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BlickPunkt BlickPunkt - DJV Baden-Württemberg

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JournalistEn am WochEnEnDE<br />

JournalistEn am WochEnEnDE<br />

Großraumbüro am Wochenende<br />

In der Münchner iPad-Redaktion der<br />

Süddeutschen Zeitung arbeitet unterdessen<br />

seit halb elf die Ulmer Kollegin aus<br />

dem <strong>DJV</strong> Bundesvorstand Kathrin Konyen.<br />

An diesem Sonntag ist Sie für<br />

„München und Region“ zuständig. In<br />

München ist der Regen schon fast<br />

Schnee. Konyen, Pauschalistin bei der<br />

Süddeutschen Zeitung, arbeitet zurzeit<br />

häufig an den Wochenenden, zum Ausgleich<br />

für viele Wochentage, die sie für<br />

ihre <strong>DJV</strong>-Arbeit braucht und nicht in der<br />

Redaktion sein kann.<br />

Die Montagszeitung<br />

Foto: Susann Mathis<br />

Zurück zu Philipp Zieger in der Redaktion<br />

des Konstanzer Südkuriers: Das Interview<br />

für die Rubrik „Auf einen Kaffee<br />

mit“ ist schon vorbereitet, einzig auf der<br />

Konstanzs Verkehr sein, der unter dem<br />

massiven Einkaufstourismus aus der<br />

Schweiz leidet. So gerne die Geschäftsleute<br />

Kunden aus der Schweiz empfangen,<br />

so drängend sind die Bürgerinnen<br />

und Bürger an einer Verkehrslösung interessiert.<br />

Ein exemplarisch gutes Thema<br />

für eine Lokalzeitung, hier kann sie ihrer<br />

ureigenen Aufgabe nachgehen und vor<br />

Ort recherchieren, Positionen darstellen<br />

und ihre Leserinnen und Leser einbeziehen.<br />

Die Mosbacher Seiten der Rhein-Neckar-<br />

Zeitung bekommen derweil massiv die<br />

Auswirkungen des schlechten Wetters zu<br />

spüren: Die angekündigte Monster-<br />

Truck-Show ist buchstäblich ins Wasser<br />

gefallen, nur zehn Besucher hatten sich<br />

auf ein schlammiges Spektakel einlassen<br />

wollen, das war den Veranstaltern zu<br />

wenig. Damit muss nun auch die Zeitung<br />

auf spektakuläre Bilder verzichten. Das<br />

ist eine gute Nachricht für die Kommunalpolitik,<br />

denn von dieser Lücke profitiert<br />

der Bericht aus dem Limbacher<br />

Gemeinderat – seine jüngste Sitzung,<br />

seine Beschlüsse über Etats und Zukunftsprojekte<br />

werden nun ausführlicher<br />

gewürdigt.<br />

dazu. Für die restlichen 15 Artikel wartet<br />

Konyen nun auf die Texte der Kollegen,<br />

die Bilder hat sie schon zusammengesucht.<br />

Im Ressort „München und Region“<br />

gibt es nur wenige Videos zur<br />

Anreicherung. Konyen schreibt nun die<br />

Teaser und prüft alle Module auf Formalia,<br />

18:40 Uhr drückt der Produktionsleiter<br />

auf den Knopf, die iPad Ausgabe wird<br />

veröffentlicht. Dann arbeitet der Spätdienst<br />

bis etwa 23 Uhr noch Aktualisierungen<br />

ein.<br />

19 Uhr ist der Konstanzer Philipp Zieger<br />

auf der Zielgeraden. Um halb fünf hatte<br />

es zwar noch einen Autounfall an einem<br />

„Kunstkreisel“ genannten Kreisverkehr<br />

gegeben, doch insgesamt geht nun ein<br />

ruhiges Wochenende zu Ende. Nun wird<br />

Zieger noch ein paar Texte gegenlesen<br />

und letzte Bilder prüfen, bis halb neun, so<br />

schätzt er, wird er fertig sein. Und über<br />

was hat er nun seine Glosse geschrieben?<br />

Zieger lacht, da war die Realität besser als<br />

alles, was man sich ausdenken kann: Am<br />

frühen Sonntag Morgen wurde die Polizei<br />

gerufen, weil sich verdächtige Personen in<br />

Tarnkleidung getroffen hätten, auch von<br />

einem Schusswechsel war die Rede. Tatsächlich<br />

handelte es sich um eine Ministrantengruppe<br />

und die Schüsse, die der<br />

Anrufer gehört haben wollte, waren Böller,<br />

mit denen die Ministranten nachts<br />

vor den Zelten anderen Ministranten<br />

einen Schreck einjagen wollten.<br />

Zeitungen sind das reichweitenstärkste<br />

Angebot im Internet<br />

Die ZMG Zeitungs Marketing Gesellschaft<br />

meldet, dass ein Drittel der Deutschen<br />

die Regionalzeitungen online liest.<br />

Damit seien Zeitungen das reichweitenstärkste<br />

Angebot im Internet – vor T-Online<br />

und eBay. Umfragen zeigen, dass Informationen<br />

aus Zeitungen immer noch<br />

mit Abstand die größte Glaubwürdigkeit<br />

in der Bevölkerung besitzen. Das sind<br />

hervorragende Voraussetzungen, in einer<br />

immer komplizierteren Welt durch gut<br />

recherchierten Journalismus Anker und<br />

Positionen zu liefern. Aber natürlich ist<br />

es nicht einfach, für den Journalismus<br />

optimistische Zukunftsszenarien zu entwerfen,<br />

während dramatische Einbrüche<br />

von Auflagen regionaler Zeitungen aber<br />

auch überregionaler Magazine gemeldet<br />

werden.<br />

Dennoch plädierte „Zeit“-Chefredakteur<br />

Giovanni di Lorenzo auf dem Forum<br />

Lokaljournalismus für ein Ende der<br />

brancheneigenen Schwarzmalerei. ‚Du<br />

sollst Deine eigenen Produkte nicht<br />

schlechtreden‘, sei ein einfaches und<br />

uraltes unternehmerisches Gebot. Die<br />

Gesamtauflage sinkt, das sei wahr, aber in<br />

der Gegenwart gilt, dass „wir in Deutschland<br />

die besten, die unabhängigsten<br />

Medien der Welt haben“. Sogar montags.<br />

Die Arbeit in der iPad-Redaktion am<br />

Wochenende ist wie die Arbeit unter der<br />

Woche – nur mit weniger Konferenzen.<br />

Die iPad-Redaktion arbeitet die Inhalte<br />

der Print-Ausgabe in die Module<br />

der Tablet-Ausgabe ein. Dies geschieht, in<br />

enger Zusammenarbeit mit der Printredaktion,<br />

an einem eigenen Desk für die<br />

digitale Ausgabe. Dort werden die digitalen<br />

Möglichkeiten ausgereizt und die Inhalte<br />

der Druckausgabe mit Grafiken,<br />

Bildergalerien und Videos angereichert.<br />

Heute steht neben einer Schießerei bei<br />

einer Fahrzeugkontrolle natürlich auch<br />

in München das Champions League Finale<br />

im Zentrum. Ein Teil der Fans hat<br />

die ganze Nacht gefeiert, dieweil die anderen<br />

schon seit den frühen Morgenstunden<br />

am Flughafen auf die Bayern<br />

warten.<br />

Philipp Zieger beim Seitenbau.<br />

Seite 3 herrscht noch etwas Materialflaute.<br />

Zieger ist alleine. Bis etwa 20 Uhr<br />

will er fünf Lokalseiten fertig gemacht<br />

haben. Die diversen Rubriken und Nachrichtenleisten<br />

zu füllen, das sei ein echter<br />

Zeitfresser. Seine eigenen Texte, insbesondere<br />

seine Glosse, hebt er sich bis zum<br />

Schluss auf – wer weiß, was da noch<br />

kommt. Aufmacher wird am Montag<br />

Foto: Oliver Hanser<br />

18:40 Uhr drückt der<br />

Produktionsleiter auf den<br />

Knopf, die iPad Ausgabe<br />

wird veröffentlicht<br />

In München sind um halb fünf elf der 26<br />

Artikel schon fertig. Überraschend kam<br />

noch ein Bericht vom Christopher Street<br />

Day in Münchens Partnerstadt Kiew<br />

10 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 2 · 2013<br />

2 · 2013 <strong>DJV</strong> Blickpunkt 11

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