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Wie aus Ohnmacht Stärke wird Gewalt macht krank Gewalt »Frauen werden im Zusammenleben mit »gewaltbereiten« Männern nicht erst durch Schläge verletzt, sondern auch durch psychische Gewalt. Dazu zählen z.B. zermürbende Demütigungen, erzwungene Schlaflosigkeit, ständige Überwachung und Kontrolle (Einsperren), Misstrauen und Eifersucht, regelmäßige Herabsetzung vor den Kindern oder im Bekanntenkreis. Sexuelle Nötigung und Vergewaltigung werden zu einem sehr hohen Anteil nicht von Fremden ausgeübt, sondern durch Männer, denen die betreffende Frau persönlich bekannt ist. Und schließlich ist der gewalttätige Übergriff, der eine Frau zum Aufsuchen von Beratung und Schutz veranlasst, selten der erste in ihrem Leben.« Frauengesundheitsbericht 2001 Seite 246 35
Wie aus Ohnmacht Stärke wird Sprechen gegen Scham und Schuldgefühle Eine Umfrage des Bremer Instituts für Präventionsforschung und Sozialmedizin ergab, dass jede sechste Frau körperliche Gewalt erlebt hat, jede zehnte sexuelle Gewalt, jede zwanzigste beide Formen. Körperliche Gewalt gegenüber Frauen ist zudem meist mit verbalen Bedrohungen verbunden. Bei einer repräsentativen Umfrage des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen gaben 8,5 Prozent aller Frauen an, nach dem 18. Lebensjahr vergewaltigt worden zu sein, davon zwei Drittel in der Familie, vor allem vom Ehemann oder Lebenspartner. Fast die Hälfte der Betroffenen verheimlichte bis zum Zeitpunkt der Befragung aus Angst, Scham und Schuldgefühlen ihre Erlebnisse. Jüngere und gut ausgebildete Frauen sprachen eher über ihre Erfahrungen und nahmen gezielter Hilfe in Anspruch – vor allem, wenn der Täter ein Fremder und sein Angriff weniger schwer war. Je länger Frauen schweigen, desto gravierender die Folgen. Etwa 50 Prozent der Frauen, die als Prostituierte arbeiten, kennen körperliche und sexuelle Gewalt aus ihrer Kindheit und Jugend. Später wird die Hälfte von ihnen Opfer gewalttätiger Freier und Zuhälter. Gewalt ist keine Privatsache Es gibt über 400 Frauenhäuser in der Bundesrepublik. Enge Räume, knappe Finanzen und eine schlechte Personalausstattung erschweren oftmals, dass Frauen angemessen versorgt werden. Außerdem fehlen Mittel für die Supervision. Neben Frauenhäusern existieren Notrufprojekte und Beratungsstellen gegen sexuellen Missbrauch. »Nach Schätzung der Bundesregierung suchen jährlich ca. 45 000 Frauen in einem Frauenhaus Schutz vor weiteren Mißhandlungen ... Die Forschung im In- und Ausland belegt einhellig, daß Frauen im besonderen Maße von gesteigerter Gewalt bedroht sind, wenn sie sich nach außen wenden oder versuchen, sich von dem Mann zu trennen, und daß sie nach einer Trennung oder Scheidung oft jahrelang verfolgt, überwacht und terrorisiert werden.« Frauengesundheitsbericht 2001 Seite 259 »Er schien so nett zu sein. Doch nachdem wir verheiratet waren, änderte er sich total. Ich sollte nur noch für ihn und die Kinder da sein. Er verbot mir, mich mit Freundinnen zu treffen, an Ausgehen war gar nicht mehr zu denken, und wenn er nach Hause kam und ich saß zufällig mit einer Nachbarin beim Kaffeetrinken, dann machte er mir schlimmste Vorwürfe und beschimpfte mich. Manchmal hat er mich auch geschlagen. Ich war mit den Nerven völlig fertig. Es hat sich dann immer schlimmer entwickelt. Ich durfte nicht telefonieren und bin am Ende nicht mal mehr allein einkaufen gegangen, sondern immer nur mit ihm. Er hat mir auch kein Geld mehr gegeben, ich war völlig abhängig. Irgendwann war mir so schlecht, dass ich zur Ärztin gegangen bin und alles erzählt hab‘. Die hat mir gesagt, dass es Frauenhäuser gibt, und dann bin ich eines Tages da hin. Ich bin aber wieder zurück zu ihm, weil er versprochen hat, es würde alles anders, aber so war es ja nicht. Jetzt bin ich das sechste Mal im Frauenhaus, und diesmal geh ich nicht zurück.« Margret H., 32 36
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