Reporter raus, wenn<br />
ich seinen Beitrag auch sicher senden<br />
werde.“ Während im Studio die Kollegin<br />
Susanne Kurz on air ist, arbeitet Mike<br />
Böger am CVD-Tisch oben im SWR4<br />
Büro Stuttgart. Die Radiosendung läuft<br />
leise nebenher: „So kann ich im Notfall –<br />
sei es, dass die Stimme wegbricht, die<br />
Technik ausfällt oder aktuell etwas Berichtenswertes<br />
geschieht – immer die<br />
Kollegen, die gerade auf Sendung sind,<br />
unterstützen.“ Nebenher flimmert wie<br />
Radio sendet immer: Susanne Kurz<br />
moderiert "Am Sonntagnachmittag"<br />
auf SWR4. Foto: Susann Mathis<br />
immer stumm der Fernseher, die Laufzeilen<br />
geben aktuelle Hinweise. Auch für<br />
Böger ist dieser Sonntag ein außergewöhnlich<br />
ruhiger Tag, doch er kennt das<br />
genaue Gegenteil, denn er hatte Bereitschaft<br />
an dem Wochenende der Reaktorkatastrophe<br />
in Fukushima. Heute<br />
bereitet er vor allem seine Sendung „Aktuell“<br />
vor, die von 17 bis 18 Uhr gesendet<br />
wird. Er schreibt seine Moderationen<br />
und beobachtet nebenher alle Agentur-<br />
News, denn das letzte Wort über seine<br />
Sendung in vier Stunden ist noch lange<br />
nicht gesprochen.<br />
Mike Böger schreibt seine Moderationen für seine Sendung "Aktuell um Fünf".<br />
Foto: Susann Mathis<br />
8 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 2 · 2013<br />
2 · 2013 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 9
JournalistEn am WochEnEnDE<br />
JournalistEn am WochEnEnDE<br />
Großraumbüro am Wochenende<br />
In der Münchner iPad-Redaktion der<br />
Süddeutschen Zeitung arbeitet unterdessen<br />
seit halb elf die Ulmer Kollegin aus<br />
dem <strong>DJV</strong> Bundesvorstand Kathrin Konyen.<br />
An diesem Sonntag ist Sie für<br />
„München und Region“ zuständig. In<br />
München ist der Regen schon fast<br />
Schnee. Konyen, Pauschalistin bei der<br />
Süddeutschen Zeitung, arbeitet zurzeit<br />
häufig an den Wochenenden, zum Ausgleich<br />
für viele Wochentage, die sie für<br />
ihre <strong>DJV</strong>-Arbeit braucht und nicht in der<br />
Redaktion sein kann.<br />
Die Montagszeitung<br />
Foto: Susann Mathis<br />
Zurück zu Philipp Zieger in der Redaktion<br />
des Konstanzer Südkuriers: Das Interview<br />
für die Rubrik „Auf einen Kaffee<br />
mit“ ist schon vorbereitet, einzig auf der<br />
Konstanzs Verkehr sein, der unter dem<br />
massiven Einkaufstourismus aus der<br />
Schweiz leidet. So gerne die Geschäftsleute<br />
Kunden aus der Schweiz empfangen,<br />
so drängend sind die Bürgerinnen<br />
und Bürger an einer Verkehrslösung interessiert.<br />
Ein exemplarisch gutes Thema<br />
für eine Lokalzeitung, hier kann sie ihrer<br />
ureigenen Aufgabe nachgehen und vor<br />
Ort recherchieren, Positionen darstellen<br />
und ihre Leserinnen und Leser einbeziehen.<br />
Die Mosbacher Seiten der Rhein-Neckar-<br />
Zeitung bekommen derweil massiv die<br />
Auswirkungen des schlechten Wetters zu<br />
spüren: Die angekündigte Monster-<br />
Truck-Show ist buchstäblich ins Wasser<br />
gefallen, nur zehn Besucher hatten sich<br />
auf ein schlammiges Spektakel einlassen<br />
wollen, das war den Veranstaltern zu<br />
wenig. Damit muss nun auch die Zeitung<br />
auf spektakuläre Bilder verzichten. Das<br />
ist eine gute Nachricht für die Kommunalpolitik,<br />
denn von dieser Lücke profitiert<br />
der Bericht aus dem Limbacher<br />
Gemeinderat – seine jüngste Sitzung,<br />
seine Beschlüsse über Etats und Zukunftsprojekte<br />
werden nun ausführlicher<br />
gewürdigt.<br />
dazu. Für die restlichen 15 Artikel wartet<br />
Konyen nun auf die Texte der Kollegen,<br />
die Bilder hat sie schon zusammengesucht.<br />
Im Ressort „München und Region“<br />
gibt es nur wenige Videos zur<br />
Anreicherung. Konyen schreibt nun die<br />
Teaser und prüft alle Module auf Formalia,<br />
18:40 Uhr drückt der Produktionsleiter<br />
auf den Knopf, die iPad Ausgabe wird<br />
veröffentlicht. Dann arbeitet der Spätdienst<br />
bis etwa 23 Uhr noch Aktualisierungen<br />
ein.<br />
19 Uhr ist der Konstanzer Philipp Zieger<br />
auf der Zielgeraden. Um halb fünf hatte<br />
es zwar noch einen Autounfall an einem<br />
„Kunstkreisel“ genannten Kreisverkehr<br />
gegeben, doch insgesamt geht nun ein<br />
ruhiges Wochenende zu Ende. Nun wird<br />
Zieger noch ein paar Texte gegenlesen<br />
und letzte Bilder prüfen, bis halb neun, so<br />
schätzt er, wird er fertig sein. Und über<br />
was hat er nun seine Glosse geschrieben?<br />
Zieger lacht, da war die Realität besser als<br />
alles, was man sich ausdenken kann: Am<br />
frühen Sonntag Morgen wurde die Polizei<br />
gerufen, weil sich verdächtige Personen in<br />
Tarnkleidung getroffen hätten, auch von<br />
einem Schusswechsel war die Rede. Tatsächlich<br />
handelte es sich um eine Ministrantengruppe<br />
und die Schüsse, die der<br />
Anrufer gehört haben wollte, waren Böller,<br />
mit denen die Ministranten nachts<br />
vor den Zelten anderen Ministranten<br />
einen Schreck einjagen wollten.<br />
Zeitungen sind das reichweitenstärkste<br />
Angebot im Internet<br />
Die ZMG Zeitungs Marketing Gesellschaft<br />
meldet, dass ein Drittel der Deutschen<br />
die Regionalzeitungen online liest.<br />
Damit seien Zeitungen das reichweitenstärkste<br />
Angebot im Internet – vor T-Online<br />
und eBay. Umfragen zeigen, dass Informationen<br />
aus Zeitungen immer noch<br />
mit Abstand die größte Glaubwürdigkeit<br />
in der Bevölkerung besitzen. Das sind<br />
hervorragende Voraussetzungen, in einer<br />
immer komplizierteren Welt durch gut<br />
recherchierten Journalismus Anker und<br />
Positionen zu liefern. Aber natürlich ist<br />
es nicht einfach, für den Journalismus<br />
optimistische Zukunftsszenarien zu entwerfen,<br />
während dramatische Einbrüche<br />
von Auflagen regionaler Zeitungen aber<br />
auch überregionaler Magazine gemeldet<br />
werden.<br />
Dennoch plädierte „Zeit“-Chefredakteur<br />
Giovanni di Lorenzo auf dem Forum<br />
Lokaljournalismus für ein Ende der<br />
brancheneigenen Schwarzmalerei. ‚Du<br />
sollst Deine eigenen Produkte nicht<br />
schlechtreden‘, sei ein einfaches und<br />
uraltes unternehmerisches Gebot. Die<br />
Gesamtauflage sinkt, das sei wahr, aber in<br />
der Gegenwart gilt, dass „wir in Deutschland<br />
die besten, die unabhängigsten<br />
Medien der Welt haben“. Sogar montags.<br />
Die Arbeit in der iPad-Redaktion am<br />
Wochenende ist wie die Arbeit unter der<br />
Woche – nur mit weniger Konferenzen.<br />
Die iPad-Redaktion arbeitet die Inhalte<br />
der Print-Ausgabe in die Module<br />
der Tablet-Ausgabe ein. Dies geschieht, in<br />
enger Zusammenarbeit mit der Printredaktion,<br />
an einem eigenen Desk für die<br />
digitale Ausgabe. Dort werden die digitalen<br />
Möglichkeiten ausgereizt und die Inhalte<br />
der Druckausgabe mit Grafiken,<br />
Bildergalerien und Videos angereichert.<br />
Heute steht neben einer Schießerei bei<br />
einer Fahrzeugkontrolle natürlich auch<br />
in München das Champions League Finale<br />
im Zentrum. Ein Teil der Fans hat<br />
die ganze Nacht gefeiert, dieweil die anderen<br />
schon seit den frühen Morgenstunden<br />
am Flughafen auf die Bayern<br />
warten.<br />
Philipp Zieger beim Seitenbau.<br />
Seite 3 herrscht noch etwas Materialflaute.<br />
Zieger ist alleine. Bis etwa 20 Uhr<br />
will er fünf Lokalseiten fertig gemacht<br />
haben. Die diversen Rubriken und Nachrichtenleisten<br />
zu füllen, das sei ein echter<br />
Zeitfresser. Seine eigenen Texte, insbesondere<br />
seine Glosse, hebt er sich bis zum<br />
Schluss auf – wer weiß, was da noch<br />
kommt. Aufmacher wird am Montag<br />
Foto: Oliver Hanser<br />
18:40 Uhr drückt der<br />
Produktionsleiter auf den<br />
Knopf, die iPad Ausgabe<br />
wird veröffentlicht<br />
In München sind um halb fünf elf der 26<br />
Artikel schon fertig. Überraschend kam<br />
noch ein Bericht vom Christopher Street<br />
Day in Münchens Partnerstadt Kiew<br />
10 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 2 · 2013<br />
2 · 2013 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 11
tarifrunDE Print tarifausEinanDErsEtzung tarifausEinanDErsEtzung<br />
tarifrunDE Print<br />
Verleger brauchen<br />
neue Denkmodelle<br />
In der laufenden Tarifrunde bei Tageszeitungen müssen wir<br />
dickere Bretter denn je bohren. Warum? Weil es nicht nur<br />
um kurzfristige Ziele wie ein reales Plus bei Gehältern und<br />
Honoraren geht, sondern um die Zukunft des Produkts<br />
Tageszeitung als solches.<br />
W<br />
er halbwegs informiert ist, kennt<br />
die Rahmendaten. Der Zeitungsmarkt<br />
hat sich polarisiert. Während einige<br />
Verlage weiterhin locker zweistellige<br />
Renditen einfahren – und ein weiteres<br />
Wachstum absehbar ist –, blicken andere<br />
auf rückläufige Abonnentenzahlen und<br />
Anzeigeneinnahmen. Während die einen<br />
auf Qualitätsjournalismus setzen und<br />
dadurch ihre Zeitung zur Marke beziehungsweise<br />
zum must-have-Produkt<br />
machen, haben andere nur den Rotstift<br />
in den Redaktionen angesetzt und die<br />
Leser von Regionalausgaben mit geklonten<br />
Seiten abgespeist.<br />
Statt Fehler einzuräumen und daraus zu<br />
lernen, verweist der BDZV auf das Unternehmen<br />
Google als Übeltäter. Google<br />
zahle im Gegensatz zu den deutschen<br />
Verlegern keine oder kaum Steuern und<br />
fördere die Umsonstkultur. Doch beides<br />
ist nur die halbe Wahrheit. Fakt ist, dass<br />
die Verlagsmanager kein geldbringendes<br />
Geschäftsmodell entwickelt haben. Da ist<br />
das vom BDZV durchgesetzte Leistungsschutzrecht<br />
nicht mehr als ein hilfloser<br />
Versuch, Google die Stirn zu bieten. Ganz<br />
abgesehen davon, dass im Regelfall die<br />
Redakteurinnen und Redakteure davon<br />
nicht profitieren. Als relativ stumpfe<br />
Waffe erweisen sich auch die Bezahlschranken<br />
der Verlage im Internet.<br />
Ebenso wird mit Online-Abos und Apps<br />
nicht dasselbe Geld verdient wie mit<br />
Print-Abos, weil die Werbung im Web<br />
weniger wert ist. Auch die Forderung einiger<br />
Verlagshäuser, die bereits auf sieben<br />
Prozent reduzierte Mehrwertsteuer auf<br />
Presseprodukte ganz abzuschaffen, geht<br />
am Kern des Problems vorbei.<br />
Alles nur ein großes Jammertal? Bleibt<br />
uns also nur Kopf einziehen, Mund halten<br />
und in der kommenden Tarifrunde<br />
unsichtbar bleiben? Nein! Gerade jetzt<br />
geht es darum, die Erosion bei Gehältern<br />
und Honoraren zu stoppen. Unsere<br />
Forderung von sechs Prozent bei den<br />
bevorstehenden Tarifverhandlungen für<br />
Zeitungsjournalisten hat daher durchaus<br />
Bodenhaftung. Ebenso wie die beim<br />
<strong>DJV</strong>-Verbandstag im November 2012 in<br />
Kassel beschlossenen Eckpunkte zur Bewahrung<br />
des Dreiklangs von GTV, MTV<br />
und Altersversorgungs-Tarifvertrag.<br />
Es geht außerdem darum, mehr Unternehmen<br />
an die Tarife zu binden. Es geht<br />
darum, die Onliner tariflich gleich zu<br />
stellen und die Freien einzubinden. Es<br />
geht darum, das Wissen und die Empathie<br />
junger Redakteure zu sichern, statt<br />
sie mit Zeitverträgen und einem Tarifwerk<br />
II zu verlieren. Es geht darum, die<br />
Erfahrung und das Standing älterer Redakteure<br />
nicht weiter abzuwerten durch<br />
Äußerungen wie „die erhalten laut Tarif<br />
ein Sitzgeld und liefern kein Engagement“,<br />
sondern sie als Verunglimpfung<br />
zu entlarven. Und es geht ganz entschieden<br />
auch darum, einen Anspruch auf<br />
Weiterbildung festzuschreiben. „Bildung<br />
ist die DNA des Journalismus“, sagt zu<br />
Von Dagmar Lange<br />
Recht Stephan Weichert, der an der Macromedia-Hochschule<br />
in Hamburg lehrt.<br />
Maßhalten und neue Konzepte<br />
bei Verlegern statt Low-<br />
Budget-Journalismus und<br />
Ideenlosigkeit<br />
Wenn mit einem print-zentrierten Geschäftsmodell<br />
immer häufiger nicht<br />
mehr genug Geld verdient wird, ist der<br />
von den Verlagsmanagern gerne praktizierte<br />
Low-Budget-Journalismus nachweislich<br />
keine Lösung. Damit werden die<br />
Probleme auf dem Buckel der Redakteure<br />
und Freien abgeladen, nach dem<br />
Motto „Wir melken die Kuh und sorgen<br />
für Rendite solange es geht“.<br />
Apropos Rendite: Laut dem Medienökonom<br />
Frank Lobigs „können vielleicht<br />
nicht die Journalisten vom Journalismus<br />
reich werden, aber die Verleger durchaus<br />
immer noch“. Lobigs nennt bei einer<br />
„ganz normalen Regionalzeitung“ wie<br />
der „Braunschweiger Zeitung“ eine Rendite<br />
von 20 Prozent. Und kommt zu dem<br />
Schluss: „Wenn Sie normale Großunternehmen<br />
nehmen, dann haben die eine<br />
Durchschnittsrendite von vier Prozent.<br />
Die Verlage liegen beim Dreifachen oder<br />
Vierfachen davon“. (Interview im Wortlaut<br />
unter www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/2114626/).<br />
Dort, wo Verlage sich als „journalistische<br />
Wohlfahrtsorganisation“ ausgeben, müssen<br />
wir die Verlagsmanager dazu zwingen,<br />
endlich gemeinsam Zukunftskonzepte<br />
zu entwickeln. Gemeinsam<br />
meint: Die Verlage erarbeiten ein Geschäftsmodell<br />
für das digitale Zeitalter<br />
und diskutieren dies mit dem <strong>DJV</strong> und<br />
der dju in ver.di – kurz mit allen Redakteuren,<br />
Redakteurinnen und Freien.<br />
Nur so entsteht eine Win-Win-Situation<br />
für beide Seiten. Ideen dafür gibt es, sie<br />
sind überall nachzulesen.<br />
Dazu gehört, die vermeintliche Ohnmacht<br />
gegenüber Google und anderen<br />
Internetunternehmen nicht länger wie<br />
eine Monstranz vor sich her zu tragen,<br />
sondern endlich ein eigenes, einheitliches<br />
Verleger-Modell vorzulegen. Es<br />
reicht nicht, Google als Feind eines<br />
„guten“ Journalismus an den Pranger<br />
zu stellen. Das Vertrauen der Leser und<br />
die damit gute Marktposition müssen<br />
in neue Geschäftsmodelle fürs<br />
Internet investiert werden.<br />
Dazu gehört auch, nicht weiter Boden<br />
zu verlieren in den Bereichen Lokal- und<br />
Recherchejournalismus. Beispiele wie Offshore-Leaks<br />
untermauern, dass Qualitätsjournalismus<br />
nachhaltig wirkt. Doch<br />
solche Kooperationsprojekte gibt es nicht<br />
zum Nulltarif. Voraussetzung ist die Ressource<br />
Journalist. Ebenso wie beim nutzernahen<br />
Lokaljournalismus, für den<br />
nachweislich gerade verloren geglaubte<br />
junge Zielgruppen eine Affinität zeigen.<br />
Viele Lokalzeitungen müssen umdenken<br />
und ihren USP, nämlich das Lokale,<br />
wieder entdecken statt abzudrucken,<br />
was ihnen Vereine und Rathäuser in die<br />
Redaktionsstuben schicken. Parallel<br />
dazu müssen die ahnungslosen Leser<br />
(ob print-zentriert oder online)<br />
darüber informiert werden, wie rasant<br />
schnell gewachsene journalistische<br />
Strukturen zusammenbrechen, ohne<br />
dass es einen wirklichen Ersatz dafür<br />
gibt.<br />
Es gibt genug Signale für zukunftsfähige<br />
Tarifmodelle. Gerade im wirtschaftsstarken<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
sollte es von Verlegerseite her möglich<br />
sein, die ausgetretenen Pfade zu verlassen,<br />
um eine frische Spur zu ziehen.<br />
Der Feind eines guten Journalismus sind<br />
vor allem träge und einfallslose Verlagsmanager,<br />
nicht wir Journalisten.<br />
Daran müssen wir uns erinnern, wenn<br />
die Verlage in dieser Tarifrunde für<br />
Zeitungen wieder die alten Jammerlieder<br />
singen.<br />
12 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 2 · 2013 2 · 2013 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 13
sWr tarifaBschluss tarifausEinanDErsEtzung tarifausEinanDErsEtzung VErgütungsrEgEln zEitungsfotos<br />
SWR-Tarifabschluss:<br />
Mehr Geld mit sozialer<br />
Komponente<br />
Von Achim Beckedorf<br />
<strong>DJV</strong> und dju für gemeinsame<br />
Vergütungsregeln<br />
Zeitungsfotos<br />
Mai 2013. Der Durchbruch kommt an<br />
diesem 14. Mai in der Kaffeepause, als<br />
der SWR sein Angebot auf den Tisch legt:<br />
insgesamt 5,6% mehr Lohn, eine Laufzeit<br />
bis März 2015, 30 Tage Tarifurlaub bis 55<br />
Jahre (dann 31 Tage) und eine gestaffelte<br />
Einmalzahlung rückwirkend für April bis<br />
Juni 2013, für die der neue Tarifvertrag<br />
eigentlich schon gelten sollte. Immer<br />
wieder betont die SWR-Seite die geplanten<br />
Einsparungen, die bei hohen Forderungen<br />
der Gewerkschaften Folgen für<br />
die Zahl der Beschäftigten haben müsse.<br />
Auch wir wissen: Schon jetzt gibt es so<br />
gut wie keine zusätzlichen Verträge für<br />
feste oder dauerhaft freie Mitarbeiter. Vor<br />
allem jüngere freie KollegInnen sind verunsichert,<br />
selbst jene, die beim SWR volontiert<br />
haben. Leiden unter befristeten<br />
Beschäftigungsverhältnissen, vermissen<br />
eine Perspektive im SWR. Wo also ist<br />
Spielraum im SWR-Angebot?<br />
Die Pause<br />
Da geht noch etwas beim Urlaub und bei<br />
den Einmalzahlungen, war die Absprache<br />
zwischen <strong>DJV</strong>, ver.di und der DOV<br />
(Deutsche Orchestervereinigung). Es<br />
geht auch um Gerechtigkeit, um einen<br />
Ausgleich für den Arbeitsdruck, der auf<br />
allen Beschäftigten derzeit lastet – also<br />
raus mit den Taschenrechnern. Am Ende<br />
geht es um 1,50 € mehr, die der SWR<br />
für einige Angestellte noch drauflegen<br />
müsste, um eine glatte Einmalzahlung zu<br />
ermöglichen.<br />
Der Durchbruch<br />
Wieder wird gerechnet – und der SWR<br />
willigt ein: Die unteren Gehaltsgruppen<br />
bekommen im Juni einmalig 1.000 € als<br />
Ausgleich für April bis Juni, die mittleren<br />
480 €, die höheren 300 €, die oberen<br />
zwei gehen leer aus; die 12a-Freien erhalten<br />
326 €. Und: Der Tarifurlaub für Angestellte<br />
und 12a-Freie wird auf 31 Tage<br />
vereinheitlicht (SWR-Angebot: 30 Tage).<br />
Auch die Lohnerhöhung gilt für alle<br />
(Feste, 12a-Freie, Rentner): plus 2,65%<br />
ab Juli, dann ab April 2014 weitere<br />
2,95%. Azubis und Volontäre einmalig<br />
300 €, ab Juli monatlich plus 50 €, ab<br />
April 2014 nochmals 2,95% – wie alle anderen.<br />
Ein Abschluss in finanziell<br />
angespannter Zeit – mit einer sozialen<br />
Komponente vor allem für die unteren<br />
Gehälter. Dem Abschluss müssen noch<br />
die zuständigen Gremien auf SWR und<br />
Gewerkschaftsseite zustimmen.<br />
Der SWR-Tarifvertrag<br />
im Vergleich<br />
Bisher haben im Mai noch der NDR und<br />
der WDR Tarifverträge in ähnlicher<br />
Höhe und ebenso mit 31 Tagen Urlaub<br />
für Feste und Freie abgeschlossen.<br />
Berlin 22.04.2013 – Der Deutsche Journalisten-Verband<br />
(<strong>DJV</strong>) und die Deutsche<br />
Journalistinnen und Journalisten-Union<br />
(dju) in ver.di legen keinen<br />
Widerspruch gegen das Schlichtungsergebnis<br />
zu den Gemeinsamen Vergütungsregeln<br />
für Zeitungsfotos ein.<br />
Die Vergütungsregeln sehen ab 1. Mai für<br />
Fotos in Tageszeitungen Mindesthonorare<br />
für die Veröffentlichung vor, die von<br />
den Verlagen nicht unterschritten werden<br />
dürfen. Nach dem Schlichterspruch<br />
reicht die Spanne der Honorare dabei<br />
von 19,50 Euro bis 75,50 Euro im Erstdruckrecht<br />
und von 14,50 Euro bis 56<br />
Euro beim Zweitdruck.<br />
Die genaue Mindesthöhe des Honorars<br />
hängt sowohl von der Auflage der Zeitung<br />
als auch von der veröffentlichten<br />
Größe des Fotos ab.<br />
„Mit der Annahme des Schlichtungsergebnisses<br />
werden die langwierigen und<br />
zähen Verhandlungen mit den Zeitungsverlegern<br />
zu einem hoffentlich guten<br />
Ende geführt“, sagte <strong>DJV</strong>-Bundesvorsitzender<br />
Michael Konken. „Wir sehen in<br />
den Vergütungsregeln ein Instrument zur<br />
Eindämmung des Honorardumpings auf<br />
dem Bildermarkt.“ Freie Journalisten<br />
müssten auch weiterhin in der Lage sein,<br />
von ihrem Beruf zu leben. Bei real sinkenden<br />
Honoraren werde das immer<br />
schwerer. Für Textbeiträge und Fotos<br />
würden nun mit den Gemeinsamen Verguẗungsregeln<br />
Grenzen gesetzt.<br />
Der stellvertretende ver.di-Vorsitzende<br />
Frank Werneke forderte: „Nun müssen<br />
die Zeitungsverleger die Fotohonorare in<br />
vielen Fällen nach oben anpassen. Wir<br />
erwarten, dass dies in den Verlagen auch<br />
entsprechend erfolgt. Die dem Schlichtungsergebnis<br />
entsprechenden Honorare<br />
stellen die allerunterste Honorargrenze<br />
dar.“ Daher sei auch der Gesetzgeber in<br />
der Pflicht, die unverbindlichen Verfahrensvorschriften<br />
und unbestimmten Vorgaben,<br />
wie hoch ein durch Vergütungsregeln<br />
festzulegendes Honorar sein<br />
müsse, zu überarbeiten und einen durchsetzbaren<br />
Rechtsanspruch auf angemessene<br />
Verguẗung gesetzlich zu verankern.<br />
<strong>DJV</strong>-Referat Presse- und<br />
Öffentlichkeitsarbeit: Hendrik Zörner<br />
dju: Cornelia Haß<br />
Die <strong>DJV</strong> landesgeschäftsstelle bittet um mitteilung<br />
ihrer aktuellen Kontaktdaten!<br />
Bitte teilen sie uns mit, wenn sich ihre e-mail-adresse oder<br />
ihre anschrift geändert hat.<br />
Per fax an (0711) 222 49 54 - 44<br />
oder per mail an info@djv-bw.de<br />
14 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 2 · 2013 2 · 2013 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 15
süDDEutschEr JournalistEntag VErBanD VErBanD<br />
süDDEutschEr JournalistEntag<br />
Auf die konstruktive Macht<br />
des Journalismus besinnen<br />
In acht Foren und vier Workshops wurden auf dem Süddeutschen Journalistentag<br />
der Wert und die Wertigkeit von Journalismus thematisiert<br />
Von Kathrin Konyen, Robert Bergmann und Pia Grund-Ludwig<br />
„Statt unsere Kräfte an den rettenden<br />
Ufern des Qualitätsjournalismus zu konzentrieren,<br />
verlieren wir sie zerstreut in<br />
den Fluten.“<br />
Klartext sprach der stellvertretende ZDF-<br />
Chefredakteur Elmar Theveßen Mitte<br />
März gleich zu Beginn des Süddeutschen<br />
Journalistentags in Mainz vor den gut<br />
600 versammelten Kollegen. Journalismus<br />
würde viel zu häufig den Zerstreuungsmöglichkeiten<br />
der heutigen<br />
Medienwelt hinterhereifern, so Theveßen<br />
bei der in diesem Jahr auch vom Landesverband<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg unterstützten<br />
Veranstaltung im ZDF-Sendezentrum<br />
auf dem Lerchenberg. Und<br />
Qualitätsmedien ließen sich allzu oft<br />
von der Erregungskultur mitreißen;<br />
Nachrichten würden ohne Überprüfung<br />
übernommen und der Fokus würde auf<br />
winzige Ausschnitte der Wirklichkeit gelegt.<br />
„Das ist oft nur der Anschein von<br />
Journalismus“, sagt Theveßen. Der ZDF-<br />
Mann plädierte für einen Journalismus,<br />
der sich auf einer ethischen Grundlage<br />
und mit einer analytischen Arbeitsweise<br />
als konstruktive Macht begreift.<br />
Mit einem breit gefächerten Angebot<br />
versuchten die veranstaltenden <strong>DJV</strong>-<br />
Landesverbände <strong>Baden</strong>-Württemberg,<br />
Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz<br />
möglichst viele Kollegen für die grundlegenden<br />
Probleme der heutigen Medienlandschaft<br />
zu gewinnen. In acht<br />
Foren und vier Workshops wurden der<br />
Wert und die Wertigkeit von Journalismus<br />
thematisiert.<br />
Im Forum Lokales wurde gefordert, dass<br />
Journalismus unabhängig von lokalen<br />
Eliten stattfinden müsse. Tief greifende<br />
Änderungen in den Arbeitsbedingungen,<br />
aber auch bei den Inhalten wünschten<br />
sich dabei Claus Morhart, Chefredakteur<br />
des Main-Echo, Joachim Braun, Chefredakteur<br />
Nordbayerischer Kurier und Michael<br />
Konken, <strong>DJV</strong>-Bundesvorsitzender.<br />
Die Lage sei ernst, die regionalen Zeitungen<br />
stünden kurz vor dem Fall in die Bedeutungslosigkeit.<br />
(siehe Extra-Beitrag)<br />
Im Forum Religion hat Detlev Bierbaum,<br />
Oberkirchenrat der Evangelisch-Lutherischen<br />
Kirche in Bayern, klargestellt: „Kirche<br />
braucht keine Hofberichterstattung.“<br />
Im Forum Bild stand der verantwortliche<br />
Umgang mit Fotos im Fokus: „Die Mächtigen<br />
der Welt haben erkannt, wie sie mit<br />
Bildern manipulieren können“, mahnte<br />
der Fotojournalist und Hochschuldozent<br />
Michael Ebert. Bildredakteure und Blattmacher<br />
sind aber auch gefordert, wenn<br />
es um die Auswahl von Fotos geht.<br />
Der stellvertretende ZDF Chefredakteur Elmar Theveßen plädierte zu Beginn des süddeutschen<br />
Journalistags für einen Journalismus, der sich auf einer ethischen Grundlage<br />
als eine konstruktive Macht begreift.<br />
Peter Bitzer, Geschäftsführer der Fotoagentur<br />
laif berichtete von Fällen, wo dokumentarische<br />
Bilder in einem völlig<br />
anderen Zusammenhang gezeigt wurden.<br />
Aufgrund solcher Erfahrungen ist er<br />
dazu übergegangen, bevor er ein Foto zur<br />
Verfügung stellt, genau zu überlegen, ob<br />
es eventuell missbraucht werden könnte.<br />
Ganz im Sinne eines Journalismus mit<br />
Wert.<br />
16 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 2 · 2013 2 · 2013 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 17
süDDEutschEr JournalistEntag VErBanD VErBanD<br />
süDDEutschEr JournalistEntag<br />
Al-Wazir aufgefordert, sich nun auch<br />
einen Twitter-Account anzulegen. Er vertritt<br />
dennoch die Auffassung: „Die sozialen<br />
Netzwerke sollten nicht überschätzt<br />
werden.“ Damit bläst er in ein ähnliches<br />
Als Erfolg wertete <strong>DJV</strong>-Landesvorsitzender<br />
Thomas Godawa den Süddeutschen<br />
Journalistentag, der immerhin rund 600<br />
Kollegennach Mainz gelockt hat.<br />
In zahlreichen Foren, hier das vom hessischen Landesvorsitzenden Hans-Ulrich Heuser (Mitte) moderierte Sportforum wurden<br />
aktuelle Themen des Journalismus diskutiert.<br />
„Die Journalisten in Brüssel machen entweder<br />
Protokolljournalismus oder Skandaljournalismus“,<br />
kritisierte Frank<br />
Schwalba-Hoth im Forum Europa. Allerdings<br />
bildeten seine Mitdiskutanten offenbar<br />
die rühmliche Ausnahme: Julia<br />
Theres Held hat sich mit der ZDF-Sendung<br />
„Heute in Europa“ vorgenommen,<br />
europäische Themen an den Menschen<br />
und dort, wo sie konkrete Auswirkungen<br />
haben zu erzählen. „Wir stellen die Lebenswirklichkeit<br />
in Europa dar“, sagt die<br />
Moderatorin. Joachim Weidemann versucht<br />
mit „dpa Insight EU“ die Fakten zu<br />
erklären, bevor Entscheidungen gefällt<br />
werden – er verfolgt dabei einen analytischen<br />
Ansatz.<br />
Als „skeptischen Enthusiasmus“ bezeichnet<br />
Carolin Dylla das, was sie mit dem<br />
Online-Magazin „Die EUROs“ macht.<br />
Mit einem jungen Team Europabegeisterter<br />
versucht sie die positiven Seiten der<br />
Union darzustellen – ohne dabei die<br />
Kritik auszublenden.<br />
Prominenz zu Gast: Die Rolle der Moderatoren<br />
im täglichen Nachrichtengeschäft<br />
erläutere heute-Journal-Frau Gundula<br />
Gause gemeinsam mit Ulrich Meyer von<br />
der SAT1-Konkurrenz.<br />
Im Forum Rundfunk haben die Moderatoren<br />
Gundula Gause (heute-Journal)<br />
und Ulrich Meyer (u.a. AKTE) festgestellt,<br />
dass es angesichts der kurzen Verweildauer,<br />
insbesondere bei jüngeren<br />
Zuschauern, nur schwer möglich ist,<br />
komplexe Sachverhalte aufzubereiten.<br />
„Jemanden 15 Minuten zu halten, ohne,<br />
dass umgeschaltet wird, ist fast nicht zu<br />
schaffen“, meinte Meyer und gestand ein,<br />
dass er mit den Privatsendern an diesem<br />
Verhalten möglicherweise nicht ganz unschuldig<br />
ist. Der Sat1-Mann zeigte sich<br />
offen für eine „Stefan-Raabisierung“,<br />
Gundula Gause befürchtet dabei eine<br />
Boulevardisierung – eine Lösung für<br />
einen modernen Journalismus mit<br />
Wert haben sie in der Diskussion nicht<br />
gefunden.<br />
Die Zwänge, die Online-Medien auch auf<br />
Politiker ausüben, wurden im Forum<br />
Netzpolitik beleuchtet. Dass Markus<br />
Kompa von der Piratenpartei auf Twitter<br />
aktiv ist, gilt ja schon fast als Selbstverständlichkeit.<br />
Doch er gestand ein:<br />
„Durch die Aufmerksamkeit der Presse<br />
hat sich auch unser Twitter-Verhalten geändert.“<br />
Wenn Kompa sich mal wirklich<br />
Luft machen will, macht er das nicht<br />
unter seinem echten Namen – eigens<br />
dafür hat er sich einen Rage-Account<br />
unter Pseudonym angelegt.<br />
Der stellvertretenden CDU-Vorsitzenden<br />
Julia Klöckner haben ihre Aktivitäten<br />
bei Twitter zu größerer Bekanntheit<br />
verholfen. Und auch von ihr kam das<br />
Eingeständnis: „Natürlich ist es eine<br />
Inszenierung.“ Von seiner Pressesprecherin<br />
wurde der Grünen-Politiker Tarek<br />
Twittern mit dem Wähler: Welche modernen Kommunikationsmittel setzen Politiker<br />
im Kampf um die Aufmerksamkeit des Publikums inzwischen ein? Darüber gaben der<br />
Grünen-Politiker Tarek Al-Wazir und Julia Klöckner, CDU-Landesvorsitzende von<br />
Rheinland-Pfalz Auskunft.<br />
Horn, wie es Theveßen in seinem Impulsreferat<br />
gemacht hat: Journalisten<br />
müssten aufpassen, da sich bei Twitter<br />
Meinung und Fakten mischten.<br />
Im Forum Energie stand die Frage im<br />
Mittelpunkt, wie das komplexe Thema<br />
„Energiewende“ vermittelt werden kann.<br />
Bemängelt wurde dabei, dass häufig die<br />
politische Dimension der Debatte um<br />
Partizipation und Demokratie außer<br />
Acht gelassen werde.<br />
In den Workshops ging es um den finanziellen<br />
und existenziellen Wert von Journalismus:<br />
Michael Jansen stellte das<br />
Modell des Lizenz-Journalismus von<br />
DieRedaktion.de vor, Susanne Gruber<br />
beantwortete Fragen rund ums Urheberrecht,<br />
Wolfgang Kiesel gab Hilfestellung<br />
für die Existenzgründung und Rolf<br />
Skrypzak begab sich mit den Teilnehmern<br />
auf die Suche nach neuen beruflichen<br />
Zielen. Natürlich wurde der<br />
Süddeutsche Journalistentag auch genutzt,<br />
um zu netzwerken und alte Bekannte<br />
zu treffen. Da wurde für so<br />
manchen Teilnehmer die Tagesplanung<br />
zur echten Herausforderung: Die meisten<br />
Foren wurden zwar mehrfach angeboten,<br />
aber eine Pause für Mittagessen<br />
und Kontakte war offiziell nicht vorgesehen.<br />
Die Journalisten und Journalistinnen<br />
mussten also entweder auf ein<br />
Forum oder den informellen Teil verzichten.<br />
Thomas Godawa äußerte abschließend<br />
zufrieden: „Es ist uns mit dem<br />
Süddeutschen Journalistentag gelungen,<br />
fast 600 Kollegen für die Verantwortung<br />
im alltäglichen Geschäft zu sensibilisieren.“<br />
Ein Erfolg für den Wert des<br />
Journalismus.<br />
18 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 2 · 2013 2 · 2013 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 19
süDDEutschEr JournalistEntag VErBanD VErBanD<br />
süDDEutschEr JournalistEntag<br />
Das „Forum Lokales“<br />
beim Süddeutschen<br />
Journalistentag in Mainz<br />
“Die Nachricht ist tot, es lebe der Hintergrundbericht" lautete<br />
das Motto im Forum Lokales beim Süddeutschen Journalistentag,<br />
moderiert von Thomas Godawa, dem baden-württembergischen<br />
<strong>DJV</strong>-Landesvorsitzenden.<br />
Von Robert Bergmann<br />
D<br />
ie vorherrschende Meinung auf dem<br />
Podium: Dem bundesdeutschen<br />
Lokaljournalismus stehen tief greifende<br />
Veränderungen ins Haus, will er nicht<br />
weiter an Bedeutung im Wettbewerb um<br />
die Aufmerksamkeit verlieren.<br />
Bei den Inhalten wie auch der redaktionellen<br />
Gestaltung und den Abläufen der<br />
Zeitung vor Ort forderten Claus Morhart,<br />
Chefredakteur des Main-Echo,<br />
Joachim Braun, Chefredakteur beim<br />
Nordbayerischen Kurier und Michael<br />
Konken, <strong>DJV</strong>-Bundesvorsitzender, im<br />
digitalen Zeitalter eine Abkehr von lieb<br />
gewonnen Traditionen, denn, so Claus<br />
Morhart: „Da landet noch immer zu viel<br />
Claus Morhart, Chefredakteur des<br />
Main-Echo: „Da landet noch immer zu<br />
viel Schrott im Blatt“.<br />
Schrott im Blatt“. Es gelte, der Zeitung<br />
vor Ort wieder die Relevanz zurückzugeben,<br />
die sie noch vor wenigen Jahrzehnten<br />
besaß. Dafür müsse der Lokaljournalismus<br />
im Zeitalter von Facebook<br />
und Co nichts weniger, als sich in Teilen<br />
neu erfinden.<br />
Die Lage ist ernst<br />
Die Diskutanten beurteilten angesichts<br />
nach wie vor bröckelnder Abonnentenzahlen<br />
bei allen deutschen Tageszeitungen<br />
die Lage einhellig: Sowohl bei der<br />
Ausbildung, als auch in der täglichen Arbeit,<br />
bei der Themenaufbereitung, wie<br />
auch beim Umgang mit den neuen<br />
Medien gebe es – gerade bei den kleinen<br />
Lokalzeitungen ohne große Mantelredaktion<br />
– einen Reformstau und erheblichen<br />
Nachholbedarf.<br />
Wenn nicht bald etwas geschehe, komme<br />
diesen Zeitungen demnächst die Leserschaft<br />
abhanden – mit tiefgreifenden Folgen<br />
für die demokratischen Prozesse auf<br />
der Graswurzelebene. Die Lokalzeitung<br />
habe „den gesellschaftlichen Wandel verschlafen“,<br />
erklärte Joachim Braun (47),<br />
seit zwei Jahren Chefredakteur des Nordbayerischen<br />
Kurier (Auflage: 35.000) in<br />
aller Deutlichkeit. Um nicht minder<br />
deutlich nachzuschieben: „Wir stehen im<br />
Lokaljournalismus an einer harten<br />
Schwelle, wo wir aufpassen müssen, nicht<br />
irrelevant zu werden“. Sein Kollege Claus<br />
Morhart sprach von „heftigen Zeiten“,<br />
Joachim Braun, Chefredakteur des Nordbayerischen<br />
Kurier: "Die Lokalzeitung<br />
hat den gesellschaftlichen Wandel<br />
verschlafen“.<br />
die die klassische Lokalzeitung aktuell<br />
durchlebe. Das Main Echo (Auflage rund<br />
76.000) verliere jährlich rund 2,3 Prozent<br />
seiner Printleser und liegt damit ziemlich<br />
im allgemeinen Trend.<br />
Engagierte Diskussion um die Zukunft des Lokaljournalismus (von links): Mainpost-Chefredakteur Claus Morhart, Moderator<br />
Thomas Godawa, <strong>DJV</strong>-Bundesvorsitzender Michael Konken und Joachim Braun, Chefredakteur des Nordbayerischen Kurier.<br />
Fotos: Gabriele Zahn/Robert Bergmann.<br />
<strong>DJV</strong>-Chef Michael Konken: „Die Lokalzeitung<br />
steht auf Messers Schneide“. Der<br />
häufig schleichende, nicht selten aber<br />
auch rasante Auflagenrückgang zehre an<br />
der wirtschaftlichen Grundlage der Verlage.<br />
Besorgniserregend sei, so Konken,<br />
dass den Blättern vor allem „die Jungen<br />
von der Fahne gehen“. Verstärkt werde<br />
der Effekt durch Fehlentscheidungen in<br />
der Chefetage von Verlagsmanagern,<br />
denen es nicht länger um Qualitätsjournalismus,<br />
sondern rein um Gewinnmaximierung<br />
gehe und die dafür die Manpower<br />
in den Redaktionen mehr und<br />
mehr ausdünnen. Mit der Folge, dass die<br />
wenigen verbliebenen Kollegen kaum<br />
noch Luft zum Atmen, geschweige denn<br />
Lust und Zeit für aufwändige Recherchen<br />
hätten. Konken ist sich sicher: „Wenn wir<br />
die Lokalzeitungen nicht mehr haben,<br />
geht uns ein großes Stück Demokratie<br />
verloren“.<br />
Die Strategien:<br />
I. Auf den Inhalt kommt es an<br />
Mit einer radikalen Vorwärts-Strategie<br />
versucht Chefredakteur Braun in seinem<br />
kleinen Haus derzeit den Beweis anzutreten,<br />
dass der Untergang noch abzuwenden<br />
ist. Die lang gepflegte Strategie<br />
im Lokalteil, jeden Leser nach Möglichkeit<br />
einmal pro Jahr ins Blatt zu bringen<br />
und ansonsten niemanden wehzutun,<br />
hält Braun für überholt. Es könne nicht<br />
sein, dass sich Redakteure als Teil der lokalen<br />
Elite verstünden. Braun: „Wenn es<br />
keine Konflikte gibt, muss man zur Not<br />
auch selbst einmal welche machen“. Sein<br />
Verlag hat auch schon mal die Verwaltung<br />
einer Gemeinde auf Herausgabe<br />
von Informationen verklagt. Den frischen<br />
Wind bekam beim Nordbayerischen<br />
Kurier auch die Vereinswelt zu<br />
spüren: Um Platz zu schaffen für die relevanteren<br />
Themen, wurden etwa die<br />
nach Meinung von Chefredakteur Braun<br />
„sterbenslangweiligen“ Berichte über die<br />
Hauptversammlungen der geschätzt<br />
1500 Vereine im Verbreitungsgebiet mitsamt<br />
Ehrungen und Ausflügen in ein ,<br />
einmal wöchentlich erscheinendes Vereinsmagazin<br />
namens „Mein Verein“ ausgelagert.<br />
Der neu zur Verfügung stehende<br />
Platz werde seither mit frisch recherchierten<br />
Hintergrundgeschichten und<br />
meinungsstarken Kommentaren gefüllt,<br />
erklärte Braun.<br />
Die Blattreform habe zwar anfangs vor<br />
allem bei der Vereinsprominenz und bei<br />
den Bürgermeistern zu Proteststürmen<br />
geführt. Inzwischen aber habe sich<br />
manch früherer Kritiker gar zum Befürworter<br />
gewandelt. „Es hat keine einzige<br />
Abbestellung wegen des neuen Kurses gegeben“.<br />
Auch beim Main Kurier soll es<br />
die Auslagerung der Standard-Vereinsberichterstattung<br />
in ein nur noch sehr<br />
oberflächlich redigiertes, vor allem von<br />
den Vereinen selbst und den semiprofessionellen<br />
Vorort-Mitarbeitern beliefertes<br />
Extra-Magazin geben. Beide Chefredakteure<br />
betonen, keinen kompletten Abschied<br />
von der Vereinsberichterstattung<br />
im Fokus zu haben. Diese soll aber auf<br />
eine neue, interessantere Grundlage gestellt<br />
werden.<br />
II. Die Organisation muss<br />
Grenzen sprengen<br />
Joachim Braun erläuterte, was sich beim<br />
Nordbayerischen Kurier unter seiner<br />
Ägide organisatorisch getan hat, um dem<br />
neuen lokaljournalistischen Ansatz Geltung<br />
zu verhelfen, etwa über ein die alten<br />
Ressortgrenzen sprengendes Newsdesk-<br />
System. Eine weitere Maßnahme ist der<br />
frische Umgang mit den digitalen Medien:<br />
Braun hat seine Mitarbeiter darauf<br />
eingeschworen, bei allem Handeln<br />
immer auch das Internet mitzudenken.<br />
Beim Main Echo hat sich die Chefredaktion<br />
mit der Überfrachtung des Redakteurberufs<br />
im Zuge des Desktop-<br />
Publishing befasst. Die dort unter dem<br />
Titel „Besser Arbeiten“ verfolgte Reform<br />
läuft auf den Abschied vom Redakteur in<br />
seiner klassischen Ausformung als ganzheitlicher<br />
Schreiber/Producer hinaus.<br />
20 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 2 · 2013 2 · 2013 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 21
süDDEutschEr JournalistEntag VErBanD VErBanD<br />
fachausschuss chancEnglEichhEit<br />
Angestrebt wird die Trennung der redaktionellen<br />
Arbeit in Blattmacher und Geschichtenschreiber<br />
nach einem rotierenden<br />
System. Darüber hinaus sollen die<br />
Redakteure durch sogenannte Assistenten<br />
von weiteren anfallenden Redaktionsarbeiten,<br />
wie etwa dem E-Mail-<br />
Verkehr, dem telefonischen Beantworten<br />
von Leseranfragen oder Termingestaltung<br />
entlastet werden. Außerdem wird es<br />
beim Main Echo die Spezialisierung einzelner<br />
Kollegen auf bestimmte Themenbereiche<br />
geben. Eine „Blaulicht-Truppe“<br />
etwa soll bei Unfällen, Bränden, etc.<br />
den intensiven Kontakt mit Polizei und<br />
Feuerwehr pflegen.<br />
III. Lokales 2.0:<br />
Ans, ins und aus dem Netz<br />
Das Internet stellt in Überlegungen einen<br />
zentralen Dreh- und Angelpunkt für den<br />
Lokaljournalismus im modernen, zeitgemäßen<br />
Gewand dar. Er sei, bekannte<br />
Joachim Braun, auf der Suche nach<br />
„neuen, digitalen Geschäftsmodellen“,<br />
die er zur Not auch durch die technischinhaltliche<br />
Kooperation mit der Konkurrenz<br />
entwickeln werde.<br />
Braun: „Wir müssen uns verabschieden<br />
von der Idee, dass uns Print allein noch<br />
trägt“. Eine Bezahlschranke auf der<br />
Homepage des Niederbayerischen Kuriers<br />
soll dafür sorgen, dass mit den ins<br />
Internet gestellten Artikel eines Tages<br />
auch wirklich Geld verdient wird. Doch<br />
auch als Infoquelle über das, was sich die<br />
Leser als Geschichten wirklich wünschen,<br />
ist das Netz für Braun interessant. Er<br />
habe seine Mannschaft bei der Suche<br />
nach leserrelevanten Themen auf den intensiven<br />
Kontakt mit Lesern in sozialen<br />
Netzwerken, wie etwa Facebook, eingeschworen.<br />
Eine „Social-Media-Managerin<br />
kümmert sich dort um die Kontakte<br />
mit den Abonnenten, tritt in Diskussion<br />
mit den Besuchern der Seite.<br />
IV. Neue Journalisten braucht<br />
das digitale Land<br />
Gibt es ihn denn schon, den Redakteur<br />
neuen Typs, der in der Lage ist „digital<br />
stets mitzudenken? Die Antwort im<br />
Forum Lokales: Teils, teils. Joachim<br />
<strong>DJV</strong>-Bundesvorsitzender Michael Konken<br />
hob hervor, dass die Gewerkschaft auf die<br />
Veränderungen im Lokaljournalismus bereits<br />
mit Forderungen nach einer verstärkt<br />
crossmedialen Ausbildung reagiert hat.<br />
Braun sieht sich auch durch die aktuelle<br />
Redakteurs-Generation behindert: Bei<br />
der Neuausrichtung des Blattes habe er<br />
festgestellt, dass sich viele Redakteurskollegen<br />
ziemlich gut mit dem Redigieren<br />
„von sehr schlechten zu schlechten Texten“<br />
eingerichtet hätten. So mancher<br />
Kollege habe Mühe mit der Forderung,<br />
verstärkt den direkten Kontakt mit der<br />
Leserschaft zu suchen.<br />
Auch Main-Echo-Chefredakteur Morhart<br />
klagte in Mainz darüber, dass er gerade<br />
unter den älteren Kollegen nicht<br />
selten auf Ablehnung der neuen Anforderungen<br />
stoße, die das Netz für die<br />
journalistische Arbeit mit sich bringe.<br />
Seine Zeitung habe sich mittlerweile bei<br />
der Stellenbesetzung vom Dogma eines<br />
abgeschlossenen Hochschulstudiums als<br />
Voraussetzung für ein Volontariat verabschiedet.<br />
„Wir suchen in erster Linie<br />
Leute, die sich mit Inbrunst und Leidenschaft<br />
einem Ort widmen können“. Doch<br />
Morhart wurde nach den jüngsten Bewerbungsgesprächen<br />
auch schon desillusioniert:<br />
„Viele wollen in die Kultur, aber<br />
kaum einen zieht es ins Lokale“. Beim<br />
Nordbayerischen Kurier hat die Chefredaktion<br />
vergeblich versucht, bisherige<br />
Mantelredakteure mit Barem für die Arbeit<br />
auf dem Lande zu begeistern. Joachim<br />
Braun: „Keiner hat das Angebot<br />
wahrgenommen“.<br />
Gewerkschaftsvertreter Michael Konken<br />
warb um Verständnis für durch immer<br />
neuen Entlassungswellen, effektive Lohnkürzungen<br />
und wachsenden Arbeitsdruck<br />
entmutigten und frustrierten<br />
Kollegen in den Redaktionen der bundesdeutschen<br />
Tageszeitungen. Mit der<br />
crossmedialen Ausrichtung der Volontärsausbildung<br />
hätten die Berufsverbände<br />
bereits einiges getan, um den<br />
Nachwuchs auf das veränderte Arbeitsumfeld<br />
vorzubereiten, betonte Michael<br />
Konken.<br />
V. Qualität kostet Geld<br />
Was zahlen die beiden Verlage mit dem<br />
Ziel eines qualitätsvollen Lokaljournalismus<br />
ihren Mitarbeitern, auch das wollte<br />
Moderator Thomas Godawa im Forum<br />
Lokales wissen. Detailauskünfte gab es<br />
nicht. Nur so viel: „Bei uns erhalten die<br />
Online-Redakteure genauso viel Geld<br />
wie ihre Print-Kollegen, ließ Claus Morhart<br />
den baden-württembergischen <strong>DJV</strong>-<br />
Mann wissen. Damit erfülle sein Verlag<br />
bereits eine wichtige Forderung des <strong>DJV</strong>-<br />
Verbandstags in Kassel. Joachim Braun<br />
erklärte, dass er bei den Mitarbeitern des<br />
Nordbayerischen Kuriers klar zwischen<br />
jenen Kräften unterscheide, die Journalismus<br />
professionell betrieben und jenen,<br />
die es als Zusatzeinkommen betrachteten<br />
oder aus anderen Motiven lokale Berichte<br />
produzierten. Erstere würden „redakteursmäßig<br />
bezahlt“, die zweite<br />
Gruppe erhalte deutlich niedrigere Sätze.<br />
Beide Chefredakteure gaben zu, dass die<br />
vor mehr als zwei Jahren von den Gewerkschaften<br />
mit dem BDZV vereinbarten<br />
Gemeinsamen Vergütungsregeln für<br />
hauptberufliche freie Journalistinnen<br />
und Journalisten für sie nicht den erste<br />
Orientierungsrahmen darstellt. Braun:<br />
„Ich habe aber trotzdem meinen Honoraretat<br />
deutlich überzogen“.<br />
Alle Dokumentationen der einzelnen<br />
Foren sind zu finden unter:<br />
www.sueddeutscherjournalistentag.de/<br />
page/dokumentationen/<br />
Smartmob für gerechte<br />
Löhne<br />
Flashmob in Stuttgart zum Equal Pay Day<br />
Wie bereits vor zwei Jahren rief der Fachausschuss<br />
Chancengleichheit auch diesmal<br />
zur Teilnahme am Equal Pay Day<br />
(EPD) auf. Auf deutsch bedeutet das<br />
„Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit“<br />
und Flash-Mob-Aktionen dieser Art fanden<br />
an diesem Tag deutschlandweit statt.<br />
Smartmob ist eine Form des Flashmobs<br />
mit politischer oder weltanschaulicher<br />
Botschaft.<br />
Der EPD mahnt seit Jahren immer wieder<br />
zu mehr Lohngerechtigkeit und Problembewusstsein.<br />
Schließlich verdienen<br />
Frauen in Deutschland durchschnittlich<br />
22 Prozent weniger als Männer, in<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg sogar 28 Prozent<br />
weniger. Eine Blamage für „das Musterländle“.<br />
Faktisch betrachtet mussten<br />
Frauen im Jahr 2012 bis zum 21. März<br />
2013 arbeiten, damit sie das Vorjahresgehalt<br />
von Männern erreichten. Wohlgemerkt<br />
das durchschnittliche.<br />
Es handelte sich jedoch um keine formelle<br />
Aktion des FA-Chancengleichheit.<br />
Vielmehr eine Kundgebung für jene, die<br />
an diesem Tag in Stuttgart waren und<br />
sich von 17.35 bis 17.55 Uhr Zeit nehmen<br />
konnten, blitzschnell am Schlossplatz<br />
zu erscheinen und den Musikpavillon<br />
zu besetzen. Veranstaltet und organisiert<br />
wurde dies von den Einrichtungen<br />
Stuttgarter FrauenNetzwerk, DGB<br />
Stadtverband Stuttgart, IG Metall Ortsfrauenausschuss<br />
Stuttgart, ver.di-Landesbezirksfrauenrat<br />
BW, ver.di-Frauenrat<br />
Stuttgart und dem Business and<br />
Professional Women Germany Club<br />
Stuttgart e.V.<br />
Dresscode: schwarz-rot. Erwartet wurde<br />
schwarze Kleidung mit roten Schuhen<br />
und roter Handtasche. Oder zumindest<br />
roten Akzenten (z.B. Schals) zur Alltagskleidung.<br />
Die Teilnehmerinnen waren<br />
kreativ. Zudem erhielten interessierte<br />
Passantinnen rote Tragetaschen als Geschenk.<br />
Die Stofftaschen, initiiert von<br />
den Business and Professional Women<br />
Germany e.V. mit Unterstützung des<br />
Bundesministeriums für Familie, Senioren,<br />
Frauen und Jugend<br />
sprachen für sich:<br />
Von Silke Schneider-Flaig<br />
Buchtipp:<br />
Das aktuelle Handbuch der "European<br />
Federation of Journalists/ International<br />
Federation of Journalists", in dem auch<br />
der <strong>DJV</strong> (übersetzt mit German Journalists<br />
Union) beschrieben wird, ist erschienen.<br />
Autorin ist Kerstin Klamroth.<br />
Sie vertritt den <strong>DJV</strong> Hessen im Fachausschuss<br />
Chancengleichheit auf Bundesebene.<br />
Auf Seite 9 ist EU-Vize-<br />
Präsidentin Viviane Reding auf<br />
der <strong>DJV</strong>-Veranstaltung "Frau - Macht -<br />
Medien" im März 2012 in Köln auftrat.<br />
Titel: A Handbook on Gender Equality<br />
Best Practices in European Journalists'<br />
Unions.<br />
With The Support of The Friedrich Ebert<br />
Stiftung.<br />
Die Onlineversion ist als pdf<br />
kostenlos erhältlich unter:<br />
http://www.ifj.org/assets/docs/021/253<br />
/bae4f15-24b01fd.pdf<br />
22 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 2 · 2013 2 · 2013 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 23
intErViEW<br />
VErBanD<br />
VErBanD<br />
intErViEW<br />
Botschafterin der Interessen<br />
<strong>Baden</strong>-Württembergs<br />
Interview mit <strong>DJV</strong>-Bundesvorstand Beisitzerin Kathrin Konyen<br />
Seit November 2011 ist das frühere Landesvorstandsmitglied<br />
Kathrin Konyen Beisitzerin im <strong>DJV</strong>-Bundesvorstand. Blickpunkt-<br />
Redakteur Robert Bergmann hat mit ihr über Lernprozesse, neue<br />
Perspektiven, bleibende Wurzeln und ihren bevorstehenden<br />
Einsatz in der Stuttgarter Geschäftsstelle gesprochen.<br />
Blickpunkt: Im Jahr 2011 wurdest du<br />
beim Verbandstag in Essen erstmals als<br />
Beisitzerin in den Bundesvorstand des<br />
<strong>DJV</strong> gewählt. Wie sind denn seither deine<br />
Erfahrungen?<br />
Konyen: Die Zeit, die ich jetzt im Bundesvorstand<br />
mitarbeiten konnte, ist vor<br />
allem geprägt durch ganz, ganz viel Lernen.<br />
Im Vergleich zur Landesebene kommen<br />
da doch eine Reihe anderer Themen<br />
auf einen zu. Und in die musste ich mich<br />
natürlich erst einmal einarbeiten.<br />
Blickpunkt: Das wären zum Beispiel<br />
welche Themen?<br />
Konyen: Für mich ist es beispielsweise<br />
nach wie vor eine ziemliche Herausforderung,<br />
sich durch mehrere Seiten Vermerk<br />
zu juristischen Details des<br />
Leistungsschutzrechts oder des Informationsfreiheitsgesetzes<br />
zu arbeiten und das<br />
Ganze dann so abzuwägen, dass das Resultat<br />
am Ende auch wirklich im Sinne<br />
der Kolleginnen und Kollegen ist.<br />
Blickpunkt: Und wirst Du als jüngstes<br />
Vorstandsmitglied in Berlin von der alten<br />
Garde um Michael Konken und Ulrike<br />
Kaiser ernst genommen?<br />
Konyen: Das Alter spielt da zum Glück<br />
überhaupt keine Rolle. Es kommt mir sicherlich<br />
auch zugute, dass ich gemeinsam<br />
mit drei Kollegen und Kolleginnen<br />
neu in den Vorstand gewählt wurde und<br />
wir zu viert auch eine gewisse Durchsetzungskraft<br />
haben, wenn es darum geht,<br />
manche bislang üblichen Abläufe und<br />
Ansätze in Frage zu stellen. Wir bringen<br />
also durchaus ein wenig frischen Wind in<br />
den Bundesvorstand.<br />
Blickpunkt: Welches waren denn bislang<br />
die wichtigsten gewerkschaftspolitischen<br />
Themenbereiche, mit denen du dich intensiver<br />
befassen durftest?<br />
Konyen: Wir haben zum Beispiel auf Beschluss<br />
des Verbandstags 2013 eine AG<br />
„Zukunft des Journalismus“ ins Leben<br />
gerufen und ich habe das Vergnügen,<br />
diese leiten zu dürfen. Das ist ein Projekt,<br />
das mir sehr am Herzen liegt und das ich<br />
für unglaublich wichtig halte. Bei der AG<br />
geht es um die Arbeitsbedingungen unter<br />
denen Journalisten in Zukunft arbeiten<br />
und darum, was das für die Arbeit des<br />
<strong>DJV</strong> bedeutet.<br />
Blickpunkt: Du bist ja, trotz deiner vergleichsweise<br />
jungen Jahre, längst eine erfahrene<br />
<strong>DJV</strong>lerin und hast vor deiner<br />
Wahl ins Bundesgremium bereits jahrelang<br />
im Landesvorstand von <strong>Baden</strong>-<br />
Württemberg mitgearbeitet. Siehst du<br />
Unterschiede zwischen den Perspektiven<br />
in Bund und Land?<br />
Konyen: Das sind mit Sicherheit unterschiedliche<br />
Sichtweisen. Deutlich zu<br />
sehen ist das beispielsweise an den anlaufenden<br />
Tarifverhandlungen für die<br />
Tageszeitungen. Da sind die Interessen in<br />
den verschiedenen Landesverbänden<br />
und deren jeweiliger Situation im Norden,<br />
Süden und Osten der Republik unterschiedlich<br />
gelagert. Der Bundesvorstand<br />
muss schauen, wie er alles unter<br />
einen Hut bekommt und eine Gesamtsicht<br />
der Dinge entwickeln. Wir müssen<br />
verstehen, warum die Prioritäten an<br />
manchen Orten anders gesetzt werden<br />
als etwa in Stuttgart oder Konstanz. Diesen<br />
umfassenden Blick musste ich erst<br />
lernen. Nichtsdestotrotz bin und bleibe<br />
ich natürlich immer Botschafterin der<br />
Interessen von <strong>Baden</strong>-Württemberg im<br />
Bundesvorstand. Mir ist es wichtig, die<br />
Vorstellungen und Forderungen der Mitglieder<br />
meines Heimatverbandes einzubringen.<br />
Blickpunkt: Soll heißen, du sympathisierst<br />
nach wie vor mit der Streiklokomotive<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg?<br />
Konyen (lacht): Ich würde sagen, das ist<br />
mehr als Sympathisieren, ich stehe meistens<br />
auch inhaltlich hinter den Interessen<br />
des Landesverbands. Der Arbeitskampf<br />
ist das Mittel schlechthin, um unsere Forderungen<br />
durchzusetzen, ein anderes<br />
haben wir nun einmal als Gewerkschaft<br />
nicht zur Verfügung. Die Frage ist lediglich,<br />
wie dosiert ich dieses Mittel einsetze.<br />
Darüber muss diskutiert werden.<br />
Blickpunkt: Du bist freie Journalistin,<br />
arbeitest unter anderem als Pauschalistin<br />
für die digitale Ausgabe der Süddeutschen<br />
Zeitung, bist als Trainerin und<br />
Moderatorin tätig und engagierst dich<br />
auch noch im Bundesvorstand. Wie bekommt<br />
man all diese Aktivitäten in einen<br />
24-Stunden-Tag untergebracht?<br />
Konyen: Sagen wir es mal so, ein Acht-<br />
Stunden-Arbeitstag ist bei mir eher eine<br />
Seltenheit. Und die Sechs-Tage-Woche ist<br />
Standard. Aber ich will mich nicht beklagen:<br />
Andere Leute engagieren sich in<br />
ihren Sportverein, opfern da sehr viel<br />
ihrer Zeit. Bei mir ist es halt der <strong>DJV</strong> für<br />
den ich mich engagiere. Mir macht das<br />
Spaß und deshalb merke ich auch gar<br />
nicht so, wie viel Zeit ich hier investiere.<br />
Blickpunkt: Und Du hast noch Zeit für<br />
weitere Hobbys und Deinen Mann?<br />
Konyen: Ja, ich nehme mir die Zeit.<br />
Letztens waren wir zum Beispiel Wandern<br />
im Allgäu.<br />
Blickpunkt: Unser Verband freut sich ja<br />
schon mächtig auf die Zeit, wenn Du im<br />
Sommer diesen Jahres für unseren Geschäftsführer<br />
Marc Ecker, der in Elternzeit<br />
geht, einspringst. Für voraussichtlich<br />
sechs Wochen, wirst Du die Geschäftsstelle<br />
des <strong>DJV</strong> im Herdweg betreuen.<br />
Was hast Du Dir für diese Zeit vorgenommen?<br />
Konyen: Also ich bin unglaublich gespannt<br />
auf die Zeit zwischen Anfang Juli<br />
und Mitte August, weil sie mir sicher<br />
nochmals eine neue Sicht auf den <strong>DJV</strong><br />
bringen wird. Ich finde es sehr spannend,<br />
unmittelbar mit den Sorgen und Nöten<br />
der Mitglieder konfrontiert zu werden,<br />
das gibt sicher noch einige weitere interessante<br />
Einblicke in die gewerkschaftliche<br />
Arbeit.<br />
Blickpunkt: Es hat sich zu uns herumgesprochen,<br />
dass im Hause Konyen Nachwuchs<br />
erwartet wird. Beim nächsten<br />
Verbandstag im November 2013 wird<br />
auch wieder der Bundesvorstand gewählt.<br />
Muss sich der Landesverband Sorgen<br />
machen, dass sich unsere Botschafterin in<br />
die Babypause verabschiedet?<br />
Konyen: Ich plane zwar insgesamt eine<br />
Zeit lang etwas kürzer zu treten, möchte<br />
aber wieder für den Bundesvorstand<br />
kandidieren. Zum Verbandstag soll das<br />
Kind dann mitkommen, es darf sich<br />
ruhig gleich an den <strong>DJV</strong> gewöhnen.<br />
Blickpunkt: Danke für das Gespräch und<br />
Dir alles Gute.<br />
Kathrin Konyen ist 34 Jahre alt, sie ist<br />
verheiratet und lebt in Neu-Ulm und<br />
ist seit dem Jahr 2000 Mitglied im<br />
<strong>DJV</strong>. Von 2008 bis 2012 war sie Beisitzerin<br />
im <strong>DJV</strong>-Landesvorstand<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg, seit 2011 ist sie<br />
Beisitzerin im Bundesvorstand.<br />
Auf ein Neues: Sommerfest / Ü60<br />
Wieder einmal treffen sich alle Junggebliebenen über 60 Jahre und<br />
alle Mandatsträger des <strong>DJV</strong> an der Geschäftsstelle zum alljährlichen<br />
Sommerfest. Bei hoffentlich schönem Wetter und Leckerem vom Grill<br />
besteht die Gelegenheit zum Informationsaustausch.<br />
Termin: Samstag 13. Juli 2013 ab 14.00 Uhr<br />
Ort: <strong>DJV</strong>-Geschäftsstelle, Herdweg 63, 70174 Stuttgart<br />
24 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 2 · 2013 2 · 2013 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 25
trEffEn im lanDtag<br />
mEDiEnPolitiK<br />
mEDiEnPolitiK<br />
raDiolanDschaft<br />
Mit Grün-Rot unterwegs auf der<br />
medienpolitischen Baustelle<br />
Countdown: Private Radiolandschaft<br />
steht vor Neuordnung<br />
Die Mitglieder des <strong>DJV</strong>-Landesvorstands Dagmar Lange, Pia Grund-<br />
Ludwig und Peter Welchering haben sich mit Sascha Binder, dem<br />
neuen medienpolitischen Sprecher der SPD-Landtagsfraktion zu einem<br />
ersten Meinungsaustausch über die Entwicklung der Medienlandschaft<br />
in <strong>Baden</strong>-Württemberg sowie aktuelle medienpolitische<br />
Themen wie Informationsfreiheitsgesetz, Landespressegesetz und<br />
Leistungsschutzrecht getroffen.<br />
Von Pia Grund-Ludwig<br />
Alle lokalen und regionalen Radiosender werden dieses Jahr von der<br />
Landesanstalt für Kommunikation <strong>Baden</strong>-Württemberg (LFK) neu<br />
ausgeschrieben, denn für alle endet am 31.12.2015 die Lizenzperiode.<br />
Mit der Anhörung zur Neuordnung startet die LFK den Countdown für<br />
die umfangreichste Neulizensierung der baden-württembergischen<br />
Hörfunklandschaft seit 20 Jahren.<br />
Von Dagmar Lange<br />
beteiligung. Binder: „Wenn ich Bürgerbeteiligung<br />
ernst nehme, muss ich Geld<br />
in die Hand nehmen.“<br />
Dagmar Lange, die für die Journalistenverbände<br />
im Medienrat der Landesanstalt<br />
für Kommunikation sitzt, mahnte,<br />
dass im Privatfunk Gewinne auf dem Buckel<br />
der Mitarbeiter gemacht würden. Es<br />
müsse beim Privatfunk zu einer höheren<br />
Gewichtung der Inhalte kommen. Im Bereich<br />
der Lokalpresse zeichne sich ein<br />
Konzentrationsprozess ab, der zu Lasten<br />
des Qualitätsjournalismus gehe.<br />
Alle lokalen und regionalen Radiosender<br />
werden dieses Jahr von der Landesanstalt<br />
für Kommunikation <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
(LFK) neu ausgeschrieben, denn für<br />
alle endet am 31.12.2015 die Lizenzperiode.<br />
Mit der Anhörung zur Neuordnung<br />
startet die LFK den Countdown für<br />
die umfangreichste Neulizensierung der<br />
baden-württembergischen Hörfunklandschaft<br />
seit 20 Jahren.<br />
Pia Grund-Ludwig, Peter Welchering, Sascha Binder und Dagmar Lange im Landtag.<br />
Foto: Simone Geßmann<br />
Bei einigen medienpolitischen Themen<br />
muss die grün-rote Landesregierung Versprechen<br />
erst noch umsetzen. Das<br />
räumte auch Binder ein, aber schließlich<br />
sei die Koalition ja für fünf Jahre gewählt<br />
und nicht für zwei. Dennoch sei die Umsetzung<br />
des Landespressegesetzes überfällig,<br />
so Binder. Er hätte dazu gerne ein<br />
Gesetz, das von den Fraktionen kommt.<br />
Bis zum Herbst sollen Eckpunkte kommen<br />
und ein erster Gesetzentwurf 2013<br />
vorliegen. Das sei auch mit den Grünen<br />
so besprochen, sagte Binder.<br />
Ein weiteres Thema war das Informationsfreiheitsgesetz.<br />
Bereits seit Jahren fordert<br />
der <strong>DJV</strong> die Umsetzung in <strong>Baden</strong>-<br />
Württemberg. Es solle es im Laufe des<br />
Jahres deutliche Fortschritte geben und<br />
noch 2013 ein erster Entwurf auf dem<br />
Tisch liegen, versprach Binder. Derzeit<br />
gibt es aber noch keinen Referentenentwurf.<br />
<strong>DJV</strong>-Landesvorstandsmitglied<br />
Welchering mahnte Gründlichkeit statt<br />
Hast an und bot weitere Gespräche an.<br />
Ein Gesetz wie etwa in Thüringen, bei<br />
dem Auskünfte durch exorbitante Gebühren<br />
verhindert würden, sei nicht<br />
wünschenswert. Auch sei es für Journalisten<br />
notwendig, dass sie die Auskünfte<br />
im Rahmen ihrer journalistischen Arbeit<br />
gewerblich nutzen dürften. In Thüringen<br />
sei die gewerbliche Nutzung untersagt.<br />
Zudem müsse es Sanktionsmöglichkeiten<br />
geben, wenn Auskünfte mit erheblicher<br />
Verzögerung erteilt würden, forderte<br />
Welchering.<br />
Man müsse die Kommunen einbeziehen,<br />
gab Binder zu bedenken. Die Umsetzung<br />
des Informationsfreiheitsgesetzes sei<br />
auch auf Landesebene nicht mit den vorhandenen<br />
Stellen zu schaffen. Das gelte<br />
auch für andere Projekte der Bürger-<br />
Viele Verleger im Lande setzten derzeit<br />
die gesetzlich vereinbarten Vergütungsregeln<br />
für hauptamtlich tätige freie Journalistinnen<br />
und Journalisten noch nicht<br />
um, so Lange zur Einschätzung der Medienlandschaft<br />
weiter.<br />
Beim Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk<br />
hätte sich der <strong>DJV</strong> beim Rundfunkrat<br />
einen stärkeren Einfluss der Medienschaffenden<br />
gewünscht. Gleiches gilt für<br />
den Medienrat. Das könne etwa durch<br />
Sitz und Stimme für Freie im Rundfunkrat<br />
der Öffentlich-Rechtlichen nach<br />
dem Vorbild des WDR geschehen,<br />
ergänzte Welchering. Bei Binder stießen<br />
die Positionen des <strong>DJV</strong> auf großes<br />
Interesse.<br />
Auch zum Thema Bildungsurlaub wolle<br />
man vorankommen, versprach er. Der<br />
<strong>DJV</strong> <strong>Baden</strong>-Württemberg hat auf seinem<br />
Gewerkschaftstag gefordert, diesen in<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg auch für Medienschaffende<br />
einzuführen.<br />
Zur Neulizensierung stehen drei Regionalsender,<br />
die derzeit 13 Lokalradios, das<br />
landesweite Jugendradio sowie die Gebiete<br />
der Nichtkommerziellen Hörfunkveranstalter<br />
und Lernradios an. Im<br />
Grundsatz sollen die bisherigen Verbreitungsgebiete<br />
für die privaten und lokalen<br />
Radiosender in <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
auch in Zukunft bestehen bleiben, so der<br />
Beschluss des LFK-Vorstands. Bei zwei<br />
Sendegebieten soll es allerdings eine<br />
Neuordnung geben, um sie für Bewerber<br />
attraktiver zu machen.<br />
Konkret geht es dabei um das bisherige<br />
Sendegebiet Böblingen/Calw/Freudenstadt,<br />
das neu aufgeteilt werden soll. Das<br />
Konzept sieht vor, das Teilgebiet Freudenstadt/Calw<br />
ab 2016 dem Gebiet<br />
Karlsruhe zuzuschlagen. Das Teilgebiet<br />
Böblingen soll die nördliche Region<br />
Stuttgart komplettieren. Für diese Neuordnung<br />
spreche der raumplanerische<br />
Zuschnitt der Regierungsbezirke. So<br />
könnten laut LFK-Konzept zwei<br />
„leistungsstarke Verbreitungsgebiete“<br />
entstehen.<br />
„Das Landesmediengesetz legt den<br />
Schwerpunkt auf die Flächenabdeckung<br />
und die ökonomischen Strukturen.<br />
Als Vertreterin der Journalistenverbände<br />
im Medienrat der LFK wird mein Augenmerk<br />
bei der Neulizensierung hingegen<br />
auf der journalistischen Qualität der<br />
Bewerber liegen“. Ohnehin ist der im<br />
Landesmediengesetz vorgeschriebene<br />
Anteil an redaktionellen Beiträgen sehr<br />
gering. „Die Kolleginnen und Kollegen<br />
im Privatfunk arbeiten engagiert, doch<br />
insgesamt gibt es zu wenig Stellen für Redakteure<br />
und Redakteurinnen“.<br />
Die Grundsätze für die Gebietsplanung<br />
gibt das Landesmediengesetz vor. Darin<br />
heißt es unter anderem, dass eine flächendeckende<br />
Versorgung anzustreben<br />
sei. Lokale Hörfunkveranstalter sollten<br />
mindestens 300.000 Einwohner erreichen,<br />
regionale Hörfunkveranstalter<br />
mindestens 1,5 Mio. Einwohner.<br />
26 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 2 · 2013 2 · 2013 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 27
ungarn<br />
mEDiEnPolitiK<br />
Besorgnis aus<br />
Freundschaft<br />
In <strong>Baden</strong>-Württemberg wächst die Besorgnis über die Pressefreiheit und das demokratische<br />
Klima in Ungarn. Das wiegt schwer und nervt die Regierung in Budapest, denn das Verhältnis<br />
beider Länder ist fast so wie Freundschaft: 126 Städte und Gemeinden sind Partner. Die staatliche<br />
Beschränkung der Pressefreiheit kümmert auch den <strong>DJV</strong> <strong>Baden</strong>-Württemberg.<br />
Von Karl Geibel<br />
Ungarn – eine Faszination aus ausdrucksvoller<br />
Landschaft, kräftiger Küche<br />
und melodischer Folklore, wirtschaftlicher<br />
Produktivität sowie wissenschaftlicher<br />
und kultureller Kraft mit<br />
europäischer Dimension. Auf der anderen<br />
Seite ist <strong>Baden</strong>-Württemberg das<br />
Hauptaufnahmegebiet der ungarn-deutschen<br />
Vertriebenen nach 1945 und von<br />
Flüchtlingen nach der niedergeschlagenen<br />
Revolution von 1956. Unter den<br />
290.000 Donauschwaben im Land sind<br />
139.000 ungarn-deutsche Vertriebene,<br />
die stets die Verbindung zu ihren Landsleuten<br />
in der alten Heimat hielten. Die<br />
Stadt Gerlingen wurde sehr früh Treffpunkt,<br />
„Hauptstadt“ der Donauschwaben<br />
im Südwesten.<br />
Im August 2012 lebten 21.732 Ungarn in<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg, die drittgrößte<br />
wachsende Gruppe von Zugezogenen aus<br />
EU-Staaten, wie aus dem Bericht „Ungarn<br />
in <strong>Baden</strong>-Württemberg“ des Landesministeriums<br />
für Integration Ende<br />
2012 hervorgeht. Der Bericht schlüsselt<br />
auf, dass die fachliche, schulische, akademische<br />
oder politische Zusammenarbeit<br />
langjährig und intensiv ist.<br />
Das politische Zusammenwirken startete<br />
1988 der damalige Ministerpräsident Lothar<br />
Späth. Es mündete in eine Gemeinsame<br />
Deutsch-Ungarische Regierungskommission,<br />
die heute noch arbeitet. Sie<br />
ist tragend für die in der Europäischen<br />
Union angeschobenen „Donauraumstrategie“<br />
für alle Donau-Anrainer-Staaten.<br />
Bei Späths Initiative arbeiteten bereits<br />
viele der heute 126 Städtepartnerschaften<br />
zwischen Ungarn und <strong>Baden</strong>-Württemberg.<br />
Der 1986 neugegründete <strong>DJV</strong><br />
in <strong>Baden</strong>-Württemberg begann 1987<br />
seine Kooperation mit dem ungarischen<br />
Journalisten-Verband MUOSZ: Es folgte<br />
spektakulärer Volontärs-Austausch und<br />
jährliche gemeinsame Journalisten-Kongresse,<br />
die intensiv berufliche Erfahrungen<br />
und Standards, auch die Pressefreiheit<br />
diskutierten. Leider wurde nach<br />
der Wende 1989/90 MUOSZ durch Arbeitsplatzverlust<br />
und Mitgliederschwund<br />
geschwächt.<br />
Aus diesen Verbindungen heraus wurde<br />
natürlich die Situation nach den bisher<br />
vier Verfassungsänderungen in Ungarn<br />
in den vergangenen drei Jahren beobachtet,<br />
die mit den Rechtsstaatsprinzipien<br />
und dem Demokratiegebot der Europäischen<br />
Union nicht vereinbar sind und als<br />
Verletzungen des EU-Vertrages geprüft<br />
und sanktioniert werden können. Die<br />
rechtskonservative Partei Fidesz unter<br />
Premier Victor Orbán hat seit der jüngsten<br />
Wahl die verfassungsändernde Mehrheit<br />
in dem Parlament an der Donau,<br />
einem der architektonisch schönsten<br />
Parlamentsgebäuden in Europa. Auch ein<br />
Haus, in dem Ungarn in den vergangenen<br />
hundert Jahre immer wieder mehr<br />
Demokratie wagten und zurückgewannen.<br />
Die Journalisten im <strong>DJV</strong>, in der Europäischen<br />
Journalisten-Föderation wurden<br />
aktiviert, als das Mediengesetz 2011 in<br />
Budapest beschlossen wurde. Auch in<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg: Am 18. Mai 2012<br />
beschloss der Gewerkschaftstag in Ulm<br />
nach gründlicher Information und Diskussion<br />
bereits im Vorfeld im Gesamtvorstand,<br />
die vom Fachausschuss Europa<br />
vorgelegte Resolution zur Situation der<br />
Pressefreiheit in Ungarn. Als Ursache der<br />
eingeschränkten Medien- und Informationsfreiheit<br />
wurde die neu eingerichtete<br />
Nationale Medien- und Kommunikationsbehörde<br />
mit Kontroll-, Zensur- und<br />
finanziellem Sanktionsrecht für alle Medien<br />
oder die zusammengelegten öffentlichen<br />
Rundfunkanstalten, zentralisierte<br />
Informationsabteilungen und die „nationale“<br />
Ausrichtung der Medienagentur<br />
kritisiert.<br />
Landesvorsitzender Thomas Godawa<br />
richtete die Resolution, wie der Gewerkschaftstag<br />
beschloss, an die 126 Städte,<br />
Gemeinden und Landkreise. Die Reaktionen<br />
gaben einen guten Einblick in den<br />
Grad guter Nachbarschaft und die<br />
Grundlage gemeinsamer Werte. Oberbürgermeister<br />
Dr. Jürgen Zieger berichtete<br />
von der Partnerschaft mit der Stadt<br />
Eger seit über 20 Jahren und deren<br />
„wichtigste Säule“ den Schüleraustausch.<br />
„Die Lehrkräfte unseres Mörike-Gymnasiums<br />
sind für das Thema Presse- und<br />
Meinungsfreiheit in Ungarn sensibilisiert,<br />
dasselbe gilt auch für die Verwaltung.<br />
Wir werden, wann immer sich die<br />
Gelegenheit bietet, mit Vertretern und<br />
Besuchern aus unserer ungarischen Partnerstadt<br />
die Bedeutung einer freien<br />
Presse ansprechen.“<br />
Bürgermeister Frank Buß schreibt: „Die<br />
Stadt Plochingen am Neckar unterhält<br />
seit langem partnerschaftliche Beziehungen<br />
zu der ungarischen Stadt Oroszlány,<br />
in deren Verlauf sich viele Freundschaften<br />
entwickelt haben. Dies kommt durch<br />
regen Besuch und Gegenbesuche zum<br />
Ausdruck. Wir verfolgen daher mit Sorge<br />
die politischen Entwicklungen. Auch wir<br />
halten die Presse- und Meinungsfreiheit<br />
für das Grundrecht jedes Menschen und<br />
bringen dies in Gesprächen zum Ausdruck.“<br />
Ulm ist ein besonderer Ort für alle Länder<br />
an der Donau, von der Quelle in<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg bis zur Mündung<br />
ins Schwarze Meer: 300 Jahre vor dem<br />
<strong>DJV</strong> Gewerkschaftstag, daran erinnerte<br />
Oberbürgermeister Ivo Gönner in seiner<br />
Begrüßung, begann der „Aufbruch von<br />
Ulm entlang der Donau (1712-2012)“.<br />
Abertausende aus Württemberg, Elsass,<br />
Pfalz, Rheinhessen, Rheingau zogen von<br />
hier in eine neue Heimat, erwartend eine<br />
bessere Zukunft - die „Donauschwaben“.<br />
Ivo Gönner schreibt: „Bei vielen Gelegenheiten<br />
mit unseren ungarischen Kolleginnen<br />
und Kollegen aus der Kommunalpolitik<br />
weisen wir immer wieder<br />
darauf hin, dass eine stabile demokratische<br />
Grundordnung nur möglich ist,<br />
wenn es die garantierte Presse- und Meinungsfreiheit<br />
in jedem EU-Land gibt.“<br />
Den entsprechenden Einsatz Ivo Gönners<br />
als Präsident des 2009 gegründeten<br />
Rates der Donaustädte und -regionen<br />
schilderte auch der Landtagsabgeordnete<br />
Jürgen Filius (Grüne) in einer Landtagsdebatte<br />
am Europatag (8. Mai 2013).<br />
In der Landtagsdebatte, an der von der<br />
Zuschauertribüne aus drei Vertreter der<br />
Republik Ungarns teilnahmen, vermittelten<br />
die Sprecher aller Fraktionen und<br />
der Regierung nachhaltig das historisch<br />
gewachsene freundschaftliche Verhältnis<br />
zu Ungarn, das unterschiedlichen Systemen<br />
standhielt. Aber ebenso nachhaltig<br />
wurde die Sorge geäußert über die Auswirkung<br />
der verschiedenen verfassungsrechtlichen<br />
Änderungen der Fidesz-<br />
Mehrheit.<br />
In der Ulmer Resolution forderte der<br />
<strong>DJV</strong> die Landesregierung auf, zugunsten<br />
der Menschenrechte zu intervenieren.<br />
Europaminister Peter Friedrich (SPD),<br />
über das Anliegen des <strong>DJV</strong> informiert, tat<br />
dies wiederholt, bilateral, auch in europäischen<br />
Gremien. Über die Lage in Ungarn<br />
berichtete er ausführlich dem<br />
Parlament. Für die SPD-Fraktion trug<br />
Peter Hofelich einen weiteren Aspekt bei:<br />
„Wir glauben, dass es wichtig ist, die Freiheit<br />
von Medien und Presse in den Donauraum<br />
zu tragen. Wir freuen uns, dass<br />
in Ulm ein Treffen mit Journalisten stattgefunden<br />
hat. Wir können uns vorstellen,<br />
dass ein weiteres Treffen in Budapest<br />
stattfinden kann.“<br />
Wie die Kritik an den Verfassungsänderungen<br />
in Ungarn entnervt aufgenommen<br />
werden kann, zeigte ein Vorgang in<br />
Gerlingen. Die Stadt am Rande Stuttgarts<br />
ist seit 25 Jahren Partnerstadt von Tata<br />
und Patenstadt der Landsmannschaft der<br />
Deutschen aus Ungarn. Zur traditionellen<br />
Kulturveranstaltung „Bundesschwabenball“,<br />
mit Gästen aus Ungarn und<br />
Deutschland, sollte Bürgermeister Georg<br />
Brenner der Verdienstorden der Republik<br />
Ungarn verliehen werden, initiiert von<br />
seinem Tataer Amtskollegen Jósef Michl.<br />
Doch Georg Brenner hatte den Orden im<br />
Vorfelde des Schwabenfestes abgelehnt.<br />
Mit dem Hinweis auf die Abkehr Ungarns<br />
von der Wertegemeinschaft der EU<br />
und der Rechtsstaatlichkeit, darunter die<br />
Einschränkung zentraler demokratischer<br />
Grundrechte wie der Pressefreiheit oder<br />
der Unabhängigkeit der Justiz.<br />
Brenners Tataer Kollege Michl sagt seinen<br />
Ballbesuch ab – er ist Politiker der<br />
Fidesz. Die ungarische Konsulin Rita<br />
Chiovini reiste ohne Orden an, hielt öffentlich<br />
eine „Strafpredigt“ und „regierungspolitische<br />
Abrechnung“ (so<br />
Brenner), verließ die Stadthalle und ließ<br />
eine bestürzte Versammlung zurück. Der<br />
Landesminister für Bundesrat, Europa<br />
und internationale Angelegenheiten,<br />
Peter Friedrich, bekräftigte die Haltung<br />
Brenners, es gelte darauf hinzuweisen,<br />
wenn sich autoritäre Strukturen entwickelten.<br />
„Die Entwicklungen, die in Ungarn<br />
zutage treten, bereiten große<br />
Sorgen. Es darf nicht kritiklos zugeschaut<br />
werden.“<br />
Unterdessen versuchen Botschafter aus<br />
Berlin und der Generalkonsul in München,<br />
in Gesprächen die Scherben von<br />
Gerlingen zu kitten. Gespannt warten<br />
viele auf eine Untersuchung von Europarat<br />
und Europäische Union über die Entwicklung<br />
in Ungarn, die noch im<br />
Sommer vorgelegt werden soll. Davon<br />
wird es abhängen, ob die EU Vertrags-<br />
Verstöße finanziell ahnden wird.<br />
Unterdessen laufen die zivilgesellschaftlichen<br />
Begegnungen zwischen beiden<br />
Ländern weiter. Georg Brenner: „Eine<br />
so langjährige Freundschaft muss die<br />
kritische Auseinandersetzung aushalten<br />
können.“<br />
28 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 2 · 2013<br />
2 · 2013 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 29
mEDiEnnachrichtEn<br />
mEDiEnnachrichtEn<br />
Turbulenzen beim Schwäbischen Tagblatt<br />
Tübingen (4. 5. 2013) - Die gute Reputation<br />
des Schwäbischen Tagblatts als<br />
Lokalzeitung mit eigenständigem Profil<br />
steht auf der Kippe. Begonnen hat das<br />
Trading-down 2004 mit dem Verkauf<br />
von 49% der Verlagsanteile an die Südwestpresse,<br />
die für den Mantel verantwortlich<br />
ist. Aktuell wird ein Stellenabbau<br />
größeren Umfangs geplant. Nach<br />
Informationen des <strong>DJV</strong> wurden bislang<br />
für Voll- und Teilzeitbeschäftigte im Verlag<br />
neun Auflösungsverträge und vier Altersteilzeit-Vereinbarungen<br />
geschlossen.<br />
Dass damit das Ende der Fahnenstange<br />
erreicht ist, erscheint eher unwahrscheinlich.<br />
Auf der Betriebsversammlung am 24.<br />
April, die ohne Teilnahme der Gewerkschaften<br />
stattfand, gab es keine konkreten<br />
Informationen. Es sei klar, dass<br />
gespart werden müsse, verlautbart die<br />
Geschäftsführung. Die Rede ist von<br />
Von Pia Grund-Ludwig<br />
einem Betrag von 1,5 Millionen Euro bis<br />
2015. Der Gewinn soll bei einer Million<br />
Euro liegen.<br />
Weitere Gespräche mit Kolleginnen und<br />
Kollegen über Abfindungen laufen. Über<br />
Alterszeit wird mit denjenigen verhandelt,<br />
die Jahrgang 1954 oder älter sind.<br />
Offen ist, wo wer gehen muss und wie<br />
viele Stellen wegfallen sollen. Die Rede<br />
ist angeblich von 4,5 Stellen in den Redaktionen.<br />
Unklar ist derzeit auch, was mit den<br />
Außenredaktionen geschieht. Bislang<br />
gab es vor Ort „Leiter der Außenredaktionen“.<br />
Die sitzen nun in der Zentralredaktion.<br />
Soll es zu einem Rückzug aus<br />
der Fläche kommen? Wird künftig alles<br />
von Tübingen aus bestückt? Wie soll die<br />
Führungsstruktur der Redaktion aussehen?<br />
Eine Reihe neuer Funktionen wurde<br />
geschaffen, mit welcher Verantwortung<br />
sie verbunden sind bleibt offen, auch<br />
nach innen.<br />
Ein „interner Mittelfinger" werde derzeit<br />
den Kolleginnen und Kollegen des einst<br />
als „Neckar-Prawda" bekannten Tagblatts<br />
gezeigt, kommentiert die Online-Zeitung<br />
Kontext (www.kontextwochenzeitung.de).<br />
Sie berichtet unter anderem, dass es auf<br />
Anordnung des neuen Verlagsleiters Gerhard<br />
Waldenmaier zum Sparkus auch bei<br />
den Honoraren für freie Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter kam. Die Fragen<br />
sind gestellt, Antworten gab es dazu bislang<br />
von der Verlagsleitung nicht. Über<br />
die Ergebnisse einer Gesellschafterversammlung,<br />
die Ende April nach der Betriebsversammlung<br />
stattgefunden hat<br />
und über deren Ergebnisse wurde die Belegschaft<br />
bislang nicht informiert. Das<br />
muss nicht sein, wäre aber guter Stil.<br />
Offener Brief an die Stuttgarter<br />
Wohnungs- und Städtebaugesellschaft<br />
Die Frage, ob und inwieweit Journalisten<br />
polizeilicher Einsätze fotografieren dürfen<br />
und aus welchen Gründen die Polizei,<br />
insbesondere Einsatzleiter, Fotografieren<br />
verbieten dürfen, ist durch mehrere<br />
Urteile inzwischen geklärt worden.<br />
Ausgangspunkt der Entscheidung war,<br />
dass Journalisten in Schwäbisch Hall das<br />
Fotografieren während des Einsatzes<br />
eines SEK-Kommandos untersagt worden<br />
war. Der Zeitungsverlag klagte nach<br />
einem erfolglosen Briefwechsel vor dem<br />
Verwaltungsgericht Stuttgart. Das Urteil<br />
dort beschied: Der Einsatzleiter hätte<br />
davon ausgehen dürfen, dass die konkrete<br />
Gefahr eines Anschlags und die gewalttätige<br />
Befreiung gedroht habe. Diese<br />
Gefahr sei durch Pressevertreter und<br />
Schaulustige erheblich gestiegen. Die<br />
Funktionsfähigkeit des SEK würde durch<br />
Anfertigung von Fotografien konkret gefährdet.<br />
Pressefotografie und Polizei:<br />
Dürfen Journalisten Einsätze<br />
der Polizei fotografieren?<br />
Auszug aus einem Artikel von Albrecht Götz von Olenhusen, erschienen<br />
in der Zeitschrift für Medien und Recht (MR, München, Wien), 1-2013<br />
Stuttgart (17.05.2013) Der <strong>DJV</strong> <strong>Baden</strong>-<br />
Württemberg hat in einem Schreiben die<br />
Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft<br />
mbH (SWSG) für ihren Umgang<br />
mit einer Reporterin des<br />
SWR-Fernsehens kritisiert. Die Reporterin<br />
hatte in der „Landesschau“ am<br />
26.2.2013 über Mietanpassungen bei<br />
SWSG-Wohnungen nach einer Sanierung<br />
berichtet.<br />
<strong>DJV</strong>-Vorsitzender in <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
Thomas Godawa schreibt im offenen<br />
Brief: „Wenn ein Unternehmen, das<br />
zum Inhalt einer Berichterstattung wird,<br />
mit der Umsetzung nicht einverstanden<br />
ist, kann es eine Gegendarstellung fordern.<br />
Was die SWSG in diesem Fall aber<br />
getan hat, geht weit über das normale<br />
Miteinander von Unternehmen und Medienvertretern<br />
hinaus. Schon im Vorfeld<br />
eines geplanten Interviews mit der SWSG<br />
über Mietsteigerungen bei Wohnungen<br />
nach deren Sanierung hat die SWSG die<br />
SWR-Kollegin angerufen und ihr vorgehalten,<br />
sie hätte vor Jahren einen Streit<br />
mit der SWSG gehabt und sei offenbar<br />
befangen. Auch das Angebot der Kollegin,<br />
jemand anderes das Interview führen<br />
zu lassen, hat die SWSG nicht davon<br />
abgehalten, das Interview abzusagen.<br />
Gleichzeitig hat die SWSG versucht, Einfluss<br />
auf die Berichterstattung zu nehmen<br />
über den SWR-Hauptabteilungsleiter<br />
der für die Landesschau zuständig<br />
ist. Im Nachgang zur Ausstrahlung haben<br />
Sie, Herr Wendel, dann einen Protestbrief<br />
an den Intendanten des SWR,<br />
Herrn Peter Boudgoust, geschickt und<br />
um Lösungen für die bezeichneten<br />
Defizite – angebliche Interessenkonflikte<br />
von SWR Mitarbeitern – gebeten. In diesem<br />
Brief hat die SWSG an keiner Stelle<br />
auch nur den Hauch journalistischer<br />
Fehler in der Landesschau-Berichterstattung<br />
nachweisen können. Das alles<br />
haben Sie, Herr Wendel, mitgetragen<br />
durch ihre Unterschrift!<br />
Gegen diese Art der versuchten Einflussnahme<br />
über die SWR-Verantwortlichen<br />
und gegen die Einschüchterung der SWR<br />
Journalistin durch die SWSG protestieren<br />
wir aufs Schärfste und fordern Sie<br />
auf, wieder zu normalen Umgangsformen<br />
zwischen Unternehmen und Medien<br />
zurückzukehren.<br />
Auf der <strong>DJV</strong>-Homepage finden Sie den<br />
vollständigen Brief im Wortlaut.<br />
Der klagende Zeitungsverlag ging gegen<br />
dieses Urteil mit Verweis auf die Pressefreiheit<br />
in die Berufung zum Verwaltungsgerichtshof<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
Mannheim. Dieser änderte das Urteil des<br />
Verwaltungsgerichts Stuttgart. Er urteilte,<br />
die Freiheit der Presse dürfe nur durch<br />
das Grundgesetz beziehungsweise durch<br />
das Landespressegesetz eingeschränkt<br />
werden. Das Landespressegesetz sei gegenüber<br />
dem Polizeigesetz ein presserechtliches<br />
Spezialgesetz. Die<br />
Untersagung von Bildaufnahmen wurde<br />
als materiell rechtswidrig angesehen. Die<br />
Revision wurde nicht zugelassen.<br />
Ein wichtiger Punkt bei diesem Urteil behandelte<br />
die berechtigte und verständliche<br />
Sorge der Polizisten, die Identität<br />
einzelner Beamter würde öffentlich werden<br />
und damit würden diese potenzielle<br />
Opfer von Sanktionen der kriminellen<br />
Gruppe. Gerade in dem speziellen Fall in<br />
Schwäbisch Hall drohte die Gefahr von<br />
Racheakten der Mafia. Doch das Gericht<br />
stellte fest, dass nicht von vornherein<br />
künftiges rechtswidriges Verhalten der<br />
Presse unterstellt werden dürfe. Der Einsatzleiter<br />
müsse dem Pressefotografen<br />
deutlich machen, dass diese Gefahr besteht.<br />
Und er dürfe und müsse im Prinzip<br />
darauf vertrauen, dass die Presse<br />
keine Portrait- oder Nahaufnahmen veröffentliche<br />
und dass gefährdete Beamte<br />
vor Veröffentlichung unkenntlich gemacht<br />
würden. Allerdings nicht nur<br />
durch einen Augenbalken, sondern<br />
durch vollständige Pixelung des Gesichts.<br />
Der Verwaltungsgerichtshof sah das Fotografierverbot<br />
nicht als erforderlich an.<br />
Er entwickelte stattdessen eine plausible<br />
Vorgehensweise: „Der bezeichneten Gefahr<br />
kann im Regelfall – ohne dass es<br />
eines Fotografierverbots bedarf – dadurch<br />
wirksam begegnet werden, dass<br />
der Pressevertreter zur vorübergehenden<br />
Herausgabe des Speichermediums bis zu<br />
einer gemeinsamen Sichtung der gefertigten<br />
Aufnahmen durch Presseunternehmen<br />
und Polizei aufgefordert wird.“<br />
Dr. jur. Albrecht Götz von Olenhusen ist<br />
Rechtsanwalt in Freiburg im Breisgau<br />
und Lehrbeauftragter an den Universitäten<br />
Freiburg und Düsseldorf. Der Spezialist<br />
für Medienrecht gibt auch immer<br />
wieder Seminare beim deutschen Journalistenverband.<br />
Er ist <strong>DJV</strong>-Mitglied.<br />
30 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 2 · 2013<br />
2 · 2013 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 31
KV mannhEim /hEiDElBErg<br />
aus DEn KrEisEn<br />
aus DEn KrEisEn<br />
KV mannhEim/hEiDElBErg<br />
Millionenprojekte für die Kunst<br />
Zwei wichtige Bauprojekte für die Kultur in der Metropolregion Rhein-Neckar –<br />
ein Museumsanbau und ein Theater(beinnahe)neubau – und die Chancen und<br />
Risiken eines Informationsfreiheitsgesetzes für <strong>Baden</strong>-Württemberg beschäftigten den<br />
<strong>DJV</strong>-Kreisverband Mannheim und Heidelberg in den vergangenen Monaten<br />
Von Annika Wind und Götz Münstermann<br />
Für viel Diskussionsstoff hatte der geplante<br />
Neubau der Kunsthalle Mannheim<br />
gesorgt – ein Grund also, das<br />
Thema mit den Verantwortlichen vor<br />
Ort zu besprechen.<br />
Auf Einladung des Kreisverbandes waren<br />
rund 20 Mitglieder ins Museum gekommen,<br />
um den Entwurf des Hamburger<br />
Architekturbüros gmp, die Kosten und<br />
die Informationspolitik des Hauses zu<br />
diskutieren. 2017 soll der neue Anbau eröffnet<br />
werden – und damit einer der<br />
größten Museumsneubauten Deutschlands<br />
entstehen.<br />
Theater Heidelberg, Fassade<br />
Foto: waechter + waechter architekten bda<br />
Gießkannen sollen die Förderung des Wachstums symbolisieren.<br />
Installation von Philipp Morlock.<br />
Foto: Kunsthalle Mannheim<br />
Finanziert ist er weitestgehend schon:<br />
Der SAP-Mitbegründer Hans-Werner<br />
Hector hatte 50 Millionen gespendet, den<br />
Rest der Baukosten von insgesamt 65,3<br />
Millionen Euro steuern Bund, Land<br />
und Stadt bei. Und der Bürger? Ihn will<br />
Direktorin Ulrike Lorenz künftig für<br />
Spenden gewinnen, mit denen der zukünftige<br />
Ausstellungsbetrieb des neuen<br />
Hauses finanziert werden soll.<br />
Symbol dafür ist eine pinkfarbene<br />
Gießkanne, die man nach einer Idee<br />
des neuen Kommunikationschefs Jörg<br />
Garbrecht unter anderem beim jüngsten<br />
Fasnachtsumzug zeigte – als riesige<br />
Variante aus Pappmaché. Und als Zeichen,<br />
so Garbrecht, einer "Bürgerbewegung".<br />
Wie eine "Bürgerbewegung" etwas erreicht,<br />
das konnte der <strong>DJV</strong> Mannheim-<br />
Heidelberg schon Ende November bei<br />
der Besichtigung des neuen, alten Theaters<br />
in der Heidelberger Altstadt besichtigen.<br />
Das Theater war wegen erheblicher<br />
Baumängel 2006 geschlossen und nun<br />
für 60 Millionen Euro saniert worden.<br />
Ein Teil der Gelder war von Bürgern<br />
durch Kleinspenden, von Mäzenen<br />
durch Großspenden und der Rest durch<br />
die Stadt Heidelberg aufgebracht worden.<br />
Das Gebäudeensemble wurde komplett<br />
umgebaut, der alte Theatersaal<br />
saniert und ein neuer, moderner Aufführungssaal<br />
errichtet.<br />
Die <strong>DJV</strong>-Besuchergruppe, übrigens die<br />
erste nach der Wieder- und Neueröffnung,<br />
bekam die Werkstätten, Proberäume<br />
für Tanzensemble und Orchester<br />
sowie den neuen Saal präsentiert.<br />
Wahlen zum Kreisvorstand und Tücken<br />
eines Informationsfreiheitsgesetzes<br />
Bei der Jahresversammlung des Kreisverbandes<br />
Mannheim/Heidelberg zu Beginn<br />
des Jahres ging es nicht nur darum, den<br />
Kreisvorstand zu wählen (siehe nachfolgende<br />
Meldung). Inhaltlich widmete sich<br />
das Treffen gemeinsam mit Landesvorstandsmitglied<br />
Peter Welchering dem<br />
Thema Informationsfreiheitsgesetz für<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg.<br />
Welche Chancen und Risiken für Journalisten<br />
bietet ein Gesetz, das die Recherche<br />
bei Behörden erleichtert oder<br />
erst ermöglicht? Darüber informierte<br />
Welchering und wies auch darauf hin,<br />
dass einzelne Bundesländer die "gewerbliche"<br />
Nutzung der frei gegebenen Daten<br />
verbieten. Das wiederum kann zur Folge<br />
haben, dass freie und fest angestellte<br />
Journalisten nach einer Veröffentlichung<br />
selbst abgefragter Fakten verklagt werden<br />
könnten.<br />
KV offEnBurg<br />
Taras Maygutiak heißt der neue<br />
Vorsitzende des <strong>DJV</strong>-Kreisverbandes<br />
Offenburg. Im Artikel<br />
über die Kreisversammlung in<br />
der Ausgabe 1/2013 wurde der<br />
Vorname falsch geschrieben. Wir<br />
bitten um Entschuldigung.<br />
Als positives Beispiel führte er das Hamburger<br />
Transparenzgesetz an, das sowohl<br />
einfachen Bürgern wie auch hauptberuflichen<br />
Rechercheuren weitgehende<br />
Rechte einräumt. In der Opposition hatten<br />
Rot und Grün ein solches Informationsfreiheitsgesetz<br />
für <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
zwar immer gefordert, sich aber bislang<br />
noch nicht an die Umsetzung<br />
gemacht.<br />
Angeblich wird jetzt aber im Innenministerium<br />
an einem Entwurf gearbeitet.<br />
Ulrich Sckerl, Innenexperte der Landtagsfraktion<br />
der Grünen, hatte kurzfristig<br />
seine Zusage zu dem Treffen zurückgenommen.<br />
Aber: Er sicherte zu, dass noch<br />
in dieser Legislaturperiode ein solches<br />
Gesetz auf den Weg gebracht werden soll<br />
– und er es dann mit dem <strong>DJV</strong> <strong>Baden</strong>-<br />
Württemberg diskutieren wolle.<br />
Der neue Vorstand des KV MA/HD<br />
Bei den Vorstandswahlen des mehr als<br />
300 Mitglieder zählenden Kreisverbandes<br />
blieb beinahe alles beim Alten. Hartmut<br />
Suckow, der seit 1996 an der Spitze steht,<br />
wurde einstimmig wiedergewählt. Sein<br />
Stellvertreter ist weiterhin Michael<br />
Tschugg, der als freier Journalist und PR-<br />
Berater auch dem Fachausschuss Presseund<br />
Öffentlichkeitsarbeit des <strong>DJV</strong>-Landesverbandes<br />
als Vorsitzender angehört.<br />
KV luDWisBurg<br />
Kreisverband Ludwigsburg<br />
zu Besuch bei der Polizei<br />
Der <strong>DJV</strong> Ludwigsburg organisiert regelmäßig<br />
Veranstaltungen, die den Kollegen<br />
Impulse für die eigene Arbeit geben<br />
sollen.<br />
Als zweiter stellvertretender Vorsitzender<br />
wurde Götz Münstermann gewählt, Redakteur<br />
und Betriebsrat bei der Rhein-<br />
Neckar-Zeitung in Heidelberg. Neu in<br />
den Vorstand aufgenommen wurde Annika<br />
Wind, die das Amt der Schriftführerin<br />
übernimmt. Die 33-Jährige ist beim<br />
Mannheimer Morgen Kulturredakteurin<br />
und Betriebsrätin, im Landesverband<br />
zudem Teil des Fachausschusses Junge<br />
Journalisten und für den <strong>DJV</strong> Vorstandsmitglied<br />
im JBB.<br />
Der neue Vorstand will weiterhin mit interessanten<br />
Veranstaltungen auf den <strong>DJV</strong><br />
aufmerksam machen – so zum Beispiel<br />
im Juni beim Heidelberger Marktforschungsinstitut<br />
Sinus: Das erstellt Milieustudien<br />
über den gesellschaftlichen<br />
Wandel und <strong>DJV</strong>-Mitglieder erfahren,<br />
wie sich auch das Mediennutzungsverhalten<br />
der Menschen ändert.<br />
Wer bislang noch nicht den E-Mail-<br />
Newsletter des Kreisverbandes erhält, der<br />
sollte an djv.ma.hd@googlemail.com<br />
mailen und wird dann in den Verteiler<br />
aufgenommen<br />
Bei einer Führung durch das Führungsund<br />
Lagezentrum der Ludwigsburger Polizeidirektion<br />
sowie einem Gespräch mit<br />
den Mitarbeitern der Pressestelle erhielten<br />
die Teilnehmer Einblicke in die tägliche<br />
Arbeit der Polizisten. Das Führungsund<br />
Lagezentrum (FLZ) ist die Leitstelle<br />
der Polizeidirektion, die rund um die<br />
Uhr besetzt ist. Dort gehen pro Jahr rund<br />
62.000 Notrufe ein. Die Mitarbeiter sind<br />
dafür zuständig, dass die Kollegen von<br />
der Streife schnellstmöglich am Einsatzort<br />
sind. Am Wochenende sind sie<br />
zusätzlich für das den Pressebericht<br />
verantwortlich. Werktags wird dies von<br />
zwei hauptamtlichen Pressesprechern<br />
erledigt (siehe Interview nächste Seite).<br />
32 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 2 · 2013 2 · 2013 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 33
KV luDWigsBurg<br />
aus DEn KrEisEn<br />
KulturtiPP<br />
„Angelogen wird bei uns niemand“<br />
Das jüngste Veranstaltungsangebot des <strong>DJV</strong><br />
Ludwigsburg hat die Teilnehmer zur Polizei<br />
geführt. Peter Widenhorn ist der Sprecher der<br />
Ludwigsburger Polizeidirektion. Im Interview<br />
erläutert er seine Arbeit, redet über nervige<br />
Fragen von Journalisten und Katastrophen in<br />
der Pressestelle.<br />
Anton Hunger rechnet ab mit der<br />
Medienbranche: „Blattkritik“<br />
Buchbesprechung von Silke Schneider-Flaig<br />
Peter Widenhorn<br />
Foto: privat<br />
Angelika Baumeister, Ingo Schaub, Verena Mayer, Julia Schweizer, Markus Klohr.<br />
Herr Widenhorn, könnten<br />
Polizei-Pressesprecher<br />
gute Journalisten<br />
sein?<br />
Wie Journalisten wollen auch wir immer<br />
wissen, was passiert und was wahr ist. Und<br />
wir können auf jeden Fall sehr gut recherchieren.<br />
Aber bei der Polizei müssen wir<br />
natürlich viele Sachverhalte aus einer anderen<br />
Brille angucken. Vor allem bei der<br />
Veröffentlichung von entsprechenden Ereignissen<br />
müssen wir sowohl Verfahrensfragen<br />
und ermittlungstaktische Aspekte<br />
als auch die schützenswerten Interessen<br />
von Verfahrensbeteiligten berücksichtigen.<br />
Das ist bei Journalisten vielleicht nicht<br />
immer der Fall.<br />
Und könnten Journalisten auch gute<br />
Polizei-Pressesprecher sein?<br />
Oh ja, das glaube ich durchaus!<br />
Sie haben viele Jahre als Polizist gearbeitet,<br />
bevor Sie Pressesprecher der PD Ludwigsburg<br />
wurden. Wie sieht diese<br />
Zusatzausbildung aus?<br />
Das ist eine polizeiinterne Fortbildung.<br />
Man bekommt die Grundzüge des Presserechts<br />
vermittelt, Kurse in Rhetorik und Interviewtechnik,<br />
damit man sich bei<br />
Interviews ordentlich ausdrücken kann.<br />
Und man lernt, sich vernünftig zu verhalten<br />
im Widerstreit berechtigter Interessen<br />
der Journalisten und der Dienststelle.<br />
Was wäre ein unvernünftiges Verhalten?<br />
Wenn man etwa Verfahrensbeteiligte, also<br />
Geschädigte, Beschuldigte oder Verdächtige,<br />
über die Presse bloß stellt. Wir sind<br />
sehr daran gehalten, das nicht zu tun.<br />
Wann wird ein Fall für Sie in der Pressestelle<br />
kompliziert?<br />
Das sind in der Regel große Fälle, wo Sonderkommissionen<br />
ermitteln. In Ludwigsburg<br />
gab es 2009 beispielsweise die Ermittlungsgruppe<br />
Gold. Das ist dieser spektakuläre<br />
Überfall auf einen Goldtransporter im<br />
Bereich der Autobahn bei Ludwigsburg.<br />
Diese Geschichte hat uns über Monate hinweg<br />
beschäftigt und ein enormes Medieninteresse<br />
in ganz Deutschland, aber auch<br />
darüber hinaus, hervorgerufen. Tagtäglich<br />
gab es Termine für Interviews und Statements<br />
im Radio oder im Fernsehen. Da<br />
waren wir sehr gefordert.<br />
Hatten Sie einen Fall, der pressemäßig aus<br />
dem Ruder gelaufen ist?<br />
Da gab es vor zwei Jahren die Geschichte<br />
mit dem Hund Fiodor. Der Hund musste<br />
nahe der Autobahn von Kollegen der<br />
Diensthundführerstaffel erschossen werden,<br />
weil er bereits mehrere Male über die A 81<br />
gesprungen war und damit gefährliche Situationen<br />
verursacht hatte. So genannte<br />
Tierschützer aus dem In- und Ausland sind<br />
daraufhin regelrecht über uns hergefallen,<br />
speziell über den Kollegen, der geschossen<br />
hat. Dies geschah in einer Art und Weise, die<br />
überhaupt nicht mehr tolerierbar war. Das<br />
ging über massive Beleidigungen und Bedrohungen<br />
am Telefon und über das Internet.<br />
Viele Journalisten haben in das gleiche<br />
Horn geblasen, zumindest zu Beginn und<br />
die polizeiliche Maßnahme erheblich in<br />
Frage gestellt. Damals haben wir uns sehr in<br />
die Ecke gedrängt gefühlt haben und mussten<br />
versuchen, die Wogen einigermaßen zu<br />
glätten.<br />
Haben Sie daraus was gelernt?<br />
Wir haben uns darin bestätig gesehen, dass<br />
man mit solchen Sachverhalten komplett<br />
offen umgehen muss. Wir hatten uns in<br />
diesem Fall auch nichts vorzuwerfen. Wir<br />
haben ihn objektiv und gründlich dargestellt.<br />
Ist das in jedem Fall möglich?<br />
Natürlich gibt es immer wieder mal Fälle,<br />
in denen es etwa aus ermittlungstaktischen<br />
Gründen noch nicht möglich ist, alles auf<br />
den Tisch zu legen. Aber soweit es möglich<br />
ist, tun wir das. Angelogen wird bei uns<br />
niemand. Wenn ich etwas nicht sagen kann,<br />
versuche ich das auch zu begründen.<br />
Was muss man als Journalist tun, um Sie<br />
zu nerven?<br />
Das ist schwierig, ich bin relativ gelassen.<br />
Aber was mich manchmal ärgert, sind Fragen,<br />
die vorher nicht überlegt wurden. Also<br />
Sachen, die sich jeder selbst beantworten<br />
kann, oder von denen der Journalist weiß,<br />
dass ich sie nicht beantworten darf. Wenn<br />
die dann trotzdem pausenlos gestellt werden,<br />
nervt mich das. Ansonsten weiß ich,<br />
dass jeder, der bei mir anruft, seinen Job<br />
macht, wie ich auch.<br />
Spüren Sie, dass der Zeitdruck in den<br />
Redaktionen zugenommen hat?<br />
Ja, der Anfragezeitraum wird immer größer.<br />
Früher hat sich vor der Mittagszeit<br />
kaum jemand gemeldet. Seit Online-Meldungen<br />
immer wichtiger werden, kommen<br />
Nachfragen zu unseren Presseberichten<br />
immer früher.<br />
Was müssten Sie tun, damit Sie Ärger<br />
bekommen mit Ihren Vorgesetzten oder<br />
der Staatsanwaltschaft?<br />
Bedeutende Sachverhalte, die großes Medieninteresse<br />
hervorrufen können oder in<br />
die andere Behörden involviert sind, ohne<br />
vorherige Absprache an die Öffentlichkeit<br />
geben. Alle Verfahrensbeteiligten, insbesondere<br />
die Staatsanwaltschaft als Herrin<br />
des Verfahrens, müssen bei diesen Fällen<br />
immer vorher ins Boot geholt werden,<br />
damit sie nicht auf einem falschen Fuß erwischt<br />
werden. Diese Unterrichtungs- und<br />
Abstimmungsverpflichtung ist uns aber<br />
schon in Fleisch und Blut übergegangen.<br />
Die Fragen stellte Verena Mayer.<br />
Der ehemalige Redakteur und langjährige<br />
Porschepressesprecher Anton Hunger,<br />
langjähriges Mitglied im <strong>DJV</strong><br />
Stuttgart, knöpft sich in seinem aktuellen<br />
Buch „Blattkritik“ die Medienbranche<br />
vor. Bereits im Vorwort versichert der<br />
einstige StZ-Redakteur, dass er keine populistische<br />
Medienschelte vorlegen wolle,<br />
sondern ein hintergründiges Buch. Es<br />
solle helfen, die Wechselwirkungen zwischen<br />
Politik und Medien zu verstehen.<br />
Doch bereits der Untertitel „vom Glanz<br />
und Elend der Journaille“ lässt erahnen,<br />
dass es um heikle Themen geht.<br />
Der Verleger Hubert Klöpfer nennt es<br />
zwar nur ein Buch für die „unaufgeklärten<br />
Zeitungsleser“. Es biete aber auch<br />
Aufklärung für professionelle Medienschaffende.<br />
Allerdings werden nicht alle<br />
begeistert davon sein, denn der Insider<br />
nimmt kein Blatt vor den Mund und kritisiert<br />
Journalisten, die nicht über die<br />
Konsequenzen des von ihnen Gesendeten<br />
nachdenken.<br />
In seinen Beispielen tauchen Kollegen<br />
auf, die jene Maßstäbe, die sie von anderen<br />
erwarten, selbst oft nicht erfüllen.<br />
Doch was passiert, wenn man seinen eigenen<br />
Ansprüchen nicht gerecht wird?<br />
Ein von ihm genanntes Paradebeispiel ist<br />
das von Thomas Leiff (mit)gegründete<br />
Netzwerk Recherche, das er kritisch<br />
unter die Lupe nimmt.<br />
Zudem kritisiert er PR-Presserabatte. Sie<br />
zählen seiner Meinung nach zu Gefälligkeiten,<br />
die Journalisten gerne annehmen.<br />
Die Skandale um Christian Wulff, Guttenberg<br />
und Wikileaks lässt er nicht unerwähnt.<br />
„Die Zeiten unbekümmerter<br />
und geschwätziger Mitteilsamkeit sind<br />
jedenfalls vorbei“, prophezeit er. Selbst<br />
Bild könne nicht gegen politische Entscheidungen<br />
(Beispiel Griechenlandhilfe)<br />
schreiben. Seine Bemerkung, dass<br />
das Netz nichts vergesse, stimmt nicht<br />
nur Online-Medienschaffende nachdenklich.<br />
Als Autor wagt er sich auch an die Urheberrechtsdebatte<br />
und sonstige heikle Fragen.<br />
Zum Beispiel über die Folgen, wenn<br />
Journalisten Dokumente zugespielt werden.<br />
„Immer haben einige Informanten<br />
alte Rechnungen zu begleichen, vorzugsweise<br />
in politischen Parteien“, verrät er.<br />
Eine Tatsache, die wohl allen Medienschaffenden<br />
bekannt ist. Allerdings lobt<br />
er auch die „Affärenflüsterer“" ohne die<br />
kaum noch Skandale aufgedeckt werden.<br />
„Die Glaubwürdigkeit der Wirtschaftspresse<br />
ist seit der Finanzkrise verspielt“,<br />
rechnet ausgerechnet Hunger, der 17<br />
Jahre Kommunikationschef bei Porsche<br />
war, der Wirtschaftspresse vor. Sicher<br />
hätte er aus seinen Porschezeiten noch<br />
vieles mehr zu berichten gehabt. Es ist jedoch<br />
davon auszugehen, dass dies bereits<br />
aus (arbeits-)rechtlichen Gründen nicht<br />
möglich ist. Zudem zitiert er aus einer<br />
Studie, wonach die Werte für Glaubwürdigkeit<br />
bei Journalisten höher liegen als<br />
bei Politikern.<br />
Die Sicht der Dinge aus Sicht des Bürgers<br />
und Verbrauchers zu erklären, sei wesentliche<br />
Aufgabe. Bankern und Finanzpolitikern<br />
einfach nachzuplappern, rügt<br />
er bereits aufgrund der Tatsache, dass<br />
sich die sogenannten Experten in der Bewertung<br />
ökonomischer Vorgänge uneinig<br />
sind.<br />
Zum Thema Netz und Journalismus zitiert<br />
er Frank Schirrmacher und beim<br />
Urheberrecht Stefan Niggemeier. Die<br />
Thesen von Jens Bergmann und Bernhard<br />
Pörksen über Medienskandale ziehen<br />
sich wie ein roter Faden durch das<br />
Buch.<br />
Hungers Feststellung, dass Verleger und<br />
Chefredakteure immer mehr zu Managern<br />
mutieren, die „nur ein Rezept kennen:<br />
sparen, schließen, streichen“, ist<br />
zwar nicht neu - aber ein wichtiger Aspekt,<br />
der über die harte Realität aufklärt.<br />
Blattkritik.<br />
Vom Glanz und Elend der Journaille von<br />
Anton Hunger. Erschienen 2013 in der<br />
Edition Hubert Klöpfer. 248 Seiten,<br />
geb. mit Schutzumschlag. 19,50 €<br />
34 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 2 · 2013<br />
2 · 2013 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 35
JULI<br />
01.07.2013 Freiberufler im Journalismus – Themen, Tipps und Trends zur erfolgreichen Selbstständigkeit<br />
02.-03.07.2013 Social Media: Blogs, Twitter, Facebook & Co<br />
09.-10.07.2013 Wörter wirken, Sätze erst recht - Die Schreibwerkstatt<br />
15.- 19.07.2013 Fit im privaten Radio – 39. Privatfunkseminar für Volontäre und freie Mitarbeiter Grundlagenseminar mit Workshops<br />
SEPTEMBER<br />
09.-13.09.2013 46. Zeitschriftenseminar für Volontäre und Seiteneinsteiger (I) – Grundlagenseminar in vier Wochen<br />
17.-19.09.2013 Pressearbeit in einem Unternehmen<br />
24.-25.09.2013 Social media – Blogs, Twitter & Co: für Public und Human Relation in Verbänden und Unternehmen<br />
27.09.2013 Freiberufler im Journalismus – Digitale Bild- und Textvermarktung<br />
OKTOBER<br />
01.10.2013 Medienrecht für die Praxis – Das ABC für Print und Online-Journalisten<br />
Mit Handbuch „Journalismus im Arbeits- und Medienrecht“<br />
09.-10.10.2013 Unabhängig, authentisch und unschlagbar schnell – Mein Blog - Workshop für Blogger<br />
14.-18.10.2013 46. Zeitschriftenseminar für Volontäre und Seiteneinsteiger (II). Grundlagenseminar in vier Wochen<br />
21.-25.10.2013 Kommunikation – 9. Grundlagenseminar für Volontäre in Pressestellen (I). Seminar in drei Wochen mit Workshops<br />
29.-30.10.2013 Fit für Mikrofon und Kamera – Medientraining für Entscheider<br />
NOVEMBER<br />
11.-15.11.2013 46. Zeitschriftenseminar für Volontäre und Seiteneinsteiger (III). Grundlagenseminar in vier Wochen<br />
18.-22.11.2013 Kommunikation - 9. Grundlagenseminar für Volontäre in Pressestellen (II). Seminar in drei Wochen mit Workshops<br />
26.11.-27.11.2013 Social media für Public und Human Relation in Unternehmen und Verbänden<br />
28.11.-29.11.2013 Schreiben fürs Web – Das Basistraining<br />
DEZEMBER<br />
aus- unD WEitErBilDung in DEr JournalistEn-aKaDEmiE E.V.<br />
S E M I N A R K A L E N D E R 2 0 13<br />
02.-06.12.2013 46. Zeitschriftenseminar für Volontäre und Seiteneinsteiger (IV). Grundlagenseminar in vier Wochen<br />
09.-13.12.2013 Kommunikation – 9. Grundlagenseminar für Volontäre in Pressestellen (III). Grundlagenseminar in drei Wochen<br />
Freiberufler im Journalismus Themen, Tipps und Trends zur erfolgreichen Selbstständigkeit<br />
Die Themen sind u. a. Konzept zur Existenzgründung, Finanzen - Einkommen, Steuern, Versicherungen, Vermarktung – Profil,<br />
Marketing, Geschäftsideen.<br />
Termin/Ort: 01. Juli 2013 in Stuttgart<br />
Seminargebühr: 100 Euro für <strong>DJV</strong>- Mitglieder, 200 Euro für Nichtmitglieder<br />
Kommunikation 2.0: Social Media – Blogs, Twitter, Facebook & Co.<br />
Die Zahlen sprechen für sich: 20 Millionen Deutsche sind Mitglieder bei Facebook und gut vier Millionen machen beim Kurznachrichtendienst<br />
Twitter mit. So kommen denn auch die Autoren der ARD/ZDF-Onlinestudie 2012 zu dem Ergebnis:<br />
„Die Bedeutung von Social Media steigt weiter an.“Die Marketingstrategen von Unternehmen, öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten<br />
und Verlagshäusern haben das erkannt und twittern, podcasten oder bloggen regelmäßig und nach Plan.<br />
Dabei gelten recht unterschiedliche Regeln. Es haben sich neue Formate und Stilformen entwickelt. Um hier die richtige<br />
Kommunikationsstrategie zu entwickeln und sie mit entsprechenden Medienproduktionen erfolgreich umzusetzen, muss man<br />
die unterschiedlichen Strukturen und Funktionsweisen von Social-Web-Angeboten kennen.<br />
Termine/Ort: 02. und 03. Juli 2013 in Stuttgart<br />
Seminargebühr: 380 Euro für <strong>DJV</strong>- Mitglieder, 400 Euro für Nichtmitglieder<br />
Wörter wirken, Sätze erst recht Schreibwerkstatt – Kreatives Schreiben<br />
Der Umgang mit der Sprache ist häufig oberflächlich, lieblos oder gar schludrig. Dabei sollte sie nicht nur als journalistisches<br />
Handwerkzeug pfleglich behandelt werden. Sprache und ihre Wirkung wird anhand von Fallbeispielen analysiert und in praktischen<br />
Übungen trainieren die Teilnehmer einen verständlichen und guten Stil. Es wird das Sprachgefühl und die Kreativität<br />
ebenso gefördert, wie die Lust am Schreiben.<br />
Termin/Ort: 09. und 10. Juli 2013 in Stuttgart<br />
Seminargebühr: 380 Euro für <strong>DJV</strong>- Mitglieder, 400 Euro für Nichtmitglieder<br />
aus- unD WEitErBilDung in DEr JournalistEn-aKaDEmiE E.V.<br />
Fit im Radio – 39. Grundlagenseminar für Volontäre und freie Mitarbeiter<br />
In diesen Seminaren wird die hörfunkgerechte Umsetzung journalistischer Darstellungsformen wie Nachricht, Interview,<br />
Reportage, Kommentar eingeübt und das Texten und Sprechen von Nachrichten trainiert. Weitere Themen sind die<br />
Online-Recherche – Social Media, Facebook, Twitter & Co. Die Referenten vermitteln ihre Fachkenntnisse in einer Ausgewogenheit<br />
zwischen Theorie und Praxis.<br />
Termin/Ort: 39. Grundlagenseminar 15. bis 19. Juli 2013 in Stuttgart<br />
Seminargebühr: 790 Euro<br />
46. Zeitschriftenseminar für Volontäre und Seiteneinsteiger<br />
Die Grundlagenseminare in vier Wochen sind Gemeinschaftsveranstaltungen mit dem Südwestdeutschen Zeitschriftenverleger-Verband<br />
e.V. Die Grundlagenseminare richten sich an Volontäre im ersten Berufsjahr sowie an Seiteneinsteiger in Zeitschriftenverlagen.<br />
Journalistische Darstellungsformen wie Nachricht, Bericht, Interview, Reportage, Kommentar usw.<br />
vermitteln Referenten aus der Praxis. Ebenso werden Themen wie Schreiben fürs Web, Layout, Überschriften, Foto, Bildtext,<br />
Internet, Medienrecht und Verlagsmanagement behandelt. Die Seminare sind als Bildungsmaßnahme im Sinne von § 8 des<br />
Tarifvertrags über das Redaktionsvolontariat an Zeitschriften anerkannt. Die Kursdauer beträgt vier Wochen. Um insbesondere<br />
Teilnehmern aus kleineren Redaktionen eine Freistellung zu erleichtern, ist das Seminar in vier Programmblöcke von<br />
jeweils einer Woche Dauer gegliedert, die sich über einen Zeitraum von vier Monaten erstrecken.<br />
46. Seminar in Stuttgart: 1.Woche: 09. – 13. September 2013 2.Woche: 14. – 18. Oktober 2013<br />
3.Woche: 11. – 15. November 2013 4.Woche: 02. – 06. Dezember 2013<br />
Seminargebühr: 1.950 Euro für Mitglieder des <strong>DJV</strong> oder SZV und 2.300 Euro für Nichtmitglieder<br />
Pressearbeit in einem Unternehmen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Pressestellen sind aufgrund der zunehmenden Medienvielfalt und der Konkurrenz der<br />
Medien untereinander immer höheren Anforderungen ausgesetzt. Komplexe Sachverhalte müssen in kurzer Zeit oftmals<br />
nicht-sachkundigen Journalisten vermittelt werden. Die Funktion des Pressesprechers richtig ausfüllen, kann nur jemand,<br />
der das Handwerkszeug für systematische Informationspolitik erworben hat. Ein weiterer wichtiger Themenkomplex wird<br />
das Medienrecht für die Praxis des Öffentlichkeitsarbeiters sein.<br />
Termin/Ort: 17. bis 19. September 2013 in Stuttgart<br />
Seminargebühr: 570 Euro für <strong>DJV</strong>- Mitglieder, 590 Euro für Nichtmitglieder<br />
Kommunikation 2.0: Social Media – Blogs, Twitter, Facebook & Co.<br />
für Public und Human Relation in Verbänden und Unternehmen<br />
Die Zahlen sprechen für sich: 20 Millionen Deutsche sind Mitglieder bei Facebook und gut vier Millionen machen beim Kurznachrichtendienst<br />
Twitter mit. So kommen die Autoren der ARD/ZDF-Onlinestudie 2012 zu dem Ergebnis: „Die Bedeutung<br />
von Social Media steigt weiter an.“ Die Marketingstrategen von Unternehmen und Verbänden haben das erkannt und<br />
twittern, podcasten oder bloggen regelmäßig und nach Plan. Und wenn es dem Kommunikationserfolg dient, „gruscheln“<br />
sie sogar, vertiefen also auf den Plattformen der sozialen Netzwerke die Beziehung zu (potentiellen) Kunden oder Nutzern.<br />
Dabei gelten recht unterschiedliche Regeln. Es haben sich neue Formate und Stilformen entwickelt. Um hier die richtige<br />
Kommunikationsstrategie zu entwickeln und sie mit entsprechenden Medienproduktionen erfolgreich umzusetzen,<br />
muss man die unterschiedlichen Strukturen und Funktionsweisen von Social-Web-Angeboten kennen.<br />
Termine/Ort: 24. und 25. September 2013 sowie 26. und 27. November 2013 (Wiederholung) in Stuttgart<br />
Seminargebühr: 380 Euro für <strong>DJV</strong>- Mitglieder, 400 Euro für Nichtmitglieder<br />
Freiberufler im Journalismus – Digitale Bild- und Textvermarktung<br />
Das Seminar richtet sich an Text- und Bildjournalisten, die sich informieren möchten über das unterdessen gut ausgebaute<br />
Netz der Vermarktung.<br />
Folgende Themen werden diskutiert mit Michael Hirschler, Referent für Freie, Bildjournalisten beim <strong>DJV</strong> Bundesverband,<br />
Bonn:<br />
– Einzelangebote und Präsenz im Telefonbereich<br />
– Monitoring von Datenbankanfragen<br />
– E-Mail-Vertrieb von Beiträgen (Text, Bild) über Einzel- und Massenmailings sowie Kunden-Newsletter<br />
– Sichtbarkeit im Netz über Blogs, Facebook, Twitter, Xing, GooglePlus, Flickr,<br />
– CC-Lizenzen, kostenlose eBooks und Slideshare-Präsenzen als Marketing<br />
– Datenbanken für Adressen (Kroll, djv-freie.de, djv-bild.de, Gelbe Seiten), Funktionen und Vorgehensweisen<br />
– Digitaler Textvertrieb in Datenbanken am Beispiel dieredaktion.de<br />
– Digitaler Bildvertrieb in Datenbanken (picturemaxx-Plattform, Funktion im Markt,<br />
versus allgemeine Webdatenbanken, Fotoplattformen wie photopool.de oder djv-bildportal.de, fotofinder)<br />
– Die Bedeutung der Verschlagwortung (IPTC) sowie der Nachverschlagwortung<br />
– Digitaler Workflow von Bildjournalisten<br />
Termin/Ort: 27. September 2013 in Stuttgart<br />
Seminargebühr: 100 Euro für <strong>DJV</strong>- Mitglieder, 200 Euro für Nichtmitglieder<br />
36 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 2 · 2013 2 · 2013 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 37
aus- unD WEitErBilDung in DEr JournalistEn-aKaDEmiE E.V.<br />
imPrEssum<br />
Wir gratuliErEn<br />
Medienrecht für die Praxis<br />
Das ABC des Presserechts für Print- und Onlinejournalisten.<br />
Mit Handbuch „Journalismus im Arbeits- und Medienrecht“<br />
Das Fachseminar informiert über den Rechtsrahmen für Journalistinnen und Journalisten<br />
bei Print- und Onlinemedien. Täglich haben Journalistinnen und Journalisten mit medien-<br />
und urheberrechtlichen Fragen zu tun, die im Seminar besprochen werden können.<br />
Termin/Ort: 01. Oktober 2013 in Stuttgart<br />
Seminargebühr: 190 Euro für <strong>DJV</strong>- Mitglieder, 200 Euro für Nichtmitglieder<br />
Unabhängig, authentisch und unschlagbar schnell – Mein Blog - Workshop für Blogger<br />
Das Schreiben in einen Blog als Internetpublikation ist weltweit auf dem Vormarsch.<br />
Sei es als Online-Tagebuch oder als Blog zu bestimmten Fachthemen. Es gibt vielfältige Arten von Blogs, die in dem Workshop<br />
vorgestellt werden. Wie eröffne ich ein Blog? Wie schreibe ich suchmaschinenoptimiert und bekomme meine Besucher?<br />
Wie kann ich damit Geld verdienen?<br />
Ziel des Seminares ist es, dass die Teilnehmer schnell, unkompliziert und effektiv ihren eigenen Blog betreiben.<br />
Termin/Ort: 09. und 10. Oktober 2013 in Stuttgart<br />
Seminargebühr: 380 Euro für <strong>DJV</strong>- Mitglieder, 400 Euro für Nichtmitglieder<br />
Kommunikation: – 9.Grundlagenseminar für Volontäre in Pressestellen<br />
Dieses dreiwöchige Seminar wendet sich an Volontäre in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, die das Pflichtprogramm<br />
von Pressemeldung bis Pressekonferenz beherrschen möchten und für die Kür der Pressearbeit - Kompetenz im Interview und<br />
vor der Kamera- ebenfalls fit sein müssen. In praktischen Übungen wird die rhetorische Kommunikation als Schlüsselqualifikation<br />
für die Gesprächsfähigkeit trainiert. In einer Schreibwerkstatt erhalten die Seminarteilnehmer das tägliche<br />
stilistische Handwerkzeug sowohl für Print- als auch für Online-Medien. Die Kursdauer beträgt drei Wochen. Um insbesondere<br />
Teilnehmern aus kleineren Pressestellen die Teilnahme zu erleichtern, ist das Seminar in drei Programmblöcke<br />
von jeweils einer Woche gegliedert, die sich über einen Zeitraum von drei Monaten erstrecken.<br />
Termin/Ort:<br />
1. Woche: 21. bis 25. Oktober 2013 2. Woche: 18. bis 22. November 2013 3. Woche: 09. bis 13. Dezember 2013<br />
Seminargebühr: 2.550 Euro für <strong>DJV</strong>- Mitglieder, 2.850 Euro für Nichtmitglieder (alle Seminare in Stuttgart)<br />
Fit für Mikrofon und Kamera – Medientraining für Entscheider<br />
Die eigene Botschaft vor laufender Kamera auf den Punkt zu bringen und die Statements sendereif vor dem Mikrofon zu<br />
formulieren, fordert Mitarbeiter in Kommunikationsabteilungen, Geschäftsführer und andere Entscheider enorm. Mit dem<br />
richtigen Handwerkszeug ausgestattet lassen sich aber auch schwierige Interviewsituationen souverän beherrschen.<br />
Im Medientraining lernen die Teilnehmer, Interviews und Statements richtig vorzubereiten und medienwirksam vor Kamera<br />
und Mikrofon zu präsentieren.<br />
Termin/Ort: 29. und 30. Oktober 2013 in Stuttgart<br />
Seminargebühr: 380 Euro für <strong>DJV</strong>- Mitglieder, 400 Euro für Nichtmitglieder<br />
Schreiben fürs Web – Das Basistraining<br />
Online-Journalismus wird ganz wesentlich durch die Struktur des Hyperlinks geprägt. Das setzt nicht nur portioniertes<br />
Schreiben voraus, sondern insgesamt eine vernetzte Textstruktur, die auf Audio- und Videoangebote zugeschnitten sein<br />
muss. Um trimediale Arbeitsweisen und ihre Umsetzung kommt deshalb niemand mehr herum. Sie werden in diesem<br />
Training vorgestellt und an Beispielfällen eingeübt. Die Themen sind u.a. Journalistische Stilformen für das Web, Schreiben<br />
für trimediale Angebote im Internet, Textsorten und ihre multimediale Positionierung, Nachrichten, Berichte, Netzreportagen<br />
und Texte für das Web-Cast.<br />
Termin/Ort: 28. und 29. November 2013 in Stuttgart<br />
Seminargebühr: 380 Euro für <strong>DJV</strong>- Mitglieder, 400 Euro für Nichtmitglieder<br />
Journalisten-Akademie e.V.<br />
Bildungsverein des <strong>DJV</strong><br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
Seminarleitung: Heidrun-Ute Geibel, Dipl.-Journ.<br />
Tel. 0711-222 49 54-60 · Fax 0711-222 49 54-44<br />
e-mail: akademie@djv-bw.de · Internet: www.djv-bw.de<br />
Herausgeber:<br />
DeutscherJournalisten-Verband,<br />
Landesverbandbaden-Württemberge.V.(<strong>DJV</strong>),<br />
gewerkschaftderJournalistinnen<br />
undJournalisten<br />
(Landesvorstand)<br />
V.I.s.D.P.:Thomasgodawa<br />
reDakTIon:<br />
robertbergmann,Dr.susannMathis,<br />
rudiDoster<br />
auToren:<br />
achimbeckedorf,robertbergmann,karlgeibel,<br />
albrechtgötzvonolenhusen,Piagrund-Ludwig,<br />
kathrinkonyen,DagmarLange,susannMathis,<br />
VerenaMayer,götzMünstermann,silkeschneider-<br />
Flaig,annikaWind<br />
TITeL:<br />
rudiDoster<br />
graFIk/HersTeLLung:<br />
rudiDoster·rdesign56stuttgart<br />
näcHsTeausgabe:3/2013<br />
redaktionsschluss:september2013<br />
<strong>DJV</strong>-Landesgeschäftsstelle:<br />
Hausanschrift:<br />
Herdweg63,70174stuttgart<br />
Postanschrift:<br />
Postfach150124,70075stuttgart<br />
Telefon:0711-2224954-0<br />
Fax:0711-2224954-44<br />
Internet:www.djv-bw.de<br />
e-Mail:info@djv-bw.de<br />
änderungderZustelladressebitte<br />
direktandiegeschäftsstelle<br />
des<strong>DJV</strong>-Landesverbandes<br />
baden-Württemberg.<br />
Derbezugspreisistim<br />
Mitgliedsbeitragenthalten.<br />
Der<strong>DJV</strong>-blickpunkterscheintvierteljährlich.<br />
einzelpreis:€3,–<br />
abo-Preisjährlich:€10,–<br />
auflage:4.500<br />
anZeIgen:<br />
edithgraf<br />
Telefon0711-2224954-70<br />
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anZeIgenVerWaLTung:<br />
Datenannahme:<br />
rdesign56@gmx.de<br />
In den 90ern<br />
Eike Reuter 16.4. (91 Jahre)<br />
Helmut Acker 2.5. (93 Jahre)<br />
Edwin Konnerth 2.6. (94 Jahre)<br />
In den 80ern<br />
Hans Frisch 5.4. (81 Jahre)<br />
Wolfgang Geigges 1.5. (84 Jahre)<br />
Walter Storto 6.5. (82 Jahre)<br />
Günter Wölbert 9.5. (88 Jahre)<br />
Hermann Grupp 13.5. (84 Jahre)<br />
Johann Meissmer 20.5. (82 Jahre)<br />
Dr. Christa Dericum 21.5. (81 Jahre)<br />
Joachim Hess 22.5. (82 Jahre)<br />
Werner Häusler 26.5. (88 Jahre)<br />
Michael Schnieber 31.5. (85 Jahre)<br />
Oswald Eckstein 13.6. (81 Jahre)<br />
80 Jahre<br />
Burghard Hüdig (4.6.)<br />
Karl-Jürgen Schmutzler 26.6.<br />
75 Jahre<br />
Lis Katia Stumpp 26.4.<br />
Helmut K. Doerfler 26.6.<br />
Fritz Bischoff 28.6.<br />
70 Jahre<br />
Suse Stein 6.4.<br />
Hartmut Regitz 22.4.<br />
Dieter R. Heiss 23.4.<br />
Klaus Marberg 30.4.<br />
Gerd Spiegel 16.5.<br />
Peter Thomas Sonnhütter 11.06.<br />
65 Jahre<br />
Friedbert Weber 9.5.<br />
Wolfgang Haschke 2.6.<br />
60 Jahre<br />
Michael Fass 13.4.<br />
Hubert Matt-Willmatt 16.4.<br />
Gerhard Franz 28.4.<br />
Gerd E. Lache 2.5.<br />
Dr. Albert-Maria Drexler 3.5.<br />
Reinhold Mario Schmitt 4.5.<br />
Jochen E. Hardenack 17.5.<br />
Winfried Thum 23.5.<br />
Christiane Ohnemüller 9.6.<br />
Jürgen Strein 11.6.<br />
Anita Rehm 25.6.<br />
Manfred Klemann 27.6.<br />
Karin Walz 30.6.<br />
38 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 2 · 2013<br />
2 · 2013 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 39