Bildungsreformen in den nichtärztlichen Gesundheitsberufen
Bildungsreformen in den nichtärztlichen Gesundheitsberufen
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Thema<br />
TRIBÜNE<br />
Abbildung 1<br />
Das Schweizer Bildungssystem<br />
figuriert bereits unter <strong>den</strong> fünf beliebtesten Frauenberufen<br />
[1]*. Er kann wie jede andere Berufslehre<br />
direkt nach der obligatorischen Schulzeit ergriffen wer<strong>den</strong>,<br />
was ihn ganz wesentlich von <strong>den</strong> früheren Pflegeausbildungen<br />
unterscheidet (s. Abb. 2).<br />
Abbildung 2<br />
Wandel <strong>in</strong> <strong>den</strong> Pflegeausbildungen<br />
Entstehung der Fachhochschulen<br />
Bei allen Neugestaltungen <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Gesundheitsberufen</strong><br />
hat seit <strong>den</strong> neunziger Jahren immer wieder die Fachhochschulthematik<br />
mitgeschwungen. Ins Bewusstse<strong>in</strong><br />
gerückt war diese Thematik durch die Reformen des<br />
Bundes, der damals realisierte, dass die Schweiz mit<br />
ihrer niedrigen Maturitätsquote und dem wenig systematisiertenBildungssystem<br />
<strong>in</strong>ternational <strong>in</strong>s H<strong>in</strong>tertreffenzugeraten<br />
drohte. Unser Land wurde deswegen<br />
von <strong>in</strong>ternationalen Organisationen wie der OECD<br />
auch gerügt. Insbesondere die damaligen Ingenieurschulenkämpften<br />
um Anerkennung, da sie im Gegensatz<br />
zu vergleichbaren Ausbildungen im Ausland <strong>in</strong>ternational<br />
nicht als Hochschulen galten. Verstärkt<br />
durch <strong>den</strong> Schock des EWR-Ne<strong>in</strong>s von 1992, der Angst<br />
vor e<strong>in</strong>em wirtschaftlichen Abseitsstehen auslöste,<br />
setzte beim Bund daraufh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e grosse Reformbewegung<br />
e<strong>in</strong>, die <strong>in</strong> der Verabschiedung des Fachhochschulgesetzes<br />
von 1996 gipfelte. In der Folge wur<strong>den</strong><br />
die Ingenieurschulen und andere Höhere Fachschulen<br />
im Wirtschafts-, Sozial- und Kunstbereich <strong>in</strong> schweizweit<br />
sieben Fachhochschulen umgewandelt und zusammengefasst<br />
2 .<br />
* Die nummerierte Literaturliste<br />
f<strong>in</strong><strong>den</strong> Sie <strong>in</strong> der<br />
Onl<strong>in</strong>e-Ausgabe des Artikels<br />
unter www.saez.ch<br />
2<br />
Zu <strong>den</strong> sieben öffentlichen<br />
Fachhochschulen kam<br />
etliche Jahre später die<br />
private Fachhochschule<br />
Kalados h<strong>in</strong>zu, die neu auch<br />
e<strong>in</strong>en Pflegestudiengang<br />
anbietet.<br />
dungen Niveau I und Niveau II zusammenführte. Der<br />
nächste Reformschub wurde Ende der neunziger Jahre<br />
ausgelöst, als die GDK beschloss, die Diplomberufe<br />
offiziell als Tertiärberufe an Höheren Fachschulen<br />
e<strong>in</strong>zustufen und gleichzeitig auf der Sekundarstufe II<br />
e<strong>in</strong>en neuen Gesundheitsberuf zu schaffen.<br />
Diese Beschlüsse wur<strong>den</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> Jahren<br />
umgesetzt: 2001 wur<strong>den</strong> die revidierten Zulassungsbed<strong>in</strong>gungen<br />
für die mediz<strong>in</strong>isch-technisch-therapeutischen<br />
Berufe verabschiedet, e<strong>in</strong> Jahr später folgten<br />
die neuen Ausbildungsbestimmungen für die Pflegefachperson<br />
HF mit gleichzeitiger Änderung der Berufsbezeichnung<br />
von «Krankenschwester» zu «Pflegefachfrau».<br />
Im gleichen Jahr wurde die Bildungsverordnung<br />
fürdie neue Berufslehre «Fachangestellte Gesundheit»<br />
verabschiedet–als Zubr<strong>in</strong>ger zu <strong>den</strong> tertiären Diplomberufen<br />
und als eigener Beruf, der mehr oder weniger<br />
die frühere Pfleger<strong>in</strong> FA SRK ersetzte. Dieser neue Gesundheitsberuf<br />
ist von Beg<strong>in</strong>n an auf Erfolgskurs und<br />
Gesundheitsberufe: kulturelle Unterschiede<br />
zwischen Deutsch- und Westschweiz<br />
Durch die Umwandlung vergleichbarer Ausbildungen<br />
wie der Höheren Fachschulen <strong>in</strong> Sozialarbeit oder der<br />
Lehrersem<strong>in</strong>are <strong>in</strong> Hochschulen e<strong>in</strong>erseits und die<br />
<strong>in</strong>ternationalen Entwicklungen andererseits, kamen<br />
die Gesundheitsberufe <strong>in</strong> Zugzwang, wollten sie ihre<br />
Attraktivität beibehalten. Fachhochschulreformen <strong>in</strong><br />
<strong>den</strong> <strong>Gesundheitsberufen</strong> wur<strong>den</strong> <strong>den</strong>nauch seitMitte<br />
der neunziger Jahre angegangen, jedoch waren mehrere<br />
Anläufe notwendig, um solche Fachhochschulen<br />
mit e<strong>in</strong>er starken zeitlichen Verzögerung Anfang des<br />
21. Jahrhunderts tatsächlich e<strong>in</strong>zuführen. In der ganzen<br />
Debatte um Fachhochschulen Gesundheit traten<br />
mit aller Deutlichkeit die kulturellen Unterschiede der<br />
Bildungskonzeptionen zwischen Deutschschweiz und<br />
Westschweiz zu Tage, die sich ganz allgeme<strong>in</strong> z.B. an<br />
e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> der Westschweiz seit Jahren höheren Maturitätsquote<br />
zeigen [2]. Während <strong>in</strong> der Westschweiz gewisse<br />
Gesundheitsberufe direkt an Fachhochschulen<br />
ausgebildet wer<strong>den</strong> sollten, war man <strong>in</strong> der Deutschschweiz<br />
der Me<strong>in</strong>ung, bei Fachhochschulausbildungen<br />
handle es sich um Weiterbildungen nach e<strong>in</strong>er<br />
absolvierten Diplomausbildung. Dieser Streit um die<br />
Bildungssystematik zog sich seit Beg<strong>in</strong>n der Fachhochschulreformen<br />
wie e<strong>in</strong> roter Fa<strong>den</strong> durch alle Diskussionen<br />
h<strong>in</strong>durch und war e<strong>in</strong>er der Hauptgründe für<br />
die verspätete Fachhochschulentwicklung <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Gesundheitsberufen</strong><br />
[3].<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
Schweizerische Ärztezeitung |Bullet<strong>in</strong> des médec<strong>in</strong>s suisses |Bollett<strong>in</strong>o dei medici svizzeri |2009;90: 44 1715