Serie 6
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FS 2011 Kombinatorik und Wahrscheinlichkeit Lösungen<br />
<strong>Serie</strong> 6<br />
1. Eine Urne enthalte n Kugeln, die von 1 bis n nummeriert sind. Man wählt r Kugeln<br />
aus, (a) mit Zurücklegen, (b) ohne Zurücklegen. Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass die grösste ausgewählte Zahl gleich m ist ?<br />
Hinweis für (a): Man definiert die folgenden Ereignisse für k = 1, . . . , n:<br />
A k := das Maximum unter den r Ziehungen ist kleiner gleich k ,<br />
B m := das Maximum unter den r Ziehungen ist gleich m .<br />
Lösung:<br />
(a) Man drückt das Ereignis B m mit den Ereignissen A k aus. Gesucht ist P(B m ).<br />
Zunächst gilt<br />
A m−1 ⊂ A m .<br />
Dass das Maximum genau m ist, bedeutet, dass es kleiner gleich m ist und dass es<br />
echt grösser als m − 1 ist, in Formeln:<br />
B m = A m \ A m−1 .<br />
Die Wahrscheinlichkeit von A k bekommt man durch folgende Überlegung: In jeder<br />
Ziehung ist die Wahrscheinlichkeit, eine Zahl kleiner gleich k zu ziehen, gleich k/n<br />
(k günstige Fälle, n mögliche Fälle). Da die r Ziehungen unabhängig sind, erhält<br />
man für k = 1, . . . , n:<br />
P(A k ) = kr<br />
n r .<br />
Damit berechnet sich P(B m ) nun wie folgt:<br />
P(B m ) = P(A m \ A m−1 )<br />
= P(A m ) − P(A m−1 ) (A m−1 ⊂ A m )<br />
= mr (m − 1)r<br />
−<br />
nr n r<br />
= mr − (m − 1) r<br />
n r .<br />
(b) B m impliziert, dass man die Kugel mit der Nummer m ziehen muss. Da man keine<br />
Kugel mit grösserer Nummer ziehen darf, verbleiben noch m − 1 Kugeln. Aus diesen<br />
kann man nun beliebig r − 1 Kugeln auswählen. Man erhält für die gesuchte<br />
Wahrscheinlichkeit:<br />
( m−1<br />
)<br />
# günstige Fälle<br />
P(B m ) =<br />
# mögliche Fälle = r−1<br />
( n<br />
, m ≥ r .<br />
r)<br />
2. In welchen Fällen gilt die Gleichung P(A) = P(A|B) + P(A|B c ) ?<br />
Lösung: Damit die Gleichung wohldefiniert ist, muss sicher 0 < P(B) < 1 gelten.
FS 2011 Kombinatorik und Wahrscheinlichkeit Lösungen<br />
Ist P(A) = 0, so gilt die Gleichung, da beide Seiten gleich Null sind. Es sei jetzt also<br />
0 < P(A) ≤ 1. Falls die Gleichung gilt, dann hat man<br />
Also<br />
P(A|B) + P(A|B c ) = P(A) = P(A|B)P(B) + P(A|B c )P(B c ) .<br />
P(A|B)P(B c ) + P(A|B c )P(B) = 0 ,<br />
d.h. P(A|B) = P(A|B c ) = 0. Daraus folgt P(A ∩ B) = P(A ∩ B c ) = 0 und weiter<br />
P(A) = P(A ∩ B) + P(A ∩ B c ) = 0 .<br />
Die Gleichung kann nur im Fall P(A) = 0 erfüllt werden.<br />
3. Eine Urne enthalte sieben weisse Bälle, die von eins bis sieben nummeriert sind, und<br />
drei schwarze Bälle, die die Nummern 8, 9, 10 tragen. Fünf Bälle werden aus der Urne<br />
gezogen, (a) mit Zurücklegen, (b) ohne Zurücklegen. Bestimmen Sie die Verteilungen in<br />
den Fällen (a) und (b) von folgenden Zufallsvariablen:<br />
• X=die Anzahl weisser Bälle in der Auswahl;<br />
• Y =das Minimum der Nummerierungen in der Auswahl.<br />
Lösung:<br />
(a) Mit Zurücklegen. Die Anzahl X der weissen Bälle ist Binomialverteilt mit Parametern<br />
n = 5 und p = 0.7. Die Verteilung ist also gegeben durch<br />
( 5<br />
P(X = k) = (0.7)<br />
k)<br />
k (0.3) 5−k , k = 0, . . . , 5.<br />
Für die Verteilung der Zufallsvariable Y gilt in diesem Fall:<br />
wobei<br />
Also:<br />
P(Y = k) = P(Y > k − 1) − P(Y > k),<br />
P(Y > k) =<br />
# günstige Fälle<br />
# mögliche Fälle<br />
=<br />
(10 − k)5<br />
10 5 .<br />
P(Y = k) =<br />
(10 − (k − 1))5 (10 − k)5<br />
− = (11 − k)5 − (10 − k) 5<br />
.<br />
10 5 10 5 10 5<br />
(b) Ohne Zurücklegen. Die Anzahl weisser Bälle gehorcht hier einer hypergeometrischen<br />
Verteilung:<br />
( 7<br />
)( 3<br />
)<br />
# günstige Fälle<br />
P(X = k) =<br />
# mögliche Fälle = k 5−k<br />
( 10<br />
) , k = 2, . . . , 5 .<br />
5
FS 2011 Kombinatorik und Wahrscheinlichkeit Lösungen<br />
Die Wahrscheinlichkeiten P(X = 0) und P(X = 1) sind null. Da fünf Kugeln<br />
gezogen werden und nur drei schwarze in der Urne sind, müssen mindestens zwei<br />
weisse Kugeln erwischt werden.<br />
Die Verteilung von Y berechnet sich wie folgt für k = 1, . . . , 6:<br />
mit<br />
P(Y > k) =<br />
Dies ergibt zusammen:<br />
P(Y = k) = P(Y > k − 1) − P(Y > k),<br />
# günstige Fälle<br />
# mögliche Fälle<br />
P(Y = k) = P(Y > k − 1) − P(Y > k)<br />
(10 − k)(10 − k − 1) · · · (10 − k − 4)<br />
= .<br />
10 · 9 · 8 · 7 · 6<br />
(10 − (k − 1))(10 − (k − 1) − 1) · · · (10 − (k − 1) − 4)<br />
= −<br />
10 · 9 · 8 · 7 · 6<br />
(10 − k)(10 − k − 1) · · · (10 − k − 4)<br />
−<br />
10 · 9 · 8 · 7 · 6<br />
(11 − k) · · · (7 − k) (10 − k) · · · (6 − k)<br />
= −<br />
10 · · · 6<br />
10 · · · 6<br />
(10 − k) · · · (7 − k)<br />
= ((11 − k) − (6 − k))<br />
10 · · · 6<br />
(10 − k)(9 − k)(8 − k)(7 − k)<br />
= 5 ·<br />
10 · 9 · 8 · 7 · 6<br />
4. Man bestimme die Wahrscheinlichkeit dafür, dass unter 200 Produktionsstücken mehr<br />
als drei unbrauchbar sind, wenn die Ausschussquote im Mittel 1% beträgt. (Hinweis:<br />
benutzen Sie dafür die Poissonverteilung.)<br />
Lösung: Man definiert die Zufallsvariable N als die Anzahl der unbrauchbaren Produktionsstücke.<br />
Genaugenommen ist N eine nach Bi(200, 0.01)-verteilte Zufallsvariable. Da<br />
aber 200 gross und die Wahrscheinlichkeit für ein unbrauchbares Produkt klein ist, nähert<br />
man diese Verteilung durch eine Po(200 · 0.01 = 2)-Verteilung an. Mit dieser Annäherung<br />
berechnet man die gesuchte Wahrscheinlichkeit wie folgt:<br />
P(N > 3) = 1 − P(N = 0) − P(N = 1) − P(N = 2) − P(N = 3)<br />
= 1 − e −λ − λe −λ − λ2<br />
2 e−λ − λ3<br />
6 e−λ<br />
= 1 − e −λ( 1 + λ + λ2<br />
2 + λ3 )<br />
6<br />
= 1 − e −2 (1 + 2 + 2 + 4/3)<br />
≈ 1 − 0.857 = 0.143 .<br />
5. Auf einer Hauptstrasse regeln vier Ampeln den Verkehr. Jede von ihnen gestattet<br />
oder verbietet einem Auto die Weiterfahrt mit der Wahrscheinlichkeit 0.5, wobei dies<br />
unabhängig von den anderen Ampeln passiert. Man bestimme die Verteilung für die<br />
Anzahl X von Verkehrsampeln, an denen das Auto bis zum ersten Halt vorbeigefahren<br />
ist.
FS 2011 Kombinatorik und Wahrscheinlichkeit Lösungen<br />
Lösung: Wäre die Anzahl der Ampeln unendlich, so wäre X geometrisch verteilt.<br />
Hier definiert man folgende Indikatorfunktionen für k = 1, 2, 3, 4:<br />
{<br />
1 k-te Ampel ist rot<br />
I k =<br />
0 sonst.<br />
Dann ist P (I k = 1) = P (I k = 0) = 0.5. Die Zufallsvariable X nimmt die Werte 0, 1, 2, 3, 4<br />
an. Es gilt:<br />
P(X = 0) = P(I 1 = 1) = 0.5 ,<br />
P(X = 1) = P(I 1 = 0, I 2 = 1) = P(I 1 = 0)P(I 2 = 1) = 0.25 ,<br />
P(X = 2) = P(I 1 = 0, I 2 = 0, I 3 = 1) = P(I 1 = 0)P(I 2 = 0)P(I 3 = 1) = 0.125 ,<br />
P(X = 3) = P(I 1 = 0, I 2 = 0, I 3 = 0, I 4 = 1) = 0.0625 ,<br />
P(X = 4) = P(I 1 = 0, I 2 = 0, I 3 = 0, I 4 = 0) = 0.0625 .<br />
6. Fakultativ, resp. ohne Testatrelevanz: Beweisen Sie Satz 3.9. im Skript.<br />
Lösung: Sei x < y. Dann gilt {X ≤ x} ⊂ {X ≤ y}. Also erhält man:<br />
F X (x) = P(X ≤ x)<br />
≤ P(X ≤ y)<br />
= F X (y) .<br />
({X ≤ x} ⊂ {X ≤ y})<br />
Folglich ist F X eine wachsende Funktion.<br />
Sei nun (x n ) ein wachsende Folge von Zahlen mit lim n→∞ x n = ∞. Dann gilt, dass die<br />
Folge der Mengen {X ≤ x n } wachsend ist in n und ⋃ ∞<br />
n=1 {X ≤ x n} = Ω. Folglich erhält<br />
man:<br />
lim F X(x n ) = lim P(X ≤ x n )<br />
n→∞ n→∞<br />
( ⋃ ∞ )<br />
= P {X ≤ x n }<br />
n=1<br />
= P(Ω) = 1 .<br />
(vgl. Aufgabe 3(i), <strong>Serie</strong> 3)<br />
Da die Folge (x n ) eine beliebige wachsende Folge war, gilt<br />
lim F X(x) = 1 .<br />
x→∞<br />
Sei nun (x n ) ein fallende Folge von Zahlen mit lim n→∞ x n = −∞. Dann gilt, dass die<br />
Folge der Mengen {X ≤ x n } fallend ist in n und ⋂ ∞<br />
n=1 {X ≤ x n} = ∅. Folglich erhält<br />
man:<br />
lim F X(x n ) = lim P(X ≤ x n )<br />
n→∞ n→∞<br />
( ⋂ ∞ )<br />
= P {X ≤ x n }<br />
n=1<br />
= P(∅) = 0 .<br />
(vgl. Aufgabe 3(ii), <strong>Serie</strong> 3)
FS 2011 Kombinatorik und Wahrscheinlichkeit Lösungen<br />
Da die Folge (x n ) eine beliebige fallende Folge war, gilt<br />
lim F X(x) = 0 .<br />
x→−∞<br />
Um die Rechtsstetigkeit zu zeigen, wählt man eine fallende Folge (x n ), so dass lim n→∞ x n =<br />
y gilt. Dann gilt:<br />
∞⋂<br />
{X ≤ y} = {X ≤ x n } .<br />
Weiter ist die Folge der Mengen {X ≤ x n } fallend. Damit erhält man<br />
n=1<br />
lim F X(x n ) = lim P(X ≤ x n )<br />
n→∞ n→∞<br />
( ⋂ ∞ )<br />
= P {X ≤ x n }<br />
n=1<br />
= P(X ≤ y) = F X (y) .<br />
(Aufgabe 3(ii), <strong>Serie</strong> 3)<br />
Da die fallende Folge (x n ) beliebig war, ist die Rechtsstetigkeit von F X gezeigt.