Ausbeute - gaede
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Fehlerquellen bei der Messung der <strong>Ausbeute</strong><br />
Joachim Gaede, Dipl. Physiker, GAEDE Medizinsysteme GmbH<br />
Im Moos 6, 79112 Freiburg<br />
Anlass für diese kleine Abhandlung stellt die Vorgehensweise der Ärztlichen Stellen<br />
in Hessen dar, im Rahmen ihrer Prüfungen für die Toleranzbreite des Parameters<br />
„<strong>Ausbeute</strong>“ geringere Abweichungen anzusetzen, als diese aufgrund der Messungen<br />
der hierfür erforderlichen Parameter (Aktivität, Countrate Gammakamera) erforderlich<br />
wären.<br />
Hierdurch sind viele Mängelrügen bei Anwendern entstanden, die bei der<br />
Anwendung realistischer Toleranzen nicht erforderlich gewesen wären – was<br />
letztendlich auch mit unnötigen Kosten für die betroffenen Anwender verbunden ist –<br />
vermutlich aber auch mit Mehreinnahmen für die Ärztliche Stelle.<br />
Trotz der bisher leider erfolglosen inoffiziellen „Überzeugungsversuche“ der<br />
Ärztlichen Stelle zur Verbesserung der Situation soll dies hier nochmals ausführlich<br />
diskutiert und beispielhaft nachgewiesen werden, in der Hoffnung, dass sich die<br />
Realität durchsetzt.<br />
Gefordert wäre auch das verantwortliche Ministerium, diese Problematik einmal<br />
objektiv zu betrachten. Schließlich darf ein Anwender bei der Beurteilung seiner<br />
Qualitätskontrollen eine sachgerechte Beurteilung erwarten. Diese ist derzeit leider<br />
nicht gegeben.<br />
Was stellt die <strong>Ausbeute</strong> dar ?<br />
Die <strong>Ausbeute</strong> ist grob gesprochen ein Maß für Empfindlichkeit der Gammakamera<br />
bezüglich einer zu messenden Aktivität.<br />
Ganz genau stellt die <strong>Ausbeute</strong> das arithmetische Verhältnis zwischen der Countrate,<br />
die durch eine radioaktive Quelle im Gesichtsfeld der Kamera entsteht und dem Wert<br />
der Aktivität dieser Quelle dar.<br />
<strong>Ausbeute</strong> [C/min/MBq] = Countrate [C/Min] / Aktivität [MBq]<br />
Wovon hängt die <strong>Ausbeute</strong> ab ?<br />
Die <strong>Ausbeute</strong> hängt in erster Linie vom eingesetzten Kollimator ab. Des weiteren ist<br />
die <strong>Ausbeute</strong> von der Fensterbreite abhängig. Auch im Kamerasystem eingesetzte<br />
Korrekturen beeinflussen den Wert der <strong>Ausbeute</strong>.<br />
Wenn man unterschiedliche Kameras vergleicht, so hängt die Empfindlichkeit auch<br />
von der Dicke des verwendeten Kristalls ab.<br />
Der Wert der <strong>Ausbeute</strong> wird des weiteren vom Abstand der Quelle zum Kollimator<br />
und geringfügig auch von anderen Faktoren beeinflusst.<br />
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Fehlerquellen bei Messungen in der Nuklearmedizin<br />
Man hat zu unterscheiden zwischen Verfahrensfehlern und Messfehlern.<br />
Verfahrensfehler sind Fehler, die vom Anwender durch systematisches und<br />
gleichartiges Vorgehen bei den jeweiligen Messungen weitgehend ausgeschlossen<br />
werden können.<br />
Es geht im wesentlichen um eine Konstanzprüfung, Voraussetzung hierfür sind<br />
selbstverständlich immer möglichst gleichartige Bedingungen bei den Messungen,<br />
also:<br />
gleiche Aktivitätsmenge und Volumen<br />
gleicher Spritzentyp<br />
gleicher Abstand bei der Kamera und gleiche Messzeiten<br />
Zu beachten ist auch, dass die „Spritzenstöpsel“ oftmals eine recht hohe Absorption<br />
aufweisen, was dann bei der Messung an der Kamera zu Veränderungen führen<br />
kann.<br />
Was das Flüssigkeitsvolumen angeht, so sollte man wissen, dass erhebliche<br />
Unterschiede in den Countrate zwischen horizontaler Messung (Spritze liegt parallel<br />
zum Kollimator) und vertikaler Messung (Spritze senkrecht zum Kollimator) entstehen<br />
können.<br />
Messfehler sind hingegen Fehler, die durch Ungenauigkeiten beim Messgerät selbst<br />
entstehen und die der Anwender nicht direkt beeinflussen kann.<br />
Messfehler am Aktivimeter entstehen durch Flüssigkeitsvolumen, Quellenposition,<br />
Ableseungenauigkeiten sowie auch äußere Einflüsse, die leider weniger bekannt<br />
sind, wie Luftdruck und Temperatur.<br />
Messfehler an der Gammakamera entstehen im wesentlichen durch die Veränderung<br />
der Inhomogenität.<br />
Aus diesem Grund gibt es für die verschiedenen Parameter Toleranzbereiche,<br />
innerhalb derer die Messwerte variieren können.<br />
Für die Messung am Aktivimeter beträgt das Toleranzbereich +- 5 % .<br />
Für die Nichtuniformität des Detektors gilt bekanntlich ein Wert von maximal 8 %, bis<br />
zu dem die Nutzung der Kamera erlaubt ist.<br />
2
Grundsätzlich sollte man sich im klaren darüber sein, dass man nie eine exakte<br />
Messung durchführen kann. Mit jeder Messung ist grundsätzlich ein Messfehler<br />
verbunden, gleichwohl wie gut und reproduzierbar das Ergebnis auch sein sollte.<br />
Da die Ergebnisse von Messgeräten auch von äußeren Bedingungen abhängen,<br />
können gleichartige Messungen einige Tage später zu anderen Messergebnissen<br />
führen.<br />
Fehler bei Ergebnissen, die sich aus unterschiedlichen Messgeräten ergeben<br />
Die <strong>Ausbeute</strong> ist ein klassischen Beispiel für ein Ergebnis, das sich aus den<br />
Ergebnissen verschiedener Messgeräte ergibt.<br />
In diesem Fall wird ein Wert ermittelt, der sich aus 2 fehlerbehafteten Messwerten<br />
ergibt.<br />
Hierfür gilt in der Messtechnik das sogenannte Fehlerfortpflanzungsgesetz. Der<br />
Fehler der Einzelmessungen pflanzt sich bei der entsprechenden rechnerischen<br />
Verarbeitung ins Ergebnis fort.<br />
Grundsätzlich gilt hier, dass der Fehler des Ergebnisses immer größer ist als der<br />
Fehler der jeweiligen Einzelmessung. Im allgemeinen addieren sich die Einzelfehler<br />
zu einem Gesamtfehler.<br />
Auf die <strong>Ausbeute</strong> übertragen bedeutet dies, dass sich die Fehler bei der <strong>Ausbeute</strong><br />
aus den Fehlern der Aktivitätsmessung und den der Messung der Kamerazählrate<br />
addieren.<br />
Genau diese Erkenntnis ist leider noch nicht bis zur Ärztlichen Stelle in Hessen<br />
vorgedrungen.<br />
Wie groß kann der Fehler bei der Aktivitätsmessung an der Kamera sein ?<br />
Ein schwieriges Kapitel. Die gemessene Zählrate der Kamera hängt ab vom Abgleich<br />
der Photomultiplier als auch von der Einstellung der Korrekturen. Wenn man einmal<br />
die Korrekturen außer acht lässt, dann ist die Zählrate vom Detektorabgleich<br />
abhängig.<br />
Dieser ist im wesentlichen dafür verantwortlich, wie groß die Countratenunterschiede<br />
über den verschiedenen Bereichen des Detektors sind. Bekanntlich bedingt der<br />
Abgleich der Photomultiplier die Lage des „Peaks“ im Spektrum, Abweichungen der<br />
Peaks führen zu einer Verminderung der Countrate an der entsprechenden Stelle.<br />
3
Dies äußert sich dann bei homogener Bestrahlung des Detektors als Inhomogenität.<br />
Zur Berechnung der Inhomogenität ermittelt man über dem Gesichtsfeld maximale<br />
und minimale Countrate und berechnet diese nach:<br />
Inhomogenität(I)= Cmax-Cmin/(Cmax+Cmin)<br />
Beispiel:<br />
Cmax=1000 Cmin=960 Inhomogenität=(1000-960)/(1000+960)=2.04%<br />
Angenommen, die Quelle wird über dem mittleren Photomultiplier gemessen. Im<br />
Laufe der Woche würde diese Röhre so driften, dass dann bei der Messung der<br />
genau gleichen Aktivität nicht mehr Cmin=960,sondern Cmin=860 gemessen würde.<br />
Dann wäre die Inhomogenität (1000-860)/(1000+860)= 7.52 %<br />
Dies wäre noch zu tolerieren, denn laut Vorschrift darf dieser Wert max. 8%<br />
betragen.<br />
Wenn man umgekehrt rechnet, wie groß der Aktivitätsunterschied (also z.B. Cmin)<br />
sein kann, bis der Wert von 8 % erreicht wird, bekommt man als untersten Wert für<br />
Cmin=852<br />
I=(1000-852)/(1000+852)=7.99%<br />
Als Ergebnis dieser Ausführung ist also festzuhalten, dass ein und dieselbe Aktivität<br />
unterschiedliche Messergebnisse an der Kamera ergeben kann, wenn sich die<br />
Uniformität verändert.<br />
Wenn sich z.B. eine Uniformität von 2% auf 8 % verändert, kann damit eine<br />
Zählratenveränderung von über 10 % (von 960 auf 860) einhergehen, ohne dass<br />
dies - jedenfalls rechtlich - zu beanstanden wäre.<br />
Übertragung der Erkenntnis der Messfehler auf die <strong>Ausbeute</strong><br />
Der Toleranzbereich der Inhomogenität von 8 % kann laut obigem Beispiel dazu<br />
führen, dass eine Veränderung der mit der Gammakamera gemessenen<br />
Countratenwerte von über 10 % entstehen kann – dies unter Annahme gleicher<br />
Aktivitäten.<br />
Berücksichtigt man nun zusätzlich Messfehler bei der Aktivitätsmessung und hier die<br />
maximale Toleranz von 5 %, dann kann die Messung der entsprechenden Countrate<br />
an der Kamera eine über 15 % liegende Abweichung gegenüber einer Vormessung<br />
ergeben, wenn z. B. die Aktivitätsmessung am Aktivimeter gegenüber einer<br />
Vormessung um 5 % zuwenig anzeigt.<br />
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Schlussfolgerungen<br />
Bei der Messung der <strong>Ausbeute</strong> ist unter Zugrundelegung eines Betriebs von<br />
Aktivimeter und Gammakamera innerhalb der Norm von einem Messfehler von über<br />
15 % auszugehen.<br />
Die <strong>Ausbeute</strong> erscheint daher nicht unbedingt als qualitätsbestimmende Größe.<br />
Veränderungen der <strong>Ausbeute</strong> dürfen im Rahmen der Prüfungen der<br />
Qualitätskontrollen durch die Ärztlichen Stelle nicht mit der Toleranzbreite von 5 %<br />
beanstandet werden.<br />
Sinnvoll für Beanstandungen wäre eine Abweichung von ca. 15 % vom Sollwert.<br />
Verfasser:<br />
Joachim Gaede, Dipl.Phys.<br />
Medizinphysikexperte<br />
Im Moos 6<br />
79112 Freiburg<br />
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